Mit Leidenschaft für Gott und sein Volk - Erzbistum Berlin · 2019-11-12 · Mit Leidenschaft für...

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Herzlich willkommen! ******* Mit Leidenschaft für Gott und sein Volk Seelsorge in Zeiten pastoralen Wandels Jahrestagung der Geistlichen 2013 Christoph Jacobs Prof. Dr. theol., Lic. phil. (Klin. Psych.) Kirchborchener Str. 42 D-33178 Borchen-Dörenhagen Tel: +49-5293-930505, Fax: 930504 Email: [email protected] Mit Leidenschaft für Gott und sein Volk „Wir verkünden keine gute Nachricht, weil das Evangelium keine Neuigkeit mehr für uns ist, wir sind daran gewöhnt, es ist für uns eine alte Neuigkeit geworden. Der lebendige Gott ist kein ungeheures, umwerfendes Glück mehr; er ist ein Gesolltes, die Grundierung unseres Daseins. Glück ist die veränderliche Zutat am Rand Gottes, der bleibt. Wir geben uns keine Rechenschaft darüber, was Gottes Abwesenheit für uns wäre; so können wir uns auch nicht vorstellen, was sie für die andern ist. Wenn wir von Gott reden, bereden wir eine Idee, statt eine erhaltene, weiterverschenkte Liebe zu bezeugen. Wir können den Ungläubigen unseren Glauben nicht als eine Befreiung von der Sinnlosigkeit einer Welt ohne Gott verkünden, weil wir diese Sinnlosigkeit gar nicht wahrnehmen. Wir verteidigen Gott wie unser Eigentum, wir verkünden ihn nicht wie das Leben allen Lebens, wie den unmittelbaren Nächsten all dessen, was lebt. Wir sind keine Erklärer der ewigen Neuheit Gottes, sondern Polemiker, die eine Lebensanschauung verteidigen, welche überdauern soll. Somit wäre es unnütz, andern nah genug zu sein, um verstanden zu werden, ihre Sprache zu sprechen, gegenwärtig und wirklich für sie zu sein, falls wir – auch wenn all diese Bedingungen erfüllt wären – nicht selber die totale Botschaft wiedergefunden hätten, die wir empfangen haben und weitergeben müssen.“ Madeleine Delbrêl

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Herzlich willkommen!

******* Mit Leidenschaft

für Gott und sein Volk

Seelsorge in Zeiten pastoralen Wandels

Jahrestagung der Geistlichen 2013

Christoph Jacobs Prof. Dr. theol., Lic. phil. (Klin. Psych.) Kirchborchener Str. 42 D-33178 Borchen-Dörenhagen Tel: +49-5293-930505, Fax: 930504 Email: [email protected]

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Mit Leidenschaft für Gott und sein Volk   „Wir verkünden keine gute Nachricht, weil das Evangelium keine

Neuigkeit mehr für uns ist, wir sind daran gewöhnt, es ist für uns eine alte Neuigkeit geworden.

  Der lebendige Gott ist kein ungeheures, umwerfendes Glück mehr; er ist ein Gesolltes, die Grundierung unseres Daseins. Glück ist die veränderliche Zutat am Rand Gottes, der bleibt.

  Wir geben uns keine Rechenschaft darüber, was Gottes Abwesenheit für uns wäre; so können wir uns auch nicht vorstellen, was sie für die andern ist.

  Wenn wir von Gott reden, bereden wir eine Idee, statt eine erhaltene, weiterverschenkte Liebe zu bezeugen. Wir können den Ungläubigen unseren Glauben nicht als eine Befreiung von der Sinnlosigkeit einer Welt ohne Gott verkünden, weil wir diese Sinnlosigkeit gar nicht wahrnehmen.

  Wir verteidigen Gott wie unser Eigentum, wir verkünden ihn nicht wie das Leben allen Lebens, wie den unmittelbaren Nächsten all dessen, was lebt. Wir sind keine Erklärer der ewigen Neuheit Gottes, sondern Polemiker, die eine Lebensanschauung verteidigen, welche überdauern soll.

  Somit wäre es unnütz, andern nah genug zu sein, um verstanden zu werden, ihre Sprache zu sprechen, gegenwärtig und wirklich für sie zu sein, falls wir – auch wenn all diese Bedingungen erfüllt wären – nicht selber die totale Botschaft wiedergefunden hätten, die wir empfangen haben und weitergeben müssen.“

  Madeleine Delbrêl

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Überblick: 3 Schritte des Impulses   Prolog

–  Worum geht es?

  Geistliche Vergewisserung: –  Wie handelt Gott?

  Praktisch-theologische Vergewisserung: –  Was bedeutet dies für uns Priester?

–  Woran müssen wir uns theologisch orientieren?

  Praktische Perspektiven

–  Was wird unsere Aufgabe als Priester sein?

–  Welche Qualitäten brauchen wir?

Prolog

Worum geht es?

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Kirchenentwicklung: Weg und Ziel des Pastoralen Handelns

Kirchen- Entwicklung

Geistliche Entwicklung

Struktur- Entwicklung

Person- Entwicklung

vgl. Chr. Hennecke!

leicht!

herausfordernd!

am bedeutsamsten!

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Entwicklungsaufgaben!

Wachstums- Wege

Geistliche Haltungen

Mentale Modelle

Praxis der Seelsorge

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Schlüsselpersonen

Menschen, nicht Maschinen…!   Angesichts der „Bedrohung der Organisation“ wird der

Blick häufig ausschließlich auf das Überleben der Organisation und dafür notwendige Strukturmaßnahmen gerichtet.

  Die gegenwärtige Binnenkultur in den Diözesen trägt Züge einer „pathologischen“ Blickfixierung auf die strukturelle Dimension. Strukturfixierung ist stets problematisch.

  Strukturen tragen Gesichter von Menschen: der Strukturwandel ist Kulturwandel, und dieser basiert auf menschlichen Kräften und menschlichem Engagement.

  "Culture eats Strategy for Breakfast – Kultur verspeist Strategie zum Frühstück“ (Peter Drucker, „Nestor“ der Management-Lehre)

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Schlüsselpersonen des Wandels   Die Priester (und Laien) in der Seelsorge sind als

Mitarbeiter des Bischofs die Schlüsselpersonen des Wandels. Der Bischof muss sich auf uns verlassen können.

  Die Priester sind stärker vom Wandel betroffen als die Gläubigen. Sie haben „mehr zu verlieren“ – aber viel zu gewinnen.

  Die größten Gefahren: 1. die Fallen des „Weiter-So“ und der Professionalität, 2. die Falle des Besitzstandsdenkens, 3. die Angst: Was wird aus mir?

  Am wichtigsten: Spirituelle Kraft, Tatkraft, Innovationsbereitschaft und Führungskompetenz

  Auf uns muss als „Geistliche“ Verlass sein: Wir müssen Hirten sein, die wissen, „wohin es geht“: wo Raum und Nahrung zum Leben ist!

“Mit angehaltenem Atem, aber eben doch gesagt: Gott umarmt uns.

Wie umarmt uns Gott? Wie umarmen wir ihn?

Gott umarmt uns durch die Wirklichkeit.

Wir umarmen Gott durch die Wirklichkeit.“

Willi Lambert, 1998

Gott umarmt uns durch die Wirklichkeit…

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Wie kocht man einen Frosch, "ohne dass er es merkt?!

  Wenn du einen Frosch kochen willst, musst du ihn in einen Topf mit kaltem Wasser setzen.

  Während der Frosch dann in seliger Genügsamkeit dasitzt, bringe das Wasser langsam zum Kochen.

  Wenn der Frosch merkt, was los ist, ist es für ihn zu spät, hinauszuspringen.

  Chinesisches Sprichwort

© CJ/MB 2010

Was ist passiert? Wie geht es weiter?!© CJ 2013

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Einwohnerzahl

Ressourcen Gläubige Pfarreien Priester

Diaspora-Situation

Kulturelle Minderheit

Missionarische Situation

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„Rollenkonflikte des Pfarrgeistlichen“!

© Chr. Jacobs 2013

  „Will man eine Gesellschaft neu ordnen, dann muß man soziale Rollen neu definieren. Man muß festlegen, welche Verhaltensweisen für die Inhaber bestimmter gesellschaftlicher Positionen gelten. Die „Stellenbeschreibung“ muß von den Rollenträgern ebenso wie von den übrigen Akteuren internalisiert werden. Die Vorstellung der Rollenträger muß mit dem Bild, das sich seine Mitakteure machen in Übereinstimmung gebracht werden.

  Es muß ein tiefgreifender Sozialisierungsprozeß eingeleitet werden, der schwierig ist, weil wir in eingefahrenen Gesellschaften keine tabula rasa vorfinden, sondern immer erst alte Rollenvorstellungen und Verhaltenserwartungen abbbauen müssen, bevor wir neue einüben können.

  Die Kirche bemüht sich zur Zeit um eine solche Neuordnung. Sie will die Seelsorgestrukturen den Erfordernissen (von heute) anpassen, muß dazu unter anderem auch das soziale Rollensystem, das eine Pfarrei, die die Grundeinheit der Seelsorge vorstellt, neu definieren.

  Die Konsequenzen eines solchen Unternehmens treffen vor allem die Stellung des Priesters in der Pfarrei. In der Gemeinde der Agarkultur war er nicht nur theologisch, sondern auch soziologisch eine Schlüsselfigur der kirchlichen Organisation. Seine Position wird sich daher wandeln!“

  Schwermer, J. (1971). Rollenkonflikte des Pfarrgeistlichen. Theologie und Glaube: 15-24.

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Abschied von der alten

Sozialform der Ortskirchen

Das Selbstverständnis der Grundvollzüge

der Kirche in Martyria Diakonia Leiturgia Koinonia

Ende einer Ära… Was bleibt…?

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Papst Franziskus: Die Armut der Lösungen "und die Gefahr der Hoffnungslosigkeit!  Die Armut der Lösungen tarnt sich:

–  Reichtum des Nicht-Leidens: Abschottung –  Suchen nach Sündenböcken –  Verteidigung der Schätze –  Kritisieren –  Dramatisieren –  Träumen von „apostolischen Expansionsplänen“ –  Sich tatenlos verzetteln: „Man müsste – man könnte!“ –  Sich nicht die Hände schmutzig machen

  „Der hoffnungslose Mensch zieht sich in sein Schneckenhaus zurück, tritt auf der Stelle und bringt keine Frucht.“ (Exerzitienbuch S. 88)

geistlich vergewissern…

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Mit Leidenschaft für Gott und sein Volk   “Umbruchszeiten sind Gnadenzeiten. Sie bedeuten

Abschied und Aufbruch, Trauerarbeit und Lust zur Innovation. !

  Gott selbst ist es, der unsere Verhältnisse gründlich aufmischt, um uns auf Neuland zu locken wie Abraham, wie Mose, wie Bonifatius. !

  Ja, wir haben eine Mission in unserem Land und weltweit. Darin sind wir unvertretbar. Haben wir doch mit dem Evangelium eine Botschaft, für die es in dieser Welt keine bessere Alternative gibt“.!–  Die Deutschen Bischöfe (2004). "Gemeinsamer Hirtenbrief der deutschen Bischöfe anlässlich des Bonifatius-

Jubiläums." Kirchliches Amtsblatt für die Erzdiözese Paderborn 147(9): 127-129.

  Bonifatiushirtenbrief

Vergewisserung

„Denkt nicht mehr an das,

was früher war.

Seht her, nun mache ich etwas

Neues. Schon kommt es zum

Vorschein, merkt ihr es nicht?“ (Jes 43, 18-19)

© CJ 2013

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Zu Beginn und als Fundament:

Eine Botschaft des Vertrauens und der Zuversicht   1 Jetzt aber - so spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und

der dich geformt hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir. 2 Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen. 3 Denn ich, der Herr, bin dein Gott, ich, der Heilige Israels, bin dein Retter. Ich gebe Ägypten als Kaufpreis für dich, Kusch und Seba gebe ich für dich.

  4 Weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist und weil ich dich liebe, gebe ich für dich ganze Länder und für dein Leben ganze Völker. 5 Fürchte dich nicht, denn ich bin mit mit dir.

  11 Ich bin Jahwe, ich, und außer mir gibt es keinen Retter. 12 Ich habe es selbst angekündet und euch gerettet, ich habe es euch zu Gehör gebracht. Kein fremder (Gott) ist bei euch gewesen. Ihr seid meine Zeugen - Spruch des Herrn. Ich allein bin Gott; 13 auch künftig werde ich es sein. Niemand kann mir etwas entreißen. Ich handle. Wer kann es rückgängig machen?

  18 Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten. 19 Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht? Ja, ich lege einen Weg an durch die Steppe und Straßen durch die Wüste.

  1 Jetzt aber höre, Jakob, mein Knecht, Israel, den ich erwählte. 2 So spricht der Herr, dein Schöpfer, der dich im Mutterleib geformt hat, der dir hilft: Fürchte dich nicht, Jakob, mein Knecht, du, den ich erwählte. 3 Denn ich gieße Wasser auf den dürstenden Boden, rieselnde Bäche auf das trockene Land. Ich gieße meinen Geist über deine Nachkommen aus und meinen Segen über deine Kinder… –  Jes 43f

…theologisch deuten…

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Mit Leidenschaft für Gott und sein Volk: Fünf theologische Bilder der Orientierung

  Neu-Schöpfung („Mutation“)

  Exodus

  Exil / Gericht / Diaspora

  Lunare Ekklesiologie

  Mysterium Paschale

© Chr. Jacobs 2012

Neue Schöpfung   Sprung auf die höhere Ebene

  Wehen / Geduld

  in Hoffnung

  dem Zugriff des Menschen entzogen

  Geburt

  Pubertät

  Erwachsenwerden

  Sterben

•  Grundgesetz: Wenn das Weizenkorn…

•  „Passivität“ in einer größeren Gesetzmäßigkeit

© Chr. Jacobs 2012

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Exodus   Aufbruch   Knechtschaft   Freiheit   Gott / Götze   Mose   Durchzug   Wüstenwanderung   Sinai   Manna   Wasser aus dem Felsen   Wolkensäule   Kundschafter   …

© Chr. Jacobs 2012

B E F R E I U N G

Exil / Gericht / Diaspora

  Entwurzelung   Fremdheit   Gericht   Zwang   Minderheit   Trauer   Abhängigkeit   Hoffnung   Sehnsucht   Erwartung   Bewährung   Treue

© Chr. Jacobs 2012

V E R I N N E R L I C H U N G

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Lunare Ekklesiologie   Wie der Mond das Licht der Sonne widerspiegelt, so reflektiert die Kirche

das Licht der Botschaft Christi. Dadurch strahlt sie in die Nacht der

Menschheit hinein.

  Nun ist der Mond aber nicht immer nur Vollmond. Er ist deswegen Mond,

weil er zyklische Wachstums- und Sterbeprozesse kennt.

  So ist es auch mit der Sozialgestalt der Kirche. Auch sie kennt

Sterbeprozesse, Phasen der Nicht-Attraktivität bis hin zur Null-Phase.

  Doch die Kirche weiß: in österlicher Hoffnungsgewißheit, daß gerade durch

solche Sterbeprozesse hindurch sich doch neue eine Kirchengestalt

herausentwickelt, herausgebiert,

  Eine solche Kirchengestalt kann neu zeitgemäß (nicht modisch!) sein und

im Vergleich zur vergangenen Gestalt attraktiver, lebensermutigender,

hoffnungsstiftender, sinnvermittelnder.   Gotthard Fuchs

© Chr. Jacobs 2012

Mysterium Paschale Wandlung - Verwandlung - Veränderung

  Was geschah da? Wie kann Jesus seinen Leib austeilen und sein Blut? Indem er Brot zu seinem Leib und Wein zu seinem Blut macht und austeilt, nimmt er seinen Tod vorweg, nimmt er ihn von innen her an und verwandelt ihn in eine Tat der Liebe. Was von außen her brutale Gewalt ist - die Kreuzigung - wird von innen her ein Akt der Liebe, die sich selber schenkt, ganz und gar. Dies ist die eigentliche Wandlung, die im Abendmahlssaal geschah, und die dazu bestimmt war, einen Prozess der Verwandlungen in Gang zu bringen, dessen letztes Ziel die Verwandlung der Welt dahin ist, dass Gott alles in allem sei (vgl. 1 Kor 15, 28).

  Alle Menschen warten immer schon irgendwie in ihrem Herzen auf eine Veränderung und Verwandlung der Welt. Dies nun ist der zentrale Verwandlungsakt, der allein wirklich die Welt erneuern kann: Gewalt wird in Liebe umgewandelt und so Tod in Leben. Weil er den Tod in Liebe umformt, darum ist der Tod als solcher schon von innen her überwunden und Auferstehung schon in ihm da. Der Tod ist gleichsam von innen verwundet und kann nicht mehr das letzte Wort sein.

  Das ist sozusagen die Kernspaltung im Innersten des Seins – der Sieg der Liebe über den Hass, der Sieg der Liebe über den Tod. Nur von dieser innersten Explosion des Guten her, die das Böse überwindet, kann dann die Kette der Verwandlungen ausgehen, die allmählich die Welt umformt. Alle anderen Veränderungen bleiben oberflächlich und retten nicht. Darum sprechen wir von Erlösung: Das zuinnerst Notwendige ist geschehen, und wir können in diesen Vorgang hineintreten.

  Papst Benedikt XVI. (Köln 2005)

© Chr. Jacobs 2012

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Unsere Rolle als Priester…

… wird sich wandeln!

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  Viele Priester wollten gar nicht Priester werden!

  Sie wollten Pfarrer werden!

Kreisquadrat Pfarrgemeinde © Chr. Jacobs 2010

Pfarrei

Gemeinde

(theologisch)

Pfarr- Gemeinde

?

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Exkurs: Das Scheitern der „Pfarrgemeinde-Utopie“ (1)

  Das Gemeindekonzept der unmittelbaren Nachkonzilszeit bis heute war definiert als „Nachfolgestruktur“ der als anonym, bindungs- und entscheidungsschwach wahrgenommenen volkskirchlichen Pfarreistruktur (RB 42).

  Versuch der theologischen Begründung einer zeitbedingt sinnvoll erscheinenden Sozialform

  Maßstab: Nahraumbildung einer überschaubaren, kommunikativ verdichteten Großfamilie

–  Wichtig: bis dahin war die Pfarreigröße seit der Antike bis zum Tridentinum niemals Kriterium der Zuordnung von Hirt und Herde

–  Gemeindemodell als Hoffnungsträgerin einer sich erneuernden Kirche

  Grund: Gegensteuerung gegen den Erosionsprozess der kirchlichen Milieus.

  Die Pfarrgemeindetheologie wurde innerhalb kürzester Zeit um symbolträchtigen Realisierungsort tridentinischen Denkens unter dem Deckmantel nachvatikanischen „demokratischen“ Aufbruchs.

vgl. R. Bucher!

Exkurs: Das Scheitern der „Pfarrgemeinde-Utopie“ (2)

  Problematik: Vergemeinschaftsorientierung war zum Scheitern verurteilt – Aufgabenorientierung war nicht im Blick.

  „Die Gemeindetheologie war der letzte Ausläufer des tridentinischen Projekts. Wie dieses suchte sie den Erosionsprozessen kirchlicher Sozialräume durch Verdichtung, Formierung und Überschaubarkeit gegenzusteuern, wenn auch diesmal unter typisch modernen Kategorien wie „Mündigkeit“, „Subjekt“ und „Modernität“. Dies geschah auf familiaristischer Basis, schien doch damals die Familie die letzte stabile Sozialform der Moderne. Aber wie sich auch an der „Pfarrfamilie“ erweisen sollte: dem war nicht so.“ (RB 46).

  Freigeben und einfangen unter einem Leitungsmonopol und/oder Gebietsmonopol: das funktioniert „postmodern“ nicht.

vgl. R. Bucher!

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Exkurs: Das Scheitern der „Pfarrgemeinde-Utopie“ (3)

  Realität: Die Bindewirkung der kirchlichen Milieus hat seit 1950 um 70% abgenommen.

  „Der Versuch, die katholische Kirche von einer amtszentrierten Heilsinstitution zur quasi-familiären gemeindlichen Lebensgemeinschaft umzuformatieren, ist denn auch nicht am Widerstand der alten Kirchenformation gescheitert, sondern an seinem Charakter als halbierte, ja selbstwidersprüchliche Modernisierung.“ (RB 47).

  Die Tradierung des Christlichen kann nicht über die gemeindliche Institutionalisierung und auch nicht über Professionalisierung abgesichert werden.

  Grundfrage heute: Wie stiften freie Menschen neue stabile und flüchtige Gemeinschaft(en) unter der Bedingung, dass Leben immer an Orten konkret wird?

vgl. R. Bucher!

Biblische Orientierung

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Und er sandte sie aus mit dem Auftrag, das Reich Gottes zu verkünden und zu heilen (Lk 9, 1-11)!  1 Dann rief er die Zwölf zu sich und gab ihnen die Kraft und die

Vollmacht, alle Dämonen auszutreiben und die Kranken gesund zu machen.   2 Und er sandte sie aus mit dem Auftrag, das Reich Gottes zu

verkünden und zu heilen.   3 Er sagte zu ihnen: Nehmt nichts mit auf den Weg, keinen Wanderstab und

keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd.   4 Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst.   5 Wenn euch aber die Leute in einer Stadt nicht aufnehmen wollen, dann geht

weg und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie.   6 Die Zwölf machten sich auf den Weg und wanderten von Dorf zu Dorf. Sie

verkündeten das Evangelium und heilten überall die Kranken. •  7 Der Tetrarch Herodes hörte von allem, was geschah, und wusste nicht, was er davon

halten sollte. Denn manche sagten: Johannes ist von den Toten auferstanden. •  8 Andere meinten: Elija ist wiedererschienen. Wieder andere: Einer der alten Propheten ist

auferstanden. •  9 Herodes aber sagte: Johannes habe ich selbst enthaupten lassen. Wer ist dann dieser

Mann, von dem man mir solche Dinge erzählt? Und er hatte den Wunsch, ihn einmal zu sehen.

  10 Die Apostel kamen zurück und erzählten Jesus alles, was sie getan hatten. Dann nahm er sie beiseite und zog sich in die Nähe der Stadt Betsaida zurück, um mit ihnen allein zu sein.

  11 Aber die Leute erfuhren davon und folgten ihm. Er empfing sie freundlich, redete zu ihnen vom Reich Gottes und heilte alle, die seine Hilfe brauchten.

- -

Biblische)Pastoralkonzep3on) 1. Sich rufen lassen

2. Kraft und Vollmacht empfangen

3. Zurückkehren

das Reich verkünden

Heilen

Heil werden

Heil wirken

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Theologische Grundorientierung:

Vatikanum II

Wesen und Auftrag der Kirche

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Das Selbstverständnis der Kirche   „Zur Erfüllung dieses ihres Auftrags obliegt der Kirche

allzeit die Pflicht, nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten.

  So kann sie dann in einer jeweils einer Generation angemessenen Weise auf die bleibenden Fragen der Menschen nach dem Sinn des gegenwärtigen und des zukünftigen Lebens und nach dem Verhältnis beider zueinander Antwort geben.

  Es gilt also, die Welt, in der wir leben, ihre Erwartungen, Bestrebungen und ihren oft dramatischen Charakter zu erfassen und zu verstehen.“ (GS4)

  (…) Wie es bei jeder Wachstumskrise geschieht, bringt auch diese Umgestaltung nicht geringe Schwierigkeiten mit sich. (GS4)

Das Wesen der Kirche: unser Auftrag

© Chr. Jacobs 2013

  Der Geist –  führt die Kirche in alle Wahrheit ein,

–  eint sie in Gemeinschaft und Dienstleistung (communio et ministratio),

–  bereitet und lenkt sie •  durch die verschiedenen hierarchischen

•  und charismatischen Gaben

–  und schmückt sie mit seinen Früchten. •  Lumen Gentium, Art. 4

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Wesen und Auftrag der Kirche!

Auftrag der Kriche

Frucht bringen

Gemeinschaft stiften

Zu Diensten sein

Praktische Perspektiven

des Paradigmenwechsels

in der Seelsorge

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Facetten des Paradigmenwechsels

1. Trägerschaft der Pastoral

2. Gestalten des Gläubig-Seins 3. Gestalten der Seelsorge-

Organisation

Facetten des Paradigmenwechsels

1. Trägerschaft der Pastoral

(≈ der Heilsmission der Kirche an der Welt)

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Das gemeinsame Priestertum"aller Getauften!

© Chr. Jacobs 2013

  Ihr aber seid ein auserwähltes

Geschlecht, eine königliche Priesterschaft,

ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein

besonderes Eigentum wurde, damit ihr die

großen Taten dessen verkündet, der euch

aus der Finsternis in sein wunderbares

Licht gerufen hat. –  1 Petr 2,9

Paradigmenwechsel: Das Volk Gottes als Träger der Hirtensorge

© Chr. Jacobs 2013

  Aus pastoraltheologischer Perspektive ist das Volk Gottes in seiner Taufberufung aus Sicht des II.

Vatikanischen Konzils als

Träger der Pastoral der Zukunft

anzusehen.

–  Damit liegt ein Paradigmenwechsel vor, der auch in kirchenrechtlicher Perspektive gestützt, wenn auch noch

nicht konsequent konzeptbildend genutzt wird.

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Der Auftrag der Priester (SeelsorgerInnen): Dienst am

Gemeinsamen Priestertum aller Getauften

© Chr. Jacobs 2013

  Die geweihten Hirten wissen sehr gut, wieviel die Laien

zum Wohl der ganzen Kirche beitragen.

  Sie wissen ja, dass sie von Christus nicht bestellt sind,

die ganze Heilsmission der Kirche an der Welt allein auf

sich zu nehmen, sondern dass es ihre vornehmliche

Aufgabe (praeclarum munus) ist,

–  die Gläubigen so als Hirten zu führen (pascere)

–  und ihre Dienstleistungen und Charismen so zu prüfen (recognoscere),

  dass alle in ihrer Weise zum gemeinsamen Werk einmütig zusammenarbeiten (cooperentur).

•  Lumen Gentium, Art. 30)

Führen…

Dienstleistungen wertschätzen…

Charismen wertschätzen… Zur Kooperation

anstiften…

- -

Wozu sind wir Priester da?

Führen: Dorthin, wo

Leben und Nahrung ist

Dienstleistungen und Charismen wertschätzen

Zur Kooperation

anstiften

Aufgabe der Priester

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Facetten des Paradigmenwechsels

2. Gestalten des Gläubig-Seins

!

Gläubige „vor Ort“!  Der Gläubige vor Ort ist die Kerngestalt des Christen der

vergangenen Jahrzehnte. Sie wird häufig in der Figur des „regelmäßig Praktizierenden“ abgebildet.

  Die Figur des „regelmäßig Praktizierenden“ ist verbunden mit einer Epoche, die durch Territiorialisierung der Gemeindezugehörigkeit und durch die Verankerung der Glaubensweitergabe in der Autorität und Kompetenz der „Professionellen“ gekennzeichnet war.

–  Dieses Modell ist durch die Entwicklungen der Moderne radikal in Frage gestellt.

–  In einer Gesellschaft von Individuen gerät die Pädagogik der Weitergabe des Glaubens und ihre „Überwachung durch die Institution grundsätzlich in die Krise“.

  Die Identität des „regelmäßig Praktizierenden“ ist die Basis für den Kern der Religion und das dauerhafte Bestehen von Gemeinschaften, die für die großen Religionen unverzichtbar sind.

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Der Gläubige „unterwegs“.!

  In der Geschichte der Religionen gibt es dafür einen Topos:

  der Pilger.   Pilgerschaft im Glauben ist „eine überaus

alte und lange bestehende Form der Religion und der religiösen Gemeinschaftsbildung.“ (S. 64).

  Das Phänomen der Pilgerschaft ist immer dann bedeutsam, wenn sich Gesellschaft geschichtlich im Umbruch befindet.

- -

3 Formen der Nähe

Christen �vor Ort� nahe sein

Suchenden/Gläubigen � unterwegs nahe sein (�Pilgerbegleitung�)

Menschen auf dem Bekehrungweg

nahe sein

Seelsorge als Nähe

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Begleitung auf dem Glaubensweg

Christen �vor Ort� begleiten

…ut unum cooperentur…!

Suchende/Gläubige � unterwegs begleiten (�Pilgerbegleitung�)

Menschen auf dem Bekehrungweg

begleiten

50% Ressourcen

25% Ressourcen

25% Ressourcen

Facetten des Paradigmenwechsels

3. Gestalten der Seelsorge-

Organisation

!

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Worum geht es in Zukunft?!

G. gründen

G. gestalten vernetzen G. leiten

Pastorale Schlüssel- Aufgaben

Priesterliche Wachstumsaufgaben

– Seelsorgliche Kompetenzen

und Qualitäten

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Priesterliche Wachstumsaufgaben!

© Chr. Jacobs 2013

  Die eigene Berufung wertschätzen…   Sich immer neu rufen lassen…

  Sich Kraft und Vollmacht schenken lassen…

  Gemeinsam die „Missionserfahrungen“ bedenken…

  Den „Weg der Mittellosigkeit wählen…

  „Die Geister unterscheiden“…

  Der Hoffnungslosigkeit Widerstand leisten…

  Mit Jesus zusammen allein sein…

  Für sich selbst Sorge tragen…

  Mit der Überfülle rechnen…

Versammeln

Inspirieren Hirte sein

Symbolisch handeln

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Priesterliche Schlüsselqualitäten

„Kirchenverwalter“ Volk-Gottes- Begleiter

Kulturchef / Animateur Geistlicher

„Gott-Verteiler“ Gott-Kundiger Gott-Sucher

Sakramenten- Pädagoge

Sakramenten- Mystagoge

Versorger Zeichenhaft Handelnder

Absolvierender Liturge

Liturge mit Sinn für „Ästhetik“

Mentale Modelle

Handlungs- Modelle früher morgen

Pontifex-Identität: Nachvollzug des Communio-Handelns

Jesu Christi: Sakrament der Einheit

„PILGER / Bekehrte“ begleiten

gast- Freundlich

sein

Sich selbst organisierende

Gemeinden Große

Pfarreien

Geistliche Zentren

Verkündigen Gottesdienst feiern

Diakonisch handeln

Grunddienste sicher stellen

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Thesen zum Abschluss:

Zehn Orientierungen

für die Seelsorge

in Zeiten pastoralen Wandels

Orientierungen für die Pastoral in Zeiten pastoralen Wandels!

© Chr. Jacobs 2013

1.  Kirchenentwicklung als Zentrum der Pastoral begreifen – und nicht als Strukturentwicklung oder Summenbildung von Pfarreien oder Abläufen.

2.  Die „Pastoral der Erschöpfung“ verabschieden. Das Vergangene wertschätzen und Trauerarbeit leisten. Den Paradigmenwechsel in den Köpfen, in den Herzen und in der Praxis voran bringen.

3.  Die Pastoral von der Taufwürde und ihren Charismen her aufbauen: Die Gläubigen sind die Ressourcen der Zukunft – die SeelsorgerInnen die Schlüsselpersonen.

4.  Sich vordringlich und ausgiebig Zeit für das Neue aus der Hand Gottes nehmen: sich neu in Gott gründen und so im Vertrauen wachsen: Konzepte nicht machen, sondern wachsen lassen.

5.  Das „Charisma des Ortes“ im Pastoralen Raum entdecken und die Ungleichzeitigkeit schätzen lernen.

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Orientierungen für die Pastoral in Zeiten pastoralen Wandels!

© Chr. Jacobs 2013

6.  Mehr Energie in die Gründung von Gemeinschaften investieren als in der Vergrößerung der Strukturen binden.

7.  Den Schwerpunkt der „Pastoral der Gemeinschaft“ durch den Schwerpunkt der „Pastoral der Dienstleistung“ ergänzen: 50% zu 50%.

8.  Eine ressourcenorientierte Pastoral pflegen – allerdings: die Ressourcen zu 100% nicht an die 5-20% Bevorzugten der alten Pastoral binden, sondern mehr und mehr für die religiösen und menschlichen Verlierer der Moderne (darunter die Bevorzugten Jesu) einsetzen.

9.  Drei Schwerpunkte einer Pastoral der Nähe entwickeln: 1. vor Ort, 2. auf Pilgerwegen, 3. auf Bekehrungswegen

10.  Für sich selbst Sorge tragen: Die eigene Berufung leben, sich an den Ressourcen orientieren, die Stärken stärken, das Fragmentsein annehmen und Freude an der Hingabe haben.

Glaubensbekenntnis Johannes XXIII.!

© Chr. Jacobs 2013

  „In Gegenwart meiner Mitarbeiter kommt es mir spontan in den Sinn, den Akt des Glaubens zu erneuern. So ziemt es sich für uns Priester, denn zum Wohl der ganzen Welt haben wir es mit den höchsten Dingen zu tun, und deshalb müssen wir uns vom Willen Gottes leiten lassen.

  Mehr denn je, bestimmt mehr als in den letzten Jahrhunderten, sind wir heute darauf ausgerichtet, dem Menschen als solchem zu dienen, nicht bloß den Katholiken, darauf, in erster Linie und überall die Rechte der menschlichen Person und nicht nur diejenigen der katholischen Kirche zu verteidigen.

  Die heutige Situation, die Herausforderung der letzten 50 Jahre und ein tieferes Glaubensverständnis haben uns mit neuen Realitäten konfrontiert, wie ich es in meiner Rede zur Konzilseröffnung sagte.

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Glaubensbekenntnis Johannes XXIII.!

  Nicht das Evangelium ist es, das sich verändert; nein, wir sind es, die gerade anfangen, es besser zu verstehen.

  Wer ein recht langes Leben gehabt hat, wer sich am Anfang dieses Jahrhunderts den neuen Aufgaben einer sozialen Tätigkeit gegenübersah, die den ganzen Menschen beansprucht, wer wie ich zwanzig Jahre im Orient und acht in Frankreich verbracht hat und auf diese Weise verschiedene Kulturen miteinander vergleichen konnte, der weiß, dass der Augenblick gekommen ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen, die von ihnen gebotenen Möglichkeiten zu ergreifen und in die Zukunft zu blicken.“

Papst Johannes XXIII., kurz von seinem Tod

Glaubensbekenntnis Johannes XXIII.!

  „Ich ziehe es vor, in dieser geschichtlichen Stunde

geboren zu sein, als in vergangenen Zeiten.

  Der Zeit, die war, ziehe ich die Zeit vor, die ist.

(…)

  Die Gegenwart ist ja … die einzige Zeit, der wir

angehören. Darum ist sie für den, der in ihr lebt,

unüberbietbar und zutiefst wertvoll.“

  Johannes XXIII. in ScrDis II/30

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Mit Leidenschaft für Gott und sein Volk

  „Wir müssen von Grund auf neu lernen, worum es sich für uns handelt. Weil es in christlichen Milieus keine Evangelisierung gab, war sie dort unbekannt.

  Evangelisierung ist kein Zeitvertreib. Sie ist Frucht eines Lebens, normale Auswirkung eines normalen Lebens.

  (Und es gilt:)

  Das Wort Gottes trägt man nicht in einem Köfferchen bis zum Ende der Welt: man trägt es in sich, man nimmt es mit auf den Weg.

  Wenn wir in einer atheistischen Umwelt leben, stellt sie uns vor die Wahl: zu missionieren oder zu demissionieren, den Glauben zu verkünden oder zu gehen.“

•  Madeleine Delbrêl

Epilog   Seht auf eure Berufung, Brüder! !  Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn,

nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, nicht viele Leistungsträger, nicht viele Hochkompetente…!

  Denn das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen (vgl. 1Kor1,26f).!