Mütterchen Russland, Väterchen Frost und göttliches Gotha ... · 1578 und ein weiteres aus den...

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Knut Kreuch Mütterchen Russland, Väterchen Frost und göttliches Gotha – zum Deutsch-Russischen Verständnis

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Knut Kreuch

Mütterchen Russland, Väterchen Frost und göttliches Gotha –

zum Deutsch-Russischen Verständnis

Manuskript zum Vortag von Knut Kreuch zur Seniorenakademie am 13. September 2016

Zahlentafel zu den wechselseitigen Verbindungen zwischen Gotha und Russland Früheste Beziehungen 1517 Der Römisch-Deutsche Kaiser Maximilian I. von Habsburg (1459-1519)

beauftragt seinen Gesandten Sigmund von Herberstein (1486-1566) mit ei-ner Reise an den Hof des russischen Großfürsten Wasilij III. (1479-1533), in den Jahren 1526/27 folgt unter dessen Nachfolger Kaiser Karl V. (1500-1558) eine weitere Reise. Daraus entsteht die erste umfassende und genaue Beschreibung Russlands „Rerum Moscoviticarum Commentarij“, die 1549 erstmals in lateinischer Sprache gedruckt wird, bis 1600 erscheinen weitere 20 Ausgaben in Latein, Deutsch, Italienisch und Englisch. Mitglieder der Familie von Herberstein stehen später auch im Kontakt zu Gotha, so Maxi-milian Freiherr von Herberstein (1609-1688), ein bekannter Feldherr in ve-nezianischen Diensten, der seinen Lebensabend in Waltershausen ver-bringt. In den Registern des Gymnasium Ernestinum ist 1648 Adolf Fried-rich von Herberstein als Schüler verzeichnet.

1568 Der Magister Johann Weidemann (ca.1530-1587) wird Hofprediger in Kö-

nigsberg (heute Kaliningrad), er war Hofprediger in Gotha bis zur Schlei-fung von Schloss Grimmenstein und der Aufgabe der Residenz Gotha im Zuge der Grumbachschen Händel im Jahr 1567.

1640 Im Jahre 1640 teilen die Brüder Wilhelm IV. (1598-1662), Albrecht (1599-

1644) und Ernst (1601-1675) das von ihrem Vater Johann (1570-1605) er-erbte Herzogtum Sachsen-Weimar in drei neue Staaten. Wilhelm IV. bleibt Herzog von Sachsen-Weimar, Albrecht übernahm das neue Herzogtum Sachsen-Eisenach und Ernst wurde Herzog von Sachsen-Gotha. Dieser Herzog mit dem Beinamen der Fromme, entwickelte seinen neuen Staat in jeder Hinsicht zu einem mustergültigen Staat von dem viele Reformen und die ersten Kontakte nach Russland ausgingen.

1654 Im Oktober kommt der Offizier Nikolaus Baumann nach Moskau, er tritt

in russische Dienste und wirbt in Europa Soldaten an. Er steht im Brief-wechsel mit Herzog Ernst von Sachsen-Gotha.

1659 Veit Ludwig von Seckendorff (1626-1692) legt den ersten Katalog der Be-

stände der Herzoglichen Bibliothek vor, darin ist bereits ein Werk von Adam Olearius (1599-1671) verzeichnet, in dem dieser seine „Moscowiti-sche und persische Reise 1633-1639“ beschreibt.

1663 Herzog Ernst schreibt einen Brief an den russischen Fürsten Matweij Ro-

modanowsky.

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Die Familie Gramann als Reisende zwischen Moskau und Gotha 1664 Am 22. Februar heiratet der Stadtilmer Arzt Michael Gramann (1631-1702)

Dorothea Sybille Quehl, die Tochter des Gothaer Bürgers Mattheus Quehl. Gramann kam bereits als Kind 1643 nach Tallin und 1647 nach Moskau, wo er mit Unterbrechungen bis 1659 bleibt. Er kommt 1659 nach Stadtilm zurück und geht am 21. März 1667 mit seiner Frau wieder nach Moskau, um eine Berufung als Leibarzt der Zaren Alexej I. Michailowitsch Roma-now anzunehmen. Er berichtet aus Moskau seinem Gothaer Schwiegerva-ter, damit dieser dem Herzog vortragen kann. 1678 bittet Gramann Zar Fjo-dor III. Alexejewitsch (1661-1681) um Erlaubnis zur Ausreise mit Frau, zwei leiblichen und zwei tatarischen Waisenkindern. Er erhält die Erlaub-nis und geht nach Stadtilm, wo er bis zu seinem Tod praktiziert.

Die Familie Blumentrost, ein Gothaer Arzt geht nach Moskau 1667 Im März reist der deutsche Pfarrer Johann Gottfried Georgii (1631-1675)

von Moskau aus an die Höfe in Dresden, nach Süddeutschland und Gotha. Er ist seit 1659 als Lehrer in Moskau. In Mühlhausen überbringt er seinem Stiefvater Dr. Laurentius Blumentrost die Ernennung zum Leibarzt des Za-ren Alexej I. Michailowitsch Romanow (1629-1676). Der Mühlhäuser Me-diziner Blumentrost (1619-1705), geboren in Bothenheiligen, wird 1652 Landarzt im Herzogtum Sachsen-Gotha, in Diensten von Herzog Ernst dem Frommen. In Gotha übergibt Georgii am 4. Januar Schreiben der lutheri-schen Gemeinde. Der Herzog übergab ihm daraufhin eine Spende von 200 Talern für die lutherische Gemeinde und einen Brief an General Nikolaus Baumann, darin schreibt er „ Wo ihr nicht die Jugend zum ganzen Chris-tentum wohl erbaut, so ist das ganze Christentum verloren.“. Herzog Ernst stellt am 3. Januar seinem Arzt Blumentrost ein Zeugnis aus. Die Gesell-schaft reist nach Leipzig weiter, dort verpflichtet Dr. Blumentrost den jun-gen Laurentius Rinhuber (1648? – 1687?) als Lehrer für seine Kinder, zu-sammen fahren sie nach Moskau, wo die Reisenden am 24. Mai 1668 ein-treffen. Im Jahr 1668 und am 15.2.1669 schreibt Herzog Ernst an seinen Berichterstatter Blumentrost in Moskau. Der Herzog stiftet in den Jahren 1668 – 1671 nochmals mit je 200 Talern die Förderung der Schule der Neuen Gemeinde in Moskau, er leistet neben Geld auch Buchsendungen. Die Familie Blumentrost wird eine der ersten deutschen Mediziner-Dynas-tien in Russland. Der Begründer der Dynastie hatte drei Söhne Laurentius Christoph, Johann Deodat (1678-1756) und Laurentius (1692-1755). Der Erste wird 1707 Leibarzt der Zarin Katharina und von 1721-1730 Leiter des gesamten Medizinalwesens in Russland, der Zweite wird 1718 Leibarzt am Hofe des Zaren und nach 1725 der erste Präsident der von Zar Peter dem Großen gegründeten Russischen Akademie der Wissenschaften.

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1669-74 Der in Erfurt geborene Heinrich Wilhelm Ludolf (1655-1712) kommt nach dem Tod seines Vaters zu seinem Onkel Hiob Ludolf (1624-1704) in Go-tha. Dieser unterrichtet ihn. H.W. Ludolf gibt später die erste Grammatik der russischen Sprache heraus

1670 Die Schule der Neuen Gemeinde in Moskau wird nach einem Bericht von

Pfarrer Georgii nicht nur von Russen, sondern auch von Polen, Tartaren und Türken besucht. Deutsch ist ein Hauptfach an der Schule.

Laurentius Rinhuber und seine Kontakte nach Gotha 1673 Der als Erzieher der Familie Blumentrost nach Moskau gekommene Medi-

zinstudent Laurentius Rinhuber ist mittlerweile fünf Jahre in der Stadt. Am 10./18. März schreibt Rinhuber an Herzog Ernst, er schildert ihm seine Er-lebnisse in Russland in den letzten fünf Jahren und bietet sich dem Herzog als Vermittler an. Am 17. Oktober 1672 bringen Gregorij und Rinhuber das Drama „Ahasverus und Esther“ für Zar Alexej zur Aufführung und erwer-ben sich seine höchste Anerkennung. Sie gelten als Begründer des Theaters in Russland. Im April schreibt Rinhuber wieder an Herzog Ernst und schildert ihm die kirchliche und politische Lage in Russland. Es folgt ein Schreiben vom 25. April in dem Rinhuber dem Herzog über skandalöse Zustände in den Kir-chen Russlands berichtet. Ende 1672 muss Rinhuber zu einer diplomati-schen Mission bis Anfang 1674 nach Deutschland aufgebrochen sein. Im März 1673 ist er in Dresden und bittet in einem Schreiben Herzog Ernst seiner Mutter die Steuern zu erlassen, was der Herzog bewilligt. Am 25. April 1673 schreibt er aus Wien an Gothas Kanzler Johann Thomas. Her-zog Ernst beauftragte seinen Gesandten in Wien, Tobias Sebastian Praun, sich mit Rinhuber zu treffen und ihm Fragen über Russland zu stellen. Im Juni ist Rinhuber in Venedig, später in Rom und kehrt im Oktober von Ve-nedig aus nach Sachsen zurück, wo er über Altenburg am 7. Dezember 1673 in Gotha eintrifft. Er trifft sich mit Herzog Ernst und Hiob Ludolph. Man diskutiert Herzogs Ernsts Vision die russische Regierung für innere Reformen und außenpolitische Expansionen in Richtung Asien und Abes-sinien zu gewinnen. Am 9.Dezember reist Rinhuber weiter. Herzog Ernst übergibt ihm Waffen als Geschenke an den Zaren und die russischen Mi-nister. Bei einem Treffen des russischen Minister Matejew mit Rinhuber sagt dieser: „…dass so viele deutsche Fürsten, welche Russland gegenüber eine entgegenkommende Haltung beobachten können, allein der Herzog Ernst ein so lebhaftes Interesse für eine gedeihliche Entwicklung Rußlands an den Tag legt.“ Die Gesandtschaft kehrt im Mai 1674 wieder nach Moskau zurück, im Ge-päck hat Rinhuber zwei Briefe von Herzog Ernst vom 14. Februar an Zar Alexej I. Michailowitsch Romanow und vom 12. Februar an Minister Artamon Sergeevic Matwejew.

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Am 9. Juni berichtet Rinhuber dem Herzog von seinen Begegnungen mit dem Zaren und dem Minister. Er unterbreitet 20 Reformvorschläge. Am 29. August 1674 schreibt Rinhuber aus Hamburg an Herzog Ernst. In einem Brief vom 8. September 1674 erinnert Rinhuber den Erbprinzen Friedrich mit den Worten „wie euer Vater, der Herzog Ernst, ihm aufgrund geografischer Karten gezeigt habe, dass es ein Leichtes sei, den russischen Handel nach China zur Blüte zu bringen.“

Russischer Staatsbesuch in Gotha 1674 Der von Laurentius Rinhuber als Dolmetscher begleitete Besuch des Za-

renhofes trifft in Gotha ein. Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha-Altenburg und sein Sohn Erbprinz und Regent Friedrich (1646-1691) empfangen am 19. September eine russische Gesandtschaft unter Leitung von Simon Mi-chailowitsch Protopopow. Damit ist Herzog Ernst neben den Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen, einer der drei deutschen Regenten, die of-fizielle Kontakte nach Russland unterhalten. Der Gesandte überreichte ei-nen Brief des Zaren. Einen Tag später empfängt Herzogin Elisabeth Sophia (1619-1680) die russische Gesandtschaft. Am 22. September fand eine Konferenz über „Religion, Commercien und dabei gute Freundschaft uff-zurichten“ zwischen Erbprinz Friedrich, Kanzler Ernst Ludwig Avemann (1609-1689) und der Gesandtschaft statt. Am 28. September reist die Ge-sandtschaft ab.

Rinhuber als Gothaer Diplomat? 1675-85 In einem Brief berichtet Laurentius Rinhuber dem neuen Gothaer Herzog

Friedrich I. über Verhandlungen mit dem Gesandten Potemkin am Kaiser-hof. Am 29. Dezember 1677 schreibt Rinhuber an Herzog Friedrich I. und bittet ihn um Ernennung zum Diplomaten. Der herzog entspricht dem Ge-such nicht. Im Februar 1678, mittlerweile ist Rinhuber zaristischer Hof-medikus, stellt er fest „…die Annäherung Russlands an China, die Er-schließung neuer Handelswege, ist von Herzog Ernst ausgegangen.“ Briefe von Rinhuber treffen in Gotha am 14.April 1675 aus Wien, am 29. Dezember 1677 aus Moskau, am 23. Mai 1678 aus Helsingör, am 26.Feb-ruar aus Livorno ein. In diesem Schreiben berichtet Rinhuber über die be-vorstehende Hochzeit des russischen Zaren Fjodor III. Alexejewitsch (1661-1682). Am 23. Mai 1678 schreibt er an Hiob Ludolph (1624-1704). Rinhuber ist in ganz Europa unterwegs, in den Jahren 1679 bis 1683, wo er in Paris weilt, schwinden die brieflichen Kontakte. Fünf Jahre später muss Laurentius Rinhuber wieder in Gotha gewesen sein, denn Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg fertigt am 1.Mai 1683 ein Schreiben an Zar Peter I. Alexejewitsch Romanow (1672-1725) wegen der bevorstehen-den Türkengefahr, welches Rinhuber dem Zaren übergibt. Der Reisende hat Geschenke erhalten, die er am 22. Juni an Bojar Golicyn übergibt, unter anderem Medikamente und ein Buch von Hiob Ludolph über Abessinien.

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Zar Peter der Große fertigt am 29. August ein Schreiben an Herzog Fried-rich I. und übergibt es wieder Rinhuber. Dieser reist am 8. September in Moskau ab, kommt nach dem 21. November nach Gotha und verfasst hier seine „Wahrhafte Relation“ über seine letzte Reise. Er bleibt wohl bis zum 24. Februar 1685 in der Stadt. Diese Handschrift ist in der Forschungsbib-liothek Gotha erhalten. 1685 reist Rinhuber wieder nach Moskau, wo sich seine Spuren verlieren, nachdem er am 20. Juni eine Audienz beim Zaren Iwan V. Alexejewitsch (1666-1696) hatte, den er mit Frau und der Regentin Prinzessin Sofia (1657-1704) nochmals am 27. August beim Fürsten Go-lizyn trifft.

Das älteste Buch der russischen Buchkunst 1678 Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg lässt für die Herzogliche

Bibliothek ein „Griechisch-Russisches/Kirchenslawisches Lesebuch“ von 1578 und ein weiteres aus den Jahren 1578/80 den „Gothaer Bukvar“ kau-fen. Beide Bücher sind ein Werk des ersten russischen Buchdruckmeisters Ivan Fjodorov (1525-1583) für den Ostroger Fürsten Konstantin Konstan-tinovics (1526-1608). Dieses weltweit einzigartige Buch ist der erste Paral-leldruck und das erste zweisprachige Lehrbuch des russischen Buchdru-ckes. Zum 400.Todestag des Schöpfers im Jahr 1983 fertigt der Moskauer Verlag „Kniga“ einen Nachdruck dieses wertvollen Buches.

1697 Der Gothaer Medailleur Christian Wermuth (1661-1739) fertigt auf den

Besuch von Zar Peter I. von Russland in Westeuropa eine Medaille. 1698 Am 25. Oktober kommt der Arzt Christian Ratgens von Riga nach Moskau,

er ist geboren in Rendsburg, arbeitete in Hamburg, Leipzig, Nürnberg, Go-tha und Lübeck. Er diente zwei Jahre als Feldwundarzt im Regiment des Herzogs Johann Wilhelm von Sachsen-Gotha-Altenburg (1677-1707).

1705 Der gebürtige Gothaer Johann Justin Döhnel (1661-1712) wird ins Ärzte-

kollegium um Zar Peter I. aufgenommen und wenig später sein Leibarzt. J.J. Döhnel stammt aus der Apotheke am Hauptmarkt, die sein Stammvater Wolf Döhnel ab 1553 aufbaute und für die am 5.August 1578 das „privile-gium exclusivum“ am Matthias Döhnel erteilt wird. 1677 übernimmt Chris-tian Herzog, Schwiegersohn des letzten Namensvertreters Döhnel, die Apotheke.

1711 Über Archangelsk reist der Gothaer Dr. med. J. C. Wemann nach Moskau

und wird in der Apothekerbehörde angestellt, später ist er Arzt in eigener Praxis in Moskau.

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1712 Heinrich Wilhelm von Wilczek (1665-1739), Generalfeldmarschall und Reichsgraf in Diensten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wird zum Gesandten am Hofe Sachsen-Gotha-Altenburg erhoben. Er ist bereits seit 1709 Gesandter in Russland, eine Aufgabe, die er behält.

1716 Zar Peter I. Alexejewitsch Romanow besucht den Danziger Arzt Johann

Philipp Breyne (1680-1764), dessen Nachlass im 21. Jahrhundert von Con-rad Grau in der Universitäts- und Forschungsbibliothek Gotha entdeckt wird

1718 In Dresden stirbt am 17. Mai der Gouverneur der Stadt Lebrecht Gottfried Reichsfreiherr Jahnus von Eberstädt. Er war von 1709 bis 1712 General unter Zar Peter dem Großen, stammt aus Eberstädt bei Gotha, absolvierte seine Schulausbildung in Gotha und stand von ca. 1680/85 bis zum 3. Juni 1695 als Obristleutnant des Gothaischen Regiments Prinz Heinrich in den Diensten des Staates Sachsen-Gotha-Altenburg.

1724 Daniel Gottlieb Messerschmidt (1685-1735) bekommt 1718 von Dr. Lau-

rentius Blumentrost dem Jüngeren (1692-1755) Aufträge zur Erforschung Sibiriens, er verfasst zwei Handschriften über die Entdeckung von Mam-mutknochen in Irkutsk, er war von 1720-1727 im Auftrag der Akademie der Wissenschaften in Sibirien unterwegs. Diese Handschrift ist in der For-schungsbibliothek Gotha.

1725 Der Gothaer Medailleur Christian Wermuth fertigt zum Tod von Zar Peter

I. Alexejewitsch Romanow erneut eine Medaille, im Jahr vorher bereits eine Medaille auf die Krönung seiner Frau Katharina I. Alexejewna (1684-1727).

1727 Zar Peter II. Alexejewitsch Romanow (1715-1730) verleiht dem am

26. März 1692 in Gotha geborenen Diplomaten Gustav Adolph Graf von Gotter (1692-1762), der am Kaiserhof zu Wien den Staat Sachsen-Gotha-Altenburg vertritt und internationale Hochachtung genießt, den Alexander-Newski-Orden. Es ist der zweithöchste Orden Russlands und wurde erst 1725 gestiftet.

1730 Am 15. Februar übernimmt Zarin Anna Iwanowa (1693-1740) die Regie-

rung in Russland. Damit entsteht eine Verbindung des Gothaer Herzogs-hauses nach Russland, denn die Zarin ist die Witwe von Friedrich Wilhelm Kettler Herzog von Kurland (1692-1711), des jung verstorbenen Stiefbru-ders der Gothaer Herzogin Luise Dorothea von Sachsen-Gotha-Altenburg (1710-1767).

1742 Generalfeldmarschallleutnant Wilhelm Prinz von Sachsen-Gotha-Alten-

burg (1701-1771), Bruder des Herzog Friedrich III., heiratet in Hamburg Prinzessin Anna von Schleswig-Holstein-Gottdorf (1709-1753), deren

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Nichte 1744 nach Moskau reist, im gleichen Jahr den Zarewitsch heiratet und ab 1762 als Zarin Jekaterina Alexejewna Romanowa (1729-1796), ge-nannt Katharina die Große, über Russland regiert.

1744 Der am 2. Mai 1722 in Trügleben geborene Bernhard Wilhelm Cranich, er

besuchte das Gymnasium in Gotha, wird 1744 Informator der Kinder an der Schule der lutherischen Kaufleute in Archangelsk. In einem Brief in der Forschungsbibliothek von Friedrich Eberhard Rambach (1708-1773) an Ernst Salomon Cyprian (1673-1745) wird er für die dortige Aufgabe emp-fohlen. 1747 lehnt Cranich eine Berufung als Pastor nach Moskau ab.

1749 wird in Gotha der Musiklehrer Johann August Stier geboren, der von 1780 bis 1821 am Smolny-Institut Sankt Petersburg unterrichtete und 1823 starb.

1751-52 Friedrich Joachim Stengel (1694-1787) ist Rath- und Baudirektor in Gotha.

In dieser Zeit lebte wohl auch sein fünfjähriger Sohn Johann Friedrich Sten-gel (1746-1830) in der Stadt, den Zarin Katharina die Große im Jahre 1775 zu ihrem Hofarchitekten beruft. Friedrich Joachim Stengel war eng mit Go-tha vernetzt, so war er 1712-1725 Offizier in Gothaer Diensten, dann bis 1719 Feldvermesser, 1729-1733 Geometer und Ingenieur.

1753 in Gotha wird Friedrich August Baumbach (1753-1813) geboren, Kompo-

nist, Dirigent, Sänger, Pianist, Mandolinenspieler, 1780 in Riga, später Sankt Petersburg und Moskau, kehrt 1790 zurück; sein Lied „Die Forelle“ ist die Vorlage für Schuberts bekanntes Werk.

1766 der 36-jährige Gothaer Husar Gottlieb Susdorf trifft am 27. August mit sei-

ner Frau Anna Margarethe (21 Jahre) und den Kindern Karl Friedrich (3) und Maria (5) in Katharinenstadt ein. Er zählt zu den ersten Familien, die diese Kolonie der Wolgadeutschen gründen.

Schlözer, Gotha und die Geschichte Russlands 1768 Der Historiker und Schriftsteller August Ludwig Schlözer (1735-1809) gibt

im Verlag bei Dietrich in Göttingen und Gotha sein Buch „Von der Un-schädlichkeit der Pocken in Russland und Russlands Bevölkerung über-haupt“ heraus. Schlözer behält eine lebenslange Verbindung nach Gotha. Es folgen weitere Werke, so erscheint 1769 bei C.W. Ettinger sein „Tab-leau de`l Historie de Russie“ in Deutsch, Französisch, Russisch, Italienisch und Dänisch. Gleichzeitig erscheint in der Taschenbuchreihe „Kleine Welt-geschichte“ Nr. 11 von Schlözer „Geschichte Russlands. Erster Teil bis auf die Erbauung von Moskau 1147“. Dieses Buch ist die älteste deutsche Dar-stellung der russischen Geschichte. Im Oktober 1781 ist A.L. Schlözer in Gotha, am 10. Oktober forscht er in der herzoglichen Bibliothek und trifft Herzog Ernst II. nach einem Konzert zum Gespräch. 1773 verlegt Schlözer bei Dietrich in Gotha „Oskold und Dir“, eine russische Geschichte kritisch beschrieben“.

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1776 das nächste Buch bei C.W. Ettinger „Historische Untersuchung über Russ-lands Reichsgrundgesetze“ und 1788 im gleichen Verlag „Ludwig Ernst Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel“ (1718-1788), der durch einen Staatsstreich der Zarin Elisabeth Petrowna seinen russischen Herzogstitel verlor.

1768 Der Komponist Sebastian George (1750-1796), in Mainz geboren, verlebte

Kindheit und Jugend in Gotha und geht 1768 nach Moskau. Von 1775-1777 ist er in Sankt Petersburg, danach wieder in Moskau. Er ist der Komponist der frühesten russischen Streichquartette und damit der Begründer der Kammermusik in Russland.

1769 Im Verlag von J.C. Dietrich Göttingen und Gotha erscheint das Werk „Si-

birische Briefe“ des Pfarrers M. Erich Laxmann (1737-1796) mit ersten Barometermessungen Russlands.

Gotha widersetzt sich der russischen Heiratspolitik 1771 In einem Brief vom 30. Januar erklärt Zarin Katharina II. Alexejewna Ro-

manowa, dass sie sich für die Prinzessin Luise von Sachsen-Gotha-Alten-burg (1756-1808) als Ehefrau ihres Sohnes Paul (1754-1801) entschieden habe. Die Brautmutter lehnt dieses Ansinnen ab wegen des geforderten Übertritts zur orthodoxen Kirche und die Braut erklärt „ich will lieber ster-ben, als an diese russische Heirat denken“.

1771 Der Bildhauer Johann Wilhelm Beyer, am 27. Dezember 1725 in Gotha

geboren, wird Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Sankt Peters-burg. Er ist der Schöpfer der Kunstwerke im Park von Schloss Schönbrunn, die Fachwelt nennt ihn den „Regisseur des Wiener Säulenzyklus“. Er stirbt am 23. März 1796 in Hitzing.

Gothas Kunstagent in Russland 1772 Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1745-1804) ernennt Jo-

hann Friedrich Reiffenstein (1719-1793) zu seinem Kunstagenten in Rom. Reiffenstein ist zu dieser Zeit bereits Agent der Sankt Petersburger Akade-mie in Rom, im Jahre 1778 wird er Kunstberater der russischen Zarin Ka-tharina II. Reiffenstein kauft für beide Höfe Kunst u. a. Korkmodelle, die heute in den Gothaer und den Sankt Petersburger Sammlungen zu sehen sind.

1772 In Gotha erscheint das Werk „Treatise on the Procession oft he Holy spirit“

des russischen Frühaufklärers Feofan Prokopovic (1681-1736). Er war Erz-bischof von Novgorod und kämpfte in Russland für eine Schulbildung nach Gothaer Modell.

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Baron Melchior von Grimm, der Brieffreund von Katharina der Großen 1773 Der Gothaische Geheime Legationsrat und Herausgeber der „Correspon-

dance literaire“ in Paris, Melchior Friedrich Baron von Grimm (1723-1807) reist als Begleiter des Erbprinzen Ludwig von Hessen-Darmstadt (1753-1830) nach Sankt Petersburg, wo sie am 17.September eintreffen. Die Mut-ter des Erbprinzen und drei Schwestern sind bereits in Sankt Petersburg, Schwester Wilhelmine wird am 10.Oktober mit dem Zarewitsch verheira-tet. Grimm trifft sich täglich mit der Zarin Katharina II. Alexejewna Roma-nowa, wird im November Mitglied der Akademie der Wissenschaften und reist im April 1774 wieder nach Paris. Bereits am 14. Mai 1745 lernte Grimm auf dem Reichstag zu Regensburg den Gothaer Gesandten Hans Adam von Studnitz (1711-1788) kennen. Dadurch begünstigt wird Grimm im Frühjahr 1749 in Paris zum Vorleser und Deutschlehrer des auf Kavalierstour reisenden Erbprinzen Friedrich Ludwig von Sachsen-Gotha-Altenburg (1735-1756) bestellt. Grimm be-freundet sich mit dem Erzieher des Erbprinzen Christoph Emanuel Knüpfel (1712-1776). Im Jahr 1753 kommt Grimm erstmals nach Gotha, lernt Her-zogin Luise Dorothea von Sachsen-Gotha-Altenburg kennen, die die erste Abonnentin seiner Zeitschrift wird, 1762 kommt er wieder und tritt bis zum Tode der Herzogin mit ihr in Briefwechsel, wovon 62 Briefe erhalten sind. Im Jahr 1763 trifft sich Grimm in Paris mit dem russischen Botschafter Dimitri A. Golizyn und vermittelt den Ankauf der Bibliothek von Diderot durch Zarin Katharina und des Nachlasses von Johannes Keppler für die Petersburger Akademie. Im gleichen Jahr schreibt Grimm an General Bez-koi, ab 1764 ist die Zarin Leserin seiner Zeitung. 1766 wird Grimm Ge-sandter des Gothaer Hofes in Paris und drei Jahre später weilt er bei Herzog Friedrich III. und Frau von Buchwald. Während seines ersten Russland-aufenthaltes heiratet der Zarewitsch, er begann am 26. Januar 1764 seinen Briefwechsel mit der Zarin, wovon 273 Briefe der Zarin und 128 Briefe von ihm erhalten sind und eine 27-jährige Freundschaft der Herrscherin zu dem Diplomaten. 1771 vermittelt Grimm den französischen Bildhauer Houdon an den Gothaer Hof. 1775 geht Grimm mit seinem Freund Nikolai Rumjanzow auf Italienreise. Zarin Katharina lässt sich von Grimm das deutsche Bildungswesen erklären und ist so begeistert, dass sie ihm wäh-rend eines Besuches im Februar 1777 den Posten des Erziehungsministers anbietet, dieser lehnt ab, erhält aber trotzdem den Orden des heiligen Wla-dimir, einen russischen Titel und 2.000 Rubel Jahresgehalt. Grimm bleibt bis August in Russland. 1783 erhält der Diplomat 100.000 Rubel von Zarin Katharina II. zum Kauf von Kunst. Im gleichen Jahr empfiehlt er der Zarin den Möbeltischler David Röntgen (1743-1807). Zarin und Hofstaat kaufen viele seiner wertvollen Möbel. Die Sammlungen in Russland und Gotha besitzen noch heute diese Möbel.

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Interessant ist, dass sich der Gotha-russische Diplomat am 21. Mai 1785 in Paris mit Thomas Jefferson (1743-1826) traf, der von 1801-1809 der dritte Präsident der USA wird. Nach der Flucht Grimms aus Paris 1792 unter-stützt die Zarin ihren Freund, der nach Gotha übersiedelt, bereits 1786 hatte sie ich mit dem Großkreuz zum Orden des heiligen Wladimir geehrt. Bis 1797 kamen immer wieder russischen Boten nach Gotha, so Fürst Georg Gagarin (1781/82-1837) oder Baron von Nolken, der besonders für die Astronomie interessierte. Nach dem Tode Katharinas wird Grimm durch ihren Sohn, Zar Paul weiter beschäftigt und unterstützt, der ihn 1795 zum Kaiserlich-Russischen Staatsrat und zwei Jahre später zum Russischen Gesandten in Norddeutsch-land ernennt. Nach Stationen in Hamburg und Braunschweig kehrte Grimm 1800 wieder nach Gotha zurück, wo u. a. Semjon Graf Woronzow (1744-1832), der Botschafter Russlands in London mit Tochter Katinka, der spä-teren Lady Pembroke (1784-1856) ihn besuchten. Melchior Baron von Grimm stirbt am 19.Dezember 1807 in Gotha.

1774 M. Carl Ludwig Bilfinger verkauft dem Gothaer Hof eine Schildpattdose

mit Darstellung der Schlacht an der Poltawa. Diese Dose hat Zar Peter der Große für seine Frau Zarin Katharina I. gedrechselt. Die Zarin schenkt die Dose dem Vater des Verkäufers. Am Ende des II. Weltkrieges geht das Kunstwerk verloren und kann sechzig Jahre später für die Kunstsammlun-gen Gotha zurück erworben werden.

1775 Am 27. Juni wird der Maler Carl Friedrich Christian Buddeus in Gotha ge-

boren. Er geht 1809 nach Estland, später nach Pskow und Sankt Petersburg. Er fertigt Zeichnungen vom Leben in Russland. Zum Lebensende kommt er nach Gotha zurück, wo er am 1. Januar 1864 stirbt.

1780-1803 Die Herzogliche Bibliothek zu Gotha zieht Wissenschaftler aus aller Welt

an, in ihrem Fremdenbuch sind die Namen verzeichnet. Darunter an der Schwelle des 18.Jahrhunderts auch 66 Forscher aus Russland, diese tragen berühmte Namen wie Demidow, Woronzow, Apraxin und Romanzow.

1785 Amalija Samuilowna Fürstin Golicyn (1748-1806) geb. Gräfin von

Schmettau, geschiedene Ehefrau des russischen Gesandten in den Haag, Dimitrij Alexejewitsch Fürst Golicyn (1738-1803), kommt im Herbst aus ihrem Wohnort Münster zu Besuch nach Gotha.

1786 Der Illuminatenführer Adam Weishaupt (1748-1830) findet in Gotha Exil

und hat von hier Kontakte in alle Welt unter anderem zu Alexander Niko-laevic Radiscev (1749-1801), dem bekannten russischen Schriftsteller und Mitglied der Kasznaja palata.

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1786 Der in Sankt Petersburg lebende Schriftsteller Heinrich Gottlieb Schmieder (1763- nach 1811) präsentiert sein Buch „Über Reise-Nachbettereien und Naturauftritte. Bemerkungen einer Reise nach Erfurt, Gotha, Weimar, Jena, Naumburg, Weißenfels, Lauchstädt, Halle, Leipzig“.

1787 Katharina Helene Alexandrine Duroux de Bueil (1787-1872) wird am

13.Januar geboren, auf Vermittlung von Melchior Baron von Grimm wird sie die Patentochter von Zarin Katharina II, der Großen. Ab 1792 wohnt sie mit ihren Eltern und Baron von Grimm in Gotha.

1788-90 Die Gothaer Prinzen Emil August und Friedrich weilen zur Ausbildung in

Genf. Dort treffen Sie mit dem russischen Schriftsteller Nikolai Karamsin (1766-1826) zusammen. Dieser notiert in seinem Tagebuch: „Der Jüngste ist ungleich lebhafter und witziger als der Ältere, welcher dereinst den er-habenen Thron von Gotha besteigen wird.“

1789 Der berühmte russische Schriftsteller Nikolai Michailowitsch Karamsin,

schrieb am 23. Juli in Gotha, um Mitternacht, die folgenden Zeilen in einem Brief: „Ich bin um elf Uhr morgens hier eingetroffen und im Gasthaus "Zum Glöckchen" abgestiegen. Heftigster Kopfschmerz zwang mich, den ganzen Tag über im Bett zu liegen. Gegen Abend stand ich auf, spazierte durch die Stadt und bekam vor dem Schloß eine Festbeleuchtung und ein Feuerwerk zu sehen, mit dem der Herzog von Gotha seinen Gast, den klei-nen Prinzen von Weimar, erfreute“. In seinem Tagebuch klagt Karamsin später, dass die Fahrt in der Pferdekutsche von Gotha nach Frankfurt sehr beschwerlich war.

1789 Der im Jahr 1746 in Gotha geborene Komponist Georg Anton Benda

(1746-1792) wird zum Konzertmeister in Königsberg berufen 1792-94 Der Gothaer Professor Friedrich Christian Kries (1768-1849) bringt in

Leipzig die erste deutsche Ausgabe der Schrift des russischen Mathemati-kers Leonhard Euler (1707-1783) „L. Eulers Briefe über verschiedene Ge-genstände aus der Naturlehre“ heraus.

1796 Der Gothaer Verleger Justus Perthes (1749-1816) ermöglicht dem aus

Sankt Petersburg stammenden Musikverleger Johann Daniel Gerstenberg (1758-1841) in Gotha die Eröffnung seiner ersten deutschen Notensteche-rei, er verlegt diese noch im gleichen Jahr nach Hildesheim.

1798 Der Schweizer Johann Kaspar Horner (1774-1834) ist bis 1799 Adjutant

von Franz Xaver von Zach (1754-1832) an der Sternwarte Gotha und Sek-retär des ersten europäischen Astronomen-Kongresses in Gotha. 1803-1806 ist er Teilnehmer der ersten russischen Weltumseglung des Kapitän Adam Johann von Krusenstern (1770-1846).

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1799 Friedrich Erbgroßherzog von Mecklenburg-Schwerin (1778-1819), Bruder der Gothaer Erbherzogin Luise Charlotte (1779-1801), heiratet am 22. Ok-tober Helena Pawlowna Romanowa (1784-1803), die zweite Tochter von Zar Paul I. Die Mutter des Erbgroßherzoges ist Luise eine geborene Prin-zessin von Sachsen-Gotha-Altenburg (1756-1808).

1800 Johann Christoph Matthias Reinecke (1768-1818) fertigt eine Karte, die er

mit folgenden Worten beschreibt: „Charte des ganzen Russischen Reiches nach neusten und sichersten astronomischen Ortsbestimmungen entworfen und berichtigt auf der Seebergsternwarte bei Gotha“.

1801 Im Verlag von Justus Perthes in Gotha legt Theodor Gottlieb von Hippel

(1741-1798) sein Werk „Biografie des Königlich-Preußischen Geheimen Kriegsrates T.G. von Hippel zu Königsberg“ vor, wo er über sein Leben am Petersburger Hof berichtet.

1801 Im Verlag von C.W. Ettinger in Gotha gibt Johann Christian Struve (1768-

1812) sein Buch heraus „Reise eines jungen Russen von Wien über Jasny in die Krim und ausführliches Tagebuch der im Jahr 1793 in Sankt Peters-burg nach Konstantinopel geschickten russisch-kaiserlichen Gesandt-schaft.“

1804 Ferdinand Götze fertigt eine Kupferstichkarte „Charte des Schwarzen

Meeres nach Murdochischer Projektion“ entworfen und berichtigt auf der Seebergsternwarte bei Gotha“.

Der Scherenschnittmeister von Sankt Petersburg 1805 am 12. August stirbt in Sankt Petersburg, der am 26. Mai 1753 in Gotha

geborene Johann Friedrich Anthing. Er besaß sehr früh große Kunstfertig-keit bei der Herstellung von Scherenschnitten (Silhouetten). Bereits 1784-1786 reist er erstmals nach Sankt Petersburg. 1789 darf er am Weimarer Hof Silhouetten von Goethe und Herzogin Anna Amalia fertigen. 1793 sie-delt er komplett nach Sankt Petersburg über, lernt dort den Marschall Ale-xander Wassiljewitsch Suworow (1730-1800) kennen und tritt in dessen Dienste. Durch Suworow erhält er Zugang zum Zarenhof und schuf Silhou-etten der berühmtesten Leute seiner Zeit. 1797 fällt sein Dienstherr in Un-gnade und Anthing lebt bis zum Tod in Armut. 1791 verlegt er bei Perthes in Gotha sein Werk „collection de cent silhouettes“ mit mehr als 100 Sche-renschnitten als Kupferstichen. Er schrieb die Biografie Suworows „Ver-such einer Kriegs-Geschichte des Grafen Alexander Suworow Rymnikski …, in drei Bänden, Gotha 1795–1799 erschienen. Diese Biografie erschien nicht nur in deutscher Sprache, sondern wurde ins französische, englische, holländische und russische übersetzt.

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Gotha im Krieg mit Russland 1806 Am 14.Dezember tritt der Staat Sachsen-Gotha-Altenburg dem Rheinbund

bei, er hat im Kampfe 8 Kompanien mit 1.100 Soldaten zu stellen, 800 Sol-daten fallen im ersten Feldzug bis 16.12.1807. Die Kompanien werden mit neuen Soldaten aufgefüllt. Am 1. Juni 1812 gingen 1.083 Soldaten in den Russlandfeldzug, am 16. Februar 1814 kehrten 55 Kämpfer nach Gotha zu-rück.

Patenkinder der Zaren in Gotha 1808 Alexander von Bechtoldsheim (1808-1852) wird am 20. März in Gotha ge-

boren, seine Paten sind Zar Alexander I. Pawlowitsch Romanow und Her-zogin Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar-Eisenach, geborene Groß-fürstin von Russland. Der Täufling ist der Sohn, der 1787 geborenen Pa-tentochter von Zarin Katharina der Großen, Katharina von Bechtoldsheim. Herzog Eugen Friedrich Heinrich von Württemberg (1758-1822) und seine Frau Herzogin Luise (1764-1834) weilen am 3. Oktober in Gotha. Er ist der Bruder von Zarin Maria Fjodorowna (1759-1828).

Gotha, Russland und Napoleon 1812 Leopold von Lützow (1786-1844) tritt in russische Militärdienste und

nimmt an den Feldzügen gegen Napoleon 1812, 1813 und 1814 bis nach Paris an der Seite von Zar Alexander I. Pawlowitsch Romanow (1777-1825) teil. 1813 wurde er mit dem Pour le Merite geehrt. Es war Lützow, der König Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770-1840) die Nachricht vom Sieg über Napoleon Bonaparte (1769-1821) bei Waterloo überbrachte. Er stirbt am 27. April 1844 in Gotha, als einziger deutscher Soldat, der in vier Armeen gegen Napoleon kämpfte.

1813 Vier Tage nach dem Ende der Völkerschlacht bei Leipzig treffen am

22. Oktober die ersten Kosaken in Gotha ein. Der russische General von Wittgenstein und der preußische General von Kleist treffen als Befreier in Gotha ein, um von hier aus bis zum 6. Januar 1814 die Belagerung Erfurts zu leiten. Der russische Generalleutnant Herzog Paul von Württemberg (1785-1852) weilt am 27.Dezember in Gotha.

1814 Am 31. März erklingt in Paris beim Einzug der alliierten Truppen anläss-

lich des Sieges über Napoleon der „Pariser Einzugsmarsch“ des Gothaer Komponisten Johann Heinrich Walch (1775-1855). Zar Alexander I. Pawlowitsch Romanow schenkt ihm daraufhin eine Schnupftabakdose. Zar Alexander I. Pawlowitsch Romanow, der Bezwinger Napoleons, ist drei-mal in einem Jahr in Gotha. Er trifft am 14. Juli, 24. September und 4. De-zember in Gotha ein.

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1815 Vom 1. bis 2. Juli war der russische General Kutusov Gast am Gothaer Hofe, er wohnte im Prinzenhaus, am 3. Juli kehrte General Poluckoff mit Adjutant Stroganoff am Hofe ein, er wohnte ebenfalls im Prinzenhaus.

1815 In Gotha wird am 13. August Eduard August Regel geboren, 1855 geht er

nach Sankt Petersburg, wo er am 27.4.1893 stirbt. Er ist ab 1875 Direktor des Botanischen Gartens und hat größte Verdienste um den russischen Obs-tanbau.

1818 Zarin Elisabeth Alexejewna Romanowa (1779-1826) weilt am 11. Novem-

ber 1817 in Gotha. Herzog Emil August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772-1822) hat von ihr ein Geschenk erhalten für seine außergewöhnliche Fächersammlung. Er gibt 1818 zwei runde Exemplare von Zarin Elisabeth Alexejewna, mit ihrem Monogramm „AE“ in seine Kunstsammlungen.

1820 Der kaiserlich-russische General Prinz Eugen von Württemberg (1788-

1858) und seine Frau Prinzessin Mathilde (1801-1825) sind am 15.Juli in Gotha.

1822 Erbgroßherzog Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach ist am

16. Juli mit seiner Frau Erbgroßherzogin Maria Pawlowna (1786-1859), Tochter von Zar Paul I., und drei Kindern am Gothaer Hofe und im Schloss Friedrichsthal.

1823 Prinzessin Charlotte von Württemberg (1807-1873) macht auf ihrer Fahrt

zur Hochzeit mit Großfürst Michael Pawlowitsch (1798-1849), dem jüngs-ten Sohn von Zar Paul I. im Gasthaus „Zum Mohren“ in Gotha Station. Sie trägt nach ihrer Hochzeit am 20.Februar 1824 den Titel Großfürstin Helena Pawlowna Romanowa.

1824 Am 14. März stirbt in Sankt Petersburg Herzogin Antoinette von Württem-

berg (1779-1824). Sie wird nach dem Tod ihres Mannes 1833 neben ihm in der Gothaer Fürstengruft beigesetzt. Ihr Arzt war von 1808-1824 Carl Bernhard Trinius (1778-1844), der Gründer des Botanischen Museums zu Sankt Petersburg, Leibarzt der Zarenfamilie und von 1829-1833 Lehrer in Naturwissenschaften des späteren Zaren Alexander II.

1824 Erbgroßherzog Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach besucht mit

Frau und Tochter am 29. September Herzoginwitwe Caroline Amalie von Sachsen-Gotha-Altenburg.

1825 Von einem unbekannten Meister in Gotha wird ein Kupferstich der Zarin

Katharina II. Alexejewna Romanowa gefertigt. Im Juli und August sind ein russischen Minister und ein russischen Staatsrat im Gasthaus „Zum Moh-ren“ einquartiert.

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Ein neuer Herzog mit Russlanderfahrung 1826 Am 15. November entsteht ein neues Doppel-Herzogtum: Sachsen-Coburg

und Gotha. Es ist die letzte ernestinische Erbteilung der Weltgeschichte. Bereits am 25. November hält der neue Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha (1784-1844) mit seinen Söhnen Ernst und Albert Einzug in seiner Haupt- und Residenzstadt Gotha. Ernst war bisher als Ernst III. Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld. Schon unter Zarin Katharina II. von Russland wurde er zum Oberst ernannt, 1796 von deren Sohn Zar Paul zum Obristen der Ismalowschen Garde und 1801 von Zar Alexander I. zum Ge-neral der Garde zu Pferde ernannt. Im Juli 1807 nach dem Frieden zu Tilsit bewahrt der Beistand und Schutz des Zar Alexander I. den Coburger Her-zog vor der Auflösung des hoch verschuldeten Herzogtums Sachsen-Coburg-Saalfeld und dessen Angliederung an das Königreich Preußen.

1827 Für zwei Mitglieder der Gothaer Musikerfamilie Romberg beginnt in die-

sem Jahr der Weg nach Russland, der älteste Sohn des berühmten vormali-gen Gothaer Konzertmeisters Andreas Romberg (1767-1821), Heinrich Maria Romberg (1802-1859) wird zum Konzertmeister des kaiserlichen Opernhauses in Sankt Petersburg berufen, später wird er hier zum Musik-direktor ernannt. 1835 kommt dessen jüngerer Bruder Cyprian Friedrich Marianne Romberg (1807-1865) für zehn Jahre als 1.Violoncellist an die deutsche Oper nach Sankt Petersburg. Beide Rombergsöhne absolvierten ab 1815 ihre Schulausbildung in Gotha.

1827 Vom berühmten „Vater der Kathederblüte“, dem Gothaer Historiker Prof.

Johann Georg August Galletti (1750-1828) erscheint in der Henningschen Buchhandlung zu Gotha der erste Band der „Geschichte von Russland“, ein Jahr später 1828 folgen Band 2 und Band 3.

1828 Empfang am 6. Juli für Großfürstin Anna Fjodorowna im Organgenhaus

im Beisein von Kurfürstin Auguste von Hessen (1780-1841), Herzog Bern-hard II. von Sachsen-Meiningen (1800-1882) und Kurprinz Friedrich Wil-helm von Hessen (1802-1875). Am 11. Juli ist die Großfürstin Gast an der Geburtstagstafel von Herzoginwitwe Caroline Amalie von Sachsen-Gotha-Altenburg. Die Großfürstin bleibt in Gotha und reist erst am 6.Oktober nach Bern weiter.

1828 Heinrich Ludwig Johann Blumenthal (1804-1881), von 1821-1822 Gym-

nasiast in Gotha, wird bis 1837 Professor für Geburtshilfe in Charkow, bis 1850 ist er Inspekteur und Oberarzt am Golicyn-Hospital, anschließend Oberarzt am Findelhaus Moskau. Er war Vorsitzender des Evangelisch Lu-therischen Kirchenrates zu Charkow und anschließend bis 1868 Präsident des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums Moskau.

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1829 Großfürst Konstantin Pawlowitsch Romanow, zweiter Sohn von Zar Paul I., weilt am 26. August und am 13. November im Gasthaus „Zum Mohren“ in Gotha.

1829 Die Steindruckerei von Carl Hellfarth in Gotha fertigt Drucke der „Sankt

Isaakkirche in Sankt Petersburg“ und „Russische Pferde“ an. 1830 entwirft Carl Hellfarth eine Lithografie „Gesamtansicht von Tobolsk“ und „Die Alexandersäule in Sankt Petersburg“.

1830-1834 Der bekannte Gothaer Maler Paul Emil Jacobs (1802-1866) lebt mit seiner

Familie in Sankt Petersburg. Er fertigt für das Smolny-Kloster die Gemälde „Himmelfahrt Christi“ und „Abendmahl“ sowie ein Portrait von Peter An-dreas Hansen für die Sternwarte Pulkowo.

1830 Der Schriftsteller Friedrich Tietz (1803-1879) wird zum Legationsrat von

Sachsen-Coburg und Gotha berufen. In den Jahren 1832/33 ist er erstmals in Russland unterwegs, 1842 wird er Theaterdirektor in Königsberg, 1844 in Tallin und Helsingfor, von dort aus geht er wieder auf längere Reisen u.a. nach Russland. 1853 wird er zum Sachsen-Coburg-und Gothaischen Hofkommissionsrat in Berlin ernannt.

1831 Großfürstin Helena Pawlowna Romanowa, Frau des Großfürsten Michael

Pawlowitsch Romanow, ist vom 12.-14. Dezember mit ihren drei Töchtern Maria (1825-1846), Elisabeth (1826-1845) und Katharina (1827-1894) in Gotha im Gasthaus „Zum Mohren“. Sie fährt am 4. Dezember weiter nach Sankt Petersburg.

1832 Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha heiratet in zweiter Ehe

seine Nichte Marie von Württemberg, die von 1802-1832 in Sankt Peters-burg und auf den russischen Gütern ihrer Eltern lebte. Am 28. Dezember zieht das neue Herzogspaar in Gotha ein.

1832 Der deutsche Philosoph August Arnold (1789-1860) erhält den Ruf einer

Professur an der Universität Charkow, er lehnt ab. August Arnold war 1803-1807 Gymnasiast in Gotha und von 1813-1817 Bibliothekar in Gotha.

1833 Der russische Verkehrsminister, General der russischen Armee und Be-

zwinger Napoleons bei Danzig, Herzog Alexander Friedrich Karl von Württemberg (1771-1833) stirbt überraschend am 4. Juli in Gotha, dem Wohnort seiner Tochter. Auf Schloss Friedenstein wird er in der Gruft der Gothaer Herzöge mit seiner Frau und seinen Kindern beigesetzt. Dieses württembergische Herzogspaar sind die Stammeltern des Hauses Württem-berg im 21. Jahrhundert.

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1833 Der deutsche Lyriker Heinrich Stieglitz (1801-1849), von 1817-1820 Gym-nasiast in Gotha, reist für ein Jahr nach Russland zu seinem Onkel, dem Begründer des Bankhauses Stieglitz und Hofbankier der Zaren. 1865 gibt Louis Curtze (1807-1870) bei F. A. Perthes die Selbstbiografie von Stieg-litz heraus.

1833 Der Direktor der Gothaer Sternwarte Peter Andreas Hansen (1795-1874)

wird zum Korrespondierenden Mitglied der Russischen Akademie der Wis-senschaften ernannt, er unterhält enge wissenschaftliche Beziehungen zur russischen Mustersternwarte in Pulkowo und deren Direktor Otto Struve (1819-1905).

1834 Großfürstin Anna Fjodorowna, Schwägerin von Zar Alexander I. Pawlo-

witsch Romanow und Schwester des Gothaer Herzogs ist zu Besuch in Go-tha, am 15. Juli weilt sie zum Essen bei Herzoginwitwe Caroline Amalie von Sachsen-Gotha-Altenburg (1771-1848).

1835 Der Gothaer Gustav Jacobs veröffentlicht sein Buch „Geschichte der Feld-

züge und Schicksale der Gotha-Altenburgischen Krieger: in den Jahren 1807 bis 1815“ und berichtet über seine Gefangennahme und die seines Kameraden Brückner durch die Russen am 12.Dezember 1812.

1837 Der russische General Alexander Friedrich Wilhelm von Württemberg

(1804-1881), Bruder der Gothaer Herzogin, kommt auf seiner Hochzeits-reise nach Gotha. Seine hochschwangere Braut Marie Christine von Or-leans (1813-1839), Tochter des französischen Königs, verletzt sich am 26.Januar 1838 bei einem Brand im Prinzenpalais schwer.

1838 In einem Brief vom 5. Februar protestiert Erbprinz Ernst von Sachsen-

Coburg und Gotha bei seinem Vater, gegen dessen Pläne, ihn mit Großfürs-tin Olga Nikolajewna Romanowa (1822-1892), Tochter von Zar Nikolaus I. Pawlowitsch Romanow (1796-1855) zu verheiraten. Er schreibt „Meinem Glauben nach passt eine russische Großfürstin nur schlecht in einen klei-nen deutschen Staat und würde sie in unserer Familie stets als ein fremdes Element ansehen müssen.“

1838 Der Pädagoge Christian Gottlob Wilhelm Ausfeld (1814-1880) geht als

Privatlehrer nach Kasan. Er absolvierte 1830-33 das Gymnasium illustre in Gotha, legte 1837 in Gotha die Lehrerprüfung ab. 1840 wechselt er als Di-rektor an die deutsche St. Michaelis Schule in Moskau. 1847 kehrt er nach Deutschland zurück. Er wird von 1848-1880 Direktor des Philanthropiums Schnepfenthal.

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1840 Zarin Alexandra Fjodorowna von Russland (1798-1860), Ehefrau von Zar Nikolaus I. Pawlowitsch trifft mit ihrer Tochter Großfürstin Olga, der spä-teren Königin von Württemberg, am 14. Juni, 15 Uhr in Gotha im Gasthof „Zum Mohren“ ein. Herzogin Marie von Sachsen-Coburg und Gotha (1799-1860) empfängt sie und hält in ihrem Tagebuch fest „Der Kaiserin gefiel Gotha, das neue Theater, die Promenade ganz außerordentlich. Der Tenneberg, Inselsberg erregten von weitem ihre Bewunderung. Sie meinte unter anderem: Gotha wäre viel hübscher als Weimar“. Am 15. Juni trifft sich Herzogin Marie mit dem Zaren und der Zarin zum Frühstück in Eisen-ach. Sie lobt dabei ihre alte Freundin und schreibt über die junge Großfürs-tin „ Die Großfürstin Olga ist allerliebst, sehr groß, ganz die Züge des Kai-sers….“

1840 Der Arzt Johann Ludwig Andreas Vogel (1771-1840) stirbt am 3.Septem-

ber in Gotha. Er war in Arnstadt geboren, kam nach dem Studium in Jena als Arzt von 1816-1818 nach Gotha, folgte 1818 dem Ruf nach Reval, 1823 als Professor in Kasan. 1831 wird er Professor zur Erforschung der Cholera in Saratow. Er kehrt nach Gotha zurück, wo er als Kaiserlich-Russischer Staatsrat und medizinischer Schriftsteller lebt.

1841 Das Großherzogspaar von Sachsen-Weimar-Eisenach, Carl Friedrich und

Maria Pawlowna, sind am 1. Juli Gast bei Herzoginwitwe Caroline Amalie von Sachsen-Gotha-Altenburg. Am 31. Juli festlicher Empfang in Gotha für die Schwestern von Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha (1784-1844) die Großfürstin Anna Fjodorowna Romanowa und die Herzo-gin Victoria von Kent (1786-1861). Die Großfürstin reist am 24.August nach Bern weiter.

1842 Am 29. Januar sind das Großherzogspaar von Sachsen-Weimar-Eisenach,

Carl Friedrich und Maria Pawlowna, zum Mittag bei Herzoginwitwe Caro-line Amalie von Sachsen-Gotha-Altenburg.

Königlicher Besuch in Gotha 1845 Queen Victoria von Großbritannien (1819-1901) und Prinzgemahl Albert

(1819-1861) weilen zum Staatsbesuch in Deutschland, vom 28. August bis 3.September in Gotha. Der Hochadel versammelt sich in Gotha, darunter die Mutter der Queen Victoire Herzogin von Kent und deren Schwester Großfürstin Anna Fjodorowna.

1847 Das Großherzogspaar von Sachsen-Weimar-Eisenach, Carl Friedrich und

Maria Pawlowna, sind am 3. März zum Besuch bei Herzoginwitwe Caro-line Amalie von Sachsen-Gotha-Altenburg. Es ist der letzte Besuch des Großherzogspaares bei der letzten Namensträgerin von Sachsen-Gotha-Altenburg.

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1849 bei Justus Perthes in Gotha erscheint das Werk „Von der Regentschaft der Großfürstin Sofia Alexejewna bis zur Thronbesteigung der Kaiserin Elisa-beth 1682-1741“ von Hermann Onken

1849 Der Hauptmann der russischen Armee und spanische Brigadegeneral Wil-

helm Freiherr von Rahden (1790-1860) bezieht bis zum Lebensende Woh-nung im Schloss Friedenstein zu Gotha. Er veröffentlicht 1847 sein Buch „Wanderungen eines alten Soldaten“, in dem er auch seinen mehrjährigen Russlandaufenthalt beschreibt.

1850 Der Astronom August Wagner (1828-1886) wird an die Sternwarte

Pulkowo berufen, während eines zweijährigen Auslandsaufenthaltes, den er komplett in Gotha verbringt, heiratete er die Tochter des Direktors Emma Hansen und geht mit ihr nach Pulkowo, wo er ab 1866 Vizedirektor der Sternwarte wird.

1851 Prinzgemahl Albert von Großbritannien (1819-1861) schreibt nach den Re-

volutionen von 1848 und dem Vertrag von Olmütz am 18. Januar an seinen Bruder Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha „Kaiser Nikolaus ist momentan kompletter Herr Europas. Österreich nur ein Werkzeug, Preußen ein Dupe, Frankreich eine Nichtigkeit, England schlimmer als nichts.“ Am 20. November hinterlegt Herzoginwitwe Marie von Sachsen-Coburg und Gotha ihr Testament, in dem sie Zar Nikolaus I. Pawlowitsch Roma-now zu ihrem Testamentsvollstrecker und seine Frau Zarin Alexandra Fjo-dorowna Romanowa zur Alleinerbin erklärt.

1851 „Chronicon Nortmannorum, Wariago-Russorum“ ist ein Werk von Fried-

rich Carl Hermann Kruse (1790-1866) das bei Perthes Gotha erscheint und die Geschichte der normannische Kriege in Russland erzählt.

1853 Friedrich von Bodenstedt (1819-1892) kommt 1853 bis Mitte 1854 nach

Gotha unter den Schutz von Herzog Ernst II; er war 1840-45 Privatlehrer der Fürsten Golizyn, später Gymnasiallehrer in Tiflis. Schon 1840 war er ein bekannter Schriftsteller, 1860-69 ist er Theaterdirektor in Meiningen. Er gilt als wichtiger Förderer der Schriftsteller Puschkin, Lermotov und Turgenjew.

1854 Am 2. April erlebt die Oper „Santa Chiara“ im Hoftheater Gotha ihre Pre-

miere. Komponist ist Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, die Texte stammen von Charlotte Birch-Pfeiffer (1800-1868). Dirigent der Oper, die die unglückliche Liebe des russischen Zarewitschs zu einer deut-schen Prinzessin erzählt, war der Komponist Franz Liszt (1811-1886).

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1854 Johann Wilhelm Zinkeisen (1803-1863) verfasst seine „Geschichte des os-manischen Reiches“ in sieben Bänden, mit großen Geschichtsbildern Russ-lands. Der erste Band erscheint 1840 in Hamburg, Band 2-7 erscheinen von 1854-1863 bei F.A. Perthes in Gotha.

1855 In Justus Perthes Geografische Anstalten erscheint erstmals die Zeitschrift

„Petermanns geografische Mitteilungen“. Darin finden sich fast in jedem Jahrgang Artikel und Karten zur Geschichte Russland, ab 1917 der Sow-jetunion und von 1990 bis 2004 der Russischen Förderation. In den ersten einhundert Jahren sind es 1.220 Beiträge.

1856 „Menschen und Dinge in Russland. Anschauungen und Studien“ ist der Ti-

tel eines Buches von Christian Friedrich Schönbein (1799-1868) das im Verlag Hugo Scheube in Gotha verlegt wird.

1857 Prinzessin Cäcilie von Baden (1839-1891), jetzt Großfürstin Olga Fjodo-

rowna, jüngere Schwester der Herzogin Alexandrine von Sachsen-Coburg und Gotha (1820-1904), heiratet am 28. August in Sankt Petersburg den Sohn von Zar Nikolaus I. Romanow (1796-1855), Großfürst Michael Ni-kolajewitsch Romanow (1832-1902). Das Gothaer Herzogspaar ist zur Hochzeit in Sankt Petersburg.

1858 Der Naturforscher Friedrich Heinrich von Kittlitz (1799-1874) gibt bei

Justus Perthes, Gotha die 2.Bände seines Werkes „Denkwürdigkeiten einer Reise nach dem russischen Amerika, nach Mikronesien und durch Kamtschatka“ heraus.

1859-1878 Karl Adolf Schmidt (1804-1887) gibt im Verlag Rudolf Besser Gotha seine

„Encyklopädie des gesamten Erziehungs- und Unterrichtswesens“ in meh-reren Bänden heraus, Band 11 umfasst das Schulsystem in Russland.

1860 Am 24. September stirbt Herzoginwitwe Marie von Sachsen-Coburg und

Gotha. Sie hinterlässt in Russland ein Vermögen von 119.828 Rubel Silber 2 Kopeken und Juwelen im Wert von 100.000 Gulden. Der Zar lehnt die Annahme der Erbschaft ab, so dass die Brüder der Verstorbenen zu Haupt-erben werden.

1860 „Die Geschichte des Russischen Staates“ ist ein siebenbändiges Werk, das

von A. H. L. Heeren und F. A. Ukert herausgegeben wird. Die Bearbeiter sind Philipp Strahl und Ernst Herrmann (1812-1884). Bände 1-5 erscheinen von 1832-1853 in Hamburg, Band 6 „Russlands auswärtige Beziehungen 1775-1792“ und Band 7 erscheinen 1860 und 1866 bei F.A. Perthes in Go-tha.

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1861 Der russische Schriftsteller Leo Tolstoi (1828-1910) reist am 13.April von Brüssel über Weimar, Gotha, Dresden nach Berlin, um am 23.April wieder auf russischem Boden zu sein. Er machte Station in Gotha, um sich über Kindergärten zu informieren.

1861-1862 Der schwedische Astronom Hugo Gylden (1841-1896) verbringt einen

zweijährigen Forschungsaufenthalt auf der Sternwarte Gotha, bevor er von 1862-1871 an die Sternwarte Pulkowo geht, wo er zum „älteren Astrono-men“ ernannt wird.

Ludwig Bohnstedt, der „erste Baumeister der Deutschen“ 1863 Der am 27. Oktober 1822 in Sankt Petersburg geborene Ludwig Bohnstedt

nimmt Wohnsitz hier als neuer Stadtbaumeister von Gotha. Er studierte in Berlin, geht 1843 nach Sankt Petersburg zurück, wird von Großfürstin He-lena Pawlowna (1807-1873) zu ihrem Hofarchitekten ernannt und tritt 1851 in russische Staatsdienste. Er baut in Sankt Petersburg ein Nonnenkloster, das Haus der Duma, die Paläste der Familien Jussupow und Naryschkin, 1858 wird er Professor an der Kunstakademie Sankt Petersburg. Er baut das Stadttheater Riga und die Finnische Nationalbank in Helsinki. In Deutschland wird er Architekt der Villa Hammerschmidt Bonn und der Ge-bäude der GOTHAER in der Bahnhofstraße in Gotha. 1872 gewinnt der den Wettbewerb um den Bau des Reichstagsgebäudes in Berlin und gilt seither als „erster Baumeister der Deutschen“ Bohnstedt stirbt am 3.Januar 1885 in Gotha.

1863 Am 11. Februar heiratet der Bruder der Gothaer Herzogin Alexandrine,

Ludwig Wilhelm August Prinz von Baden (1829-1897) Maria Maximili-anowa von Leuchtenberg Fürstin Romanovskij (1841-1914), die Enkel-tochter von Zar Nikolaus I. Beide sind die Eltern des letzten Reichskanzlers im deutschen Kaiserreiches, Max Alexander Friedrich Wilhelm von Baden (1867-1929).

1863 Der Historiker Heinrich von Sybel (1817-1895) veröffentlicht in seinen

„Kleinen Schriften“ bei F.A. Perthes einen Aufsatz über Zarin KatharinaII. 1864 Friedrich Booch-Arkossy (1822-1892) veröffentlicht bei W. Opetz in Go-

tha sein Werk „Praktische-Theoretischer Lehrgang der russischen Schrift und Umgangssprache nach der Robertsonsche Methode“.

1865 in Gotha stirbt der Altphilologe Leopold Radloff, der 1818 in Sankt Peters-

burg geboren wurde. Hermann Dalton (1833-1913) veröffentlicht in Gotha seine „Geschichte der reformierten Kirche in Russland“

1866 Peter Tschaikowskys Orgellehrer Heinrich Stiehl (1829-1886) kommt an

das Mädchenpensionat der Französin Humbert in Gotha, er war vorher 18

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Jahre Organist und Leiter der Singakademie Sankt Petersburg, 1874 ist er in Belfast ab 1880 in Tallin. 1883 führt er in Sankt Petersburg erstmals die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach im Russischen Reich auf.

1867 Am 12. März stirbt der Orientalist und Historiker Johann Heinrich Möller,

er war am 14. Februar 1792 in Fröttstädt geboren, 1804-1813 Gymnasiast in Gotha, seit dem 30.Mai 1817 an der Bibliothek Gotha beschäftigt, ab 1830 Direktor des Kunst- und Naturalienkabinetts sowie seit 1838 Direktor des Staatsarchivs. Er war korrespondierendes Ehrenmitglied der Kaiserli-chen Akademie der Wissenschaften zu Sankt Petersburg und hat für Gotha eine Berufung an die Universität Charkow abgelehnt. August Petermann (1822-1878) gibt bei Justus Perthes eine Karte „Ost-Europa mit Central Russland“ heraus

1869 Deutschlands berühmtester Schauspieler Friedrich Haase (1825-1911) kam

vom Theater Sankt Petersburg als Regisseur ans Hoftheater Gotha, in die-sem Jahr wechselt er zum Broadway nach New York. 1883 ist er Mitbe-gründer des Deutschen Theaters in Berlin.

1870 Der Gothaer Pädagoge August Köhler (1821-1879) reist nach Russland und

klärt in Vorträgen über die Gründung von Kindergärten auf. 1874 Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha reist mit großem Gefolge

vom 16. Januar bis 11. Februar nach Russland, um an den Hochzeitsfeier-lichkeiten seines Thronfolgers Alfred Herzog von Edinburgh mit Zaren-tochter Maria teilzunehmen. Er wohnt im Winterpalais und trifft sich täg-lich mit dem Zaren, dem Großfürstenthronfolger und der Romanowfamilie. Er erhält vom Zaren den Andreasorden verliehen. An der Hochzeit am 23.Januar nehmen 1.500 Gäste am Diner, 2.680 Gästen am Ball teil. Zum Abschied erhält Ernst eine Privataudienz bei der Zarin.

1874 In der Zeitschrift „Petermanns Geografische Mitteilungen“ (PGM) zu Go-

tha erscheint der Beitrag „Die Rückreise der arktischen Expedition des Grafen Hans Wittschek durch Nordost-Russland 3.9.-25.10.1872“. Auch vier Vorträge des Geographen und Naturforschers Gustav Radde (1831-1903) über den Kaukasus werden bei Perthes veröffentlicht. Karl Spruner von Merz (1803-1892) fertigt bei Justus Perthes eine Karte „Die allmähli-che Bildung des Russischen Reiches seit Mitte des 15.Jahrhunderts“.

1874 In Gotha beginnt, die, bis ins 21. Jahrhundert erhaltene, Produktion von

Eisenbahn- und Straßenbahnweichen. Für Sankt Petersburg wurden nach 1990 in Gotha die Straßenbahnweichen hergestellt.

1878 Im Verlag von Justus Perthes erscheint das Werk „Die Ethnografie Russ-

lands“ von A.F. Rittich.

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Drei Adelstitel aus Gotha für Verdienste in Russland 1879 Am 28. November erhebt Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha

den Kaufmann Friedrich August Lühdorf in den Freiherrenstand. Seit 1856 unterhält dieser im russischen Nikolajewsk am Amur eine Handelsnieder-lassung mit einer Dampfschifffahrtslinie. 1871 gründete der Geadelte in Hamburg eine Ostsibirische Handelsgesellschaft. Friedrich August Frei-herr von Lühdorf (1834-1891) ist großzügiger Stifter für den Statuen-Kauf der Herzoglichen Kunstsammlungen. Am 10. März 1891 erhebt der gleiche Herzog den russischen Manufakturrat Julius Heinzel (1861-1922) in den Adelsstand als Julius Freiherr Heinzel von Hohenfels. Der Sankt Petersburger Kaufmann Heinrich Theodor Kleiber erreicht 1902 seine Erhebung in den Freiherrenstand.

1880 Fürst Nikolaus Jussupow schreibt am 17. März und am 9. April an den Re-

dakteur des Gothaischen Hofkalenders August Wilhelm Otto Niemann (1839-1919) in Gotha und unterrichtet ihn, dass seine Tochter Prinzessin Zenaide (1861-1939) wichtige Auszeichnungen und Erhöhungen erhalten hat, die im Kalender zu vermerken sind. Prinzessin Zenaide ist die Mutter des maßgeblich am Rasputin-Mord beteiligten Fürst Felix Jussupow (1887-1967).

1880 Im Verlag F.A. Perthes Gotha erscheinen die Lebenserinnerungen des Dip-

lomaten und Botschafter Deutschlands in Russland, Johann Georg Rist (1775-1847)

1885 In deutscher Erstausgabe übersetzt Bernhardine Schulze-Smidt (1846-

1920) das Werk „Russische Sagen“, das bei F.A. Perthes Gotha erscheint. 1886 Am 25. Mai wird Felix Kretschmar (1835-1914) Generalsuperintendent,

Oberhofprediger und Vortragender Rat in Gotha. Er war vorher seit 1871 Militäroberpfarrer, 1876 Superintendent, Dompfarrer und Konsistorialrat in Königsberg (Ostpreußen). 1902 tritt er in den Ruhestand ein.

1886 Der Professor der Geographie Dr. Alexander Supan (1847-1920) kommt

als Herausgeber von „Petermanns geografische Mitteilungen“ nach Gotha. Er ist Ehrenmitglied der Geografischen Gesellschaften in Moskau und in Sankt Petersburg.

1887 Hermann Dalton veröffentlicht in Gotha bei F.A.Perthes seine „Beiträge

zur Geschichte der evangelischen Kirche in Russland“ 1888 erscheint bei F.A. Perthes in Gotha Alexander Brückners (1834-1896)

Werk „Die Europäisierung Russlands – Land und Leute“

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1889 Hermann Dalton gibt in Gotha bei F.A. Perthes das Werk „Urkundenbuch der evangelisch-reformierten Kirche Russlands“ heraus.

1891 Die Frau des Gothaer Thronfolgers, Erbprinzessin Maria Alexandrowna

(1853-1920) reist mit ihrer Tochter Prinzessin Victoria Melitta (1876-1936) zur Beerdigung der Frau ihres Bruders Großfürstin Alexandra Geor-gijewa Romanowa (1870-1891) am 24.September nach Sankt Petersburg. Erste Begegnung zwischen Victoria Melitta und ihrem späteren zweiten Ehemann Großfürst Kyrill Wladimirowitsch Romanow (1876-1938).

1892 „Die Auswanderung aus Baden nach Russland und Polen im 18. und 19.

Jahrhundert“ ist ein neu erscheinendes Werk bei F.A. Perthes in Gotha. 1892 Die berühmte Sopranistin Emma Kirch-Moerdes (1865-1898) gastiert im

Zeitraum 1892-1895 am Hoftheater Gotha, sie war 1887/88 an der Oper Sankt Petersburg.

1893 Herzog Alfred (1844-1900) Prinz von Großbritannien, und seine Frau Her-

zogin Maria Alexandrowna Romanowa (1853-1920), einzige Tochter von Zar Alexander II. Romanow (1818-1881), ziehen als neues Herzogspaar in Gotha ein. Der Bruder der Herzogin war Zar Alexander III. Romanow (1845-1894), ihr Neffe war der letzte russische Zar Nikolaus II. Romanow (1868-1918), sie war das längste lebende Kind von Zar Alexander II.

1893 Am 18. Dezember wird unter Nummer 1.298 die russische Schriftstellerin

und Poetin Karoline Jaenisch-Pawlowna (1807-1893) im Krematorium zu Gotha eingeäschert. Sie verstarb am 2.Dezember in Hosterwitz bei Dres-den.

1894 Arthur Gabriel (1865-1924) lässt sich bis zu seinem Lebensende als Frau-

enarzt in Gotha nieder, im I. Weltkrieg ist er Arzt in Russland, 1919 veröf-fentlicht er sein Buch „Die staatlichen Organe des deutschen Ärztestan-des“.

1895 Zar Nikolaus II. Alexandrowitsch Romanow (1868-1918) ernennt am

13.April den Diplomaten Michael Apollinar Chreptowicz-Butenev zum russischen Gesandten in Bayern und im Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. Am 20. August 1897 wird er abberufen.

1896 gibt Alexander Brückner bei F.A. Perthes in Gotha das Buch „Geschichte

Russlands bis Ende des 18.Jahrhunderts“ heraus, Band 1 1896, Band 2 1913.

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1896 Die Krönung von Zar Nikolaus II. Romanow ist am 14. Mai in Moskau. Herzog Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha, seine Frau und die Töchter sind zur Krönung dabei. Als neuer Eingangsbereich wird im Hof des Schlosses Friedenstein von Bildhauer Adolf Lehnert (1862-1948) ein Altan geschaffen. Dieser wird bekrönt vom englischen Wappen sowie dem russi-schen Wappen in Allianz der beiden regierenden Eheleute.

1896 Wilhelm Freiherr von Schoen (1851-1930) wird Oberhofmarschall des

Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha, im Jahre 1906 geht er als Bot-schafter nach Russland.

1898 Fürst Sergej Michailowitsch Wolkonskij (1860-1937) gibt in deutscher

Erstausgabe sein Buch „Bilder aus der Geschichte und Literatur Russ-lands“ bei F.A. Perthes heraus, 2.Auflage 1905.

1899 Am 22. Januar treffen Seine Kaiserliche Hoheit Großfürst Sergej Alexand-

rowitsch Romanow (1857-1905) und seine Frau Großfürstin Jelisaweta Fjodorowna Romanowa (1864-1918) sowie Großfürst Alexej Alexandro-witsch Romanow (1850-1908) in Gotha mit 9 Begleitpersonen ein. Die Männer sind die Brüder der Herzogin und Gäste der Silberhochzeitsfeier-lichkeiten am 23. Januar des Gothaer Herzogspaares. Am Silberhochzeits-tag 14.30 Uhr besuchten die russischen Gäste das Museum. Abreise der Gäste am 28. Januar per Zug nach Sankt Petersburg.

1899 Der Kaufmann Richard Walch aus Moskau schickt am 11. Mai der Stadt

Gotha ein Bildnis seines Großvaters des Komponisten und Reformers der Militärmusik, Johann Heinrich Walch zur Aufbewahrung. Da kein Stadtar-chiv und Heimatmuseum vorhanden war, ging das Bild verloren.

1903 August Leffson (1877- n.1911) druckt bei F.A. Perthes Gotha seine Disser-

tation „Immermanns Alexis“, das Leben des Zarewitsch Alexis Petrowitsch (1690-1718).

1905 Der Illustrator Fritz Koch-Gotha (1877-1956) weilt auf Studienreise in

Russland. 1905 am 8.Oktober heiratet Victoria Melitta, geschiedene Großherzogin von

Hessen-Darmstadt, geborene Prinzessin von Sachsen-Coburg und Gotha, ihren Cousin Kyrill Wladimirowitsch Romanow. Zar Nikolaus II. Roma-now verweigert die Zustimmung zur Ehe, hebt diese aber zehn Jahre später wieder auf und verleiht der Gothaer Prinzessin den Titel einer Großfürstin Victoria Fjodorowna Romanowa. Eine in diesem Jahr geschaffene Schau-tafel „Staatsmänner des Russischen Reiches“ wird im Historischen Mu-seum Gotha aufbewahrt. Obj. 13803841

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1906 Zwei Jahre nach dem Tod des Schriftstellers Jakob Caro (1835-1904) er-scheinen bei F.A. Perthes seine „Vorträge und Essays“ ua. mit einer Bio-grafie von Zarin Katharina II. von Russland.

1908 Vom 19. April bis 10. Mai werden in der neueingeweihten Herzoglichen

Ausstellungshalle zu Gotha „Gothaer Portraits von 1640-1850“ gezeigt. Darunter bedeutende Werke des 1860 in Moskau geborenen Kunstmalers Anton Klamroth (1860-1929), der seine Gymnasialzeit in Gotha absol-vierte.

1909 Fritz Koch-Gotha illustriert das Buch „Zar Iwan der Schreckliche“ von

Graf Alexis Tolstoi. 1910 Ludvik Kulczycki gibt bei Justus Perthes sein Werk „Geschichte der rus-

sischen Revolution“ heraus 1911 Am 24. Juli wird in Gotha, Ohrdrufer Straße 1 dem Generalmajor Albert

Christian Adolf Karl Eugen Herzog zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg und seiner Ehefrau Ortrud Agnes Maria Auguste Klara geb. Gräfin zu Isenburg-Büdingen, ein Sohn geboren. Dieser erhält am 23. Au-gust 1911 die Vornamen Johann-Georg Wilhelm Victor Heinrich Constan-tin Günther Friedrich Christian, der im II. Weltkrieg am 23. Juni 1941 in Russland stirbt.

Gotha, das Ende des Zarenreiches und die junge Sowjetrepublik 1912 Willi Münzenberg (1899-1940), Journalist und Verleger trifft sich in der

Schweiz mit dem dort im Exil lebenden Revolutionär Wladimir Iljitsch Lenin (1870-1924). Münzenberg war Schüler und später Friseurlehrling in Gotha, bevor er eine politische Laufbahn einschlug und mit Heinrich Zille die Zeitung „Eulenspiegel“ gründete.

1916 Die am 17. März 1858 in Sankt Petersburg geborene Ida Julie Bohnstedt,

Tochter des Architekten Ludwig Bohnstedt und berühmte Malerin stirbt am 16.September in Gotha. Sie kam 1863 mit Eltern und Geschwistern in die Stadt.

1917 Frieda Düwell (1884-1962) ist vom 6. bis 8. April Delegierte des Grün-

dungsparteitages der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutsch-lands (USPD) in Gotha, dort berichtet sie begeistert von ihrem Treffen mit Wladimir Iljitsch Lenin auf dem Internationalen Sozialistenkongress 1907 in Stuttgart. Sie trifft den Begründer des Kommunismus nochmals im Jahr 1921 zum III. Weltkongress der Kommunistischen Internationale.

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1917 Nach der Flucht vor den Wirren der Revolution wird am 30. August in Finnland Wladimir Kirillowitsch Romanow (1917-1992), der Sohn der Go-thaer Prinzessin Victoria Melitta geboren. Er erhebt nach dem Tod seines Vaters 1938 Anspruch auf den russischen Zarenthron.

1918 Im Dezember wird August Creutzburg (1892-1941) Vorsitzender der Un-

abhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands im Freistaat Gotha, gleichzeitig wird er bis 1920 Mitglied der Gothaer Staatsregierung. Er führt die Armee während des Kapp-Putsches 1920. Als Mitglied der Kommunis-tischen Partei Deutschlands (KPD) ist er später Abgeordneter des Deut-sches Reichstages, 1936 flüchtet der glühende Kommunist in die Sowjet-union, wird am 8.Februar 1938 denunziert und verhaftet, zum Tode verur-teilt, auf 25 Jahre Gefängnis begnadigt und am 11.September 1941 erschos-sen.

1920 der Gothaer Blechblasinstrumentenbauer Julius Rudolph (1844-1900) baut

in diesem Jahr wertvolle Helikons, eine Sonderform der Tuba mit russi-schen Einflüssen.

1920 Die am 3. Juli im russischen Pulkowo geborene Agnes Lindemann, Tochter

des Astronomen Eduard Lindemann (1842-1897), zieht nach Gotha, in die Stadt ihres Urgroßvater Peter Andreas Hansen (1795-1874) und arbeitet hier als erstklassige Kunstmalerin u.a. auch Kunstlehrerin an der Aufbau- und Arnoldischule. Sie stirbt am 6.11.1942 in Gotha.

1921 Ernst Friedrichs veröffentlicht in Gotha sein Werk „Russische Literaturge-

schichte“ ebenso bringt Michael Tugan-Baranowsky (1865-1919) bei F. A. Perthes sein Werk „Die kommunistischen Gemeinwesen der Neuzeit“ her-aus.

1924 Die in Gotha lebende Thüringer Landtagsabgeordnete der Kommunisti-

schen Partei Deutschlands Käthe Duncker (1871-1953) trifft am 28.März aus Gotha-Siebleben in Berlin ein. Von wo aus sie am nächsten Tag mit ihrem Mann Hermann Duncker (1874-1960) zu einem dreieinhalbmonati-gen politischen Aufenthalt nach Moskau und auf die Insel Krim aufbricht. Hermann Duncker bleibt 6 Wochen länger im Kaukasus, während Käthe am 21./22. Juni 1924 wieder in Berlin eintrifft.

1924 Der in Henningsleben gebürtige Hugo Hartung (1885-1963) kommt als

Studienrat ans Gymnasium Königsberg-Feucht und ist als Chorleiter in der Stadt sehr erfolgreich. Vom 19. September bis 13. Oktober 1944 ist er Mu-siklehrer an der Deutschen Heimschule Gotha, hier wird er von der Gestapo verhaftet und inhaftiert im Zwangsarbeiterlager Weißenfels. Von dort wird er wegen Krankheit nach Gotha entlassen. Nach dem Krieg baut er die Chorbewegung in Gotha wieder auf, wird erster städtischer Musikdirektor,

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gründet den Städtischen Chor und im Herbst 1945 einen Kammerchor, bis 1947 Musiklehrer in der Neulehrerausbildung an der Pädagogischen Fach-schule Gotha. Schrieb das Werk „Gedanken zum Neubau einer einheitli-chen Volksmusikerzeugung“.

1925 Im Landestheater Gotha findet die Welturaufführung des Balletts „Tra-

peze“ von Sergej Prokofjew (1891-1953) durch das Russische Romanti-sche Ballett statt.

1926 Im Verlag der Evangelischen Buchhandlung Gotha erscheint das Buch „2

Jahre durch Sibirien“ von Henrik Wrede. 1927 Am 12. Mai wird in Gotha Kammersänger Prof. Günther Leib geboren, er

ist 1949 1.Violinist der Landeskapelle Gotha und startet 1952 eine interna-tionale Karriere als Bariton. Er ist Gast auf allen Bühnen der Welt ua. auch im Bolschoi-Theater in Moskau.

1927 Im Sportfeld an der Leinefelder Straße treffen am 28. August die Fußball-

mannschaften „Roter Putilow“ Leningrad und der Verein für Bewegungs-spiele Gotha im ersten Russisch-Deutschen-Fußballspiel in Gotha aufei-nander. Vor 3.000 Zuschauern verliert Gotha 3:2.

1927 Am 20. Oktober berichtet das „Thüringer Volksblatt“ über die Teilnahme

der Gothaer Lehrerin Martha Knapp (1891-1940) am Allrussischen Frau-enkongress in Moskau. Dort begegnet sie der Witwe Lenins, Nadeschda Konstantinowa Krupskaja (1869-1939) und dem Vorsitzenden des Obers-ten Sowjets Michail Iwanowitsch Kalinin (1875-1946).

1929 Am 18. September gründet sich in Gotha eine Ortsgruppe des Bundes der

Freunde der Sowjetunion. In Petermanns geografische Mitteilungen wer-den veröffentlicht „Verhandlungen der II. Ordentlichen Versammlung in Leningrad vom 18.-23. Juni 1928 der internationalen Gesellschaft zur Er-forschung der Arktis mit Luftfahrzeugen“

1931 Im Verlag von Leopold Klotz (1878-1956) in Gotha erscheint der Roman

„Das Gottestheater“ von Wladimir Brenner, darin beschreibt der Autor die Vernichtung der russisch-orthodoxen Kirche durch die Bolschewisten.

Hermann Haack, der von den Russen verehrte Kartograph 1932 Der berühmte Gothaer Kartograf Prof. Dr. Hermann Haack (1872-1966)

wird zum Korrespondierenden Mitglied der geografischen Gesellschaft der UdSSR berufen. Haack studierte Geografie und trat 1897 in die Geografi-schen Anstalten Justus Perthes, Gotha ein. Er gilt als „Vater der Schul-wandkarte“, als Gründer des Verbandes der Schulgeografen (1912) und letzter führender Geograph in Deutschland. 1945 bewahrt seine Verehrung

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in Russland den Verlag vor der Schließung. Seit 1940 im Ruhestand wird er von der Sowjetischen Militäradministration gebeten, die Leitung des Verlages zu übernehmen, für mehr als ein Jahrzehnt. 1955 erhält der Verlag den Namen VEB „Hermann Haack“ Gotha, der „Haack-Atlas“ sein be-rühmtestes Produkt. Am 10. Juli 1947 ist Hermann Haack einer der Mitbe-gründer der Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion (später Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft), er wird erster Vorsit-zender der Ortsgruppe Gotha und erster Landesvorsitzender in Thüringen. Der Gothaer Ehrenbürger Prof. Dr. Hermann Haack stirbt am 22. Februar 1966 in Gotha.

1934 Der von den Nazis als „Entarteter“ eingestufte Maler und Tänzer Alexander

Camaro (1901-1992) findet als Ballettmeister Zuflucht im Landestheater Gotha, von hier aus wird er als Künstler in den Fronteinsatz nach Russland geschickt, von wo aus er flüchtet.

1936 Der aus Deutschland geflüchtete berühmte Schauspieler Adolf Wohlbrück

(1896-1967) versucht in Hollywood seinen Erfolg des Vorjahres „Michael Strogoff, Kurier des Zaren“ (The solidier and the Lady) zu wiederholen. Doch nicht mit einer russischen, sondern einer Gothaer Persönlichkeit wird er berühmt, denn erst 1937 wird er mit der Verkörperung der Figur des Prinzgemahls Albert in dem englischen Film „Victoria the Great“ zum um-jubelten Frauenschwarm in Großbritannien.

1937 Der sowjetische Staatschef Josif Wissarinowitsch Stalin (1878-1953) lässt

in der „Deutschen Operation“ angebliche Gegner seiner Macht ermorden. Am 20. Mai stirbt bereits Paul Reinhold Dietrich (1889-1937), er war von 1920-23 Chefredakteur des „Gothaer Volkblattes“. Am 5. November wird der jüdische Schriftsteller Samuel Glesel (1910-1937) in Leningrad hinge-richtet, er lebte von 1913 bis 1924 in Gotha. Beide sind auf dem Friedhof in Lewaschowo beigesetzt.

Gotha im Krieg mit der Sowjetunion 1941 Der II. Weltkrieg dauert bereits zwei Jahre, am 22. Juni überfällt die deut-

sche Wehrmacht die Sowjetunion. Die Russen treten in den Großen Vater-ländischen Krieg ein. Gothaer sind beim Überfall dabei. Viele Gothaer wer-den in den nächsten vier Jahren als Soldaten auf den Schlachtfeldern des Krieges sterben.

1942 Der in Gotha stationierte Offizier Franz-Josef Strauß (1915-1988) wird am

28.April mit seiner Heeresflakabteilung 289 aus Gotha nach Russland an die Front versetzt. Strauß ist später Bundesminister und von 1978 bis zu sein Tod Bayerischer Ministerpräsident.

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1944 in Königsberg (heute Kaliningrad) wird am 30. Januar der deutsche Histo-riker und Numismatiker Dr. Wolfgang Steguweit geboren, von 1971-1988 Direktor des Münzkabinetts Gotha, später Direktor und stellv. Direktor des Münzkabinetts Berlin, lebt seit der Pensionierung 2009 in Gotha.

Gotha, Stadt im „Bruderland“ 1945 Nach der Bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht und

dem Ende des II. Weltkrieges am 8. Mai, wurde die seit dem 4. April be-stehende amerikanische Stadtkommandantur am 3. Juli durch eine Sowje-tische Kommandantur unter Oberstleutnant Polakow ersetzt. Am 10. Juli stirbt Robert Rudloff, geboren am 21.September 1883 in Gotha, im sowje-tischen Speziallager Nr.3.

1945-1991 war die 39.Gardeschützendivison der Roten Armee in Gotha stationiert, es

ist das 172.Garde Motorisierte Schützenregiment, in Ohrdruf sind das 39.Garde Motorisierte Schützendivision und das 120.Garde Motorisierte Schützenregiment

Gotha, Verlagerung und Heimkehr der Kunstschätze 1946 Am 7. Januar besichtigt der Repräsentant des sowjetischen Kunstkomitees

für Thüringen Major Prof. Boris Alexejew die Gothaer Bibliothek und die Kunstsammlungen, am 9. Januar wurde der Befehl von General Ko-lesnitschenko erteilt, dass die Gothaer Kunstsammlungen und die Biblio-thek, obwohl im Besitz des Landes Thüringen stehen, in die Sowjetunion verlagert werden. Am 4. März erfolgte der Abtransport der Kunstschätze aus Gotha und Reinhardsbrunn ins zentrale Lager für Beutekunst in Leipzig. Von dort wurden die Kunstschätze in die Sowjetunion gebracht.

1946 Auf Befehl der Sowjetischen Militärregierung werden Gothaer Betriebe de-

montiert, ihre Anlagen werden in die Sowjetunion verlagert. Demontiert werden die Gothaer Werkzeugmaschinenfabrik Looß und Hempel sowie die Werke von August Blödner und Carl Grübel.

1946 Auf dem Hauptfriedhof in Gotha entsteht ein Ehrenmal für die im II. Welt-

krieg gefallenen sowjetischen Soldaten und ermordeten Zwangsarbeiter. Der Holz- und Steinbildhauer Armin Bauer (1893-1976) aus Gotha hat es geschaffen. Auf Befehl der sowjetischen Kommandantur werden auf dem Hauptfriedhof im Laufe eines Jahres 77 Einzelgräber für verstorbene sow-jetische Soldaten angelegt, heute Kriegsgräberstätte.

1949 Anlässlich des 150.Geburtstages des russischen Schriftstellers Alexander

Sergejewitsch Puschkin (1799-1837) am 6. Juni wird eine Straße in Gotha als Puschkin-Allee benannt.

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1949 Der Sowjetische Militärkommandant Oberst Abrosimow übergibt am 12. Oktober die Verwaltungshoheit über die Stadt Gotha an Oberbürgermeister Walter Würriehausen (1901-1984).

1952 in der Engelhard-Reyherschen Druckerei in Gotha erscheint die deutsche

Erstausgabe des russischen Kinderbuches „Das Wipfelstübchen“ von Witali Walentinowitsch Bianki (1894-1959).

1954 Im VEB Hermann Haack Gotha erscheinen das Buch „Reise durch den

Nordostteil Sibiriens, das Eismeer und den östlichen Ozean“ von G.A. Sa-rytschew und „Die Vulkane der Sowjetunion“ von V. Vlodavec.

1956 Am 29. Juni wird das „Moskauer Protokoll“ zur Rückgabe der Herzogli-

chen Bibliothek in Moskau unterzeichnet, von August bis Oktober kamen die Bücher in 117 Bahncontainern in Gotha an und wurden am 21. Mai 1957 während eines Festaktes wieder öffentlich präsentiert. Im Zuge dieser Rückführung wurden auch 90.000 in die Sowjetunion verlagerte Münzen und Medaillen zurückgegeben.

1957-1966 In Gotha produzierte Straßenbahnen werden nach den Festlegungen des

Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe vorzugsweise in die Sowjetunion exportiert. Sie fahren in Jaroslawl, Kaliningrad, Saratow, Uljanowsk, Pja-tigorsk, Wolgograd und Wolshsij.

1958 Der Kommunist Lorenz Lochthofen (1907-1989) wird nach 22 Jahren Haft

mit seiner Frau und Familie aus dem sowjetischen Gulag entlassen und nimmt Wohnsitz in Gotha. Er wurde 1956 rehabilitiert und ist von 1963-1967 das einzige Mitglied im Zentralkomitee der Sozialistischen Einheits-partei Deutschlands, der im Gulag saß. Er hatte leitende Funktionen im Waggonbau Gotha und war Direktor des Büromaschinenwerk Sömmerda.

1958 Am 11.November kehren die ersten 37 Gemälde aus der Sowjetunion über

Berlin nach Gotha zurück, bereits vier Tage nach ihrem Eintreffen wurden sie in der Ausstellung „Kunstschätze gerettet-bewahrt-übergeben“ gezeigt. Nach einer Präsentation in Berlin kamen am 16. April 1959 weitere 25 Ge-mälde zurück. Im 21.Jahrhundert sind immer noch etwa 50 Gothaer Ge-mälde im Staatlichen Museum der Bildenden Künste A. S. Puschkin in Moskau und in der Eremitage in Sankt Petersburg.

1959 Ein Großbrand am 3. Mai droht das Bauwerk und die Kunstschätze von

Schloss Friedenstein zu vernichten. Ein Großeinsatz aller Gothaer Feuer-wehren unterstützt von Soldaten der Sowjetarmee verhindert die komplette Zerstörung des Gothaer Wahrzeichens und seiner weltweit einmaligen Schätze.

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Am 8.Mai wird eine große Gemäldeausstellung eröffnet in der alle Werke gezeigt werden, die aus der Sowjetunion heimgekehrt sind.

1961 Im VEB Hermann Haack Gotha erscheint das Buch „Sowjetunion – Berg-

bau und Industrie“ Gotha, Leben mit sowjetischen Freunden 1963 Der erste Mensch im Weltall, der Russe Juri Gagarin (1934-1968) fährt am

18.Oktober durch den Landkreis, tausende Gothaer säumen die Straßen. 1967 In Gotha wird am 1. Juli das sechzehnte und letzte Werk der Baumechani-

sierung Dresden eröffnet, hier werden technische Betreuungen für Flach-bagger und Planierraupen der Sowjetunion ausgeführt.

1967 Im VEB Hermann Haack Gotha erscheinen das Buch „Sowjetunion - Regi-

onale ökonomische Geografie“ und „50 Jahre Sowjetmacht“ von H. Mein-hardt. Ebenfalls in diesem Verlag erscheint die deutsche Erstausgabe des Werkes „Einführung in die Kartografie“ in zwei Bänden von Prof. Kon-stantin Alexejewitsch Salitschew (1905-1988), Professor an der Lomono-ssow-Universität und zeitweise Präsident der Internationalen Kartografi-schen Vereinigung.

1967 Nina Wladimirowna Makarowa (1908-1976), Ehefrau des Komponisten

Aram Chatschaturjan (1903-1978), ist zur deutschen Erstaufführung ihrer „Sinfonie der Jugend“ in Gotha, sie kommt nochmals am 10. Mai 1974

1972 Die Reyher-Oberschule II. in Gotha beginnt eine Schulpartnerschaft zur

521.Oberschule in Moskau. Alle zwei Jahre stattfindende Austauschpro-gramme werden bis 1990 durchgeführt.

1973 Im VEB Hermann Haack in Gotha erscheint das Buch „Physische Geogra-

fie der Sowjetunion“ von Hans-Joachim Franz. 1974 Im Oktober besucht Marschall der Sowjetunion Wassili Iwanowitsch

Tschuikow (1900-1982), der Befehlshaber der sowjetischen Streitkräfte seit der Schlacht bei Stalingrad bis zur Befreiung Berlins, die sowjetischen Streitkräfte in Gotha.

1974 Im VEB Gotha-Druck werden zur Geschichte Russlands die Hüllen der

Schallplatten „Die Fahne von Kriwoi Rog“ und „Flamme der Freund-schaft“ gedruckt. Auch die Hülle für Dimitri Schostakowitschs (1906-1975) „Sinfonie Nr. 12“, eingespielt vom Gewandhausorchester Leipzig unter Leitung von Oran Durjan wird 1977 im Unternehmen gedruckt.

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1975 Das Mahnmal für die gefallenen sowjetischen Soldaten auf dem Haupt-friedhof wird am 8. Mai in neuer Gestaltung eingeweiht.

1976 in Leningrad wird am 6. November Alexej Bartchevitsch geboren, seit dem

Jahr 2011 Konzertmeister der Thüringen Philharmonie Gotha 1978 Im VEB Hermann Haack Gotha erscheint das Werk „Ökonomische Geo-

grafie der Sowjetunion“. 1978 Zum Festival des sowjetischen Films am 3.November weilen als Gäste in

Gotha der Regisseur des Filmes „Der stille Don“, Prof. Sergej Apollinarije-witsch Gerassimow (1906-1985) und Ehefrau Tamara Makarova Fjodo-rowna (1907-1997), Hauptdarstellerin des russischen Märchenfilms „Die steinerne Blume“.

1980 Im VEB Hermann Haack Gotha erscheint „Geografie der Sowjetunion“

von Alfred Zimm und Gerhard Markuse 1984 Der Volkseigene Betrieb Rationalisierung und Projektierung Gotha (VEB

Ratioprojekt Gotha) arbeitet für die Sowjetunion. Man projektierte Maschi-nenfabriken und deren Infrastruktur zur Motoreninstandsetzung in Afipski, eine Fabrik zur Keilwelleninstandsetzung in Stawropol und im Jahr 1985 eine Fabrik zur Instandsetzung von Grünfuttererntetechnik in Krimsk.

1988 Matthias Wenzel aus Gotha legt am 11. März an der Friedrich-Schiller-

Universität Jena seine Diplomarbeit zum Thema vor: „Die russisch-deut-schen Beziehungen im 18.Jahrhundert. Überblick für die Ausbildung von Russischlehrern.“

1988 Der dreifache sowjetische Kosmonaut (1963,1976, 1978) und Rekordhalter

eines Alleinfluges im Weltall, Waleri Fjodorowitsch Bykowski (1934), ist am 4.Juni mit seiner Frau in Gotha. Im Verlag VEB Hermann Haack Gotha erscheint ein Sammelwerk „Die Erschließung Sibiriens und des Fernen Ostens“.

Gotha, Stadt im wiedervereinten Deutschland 1991 Das Jahr beginnt mit einem Rund-Tisch-Gespräch des Landrates am 25.

Januar über den geplanten sowjetischen Truppenabzug. Am 15. April Auf-lösung der Sowjetischen Militärkommandantur in der Helenenstraße, am 20. September Abschiedskonzert für die sowjetischen Soldaten, gestaltet vom Bachchor Gotha unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Uthmar Scheidig in den russischen Kasernen. Bis Ende September Abzug der Ro-ten Armee aus Gotha und bis Ende Oktober Übergabe der Immobilien und der Flächen an die Bundesrepublik Deutschland.

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1991 Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher besucht mit dem Diploma-tischen Korps von 160 Personen, darunter auch sowjetische Diplomaten, am 18. September die Stadt Gotha.

1991 Der am 27. Dezember 1953 in Gotha geborene Journalist Roland Strumpf

wird Korrespondent des ZDF-Studio Moskau, er bleibt bis 1997 und ist von 2003-2012 ein zweites Mal Korrespondent in Moskau. Er ist maßgeblich beteiligt an den neuen Gothaer Kontakten nach Moskau.

1992 Vom 4. bis 27. März Ausstellung im Schlossmuseum Gotha „Neue Reali-

tät. Nonkonformistische Malerei aus Moskau“. 1993 Vom 27. November bis 30. Januar 1994 Ausstellung in Gotha „Avantgarde

II 1924-1937“ Sowjetische Architektur“, ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Scusev-Architekturmuseum Moskau.

1994 am 6.September werden Friedensnobelpreisträger I.I.E.E. Michael S. Gor-

batschow und seine Frau Raissa M. Gorbatschowa (1932-1999) von Minis-terpräsident Dr. Bernhard Vogel und Gothas Oberbürgermeister Volker Doenitz im Schloss Friedenstein empfangen.

1994 Am 11.Oktober kommt der deutsche Bundesaußenminister Klaus Kinkel

nach Gotha, er übergibt der Forschungsbibliothek fünf im Jahre 1946 nach Russland verbrachte Bücher, die ihm während einer Russlandreise überge-ben worden sind. Deutschland hat Hoffnung, dass das Thema der Beute-kunst schnell geregelt sein wird.

1995 Präsentation der Ausstellung „Der Herzog auf dem Kirschkern“ mit neun

zeitgenössischen Künstlern aus Frankreich, Deutschland und den zwei in Sankt Petersburg lebenden Künstlern Irena Kusenaite und Evgenij Jufit wird vom 21.Januar bis 12. März im Schloss Friedenstein gezeigt.

1995 Am 7. März werden aus Coburg die sterblichen Überreste des russischen

Großfürstenpaares Kyrill Wladimirowitsch Romanow und Victoria Fjodo-rowna Romanowa feierlich in die Sankt Peter und Pauls Festung in Sankt Petersburg überführt.

1996 Wieland Hintzsche und Thomas Nickol „Die große Nordische Expedition:

Georg Wilhelm Steller (1709-46) – ein Lutheraner erforscht Sibirien“ er-scheint bei Klett-Perthes in Gotha.

1997 Egon Bahr (1922-2015), der Wegbereiter, der im Jahr 1970 zwischen Bun-

deskanzler Willy Brandt (1913-1992), Außenminister Walter Scheel sowie dem russischen Ministerpräsidenten Alexej Kossygin (1904-1980) und Au-ßenminister Andrej Gromyko (1909-1989) abgeschlossenen Moskauer

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Verträge zur Annäherung zwischen der Sowjetunion und der BRD besucht am 7. Februar erstmalig Gotha. Am 18. Juni 2010 wird er in Gotha mit dem „Wilhelm-Bock-Preis“ geehrt.

1997 „Überleben hinter Stacheldraht 1944-49. Erinnerungen eines Russlands-

pätheimkehrers“ ist das Buch von Willy Stanik, das er in Gotha im Selbst-verlag herausgibt.

1997 Vom 31. Mai bis 28. September wird im Schloss Friedenstein die Ausstel-

lung „Prunkvolles Zarenreich – Eine Dynastie blickt nach Westen 1613-1917“ von 60.000 Gästen besucht.

1999 Im Klett-Perthes Verlag Gotha erscheint das Buch „Sibirien“ von Norbert

Wein. 2002 Auf einer Tagung in Gotha sprechen Spezialisten über die Fragen verlager-

ter Kunstschätze und beschließen das „Gothaer Manifest“. 2003 Vom 28. September bis 31. Dezember wird im Schloss Friedenstein die

Ausstellung „Palast des Wissens: Die Kunst- und Wunderkammer Zar Pe-ters des Großen“ aus der Eremitage in Sankt Petersburg präsentiert. Am 8. November ist als Höhepunkt eine „Petersburger Museumsnacht“.

2004 Im Klett-Perthes Verlag Gotha geben Arno Kreus und Norbert von der Ru-

hen das Buch „Fundamente Kursthemen: USA, Kanada, Russland“ heraus. Gotha und die Intensivierung der Kontakte nach Russland 2006 Fünfzig Jahre nach der Rückgabe verlagerter Gothaer Kunstschätze aus der

Sowjetunion kommt am 26.August der Russische Vizekonsul Stanislav V. Emelianow nach Gotha.

2008 Am 13. Oktober wird der Kulturpreis der Kulturstiftung Gotha „Der Frie-

denstein“ zum dritten Male verliehen. Erstmals ist eine Frau die Preisträ-gerin, die Russin Dr. Walentina Tereschkowa, die erste Frau, die vom 16. bis 19. August 1963 ins Weltall flog. Ihre Laudatio hält Dr. Sigmund Jähn, der vom 26. August bis 3. September 1978 mit Sojus 31 an der Seite des Russen Waleri Bykowski als erster Deutscher ins Weltall flog.

2010 Am 17. Mai nimmt Hermann Huber in Gotha den Kulturpreis der Kultur-

stiftung Gotha „Der Friedenstein“ entgegen. Er war im Fluchtjahr 1989 Deutscher Botschafter in Prag. Seine Laudatio hält der Korrespondent des ZDF in Moskau, Roland Strumpf.

2010 Bundespräsident Christian Wulff empfängt am 14. September auf Schloss

Friedenstein das Diplomatische Korps der BRD zum Antrittsbesuch.

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Gotha, Beginn der Partnerschaft mit dem Staatlichen Museum der Bildenden Künsten A.S. Puschkin in Moskau

2011 Festakt zum 375. Hochzeitstag von Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha und Herzogin Elisabeth Sofia am 30. Oktober. Anfertigung einer Kopie des Hochzeitsbildes durch das Staatliche Museum der Bildenden Künste A.S.Puschkin in Moskau und Übergabe an die Stadt Gotha durch die Ku-ratorin Tatjana Potapowa.

2012 Erster offizieller Wissenschaftleraustausch zwischen dem Staatlichen Mu-

seum der Bildenden Künste A.S. Puschkin und der Stiftung Schloss Frie-denstein, die Direktorin des Moskauer Münzkabinetts Natalia Smirnova und Mitarbeiterin Julia Krasnobajewa sind Gast einer Münztagung in Go-tha.

2012 Carsten Jung, am 10. Mai 1975 in Gotha geborener Tänzer der John-

Neumeier-Companie Hamburg, erhält im Moskauer Bolschoi-Theater den „Prix Benois de la Danse“, die höchste Auszeichnung für Tänzer auf der Welt.

2012 Vom 7.-9. Oktober erster offizieller Besuch von Gothas Oberbürgermeister

Knut Kreuch in Moskau, Verhandlungen mit der Direktorin des Puschkin-Museums, Irina Antonowa, Herrn Botschafter Schwidkoi. Nochmaliger Besuch im Puschkin-Museum mit der Thüringer Ministerpräsidentin. Kreuch darf alle zur Beutekunst zählenden Gothaer Gemälde sehen. Vom 7.-14. Oktober sind erstmals Schüler des Gustav-Freytag-Gymnasiums Go-tha zum Schüleraustausch in Moskau-Marino.

2013 Vom 30. April bis 7. Mai besuchen Schüler aus Moskau-Marino die Stadt

Gotha zum Aufbau eines Schüleraustausches; vom 17. bis 22. Juli gastieren die Rock`n Roll Weltmeister aus Moskau zur 50.EUROPEADE in Gotha und begeistern das Publikum; vom 20. – 23. Oktober Oberbürgermeister Knut Kreuch weilt zu weiteren Gesprächen in Moskau.

2013 Die Präsidentin des Staatlichen Museums der Bildenden Künste A. S.

Puschkin, Irina Alexandrowna Antonowa, hält am 19. Oktober als Ehren-gast die Rede zur Wiedereröffnung des Herzoglichen Museums in Gotha

2014 Vom 5. bis 11. April weilen Schüler aus Moskau-Marino für eine Woche

in Gotha; Die neue Direktorin des Staatlichen Museums der Bildenden Künste A. S. Puschkin, Frau Direktorin Marina Loschak und der Kustus Prof. Dr. Vadim Sadkov sind am 22.März zur Besprechung von Ausstel-lungsprojekten in Gotha.

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2015 Lucas Cranachs Gemälde „Das Silberne Zeitalter“ aus dem Moskauer Puschkin-Museum wird vom 29. März bis 19. Juli in der großen Gothaer Ausstellung „Bild und Reformation - Cranach im Dienst von Hof und Re-formation“ von 57.000 Besuchern bestaunt.

2015 Am 16.Juli wird das Gemälde von Zarin Katharina I. Alexejewna Roma-

now (1684-1717), des dänischen Hofmalers Andreas Moller (1684-1752), aus der Sammlung von GAZPROM Germania GmbH, zur Ausstellung im Schloss Friedenstein gebracht.

2015 Gothas Stiftungsdirektor Prof. Dr. Martin Eberle wird am 27.August zum

ersten Male in die AG Kultur des Petersburger Dialogs nach Sankt Peters-burg eingeladen. Zur Festveranstaltung „10 Jahre Petersburger Dialog“ in Berlin am 16. November stellen Direktorin Marina Loschak, Moskau und Direktor Prof. Dr. Martin Eberle, Gotha das gemeinsame Projekt „Cranach in Moskau – Französische Malerei in Gotha 2016-2017“ vor.

2015 Vom 8. bis 15. Dezember weilen Schüler aus Moskau-Marino zum Schü-

leraustausch in Gotha. 2015 In Essen wird am 27. Mai die gebürtige Gothaerin Barbara Lachhein zur

Vorsitzenden der Gesellschaft für Deutsch-Russische Begegnungen der Stadt gewählt.

Gotha bringt Cranach-Gemälde aus Gotha und verbrachte Kunst aus Gotha in Moskau zusammen 2016 Am 1. März erfolgt im Beisein von Oberbürgermeister Knut Kreuch in der

Residenz des deutschen Botschafters in Moskau, Freiherrn von Fritsch, eine Vorpräsentation der Cranach-Ausstellung mit zwei originalen Gemäl-den. Ab 3. März beteiligen sich 9 Cranach-Gemälde und 16 Cranach-Zeich-nungen der Stiftung Schloss Friedenstein an der Ausstellung „Die Cranach-familie zwischen Renaissance und Manierismus“ im Staatlichen Museum der Bildenden Künste A.S. Puschkin. Es ist die erste Cranach-Ausstellung in der russischen Geschichte und die erste Deutsch-Russische Gemälde-Ausstellung seit 1945 in der verbrachte Kunst (Beutekunst) und die Kunst des Ursprungsortes in einer namhaften Exposition gemeinsam ausgestellt werden. Die Ausstellung ist sehr erfolgreich und wird von 200.000 Men-schen besucht. Die Größe und Bedeutung der Gothaer Cranach-Ausstel-lung wird erstmals der Weltöffentlichkeit deutlich.

2016 Vom 12. bis 19. April sind zehn Schüler des Gymnasium „Gustav Freytag“

zum Schüleraustausch in Moskau. Sie starten ein Gemäldeprojekt und zeichnen in Moskau die Gemälde, die seit 1946 aus Gotha verbracht wor-den sind. Am 19. August werden die Gemälde mit Fotos der Originale in Gotha in einer Ausstellung präsentiert.

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2016 Zur Eröffnung der X. Gothaer Seniorenakademie am 13. September hält Oberbürgermeister Knut Kreuch seinen Vortrag „Väterchen Frost, Mütter-chen Russland und das göttliche Gotha“ über die vielfältigen, seit Jahrhun-derten bestehenden Beziehungen der Residenzstadt nach Russland.

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Die russischen Regenten als Nachkommen des „Opa von Europa“ Ernst I. Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg (1601-1675) Regierende Linie Im Jahr 2016 bestehende Linie Elisabeth Dorothea Friedrich I. Landgräfin von Hessen-Darmstadt Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg (1640-1709) (1646-1691)

Ernst Ludwig Friedrich II. Landgraf von Hessen-Darmstadt Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg (1667-1739) (1676-1732)

Ludwig VIII. Friedrich III. Landgraf von Hessen-Darmstadt Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg (1719-1790) (1699-1772)

Friedericke Luise Ernst II. Königin von Preußen Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg (1751-1805) (1745-1804)

Friedrich Wilhelm III. Emil August König von Preußen Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg (1770-1840) (1772-1822)

Alexandra Fjodorowna Luise Zarin von Russland Herzogin v. Sachsen-Coburg-Saalfeld (1798-1860) (1800-1831)

Alexander II. Albert Zar von Russland Prinzgemahl von Großbritannien (1818-1881) (1819-1861)

Alexander III. Alfred Zar von Russland Herzog von Sachsen Coburg und Gotha (1845-1894) (1845-1900)

Nikolaus II. Victoria Fjodorowna letzter Zar von Russland Großfürstin von Russland (1868-1918) (1878-1936)

Ende der Monarchie Wladimir Kirillowitsch Romanow (1917-1992)

Maria Wladimirowna Romanowa (1953)

Georgi Michailowitsch Romanow (1981)

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Quellenverzeichnis Winfried Wolf F. M. Grimm, ein Aufklärer aus Regensburg; Eigenverlag 2015 Nikolai Karamsin, Briefe eines russischen Reisenden; Berlin 1977, S. 172 Franz Willax „Das Fürstentum Brandenburg-Ansbach und der Fränkische Kreis im spanischen Erbfolgekrieg Selbstverlag des Historischen Vereins für Mittelfranken; Ansbach 2003, ISBN 3-87707-605-x Sabine Dumschat Ausländische Mediziner im Moskauer Russland Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2006 Kristine Koch Deutsch als Fremdsprache im Rußland des 18.Jahrhundert Ein Beitrag zur Geschichte des Fremdsprachenlernens in Europa und zu den deutsch-russischen Beziehun-gen, Walter de Gryter Berlin, New York 2002, ISBN 3-11-017503-7 Konrad Onasch Grundzüge der Russischen Kirchengeschichte in: Die Kirche in ihrer Geschichte, Ein Handbuch herausgge-ben von Kurt Dietrich Schmidt und Ernst Wolf, Band 3; Verlag: Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1967 Alexander Brückner Laurentius Rinhuber Beiträge zur Geschichte Russlands im 17. Jahrhundert; In: Historische Zeitschrift Band 52, Jg. 1884 Bernhard Stern Geschichte der öffentlichen Sittlichkeit in Russland; Verlag von Hermann Barsdorf, Berlin 1907 A. Brückner Laurentius Rinhuber. Ein Beitrag zur Geschichte Rußlands im 17.Jahrhundert Gerd Stricker Deutsche Spezialisten, 1997, Blätter Gertraude Bachmann „Herzogin Marie und Herzog Alfred – Coburg zwischen Russland und England am Ende des 19. Jahrhun-derts“; Privatdruck Coburg 1994 A.W. Fechner Chronik der evangelischen Gemeinden in Moskau; Moskau bei J. Deubner 1876 Wolfgang Geier (Hrsg) Deutsche und Russen – Wahrnehmungen aus fünf Jahrhunderten; Welt & Trends, 2014 ISBN 978-3-941880-18-4 Gothaisches Tageblatt vom 24. Januar 1899 Handschriftliche Quellen Thüringisches Staatsarchiv Gotha ThStA Gotha, Oberhofmarschallamt Nr. 688 Fourierbuch

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