Mittwoch, 3 - Arbeitgeberverband Gesamtmetall · Web view„JUNIOR-Schüler erleben Wirtschaft“...
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Bildung: JUNIOR – Schüler erleben Wirtschaft
Großer Erfolg mit kleinen Dosen
Schüler als Unternehmer: Bei JUNIOR-Schülerfir-
men erlernen und erproben Schüler seit vielen
Jahren, was unternehmerisches Handel bedeutet.
Jetzt wurden in Hamburg die diesjährigen Gewinner
ermittelt. Der Sieger vertritt Deutschland beim
Europawettbewerb in Bukarest.
Hamburg. Im Business Foyer der Imtech Arena,
dort, wo sich bei Bundesliga-Heimspielen des
Hamburger Sportvereins die wichtigen Gäste
aufhalten, wimmelte es nur so von
Unternehmerinnen und Unternehmern. Die waren
aber nicht zu einem Fußballspiel gekommen.
Vielmehr nahmen sie an der Endausscheidung um
das beste „JUNIOR-Unternehmen 2012“ teil. Zu
anderen Firmenwettbewerben gibt es dabei einen
entscheidenden Unterschied: Die teilnehmenden
Unternehmen werden ausschließlich von
Schülerinnen und Schülern betrieben.
„JUNIOR-Schüler erleben Wirtschaft“ heißt das
Programm, das 1994 vom Institut der deutschen
Wirtschaft Köln ins Leben gerufen wurde und an
dem bis heute knapp 70.000 junge Menschen
teilgenommen haben. JUNIOR soll bei Schülerinnen
und Schülern ab der Klasse 9 „das Verständnis für
wirtschaftliche Zusammenhänge fördern“ und die
Teilnehmer dazu motivieren, „sich gesellschaftlich
zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen“.
Über 560 Schülerunternehmen, die alle geltenden
Gesetzen der Wirtschaft unterliegen, hatten sich in
diesem Schuljahr bundesweit beteiligt. Die besten
15 präsentierten jetzt in Hamburg ihre
Geschäftsmodelle.
Dazu gehörte beispielsweise die GPP Ginkgo
Plattenproduktion vom Goethe-Gymnasium
Regensburg. „Das ist ein regionales Plattenlabel“,
erklärt der Vorstandsvorsitzende Philipp Rösch, „das
jungen Schülerbands die Möglichkeit bietet, sich in
der Musikwelt zu etablieren.“ Die Regensburger
Gymnasiasten haben mit den regionalen Bands
einen Sampler produziert und vermarktet. Darüber
hinaus wurden auch noch Konzerte organisiert. Als
Vorstandsvorsitzender war Rösch da mehr als
gefordert: „Als erstes bin ich Ansprechpartner für
alle Fragen, was immer auch vorkommt. Zudem
koordiniere ich alle Aufgaben und stelle sicher, dass
es keine Probleme gibt – und wenn doch, dann
werden sie gelöst“, sagt der junge Mann
selbstbewusst.
Zu lösende Probleme gab es natürlich für die jungen
Produzenten von GPP. So mussten Sponsoren
gesucht werden. Verantwortlich dafür war
Marketing-Chefin Verena Meier. „Unser Eigenkapital
hat für die CD-Produktion bei Weitem nicht
ausgereicht“, sagt sie, „wir haben uns daher an
regionale Unternehmen gewandt und ihnen unser
Projekt vorgestellt und konnten dadurch neun
Sponsoren gewinnen.“ Das alles sei sehr
anstrengend gewesen, habe aber auch sehr viel
Spaß gemacht und „unbezahlbare Erfahrungen“ mit
sich gebracht. „Ein gewisser Ehrgeiz ist sicherlich
auch vonnöten, denn ohne Ehrgeiz kann man solche
Ziele, wie wir sie hatten, einfach nicht erreichen, und
bestimmt auch ein bisschen Mut, weil wir haben ja
nicht genau gewusst, auf was wir uns einlassen“, so
Verena Meier.
Genau deswegen schätzt Wolfgang Gollub,
verantwortlich für die Nachwuchsarbeit beim
Arbeitgeberverband Gesamtmetall, den Wettbewerb,
der vom Verband mit unterstützt wird. „Wir legen in
der Metall- und Elektro-Industrie ganz besonderen
Wert auf Teameigenschaften, auf unternehmerische
Fähigkeiten unserer Mitarbeiter. Und da ist JUNIOR
ein fantastisches schulisches Trainingsfeld, um
diese Qualifikationen und Soft-Skills zu entwickeln,
einzuüben, auszuprobieren und messbaren Erfolg
zu haben.“ Und Thomas Klischan,
Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands
Nordmetall, ergänzt: „Das JUNIOR-Projekt passt
wunderbar in unsere Bildungsarbeit, mit der wir
versuchen, junge Menschen nicht nur für die Metall-
und Elektroindustrie, sondern für die Welt der
Wirtschaft zu begeistern. Und da ist JUNIOR wirklich
geradezu beispielhaft, denn alles spielt eine Rolle:
Teamarbeit, Innovation, Produktion und Marketing.“
Diese Aspekte flossen alle in die Bewertung mit ein.
Zu den Kriterien gehörten neben dem Potenzial der
Geschäftsidee ein Interview mit den
Jungunternehmern, der Geschäftsbericht der
Schülerfirma, der Messestand sowie eine
fünfminütige Bühnen-Präsentation. Für die
Mitglieder der sechsköpfigen Jury keine leichte
Aufgabe, zumal die Begeisterung, die Liebe zum
Detail, das Engagement, die Kreativität und die
Aufgeregtheit der Schülerinnen und Schüler bei fast
allen gleich waren.
Allein die Bandbreite der Geschäftsideen liest sich
wie ein Auszug aus dem Ideenhandbuch für
Existenzgründer. Da gab es unter anderem die
Firma C|Moi mit Kreationen nachhaltiger Parfüms,
iFass mit Musikanlagen in Bierfässern, das
heimatbezogene Modelabel Withers68, Gorki’s
Schülerschnickschnack, die Limburger Alltagshelfer,
die Alltagshilfen für ältere Menschen leisten oder
Träum-Meer, die Hörbücher für Kinder produzieren
sowie RoadBeats, die den Bau und Verleih mobiler
Musikanlagen betreiben. Was übrigens fast alle
Teilnehmer eint: erwirtschaftete Gewinne – und da
florieren einige Schülerfirmen recht gut – werden
fast komplett sozialen Einrichtungen gespendet.
Die beste Schülerfirma kommt in diesem Jahr aus
Rheinland-Pfalz, und zwar vom Gymnasium in Kirn.
Sie heißt Lillepott, und sie produziert und vermarktet
Geschenkdosen. Auf den ersten Blick wirken die
kleinen Blechdosen fast schon banal. „Viel Glück“,
„Entschuldigung“ oder „Gute Besserung“ steht da
auf den Dosen. Erst bei näherem Betrachten
offenbart sich das Besondere: In den Dosen
befinden sich Blumenerde und Pflanzensamen, der,
eingepflanzt und bewässert, rasch zu Glücksklee,
Gras oder Kamille wird, je nach aufgedrucktem
Spruch.
„Wir wollten etwas kleines, handliches entwickeln,
was eine große Zielgruppe anspricht“, sagt
Geschäftsführerin Elena Weirich. „Dann war es uns
wichtig, dass wir irgendwie mit anderen
Unternehmen zusammenarbeiten können. Auf
unseren Dosen sind Werbeflächen, die wir an
regionale Firmen verkauft haben. Außerdem haben
regionale Firmen bei uns Dosen bestellt, die sie an
ihre Kunden als verschenken. Und wir haben etwas
gesucht, was die Leute freundlich anspricht, zum
Beispiel eine Geschenkidee.“
Bei Lillepott, was übrigens estnisch ist und kleiner
Blumentopf bedeutet, stimmen Idee und Konzept,
was sich in den Geschäftszahlen widerspiegelt.
Rund 3.000 Dosen zum Stückpreis von 3,50 Euro
hat Lillepott bis heute verkauft. Wie geht es dann mit
Ablauf des Projektes weiter? „Wir müssen in diesem
Schuljahr noch eine Abschlussversammlung
abhalten“, sagt Mitunternehmerin Sarah von der
Burg, „auf der unsere Aktionäre auch ihre Dividende
bekommen.“ Für beide Schülerinnen ist aber auch
klar: „Wir können ja auch ohne JUNIOR unsere
Produkte weiter produzieren und unser Geschäft
selbstständig fortführen.“ Davor steht allerdings
noch eine besondere Veranstaltung. Lillepott wird
Deutschland Ende Juli beim Europawettbewerb in
Bukarest vertreten.
Auf den zweiten Platz kam „HeftI-Ing“ vom Apian-
Gymnasium in Ingolstadt mit einem
Hauaufgabenheft, das Schülern zusätzlich alle
wichtigen Informationen über ihre Heimatstadt
liefert. Bronze geht an „Glo-Bag“ vom
Mädchengymnasium Essen-Borbeck, die aus alten
Schullandkarten individuelle Designer-Handtaschen
fertigen und vertreiben.
Der Sonderpreis „Innovation“ des
Arbeitgeberverbands Nordmetall ging an das
Unternehmen „trashtag“ vom Landesgymnasium für
Hochbegabte in Schwäbisch Gmünd. Die jungen
Leute entwickeln und produzieren Zierfolien für
Mülltonnen, die aus den tristen Abfallbehältern echte
Unikate und Hingucker machen. „Wir haben den
Sonderpreis Innovation ausgeschrieben“, sagt
Nordmetall-Haupt-geschäftsführer Klischan, „weil
Innovationen der Schlüssel zu einer erfolgreichen
Zukunft sind. Innovationen, also neue Ideen, sind
der Treibstoff, der den Wirtschaftsmotor
Deutschland zum Laufen bringt.“
Vielleicht wird man ja in einigen Jahren den ein oder
anderen JUNIOR-Unternehmer im Business Foyer
der Imtech Arena als Zuschauer beim Fußball
wiedertreffen. Hoch motiviert und mit
Zukunftsplänen waren in Hamburg jedenfalls fast
alle.
Weitere Informationen über JUNIOR und die
teilnehmenden Schülerfirmen gibt es unter
www.juniorprojekt.de .
Hinweis:Diesen Artikel finden
Sie bei uns im Internetauch als Podcast.
Ansprechpartnerin:Institut der deutschen Wirtschaft Köln
JUNIOR gGmbHMarion HüchtermannTel: 0221 – 4981 707
Fotos zum Artikel
Die siegreiche Schülerfirma Lillepott vertreibt Wunschdosen mit blühendem Inhalt.
Die GPP Ginkgo Plattenproduktion vom Goethe-Gymnasium Regensburg ist ein regionales Plattenlabel, das jungen Schülerbands die Möglichkeit bietet, sich in der Musikwelt zu etablieren
Auch das können Schülerinnen: C|Moi vom Campe-Gymnasium Holzminden kreieren nachhaltige Parfüms
Für die Mitglieder der Jury war es keine leichte Aufgabe, die Sieger zu ermitteln. Im Gespräch mit Schülern: Dr. Thomas Klischan, Hauptgeschäftsführer Nordmetall (r.) und Prof. Michael Hüther, Direktor des IW Köln (2.v.r.).
Taschen aus alten Schullandkarten produziert die Firma GLO-BAG vom Mädchengymnasium Essen-Borbeck
Die siegreiche Schülerfirma Lillepott vertreibt Wunschdosen mit blühendem Inhalt.
Mit äußerst kreativen Bühnenprogrammen präsentierten die Schülerfirmen ihre Projekte
Gewonnen haben eigentlich alle: Die Schülerinnen und Schüler der drei ersten Sieger präsentieren stolz ihre Urkunden.
Fotos: Gesamtmetall/Pit Junker
Die Bilder können Sie als Farbfoto auf unserer Internet-Seite (www.gesamtmetall.de, Pressestelle – Reportagen) herunterladen.