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Das Sankt-Florians-Prinzip in Baden-Württemberg „Heiliger Sankt Florian, verschon’ mein Haus, zünd’s andre an.“ Nach diesem Motto verfahren derzeit die drei Musikhochschulen Stuttgart, Freiburg und Karlsruhe, die mit dem ausgestreckten Finger auf die Musikhochschulen Trossingen und Mann- heim zeigen und lieber diese den Sparplänen des baden-württembergischen Wis- senschaftsministeriums opfern wollen, als sich mit den anderen Hochschulen zu solidarisieren. „Entsolidarisierung“ ist einer der Begriffe, mit denen unsere Gesell- schaft momentan charakterisiert wird. Dass Entsolidarisierung jedoch ausgerechnet im öffentlich finanzierten wissenschaft- lich-künstlerischen Bereich geschieht, erstaunt. Es erstaunt deshalb, weil mit dem zunehmenden Abbau des öffentlich finanzierten Kultur- und Bildungssektors allen Betroffenen längst klar sein müsste, dass Willfährigkeit, vorauseilender Gehorsam und der Wunsch oder – schlimmer noch – die aktive Mitarbeit daran, dass die Poli- tik doch bitte „die anderen“, nicht jedoch die eigene Institution „verschlanken“ oder abwickeln möge, keineswegs dazu führt, den Fortbestand der eigenen Institution zu sichern. Denn eins ist ganz klar: Der Abbau des öffentlich finanzierten Bildungs- und Kulturbereichs wird weitergehen – weil es politisch so gewollt ist. Wenn ein Ministerium nur mit drei und nicht mit allen fünf betroffenen Hochschu- len Gespräche führt, ist dies allein schlimm genug. Schlimmer aber ist, dass die zu den Gesprächen eingeladenen Hochschulen weder darauf bestehen, dass das Minis- terium mit allen spricht, noch die Bereitschaft zeigen, konstruktive Vorschläge ge- meinsam mit allen zu entwickeln. Damit ist nicht gemeint, ministerielle Sparvorga- ben widerstandslos umzusetzen. „Solidarität“ bedeutet vielmehr, eine konstruktive Diskussion zwischen allen beteiligten Hochschulen darüber zu führen, wer wo wie weshalb künstlerisch, pädagogisch oder wissenschaftlich ausgebildet werden soll. Mit anderen Worten: einen bildungs- und kulturpolitischen Plan zu entwickeln und gemeinsamen Widerstand dort zu leisten, wo eine solche Ausbildung aufgrund von rigiden Sparmaßnahmen nicht (mehr) umgesetzt werden kann. Die Erleichterung darüber, dass man selbst noch eine Zeit lang verschont bleibt, ist eine trügerische, wie die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen. Jeder kann morgen der nächste sein. Wer sich nicht solidarisch verhält, macht sich mitschuldig an einer politisch ungemein leicht und schnell zu handhabenden Abwicklung unse- rer gewachsenen Kultur- und Bildungslandschaft. Anja Bossen Die Aufführungsmaterialien zu Ritter-Rost- Musicals und anderen Bühnenhelden sind ab sofort über das neue Online-Portal www.musicals-on-stage.de erhältlich. Dort können Lehrkräfte, Erzieherinnen, aber auch private InteressentInnen die Auffüh- rungsrechte und -materialien von bekannten Musicals für Kinder und Jugendliche er- werben. Mit – laut Anbieter – fairen Prei- sen und der einfachen Abwicklung aller Rechtefragen bietet musicals-on-stage.de einen umfassenden Service für Kindergär- ten, Grundschulen oder Musikschulen an. www.musicals-on-stage.de musikschule )) DIREKT 6.2013 Instrumenten- versicherung Selbstständigkeit und Selbstmanagement Noten schreiben mit MuseScore ) Sie haben Fragen, Anregungen, Tipps oder Hinweise für die Redaktion? ) Sie möchten sich kritisch äußern zu unseren Themen und Beiträgen oder haben Vorschläge für neue Themen? Schreiben Sie uns: [email protected]

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Das Sankt-Florians-Prinzip in Baden-Württemberg

„Heiliger Sankt Florian, verschon’ mein Haus, zünd’s andre an.“ Nach diesem Mottoverfahren derzeit die drei Musikhochschulen Stuttgart, Freiburg und Karlsruhe, diemit dem ausgestreckten Finger auf die Musikhochschulen Trossingen und Mann-heim zeigen und lieber diese den Sparplänen des baden-württembergischen Wis-senschaftsministeriums opfern wollen, als sich mit den anderen Hochschulen zusoli darisieren. „Entsolidarisierung“ ist einer der Begriffe, mit denen unsere Gesell-schaft momentan charakterisiert wird.Dass Entsolidarisierung jedoch ausgerechnet im öffentlich finanzierten wissenschaft -lich-künstlerischen Bereich geschieht, erstaunt. Es erstaunt deshalb, weil mit demzunehmenden Abbau des öffentlich finanzierten Kultur- und Bildungssektors allenBetroffenen längst klar sein müsste, dass Willfährigkeit, vorauseilender Gehorsamund der Wunsch oder – schlimmer noch – die aktive Mitarbeit daran, dass die Poli-tik doch bitte „die anderen“, nicht jedoch die eigene Institution „verschlanken“ oderabwickeln möge, keineswegs dazu führt, den Fortbestand der eigenen Institution zusichern. Denn eins ist ganz klar: Der Abbau des öffentlich finanzierten Bildungs-und Kulturbereichs wird weitergehen – weil es politisch so gewollt ist.Wenn ein Ministerium nur mit drei und nicht mit allen fünf betroffenen Hochschu-len Gespräche führt, ist dies allein schlimm genug. Schlimmer aber ist, dass die zuden Gesprächen eingeladenen Hochschulen weder darauf bestehen, dass das Minis-terium mit allen spricht, noch die Bereitschaft zeigen, konstruktive Vorschläge ge-meinsam mit allen zu entwickeln. Damit ist nicht gemeint, ministerielle Sparvorga-ben widerstandslos umzusetzen. „Solidarität“ bedeutet vielmehr, eine konstruktiveDiskussion zwischen allen beteiligten Hochschulen darüber zu führen, wer wo wieweshalb künstlerisch, pädagogisch oder wissenschaftlich ausgebildet werden soll.Mit anderen Worten: einen bildungs- und kulturpolitischen Plan zu entwickeln undgemeinsamen Widerstand dort zu leisten, wo eine solche Ausbildung aufgrund vonrigiden Sparmaßnahmen nicht (mehr) umgesetzt werden kann.Die Erleichterung darüber, dass man selbst noch eine Zeit lang verschont bleibt, isteine trügerische, wie die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen. Jeder kannmorgen der nächste sein. Wer sich nicht solidarisch verhält, macht sich mitschuldigan einer politisch ungemein leicht und schnell zu handhabenden Abwicklung unse-rer gewachsenen Kultur- und Bildungslandschaft.

Anja Bossen

Die Aufführungsmaterialien zu Ritter-Rost-Musicals und anderen Bühnenhelden sindab sofort über das neue Online-Portalwww.musicals-on-stage.de erhältlich. Dortkönnen Lehrkräfte, Erzieherinnen, aberauch private InteressentInnen die Auffüh-rungsrechte und -materialien von bekanntenMusicals für Kinder und Jugendliche er-werben. Mit – laut Anbieter – fairen Prei-sen und der einfachen Abwicklung allerRechtefragen bietet musicals-on-stage.deeinen umfassenden Service für Kindergär-ten, Grundschulen oder Musikschulen an.www.musicals-on-stage.de

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6.2013 Instrumenten -versicherung

Selbstständigkeit undSelbstmanagement

Noten schreibenmit MuseScore

) Sie haben Fragen, Anregungen,Tipps oder Hinweise für die Redaktion?

) Sie möchten sich kritisch äußern zu unseren Themen und Beiträgen oder haben Vorschläge für neue Themen?

Schreiben Sie uns:[email protected]

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Weshalb ist eine Instrumenten-versicherung sinnvoll?

Jeder, der Musik studiert oder als Berufausübt, ganz gleich ob als Musiker oderPädagoge, ist ständig auf sein Instrumentangewiesen. Dabei lauern überall Gefah-ren, im Gedränge öffentlicher Verkehrs-mittel ebenso wie bei einem Autounfall.Aber auch in Konzertsälen, Hochschulen,Musikschulen oder allgemein bildendenSchulen sind Instrumente keineswegs si-cher. Es handelt sich immer um öffentlichzugängliche Bereiche, und da Instrumenteim Allgemeinen nicht auf Robustheit hinkonstruiert sind, genügen oft kleine Anläs-se, um große Schäden anzurichten. Selbstfür den Fall, dass sich tatsächlich ein ein-deutiger Verursacher des Schadens fest-stellen lässt und dieser eine Haftpflicht-versicherung hat, ist es schwer, eine ange-messene Entschädigung zu erhalten.Noch problematischer wird es, wenn manselbst den Schaden verursacht hat. DaMusikerinnen und Musiker in der Regelgut auf ihre Instrumente achten, sind esmeist nur kleine Unachtsamkeiten, diehier zu einem Schaden führen. Eine kleineEinzeichnung in die Noten während einerOrchesterprobe – und schon ist man mitdem Instrument am Notenpult des Nach-barn angestoßen. Eine turbulente Grup-

penunterrichtsstunde – und schon rollt dieFlöte vom Tisch. In all diesen Fällen isteine Instrumentenversicherung wichtig, dasich Schäden an Instrumenten leicht imdrei- bis vierstelligen Bereich bewegen.

Was kann versichert werden?

Grundsätzlich können folgende Gefahrenversichert werden: Beschädigung, Herun-terfallen, Sturz, Abhandenkommen, Lie-genlassen, Diebstahl oder Raub, Brand,Blitzschlag, Explosion, Transportschäden(auch im Flugzeug). Werden alle aufge-führten Bereiche versichert, handelt essich um eine sogenannte „Allgefahrenver-sicherung“. Dabei gilt der Versicherungs-schutz häufig auch dann, wenn das Instru-ment an Dritte, z. B. Schülerinnen undSchüler, verliehen wird. Bei Streichinstru-menten mit einem bestimmten Mindest-wert kann sogar ein Schaden, der durchAbnutzung oder Wertminderung entsteht,mitversichert werden. In der Regel sindsolche Dinge jedoch vom Versicherungs-schutz ausgenommen.Grundsätzlich ausgeschlossen sind vor-sätzliche Beschädigung, grobe Fahrlässig-keit oder Kriegsereignisse, aber auch Schä-den, die aufgrund eines Streiks oder vonAussperrung entstanden sind. Auch dasAufbewahren über Nacht im Freien, im

Auto oder an einem unbewohnten Ort(z. B. im Probensaal) ist oft nicht versi-chert (sogenannte „Nachtklausel“). Wäh-rend es auf der Hand liegt, was unter „vorsätzlicher Beschädigung“ oder „Kriegs -ereignissen“ zu verstehen ist, ist der Begriffder „groben Fahrlässigkeit“ nicht so leichtzu definieren. Darunter versteht beispiels-weise das Oberlandesgericht Karlsruhe ein„komplett unvernünftiges Verhalten“, etwawenn man sein Instrument stundenlangunbeaufsichtigt an einem öffentlich leichtzugänglichen Ort oder in der prallen Son-ne liegen lässt. Da der Begriff der „grobenFahrlässigkeit“ jedoch jeweils vom Einzel-fall abhängt, entscheiden Gerichte oftmals,dass auch in einem solchen Fall zumindesteine Teilsumme ausgezahlt werden muss.Im Fall eines Liegenlassens aus Vergesslich -keit, beispielsweise in einem öffentlichenVerkehrsmittel, hängt es von den jeweili-gen Versicherungsbedingungen ab, ob undwie viel die Versicherung zahlen muss.Außer dem Instrument selbst kann auchdas Zubehör mit in den Versicherungs-schein aufgenommen werden. Vor allemInstrumentenkästen, aber auch Zubehörwie Keyboardständer kosten je nach Qua-lität und Ausführung schnell mehrerehundert bis über tausend Euro. In solchenFällen kann sich der Versicherungsbeitragfür das Zubehör schnell bezahlt machen.

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Hoffentlichgut versichert…

Für Orchestermusikerselbstverständlich, fürInstrumentalpädagogennoch lange nicht: eineInstrumentenversicherung

Anja Bossen

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Literatur

„Sogar der Sound ist versichert“,in: Finanztest 8/2013, S. 74-77

Linktipp

www.musik-versicherung.de

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Wie bei allen Versicherungen müssen dieBedingungen genau studiert werden, dennes gibt durchaus auch Schäden, die selbstbei einer Allgefahrenversicherung nichtversichert sind. So können etwa Trock-nungsrisse, die bei Streichinstrumentendurch zu niedrige Luftfeuchtigkeit in derkalten Jahreszeit entstehen, vom Versiche-rungsschutz ausgenommen sein.Bereits beim Abschluss der Versicherungsollte man darauf achten, dass der Wertdes Instruments möglichst genau stimmt,da die Versicherung häufig erst im Scha-densfall prüft, ob die Angaben plausibelsind. Ist die Versicherung dann der Mei-nung, dass der angegebene Wert höher alsder tatsächliche Wert ist, wird nur derzum Zeitpunkt des Schadens von der Ver-sicherung festgestellte Wert des Instru-ments ausgezahlt und die zu viel bezahl-ten Beiträge sind verloren. Nicht wenigerproblematisch ist ein zu geringer Versiche-rungswert. In diesem Fall greift die soge-nannte Unterversicherungsklausel. Bei-spiel: Ein Instrument, das für 1 000 Euroversichert ist, muss aufgrund eines versi-cherten Schadens für 200 Euro repariertwerden. Nun stellt die Versicherung fest,dass das Instrument tatsächlich aber 2 000Euro Wert ist, mithin also nur zur Hälfteversichert ist. In diesem Fall wird sie auchdie erforderliche Reparatur nur zur Hälftebezahlen, sodass der Versicherte nur 100Euro von der Versicherung erstattet be-kommt.Auch nach Abschluss der Versicherungsollte man regelmäßig prüfen, ob die Ver-sicherungssumme noch dem tatsächlichenWert des Instruments entspricht. Insbeson -dere bei historischen Instrumenten kannsich der Wert im Laufe der Zeit erheblichändern und so eine Anpassung der Versi-cherungssumme erforderlich werden. ))

4 %. Sehr teure Streichinstrumente wer-den in der Regel zu deutlich niedrigerenProzentsätzen versichert als preiswerteSchülerinstrumente. Offensichtlich gehendie Versicherer davon aus, dass die Besitze-rin eines Stradivari-Cellos mit ihrem Inst -rument besonders pfleglich umgeht. Meistgibt es einen Mindestbeitrag in der Grö-ßenordnung von 30 bis 100 Euro pro Jahr.

Zeitwert oder Neuwert?

Ob es sich bei der Versicherung um eineNeu- oder Zeitwertversicherung handelnsollte, hängt meist vom Instrument ab.„Neuwert“ bedeutet im Fall eines Total-schadens die Auszahlung der Summe, dieein neues Instrument gleicher Qualitätkosten würde (also der Neubeschaffungs-wert). Eine Versicherung des Zeitwerts bedeutet im Fall eines Totalschadens dieAuszahlung der Versicherungssumme, diedas Instrument zum Zeitpunkt des Ein-tritts des Schadensfalls wert war. Bei histo-rischen, wertvollen Streichinstrumentenkommt nur eine Zeitwertversicherung, diedie Wertentwicklung des Instrumentsnachvollzieht, in Frage. Bei einem Key-board hingegen ist nur eine Versicherungzum Neuwert sinnvoll.

Was muss man außerdembeachten?

Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, seinInstrument deutschlandweit, europaweitoder weltweit versichern zu lassen. Jenachdem, in welchen Ländern und Regio-nen man sein Instrument mit sich führenmöchte, ist zu beachten, dass der Versiche-rungsschutz sich auch tatsächlich auf die-se Regionen erstreckt. Bei einigen Verträ-gen gilt der Versicherungsschutz nur in-nerhalb Deutschlands.

Wie finde ich einen Anbieter?

Unterrichtet man privat und nicht an ei-ner Musikschule, sollte man sich an einenunabhängigen Versicherungsmakler oderdirekt an eine der Instrumentenversiche-rungen wenden, z. B. an den Marktführerin diesem Segment, die Mannheimer Ver-sicherung (Marke Sinfonima). Alternativkann man bei den Verbänden, in denenman Mitglied ist (DTKV, ver.di etc.), an-fragen, ob diese eine besonders günstigeVersicherung anbieten.Es kann sich auch lohnen, sich zu einergrößeren Gruppe zusammenzuschließenund einen Gruppenvertrag abzuschließen,z. B. als Musikschulkollegium oder Laien-orchester. Für den Gruppenvertrag wirdeine Inventarliste aufgestellt. Kommt einInstrument zur Gruppe hinzu, wird es au-tomatisch mitversichert, auch ohne aus-drücklich in der Police genannt worden zusein. Besteht noch keine Gruppenversi-cherung an einer Musikschule, so sollteman verschiedene Angebote einholen.Auch bei bereits bestehenden Gruppen-verträgen kann sich ein Anbieterwechsellohnen. Sofern die Gruppe groß genug ist,kann es sinnvoll sein, auch bei Anbieternanzufragen, die bisher nicht für Instru-mentenversicherungen bekannt sind.

Mit welchen Kosten muss manrechnen?

Die Kosten einer Instrumentenversiche-rung sind von vielen Faktoren abhängig.Der Prozentsatz hängt von der Instrumen-tengattung, aber auch vom Wert des Inst -ruments ab. Die Kosten werden üblicher-weise in Prozent des Instrumentenwertsfür einen Jahresbeitrag angegeben. Dabeireichen die Prozentsätze je nach Versiche-rung und Instrument von 0,3 % bis etwa

Instrumentenversicherung: Sache des Arbeitgebers?

Bei Berufsorchestern, die dem öffentlichen Dienst angehören, obliegt es laut Tarifvertrag(TVK) dem Arbeitgeber zu entscheiden, ob die Musiker ihren Dienst auf einem privatenoder vom Arbeitgeber gestellten Instrument zu versehen haben. Gilt die Regelung, dassprivate Instrumente zu nutzen sind, so muss der Arbeitgeber dafür Instrumentengeld,Rohr-, Blatt- und Saitengeld und die erforderlichen Instandsetzungskosten bezahlen undaußerdem die Privatinstrumente mindestens für „dienst liche Belange“ versichern. Einevergleichbare Regelung selbst für festangestellte Lehrkräfte an öffentlichen Musikschu-len gibt es leider nicht.

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Bei einer geplanten Selbstständigkeitmüssen unzählige Aspekte durchdachtund entschieden werden. Nicht immerfällt dies leicht, zumal Instrumentallehr-kräfte die Zeit ihres Studiums zunächstfür künstlerische und pädagogischeProfessionalisierung nutzen (sollen).Reinhild Spiekermann gibt eine Über-sicht über die Dinge, die man als Selbst-ständiger zu beachten hat. In den fol-genden Ausgaben werden einzelneAspekte weiter vertieft.

)) Wer sich als Instrumentallehrkraft selbst -ständig macht, sieht sich vielen Fragen ge-genüber. Angebote zur Berufskunde oderKarriereplanung gehören zwar inzwischenan vielen Musikhochschulen zum regulä-ren Studienangebot. Allerdings werdendiese Angebote durchaus ambivalent auf-genommen: „Sehr interessant, ungemeinwichtig, aber es betrifft mich ja jetzt nochnicht.“ Diese Auffassung ist nachvollzieh-bar, aber irgendwann kommt der „Tag X“,an dem das Berufsleben professionell indie Hand genommen werden muss.Eines der Probleme einer umfassendenProfessionalisierung unseres Berufs ist dieTatsache, dass die meisten Musikstudie-

renden bereits während ihres Studiumsanfangen zu unterrichten (bzw. zu konzer-tieren) und in ihre spätere Berufstätigkeit„irgendwie“ hineinrutschen. Das im Studi-um begonnene und zunächst diffus gestal-tete Patchworkmuster beruflicher Tätig-keit wird fortgesetzt, und oftmals bleibt esdann bei einer eher zufällig gewachsenenStruktur.* Die Ursachen liegen in äußerenZwängen (Existenzdruck, Ort, Zeit), aberauch in „inneren“: Unwissenheit, Angstoder auch Ratlosigkeit führen dazu, dassnotwendige Schritte unterbleiben oder nurzögerlich in Angriff genommen werden.Im Folgenden soll eine Übersicht gebotenwerden über die Aspekte, die man im Falleeiner Selbstständigkeit zu beachten hat.Sie lassen sich grob unterteilen in:) Management/Organisation) Marketing) Soziale Absicherung und) Steuern/Finanzamt.Auch wenn in der Realität Mischformenvon freiberuflicher und angestellter Tätig-keit sehr häufig sind, soll es hier um die„Reinform“ der Freiberuflichkeit gehen.Umfassende Details zur Komplexität beiunterschiedlichen Arbeitsverhältnissen fin-det man bei Rüdiger Lühr im RatgeberMusikschullehrkräfte (ver.di, Berlin 2011).Für Fragen zur ausschließlichen Selbststän -

digkeit sollte der Ratgeber Selbstständigevon Goetz Buchholz (mediafon, Berlin2011) benutzt werden.

Management/Organisation

Es stellt sich zunächst die Frage nach derUnterrichtsstätte: separater Raum in einer(Miet-)Wohnung, angemietetes Atelier(eventuell als Gemeinschaftsraum alter-nierend mit anderen Nutzern), öffentlicheRäume (Kirche, Gemeindezentrum, Schu-le) oder auch eine „mobile“ Variante (Mu-sikmobil, „Musik auf Rädern“). Die Aus-stattung muss überlegt werden: Instru-mente, Noten, Bücher, PC, Medien, Mobi-liar. Pädagogisch verantworteter Unter-richt umfasst eine gute Wochenplanung inihren jeweiligen Unterrichtssequenzen.Hierfür ist eine Struktur anzulegen: So-wohl das „alte“ Karteikastensystem als aucheine digitale Verwaltung haben ihre je ei-genen Vorteile. Gute Ideen und Musterlis-ten finden sich bei Stefan Lindemann inMarketing und Management für Musikpäda -gogen (Bosse, Kassel 2002, aktualisierteNeuauflage im Herbst 2013). Zur Quali-tätssicherung des eigenen Unterrichts wirdman fündig bei Dieter Fahrner: Begeisterndund kompetent unterrichten (Schott, Mainz2013).

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Ich mache mich selbst-ständig – aber wie? Reinhild Spiekermann

Was man alsfreiberuflicheInstrumentallehrkraftzu beachten hat

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Dreh- und Angelpunkt einer professionel-len Lehrtätigkeit ist ein Unterrichtsver-trag, der die wichtigsten Punkte zwischenLehrkraft und Schülern bzw. Eltern regelt.In der Regel wird es sich dabei um einenDienstvertrag handeln, bei dem lediglichdas „Bemühen“ geschuldet wird (beimWerkvertrag muss ein „Werk“ abgeliefertwerden). Musterverträge stellt die VereinteDienstleistungsgewerkschaft ver.di bereit(www.verdi.de – Suchbegriff: Musterver-träge), alternativ kann man bei Mitglied-schaft im Deutschen Tonkünstlerverband(www.dtkv.org) gegen eine geringe Ge-bühr Verträge bekommen. Wer einen indi-viduellen Vertrag erstellen möchte, solltediesen rechtlich prüfen lassen. (Zu Ver-tragsdetails bzw. Kalkulation von Honora-ren vgl. Lindemann oder Lühr.)Sinnvoll ist es, von Anfang an ein Ge-schäftskonto zu eröffnen, um den privatenund beruflichen Geldverkehr übersichtlichzu verwalten. Die Organisation von Schü-lerdaten kann gut im eigenen PC angelegtwerden, für Selbstständigkeit in Form ei-ner eigenen Musikschule sollte jedoch einedafür eigens programmierte Software mitentsprechender Serviceleistung genutztwerden (z. B. www.msvplus.de).

Marketing

Die Vermarktung der eigenen Dienstleis-tung muss hohe Priorität haben. Selbstwenn ein Schülerstamm am Ende des Stu-diums vorhanden ist, kommen doch vielein die Situation, in einer neuen Umgebungganz von vorn anfangen zu müssen. Linde-mann stellt die wichtigsten Werbemedien

und Vorgehensweisen vor. Die Gestaltungeiner eigenen Website erfordert den größ-ten Planungseinsatz, muss man hier dochRechenschaft ablegen über sein Produkt-profil: In welcher Gewichtung stehen Un-terrichten, Konzertieren, eventuell Produ-zieren; welche Informationen über meinUnterrichten möchte ich im Netz veröf-fentlicht sehen etc. Um eine Internetprä-senz aufzubauen, wird einiges Ausgangs-material benötigt: professionelle Fotos, Au-diodateien, eventuell Materialien, die zumDownload bereitgestellt werden sollen.Viele „selbstgestrickte“ Websites von Inst -rumentallehrkräften sind von zweifelhaf-ter Qualität! Es lohnt sich, in diesem Be-reich die Dienstleistung von Profis in An-spruch zu nehmen, wenngleich dies nichtbillig ist. Eine sehr gute Möglichkeit bieten„Baukastensysteme“ wie z. B. das von TillSchumann (www.musikerseiten.de).

Soziale Absicherung

Durch das Künstlersozialversicherungs -gesetz (KSVG) von 1983 werden auchselbstständige Künstler und Publizistenüber die Künstlersozialkasse (KSK) sozialabgesichert. Unter „Künstlern“ verstehtder Gesetzgeber diejenigen, die Musik,darstellende oder bildende Kunst schaffen,ausüben oder lehren. Die KSK ist somiteine Pflichtversicherung, wenn bestimmteVoraussetzungen erfüllt sind:) eine selbstständige Tätigkeit als Künstleroder Publizist,) die Tätigkeit wird erwerbsmäßig betrie-ben, nicht nur vorübergehend oder alsHobby,

) es werden Einkünfte von mehr als 3 900Euro im Jahr erzielt (Ausnahmen für Be-rufsanfänger),) die Tätigkeit erfolgt im Wesentlichen imInland.Die Versicherten zahlen – ähnlich wie Ar-beitnehmer – etwa die Hälfte der Versi-cherungsbeiträge zur gesetzlichen Renten-,Kranken- und Pflegeversicherung, die an-dere Hälfte übernimmt die KSK. Diese fi-nanziert sich aus Mitteln des Bundes undaus einer sogenannten Künstlersozialabgabedurch Unternehmen, die künstlerischeoder publizistische Leistungen verwerten.Die KSK ist dabei keine Versicherung,sondern sorgt für den Beitragseinzug derVersicherten, leitet diesen jedoch weiteran die zuständigen Träger der Renten-,Kranken- und Pflegeversicherung. Die Hö heder monatlichen Beiträge richtet sich nachdem zu erwartenden Jahresarbeitseinkom-men. Dies entspricht dem steuerlich er-mittelten Gewinn (Betriebseinnahmenminus Betriebsausgaben), als Schätzgrund-lage kann der jüngste Jahressteuerbescheidherangezogen werden. Zu erwartende Ver-änderungen sollten jedoch mit einbezogenwerden. Die Aufnahme in die KSK erfolgt,indem man einen Antrag auf Prüfung derVersichertenpflicht stellt. Antragsunter -lagen wie ausführlicher Fragebogen (überDownload oder per E-mail anfordern)bzw. entsprechende Nachweise zur beruf-lichen Tätigkeit müssen beigelegt werden.Alle notwendigen Infos finden sich unterwww.kuenstlersozialkasse.de.Einen guten Überblick über sonstige Versi-cherungen (und Reihenfolge ihrer Not-wendigkeit) erhält man z. B. im regel -

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Streit um Künstlersozialabgabe

Der Beirat der Künstlersozialkasse (KSK) hat erstmalig in seiner Geschichte im Rah-men der Haushaltsberatungen der Festsetzung des Satzes der Künstlersozialabgabenicht zugestimmt. Grund für diese ablehnende Haltung ist die Erhöhung des Abga-besatzes von zurzeit 4,1 auf 5,2 Prozent im Jahr 2014. Bei der Künstlersozialabgabehandelt es sich um den Beitrag der Unternehmen zur KSK, die Leistungen vonselbstständig tätigen Künstlern oder Publizisten verwerten und entsprechende Ho-norare zahlen. Gleichzeitig fordert der Beirat die Bundesregierung auf, den finan-ziellen Mehrbedarf der KSK für das Jahr 2014 aus dem Bundeshaushalt zu finanzie-ren und den Zuschuss des Bundes zur KSK entsprechend zu erhöhen. Aus Sicht desBeirats ist die Erhöhung der Künstlersozialabgabe im Wesentlichen darauf zurück-zuführen, dass der Deutsche Bundestag eine gesetzliche Regelung abgelehnt hat,der entsprechend alle Unternehmen regelmäßig auf die ordnungsgemäße Abfüh-rung der Künstlersozialabgabe durch die Rentenversicherung geprüft werden sollen.

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Literatur

Rüdiger Lühr: Ratgeber Musikschullehrkräfte. Wissenswertes in 10 Ka -piteln. Informationen der Fachgruppe Musik der ver.di, Berlin 2011

Goetz Buchholz: Der Ratgeber Selbstständige, mediafon, Berlin 2011

Stefan Lindemann: Marketing und Management für Musikpädagogen,erweiterte Neuauflage, Bosse, Kassel 2013

Dieter Fahrner: Begeisternd und kompetent unterrichten. Menschlicheund fachliche Professionalität für Instrumental- und Musiklehrer,Schott, Mainz 2013

mäßig neu aufgelegten Finanztest SpezialVersicherungen der Stiftung Warentest(www.test.de) bzw. auch über Veröffent -lichungen von ver.di oder DTKV.Die Altersvorsorge gehört zu den Themen,die am häufigsten verdrängt werden. Auchwenn über die KSK eine Grundsicherungim Rahmen der gesetzlichen Rentenversi-cherung stattfindet, wird dies im Alternicht ausreichen. Zusätzliche Absicherungist notwendig, sobald die freiberuflicheExistenz auf finanziell einigermaßen gesi-cherten Füßen steht. Eine erste Übersichtkann man sich verschaffen bei www.exis-tenzgruender.de (Suchbegriff: Altersvor-sorge).

Steuern/Finanzamt

Als selbstständige Instrumentallehrkraftmuss man sich beim zuständigen Finanz-amt anmelden, das heißt die Aufnahme ei-ner selbstständigen (freiberuflichen) Tätig-keit mitteilen. Das Finanzamt übersendetdann einen Fragebogen zur steuerlichenErfassung/Aufnahme einer gewerblichen,selbstständigen (freiberuflichen) oder land -wirtschaftlichen Tätigkeit (BMF IV A 5).Alternativ kann man sich das Formular(nebst Ausfüllhinweisen) auch bei derBundesfinanzverwaltung herunterladen(www.formulare-bfinv.de). Für selbststän-dige Instrumentallehrkräfte ist unter Artdes ausgeübten Gewerbes bzw. der Tätig-keit „Freie Musiklehrkraft“ einzutragen.Die Art der Gewinnermittlung ist die Ein-nahmenüberschussrechnung, die Fragenach einer Kammerzugehörigkeit bzw.Handelsregistereintrag ist zu verneinen.

Während bei Arbeitnehmern jeden Monatdie Lohnsteuer automatisch einbehaltenwird, muss der Selbstständige quartalswei-se Steuervorauszahlungen leisten. Diesebemessen sich nach dem voraussichtlichenJahresgewinn. Es ist sinnvoll, hierfür Rück-lagen zu bilden, selbst wenn zu Beginn ei-ner Berufstätigkeit der Verdienst häufignoch niedrig ist und wenig (oder gar kei-ne) Steuern gezahlt werden müssen.

Mitgliedschaften und Medien

Eine Mitgliedschaft im DTKV und/oderbei ver.di bringt nicht nur grundsätzlicheine Solidarisierung der Mitglieder unter-einander bzw. gemeinsame Interessenver-tretung gegenüber Dritten, sondern hatviele handfeste Vorteile: Rabatte bei ko-operierenden Versicherungen, Publikatio-nen, Beratung in Steuer- und Rechtsfragenund vieles mehr (ver.di hat für Beratungvon Solo-Selbstständigen die Tochterfirmamediafon eingerichtet: www.mediafon.net).Zusätzlich sollte überlegt werden, eineAuswahl an Zeitschriften zu abonnieren(z. B. üben & musizieren oder neue musik-zeitung), um stets auf dem Laufenden zubleiben. ))

* Dies kann einer günstigeren Struktur sogarim Weg stehen. Edward de Bono hat darauf hin -gewiesen, dass die „Reihenfolge des Eintreffensvon Informationen darüber entscheidet, wie sieangeordnet werden. Aus diesem Grunde ist dieAnordnung der Informationen niemals die best -mögliche Anordnung, denn diese wäre von derReihenfolge des Eintreffens vollkommen un-abhängig.“ Edward de Bono: Laterales Denken.Ein Kurs zur Erschließung Ihrer Kreativitäts reser -ven, Econ, Düsseldorf 1992, S. 40.

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Reinhild Spiekermann ist Professorinfür Allgemeine Instrumentalpädagogik,Klavierdidaktik/-methodik sowie Studien-gangsleiterin für instrumentalpädagogi-sche Studiengänge an der Hochschulefür Musik Detmold.

Checkliste

Management/Organisation❑ Unterrichtsstätte❑ Ausstattung❑ Unterrichtsorganisation und

Qualitätssicherung❑ Unterrichtsvertrag❑ Geschäftskonto❑ Verwaltung von Schülerdaten

Marketing❑ Werbemedien❑ Website

Soziale Absicherung❑ Künstlersozialkasse (KSK)❑ sonstige Versicherungen❑ Altersvorsorge

Steuern/Finanzamt❑ Anmeldung Finanzamt

„Die Altersvorsorgegehört zu den Themen,

die am häufigstenverdrängt werden.“

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weit verbreitete zugrunde liegende Über-zeugung geht davon aus, dass Menschen inder modernen Welt durch das richtige Tunihre (beruflichen) Chancen verbessern,(Karriere-) Ziele leichter erreichen und„erfolgreich“ sein können. Der amerika -nische Personalberater Stephen Covey be-zeichnet diese Haltung in seinem 1989 er-schienenen Buch Die 7 Wege zur Effektivi-tät – mittlerweile ein Klassiker der Selbst-management-Literatur – als „Imageethik“.1

Diese „bot Techniken und Patentlösungen(zur Einflussnahme, [für] Machtstrategien,[zu] Kommunikationsfertigkeiten und po-sitive[n] Einstellungen)“. Die „Sozialtech-niken“ dienten „als Schmiermittel für dieProzesse des menschlichen Miteinanders…Manchmal half dies sogar, aber die grund-legenden und chronischen Problemeschmerzten weiter und brachen immerwieder auf.“ Erfolg im Beruf und im Pri-vatleben wurde an der Außenwirkung be-messen, am öffentlichen Image.Der Imageethik stellt Covey die Charak-terethik gegenüber, die seinen Untersu-chungen zufolge die Grundlage des Schrift -tums der vorangegangenen 150 Jahre bil-dete. Die „Charakterethik lehrte, dass esgrundlegendere Prinzipien für ein effekti-

Ich selbst habe sie in meiner nun fast 30-jährigen Unterrichtstätigkeit als freiberuf-licher Klavierpädagoge und Honorarkraftan einer Musikschule schon so manchesMal gedacht. Und um diese Probleme zulösen, habe ich im Lauf der Zeit viele gut-gemeinte Ratschläge von KollegInnen(„Du musst einfach bei Facebook sein, mitden richtigen Kontakten läuft es wie vonalleine“) und so manche Tipps aus deneinschlägigen Ratgebern („Vermeiden Sie,dass Wichtiges dringend wird, planen Sielangfristig“) ausprobiert. In der Regel han-delte es sich bei diesen Tipps um Hand-lungsanregungen, also um etwas, das ichtun sollte, um eine Verbesserung zu erzie-len. Einige Tipps davon haben sich in mei-ner Berufspraxis bewährt und den ge-wünschten Effekt gezeigt, viele andereTipps aber haben nicht funktioniert undmanchmal sogar das Problem verschärft.

Von außen nach innen –von innen nach außen

Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun-derts werden solche Tipps, Ideen und Kon-zepte im weitesten Sinne mit dem Begriff„Selbstmanagement“ bezeichnet. Die heute

)) „Als freiberuflicher Geigenlehrer brau-che ich aus finanziellen Gründen dringendmehr Schüler, aber ich kann mich halt nichtso gut verkaufen. Und ich bin das ewigeArgumentieren-Müssen, wie toll und wich -tig das Musizieren doch ist, und das An-baggern der sogenannten Kunden wirklichleid.“ – „Als Musikschulhonorarkraft müss-te ich mich dringend um meine Buchfüh-rung und meine Altersvorsorge kümmern,aber dieser ganze Verwaltungskram liegtmir nicht. Außerdem frisst das so viel Zeitund es sind ja eh alles so geringe Beträge,da schaue ich lieber erst gar nicht hin.“ –„Als festangestellte Querflötenlehrerin ma -chen mich die Arbeitsbedingungen in derMusikschule richtig krank. ,Kein Geld, keineZeit‘, so heißt es, dafür immer mehr Auf-gaben, schwierige Unterrichtsbedingungenund irgendwie so ein gedrücktes Betriebs-klima. Wie soll ich da als Vorbild glaub-würdig andere Menschen für das Musizie-ren begeistern?“

Unser Beruf alsPassus duriusculus

Liebe Kolleginnen und Kollegen, vielleichtkennen Sie diese oder ähnliche Gedanken.

Der Musiklehrerberufals Passion?!

Selbstmanagement fürInstrumentalpädagogen

Bernd Dahlhaus

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Literatur

Stephen R. Covey: Die 7 Wege zurEffektivität. Prinzipien für persönli-chen und beruflichen Erfolg, Gabal,Offenbach am Main 272013

Natalie Knapp: Kompass neues Den-ken. Wie wir uns in einer unüber-sichtlichen Welt orientieren können,Rowohlt, Reinbeck 2013

Christina Rakebrandt: Karriereguidefür Musiker. Potenziale entdecken.Träume verwirklichen, quickstart,Seeheim 22011

ves Leben gibt, und dass Menschen nurdann wirklichen Erfolg oder anhaltendesGlück finden können, wenn sie diese Prin-zipien lernen und in ihr Wesen integrieren.Diese Prinzipien sind Richtlinien bzw. na-türliche Gesetze für das Betragen von Men -schen, die bewiesen haben, dass sie vonanhaltendem, beständigem Wert sind.“Die Charakterethik geht von der Personaus, sie beruht auf einer Art Selbstverge-wisserung, beispielsweise indem ich michfrage: Was bedeutet überhaupt Erfolg fürmich? Was macht mich aus, was ist meinbesonderes Profil? Was ist mir wichtig undwovon bin ich überzeugt? Wer bin ich undwie will ich sein?Um das persönliche Potenzial entfaltenund wirklich nachhaltig erfolgreich sein zukönnen, sind beide Bereiche – Image- undCharakterethik – notwendig. Dabei ist essinnvoll, die Elemente der Imageethik wiebeispielsweise (Selbst-) Marketingstrate-gien, Kommunikations-, Organisations-und Mentaltechniken auf das Fundamentder Charakterethik zu stellen. Nur wennich möglichst klar mit mir selbst bin, wennich weiß, „wie ich ticke“, finde ich leichterheraus, welche Strategie, Technik undMaßnahme gut zu mir passt und die Er-folgswahrscheinlichkeit erhöht.Die Suche vieler Menschen nach schlich-ten, klaren Handlungsanweisungen – „Er-folgsrezepten“ im weitesten Sinne – ist na-türlich verständlich. Es scheint leichter, ge-rade in unangenehmen oder belastendenSituationen vermeintlich bewährte Me-thoden und Maßnahmen zu kopieren oderzu adaptieren statt zunächst innezuhalten.Hinzu kommt, dass die „Ratgeberindust -

rie“ die Methoden- und Maßnahmen -fokussierung vieler Menschen in ökono-misch einträglicher Weise begünstigt unddamit leider eher zur Verfestigung derImageethik beiträgt. Dies lässt sich an vie-len Schlagworten und Phänomenen beob-achten:) So etwas wie „Zeitmanagement“ gibt esnicht. Die Zeit kann man nicht managen,sondern nur sich selbst. Stattdessen geht esim Kern eher darum, nach welchen Krite-rien und Prinzipien ich Entscheidungentreffe für die Auswahl und die zeitlicheAufeinanderfolge und Organisation mei-ner Handlungen.) Die in der Ratgeberliteratur häufig ver-wendete Formulierung „Work-Life-Balan-ce“ setzt eine Unterscheidung, nach derBeruf und Privatleben eines Ausgleichs be-dürfen. Der Bereich „Arbeit“ wird hierbeiin der Regel als energiezehrend oder stres-sig konnotiert und muss durch das Privat-leben ausgeglichen werden („Freizeiterho-lung“). Demgegenüber sollte und kann Ar-beit auch lebenswert sein und – genausowie das Privatleben – Energie, Zufrieden-heit und Freude geben.) Die Schwemme von Print- und Online-ratgebern suggeriert, dass es (nur) eineFrage des Wissens sei, wie ein gutes, erfolg-reiches Leben zu führen ist. Dazu offen-bart der „ultimative“ Ratgeber die ent-scheidenden Insiderinformationen. Das ra-tionale, „technisch-methodische“ Wissenwird höher bewertet als das implizite in-nere Wissen, auch benannt als innereStimme oder als Bauchgefühl, das mirschon sagt, was gut ist für mich. Hierauf(wieder mehr) zu achten, Zutrauen zum

eigenen inneren Wissen zu haben und sichselbst auch zu erlauben, danach zu han-deln, macht unabhängig(er) von vermeint-lichem Expertenwissen und stärkt dieSelbstsicherheit sowie das Gefühl vonSelbstwirksamkeit.) Viele Ratgeber kultivieren implizit einenMachbarkeitswahn. Auch wenn gewisseBedingungen und Einschränkungen ge-nannt werden, wird eine grundsätzlicheErfolgsmachbarkeit selten in Frage gestellt.Erreiche ich meine Ziele nicht wie geplantbzw. nicht schnell genug, habe ich ebennicht die richtige Strategie oder Technikangewendet und/oder es nicht intensiv ge-nug gewollt oder umgesetzt. Dies führtdann möglicherweise zu noch mehr Stress,Frust und innerer Selbstabwertung.

Selbstmanagementfür Instrumentallehrer

Der Beruf des Instrumentalpädagogen be-steht aus vielen verschiedenen Einzeltätig-keiten: unterrichten, organisieren, kom-munizieren, (sich) präsentieren etc. Wasbedeutet „Selbstmanagement“ für dieseTätigkeiten? Was ist das übergeordneteGemeinsame eines guten Selbstmanage-ments: pädagogisch-didaktisch im (Grup-pen-) Unterricht, kommunikativ im El-terngespräch, im Konfliktgespräch mit derMusikschulleitung als auch bei der Unter-richtsvorbereitung, beim Erstellen derSteuererklärung, beim Gestalten eines Wer -beflyers oder der eigenen Internetseite?Ausgehend von den obigen Überlegungenmöchte ich für ein Verständnis von Selbst-management werben, das sich auszeichnet

musikschule )) DIREKT 6.20138

„Vor der Frage: Was könnenwir tun? muss der Fragenachgegangen werden:

Wie müssen wir denken?“ *

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Wie geht es weiter?

durch die Fähigkeit, sich selbst, das eigeneFühlen, Denken und Handeln von außenbeobachten und reflektieren zu können –in angenehmen, positiven, „erfolgreichen“Situationen wie auch in unangenehmen,negativen und belastenden Situationen.Dazu kommt die Fähigkeit, sich aufgrundder Selbstbeobachtungen selbst regulierenzu können. Dabei kann ich lernen, meineals hilfreich erkannten Fühl-, Denk- undHandlungsmuster bewusst zu nutzen undmeine als einschränkend erkannten Mus-ter zu verändern – wenn ich mich selbst-bestimmt dazu entschließe. AngestrebtesZiel ist es, mich möglichst oft als kompe-tent, als energiereich, handlungsfähig und

selbstwirksam zu erleben. Kompetenzerle-ben bedeutet, Mittel und Wege zu kennen,zu finden und zu üben, das, was ich kann,auf eine angenehme und verantwortlicheArt in die Welt zu bringen. Mit anderenWorten: Eine instrumentalpädagogischeBerufskunde geht nach diesem VerständnisHand in Hand mit einer persönlichen„Selbstkunde“.Und nur in dieser Verbindung kann nachmeiner Erfahrung langfristig und nach -haltig professionelles Handeln im instru -mentalpädagogischen Beruf gelingen. Nurdann ist es möglich, dass ein Instrumental-pädagoge sein künstlerisch-pädagogischesEthos verwirklichen und seinen Lebens-standard halten oder vielleicht sogar ver-bessern kann. Dass er erfolgreich, zufrie-den und gesund seinen Beruf ausüben undsich etwas leisten, sogar gönnen kann.Gutes Selbstmanagement ist die Voraus-setzung dafür, die Begeisterung für Musikleben zu können. Wenn wir selbst so unse-re Potenziale entfalten, sind wir die bestenVorbilder für unsere SchülerInnen.

Ausblick

In den kommenden Ausgaben möchte ichIhnen Ideen und Impulse zu einzelnen As-pekten des Selbstmanagements vorstellen.Dabei möchte ich Ihnen neben den Litera-tur- und Onlinetipps zu Methoden undTechniken, denen Sie je nach Grad IhresInteresses selbst nachgehen können, in ers-ter Linie Sichtweisen anbieten, die sich er-geben, wenn man wie oben beschriebenImageethik mit Charakterethik verbindet.Hierzu werden dann beispielsweise The-

men angesprochen wie: Was mache ich,wenn es trotzdem nicht funktioniert? Wasist die Quintessenz aus verschiedenenKommunikationsmodellen? Welche über-geordneten Konzepte, Modelle, Prinzipiengibt es, die ich in verschiedenen Berufs -zusammenhängen anwenden kann? Undschließlich: In welcher Weise hängt meinUnterrichtsstil mit meinem Selbstmanage-mentstil zusammen?Über Ihre Anregungen, Themenwünscheund Erfahrungsberichte hierzu freue ichmich. ))

1 Die folgenden Zitate stammen aus Stephen R.Covey: Die 7 Wege zur Effektivität. Prinzipien fürpersönlichen und beruflichen Erfolg, 11., vollstän-dig überarbeitete Auflage, Offenbach am Main1992, S. 14 ff.

Bei den abgebildeten Karten auf Seite 7 handeltes sich um eine Auswahl der bikablo® icons, dieauch methodisch vielseitig im Instrumentalunter-richt einsetzbar sind. www.kommunikationslot-sen.de

* Joseph Beuys

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Bernd Dahlhaus ist Musikpädagoge undCoach. Er leitet die Agentur für Musik -pädagogik musikbäume, e-mail: [email protected], www.musikbaeume.de

Impulse

Wie würden Sie Ihr berufliches Selbst -management beschreiben? Was ge-lingt Ihnen leicht, was weniger leicht?

In welchen beruflichen Teilbereichenhaben Sie, um sich selbst „gut mana-gen“ zu können, wirklichen Wissens-bedarf, in welchen mehr Übebe darf?

Inwieweit nehmen Sie sich (regelmä-ßig) Zeit, um sich um Ihren Wissens-bedarf und Übebedarf zu kümmern?Wenn Sie hier etwas tun wollten,was könnte das konkret sein?

Inwieweit tauschen Sie sich mit Kol-legInnen lösungs- und nicht prob -lemorientiert über Fragen des beruf-lichen Selbstmanagements aus?

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)) Sowohl Lehrkräfte als auch Gruppen-und Orchesterleiter stehen häufig vor derAufgabe, Kompositionen und Bearbeitun-gen zu Papier bringen zu müssen: seien esvereinfachte Transkriptionen für den Un-terricht oder auch neue Instrumentierun-gen, passend zu den im Ensemble vorhan-denen Stimmen und Instrumenten. Nebenkommerziellen Programmen wie Sibelius,Forte oder Finale hat sich das freie Pro-gramm MuseScore (www.musescore.org)etabliert. Das Programm wird ständig wei-terentwickelt und weist ein hohes Niveausowohl bei der Fehlerbereinigung als auchbei der Entwicklung neuer Funktionenauf. Selbst ein umfangreiches deutschspra-chiges Handbuch ist verfügbar.Das Programm erfordert eine gewisse Ein-arbeitung, da es primär über Tastenkürzelgesteuert wird. Zwar ist eine Bedienungmit der Maus in Grenzen möglich, aberwenn umfangreichere Werke eingegebenwerden sollen, führt die Noteneingabe mitder Maus unweigerlich zum Orthopäden.MuseScore arbeitet grundsätzlich mit einerStep-Time-Eingabe: Das bedeutet, die No-tenlänge muss für jede Note eingegebenwerden. Das klingt jedoch umständlicher,als es tatsächlich ist.

Erste Besichtigung

Das Programm läuft unter Windows, Li-nux, BSD und OS X. Unter Linux kann esin vielen Fällen über die Paketverwaltunginstalliert werden, ansonsten kann es di-rekt von der Internetseite von MuseScoreheruntergeladen und installiert werden.Nach dem ersten Starten wird in der Regeleine Demo-Komposition geöffnet. Hierkann bereits die Wiedergabefunktion ge-testet werden. Ein Druck auf die Leertastesollte die Wiedergabe der Datei starten.MuseScore kann dabei mit allen gängigen

Systemen zur Audiowiedergabe arbeitenund stellt normalerweise alles automatischso ein, dass die Wiedergabe funktioniert.Der Sound ist mit den Standardeinstellun-gen nicht berauschend, aber um zu prüfen,ob noch falsche Noten vorhanden sind,ausreichend.

Erste Partitur

Die erste eigene Komposition wird wie üb -lich mit dem Befehl Neu des Dateimenüsbegonnen. Ein Assistent führt durch dasAnlegen einer neuen Partitur. Alle Ein -gaben, die hier gemacht werden, könnenspäter noch geändert werden. Im erstenFenster werden Titel, Komponist etc. ein-gegeben. Nach einem Klick auf Weiterwerden im nächsten Fenster die Stimmenfür die Partitur ausgewählt. Sollte ein bestimmtes Instrument fehlen, kann esdurch ein anderes, ähnliches Instrumentersetzt werden. Die Bezeichnung undauch die Transposition können später ge-ändert werden. Bei der Auswahl der Ton-art im nächsten Fenster werden transpo-nierende Instrumente korrekt berücksich-tigt. Im letzten Fenster des Assistentenwerden die Taktart und, wenn erforder-lich, ein Auftakt sowie die Zahl der Takte,die zunächst erzeugt werden, festgelegt.

Erste Noten

Nun kann sofort mit der Eingabe von No-ten begonnen werden. Mit „n“ wird dieNoteneingabe gestartet. Zunächst wirdeine Notenlänge gewählt: „1“ entsprichteiner Vierundsechzigstel, „2“ einer Zwei-unddreißigstel und so weiter bis „9“ füreine Longa. Mit der „.“-Taste wird der ge-wählte Notenwert um einen Punkt er-gänzt. Für Doppelpunktierungen muss dieMaus bemüht werden, um die entspre-

chende Schaltfläche in der Werkzeugleisteanzuklicken. Wenn einzelne Noten dieTaktgrenze überschreiten, werden auto-matisch passende Überbindungen erzeugt.Um innerhalb eines Takts eine Überbin-dung zu erzeugen, benötigt man die „+“-Taste. Die gewählte Tondauer gilt für allenachfolgenden Noten, bis eine neue Dau-er gewählt wird.Die Tonhöhe wird über den Notennamenmit den Tasten „c“, „d“, „e“… eingegeben.An Stelle des deutschen „h“ wird das an-gelsächsische „b“ verwendet. Pausen wer-den mit der Ziffer „0“ eingefügt. Im Nor-malfall werden die Noten entsprechendder gewählten Tonart erzeugt, so entstehtin G-Dur beim Druck auf die Taste „f“ ein„fis“. Dieses Verhalten kann in den Vorein-stellungen angepasst werden. Mit denCursor-Tasten kann man die Tonhöhe inHalbtonschritten ändern. Tonhöhen wer-den immer in der Oktave erzeugt, bei derder Abstand zur vorherigen Note mög-lichst gering ist. Mit „Strg“ und Cursor-Taste kann die zuletzt eingegebene Noteum jeweils eine Oktave nach oben oderunten verschoben werden.Nach Eingabe einer Note wird die Positionum den Notenwert verschoben. Um inner-halb eines Systems einen Akkord einzuge-ben, können weitere Noten an der Positionder zuletzt eingegebenen Note erzeugtwerden, wenn dabei die Umschalt-Tastegedrückt wird.Nach einer Gewöhnungsphase funktioniertdiese Art der Eingabe sehr schnell. Da dieNotennamen alle im linken Teil der Tasta-tur sind, können sie gut blind mit der lin-ken Hand eingegeben werden, die Noten-längen hingegen mit der rechten Handüber den Ziffernblock.Einige weitere Tastenkommandos könnenwährend der Eingabe sinnvoll genutzt wer -den. Mit „s“ können Bindebögen eingege-

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Flotte Schreibe…MuseScore: ein Open Source Programm zumNotenschreiben – nicht nur für Lehrkräfte

Jürgen Simon

Page 11: Musikschule direkt 2013 06

MuseScore-Profitipps

Ein paar Profitipps, z.B. zur Verbes se - rung der Klangqualität oder wie manPartituren ohne Leerzeilen erstellt,stehen im Internet kostenlos unterwww.musikschule-direkt.de zu die-sem Artikel zum Download bereit.

ben werden. Dazu drückt man nach derersten Note einer Bindung die Taste „s“und gibt anschließend wie gewohnt weite-re Noten ein. Um die Bindung zu been-den, muss nach der letzten Note, die unterdem Bindebogen stehen soll, erneut „s“ ge-drückt werden. Mit Umschalttaste „.“ (aufeiner deutschen Tastatur also „:“) könnenStaccatopunkte hinzugefügt werden.

Erste Strophe

Als nächster Schritt empfiehlt sich dieEingabe von Liedtext (falls vorhanden), dader Liedtext von MuseScore automatischplatziert wird, wohingegen Dynamik,Tempo und andere Einzeichnungen freipositioniert werden können. Dazu wirddie erste Note, die einen Text bekommensoll, ausgewählt und mit „Strg“ und „1“ dieEingabe von Liedtext aktiviert. Nun kannder Text Note für Note eingegeben wer-den. Mit der Leertaste wird am Ende einesWorts zur nächsten Note gewechselt.Wenn ein Wort mit mehreren Silben aufmehrere Noten aufgeteilt werden soll, ver-wendet man die Taste „-“. Die Silben wer-den dann durch einen Bindestrich verbun-den. Im umgekehrten Fall, wenn eine Silbeüber mehrere Noten verteilt werden soll,muss die „_“-Taste verwendet werden.Dies kann für beliebig viele aufeinander-folgende Noten geschehen.Innerhalb einer Silbe können die Cursor-Tasten benutzt werden, um den Cursor zubewegen. Hier lauert jedoch eine „Bedie-nungsfalle“: Wenn der Cursor am Anfangoder am Ende einer Silbe steht, dann wirdder Cursor nicht über die Silbengrenzehinweg zur vorigen oder nächsten Silbebewegt, sondern die Position der Silbewird nach links bzw. rechts verschoben.Um den Cursor auf den Text der vorigenNote zu bewegen, muss die Tastenkombi-

nation Umschalt- und Leertaste verwen-det werden. Die „Esc“-Taste beendet dieTexteingabe.Für weitere Strophen muss wieder die ers-te Note ausgewählt und erneut mit „Strg“und „1“ die Liedtext-Eingabe aktiviertwerden. Die folgende Strophe wird auto-matisch unterhalb der ersten platziert.Sollte in der ersten Strophe die erste Noteohne Text sein, erscheint die Texteingabezunächst auf der Höhe der ersten Strophe.In diesem Fall wird mit „Enter“ in dienächste Zeile gewechselt.Die meisten weiteren Bearbeitungsschrittewerden mit den Paletten auf der linkenSeite des Fensters vorgenommen. Hier fin-den sich Artikulationszeichen, Dynamik,Fingersätze und Wiederholungen. Alle die-se Zeichen werden mit der Maus direktaus der Palette in die Partitur gezogen.Die Formatierung der Partitur erfolgt pri-mär über Formatvorlagen, die mit den Me-nüpunkten Format-Stilvorgaben und Text-Stilvorgaben im Menü Format bearbeitetwerden. Hier können Einstellungen fürTakt- und Seitenzahlen ebenso wie Ab-stände zwischen Notenzeilen, Liedtextund diversen anderen Elementen des Lay-outs definiert werden, ebenso werden dieSchriften für die verschiedenen Textartenfestgelegt. Es ist daher in der Regel nichtsinnvoll, Schriftarten und Größen einzelnzu definieren.

Erste Ergebnisse

Noten, die mit MuseScore erzeugt werden,können sich durchaus mit den Ergebnissender kommerziellen Programme messen.Die Noten sind schön und gleichmäßig ge-setzt, der mitgelieferte Font für die Notenund musikspezifischen Sonderzeichen istausgesprochen elegant und die Ergebnissesind gut lesbar.

Dieser Beitrag kann nur einen kleinen Aus -schnitt der Möglichkeiten, die MuseScorebietet, beschreiben. Wer ernsthaft mit demProgramm arbeiten möchte, sollte das ge-samte Handbuch studieren und sich vorallem mit möglichst vielen der Tastenkür-zel vertraut machen. Außerdem gibt es aufder Internetseite von MuseScore ein rechtaktives Forum, das – zum Teil auch aufDeutsch – in vielen Fällen, in denen dasHandbuch nicht mehr ausreicht, weiter-hilft.MuseScore unterliegt einer stetigen Weiter-entwicklung. Zurzeit arbeiten die Ent-wickler an der Version 2.0, die viele Funk-tionen enthalten wird, die bisher gefehlthaben. Bereits jetzt kann man diese Ver -sion auf der Internetseite von MuseScoreherunterladen und testen. Zum produkti-ven Einsatz ist sie jedoch ausdrücklichnoch nicht vorgesehen. ))

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Jürgen Simon ist Cellist im Brandenbur -gischen Staatsorchester Frankfurt (Oder).Er entwickelte ein Orchesterverwaltungs-programm für sein Orchester.

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)) Das kann sicher jeder Schüler und jedeSchülerin bestätigen: Wenn die Lehrerinim Unterricht das Lied begleitet, das mangerade erarbeitet, dann macht das Spielengleich nochmal so viel Spaß. Zuhause istman dann mit seinem Melodieinstrumentoder auch der Gitarre wieder alleine unddie Freude am kräftigen, klangvollen Song,wie man sie im Unterricht erlebt hatte, istvorüber. Wie schön wäre es doch, wennman jetzt einen Begleiter oder zumindesteine Begleit- oder Play-along-CD hätte.Eine solche ist jedoch nicht immer vor-handen. Hier schafft die App SessionBandAbhilfe. Mit SessionBand kann man alsLehrer oder Lehrerin recht rasch einfacheharmonische Begleitungen zu Melodienschreiben. Zur Verfügung stehen die sie-ben Standard-Akkorde „maj“, „min“, „7“,„min7“, „maj7“, „sus4“ und „sus2/9“, dieauf jeden Ausgangston angewendet wer-den können. Über eine kleine Klaviertasta-tur wählt man den Ausgangston (z. B. d),anschließend den gewünschten Akkord(z. B. „7“) und schon erklingt der Sept -akkord über d in einem hervorragendenGitarrensound. Automatisch wird jedergewählte Akkord für die Länge zweierTakte zu je vier Schlägen eingefügt. MitFingerspreizung kann man jedoch sogleichdie Dauer der Akkordbegleitung verän-dern und z. B. auf einen halben Takt (zweiSchläge) verkürzen.

Auf diese Weise lässt sich rasch eine Melo-die harmonisieren. Mittels „drag and drop“kann man ausgewählte Abschnitte zeitspa-rend verdoppeln, die Loop-Funktion wie-derholt das komplette Stück, so oft manwill. Ein Nachteil ist, dass SessionBand nurein Vierer-Taktschema vorgibt. Unter Miss -achtung der vorgegebenen Takteinteilungkann man aber auch ungerade Metren ein-geben, was jedoch ein gewisses Abstrak -tionsvermögen erfordert.Doch das ist noch nicht alles. Die fertigeBegleitung kann in der Geschwindigkeitverändert und an das aktuelle Übe-Tempodes Schülers oder der Schülerin angepasstwerden. Ebenso lässt sich das gesamteStück auf jede beliebige Stufe transponie-ren. Doch der eigentliche Clou: Die Be-gleitung kann nun in verschiedensten Inst -rumentierungen und Stilen (Blues, Pop,Country, Electronic, HipHop, Rock undandere) abgespielt werden. Viele Soundswurden professionell eingespielt: DasKlang ergebnis ist beeindruckend und lässtso manche Play-along-CD hinter sich. AmMini-Equalizer lassen sich zudem nocheinzelne Instrumente separat aussteuern.In der iPad-Version von SessionBand (füriPad: 2,69 Euro, für iPhone: 1,79 Euro)sind immerhin bereits zwanzig Soundsverfügbar, viele weitere lassen sich mittelsIn-App-Kauf erwerben. Die hier bespro-chene „Original Edition“ gibt es auch als

„Jazz Edition“, „Piano Edition“ oder „Acous -tic Guitar Edition“. Weitere Informationenkann man im Internet abrufen unterwww.sessionbandapp.com.Natürlich lässt sich SessionBand auch zurUnterweisung bzw. Übung in Harmonie-lehre nutzen, wenn die SchülerInnen ihreeigene Begleitung „komponieren“. WelcherAkkord passt wo, was funktioniert garnicht, wodurch entsteht ein Spannungs -bogen? Ist die Begleitung abgeschlossen, solässt sie sich per e-mail (an den Schüleroder die Schülerin) versenden oder perAudioCopy (mit einem Zusatzprogramm)exportieren. Üben ohne Begleitung im An-fangsunterricht macht keinen Spaß? MitSessionBand sollte sich dieses Problem er-ledigt haben. ))

musikschule )) DIREKT 6.201312

Meine App

„SessionBand“ – Einfache harmonischePlay-alongs schreiben

Kennen Sie eine App, die Sie anderenLehrkräften empfehlen möchten?Schreiben Sie uns: [email protected]

Rüdiger Behschnitt

musikschule )) DIREKT erscheintalle zwei Monate als Supplementzu üben & musizieren

Redaktion: Anja Bossen und Rüdiger BehschnittLayout: Rüdiger BehschnittGrafik: Nele Engler