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Monitor Magazin der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz 3 | 2011 Hochhäuser in der Schweiz Anspruchsvolle Sicherheitstechnik Effiziente Energieproduktion Weltrekord im Kraftwerk Irsching 4 Magnetresonanztomographie Kunst der besonderen Art Grüne Städte Im Mittelpunkt des Wandels

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MonitorMagazin der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz 3|2011

Hochhäuser in der Schweiz

Anspruchsvolle Sicherheitstechnik

Effiziente Energieproduktion

Weltrekord im Kraftwerk Irsching 4

Magnetresonanztomographie

Kunst der besonderen Art

GrüneStädte

Im Mittelpunkt des Wandels

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Inhalt

Monitor 3/2011

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Sektor Industry

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8 Das «Aquabasilea» in Pratteln beiBasel ist eine einzigartige Symbiose aus Erleben, Arbeiten und Einkaufen. Das vom Zürcher Architekten Justus Dahinden entworfene Projekt war eine planerische Herausforderung – auch im Bereich Brandschutz.

Es gibt immer mehr Hochhausprojekte in der Schweiz. Diese bringen zahl­reiche Herausforderungen mit sich. Integrierte Lösungen für Brand­schutz, Gebäudeautomation und Sicherheit sind darum Pflicht.

Der Erfindergeist und das Know-how der Aficor SA im waadtländischen Chanéaz revolutionieren den Brenn­holzsektor. Die neueste Forst­maschine aus dem Hause Aficor ist voll automatisiert und bearbeitet täglich bis zu hundert Tonnen Holz. Siemens hat bei der Entwicklung und Realisierung des Prototyps mit­gearbeitet.

Der Entwicklungsauftrag der SBB für ein Fernübertragungssystem konnte nach nur zwei Jahren erfolg­reich abgeschlossen werden.

Das Programm «Siemens Cooperates with Education» unterstützt Bildungs­einrichtungen auf allen technischen Ebenen.

Die gesamte Fahrzeugflotte der Wengernalpbahn ist mit einem aktiven RFID­System von Siemens Schweiz unterwegs.

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Städte sind der Mittelpunkt des globalen Handelns – Siemens richtet den neuen Sektor «Infrastructure & Cities» daran aus.

Der Hauptpreis des «Siemens Excellence Award» wird diesmal geteilt.

Im Mai fand das Zertifizierungsaudit für drei Sicherheitszertifikate statt, die dank guter Vorbereitung und überzeugender Präsentation alle ent­gegengenommen werden durften.

Bye bye Siemens – welcome at Atos: Seit Anfang Juli tritt Siemens IT Solutions and Services unter der Marke von Atos auf. Im August hat die Umfirmierung stattgefunden.

17 Mit der Gasturbine im Kraftwerk Irsching 4, nördlich von München, hat Siemens einen Weltrekord in Sachen Wirkungsgrad erreicht.

Ende Mai lieferte Siemens ein hochmodernes Leitsystem an die Technischen Betriebe Oberentfelden, um die Elektrizitätsversorgung in der Region weiterhin zu gewährleisten.

Ein Transport der Superlative rollte Mitte März durch den Gotthard­tunnel: Eine Zugkomposition mit 120 Metern Länge beförderte einen 186 Tonnen schweren Transformator. Das ist der grösste Schwertransport, der den Tunnel je passiert hat.

Die Klinik Linde in Biel ist eine der führenden Privatkliniken der Schweiz. Dr. Jürg Nyfeler, Direktor, spricht über die heutigen Heraus­forderungen und die Vielfältigkeit der Klinikführung.

Der junge Schweizer Künstler Chris Aschwanden schuf ein Faszi­nosum der besonderen Art: eine dreidimensionale Zeichnung seines eigenen Körpers, geschaffen mit Hilfe eines Magnetresonanztomo­graphen.

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Siemens NewsSektor Energy Sektor Healthcare

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Impressum«Monitor» ist die Zeitschrift für die Kunden

der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz

Herausgeber:Siemens Schweiz AG

Freilagerstrasse 40

8047 Zürich

Redaktionsteam:Siemens Schweiz AGEray Müller, Leitung

Benno Estermann

Jörg Meyer

Karin Meier

Daniel Gilly

Nadine Paterlini

BSH Hausgeräte AGHeidi Geiler

Weitere Beiträge:Charles Breitenfellner

Peter Jenni

Hildegard Koch

Franziska Kohler

Stephan Kurmann

Tamara Ritter

Philippe Sablonier

Mitarbeitende der Siemens-Gesellschaften in

der Schweiz

Fotos:Fotoarchiv Siemens,

Aficor SA, Aquabasilea AG, Autoren,

BSH Hausgeräte AG, HFT Biel,

Image Point AG, Mobimo AG,

Siemens IT Solutions and Services AG,

Hans Stuhrmann

Redaktionsadresse:Siemens Schweiz AG

Corporate Communications PR

Freilagerstrasse 40

8047 Zürich

Tel. 0585 585 844

E-Mail: [email protected]

Übersetzung:PConsulting, Jean-Claude Pouly

Grafische Gestaltung und Satz:Fernando Roso, Demian Vogler

Siemens Schweiz AG

Druck:Stämpfli, Bern

Auflage total: 12 000

Erscheinungsweise: 4 x jährlich

Gedruckt auf chlorfreiem Papier

Nachdruck wird auf Anfrage gerne

gestattet.

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Erfolgreich in die Zukunft

Liebe Leserin, lieber Leser

Ende September schliesst Siemens weltweit die Bücher für das Geschäftsjahr 2011. Was für den Konzern gilt, gilt insbesondere auch für die Schweiz: Wir haben die uns gesetzten Ziele mehrheitlich erreicht und blicken auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Erfreulich ist, dass alle Divisionen zu diesem guten Ergebnis beigetragen haben. Mein Dank gilt unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit Ihrem Engagement dieses Resultat ermöglicht haben. Gleichermassen möchte ich mich aber auch bei unseren Kunden für das uns entgegengebrachte Vertrauen bedanken. Wir werden auch in Zukunft alles daran setzen, dieses Vertrauen mit entspre­chenden Leistungen zu rechtfertigen.

Der Siemens­Konzern hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und sich auf die drei Sektoren Industry, Energy und Healthcare fokussiert. Per 1. Oktober kommt mit «Infrastructure & Cities» ein vierter Sektor hinzu. Mit dieser Neuaus­richtung wollen wir unsere Dienstleistungen insbesondere in den Bereichen Mobility, Building Technologies sowie in der Energieübertragung noch trans­parenter machen und aufzeigen, was wir mit unserem Umweltportfolio zu einer energieeffizienten und umweltbewussten Gesellschaft beitragen können.

Siemens ist heute bereits eine «Green Company» – und wir werden diesen Weg konsequent weitergehen. Wir wollen damit einen namhaften Beitrag leisten, um die grossen Herausforderungen der Zukunft zu meistern.

Ihr Sigi Gerlach

Editorial

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Text Eray Müller C Fotos Siemens AG, Hans Stuhrmann6

Städte sind der Mittelpunkt des globalen Wandels. Bereits die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten. Hier formt sich die Zukunft, hier konzentriert sich das Wachstum, hier entscheidet sich, ob die Menschheit ihren steigenden Energie bedarf zu steuern vermag. Siemens will sich mit dem neuen Sektor «Infrastructure & Cities» technologisch, organisatorisch und personell entsprechend ausrichten.

Im Fokus stehen die Integration von Technolo­gien und massgeschneiderte Energieeffizienz­Lösungen – etwa intelligente Gebäudever­netzung und integrierte Mobilitätslösungen. So bieten allein Städte Siemens gegenwärtig ein adressierbares Marktvolumen von rund 300 Milliarden Euro. Der neue Sektor wird aus den fünf Divisionen «Rail Systems», «Mobility and Logistics», «Low and Medium Voltage», «Smart Grid» und «Building Technologies» bestehen.

Drei KompetenzzentrenWie der Siemens­Konzern hat auch der neue Sektor seinen Hauptsitz in München. Zudem baut Siemens für den Austausch mit Kunden und Meinungsbildnern drei Kompetenz­zentren in London, Asien und den USA auf. Es ist das erklärte Ziel, den Sektor schlank zu halten und Synergien zu nutzen. Nur so kön­nen Wachstumspotenziale ausgeschöpft wer­den, die sich aus dem neuen Sektor ergeben.

Konsequente Ausrichtung des Sektors IndustryDer Industry­Sektor wird konsequent auf Industrie­Branchen ausgerichtet. Steigende Energiepreise und hohe Anforderungen an den Umweltschutz wirken sich auf die Pro­duktionskosten aus. Gleichzeitig werden die Entwicklungszeiten immer kürzer. Siemens

Städte sind der Mittelpunkt des globalen Wandels und im Fokus des neuen Sektors «Infrastructure & Cities».

ist der einzige Anbieter, der in der Lage ist, die Markteinführungszeiten seiner Kunden mittels Software und Automatisierungs­technik zu halbieren und gleichzeitig die Kosten für Energie oder Abwasser signifikant zu senken. Die Serviceaktivitäten des Indus­triegeschäfts werden in der neuen Division «Customer Service» zusammengeführt.

Siemens bringt Osram an die BörseDes Weiteren plant Siemens, Osram an die Börse zu bringen, um dessen führende Posi­tion im Lichtmarkt abzusichern und auszu­bauen. Osram ist als Lichtmarke von Siemens erstklassig positioniert und zählt zu den Innovationsführern. Grüne, energie effiziente Produkte machen bereits 70 Prozent des Um­satzes aus. Siemens beabsichtigt, als Anker­aktionär langfristig beteiligt zu bleiben.

Mit Anlauf zum Sprung über die 100-Milliarden-Euro-MarkeSiemens ist überzeugt, dass diese Organisa­tion in die Zukunft weist. Zum Anspruch auf eine Spitzenstellung im Wettbewerb gehören Technologie­, Kunden­ und Wettbewerbs­führerschaft. Siemens lehnt sich auch bei her­vorragend laufendem Geschäft nicht zurück, sondern nimmt Anlauf zum Sprung über die 100­Milliarden­Euro­Marke beim Geschäfts­volumen.

Infrastructure & Cities

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Peter Löscher zu Besuch in der Schweiz

Kurz vor 15 Uhr kam Peter Löscher in Walli­sellen an, wo er von Siegfried Gerlach, CEO der Siemens Schweiz AG und Gerhard Greiter, Leiter Mobility begrüsst wurde. Nach einem Treffen mit dem Mobility­Kader folgte ein rund einstündiger Rundgang, wo neben der Produktion unter anderem Stellwerks­ und Leittechnikprojekte im Zentrum standen. Der nächste Tag stand im Zeichen von Building Technologies. Nach einem Rundgang durch die Produktion stand der Besuch des Fire Labs auf dem Programm, wo ein Brandversuch durchgeführt wurde.

Viel Zeit für die MitarbeitendenPeter Löscher brachte nicht nur grosses Inte­resse für die Schweizer Regionalgesellschaft sowie den BT­Hauptsitz mit, sondern auch viel Zeit für die Mitarbeitenden. Nach Gesprächen mit dem Management und den Mitarbeiter­vertretungen bot sich an beiden Tagen die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Dabei gewann er spannende Eindrücke von den Gegeben­heiten vor Ort. Von den intensiven Gesprächen zeigte sich der CEO der Siemens AG positiv beeindruckt. Die Sommerreise fand noch am gleichen Tag ihre Fortsetzung. Kurze Zeit später war der Siemens­Chef bereits auf dem Weg nach Budapest.

Am 30. August 2011 war der Siemens-Vorstandsvorsitzende Peter Löscher im Rahmen seiner Europareise auch in Wallisellen zu Gast. Es war sein erster offizieller Besuch an diesem Standort. Am folgenden Tag stattete er dem Hauptsitz von Building Tech-nologies (BT) in Zug eine Visite ab. An beiden Tagen nahm sich Peter Löscher vor allem Zeit für die Mitar-beitenden.

Nach seinem Rundgang durch die Produktions-hallen in Wallisellen erhielt CEO Peter Löscher ein Erinnerungsgeschenk im Form eines Signalmastes in Kleinformat.

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Zwei Bachelor­Absolventen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und drei der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) hatten mit ihren Diplom­arbeiten bereits vor einem Jahr den Siemens Excellence Award ihrer jeweiligen Region gewonnen. Nun wurden die zwei Arbeiten zusätzlich zu den besten der ganzen Schweiz gekürt. Die Projekte waren so innovativ und intelligent durchdacht, dass sich die Fach­jury nicht einig wurde, welches nun gewin­nen soll – so teilen sich dieses Jahr fünf Nachwuchstalente den Hauptgewinn von 10 000 Franken.

Zukunftsorientierte VideoüberwachungUm in öffentlichen Anlagen herauszufinden, wie sich Personengruppen fortbewegen, haben die beiden Absolventen der ZHAW, Mischa Leber und Roman Philipp, mit ihrer Diplomarbeit eine neue Technologie entwickelt: eine videobasierte Echtzeiterfassung von Fussgänger­Trajektorien – also eine Analyse der Bewegungspfade von Fussgängern. Die von einer Videokamera aufgenommenen Fussgängerströme werden von einem speziell dafür entwickelten Programm berechnet. Es visualisiert die zurückgelegten Wege der Fussgänger, zählt die Anzahl der aufgezeich­neten Personen und bestimmt die einzelnen Positionen des Fussgängerflusses. Mit weite­ren Informationen wie zum Beispiel dem Zeitstempel im Kamerabild werden die Trajek­torien auf einer SD­Karte abgelegt. Das erlaubt die exakte Auswertung der erfassten Daten zu einem späteren Zeitpunkt. Diese Verhaltens­analyse der Fussgänger ist wichtig, um öffent­liche Räume zukünftig effizient und sicher zu gestalten.

Touchscreen für eine flexible ArbeitsweiseDie HSR­Absolventen Patrick Boos, Michael Gfeller und Silvan Gehrig überzeugten die Fachjury mit ihrer Diplomarbeit «TFS Scrum Meeting – Unterstützung auf dem MS­Surface interaktiven Tisch». «Scrum» ist eine Methode zur flexiblen Abwicklung und Organisation von Informatikprojekten. Als zentrales Hilfsmittel dient dabei das Task­Board – ein grosses Poster, das zur täglichen Fortschrittskontrolle und Planung genutzt wird. Arbeitet ein Unter­

nehmen neben «Scrum» jedoch auch noch mit einer Projektmanagement­Software, müs­sen die am Task­Board entstandenen Ideen zusätzlich in die Software eingegeben werden, was einen doppelten Aufwand bedeutet. Die HSR­Absolventen haben eine Lösung für dieses Problem entwickelt: Das Task­Board wird auf einem sogenannten Multitouch­Tisch mit Touchscreen simuliert, an dem mehrere Teammitlglieder gleichzeitig arbeiten können. Im Hintergrund werden die neuen Informa­tionen direkt mit der Datenbank der Projekt­management­Software abgeglichen. Dies spart Zeit und fördert die Arbeitseffizienz.

Text Tamara Ritter C Foto Siemens Schweiz AG

Michael Gfeller (Sevelen) und Silvan Gehrig (Jona) von der Hochschule für Technik Rapperswil, Siegfried Gerlach (CEO Siemens Schweiz AG), Mischa Leber (Märwil) und Roman Philipp (Balterswil) von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

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Im Frühjahr 2011 wurde der nationale Siemens Excellence Award vergeben. Den Hauptpreis in Höhe von 10 000 Franken teilen sich dieses Jahr zwei Forscherteams, denn die Jury konnte sich partout nicht entscheiden, welches der beiden Projekte besser ist.

«Unentschieden» beim Siemens Excellence Award

Generation21 Als Teil des Bildungsprogramms „Generation21“, das Nachwuchs im Bereich Naturwissenschaft und Tech-nik fördert, will Siemens Schweiz mit dem Excellence Award junge Menschen zu wissenschaftlichen Ausei-nandersetzungen und praxisrelevanten Fragestel-lungen motivieren. Mehr Informationen zu „Genera-tion21“ finden Sie im Internet unter www.siemens.ch/generation21.

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Aquabasilea ist eine einzigartige Symbiose aus Erleben, Arbeiten und Einkaufen. Auf einer Grundstücksfläche von gut 65 000 m2 befinden sich neben der 13 000 m2 grossen Erlebnis­ und Wasserwelt auch ein Viersternehotel einer amerikanischen Hotelkette, ein zehnstöckiger Büroturm und verschiedene Dienstleistungs­ und Verkaufsflächen. Das Personenaufkom­men auf dem Areal ist beträchtlich. Rund 700 bis 2000 Besucherinnen und Besucher fre­quentieren täglich die nach zweijähriger Bau­zeit im Frühjahr 2010 eröffneten Wasser­welten. Dazu kommen die Gäste des Viersterne­hotels, das auf drei Etagen neben 175 Zimmern auch Ballsaal, Konferenzräume, Restaurant, Bar und Lounge bewirtschaftet. Der Shopping­Bereich umfasst rund 2000 m2 und wird ebenfalls rege besucht. Und schliesslich gehen auch im zylinderförmigen und 45 Meter hohen Büroturm täglich rund 100 Menschen ein und aus.

Unabhängig und doch vernetztUm all diese Personen gegen die Gefahren von Brand und Gas zu schützen, setzen die Ver­antwortlichen in allen vier Bereichen (Wasser­welten, Hotel, Shopping und Büroturm) auf die Brandschutzlösung Sinteso von Siemens. Dabei entspricht der Umfang des Schutzes den hohen Anforderungen von Bauherrschaft und Betreibern. Die ganze Brandalarmierung umfasst knapp 2500 Brandmelder, 17 Lüf­tungsmelder, 11 Linearmelder, 2 Absaug sys­teme, 7 Sprinklerprüfboxen, 1 Gasmelde­anlage und 4 Brandmeldezentralen. Diese arbeiten alle mit einer eigenen, dem jeweili­gen Bereich entsprechenden Alarm organi ­sation, sind aber auch unterein ander vernetzt, können je nach eingegange ner Alarmierung

mit den anderen Zentralen kommunizieren und so auch in den anderen Bereichen entsprechende, vordefinierte Vorgänge aus­lösen.Für das Facility Management und die Sicher­heit auf dem gesamten Komplex ist die MIBAG zuständig. Bei ihr laufen alle Alarme zusam­men, werden im Gebäudeleitsystem aufge­schaltet und an einem für alle Bereiche frei­geschalteten Bedienungsterminal visualisiert. Zusätzlich leitet ein Alarmserver Sammel­alarme und Störungen der einzelnen Bereiche an die betreffende Einsatzstelle weiter.

Mit vereinten KräftenMit dem zeltartig vom Boden aufsteigenden 20 Meter hohen Dach mit den eingeschlossenen Innenhöfen besticht der Wasserpark durch ein einzigartiges Design. Die feuchte Umge­bung mit ständig wechselnden Bedingungen kann gleichwohl multifunktional genutzt werden, etwa zur Durchführung von Konzerten und anderen Veranstaltungen. Das komplexe Umfeld verlangt aber auch nach einer aus­geklügelten Lösung. Die Kabeltrasse, die sich in luftiger Höhe befinden wird von einem Absaugsystem überwacht. In den anderen Bereichen kommen lineare Rauchmelder zum Einsatz. Lineare Rauchmelder werden bevor­zugt in Räumen mit komplexen oder wert­vollen Deckenkonstruktionen, wie etwa Atri­umbauten, eingesetzt und eignen sich für Überwachungsstrecken von bis zu 100 Meter.

Hohe StandardsDas Besondere am Viersternehotel ist, dass es seinen Gästen die Einhaltung der amerika­nischen NFPA­Norm (National Fire Protection Association) sowie der US­Behinderten­Ver­

Mit acht Rutschen (oben), einem grossen Aussenbereich sowie einem Vitalbad (unten) zählt Aquabasilea zu den vielfältigsten Wasserparks in der Schweiz.

8 Text Peter Jenni C Fotos Aquabasilea AG

Brandschutz im Multizentrum für Freizeit und ArbeitDas «Aquabasilea» in Pratteln bei Basel ist nicht nur der grösste Wasserpark der Schweiz, sondern umfasst auch Arbeits-, Übernachtungs- und Shoppingmöglichkeiten. Das vom Zürcher Archi-tekten Justus Dahinden entworfene Projekt war eine planerische Herausforderung – auch im Bereich Brandschutz.

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ordnung ADA (Americans with Disabilities Act) garantiert. Die Brandmelder im Hotel sind deshalb zusätzlich mit einem Signalsockel, einem sogenannten Alarmtongeber, ausge­stattet. In den Behindertenzimmern ist an­stelle des Signalsockels eine Kombination von Alarmtongeber und Blitzleuchte (je eine im Zimmer und im Bad) angebracht. Entlang den Personenverkehrswegen des gesamten Hotels wird ebenfalls mit dieser Kombination alar­miert. Wegen eines Dieselmotor­Notstrom­aggregats lässt das Hotel die Technikzentrale zusätzlich zur Brandmeldung noch mit einem CO­Gasmelder überwachen. Das Gleiche gilt wegen den LKW­Abgasen auch für den Lieferanteneingang.

Externe Risiken Die externen Risiken und Gefährdungen von Aquabasilea durch Störfälle im unmittelbaren Umfeld (Chemieindustrie und Transport gefährlicher Güter auf der Bahn) mussten im Sicherheitskonzept explizit berücksichtigt werden. Denn bei einer Explosion können ins­besondere die Druck­ und Hitzebelastungen extreme Werte annehmen. Tritt dieser Fall ein, können die Sicherheitsverantwortlichen nach Alarmeingang manuell die Notschaltung auslösen und damit den gesamten Komplex von der Aussenluft trennen, sprich «nach Innen evakuieren.»Dank der Erfahrung und der Fachkompetenz von Siemens profitieren alle Betreiber im Aquabasilea von einem Brandmeldesystem aus «einer Hand», was eine einfache und schnelle Kommunikation zwischen den einzelnen Bereichen ermöglicht. So stellen die Betreiber sicher, dass die einzelnen Brandmeldeanlagen auf dem gesamten Areal frei von Einschrän­kungen durch andere Bereiche funktionieren und trotzdem eine alle Zonen – oder Teile davon – erfassende Alarmierung jederzeit erfolgen kann.

Der Wasserpark besticht durch ein einzigartiges Design. Das komplexe Umfeld verlangt aber auch nach einer ausgeklügelten Brandschutzlösung (oben).Der Innenhof des Wasserparks kann multifunktional genutzt werden, etwa zur Durchführung von Geschäftsanlässen (unten).

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Internationale Fachpresse-konferenz in GenfAm 28. Juni 2011 fand in Genf die internationale Fachpressekonferenz von Fire Safety statt. Direkt vor Ort wurde beispielsweise aufgezeigt, welche spe-ziellen Anforderungen an den Brandschutz in Kraft-werken gestellt werden oder weshalb ein Feuer in einem Rechenzentrum, wo unschätzbar wertvolle Daten von zahlreichen Kunden beherbergt werden, nicht einfach mit Wasser gelöscht werden darf.

Das vielseitige Programm begann am Vormittag mit der Pressekonferenz im Rechenzentrum von Safe Host in Plan-les-Ouates bei Genf. Den zahlreichen span-nenden Präsentationen folgte ein Rundgang durch das Rechenzentrum. Nach dem gemeinsamen Mittag-essen wurden die Kraftwerke der Services Industriels de Genève (SIG) besucht. 34 Fachjournalisten aus acht europäischen Ländern hörten interessiert zu, wie Building Technologies die Herausforderungen an den Brandschutz mit innovativen Technologien meistert.

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10 Text Franziska Kohler C Fotos Siemens AG, Mobimo AG

Ein kleines Land will hoch hinausNie gab es in der Schweiz so viele Hochhausprojekte wie in den letzten Jahren. Mit Prime und Mobimo Tower in Zürich oder dem Roche-Hochhaus in Basel steigt man in die Höhe. Neben ökonomischen und planerischen Herausfor-derungen stellen Hoch-bauten auch hohe sicher-heitstechnische Anforde-rungen. Integrierte Lösungen für Brandschutz, Gebäudeautomation und Sicherheit sind darum Pflicht.

Der Landschafts­, Wohn­ und Wirtschaftsraum Schweiz hat sich in den vergangenen Jahr­zehnten rasant verändert. Bevölkerungs­ und Wirtschaftswachstum, neue Ansprüche an Lebensraum, Freizeit und Mobilität haben in vielen Regionen der Schweiz zu ausgedehnten Siedlungsflächen geführt. Die Folgen sind Raumnot, horrende Quadratmeterpreise, verschwindende Grünflächen. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht, am wenigsten in den Ballungsräumen rund um Zürich oder Genf. Ein Lösungsansatz könnte das verdich­tete Bauen sein, beispielsweise in Form von Hochhäusern.

Besonders hohe AnforderungenDas heute geltende Baugesetz des Kantons Zürich definiert Hochhäuser als Gebäude mit einer Höhe von mehr als 25 Metern. Der Mobimo­Tower im Zürcher Stadtkreis 5 ist nach seiner Fertigstellung 81 Meter hoch. Der ebenfalls in Zürich­West gelegene Prime

Tower bringt es gar auf 126 Meter. Die Türme zählen somit zu den Gebäuden, die besonders hohe Anforderungen an Gebäude sicherheit und ­automation stellen. Denn die Gebäude der Zukunft müssen die Komfortansprüche ihrer Bewohner mit einem minimalen Einsatz an Energie noch besser erfüllen und ein Höchstmass an Sicherheit und Schutz bieten. Besondere Aufmerksamkeit erhält der Sicher­

heitsaspekt, beispielsweise im Brandfall: Da die Feuerwehr in solchen Gebäuden Personenrettungen und Löschangriffe nicht mehr von aussen durchführen kann, gelten spezielle Bauvorschriften. Müsste ein Hoch­haus im Brandfall evakuiert werden, wären ohne integrierte Gebäudetechnik Fehl­reaktionen und gefährliche Verzögerungen vorprogrammiert.

Sinnvoll verknüpfenDabei ist es gerade die schnelle und geordnete Evakuierung, die Menschenleben rettet. Untersuchungen zeigen allerdings, dass viele Menschen auf konventionelle Signalgeber wie Hupen oder Sirenen kaum reagieren – viele vermuten einen Test­ oder Falschalarm, andere wissen schlicht nicht, was zu tun ist. Siemens Building Technologies integriert in seinen Alarmsystemen deshalb Funktionen wie Sprachalarm, Massenbenachrichtigung, Brandlöschung und Notbeleuchtung. Auch

Hochhäuser zählen zu den Gebäuden, die besonders hohe Anforderungen an Gebäude sicherheit und -automation stellen.

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Der kürzlich fertiggestellte Zürcher «Mobimo-Tower» zählt zu den höchsten Gebäuden der Schweiz (links). Mit dem «Taipei 101» steht in Taiwan das höchste Bürogebäude der Welt (unten). Gerade für solche Bauten ist eine integrierte Gebäudetechnik Pflicht.

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Ein kleines Land will hoch hinaus

Es begann mit dem FahrstuhlSeit Jahrtausenden schon wollen die Menschen hoch hinaus: Die Cheops-Pyramide war ursprünglich fast 147 Meter hoch, der Pharos-Leuchtturm in Alexandria brachte es auf um die 140 Meter und der Turm zu Babel sollte der Bibel zufolge bis in den Himmel wachsen. Seit dem 19. Jahrhundert sind es nicht mehr nur sakrale Bauten, die an den Wolken kratzen, sondern immer mehr Fernsehtürme und Hochhäuser mit Wohnungen, Büros oder Hotelzimmern.

Voraussetzung dafür war die Erfindung des Fahrstuhls durch den Amerikaner Elisha Graves Otis und die Entwicklung moderner Baustähle sowie des Stahl-betons in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ende der 1920er Jahre begann dann der Kampf um das höchste Gebäude der Welt. Das 1930 fertiggestellte New Yorker Chrysler Building konnte sich nur ein Jahr lang mit diesem Titel schmücken, dann wurde es vom 443 Meter hohen Empire State Building überragt. Heute übertrifft der Wolkenkratzer Burj Khalifa in Dubai mit 828 Metern Höhe bei weitem alle anderen Gebäude der Welt.

unterstützende Systeme wie Rauchabsaug­vorrichtungen oder die Aufzugs­ und Tür­kon trolle werden damit verknüpft, um die Koordination zwischen den einzelnen Schutz­ und Rettungsmassnahmen zu optimieren. Die Wirksamkeit der Sprachalarmierung kann sogar wissenschaftlich nachgewiesen werden.

Sinnvoll alarmierenIm Gegensatz zur Alarmierung mit gängigen Signalen informieren Sprachalarmsysteme mit eindeutigen Durchsagen und sprechen klare Anweisungen aus. Sie arbeiten mit den Sinneswahrnehmungen Hören und Sehen gleichzeitig: Zusätzlich zur optischen Alarmie­rung werden Sprach­ oder Live­Durchsagen und akustische Signale verwendet. Je nach Situation und Aufteilung in Brandabschnitte ermöglicht das Sprachalarmsystem ausser­dem, gleichzeitig unterschiedliche Informatio­nen und Verhaltensregeln in verschiedene Stockwerke und Gebäudeteile zu verbreiten. Das erlaubt eine gestaffelte, geordnete Eva­kuierung und verhindert den Ausbruch von Panik. Wird nämlich das gesamte Gebäude evakuiert, strömen Personen aus allen Etagen gleichzeitig in die Treppenhäuser, was zu erheblichem Rückstau führen kann – und je

Grüner Riese in TaipehEs ist eines der höchsten und prestigeträchtigsten Gebäude der Welt: das «Taipei 101» im Finanzzentrum der Hauptstadt Taiwans. Das höchste Bürogebäude der Welt misst 508 Meter, die sich über 101 Stockwerke erstrecken. Der Turm setzt auch technische Standards, mit einem Gebäudeautomationssystem von Siemens: Es steuert intelligent und umweltfreundlich die Energieversorgung und Klimatisierung des «grünen» Wolkenkratzers. Vor kurzem hat das renommierte U.S. Green Building Council das «Taipei 101» mit dem Label «Leadership in Energy and Environmental Design» (LEED) in Platin ausgezeichnet. Mit dieser erst-rangigen Einstufung bescheinigt die Jury dem Bau-werk, 30 Prozent energieeffizienter als durchschnitt-liche Gebäude zu sein.

höher ein Gebäude, desto verheerender die Folgen. Die gestaffelte Evakuierung reduziert die Gefahr von verstopften Ausgängen oder blockierten Fluchtwegen.

Sinnvoll evakuierenIn Zukunft könnten auch Lichtinstallationen zu einer geordneten Evakuierung beitragen. Im Fall eines Brandes beispielsweise könnten sie in den Notfallmodus versetzt werden und dynamisch den Weg weisen. Nach aussen würden sie gleichzeitig signalisieren, in welchen Gebäudeteilen sich noch Menschen befinden oder welche bereits erfolgreich evakuiert wurden.

Mit solchen sogenannten Response­Systemen wird die integrierte Gebäudetechnik der Zu­kunft wohl vermehrt arbeiten. Diese Systeme verarbeiten Informationen aus unterschied­lichsten Quellen, um durch schnelles und richtiges Handeln Leben zu retten. Sie analysie­ren Daten aus Gebäudeautomationssystemen, schlagen Sofortmassnahmen zur Entschär­fung kritischer Situationen vor und unter­stützen Evakuierungs­ und Hilfskräfte bei ihren Aktivitäten. Geschaffen werden so die «Smart Buildings» der Zukunft – für mehr Effizienz, Komfort und Sicherheit.

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Grosse Erfindung aus kleinem DorfDer Erfindergeist und das Know-how der Aficor SA im waadtländischen Chanéaz revo lu-tionieren den Brennholzsektor. Die neueste Forstmaschine aus dem Hause Aficor ist voll automatisiert und bearbeitet täglich bis zu hundert Tonnen Holz. Ein grosses Plus ist zudem, dass der innovative Holzspalter von einer einzigen Person bedient werden kann. Siemens Industry Automation and Drive Technologies (IA&DT) hat bei der Entwicklung und Realisierung des Prototyps mitgearbeitet.

Text Stephan Kurmann C Fotos Aficor SA

Mit Holz zu heizen liegt voll im Trend. Als Alter ­native zu fossilen Brennstoffen verlangen immer mehr Privathaushalte danach. Um­weltbewusste Konsumenten schätzen nämlich die gute Ökobilanz des nachwachsenden Rohstoffs. Aus diesem Grund boomt der Markt für Holzbefeuerungsanlagen sowie holz­befeuerte Heizkessel. Doch bevor man einheizen kann, muss das Holz erst passend zugeschnitten werden. Hier kommt der Industriespalter ins Spiel. Im Jahr 2009 entwickelte die Aficor SA in Zu sammenarbeit mit Siemens IA&DT den grössten Industrieholzspalter Europas: den Roto 718.

Vollautomatisierter AlleskönnerGeboren wurde der Holzspalter der Extraklasse in Chanéaz, einem 100­Seelendorf im Waadt­land. Dort werden die Forstmaschinen des Hause Aficor entwickelt und gebaut. Jede ein­zelne wird nach individuellen Vorgaben des Kunden massgeschneidert. Gemäss dem Aficor­Chef Dominique Cornu macht es nämlich nur dann Sinn, innovative Maschinen zu bauen, wenn sie genau den Bedürfnissen des Auftrag­gebers entsprechen. Doch welche Ansprüche hat die Kundschaft an einen innovativen Holzspalter? Hierzu gehört definitiv mehr als das blosse Spalten des Rohstoffs. Die Kunden

wünschen sich eine möglichst grosse Produkt­kapazität mit minimalem Personalaufwand. Aus diesem Grund nahm sich Cornu vor, eine Maschine zu entwickeln, die die einzelnen Module aus der eigenen Produktion in einem vereinte. Als Lösung kam nur eine Vollauto­matisierung in Frage, wie sie beim Roto 718 realisiert wurde. «Einzigartig und neu an der Maschine ist das rotierende Schneidmesser», erklärt der Aficor­Chef. «Es funktioniert wie eine Trommel, wechselt das Schneidblatt in Sekundenschnelle und positoniert sich an den gewünschten Ort. Das Holz kann in einem einzigen Arbeitsgang in eine vermarktbare Standardgrösse gespalten werden, unabhän­gig davon, wie gross der Durchmesser des Stamms von der Wurzel bis zur Spitze ist.» Diese spezielle Schneidtechnik ist übrigens patentiert. Ebenso der Mitnehmer, der den Sägeblock gegen die Schneide führt und der verstellbare Ablagetisch, der ihn automatisch zentriert.

2500 Arbeitsstunden für PrototypDominique Cornus Ziel war es, die Maschine so vereinfachen zu können, dass sie selbst ein Laie bedienen kann. Aus diesem Grund holte sich der Patron Verstärkung aus dem Hause Siemens. Neben den beiden Siemens­Ingenieuren Gilles Félix und Patrick Leidi

komplettierten das Ingenieurbüro Esatech in Vevey und ein mit Cornu befreundeter Regelungstechniker das Team. Die Siemens­Experten leisteten dabei technische und logistische Unterstützung. Insgesamt inves­tierten die Erfinder des Roto 718 während eines halben Jahres etwa 2500 Arbeitsstunden in die Entwicklung des Prototyps. «Die Heraus­forderung bestand darin, die ganzen Bedien­operationen in eine Abfolge zu bringen, sie zu konvertieren und in den Rechner zu integ­rieren. Danach galt es, diese Programmierung mit den hydraulischen und elektrischen Kom­ponenten kompatibel zu machen», so Gilles Félix. Die grösste Schwierigkeit war die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Als Lösung entwickelte man ein mobiles Bediengerät. Es hat den Vorteil, dass sich die Bedienperson frei bewegen und nahe an die Maschine herangehen kann. Sie hat eine bessere Sicht und kann bei Bedarf schneller und effizienter eingreifen. Des Weiteren gestaltet sich der Umgang mit dem Automaten dank integrierter Safety­Funktionen noch sicherer.

Über alle Erwartungen hinausDominique Cornu und sein Projektteam gin­gen mit ihren Überlegungen weit über das vom Kunden gesteckte Ziel hinaus. Der Roto 718

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Grosse Erfindung aus kleinem Dorf

So sieht der grösste Industrieholzspalter Europas aus: der Roto 718. Die vollauto-matisierte Maschine spaltet täglich bis zu 100 Tonnen Holz (oben).Der Roto 718 wird mit dem Simatic Mobile Panel gesteuert. Durch die integrierten Safety-Funktionalitäten ist höchste Sicherheit gewährleistet (unten rechts).

Aficor SA Als ehemaliger Landwirt beschäftigt sich der Aficor-Chef Dominique Cornu seit 1971 als leidenschaftlicher Autodidakt mit Hydraulik und Mechanik. Er entwirft, entwickelt und vermarktet massgeschneiderte Spezial-maschinen, von der Maschine zur Vernichtung von Banknoten über Filterwaschanlagen bis hin zu Hydraulik-winden für Forstmaschinen. 1994 kam der erste In-dustrieholzspalter aus seinen Werkstätten. Vier Jahre später war der erste automatische Spalter an der Reihe. Seit mehr als fünf Jahren entwickelt Aficor hauptsäch-lich Prototypen für Forstmaschinen. Das in Chanéaz (VD) ansässige Unternehmen beschäftigt ein gutes Dutzend Mitarbeitende und hat 2004 den Grand Prix de l’Innova-tion du Salon Bois et Energie der Stadt Lons-le-Saunier (F) für seine Schneidmesser für Holzspalter erhalten.

Technik in KürzeDie Steuerung des Holzspalters erfolgt direkt über ein mobiles Bediengerät, das als alleiniges Steuerungs-element fungiert. Da es mobil ist, kann es ausgehend von der Basisstation, nah an der Maschine oder auch vom Traktor aus, der die Holzstämme zur Maschine befördert, bedient werden. Die durchgehende Verfüg-barkeit über den ganzen Tag wird durch ein zusätz liches Batterieladegerät gewährleistet. Zudem sind Safety-Funktionalitäten in die Steuerung integriert. Sie ermög-lichen Test- und Wartungsfunktionen (Austausch der Kette an der Säge) unter der Schutzhaube.

ist letztlich noch einfacher zu bedienen, als man sich im Vorfeld erhoffte. Die Bedien­person des Holzspalters programmiert den Auftrag ihres Kunden (kleines, mittleres oder grosses Holz) im Rechner. Die Maschine ana­lysiert die Ladung und entscheidet je nach Durchmesser des Sägeblocks, welche Schneid­messer zu verwenden und wo sie zu platzieren sind. Die revolutionäre Neuerung bei Aficor liegt nicht in der Ausführung selbst, sondern in der Art und Weise, wie die Arbeit angegan­gen werden kann. Grössere Produktivität, bessere Qualität und weniger Beschwerlichkei­ten zählen zu den Vorteilen. Die 25 Tonnen schwere und vollautomatisierte Maschine kann mit nur einer einzigen Bedienperson

Die grösste Schwierigkeit war die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine.

täglich bis zu 100 Tonnen Holz bearbeiten. Diese technologische Innovation gibt der Pro­duktivität des Brennholzsektors völlig neue Perspektiven. Wenn die Entwicklung in diesem Rhythmus fortschreitet, dürften sich bald weitere Kunden für die intelligenten Automa­ten interessieren und die getätigten Investi­tionen somit bald amortisiert sein.

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Von den SBB erhielt Siemens Mobility einen Entwicklungsauftrag für ein Fern-übertragungssystem, das beim Bahnverkehr die Anbindung von peripheren Stell-werken an die zentrale Leittechnik Iltis ermöglicht. Nach nur zwei Jahren Ent-wicklungs- und Pilotierungszeit erhielt das System seine Zulassung in der Schweiz. Ein durchwegs erfolgreiches Projekt – nicht zuletzt dank der guten Zusamme n-arbeit zwischen den Siemens-Divisionen Mobility und Industry Automation and Drive Technologies (IA&DT).

14 Text Stephan Kurmann C Fotos Siemens Schweiz AG Monitor 3/2011

Teamwork zahlt sich aus

Remote Control for Interlocking – oder kurz RCI – heisst das Fernübertragungssystem, das die SBB Anfang 2009 bei Siemens in Auf­trag gaben. Ziel war es, die Anbindung von Relaisstellwerken an zentrale Iltis­Leitsysteme zu ermöglichen. Nach intensiver Zusammen­arbeit konnte dem Kunden schlussendlich eine massgeschneiderte Lösung angeboten werden. In diesem Jahr erfolgte nun der Rollout und das neuentwickelte System löst bei den SBB das mittlerweile 20­jährige rcs95 System ab. Siemens­Produkte werden somit auch in Zukunft die 400 Relaiswerke der SBB steuern. Doch woraus besteht dieses RCI­System eigentlich und welchen Anforde­rungen muss es genügen?

99 % SiemensUnter der Führung von Siemens Mobility entstand das RCI zusammen mit Industry Automation and Drive Technologies. Hand in Hand entwickelten die jeweiligen Spezia­listen eine kundenspezifische Hardware­

Lösung, auf Standard­Simatic­Komponenten basierend. Diese wird bei Siplus in Fürth, welche auch bei der Entwicklung tatkräftig mitgeholfen haben, hergestellt. Die dazuge­hörige Software wurde von Siemens Mobility in Wallisellen entwickelt. Das gesamte RCI­System besteht dabei zu 99 % aus Siemens­Komponenten. Neben der eigentlichen Fern­übertragungsfunktionalität waren für den Kunden eine schweizweite, zentrale Diagnose inklusive Web­Zugriff sowie die Einbindung in die übergeordneten Überwachungssysteme und SBB­Inventardatenbanken sehr wichtige Anforderungen, die erfolgreich umgesetzt wurden.

RCI erhält TypenzulassungBevor das RCI seinen regulären Betrieb auf­nehmen konnte, wurde es auf einer Pilotan­lage im waadtländischen Gland erst gründ­lich erprobt. Nach der erfolgreichen Betriebs­erprobungsphase hat die Zulassungsbehörde, das Bundesamt für Verkehr (BAV), dem RCI

die Typenzulassung für den Einsatz in der Schweiz erteilt. Die Tatsache, dass zwischen Auftragseingang und Rollout nur gut zwei Jahre liegen, zeigt das grosse Potenzial divisionsübergreifender Zusammenarbeit innerhalb des Konzerns auf.

Vertrauensbeweis der SBBDie Nutzung von Synergien zwischen Bahn­ und Automatisierungstechnik bringt nämlich eine Reihe von Vorteilen mit sich: Es ermög­licht, Zeit und somit Kosten einzusparen, das Know­how zu erweitern sowie gezielt auf Kundenbedürfnisse einzugehen. Zudem erhielt Siemens unter anderem den Auftrag für die Anbindung an die beiden grössten Stellwerke der Schweiz in Genf und Zürich. Damit zeigen die SBB, welch grosses Vertrauen sie in das neuentwickelte Produkt haben. Für Siemens bietet sich somit eine weitere Gelegenheit, ihr Teamwork unter Beweis zu stellen.

Vor dem regulären Betrieb wurde das RCI-System auf der Pilotanlage in Gland (VD) erprobt.Die SBB setzen auf das Fernübertragungssystem von Siemens.

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Mit dem Programm «Siemens Cooperates with Education», kurz SCE, unterstützt Siemens Industry Automation and Drive Technologies Bildungseinrichtungen quer durch alle technischen Ebenen. Mit der Einrichtung von Remote-Arbeitsplät-zen soll die praxisnahe Vermittlung von Wissen über die Automatisierungstech-nologie optimiert werden.

15 Monitor 3/2011 15Text Stephan Kurmann C Fotos Siemens Schweiz AG, HFT Biel

Das Labor nach Hause holen

Strebt man einen technischen Beruf an, ist eine praxisnahe Ausbildung das A und O. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Aus­zubildenden Laborarbeitsplätze zur Verfügung stehen, damit sie sich fachspezifisches Know­how zu eigen machen können. Deren Bedienung erfolgt in der Regel durch eine komplexe Software. Da es sich meistens um reelle industrielle Beispiele handelt, steckt viel Geld in diesen Arbeitsplätzen. Nebst den hohen Kosten kommen die eingeschränkten Laboröffnungszeiten erschwerend hinzu. Remote­Arbeitsplätze sollen diesen Umstän­den nun Abhilfe schaffen.

Das Zauberwort heisst RemoteUm die Qualität der Ausbildung zu verbessern und gleichzeitig Kosten einzusparen, setzen immer mehr Unternehmen auf sogenannte Remote­Arbeitsplätze. Doch was unterscheidet einen solchen von einem herkömmlichen Laborarbeitsplatz?

Das grosse Plus ist, dass er via Fernzugriff von überall aus bedient werden kann. Um sich diese Vorteile zunutze zu machen, stellt SCE seit Anfang 2010 acht solcher Arbeitsplätze zur Verfügung, die mit Siemens­Soft­ und Hardware ausgerüstet sind und auf die man – jederzeit und bequem von Zuhause aus – zugreifen kann. Davon profitieren sowohl Aus­bildner als auch Auszubildende, für welche Siemens Schweiz, unter anderem im Rahmen von überbetrieblichen Kursen (ÜK), am Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufs­bildung (EHB) Kurse anbietet.

Übung macht den MeisterMit den Remote­Arbeitsplätzen bietet Siemens Teilnehmern die Möglichkeit, vermittelte Inhalte nach dem Kursbesuch eigenständig zu vertiefen. Diese können sich mit dem priva­

Weitere Informationen sind auf der Siemens Community auf www.ceyeclon.com zu finden. Ansprechpartner: [email protected].

Enormes Potenzial Via Fernzugriff kann geübt, aber auch geprüft wer-den. Mit dem Remote-Zugriff ist es nämlich möglich, Prüfungen in speicherprogrammierbaren Steue-rungen (SPS) zeitgleich, aber ortsungebunden durch-zuführen. Dies zeigt das enorme Potenzial von Remote-Arbeitsplätzen im Bereich der Aus- und Weiter-bildung.

Was ist ein Remote-Arbeitsplatz?Auf diesen Arbeitsplatz kann der User per Fernzugriff von einem beliebigen Computer mit Internetan-bindung aus zugreifen. So ist man nicht ortsgebunden und hat jederzeit Zugang zu Programmen und Dateien, die sich auf einem entfernten Computer befinden.

Nach Aktivierung des Viewer kann man den gewünschten Arbeitsplatz auswählen. Dieser wird innert zwei Minuten aus dem Ruhezustand hochgefahren. Dank diesem Stromspar-Modus werden 800 kWh elektrische Energie pro Arbeitsplatz und Jahr gespart.

Remote-Arbeitsplätze an der HFT Biel.

ten Computer, zum Beispiel von zu Hause aus, an die Arbeitsplätze setzen und das Gelernte nochmals wiederholen. Der Zugang wird durch die Software «CEyeClonViewer» ermög­licht. Diese lässt sich im Internet kostenlos downloaden. Mit den Zugangsdaten, die jeweils am Kurstag mitgeteilt werden, kann sich der User nach dem Öffnen des CEyeClon Viewers einen Überblick über die zur Verfügung stehenden Arbeitsplätze machen. Mit diesem Service gibt SCE Kursteilnehmenden die Möglichkeit zur Repetition innerhalb nützli­cher Frist. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Anlagen beim Remote­Arbeiten nicht beschä­digt werden können.

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16 Text Rolf Schmid/Heiko Germroth C Fotos Siemens Schweiz AG Monitor 3/2011

RFID für die WengernalpbahnDie Wengernalpbahn (WAB) hat ihre gesamte Fahrzeug-flotte mit einem aktiven RFID-System (Radio Frequency Identification) von Siemens Schweiz aus-gerüstet. Neben der jederzeit möglichen Fahr-zeuglokalisierung ist die von der WAB gewählte Option für den Laufleis-tungsnachweis in der Schweiz bisher einmalig. Jeden Tag zeichnet das System rund 600 000 RFID-Signale auf und erkennt zuverlässig mehr als 4000 Fahrzeugbewegungen.

Aktive und passive RFIDRFID (Radio Frequency Identification) bezeichnet Ver-fahren für die berührungslose Datenübermittlung mittels eines elektromagnetischen Feldes. Die wich-tigsten Komponenten sind ein Transponder (auch Tag genannt) und ein Lesegerät. Es wird zwischen aktiver und passiver RFID unterschieden. Bei der aktiven RFID ist der Tag mit einer Batterie ausgestattet und des-halb in der Lage, über mehrere hundert Meter Daten auszutauschen. Eine typische Anwendung ist die Übermittlung technischer Parameter von Maschinen oder Fahrzeugen. Bei der passiven RFID wird das vom Lesegerät ausgestrahlte elektromagnetische Feld von der Antenne aufgenommen und der resultierende Strom regt den Chip zu einer Veränderung des Magnet-feldes entsprechend der zu übermittelnden Informa-tion an. Diese Technologie bringt Lösungen bis zu einer Reichweite von drei Metern. Typische Anwendun-gen sind Systeme für die Zutrittskontrolle oder die Lagerbewirtschaftung sowie Kassensysteme. Aktive Tags haben entscheidende Vorteile: Sie können aus grosser Distanz berührungsfrei programmiert oder sogar mit Sensorikfunktionen ausgestattet werden. So können zum Beispiel allgemeine Diagnose-Informa-tionen und Alarmierungen bei konkreten Gefahren übermittelt werden. Das aktive System eröffnet somit ganz neue Anwendungsmöglichkeiten zur Erhebung von Diagnosedaten in Echtzeit: So kann z. B. das aktuelle Gewicht eines Personenzugs und somit die Passagierzahl ermittelt werden.

Die aktiven Tags können von aussen berüh-rungsfrei programmiert oder sogar mit Sensorikfunktionen ausgestattet werden. So kann beispielsweise das aktuelle Gewicht eines Personenzugs und somit die Passagier-zahl ermittelt werden.

Die Wengernalpbahn (WAB) hat das RFID­System installiert, um die exakte Laufleistung jedes einzelnen ihrer Fahrzeuge ermitteln zu können. Das System RailTrace wurde von den Fachleuten von Siemens Schweiz entwickelt. Das Projekt startete im Dezember 2010 und wurde mit der Abnahme durch die Wengern­alpbahn im Mai 2011 erfolgreich abgeschlos­sen. Seit der Installation läuft das System ein­wandfrei. Neben der Kilometererfassung ermöglicht RailTrace jederzeit genaue Infor­mationen darüber, wo das Rollmaterial unter­wegs ist.

Jede Bewegung wird erfasstZwischen Lauterbrunnen und Grindelwald melden elf an WAB­Stationen installierte RFID­Leser die Vorbeifahrt von insgesamt 120 Fahrzeugen. Über ein Netzwerk werden die Daten an einen zentralen Server gesendet und dort in einer Datenbank gespeichert. Eine web­basierte Bedienoberfläche erlaubt den Technikern jederzeit detaillierte Auswertun­gen. Einen wichtigen Nutzen stellt die kor­rekte Zuteilung der laufabhängigen Leistun­gen und Kosten dar. Das Streckennetz der WAB weist zwei verschiedene Abrechnungs­systeme auf. Mit der RFID­Lösung ist die Zuteilung auf die beiden Systeme problem­los möglich.

Aussergewöhnliche UmweltbedingungenEine besondere Herausforderung bei der Realisierung dieses Projektes waren die aus­sergewöhnlichen Umweltbedingungen, die auf der Strecke über die Kleine Scheidegg auf 2061 Metern über Meer anzutreffen sind. So muss das System bei Temperaturen von minus 40 bis plus 60 Grad Celsius reibungs­los arbeiten und Schnee, Eis und Hagel ebenso standhalten wie der starken UV­Strahlung durch das Sonnenlicht.

RailTrace ermöglicht neben der Kilometererfassung auch jederzeit genaue Informationen darüber, wo das Rollmaterial unterwegs ist.

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Monitor 3/2011

Das Gas- und Dampfturbinen (GuD)-Kraftwerk Irsching 4 verfügt über einen Wirkungsgrad von über 60 Prozent.

Bei einer Leistung von 578 Megawatt (MW) und einem Wirkungsgrad von 60.75 Prozent (netto) hat Siemens im Testlauf die angepeilte Effi­zienzbestmarke «oberhalb von 60 Prozent» deutlich übertroffen. Damit schreibt das Unter­nehmen Technikgeschichte. Siemens hat nicht nur alle bisherigen Rekorde in Bezug auf Leistung sowie Wirkungsgrad in den Schatten gestellt, sondern auch in puncto Betriebsflexi­bilität. Die neue Gasturbine ist für 400 MW im reinen Gasturbinenbetrieb und 600 MW im Gas­ und Dampfturbinen (GuD)­Betrieb ausgelegt. Eine einzige Turbine des Modells SGT5­8000H könnte im GuD­Betrieb eine Grossstadt wie Berlin mit 3.5 Millionen Ein­wohnern versorgen. Der Gasverbrauch liegt pro erzeugter Kilowattstunde rund ein Drittel unter dem Durchschnitt der installierten GuD­Kraftwerke. Somit sinken auch die Kohlen­dioxid­Emissionen (CO2) um ein Drittel.

Perfektes ZusammenspielMehr als 500 MW können in nur einer halben Stunde bereitgestellt werden. Möglich wird diese Spitzenleistung durch ein perfektes Zusammenspiel von innovativer Gasturbinen­technik und den auf hohe Temperaturen und hohen Druck optimierten Schlüsselkompo­

nenten der gesamten Anlage. Im Inneren der Brennkammer herrschen bis zu 1500 Grad Celsius und die Spitzen der Turbinenschaufeln erreichen mit mehr als 1700 Kilometern pro Stunde Schallgeschwindigkeit. Der Buchstabe «H» steht in der Gasturbinentechnik für die aktuell höchste Leistungs­ und Effizienz klasse.

Kosten- und zeitintensive EntwicklungMehr als 750 Siemens­Mitarbeitende waren an der Entwicklung der neuen Gasturbine beteiligt. Über 500 Millionen Euro hat Siemens in die Entwicklung, in den Bau und den Be­trieb der Prototypanlage investiert. Eineinhalb Jahre lang hatte das Unternehmen die Gas­turbine «auf Herz und Nieren» dort getestet. Ab Mitte 2009 wurde die Gasturbinenanlage nach erfolgreichem Probebetrieb mit einem von Siemens patentierten Benson­Abhitze­dampferzeuger und einer Siemens­Hochtem­peratur­Dampfturbine für 600 Grad Celsius nachgerüstet und zu dem effizientesten GuD­Kraftwerk der Welt ausgebaut.

Weitere Anlagen in PlanungNeben der GuD­Anlage Irsching 4 hat Siemens sechs der neuen Gasturbinen in der 60­Hz­Version an einen Energieversorger in Florida

verkauft. Die ersten Maschinen für diesen Auftrag werden ab 2012 ausgeliefert. Zudem erhielt Siemens aus Korea einen Auftrag zum Bau eines weiteren schlüsselfertigen Ein­wellen­GuD­Kraftwerks, bei dem die 60­Hz­Version der neuen Gasturbine zum Einsatz kommen wird. Die Anlage soll 2013 in Betrieb gehen. Hocheffiziente GuD­Kraftwerke sind Teil des Siemens­Umweltportfolios, mit dem das Unternehmen im Geschäftsjahr 2010 einen Umsatz von rund 28 Milliarden Euro erzielte. Das macht Siemens zum weltweit grössten Anbieter von umweltfreundlicher Technologie. Kunden haben mit entsprechenden Produkten und Lösungen des Unternehmens im selben Zeitraum 270 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) eingespart; das entspricht dem jährlich CO2­Volumen, welches Hongkong, London, New York, Tokio, Delhi und Singapur insgesamt ausstossen.

17Text Eray Müller C Foto Siemens AG

Zukunftsweisende Kraftwerkstechnik

Zehn Jahre nach Start des ambitionierten Innovationsprogramms für die neue Gasturbinengeneration hat Siemens im Kraftwerk Irsching 4 nördlich von München mit der Gasturbine der H-Klasse einen Welt-rekord in Sachen Wirkungsgrad erreicht.

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18 Text Hildegard Koch C Foto Siemens Schweiz AG

Neues Netzleitsystem für OberentfeldenEnde Mai lieferte Siemens für die Technischen Betriebe Oberentfelden (TBO) ein hochmodernes Leitsystem. Der Ersatz war notwendig, um die Elektrizitätsversor-gung in der Region weiterhin gewährleisten zu können.

Monitor 3/2011

Oberentfelden im Aargau ist ein modernes Industriedorf mit über 7000 Einwohnern. Aufgrund der geografisch interessanten Lage an der A1 und nahe dem Kantonshauptort Aarau siedelten sich dort mit der Zeit über 300 Gewerbebetriebe an. Eine lückenlose Energieversorgung ist daher unumgänglich. Das alte Netzleitsystem hätte diese nicht mehr sicherstellen können.

Klare Anforderungen an das neue Leitsystem Die TBO stellten klare Anforderungen an das neue Leitsystem. Im Vordergrund standen die Überwachung, Fernsteuerung und Auto­matisierung der Anlagen. Das neue Leitsystem sollte zudem Informationen sammeln und auswerten können, denn diese sind für die laufende Betriebsoptimierung und für eine gezielte Ausbauplanung erforderlich. Siemens Energy hat in ihrem Angebot eine Lösung mit dem Netzleitsystem Sicam 230 und den Fern­wirkunterstellen Sicam 1703 vorgeschlagen. Die Modularität dieses Systems erlaubt je nach Bedarf den Anschluss weiterer Umsysteme. Die technische Lösung mit einem standardisier­ten System, das langjährige System­ und

Prozess­Know­how der Energy­Mitarbeitenden und die Erfahrungen in der Elektrizitäts­, Wasser­ und Gassteuerung überzeugten nicht nur die TBO, sondern auch die beratenden Ingenieurbüros. Der Zuschlag an Siemens Energy erfolgte im Frühjahr 2010.

Ausgereifte BranchenlösungDas Netzleitsystem Sicam 230 läuft auf einem Fujitsu­Rechner inklusive Arbeitsplatz mit zwei 22­Zoll­Monitoren. Für die abgesetzten Arbeitsplätze steht ein Web­Terminalserver im Einsatz. Die Software ist eine ausgereifte Branchenlösung. Sie wird ständig weiterent­wickelt und basiert auf einer Evergreen­ Philosophie, das heisst, die Datenkompatibili­tät zu älteren Versionen hat bei der Entwick ­lung einer neuer Version höchste Priorität. Das flächendeckende Ethernet ermöglicht die Kommunikation mit dem TCP/IP­Protokoll IEC60870­5­104 zwischen den Aussenstand­orten und der Zentrale über verschiedene Übertragungsmedien, beispielsweise Kupfer und Glasfaser. Über das Protokoll IEC60870­5­103 werden auch fremde Schutzgeräte ein­gebunden. Zum heutigen Zeitpunkt sind

neun Transformatorstationen mit dem Fern­wirksystem Sicam 1703 automatisiert. Die Soft­ware­Funktionalität beinhaltet Standard SCADA (Supervisory Control and Data Acquisi­tion), also die Überwachung und Steuerung technischer Prozesse mittels eines Computer­systems mit topologischer Einfärbung. Mit dem Modul Netzwerkmanagement wird der Status aller Geräte überwacht. Das Archiv­modul speichert die Messwerte zyklisch im Tages­, Monats­ und Jahresarchiv. Über den Web­Terminalserver werden sowohl die Büro­ als auch die Heimarbeitsplätze und der Zugriff des Service­ und Pikettpersonals ein­gebunden. Siemens lieferte ein schlüssel­fertiges Netzleitsystem inklusive Montage, Schema, Schrankkonstruktion und Einbrin­gung der Umbauten in den Transformator­stationen. Durch die kontinuierliche Weiter­entwicklung der eingesetzten Produkte können die Anforderungen der TBO auch in Zukunft erfüllt werden. Die Übergabe des Netzleitsystems erfolgte am 23. Mai 2011 nach einer kurzen Umbauzeit bei laufendem Betriebs.

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19 Monitor 3/2011Text Eray Müller C Fotos Siemens Schweiz AG

Transport der SuperlativeDer bisher grösste Schwer-transport rollte Mitte März durch den Gotthardtunnel. Eine Zugkomposition mit 120 Metern Länge trans-portierte einen 186 Tonnen schweren Transformator, den letzten von insgesamt vier Transformatoren, von Erstfeld im Kanton Uri zur Alpiq-Schaltanlage nach Lavorgo im Kanton Tessin. Das ist der grösste Schwer-transport, der den Tunnel je passiert hat. Die Erneu-erung des Unterwerks Lavorgo ist eine wichtige Investition in die Ver-sorgungssicherheit der Schweiz.

In diesem Jahr werden in der Alpiq­Schaltan­lage in Lavorgo alte durch neue Transforma­toren ersetzt. Die letzte Etappe des Transports vom Siemens­Werk im österreichischen Weiz ging Mitte März erfolgreich über die Bühne. Sie war die anspruchsvollste, denn die letzten rund 65 Kilometer von Erstfeld bis ins Unter­werk Lavorgo per Bahn und Tieflader waren Millimeterarbeit und erforderten höchste Konzentration. Gestartet war der Transport im Dezember 2010 in Österreich und gelangte von dort über den Donauhafen in Linz auf dem Wasserweg nach Birsfelden und weiter per Bahn nach Lavorgo.

Planung dauerte mehr als zwei JahreDie ganze Nacht hindurch hatten Mitarbeiter der SBB Cargo und des Schwertransport­spezialisten Felbermayr Massarbeit geleistet. Mit geringer Geschwindigkeit schob sich die 120 Meter lange Zugkomposition durch viele Kurven und Anstiege durch und über die Alpen. Auf einem 20­achsigen Tragschnabel­wagen wurde in der Mitte der Transformator mit einem Gesamtgewicht von 315 Tonnen transportiert. Wegen des hohen Gewichts

konnten die Transporte nicht auf der Strasse erfolgen, sondern nur mittels Spezialwagen der Firma Felbermayr. Die ganze Strecke musste aufgrund der Ausmasse und des Gewichts der Transformatoren genauestens geprüft und ausgemessen werden. Die Trans­portplanungen dauerten mehr als zwei Jahre.

Siemens baute grösste Längs- und Querregel-Transformatoren für die SchweizSiemens war gefordert, die Behälter für die einphasigen Transformatoren transportfähig zu bauen – das heisst, den Anforderungen der Bahn und den zu passierenden Tunnel­profilen anzupassen. Die Spezialisten in Weiz bauten die Transformatoren für den Trans­port mit 11.2 Metern Länge, 3.7 Metern Breite und 4.4 Metern Höhe und einem Gewicht von je 186 Tonnen. Im Endausbau in Lavorgo beträgt das Gesamtgewicht pro Transformator 315 Tonnen, die Abmessung weist 12 Meter Länge, 8 Meter Breite und 7.7 Meter Höhe auf. Damit sind es die grössten Längs­ und Querregel­Transformatoren der Schweiz. Drei Transformatoren zusammen haben eine Gruppenleistung von 800 MVA, was ungefähr

80 Prozent der Produktionsleistung des Kernkraftwerks Gösgen entspricht. Ein Trans­formator bildet die Reserve. Siemens wirkte bei diesem Projekt als Generalunternehmer in der Projektierung, der Herstellung, dem Transport und der Montage der vier Transfor­matoren mit.

Netzausbau in der Schweiz für eine sichere StromversorgungDer Ersatz der Alpiq­Schaltanlage ist notwen­dig, da die Hochspannungsgeräte das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben. Seit Anfang der 1990er Jahre haben sich mehrere Elektri­zitätsunternehmen für einen Ausbau der Netze im Wallis und Tessin engagiert. Mit dem Netzausbau soll eine durchgehende Achse von Frankreich über das Wallis bis Lavorgo entstehen. Damit werden die Kraftwerke des Wallis über eine starke Ost­West­Verbindung an die Netze Frankreichs und Italiens ange­schlossen und später auch über die Gotthard­leitung mit den Verbrauchszentren nördlich der Alpen verbunden.

Der Transport des vierten Transformators war der bisher grösste Schwertransport durch den Gotthardtunnel.

Siemens musste die Transportbehälter den Anforderungen der Bahn und den Tunnel-profilen anpassen (links).

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20 Text Philippe Sablonier C Fotos Hans Stuhrmann

Herr Nyfeler, seit zwei Jahren sind Sie Direktor der Klinik Linde. Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf?Es ist die Vielfältigkeit und die Herausforde­rung, in einem komplexen Umfeld etwas zu bewegen, zu verändern, aufzubauen. Es ist auch die Arbeit, gemeinsam mit Menschen Veränderungen zu gestalten, so dass ein Um­feld entsteht, in dem gerne und motiviert gearbeitet wird mit dem Ziel, den Patientin­nen und Patienten die bestmögliche Versor­gung zu bieten.

Bevor Sie in die Linde kamen, waren Sie 15 Jahre lang in verschiedenen Funktionen in öffent­lichen Spitälern tätig. Was reizte Sie, in die Privatwirtschaft zu wechseln?Mit der Zeit hatte sich die Lust entwickelt, einmal die «andere» Seite kennenzulernen und in einem Privatspital tätig zu sein. Ich erwartete primär mehr Autonomie, weniger Abhängigkeit vom Kanton, mehr Wettbewerb und Entscheidungsfreiheit.

Haben sich diese Erwartungen erfüllt?Die Unterschiede zwischen öffentlich und privat erachte ich als relativ gering. In meiner Funktion als Direktor ist der Job grösstenteils derselbe. Die Grundfragenstellungen sind die gleichen. Dann gibt es ein paar Besonder­heiten, zum Beispiel das Bewusstsein, dass man mit einem privaten Spital wie jedes an­dere private Unternehmen auf den wirtschaft­lichen Erfolg angewiesen ist.

Ihr Vorgänger Adrian Dennler, der während 15 Jahren die Klink Linde leitete, wechselte zur Konkurrenz in die Hirslanden­Gruppe. Was ist das für ein Gefühl, den Vorgänger als Konkur­renten zu haben?Ich erachte die Hirslanden in Bern nicht als

direkte Konkurrenz. Es gibt Chirurgen bei uns, die eng mit der Hirslanden­Gruppe zusam­menarbeiten. Unsere Konkurrenten sind das Spitalzentrum und die Berner Spitäler als Ganzes. In anderer Hinsicht ist es nicht ganz so einfach: Adrian Dennler hinterliess sehr grosse Spuren und einen langen Schatten. Er ist eine Generation älter als ich und prägte das Haus über Jahre mit seiner charismati­schen Persönlichkeit. Ich versuchte nie, ihn nachzuahmen. Er hatte sicher einen anderen Führungsstil als ich gelebt. Sich auf einen neuen Chef und einen anderen Führungsstil einzustellen, damit hatten einige Mitarbei­tende grosse Mühe.

Welchen Führungsstil pflegen Sie? Mein Führungsstil ist für einige sehr an­spruchsvoll. Einerseits gewähre ich eine grosse Autonomie, aber andererseits verlange ich entsprechend viel Verantwortung. Ich versuche die Mitarbeitenden in Entscheidungen früh­zeitig miteinzubeziehen. Ich gebe klare Ziel­vorgaben, aber wie diese dann konkret umzu­setzen sind, darin sind sie sehr frei. Wir leben

In einem ruhigen Quartier nahe des Bieler Stadtzentrums steht mitten im Grünen eine der zehn führenden Privatkliniken der Schweiz: die Klinik Linde. Sie ist im Belegarztsystem organisiert und deckt mit knapp neunzig Fach ärztinnen und Fachärzten fast alle Spezial gebiete der modernen Medizin ab. Im Interview mit dem Monitor spricht Direktor Dr. Jürg Nyfeler über die heutigen Heraus-forderungen an die Führung der Privatklinik.

heute eher einen basisdemokratischen An­satz. Der hierarchisch­direktive Führungsstil ist passé. Ich glaube, Chef zu sein ist heute generell schwieriger als vor 50 Jahren. Früher war man allein durch die Funktion als Chef nahezu unantastbar. Heute wird Vieles hinter­fragt und auch offen kritisiert. Heute erwarten die Mitarbeitenden sehr viel von einem guten Chef. Sie wollen informiert und mitein­bezogen sein und in ihren Bedürfnissen ernst genommen werden.

Sie sagten einmal, Ihr Ziel sei es, dass alle in der Klinik Linde tätigen Leute gerne hier arbeiten.Das ist es noch immer, auch wenn ich unter­dessen gemerkt habe, dass es ein sehr hoch gestecktes Ziel ist. Ich versuche generell, mit den Menschen so umzugehen, wie ich erwarte, dass sie mit mir umgehen. Und trotzdem merke ich, dass man nicht immer von sich aus auf andere schliessen kann.

Ein grosser Teil der Ärztinnen und Ärzte sind Aktionäre der Klinik und damit Ihre Vorgesetz­

«Chef zu sein ist heute schwieriger als vor 50 Jahren.»

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21 Monitor 3/2011

Zur PersonJürg Nyfeler, 45, Dr. phil. II, ist seit zwei Jahren Direktor der Privatklinik Linde. Er studierte an den Universi-täten Basel und Bern Pharmazie und promovierte in klinischer Pharmakologie. Von 1999 bis 2005 war er am Spitalzentrum Biel stellvertretender Chefapotheker und Leiter Qualitätsmanagement, gleichzeitig absol-vierte er ein Nachdiplomstudium als Master of Science in Organisationsentwicklung. Danach war er bis 2009 Direktor des Spitals Grenchen und des Bürgerspitals Solothurn sowie Mitglied der Geschäftsleitung der Solothurner Spitäler AG. Jürg Nyfeler ist in Biel aufge-wachsen und wohnt heute in Ipsach.

ten. Als CEO sind Sie wiederum der Vorgesetzte von ihnen. Wie geht das, wenn man sich ge­genseitig Chef ist?Grundsätzlich geht das gut. Schwieriger ist es mit dem gegenseitigen Informationsaus­tausch. An der vorherigen Stelle als Direktor hatte ich rund zehn Chefärztinnen und Chef­ärzte. Wir trafen uns alle 14 Tage, so dass laufend Informationen ausgetauscht und Ent­scheidungen getroffen werden konnten. Hier in der Linde habe ich knapp neunzig Beleg­ärztinnen und Belegärzte, und es ist unmög­

lich, alle regelmässig an einen Tisch zu brin­gen; mit einzelnen hatte ich bis heute sehr wenig Kontakt. Die Führung eines Belegarzt­spitals ist sicherlich anspruchsvoller als ein Spital mit Chefärzten.

Was ausser der Kommunikation ist anspruchsvoll?Ich bin Bieler, kenne die Linde schon ewig, wusste, dass sie einen sehr guten Ruf hat, wusste: Hier ist alles tiptop. Zu Beginn fragte ich mich, wo denn die Herausforderungen in einem vergleichsweise kleinen Spital, wie es die Klinik Linde ist, liegen. Ich habe aber dann schnell gemerkt, dass aufgrund der geringen Grösse auch die Geschwindigkeit viel höher ist. Es gibt viele Veränderungen in kurzer Zeit und die Menge der Themen, die zu bearbeiten sind, ist genau gleich wie in einem grossen Spital: Tarifverhandlungen, Einführung DRG, Umsetzung aller gesetzlichen Vorgaben, Mitarbeiterführung etc. In den grossen öffent­lichen Spitälern kann man sich viel mehr auf vorhandene Spezialisten stützen. In der Klinik Linde gibt es viel mehr Generalisten.

Eine Besonderheit: Sie haben eine Zusammen­arbeit mit einer Privatklinik in Russland, in Jekaterinburg. Wie sieht diese aus?Es ist ein Know­how­Transfer im technischen Bereich, zum Beispiel in der Radiologie und in organisatorischen Belangen der Pflege. Regelmässig werden auch russische Patien­tinnen und Patienten in der Klinik Linde behandelt. Ich persönlich finde diesen Aus­tausch mit einer anderen Kultur sehr span­nend. Zum Beispiel erfuhr ich in einem Gespräch mit verschiedenen örtlichen Spital­direktoren: Sie haben genau die gleichen Probleme wie wir. Darüber staunte ich.

Die Privatklinik Linde Die Klinik Linde AG in Biel zählt zu den zehn führenden Privatspitälern der Schweiz. In der Region Biel, Seeland und Berner Jura ist sie Marktführerin in der Betreuung der privat und halbprivat Versicherten. Sie ist im Belegarztsystem geführt und deckt fast alle Spezialgebiete der modernen Medizin ab. Frei prak tizierenden Ärztinnen und Ärzten sowie deren Patientinnen und Patienten bietet sie um fassende Dienstleistungen und modernste medizinische Infra-struktur inklusive Hotellerie. Die Klinik Linde ist Mitglied des Verbands der Privatspitäler des Kantons Bern sowie der Swiss Leading Hospitals.www.kliniklinde.ch

Heute wird Vieles hinterfragt und auch offen kritisiert.

«Chef zu sein ist heute schwieriger als vor 50 Jahren.»

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Der Künstler Chris Aschwanden mit seinem Doppelgänger, einer dreidimensionalen Raumzeichnung seines eigenen Körpers.

Text Philippe Sablonier C Fotos Hans Stuhrmann

Das Unsichtbare im SichtbarenDer junge Schweizer Künstler Chris Aschwanden schuf ein Faszinosum der besonderen Art: eine drei-dimensionale Zeichnung seines eigenen Körpers – mit Hilfe eines Magnet-resonanztomographen.

Es schien, als wollten sich die Ausstellungs­besucherinnen und ­besucher vor einem im Raum schwebenden Kunstobjekt verneigen: Sie näherten sich ihm langsam und behutsam, stellten die Köpfe schräg, beugten sich nach vorne, gingen in die Knie, verrenkten sich – als trauten sie ihren Augen nicht. Das, was sie von weitem erkannten, war eindeutig eine menschliche Figur. Doch je näher sie ihr kamen, desto mehr löste sie sich ins Unkennt­liche auf: in weissliche, durchsichtige Linien und Schraffuren, die nichts mit einem Menschen gemein zu haben schienen. Die drei­ dimensionale Zeichnung «Is this all there is …?» des Künstlers Chris Aschwanden birgt ein Geheimnis, das nicht so leicht zu ent­schlüsseln ist.

Schicht um Schicht nachgezeichnetÜber Wochen hatte er in geduldiger Fleiss­arbeit von Hand mit einem diamantbesetzten Graviergerät auf durchsichtige Acrylglasplat­ten das Innere seines Körpers nachgezeichnet: Organe und Knochen, Schicht um Schicht, auf hundert Platten insgesamt. Zwei Stunden benötigte er pro Platte, vier Platten pro Tag schaffte er maximal. Die hundert Platten schichtete er schliesslich fein säuberlich über­einander – mit dem Resultat, dass wir einen lebensgrossen Menschen vor uns zu haben glauben.

Eigentlich hatte Aschwanden seine Arbeit damit begonnen, eine möglichst grosse Sammlung von Röntgenbildern anzulegen, die ihm als Ausgangsmaterial für anatomische Zeichnun­gen dienen sollte. Doch wegen des Daten­schutzes gaben Spitäler nur zögernd Anschau­ungsmaterial heraus. So kam er auf die Idee, seinen eigenen Körper von Kopf bis Fuss scannen zu lassen und fragte dazu ver­schiedene Hersteller von Magnetresonanz­tomographen (MRT) an, darunter Siemens.

Röntgenbilder im WohnzimmerSein Inneres zu durchleuchten war für ihn keine unbekannte Erfahrung: «Angst verspürte ich keine. Ich hatte einige Sportunfälle gehabt und lag schon oft in einem MRT. Die Aufre­gung war für mich mehr, dass mein Kunstpro­jekt bei Siemens auf Interesse gestossen war.» Des Triathleten, Läufers und Kletterers Fas zination für die menschliche Anatomie ist kaum übersehbar: Der Leistungssportler

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Zeichnung auf Acrylglasplatten: mit einem Handgraviergerät interpretierte, über-einandergeschichtete MR-Bilder des eigenen Schädels des Künstlers (unten).

Retrospektive einen Bezug zu einer Inner­schweizer Künstlerpersönlichkeit herzustel­len. So versteht Aschwanden seine Arbeit als moderne und persönliche Antwort an den in den dreissiger Jahren in Luzern geborenen, wissenschaftlichen Zeichner Hans Eigenheer. Dessen Faszination galt der archäologischen, schichtweisen Freilegung des Fundgutes bei Etruskerausgrabungen und der menschlichen Anatomie, was er in mystischen Zeichnungen und Radierungen in Notizbüchern und auf Wandtafeln festgehalten hatte. Aschwandens zeitgenössische Antwort auf Eigenheers anatomische Zeichnungen bestand für ihn darin, eigene Röntgenbilder der menschlichen Anatomie zu verwenden: «Das Prinzip der Schichtungen wiederholte ich, indem ich so­ genannte Schnittbilder verwendete, die horizontal zur Körperachse angeordnet sind.»

Zerbrechlichkeit des MenschenAus den fünfhundert detailreichen MRI­Bildern des eigenen Körpers wählte er jedes fünfte aus. Achtzig Prozent der Aufnahmen liess er weg, in Analogie des Verhältnisses der festen Materie zur flüssigen Materie des mensch­lichen Körpers, der zu achtzig Prozent aus Wasser besteht. Das Acrylglas versinnbildlicht die feste Materie und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Seins. «Wichtig ist für mich die Transparenz, der durchsichtige Raum, der sich zwischen den Zeichnungen ergibt

Das Unsichtbare im Sichtbaren

Ausstellung in Sursee bis Neujahr 2012Die dreidimensionale Raumzeichnung Chris Aschwandens ist zu sehen vom 24.09.2011 bis 01.01.2012 im Museum Sankturbanhof in Sursee, und zwar im Rahmen der Ausstellung «Tandem», einem Projekt des Schweizer Kunstvereins und der Hochschule Luzern, in dem junge Künstlerinnen und Künstler mit ihren Arbeiten mit Innerschweizer Altmeistern der 1970er Jahre in Dialog treten.

www.kunstverein.ch > Projekte > Tandem

www.chrisaschwanden.com

Ich sehe diese Aufnahmen ästhetisch.

hat unter anderem in seiner Wohnung als Wandlampe einen Leuchtkasten, vor dem er MR­ und Röntgenbilder hängen hat. «Ich sehe diese Aufnahmen ästhetisch. Sie sind für mich nicht negativ behaftet. Ich betrachte sie nicht mit einer medizinischen, sondern mit einer künstlerischen Optik.»

Zum ersten Mal öffentlich zu sehenDie künstlerische Laufbahn einzuschlagen und seinen künstlerischen Visionen zu vertrauen, entschied er sich im nicht mehr ganz zarten Alter von 33 Jahren. Zuvor einige Jahre als Dekorationsgestalter und ein knappes Jahr­zehnt als Primarlehrer tätig, entschied er sich, an der Hochschule Luzern den Leistungsaus­weis des Bachelor of Arts und anschliessend des Master of Arts in Fine Arts zu holen. Diesen Sommer nun schloss er mit Erfolg den ersten Teil seiner Kunstausbildung ab, an deren Abschlussfeier in Form einer Werkaus­stellung in den Messehallen Luzern seine Arbeit «Is this all there is …?» zum ersten Mal öffentlich zu sehen war. Auch wenn im Rahmen der Ausbildung entstanden, so weist Aschwanden mit diesem Werk bereits in die Zukunft: Denn es ist nicht eigentlich für das Diplom, sondern für eine spätere Ausstellung in Sursee konzipiert, die der Schweizerische Kunstverein zusammen mit der Hochschule und vier Innerschweizer Kunsträumen Ende dieses Jahres organisiert (siehe Kasten).

Referenz an einen AltmeisterFür diese Ausstellung wurden ausgewählte junge Kunstschaffende eingeladen, in einer

und in der Vorstellung des Betrachters ausge­füllt wird.» Sein luftiges, leichtes Objekt, dessen vierzig mal fünfzig Zentimeter grosse Platten mit einem Gesamtgewicht von achtzig Kilogramm dem Körpergewicht des Künstlers entsprechen, versteht er nicht als Skulptur, sondern als zweidimensionale Zeichnungen, die zu einer dreidimensionalen Raumzeich­nung aufgeschichtet sind.

Eine künstlerische InterpretationDie medizinische Anwendung der bildgeben­den Verfahren zeigt das organische und anorganische Innenleben. Mit seiner Arbeit will Aschwanden auch auf das hinweisen, was nicht mit Bildern fassbar ist: Aura, Chakren, Triebe – das Leben überhaupt, und in Bezug auf das Sichtbare fragt er das Publikum: «Is this all there is …?» Aschwandens auf ge­heimnisvolle Weise fesselndes Objekt ist eine blosse Interpretation des menschlichen Auges. Es hat weder Farbe noch exakt abge­bildete Formen der Organe und Knochen, es lebt von der blossen Verdichtung der über­einander gestapelten, schraffierten und auf­gerauhten Flächen und Linien, die das mensch­ liche Hirn in der Betrachtung zu einem Ganzen zusammensetzt. Für den Künstler eine Allegorie der Wirklichkeit: «Man schaut einen Menschen an, sieht jedoch nur bis zu dessen Oberfläche. Um sein Inneres zu sehen, muss man mit ihm in Interaktion treten.» So ist es ganz in seinem Sinn, dass sich die Leute vor seinem Doppelgänger verrenken und verbiegen und dass das Objekt mehr Fragen aufwirft als es Antworten bietet. Auch das ist für Aschwanden gewollt: «Kunst ist für mich dann gute Kunst, wenn ich noch ein bis zwei Tage darüber sinniere, was ich ge­sehen habe und nicht einfach finde, dass sie schön ist. Kunst soll zum Nachdenken an­regen.»

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Die vier Sujets thematisieren das komfortable und umwelt-freundliche Reisen sowie die Förderung des Wissen schafts-nachwuchses.

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Der Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg eines jeden Unternehmens ist durch zahl-reiche Faktoren bedingt. Neben guten Produkten und Dienstleistungen, einem funktionierenden Team sowie einer straffen Organisation sind auch wirksame Kommunikationskonzepte unabdingbar, um die Zielgruppe zu erreichen. Mit der richtigen Form können die Botschaften klar und ansprechend präsentiert werden.

Aktuelle Kampagnen bei den Divisionen Mobility und Industry Automation & Drive Technologies (IA&DT) sowie bei der Bosch Siemens Hausgeräte AG (BSH) zeigen, wie vielseitig Kommunikation sein kann.

Warum fahre ich nicht Tram?Eine im Jahr 2007 durchgeführte Umfrage be stätigte, dass der Bekanntheitsgrad von Siemens in der Schweiz eher gering ist. Lediglich elf Prozent der befragten Personen nannten Siemens spontan. Die Bevölkerung nimmt Siemens vorrangig als Haushaltgeräte­hersteller wahr. Dass das Siemens­Portfolio sehr viel mehr zu bieten hat als Waschmaschi­nen und Kühlschränke, ist den meisten jedoch nicht bekannt. Die Industry­Division Mobility lancierte daher im Frühjahr 2011 eine Kampagne in Basel und Zürich mit dem Ziel,

24 Text Eray Müller C Fotos Siemens Schweiz AG, BSH Hausgeräte AG

«Wie kann ich die Zukunft mitgestalten?»

den eigenen Bekanntheitsgrad innerhalb der nächsten drei Jahre um acht Prozent zu steigern. Neben den Kunden, also den Bahn­betreibern, spricht die Kampagne auch Industrie, Politik und Wirtschaft sowie Bahn­reisende und Mitarbeitende an.

Kampagnen in Basel und ZürichDie Kampagne startete Mitte März mit zwei für Basel typischen Anzeigensujets. Die zwei­monatige Aktion umfasste Anzeigen in der Basler Presse, Leuchtplakate und Railposter in Basler Trams. Die Sujets zeigten auf, wie wichtig Mobilität für unsere Gesellschaft ist, aber immer als selbstverständlich empfunden wird. Die Kampagne vermittelte, dass der Fahrgast mit den Trams von Mobility schnell, sicher und komfortabel reist. Im Sommer fand eine zweite Kampagne in Zürich statt. Dort

wurden zwei Schwerpunkte gesetzt. Ein Sujet vermittelte, dass Siemens den Wissenschafts­nachwuchs fördert und sich somit für inno­vative, umweltbewusste Mobilitätslösungen auch in der Zukunft einsetzt. Ein weiteres Sujet richtete sich unter anderem an die Auto­fahrer, welche täglich im Stau stehen, statt komfortabel und umweltfreundlich mit den Zügen und Trams von Mobility zu reisen. Während der Einsatzdauer der Kampagnen begleitete ein Marktforschungsinstitut die Massnahmen mit Umfragen bei den definierten Ansprechgruppen. Mögliche Veränderungen wurden festgehalten und gaben Aufschluss über den Erfolg der Werbemass nahmen. Die Analyse des Marktforschungsinstituts hat bestätigt, dass die Werbung sehr viel bringt und der Bekanntheitsgrad bereits signifikant gestiegen ist.

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Sicheres kabelloses Bedienen und BeobachtenEine etwas längere Kampagne startete die Industry­Division IA&DT im Februar 2011. Ziel ist die Vermarktung des ersten kabellosen Bediengeräts mit integrierter Sicherheitsfunk­tion. Da die Kunden immer noch Vorbehalte gegenüber der Wireless­Technologie haben und die Vorteile zu wenig bekannt sind, ent­schied sich IA&DT, das Mobile Panel 277 (F) IWLAN V2 im Rahmen einer grossangelegten Kampagne zu präsentieren. Dabei werden einerseits die klassischen Massnahmen wie Mailings, Anzeigen, Internetauftritte, Broschü­ren, Messeauftritte und Events genutzt und andererseits wurde ein Onlinegame konzipiert, welches während acht Wochen – noch bis 11. November 2011 – läuft und bei welchem fünf iPads verlost werden. Das Onlinegame wurde im Design des Mobile Panels entworfen. Bedient werden die Spielfiguren via Cursor­tasten, ein roter Nothaltknopf verleiht den Figuren für einige Sekunden einen Schutz­schild und mit dem Rad kann die Geschwin­digkeit des Spiels eingestellt werden.

Flexibles Arbeiten dank mobilen Bedien-stationenIm Bereich Fertigung, Logistik und Maschinen­bau ist flexibles Arbeiten mit mobilen Bedienstationen direkt vor Ort unabdingbar.

Besonders bei Wartungs­ und Inbetriebset­zungsarbeiten sind an die Sicherheit hohe Anforderungen gestellt. Mit einem mobilen Panel kann der Bediener direkt vor Ort an die Maschine gehen und kritische Einstellvor­gänge durchführen. Diese Lösung verbindet drei Technologien: mobiles Bedienen und Beobachten, Industrial Wireless LAN und inte­grierte Sicherheit. Damit fügt es sich nahtlos in die Philosophie von TIA (Totally Integrated Automation) ein. Die Vorteile kabelloser Mobile Panels sind zahlreich: So lassen sich selbst weitläufige Anlagen, die durch mehrere Access Points abgedeckt sind, dank Rapid Roaming unterbrechungsfrei, sicherheitsge­richtet und natürlich mobil bedienen. Die Kampagne soll genau diese Eigenschaften hervorheben und den Kunden näherbringen.Das Onlinegame kann unter www.siemens.ch/kabelloses­bedienen gespielt werden.

Kaffee trinken mit Renzo BlumenthalEine Kampagne der etwas anderen Art plant die Bosch Siemens Hausgeräte AG (BSH). In den Monaten Oktober bis Dezember werden in verschiedenen Fachmärkten Degustationen stattfinden. Dort wird der neue Kaffee­vollautomat EQ.5 beworben. Dabei wird der Fokus auf die langjährige Erfahrung von Siemens in diesem Bereich gelenkt. Mit Renzo Blumenthal wurde eine bekannte und be­liebte Person engagiert, welche gleichzeitig Qualität, Vertrauen und Natürlichkeit aus­strahlt. Für viele verkörpert Renzo Blumenthal das Idealbild eines Schweizers.

Unkompliziertes ShootingDass Renzo Blumenthal bodenständig und un­kompliziert ist, kam auch beim Fotoshooting Mitte März zum Ausdruck. Der ehemalige Mister Schweiz zeigte sich nicht nur von seiner professionellsten Seite, sondern überzeugte auch mit seiner Vielseitigkeit und seinem Humor. Genauso vielseitig ist der neue Kaffee­vollautomat EQ.5, welcher bereits in der ersten Monitor­Ausgabe dieses Jahres näher vorgestellt wurde. Die Maschine vereint inno­vative Technik und höchstes Kaffee­Know­how und ist für eine anspruchsvolle Zielgruppe entwickelt worden, die auf vielseitige Weise Kaffee geniessen möchte.

Drei Kampagnen, eine BotschaftVerschiedener könnten die drei Kampagnen nicht sein, doch alle haben dieselbe Botschaft: Egal ob Mobility, IA&DT oder BSH, Siemens bietet gute Produkte, mit welchen die Zukunft mitgestaltet werden kann und welche das Leben einfacher machen.

Neben den klassischen Massnahmen wurde auch ein Online-Game im Design des Mobile Panels konzipiert.

Mit dem Mobile Panel kann der Bediener vor Ort an die Maschine gehen und kritische Ein-stellvorgänge durchführen.

Renzo Blumenthal überzeugte beim Fotoshooting mit seiner Vielseitigkeit und brachte eine grosse Portion Humor mit.

«Wie kann ich die Zukunft mitgestalten?»

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26 Text Ute Bauckhorn C Fotos Siemens Schweiz AG

1912Erste vollautomatische Haus-telefonzentrale der Schweiz für die Basler Lebens -versicherungsgesellschaft

1920Manuelle Telefonvermittlung in Genf

1953Stöpselzentrale der Telefonvermittlung im Kantonsspital Zürich

Mehr Sicherheit durch ZertifizierungIm Mai fand in der Regionalgesellschaft das Zertifizierungsaudit zu ISO 9001, ISO 14001 und OHSAS 18001 statt. Dank guter Vorbereitung und überzeugender Präsentation durften alle drei Zertifikate entgegengenommen werden.

Die Arbeitssicherheit ist in jedem Unterneh­men ein zentrales Thema. Jeder Arbeitgeber wünscht sich, dass die Mitarbeitenden abends genauso gesund nach Hause fahren, wie sie morgens gekommen sind. Menschliches Leid soll wo immer möglich verhindert werden. Auch der finanzielle Aspekt spielt eine Rolle. Arbeitsausfälle kosten den Arbeitgeber laut Beispielrechnung der Suva im Schnitt etwa 1000 Franken pro Tag, Heilkosten und Taggeld nicht miteinbezogen. Können solche Ausfall­tage vermieden werden, spart das Unterneh­men bares Geld.

Lange Tradition und starke PartnerBereits 1884 hielt Werner von Siemens fest, dass Arbeitssicherheit nicht nur als Vorschrift des Gesetzes betrachtet werden darf, sondern vor allem als Gebot menschlicher Verpflich­tung und wirtschaftlicher Vernunft. In der Schweiz sind sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmende zur Verantwortung bezüglich Arbeitssicherheit verpflichtet. Fahrlässig­keiten können straf­ und zivilrechtlich verfolgt werden. Damit es gar nicht erst so weit kommt, stehen in der Schweiz die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva) und die Eidgenössische Koordinationskommission

für Arbeitssicherheit (EKAS) in den Bereichen Ausbildung, Prävention und «Sicherheit mit System» als starke Partner zur Seite. Die EKAS hat verschiedene Richtlinien und Wegleitun gen erarbeitet, welche helfen, ein solches System sauber aufzustellen. Leider ist die sogenannte EKAS­Richtlinie 6508 ausserhalb der Schweiz fast gänzlich unbe­kannt. Gerade internationale Kunden wünschen sich von ihren Lieferanten eine Zertifizierung nach OHSAS 18001. OHSAS steht für «Occupational Health and Safety Assessment Series» und ist eine britische Zertifizierungsgrundlage, die sich stark an die ISO 14001 (Norm für Umweltmanage­ment) anlehnt. Wird die Zertifizierung nach OHSAS 18001 erzielt, werden automatisch auch die Forderungen der EKAS bezüglich Systematik der Arbeitssicherheit erfüllt.

Arbeitssicherheit im UnternehmenEin zentraler Bestandteil der OHSAS ist die Forderung nach einem Verfahren zur Gefähr­dungsbeurteilung. Ziel ist es, festzustellen, ob für die Mitarbeitenden Gefahren bestehen. Sobald die möglichen Gefahren bekannt sind, können daraus Massnahmen abgeleitet werden. Solche Massnahmen können bei­

spielsweise Schutzbrillen und Handschuhe, aber auch ergonomische Bürostühle sein. Diese zusätzliche Schutzausrüstung muss vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt werden.

Aus Fehlern lernenWichtig ist, dass die Erkenntnisse und die abgeleiteten Massnahmen schriftlich doku­mentiert werden. Nur so kann aus den Fehlern gelernt werden. Doch Unfälle lassen sich kaum vermeiden. Wenn trotzdem einmal etwas passiert, steht an allen Stand­orten eine Notfallorganisation mit ausge­bildeten Erst helfern bereit. Zur klassischen Präven tionsarbeit gehört auch, dass Mass­nahmen er griffen werden, bevor es zu Schä­den kommt.

Mehr Sicherheit durch OHSAS 18001OHSAS 18001 hilft, mit seinen Vorgaben Ver­fahren zu definieren, das Thema internatio­nal vergleichbar zu machen und vor allem systematisch anzugehen. Ausserdem werden Ziele und Programme festgelegt, die dazu beitragen sollen, die Sicherheit weiter zu er­höhen, damit die Arbeitnehmenden abends auch weiterhin so gesund nach Hause fahren können, wie sie morgens gekommen sind.

Monitor 3/2011

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Siemens IT Solutions and Services (SIS) wurde während einer bahnbrechenden Fusion am 1. April 2007 gebildet. Siemens Business Services (Deutschland), Program and System Engineering (Österreich), Siemens Informa­tion Systems Ltd (Indien), Business Innovation Center (Schweiz) und Development Innova­tions and Projects (Griechenland) wurden zu einer neuen Division der Siemens AG zusam­mengefasst. Einige Monate später wurde auch der Bereich Civil and National Security integ­riert. Die Siemens IT Solutions and Services AG war eine erfahrene und zuverlässige Premium­Anbieterin von branchenspezifischen IT­ Lösungen und IT­Outsourcing für den Indus­trie­, Energie­, Finanz­ und Gesundheitssektor sowie für die öffentliche Hand. Das Kunden­portfolio erstreckte sich von internationalen Grosskonzernen bis hin zu nationalen kleinen und mittleren Unternehmen aller Branchen.

Der Weg zur AktiengesellschaftPer 1. Mai 2009 übernahm SIS das IT­Security­Team von Siemens Enterprise Communica­tions AG (SEN). Dank diesem Schritt konnte SIS nun auch Lösungen im Bereich IT­Security anbieten und seine Kunden in den Bereichen Public Sector, Industry, Healthcare und Financial Services noch kompetenter beraten. Am 1. Juli 2010 wurde die Division Siemens IT

Solutions and Services von der Siemens AG ausgelagert und in ein eigenständiges Unter­nehmen überführt. In der Schweiz wurde SIS zu einer Aktiengesellschaft mit Hauptsitz in Zürich und Niederlassungen in Bern, Reinach, Renens, Vevey und Zug.

Strategische Partnerschaft mit Atos OriginKaum hatten sich das Unternehmen und seine über 400 Mitarbeitenden mit der neuen Selb­ständigkeit zurechtgefunden, kam auch schon die Mitteilung der Siemens AG, dass sie eine strategische Partnerschaft mit dem französi­schen Unternehmen Atos Origin abgeschlossen habe. Die Integration konnte nach kurzer Vorbereitung am 1. Juli 2011 erfolgreich abge­schlossen werden. Kari Kupila übernahm die operative Verantwortung für Atos Schweiz und löste damit Reto Gutmann als CEO der SIS ab. Gleichzeitig wurde weltweit ein neues Organisationsmodell aufgesetzt, welches aus fünf sogenannten Markets and Sales, elf Global Business Units und vier Service Lines besteht. Unterstützt wird das Unternehmen von den Group Functions.

Atos IT Solutions and Services AGAtos in der Schweiz setzte sich zu Beginn aus Siemens IT Solutions and Services AG und Atos Origin AG zusammen. Ab Juli trat das

Bye bye Siemens – welcome at Atos

Als weltweiter IT-Partner für die Olympischen Spiele integriert, verwaltet und sichert Atos das gigantische IT-System, das für die Übermittlung von Ergebnissen, die Übertragung von Veranstaltungen und Informati-onen an Zuschauer und Medien auf der ganzen Welt sorgt. Beim Vertrag zwischen Atos und dem Interna-tionalen Olympischen Komitee (IOC) handelt es sich um den weltweit grössten IT-Vertrag in der Geschich-te des Sports. Er wurde kürzlich verlängert, so dass er auch die Olympischen Winterspiele 2014 in Sot-schi (Russland) und die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro (Brasilien) umfasst

Powering progress: «Day 1 Celebration» in Zürich

Unternehmen unter der neuen Marke Atos auf. Im August erfolgte die Umfirmierung von Siemens IT Solutions and Services AG zu Atos IT Solutions and Services AG. Es hiess dann definitiv, sich von Siemens zu verabschieden und den Weg mit Atos zu gehen. Die nun mehr als 500 Mitarbeitenden werden das Geschäft in der Schweiz weiterhin motiviert aufbauen und vorantreiben.

Text Karin Meier C Foto Siemens IT Solutions und Services AG

Seit Anfang Juli tritt Siemens IT Solutions and Services AG unter der Marke von Atos auf. Im August hat die Um firmierung auf Atos IT Solutions and Services AG stattgefunden. Ein kurzer Rück- und Ausblick zum neuen IT-Unterneh-men und der Abschied von Siemens.

Der weltweit grösste IT-Vertrag der Sportgeschichte

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www.siemens.ch