Mitteilungen der GARPS

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556 | Der Gastroenterologe 5 · 2013 556 | Der Gastroenterologe 5 · 2013 Mitteilungen der Gastroenterologischen Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz/Saarland (GARPS) Gastroenterologische Arbeitsgemeinschaft  Rheinland-Pfalz/Saarland (GARPS) Kastanienweg 4 67146 Deidesheim Tel. 06326/962887 www.garps.de Redaktion P.R. Galle, Mainz (Vorsitzender) R. Jakobs, Ludwigshafen (Vorsitzender) F. Lammert, Homburg/Saar (Vorsitzender) Gastroenterologe 2013 · 8:556 DOI 10.1007/s11377-013-0840-9 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 Das Mainzer Zirrhose-Zentrum – Konzept für eine  interdisziplinäre und vernetzte Versorgung von   Patienten mit Leberzirrhose M. Nguyen-Tat, J.U. Marquardt, P. R. Galle Die Leberzirrhose stellt als ge- meinsame Endstrecke einer Viel- zahl von chronischen Leber- erkrankungen eine äußerst kom- plexe Erkrankung dar. Leberzir- rhose-assoziierte Komplikationen sind vielseitig, können beinahe je- des Organsystem betreffen und sind häufig mit akuter Lebens- gefahr und einer verschlechter- ten Gesamtprognose verbunden. Der sehr individuelle Krank- heitsverlauf sowie das Auftreten von Zirrhose-spezifischen Kom- plikationen wie zum Beispiel Va- rizenblutungen, Zirrhose-assozi- iertem Nierenversagen (hepatore- nales Syndrom) bis hin zur Ent- wicklung von hepatozellulären Karzinomen (HCC) erfordern ein hohes Maß an Spezialisie- rung, dass flächendeckend kaum sichergestellt werden kann. Ent- lang des Krankheitsverlaufs müs- sen schwierige und häufig inter- disziplinäre Therapieentschei- dungen getroffen werden, bei- spielhaft betreffend der Aufnah- me in ein Transplantationspro- gramm oder der Planung und Durchführung einer interdiszi- plinären multimodalen Therapie eines HCCs. Die klinische Versor- gung von Patienten mit Leberzir- rhose stellt dadurch hohe Anfor- derungen an alle Beteiligten ent- lang der Versorgungskette – an behandelnde Hausärzte, nieder- gelassene Gastroenterologen, Krankenhausärzte verschiedens- ter Fachdisziplinen und Kran- kenhäuser verschiedenster Ver- sorgungsstufen. Das Mainzer Zirrhose-Zen- trum ist ein innovatives Projekt zur Verbesserung der Versor- gung von Patienten mit Leber- zirrhose. Nach Innen arbeiten im Mainzer Zirrhose-Zentrum die an der Versorgung von Zirrhose- Patienten beteiligten Fachdiszi- plinen Gastroenterologie/Hepa- tologie, Transplantations- und Viszeralchirurgie, Radiologie, Pathologie sowie Psychosoma- tik eng und abgestimmt zusam- men – alle wichtigen Therapie- entscheidungen zum Beispiel be- treffend einer möglichen Leber- transplantation, der Anwendung von radiologisch-interventionel- len Maßnahmen oder der multi- modalen Therapie von Zirrhose- Patienten mit hepatozellulären Karzinom werden im Rahmen von wöchentlichen interdiszipli- nären Fallkonferenzen des Zir- rhose-Zentrums getroffen. Nach Außen erfolgt eine enge Zusam- menarbeit mit niedergelassenen Hausärzten und Gastroenterolo- gen sowie Kliniken in der Region mit dem Ziel der Etablierung eines regionalen Netzwerks. So besteht innerhalb des Netzwerks zum Beispiel jederzeit die Mög- lichkeit, Zirrhose-Patienten ent- weder konsiliarisch ambulant in der Mainzer Zirrhose-Ambu- lanz vorzustellen oder eigene Pa- tienten selbst in der interdiszipli- nären Fallkonferenz des Zirrho- se-Zentrums vorzustellen. Bei Auftreten von schweren Zirrho- se-assoziierten Komplikationen erfolgt die stationäre Behand- lung entlang definierter Behand- lungspfade unter Anwendung von Standard Operating Proce- dures (SOP) auf dem aktuells- ten Stand der klinischen Wissen- schaft. Innerhalb des Netzwerks finden zur Förderung des gegen- seitigen Wissensaustauschs zu- sätzlich regelmäßige gemeinsame Fortbildungsaktivitäten statt. Im Mainzer Zirrhose-Zentrum wer- den neben der klinischen Versor- gung von Patienten mit Leberzir- rhose weiterhin alle experimen- tell-wissenschaftlichen Projekte sowie klinische Studien zur Zir- rhose oder ihren Komplikationen gebündelt, insbesondere mit dem Ziel der Etablierung einer Versor- gungsforschung betreffend der Versorgungsrealität von Patien- ten mit Zirrhose in der Region. Mit dem Mainzer Zirrhose- Zentrum entwickelt die I. Medi- zinische Klinik der Universitäts- medizin Mainz gemeinsam mit ihren Partnern in der Region ein innovatives Konzept, um die Ver- sorgung dieser komplexen Pa- tientengruppe weiter zu verbes- sern. Alle Kolleginnen und Kol- legen aus dem ambulanten oder stationären Sektor, die Interesse an einer Teilnahme am Zirrho- se-Zentrum haben, sind herzlich dazu eingeladen mit uns in Kon- takt zu treten. Korrespondenzadresse: Dr. Marc Nguyen-Tat I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Langenbeckstr. 1, 55131 Mainz marc.nguyen-tat@ unimedizin-mainz.de

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556 |  Der Gastroenterologe 5 · 2013556 |  Der Gastroenterologe 5 · 2013

Mitteilungen der Gastroenterologischen Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz/Saarland (GARPS)

Gastroenterologische Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz/Saarland (GARPS)Kastanienweg 467146 DeidesheimTel. 06326/962887www.garps.de

RedaktionP.R. Galle, Mainz (Vorsitzender)R. Jakobs, Ludwigshafen (Vorsitzender)F. Lammert, Homburg/Saar (Vorsitzender)

Gastroenterologe 2013 · 8:556 DOI 10.1007/s11377-013-0840-9 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

Das Mainzer Zirrhose-Zentrum – Konzept für eine interdisziplinäre und vernetzte Versorgung von  Patienten mit LeberzirrhoseM. Nguyen-Tat, J.U. Marquardt, P. R. Galle

Die Leberzirrhose stellt als ge-meinsame Endstrecke einer Viel-zahl von chronischen Leber-erkrankungen eine äußerst kom-plexe Erkrankung dar. Leberzir-rhose-assoziierte Komplikationen sind vielseitig, können beinahe je-des Organsystem betreffen und sind häufig mit akuter Lebens-gefahr und einer verschlechter-ten Gesamtprognose verbunden. Der sehr individuelle Krank-heitsverlauf sowie das Auftreten von Zirrhose- spezifischen Kom-plikationen wie zum Beispiel Va-rizenblutungen, Zirrhose-assozi-iertem Nierenversagen (hepatore-nales Syndrom) bis hin zur Ent-wicklung von hepatozellulären Karzinomen (HCC) erfordern ein hohes Maß an Spezialisie-rung, dass flächendeckend kaum sichergestellt werden kann. Ent-lang des Krankheitsverlaufs müs-sen schwierige und häufig inter-disziplinäre Therapieentschei-dungen getroffen werden, bei-spielhaft betreffend der Aufnah-me in ein Transplantationspro-gramm oder der Planung und Durchführung einer interdiszi-plinären multimodalen Therapie eines HCCs. Die klinische Versor-gung von Patienten mit Leberzir-rhose stellt dadurch hohe Anfor-derungen an alle Beteiligten ent-lang der Versorgungskette – an behandelnde Hausärzte, nieder-gelassene Gastro enterologen,

Krankenhausärzte verschiedens-ter Fachdisziplinen und Kran-kenhäuser verschiedenster Ver-sorgungsstufen.

Das Mainzer Zirrhose-Zen-trum ist ein innovatives Projekt zur Verbesserung der Versor-gung von Patienten mit Leber-zirrhose. Nach Innen arbeiten im Mainzer Zirrhose-Zentrum die an der Versorgung von Zirrhose- Patienten beteiligten Fachdiszi-plinen Gastroenterologie/Hepa-tologie, Transplantations- und Viszeralchirurgie, Radiologie, Pathologie sowie Psychosoma-tik eng und abgestimmt zusam-men – alle wichtigen Therapie-entscheidungen zum Beispiel be-treffend einer möglichen Leber-transplantation, der Anwendung von radiologisch-interventionel-len Maßnahmen oder der multi-modalen Therapie von Zirrhose-Patienten mit hepatozellulären Karzinom werden im Rahmen von wöchentlichen interdiszipli-nären Fallkonferenzen des Zir-rhose-Zentrums getroffen. Nach Außen erfolgt eine enge Zusam-menarbeit mit niedergelassenen Hausärzten und Gastroenterolo-gen sowie Kliniken in der Region mit dem Ziel der Etablierung eines regionalen Netzwerks. So besteht innerhalb des Netzwerks zum Beispiel jederzeit die Mög-lichkeit, Zirrhose-Patienten ent-weder konsiliarisch ambulant in

der Mainzer Zirrhose-Ambu-lanz vorzustellen oder eigene Pa-tienten selbst in der interdiszipli-nären Fallkonferenz des Zirrho-se-Zentrums vorzustellen. Bei Auftreten von schweren Zirrho-se-assoziierten Komplikationen erfolgt die stationäre Behand-lung entlang definierter Behand-lungspfade unter Anwendung von Standard Operating Proce-dures (SOP) auf dem aktuells-ten Stand der klinischen Wissen-schaft. Innerhalb des Netzwerks finden zur Förderung des gegen-seitigen Wissensaustauschs zu-sätzlich regelmäßige gemeinsame Fortbildungsaktivitäten statt. Im Mainzer Zirrhose-Zentrum wer-den neben der klinischen Versor-gung von Patienten mit Leberzir-rhose weiterhin alle experimen-tell-wissenschaftlichen Projekte sowie klinische Studien zur Zir-rhose oder ihren Komplikationen gebündelt, insbesondere mit dem Ziel der Etablierung einer Versor-gungsforschung betreffend der Versorgungsrealität von Patien-ten mit Zirrhose in der Region.

Mit dem Mainzer Zirrhose-Zentrum entwickelt die I. Medi-zinische Klinik der Universitäts-medizin Mainz gemeinsam mit ihren Partnern in der Region ein innovatives Konzept, um die Ver-sorgung dieser komplexen Pa-tientengruppe weiter zu verbes-sern. Alle Kolleginnen und Kol-

legen aus dem ambulanten oder stationären Sektor, die Interesse an einer Teilnahme am Zirrho-se-Zentrum haben, sind herzlich dazu eingeladen mit uns in Kon-takt zu treten.

Korrespondenzadresse:

Dr. Marc Nguyen-TatI. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität MainzLangenbeckstr. 1, 55131 Mainzmarc.nguyen-tat@ unimedizin-mainz.de