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mitp Anwendungen Mixing Secrets Perfektes Mischen im Homestudio von Mike Senior 1. Auflage Mixing Secrets – Senior schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG Thematische Gliederung: Multimedia mitp/bhv 2012 Verlag C.H. Beck im Internet: www.beck.de ISBN 978 3 8266 9179 9 Inhaltsverzeichnis: Mixing Secrets – Senior

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Kapitel 1

Nahfeldmonitore verwenden

1.1 Die Wahl der Waffen

Sie sollten die Wahl des Equipments, das Ihnen das Hören (oder »Monitoren«, alsoÜberwachen) der Mixsignale ermöglicht, nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es istschließlich das Fenster, durch das Sie alles das betrachten werden, was Sie bearbeiten.Für diejenigen mit knappem Budget ist es jedoch unschöne Realität, dass das Abhörenzu einem jener Bereiche der Audiotechnologie gehört, in dem es einen echten Unter-schied ausmacht, wie viel Geld für Ausgaben zur Verfügung steht. Dies gilt insbeson-dere im Hinblick auf das primäre Abhörsystem Ihres Studios. Es muss die Mixdetailsmit all ihren Fehlern und Schwächen mit einem weitestgehend gleichmäßigen Fre-quenzgang verbinden, der über eine möglichst große Spanne von 20 Hz bis 20 kHz deshörbaren Frequenzspektrums reicht – Merkmale, die schon einiges kosten.

Bei der Wahl der Stereolautsprecher, die diese Aufgaben in allen außer den einge-schränktesten Studios erfüllen, können Sie also eine Menge tun, um das meiste ausIhrem Budget herauszuholen. Zunächst einmal: Möbelverrückende Lautstärken sindfür das Mischen nicht so enorm wichtig – entgegen allen Vermutungen, wenn manFotos von den an die Wände montierten Monstern berühmter Regieräume sieht, diegroß wie Waschmaschinentrommeln sind. Die meisten Tontechniker verwenden solcheLautsprecher hauptsächlich, um die A&R-Typen bei ihrem Besuch gehörig zu beeindru-cken! »Ich benutze fast ausschließlich Nahfeldmonitore«, sagt Chuck Ainlay, »weil eseinfach nicht viele Fälle gibt, in denen die Hauptmonitore auch nur annährend gleichgut klingen. Die Hauptabhöre wird in den meisten Studios in erster Linie dazu verwen-det, die Kunden zu beeindrucken und richtig laut abzuspielen.«1 »Die großen Monitorenutze ich in Studios für gar nichts«, sagt Nigel Godrich, »weil sie sich auf nichts wirk-lich beziehen.«2 Sie bekommen für den gleichen Preis ein viel aussagekräftigeres Studio-tool, wenn Sie nach etwas Ausschau halten, bei dem die Designer sich auf Audioqualitätstatt auf schiere Power konzentriert haben. Wie es der Zufall will, verlassen sich diemeisten hochkarätigen Tontechniker tatsächlich fast ausschließlich auf kleinere Laut-sprecher, die im Abstand von ein paar Metern zur Mixposition aufgestellt sind (im All-gemeinen Nahfeldmonitore genannt). Wenn Sie diesem Beispiel in Ihrem eigenenStudio vernünftigerweise folgen, sollten Sie keine gigantischen Lautsprechermembra-nen und Raketenverstärker brauchen, selbst wenn Sie Lust haben, Ihre Ohren zu malt-rätieren.

Eine weitere einfache Faustregel ist, sich vor Hi-Fi-Lautsprechern zu hüten, da es Zweckder meisten Hi-Fi-Anlagen ist, alles so richtig lecker klingen zu lassen, unabhängigdavon, ob es das tatsächlich ist. Diese Art unverdienter Schmeichelei ist das Letzte, wasSie brauchen, wenn Sie versuchen, hinterhältige klangliche Probleme zu isolieren undzu beheben. Ich will nicht behaupten, dass alle Geräte dieser Art im Studio zwangsläu-fig problematisch sind. Aber die meisten modernen Hi-Fi-Modelle, die ich gehört habe,

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Kapitel 1Nahfeldmonitore verwenden

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beschönigen den Klang einfach zu sehr, um von großem Nutzen zu sein, und bei geeig-neteren Systemen, die vor den 1990er-Jahren gefertigt wurden, gehören Wartungsfra-gen zum Alltag. Lautsprecher mit eingebauter Endstufe (üblicherweise als »aktiv«bezeichnet) können ebenfalls sinnvoll im Heimstudio eingesetzt werden. Sie sindgünstiger und kompakter, machen das Rätselraten bei der Anpassung des Verstärkersan das Lautsprechermodell überflüssig, sind in der Regel schwerer, was der Membran-auslenkung umso mehr Gehäuseträgheit entgegensetzt, und viele Geräte dieser Bau-weise erreichen Leistungsverbesserungen kraft ihrer separat abgestimmten Endstufenfür jede einzelne Membraneinheit des Lautsprechers.

Neben diesen Fragen geht es bei der Wahl der Monitore zu einem großen Teil um per-sönliche Vorlieben, und da ist auch nichts falsch dran. Manche Leute bevorzugen hellund aggressiv klingende Monitore, andere zurückhaltende und dezente, nur keineWahl ist per se falsch. Sie sollten allerdings vor allem im Hinterkopf behalten, dass eskeine Monitorlautsprecher gibt, die wirklich »neutral« sind, und jeder professionelleTontechniker, den Sie fragen, wird in diesem Punkt seinen eigenen Geschmack haben.Zum Mischenlernen gehört es einfach, sich an die Art und Weise zu gewöhnen, wieIhre jeweiligen Lautsprecher klingen. Seien Sie also nicht allzu kleinlich in Bezug aufwinzige klangliche Unterschiede zwischen Lautsprechern. Entscheiden Sie sich fürLautsprecher, die ihnen gefallen. Und konzentrieren Sie sich dann, Ihr Gehör daraufeinzustellen, wie sich das von Ihnen gewählte Modell in Ihren eigenen Regieräumenverhält. »Du musst bei neuen Monitoren vorsichtig sein«, rät Dave Way. »Du brauchsteine Anlaufzeit und musst sie kennenlernen, bevor du dich auf sie verlassen kannst.«3

Dazu gehört auch, sich auf einige Referenzaufnahmen zu beziehen, mit denen Sie ver-traut sind (mehr hierzu in Kapitel 4).

1.1.1 Bassreflex-Lautsprecher und Frequenzgang

Einen weiteren Ratschlag für die Auswahl von Monitorlautsprechern habe ich bislangzurückgehalten, weil ich ihm besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen möchte.Hier ist er: Je weniger Geld Sie ausgeben können, desto mehr sollten Sie sich vor Bass-reflex-Lautsprechern hüten. Solche Lautsprecher haben eine Art Loch oder Schlitz imLautsprechergehäuse, das beziehungsweise der durch die Lautsprechermembranen dasgesamte Gehäuse zum Resonieren anregt. Der Hauptzweck dieser Resonanz besteht

Praxis-Tipp

Surround-Monitoring

Vor dem Erwerb eines Surround-Setups mit mehreren Lautsprechern für ein kleinesStudio würde ich empfehlen, das Ganze sorgfältig zu überdenken. Solange Sie nichtverlässlich einen großartigen Stereomix bekommen, sehe ich für meinen Teil wenigSinn darin, eine Menge zusätzliches Geld auszugeben, das diesen Lernprozesserschwert. Meiner Erfahrung nach kann man ein begrenztes Budget viel besser zumErreichen einer hochwertigen Stereoqualität als für einen zweitklassigen Surround-Sound einsetzen. Deshalb suche ich auch keine Entschuldigung dafür, dass ich dasThema Surround-Abmischung außen vor lasse und mich stattdessen auf Fragen kon-zentriere, die für die meisten Besitzer kleiner Studios unmittelbarer relevant sind.

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1.1Die Wahl der Waffen

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darin, die tiefen Frequenzen zu betonen, ein Performancebereich, der bei kleinen Laut-sprechern naturgemäß durch die eingeschränkte Größe ihrer Membranen begrenzt ist.Durch die Verwendung von Reflexrohren, die die für die Membran natürliche untereBegrenzung der Tiefen kompensieren, können die Hersteller für einen größerenBereich einen flachen Frequenzgang grafisch darstellen und zudem den Lautsprecherneinen lauteren, kräftigeren Klang verpassen. Abbildung 1.1 zeigt den prinzipiellenEffekt von Reflexrohren für einen typischen Frequenzgang in den unteren Frequenzenvon Monitorlautsprechern kleiner Studios. Die durchgezogene Linie in der Grafik ver-deutlicht die Art des Verlaufs, den man von einem typischen kleinen Bassreflex-Laut-sprecher erwarten würde, wenn die Ausgangslautstärke bis auf etwa 55 Hz innerhalbeines ±3-dB-Fensters gehalten wird. Wenn Sie das Lautsprecher-Reflexrohr umgehenwürden, indem Sie es wie auch immer verschließen, würde sich der Frequenzgang etwain der Art der gestrichelten Linie verändern: Der Verlauf läuft nahezu eine Oktavehöher, unmittelbar oberhalb von 100 Hz, aus dem ±3-dB-Fenster.

Abb. 1.1: Die durchgehende Linie in dieser Abbildung zeigt die Art von Resonanzfrequenz unterhalb von 1 kHz, die Sie bei kleinen und preisgünstigen Studiomonitoren mit Reflexöffnung erwarten können. Die gepunktete Linie zeigt, wie sich der Frequenzgang ändert, wenn die Reflexöffnung künstlich verschlossen wird, wodurch das niederfrequente Resonieren des Gehäuses verhindert wird. Der schattierte Bereich zeigt den ebenmäßigen ±3-dB-Bereich der angegebenen Frequenzgangspezifikation des Lautsprechers.

Was ist nun so schlimm daran, den Frequenzgang eines Lautsprechers durch einReflexrohr zu erweitern? Das Problem ist, dass die Reflexrohre auch einige Nebenwir-kungen haben, die die Werbung verschweigt und die sich im Mixdown leicht gegen Sieverschwören können. Angesichts der weitverbreiteten Verwendung von Reflexrohrenbei erschwinglichen Nahfeldmonitoren ist es wichtig zu verstehen, was zu diesenNebenwirkungen zählt. Auf der einen Seite vereinfacht dieses Wissen die objektiveBeurteilung beim Erwerb von Monitorlautsprechern. Auf der anderen Seite hilft esIhnen mehr, potenzielle Bassreflex-Kobolde zu umgehen, wenn die Wahl der Monitore

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Kapitel 1Nahfeldmonitore verwenden

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nicht in Ihrer Verantwortung liegt, zum Beispiel in einem Schulstudio oder im Heim-studio eines Freundes. Begleiten Sie mich deshalb noch ein Stück, wenn ich auf dieseFrage näher eingehe.

Das Hauptproblem bei Reflexrohren können Sie bereits in Abbildung 1.1 sehen:Obwohl das Reflexrohr das Abfallen des Frequenzgangs bis 50 Hz verhindert, schwin-det die Ausgangsleistung darunter im Sturzflug. Das bedeutet, dass obwohl die Tiefton-wiedergabe des Lautsprechers durch das Reflexrohr insgesamt verstärkt wird, zugleichdas Verhältnis zwischen den Lautstärken unterhalb von 50 Hz und dem Rest des Sig-nals ernsthaft verzerrt wird, wodurch es schwieriger wird, Instrumente mit wichtigenniederfrequenten Anteilen zu beurteilen. Angenommen, Sie geben den Klang einesBassinstruments wieder, dessen Lautstärken im unteren Frequenzbereich völlig ein-heitlich sind. Dann wird die wahrgenommene Lautstärke seiner Grundfrequenz beiTonhöhenänderungen immer noch erschreckend aufdringlich herumtanzen, je nach-dem, wie weit die Grundfrequenz an der steilen unteren Begrenzung des Frequenz-gangs hinunterrutscht.

Denken Sie daran, dass die niedrigste Grundfrequenz einer Bassgitarre bei 44 Hz liegt,während es sich bei Pianos, Orgeln und Synthesizern um Schallquellen handelt, dieglücklicherweise Grundfrequenzen in der unteren Oktave um 20 bis 40 Hz herumgenerieren. Im Gegensatz zur Grundfrequenz liegt jedoch die erste Harmonische die-ser Bassnoten eine Oktave höher, typischerweise im viel flacheren Frequenzgang ober-halb von 50 Hz, sodass dann die Entscheidung schwierig werden würde, ob eben dieseFrequenzen in angemessener Verteilung vertreten sind. Dazu kommt: Wenn wir wiedereinen Schritt zurück in die Wildnis machen, wo ungezügelte randalierende Bass-Partsoftmals alles andere als einheitlich sind, wie könnte man von Ihnen erwarten zu beur-teilen, ab welchem Punkt Ihre Mixbearbeitung sie tatsächlich gezügelt hat?

Kick-Drums sind ebenso kompliziert zu handhaben. Angenommen, Sie vergleichen dieKick-Lautstärke in Ihrem eigenen Mix mit der eines von Ihnen heißgeliebten kommer-ziellen Albums, aber Ihre Bassdrum hat jede Menge Energie bei 30 Hz, während sichdie Bassdrum des Vergleichssongs hauptsächlich im 50-Hz-Bereich befindet. Da derLautsprecher tatsächlich im 30-Hz- statt im 50-Hz-Bereich mit 12 dB zupackt, werdenSie Ihre eigene Bassdrum wahrscheinlich viel zu weit hochregeln, um gerade dann fest-zustellen, dass unter Ihrem Mix in anderen Monitoringumgebungen ein rumpelndesDurcheinander lauert. Obwohl der Verlust der tiefen Frequenzen auf Monitoren ohneReflexrohre ebenso ein Problem darstellt, ist es viel einfacher, diesen beim Mischenmental zu kompensieren, weil die relativen Pegel der benachbarten niedrigen Fre-quenzbänder deutlicher vorhanden sind.

1.1.2 Tödliche Nebeneffekte von Reflexrohren

Diese Reflexrohranomalien sind aber nur die Spitze des Eisbergs, denn Darstellungenvon Frequenzgangverläufen bilden nur ab, wie sich Lautsprecher bei konstantem Rau-schen über das gesamte Frequenzspektrum verhalten, ein Testsignal, das nichts mitden vielfältigen und agilen Wellenformen von Musik zu tun hat. Viel problematischerist, wie Reflexrohre die Fähigkeit des Monitors einschränken, den momentanen Verän-derungen im Mixsignal zu folgen. Insbesondere führt das Reflexrohr dazu, dass jed-wede spektrale Energie an ihrer Resonanzfrequenz für kurze Zeit nachklingt. Und

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1.1Die Wahl der Waffen

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während eben diese Resonanzakkumulation bei Testsignalen mit konstantem Rau-schen für die schmeichelnde Lautstärkeanhebung in den tiefen Frequenzen sorgt, fügtgenau diese Eigenschaft auch flüchtigen perkussiven Anschlagsgeräuschen (oft alsTransienten bezeichnet) kurze Resonanzen hinzu, sodass sie lauter und weniger druck-voll erscheinen, als sie tatsächlich sind. Mit Klängen, die abrupt stoppen, gibt es einähnliches Problem, wenn das Reflexrohr nach deren Ende nachresoniert. In diesem Fallmaskiert die Resonanz nicht nur die tatsächlichen Ausklingwerte des Klangs selbst,sondern kann es auch noch erschweren, den Charakter und die Lautstärke von Studio-effekten mit kurzer Dauer (zum Beispiel modulierte Delays und Hall) zu beurteilen, diebeim Abmischen oft sehr nützlich sind.

Ein weiteres Problem bei Bassreflex-Lautsprechern stellt das mögliche Übertönen dertatsächlichen Grundfrequenzen tiefer Basstöne durch das Resonieren dar, wodurchdiese nur noch schwer voneinander unterscheidbar sind. Rezensenten von Lautspre-chern nennen dieses Phänomen manchmal »One-Note-Bass«. Es macht die Beurteilun-gen beim Abstimmen der tiefen Frequenzen etwas unsicher. Eine kommerzielleAufnahme, die mir zur Aufdeckung dieses Umstands besonders gefällt, ist »Infidelity«von Skunk Anansie (vom Album Stoosh). Hier wird die verworrene Basslinie bei Laut-sprecherresonanzen im unteren Frequenzbereich schnell verwaschen und undefiniert.(Der Track eignet sich auch gut dazu, den Frequenzgang eines Monitoringsystems zuüberprüfen, da nur ein richtig breiter Frequenzgang dem beinahe schon seismischen,niedrigfrequenten Rumpeln dieser Bassdrum gerecht werden kann.)

Würde sich das durch das Reflexrohr erzeugte Resonieren gleichmäßig über dasgesamte Klangspektrum verteilen, könnten Sie es vielleicht mental kompensieren, aberdas macht es natürlich nicht: Je nachdem, wie viel von der jeweiligen Energie der Tran-sienten rings um die Kernfrequenz des Resonatorsystems aufrechterhalten bleibt, ist esmehr oder weniger stark. Darüber hinaus habe ich es bisher für selbstverständlichgehalten, dass ein solches Reflexrohrsystem nur eine Resonanzfrequenz hat. In Wirk-lichkeit ist es jedoch schwierig, das Ding auch bei einer ganzen Reihe von höheren Fre-quenzen vom Resonieren abzuhalten, was über das gesamte Frequenzspektrum zuunvorhersehbaren Artefakten in Form von zeitlichen Verwaschungen führt. Deshalbsind es nicht nur Bassinstrumente, die Sie möglicherweise nicht zuverlässig beurteilenkönnen, sondern auch alles andere! Obwohl es Lautsprecherentwicklern durchausmöglich ist, mit einem sorgfältigen inneren Gehäusedesign und Dämpfung alles außerder gewünschten Resonanz in den niedrigen Frequenzen zu zähmen, kostet das eini-ges, was für erschwinglichere Modelle einen unausweichlichen Fallstrick darstellt.

Natürlich macht Sie eine einfache Darstellung von Frequenzverläufen völlig blindgegenüber all diesen Dingen, weil sie nur Achsen für Frequenz und Pegel enthält.Wenn Sie die Nebenwirkungen von Resonanzen offenlegen wollen, müssen Sie einedritte Dimension in Ihre Darstellung von Frequenzgangverläufen einbeziehen: Zeit.Glücklicherweise gibt es eine Darstellungsweise, die genau das tut, das sogenannte Zer-fallsspektrum oder »Wasserfalldiagramm«. Es deckt auf, was an einem Lautsprecher-ausgang passiert, wenn ein konstantes Testsignal über das gesamte Frequenzspektrumplötzlich ausgeschaltet wird – die Darstellung verändert sich im Zeitverlauf (dreidimen-sional gesehen, läuft sie sozusagen vom Hintergrund zum Vordergrund), woran Sieablesen können, wie viele verschiedene Frequenzen nachresonieren.

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Kapitel 1Nahfeldmonitore verwenden

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In Abbildung 1.3 sehen Sie auf der linken Seite Wasserfalldiagramme für drei gut kon-struierte kleine Nahfeldmonitore. Die obere Grafik ist von einem Modell ohne Reflex-rohre, während die beiden unteren Diagramme für Ausführungen mit Reflexrohrenstehen. Sie können erkennen, wie die unteren Frequenzen der Modelle mit Reflexroh-ren erwartungsgemäß nachklingen, aber Mittelton- und Hochtonbereich ansonstenohne irgendwelche ersichtlichen Ausläufer der Eigenfrequenz unmittelbar stoppen.Vergleichen Sie das einmal mit den Wasserfalldiagrammen rechts in Abbildung 1.3, die

Abb. 1.2: Einige erschwingliche 2-Wege-Nahfeldmonitore mit Reflexöff-nungen (von oben nach unten): Die ADAM A7X haben zwei kreisförmige Reflexrohre an jeder Seite des Tieftöners; die KRK Rokit 8 haben eine Reflexöffnung unterhalb des Tieftö-ners; die Behringer 2030A haben zwei schmale Reflexöffnun-gen auf jeder Seite des Hochtöners und die M-Audio DSM2 beherbergen eine einzelne Reflexöffnung auf der Rückseite.

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1.1Die Wahl der Waffen

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bei drei günstigen Nahfeldmonitoren gemessen wurden. Sie machen deutlich, dassjeder Lautsprecher auch bis in den Mitteltonbereich hervorstechende Resonanzen hat.(Behalten Sie aber im Hinterkopf, dass den Lautsprechern auch durch andere Faktorenunerwünschte Resonanzen im Mitteltonbereich hinzugefügt werden, sodass Sie hiernicht nur die Nebeneffekte der Reflexrohre sehen.) Je schlechter die Resonanzen einesMonitors kontrolliert werden, desto schwieriger können Sie mit ihnen mixen.

Abb. 1.3: Wasserfalldiagramme für sechs verschiedene Paare von Studiomonitoren

Aber selbst das ist nicht das Ende der Geschichte: Reflexrohre können ebenso Verwirbe-lungsrauschen produzieren, das andere Teile des Mixes verdeckt, Kompressionsarte-fakte erzeugen, die beim Verändern der Monitorlautstärke den wahrnehmbarenLautstärkepegel der Bassinstrumente vermurksen, und Verzerrung generieren, die denBassinstrumenten fälschlicherweise zusätzlich Fleisch im Mitteltonbereich gibt, sodasssie im Mix hörbarer als beabsichtigt erscheinen. Wenn Sie wissen wollen, wovon ichrede, hören Sie sich einmal die tieffrequenten Sinustöne in der Audiodatei »LFSineTo-nes« über einen billigen Bassreflex-Monitorlautsprecher an. (Diese Datei können Sieunter der URL dieses Kapitels downloaden: www.cambridge-mt.com/ms-ch1.htm.) Beson-

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Kapitel 1Nahfeldmonitore verwenden

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ders bei den tiefsten Frequenzen können Sie in der Regel eine gute Portion flatternderReflexrohrgeräusche und leiser Verzerrungen der Harmonischen hören, die sich überdie reinen Töne legen. Müssen Sie noch weiter überzeugt werden? Dann bedenken Siedie Tatsache, dass zwei der einflussreichsten Abmischlautsprecher in der Geschichteder Audioproduktion Modelle ohne Reflexrohre sind: Yamaha NS10 und Auratone 5CSuper Sound Cube. (Abbildung 1.5 zeigt die Wasserfalldiagramme dieser Lautsprecher,und obwohl keiner von ihnen einen besonders linearen Frequenzgang hat, verhaltensich beide hinsichtlich Resonanzen äußerst zurückhaltend.)

All das bringt mich zurück zu meinem wichtigsten Punkt: Je weniger Geld Sie fürMonitorlautsprecher ausgeben werden, umso mehr sollten Sie sich für die Begegnungmit Bassreflex-Modellen mit Weihwasser und Knoblauchzehen bewaffnen! MeinerErfahrung nach müssen Sie sich von weit über 1.200 Euro trennen, um ein PaarBassreflex-Monitore zu erhalten, die dazu in der Lage sind, das abzuliefern, was Siebenötigen, um konkurrenzfähig mixen zu können. Wohingegen ich nicht glaube, dassSie so viel für ein Modell ohne Bassreflexsystem ausgeben werden müssen, um ein ver-gleichbar starkes Mixwerkzeug zu bekommen, solange Sie bereit sind, insgesamt mitniedrigeren Lautstärken zu arbeiten. Deshalb lenke ich das Augenmerk von Hobbyton-technikern, die knapp bei Kasse sind, in der Regel auf Produkte wie eine Kombinationaus NHT Pro M-00 und S-00 oder die Blue Sky Media Desk- und Pro Desk-Systeme,die allesamt aktiv sind, kein Bassreflexsystem haben und über so ziemlich das gesamteFrequenzspektrum reichen.

1.1.3 Lautsprecherstative und andere Befestigungsteile

Sie können für die schicksten Monitorlautsprecher berappen, was Sie wollen, abersolange Sie sie nicht sinnvoll im Raum aufstellen, könnten Sie ebenso gut einen Groß-teil des dafür ausgegebenen Geldes zum Fenster rauswerfen, wenn Sie sehen, wie vieldas für den Sound bringt. Ich habe eine Menge kleiner Studios besucht und eine Sachehatten die meisten gemein: Ihre Besitzer haben die Wichtigkeit der Monitoraufstellungunterschätzt, mit der Folge, dass die Abhöre nicht einmal annähernd so gut klingt, wiesie angesichts der Preise der Lautsprecher sollte. Lassen Sie uns deshalb ansehen,welche Möglichkeiten Sie zur Maximierung der Klangqualität haben, welche Lautspre-cher auch immer Sie verwenden.

Zunächst einmal sollten die Lautsprecher so fest wie möglich befestigt sein, denn wennsie sich durch die Auslenkung der Membran mit dieser bewegen, wird sich das negativdarauf auswirken, wie das untere Ende des Mixes vertreten ist. Wie Sie sich im Einzel-fall bei der Montage der Lautsprecher entscheiden, hängt von den physikalischenBeschränkungen ab, mit denen Sie in Ihrem speziellen Setup arbeiten müssen. Aberich empfehle, dafür vorgesehene Lautsprecherstative zu verwenden, da diese in derRegel zu einem viel besseren Klang führen als Schreibtische und Regale und einfacherdurch den Raum bewegt werden können als Schwerlastwandhalterungen. Stative müs-sen nicht einmal exorbitant teuer sein, solange sie stabil genug sind, die Lautsprecherruhig zu halten. Tatsächlich können Sie selbst problemlos anständige Stative bauen,wenn Sie ein Händchen für Holzarbeiten haben und geeignete schwere Werkstoffebenutzen.

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Abb. 1.4: Wasserfalldiagramme für die Mackie HR824- und PMC LB1BP-Monitore

Technik-Hinweis

Passive Subwoofer und Transmission-Line-System

Nicht alle Monitorlautsprecher können eindeutig den Kategorien mit oder ohne Bass-reflexsystem zugeordnet werden. Mackies beliebte HR-Serie ist ein Beispiel dafür,denn obwohl ihre Gehäuse geschlossen sind, beinhalten sie einen passiven Subwoo-fer (eine Art Dummy-Lautsprechermembran, die durch einen Lautsprecher angeregtin dessen Resonanz vibriert), um eine Bassanhebung im Stile eines Bassreflexsystemszu erzielen. Eine weitere Mischkonstruktion bildet das System Transmission-Line vonPMC, bei dem ein außen liegendes Reflexloch ein System von gedämpften innerenRohren anregt, um die problematischen Nebenwirkungen von Reflexrohren zu redu-zieren. Wie dem auch sei, die Wasserfalldiagramme in Abbildung 1.4 zeigen mir den-noch, dass diese Herangehensweisen bei der Überwindung der Resonanzproblemedieser Bauarten nur von begrenztem Nutzen sind, ein Verdacht, der durch meineeigene Erfahrung mit verschiedenen Mackie-Modellen gestützt wird.

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Abb. 1.5: Zwei der geschätztesten Abmischlautsprecher sind Modelle ohne Reflexöffnungen: Auratone 5C Super Sound Cube (links) und Yamaha NS10 (rechts). Darunter sehen Sie deren Wasserfalldiagramme.

Die Befestigung muss zunächst einmal so viel Trägheit wie möglich liefern, sodass dasLautsprechergehäuse so wenig wie möglich auf die Membranauslenkungen reagiert.Wenn Sie den Eindruck haben, dass die Stative/Halterungen allein nicht ausreichendfür diesen Job sind, können Sie zunächst versuchen, ihnen Gewicht hinzuzufügen,indem Sie eine Bodenplatte unter jeden Lautsprecher legen. Eine Gummimatte kannauch helfen, indem sie die Halterungsplatte für die Lautsprecherbox weniger rutschigmacht. Die andere wichtige Sache, die die Lautsprecherhalterungen leisten müssen, istdie Minimierung des Körperschalls des Lautsprechers auf andere mitschwingendeGegenstände. Wenn der Lautsprecher Körperschall auf seinen Ständer überträgt, kanndas beispielsweise Ihre Wahrnehmung des Mixes ebenso sehr beeinträchtigen wie jeneResonanzen, die durch die Lautsprecherkonstruktion selbst verursacht werden. Dies istein Grund, warum das Platzieren von Lautsprechern auf normalen Regalen oderSchreibtischen unüberwindliche Abhörschwierigkeiten verursachen kann – überra-schenderweise schwingen solche Möbelstücke oftmals bereitwillig mit. Die Audiodatei»LFSineTones« hilft bei der Aufdeckung von Resonanzen; spielen Sie sie mit einer ent-sprechend hohen Lautstärke ab, um zu prüfen, ob Sie irgendwelche Möbelstücke mit-summen hören. Legen Sie auch einmal einen Finger auf die Befestigungen (Stative,Halterungen oder was auch immer) und prüfen Sie, ob Sie offensichtliche Vibrationenspüren.

Ein Vorteil spezieller Lautsprecherstative besteht darin, dass sie oftmals einen hohlenRahmen haben. Er kann mit Sand gefüllt werden, was gut für die Dämpfung der Reso-nanzen ist und auch die Trägheit des Ständers erhöht. Zu den weiteren Lösungen fürdas Resonanzproblem zählen Schaumstoffmatten zwischen dem Lautsprecher und der

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1.2Ausrichtung der Lautsprecher

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Halterungsoberfläche (wie die Mo-Pads von Auralex) oder kleine umgedrehte Keile anvergleichbarer Stelle (zum Beispiel die China Cones von Sound Network). Die RecoilStabilizer von Primacoustic sind eine weitere verbreitete Option, weil sie nicht nureinen Schaumstoffboden haben, sondern die obere Stahlplatte zudem gummiert ist,um zusätzlich Halt und Trägheit zu bieten. Doch auch wenn solche Studiovorrichtun-gen spürbare Verbesserungen erzielen können, meine ich dennoch, dass sie wahr-scheinlich kaum den zusätzlichen Aufwand rechtfertigen, wenn Sie bereits 120 Eurosinnvollerweise in mit Sand gefüllte Lautsprecherständer oder ähnlich stabile Befesti-gungsteile investiert haben.

Abb. 1.6: Die Recoil Stabilizer von Primacoustic nehmen sich auf geschickte Weise einer Vielzahl der Probleme von Abhöranlagen in kleinen Studios zugleich an: Die gummierte obere Matte hält den Lautsprecher fest und fixiert ihn auf einer schweren Metallplatte und erhöht so die Trägheit, während die Schaumstoffunterlage den Lautsprecher hinsichtlich Körperschall vom Untergrund entkoppelt.

1.2 Ausrichtung der Lautsprecher

Worauf auch immer Sie die Lautsprecher letztlich stellen, ihre exakte Ausrichtung istebenso entscheidend für eine gute Klangwiedergabe. Egal an welchem Ort, sollten SieLautsprecher stets direkt auf die Hörposition richten. Der Frequenzgang eines Laut-sprechers wird auf dessen Schallabstrahlungsachse gemessen (das heißt direkt vorihm), sodass Sie jenseits dieser Achse nicht das hören, was die Konstruktion vorgese-hen hat – hohe Frequenzen sind stärker gerichtet als tiefe Frequenzen, deshalb leidenbesonders die Details im Hochtonbereich. Wenn ein Mix läuft, der das gesamte Fre-quenzspektrum abdeckt, können diese Effekte beim Umhergehen im Abhörraum deut-lich veranschaulicht werden. Wenn Sie dieses Phänomen aber in seiner krassesten

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Kapitel 1Nahfeldmonitore verwenden

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Form hören wollen, hören Sie einmal durch nur einen Ihrer Lautsprecher ein gleich-bleibendes Testsignal ab, das über das gesamte Frequenzspektrum reicht (wie meineDatei »PinkNoise« mit rosa Rauschen). Wir reden hier nicht nur von winzigen tonalenFeinheiten. Hohe Frequenzen können leicht durch Gegenstände verdunkelt werden.Stellen Sie deshalb sicher, dass Sie die Membranen, die Sie gerade hören, auch tatsäch-lich sehen.

Beim Ausrichten der Lautsprecher geht es auch nicht nur um die horizontale Ebene,denn die vertikale Ausrichtung ist aus verschiedenen Gründen in der Regel sogar nochwichtiger. Erstens weist bei den meisten Nahfeldmonitoren das Gehäuse um den Hoch-töner herum ein Profil auf, um einen sogenannten Wellenleiter zu erzeugen, der dieAbstrahlung der hohen Frequenzen in der Horizontalen weiter streuen und so den opti-malen Hörbereich (oder »Sweetspot«) vergrößern soll. Obwohl Wellenleiter darin sehreffektiv sein können, können sie in der Regel keine vergleichbar gute Arbeit für die ver-tikale Streuung hoher Frequenzen leisten und darüber hinaus dazu führen, dass dieseStreuung sogar schmaler wird. Der zweite Grund ist hingegen, dass die meisten Nah-feldmonitore mehr als eine Membran beherbergen, wobei jede Membran an eineranderen vertikalen Position sitzt. Eine dafür vorgesehene kleine Schaltung oder DSP inden Lautsprechern (Frequenzweiche genannt) teilt den Frequenzbereich des Eingangs-signals anhand vom Hersteller spezifizierten Grenzwerten (sogenannte Übergangs-/Trennfrequenzen) auf die verschiedenen Membranen auf. Obwohl die Frequenzweicheim Idealfall verhindern sollte, dass es zu irgendwelchen Überschneidungen zwischender Frequenzwiedergabe der verschiedenen Membranen kommt, gibt es in Wirklichkeitzwangsläufig einen schmalen Spektralbereich um jede Trennfrequenz herum, bei demzwei Membranen zugleich erhebliche Lautstärken abliefern. Wenn der Abstand der ein-zelnen Membranen zur Hörposition nicht gleich ist, erreichen die Signale der verschie-denen Membranen die Hörposition zu unterschiedlichen Zeitpunkten (oder »außerPhase«, wie die Freaks sagen), und das begünstigt dann einen möglicherweise schwer-wiegenden Frequenzauslöschungseffekt, das Kammfilter.

Technik-Hinweis

Phase und Kammfilter

Ich habe die Konzepte von Phase und Kammfilter im Haupttext schon kurz erwähnt;weil sie beim Mischen aber so viele Auswirkungen haben, lohnt sich ein näherer Blickauf das Thema. Der beste Weg, sich gedanklich auf das Thema Phase einzustellen,besteht darin, sich zunächst ein Signal in Form einer Sinuswelle vorzustellen, eineeinfache Audiowellenform, von der theoretisch alle komplexen musikalischen Klängeabgeleitet werden können. Eine Sinuswelle erzeugt nur eine einzige Tonfrequenz, diedavon abhängt, wie oft sich ihre Wellenform in einer Sekunde wiederholt. Eine 1-kHz-Sinuswelle wiederholt ihre Wellenform zum Beispiel 1.000 Mal pro Sekunde, wobeijede Wellenformwiederholung 1 ms dauert. Stellen Sie sich vor, Sie hätten zwei Mixer-kanäle, von denen beide jeweils durch das gleiche Sinuswellen-Eingangssignal mitgleicher Frequenz gespeist werden. Die Höhen und Tiefen der beiden Kurven werdendeckungsgleich sein und ihr Zusammenmischen wird ganz einfach in der gleichenSinuswelle resultieren, nur lauter. Hier sprechen wir davon, dass die beiden Sinuswel-len »in Phase« miteinander sind.

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1.2Ausrichtung der Lautsprecher

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Wenn Sie den Klang des zweiten Kanals geringfügig verzögern, werden die Maximaund Minima der beiden Sinuswellen allerdings aus dieser Parallelität herausgescho-ben. Aufgrund der für Sinuswellen typischen Eigenschaften wird die Kombination derbeiden Kanäle nun zwar immer noch eine Sinuswelle der gleichen Frequenz erzeu-gen, ihr Lautstärkepegel wird jedoch niedriger sein, als wenn beide Kanäle in Phasewären, und wir können festhalten, dass eine »teilweise Phasenauslöschung« vorliegt.Wenn der zweite Kanal derart verzögert wird, dass die Wellenspitzen exakt mit denWellentälern des ersten Kanals übereinanderliegen (und umgekehrt), werden beideSignale zusammen Stille erzeugen. An dieser Stelle können wir davon sprechen, dassdie Wellenformen vollständig »außer Phase« zueinander sind und dass eine »voll-ständige Phasenauslöschung« vorliegt.

Wenn eine vollständige Phasenauslöschung auftritt, sprechen Tontechniker manch-mal davon, dass die Signale »180 Grad phasenverschoben« sind. Dieser Ausdruckwird nicht immer ganz korrekt verwendet und kann daher ein wenig verwirrend sein.Um das Phasenverhalten zweier identischer Wellenformen zueinander zu beschrei-ben, berechnen Mathematiker häufig den Versatz zwischen ihnen in Grad, wobei 360Grad der Dauer einer einzelnen Wiederholung jeder Wellenform entspricht. Dahersind zwei Sinuswellen bei einer Phasenbeziehung von 0 Grad gänzlich in Phase, wäh-rend sie bei einer Phasenbeziehung von 180 Grad gänzlich außer Phase sind, was zueiner vollständigen Phasenauslöschung führt. Bei allen anderen möglichen Phasen-beziehungen werden die Wellenformen teilweise zueinander aus der Phase gebracht,was zu teilweisen Phasenauslöschungen führt. Das verwirrende an der Bezeichnung»180 Grad außer Phase« ist, dass sie manchmal verwendet wird, um einen Fall zubeschreiben, in dem die Wellenform des zweiten Kanals auf den Kopf gedreht wurde,sodass die Wellenspitzen zu -tälern werden und umgekehrt – ein Vorgang, der weni-ger eindeutig als Verpolung bezeichnet wird. Dieses Szenario führt bei Zusammen-führung der Ausgänge ebenfalls zu Stille. Daher kommt auch die weitverbreiteteVerwirrung bezüglich der Begriffe, aber es ist sehr wichtig, sich klarzumachen, dassdie vollständige Phasenauslöschung hierbei durch das Umkehren eines Signalserzeugt wurde, nicht durch dessen Verzögerung.

Nun wollen wir den Maßstab wieder vergrößern und uns mit echten Klängen befas-sen, die durch eine Menge verschiedener Sinuswellen mit unterschiedlichen Frequen-zen gebildet werden, die jeweils ein- und ausgeblendet werden, während sich ihreTonhöhen und Klangfarben ändern. Wenn wir etwa einen Drum-Loop statt einer ein-zelnen Sinuswelle in die beiden Mixerkanäle einspeisen, wird jede Verzögerung deszweiten Kanals dramatische Auswirkungen auf die Tonalität des kombinierten Sig-nals haben, anstatt nur dessen Lautstärke zu verändern. Das liegt daran, dass bei einerbestimmten Verzögerung das Phasenverhalten zwischen den Sinuswellen des erstenKanals und denen des zweiten Kanals von der Frequenz jeder einzelnen Sinuswelleabhängt. So wird zum Beispiel eine Verzögerung von 0,5 ms im zweiten Kanal alleAnteile einer 1-kHz-Sinuswelle (eine Wellenform, die sich jede Millisekunde wieder-holt) vollständig außer Phase mit den Anteilen auf dem ersten Kanal bringen, was zueiner vollständigen Phasenauslöschung führt. Auf der anderen Seite bleiben alleAnteile einer 2-kHz-Sinuswelle (eine Wellenform, die sich alle 0,5 ms wiederholt) per-fekt in Phase. Mit zunehmender Frequenz der Sinuswellenanteile von 1 kHz bis 2kHz wird die vollständige zu einer partiellen Phasenauslöschung und der Pegelnimmt bis zur exakten Phasenparallelität bei 2 kHz zu.

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Kapitel 1Nahfeldmonitore verwenden

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Obwohl die Hersteller in der Regel ihr Bestes tun, um die Grenzfrequenzbereiche rechtschmal zu halten, um so die Kammfiltereffekte zu minimieren, haben die meistenerschwinglichen Nahfeldmonitore nur zwei Membranen, weshalb die Kammfilteref-fekte zwischen Tief- und Hochtöner aus mixtechnischer Sicht an der denkbar schlech-testen Stelle auftreten: mitten im Zentrum des Frequenzspektrums, wo unser Gehöram empfindlichsten ist. Wenn Sie ein Gefühl für das Schadensausmaß bekommen wol-len, versuchen Sie einmal dieses Experiment: Spielen Sie die Datei »PinkNoise«(www.cambridge-mt.com/ms-ch1.htm) über einen einzelnen Nahfeldlautsprecher mitvertikal angeordneten Membranen ab und hören Sie sie vor allem auf der Schallabstrah-lungsachse an. Bewegen Sie sich dann abwechselnd etwa eine Hand breit zu jeder Seite,während Sie Ihre vertikale Position beibehalten. Bei den meisten Lautsprechern werdenSie aufgrund der Bündelung der hohen Frequenzen, die ich vorhin erwähnt habe, einekleine tonale Klangveränderung hören. Sobald Sie sich an diese Änderung gewöhnthaben, bewegen Sie sich stattdessen eine Hand breit nach oben und unten, und dietonale Veränderung wird sehr wahrscheinlich noch deutlicher bemerkbar sein. Obwohldie Auswirkungen von Kammfiltern zwischen den Lautsprechermembranen im Ver-gleich zu einem echten Mix in der Regel nicht so hervorstechend sind, bedeutet dasnicht, dass sie nicht da sind, und die Kerben, die sie in den Frequenzgang schlagen,untergraben auf heimtückische Weise Ihre Fähigkeit, sowohl die Tonhöhen- als auchdie Lautstärkeverhältnisse der entscheidenden Töne des Mittenbereichs beurteilen zukönnen – Dinge wie Hauptgesang, Snare-Drums und Gitarren.

Natürlich führen die Sinuswellenanteile oberhalb von 2 kHz teilweise wieder zu einerPhasenauslöschung. Und wenn Sie schnell im Kopfrechnen sind, haben Sie bereitsfestgestellt, dass eine vollständige Phasenauslöschung auch bei 3 kHz, 5 kHz, 7 kHzund so weiter das Frequenzspektrum hinauf auftreten kann, während die Sinuswel-lenanteile bei 4 kHz, 6 kHz, 8 Hz und so weiter exakt in Phase sein werden. Dadurchentsteht im kombinierten Frequenzbild unseres Drum-Loops eine charakteristischeAbfolge von regelmäßig angeordneten Wellenspitzen und -tälern – ein Effekt, denman Kammfilter nennt. Eine Verzögerung von nur 0,000025 s (eine Vierzigstel-Milli-sekunde) zwischen den beiden Kanälen verursacht bereits eine vollständige Phasen-auslöschung bei 20 kHz. Aber Sie werden auch eine teilweise Phasenauslöschung beiFrequenzen hören, die darunter liegen. Mit zunehmender Verzögerung bewegt sichder Kammfilter-Frequenzgang im Frequenzspektrum weiter nach unten, zieht seinMuster von Spitzen und Tälern nach sich, die wiederum näher und näher zusammen-rücken. Wenn allerdings die Verzögerungszeiten etwa 25 ms übersteigen (je nach-dem, um welchen Ton es sich handelt), beginnt unser Gehör, die höheren Frequenzendes verzögerten Signals als separat wahrnehmbares Echo einzustufen statt als Klang-veränderung, und mit zunehmender Verzögerungszeit beschränkt sich die Phasen-auslöschung schrittweise auf niedrigere Frequenzen.

Obwohl jetzt klar sein sollte, dass die klanglichen Auswirkungen des Kammfilteref-fekts verheerend sein können, wenn zwei identische Signale mit einer Verzögerungkombiniert werden, sind die meisten auftretenden Kammfilter im Mixdown tatsäch-lich viel weniger schwerwiegend, weil entweder die außer Phase befindlichen Signalenicht vollständig identisch sind oder sie sehr unterschiedliche Lautstärken haben,oder beides.

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1.2Ausrichtung der Lautsprecher

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1.2.1 Stereomonitoring

Die Nahfeldmonitore eines kleinen Studios bieten in der Regel die zuverlässigsteQuelle für Informationen über das Stereobild eines Mixes, aber damit sie das tatsäch-lich leisten können, müssen sie so aufgestellt sein, dass der Abstand zwischen denLautsprechern mit dem Abstand der einzelnen Lautsprecher zur Hörposition identischist. Das liegt daran, dass das menschliche Gehirn instinktiv dazu neigt, die Quelle vonwahrgenommenem Schall auf der gleichen Seite einzuordnen wie das Ohr, das dieserKlang zuerst erreicht. (Vermutlich hat die natürliche Auslese diejenigen Höhlenmen-schen begünstigt, die feststellen konnten, von woher das Knurren des Säbelzahntigerskam.) Dieser Instinkt bewirkt, dass Sie Ihren Kopf nicht sehr weit aus dem Sweetspotbewegen müssen, bevor ein Großteil des Stereobildes zusammenklappt und stattdes-sen hauptsächlich der nähere Lautsprecher zu hören ist.

Ein weiterer häufig begangener Fehler ist das allzu weite Auseinanderstellen der Laut-sprecher, da es die Mitte des Stereobildes destabilisiert, was es knifflig macht, die Ver-teilung der wichtigsten Sounds zu beurteilen, die dort typischerweise platziert sind.Wenn überhaupt, ist es besser, die Lautsprecher eher nah beieinander zu platzieren,weil Sie beim Abmischen mit dem verengten Stereobild, das dadurch erzeugt wird, vieleinfacher arbeiten können als mit einer undeutlichen Abbildung des Zentrums. Außer-dem erhalten Sie das beste Stereobild, wenn Sie das gesamte Monitorsystem so aufstel-

Technik-Hinweis

Auf der Seite liegende Lautsprecher?

Ein hartnäckiger Mythos unter den Besitzern kleiner Studios besagt, dass es eine»Profi«-Lösung sei, Lautsprecher auf die Seite zu legen. Sicher, ein kurzes Surfendurchs Internet liefert zahllose Fotos von Regieräumen im Kampfstern Galactica-Stil,auf denen man Nahfeldlautsprecher sehen kann, die seitlich oben auf der Meter-bridge einer Konsole liegen. Doch hat diese Aufstellung nur wenig mit Abhörtreueund umso mehr damit zu tun, die Nahfeldmonitore zugunsten der großen Hauptmo-nitorlautsprecher aus dem Weg zu schaffen und an Aufnahmetagen den Blick durchdie Regiescheibe zu verbessern.

Wenn Sie die Lautsprechermembranen horizontal trennen, indem Sie die Gehäuseauf die Seite legen, müssen Sie außerordentlich darauf bedacht sein, Ihre horizontaleSitzposition absolut beizubehalten (sowohl seitwärts als auch nach vorn und hinten),um kreuzweise Kammfiltereffekte zu vermeiden. Auf der anderen Seite werden Siediese Crossover-Probleme mit aufrecht stehenden Lautsprechern nur dann bekom-men, wenn Sie Ihren Kopf in der Vertikalen bewegen, wodurch Sie bei der Arbeitmehr Bewegungsfreiheit bekommen.

Hinzu kommt, dass die Wellenleiter der meisten Nahfeldmonitore so ausgelegt sind,dass sie den Sweetspot für den Bereich hoher Frequenzen erweitern, sofern der Laut-sprecher aufrecht steht. Wenn Sie den Wellenleiter auf die Seite legen, verengt er denSweetspot stattdessen und gibt zudem im Bereich hoher Frequenzen noch mehrEnergie auf nahe stehende Schreibtisch- und Deckenflächen ab – ein Umstand, deraus Akustikersicht nicht gerade sinnvoll ist.

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Kapitel 1Nahfeldmonitore verwenden

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len, dass der Raum um den Sichtbereich der Abhörposition herum weitestgehendsymmetrisch ist, um die Stereobildverteilung trotz der Auswirkungen von Schallreflexi-onen durch Wände und Möbel beizubehalten.

Ein weiterer Fallstrick, den es zu vermeiden gilt, ist eine entgegengesetzte Polarität derLautsprecher. Normalerweise sollte jeglicher Klang in der Mitte des Stereobildes ausbeiden Lautsprechern mit gleicher Lautstärke kommen und alle Lautsprechermembra-nen synchron hin und her schwingen lassen. Nun ist es aber überraschend häufig so,dass weniger erfahrene Benutzer ihr Studio-Rig fälschlicherweise so verkabeln, dasseine Membran zum Hörer drückt, während die andere von ihm wegzieht. Dadurchwird die Wellenform des linken Kanals verglichen mit der Wellenform des rechtenKanals in der Praxis invertiert, was in der Regel damit bezeichnet wird, dass die Laut-sprecher »nicht in Phase« oder genauer »verpolt« sind. (Um es klarzustellen: ZweiAudiosignale sind nicht in Phase, wenn es eine Zeitverzögerung zwischen ihnen gibt;sie sind verpolt, wenn eines der Signale invertiert wird, sodass die Wellenspitzen zuTälern werden und umgekehrt.) Wenn dieses Problem auftritt, werden Sie mit einemsehr seltsamen Stereohörerlebnis konfrontiert, das sich ein bisschen so anfühlt, alswürde Ihr Gehirn durch das Ohr hinausgesogen, und es macht es zudem schwierig, dieStereoausrichtung und das Pegelverhältnis zu beurteilen.

Um diesen Effekt zu testen, können Sie die Audiodatei »StereoTest« (www.cambridge-mt.com/ms-ch1.htm) über Ihre Anlage anhören. Sie enthält ein wiederkehrendes Mustervon vier Rauschimpuls-Testsignalen: das erste nur im linken Kanal, das zweite nur imrechten Kanal, das dritte in beiden Kanälen und das vierte zwar in beiden Kanälen, abermit dem rechten Kanal verpolt zum linken Kanal. Die Rauschimpulse davor werdenbestätigen, dass Ihre Lautsprecher tatsächlich in Stereo arbeiten und richtig herumangeschlossen sind; die letzteren Rauschimpulse sollten gegebenenfalls ziemlich deut-lich aufzeigen, dass Ihre Lautsprecher zueinander verpolt sind. Wenn alles gut ist, soll-ten die dritten Impulse sehr viel deutlicher in der Mitte des Stereobildes liegen als dievierten. Wenn Sie feststellen, dass Ihre Lautsprecher verpolt sind, wird das mit ziemli-cher Sicherheit an einem Punkt Ihrer Audioverkabelung liegen, der sich hinter denAusgängen der Abspielanlage Ihres Studios befindet, wobei es wohl häufig vorkommt,dass Plus- und Minuspol von passiven Lautsprechern nicht korrekt mit den entspre-chenden Anschlüssen des Verstärkers verbunden sind.

1.3 Umgang mit akustischen Reflexionen

Raumakustik ist einer jener Bereiche, die bei der Planung kleiner Studios in den meis-ten Fällen jämmerlich vernachlässigt werden. Angehende Tontechniker wissen zwarum die Wichtigkeit von Akustikdämmung, akustische Dämmstoffe gehören aber eherzu den uninteressanten Dingen, für die sie kein Geld ausgeben möchten. Sie gebenkeinen Ton von sich. Sie haben keine funkelnden Lichter. Sie können piksende Splitterhaben. Aber täuschen Sie sich nicht: Akustische Dämmung trennt die Spreu vom Wei-zen, wenn es um Abmischergebnisse geht. Spike Stent nimmt kein Blatt vor denMund: »Du kannst das beste Equipment der Welt in deinem Regieraum haben, aberwenn der Raum beschissen klingt, bist du auf verlorenem Posten.«4 Die Raumakustikist mindestens ebenso wichtig für den Klang Ihrer Abhöre wie die Lautsprecher selbst.Ich möchte das noch einmal betonen: Der Raum ist mindestens ebenso wichtig wie die

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1.3Umgang mit akustischen Reflexionen

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Lautsprecher! Das bedeutet, dass Tontechniker, die kommerziell klingende Abmischun-gen anstreben, ebenso viel Geld in die Raumakustik stecken sollten wie in Monitorlaut-sprecher.

Ich weiß natürlich auch, dass es sich nur wenige leisten können, spezialisierte Akusti-ker zu engagieren, die ihr Studio von Grund auf aufbauen. Tatsächlich zeigt meineErfahrung, dass kleine Setups fast überall kurzerhand in einen Schuppen, einen Keller,ein zusätzliches Schlafzimmer, einen Dachboden oder eine Büroeinheit hineinge-quetscht werden, bei denen der Besitzer schon allein mit der Anbringung der Innenein-richtung kämpfen muss, ganz zu schweigen vom Bau und der Platzierung der Wände.Doch selbst wenn Sie in den Schrank unter der Treppe verbannt wurden, ist es dennochwichtig, dass Sie akustische Verbesserungen vornehmen, was das Zeug hält. Die guteNachricht ist, dass Sie auch mit handelsüblichen Produkten und ein bisschen hand-werklichem Geschick Wunder bewirken können, selbst bei begrenztem Budget und inMietwohnungen, bei denen die Möglichkeiten Ihrer Aufbauten begrenzt sind. Wennman bedenkt, dass eine typische unbearbeitete heimische akustische Umgebung mei-ner Erfahrung nach rund zwei Drittel des Geldes erfordert, das Sie bereits für Ihre Laut-sprecher ausgegeben haben, gibt es einfach keine Entschuldigung mehr dafür, untätigzu sein, sofern Sie Ihr Handwerk ernst nehmen.

Das erste akustische Hauptproblem, mit dem Sie sich bei der Arbeit mit Nahfeldmoni-toren beschäftigen müssen, besteht darin, dass der Schall nicht nur einfach frontal ausjedem einzelnen Lautsprecher herausspritzt, bis er auf Ihre Ohren trifft. Er wird ingrößerem oder geringerem Maße auch in alle anderen Richtungen versprüht, pralltvon den Wänden, der Decke und dem Boden sowie von jedem anderen halbwegs fes-ten Gegenstand im Raum ab. Dadurch kann es passieren, dass eine Schallreflexionkurz nach dem Schall an der Mischposition eintrifft, der unmittelbar davor dort ange-langt ist – mit anderen Worten hören Sie letztlich zwei phasenverschobene Versioneneines in etwa gleichen Klangs. Wie ich in Abschnitt 1.2 erwähnt habe, kann diese ArtKombination von phasenverschobenen Signalen fiese Kammfilterwellen im wahrge-nommenen Frequenzgang verursachen – und nicht nur in den relativ eingeschränktenGrenzfrequenzbereichen Ihres Lautsprechers, sondern über das gesamte Frequenz-spektrum.

Störende Reflektoren werden vor allem die Einrichtungsgegenstände sein, die Sie beimArbeiten nutzen, sei es ein großes Mischpult oder der Nachttisch, auf dem Ihr Note-book steht, sowie auch alle Begrenzungsflächen des Raumes im Umkreis von etwa dreiMetern von der Hörposition. (Um ehrlich zu sein, sind Schallreflexionen, die von wei-ter als drei Metern entfernt kommen, im häuslichen Rahmen kein entscheidendesThema, weil ihre größeren zeitlichen Verzögerungen und verminderten Lautstärken alsUrsache für größere Kammfilterprobleme unwahrscheinlich sind.) In professionellenUmgebungen sind die Raumflächen rings um die Abhörposition oftmals geschicktabgewinkelt, um alle wichtigen Schallreflexionen der Lautsprecher von der Hörpositionweg zu feuern. Dieser Ansatz ist in den kleineren rechteckigen Räumen bescheidenererStudios nur selten rentabel. Eine praktischere Alternative ist in den meisten Fällen diePlatzierung von absorbierender akustischer Dämmung an den wichtigsten Reflexions-punkten, um den Lautstärkepegel des reflektierten Schalls und damit die Schwere derKammfilter zu reduzieren.

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Kapitel 1Nahfeldmonitore verwenden

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1.3.1 Akustikschaumstoff in Maßen

Ein kostengünstiger Absorber ist beispielsweise offenporiger Akustikschaum, der vonFirmen wie Auralex hergestellt wird. Ein ein Quadratmeter großes Stück eines solchenDämmmaterials, das alle reflektierenden Stellen verdeckt, kann einen großen Unter-schied hinsichtlich der Deutlichkeit des Lautsprecherklangs ausmachen. In einem typi-schen kleinen Setup bedeutet das, dass Sie Dämmmaterialstücke an der Wand, an derDecke, an der Wand hinter den Monitorlautsprechern und an der Wand hinter derAbhörposition anbringen, sofern diese innerhalb der Reichweite liegt. Ein wenig weite-rer Schaumstoff auf Ihrer Arbeitsoberfläche kann zusätzlich helfen, aber hier sind IhreMöglichkeiten selbstverständlich begrenzt. Im Allgemeinen gilt, je dicker das Absorpti-onsmaterial ist, desto tiefer kann es im Frequenzspektrum absorbieren. Benutzen Siealso nicht einfach den billigsten Schaumstoff, den Sie bekommen können, er wirdwahrscheinlich nur 5 cm oder weniger dick sein. 10 cm starker Schaumstoff wird einebessere Wirkung haben. Wenn Sie die Kosten für das Dämmmaterial senken müssen,verwenden Sie eine Struktur aus dünnen und dicken Schaumstofffliesen, anstatt sichauf ganzer Linie für dünneren Schaumstoff zu entscheiden.

Technik-Hinweis

Verwendung eines Subwoofers

Es gibt bestimmte Arten von Musik, für die die sehr tiefen Frequenzen äußerst wich-tig sind. Wenn Sie also für solch einen Markt arbeiten, brauchen Sie ein Lautsprecher-system, das diese tiefen Frequenzen auch tatsächlich wiedergeben kann. Laut TrinaShoemaker: »Heutzutage nutzt man nun mal 40 Hz … In heutigen Aufnahmen gibtes ein echtes Low-End, deshalb musst du mit ihm arbeiten.«5 Eine gängige Methode,die Reichweite von günstigen Nahfeldsystemen im Bereich der tiefen Frequenzen zuerweitern, besteht darin, ein kleineres Paar von Stereolautsprecher-»Satelliten« miteinem zusätzlichen Subwoofer zu ergänzen, um ein sogenanntes 2.1-System aufzu-bauen. Auch wenn dadurch scheinbar die Stereoabbildung des Mixes gefährdet wer-den könnte, erhalten Sie aber vor allem durch höhere Frequenzen denStereoeindruck, sodass das in der Praxis kein Problem darstellt. Tatsächlich könnenSie Subwoofer in der Regel auch weniger zentral platzieren, ohne das Gleichgewichtdes Stereobildes zu stören. Ein Vorteil des 2.1-Ansatzes ist, dass Sie keine Problememit Phasenauslöschung zwischen den Membranen im Tiefbassbereich bekommen.Außerdem erlangen Sie ein gewisses Maß an Flexibilität hinsichtlich der unabhängi-gen Positionierung des Subwoofers von den Nahfeldsatelliten, um so Probleme mitRaummoden zu verringern (ein schwerwiegendes Akustikproblem, das ich inAbschnitt 1.4 ausführlich besprechen werde). Doch obwohl viele Hersteller von 2.1-Systemen behaupten, dass Sie den Subwoofer so ziemlich überall aufstellen können,würde ich dazu raten, dass Sie sich auf solche Plätze beschränken, an denen der Sub-woofer und die Satelliten alle gleich weit von Ihren Ohren entfernt sind; andernfallsgefährden Sie die relative zeitliche Abstimmung von tieffrequenten Transienten. Wiebei jedem anderen Lautsprecher sollten Sie sich auch hier vor den Nebeneffekten derbilligeren Produkte in Acht nehmen.

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1.3Umgang mit akustischen Reflexionen

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Abb. 1.7: Wenn der Schall der Lautsprecher von den Oberflächen Ihres Regieraums zurück in Richtung des Abhör-Sweetspots reflektiert wird, kann das zu allen möglichen Frequenzgangproblemen für den Hörer führen. Dieses Diagramm zeigt die Positionen der Wandreflexion eines typischen kleinen, rechteckigen Regieraums und wie Sie das Problem mithilfe von Akustikschaumstoffplatten verringern können. Vergessen Sie nicht, dass die Decke ebenfalls Schall reflektiert!

Mit einem entsprechenden Sprühkleber können Sie Akustikschaumstoff ganz ein-fach direkt an Wänden oder Decken festkleben. Allerdings werden Sie es in diesemFall verteufelt schwer haben, ihn wieder abzubekommen, falls Sie irgendwann ein-mal Ihr Studio-Setup an eine andere Stelle verpflanzen wollen. Es ist eine viel bes-sere Idee, den Schaumstoff auf eine Art leichtes Schichtholz zu kleben. In welchemRaum auch immer Sie gerade arbeiten möchten, können Sie den Schaumstoff dannwie ein Bild aufhängen – ein Riesenvorteil, wenn Sie in ungedämmten Schulstudiosoder mit fremder Ausrüstung Ergebnisse erzielen sollen. Sie können die Schaum-stoffplatten auch angewinkelt aufstellen, um einige der reflektierten Frequenzenvom Sweetspot wegprallen zu lassen, wie es in speziell ausgerüsteten Räumengemacht wird.

Vor allem aber sollten Sie der Versuchung widerstehen, den gesamten Raum mitSchaumstoff zu bedecken – ich kann nicht sagen, wie oft Studios in Hochschulen vorallem diesem verführerischen Fehler erliegen. Es ist ganz einfach ein Garant für Miss-erfolg, weil es die obere Hälfte des Nachhalls eines Raumes aufsaugt, was ein extremunnatürliches Arbeitsumfeld nach sich zieht. Obwohl es sinnvoll ist, starke früheReflexionen zu dämpfen, die Ihren Frequenzgang möglicherweise mit einem Kamm-filter versehen können, so sollte Ihre Abhörumgebung zumindest zeitweilig Ähnlich-keit mit echten Wohnzimmern und Büros haben. Wenn Sie Ihr gesamtes Studio mitSchaumstoff bepflastern, erstellen Sie hauptsächlich Mixe für Menschen in der Gum-mizelle – vielleicht nicht unbedingt die beste Zielgruppe, auf die man sich konzentrie-

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Kapitel 1Nahfeldmonitore verwenden

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ren sollte. Im Übrigen zwingen wirtschaftliche Überlegungen beim Bedecken einersolch großen Fläche die meisten Schaumstofffanatiker zu einem Kompromiss hin-sichtlich der Stärke des Dämmmaterials, wodurch den oberen Frequenzen die Leben-digkeit ausgesaugt wird und der oberflächliche Eindruck von akustischer Kontrolleentsteht, während die restlichen Frequenzbereiche fröhlich Amok laufen. »Ich habeviele Homerecording-Aufnahmen gehört«, sagt Keith Olsen, »und eine Menge wirdfür dämpfend gehalten, weil es das gesamte obere Ende rausnimmt. Das schützt viel-leicht davor, dass die Nachbarn die Polizei rufen, aber das untere Ende und der Mit-tenbereich sind immer noch verhallt; er hüpft nur so durch den Raum, und es kommtzu Veränderungen des Phasenverlaufs.«6

Weil Akustikdämmung dieser Art besser in Maßen verwendet werden sollte, wird esauch nicht das Budget sprengen – für den Schaumstoff in einem kleinen Studio sindein paar Hundert Euro ungefähr das, was Sie ausgeben müssen oder wirklich ausgebenwollen. Und wenn Sie Ihr Budget zu gleichen Teilen sinnvoll zwischen Lautsprechernund Akustik aufteilen wollen, ist diese Ausgabe auch schon bei Einsteigerlautsprecherngerechtfertigt. Wenn Sie sich jedoch aus irgendeinem Grund keine richtige akustischeDämmung leisten können, können Ihnen auch Heimtextilien, wie dicke Vorhänge,Decken und Federbetten, von gewissem Nutzen bei der Dämpfung der Reflexionensein, sofern sie entsprechend angebracht werden. Sie sollten dann allerdings ein paarZentimeter Luft zwischen den Vorhängen/Decken und den Begrenzungsflächen desRaumes belassen, weil das im Großen und Ganzen eine ähnliche Wirkung hat wie eineErhöhung der Stärke des Dämmmaterials. (Diesen Trick können Sie auch mit Akustik-schaum umsetzen, indem Sie kleine Schaumabstandhalter hinter den hauptsächlichenSchaumstoffplatten anbringen.)

1.3.2 Grenzflächeneffekt

Es gibt ein weiteres Thema, bei dem Sie vorsichtig sein müssen: eine Interferenz imBereich niedriger Frequenzen, die gemeinhin als Grenzflächeneffekt bezeichnetwird. Je näher Sie einen Lautsprecher an eine Raumbegrenzung bewegen, destomehr wird die Zeitverzögerung zwischen dem direkten und dem reflektierten Schallder Hörposition reduziert, sodass seine Phasen immer weniger weit auseinanderlie-gen. Das bedeutet, dass der Kammfiltereffekt geringer wird und Sie von da an ledig-lich eine einfache Lautstärkeanhebung bekommen, da der reflektierte Schall denDirektschall verstärkt. Aus zwei Gründen tritt diese Verstärkung jedoch in ersterLinie bei niedrigen Frequenzen auf: Erstens geraten deren größere Wellenlängen beiVerzögerung weniger stark aus der Phase und zweitens ist das seitliche Abstrahlver-halten eines Lautsprechers bei tiefen Frequenzen ohnehin besser. Wenn Sie also IhreLautsprecher unmittelbar neben einer Wand aufstellen, erhalten Sie eine Bassver-stärkung von bis zu 3 dB, die sich bis auf 6 dB steigern kann, wenn Sie die Lautspre-cher in eine Raumecke stecken, in der sich die Auswirkungen beider Raumgrenzenverbrüdern.

Eine Lösung dieses Problems besteht darin, die Aufschaukelung in den unteren Fre-quenzen durch die Bearbeitung des Lautsprecherausgangs mit EQ zu kompensieren.Tatsächlich haben viele aktive Monitore, die auf kompaktere Studios abzielen, zu eben

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1.4Raumresonanzen bewältigen

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diesem Zweck einen kleinen Low-Cut-Schalter auf der Rückseite. Doch obwohl dieseiner der wenigen Fälle ist, in denen die Akustik sinnvollerweise durch EQ gerettetwerden kann, würde ich dennoch von der Platzierung der Lautsprecher unmittelbarvor einer Wand abraten. Denn selbst bei einer vernünftigen Dicke des Akustik-schaums auf dieser Oberfläche wird es wahrscheinlich immer noch genug reflektier-ten Schall geben, der an der Hörposition ankommt und zu erheblichenKammfilterproblemen im Mittenbereich führt. Wenn Sie außerdem Monitore verwen-den, die an der Rückseite des Gehäuses Reflexöffnungen haben, wird die Nähe zurRaumbegrenzung höchstwahrscheinlich die Verwirbelungen erhöhen, wenn Luft ausden Reflexöffnungen hinein- und herausströmt, was zu Nebengeräuschen und Verzer-rungen im Bassbereich führt.

1.4 Raumresonanzen bewältigen

Wenngleich die Abhörgenauigkeit durch Probleme mit Schallreflexionen regelrechtauseinandergenommen werden kann, sind die von mir vorgeschlagenen Mittel undWege kostengünstig, relativ einfach umzusetzen und effektiv genug, dass Ihnen beiIhrem Bestreben nach Mixen auf kommerziellem Niveau Kammfiltereffekte nicht imWege stehen sollten. Es ist deshalb kaum verwunderlich, dass die Besitzer kleiner Stu-dios, die auf Zack sind, oftmals bereits etwas in dieser Richtung unternommen haben.Es gibt jedoch einen anderen, ebenso wichtigen Aspekt der Raumakustik, der schwieri-ger zu bewältigen ist und deshalb oftmals von kostenbewussten Studiobetreibern ein-fach ignoriert wird: Raumresonanzen.

Technik-Hinweis

Wie sieht es mit Diffusion aus?

Eine weitere Möglichkeit, die Kammfilterauswirkungen der frühen Reflexionen zureduzieren, besteht in der Verwendung von Akustikdiffusoren auf reflektierendenOberflächen, um die Reflexion in viele verschiedene Richtungen zu streuen. DerNachteil der Verwendung von Diffusoren in einem kleinen Studio ist jedoch, dass siein der Regel teurer sind als Akustikschaum, der einen bestimmten Bereich abdeckt.Das bedeutet allerdings nicht, dass die Diffusion in Projektstudios keine Rolle spielt,denn es zeigt sich, dass Dinge wie CD-Ständer und Regale auch ganz gut funktionie-ren können, solange sie einigermaßen unregelmäßig aufgestellt werden. (Wenn es jeeine gute Entschuldigung für ein unaufgeräumtes Studio gab, dann das!) Eric Schil-ling ist ein großer Fan einer solchen Verwendung für ein Bücherregal: »Es hat Masseund jedes Buch hat eine andere Tiefe und Größe. Das Konzept ist aufgrund seinerEinfachheit brillant.«7 Stellen Sie solche Regale also ruhig sinnvoll auf – die Wandhinter der Abhörposition ist dabei erste Wahl, weil für sie andernfalls eine ziemlichgroße Fläche Akustikschaum benötigt würde, was das Risiko birgt, den Nachhall derhohen Frequenzen des Raumes allzu sehr abzutöten.

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Kapitel 1Nahfeldmonitore verwenden

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1.4.1 Das Problem

Um zu verstehen, wie Raumresonanzen funktionieren, sollten Sie sich vergegenwärti-gen, wie eine Gitarrensaite schwingt. An ihrer tiefsten Resonanzfrequenz (der soge-nannten ersten Mode) ruht die Saite an beiden Enden und schwingt am meisten inihrer Mitte. In der Fachsprache ausgedrückt: An den Enden der Saite gibt es Schwin-gungsknoten und einen Schwingungsbauch in der Mitte. Doch die Saite hat auch einezweite Resonanzmode bei der doppelten Frequenz, woraus eine Schwingung mit dreiKnoten entsteht, sodass die Saite in zwei Abschnitten mit gleicher Länge zu vibrierenscheint. Die Verdreifachung der Frequenz der ersten Mode führt zu einer dritten Modemit vier Schwingungsknoten, die Vervierfachung ergibt eine vierte Mode mit fünf Kno-ten und so weiter das Frequenzspektrum hinauf.

Sie sollten dieses Bild im Hinterkopf behalten, um sich zu vergegenwärtigen, dass dieLuftmasse zwischen allen parallelen Raumbegrenzungen bei Frequenzen, die durchden Abstand zwischen den Oberflächen bestimmt werden, eine ähnliche Reihe vonResonanzmoden aufweist. Sie können die Resonanzfrequenz der ersten Raummodezwischen einem Paar paralleler Begrenzungen ganz schnell errechnen: Dividieren Sie172 durch die Entfernung dieser Begrenzungen (in Metern). Die nachfolgenden Raum-moden treten dann bei Vielfachen dieser Frequenz auf, so wie in unserem Beispiel mitder Gitarrensaite. Wenn also die Decke des Studios 2,42 m über dem Boden ist, könnenSie mit der ersten Raummode bei etwa 71 Hz rechnen, mit der zweiten bei 142 Hz, derdritten bei 213 Hz und so weiter.

Jede Raummode wird zwischen den Raumbegrenzungen ihre eigene Reihe von Knotenund Bäuchen mit regelmäßigen Abständen erzeugen. Falls es an Ihrem Abhör-Sweet-spot einen Schwingungsknoten gibt, werden Sie einen drastischen Einbruch des Fre-quenzgangs bei der Resonanzfrequenz dieser Raummode hören, wohingegen Sie beimAuftreten eines Schwingungsbauchs an der Hörposition stattdessen ein erheblichesMaß an Lautstärkeanhebung hören. Da jedes Paar paralleler Raumoberflächen seineeigene, unabhängige Reihe oder seine eigenen Raummoden beisteuern wird und diemeisten rechteckigen Räume in Häusern drei Paare paralleler Flächen aufweisen, sindkleine Studios in der Regel reichlich mit Knoten und Bäuchen bei verschiedenen Fre-quenzen gespickt.

Was bedeutet dies in der Praxis? Nun, zunächst einmal kann man sagen, dass schoneine einzelne Raummode ihre eigene Resonanzfrequenz leicht um 20 dB aus demGleichgewicht bringen kann. So ist es beinahe unmöglich, eine gute Hörposition mitverlässlicher spektraler Ausgewogenheit zu finden, wenn mehrere Raummoden zurgleichen Zeit aktiv sind. Außerdem: Wenn Sie sich beim Hören irgendwie im Raumbewegen, wird sich der scheinbare Frequenzgang der Monitoranlage wie eine Pythonwinden, die Lambada tanzt – so wie ich es mit den Frequenzdarstellungen in Abbildung1.8 zu veranschaulichen versuche. Der Fairness halber muss erwähnt werden, dassRaummoden vor allem dazu neigen, die untere Hälfte des Audiospektrums zu beein-flussen. Dies ist in der Tatsache begründet, dass höherfrequente Resonanzen viel leich-ter durch die normale Zimmereinrichtung gedämpft werden, doch reicht das restlicheKatastrophengebiet unterhalb von 1 kHz schon aus, um Ihre Hoffnungen im Keim zuersticken, objektive Entscheidungen über einen Mix treffen zu können.

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1.4Raumresonanzen bewältigen

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Abb. 1.8: Dieses Diagramm zeigt, was Raumresonanzen mit dem Frequenzgang Ihres Abhörsystems anstellen können. Es zeigt die ersten vier Vorn-hinten-Raummoden eines Raumes, der rund 4,3 m lang ist. Sie treten bei 40 Hz, 80 Hz, 120 Hz und 160 Hz auf. Die Schwingungsknoten und -bäuche sind jeweils mit »K« und »B« markiert und obwohl sie hier des besseren Überblicks willen übereinander dargestellt sind, überlagern sie einander tatsächlich, wobei sie über die ganze Breite des Raumes alle gleichzeitig auftreten. Die beiden Frequenzgangdarstellungen zeigen die Auswirkungen dieser Moden auf den Frequenzgang des Abhörsystems an zwei verschiedenen Hörpositionen, die nur etwa 75 cm auseinanderliegen.

Obwohl jeder Raum anders ist, versuchen Sie es einmal mit dem nachfolgenden Expe-riment, um eine realistische Vorstellung davon zu bekommen, was Raummoden mitIhrer eigenen Abhöre anstellen. Spielen Sie die Audiodatei »LFSineTones« noch einmalüber Ihre Anlage ab und hören Sie an Ihrem Sweetspot genau hin, indem Sie die relati-ven Lautstärken der reinen Sinuswellen vergleichen, während diese in Halbtonschrittendie unteren drei Oktaven des Audiospektrums hinaufmarschieren. Wenn Ihr Studioden meisten anderen kleinen, unbearbeiteten Regieräumen ähnelt, werden Sie wahr-scheinlich feststellen, dass einige Töne beinahe verschwinden, während andere prak-tisch in den Himmel schießen! Tabelle 1.1 zeigt, welche Frequenzen in etwa zu welchenZeitpunkten in der Datei auftreten. Schnappen Sie sich also einen Stift und notieren Siesich die Töne, die am eigenwilligsten klingen, während Sie sie am Sweetspot abhören.Verändern Sie dann Ihre Hörposition um etwa einen Meter und führen Sie dieseskleine Experiment noch einmal durch. Das wird wieder eine ganz andere Geschichte

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Kapitel 1Nahfeldmonitore verwenden

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sein und Sie werden wahrscheinlich feststellen, dass einige der Töne, die zuvor nochblass waren, nun übermäßig herausstechend sind und umgekehrt.

Nun wäre es durchaus sinnvoll zu sagen, dass Sinuswellentöne nicht viel mit einemechten musikalischen Signal zu tun haben. Deshalb ist es vernünftig, den Fokus daraufzu richten, was Ihr Raum mit der Gleichmäßigkeit von Basslinien kommerziellerTracks anstellt, von denen Sie wissen, dass sie in diesem Bereich gut produziert wordensind. Versuchen Sie es in diesem Fall beispielsweise einmal mit dem Song »All FourSeasons«, produziert und tontechnisch umgesetzt von Hugh Padgham für das Sting-Album Mercury Falling. Der Bass-Part in diesem Stück ist breit gefächert, aber zugleichäußerst einheitlich, sodass alle Noten über jedes abmischfähige Abhörsystem weitestge-hend gleichmäßig klingen sollten. Falls dem nicht so sein sollte, werden Sie sich ernst-haft die Frage stellen müssen, wie Sie die Beurteilung der Bassverteilung in Ihreneigenen Mixarbeiten bewerkstelligen wollen.

Zeit Frequenz Tonhöhe

0:00 24 Hz F

00:01 25 Hz F#

00:02 26 Hz G

00:03 27 Hz G#

00:04 28 Hz A

00:05 29 Hz A#

00:06 31 Hz B

00:07 33 Hz C

00:09 35 Hz C#

00:10 37 Hz D

00:11 39 Hz D#

00:12 41 Hz E

00:13 44 Hz F

00:14 47 Hz F#

00:15 49 Hz G

00:16 52 Hz G#

00:17 55 Hz A

00:18 59 Hz A#

00:19 62 Hz B

00:20 65 Hz C

00:22 69 Hz C#

00:23 73 Hz D

00:24 77 Hz D#

Tabelle 1.1: Audiodatei »LFSineTones«

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1.4Raumresonanzen bewältigen

41

1.4.2 Einige praktische Abhilfen

Die professionelle Lösung für Resonanzprobleme bei den unteren Frequenzen bestehtim Konstruieren von Räumen mit nicht parallelen Wänden, und falls Sie Baufachleutein der Familie haben, sollten Sie unbedingt diesen Weg einschlagen. Für den Rest vonuns kann allerdings schon die Wahl des Raumes, in dem wir abmischen wollen, einengroßen Unterschied machen. Zunächst einmal ist es sinnvoll, kleine Räume möglichstzu vermeiden, weil deren Resonanzen weiter oben im Frequenzspektrum liegen als diegrößerer Räume. Versuchen Sie auch einen Raum zu finden, dessen Abmessungennicht zu eng beieinander liegen, andernfalls werden sich mehrere ähnliche Raummo-den im gleichen Frequenzbereich zusammentun, was nichts als Ärger einbringt. Man-che Homestudios scheitern hier absolut, weil sie in eine kleine 2,5 m2 großewürfelförmige Abstellkammer verbannt wurden, in der sich die wuchtige Kombinationvon Raummoden in allen drei Dimensionen dazu verschwört, nicht nur das untere Fre-quenzende, sondern auch den Mitteltonbereich total in den Sand zu setzen.

00:25 82 Hz E

00:26 87 Hz F

00:27 92 Hz F#

00:28 98 Hz G

00:29 105 Hz G#

00:30 111 Hz A

00:31 117 Hz A#

00:32 123 Hz B

00:33 131 Hz C

00:35 139 Hz C#

00:36 147 Hz D

00:37 156 Hz D#

00:38 165 Hz E

00:39 175 Hz F

00:40 185 Hz F#

00:41 196 Hz G

00:42 208 Hz G#

00:43 220 Hz A

00:44 233 Hz A#

00:45 247 Hz B

00:46 262 Hz C

Zeit Frequenz Tonhöhe

Tabelle 1.1: Audiodatei »LFSineTones« (Forts.)

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Kapitel 1Nahfeldmonitore verwenden

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In welchem Raum Sie sich auch befinden, Sie können die Auswirkungen der Raummo-den verringern, indem Sie vermeiden, Ihre Abhörposition (oder auch Ihre Monitore)genau in der Mitte zwischen den Raumbegrenzungen zu positionieren, wo es wahr-scheinlich die schlimmste Massenkarambolage von Schwingungsknoten und -bäuchengibt. Doch wie ich bereits erwähnt habe, bergen unsymmetrische Aufstellungen auf-grund ungleicher Raumreflexionen die Gefahr einer einseitigen Stereobalance, sodasses ratsam ist, den Sweetspot nicht zu weit nach links oder rechts von der Mitte zu ver-schieben. Das heißt, meiner Erfahrung nach verursacht ein Stereoungleichgewicht weitweniger Mischprobleme als Raummoden, deshalb würde ich den Einsatz von Dämm-material gegen Raummoden bevorzugen, wenn es hart auf hart kommt.

Räume mit Leichtbauwänden können vorteilhaft sein, weil sie mehr tiefe Frequenzenentkommen lassen, anstatt durch sie zum Mitschwingen angeregt zu werden – wenn wireinmal davon ausgehen, dass Ihre Nachbarn diesem Klangloch wohlgesonnen gegenü-berstehen. Aus dem gleichen Grund sollten Kellerräume mit dünnen Betonwänden mitVorsicht genossen werden, weil niedrige Frequenzen echte Schwierigkeiten bekommenkönnen, aus dieser Umgebung zu entkommen. Außerdem werden Sie Ihre Mühe damithaben, die daraus resultierenden Raummoden zu zähmen. Wie dem auch sei, die meis-ten kleinen Studios müssen sich mit dem Raum begnügen, der gerade frei ist. Deshalbsollten Sie auf jeden Fall wissen, wie man mit Akustikdämmung das Beste rausholt.

Technik-Hinweis

Können Equalizer die Auswirkungen von Raummoden korrigieren?

Da Raummoden Veränderungen des Frequenzgangs im unteren Frequenzbereichverursachen, ist es verlockend zu glauben, dass EQing eine Lösung für diese Art vonResonanzproblem bieten könnte – nicht zuletzt, weil verschiedene Hersteller mittler-weile EQ-basierte Software anbieten, die angeblich dem Zweck der Raumkorrekturdient. Solche Algorithmen sollen den Frequenzgang des Monitoringsystems miteinem speziellen Testsignal und einem kalibrierten Mikrofon messen und dann eineEQ-Kurve berechnen, die die Nichtlinearitäten, die sie erkennen, kompensieren sol-len. Ich halte solche Systeme jedoch für jeden, der mit geringem Budget ernsthaftmischen möchte, für ein Ablenkungsmanöver, und das aus zwei Gründen. Erstens istes in einem richtigen Studio nicht wirklich förderlich, die ganze Zeit genau im Sweet-spot zu bleiben, um seine Arbeit zu erledigen. Und wenn Sie sich aus dem Sweetspotherausbewegen, wird der Frequenzgang schnell wieder dejustiert (siehe Abbildung1.8). Selbst wenn Sie sich irgendwie im Sweetspot festklemmen können, wird jeder,der mit Ihnen im Raum zusammenarbeitet, etwas ganz anderes hören. Und außer-dem: Wenn Sie Ihren Regieraum auch für Aufnahmen verwenden, wird der schwan-kende Frequenzgang das Auffinden von anständigen Abnahmepositionen zu einemmühsamen Ratespiel machen, während Sie sich durch den Raum bewegen.

Entscheidender ist aber, dass Raumresonanzen nicht nur Auswirkungen auf den Fre-quenzgang haben, sondern dass sie bei bestimmten Frequenzen ein Nachklingen ver-ursachen, mit all den nachteiligen Folgen, die wir uns bereits im Zusammenhang mitMonitor-Reflexöffnungen in Abschnitt 1.1 angesehen haben. Und auch Equalizerselbst haben eine Eigenfrequenz, was das Problem noch verkompliziert. Kann alsoEntzerrung Raummoden sinnvoll bekämpfen? Meines Erachtens nicht.

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1.4Raumresonanzen bewältigen

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1.4.3 Bassfallen aus Mineralfaser

Die beste allgemeine Taktik besteht darin, die Raummoden so weit wie möglich mit tief-frequenten Absorbern zu dämpfen, die oft als Bassfallen bezeichnet werden. Der Nach-teil hierbei ist allerdings, dass Bassfallen dicht und voluminös sein müssen, um ihreArbeit gut verrichten zu können. Wie Eric Schilling anmerkt, reicht Schaumstoff alleinhier nicht aus: »Die meisten denken, dass es für die Dämmung eines Raumes ausrei-chend ist, Schaumstoff zu verwenden. Aber wenn es sich um einen im Wesentlichenquadratischen Raum handelt, spielt es keine Rolle, ob du etwas Schaumstoff in der Eckehast und ein paar Stücke an der Wand – du wirst immer noch nicht den überlebens-wichtigen Bass hören!«8 Die am häufigsten verwendete Alternative sind große Plattenmit verdichteter Mineralwolle, die eine viel bessere tieffrequente Absorption bieten.Wird das Panel in der Nähe einer bestimmten Raumbegrenzung platziert, bietet es einebreitbandige Absorption all der Raummoden, die mit diesen Abmessungen verbundensind. Sie erhalten außerdem (ähnlich wie beim Schaumstoff) eine größere niederfre-quente Absorption, wenn Sie hinter der Platte einen Luftspalt von etwa 30 cm belassen.Da Bassfallen aus Mineralwolle in der Regel teurer sind als Schaumstoffplatten, gibt esden weitverbreiteten Trick, sie an Wand-an-Wand- und Wand-an-Decke-Übergängen zuplatzieren. So können sie sich in zwei Dimensionen zugleich den Moden widmen, wasin kleinen Räumen den zusätzlichen Vorteil hat, dass es Ihren Arbeitsplatz wenigerstört.

Abb. 1.9: Dieses Diagramm zeigt, wie Sie ein Dutzend 10 cm × 60 cm × 120 cm große Mineralwolle-Akustikplatten in einem Regieraum von eher bescheidener Größe sinnvoll verteilen können, um typische Probleme mit Raummoden in den Griff zu bekommen.

Normalerweise sind nicht alle Dimensionen eines Raumes gleich lästig, es ist alsokeine schlechte Idee herauszufinden, was die größten Übeltäter sind. Hören Sie zudiesem Zweck zuerst unter Bezugnahme auf Tabelle 1.1 aufmerksam die Audiodatei»LFSineTones« (www.cambridge-mt.com/ms.ch1.htm) an. Achten Sie dabei darauf, die

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Kapitel 1Nahfeldmonitore verwenden

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problematischsten Frequenzen zu identifizieren – wo immer Sie bei den Lautstärkender Töne eine große Wellenspitze oder einen großen Wellenbauch hören. Anschließendteilen Sie wiederum die Zahl 172 durch jede dieser Frequenzen, um eine Liste mitMesswerten in Metern zu erhalten. Betrachten Sie dann kritisch diejenigen Raumab-messungen, die ein einfaches Vielfaches einer dieser Messungen sind. Sobald Sie wis-sen, welche Abmessungen die größten Probleme verursachen, können Sie die Mittelzur Akustikdämmung effektiver wählen.

Firmen wie Primacoustic, Ready Acoustics und Real Traps bieten fertige Bassfallen an,die aus verdichteter Mineralfaserwolle bestehen. Die kleinen Studios, in denen ich war,benötigen für eine praktikable Abhöre jedoch in der Regel rund ein Dutzend 10 cmdicke Platten, und das kann bei Produkten von der Stange die Kreditkarte ganz schönbelasten. Das ist verständlich, wenngleich Mick Glossop behauptet: »Es kostet mehrGeld, sehr niedrige Frequenzen zu kontrollieren, weil es um große Bewegungen derLuft geht und man Masse und große Fallensysteme braucht, um das umzusetzen.«9

Die gute Nachricht ist allerdings, dass Sie mit ein bisschen handwerklichem Geschickrichtig Geld sparen können, da Sie vernünftige Bassfallen zu einem Bruchteil derKosten selbst bauen können. Alles, was Sie dafür brauchen, sind 10 cm dicke Mineral-faserplatten mit einer Dichte von etwa 50 bis 100 kg/m3. Sie werden für die Isolierung

Technik-Hinweis

Schluckt die Bassfalle zu viel?

Obwohl ich die Idee abgelehnt habe, jede vorhandene Oberfläche des Regieraums mitAkustikschaumstoff zu dämmen, bringt es nicht viel, sich zurückzuhalten, wenn es inkleinen Studios um Bassfallen geht – je mehr, desto besser. Aber Moment mal! Habeich nicht weiter vorn gesagt, dass der Regieraum durch zu viel Akustikschaumstoffimmer weniger einer realen Hörumgebung gleicht? Sollte das nicht auch für Bassfal-len gelten? Nun ja, das tut es. Wenn Sie jedoch die Raummoden Ihres Regieraumssich selbst überlassen (wie in den meisten realen Wiedergabeumgebungen), wird dasAbhören tiefer Frequenzbereiche letztlich weniger repräsentativ sein, weil jederandere Raum eine andere Zusammenstellung von Moden bei einer anderen Zusam-menstellung von Frequenzen haben wird. Zähmen Sie deshalb besser Ihre Regie-raummoden so gut Sie können, sodass Sie eine klarere Vorstellung von dertatsächlichen Verteilung tiefer Frequenzen haben, unabhängig von den Resonanzendes Abspielsystems beim Endbenutzer.

Allerdings können Sie beim Anbringen einer Menge Bassfallen aus Mineralwolle aufdas Problem stoßen, dass es ebenso zur Absorption hoher Frequenzen kommen undzu allzu totem Klang in diesem Bereich des Spektrums führen kann – so ziemlich dasgleiche Problem wie beim Anbringen von zu viel Akustikschaum. In diesen Fällenkönnen Sie gegebenenfalls einige Reflexionen in höheren Frequenzbereichen wiederzurückbringen, indem Sie an den Vorderseiten einiger Bassfallen kleine Flächen mitharter Oberfläche befestigen. Das können kleine Bilderrahmen, alte CD-ROMs oderauch einfach Hartfaserplattenstücke sein. Allerdings sollten Sie vermeiden, mehr alsein Drittel der Oberfläche auf diese Weise zu bedecken, sonst wird die Absorption imunteren Frequenzbereich unangemessen behindert.

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1.4Raumresonanzen bewältigen

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ebenso verwendet wie für die Akustik; fragen Sie deshalb bei einer Firma fürDämmstoffe, ob es in Ihrer Nähe nicht vielleicht einen zuverlässigen Lieferanten fürAkustikbaustoffe gibt. Aber Vorsicht: Mineralwolle kann Hautreizungen und Atembe-schwerden verursachen, deshalb sollten Sie eine geeignete Schutzmaske, Schutzbrilleund Handschuhe tragen, wenn Sie damit arbeiten. Aus dem gleichen Grund sollten Siejede Platte mit einer Art akustisch neutralem Stoffbezug bedecken, um zu verhindern,dass sich die Mineralfasern überall verteilen – das Material, das oftmals zum Bedeckenvon Bürotrennwänden eingesetzt wird, ist ziemlich gut, vor allem, weil Sie es in großerFarbvielfalt bekommen können. Ready Acoustics stellen auch kleine vorgefertigteGewebesäcke mit Reißverschlüssen her, sogenannte Ready Bags, die eine andere rechtkostengünstige Alternative sind, vor allem wenn Sie weniger geschickt im Umgang mitNadel und Faden sind; außerdem sind die Bags noch hübsch anzusehen.

Da hochverdichtete Mineralwolleplatten etwa ebenso steif wie eine typische Schaum-stoffmatratze sind, können Sie einfach Bilderhaken und Schnur verwenden, um sie inIhrem Studio zu befestigen, wenn Sie damit leben können, dass sie mit der Zeit auf-grund ihres eigenen Gewichts etwas durchhängen. Wenn Sie hingegen eine etwas auf-geräumtere Optik bevorzugen, hindert Sie nichts daran, einen einfachen Holzrahmenum die Platten herum zu bauen (innerhalb oder außerhalb des Stoffes) und mit Hasen-draht abzudecken, um die Platte mehr oder weniger fest an Ort und Stelle zu halten.Falls Ihre handwerklichen Fähigkeiten allerdings ebenso rudimentär ausgebildet sindwie meine, schauen Sie sich lieber einmal die Chameleon Acoustic Frames von ReadyAcoustic an, die um Platten mit den Standardmaßen 10 cm × 60 cm × 120 cm herumpassen und ein tolles Ergebnis erzielen.

1.4.4 Bassfallen mit verdichtetem Vinyl

Mineralwolleplatten können schon viel bringen, aber selbst ganz dicke können wenigwirksam sein, je weiter Sie sich unterhalb von 100 Hz abwärts bewegen. Deshalb gibtes in einem starr konstruierten Raum mit kräftigen Resonanzen unterhalb von 100 Hzeine Grenze, an der sie noch wirksam helfen können. Ich habe beispielsweise in einem6 m × 4 m × 2,5 m großen Kellerraum gearbeitet, der bei 30 Hz und 60 Hz kraftvoll derLänge nach resoniert hat, obwohl zwei Dutzend 10 cm × 60 cm × 120 cm große Bassfal-len aus Mineralwolle vorhanden waren. In solchen Fällen gibt es eine andere Art vonAufbereitung, die Sie testen sollten: eine Bassfalle mit verdichtetem Vinyl. Dabei han-delt es sich um eine frei aufgehängte große, schwere und undurchlässige Folie mitetwas Abstand zu einer Raumbegrenzung, wo sie tieffrequente Luftbewegungen dämp-fen kann. Hierfür wird häufig eine Art gummierte Bauschutzmatte mit einer Dichtevon ca. 5 kg/m2 verwendet. Wenn diese Matte außerdem eine verstärkte Rückseite hat,hilft das dabei, sie bei Bedarf mit dem Rand an der Decke aufzuhängen, ohne sie zu zer-reißen oder dass sie sich unter ihrem eigenen erheblichen Gewicht verformt. Falls dasnicht klappt, können Sie mit alten Teppichen in etwa das gleiche Ergebnis erzielen,wenn Sie sie in ähnlicher Weise montieren. Außerdem wäre das eine günstigere Alter-native, wenn Sie Ausschussware bekommen.

Niedrigere Frequenzen erfordern die Aufbereitung größerer Flächen. Wenn Sie also füreine lästige Raummode in einer bestimmten Raumdimension eine Bassfalle mit ver-dichtetem Vinyl für nötig halten, sollten Sie sich überlegen, eine der relevanten Raum-begrenzungen weitestgehend komplett aufzubereiten, obwohl dies unweigerlich denBereich verkleinern wird, den Sie für Ihr Studio-Equipment nutzen können. Da die

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Kapitel 1Nahfeldmonitore verwenden

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Größe des Luftspalts hinter der Falle seine Absorptionseigenschaften bestimmt, wäre esgut, die Matte auf einen beweglichen Holzrahmen zu montieren, sodass Sie durch Aus-probieren die beste Balance zwischen Resonanzminderung und Verringerung desArbeitsbereichs herstellen können. Solche Fallen sind allerdings weit weniger ein-schätzbar als einfache Mineralwolle-Absorber, weil sie selbst zu einem gewissen Gradmitschwingen. Sie sollten also ein wenig Zeit einplanen, die Aufstellung zu verfeinern,um das Beste herauszuholen. Sie könnten beispielsweise die Befestigungsstellen fürdie Matten verändern sowie Gardinen, dünne Platten oder Mineralwolleplatten zusätz-lich aufhängen. Es ist keine exakte Wissenschaft, aber wenn Sie sich grässlichen Reso-nanzproblemen im unteren Frequenzbereich gegenübersehen und ein geringes Budgethaben, kann es die Rettung sein. In dem vorhin erwähnten Kellerraum haben wir durchdas Anbringen frei hängender Bauschutzmatten über den größten Teil der Raumbreiteund etwa einen Meter entfernt von der hinteren Wand die schlimmsten Tiefbasspro-bleme in den Griff bekommen, und der Verlust von etwas Arbeitsbereich war ein gerin-ger Preis für eine brauchbare Abhöre.

1.5 Wann ist meine Abhöre gut genug?

Zweifellos ist das Niveau des Nahfeld-Monitoringsystems einer der wichtigsten Quali-tätsengpässe bei Produktionen kleiner Studios. »Die größten Fehler in Projektstudios«,sagt Al Schmitt, »sind Ergebnis der Abhörsysteme.«10 Daher ist die Verbesserung IhrerAbhöre vielleicht der cleverste Weg, Geld auszugeben, und in diesem Bereich ist wahr-scheinlich keine Investition verschwendet. Allerdings haben Studiobesitzer nichtimmer so viel Geld, weshalb sie verständlicherweise daran interessiert sind, nur so vielauszugeben, wie sie wirklich brauchen, um zuverlässig Mixergebnisse auf kommerziel-lem Niveau zu erreichen. Ich möchte Ihnen daher im Folgenden das System vorstellen,das meiner Erfahrung nach dieses Arbeitsniveau liefern kann und zugleich nicht ausdem Blick verliert, dass immer weniger Geld reinkommt.

Wie ich bereits erwähnt habe, sind Nahfeldmonitore mit Reflexöffnungen für gewöhn-lich erst oberhalb von 1.200 Euro wirklich nützlich, wenngleich es billigere Anlagenohne Reflexöffnungen gibt, die dieses Maß an Nützlichkeit erreichen, solange Sie mitder Wiedergabelautstärke nicht Kleintiere betäuben wollen. Ein Paar mit Sand gefüllter,stabiler Lautsprecherstative wird einem solchen Lautsprecherpaar gerecht, auch ohne

Praxis-Tipp

Flatterecho

Obwohl die Resonanzprobleme in Studioräumen hauptsächlich bei niedrigen Fre-quenzen liegen, können Sie auch höherfrequente Resonanzen erhalten, die häufig alsFlatterechos bezeichnet werden. Als einfachsten Test in diesem Zusammenhang kön-nen Sie am Sweetspot in die Hände klatschen und hören, ob es irgendeinen Hinweisauf unnatürliches, metallisch klingendes Surren gibt, während der Ton im Raum ver-klingt. Wenn Sie misstrauisch sind, sollte dieses Problem ganz einfach mit einem wei-teren Stück Akustikschaumstoff auf einer oder beiden der beanstandeten parallelenFlächen gelöst werden können, da hohe Frequenzen ganz leicht absorbiert werdenkönnen.

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1.6Zusammenfassung

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die Notwendigkeit für zusätzlichen Montagefirlefanz. Und vier oder fünf Quadratmeter10 cm dicker Akustikschaumstoff werden in der Regel ausreichen, um frühe Reflexio-nen und Flatterechos in den Griff zu bekommen. Falls Sie nicht gerade Raumbegren-zungen aus massivem Beton haben oder Ihr Studio sich in einem Keller befindet, sollteein Dutzend 10 cm × 60 cm × 120 cm große Bassfallen aus Mineralwolle ausreichen,um auch eine brauchbare Basswiedergabe zu liefern. Im Grunde genommen sollte esmit diesen Maßnahmen in Bezug auf das Nahfeldmonitoring keine Entschuldigungmehr für das Abliefern dumpf klingender Mixe geben.

Bevor ich jetzt aber von einer Schar von Entwicklern von High-End-Lautsprechern,Akustikern und Mastering-Engineers gelyncht werde, lassen Sie mich klarstellen, dassdas von mir hier empfohlene Setup immer noch weit davon entfernt ist, perfekt zu sein.Aber um Perfektion geht es auch nicht. Der Trick zum verlässlichen Erreichen vonErgebnissen auf kommerziellem Niveau mit knappem Budget besteht darin, die jewei-ligen Stärken erschwinglicher Nahfeldsysteme zu nutzen, während Sie durch den Ein-satz billigerer und spezialisierterer Monitoringgeräte Ihre Verständnislücken fürAbmischungen auffüllen können. Wenn die von mir vorgeschlagene Nahfeldausrüs-tung immer noch jenseits Ihrer aktuellen Mittel liegt und Sie keine andere Wahl haben,als mit einer hoffnungslos beeinträchtigten Nahfeldabhöre zu arbeiten, können Sieaber immer noch überraschend gute Mischergebnisse erreichen, indem Sie sich stärkerauf solche ergänzende Abhörhilfen verlassen. Was zählt nun zu diesem zusätzlichenEquipment? Darum geht es im nächsten Kapitel. Bevor wir aber dazu kommen, solltenwir die wichtigsten meiner Empfehlungen in diesem Kapitel kurz rekapitulieren.

1.6 Zusammenfassung

� Eine Anlage mit Nahfeldmonitoren ist in kleinen Studios eine gute Wahl zum Ab-mischen. Geben Sie für die Lautsprecher so viel aus, wie Sie berappen können, dennQualität kostet. Falls Ihr Budget knapp ist, hüten Sie sich vor Bauweisen mit Reflex-rohren. Bevorzugen Sie bei der Auswahl einer Anlage Studiomonitore gegenüberHi-Fi-Lautsprechern, aktive Modelle gegenüber passiven und Genauigkeit gegen-über Lautstärke.

� Unabhängig davon, welche Lautsprecher Sie verwenden, befestigen Sie sie sicherauf stabilen, nicht mitschwingenden Oberflächen, vorzugsweise nicht zu nah anRaumbegrenzungen. Falls die Lautsprecher mehr als eine Membran haben, solltendie Gehäuse so ausgerichtet werden, dass sich die Membranen in gleicher Entfer-nung zum Hörer befinden und auf die Hörposition ausgerichtet sind. In fast allenFällen ist es bei Lautsprechern mit mehreren Membranen besser, wenn sie vertikalstatt horizontal ausgerichtet werden. Für das Stereohören sollte der Abstand zwi-schen dem Hörer und den einzelnen Lautsprechern genauso groß sein wie zwi-schen den Lautsprechern selbst, um bei geringerem Lautsprecherabstand auf Num-mer sicher zu gehen. Achten Sie darauf, dass Sie die Polung Ihrer Lautsprecherüberprüfen.

� Machen Sie sich Gedanken über den Raum, den Sie als Studio nutzen, und stellenSie sicher, dass Sie mindestens so viel Geld für akustischen Innenausbau wie fürMonitorlautsprecher ausgeben. Die strategische Verwendung von Akustikschaum-stoff kann frühe Reflexionen und Flatterechoprobleme effektiv angehen, aber über-treiben Sie es nicht. Platten mit verdichteter Mineralwolle können ein ziemlich nar-

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Kapitel 1Nahfeldmonitore verwenden

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rensicheres Heilmittel für tieffrequente Raumresonanzen sein. Sollten sie sich inIhrem Raum als nicht wirksam genug erweisen, ergänzen Sie sie mit zusätzlichenBassfallen aus verdichtetem Vinyl. Vergeuden Sie nicht Ihre Zeit damit, Akustikpro-bleme mit Equalizern zu korrigieren – dies bringt in der Praxis nur wenig.

To do

� Investieren Sie so viel Geld wie möglich in Ihre Anlage aus Nahfeldlautsprechern;geben Sie in etwa die gleiche Menge für akustischen Innenausbau aus wie für dieLautsprecher selbst.

� Machen Sie das Beste daraus, unabhängig davon, was für eine Anlage Sie sich leis-ten können (oder auf welche Sie Zugriff haben), indem Sie sicherstellen, dass dieLautsprecher fest montiert und vernünftig platziert sind und der Raum entspre-chend aufbereitet wurde.

� Arbeitsmaterialien sowie weitere Informationen (auf Englisch) finden Sie unterwww.cambridge-mt.com/ms-ch1.htm.