Mit Texten von Linnéa Bergsträsser, Andreas Christoph ...und... · Wertvolle Hilfestellungen gab...

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Ein studentisches Ausstellungsprojekt am Ernst-Haeckel-Haus, Jena29. November 2013 bis 31. März 2014

Charakteristika einer Landschaft wie Flüsse und Küstenverläufe, aber auch Berge und Täler, wur-den auf einer Karte oder einem Globus im Laufe der Jahrhunderte unterschiedlich dargestellt. Von den ersten Versuchen, die Plastizität der Landschaft in die Zweidimensionalität zu bannen, bis hin zu den verhältnismäßig neuen abstrakten Höhenlinien war es ein langer Weg. Kaum je-mand käme auf die Idee, die heutigen Darstellungsstandards kritisch zu hinterfragen. Wie aber brachte man in der Zeit um 1800 die Höhen und Tiefen der Erdober� äche, das Relief, eigentlich aufs Papier? Welche faszinierenden Methoden im Laufe der Zeit entwickelt und wieder verworfen wurden, wie man versuchte, etwas Dreidimensionales in die Zweidimensionalität zu übertragen, und wer an dieser Entwicklung beteiligt war, zeigt vom 29. November 2013 bis 31. März 2014 ein studentisches Ausstellungsprojekt am Ernst-Haeckel-Haus, Jena.

Berggasse 7 | 07745 Jena | Informationen unter [email protected]

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Mit Texten von Linnéa Bergsträsser, Andreas Christoph, Toni Mair und Maike Stöger

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Zur Idee des Ausstellungsprojektes. Kontext und Protagonisten | 4Relief und Karte. Zur Darstellungspraxis der Erdober� äche | 6

Geodäsie um 1800. Zur Situation des Vermessungswesens | 12

Kartenprojektionen. Zur mathematischen Interpretation der Dreidimensionalität | 14

Militärkartographie. Instruktionen zur Erfassung des Geländes | 16

Reißzeug. Die Erstellung kartographischer Zeichnungen um 1800 | 18

Das Barometer als Höhenmesser. Saussure, Humboldt und Goethe | 20

Das Basrelief. Eine alternative Geländedarstellung durch Carl Ritter | 22

Geologische Profi le und Reliefs. Thematische Darstellungen in der Kartographie | 24

Das Taschenrelief. Der Genfer See und seine Umgebung | 26

Gips, Wachs oder Sand. Die Herstellungs- und Einsatzmöglichkeiten des Reliefs | 28

Ersetzt ein Computer den Reliefbauer? Eine Einschätzung von Toni Mair | 30

3D-Druck. Neue Wege in der Reliefherstellung | 34

Reliefkarten. Die Gebrüder Bauerkeller und der Unterricht in den Realien | 36

Reliefgloben. Eine modellhafte Darstellung der Plastizität der Erdober� äche | 38

Der Schlosspark der „Wahlverwandtschaften“. Kartographie und Literatur | 40

Zusammenfassung und Ausblick. Zum Potential kartographischer Darstellungsformen | 42

Die Autorinnen und Autoren | 44

Literaturauswahl | 45

Abbildungsnachweis | 46

Die Leihgeber | 47

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Das studentische Ausstellungsprojekt Relief und Karte. Geländedar-stellungen seit 1800 entstand im Kontext mehrerer Seminare und Exkursionen am Ernst-Haeckel-Haus, in denen man sich in den ver-gangenen Semestern dem Themenkomplex Kartographie um 1800 angenähert hat. Unterschiedliche Aspekte der Beschreibungsweisen und Darstellungspraktiken der topographischen Formen der Erd-ober� äche, dem Relief, rückten dabei in den Fokus.

Die wissenschafthistorische Analyse zeigt, dass ab dem späten 18. Jahrhundert ein Wandel der Reliefdarstellung in Karten, auf Globen und in dreidimensionalen Modellen festzuhalten ist. Dies kam in Ver-bindung mit einer grundlegenden Neuorientierung der kartographi-schen Notationsformen zustande. Die Ausstellung dokumentiert die-se Aspekte anhand von Kartenmaterial, Reliefs und zeitgenössischen Instrumenten, welche die Entwicklung der Darstellungsformen der Erdober� äche bis hin zu standardisierten Verfahren, wie den Höhen-linien, wiederspiegeln.

Die Ausstellung wurde initiiert von Dr. Andreas Christoph [AC], der zur Realisierung des Projektes intensive Unterstützung von den Stu-dierenden Linnéa Bergsträsser [LB] und Maike Stöger [MS] erfuhr.

Wertvolle Hilfestellungen gab der Reliefbauer Toni Mair [TM], der die Ausstellung durch die Leihgabe einzigartiger Exponate und sein prak-tisches Detailwissen unterstützte.

Das Ausstellungsprojekt wurde vom Lehrstuhl „Geschichte der Na-turwissenschaft, Technik und Medizin“ unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Olaf Breidbach in vielfacher Weise gefördert. André Karliczek stand einmal mehr mit seiner gestaltungstechnischen Expertise zur Verfügung. Frau Rita Schwertner danken wir für die Korrektur des Manuskripts. Der größte Dank geht an die vielen institutionellen und privaten Leihgeber, die durch Objekte und Abbildungen das studen-tische Ausstellungsprojekt Relief und Karte. Geländedarstellungen seit 1800 erst umsetzbar machten.

Andreas Christoph

Jena, im November 2013

Zur Idee des AusstellungsprojektesKontext und Protagonisten

Bergstrichzeichnungen auf einer Tortenplatte (Ø 35,4 cm) mit einer Detailkarte

des Herzogtums Sachsen-Altenburg aus dem Herzoglichen Service Ernst I. von Sachsen-Altenburg (1826–1908)

Porzellanfabrik Fraureuth 1898

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Noch zum Ende des 18. Jahrhunderts war die geographische Länge vieler Orte nur ungenau bestimmt. Allerdings basiert eine möglichst genaue Karte auf der Exaktheit der zugrundeliegenden Messdaten. Spätestens um 1800 schlug sich nun aber die Perfektionierung geo-metrisch-astronomischer Methoden in e� ektiverer Messtechnik, wie hochkomplexen Theodoliten nieder. In einem umfassenden, staat-lich � nanzierten Vermessungsprogramm, in dem etwa auch soge-nannte Meridianstationen errichtet wurden, erschloss man geodä-tisch die mitteleuropäische Landschaft. Auf landestopographischen Übersichtskarten und Katasterplänen wurden Ortslagen kartiert und korrigiert. So konnte auch das Militär genauere Karten anlegen und war nun in der Lage, Truppenbewegungen und kriegstaktische Ma-növer besser zu koordinieren. Durch Dreiecksmessungen über große Entfernungen, die sogenannte Triangulation, wurden Lagebeziehun-gen einzelner Landschaftspunkte mathematisch fundiert. Daran an-schließend konnten topographische Details erfasst werden.

Es entstanden umfassende Kartenwerke, die die einzelnen Regionen detailliert kartierten. Daneben und ausgehend von diesen wurden großräumige Übersichtskarten erarbeitet. Ab 1750 begannen die europäischen Staaten mit der koordinierten geodätischen Aufnah-me, vorerst nur innerhalb der eigenen Territorien, später dann auch grenzüberschreitend. Die Längengradmessung zwischen Barcelona und Dünkirchen, durchgeführt von Pierre Méchain (1744–1804) und Jean-Baptiste Joseph Delambre (1749–1822) im Zeitraum von 1792 bis 1798, diente der Bestimmung einer einheitlichen Maßeinheit, des Meters, um weitere Längenmessungen vornehmen zu können.

Waren so anfangs Einzelpersonen für die technische Umsetzung von der Landesaufnahme hin zum Kartenentwurf zuständig, wurden die vermessungstechnischen Aufgaben ab dem frühen 19. Jahrhundert Militäringenieuren übertragen. Diese etablierten eine eigenständige Theorie und Methodik der Vermessung und fundierten die Geodäsie immer mehr als Technik einer amtlich organisierten Kartographie. [AC]

Geodäsie um 1800Zur Situation des Vermessungswesens

Theodolit der Firma SecrétanØ Horizontalkreis 18 cm | Ø Vertikalkreis 16 cm 33 cm

Gesamthöhe 40 cm | Paris ca. 1855

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