mit Anna und Arno Seeli Esprach Carsten...

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Dienstag, 3. Juli 2018 «Thematisch geht es um regionale Eigenheiten, um spezielle Bräuche oder lokale Ereignisse. Blicken stolz auf zehn Ausgaben von «Täxtzit» zurück: Anna und Arno Seeli an ihrem Wohnort Pratval. Bild Olivia Item mit Anna und Arno Seeli sprach Carsten Michels E r nennt sich «Wort- zimmerer» und ist Re- daktor und Verleger der Zeitschriſt «Täxtzit». Unterstützt wird der Domleschger Arno Seeli dabei von seiner Frau Anna Seeli. Im Ge- spräch in Pratval blickt das Paar auf die Anfänge zurück. Herr und Frau Seeli, jüngst ist die zehnte Ausgabe Ihrer Lite- raturzeitschriſt «Täxtzit» er- schienen. Wer von Ihnen hat was zum Gelingen beigetragen? ANNA SEELI: Für Inhalt und Form ist mein Mann zuständig. Ich küm- mere mich um das Finanzielle. Die Jubiläumsausgabe versam- melt Texte von 22 Autoren – Bündner oder Bündnerinnen sind nicht darunter. Warum eigentlich nicht? ARNO SEELI: Es hat niemand von ihnen Texte eingereicht. Im Übri- gen ist «Täxtzit» ein Präsentations- forum für Schreibende und Illust- rierende. Unsere Autorinnen und Autoren stammen aus dem gesam- ten Sprachgebiet – von Bern bis Basel. Wir haben auch schon Bündner Texte veröffentlicht, zu- letzt von Romana Ganzoni, davor von Monika Thöny und Hans Peter Gansner. Immerhin spielt diesmal eine Erzählung im Engadin: An- drin Kohlers «Erinnerung an eine Wanderung». Hätte jeder Text aus dem deutschsprachigen Gebiet eine Chance, in Ihrer Zeitschriſt pu- bliziert zu werden? ARNO SEELI: Selbstverständlich, wenn die Kriterien stimmen. Welche genau? ARNO SEELI: Zunächst muss die literarische Qualität stimmen. Das ist die wichtigste Voraussetzung. Und dann braucht es den Schwei- zer Bezug. Thematisch geht es um regionale Eigenheiten, um speziel- le Bräuche oder lokale Ereignisse, die berichtenswert sind und die man in den anderen Regionen nicht kennt. Wie experimentell darf ein Text denn sein? ARNO SEELI: Da gibt es grund- sätzlich keine Einschränkungen. Vorgabe ist jedoch, dass ein Text die Länge von vier Heſtseiten nicht überschreitet. Die erste Ausgabe von «Täxtzit» vor sechs Jahren – anfangs er- schien die Zeitschriſt zweimal jährlich – haben Sie als Autor noch allein bestritten. Ihre Wurzeln liegen aber woanders. ARNO SEELI: Das stimmt. Gelernt habe ich Sanitär- und Heizungsin- stallateur. 23 Jahre habe ich in die- sem Beruf gearbeitet, elf Jahre auf Montage und nach dem Meister- brief als Projektleiter. Über eine Branchenzeitschriſt für Sanitär, Heizung und Lüſtung kam ich zum Fachjournalismus. Drei Jahre lang schrieb ich regelmässig Arti- kel für diese Publikation. Das hat mich fasziniert, und ich entschloss mich, parallel das MAZ zu besu- chen, die Schweizer Journalisten- schule in Luzern. Ein ungewöhnlicher Weg. ARNO SEELI: Mag sein. Aber so wusste ich wenigstens, wovon ich schreibe – als Fachjournalist. Auch wieder wahr. Und wie wurden Sie zum Schriſtsteller und Herausgeber? ARNO SEELI: Literarisch geschrie- ben hatte ich schon immer neben- bei. 2009 gab ich meinen Job im Hochbau auf. Das Baugewerbe war immer hektischer geworden. Kaum war der Aushub gemacht, sollte das Haus bereits fertig sein. Ich wollte etwas anderes machen – und bin schliesslich freier Autor geworden. Klingt nach brotloser Kunst. ARNO SEELI: Nicht unbedingt. Neben meinen Erzählungen habe ich auch Auſtragstexte verfasst, die Gemeindechronik für meinen Hei- matort Waltensburg zum Beispiel. Eine umfangreiche und spannen- de Arbeit, für die viel Recherche nötig war. Die Idee, eine Literatur- zeitschriſt herauszugeben,reiſte in dieser Zeit. Nach einem halben Jahr Vorlauf erschien dann im März 2012 die erste Ausgabe von «Täxtzit». Das Heſt kostet sieben Franken. Deckt das die Kosten? ANNA SEELI: Nein. Ohne Beiträge von Gönnern, Stiſtungen und der Kulturförderung Graubünden läge der Verkaufspreis wesentlich hö- her. Doch die Stiſtungen geben nicht immer gleich viel. Setzt «Täxtzit» deshalb im kom- menden Jahr aus? ANNA SEELI: Das ist nur einer der Gründe. ARNO SEELI: Der Aufwand für eine Ausgabe ist jeweils hoch, da- her haben wir uns auch aus orga- nisatorischen Gründen für eine Pause entschieden. Die nächste Nummer erscheint im Juni 2020. Wie gross ist Ihre Sorge, dass Autoren abspringen könnten als Folge dieser Zäsur? ARNO SEELI: Überhaupt nicht gross, wir haben bereits etliche Zu- sagen. Die Zeitschriſt lässt sich über die Buchhandlungen bestellen, wo findet man sie noch? ARNO SEELI: Direkt über unsere Website. Die Bündner Kantonsbib- liothek hat uns beispielsweise abonniert, wir verkaufen auf Weih- nachtsmärkten und dann natür- lich an unserem jährlichen Litera- turabend in Chur. Der findet immer am letzten Freitag im Oktober statt. Was erwartet die Besucher diesmal? ARNO SEELI: Der Abend wird mo- deriert von Oceana Galmarini und bietet Lesungen mit Stefanie Christ, Christian de Simoni, Anna- lisa Hartmann und dem Landquar- ter Jörg Rutz – ausserdem Grafi- ken, Fotos und Livemusik. Literaturabend: Freitag, 26. Ok- tober, 18.30 bis 23 Uhr, Kultur- haus, Bienenstrasse 9, Chur. «Die Kriterien müssen stimmen» Seit sechs Jahren gibt der Domleschger Arno Seeli seine Literaturzeit- schriſt «Täxtzit» heraus. Nun liegt die Jubiläumsausgabe Nr. 10 auf. Südostschweiz & Bündner Tagblatt,

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Dienstag, 3. Juli 2018

KULTUR REGION

Von der Vielfalt hiesiger PflanzenDas Heimatmuseum Davos zeigt in einer Schau die Vielgestaltigkeit der Bündner Pflanzenwelt.

Seit 36 Jahren lebt und wirkt dergebürtige Niederländer Peer Schil­peroord in Graubünden. In dieserZeit beschäftigte sich der Biologeausgiebig mit den hier vorkom­menden Pflanzen, denn er bewun­dert deren fast unerschöpflicheVielfalt an Formen. Schilperoordfragte sich, woher diese Vielfaltkommt. Wie schafft es die Pflanze,

mit einigen wenigen Organen eineso grosse Vielfalt hervorzuzaubern?

In Zusammenarbeit mit demHeimatmuseum Davos ist aus die­sen Fragen und den daraus gewon­nenen Erkenntnissen eine Sonder­ausstellung entstanden, die dieverborgenen Zusammenhängezwischen den Organen, der Blüte und der grünen Pflanze, aufzeigt.

Dies in einer einfachen, von akade­mischen Fachbegriffen freienForm, die sich bewusst an einLaienpublikum wendet.

Zeitgleich mit der Entwicklung der Ausstellung wurde in Zusam­menarbeit mit der pädagogischen Fachhochschule St.Gallen einSchulangebot für Oberstufen­schüler entwickelt, das ab August

bis zum Ausstellungsende imOktober Klassen aus der ganzen Region zur Verfügung steht. Das didaktische Angebot besteht aus Experimentiermaterial, Lerndoku­mentationen und Aufträgen. (red)

«Pflanzenvielfalt – ein Spielmit Formen». Bis 17. Oktober.Heimatmuseum, Davos.

«Thematisch geht es um regionale Eigenheiten, um spezielle Bräuche oder lokale Ereignisse.

Blicken stolz auf zehn Ausgaben von «Täxtzit» zurück: Anna und Arno Seeli an ihrem Wohnort Pratval. Bild Olivia Item

mit Anna und Arno Seelisprach Carsten Michels

E r nennt sich «Wort­zimmerer» und ist Re­daktor und Verleger derZeitschrift «Täxtzit».Unterstützt wird der

Domleschger Arno Seeli dabei von seiner Frau Anna Seeli. Im Ge­spräch in Pratval blickt das Paar auf die Anfänge zurück.

Herr und Frau Seeli, jüngst ist die zehnte Ausgabe Ihrer Lite-raturzeitschrift «Täxtzit» er-schienen. Wer von Ihnen hatwas zum Gelingen beigetragen?ANNA SEELI: Für Inhalt und Formist mein Mann zuständig. Ich küm­mere mich um das Finanzielle.

Die Jubiläumsausgabe versam-melt Texte von 22 Autoren –Bündner oder Bündnerinnensind nicht darunter. Warumeigentlich nicht? ARNO SEELI: Es hat niemand von ihnen Texte eingereicht. Im Übri­gen ist «Täxtzit» ein Präsentations­forum für Schreibende und Illust­rierende. Unsere Autorinnen und Autoren stammen aus dem gesam­ten Sprachgebiet – von Bern bis Basel. Wir haben auch schonBündner Texte veröffentlicht, zu­letzt von Romana Ganzoni, davor von Monika Thöny und Hans Peter

Gansner. Immerhin spielt diesmal eine Erzählung im Engadin: An­drin Kohlers «Erinnerung an eine Wanderung».

Hätte jeder Text aus demdeutschsprachigen Gebiet eine Chance, in Ihrer Zeitschrift pu-bliziert zu werden?ARNO SEELI: Selbstverständlich,wenn die Kriterien stimmen.

Welche genau?ARNO SEELI: Zunächst muss die literarische Qualität stimmen. Das ist die wichtigste Voraussetzung.Und dann braucht es den Schwei­zer Bezug. Thematisch geht es um regionale Eigenheiten, um speziel­le Bräuche oder lokale Ereignisse,die berichtenswert sind und die man in den anderen Regionennicht kennt.

Wie experimentell darf einText denn sein?ARNO SEELI: Da gibt es grund­sätzlich keine Einschränkungen.Vorgabe ist jedoch, dass ein Text die Länge von vier Heftseiten nichtüberschreitet.

Die erste Ausgabe von «Täxtzit»vor sechs Jahren – anfangs er-schien die Zeitschrift zweimal jährlich – haben Sie als Autor noch allein bestritten. IhreWurzeln liegen aber woanders.

ARNO SEELI: Das stimmt. Gelernt habe ich Sanitär­ und Heizungsin­stallateur. 23 Jahre habe ich in die­sem Beruf gearbeitet, elf Jahre auf Montage und nach dem Meister­brief als Projektleiter. Über eineBranchenzeitschrift für Sanitär,

Heizung und Lüftung kam ichzum Fachjournalismus. Drei Jahre lang schrieb ich regelmässig Arti­kel für diese Publikation. Das hat mich fasziniert, und ich entschloss mich, parallel das MAZ zu besu­chen, die Schweizer Journalisten­schule in Luzern.

Ein ungewöhnlicher Weg.ARNO SEELI: Mag sein. Aber so wusste ich wenigstens, wovon ich schreibe – als Fachjournalist.

Auch wieder wahr. Und wiewurden Sie zum Schriftsteller und Herausgeber?

ARNO SEELI: Literarisch geschrie­ben hatte ich schon immer neben­bei. 2009 gab ich meinen Job im Hochbau auf. Das Baugewerbe war immer hektischer geworden.Kaum war der Aushub gemacht,sollte das Haus bereits fertig sein.Ich wollte etwas anderes machen – und bin schliesslich freier Autorgeworden.

Klingt nach brotloser Kunst.ARNO SEELI: Nicht unbedingt.Neben meinen Erzählungen habe ich auch Auftragstexte verfasst, dieGemeindechronik für meinen Hei­matort Waltensburg zum Beispiel.Eine umfangreiche und spannen­de Arbeit, für die viel Recherche nötig war. Die Idee, eine Literatur­zeitschrift herauszugeben,reifte in dieser Zeit. Nach einem halbenJahr Vorlauf erschien dann imMärz 2012 die erste Ausgabe von «Täxtzit».

Das Heft kostet sieben Franken.Deckt das die Kosten?ANNA SEELI: Nein. Ohne Beiträge von Gönnern, Stiftungen und der Kulturförderung Graubünden läge der Verkaufspreis wesentlich hö­her. Doch die Stiftungen gebennicht immer gleich viel.

Setzt «Täxtzit» deshalb im kom-menden Jahr aus?ANNA SEELI: Das ist nur einer der Gründe.ARNO SEELI: Der Aufwand füreine Ausgabe ist jeweils hoch, da­her haben wir uns auch aus orga­nisatorischen Gründen für einePause entschieden. Die nächsteNummer erscheint im Juni 2020.

Wie gross ist Ihre Sorge, dass Autoren abspringen könntenals Folge dieser Zäsur?ARNO SEELI: Überhaupt nichtgross,wir haben bereits etliche Zu­sagen.

Die Zeitschrift lässt sich über die Buchhandlungen bestellen,wo findet man sie noch?ARNO SEELI: Direkt über unsere Website. Die Bündner Kantonsbib­liothek hat uns beispielsweiseabonniert, wir verkaufen auf Weih­nachtsmärkten und dann natür­lich an unserem jährlichen Litera­turabend in Chur.

Der findet immer am letzten Freitag im Oktober statt. Was erwartet die Besucher diesmal?ARNO SEELI: Der Abend wird mo­deriert von Oceana Galmarini und bietet Lesungen mit StefanieChrist, Christian de Simoni, Anna­lisa Hartmann und dem Landquar­ter Jörg Rutz – ausserdem Grafi­ken, Fotos und Livemusik.

Literaturabend: Freitag, 26. Ok-tober, 18.30 bis 23 Uhr, Kultur-haus, Bienenstrasse 9, Chur.

«Die Kriterien müssen stimmen»Seit sechs Jahren gibt der Domleschger Arno Seeli seine Literaturzeit-schrift «Täxtzit» heraus. Nun liegt die Jubiläumsausgabe Nr. 10 auf.

NewsRIOM

Origen lädt zur Premiere von «Café Chinois»Im Garten der Villa Carisch in Riom findet heute Dienstag, 3.Juli, um 17Uhr die Premiere der Tanz­miniatur «Café Chinois» statt. Der Wiener Eno Peçi hat die Choreografie dafür entwickelt. Erzählt wird die Geschichte der Davoser Emigranten Branger und Wolf, die am St.Petersburger Nevsky Prospekt das nobelste Kaffeehaus der Stadt führen. Häufiger Gast ist Pjotr Iljitsch Tschaikowski, der im Café sitzt und verzweifelt nach Inspiration für ein neues Ballett sucht – bis er sich der Welt der Zuckerschlösser,Marzipanfeen und Schoko­Kobolde hingibt. Es tanzen Kristian Achberger, Matteo Magalotti und Robert Weithas. «Café Chinois» wird bis zum 29.Juli täglich ausser montags aufgeführt. Werktags um 17Uhr, sonntags um 14.30Uhr. Reservation im Inter­net unter www.origen.ch. (red)

SILS I. E.

Silser Familien zeigen ihre FotoalbenDas Sils­Museum (ehemals Andrea­Robbi­Museum) in Sils i.E. hat laut Mitteilung seinen Kulturauftrag erweitert und wird sich mit seinen Ausstellungen in Zukunft vermehrt lokaler und regionaler Kultur­themen annehmen. So ist derzeit im Sils­Museum die Ausstellung «Silser Familienfotografien» zu se­hen. Fotografien aus den Alben von Silser Familien bilden das Herzstück der Ausstellung. Sie erzählen zusammen mit Briefen, Geschichten, Zeichnungen und Objekten sowie Bildern des Malers Andrea Robbi vom Leben und Alltag in Sils. Kuratorin der bis zum 26.Oktober dauernden Schau ist Barbara Liebster. Die offizielle Eröffnung findet am Donners­tag, 19.Juli, um 17Uhr statt. (red)

ST. MORITZ

Das Stefanie-Egger-Quartett verbindet zwei Welten Im Hotel «Reine Victoria» in St.Moritz steht heute Dienstag, 3.Juli, um 17.30Uhr das Stefanie­Egger­Quartett auf der Bühne. Die Sängerin Stefanie Egger verbindet mit ihrem Quartett die Welt des Great American Songbooks mit ihren persönlichen Eigenkompositionen, die auf ihrer Debüt­CD «Lilie – Lift You Up Higher» erschienen sind. Der Eintritt zum Konzert ist frei. (red)

AROSA

Izamanya rocken zwei Mal in Arosa

Auf der Waldbühne in Arosa spielt am Donnerstag,5.Juli, um 20.30Uhr die Metal­Band Izamanya. Beischlechtem Wetter findet das Konzert in der «Los»­Bar statt. Die Gruppe besteht aus der Sängerin Iza Loosli, dem Gitarristen und Bassisten Many Maurer und dem Schlagzeuger Peter Haas. Gemeinsam tra­gen sie die Songs ihrer ersten CD «Second Life» vor.Izamanya treten ausserdem am Samstag, 14.Juli, um 20.30Uhr in der Aroser «Los»­Bar auf. Beide Konzer­te sind gratis und finden im Rahmen des Kultur­sommers Arosa statt. (red)

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Südostschweiz & Bündner Tagblatt,

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Südostschweiz, 16. Juni 2016

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Dienstag, 4. Dezember 2012 21

KulturMit «Begegnungen» führtdas Tanztheater Pasión inder Klibühni Chur durch

die Tangogeschichte Südamerikas. Wer mit-

reisen will, kann das nochbis Sonntag tun.

Von Cornelius Raeber

Zu rassigen Melodien von AstorPiazzolla betritt ein junger Tänzer(Romand Conrad) im feinen undeleganten Nadelstreifenanzug dieBühne und erhält schon bald Ge-sellschaft von zwei tanzenden Da-men (Cécile Python und PaulineSchopfer). Die Musik wird ruhi-ger, und das Trio bewegt sich dy-namisch und unglaublich syn-chron über die kleine, mit schwar-zen Vorhängen gefasste Bühne.

Mit Fussspitzen zeichnen dieTänzerinnen imaginäre Zeichenauf den Bühnenboden und imitie-ren neckisch und sinnlich aufrei-zend eine Strassenszene. Mit ihrenpräzisen, leichtfüssigen Tanz-schritten machen die Balletttänzer«Begegnungen», so der Name desProgramms, zum besonderen Er-lebnis, das dank der räumlichenNähe zu den Künstlern noch in -tensiver wahrgenommen werdenkann und dementsprechend auchwirkt. Ein besonderer Leckerbis-sen ist ebenfalls der Auftritt derachtköpfigen Tanzgruppe, welcheeinen argentinischen Volkstanzzum Besten gibt.

Reise durch SüdamerikaMit den Sängerinnen Patty Lar-

di, Maria Victoria Haas und Moni-ca Lagomarsino sowie José Man-zanero erhält im vielseitigen, rund80-minütigen Programm nicht nurder Tanz, sondern auch die Live-Musik viel Raum.

Im Wechselspiel mit Tanzpassa-gen und diversen Filmausschnittenaus früheren südamerikanischenSpielfilmen bringen die Protago-nisten mit Gitarrist Emiliano

Adaro viel südamerikanisches Le-bensgefühl ins winterliche undkalte Chur. Auf der musikalischenReise durch die Tangogeschichtewerden neben Piazzolla noch wei-tere Koryphäen der südamerikani-schen Kultur wie Nelly Omar, TitaMerello, Mercedes Sosa und Car-los Gardel vorgestellt.

Den Tango erfahrenHeimat, Hoffnung oder auch

Liebesschmerz und Leidenschaft

sind Stichworte, die man gerne mitTangomusik in Verbindung bringt.Aber Tango ist nicht nur Musik,sondern auch Tanz, der die ge-nannten Gefühle und Eigenschaf-ten ebenso auf den Punkt bringenund sie verstärken kann.

Dass man den Tango eben auchals klassischen Balletttanz auf dieBühne bringen kann, beweisen Li-lo und Noëlle Kuhn mit ihremTanztheater Pasión, das sich schonseit Jahren mit den verschiedenen

Tango-Formen auseinandersetzt.Auch in ihrem neusten Programmschaffen es die beiden Gründerin-nen des Projekts, mit einer ab-wechslungsreichen und kurzweili-gen Reise durch die Geschichtedes Tangos den Zuschauern diesesüdamerikanische Kultur etwasnäherzubringen und die Lust aufmehr zu wecken.

Weitere Vorstellungen noch bis zum 9. Dezem-ber in der Klibühni in Chur. Beginn ist jeweilsum 20.30 Uhr.

t h e A t e r K r i t i K

Eine multimediale Reise zuden Anfängen des Tangos

Pauline Schopfer und roman Conrad verführen die zuschauer auf ihrer reise durch Südamerikamit ausdrucksstarken tanzelementen. (Foto Yanik Bürkli)

l i t e ra tur

Es ist wieder «Täxtzit»Seit Kurzem ist der zweite

Band der Literaturzeit-schrift «Täxtzit» auf demMarkt. Langsam nimmtdie Idee des Pratvalers Arno Seeli Fahrt auf.

Von Julian Reich

Den ersten Band musste er nochfast alleine schreiben: Im Mai ge-langte Arno Seeli mit seinem Lite-raturheft «Täxtzit» an die Öffent-lichkeit, eine Publikation im For-mat A5 mit 37 Kurztexten und neunIllustrationen. Eine neue Litera -turzeitschrift sollte es werden fürdie deutsche Schweiz, eine Platt-form für junge Autoren. «Denn esmuss ja nicht immer Frisch undDürrenmatt sein – wieso sollte dieSicht von ‘Kleinautoren’ auf dieSchweiz nicht auch spannendsein?» fragt Seeli. Jetzt ist der zwei-te Band erschienen, sieben Autorenschrieben mit, für die Illustrationenwar der Basler Marius Buner ver-antwortlich. Es ist seine bunte Rei-he sehr unterschiedlicher Texte, inthematischer, aber auch in qualita-tiver Hinsicht. Es wechseln sich

Alltagsbetrachtungen mit kleinenAnekdoten, sozialkritische State-ments mit nachdenklichen, fast ta-gebuchartigen Einträgen. Bei man-chen bedauert man die strikte Be-grenzung auf eine Heftseite – beianderen nicht.

Druck im KantonSeeli ist stets auf der Suche nach

Sponsoren, denn bis anhin hat ihn«Täxtzit» nur Geld gekostet. Die

Kulturförderung des Kantons gebesich zurückhaltend, sagt der Autorund Journalist aus Pratval. Dafürwar er schon mit der Pro Helvetiain Kontakt, schreiben doch Autorenaus der ganzen Deutschschweiz für«Täxtzit».

Allein der Druck kostet Seeli je-weils 4000 Franken, die Auflagedes zweiten Bandes beträgt 2000Stück. Er könnte ja im Ausland dru-cken lassen, das wäre billiger, «aber

das will ich nicht», sagt er, «ich ver-diene mein Geld ja auch im Kan-ton.» Sein Heft verkauft er für fünfFranken pro Stück, er hofft, dass erden Verkaufspreis dereinst als Ge-winn wird verbuchen können. Bisdahin dürfte es aber noch eine Wei-le dauern, weshalb Seeli nach Gön-ner-Abonnenten sucht. Nummerdrei ist derzeit in Entstehung, wie-der werden mehr Autoren mitma-chen; zehn Geschichten liegenschon jetzt bei ihm, im März wirdgedruckt.

Bald in den KioskenSeeli ist derweil auf einer weite-

ren Suche: nach Vertriebsmöglich-keiten. Bereits jetzt liegt «Täxtzit»in Chur bei «Press & Books» amBahnhof und bei den Buchhandlun-gen Schuler und Thalia auf, er ver-handelt aber auch mit Valora, zugern würde er seine Zeitschrift inden Kiosken sehen. Denn für Pend-ler, meint Seeli, ist «Täxtzit» ideal:Das Format ist handlich, die Textekurz – eine Kombination, die demmodernen Leseverhalten entgegen-kommen könnte.Zu beziehen in Buchhandlungen oder direkt perE-Mail arno.seeli@bluewin-ch

Bunte reihe an texten: initiant Arno Seeli mit dem zweiten Bandseiner zeitschrift «täxtzit». (Foto Olivia Item)

Vampire lassen Kassenweiter klingeln Die Vampir-Saga «The Twilight Saga: Brea-king Dawn – Part 2» hat ihre Beisskraft nochnicht ganz verloren: In der Deutschschweiz undim Tessin hielt sich der Streifen an der Spitzeder Kinocharts vom Wochenende. In der Ro-mandie fiel der Film auf Platz drei. «Skyfall»eroberte hier die Top-Position zurück; «Rise ofthe Guardians» erreichte Platz zwei. In derDeutschschweiz musste der neue Animations-film, in dem der Weihnachtsmann und derOsterhase die Welt vor dem Bösen retten, sichhinter «Twilight» und dem ebenfalls neuen«Cloud Atlas» mit Rang drei begnügen. (sda)

Culturescapes zählte25000 Besucher Rund 25 000 Menschen haben laut einer Bilanzder Organisatoren die Veranstaltungen von Cul-turescapes Moskau 2012 besucht. Das Festivalzählte vom 17. Oktober bis letzten Sonntag 124Veranstaltungen in der Region Basel, anderenSchweizer Städten (darunter Chur) und Mos-kau. Am Theater Chur war das Stück «Demo-krati.Doc» aus Moskau zu sehen. Dort wieder-um gastierten unter anderem das La-Cetra-Ba-rockorchester aus Basel, Organist Felix Pach-latko, Theatermann Boris Nikitin und die Kap-pelle Eidgenössisch Moos. Das Sinfonieor-chester Basel war in Moskau und St. Peters-burg, wie die Veranstalter mitteilten. (sda)

Rowling-Roman wird verfilmtDer erste Erwachsenen-Roman von Harry-Pot-ter-Autorin Joanne K. Rowling wird in Gross-britannien fürs Fernsehen verfilmt. «A CasualVacancy» («Ein plötzlicher Todesfall») werdevermutlich 2014 ausgestrahlt, hiess es gesternMontag vom Sender BBC. Sie habe immer ge-dacht, dass der Stoff am besten fürs Fernsehengeeignet wäre, falls er verfilmt werden sollte,erklärte Rowling. Das sozialkritische Buchüber eine Kleinstadt in England war im Sep-tember herausgekommen und hatte für Aufse-hen gesorgt, da es das erste Buch von Rowlingseit fünf Jahren war. (sda)

Grosse Ehre für DustinHoffman und KollegenOscar-Preisträger Dustin Hoffman, die Musi-ker der Rockband Led Zeppelin und die US-Talkshow-Ikone David Letterman sind am Wo-chenende vom renommierten Kennedy Centerin Washington für ihr Lebenswerk geehrt wor-den. Weitere Auszeichnungen gingen an denBluesmusiker Buddy Guy und die russisch-amerikanische Balletttänzerin Natalia Makaro-va. Die Kennedy Center Honors gehören zu denbegehrtesten Kunstpreisen der USA. (sda)

aluzern verschiebt Passionsspiel: Das ge-plante moderne Passionsspiel, das die Katholi-sche Kirche der Stadt Luzern durchführen will,wird um ein Jahr auf 2014 verschoben. Die Pro-duktion und Regie sollen gemäss einer Mittei-lung mehr Zeit zur Entwicklung des Stücks erhalten. Ursprünglich war vorgesehen, dasStück im September 2013 auf der Lidowiesedurchzuführen. Das Projekt, an dem auch derdeutsche Sänger Konstantin Wecker beteiligtist, stiess auf eine grosse Resonanz und auf Kri-tik. Die konservative Pro Ecclesia kritisierte,die Initianten wollten das Leben von Jesus ver-fälscht darstellen. Die Aufführungen sind nunfür den 4. bis 21. September 2014 vorgesehen.

K u l t u r n o t i z e n

Bündner Tagblatt, 4. Dezember 2012