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    EUROPISCHE KOMMISSION

    Brssel, den 26.6.2012 COM(2012) 341 final

    MITTEILUNG DER KOMMISSION

    AN DAS EUROPISCHE PARLAMENT, DEN RAT, DEN EUROPISCHEN WIRTSCHAFTS- UND SOZIALAUSSCHUSS UND DEN AUSSCHUSS DER

    REGIONEN

    Eine europische Strategie fr Schlsseltechnologien Eine Brcke zu Wachstum und Beschftigung

    (Text von Bedeutung fr den EWR)

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    MITTEILUNG DER KOMMISSION

    AN DAS EUROPISCHE PARLAMENT, DEN RAT, DEN EUROPISCHEN WIRTSCHAFTS- UND SOZIALAUSSCHUSS UND DEN AUSSCHUSS DER

    REGIONEN

    Eine europische Strategie fr Schlsseltechnologien Eine Brcke zu Wachstum und Beschftigung

    (Text von Bedeutung fr den EWR)

    1. EINFHRUNG

    Die EU ist entschlossen, mit ihren wichtigsten internationalen Mitbewerbern Schritt zu halten und die Ziele der Strategie Europa 2020 zu verwirklichen. Damit dies gelingt, kommt es vor allem darauf an, den groen gesellschaftlichen Herausforderungen mit einer weltweit wettbewerbsfhigen Industrie zu begegnen. Die Fhigkeit der Europischen Union zur Entwicklung und zum industriellen Einsatz von Schlsseltechnologien (Key Enabling Technologies KET) trgt ganz entscheidend zur Sicherung von Wettbewerbsfhigkeit und Wachstum bei.

    Die Europische Kommission ist berzeugt, dass es zustzlich zu der unbedingt notwendigen Sanierung der Haushalte weiterer Anstrengungen fr mehr Wachstum, Wettbewerbsfhigkeit und neue Arbeitspltze bedarf. Die Staats- und Regierungschefs haben auf der Tagung des Europischen Rates im Mrz 2012 diesen Ansatz bekrftigt und sich deutlich fr einen Ausbau der Schlsseltechnologien (KET) ausgesprochen.1

    In dieser Mitteilung wird eine einheitliche KET-Strategie entworfen, durch die das Potenzial der EU auf wettbewerbsintensiven Mrkten optimal zum Tragen kommen soll. berdies wird dem Parlament und dem Rat Rckmeldung zur ersten 2009 verffentlichten KET-Mitteilung2 gegeben und auf die Empfehlungen der hochrangigen Sachverstndigengruppe zu den Schlsseltechnologien (HLG KET)3 eingegangen.

    1 Der Europische Rat fordert in den Schlussfolgerungen vom 2. Mrz 2012 noch intensivere

    Bemhungen zur Strkung von Schlsseltechnologien, die systemische Bedeutung fr die Innovationskraft der Industrie und der gesamten Wirtschaft haben.

    2 Vorbereitung fr unsere Zukunft: Entwicklung einer gemeinsamen EU-Strategie fr Schlsseltechnologien, KOM(2009) 512.

    3 Die Kommission richtete die HLG KET als externes Beratungsgremium im Einklang mit der Mitteilung KOM(2009) 512 ein. Ihr Mandat bestand darin, 1) die Wettbewerbssituation der relevanten Technologien in der EU unter besonderer Bercksichtigung ihres industriellen Einsatzes und ihres Beitrags zur Bewltigung wichtiger gesellschaftlicher Herausforderungen zu bewerten, 2) die verfgbaren ffentlichen und privaten FuE-Kapazitten fr Schlsseltechnologien in der EU (auf allen Ebenen) eingehend zu analysieren und 3) konkrete Empfehlungen fr eine effizientere industrielle Umsetzung von Schlsseltechnologien in der EU auszusprechen.

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    2. DER WIRTSCHAFTLICHE KONTEXT DIE ROLLE VON KET ALS WACHSTUMSMOTOR IN DER EU

    Die Kommission definiert Schlsseltechnologien als wissensintensiv und durch hohe FuE-Intensitt, schnelle Innovationszyklen, hohen Kapitalaufwand und hochqualifizierte Arbeitskrfte gekennzeichnet. Sie ermglichen Innovation bei Prozessen, Waren und Dienstleistungen und sind von systemischer Bedeutung fr die gesamte Wirtschaft. Darber hinaus sind sie multidisziplinr, berhren eine Vielzahl technologischer Bereiche und weisen einen deutlichen Trend zur Konvergenz und Integration auf. In diesem Sinne knnen die Schlsseltechnologien fhrende Technologieanbieter in anderen Bereichen dabei untersttzen, die Vorteile ihrer Forschungsttigkeit auszuschpfen.4 Mikro-/Nanoelektronik, Nanotechnologie, Photonik, Materialwissenschaften, industrielle Biotechnologie und fortschrittliche Fertigungstechnologien gelten (als anerkannte bergreifende Schlsseltechnologien) aufgrund aktueller Forschungsarbeiten, wirtschaftlicher Analysen von Markttrends und ihres Beitrags zur Bewltigung gesellschaftlicher Herausforderungen als die KET der EU.

    KET sind eine der wichtigsten Innovationsquellen. Sie liefern unverzichtbare technologische Bausteine fr eine breite Palette von Produktanwendungen, die unter anderem fr die Entwicklung von Energietechnologien mit niedrigem CO2-Aussto bentigt werden, zu mehr Energie- und Ressourceneffizienz sowie zu einer wirksameren Bekmpfung des Klimawandels beitragen oder gesundes Altern ermglichen.

    Da KET naturgem Fortschritte in allen Branchen und Sektoren auslsen knnen, ist zwar nur schwer genau feststellbar, welches Marktpotenzial sie entfalten, ihre direkten wirtschaftlichen Auswirkungen sind aber betrchtlich. In dem von der Kommission verffentlichten European Competitiveness Report 2010 wird ein aktuelles Marktvolumen von weltweit 646 Mrd. EUR (um 2006/2008) genannt, fr das ein Anstieg auf ber 1 Billion EUR bis 2015 prognostiziert wird.5

    Im Bereich der KET ist die soziale Rentabilitt der Investitionen betrchtlich. Fallstudien belegen, dass ffentliche Investitionen mehr als das Vierfache an zustzlichen Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeitrgen generieren knnen.6 Noch grere Bedeutung haben die KET-Anwendungen, die die Wettbewerbsfhigkeit direkt und indirekt steigern und Arbeitspltze, Wachstum und Vermgen in der Volkswirtschaft schaffen.7

    4 Current situation of key enabling technologies in Europe, SEK(2009) 1257. 5 Ursprnglich wurde von 830 bis 970 Mrd. USD bzw. 1300 bis 4400 Mrd. USD ausgegangen;

    SEK(2010) 1276, S. 176. 6 Berechnungen fr den Zeitraum von 1994 bis 2010 zeigten, dass in Dresden fr die Mikro- und

    Nanoelektronik ffentliche Frderungen und Zuschsse in Hhe von 1,219 Mrd. EUR aufgewendet wurden. Die Steuerrckflsse wurden mit 1,956 Mrd. EUR und die Mehreinnahmen der Sozialversicherungen mit 3,932 Mrd. EUR angegeben. Siehe VDI-TZ/Prognos (2008): Der Halbleiterstandort Dresden; Deutsches Institut fr Wirtschaftsforschung (DIW) (2002): Gesamtwirtschaftliche und regionale Bedeutung der Entwicklung des Halbleitstandorts Dresden.

    7 Zum Tragen kommt dies vor allem in der Kraftfahrzeug- und Nahrungsmittelbranche, der Chemie-, Elektro- und Textilindustrie, in der Energiewirtschaft, der Umwelttechnik, der Arzneimittelbranche, der Bauwirtschaft, der Luft- und Raumfahrtindustrie sowie der Telekommunikationsbranche. SEK(2010) 1276, S. 153. Eine ausfhrliche Analyse findet sich in: Juluissen, Robinson (2010): The future competitiveness of the European automotive embedded software industry, JRC-IPTS/Europische Kommission, http://ipts.jrc.ec.europa.eu/publications/pub.cfm?id=3780.

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    KET leisten auf ganz unterschiedliche Weise ihren Beitrag zu zahlreichen industriellen Wertschpfungsketten und Branchen. Sie schaffen Werte ber die gesamte Produktionskette vom Material, ber die Ausrstung und Gerte bis hin zu Produkten und Dienstleistungen. Aufgrund dieses Querschnittscharakters und der systemischen Bedeutung fr die europische Industrie werden KET zum Katalysator fr den Ausbau und die Modernisierung der Industriebasis sowie zur treibenden Kraft fr die Entwicklung vllig neuer Industrien in den kommenden Jahren.

    Dieser bereichsbergreifende Facettenreichtum spiegelt sich in der groen Zahl von im KET-Bereich ttigen KMU und in den vielen neu entstehenden hochqualifizierten Arbeitspltzen wider. Beispielsweise waren allein in der Nanotechnologie 2008 Schtzungen zufolge 160 000 Menschen weltweit beschftigt, was gegenber dem Jahr 2000 einen Anstieg von 25 % bedeutet.8 In der Mikro- und Nanoelektronikindustrie und den naturgem nachgelagerten IKT-Branchen entstanden im vergangenen Jahrzehnt ber 700 000 zustzliche Arbeitspltze in Europa, was auf einen Trend zu strker dienstleistungsorientierten und hochqualifizierten Arbeitspltzen sowie auf eine rasche Erholung nach der Krise hindeutet.9 Die industrielle Biotechnologie gilt als die fr die Biokonomie magebliche KET. Jeder in diesem Bereich in Forschung und Innovation investierte Euro soll Schtzungen zufolge eine zehnfache Rendite bringen.10 berdies entfallen auf die KMU als wesentlicher Innovations- und Beschftigungsfaktor in Europa knftig die meisten Arbeitspltze im KET-Bereich. Bei den 5000 europischen Photonikunternehmen handelt es sich groteils um KMU. In Deutschland sind ungefhr 80 % der Nanotechnologiefirmen kleinere oder mittlere Unternehmen.11

    3. ANALYSE DER LAGE GROES POTENZIAL, ABER AUCH DROHENDER VERLUST UNSERER WETTBEWERBSFHRUNG

    Die Europische Union gehrt weltweit zur Spitze im Bereich KET-Entwicklung. Sie verfgt ber alle Voraussetzungen dafr, dass dies so bleibt. Auf der Grundlage von Patentdaten wird im European Competitiveness Report 2010 und im Bericht der HLG KET besttigt, dass die EU als einzige Region, in der alle sechs KET beherrscht werden, ber einen betrchtlichen Wettbewerbsvorteil verfgt. Im Laufe der Jahre hat die starke FuE-Basis Europas allen sechs KET zu einem enormen Aufschwung verholfen, so dass Europa mit 32 % aller zwischen 1991 und 2008 weltweit eingereichten Patentantrge fhrend bleibt.12 Trotz dieser Strken macht sich die EU ihre Wissensbasis nicht zunutze.

    Die Umsetzung der Wissensbasis in Gter und Dienstleistungen stellt die grte Schwche der EU dar, wie in der Schlsseltechnologie-Mitteilung aus dem Jahr 2009 hervorgehoben und von der HLG KET besttigt wurde. Die KET-bezogene Fertigung nimmt ab13, und EU-Patente werden verstrkt auerhalb der EU genutzt. Im

    8 Siehe OECD: Nanotechnologie: An overview based on indicators and statistics, Directorate for

    Science, Technology and Industry, 2009 (via ObservatoryNano). 9 Europische Kommission: T