Miriam Haagen · Birgit Möller Sterben und Tod im...

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Sterben und Tod im Familienleben Miriam Haagen · Birgit Möller Praxis der Paar- und Familientherapie herausgegeben von M. Cierpka, A. Riehl-Emde, M. Schmidt und K. A. Schneewind Beratung und Therapie von Angehörigen von Sterbenskranken

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Sterben und Todim Familienleben

Miriam Haagen · Birgit Möller

Praxis der Paar- und Familientherapieherausgegeben von

M. Cierpka, A. Riehl-Emde, M. Schmidt und K. A. Schneewind

Beratung und Therapie von Angehörigen von Sterbenskranken

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Sterben und Tod im Familienleben

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Praxis der Paar- und FamilientherapieBand 7 Sterben und Tod im Familienleben von Dr. Miriam Haagen und Dr. Birgit Möller

Herausgeber der Reihe:

Prof. Dr. Manfred Cierpka, PD Dr. Astrid Riehl-Emde, Dr. Martin Schmidt, Prof. Dr. Klaus A. Schneewind

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von

Miriam Haagen und Birgit Möllermit einem Vorwort von Dieter Bürgin

Beratung und Therapievon Angehörigen von Sterbenskranken

Sterben und Tod im Familienleben

GÖTTINGEN · BERN · WIEN · PARIS · OXFORDPRAG · TORONTO · BOSTON · AMSTERDAMKOPENHAGEN · STOCKHOLM · FLORENZ

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Dr. Miriam Haagen, geb. 1959. 1979-1986 Studium der Medizin in Hamburg und London. 1992 Promotion. Weiterbildung zur Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin in Hamburg. Weiterbildung in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie sowie in psychoanalytischer Paar- und Familientherapie. 1999-2004 stellvertretende Leiterin der Beratungsstelle „Kinder körperlich kranker Eltern“ an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Seit 2005 in eigener Pra-xis als Psychotherapeutin für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Hamburg tätig.

Dr. Birgit Möller, geb. 1971. 1992-1998 Studium der Psychologie in Hamburg. 2006 Promotion. Seit 1999 Mitarbeiterin in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Seit 1999 Projektma-nagerin eines psychotherapeutischen Projektes im Kosovo. 2002-2005 Forschungsaufenthalte in San Francisco und Los Angeles. Weiterbildung in psychodynamischer Psychotherapie. Seit 2006 Leiterin der Arbeitsgruppen „Kinder und Jugendliche mit Problemen der geschlechtlichen Entwicklung“ sowie „Kinder krebskranker Eltern“ an der Klinik für Kinder- und Jugendpsy-chiatrie, -psychotherapie und –psychosomatik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.

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Satz: Beate Hautsch, GöttingenFormat: PDF

ISBN 978-3-8409-2268-8

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

2 VerlusterfahrungenbeiErwachsenen . . . . . . . . . . . . . . 92 .1 TheoretischeGrundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 .1 .1 Trauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 .1 .2 Kompliziertebzw .pathologischeTrauer . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 .1 .3 AntizipierendeTrauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 .2 FamiliäreVerlustsituationenbeiErwachsenen . . . . . . . . . . . . 182 .2 .1 Partnerverlust . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 .2 .2 VerlusteinesKindes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

3 VerlusterfahrungenbeiKindernundJugendlichen . . 223 .1 EntwicklungspsychologischeGrundlagen:Altersabhängige

TodeskonzepteundReaktionenaufTodundSterben . . . . . . . 223 .1 .1 0bis2Jahre(Säuglings-undKleinkindalter) . . . . . . . . . . . . . 243 .1 .2 3bis5Jahre(Kleinkindalter) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 .1 .3 6bis8Jahre(Schulkindalter) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293 .1 .4 9bis11Jahre(Schulkindalter) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 .1 .5 12bis14Jahre(Jugendalter) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333 .1 .6 15bis17Jahre(Jugendalter) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 .2 TheoretischeGrundlagen:Trauerreaktionenund

TrauerprozessebeiKindernundJugendlichen . . . . . . . . . . . . 383 .2 .1 KönnenKindertrauern? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383 .2 .2 EinflüsseaufdenkindlichenTrauerprozess . . . . . . . . . . . . . . 393 .2 .3 Kompliziertebzw .pathologischeTrauerbeiKindern . . . . . . . 403 .2 .4 TraumatisierungdurchErlebenvonTodundSterben . . . . . . . 423 .3 FamiliäreVerlustsituationenbeiKindernundJugendlichen . . 433 .3 .1 TodvonGroßeltern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 433 .3 .2 TodeinesElternteils . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443 .3 .3 TodeinesGeschwisters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

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3 .3 .4 ToddesalleinerziehendenElternteilsoderbeiderElternteile . . 463 .3 .5 TodvonPflege-oderErsatzeltern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

4 FamilienorientiertesArbeitenamLebensende . . . . . 504 .1 AnforderungenanBeratungundTherapievonFamilien

miteinemsterbenskrankenAngehörigen . . . . . . . . . . . . . . . . 504 .2 WichtigeAspektefürBeratungundTherapieinder

palliativenSituation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 534 .3 AnsätzefürdieEinbeziehungvonAngehörigenin

verschiedenenmedizinischenPraxisfeldern . . . . . . . . . . . . . . 564 .4 WenndasSterbenbevorsteht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 654 .4 .1 KommunikationüberdiepalliativeSituation . . . . . . . . . . . . . 654 .4 .2 BesucheamSterbebett . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 864 .4 .3 AbschiednehmenvomverstorbenenFamilienmitglied . . . . . 874 .5 WeiterlebenohnedenVerstorbenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1024 .5 .1 BeratungundTherapiemitTrauernden . . . . . . . . . . . . . . . . . 1024 .5 .2 FamilienbezogeneThemeninTherapieundBeratung

vonTrauernden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106

5 Erfahrungen,ErlebnisseundEmpfindungendesTherapeutenimUmgangmitSchwerstkrankenundTrauernden . . . . . . . . . . . . . . . . . 128

5 .1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1285 .2 GefühleundGedankendesTherapeuten . . . . . . . . . . . . . . . . . 1285 .3 KörperlicheErfahrungenundEmpfindungen . . . . . . . . . . . . . 1345 .4 TrauerbeiProfessionellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1365 .5 IdentitätalsPsychotherapeutimpalliativmedizinischen

Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1375 .6 InterdisziplinäreKommunikationim

institutionellenKontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1425 .7 ReaktionenaufKinderalsAngehörige . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1455 .8 RahmenbedingungenfüreineSelbstfürsorgedes

Therapeuten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146

Nachwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152

Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162

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Vorwort

DieBeratungvonTodkranken,SterbendenoderTrauerndenisteinehöchstdiffizileAufgabe,unabhängigdavon,obessichumKinder,Jugendliche,Erwachseneoder alteMenschenhandelt .DieAusführungen indiesemBuchzentrierensichdarauf,dassdieBetroffenenstetsauchMitgliedereinerFamiliesind .DasIntrapsychischeunddasIntrafamiliale,dasvomTodgezeichneteunddasÜberlebendeüberschneidensichsomitanhaltend .VieleGesellschaftenhabenfürdieseErlebnisbereicheÜbergangsritualege-schaffen,umdenWandelvoneinemLebensstadiumineinenanderenzuerleichtern(VanGennep,1960/1908) .

WasinunserenLandenfrühervorwiegendAufgabevonSeelsorgernwar,wirdheutezunehmendauchvonPsychiaternundPsychologenübernom-men .DennesistnichtnurseelischerSchmerz,sondernaucheineauferlegteNeuanpassungdamitverknüpft .BeidesvermagunterungünstigenBedin-gungenAnlasszuFehlentwicklungengeben .

DerDialogmitMenschen,diesichinexistenziellenGrenzsituationenwieSterbenoderVerlustvonrelevantenBeziehungspersonenbefinden,verlangteinbesonderesFingerspitzengefühl .PsychotherapeutischorientierteInter-ventionenkönnenjedoch,sofernsiezurgeeignetenZeitundinangemes-senerFormvermitteltwerden,verhindern,dassKrisensichvertiefenundVerlustezuseelischenTraumatawerden .

DiebeidenAutorinnengründenihreAusführungenaufihreklinisch-famili-entherapeutischeErfahrungunddieErgebnisseeineseuropäischen,multi-zentrischenForschungsprojektes .IndenletztenJahrenversuchtdieMedizindenBeziehungsbereichzwischenexistenziellenEreignissenunddemärztli-chenGesprächmitdemThemader„medicalhumanities“zuüberbrücken .

ImvorliegendenBuchwerdenVerlusterfahrungenbeiKindern,Jugendli-chenundErwachsenendurchdieErlebnissevonundmitSchwerstkranken,SterbendenundTrauerndenthematischergänzt .DiePsychodynamikderBetroffenen,derHelfendenunddesdaraussichergebendenBeziehungsnet-zesbildetbeidenmonadischen,dyadischenunddenpolyadischenGrund-situationendenHintergrundeinerfamilienmedizinischenBehandlung,dieimAngesichtexistenziellerBedrohungseelischeArbeiterfordert .OhneeinSich-EinlassenderHelfendenkanneineBeratungsarbeitindiesemAufga-benfeldnichtgeleistetwerden .

DieregelmäßigeundprofessionelleTätigkeitindiesemArbeitsfeldistaberkeinesfallsungefährlich .SiekannmitderArbeitineinemhochinfektiö-

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senFeldverglichenwerden .DenndieIdentifizierungmitdenBetroffe-nenbedarfsowohleineseigenenSchutzesalsaucheinernachfolgenden„Ent-Identifizierung“ .GeradeeinesolcheEnt-Identifizierungisthingegenleichtergesagtalsgetan .ZurEinfühlunginderartigeSituationenbrauchtesnichtnureinedifferenzierteSchulung,sondernesistaucheinespezi-fischeFormderPsychohygienezurSelbstwiederherstellungunerlässlich .DieGefahreinerunechtenGefühlsduseleiaufdereinenSeitefindetihren„contrepart“ineinemschematisch-kühlenVorgehenaufderanderen .DassorgfältigeSteuerneinesindividuell-authentischenKurseszwischendiesenbeidenmöglichstzuvermeidendenPolenbedarfspezifischerpersönlicherFähigkeitenundkünstlerischerFertigkeiten .

DieTrauerarbeitvonSterbendenunddiederÜberlebendenistnotwendiger-weiseunterschiedlich,ebensodievonKindern,JugendlichenundErwach-senen .SovermögeninsbesonderekleineKinder,denSchmerzüberdasverlorene,zentralbedeutungsvolleGegenübernichtschadloszuertragen,sofernihnennichtangemesseneErsatzpersonenzurVerfügungstehenundsiebeiderVerlustverarbeitungunterstützen .Mankannhingegendavonaus-gehen,dasseinerwachsenerMenschmitdurchschnittlichguteninnersee-lischenFunktionsstrukturenmitderFähigkeitausgestattetist,denVerlustvonfürihnzentralen,bedeutungsvollenanderenMenschenunbeschadetertragenzukönnen .DochbildendiemannigfaltigenMöglichkeiten,einepathologischeFormderTrauerzuentwickeln(d .h .einesolche,diedieweitereEntwicklungderBetroffenenwesentlichzubeeinträchtigenver-mag,z .B .dieDepression),einekonstantelatenteBedrohungderseelischenIntegrität .JeintensiverdieBeziehungundBindungaufderbewusstenundunbewusstenEbenegewesenist,destoausgeprägteristdieNarbenbildung .GeradebeimVerlusteineseigenenKindeskönnenGesprächemitEltern,diedenTodihresKindeszumInhalthaben,auchnachvielenJahrennochmüheloserneutausgeprägtenseelischenSchmerzauslösen .

DasvorliegendeBuchverlangteinespezielleArtderLektüre .EsistkeinüblichesLehrbuch,undesbietetkeinevereinfachendenBeratungsmodulean .AberesbeschreibtanhandvielerFallbeispielemiteinfühlsamerSach-lichkeitdieArbeitmitsolchenFamilien .DieseBeispielesindabernichtalsHandlungsanleitungenzuverstehen,sondernsiestellenErläuterungendar,diedenLesendensorgsamdabeiunterstützen,denTextvertiefterzuverstehen .AufdieseWeisesolldasBuchzurAnregungdienen,dieeige-nenPositionenvertieftzureflektierenundpersönlicheWegezufinden,wieselbstvoneinemzentralenVerlustBetroffeneoderprofessionellhelfendePersonenmitsolchenGrenzsituationenbesserfertigwerdenkönnen .Diesbedeutet,sichdenseelischenGewinnselbsterarbeitenzumüssen,dannaberauchüberdieZufriedenheitzuverfügen,dieeinsolcherEigenerwerbvermittelt .

Basel,imAugust2012 Dieter Bürgin

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1 Einführung

WirdeineFamilievonSterbenundTodeinesihrerMitgliederbetroffen,sobedeutetdieshäufigeinetiefeErschütterungdesfamiliärenGleichge-wichts .InderFamiliewirdjedermitdemTodkonfrontiert,jederüberlebtirgendwanndenTodeinesFamilienmitgliedes,wasnichtunbedingtbe-deutet,dassSterbenundToderlebtwerden .DasErlebenvonSterbenundTodgehörtinunsererGesellschaftnichtmehrzudenselbstverständlichenLebenserfahrungen .DiesbezüglicheErfahrungenwerdeninFamiliennichtmehrzuverlässigtradiert .

InDeutschlandstirbtca .1%derBevölkerungproJahr(StatistischesBun-desamt,2011) .WennmitjedemTodesfallfünfAngehörigebefasstwären,sowärejeder20 .inderBevölkerungeinaktuellvoneinemTodesfallBe-troffener .

DasfachlicheInteresseandemThemaSterbenundTodinFamilienunter-schiedlicherKreisenimmtzu .BeratungundBegleitungvonFamilien,indeneneinMitgliedlebensbedrohlicherkranktist,werdenimmerhäufigernachgefragt .Dasliegtzumeinendaran,dassdieScheu,psychosozialeBe-ratungenoderpsychotherapeutischeBehandlungeninAnspruchzunehmen,inderBevölkerunggesunkenistundauchinnerhalbdesmedizinischenSys-temshäufigeranentsprechendeFachleuteverwiesenwird .UnterschiedlicheProfessionenentwickelnAnsätzezurBegleitungundzumUmgangmitSter-benskranken,TrauerndenundderenFamilien(ÄrzteverschiedenerFachrich-tungen,KlinischePsychologen,Psychotherapeuten,aberauchSeelsorger,Familientherapeuten,ehrenamtlicheHospizhelferundTrauerbegleitersowieBestatter) .GleichwohlbelegenverschiedeneStudiendiemangelndeBeach-tungvonAngehörigenimmedizinischenSystem,wenngleichdieMehrzahlderMenschenimKrankenhausstirbt .ÄrztehabenhäufigdasGefühl,mehrkommuniziertzuhaben,alsestatsächlichderFall ist, insbesonderemitAngehörigen .SoempfandenÄrztenacheinerUntersuchungvonBeckeretal .(2010),dasssie7-mallängermitAngehörigengesprochenhattenalsesinderStudietatsächlichgemessenwurde .IneinerBefragunggaben50%derAngehörigenan,dasssiegerneandenVisitenteilnehmenwürdenund21%hättengerneFamiliengesprächezusammenmitbehandelndenÄrztenunddemerkranktenFamilienmitglied(Hartmannetal .,1999) .

AuchderUmgangvonKindernundJugendlichenmitSterbenundTodgerätzunehmendindenFokusderallgemeinenAufmerksamkeit .DieLiteratur-listenvonKinder-undJugendbüchernzudiesemThemawerdenimmerlänger,eswerdenZentrenfürtrauerndeKindereingerichtet,inHospizen

BeratungundBegleitungvonFamilienSterbenskrankerundTrauernderwerdenhäufigernachgefragt

AngehörigewerdenimmedizinischenSystemimmernochzuwenigbeachtet

KinderalsAngehörigeSterbenderundTrauernder

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fürErwachseneexistierenSpielzeugangebote .DieKinderkommissiondesDeutschenBundestagesverfassteimNovember2011eineStellungnahmezurSituationtrauernderKinderinDeutschland .

DieBedeutungvonVerlusterfahrungeninderKindheitwirdhäufigvondenErwachsenen,diedieseKinderundJugendlichenbegleiten,verleugnet .DiesgiltzumindestfürdiejenigenKinder,diewegenverschiedenerSym-ptombildungenpsychotherapeutischeHilfe–oftvieleJahrenacheinemerlittenenVerlust–inAnspruchnahmen(Lang-Langer,2009) .„EsgibtkeinegewachsenegesellschaftlicheAnerkennungvonTrennungundVerlustinderKindheit .…esgibteineArtvonflachemBewusstseinüberdieseVorgänge .DieFlachheitbestehtdarin,dassetwaszwarfaktischanerkannt,abernichtgefühltwerdenkann…“(ebd .S .10) .

ImRahmenunsererklinischenTätigkeitineinerBeratungsstellefür„Kin-derkörperlichkrankerEltern“wieauchineinerpsychotherapeutischenPra-xisfürKinderundErwachsenehabenwirlangjährigeErfahrungenmitFa-milienindiesenKrisensituationengesammelt,diewirzugänglichmachenmöchten .ZuallererstführteeineAuseinandersetzungundReflexionunserereigenenErfahrungen,Annahmen,ÄngsteundSchwierigkeitenimKontaktmitFamilien,indeneneinMitgliedsterbenskrankoderverstorbenwar,zueinervertieftenAuseinandersetzungmitTrauerprozessenbeiErwachsenenundKindernsowieverschiedenklinischenundtheoretischenKonzepten .Wirwarenüberrascht,dassetwaeinDrittelderFamilien,dieunsereBera-tungaufsuchten,einsterbenskrankesoderverstorbenesFamilienmitgliedhatte .DieLebenssituationen,indenendieseFamilienstandenunddieFra-gen,diesieunsstellten,berührtenundverunsichertenunssehrundlösteneineintensiveBeschäftigungmitmedizinischenundethischenFragenaus .SofragtebeispielsweiseeinVater,derseinen4-jährigenSohnmitaufdieIntensivstationzudessensterbenderMutternehmenwollte,obwohldieIntensivärztedavonabrieten,nachunsererEinschätzung .OdereinandererVater,dessenFraunacheinerOperationdurchunerwarteteKomplikationenfürhirntoterklärtwurde,erkundigtesich,oberundseine15-jährigeTochterbeiderBeendigungderBeatmungdabeiseinmüssen .AndereElternmel-detensichunmittelbarnachderDiagnosestellungeinerKrebserkrankung,überdiesienachderFragederKinderobderErkrankteversterbenkönne,mitihrenKindergesprochenhatten .TrauerndeMütterverstorbenerKindersuchtenBeratung,weilsiesichihreeigenenKörpersymptomenichterklä-renkonntenunddenEindruckhatten,„verrücktzuwerden“ .

DieAngstvorSterbenundTodalsauchdieSehnsuchtnacheinemgutenAbschiedsowieIntensivierungderBeziehungenundVerstehensmöglich-keitenbetrifftdieProfessionellenwiedieHilfesuchenden .BeideSeitenmüssensichmitderAngst,sichzuvielzuzumuten,auseinandersetzen .DieVermeidungschmerzhafterThemenschütztnicht,sondernmachteinsam–inFamilienwieauchinTeams .SowandtensichauchÄrzte,Psychoon-

EmotionaleBedeutungvon

VerlustinderKindheitgesell-schaftlichkaum

anerkannt

VerunsicherungalsTherapeutin-

nendurchFra-genBetroffener

AngstderHel-fer,sichzuviel

zuzumuten

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kologenundHospizmitarbeiterwegenKonfliktenundDilemmatamitFa-milienSterbenderanunsoderschicktendieFamilien .EskamhäufigzusolchenÜberweisungen,wennElternmitihrenminderjährigenKindernnichtüberdenunmittelbarbevorstehendenTodsprechenwollten .Ärztesprachenunsauchdirektanundbaten,beiderMitteilungderUnheilbarkeiteinerErkrankungandieFamiliedabeizusein .EineAllgemeinärztinwolltewissen,wiesiedieFamilienangehörigeneinerjungenMutter,derenKindbeieinemUnfallstarbunddiewegenanhaltenderSchmerzenimmerwiederindiePraxiskam,einbeziehenkönne .InSupervisionenundSeminarange-botenzufamilienmedizinischenundpsychoonkologischenThemenwarenesinsbesonderediehäufigenFragenderKollegenzurfamilienorientiertenBegleitungamLebensende,dieausschlaggebendfürdieAusarbeitungdesvorliegendenBucheswurden .SofragtesicheinjungerArzt,oberfürdenBerufgeeignetsei,nachdemeraufeinerStationvieleSterbesituationenerlebtundbegleitethatteunderinnerlichvondenErlebnissennichtmehrloskam .EinePsychologinüberlegte,wiesieesimKrankenhauserreichenkönne,dasssienureinebegrenzteAnzahlvonFamilienmitSterbendenbegleitenmuss .EinpsychoonkologischesTeambeschäftigtedieFrage,wieesmitseinerTrauerumverstorbenePatientenumgehenkann .

UnsereklinischausgerichtetenDarstellungenentwickeltenwiralsErweite-rungdesHamburgerCOSIP-Konzeptes(Romer&Haagen,2007),andessenEntwicklungMiriamHaagenmaßgeblichbeteiligtwar .EineersteDarstellungerfolgteindemBuchkapitel„KannPapajetztaufhörentotzusein“(Haagen&Romer,2006) .WirverstehenunsereBeratungenundpsychotherapeuti-schenInterventionenauchalstraumapräventiveMaßnahmen(Fischer&Rie-desser,2003,S .353)fürFamilienmitSterbenden .FähigkeitenundKenntnis-se,dieinBegleitungenvonSterbenskranken,TrauerndenundihrenFamilienbenötigtwerden,werdenindermedizinischenAus-undWeiterbildungundinpsychotherapeutischenWeiterbildungenallenfallsamRandevermittelt .AuchinderpsychotherapeutischenLiteraturnimmtSterbebegleitungeineneherkleinenRaumein .AusführungenzumUmgangmitrealenVerlusteninderPsychotherapiesindeherallgemeingehalten .DieUnwissenheitundUnerfahrenheitzurBeziehungsgestaltungmitBetroffenenamLebensendeführtzueinemgroßenBedürfnisnachmöglichstkonkretenHandlungsanwei-sungen .DerUmgangmitSterbenskrankenundihrenFamilienistkomplexundverlangteinebesondereFlexibilität,sodassunseineManualisierungderBeratungnichtmöglicherscheint .UmeinenEinblickinunserePraxiszugeben,wirddieBeschreibungdesklinischenVorgehensbzw .„typischer“SituationenanhandzahlreicherFallbeispieleausBeratungen,BehandlungenundSupervisionenillustriert .DieAusschnittesindverfremdetundverdich-tet,umdiedenFamilienzugesagteVertraulichkeitzugewährleisten .

WirverwendenmehroderwenigerwillkürlichalsgrammatischeAllge-meinbezeichnungenentwederdiemännlicheoderweiblicheForm(z .B .TherapeutinoderTherapeut) .

Traumapräventi-veMaßnahmenfürFamilien

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus M. Haagen / B. Möller: Sterben und Tod im Familienleben (ISBN 9783840922688) © 2013 Hogrefe, Göttingen.