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Über den Verbrennungsprocess. Von Dr. Max Baniberger, Privatdocent an der k. k. technischen Hochschule in Wien. Vortrag, gehalten den 7. Februar 1894. (Mit Demonstrationen.) Mit 9 Abbildungen im Texte. ©Ver. zur Verbr.naturwiss. Kenntnisse, download unter www.biologiezentrum.at

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Über den

Verbrennungsprocess.

Von

Dr. Max Baniberger,Privatdocent an der k. k. technischen Hochschule in Wien.

Vortrag, gehalten den 7. Februar 1894.

(Mit Demonstrationen.)

Mit 9 Abbildungen im Texte.

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Seit Jahren werden an dieser Stelle die wissen-schaftlichen Errungenschaften besprochen, welche wirdem hingebungsvollen Fleiße so mancher Forscher ver-danken, und daher hält es zuweilen schwer, einenneuen, passenden Stoff zu finden, sodass wir uns denWorten Mephistos anschließen können, der sich dasReich der Flamme vorbehalten hat:

Der Luft, dem Wasser wie der ErdenEntwinden tausend Keime sich,Im Trock'nen, Feuchten, Warmen, Kalten!Hätt' ich mir nicht die Flamme vorbehalten,Ich hätte nichts Aparts für mich.

Bei der Besprechung des Verbijennungsprocesseskann ich mir es nicht versagen, eines Mannes zu ge-denken, der so Grundlegendes zur Erklärung dieseswichtigen Processes beigetragen hat. Lavoisier,der berühmte französische Chemiker (1743—1794),war es, der eine neue Epoche der chemischen For-schung inaugurierte. Lavoisier zeigte, däss die Wagedas. wichtigste Instrument der chemischen Forschungist, und er war der erste, welcher bestimmt aussprach,dass die Materie unzerstörbar ist. .

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Die Entdeckung des Sauerstoffes, welche La-voisier für sich in Anspruch nimmt, muss ihm wohlabgesprochen werden, denn dieses Verdienst gebürtnach genauer historischer Forschung dem EngländerPr ies t ley , allein Lavoisiers weiter Blick verstand es,die Resultate Priestleys zu einer Verbrennungstheoriezu verwenden, welche er in den Jahren 1 775 und 1783der Akademie vorlegte, und in welcher er die Ver-änderung, welche Kohle, Schwefel, Phosphor und dieMetalle bei der Verbrennung erleiden, dahin erklärte,dass sich obgenannte Stoffe mit Sauerstoff verbänden.

In drei Monaten werden es hundert Jahre, dassLavoisier — nebenbei bemerkt — einer der General-pächter des französischen Reiches, der Revolution zumOpfer fiel, und wenn ihm auch der Vorwurf gemachtwerden muss, dass er es versuchte, ihm bekannt ge-wordene Entdeckungen als von ihm selbständig ge-machte auszugeben, so muss Lavoisier doch als einerder Mitbegründer der wissenschaftlichen Chemie an-gesehen werden.

Jeder von uns leitet wohl tagtäglich zu wieder-holtenmalen Verbrennungsprocesse ein, indem er einZündhölzchen, eine Kerze, eine Lampe oder im OfenHolz und Kohle anzündet. Es mag nun angezeigt sein,durch aufmerksames Betrachten der bei diesen Pro-cessen sich abspielenden chemischen Vorgänge diewichtigsten Grundgesetze der Verbrennung abzuleiten.

Der berühmte englische Naturforscher MichaelFaraday hat in einem Cyklus von sechs Vorlesungen:

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„Die Naturgeschichte einer Kerze" *•) die Gesetze derVerbrennung an der Hand einer Kerze in außerordent-lich klarer Weise geschildert; ick erlaube mir nun,diesem Beispiele folgend, das Wichtigste über die Ver-brennung an einer brennenden Kerze zu erläutern.

Das Material einer Kerze, mag es nun Unschlitt,Stearin, Paraffin oder Wachs sein, verschwindet beimBrennen nach und nach, und zuletzt ist nichts mehrvorhanden, Docht und in unserem Falle das Stearinsind fort. Es braucht nun bei der Kerze immerhinlängere Zeit, bis das Material derselben verschwundenist; es gibt übrigens Körper, bei denen dies viel raschergeschieht, z. B. ich lege etwas Schießbaumwolle aufmeine Hand und zünde dieselbe an; Sie sehen, dassdie Wolle fast momentan verbrennt, so rasch, dass dieHand nicht im geringsten verletzt wird.

Wir müssen suchen, auf andere Weise als durchunsere Augen allein über das Verbleiben der Kerzeetwas zu erfahren, wir müssen einen Versuch anstellen.

Ich befestige eine brennende Kerze auf einem Kork,der auf dem Wasser schwimmt, und stülpe nun eineGlasglocke darüber, deren obere Öffnung ich verschließe.Die Kerze wird nach ganz kurzer Zeit erlöschen.Prüfen wir nun die in der Glocke vorhandene Luftdadurch, dass wir in dieselbe ein wenig klares Kalk-wasser gießen, so wird dieses im Augenblick trüb. Ineinem anderen Gefäße, in dem keine Kerze gebrannt

Berlin 1871, erschienen bei Robert Oppenheim.

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hat, tritt diese Erscheinung nicht ein. Hieraus ersehenSie, dass die Luft durch das Brennen der Kerze inirgend einer Weise verändert wurde. Um über dieseVeränderung Aufschluss zu erhalten, müssen wir denim Kalkwasser entstandenen weißen Niederschlageiner näheren Untersuchung unterziehen. Die Ana-lyse dieser Trübung hat nun ergeben, dass sie dieselbeZusammensetzung wie die Kreide hat, und Kreide be-steht aus gebranntem Kalk und Kohlensäure. Letztereist wie die Luft ein farbloses, durchsichtiges. Gas,welches wir nicht sehen, welches aber, wie wir ge-funden haben, Kalkwasser trübt und eine brennendeKerze auslöscht. (Ich habe hier einen mit Kohlen-säure gefüllten Cylinder; gieße ich etwas von diesemGas aus dem Cylinder über eine brennende Kerze, soerlischt diese sofort.) Ein Theil des Stearins ist alsodurch die Verbrennuug in Kohlensäuregas verwandeltworden, d. h. die Kohle des verbrannten Stearinsfindet sich in dem Gase wieder. :

Außer der Kohlensäure wird beim Brennen einerKerze noch ein anderer Körper gebildet. Hält manein trockenes kaltes Glas über die Flamme, so sehenSie, dass sich dasselbe beschlägt, und dieser Beschlagist nichts anderes als Wasser.

Wir haben also gesehen, dass beim Brennen dasMaterial der Kerze nicht vernichtet wurde oder ver-loren gieng, sondern dass es nur seine Beschaffenheitgewechselt hat. Ich will nun diese Thatsachen nochdurch ein anderes Experiment, und zwar in quanti-

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tativer Weise erhärten. Ich habe hier eine Wage. Aufder einen Wagschale befindet sich ein glockenartigerApparat, der tariert ist. Dieser Apparat besteht nunaus einem weiten Glasrohre, in dem sich mittelseines Korkes befestigt eine Kerze befindet. An diesenCylinder schließen sich nun Ilöhren, welche den Zweckhaben, die Verbrennungsproducte der Kerze aufzu-nehmen; so ist z. B. die erste Röhre leer, die zweitemit Kalkwasser, die dritte mit Chlorcalcium (ein dieFeuchtigkeit sehr begierig aufnehmender Körper) ge-füllt. Damit nun die Kerze einige Zeit brenne, mussin dem ganzen Apparate ein Luftzug erhalten werden,welchen ich durch einen Aspirator hervorrufe. Nach-dem wir nun den Apparat etwa durch drei Minutenin Thätigkeit hatten, wollen wir die arretierte Wagewieder auslösen und sehen nun, dass sich die Wag-schale, auf der sich die Glocke befindet, bedeutendnach abwärts bewegt. Wir können diese Erscheinungnur so erklären, dass sich in der Luft ein Körper be-findet, der sich mit dem Kerzenmaterial verbundenhat, dass also nicht nur nichts verloren gieng, sonderndass noch eine Zunahme des Gewichtes zu verzeichnenist, welche dem Gewichte des zur Verbrennung nöthi-gen Sauerstoffes entspricht.

Man darf hier fragen: Ist Sauerstoff das ein-zige Gas, worin brennbare Stoffe verbrennen können,oder besitzen diese Eigenschaft auch noch andere Kör-per? Das Experiment hat diese Frage längst beant-wortet.

Verein nat. Kenntn. XXXIV". Ba. • 24

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Man kennt z. B. in dem Element Chlor ein grün-lichgelbes Gas, welches mit dem Metall Natrium dasKochsalz zusammensetzt. Leitet man Chlor durch eineRöhre, in der sich Natrium befindet, und erhitztletzteres, so verbinden sich die beiden Elemente unterglänzender Feuererscheinung.

Dieses eine Experiment beweist, was zudem durchhundert andere bestätigt ist, dass auch andere Stoffeebenso wie der Sauerstoff die Verbrennung brennbarerKörper zu upterhalten vermögen. Wir nennen nunVerbrennung jede chemische Verbindungzweier oder mehrerer Grundstoffe, welche mitso viel Kraft, mit so viel Energie erfolgt, dassdabei Licht und Wärme frei werden.

Die Verbrennung, speciell die von Holz, gehörtzu den Naturerscheinungen, welche am frühesten wahr-genommen wurden. Der Mensch hat Jahrtausendediesen Process beobachtet, und erst P r i e s t l ey undLavoisier ist es gelungen, Licht in den Verbrennungs-process zu bringen.

Wenn irgend etwas geeignet ist, darzuthun, dassdas Philosophieren über Naturerscheinungen ohne ex-perimentelle Grundlage und ohne die Controle desVersuches ein eitles Unternehmen und unnütz ver-geudete Kraft ist, so lehrt uns das die Geschichte derLehren vom Verbrennungsprocesse.

Die Entdeckung des Sauerstoffes hat einen to-talen Umschwung in der Chemie hervorgebracht.Justus Liebig sagt darüber in seinen Briefen:

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„Seit der Entdeckung des Sauerstoffes hat die civili-sierte Welt eine Umwälzung in Sitten und Gewohn-heiten erfahren. Die Kenntnis der Zusammensetzungder Atmosphäre, der festenErdrinde, des Wassers, ihrEinfluss auf das Leben derPflanzen und Thiere knüpfensich an diese Entdeckung.Der Yortheilhafte Betriebzahlloser Fabriken und Ge-werbe, die Gewinnung vonMetallen steht damit in derengsten Verbindung. Mankann sagen, dass der ma-terielle Wohlstand der Staa-ten um das Mehrfache da-durch seit jener Zeit erhöhtworden ist, dass das Vermögenjedes Einzelnen damit zuge-nommen hat."

Betrachten wir einmalrecht genau die Kerzenflamme (Fig. l) , so werden wireinen dunklen Theil a in derselben wahrnehmen, danneinen hell leuchtenden b, der von einem blauen Saume dumgeben ist. (Ich zeige Ihnen ein von einem Künstler[Sattler] angefertigtesBild einerKerzenflamme.) Wollenwir nun auf die Besprechung der einzelnen Theile1)

*) Smithells nimmt für eine leuchtende Flamme fol-gende Theile an: 1. Einen äußeren Mantel mit 2. einem

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Fig. 1.

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der Flamme eingehen: Ich will das Ende einer gebo-genen Platinröhre in den dunklen Theil a der Flammebringen; man wird nach kurzer Zeit aus dem anderenEnde Dämpfe aufsteigen sehen, die sich entzündenlassen, und wir haben nun genau die Flamme einerKerze an einer von derselben entfernten Stelle erhalten.Ich kann diesen Versuch in noch viel einfacherer Weiseanstellen. Zünde ich eine gewöhnliche Talgkerze anund lösche dieselbe dann aus, so kann ich die ent-standenen weißen Dämpfe durch eine von oben ge-näherte Flamme entzünden, wobei sich die Entzündungauf den Docht der Kerze selbst wieder fortpflanzt.

Man sieht nun, dass der Process in zwei deutlichverschiedenen Phasen vor sich geht: die eine bestehtin der Production des Dampfes, die andere in der Ver-brennung desselben. Wenn ich die Platinröhre z. B.in den oberen Theil der Flamme hebe, so erhalteich keine brennbaren Dämpfe mehr. Der Verbren-nungsvorgang in einer Stearinkerze wird demnachin folgender Weise aufzufassen sein: Durch das An-

inneren hellblauen, an der Basis der Flamme sichtbarenTlieile. Beide Theile entsprechen dem äußeren und innerenFlammenconus einer Bunsenflamme und bezeichnen die Re-gion, wo das Kohlengas odei\ Kerzengas mit einer großenMenge Luft verbrennt. 3. Den gelben leuchtenden Theil,wo durch die Hitze von 1. und 2. die Kohlenwasserstoffeunter Freiwerden von Kohlenstoff zersetzt werden, der dannschnell erglüht und verbrennt. 4. Den dunklen innerenTheil, welcher aus unverbranntem Gas besteht, gemischt mitden Verbrennungsproducten der' umgebenden Theile-

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zünden des Dochtes und durch dessen Verbrennungwird soviel Wärme entwickelt, dass die den Docht um-gebende Stearinmasse schmilzt. Die flüssige Massewird von dem. Dochte aufgesaugt und kommt in dieNahe der Stelle, an der der Docht brennt. Es wirdnun durch die hohe Temperatur die Stearinmasse zumTheile unverändert verdampft, zumTheile wird sie zer-setzt, wobei sich gasförmige Zersetzungsproducte bilden.Dieses Gemisch kommt dann zur Verbrennung undveranlasst das Entstehen einer Flamme.

Nachdem wir gesehen haben, dass der Sauerstofffür die Verbrennung nöthig ist, wollen wir nun dieVerbrennung einiget Körper in reinem Sauerstoffgasstudieren. Die Verbrennungserscheinungen erfolgen indiesem viel lebhafter als in der Luft, da in letztererder Sauerstoff mit dem vierfachen Volumen Stickstoffvermengt ist und letzterer ein ziemlich indifferenterKörper ist. So entflammt ein glimmender Holzspan,wenn, er in eine mit Sauerstoff gefüllte Flasche ge-taucht wird, Schwefel brennt mit blauer Flamme,Phosphor mit höchst intensivem Licht, Kohle glühtstark, Eisen verbrennt unter lebhaftem Funkensprühen.

Sie haben nun bemerkt, dass bei diesen Verbren-nungen in reinem Sauerstoffe in einzelnen FällenFlammenerscheinung auftrat; so sahen wir beim Ver-brennen des Holzspans, des Schwefels und PhosphorsFlammen, bei Verbrennung der Kohle und des Eisensfehlten diese. Der Grund dieser Verschiedenheit liegtin dem verschiedenen Aggregatzustande der Körper in

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dem Augenblicke, wo sie zur Verbrennung gelangen.Sind die verbrennenden Körper gasförmig, so entstehteine Flamme, sind sie fest, so ist nur ein Verglühen zubeobachten. Der Schwefel und Phosphor verdampftenzuerst, es brannte also deren Dampf, Eisen und Kohleverdampften dagegen vor der Verbrennung nicht. EineFlamme ist daher als ein glühendes Gas zu betrachten.

Das Leuchtvermögen einer durch den Ver-brennungsprocess erzeugten Lichtquelle ist im all-gemeinen von der Natur des betreffenden Gases undvon der Temperatur desselben abhängig. Davy stelltezuerst die auch jetzt noch richtige Ansicht auf, dassdas Leuchten einer gewöhnliche^ Gasflamme davonherrühre, dass sich in derselben fein vertheilter Kohlen-stoff befinde, der durch die Flammentemperatur zumGlühen erhitzt sei. Es ist nun leicht erklärlich, dassdas Grubengas CH± viel weniger leuchtend brennt alsÄthylen C2 JB"4, da ersteres jSas nur halb soviel Kohlen-stoff enthält als letzteres. Bei einer Kerzenflamme(Fig. l ) ist deshalb die äußere Hülle d nicht leuchtend,weil hier der Sauerstoff, von allen Seiten zutretend,den Kohlenstoff vollständig zu der gasförmigen Kohlen-säure verbrennt. In der Zone b ist zu wenig Sauer-stoff enthalten, um eine vollständige Verbrennung desKohlenstoffes zu bewirken, es kann aber der ausge-schiedene Kohlenstoff noch genügend erhitzt werden,wodurch das Leuchten eintritt. Ich kann Ihnen dieAnwesenheit des Kohlenstoffes noch durch folgendenVersuch zeigen. Ich halte eine Porzellanschale in die

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Kerzenflamme, es wird sich an derselben eine reichlicheRußabscheidung zeigen.

Wir hatten früher gesehen, dass beim Verbrennenvon Phosphor, Eisen, Magnesium sehr intensives Lichtentsteht; es sind die Verbrennungsproducte dieser Ele-mente feste Körper, die durch die bei der Verbrennungentwickelte Wärme zu lebhaftem Glühen angeregtwerden und durch ihr starkes Lichtausstrahlungsver-mögen die bedeutende Lichtwirkung hervorbringen.Nehmen wir eine heiße, nicht leuchtende Flamme,z. B. die Wasserstofflamme, so können wir dieselbe ein-fach dadurch leuchtend machen, dass wir in dieselbeeinen festen Körper einführen, der beim Erhitzen nichtverdampft. Ich halte hier ein Platinkörbchen in dieWasserstofflamme, die Flamme wird dadurch stark leuch-tend. Man hat sogar diese Methode einmal in einer fran-zösischen Stadt (Narbonne) zur allgemeinen Straßen-beleuchtung verwendet. Ein glänzendes weißes Licht,das sogenannte Drunimond'sche Licht, erhält mandurch Einführung von> gebranntem Kalk in eine.Knall-gasflamme. Diese wird durch Verbrennen von Wasser-stoffgas in Sauerstoffgas hergestellt, ist sehr heiß, leuch-tet aber gar nicht. In diese Flamme halte ich nun einenPlatindraht; Sie sehen, dass derselbe leicht schmilzt,und eine Stricknadel verbrennt unter heftigem Funken-sprüKen. Leitet man nun diese Flamme auf einen Kreide-cylinder, oder wie in unserem Falle hier auf ein Zirkon-plättchen, so sehen Sie, dass letzteres ein sehr inten-sives, für das Auge unerträglich helles Licht ausstrahlt.

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Das Auer ' sche 1 ) Gasglühlicht, das schon eineganz bedeutende Anwendung zur Beleuchtung gefun-den hat, beruht auch auf der Einführung eines festenKörpers in eine nichtleuchtende Gasflamme. Ich habehier einen sogenannten Bunsenbrenner. Derselbe ge-stattet, eine nichtleuchtende Gasflamme zu erzeugen.In dieselbe halte ich nun einen Cylinder, der aus ver-schiedenen seltenen Erden hergestellt ist, und wir be-merken nun, dass die Gasflamme ein sehr schönes, inten-siv weißes Licht ausstrahlt. Diese Beleuchtungsmethodehat außer der viel größeren Lichti-ntensität noch dengroßen Vorzug einer fast 50°/0igen Gasersparnis.

Wenn es nun auch unzweifelhaft ist, dass die Ge-genwart eines festen Körpers eine niehtleuchtendeFlamme zum Leuchten bringt, so gibt es doch Fälle,wo Flammen glänzendes Licht ausgeben können, ohnedass darin feste Körper enthalten sind. Franklandfand, dass, wenn man Wasserstoff mit Sauerstoff untereinem Drucke von 20 Atmosphären verbrennt, maneine hell leuchtende Flamme erhält. F rank land undTyndall2) stellten auch noch folgenden höchst in-

1) Für das Auer'sche Gasglühlicht ist das Leuchtgasnicht unumgänglich nothwendig, man könnte ebensogutWasserstoff nehmen. Sehr gut eignet sich auch dafür dassogenannte Wasser gas, ein Gas, das durch Überleiten vonWasserdampf über glühende Kohle hergestellt wird undhauptsächlich aus Kohlenoxyd und Wasserstoff besteht.

2) Proceedings Roy. Society 11, 137.

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teressanten Versuch an. Bei einer Besteigung des Mont-blanc, welche beide Forscher 1859 unternahmen,ließen dieselben fünf Stearinkerzen zunächst in Cha-mounix eine bestimmte Zeit brennen, wobei in einerStunde durchschnittlich 9*4 g verbrannt wurden. Alsdann dieselben Kerzen auf dem Gipfel des Montblancan einer vor Luftzug geschützten Stelle entzündetwurden, wurden stündlich 9'2 g Stearin verbrannt,also so gut wie eine gleiche Menge. Das Aussehen derFlamme erwies sich aber an beiden Orten gänzlich ver-schieden. Auf dem Gipfel des Montblanc vergrößertesich die unterste, der Kerze zugekehrte blaue Zone derFlamme ganz erheblich, während die leuchtende Zonebedeutend verkleinert wurde und die Flamme infolgedessen an Leuchtkraft verlor.

um die Größe des unter dem Einflüsse des ver-ringerten Luftdruckes eintretenden Lichtverlustes zubestimmen, ließ Frankland später Leuchtgasflammenin mit verdünnter Luft erfüllten Behältern brennenund ermittelte deren Leuchtkraft. Bezeichnet man dieLeuchtkraft der unter Atmosphärendruck brennendenFlamme mit 100, so ergeben sich bei verringertemDrucke folgende Verhältnisse:

Luftdruck ' Leuchtkraft

756 min . 1 0 0

629 „ 75502 „ - . 529368 „ 202

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Luftdruck Leuchtkraft

267 mm 5-4

165 „ 0-9

765 „ 100

740 „ 95

714 „ 89-7

689 „ 84-4 .

Hieraus ergibt sich, dass für eine Verminderungdes Luftdruckes um 25 mm fast genau ein Lichtverlustvon 5 % eintritt.

Frankland glaubt nun, dass jeder Einfluss,welcher eine raschere Durchdringung der Flammen-gase und der umgebenden Luft begünstigt, die Mengeder abgeschiedenen Kohlentheilchen und damit auchdie Leuchtkraft verringere. Luftverdünnung übt diesenEinfluss aus, indem dadurch die Beweglichkeit derGasmolecüle gesteigert wird, wodurch eine größereMenge von Sauerstoff in die Flammenzone geführtwird, in welcher die Anwesenheit von Kohlentheilchendas Leuchten bedingt. Die Untersuchung der Ver-brennungsproducte einer Kerze, welche unter einemDrucke von nur 203 mm brannte, ergab eine voll-ständige Verbrennung bei diesem geringen Drucke.

Flammen, welche sicher ihre Leuchtkraft demVorhandensein fein vertheilter fester Stoffe verdanken,wie die Magnesium- oder Zinkflamme, werfen imSonnenlichte einen charakteristischen Schatten. Ausglühenden Gasen und Dämpfen bestehende Leucht-

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a

flammen liefern keinen Schatten, sondern nur durchLichtbrechung veranlasste hellere und dunklere Bän-der. Leuchtende Kohlenwasserstofflammen werfen imSonnenlichte einen scharf markierten Schat-ten, woraus hervorgeht, dass diese Flammeneinen festen Körper in feiner Zertheilungenthalten, welcher der Natur der Sachenach nur Kohlenstoff sein kann.

Nachdem wir uns über die Vorgängebeim Verbrennen einer Kerze informierthaben, erscheint es zweckmäßig, auch nochdie Leuchtgasflamme in Betracht zu ziehen.Das Leuchtgas wird durch trockene Destilla-tion (Erhitzen bei Luftabschluss) von Stein-kohle oder Holz hergestellt und besteht imwesentlichen aus Wasserstoffgas, Sumpf- oderGrubengas, Kohlenoxydgas und Äthylen oderölbildendem Gas. Wasserstoff, Grubengasund Kohlenoxyd verbrennen mit fast nichtleuchtender Flamme, das Äthylen verbrenntmit leuchtender Flamme, wie schon frühererwähnt. Mischt man Leuchtgas, bevor esentzündet wird, in entsprechendem Verhält-nisse mit Luft, so ist die Flamme nichtleuchtend. Ich kann Ihnen dieses mit fol-gendem Apparate (Fig. 2) zeigen, b ist eine Glas-röhre, die an einem Ende zu einer feinen Öffnungausgezogen ist. Ich stülpe nun über diese Bohre eineweitere a, sodass diese auf der ersteren fest aufsitzt.

Fig. 2.

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Leite ich nun Leuchtgas durch die Röhre b, so brenntdasselbe an der Mündung von a mit stark leuchtenderFlamme. Hebe ich nun die Röhre a etwas, so wird dieFlamme immer mehr entleuchtet, bis bei einem ge-wissen Stande von a vollständige Entleuchtung einge-treten ist. Dieser einfache Apparat soll das Principdes Bunsen'schen Brenners demonstrieren. DerBunsen'sche Brenner, den Sie hier in mancherlei For-men sehen, liefert eine schwäch bläuliche, fast nichtleuchtende Flamme von bedeutender Temperatur. DieMischung des Leuchtgases mit der Luft wird dadurcherreicht, dass man das Leuchtgas aus einer am Fußedes Brenners befindlichen feinen Öffnung in ein wei-teres Rohr strömen lässt, an dessen unterem Endemehrere Öffnungen zum Einströmen der Luft ange-bracht sind. Die durch diese Öffnungen einströmendeLuft mischt sich in dem Brennerrohre mit dem Leucht-gas, und das Gemenge beider Gase brennt dann an derMündung des weiteren Rohres angezündet mit nichtleuchtender Flamme. Die Bunsen'schen Brenner dienenin den Laboratorien und in den Haushaltungen alssehr bequeme Heizapparate.

In dem Bunsen'schen Brenner brennt das Leucht-gas, wie erwähnt, mit nicht leuchtender Flamme undohne an einem hineingehaltenen Gegenstande Ruß ab-zuscheiden. Man erklärte »ich früher diese Erscheinungeinfach dadurch, dass ein Gemenge von Luft und Leucht-gas genügend Sauerstoff zur vollständigen Verbrennungdes Kohlenstoffes besitze. Nun zeigte aber Knapp,

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dass nicht bloß Luft das Leuchtgas entleuchtet, sonderndass dies auch ganz indifferente Gase, wie Kohlensäureund Stickstoff, bewirken. Wibel zeigte dann auch,dass eine solche durch Luft, Kohlensäure oder Stick-stoff entleuchtete Flamme wieder leuchtend wird, wenn,man die Brennerröhre, aus welcher die Ausströmung

Fig. 3.

erfolgt, zum Glühen erhitzt. Ich kann Ihnen diesePhänomene mit folgendem von Heu mann ausge-dachten Apparate zeigen. Der Apparat Fig. 3 bestehtaus einem Glasrohre a mit zwei seitlichen Öffnungen.An das Rohr a ist eine weitere Platinröhre d befestigt.Leitet man nun durch a soviel Leuchtgas, dass bei rich-tiger Stellung des Gashahnes eine etwa 5 cm hohe Gas-flamme entsteht, durch b hingegen Kohlensäuregas, so

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wird die leuchtende Gasflamme vollständig entleuchtet.Erhitzt man nun das Ende der Platinröhre bis zur Eoth-glut oder bläst durch das Eohr c etwas Luft, so erhältman wieder eine leuchtende Flamme.

Zur Erklärung dieser Erscheinungen kann manannehmen, dass infolge des Zuleitens von Kohlensäureoder Luft eine Verdünnung des Leuchtgases eintritt.Infolge dieser Verdünnung sind in gleichen E.äumenweniger brennbare Theilchen vorhanden, und derSauerstoff der Luft kann leichter zu, ferner ist dieTemperatur erniedrigt und erreicht wahrscheinlichnicht die Zersetzungstemperatur des Äthylens, Auchkann die Kohlensäure durch die in der Flamme vor-handene glühende Kohle zu Kohlenoxyd reduciertwerden CO2 + C = 2 CO. In der That genügen wenigeProcente Kohlensäure im Leuchtgas, um die Leucht-kraft beträchtlich herunterzusetzen.

C2 H± + CO2 = CH± + 2 CO

1 Vol + 1 Vol = 1 Vol + 2 Vol.

Heu mann, der sehr ausgedehnte Untersuchungenüber die Theorie der leuchtenden Flammen ausgeführthat, zeigt, dass im allgemeinen auf drei verschiedeneArten Ent leuchtung bewirkt werden kann: 1. durchAbkühlung, 2. durch Verdünnung, 3. durch Oxy-dation, d. h. energische Zerstörung der leuchtendenMaterie. Bei der Flamme des Bunsen'schen Brennerssind wahrscheinlich alle drei Entleuchtungsursachenthätig. Zur Erklärung der Entleuchtung durch Ab-

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kühlung und Verdünnung nimmt Heumann an, dasszur Abscheidung des Kohlenstoffes eine gewisse hoheTemperatur der Flamme nöthig ist; wird diese Tem-peratur durch Anwendung irgendwelcher Mittel nichterreicht, so findet in der Flamme keine Ausscheidungvon Kohlenstoff statt. Wird also bei unserem früherenVersuche die Platinröhre erhitzt, so wird durch dieseTemperaturzunahme die Ausscheidung des Kohlenstoffesbewirkt und die Flamme wieder leuchtend. DasselbePhänomen muss eintreten, wenn man, statt das Platin-rohr zu erhitzen etwas Luft durch das ßohr c bläst.Durch die so bewirkte Erhöhung der Flammen-temperatur wird wieder ein Leuchten der Flamme er-zielt. Bei der Entleuchtung des Leuchtgases durchLuft ist der Sauerstoffgehalt derselben nebensächlichda reiner Stickstoff, wie ja früher erwähnt, denselbenEffect gibt und gerade reiner Sauerstoff sehr schwierigEntleuchtung bewirkt; es ist also der Sauerstoff eherals nachtheilig für die Entleuchtung anzusehen.

Die Entleuchtung durch indifferente Gase machtsich dem bloßen Auge auf ganz andere Weise wahr-nehmbar als die Entleuchtung durch Luft. Währenddie Flamme bei letzterer Entleuchtungsweise verkürzt,von gedrungener Gestalt erscheint, wird die Flammebei Zumischung von reinem Stickstoff, Kohlensäurelang gestreckt und dünn. Ein weiterer Unterschiedder durch Luft und der durch indifferente Gase ent-leuchteten Flamme besteht darin, dass letztere eineweit niedrigere Temperatur als jene besitzt.

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Die Menge von Gasen, welche zur Entleuchtungder Flamme eines Bunsenbrenners erforderlich ist,hängt selbstverständlich von der Beschaffenheit desLeuchtgases ab. Nach Ermittlungen von Lewis undvon Stein beträgt sie für gewöhnliches Leuchtgasbeim Bunsenbrenner:

für 1

» 1„ 1

» l

»' 1.. 1

Vol.

„n

Gas

n

„n

nach Lewis. . . . 0-5

. . . . 1-26

. . . . 227

. . . . 230

. . . . 511

. . . . 124

Vol.

n

n

n

n

SauerstoffKohlensäureLuft

StickstoffKohlenoxyd

Wasserstoff.

Setzt man die Menge der Luft = 100, so ergebensich folgende Verhältnisse:

Luft 100

Stickstoff 101.

Kohlensäure 55

Kohlenoxyd . - .. • • . • • . . • 225

Der Sauerstoff wird gewöhnlich als Erhalterder Verbrennung bezeichnet, und die Körper, welchesich damit vereinigen, nennt man verbrennlich. DieserBegriff ist aber nur relativ richtig, denn da z. B. dieVerbrennung des Wasserstoffes im Sauerstoff eine mitLicht- und Wärmeentwicklung verbundene chemischeVereinigung der beiden Gase ist, so muss es gleichgiltig

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sein, welches von ihnen die Atmosphäre bildet, undwelches das in geringerer Menge in jene einströmendeGas ist. Da die eigentliche Verbrennung nur an derGrenze von Luft und entwickeltem Gase stattfindet, solässt sich natürlich eben-sogut behaupten, dassdie Luft, wie dass dasGas brennt. Solche Ver-brennungserscheinungennennt man, im Gegen-satze zu der gewöhnli-chen Art, umgekehr teVerbrennungen.

Gesetzt, unser Erd-ball wäre statt mit at-mosphärischer Luft miteiner Wasserstoffatmo-sphäre umgeben und dieErdbewohner bedürftenzu ihrer Existenz desWasserstoffes, so wie wirdes Sauerstoffes benöthi- Fig. 4.gen, Ro würde letzterer,wenn er in diese Atmosphäre von Waf serstoff einströmteund durch irgend ein Mittel erhitzt würde, ebenso mitFlamme brennen wie der Wasserstoff in Sauerstoff.

Ich kann Ihnen diese Umkehrung der Flammensehr anschaulich mit folgendem Apparate Fig. 4 zeigen.Ein gewöhnlicher Lampencylinder ist an seinem un-

Vcrein nat. Kcnntn. XXXIV. Bd. 26

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tereu Ende mittels eines Korkes, durch den zweiRöhren führen, verschließbar. Durch die Glasröhre aströmt in den Cylinder das Leuchtgas ein. Die andereoben und unten offene Röhre b dient dazu, die Lufteintreten zu lassen. Man verschließt nun die obereMündung des Cylinders mit einem Korke und lässt dasGas in den Cylinder eintreten und entzündet dasselbebei c. Ich entferne nun den oberen Kork, worauf so-fort die Gasflamme in der Röhre b aufsteigt und alsLuftflamme im Inneren des Cylinders weiter brennt.Das bei d austretende überschüssige Leuchtgas ist da-selbst zu entzünden; es brennt schwach leuchtend, weilihm die Verbrennungsproducte der inneren Flammebeigemengt sind. Der Apparat zeigt somit im Innerendes Cylinders die Flamme der in der Leuchtgasatmo-sphäre brennenden Luft, darüber aber bei cl brenntdas Leuchtgas im Sauerstoff der Luft. Schiebt manwährend des Brennens der Luftfiamme unten durchdas weitere Rohr b eine 2 mm weite Glasröhre, au derein kleines Flämmchen brennt, so brennt dieses ruhigin der Luftflamme weiter, während es verlöscht, wennes in die Leuchtgasatmosphäre kommt.

Die Tempera tur , zu der ein Körper erhitztwerden muss, um in der Luft oder im Sauerstoff zu ver-brennen, ist für verschiedene Körper sehr verschieden.Es gib.t Körper, die schon bei gewöhnlicher Zimmer-temperatur sich entzünden, wenn sie au die Luftkommen, weshalb sie unter Abschluss der Luft auf-bewahrt werden müssen. Ich habe in einem Fläsch-

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chen etwas Zinkä thyl , nehme mit einer Glasröhreeine geringe Menge desselben heraus und lasse esauf eine Porzellantasse fallen. Im Momente, wo dieFlüssigkeit mit der Luft in Berührung kommt, entzün-det sie sich unter Entbindung eines starken weißenNebels, welcher nichts anderes als. Zinkoxyd ist. Esgibt nun, wie Sie wissen, auch Körper, welche auf einehohe Temperatur erhitzt werden müssen, damit siesich entzünden lassen, z. B. Steinkohlen, Coaks. Phos-phor leuchtet im Dunklen, da er schon unter 10° einelangsame Verbrennung erleidet; damit er mit Flammeverbrenne, muss er auf 60° erhitzt werden.

Ein Gemisch brennbarer Gase braucht eine be-stimmte Temperatur, bei der es sich entzündet. Ichkaun Ihnen diese Thatsache durch folgenden einfachenVersuch zeigen.

Ich habe hier ein engmaschiges Eisendrahtnetz,halte dasselbe über einen Bunsen'schen Brenner undentzünde das ausströmende Gas oberhalb des Netzes.Man kaun dann das Netz ziemlich weit über die Öff-nung des Brenners halten, ohne dass die Flamme durchdas Drahtnetz schlägt und das darunter befindlicheGas entzündet. Die Drähte leiten die Wärme so schnellhinweg, dass das auf der unteren Seite, des Netzes be-findliche Gas unter seiner Entzündungstemperaturbleibt.

Ich habe hier noch vier Drahtnetze, die aneinan-der befestigt sind. Das erste hat ziemlich weite Ma-schen, jedes der folgenden hat ein engeres Geflecht.

' ' 25*

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Stelle ich nun unter die Drahtnetze vier nicht leuch-tende Bunsenflammen von gleicher Größe, so wird, dieFlamme zuerst durch-das weitmaschigste Drahtnetzschlagen und dann erst durch die anderen. Sie sehen,dass die Flamme beim vierten Drahtnetze, welches dasengmaschigste ist, am längstenbraucht, bis sie'durch-schlägt, da sie hier am stärksten abgekühlt wird.

. Auf diesem Principe beruht nun die Davy'scheSicherheitslampe. Dieselbe besteht aus einem kleinenÖllämpchen, das von einem aus Drahtnetz gebildeten

. Cylinder umschlossen ist. Durch die Maschen desGitters können die Verbrennungsgase entweichen.Leite ich z. B. Leuchtgas aus einem Schlauche in diebrennende Lampe hinein, so wird sich das Gas wohlim. Inneren des Drahtgitters entzünden, die Flammewird aber nicht durch das Netz-schlagen.

Diese Lampe dient hauptsächlich für Arbeiter inSteinkohlenbergwerken, da sich in letzteren häufigGrubengas vorfindet, das mit Luft ein explosibles Ge-menge bildet.

Das Erlöschen einer Flamme wird außer beiMangel eines der beiden zur Verbrennung erforder-lichen Stoffe auch eintreten, wenn die Flammentem-peratur irgendwie unter die Entzündungstemperaturerniedrigt wird, z. B. durch Verdünnen des Brenn-materials mit indifferenten Gasen. Genügender Luft-zutritt beschleunigt die Verbrennung, ein allzu kräftigerLuftstrom, z. B. beim Ausblasen der Flamme, wirktabkühlend.

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Nachdem wir uns durch das bereits Gesägte überdas Wesen der Flamme unterrichtet haben, mag es an-gezeigt sein, ein paar Worte über die Flamment.em-p e r a t u r zu erwähnen. Nicht nur Flammen ver-schiedener Art, sondern die einzelnen Theile derselbenFlamme haben eine sehr verschiedene Temperatur. Soist die Temperatur im dunklen Kern der Gasflammeeine sehr niedrige, eine Thatsache, welche man sehrleicht durch einen .Versuch zeigen kann. Ich nehmeeinen gewöhnlichen Argand'schen Brenner, stülpe aufdiesen einen Cylinder und lege auf letzteren ein Blätt-chen Stramiupapier, in dessen Mitte sich etwas Schieß-pulver befiudet. Zünde ich nun das Leuchtgas an derMündung des Cylinders an, so werden Sie sehen, dasses geraume Zeit braucht, bis das Pulver entflammt.Letzteres wird erst stattfindet!, wenn ich die Flammeetwas kleiner mache.

Halte ich ein dünnes Holzstäbchen für einenAugenblick vorsichtig in eine Flamme, so werden sichan demselben zwei Stellen angebrannt zeigen, währendin der Mitte das Holz unversehrt bleibt, ein Beweis,dass im äußeren Saume der Flamme eine bedeutend

•höhere Temperatur herrscht.

B u n s e n bestimmte dieFlammentemperatur einigerGase Und erhielt folgende Ergebnisse:

In der Luft: In Sauerstoff:

Wasserstoff . . . . . 2024° . 2844° .

Kohlenoxyd . . . 1997° 3003°

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Als Bunsen Wasserstoff mit der erforderlichenMenge von Sauerstoff verbrannte, fand er, dass, wenndie Temperatur dabei auf 2558°—3033° stieg, nur einDrittel des vorhandenen Wasserstoffes verbrannte. Ais

er aber ein indifferentes Gasin solcher Menge zumischte,dass die Verbrennung zwi-schen 2471° und 1146°. vorsich gieng, verbraunte genaudie Hälfte des Wasserstoffes.Um die Gesammtmenge des-selben zu verbrennen, mussdie Temperatur noch viel nie-driger sein. Es wird nämlichdurch.die rasche Verbrennungeines Theiles des Wasserstoffeseine so hohe Temperatur er-zeugt, dass der übrige Theilkeine Vereinigung mehr ein-gehen kann, da dieZersetzungs-temperatur der entstehendenVerbindung erreicht ist.

Die Wärme, welche bei.einer Verbrennung entwickelt

wird, kann ihrer Quantität nach bestimmt werden.Man iässt- sie zu diesem Zwecke auf kaltes Wasserwirken, oder man verwendet sie, um Wasser zu ver-dampfen, und schätzt die Menge derselben nach derMenge des Wassers und nach der Temperatur, auf

d

Fig. 5.

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welche dieses erhitzt wird. Die auftretende Wärmewird in Wärmeeinhei ten (Calorien) angegeben,und man versteht unter einer solchen die Menge vonWärme, welche erforderlich ist, um ein Kilogramm.Wasser von 0° auf 1° zu erhitzen. Wenn ich z. B.sage, die Verbrennungswärme des Kohlenstoffes ist8080, so heißt das: bei der Verbrennung von 1 hgKohlenstoff wird so viel Wärme erzeugt, dass man mitHilfe derselben im Stande ist, 8080 leg flüssigen Wassersvon 0° auf 1° zu erwärmen.

Seit Lavoisier haben sich die Chemiker bestrebt,die Wärmeeinheiten, welche frei werden, wenn sichverschiedene Elemente chemisch vereinigen, genau zumessen.

Die nachstehende Tabelle gibt die •Verbrennungs-wärmen einiger Elemente und Verbindungen.

Wärmeeinheiten

Wasserstoff 34.462Sumpfgas 13.063Ölbildendes Gas 11.957Holzkohle 8.080Graphit 7.811Diamant 7.770Phosphor 5.747Rohlenoxyd 2.385Schwefel 2.220

Ich komme nun noch zur Besprechung einer Reihevon Versuchen, welche von Teclu *) anlässlich des ge-

*) Journal für praktische Chemie. Neue Folge, Bd. 44, S.246.

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nauen Studiums des Heumann 'schen Explosions-apparates angestellt wurden. Der genannte Apparat(Fig. 5) besteht aus einer größeren, starkwandigendreihalsigen Flasche. Durch den ersten Kork gehteine rechtwinklig- gebogene Glasröhre b bis auf denBoden der Flasche, in dem zweiten befindet sich eineweitere Glasröhre a, und der dritte Tubus ist durch einenKork verschlossen. Leite ich nun durch die Glasröhreb Leuchtgas in die'Flasche, entzünde dasselbe bei c undentferne den Kork bei d, so wird die gelbe Gasflammeim ersten Augenblicke größer, bald aber kleiner undverliert immer mehr an Leuchtkraft. Nach kurzerZeit verschwindet die Gelbfärbung der Flamme. Siesehen jetzt nur mehr eine gelbe Flammenspitze voneinem blaugefärbten Flammensaum überragt, und end-lich erhält die ganze Flamme eine ausgesprochene blaueFärbung. Nun bildet sich in der Flamme ein immerkleiner werdender grünlich gefärbter Kegel. Dieserverkleinert sich immer mehr und mehr und stülpt sichendlich in der Röhre um, wo derselbe gesondert alsFlamme erscheint, welche sich nun in die Flaschesenkt und dort das vorhandene Gemenge von Leucht-gas und Luft zur Explosion1) bringt.

*) Ein Gemenge von Leuchtgas und Luft wird explosiv,wenn ungefähr 12 Vol. Luft sich mit 1 Vol. Leuchtgasmischen. Nehmen wir an, in einem Zimmer von 4 m Länge,4 m Breite und 3 m Höhe, das also einen Kubikinhalt von48 wi3 = 48.000 l hat, befinde sich ein Gashahn, der ge-öffnet pro Stunde 150 l Gas liefert, so wird die Zimmer-

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a,

Während der Zeit, da die Flammein der Röhre sich senkt, bis zum Ein-treten der Detonation sieht man amoberen Ende der Röhre bei C die ur-sprüngliche Flamme ruhig weiterbren-nen. Sie" hat zwar bedeutend an Leucht-kraft verloren, ist aber immerhin nochganz gut sichtbar. -

Dieser Versuch zeigt nun, dasseine Leucb.tgasfl.amme durch Zutritt vonSauerstoff aus der atmosphärischen Luftsich unter geeigneten Umständen inzwei Flammen spalten kann, von denendie eine an der ursprünglichen Stellefortbrennt, die andere sich nach ab-wärts bewegt.

Teclu hat nun einen Apparat con-struiert, der es gestattet, die zweite inBewegung begriffene Flamme zu fixie-ren. Der Apparat (Fig. 6) besteht auseiner Röhre a aus Glas von 60 cm Länge Fig. 6.und 2 cm Weite, b ist ein Glastrichter,welcher durch einen Pfropf mitder Röhre a verbündenist. Der Trichterrand hat einen Durchmesser von 8 cm.Ich stelle nun einen Bunsenbrenner, der eine zarte

luft explosibel, wenn — = 4000 l ausgeströmt sind.1 Z

4000Dies wird aber der Fall sein nach = circa 21 Stunden150

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Regulierung des Luftzuflusses gestattet und die Ein-richtung besitzt, eine verstellbare Verlängerung derBrennerröhre zu ermöglichen, unter den Trichter, undzwar so, dass die Mündung des Brennerrohres denTrichter berührt. Lässt man nun Leuchtgas in den.Brenner eintreten, so wird sich dasselbe bei c entzün-den lassen, und man erhält so eine leuchtende Flamme.

Senkt man nun" die Yerlängerungsröhre des Bren-ners etwas, so wird durch den entstehenden Zwischen-raum zwischen der Brennermündung und dem Trichterdem LeuchtgaaLuft beigemengt und dadurch die Leucht-kraft der Flamme vermindert. Lässt man nun nochin den Bunsen'schen Brenner nach und nach Luft ein-treten, so sehen Sie, dass sich die Flamme wieder theilt,und es gelingt durch Regulieren ganz leicht, die be-wegliche Flamme an irgend einer Stelle der Röhre afestzuhalten. Man kann ganz deutlich beobachten, dassdie obere bläuliche Flamme mit ihrer Brandfläche nachoben gekehrt ist und den zur Verbrennung nöthigenSauerstoff der umgebenden Luft entnimmt. Die untere,grünlich gefärbte, sehr heiße Flamme erscheint mitihrer Brandfläche nach unten gewendet, und die hierstattfindende Verbrennung wird durch den Sauerstoffder Luft erhalten, welcher, dem Leuchtgase beige-mengt, den Apparat durchströmt.

Die obere Flamme kann ausgelöscht werden, ohnedass hierdurch die untere Flamme beeinflusst wird.Es wird dadurch möglich, die Verbrennungsproducteder unteren Flamme aufzufangen und zu untersuchen.

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Smithel ls und Ing le nehmen an, dass die Verbren-nungsproducte des unteren Conus aus Kohlensäure/Wasser, Kohlenoxyd und Wasserstoff bestehen. Imoberen Conus erfolgt die Verbrennung von Kohlenoxydund Wasserstoff durch den Sauerstoff der äußeren Luft.

Durch Heben der Verlängerungsröhre des Bunsen-brenners kann man die untere Flamme der oberennähern und die zweite Flamme wieder auf die Mün-dung des Rohres a aufsetzen. Die so entstehendeFlamme entspricht nun in allen Eigenschaften derFlamme des Bunsen'schen Brenners. Nach diesen Ver-suchen erscheint nun die Flamme des Bunsen'schenBrenners aus zwei übereinandergestellfen, kegelför-migen Flammen von verschiedener Höhe und gleicherBasis zusammengesetzt. Am Umfange des größerenäußeren Kegels erfolgt die Verbrennung der Leucht-gasbestandtheile, welche durch die untere Flammeunverbrannt emporsteigen, durch den Sauerstoff derumgebenden atmosphärischen Luft. Im Zwischenräume,der durch diese brennende Peripherie und deu zweiteninneren Flammenkegel gebildet wird, geht keine Ver-brennung vor sich. Die Brandfläche der inneren Flammeist, wie früher erwähnt, nach innen gekehrt, und dieVerbrennung, die hier durch den mit dem Leuchtgaseintretenden Sauerstoff bewirkt wird, erreicht einesehr hohe Temperatur. Im Inneren des zweiten hohlenKegels findet keine Verbrennung statt. Um die Tem-peraturen der verschiedenen Theile der Bunsenflammezu studieren, verwendet Teclu Tafeln aus Lindenholz

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von circa 10 cm Breite und 20 cm Länge und 5 mm Dicke.Ich halte eine solche Tafel das einemal horizontal, dasanderemal vertical in die Flamme und erhalte dadurchHorizontal- und Längsouerschnitte der Flamme als

Fig. 7.

Fig. 8. . Fig. 9.

Brandfiguren (Fig. 7, 8 und 9). An diesen lassen sichaus der geringeren und größeren Verkohlung des HolzesSchlüsse auf dieTemperatursunterechiede in der Flammeziehen. Der obere Brandring (Fig. 7) erscheint anseinem Umfange dunkler und schärfer, da die obereFlamme den Sauerstoff der umgebenden atmosphäri-

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sehen Luft entnimmt, und da das Holz im Innern desBrandringes nicht verkohlt erscheint, so geht auchkeine Verbrennung im Innern der Flamme vor sich.Der Brandring (Fig. 8) zeigt, dass in der unterenFlamme die tiefer gehende Verkohlung von innen nachaußen abnimmt. Hier ist es der dem Leuchtgasebeigemengte Sauerstoff, der die Verbrennung be-wirkt. Da der Kern dieses Brandringes ebenfalls nichtverkohlt ist, so findet auch im Innern dieser Flammekeine.Verbrennung statt. Die Brandzeichnung Fig. 9des Längsquerschnittes zeigt die eben erwähnten Ver-hältnisse noch viel deutlicher, da sich die Flammengleichzeitig in die Holztafeln einbrennen.

Ich habe Ihnen gezeigt, dass ein Eisendraht inSauerstoffgas unter lebhaftem Funkensprühen ver-brannte. Lassen wir einen solchen Draht bei gewöhn-licher Temperatur an feuchter Luft liegen, so wirdsich derselbe nach längerer Zeit in eine röthliche Masseumwandeln, die man gewohnt ist, als Eisenrost zu be-zeichnen. In beiden Fällen entsteht aus dem Eiseneine neue Verbindung, und die beiden erwähnten Pro-cesse sind ihrem Wesen nach einander gleich. Dasswir beim Kosten weder Licht noch Wärme beobachtenkönnen, rührt davon her, dass der Process des Röstenssehr langsam vor sich geht und die in einem kleinenZeitintervalle entwickelte Wärmemenge wegen ihrerKleinheit nicht gemessen werden kann. Solche lang;-same Verbrennungen nennt man auch s t i l le Ver-brennungen. Zu letzteren gehören zwei Processe,

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•welche für den thierischen Organismus besonders wich-tig sind, der Athmungs- und der Verwesungs-process.

, Ebenso nothwendig wie für den Verbrennungs-process ist der Sauerstoff der atmosphärischen Luft fürden Lebensprocess. Die Existenz lebender Wesenist an das Vorhandensein von Sauerstoff in der Luftgeknüpft; das Sauerstoffgas wird beim Athmen fort-während von den Lungen aufgenommen und veranlasstim Körper Oxydationsprocesse; so wird namentlichKohlenstoff, von ihm oxydiert. Das Oxydationspro-duct, die Kohlensäure, athmen wir aus, und ich kannIhnen dies einfach so nachweisen, dass ich mit einerGlasröhre die ausgeathmete Luft in Kalkwasser blase.Sie sehen, dass sich die Flüssigkeit stark trübt. DieseTrübung ist nichts anderes als kohlensaurer Kalk, die-selbe Verbindung, welche wir heute schon einmal durchEinleiten der Verbrennungsproducte der Kerze in Kalk-wasser erhielten. Durch den stillen Verbrennungs-process erlangt der thierische Organismus die unent-behrliche Wärme.

Endlich ist der Sauerstoff der Luft auch Bedingungdes Verwesungsprocesses. Das abfallende Laubder Bäume, die Überreste der Vegetation, die Cadavervon Menschen und Thieren verschwinden von der Erd-oberfläche, indem sie verwesen. Das Verwesen derorganischen Substanzen ist nichts anderes als eineOxydation, eine langsame Verbrennung der oxydier-baren, der brennbaren Elemente derselben, nament-

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lieh de? Kohlenstoffes und Wasserstoffes durch denSauerstoff der atmosphärischen Luft. Die Productedieser Oxydation sind dieselben, wie wenn diese Sub-stanzen unter Feuererscheinung verbrennen würden— nämlich Kohlensäure und Wasser.

Es entstehen also bei der Verbrennung, bei demAthmen und bei der Verwesung genau dieselben Zer-setzungsproduete, und aller Kohlenstoff der organi-schen Substanzen kehrt in die Luft als Kohlensäurezurück, aus welcher er herstammt.

Es ist ein eigenthümlicher Zufall, dass mein heu-tiger Vortrag einem Tage zufiel, der als Signatur einVerbrennungsproduct, die Asche, aufweist. Doch lassenSie uns, verehrte Anwesende, noch einen anderen Ge-danken an die Asche knüpfen. Der Phönix ist es, deneine wundersame Sage aus der Asche neu verjüngterstehen lässt. Einem Phönix gleich hat sich aus denalten überlebten Anschauungen über das geheimnis-volle Wesen der Flamme durch die Kraft des nimmer-müden Menschengeistes eine junge Wissenschaft los-

..gelöst, die Frage nach dem Stein der Weisen hat alsLösung die Chemie gebracht. Wunder hat diese Wissen-schaft entschleiert, durch immer neue Wunder offen-bart sie uns einen tiefen Einblick in das Wesen* derNaturerscheinungen. Möge die Erkenntnis ihrer Be-deutung und Schöne immer weitere Kreise erfassen,mögen die Elemente dieser Wissenschaft ein Gemein-gut aller Gebildeten werden!

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