Mobile Härteprüfung

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17. Duisburger Schweißtage „Wissenstransfer im Revier“ Nachdruck und unbefugte Weitergabe sind unzulässig und werden gesetzlich verfolgt Mobile Härteprüfung – Zertifizierung nach EN 473 Jörg Lechtenböhmer, SLV Duisburg 1 Einleitung Gemäß Adolf MARTENS (1850-1914) ist Härte der Widerstand, den ein Körper dem Eindringen eines anderen (härteren) Körpers entgegensetzt. Die Härte kann nicht direkt gemessen werden, sondern wird aus primären Messgrößen (z. B. Prüf- kraft, Eindringtiefe, Eindruckfläche) abgeleitet. Je nach Härteprüfverfahren wird der Härtewert wie nachfolgend beschrieben bestimmt: aus der Prüfkraft und einer den Härteeindruck kennzeichnenden geometrischen Größe, z. B. der Eindringtiefe, allein durch eine den Härteeindruck charakterisierende Länge oder durch eine andere Werkstoffantwort, z. B. die Ritzbarkeit. Härtewerte lassen sich nur dann vergleichen, wenn sie durch das gleiche Prüfverfahren mit identi- schen Prüfparametern ermittelt wurden. Ein eindeutiger Härtewert ist nur durch die folgenden Kriterien charakterisierbar: Definition des Härtewertes (z. B. Eindrucktiefe, -fläche u. a.), Geometrie und Werkstoff des Eindringkörpers, Größe und Einwirkdauer der Prüfkraft sowie die Art ihrer Aufbringung und Beschaffenheit sowie Oberflächengüte der Probe. Zudem hängt die Wahl des geeigneten Härteprüfverfahrens vom Werkstoff und Härte der Probe, der Form, Abmessungen, Gewicht, und Zugänglichkeit der Probe, der Aufgabenstellung (z. B. Serien- oder Härteverlaufsprüfung) und ebenfalls von der zulässigen Messunsicherheit ab (Tabelle ). Tabelle 1: Verfahren der Härteprüfung in der Übersicht Statische Krafteinwirkung Dynamische Krafteinwirkung Optische Vermessung des Eindruckes Tiefenvermessung des Eindruckes - Vickers HV - Brinell HB - Knoop HK Messung unter konstanter Prüfkraft Messung unter Prüf- kraft nach Wegnahme der Gesamtprüfkraft - Universalhärte HU - Kugeldruckhärte H - modifiziertes Verfahren nach Vickers HVT - Rockwell HR (A, B, C, D, E, F, G, H, K, N, T) u. (R, L, M, E, K, α) - modifizierts Verfahren nach Brinell HBT Energiemessung (Rücksprunghöhe) - Rückprallhärte (herstellerspezifische Prüf- geräte) Messung unter ein- dringtiefenabhängiger Prüfkraft (Federkraft) - Shore A, D, B, C, D0, 0, 00 - IRHD Mikro - IRHD Makro (weich, normal, H) Energiemessung (UIC-Verfahren) - UIC-Härtemessung (herstellerspezifische Prüf- geräte) HÄRTEPRÜFVERFAHREN (ÜBERSICHT)

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Mobile Härteprüfung

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  • 17. Duisburger Schweitage Wissenstransfer im Revier

    Nachdruck und unbefugte Weitergabe sind unzulssig und werden gesetzlich verfolgt

    Mobile Hrteprfung Zertifizierung nach EN 473 Jrg Lechtenbhmer, SLV Duisburg 1 Einleitung Gem Adolf MARTENS (1850-1914) ist Hrte der Widerstand, den ein Krper dem Eindringen eines anderen (hrteren) Krpers entgegensetzt. Die Hrte kann nicht direkt gemessen werden, sondern wird aus primren Messgren (z. B. Prf-kraft, Eindringtiefe, Eindruckflche) abgeleitet. Je nach Hrteprfverfahren wird der Hrtewert wie nachfolgend beschrieben bestimmt: aus der Prfkraft und einer den Hrteeindruck kennzeichnenden geometrischen Gre, z. B. der

    Eindringtiefe, allein durch eine den Hrteeindruck charakterisierende Lnge oder durch eine andere Werkstoffantwort, z. B. die Ritzbarkeit. Hrtewerte lassen sich nur dann vergleichen, wenn sie durch das gleiche Prfverfahren mit identi-schen Prfparametern ermittelt wurden. Ein eindeutiger Hrtewert ist nur durch die folgenden Kriterien charakterisierbar: Definition des Hrtewertes (z. B. Eindrucktiefe, -flche u. a.), Geometrie und Werkstoff des Eindringkrpers, Gre und Einwirkdauer der Prfkraft sowie die Art ihrer Aufbringung und Beschaffenheit sowie Oberflchengte der Probe. Zudem hngt die Wahl des geeigneten Hrteprfverfahrens vom Werkstoff und Hrte der Probe, der Form, Abmessungen, Gewicht, und Zugnglichkeit der Probe, der Aufgabenstellung (z. B. Serien- oder Hrteverlaufsprfung) und ebenfalls von der zulssigen Messunsicherheit ab (Tabelle ).

    Tabelle 1: Verfahren der Hrteprfung in der bersicht

    Statische Krafteinwirkung Dynamische Krafteinwirkung

    Optische Vermessung des Eindruckes

    Tiefenvermessung des Eindruckes

    - Vickers HV - Brinell HB - Knoop HK

    Messung unter konstanter Prfkraft

    Messung unter Prf-kraft nach Wegnahme der Gesamtprfkraft

    - Universalhrte HU - Kugeldruckhrte H - modifiziertes Verfahren nach Vickers HVT

    - Rockwell HR (A, B, C, D, E, F, G, H, K, N, T) u. (R, L, M, E, K, ) - modifizierts Verfahren nach Brinell HBT

    Energiemessung (Rcksprunghhe)

    - Rckprallhrte (herstellerspezifische Prf- gerte)

    Messung unter ein-dringtiefenabhngiger Prfkraft (Federkraft)

    - Shore A, D, B, C, D0, 0, 00 - IRHD Mikro - IRHD Makro (weich, normal, H)

    Energiemessung (UIC-Verfahren)

    - UIC-Hrtemessung (herstellerspezifische Prf- gerte)

    HRTEPTRFVERFAHREN (bersicht)

    HRTEPRFVERFAHREN (BERSICHT)

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    Bei Metallen werden hauptschlich Verfahren mit statischer Krafteinwirkung eingesetzt. Ein Eindring-krper (Kugel, Kegel, Pyramide) aus Stahl, Hartmetall oder Diamant wird senkrecht in die Oberflche des auf fester Unterlage ruhenden Prflings eingedrckt. Die Prfkraft wird dabei stofrei mit definier-ter Aufbring- und Einwirkzeit aufgebracht. Bei vielen Prfverfahren wird der Eindruck nach der Entlas-tung geometrisch vermessen. Die Lngenmesswerte (Eindringtiefe, Diagonale, Durchmesser) und die Prfkraft werden fr die Berechnung des Hrtewertes herangezogen. In der Praxis kommen bevorzugt die stationren Hrteprfverfahren nach: VICKERS, BRINELL und ROCKWELL vor. 2 Mobile Hrteprfverfahren Neben den stationren Hrteprfgerten existieren mobile Prfgerte mit unterschiedlichen Messprin-zipien (Tabelle 2). Mit tragbaren Gerten wird die Prfung von Teilen in einem festen und / oder schwer zugnglichen Anlagensystem oder wo die Aufbringung der Prfkraft in einer von der Vertikalen abweichenden Richtung erforderlich

    ist, ermglicht.

    Tabelle 2: Mobile Hrteprfverfahren in der bersicht

    Bei den statischen Prfverfahren wird die Prfkraft sto- und erschtterungsfrei und in einer vorge-schriebenen Mindestzeit auf die Probe gebracht. Bei der dynamischen Hrteprfung erfolgt die Kraftaufbringung auf den definierten Eindringkrper grundstzlich beschleunigt. Wichtig ist, dass die kinetische Energie fr den Schlag so gewhlt ist, dass das Material dauerhaft, d. h. plastisch verformt werden kann. Unterschiedliche Verfahren fr mobile dynamische Hrteprfungen: Verfahren mit Verformungsmessung, die Gre des bleibenden Eindrucks wird optisch oder mittels einer Tiefenmessung bestimmt, Rckprall-Verfahren mit Energiemessung, hier wird die noch vorhandene elastische Restenergie des Rckpralls gemessen. Im folgendem werden die am hufigsten genutzten mobilen Hrteprfverfahren kurz vorgestellt.

    Eindringtiefe andere Messgren

    Statische Verfahren

    dynamische Verfahren

    senkrecht zur Oberflche

    Laterale Lnge

    Lngen-messung nach

    Entlastung

    elektrischer Widerstand

    dynamisch-elastisch

    (Rcksprung)

    dynamisch-plastisch

    Lngen-messung unter

    Prfkraft

    Frequenz- verschie-

    bung

    parallel zur Ober-

    flche

    indirekte Verfahren, z. B. mit Wirbelstrom

    Prfgerte: SHORE A -D COMPUTEST PILODYN

    Prfgerte: ESATEST

    mobile Hrteprfung ohne Eindringkrper

    mobile Hrteprfung mit Eindringkrper

    Prfgerte: UCI: ULTRASONIC CONTACT IMPEDANCE

    Prfgerte: TIV (TROUGH INDENTER VIEWING)

    Prfgerte: SKLEROSKOP DUROSKOP EQUOTIP DYNAMIC

    Prfgerte: POLDI-Hammer BAUMANN-Hammer SCHMIDT-Hammer Scherkraft-Hrteprfer

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    2.1 Hrteprfung mit dem UCI-Verfahren Bei dem UCI-Verfahren wird ein Eindruck mit einem Vickersdiamanten im Prfstck erzeugt und indi-rekt gemessen. Das Verfahren ist nach DIN 50159-1/-2 und ASTM A1038 genormt. Verfahrensprinzip: Bei UCI (Ultrasonic Contact Impedance) werden nicht wie bei stationren Vickers-Verfahren blich die Diagonalen des Prfeindruckes optisch ermittelt, sondern seine Flche wird durch Messen der Ver-schiebung einer Ultraschallfrequenz elektronisch erfasst. Eine UCI-Sonde besteht aus einem schwingenden Metallstab, an dessen Ende ein Vickersdiamant befestigt ist. Man kann sich diesen Metallstab als eine groe Spiralfeder vorstellen, die am freien En-de mit einer Resonanzfrequenz von 70 kHz schwingt. Das Prfmaterial, mit dem der Vickersdiamant in Berhrung kommt, ist ebenfalls denkbar als ein System kleinerer paralleler Spiralfedern (eine ato-mare Bindung, zwei Atome verbunden ber eine Feder) (Bild 1-a). Wird Prfmaterial von dem schwingenden Metallstab berhrt, entsteht aus unserem vorgestellten Modell ein System der ange-koppelten Federn (Bild 1-b), die mit einer anderen Frequenz, Resonanzfrequenz, als der schwingende Metallstab, schwingen. Die Frequenzverschiebung des Metallstabes wird grer, wenn der Diamant tiefer eindringt und der Prfeindruck grer wird, da weitere atomaren Federn des Prfmaterials berhrt werden (Bild 1-c). Bild 1: UCI-Verfahrensprinzip als Modell der Bild 2: Frequenzverschiebung einer UCI- Spiralfedern Sonde in Abhngigkeit von der Hrte Prfgerte: Das Prfgert fr die UCI-Hrteprfung besteht aus einer Sonde (siehe Bild 3) und einer elektroni-schen Mess- und Anzeigeeinheit zur Bestimmung der Frequenzverschiebung. Im Wesentlichen besteht eine UCI-Sonde aus einem Schwingstab. Dieser Schwingstab besteht aus einem Metallstab, an dessen unterem Ende der Eindringkrper befestigt ist. Nach erfolgter Justierung ist das UCI-Verfahren fr alle Materialien anwendbar, die den gleichen Elas-tizittsmodul aufweisen. Werkseitig werden die Prfsonden auf niedrig legierte und unlegierte Sthle justiert; aber auch fr andere Werkstoe, wie Titan oder Kupfer, knnen moderne Gerte schnell und vor Ort justiert werden. 1 Metallfeder zur Aufbringung der Prfkraft 2 Schwingstab 3 Eindringkrper 4 Probe 5 Resonanzverstrker 6 Empfangspiezo 7 Sendepiezo Bild 3: Schematischer Aufbau einer UCI-Sonde

    Atomare Bindung als System kleiner paralleler

    Spiralfedern

    Schwingender Metallstab als

    Spiralfeder

    a b

    c

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    Einsatzbereiche Aufgrund unterschiedlicher Prflasten (Sondentypen) von 1 N - 98 N Prfkraft eignet sich das Verfah-ren sowohl fr allgemeine Bauteile als auch zur Prfung dnner Schichten. Die durch das UCI-Verfahren erzeugten relativ kleinen Vickers-Prfeindrcke erlauben auch die Prfung an Schweinh-ten im kritischen Bereich der Wrmeeinflusszone. Die notwendige Genauigkeit bei der Positionierung der Prfeindrcke wird mithilfe von feinjustierbaren Magnetstativen erreicht. Ein Beispiel fr einen Hrteverlauf an einer blecheben beschliffenen Schweinaht (Oberflche) ist in Bild 4 dargestellt. Bild 4: Hrteverlauf ber eine Schweinaht (Draufsicht) 2.2 Hrteprfung mit dem Rckprall-Verfahren (Leeb) Bei den Hrteprfgerten, die nach dem Rckprallverfahren arbeiten, wird der Prfeindruck indirekt ber den Energieverlust eines so genannten Schlagkrpers gemessen. Das Rckprall-Verfahren nach Leeb ist in der DIN 50156-1/-2 sowie im ASTM A 956 genormt. Verfahrensprinzip: Der Schlagkrper, auf dessen Spitze sich eine Hartmetallkugel befindet, wird durch Federkraft mit definierter Geschwindigkeit auf die Prche geschleudert (Bild 5). Durch den Aufprall und die dar-aus resultierende plastische Deformation der Oberflche verliert der Schlagkrper einen Teil seiner ursprnglichen Geschwindigkeit, und zwar umso mehr, je geringer die Hrte des Werkstoffs ist. Die Geschwindigkeiten vor und nach dem Aufprall werden jeweils berhrungslos gemessen. Dafr sorgt ein kleiner Permanentmagnet im Schlagkrper, der beim Durchgang durch eine Spule eine Indukti-onsspannung erzeugt, die wiederum proportional zur Geschwindigkeit ist. Aus dem Verhltnis der Aufprall- und Rckprallgeschwindigkeiten wird der Hrtewert Leeb HL berechnet. Bild 5: Das Grundprinzip der Rckprall-Hrteprfung Will man einen gemessenen Leeb-Hrtewert in eine andere Skala umwerten (z. B. HRC), werden Umwertungstabellen benutzt, die nach der jeweiligen Materialgruppe ausgewhlt werden mssen. Prfgerte Die Prfgerte fr die Leeb-Hrteprfung bestehen im Wesentlichen aus dem Schlaggert (Bild 6) und einer elektronischen Auswerteeinheit, die die durch den Schlagkrper hervorgerufenen Induktions-spannungen (Bild 7) erfasst und in den entsprechenden Leeb-Hrtewert umwandelt. Moderne Prfgerte haben Umwertungstabellen fr diverse Materialgruppen gespeichert und knnen die gewnschten herkmmlichen Hrteskalen direkt anzeigen.

    Grundwerkstoff WEZ Schweigut

    Schmelzlinie

    Legende

    d = Durchmesser des Prfeindrucks m = Masse Epo = Potentielle Energie; Ekin = Kinetische Energie hI, hR = Hhe vor bzw. nach dem Aufprall

    d

    vI vR

    Epot Epot Ekin Ekin

    hI hR

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    Bild 6: Schematischer Aufbau eines Bild 7: Schematischer Verlauf des Spannungs- typischen Schlagkrpers signals U Einsatzbereiche Rckprall-Hrteprfungen werden vor allem an groen, grobkrnigen Bauteilen, Schmiedeteilen und Gussmaterialien aller Art durchgefhrt, da die Hartmetallkugel des Schlaggertes im Vergleich zum Vickersdiamanten einen greren Prfeindruck erzeugt und damit die Besonderheiten des Gussgef-ges besser erfasst. Durch Korrektur der ermittelten Hrtewerten entsprechend den Herstellerangaben kann die Hrteprfung in eine von der Richtung des Schwerefeldes abweichende Prfrichtung (z. B. Horizontal oder berkopf) durchgefhrt werden. 2.3 Hrteprfung mit dem TIV-Verfahren Das TIV- Gerte ist ein tragbares Prfgert fr die optische Hrteprfung nach Vickers unter Prfkraft. Bisher existiert keine Normung des Verfahrens; allerdings wurde die Normkonformitt zur DIN EN ISO 6507: Metallische Werkstoffe - Hrteprfung nach Vickers nachgewiesen. Mit einem optischen System wird durch den Diamanten hindurch geblickt (Through-Indenter-Viewing). Mit diesem neuen Verfahren lsst sich erstmalig der Eindringprozess des Vickersdiamanten in das Prfmaterial direkt auf einem Display beobachten. Verfahrensprinzip Als erstes mobiles Prfgert ermittelt das TIV die Eindruckgre des Vickersdiamanten und somit die Hrte des Materials nicht indirekt, sondern direkt: Through-Indenter-Viewing bedeutet, dass man whrend des Aufbringens der Prfkraft zeitgleich den Eindruck des Vickersdiamanten auf der Oberfl-che des Prfteils wachsen sehen kann. Dafr sorgt ein spezielles optisches Linsensystem ein-schlielich CCD-Kamera zur Digitalisierung des Eindruckbildes. Bei Erreichen der Prfkraft werden die Diagonalenlngen des Eindrucks ermittelt und gem der Vickersdefinition in einen Hrtewert umgerechnet. Diese Auswertung kann sowohl manuell als auch automatisch durchgefhrt werden. Mithilfe einer speziellen Software wird in einem ersten Schritt die Umrandung des Eindrucks bestimmt. Aus den Schnittpunkten mit den auf dem Bildschirm abgebildeten Kanten des Vickersdiamanten (136 Spitzenwinkel) werden schlielich die Lngen der beiden Diagonalen des Eindrucks ermittelt. Der Mittelwert beider Diagonalen dient anschlieend zur Berechnung des Hrtewertes gem der Vickersdefinition. Die automatische Auswertung ist nicht nur schnell im Vergleich zur herkmmlichen Auswertung unter Verwendung eines Messmikroskops, sondern es werden auch subjektive Einflsse durch den Benutzer ausgeschlossen, die sich besonders bei der manuellen Auswertung des Vickers-eindrucks bemerkbar machen. Ein groer Vorteil des TIV-Verfahrens gegenber den anderen mobilen Hrteprfverfahren ist die Mglichkeit der optischen berprfung der Form des Eindrucks (Bild 8) durch den Anwender und er-laubt eine zuverlssige Aussage ber die Qualitt der Messung. Die automatische Auswertung des Diamanteindrucks muss in jedem Fall durch den Prfer verifiziert werden. Ein Blick auf das Display gengt, um erkennen zu knnen, ob die Messung durch die Gte der Oberflche, das Gefge des Materials oder andere Effekte beeinflusst wurde. Die Abbildung des Vickersdiamanten bietet zustz-lich die Mglichkeit, den Zustand des Eindringkrpers direkt zu kontrollieren. Defekte am Eindringkr-

    Zeit

    A

    B

    Einschlag-Phase Rcksprung-Phase

    +U

    -U

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    per wie z. B. Kantenausbrche werden sofort erkannt und somit knnen fehlerhafte Messungen von vorneherein vermieden werden.

    Bild 8: Prfeindrcke beim TIV-Verfahren A: sauberer Diamant, deutliche Kantenlinien, klare Endpunkte der Diagonalen B: verschmutzter Diamant, undeutliche Kantenlinien, keine klaren Endpunkte der Diagonalen 3 Personalqualifikation nach DIN EN 473, zuknftig DIN EN ISO 9712 Die Bedienung der Gerte fr die vorgestellten mobilen Hrteprfverfahren ist im Allgemeinen sehr leicht zu erlernen. Dies verleitet oft dazu, nur unzureichend geschultes Personal mit den Aufgaben der mobilen Hrteprfung zu betrauen. Die falsche Auswahl des fr den jeweiligen Anwendungsfall geeig-neten Prfverfahrens, die unzureichende Oberflchenprparation sowie mangelnde Kenntnisse ber die zu prfenden Werkstoffe sind die Hauptursachen fr die Ermittlung falscher Hrtewerte und kn-nen folgenschwere Fehlinterpretationen ber die geprften Bauteilen nach sich ziehen. Zur sicheren Anwendung der mobilen Hrteprfverfahren sind sowohl Fachkenntnisse ber die Prf-verfahren, Werkstoffe und Produkte als auch praktische Erfahrung mit dem Umgang der Gerte erfor-derlich. Eine angemessene Ausbildung umfasst z. B. die Vermittlung ausreichende Kenntnisse ber: Hrteprfungen an metallischen Werkstoffen, Einsatzmglichkeiten / Anwendungsgrenzen der Prfverfahren, Einfluss von Werkstoffeigenschaften, insbesondere der Gefgestruktur auf die Hrteprfung und

    die damit verbundene Auswahl der geeigneten Hrteprfeinrichtung, Vergleichbarkeit von Ergebnissen verschiedener Hrteprfverfahren, Einfluss der Oberflchenbeschaffenheit auf den Hrtewert, Einfluss der Prfkraft auf den ermittelten Hrtewert, Erstellung von Prfanweisungen und Prfprotokollen, sowie die sichere praktische Anwendung der Prfgerte der verschiedenen Verfahren. Der Nachweis der Qualifikation der Personen, die Werkstoffprfungen durchfhren, gewinnt dabei immer mehr an Bedeutung. Die mobile Hrteprfung kann als Bestandteil der Zerstrungsfreien Werkstoffprfung angesehen werden, sofern dabei die Funktion des geprften Bauteiles nicht beeintrchtigt wird. Die Norm DIN EN 473 legt Grundstze fr die Qualifizierung oder Zertifizierung von Personal fest, das industrielle zerstrungsfreie Prfungen (ZfP) durchfhrt, und kann fr die mobile Hrteprfung ange-wendet werden. Die Norm DIN EN 473 wir voraussichtlich im Laufe dieses Jahres durch die DIN EN ISO 9712 ersetzt werden, die in Bezug auf die mobile Hrteprfung aber keine wesentlichen nderungen gegenber der DIN EN 473 enthlt. Damit besteht die Mglichkeit, nach entsprechender Ausbildung sowie bestandener theoretischer und praktischer Prfung bei krperlicher Eignung (Sehtest) und nachgewiesener praktischen Erfahrung,

    A B

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    eine Qualifizierung oder Zertifizierung nach DIN EN 473, knftig DIN EN ISO 9712, fr die mobile Hr-teprfung zu erhalten. Zur Vermittlung der notwendigen Kenntnisse zur sicheren Anwendung der Prfverfahren bietet die SLV Duisburg den Lehrgang Mobile Hrteprfung an. Aufgrund der mittlerweile groen Anzahl mobi-ler Hrteprfverfahren konzentriert sich der Lehrgang auf die gebruchlichsten Verfahren UCI, TIV und Leeb. Die Hauptthemengebiete umfassen: 1. Einfhrung in die Hrteprfung, 2. Grundlagen der Werkstoffkunde, 3. Einfhrung in die mobile Hrteprfung, 4. UCI-Verfahren, 5. Dynamische Rckprall-Hrteprfung (Leeb), 6. TIV-Verfahren, 7. Kalibrierung, Hrtevergleichsplatten und Messunsicherheit, 8. Erstellen von Prfanweisungen und Prfprotokollen. Folgende Produktsektoren werden von den Lehrgangsinhalten abgedeckt: Gussstcke (c), Schmiedestcke (f), geschweite Produkte (w), Rohre, einschlielich von Flachprodukten fr die Herstellung von geschweiten Rohren (t), Walzerzeugnisse (wp). Neben den theoretischen Lehrgangsinhalten werden fr die jeweiligen Prfverfahren die Handhabung der Gerte, die Kalibrierung bzw. Justierung sowie, anhand von praxisnahen Fallbeispielen, die richti-ge Auswahl der geeigneten Prfverfahren gebt. Weitere wichtige bungen werden zur Oberflchen-vorbereitung und Prfung von Schweinhten mithilfe eines Prfstativs durchgefhrt. Der Anteil der praktischen bungen betrgt ca. 50 % der Lehrgangsdauer. Nach bestandener theoretischer und praktischer Prfung hat der Teilnehmer entsprechend den Forde-rungen der DIN EN 473, knftig DIN EN ISO 9712, die Fhigkeit nachgewiesen, die mobile Hrtepr-fung nach aufgestellten oder allgemein anerkannten Verfahrensweisen durchzufhren (Zertifizierung Stufe 2). Gem DIN EN 473, knftig DIN EN ISO 9712, kann das Stufe-2-Prfpersonal autorisiert werden: a) die ZfP-Prftechnik fr das anzuwendende Prfverfahren auszuwhlen; b) die Anwendungsbereiche des Prfverfahrens abzugrenzen; c) ZfP-Normen und Spezifikationen in Prfanweisungen umzuwandeln; d) Gerte einzustellen und die Einstellungen zu berprfen; e) Prfungen durchzufhren und zu berwachen; f) Prfergebnisse nach anzuwendenden Normen, Regelwerken oder Spezifikationen auszulegen

    und zu bewerten; g) schriftliche ZfP-Prfanweisungen zu erstellen; h) alle Ttigkeiten unterhalb der Stufe 2 oder der Stufe 2 durchzufhren und zu berwachen; i) Personal in oder unterhalb der Stufe 2 anzuleiten; j) Prfergebnisse von zerstrungsfreien Prfungen zusammenzustellen und zu dokumentieren.

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    Bei erfolgreich absolvierter theoretischer und praktischer Prfung kann nach entsprechend nachge-wiesener Erfahrung (mind. 4 Monate) in der mobilen Hrteprfung und krperlicher Eignung (Sehtest) eine Zertifizierung Mobile Hrteprfung (HT) - Stufe 2 nach DIN EN 473, knftig DIN EN ISO 9712 fr alle o. g. Industriesektoren fr die Verfahren UCI, TIV und Leeb durch den TV-NORD erfolgen. 4 Ausblick Mit der Entwicklung neuer Prfverfahren wie z. B. UCI, TIV und Leeb wurden in den letzten Jahren und Jahrzehnten weitere Anwendungsgebiete der mobilen Hrteprfung erschlossen. Die in den Jah-ren 2007 und 2008 erschienenen Normen DIN 50156 (Leeb) und DIN 50159 (UCI) definieren nun einheitliche Anforderungen an die Prfverfahren und Gerte. Die Handhabbarkeit und Einsatzmg-lichkeiten der Prfgerte wurden kontinuierlich verbessert. Es kann davon ausgegangen werden, dass das Interesse der Industrie an den Einsatz mobiler Hrteprfverfahren weiter wachsen wird. In diver-sen Industriezweigen besteht immer hufiger die Notwendigkeit der mobilen Hrteprfung von groen, nicht transportablen und/oder sich im Betrieb befindlichen Anlagen. Mit der Einfhrung definierter Lehrgangs- und Prfungsinhalte kann die Fhigkeit des Prfpersonals nachgewiesen werden. Die Mglichkeit der Zertifizierung des Personals wird die Akzeptanz der mobi-len Hrteprfverfahren weiter steigern und leistet einen entscheidenden Beitrag zur ordnungsgem-en Durchfhrung mobiler Hrteprfungen. 5 Literatur [1] DIN 50156-1:2007: Metallische Werkstoffe Hrteprfung nach Leeb Teil 1: Prfverfahren [2] DIN 50159-1:2008: Metallische Werkstoffe Hrteprfung nach dem UCI-Verfahren -

    Teil 1: Prfverfahren [3] DIN EN 473:2008: Zerstrungsfreie Prfung Qualifizierung und Zertifizierung von Personal

    der zerstrungsfreien Prfung Allgemeine Grundlagen [4] prEN ISO 9712:2011: Zerstrungsfreie Prfung Qualifizierung und Zertifizierung von Personal

    der zerstrungsfreien Prfung Allgemeine Grundlagen