Mykotoxinwerte bei Durumweizen und … oder nur bei extrem hoher Dosis über lange Zeit S2-S4...

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BUNDESFORSCHUNGSANSTALT FÜR ERNÄHRUNG UND LEBENSMITTEL - Detmold - 22. Durum- und Teigwaren - Tagung am 5. – 6. April 2006 in Detmold Dr.- Ing. K. Münzing: Mykotoxinwerte bei Durumweizen und Konsequenzen für die Verarbeitung Durum60AGF

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BUNDESFORSCHUNGSANSTALTFÜR ERNÄHRUNG UND LEBENSMITTEL

- Detmold -

22. Durum- und Teigwaren - Tagungam 5. – 6. April 2006 in Detmold

Dr.- Ing. K. Münzing:

Mykotoxinwerte bei Durumweizen und Konsequenzen für die Verarbeitung

Mykotoxinwerte bei Durumweizen und Konsequenzen für die Verarbeitung

Durum60AGF

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Mykotoxinwerte bei Durumweizen und Konsequenzen für die Verarbeitung

• rechtliche Rahmenbedingungen.• Technisch-organisatorische Umsetzung.• Problematik der Riskoabschätzung.• Allgemeine Handlungsgrundsätze zur

Gefahrenreduzierung.• Möglichkeiten der Minimierung von

Mykotoxinen in Durumweizen.

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Futter- und Lebensmittelverunreinigungen: RechtsvorschriftenEuropäische Basisverordnung (Verordnung (EG) Nr. 178 / 2002), sowie die EG-

Änderungsverordnungen Nr. 466/2001: [VO (EG) Nr. 472/2002 über Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln, VO (EG) Nr. 2174/2003

(Aflatoxine), VO (EG) Nr. 123/2005 (Ochratoxin A), VO (EG) Nr. 683/2004 (Aflatoxine und Ochratoxin A für Säuglinge und Kleinkinder), VO (EG) 856/2005 (Fusarientoxine)], MHmV vom 2. Juni 1999, Futtermittel -VO, LFGB, ProdhaftG.,

VO (EG) Nr. 852/2004 über Lebensmittelhygiene (ab 1.1.2006):

Futter- und Lebensmittel mit Kontaminanten (z.B. mykotoxinhaltige Stoffe)

in einer gesundheitlich und toxikologisch bedenklichen Menge dürfen nicht in den Verkehr gebracht werden (Höchstwerte

einhalten, allg. Risiko-Minimierungsgebot beachten).

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Mykotoxin-Höchstmengen für unverarbeitetes Getreide (Rohgetreide)

hervorgehobene Werte: zukünftige Höchstmengen, gültig ab 01.07. 2006, gemäß VO (EG) 856 / 2005

2

Getreide

Aflatoxin B1

5GetreideOchratoxin A

Deoxynivalenol

T-2 and HT-2Toxin

GetreideFumonisine (Summe B1 + B2)

Zearalenon

EU-VO (EG) Nr.466/2001

(µg/kg)Mykotoxin

Getreide außer Durum, Hafer u. Mais Durumweizen und HaferMaisGetreide außer MaisMais

Getreide

Erst ab 1. Juli 2007

Erst ab 1. Juli 2007

Erst ab 1. Juli 2007

Erst ab 1. Juli 2007

100

12501750

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Mykotoxin-Höchstwerte in unverarbeitetem Getreide• Definition EU-VO 856/2005 (Mykotoxin-V0), Absatz 11:

– Höchstgehalte für unverarbeitetes Getreide gelten für Getreide, das zur ersten Verarbeitungsstufe in Verkehr gebracht wird, da zu diesem Zeitpunkt die geplante Verwendung des Getreides bekannt ist (Lebens-, Futtermittel oder technische Zwecke).

– Bearbeitungsvorgänge wie Reinigung, Sortierung, Mischen und Trocknung fallen nicht unter Verarbeitung (gelten nicht Verarbeitungsstufe), sofern das Getreidekorn selbst nicht physikalisch behandelt wird;

• getreidetechnologische Definition: Unter Verarbeitung fallen…– auf Einzelkörner abzielende Maßnahmen, die Struktur- und Funktionsveränderungen

herbeiführen (z.B. Auflockerung des Schalengefüges und partieller Verlust der Fruchtschale durch Scheuern der Korn-Oberfläche, Zerkleinern, Mahlen, Darren, usw., meist unter Verlust der biologischen und sensorischen Integrität der Körner).

• Lesarten und Interpretationen: der Rohgetreide-Höchstwert gilt... – ab Werkstor Mühle, Probenahme / Bewertung: am LKW (Betriebsstätten - Auslegung). – vor Beginn der ersten Verarbeitungsstufe, Probenahme / Bewertung: z.B. vor der

Weißreinigung oder vor dem Walzenstuhl (Prozessstufen - Auslegung).

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1000400

7550

750500

20,10

Mykotoxin-Höchstmengen in Lebensmitteln aus Getreide

GetreideBabynahrung

-Aflatoxin B1

53

0,5

rohe Getreidekörneralle GetreideerzeugnisseCerealienbasierende Babynahrung

5 ngOchratoxin A

500

350

Speisegetreide, Getreidemahlerzeugnisse (außer Hartweizengrieß) Teigwaren, Brot und Backwaren

1 µgDeoxynivalenol

0,05 %Interventions-

Richtlinie

-(Stellungnahme

BfR)

Getreide, vor allem Roggen-Mutterkorn

500100

Mais und MaismahlerzeugnisseCornflakes

2 µgFumonisine(Summe B1 + B2)

50Speisegetreide, GetreidemahlerzeugnisseGetreidemehl

0,2 µgZearalenon

EU-VO (EG) Nr. 466/2001

(µg/kg)

MykotoxinHmVO(µg/kg)

LebensmittelPTDI*je kg Körper-

gewicht

Toxin

* vorläufig tolerierte tägliche Aufnahme je kg Körpergewicht von Erwachsenen. Weiß unterlegt: geplante Höchstmengen

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• „Risiko“: Funktion der Wahrscheinlichkeit einer die Gesundheit beeinträchtigenden Wirkung und der Schwere dieser Wirkung als Folge der Realisierung einer Gefahr;

• „Risikoanalyse“: Prozess aus den drei miteinander verbundenen Einzelschritten: Risikobewertung, Risikomanagement und Risikokommunikation;

• „Risikobewertung“: Gefahrenidentifizierung, Gefahrenbeschreibung, Expositionsabschätzung und Risikobeschreibung.

Definitionen

Verordnung (EG) Nr. 178/2002 (Lebensmittelbasisverordnung)Verordnung (EG) Nr. 178/2002 (Lebensmittelbasisverordnung)

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Gesundheitsgefährdende Risiken bei Getreide

physikalische Risiken biologische Risiken chemische Risiken durch Mitarbeiter Bei Annahme: Aspirations-stäube, Verunreinigungen: z.B. Sand, Fremdkörper, Glas, Steine, Metall. Im Lager: unerwünschter Abrieb des Hallenbodens, von Farbanstrichen, Fehler in der Wärmedämmung, Schüttgut-Mikroklima,

Mikroorganismen, Mykotoxine (Aflatoxin, DON, ZEA, OTA, etc.) tierische Schaderreger und deren Ausscheidungen, pathogene Keime, andere Krankheitserreger, Endotoxine ( = Giftstoffe aus Zellmembran bestimmter Bakterien)

chem. Vorratsschutz-mittel, Bekämpfungs-verfahren, Reinigungs-mittelrückstände, Schwermetalle, PCB, unerwünschte Stoffe, Pflanzenschutzmittel und Dioxin, Nitrofen

mangelnde Quali-fikation, Motivation, Aufsicht, Ausscheider von Salmonellen oder anderen Krank-heitserregern

W1 Praktisch unmöglich oder nicht wahrscheinlich W2-W4 Kann vorkommen; es ist bekannt, dass es vorkommt

Wahrscheinlichkeit (W) für das Auftreten von Gefahren W5 Kommt öfter vor

S1 Geringe Verletzungen und/oder Krankheiten, die nicht oder kaum auftretend oder nur bei extrem hoher Dosis über lange Zeit

S2-S4 Substantielle Verletzungen und/oder Krankheiten, sowohl unmittelbar als auch langfristig auftretend

Schadensumfang (S) -Auswirkungen von Gefahren

S5 Fatale Folgen, ernsthafte Krankheiten, irreparable Verletzungen, sowohl unmittelbar als auch langfristig auftretend

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Klassierung von Risiken

kein Risiko – Lebensmittel ist sicherannehmbares Restrisikovertretbares Risiko für den angedachten Verkehrskreis –jedoch sind weitere Maßnahmen zweckmäßignicht annehmbares Risiko – weitere Maßnahmen resp. Vorkehrungen sind zwingenddas Risiko ist nicht kalkulierbar

Quelle: Praxis Lebensmittelrecht, Lebensmittelsicherheit, Hahn, P. u. K. Pichhardt, 2004

W 5

W 4

W 3

W 2

W 1

S 1 S 2 S 3 S 4 S 5Tragweite des Schadenumfanges

Wah

rsche

inlich

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igniss

en

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Getreideanlieferung (Partie, Charge)

Energieerzeugung

Sensorisch „gesund & handelsüblich“

Lebensmittel:Brau-, Speise- & Brotgetreide

Futtergetreide, Futtermittel

Technische Zwecke

Kornbesatz max. 7 %

Auswuchsmax. 4 %Schwarz-

besatz max. 3 %

Bruchkorn max. 5 %

Unzulässig !

Risikomaterial, eingeschränkt verwertbar

Verordnung (EWG) Nr. 824/00 (19.04. 2000) Verfahren & Bedingungen für die Übernahme von Getreide durch Interventionsstellen

Besatzmax. 12 %Einwandfreies

Grundgetreide

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Irreguläre Mykotoxinverteilung

Transport / Silo / LagerGetreidepartien = Partikelkollektive mit heterogenen Korn- oder Partikeleigenschaften, Partikelgrößen und Partikelverteilungen:

– kontinierliche Phase: einwandfreies Grundgetreide

– diskontinuierliche Phase: Besatzbestanteile.

Staubstreifen

Fallrohre

Getreideflachlagerung

Beobachtungen: 50 - 80 % des DON befinden sich im Schwarzbesatz

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Staub- und Leichtgutabscheider:TKG

g

DON –Gehalte µg / kg

28,7

33,6

42,5

46,1

1980

987

595

450

Fusarium-Korn

weißliches Korn

etw. weißliches Korn

Grundgetreide

Separation pilzgeschädigter KörnerSeparation pilzgeschädigter Körner

Fusarien-Körner: deutlich hell (weißlich), eingedellt, schrumpelig, oft an der Kornspitze rötlich gefärbt.

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Dekontamination durch „gutes“ ReinigenDekontamination durch „gutes“ Reinigen• Indikatoren für Mykotoxinrisiken:

Schwarzbesatz, speziell Spreuteile, hoher Staubanteil, pilzgeschädigtes Material, geringes Hektolitergewicht, leichte Körner (niedrigeres Tausendkorngewicht),

• Ausreinigung senkt Mykotoxingehalt • Ab- oder Ausputz:

a) ohne Mykotoxinbelastung: für Futter problemlos verwendbar.

b) bei Mykotoxinbelastung: nicht in einwandfreiem Getreide oder in Futter einmischen (Verwendungs-zweck ändern: z. B. Energie-gewinnung).

spezifische Gewichtsseparierung mittels Leichtkornausleser

spezifische Gewichtsseparierung mittels Leichtkornausleser

Minimierung des Mykotoxinrisikos

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Leichtkornausleser

Reinigungsdiagramm BfEL-Mühlentechnikum

Durchlaufseparator

Aspirateur

Umluft-Tarar

Leichtabgang

Schrollensieb

Abscheider< 1,5 mm Sieb

Leichtabgang

Schwarzreinigung

Leichtkornausleser IILeichtkornausleser II

Weißreinigung

Leichtabgang

Leichtabgang

gereinigtes Getreide I, II oder III: Netzung

Schälmaschine

Bürstmaschine

Umluft-Tarar

Abriebabgang

gereinigtes Getreide II

Aspirationsstaub, Filter

Leichtabgang

Leichtabgang

gereinigtes Getreide III

gereinigtes Getreide I

Tischauslesergereinigtes Getreide IV

ungereinigtes Getreide

Mischfraktion

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0

200

400

600

800

1000

1200

1400

6065707580859095100

DON (μg/kg)

Anfall (%)

11AA

CC DD

Meßwert A = Anlieferung; B = Reinigungsstufe I; C = Reinigungsstufe II; D = Reinigungsstufe III

77

66

5522 33

9988

1010BB

44

Ausputzabgänge1: Separator;2: Schrollensieb;3: Abscheider- Vibraklon; 4: < 1,5 mm Sieb;

Ausputzabgänge1: Separator;2: Schrollensieb;3: Abscheider- Vibraklon; 4: < 1,5 mm Sieb;

Ausputzabgänge5: Tarar; 6: Leichtkornausleser;7: Filterstaub;

Ausputzabgänge5: Tarar; 6: Leichtkornausleser;7: Filterstaub;

Ausputzabgänge8: Leichtkornausl.-Mischfraktion;9: Schäl- u. Bürstmaschine;10: Tarar.

Ausputzabgänge8: Leichtkornausl.-Mischfraktion;9: Schäl- u. Bürstmaschine;10: Tarar.

DON-Gehalte von Weizen und Ausputz im Reinigungsdiagramm

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0

100

200

300

400

500

600

700

6065707580859095100

1859 μg/kg

ZEA-Gehalte von Weizen und Ausputz im Reinigungsdiagramm1859 μg/kg

AA

CC DD

Meßwert A = Anlieferung; B = Reinigungsstufe I; C = Reinigungsstufe II; D = Reinigungsstufe III

2053 μg/kg2053 μg/kg

66

55

22

33

9988

1010

BB

44

Ausputzabgänge:1: Separator;2: Schrollensieb;3: Abscheider- Vibraklon; 4: < 1,5 mm Sieb; 5: Tarar;6: Leichtkornausleser;7: Filterstaub;

Ausputzabgänge:1: Separator;2: Schrollensieb;3: Abscheider- Vibraklon; 4: < 1,5 mm Sieb; 5: Tarar;6: Leichtkornausleser;7: Filterstaub;

ZEA (μg/kg)

Anfall (%)

1177 Ausputzabgänge:

8: Leichtkornausl.-Mischfraktion;9: Schäl- u. Bürstmaschine;10:Tarar.

Ausputzabgänge:8: Leichtkornausl.-Mischfraktion;9: Schäl- u. Bürstmaschine;10:Tarar.

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Konsequenzen zur Einhaltung der Mykotoxinhöchstwerte: Lösungsansätze

• Informationsvernetzung nutzen: amtl. Dienst, Züchter und Wissenschaft,• Informationen 14 Tage vor der Ernte einholen,

• profihafte Sichtkontrolle am Fahrzeug,• handelsübliche Probenahme versus problem-orientierter Probenahme,

• auf mehrere Indikatoren für Pilzschädigungen achten: optisch, sensorisch, hl- und TK-Gewicht, Leichtgut, Kleinkorn, Laborsiebe auf 2,5 mm,

• Risikoprofil d. Anlieferung (Risiko = Wahrscheinlichkeit x Schadensumfang),• Basishygiene und Qualitätslenkung durchführen (HACCP-Prinzip),

• Probenahme für Stichproben z.B. für Mykotoxinbestimmungen sind bei sachgerechter und zuverlässiger Durchführung justiziabel,

• Überschreitung der Grenzwerte: Ware aufbereiten.• Unterschreitung gesetzlicher Toleranzwerte: Freigabe bei Handelsüblichkeit

….und verarbeiten.

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Produkt DON (µg/kg) ZEA (µg/kg)gereinigter Brotweizen 540,9 6,4B1 - Mehl 461,0 0,9B2 - Mehl 410,9 n.n.B3 - Mehl 430,9 1,8C1 - Mehl 430,9 1,3C2 - Mehl 350,8 1,3C3 - Mehl 548,6 2,7Schrotkleiemehl 451,0 7,1Grießkleiemehl 531,2 16,8Schrotkleie 1056,1 24,3Grießkleie 1202,7 36,3

BfEL-Standardvermahlung Weizen: Partie 1

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Mechanische Verfahren:• Aussortieren: reduziert Mykotoxine bis zu 50% (Schwarzbesatz = Risikomaterial). • Peeling: reduziert DON und ZEA durch Entfernen des äußeren Teils des Korns bis

zu 40 % (abhängig von den Ausgangswerten und Bearbeitungstiefe):– Oberflächlichen-Peeling 0,3 -0,5 % Abtragung: Weißreinigen,– Mitteltiefes Peeling 0,5 – 5 % Abtragung: Schälen, Schleifen– Tiefes Peeling > 5 % Abtragung

• Vermahlen, Zerkleinern und Separieren: reduziert durch Dichteunterschiede.• Nasswäsche: reduziert DON bis zu 60 % (z.B. vor der Nassvermahlung und

äthanolischen Vergärung)Thermische Verfahren• Rösten: Dekontaminationseffekte sind von der Röstintensität und

Ausgangskonzentrationen abhängig (Orientierungsversuche).• Kombinationsverfahren: Dämpfen und Pelletieren, hydrothermisch-

druckmechanisch (Extruder, Expander) (Orientierungsversuche)• Kochen: reduziert DON bis zu 60 % (Orientierungsversuche)

Dekontamination

Physikalische Methoden der Mykotoxinreduzierung bei GetreidePhysikalische Methoden der Mykotoxinreduzierung bei Getreide

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0

10

20

30

40

50

60

- 32 %

- 53 % - 55 %

- 33 %

- 57 % - 59 %

- 24 %

- 53 % - 53 %

Zustand nicht gekocht gekocht

Volumen [ml] 500 1000 500 1000 500 100010 15

NaCl [%] 0 0,5Kochwasser A. dest. Leitungswasser

Kochzeit [min] 10 15 10 15

Durum Teigwaren im Standard-KochversuchDON-Werte beziehen sich auf 100 g Spaghetti (rohe trockene Teigware)

Durum Teigwaren im Standard-KochversuchDON-Werte beziehen sich auf 100 g Spaghetti (rohe trockene Teigware)

DON-

Geha

lt abs

olut (

µg)

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Konsequenzen für die Verarbeitung• Technisch-organisatorische Sicherstellung der gesundheitl. Unbedenklichkeit durch

vorbeugende Handlungsweisen (QM-System, Qualitätslenkung) praktizieren.• Branchenübergreifend Ausbau der Kernkompetenz vom Anbau bis zur

Verarbeitung. Sicherheitspartnerschaften, vertikal fachübergreifend vernetzen,• auf Produktqualität: „gesund und handelsüblich“ und Prozessqualität: „gute fachliche

Praxis“ bestehen, • DON- und ZEA-Aufkommen ist partiespezifisch, deshalb Reduktion durch Reinigung

individuell durchführen, ZEA kann im höheren Maß entfernt werden als DON. • Vorsicht bei Grießkleien, sie enthalten oft höhere DON-Gehalte als Schrotkleien.• Bei der Herstellung von konventionellen Teigwaren verändert sich der DON-Gehalt

kaum; unter hydrothermische Einwirkung reduziert er sich abhängig von der Dampf-oder Wasserzufuhr.

• Initiative zur Dekontamination: „Prozesstechnische Möglichkeiten zur Mykotoxinreduktion in Durum und Grieß“

…unterstützen.

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Reserve Charts ab hier:

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zuständige Gremien für die toxikologische Bewertung • International Programme on Chemical Safety (IPCS), gegründet: WHO,UNO. • International Agency of Research on Cancer (IARC), gegründet: WHO,• Joint FAO/WHO Expert Committee on Food Additives (JECFA). • wissenschaftl. Lebensmittelausschuss (SCF) der Europäischen Kommission. • Ausschüsse der Europäischen Kommission (Delegationen der Mitgliedstaaten

der Europäischen Gemeinschaft) befassen sich mit der Diskussion der Vorschläge.

• Der Höchstmengenvorschlag wird dem wissenschaftlichen Lebensmittelausschuss zur abschließenden Bewertung vorgelegt.

• Die Kommission befasst anschließend einen aus Vertretern der Mitgliedstaaten zusammengesetzten Ausschuss und erlässt hiernach die entsprechenden Rechtsvorschriften.

• Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist die wissenschaftliche Einrichtung der Bundesrepublik Deutschland, die auf Basis anerkannter wissenschaftlicher Bewertungskriterien Gutachten und Stellungnahmen zur Lebensmittelsicherheit erarbeitet (Analyse der Risiken, Handlungsoptionen zur Risikominderung, wissenschaftliche Beratung der Bundesministerien sowie des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit).

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Umsetzung der VO (EG) 178 / 2002:• Gesundheitsschutz hat Vorrang vor wirtschaftlichen Erwägungen.

Sicherstellung der gesundheitlichen Unbedenklichkeit weit vor dem ersten Verarbeitungsschritt.

• Sicherheitspartnerschaften von Anbau bis Verarbeitung: Ausbau der Kernkompetenz fachübergreifend und vertikal vernetzen (entlang der Wertschöpfungskette Getreide).

• Qualitätspflichten: a) prozessbezogen, b) produktbezogen.– Prozessqualität: „gute fachliche Praxis“ (GAP und GMP), z.B.

CODE OF PRACTICE (CAC/RCP 51-2003) „ PREVENTION AND REDUCTION OF MYCOTOXIN CONTAMINATION IN CEREALS“

– Produktqualität: „gesund und handelsüblich“ einhalten.

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RECOMMENDED PRACTICES BASED ON GOOD AGRICULTURAL PRACTICES

(GAP) AND GOOD MANUFACTURING PRACTICE (GMP)PRESERVATION

• before harvest grain should be allowed to dry as much as possible.• If the water activity is not below 0.70, then dry the grain to a moisturecontent less than 14% moisture as quickly as possible.• To avoid ochratoxin A formation, start the drying processimmediately after harvest and preferably use heated-air drying.• when intermediate or buffer storage is necessary:

– make sure that the moisture content is less than 16%,– make sure that the buffer storage time is less than 10 days, and the

temperature is less than 20 °C.

Quelle: CODE OF PRACTICE, ANNEX 3, CAC/RCP 51-2003 Page 7 PREVENTION AND REDUCTION OF CONTAMINATION BY OCHRATOXIN A IN CEREALS

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Aufstellung von Weichweizensorten (deutscher Winterweizen) nach Qualitätsgruppen

HermannAtlantis, Hybred, VergasImpression, Lahertis, Moldau*), Naturastar4), Sobi, Sokrates, Toni

Bussard, Empire, Enorm, Magister, SW Maxi

3

Biscay, Certo, Manhatten K

Campari, Drifter, Elegant, Limes, Ranger, Terrier, Tulsa

Akzento, Aristos, Asketis, Astron, Boomer, Cardos, Ellvis, Gaston, Paroli, Schamane, Toronto, Türkis

Alidos, Altos, Aron, Cetus, Idol, Privileg, Wenga1)

5

Contra, Reaper *), Travix

Opus, Ritmo SW Topper7

Centrum, Romanus, Solitär

Anthus, Aszita1), Borneo, Buteo, Champion, Dekan, Estica, Flair, Florida*), Greif, Maltop3), Skater, Striker

Actros, Except, Heroldo, Madrid, Maverick, Novalis, Redford

B

Petrus, Toras2

Amply, Capnor, Hybnos1, Hybnos2B, Mandub

Akratos, Alitis, Aspirant, Batis2), Brilliant, Compliment, Cubus, Ebi*), Frodin, Leiffer, Ludwig, Magnus, Milvus, Noah, Olivin, Pegassos2), Tarso, Tiger, Tommi, Transit

Akteur, Monopol, Qualibo, Zentos

4

Koch, Wasmo K,Winnetou,

Excellenz, Kontrast*), Korund, Tuareg

Creativ, Quebon6

CAEÄhren-fusarium

*) Beschreibende Sortenliste 2004Beschreibende Sortenliste 2005, hervorgehobene Sorten = 2005 zugelassen

1) Sorte lässt auf Grund der Qualitätseigenschaften Eignung für den ökologischen Anbau erwarten2) bei geringerem Stickstoffangebot höhere Stickstoffeffizienz als vergleichbare mitgeprüfte Sorten 3) Sorte lässt Braueignung erwarten4) Bodendeckungsgrad und Feuchtklebergehalt der Sorte lassen Eignung für den ökologischen Anbau erwarten

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0102030405060708090

100D

ON

-Geh

alt [

%]

Zustand nicht gekocht gekocht

Volumen [ml] 500 1000 500 1000 500 100010 15

NaCl [%] 0 0,5Kochwasser A. dest. Leitungswasser

Kochzeit [min] 10 15 10 15

- 38 %

- 26 %- 25 %

- 38 %

- 24 % - 23 %

- 42 %

- 26 %- 27 %

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nach Reinigung: Staubbelag stark

Weizen vor dem Schwitzen

nach Reinigung: Staubbelag gering

schwitzend

schwitzend mit Staubbelag

gleiche Reinigungsintensität

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Vorausschau eigenverantwortlich, Prüfpflicht: vor- oder nachgelagerte Probleme ? Wo kann was unter welchen Umständen passieren ? Faktoren einhalten, die die Sicherheit und Qualität des Enderzeugnisses bestimmen.

nicht erst am fertigen Produkt ! Sicherheits- und Qualitätsstandards für den Rohstoffeinkauf und die Herstellung festlegen (Planung- und Entwicklung).

technisch-organisatorisch: Qualitäts- und Risikomanagement, Zuweisung der Verantwortung und Aufgaben, klare Anweisungen, Datenerfassung, Prozessüberwachung, mit ausgewählten Personal- und Ressourceneinsatz, Kernkompetenz ausbauen.

Verordnung (EG) Nr. 178 / 2002 und ProdhaftG.:Sicherstellung der gesundheitlichen Unbedenklichkeit und

einwandfreien hygienischen Beschaffenheit von LebensmittelnWie ?

Wann ?

Lösung auf der Betriebsebene:

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Besatz -separation

aufgrund der:

Besatz -separation

aufgrund der:

Siebe

Korngröße

1

43 b

3 a

625

Leichtkornausleser

5 Unwuchtmotor6 Wurfbewegung

schwerer Körner

1 Einspeisung2 Schwer-Produkt Auslauf3 Ausläufe für Misch-

produkte a und b4 Leicht-Produkt Auslauf

spez. GewichteFarb-ausleser

Tisch-ausleser

spez. Gewichte

1 Mulde, schwenkbar2 Mantelprodukt3 Schnecke4 Rundkorntrieur5 Muldenprodukt6 Schlägerwalze7 Mantelprodukt

Form und Größe

Trieur

Farbabweichungen

1

6

2345

7

Page 31: Mykotoxinwerte bei Durumweizen und … oder nur bei extrem hoher Dosis über lange Zeit S2-S4 Substantielle Verletzungen und/oder Krankheiten, sowohl unmittelbar als auch langfristig

Reinigung in der Mühle

Verbrennung

BiogasAcker

Getreideernte

Zur Verarbeitung

unbelastedstark belasted

Reinigung Erfassungsstufe

Partien zusammenführen

leicht belasted

Ausputz

Reinigung und Zusammenstellung von Getreidepartien

Ausputz Reinigung Handelsstufe

Futter-verwertung Ausputz

W = Risiko-Wahrscheinlichkeit, S = RisikotragweiteCCP = kritischer Kontroll- und Lenkungspunkt

Entsorgung oder betriebseigene

Wirtschaftskreisläufe:

W5 S4-5W1 S1

W2-4 S2-4

W2-3 S3

W2-3 S2

W1-2 S2

W1 S1

Annahme-Stäube

CCP

CCP

CCP

Partien zusammen-führen

CCP