MULDERADWEG Von Fischern lernen - Judith...

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MULDERADWEG ADFC RADWELT 4.15 38 KÜSTENRADTOUR MESSENIEN. Rund um die Küste Messeniens, den west- lichsten „Finger“ des Peloponnes, führt die einwöchige Radtour von Kalamáta bis Kaló Neró fast immer am Meer entlang zu kleinen Fischerdörfern, Stränden, Burgen, Olivenhainen und Wasserfällen. Von Fischern lernen Der Strand von Koróni.

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M U L D E R A D W E GM U L D E R A D W E G

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KÜSTENRADTOUR MESSENIEN. Rund um die Küste Messeniens, den west-lichsten „Finger“ des Peloponnes, führt die einwöchige Radtour von Kalamáta bis Kaló Neró fast immer am Meer entlang zu kleinen Fischerdörfern, Stränden, Burgen, Olivenhainen undWasserfällen.

Von Fischern lernen

Der Strand von Koróni.

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Heinrichs Bölls „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“ handelt von einem rastlosen, westlichen Touristen, der einem mit seinem

Fang zufriedenen Fischer beibringen will, dass er sich ein Fischerei-Imperium aufbauen sollte, um fortan nur noch dösend und ohne Sorgen im Hafen sitzen zu kön-nen. „Aber das tue ich doch schon“, sagt der Fischer am Ende. Für mich spielt diese Szene eindeutig in einem griechischen Hafen, irgendwo in Messenien. Rund um Messenien führt eine der neuen Radrouten auf dem Peloponnes.

Oft geht es auf der messe-nischen Küstenradtour am

Meer entlang zu kleinen Fischerdörfern und Badeorten wie Petalídi, der ersten Station. Rund um den Dorfplatz spielen Männer in den Tavernen und Kafenions Tavli, bei uns als Backgammon bekannt. Man diskutiert die Züge, plaudert und nippt am griechischen Mokka, den man sketo (ohne Zucker), metrio (mittelsüß) oder glyko (sehr süß) trinkt.

Zweimal wird einem einiges an Höhenmetern abver-langt: Von Petalídi aus geht es lohnende 1.000 Höhen-meter hinauf zu den Wasserfällen von Polílimnio, die ver-schwitzte Radfahrer gleich in eine ihrer grünblau leucht-enden Gumpen und damit ins kalte Wasser locken. Um auf die westliche Seite des linken peloponnesischen Fin-gers zu gelangen, muss man einen kleinen Gebirgszug und 700 Höhenmeter überwinden. Langsam windet sich die Straße vom Meeres niveau ausgehend zwischen Zit-rus- und Olivenbäumen hinauf auf die Höhen. Foto-stopps müssen immer wieder sein, denn die Ausblicke auf die Küstenlinie und schneebedeckte Gebirgszüge im Hintergrund sind einfach grandios.

Kaffeezauber

Das Kastell in Koróni hat Elemente venezianischer, byzantinischer und türkischer Baukunst. Es finden sich auch Wohnhäuser und ein Nonnenkloster auf dem Gelände. Eine der Nonnen klöppelt touristenwirksam im Klostergarten mit blühenden Callas, Ringelblumen und duftendem Rosmarin, die andere lädt zum Besuch im Klosterladen mit Ikonen und anderen Kunstwerken ein. In den Gassen des Fischerviertels springt ein veneziani-scher Löwe ins Auge, der eine Hauswand ziert. So man-cher Stein der Festung wanderte wohl in den privaten Hausbau.

Hinab nach Finikoúnda führt eine spektakuläre Abfahrt direkt zum Essenfassen in die Taverne „5 FFFFF“. Der Tisch biegt sich unter den Vorspeisen wie Tiganopsomo, frittiertem Brot mit Oliven und Tomaten, Tsatsiki, Auberginenmus und frittierten Zucchini. Vor dem Hauptgang präsentiert der Wirt die fangfrischen Fische und serviert Retsina. Dann heißt es „Kali Orexi“, guten Appetit. 5 F bedeutetet ins Englische übersetzt etwa: „Friends bring friends, eat, leave“, erklärt der Wirt lachend.

Schon von Weitem sieht man die venezianische Fes-tung von Methóni, der drei unbewohnte Inseln vorgela-gert sind. Auch hier findet sich der venezianische Löwe in der Burgmauer. Bevor man ins Innere der Anlage gelangt, muss man einige mächtige Tore durchschreiten. Auf dem Platz thront eine byzantinische Säule, auch ein türkisches Bad ist zu erkennen. Die Osmanen eroberten die Burg am 9. August 1500.

Hinab geht es nach Pýlos, das ebenfalls mit einem Kastell protzt: Neo Kástro. Doch mich lockt es auf den rie sigen von Kafenions und Ouzerien gesäumten Haupt-platz ins KaΦΦeneion ΠΛΑΤΑΝΟΣ, wo ich mir einen Frappé gönne, aufgeschäumten, kalten Nescafé. Pýlos war einst das Zentrum der mykenischen Welt in Messe-nien. Über die Jahrhunderte kamen Byzantiner, Franken,

Anstieg gemeistert – der Lohn: Der Blick auf Finikoúnda.

Ausgezeichnetes ProjektRadfahren rund um den Peloponnes. Dipl. Geograph Stefan Bücker vom Touristikbüro für Medienarbeit, Text und Marketing (TMTM) entwickelt mit den dortigen Tourismus-Verant-wortlichen Routen für Radreisen. Neben dem messenischen Küstenradweg gibt es ausgear-beitete Touren im Menalon-Gebirge, von Sparta nach Monemvasia und von Tripolis an den Argolischen Golf. Vor Ort ist Christos Panagiotopoulos vom griechischen Reiseveranstalter Arkas Travel für Routenführung und Service zuständig. Eine Auszeichnung von der Europäi-schen Kommission gibt es auch schon. „Die Region Peloponnes und das Land NRW unterhal-ten freundschaftliche Beziehungen und in Zeiten der Krise wurde überlegt, welche kurzfristig greifenden Maßnahmen der griechischen Region helfen könnten. Für mich war die Idee der Saisonverlängerung durch den Aufbau des Radwandertourismus naheliegend “, sagt Bücker.In Planung ist ein Radweg, der küstennah einmal um den gesamten Peloponnes führt. Die Vision soll etappenweise umgesetzt werden.INFO: www.radreisen-griechenland.de

Kulturerbe

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Venezianer und Türken. Berühmt berüchtigt ist die Schlacht von Navarino am 20. Oktober 1827, die ent-scheidend für die Unabhängigkeit Griechenlands war. Auch Homer berichtete in seiner „Odyssee“ über Pýlos, und die fränkisch-griechische Bedienung in der Taverne erzählt, dass der Film „Gott liebt Kaviar“ hier und in der Ochsenbauchbucht spielt.

Runter vom Rad, rein ins Boot. Iannis schaukelt mich in seinem Boot gen Próti und erzählt, dass die alten Inschrif-ten auf den Felswänden Botschaften früherer Kapitäne seien, die hier Wünsche für eine gute Reise verewigt hät-ten. „Auf dem Krokodil leben Ziegen, die früher Einwohner hier zurückgelassen haben. Im August stellen wir ihnen

Wasser hin, und schon haben wir sie“, sagt Iannis. Krokodil nennen die Einheimischen Próti wegen seiner Form. Unter uns im Wasser sehen wir ein Schiffswrack von 1914, oben auf der Insel ein Kloster.

In Giálova führt eine kleine Nebenstraße am langen Sandstrand entlang. Über Feldwege geht es zur Ochsen-bauchbucht, auch hier ist der Name Programm. Schön ist auch die Bucht um Kaló Neró, zu Deutsch gutes Was-ser, mit ihren endlos scheinenden Stränden und einer weiteren Attraktion: den unter Naturschutz stehenden Karetta-Wasserschildkröten. Wer Glück hat, bekommt in den Sommermonaten vielleicht die frisch geschlüpften Baby-Schildkröten zu Gesicht.

Zu viele hübsche Strände und Buchten liegen auf der Radroute, so können nicht alle hier gewürdigt werden. Meist fährt man auf kleinen Nebenstraßen, Feld- oder Strandwegen und manchmal auch auf der großen Nati-onalstraße durch die Lande, am Meer entlang, durch Orangen- oder Olivenhaine, vorbei an Bauernhöfen und Fischerdörfern. Einen glatt asphaltierten Radweg sollte man nicht erwarten und mit Schlaglöchern, holprigen Wegen, Autoverkehr sowie mit Hunden rechnen, die wie von der Tarantel gestochen vom Hof schießen und Rad-fahrer jagen möchten. Wen das nicht stört, der wird unvergessliche Erlebnisse mit nach Hause bringen.

Judith Weibrecht

Schneebedeckte Berge vor Olivenhainen: Der vor Olivenhainen: Der Blick landeinwärts bei Falanthi.

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PAUSCHALREISEDie Radtour „Rund um Messenien“ lässt sich buchen und kostet inklusive Übernachtung und Frühstück, Gepäcktransport, Roadbook, Notruf-Hotline, etc. ab 735 Euro p. P. im Doppelzimmer: Arkas Travel Services, 22, 28th October Str., Tripoli, P.O.BOX 22100, Griechenland, Tel.: 0030/2710/241 93 78, E-Mail: [email protected], www.discover-peloponnese.com oder Pioneer Erlebnisreisen GmbH, www.radreisen-griechenland.de/1518.0.html

INFORMATION Discover Greece: www.discovergreece.com

ANREISE• Flüge mit Aegean ab München oder Düsseldorf nach Kalamata (https://de.aegeanair.com). • Mit CityNightLine nach Venedig und ab da mit Fähren der Anek Lines (www.anek.gr)

bis Patras. Alternativ mit der Bahn nach Triest und mit Minoan Lines (www.minoan.gr) bis Patras. Von dort weiter per Bus (www.trainose.gr) oder mit dem Fahrrad.

LITERATUR UND KARTEN• Pylea Messinia, 1:55.000, Orama Maps, Blatt 402, regionale Wanderkarte, 8,60 Euro• Hans-Peter Siebenhaar: Peloponnes, Michael-Müller-Verlag, ISBN 9783956540387,

26,90 Euro• Griechenland verstehen. Sympathiemagazin. 4,60 Euro plus Porto (1 Euro), www.

sympathiemagazin.de

MESSENIEN KOMPAKT

KLX

Patras

MITT

EL M

E E RA k ra A k r i t a s

Ky p a r i s s i a ko sKo l p o s

M e s s i n i a ko sKo l p o s

O c h s e n b a u c h b u c h tLikódimos

959 m

Egaleo 1224 m

Tetrazi1104 m

Wasserfälle von Polílimnio

Bootstour

ehem. Hauptstadt

Karetta-Wasserschildkröte

Kastell5 FFFFF

venezian. Festung

Neo Kástro

Próti

Sapientza

SchizaVenetiko

Marianni

Messenien

Peloponnes

FiliatraFiliatraFiliatraFiliatra

Marathópoli Marathópoli Marathópoli

KyparissíaKyparissíaKyparissíaKyparissíaKyparissíaKyparissía

Kaló NeróKaló NeróKaló NeróKaló Neró

PetalídiPetalídiPetalídiPetalídi

Messini

MethóniMethóniMethóniMethóniMethóniMethóniMethóniMethóniMethóni

PýlosPýlosPýlosPýlosPýlosPýlosPýlosPýlosPýlosPýlosPýlosPýlos

KoróniKoróniKoróniKoróniFini-Fini-Fini-Fini-Fini-Fini-koúndakoúndakoúndakoúndakoúndakoúndakoúnda

KaplaniKaplaniKaplani

KalamátaKalamátaKalamátaKalamátaKalamátaKalamátaKalamáta

10 km0 © IDS 2015

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Messenien Kalamáta

Mehr Infos und fahrradfreundliche Unterkünfte gibt es auf www.adfc.de/13235.

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Völlig ausschließen kann man eine Reifenpanne nie. Gegen die typischen Pannenteufel wie Scherben und Granulat sind Sie mit dem Fahrradreifen Marathon Plus jedoch allerbestens geschützt.

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