Männer-Weltmeisterschaft Es ist wie ein Traum · 2012-09-17 · und Giovane Gavio, der mit seinem...

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8 Indoor vm 11/2002 Sie haben schon einen seltsamen Rhythmus: Alle zehn Jahre spielt Brasilien ungewöhnlich gut und erfolgreich. 1982 erangen die Süd- amerikaner zum ersten Mal eine Silberme- daille, als sie gegen die Sowjetunion das WM- Finale verloren. 1992 schaffte Brasilien in Bar- celona nach einem 3:0-Sieg über die Nieder- lande den Olympiasieg. Jetzt, wiederum zehn Jahre später, haben sie ein neues Erfolgskapi- tel geschrieben. Brasilien gewann nach einem 3:2-Endspielsieg über Russland die Weltmei- sterschaft in Argentinien. Ein Sieg, der Brasiliens Coach Bernardo Rezen- de unglaublich glücklich machte: „1982 war ich als Spieler dabei und wir verloren das End- spiel”, sagte er unter Tränen. „Jetzt bin ich wieder in Buenos Aires und wir sind Weltmei- ster. Es ist wie ein Traum.” Auch in seinem Team waren Spieler, die schon 1992 eine entscheidende Rolle gespielt haben. Zum Beispiel Zuspieler Mauricio Lima und Giovane Gavio, der mit seinem Auf- schlag-As beim 14:13 im fünften Satz Brasilien die Goldmedaille servierte. Brasilien hat den Weltmeistertitel verdient, wenn auch – und das gilt für andere Nationen unter den besten Acht gleichemaßen – der Anfang nicht so Männer-Weltmeisterschaft Es ist wie ein Traum Alle zehn Jahre wieder stürmt Brasilien an die Weltspitze. Bei der WM in Argentinien holten sich die Südamerikaner im Fünf-Satz-Finale gegen Russland erstmals die WM-Krone In der Ruhe liegt die Kraft: Brasiliens Zuspiel- Star Mauricio Lima (hier im Viertelfinale gegen Italien) gehört seit vielen Jahren zu den Leistungsträgern im Team des Weltmeisters

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Sie haben schon einen seltsamen Rhythmus:Alle zehn Jahre spielt Brasilien ungewöhnlichgut und erfolgreich. 1982 erangen die Süd -amerikaner zum ersten Mal eine Silberme -daille, als sie gegen die Sowjetunion das WM-Finale verloren. 1992 schaffte Brasilien in Bar-celona nach einem 3:0-Sieg über die Nieder-lande den Olympiasieg. Jetzt, wiederum zehnJahre später, haben sie ein neues Erfolgskapi-tel geschrieben. Brasilien gewann nach einem3:2-Endspielsieg über Russland die Weltmei-sterschaft in Argentinien.

Ein Sieg, der Brasiliens Coach Bernardo Rezen-de unglaublich glücklich machte: „1982 warich als Spieler dabei und wir verloren das End-spiel”, sagte er unter Tränen. „Jetzt bin ichwieder in Buenos Aires und wir sind Weltmei-ster. Es ist wie ein Traum.”Auch in seinem Team waren Spieler, die schon1992 eine entscheidende Rolle gespielt haben.Zum Beispiel Zuspieler Mauricio Limaund Giovane Gavio, der mitseinem Auf-

schlag-As beim 14:13 im fünften Satz Brasiliendie Goldmedaille servierte.Brasilien hat den Weltmeistertitel verdient,wenn auch – und das gilt für andere Nationen

unter den besten Acht gleichemaßen– der Anfang nicht so

Männer-Weltmeisterschaft

Es ist wie ein TraumAlle zehn Jahre wieder stürmt Brasilien an die Weltspitze. Bei der WM in Argentinien holten sich

die Südamerikaner im Fünf-Satz-Finale gegen Russland erstmals die WM-Krone

In der Ruhe liegt die Kraft: Brasiliens Zuspiel-Star Mauricio Lima (hier im Viertelfinale gegen Italien) gehört seit vielen Jahren zu den Leistungsträgern im Team des Weltmeisters

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gut verlaufen war. In der Vorrunde wurden dieBrasilianer von den USA bezwungen, aber daswar zugleich ihre letzte Niederlage. Im Viertel-finale schaltete der neue Weltmeister mit Ita-lien ausgerechnet die Nation aus, die den Titelzuletzt drei Mal für sich verbucht hatte. Olym-piasieger Jugoslawien hatte im Halbfinale dasNachsehen. Und im Endspiel wurde mit Russ -land der Weltliga-Sieger 2002 bezwungen. Zählt man auch den Zwischenrunden-Sieg gegen Frankreich, den überraschenden Bron-zemedaillengewinner, dazu, kann man sagen,dass Brasilien auf dem Weg an die Spitze derVolleyball-Welt alle Topgegner aus dem Weggeräumt hat. Das Endspiel war eine einzigartige Volleyball-Show. Vor dem 72. und letzten Spiel dieser WMhatte Italien im Spiel um Platz fünf Argentinienmit 3:2 geschlagen und alle 10.250 Zuschauer

blieben auch für das Endspiel in der altehrwür-digen Luna-Park-Halle in Buenos Aires. Beide Trainer mussten auf alle ihre Spielerzurückgreifen. Es war in erster Linie ein Kampfder Brasilianer Nalbert, Giba und Anderson Ro-drigues gegen die Russen Serguei Tetioukhine,Pavel Abramov und Roman Iakovlev. Ein Duell,aus dem Nalbert als bester Scorer mit 23Punkten hervorging, ein Punkt mehr als Te-tioukhine. Brasilien stellte auch die kompletteste Mann-schaft. Rezende war der einzige Coach, derseine beiden Zuspieler ohne Qualitätsverlusteinsetzen konnte, denn die Unterschiede zwi-schen Mauricio Lima und Ricardo Garcia warengering. Immer wenn schnell gespielt werdenmusste, war Ricardo da. Dann blieb Mauricioam Spielfeldrand stehen, um der MannschaftRuhe zu geben. Auch bei den Angreifern hatteRezende freie Wahl, weil alle Spieler gut genugwaren. Diesen Luxus hatten die anderen Trai-ner nicht.

Nur vier Nationen dürfen sich Welt-meister und Olympiasieger nennen

Brasilien ist jetzt das vierte Land, das sichOlympiasieger und Weltmeister nennen darf.Bislang durften nur die Vereinigten Staaten,Polen und die Sowjetunion das von sich be-haupten. Der WM-Titel berechtigt automatischzur WM-Teilnahme 2006 in Japan. Ein Ticketfür die Olympischen Spiele 2004 ist für denWeltmeister damit nicht verbunden. Für Brasi-lien bleibt zu hoffen, dass die WM 2022 wiederin Argentinien ausgetragen wird und die heute80 Jahre alte Halle im Luna Park noch nicht ab-gebrochen ist. Johannes Reim �

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Plazierungsrunde um Plätze 5 bis 8Argentinien – Griechenland 3:0 (23, 23, 20)Italien –Portugal 3:0 (23, 19, 17)Halbfinale Russland – Frankreich 3:2 (19, -16, 20, -21, 9)Brasilien – Jugoslawien 3:1 (24, -22, 25, 23)Spiel um Platz 7Griechenland – Portugal 3:2 (-21, 20, -23, 21, 12)Spiel um Platz 5Italien – Argentinien 3:2 (-27, 17, 22, -22, 22)Spiel um Platz 3Frankreich – Jugoslawien 3:0 (23, 23, 16)EndspielBrasilien – Russland 3:2 (-23, 25, -20, 23, 13)

Alle übrigen Ergebnisse der Männer-WM-finden Sie unter www.volleyball.de oderwww.fivb.ch im Internet.

Die WM in Zahlen

Der Weltverband hat sich bei der Welt -meisterschaft in Argentinien etwas Neueseinfallen lassen. Zum ersten Mal ist eine,Super Seven Selection’ aus den bestenSpielern des Turniers formiert worden. Wie bisher üblich sind auch die bestenSpieler per Statistik ermittelt worden. DerArgentinier Marcos Milinkovic war der,Wertvollste Spieler’ und ,Beste Punkte-sammler der WM’. Super Seven Selection: Zuspieler: Nikola Grbic (YUG)Diagonal: Marcos Milinkovic (ARG)Außenangreifer: Serguei Tetioukhine(RUS), Stephane Antiga (FRA)Mittelblocker: Gustavo Endres (BRA), JoseJoao (POR)Libero: Hubert Henno (FRA) Die besten Spieler laut Einzelstatistik:Wertvollster Spieler:Marcos Milinkovic (ARG) Bester Punktsammler:Marcos Milinkovic (ARG) Bester Angreifer:Andre Nascimento (BRA) Bester Blockspieler:Jose Joao (POR) Bester Aufschlagspieler:Franz Granvorka (FRA) Bester Abwehrspieler:Hubert Henno (FRA) Bester Zuspieler:Mauricio Lima (BRA) Bester Annahmespieler:Pablo Meana (ARG)

Die besten Spieler der WM

Zwei gegen einen: Italiens Zuspieler Ver-miglio gegen argenti-nische Blockspieler

Im Freudentaumel: Brasiliens Spieler feiern ihren ersten Titel als Weltmeister

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Die Weltmeisterschaft war nicht das Turnierder jungen Spieler. Alle Mannschaften setztenin Argentinien in erster Linie auf ihre alten underfahrenen Spieler. Unter den Viertelfinalteil-nehmern waren sieben Teams mit einemDurchschnitts alter von 27 Jahren oder älter.Nur Portugal schickte eine Fohlentruppe miteinem Altersdurchschnitt 23,8 Jahren ins Titel-rennen. So waren die Stars der WM 2002 bekannteVolleyball-Größen, die seit Jahren die Szenebeherrschen. Gastgeber Argentinien vertrauteauf Marcos Milinkovic, Hugo Conte und JavierWeber. Alejandro Spajic ist mit 26 Jahren nochder Jüngste in der Stammsechs.

Jugoslawien spielte wie beiOlympia 2000 und der EM2001 mit Nikola Grbic im Zu-spiel und den AngreifernIvan Miljkovic, Goran Vuje-vic, Dula Mester, SlobodanBoskan, Andrija Geric undLibero Vasa Mijic.

Der brasilianische Zuspieler Maurico Lima (34)absolvierte bei der Zweitrunden-Partie gegendie Niederlande sein 40. WM-Spiel. Limagehörte schon zu dem Team, das 1992 bei denOlympischen Spielen in Barcelona die Gold -medaille gewann. Auch Giovane Gavio warschon 1992 dabei. Und Gilberto Godoy Filho,besser bekannt als ,Giba’, und Andre Nasci-mento spielen auch schon seit 1998 in der brasilianischen Mannschaft.

Viele Teams könnten einen Generationswechsel gebrauchen

Russland ist im Schnitt ein bisschen jünger,aber für Zuspieler Vadim Khamouttskikhi unddie Angreifer Sergui Tetioukhine und RomanIakovlev bedeutete Argentinien nicht die erste

WM. Die neuen russischen Stars sind AndreiEgotchev und Roman

Akipov. Frankreich

setzt noch

immer auf Franz Granvorka und Stephane Anti-gua, auch die Mittelblocker Dominique Daquinund Olivier Kieffer haben schon viel Erfahrung.Griechenland spielte ebenfalls mit einer routi-nierten und seit Jahren eingespielten Mann-schaft. Spieler wie Marios Giourdas und Zuspieler Vasileios Kournetas waren bereitsbei der WM vor vier Jahren mit von der Partie.Auch bei den Italienern läßt der Generations-wechsel auf sich warten. Trainer Andrea Ana-stasi vertraute weiterhin auf den 40-jährigenZuspiel-Methusalem Ferdinando De Giorgi, Akteure wie Pasquale Gravina und Andrea Gia-ni sind ebenfalls seit Urzeiten dabei. Nur im portugiesischen Team tauchen einigejunge Gesichter auf. Was nicht weiter über-rascht, denn Portugal hat in den vergangenenzwei Jahrzehnten an keinem großen Turnierteilgenommen. Die Portugiesen haben eineMannschaft für die Zukunft, mit dem erst 20-Jährigen Hugo Gaspar als bestem Spieler.Gaspar spielte ein tolles Turnier und ist zusam-men mit Andre Nascimento (Brasilien) der ein-zige neue Star der WM. Auch die Holländer und Bulgaren können nichtbehaupten, mit einer jungen, zukunftweisen-den Mannschaft angetreten zu sein. Bei denNiederlanden zählen noch immer RichardSchuil, Guido Görtzen und Reinder Nummer-dor zum Stamm. Sie waren bereits 1997 imholländischen Team, das vor heimischer Kulis-se Europameister wurde. Zuspieler Nico Fre-riks ist zwar erst 20 Jahre jung, ist aber nochnicht in der Lage, ein Turnier mit wenigen Feh-lern zu spielen. Mit einem besseren Zuspielerwäre Holland wohl weiter gekommen. Für Kuba, der jüngsten Mannschaft des Tur-niers, war schon nach Runde eins Schluss. DerAderlass durch die Flucht von sechs National-spielern im Dezember 2001 zeigt immer nochWirkung. Dennoch deuteten die jungen Kuba-ner trotz des frühen Scheiterns an, dass mit ih-nen in der Zukunft zu rechnen sein wird.

Johannes Reim �

Stars

Wo sind die Jungen?Die Weltmeisterschaft brachte kaum neue Gesichter: Die besten Nationen setzen auf ihre etablierten Stars,

die seit Jahren das Geschehen dominieren und mittlerweile alle jenseits der 30 angekommen sind

Der neue Stern am Volleyball-Firmament: Andre Nascimento (Mitte) aus BrasilienFO

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Als die Argentinier das Viertelfinale erreichthatten, setzte der große Ansturm auf die Kar-ten für das Spiel gegen Frankreich ein. DieSpielhalle ,Luna Park’ war telefonisch uner-reichbar, die hartnäckigen Fans schlugen ihrNachtlager vor dem Kassenhäuschen auf, umganz sicher ein Ticket zu bekommen. Das Orga-nisationskomitee musste die Polizei um Hilfebitten, weil die Schlange einige hundert Meterlang war. Bereits vor vier Jahren hatte die FIVB ent-schieden, die Männer-WM in Argentinien aus-zutragen. Als sich vor einem Jahr die wirt-schaftliche Krise zuzuspitzen begann, kamenZweifel auf, ob das Turnier ohne Probleme überdie Bühne gehen würde. Am Ende war es einegute Entscheidung, am Ausrichter Argentinienfestzuhalten, denn die WM war trotz aller unübersehbaren ökonomischen Schwierigkei-ten und teilweise chaotischer Verhältnisse imGastgeberland ein voller Erfolg.

Dabei wurde das Luna Park Stadium in BuenosAires, das an eine römische Arena erinnert, sei-nem Aussehen gerecht: Hier wollten die Men-schen ihre Probleme vergessen, stattdessenBrot und Spiele sehen. Wenn Argentinien an-trat, standen 10.250 enthusiastische Fans mitihrem „Ole, ole, ola, Argentina” wie eine Wandhinter ihrem Team. „Es ist super, bei dieserStimmung zu spielen,” sagte Kapitän MarcosMilinkovic.

Wenn Argentinien antrat, sorgten über 10.000 Fans für Festtagsstimmung

Die lautstarke Unterstützung des Publikumshat Argentinien oft zum Sieg getrieben. Dabeilag die Hoffnung auf den alten Haudegen imTeam – Hugo Conte, Javier Weber und Milinko-vic haben die 30er-Grenze schon längst über-schritten. Aber Zeit, müde zu werden hattendie argentinischen Schmetterkünstler nicht,denn die Zuschauer hielten sie mit ihrem Singen, Klatschen und Jubeln wach.In den anderen Städten war das Zuschauerin-teresse ebenfalls groß. Fast 4500 Zuschauerwaren im Schnitt live bei den 72 Spielen dabei.Zum Vergleich: Bei den Frauen in Deutschlandwaren knapp über 3000 pro Spiel.

WM-Ausrichter

Brot und SpieleDie Menschen im Ausrichterland

Argentinien nahmen die WM als

willkommenen Anlass, im Luna Park

Stadium von Buenos Aires eine Auszeit

von ihren Problemen zu nehmen

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Ein großer Vorteil war das Fernsehen: ESPNübertrug fast alle 72 Spiele live und sorgte sofür hierzulande undenkbare TV-Zeiten. „Es warrichtig, in Argentinien zu spielen”, sagte Marcia Hill, Pressesprecherin der FIVB. Allerdings gab es auch viele Probleme. 200Presseakkreditierungen wurden gestohlen, vorden Hallen blühte der Schwarzmarkt. Das SpielUSA gegen Griechenland musste für 32 Minu-ten unterbrochen werden, weil der Strom aus-gefallen war. In den sechs Spielorten gab esProbleme mit den Internet-Anschlüssen. Nochimmer warten drei Hallen darauf, fertiggestelltzu werden. So auch in Buenos Aires, wo im alten Luna Park Stadium gespielt wurde.Dennoch: „Man muss Respekt haben, wie dasTurnier organisiert wurde”, sagte Julio Velasco,Italo- Argentinier und Coach der Tschechen.„Wenn man weiß, wie schlecht es den Leutenhier geht, kann man den Argentiniern zu dieserWM nur gratulieren.” Johannes Reim �

Gemeinsam feiern, gemeinsam siegen: Argentiniens Nationalspieler und die Fans bildeten im Luna Park eine verschworene Einheit

Zählt mit 36 Jahren noch lange nicht zumalten Eisen: Der Argentinier Javier Weber

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Die Volleyballfans, denen Argentinien zu weitweg war, brauchen nicht traurig sein, denn esgibt eine Wiederholung der WM im nächstenJahr: Die EM 2003 in Deutschland. Die WM inArgentinien war eindeutig von Europa domi-niert. Die einzigen Weltspitze-Teams, die beimkontinentalen Schlagabtausch fehlen werden,sind Argentinien und Brasilien.

Elf Nationen aus Europa nahmen teil,alle elf erreichten die zweite Runde

Von den 24 teilnehmenden Mannschaften wa-ren elf aus Europa angereist. Alle elf europäi-schen Teams erreichten die Runde der letzten16 ohne Probleme. Gemeinsam mit Brasilien,Argentinien, USA, China und Japan. Sechs Europäer überlebten auch die zweite Runde,wie schon bei der WM vor vier Jahren in Japanwar Europa damit der beste Kontinent. Zur Erinnerung: Bei den Olympischen Spielen inSydney 2000 waren lediglich vier europäischeTeams unter den ersten acht. Wie erwartet gehörten Jugoslawien, Italienund Russland dazu. Und auch das AbschneidenFrankreichs überraschte nicht mehr. Die Mann-schaft des Trainerduos Philippe Blain und GlenHoag wird nach Rang sieben bei der EM 2001in Ostrava ständig besser.

Griechenland mischte zum ersten Mal seit derWM 1994 im eigenen Land wieder in der Welt-spitze mit. Jetzt, in Vorbereitung auf die Olym-pischen Spiele 2004, machte das Team wiedermit starken Auftritten von sich reden.

Die größte Überraschung stellte indes Portugaldar. Seit 1956 hatten die Portugiesen keineWM mehr gespielt. Damals gab es noch keineQualifikationsturniere, jedes Land, das einge-laden wurde, durfte mitspielen. Mit einemDurchschnittsalter von nicht einmal 24 Jahreneines der jüngsten Teams bei der WM, gehörtden Portugiesen die Zukunft. Die Niederlande waren die große Enttäu-schung des Turniers. Seit 1988 waren dieHolländer bei Weltmeisterschaften oder Olym-pischen Spielen immer unter den ersten achtplatziert, die WM 2002 endete nach zwei 0:3-Niederlagen gegen Frankreich und Brasiliensang- und klanglos in Runde zwei. 2001 warendie Olympiasieger von 1996 zum ersten Mal

seit 1987 nicht unter den besten fünf in Europa.Dass es um den holländischen Volleyball nichtgut steht, wurde schon im vergangenen Jahrdeutlich, nun hat sich der Abstand zur Welt-spitze weiter vergrößert. Auch von Tschechien hatten sich viele mehr erwartet. Mit Julio Velasco als Nationaltrainerwar ein Platz unter den ersten acht vorgese-hen. In der ersten Runde verlor Tschechien gegen die Niederlande und Kuba und konntefroh sein, dass die Griechen im letzten Vorrun-denspiel nach zwei gewonnenen Sätzen be-reits qualifiziert waren und die Tschechen zueinem 3:2-Sieg kommen ließen.

Die EM wird für das deutsche Team zur knallharten Bewährungsprobe

Bei der Europameisterschaft werden inDeutschland zwölf hochkarätige Teams auflau-fen. Man darf gespannt sein, wer an der Quali-fikation scheitern wird. Griechenland und Por-tugal haben ihren Startplatz noch nicht gesi-chert, auch Holland muss noch drei Spiele gewinnen, um nicht zum ersten Mal seit 1983EM-Zuschauer zu sein. Für das Team von Bun-destrainer Stelian Moculescu wird es beim zuerwartenden Klassefeld enorm schwer, weit zukommen. Johannes Reim �

Europa

Die EM als Mini-WMArgentinien und Brasilien waren die beiden einzigen nicht-europäischen Nationen, die unter den besten Acht landeten.

Die EM 2003 in Deutschland verspricht Top-Qualität: Europa bleibt weltweit der dominierende Kontinent

Akrobatischer Abwehrversuch: Der ItalienerAlessandro Fei hechtet dem Ball hinterher

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Mehr über die WM in Argentinien erfah-ren Sie in der Rubrik News auf der Web-site www.volleyball.de

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Vorzeitige Abreise aus ArgentinienMit dem Spanier Alexis Valido und Jaroslav Skach aus Tschechien,die beim Deutschen Meister VfB Friedrichshafen unter Vertrag stehen, waren zwei Bundesligaspieler bei der Weltmeisterschaft inArgentinien vertreten. Beide traten bereits fünf Tage vor dem End-spiel die Reise in ihre derzeitige Heimat an. „Ich bin happy, wiederin Friedrichshafen zu sein”, sagt Alexis Valido. Die WM war für denLibero des spanischen Nationalteams nicht sehr erfreulich gelau-

fen: Nach der zweiten Runde rausgeflogen – auswar der Traum von einem Platz unter den er-

sten acht. Valido: „Alles in allem war daskeine schöne Erfahrung, aber ich denke,

sie war wichtig für uns.” Wenn esnach dem Willen des 26-Jährigen

geht, war es nicht seine letzteWM. In vier Jahren will er wieder

dabei sein, und dann mit den Spa -niern nach Möglichkeit weiter vorn landen.Auch der tschechische Zuspieler Jaroslav Skach blickt mit gemischten Gefühlen auf das Gipfeltreffen der Weltbesten zurück.Ihr Ziel erreichten die Tschechen nur zu einem Teil: Unter TrainerJulio Velasco schafften sie zwar den erhofften Einzug in die zweite Runde, aber für einen Platz unter den besten acht reichte es nicht.Zudem musste Skach damit leben, dass auf der Position des Spiel-machers meistens Petr Zapletal den Vortritt bekam, der im Som-mer von Mendig zu Chenois Volley in die Schweiz wechselte. gus

Verbringen Sie derzeit schlaflose Nächte, wenn Sie an die EM im eigenen Land denken?Nein, ich bin ganz entspannt. Schlaflose Nächtehatte ich eigentlich noch nie.

Bei der Stärke der europäischen Teamswährend der WM könnte einem als Bundestrainer Angst undBange werden.Angst und Bange muss mir nicht werden, weildas Abschneiden der Europäer dem entspricht,was ich erwartet habe. Aber es ist gut, dassman über die Stärke der Europäer schon jetztredet, damit sich die Leute in Deutschland ei-nen Überblick verschaffen können.

Damit könnten Sie in erster LinieIhren Verbandspräsidenten Wernervon Moltke meinen, der ja gerne vonMedaillen spricht. Ich denke, wir werden uns unsere Ziele schongemeinsam erarbeiten. Die Ziele der Mann-schaft, von mir und des Verbandes müssen

übereinstimmen. Das gilt für die Öffent -lichkeit, aber auch für den internen Bereich.

Alle elf europäischen Teams haben bei der WM die zweite Runde erreicht, addiert man das deutsche Team dazu, ist das Zwölferfeld für die EM komplett. Das klingt nach knallhartem Wettbewerb.Genau so ist es. Es werden schöne Europa -meisterschaften werden, denn in erster Linieist es gut so, dass unser Sport auf unseremKontinent so gut vertreten ist.

Auf der anderen Seite heißt das, eskann für das DVV-Team ähnlich schnellvorbei sein wie kürzlich für die Frauenbei der WM hierzulande.Ja natürlich, das ist immer möglich. Deshalbmacht es auch keinen Sinn, zu sagen, wir wol-len hier die großen Dinge reißen. Wir müssenvon Spiel zu Spiel denken und versuchen, dieacht bis zehn bei uns, die wirklich spielfähigsind, in eine gute Verfassung zu bringen. Wenn

keiner verletzt ist, spielen wir mal und schau-en, was raus kommt.

Für Sie als Volleyball-Liebhaber musses hart gewesen sein, die WM nicht vorOrt verfolgen zu können, weil sie inFriedrichshafen gefordert sind.Das war gar nicht so schlimm, weil ich einigesim Fernsehen gesehen habe. Es ist ja nichtüberall so wie in Deutschland, wo gar nichtsgezeigt wurde. Beim italienischen und jugo -slawischen Fernsehen gab es dagegen viel.

Gibt es neue Erkenntnisse?Nein, im Grunde genommen ist nichts Neuespassiert. Das sind die gleichen Mannschaftenmit den gleichen Spielern, die wir vor zwei Mo-naten in der Weltliga erlebt haben. Es gibt kei-ne Geheimnisse. Das Spiel ist noch schnellerund noch präziser geworden. Darauf müssenwir uns einstellen, und das werden wir tun. Wirwerden sicherlich eine gute Europa -meisterschaft spielen. Wir brauchen keineAngst zu haben. Interview: fex �

Interview: Männer-Bundestrainer Stelian Moculescu

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