Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die...

40
Nahrung als Medizin ?! Eine Untersuchung der ayurvedischen Ernährung und deren Auswirkungen auf den menschlichen Körper Eine Seminarfacharbeit von Sarah Ackermann, Lisa Maletzki, Theresa Schmidt und Ellen Wippich Klasse: 12 Wol Seminarfachbetreuerin: Frau Bielinski Eisenberg, den 04.11.2013

Transcript of Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die...

Page 1: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

Nahrung als Medizin ?!

Eine Untersuchung der ayurvedischen Ernährung und deren

Auswirkungen auf den menschlichen Körper

Eine Seminarfacharbeit von Sarah Ackermann, Lisa Maletzki,

Theresa Schmidt und Ellen Wippich

Klasse: 12 Wol

Seminarfachbetreuerin: Frau Bielinski

Eisenberg, den 04.11.2013

Page 2: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

Gliederung der Arbeit: Nahrung als Medizin?!

- Ayurvedische Ernährung -

1. Nahrung als Medizin?!

2. Entwicklung des Ayurveda

2.1. Indische Ursprünge

2.2. Grundlagen des Ayurveda

3. Ayurvedische Ernährung

3.1 Die Nahrung im Ayurveda

3.2 Das Verdauungsfeuer Agni und die Schlacken Ama

3.3 Die Gewürze im Ayurveda

3.4 Ghee - ein Grundbestandteil der ayurvedischen Ernährung

3.5 Individuelle Ernährung für jeden Konstitutionstyp- Vata, Pitta und

Kapha

3.6 Untersuchung der Auswirkungen auf die Gesundheit anhand von

Probandenbefragung

4. Krankheitsbehandlung mit Hilfe von Ayurveda

4.1 Entstehung, Diagnose und Behandlungsmethoden von Krankheiten

im Ayurveda

4.2 Panchakarma - Verjüngungs-, und Reinigungsverfahren

4.3 Behandlung von Diabetes

5. Selbstversuch – Eine Woche ayurvedische Ernährung

5.1 Erstellung eines Ernährungsplans unter Beachtung individueller

Konstitutionen

5.2 Auswertung der Woche mittels entstandener Protokolle bezogen auf

gesundheitliche Veränderungen

Seite:

1

2

2

2

6

6

8

9

11

13

15

18

18

21

22

26

26

26

Page 3: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

6. „Ayurveda – leicht gemacht!“- Entwicklung eines Konzepts für den Schulalltag

6.1. Ayurvedische Richtlinien zur gesunden und bewussten Ernährung im

Alltag

6.2. Ernährungstipps für die drei Mahlzeiten abgestimmt auf die Doshas

6.3. Auswertung des Experiments: Eine Woche ayurvedische Ernährung

im Schulalltag

7. Das Fazit unserer Arbeit

8. The summary of our chore

9. Anhang

10. Quellenverzeichnis

11. Eidesstaatliche Erklärung

28

28

29

33

34

36

I

XLIX

LI

Page 4: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

1. Nahrung als Medizin?!

Immer wieder tauchen neue Ernährungstrends, Diäten und Tipps für eine gesunde Ernährung in un-

serem Umfeld auf. Die Auswahl ist riesig und all diese Methoden versprechen dasselbe: gesünder

leben, sowie ein verbessertes Wohlbefinden. Es gibt jedoch auch althergebrachte Vorgehensweisen,

die sich seit langer Zeit bewährt haben. Eine solche ist der Ayurveda.

Thema unserer vorliegenden Seminarfacharbeit ist die ayurvedische Ernährung, die der Kern des

Ayurveda ist. Diese kann auf eine lange Erfolgsgeschichte zurückblicken, auf die wir im Folgenden

nochmals zurückkommen werden. Durch Arbeiten mit theoretischem Material, Probandenbefragun-

gen, Interviews mit Experten und zwei erfolgreich durchgeführten Selbstversuchen wollen wir im

Laufe dieser Arbeit nachweisen, dass die ayurvedische Ernährungsweise positive Auswirkungen auf

den menschlichen Körper hat.

Wir haben uns für die Bearbeitung dieses Themas entschieden, da es innerhalb unseres Familien-,

und Bekanntenkreises bereits positive Erfahrungen mit der ayurvedischen Ernährung gibt. Bei die-

sen Personen konnten eine Nahrungsmittelunverträglichkeit sowie Diabetes gelindert werden. Diese

Berichte gaben uns den Anstoß nachzuprüfen, inwieweit die ayurvedische Ernährung im Allgemei-

nen das Wohlbefinden steigert, die Gesundheit verbessert und mit welchen Mitteln dies erreicht

werden soll. Die Probandenbefragungen sollten dazu genutzt werden, uns Aufschluss darüber zu ge-

ben, ob die ayurvedische Ernährung bei allen Testpersonen zu positiven Veränderungen führte,

nach welcher Zeit diese durchschnittlich eintraten und welche Krankheiten oder Beschwerden mit-

tels Ayurveda gelindert werden konnten.

Um die Ergebnisse der Fragebögen zu untermauern, ernährten wir uns eine Woche selbst ayurve-

disch und dokumentierten die Ergebnisse. Auch darauf werden wir im weiteren Verlauf nochmals

zurückkommen.

Darüber hinaus haben wir ein Konzept entwickelt und uns selbst danach ernährt. Mit diesem ist es

möglich, ayurvedische Richtlinien und Rezepte im Arbeits- und Schulalltag einzuhalten.

1

Page 5: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

2. Entwicklung des Ayurveda

2.1 Indische Ursprünge

Die Anfänge des Ayurveda gehen zurück bis in eine Zeit vor mehr als 7000 Jahren, die auch als ve-

dische Kulturepoche des alten Indiens bezeichnet wird. Seine Blütezeit erlebte der Ayurveda zwi-

schen 200 v. Chr. bis 800 n. Chr. Die damaligen Wissenschaftler und Mediziner der sogenannten

„vedischen Wissenschaft“ sammelten Erfahrungen über die Naturgesetze, welche als veda bezeich-

net werden, was soviel wie „reines Wissen“ heißt. Übersetzt bedeutet Ayurveda also „Wissenschaft

vom Leben“ und wird als Erkenntnis aller Naturgesetze verstanden. Die ayurvedische Lehre wurde

über Jahrhunderte mündlich weitergegeben und erst sehr viel später aufgeschrieben. Erstmals wurde

Ayurveda in den „Veden“, den ältesten Schriften der Menschheit im zwölften bis achten Jahrhundert

v. Chr. niedergeschrieben. Die wichtigsten Textsammlungen Charaka Samhitas entstanden zwi-

schen dem siebten Jahrhundert v. Chr. bis 1000 n. Chr. Sie befassen sich mit der inneren Medizin

und Erkrankungen. Inhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga

Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda, die Ernährung. Diese Werke,

das sogenannte „Große Trio“, sind trotz ihres Alters allgemeingültig, zeitlos und bilden die Grund-

lage des Ayurveda.

Der Ayurveda gilt als das älteste System für Gesundheit und Langlebigkeit, was sich bis heute be-

währt hat. So soll die chinesische, tibetische und antike griechische Medizin ganz wesentlich von

Ayurveda beeinflusst worden sein. Ayurvedische Konzepte finden sich auch in der Gesundheitslehre

des alten Ägypten und Persien. Akupunkturpunkte beispielsweise werden im Ayurveda als Mar-

mapunkte bezeichnet und deren Wirkung bereits in den frühesten Schriften erwähnt.

Die vedische Medizin wurde in den letzten zwei Jahrzehnten umfassend erneuert. Dem Gelehrten

Maharishi Mahesh Yogi, einem Mönch und Physiker, ist es mithilfe von führenden Gelehrten gelun-

gen, den Ayurveda grundlegend zu reformieren und in einer zeitgemäße Sprache zu formulieren.

Diese, auf den klassischen Texten beruhende Neuformulierung, hat sich in wenigen Jahren als mo-

derne Medizin weltweit verbreitet.

2.2 Grundlagen des Ayurveda

Seele, Geist, Körper und seine Umgebung sind im Ayurveda immer als eine Einheit zu betrachten.

Harmonie ist demzufolge das Wichtigste im Ayurveda. Der Mensch soll mit sich und seinem Um-

feld im Einklang sein.

2

Page 6: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

Zur ausgewogenen, gesunden Lebensweise nach Ayurveda gehört die Ernährung, die Bewegung,

sowie ausreichend Schlaf und verschiedene Anwendungen, wie Stirngüsse, Massagen etc. Werden

die Vorgaben des Ayurveda eingehalten, so führt dies zu Ausgeglichenheit und allgemeinem Wohl-

befinden - der Körper ist im Gleichgewicht.

Grundlage ist die Typenlehre der drei Doshas1 Vata2, Pitta3 und Kapha4. Diese drei dynamischen

Kräfte steuern alle körperlichen und geistigen Vorgänge unseres Organismus und ergänzen sich in

ihrem Zusammenspiel. So entsteht ein individuelles Gleichgewicht. Diese drei Lebens,- oder Bio-

energien setzen sich jeweils aus den fünf Elementen zusammen, aus denen in der Natur alles be-

steht, also auch der Mensch: Pitta aus Feuer, Vata aus Luft und Raum oder Äther und Kapha aus

Erde und Wasser. Diese fünf stehen hierbei für bestimmte Eigenschaften, die von der Natur abgelei-

tet sind: Feuer für Umwandlung, Erde für Stabilität, Wasser für Fruchtbarkeit, Luft für Bewegung

und Äther ist die Grundlage, damit alle anderen überhaupt wirken können. Sie besitzen bestimmte

Funktionen, einen festen Sitz und sind einem Sinn zugeordnet: Äther dem Gehörsinn und damit

dem Ohr, Luft dem Tastsinn und der Haut, Feuer dem Sehsinn und dem Auge, Wasser dem Ge-

schmackssinn und der Zunge und Erde dem Geruchssinn und damit der Nase.

Da die Elemente die drei Doshas bilden, bestimmen sie auch deren Funktion. Vata ist die kommuni-

kative Wirkkraft, mittels derer ein Körperteil Einfluss auf einen anderen ausübt und die den Orga-

nismus als Ganzes bewegt („kinetisches Prinzip“). Zu den Vata-Funktionen gehören die Bewegung

des Atems, des Herzens und der Verdauung. Pitta, ist das Prinzip der Umwandlung, welche bioche-

mische Veränderungen verursacht („thermisches Prinzip“). Es ist verantwortlich für alle Stoffwech-

sel- und Verdauungsprozesse, die Intelligenz und die geistigen Fähigkeiten des Menschen. Kapha ist

das Prinzip der Struktur, welche die aufbauende und stabile Wirkkraft ist („Stabilitätsprinzip“). Es

schenkt Ruhe, Ausdauer, Stärke, Struktur, Immunkraft und bildet die Grundlage für ein starkes

Lymph- und Immunsystem.

Die Bioenergien sind im ayurvedischen Verständnis für alle positiven und negativen Veränderungen

im Körper verantwortlich. Ersteres bedeutet, dass sie alle notwendigen Körperfunktionen aufrecht

erhalten. Dies tun sie, wenn sie sich in einem ausgeglichenen Zustand befinden, das heißt zu etwa

gleichen Teilen vorhanden sind. Mit negativen Veränderungen sind alle Befindlichkeitsstörungen

und Erkrankungen gemeint. Diese entstehen, wenn sich die Konstitutionstypen in einem unausge-

wogenen Zustand befinden, man spricht auch von aggravierten oder erhöhten Doshas. Damit erklärt

1 Dosha, indisch: den Körper beeinflussender Faktor wörtlich: Verderber, Fehler2 Vata, indisch, aus der Sanskrit-Sprache: Wind3 Pitta, indisch, aus dem Sanskrit-Sprache: Galle4 Kapha, indisch, aus dem Sanskrit-Sprache: Schleim

3

Page 7: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

sich auch ihre Bezeichnung als „Verderber“ oder „Fehler“.

Das individuelle Verhältnis von Vata, Pitta und Kapha hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren

ab. Dazu zählen beispielsweise wechselndes Klima, der Lebensabschnitt, indem man sich befindet,

Arbeitsbedingungen, soziales Umfeld und natürlich die Ernährung und Lebensweise. Durch diese

können die Bioenergien aus dem Gleichgewicht geraten. Befindet sich der Körper in diesem Zu-

stand, so dominieren ein oder zwei Doshas. Diese beeinflussen die Eigenschaften des menschlichen

Organismus im Bezug auf sein Aussehen, Denken, Handeln und Fühlen. Bei erhöhtem Vata ist der

Körper meist schlank, feingliedrig und hat eine schmale Statur. Vata- Menschen sprechen oft

schnell und haben einen leichten und unterbrochenen Schlaf. Sie neigen zu Trockenheit im Darm

mit Verstopfungen und Blähungen, wechselhaftem Appetit und dünner, trockener Haut. Im Denken

sind sie liberal, geistreich, witzig und originell, sprunghaft, intuitiv, abwägend, oberflächlich und

haben meist ein schlechtes Gedächtnis. Eigenschaften des Fühlens sind Sprunghaftigkeit, Unent-

schlossenheit, Zurückhaltung, Unbestimmtheit und im Handeln sind sie fleißig, gewandt, höflich

und spontan, aber auch rastlos, nervös, und eigenwillig.

Pitta- Menschen sind athletisch, kräftig gebaut, mittelgroß und haben häufig Leberflecken, Som-

mersprossen und eine frische Gesichtsfarbe. Ihre Verdauung ist gut mit Tendenz zu Durchfall. Sie

sondern viel Schweiß ab, haben Hautreizungen und großen Appetit. Im Denken sind sie scharfsin-

nig, schöpferisch, enthusiastisch, kraftvoll, optimistisch, weitblickend und haben ein gutes, klares

Gedächtnis. Andere Merkmale sind Leidenschaftlichkeit, Großzügigkeit, Herzlichkeit, Offenheit,

Stolz und Warmherzigkeit. Sie handeln selbstständig, ehrgeizig, impulsiv, risikofreudig, erfolgreich,

entschlossen und weise.

Kapha- Menschen haben einen oft schweren, festen Körperbau, sprechen meist langsam und haben

einen tiefen, festen Schlaf. Ihre Verdauung ist gut, aber träge und sie neigen zu Übergewicht. Sie

denken praktisch, beharrlich, gründlich, konzentriert, besonnen und vernünftig sowie methodisch

und haben ein gutes Langzeitgedächtnis. Sie sind anhänglich und treu und deshalb auch schnell ei-

fersüchtig, nüchtern, sachlich, empfindlich und naturverbunden. Im Handeln sind sie strebsam und

ausdauernd, beständig und demzufolge auch hartnäckig, solide und geduldig.

Außerdem gibt es Mischtypen, sogenannte Duale Typen: Vata- Pitta, Pitta- Kapha und Vata- Kapha.

Ist die Körperstatur zum Beispiel kräftig und athletisch, die Verdauung aber unregelmäßig und tro-

cken, so ist dies eine Mischung aus Vata-, und Pitta- Eigenschaften. Der Fall, dass nur Eigenschaf-

ten eines einzelnen Doshas vorherrschend sind, ist sehr unwahrscheinlich, Mischtypen sind der häu-

figste Fall. Besonders ist der Tridosha-Typ, bei dem alle singulären Typen zu gleichen Teilen vor-

handen sind.

Die Einteilung in diese Typen beruht auf jahrhundertelanger Beobachtung des menschlichen Orga-

4

Page 8: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

nismus. Man bezeichnete Menschen, die beispielsweise schlank und feingliedrig sind oder eine un-

regelmäßige Verdauung besitzen, als Vata-Typen. Aufgrund dieser Festlegung konnte man dann die

Ernährung anpassen und so entstand eine gewisse Individualität. Natürlich kann man nicht pauschal

festlegen, dass alle Vata-Typen etwa ein schlechtes Gedächtnis haben, denn dies würde der ayurve-

dische Lehre widersprechen, die besagt, dass auf jeden Einzelnen individuell eingegangen wird.

Diese Abgrenzung erleichtert aber die ayurvedische Behandlung.

Wie bereits erwähnt kann es zu Störungen, Unwohlsein und sogar Krankheiten kommen, sind die

Doshas nicht im Gleichgewicht. Deshalb muss man sich ihnen entsprechend ernähren, um sie im et-

waigen Gleichgewicht zu halten. Allerdings beeinflusst auch das Umfeld die Gewichtung der Dos-

has. Man muss also die überwiegenden Eigenschaften ausgleichen. Ist Pitta im Übergewicht so

überwiegen Wärme, Säure und Schärfe im Körper. Hier sollte man beispielsweise kühlende, süße

und beruhigende Nahrung zu sich nehmen, um eine harmonische Verdauung zu erreichen.

Das Gleichgewicht der Doshas gilt als Voraussetzung für die Gesundheit. Gleichgewicht bedeutet

allerdings nicht, dass alle drei Lebensenergien zu gleichen Teilen vorhanden sein müssen. Es geht

vielmehr um die individuelle Balance der Doshas.

Eine Tabelle, in der die Folgen und Ursachen der Störungen aufgezeigt sind, befindet sich im An-

hang auf der Seite I.

5

Page 9: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

3. Ayurvedische Ernährung

3.1 Die Nahrung im Ayurveda

Nahrung hat bestimmte Eigenschaften5, die eine spezielle Wirkung6 auf den Körper haben. Durch

sie können die Bioenergien verschieden beeinflusst werden. Man versucht mit der Ernährung also

einen Ausgleich zu erzielen, welcher sich wiederum positiv auf unseren Gesundheitszustand aus-

wirkt. Deswegen gibt es jeweils Empfehlungen für Vata, Pitta und Kapha, um für jeden Typen ein

Gleichgewicht herzustellen. Diese befinden sich in den Kapiteln Individuelle Ernährung für jeden

Konstitutionstyp (Seite 13-15), Ayurvedische Richtlinien zur gesunden und bewussten Ernährung im

Alltag (Seite 28-29 ), und Ernährungstipps für die drei Mahlzeiten abgestimmt auf die Doshas (Sei-

te 29-32).

Es existieren unzählige Eigenschaften der Nahrung, welche man nicht alle anführen kann. Beispiele

sind schwer und leicht, kühlend und erhitzend, glatt und rau, weich und hart, fein und grob, scharf

und dumpf oder dickflüssig und dünnflüssig. Das Besondere im Ayurveda ist, dass es keine generell

richtige Lebensweise, sondern eine für jeden Menschen spezielle Ernährung gibt, die sich nach der

Konstitution richtet.

Wichtig ist natürlich auch, das Essen im richtigen Maß, es soll also nicht zu viel und nicht zu wenig

aufgenommen werden. Es ist darüber hinaus dafür zu sorgen, dass eine gewisse Regelmäßigkeit be-

steht. Essen, bevor die vorherige Mahlzeit nicht verdaut ist, ist nicht empfehlenswert. Genaue Emp-

fehlungen befinden sich den Kapiteln Ayurvedische Richtlinien zur gesunden und bewussten Ernäh-

rung im Alltag (Seite 28-29) und Ernährungstipps für die drei Mahlzeiten abgestimmt auf die Dos-

has (Seite 29-32).

Die Geschmacksrichtungen im Ayurveda

Für eine harmonische Ernährung ist die Berücksichtigung der richtigen Geschmacksrichtungen7

sehr wichtig. Sie werden ebenfalls individuell auf jeden Konstitutionstyp abgestimmt. Im Ayurveda

unterscheidet man sechs Geschmacksrichtungen, in die alle Nahrungsmittel, Kräuter und Gewürze

eingeteilt werden. Im Anhang auf Seite I befindet sich eine Tabelle, in der dargestellt ist, wie die

Geschmacksrichtungen die Doshas beeinflussen.

Ein genüssliches Essen ist nur möglich, wenn alle Geschmacksrichtungen im Menü enthalten sind.

5 Indisch: Guna6 Indisch: Karma7 Indisch: Rasa

6

Page 10: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

Fades Essen stumpft die Sinne ab und deren sinnliche Wahrnehmung nimmt ab. Im Ayurveda ver-

sucht man alle Sinneswahrnehmungen zu verstärken. Dadurch nimmt die Lebensqualität, und -freu-

de, Gesundheit und Immunität zu.

Der süße Geschmack ist einer der wichtigsten. Primär haben ihn alle Grundnahrungsmittel, also

auch Wasser, Weizen, Reis, Fleisch, Milchprodukte usw. Süße Speisen, womit nicht vordergründig

Schokolade und Süßigkeiten gemeint sind, besitzen den stärksten Gewebe vermehrenden Effekt.

Außerdem wirkt Süßes beruhigend auf die sechs Sinne Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen

und in der Ayurveda zusätzlich die Psyche, denn es wirkt antidepressiv, lindert aggressives Verhal-

ten, Wut, Nervosität, Eifersucht, Unruhezustände und Durst. Nahrung mit diesem Geschmack be-

wirkt eine reine Haut, gesundes Haar und eine attraktive Stimme.

„Nahrungsmittel mit saurem Geschmack stimulieren den Appetit und tragen zur Schmackhaftigkeit

der Speisen bei. […] die Sinnesorgane werden gestärkt.“8 Das bedeutet, dass saure Speisen sehr

wichtig für eine Mahlzeit sind. Die Verdauungskraft wird angeregt und der Körper kann schwere

Nahrungsmittel besser verdauen.

Lebensmittel mit salzigem Geschmack bewirken einen Konzentrationsausgleich in den Zellen, sind

krampflösend und appetitanregend, vermindern Blähungen und fördern die Durchlässigkeit und Ab-

sonderungen. Allerdings muss man bei Salz besonders darauf achten, in welchen Mengen man es

einnimmt, denn wird Salz im Übermaß eingenommen, bewirkt es starke Störungen. Heutzutage ist

es sehr schwer einzuschätzen, wie viel Salz man am Tag zu sich nimmt, denn dieses ist nahezu in

allen Nahrungsmitteln vorhanden. Außerdem sollte man zwischen den einzelnen Salzarten unter-

scheiden, denn sie haben unterschiedliche Wirkungen.

Der scharfe Geschmack reduziert das Gewebe, verstärkt die Verdauungskraft, hilft im Absorbieren

der aufgenommen Nahrung, schärft die Sinneswahrnehmungen und lindert Krankheiten wie Darm-

trägheit, Nesselfieber und chronische Bindehautentzündungen.Außerdem hemmt er das Wachstum

von Geschwüren, ist keimtötend und löst Verklumpungen und andere Ablagerungen im Blut.

Der bittere Geschmack ist nur in Kombination mit anderen Geschmacksrichtungen wohlschme-

ckend. Bittere Speisen sind antitoxisch und keimtötend, lindern Brennen, Jucken, Durst, Fieber und

schwere Hautkrankheiten wie Neurodermitis, Lepra und Akne. Sie fördern eine feste Haut und re-

duzieren Fett, Eiter, Schweiß und Urin.

Der herbe Geschmack wird oft mit dem bitteren verwechselt. Es gibt nur wenige Nahrungsmittel,

die einen primären herben Geschmack haben. Als Beispiel hierzu dient die Banane: ist sie reif, so

nimmt man den süßen Geschmack wahr, den herben allerdings kaum oder gar nicht. Wenn sie aller-

dings unreif und noch überwiegend grün ist, so nimmt man zuerst die herbe oder auch „zusammen-

8 Rosenberg, Kerstin und Rhyner, Hans H., Das große Ayurveda – Ernährungsbuch, S. 34

7

Page 11: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

ziehende“ Eigenschaft war und erst sekundär die süße. Lebensmittel mit herbem Geschmack wirken

beruhigend, absorbieren Körperflüssigkeiten, sind blutstillend und fördern die Heilung verletzter

Körperteile.

Alle Geschmacksrichtungen sollten in Kombination richtig dosiert werden, denn dies führt zu

Wohlbefinden und einem guten Gefühl nach dem Essen. Ist dies nicht der Fall kann es zu unange-

nehmen Störungen kommen.

3.2 Das Verdauungsfeuer Agni und die Schlacken Ama

Agni hat eine zentrale Bedeutung in unserem Körper. Es ist wichtig für unsere Körperenergie, Aus-

strahlung, Stärke, Abwehrkraft und eine Voraussetzung für unsere Gesundheit. Wie das Feuer ist es

heiß, scharf und brennend. Besitzen wir ein gutes Agni, so hat dies positive Auswirkungen auf Haut,

Gesichtsfarbe und Essverhalten. Es ist außerdem für unseren Wärmehaushalt zuständig und Grund-

lage unseres Immunsystems. Produziert wird es durch Pitta, doch um seine volle Funktionsfähigkeit

zu erreichen, müssen alle Doshas im harmonischen Gleichgewicht sein. Man kann es durch be-

stimmte Nahrungsmittel verstärken. Außerdem brennt es zu bestimmten Tageszeiten „heißer“ als

sonst. Auch bei den verschiedenen Konstitutionstypen ist es unterschiedlich. So besitzt Vata ein sehr

unregelmäßiges Agni, Kapha ein schwaches und Pitta dagegen ein starkes.

Der saure Magensaft, der die Nahrung zersetzt, und die Enzyme im Dünndarm, die die Nahrung in

ihre Bestandteile auflösen, gehören zu Agni. „Das Verdauungsfeuer trennt im Magen-Darm-Trakt

die Nahrung in brauchbare Nährstoffe und Abfallprodukte, sogenannte Malas.“9 Das heißt, dass als

Resultat zwei „Gruppen“ entstehen: erstere werden dem Körper nun zur Verfügung gestellt und

letztere ausgeleitet.

Zum Ausgleich von Agni sollte man kleine Mahlzeiten zu sich nehmen, gründlich kauen, auf tro-

ckene Nahrungsmittel verzichten, am Morgen ein bis zwei Tassen Ingwerwasser trinken oder zehn

Minuten vor einer schweren Mahlzeit einen Agni- Trunk einnehmen.

Ist das Agni jedoch geschwächt oder gestört, so kann die Nahrung nicht vollständig verdaut werden

und Ama entstehen, die sich im Körper ablagern. Dadurch können Beschwerden auftreten, denn die-

se behindern die Stoffwechselvorgänge sowie den Energiefluss. Ama entstehen zum Beispiel durch

vieles, häufiges, ungewohntes sowie schweres und eiweißreiches Essen am Abend, Ablenkung bei

der Nahrungsaufnahme, Stress, unregelmäßige Essenszeiten, Ärger, Wut, Trauer oder Klimaände-

rung. Diese Verschlackung des Körpers ist auch eine Ursache von Unausgeglichenheit der Doshas.

Beschwerden, die dadurch auftreten können sind schlechter, unregelmäßiger Stuhlgang, weiß beleg-

9 Sabnis, Nicky Sitaram, Kochen und genießen nach Ayurveda, S.18

8

Page 12: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

te Zunge, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Appetitmangel, Schmerzzustände, Schweregefühl oder Auf-

geblähtsein und Mattigkeit nach der Mahlzeit. Um den Körper wieder zu reinigen, gibt es im Ayur-

veda Entgiftungskuren. Eine solche sollte man idealerweise auch durchführen bevor man beginnt,

sich ayurvedisch zu ernähren. Allerdings ist es wichtig, den Organismus während einer solchen Kur

zu schonen und nicht durch beispielsweise Arbeit zu belasten. Allerdings kann auch schon durch die

Umstellung auf ayurvedische Ernährung und die Einhaltung der allgemeinen Richtlinien eine Ver-

besserung und Anregung des Agni erreicht werden.

3.3 Die Gewürze im Ayurveda

Die Gewürze sind der Inbegriff der ayurvedischen Küche. Jedes hat eine andere Funktion und Wir-

kung und wird je nachdem auch eingesetzt. „Der gezielte Einsatz von Kräutern und Gewürzen

macht aus einem einfachen Kochrezept eine Heilkost […].“10 Daran sieht man, dass man schon mit

simplen Mitteln etwas für seine Gesundheit leisten kann. Deshalb werden sie viel zum Lindern von

Beschwerden oder Krankheiten verwendet. Weiterhin finden sie Anwendung in Kosmetika zur

Hautreinigung.

Gewürze dienen in allererster Linie der Stärkung und Anregung der Verdauungsorgane und -drüsen,

denn laut ayurvedischer Auffassung enthalten sie „gebündeltes Agni“. Scharfe Gewürze haben

einen hohen Stellenwert, denn sie sind medizinisch von großer Bedeutung. Sie regen beispielsweise

den Appetit an, verdünnen Schleim, was hilfreich bei Erkältung oder Nasennebenhöhlenentzündung

ist und aktivieren den Stoffwechsel. Außerdem kann die Verbrennungsleistung um ein Drittel gestei-

gert, das Körpergewicht reduziert und die Körpertemperatur erhöht werden.

Generell haben Gewürze eine verdauungsanregende Wirkung, viele stärken darüber hinaus die Ab-

wehrkräfte und sind keimtötend sowie antibakteriell.

Eine gute Möglichkeit mit Gewürzen die Doshas auszugleichen, sind Gewürzmischungen, die soge-

nannten Churnas. Sie werden je nach Konstitutionstyp zubereitet und deshalb auch nach ihnen be-

nannt. Man kann sie nahezu überall anwenden: im Salat, in Soßen, für Gemüse etc. Am besten be-

wahrt man diese in lichtundurchlässigen Behältnissen auf und mahlt sie kurz vor der Verwendung.

So geht das Aroma nicht verloren. Andere wichtige Gewürzmischungen sind Curry, welches in Indi-

en jede Hausfrau nach eigenem Hausrezept herstellt oder Garam Masala, das ein aromatisch-erdi-

gen Geschmack entwickelt und an nahezu alle Speisen gegeben werden kann.

Garam Masala stellte unsere Gruppe zusammen mit Andrea Losch, einer Ayurveda-Therapeutin her.

Während unseres Selbstversuches gaben wir es an verschiedene Gerichte. Außerdem führte Frau

10 Rosenberg, Kerstin, Mein Ayurveda – Wohlfühlprogramm, S. 71

9

Page 13: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

Losch uns in die Welt der Gewürze ein, indem sie uns die wichtigsten vorstellte und ihre Funktio-

nen erläuterte. Wir konnten probieren und die verschiedenen Aromen nachvollziehen. Gewürze und

-mischungen, die uns Frau Losch zeigte, waren Berberitzen, Schwarzkümmel, Koriander, Brahmi,

Ashwaghanda11, Trikatu, Triphala, Kurkuma und Tulsi12. Nicht wegzudenken aus der ayurvedischen

Ernährungslehre sind außerdem Ingwer, Kardamom, Bockshornklee und Safran. Dies ist natürlich

nur eine kleine Auswahl und ein Bruchteil dessen, was in Indien verwendet wird.

Wie bereits erwähnt, besitzen die Gewürze eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung von Be-

schwerden und Krankheiten. Es gibt beispielsweise zahlreiche Gewürze, die bei Diabetes eingesetzt

werden, da sie den Blutzuckerspiegel senken oder eine insulinähnliche Wirkung besitzen. Dazu zäh-

len unter anderem Berberitze, Koriander, Schwarzkümmel, Kurkuma und Tulsi. Diese haben natür-

lich viele weitere Wirkungen, wie etwa Kurkuma, der gegen Krebs eingesetzt wird oder Tulsi, der

als eine der heiligsten Pflanzen Indiens gilt, da er das Immunsystem stärkt, bei Fieber, Kopfschmer-

zen, Übelkeit und Erbrechen hilft oder auch gegen Herz-, Lungen-, oder Lebererkrankungen einge-

setzt wird. Im Folgenden sollen nun anhand von einem Gewürz und einer -mischung, die vielfälti-

gen Einsatzmöglichkeiten aufgezeigt werden:

Aus den drei Myrobalance-Früchten, der Indischen Stachelbeere, der Chebulischen Myrobalane und

der Grünen Myrobalane, wird Triphala hergestellt. In Indien sagt man, „wenn ein Arzt Triphala

richtig einzusetzen vermag, dann könne er alle Krankheiten damit heilen.“13 Dies zeigt, dass man

mit nur diesem einen Mittel eine sehr große Wirkung erzielen kann, wenn man es richtig anwendet.

Dieses Gewürz balanciert die drei Doshas aus und hilft in erster Linie zum Abbau von Stoffwech-

selgiften und um die Verdauung anzukurbeln. Es reinigt Blut und Gewebe, wirkt gegen Kopf-

schmerzen und beseitigt Fettzellen. Zur Vorbeugung von grauem Star, bakteriellen Infektionen und

frühem Ergrauen kann man es ebenfalls einsetzen. Weiterhin entgiftet es die Leber, verbessert die

Aufnahme von Nährstoffen, schützt das Herz, reinigt die Kanäle des Körpers, wirkt gegen Verstop-

fung, verbessert das Gedächtnis, senkt erhöhtes Cholesterin, wirkt als starkes Lungentonikum,

stärkt das Immunsystem und neutralisiert Freie Radikale14.

Triphala nimmt eine wichtige Rolle in der Medizin ein, denn das Besondere ist, dass es gegen mul-

11 Winterkirsche12 Indischer Basilikum13 Schrott, Ernst, Ayurveda – die besten Tipps, S.10514 „[...] einzelne Sauerstoffatome, die [das starke] Bestreben haben, sich zu binden und Zellwände, Zellstrukturen und

die DNA schädigen können. [...] Bei vermehrter Bildung von Radikalen oder bei ungenügender Zufuhr pflanzlicher Nahrung kommt es zum oxidativen Stress, es entsteht ein Ungleichgewicht zwischen freien Radikalen und Antioxidantien. Es gibt Hinweise darauf, dass dieser oxidative Stress eine Rolle beim Entstehen vieler unserer Zivilisationskrankheiten spielt.“

Quelle: http://www.radikalfaenger.com/freie_radikale.htm

10

Page 14: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

tiresistente15 Bakterienstämme wirkt und sekundäre Pflanzenstoffe16 enthält, die gegen Krebs wir-

ken.

Ingwer gilt als „Wundermittel“17, denn er hilft gegen eine Vielzahl von Beschwerden. Er regt in ers-

ter Linie Agni an ohne die Hitze des Körpers zu erhöhen. Verdauungsbeschwerden, Übelkeit,

Brechreiz, Blähungen und Sodbrennen werden durch ihn gelindert. Bei der Entgiftung wirkt er un-

terstützend und lindert Durchfall. Darüber hinaus senkt er zu hohen Blutdruck und regt bei zu nied-

rigem den Kreislauf an. Deshalb wird er auch bei Kreislaufproblemen angewendet. Außerdem ist er

Präventionsmittel für Thrombosebildung, erhöhten Cholesterinspiegel und allerlei andere Krankhei-

ten, da er das Immunsystem stärkt. Äußerlich kann er als Paste bei Schmerzen, zum Beispiel Kopf-

schmerzen angewendet werden.

3.4 Ghee - ein Grundbestandteil der ayurvedischen Ernährung

Eine Besonderheit der ayurvedischen Küche ist die bevorzugte Verwendung einer einzigen Zutat als

Lebenselixier, Verjüngungsmittel18, Arzneimittel ebenso wie als Nahrungsmittelbestandteil – sozu-

sagen als „Allroundtalent“: das Ghee.

Ghee ist im Ayurveda die Bezeichnung für Butterreinfett beziehungsweise Butterschmalz. Es enthält

weder Eiweiß noch Wasser. Im Gegensatz zu gewöhnlicher Butter ist es leichter verdaulich und

macht Speisen bekömmlicher und geschmacksintensiver. Ohne diese Grundzutat „wäre die ayurve-

dische Küche und Heilkunst so unvollständig wie ein Wagen ohne Räder“19. Das bedeutet, dass

Ghee aus dem Ayurveda nicht wegzudenken ist. Es wird zum Kochen und Braten, sowie auch in

ayurvedischen Medikamenten verwendet. Laut Ayurveda sprechen eine Menge Vorteile für Ghee,

welche es von anderen Speisefetten abgrenzt. Zu nennen wären die Anregung von Appetit und Ver-

dauung, Stärkung der Verdauungsorgane, Blutreinigung, Entlastung der Leber, Stärkung der Augen,

Verbesserung des Hautbildes und Förderung der Blutbildung. Außerdem wird es bei chronischen

Leiden, wie Fieber und Husten, und sogar bei Rheuma, Arthritis, Gicht sowie Magen- und Darmge-

schwüren verwendet. Zur Linderung von Unterleibskrämpfen, Periodenschmerzen und Hitzewallun-

gen wird es ebenso eingesetzt, wie zur Kräftigung von Körper und Geist in der Schwangerschaft,

Stillzeit und im Alter. In der Kosmetik und Heilkunde stellt Ghee weiterhin eine wertvolle Träger-

15 Multiresistent: „Antibiotikum- oder Virostatikum-Resistenz von Bakterien und Viren“, Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Multiresistenz 16 Gallussäuren bzw. Gallotannine17 Schrott, Ernst, Ayurveda – die besten Tipps, S.9618 Indisch: Rasayana19 Skibbe, Joachim und Petra, Ayurveda-Handbuch für Frauen – typgerecht Essen – rundum Wohlfühlen, S.294

11

Page 15: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

substanz dar, mit deren Hilfe die Wirkstoffe der Kräuter und Duftöle schneller zu den entsprechen-

den Geweben geleitet werden können. Auch zur Aufnahme fettlöslicher Vitamine, Mineralstoffe

und Spurenelemente im Körper ist es ein sehr hilfreiches Transportmedium. Nach der Verauung ist

Ghee so verfeinert, dass es in jede Zellebene gelangt, diese nährt und reinigt.

Frisch zubereitet erhöht Ghee das Kapha-Dosha und ist somit ideal für Vata- und Pittatypen. Wird

es allerdings einige Zeit aufbewahrt, so „steigert es noch seine Heilkräfte und tut allen Konstituti-

onstypen gleichermaßen gut.“20 Daran sieht man, dass es für alle geeignet ist und auch deshalb eine

bedeutende Rolle einnimmt. All diese Vorteile sprechen offensichtlich für eine Verwendung von

Ghee anstelle von anderen Speisefetten, auch in der alltäglichen Küche.

Die Herstellung dieses ayurvedischen Butterreinfettes ist ohne besondere Hilfsmittel sehr unkompli-

ziert realisierbar. Zunächst sollte ungesalzene ungefärbte Sauerrahmbutter unter klarem Wasser ab-

gespült werden, um Eiweißrückstände zu entfernen. Die Menge der verwendeten Butter ist dabei

beliebig, der Ghee-Ertrag ist am Ende ca. 100-200 Gramm geringer als der Ausgangsbetrag. An-

schließend erwärmt man die Butter solange, bis sie flüssig wird und sich kleine Schaumbläschen

bilden, die an die Oberfläche steigen. Das sind die festen Milchbestandteile der Butter. Sie müssen

mit einem Löffel fortwährend vorsichtig abgeschöpft werden, solange die Butter köchelt. Bei richti-

ger Temperatur riecht diese dabei nussartig, ist goldfarben und klar. Sie darf nicht einbräunen. Wäh-

rend der gesamten Siedezeit ist ein Geräusch zu hören, welches anzeigt, dass noch nicht der gesam-

te Wasseranteil verdampft ist. Das Ghee sollte vom Herd genommen werden, sobald das Geräusch

verschwunden ist. Das dauert bei 500 Gramm Butter ca. 25 Minuten, bei einem Kilogramm bereits

45 Minuten und bei zweieinhalb Kilogramm zwei Stunden. Am Boden des Topfes setzt sich dabei

weiteres Eiweiß ab, welches ebenfalls vom Butterreinfett getrennt werden muss. Dazu legt man ein

feines Tuch, das durch Küchenpapier oder Filtertüten ersetzt werden kann, in ein Sieb und schöpft

oder schüttet den restlichen Topfinhalt abgesehen vom Bodensatz hinein. Unter dem Sieb sollte ein

lichtundurchlässiges sauberes Gefäß platziert sein, in welches das Ghee gefüllt wird. Es muss nun

kühl aufbewahrt werden, jedoch nicht im Kühlschrank. Dabei kann es mit einem Tuch bedeckt wer-

den, darf aber nicht luftdicht verschlossen sein. Nun ist es monatelang haltbar.

20 Skibbe, Joachim und Petra, Ayurveda-Handbuch für Frauen – typgerecht Essen – rundum Wohlfühlen, S.294

12

Page 16: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

3.5 Individuelle Ernährung für jeden Konstitutionstyp- Vata, Pitta und Kapha

Im Ayurveda gilt: „Du bist, was du verdaust“, denn je nach Konstitution kann die Nahrungsverar-

beitung im Körper sehr unterschiedlich sein. Man soll mit jeder Mahlzeit neue Energie gewinnen,

sich gut fühlen und den eigenen Organismus gesund halten. „Der Appetit ist der beste Indikator für

die Gesundheit!“21. Wenn man also regelmäßig, alle vier bis fünf Stunden ein Verlangen nach Essen

verspürt, so läuft die Verdauung ohne Probleme ab.

Befinden sich die Konstitutionstypen im unausgewogenen Zustand, kann dies unter anderem zu

Heißhunger führen. Das erhöhte Dosha dominiert also nicht nur das Gleichgewicht sondern auch

das Essverhalten. So bevorzugen beispielsweise Menschen mit erhöhtem Pitta scharfes Essen, wel-

ches jedoch erhitzend wirkt und Pitta noch mehr erhöht.

Außerdem sollte man früh etwas leichtes, am besten warmes, zu sich nehmen, was das Verdauungs-

feuer Agni anregt. Das Mittagessen ist die Hauptmahlzeit, weshalb man hier nahezu alles einneh-

men kann und abends isst man am besten ebenfalls etwas leichtes, wie zum Beispiel Suppen, um

nachts besser schlafen zu können. Genaue Empfehlungen zu den einzelnen Mahlzeiten und Doshas

befinden sich in den Kapiteln Ayurvedische Richtlinien zur gesunden und bewussten Ernährung

(Seite 28-29) und Ernährungstipps für die drei Mahlzeiten abgestimmt auf die Doshas (Seite 29-

32).

Individuelle Ernährung für Vata

Menschen mit erhöhtem Vata sind Feinschmecker. Ihr Verdauungssystem und Stoffwechsel sind

empfindlich und unbeständig, deshalb sollte man sich sehr bewusst ernähren. Vata-Menschen haben

einen unregelmäßigen Appetit und sind unroutiniert im Bezug auf Essensgewohnheiten. Ihr Verdau-

ungsfeuer Agni arbeitet demzufolge unbeständig und schwankend. Außerdem ist es bei erhöhtem

Vata sehr schwach. In manchen Fällen verdaut man alles gut und in anderen kommt es zu Blähun-

gen, Verstopfungen oder Durchfall. Ausgleichend sollte man sich warm, befeuchtend und befriedi-

gend ernähren, also Suppen und einfach gewürzte Mahlzeiten bevorzugen. Dadurch beruhigt sich

die unausgeglichene Ernährung. Zu Vermeiden ist unregelmäßiges, kaltes, bitteres, austrocknendes

und leichtes Essen. Man kann sich aber nicht nur auf die Ernährung verlassen, denn wie schon ge-

sagt, spielen auch äußere Umstände, wie zum Beispiel übermäßiger Stress, eine bedeutende Rolle.

Sie blockieren in den meisten Fällen eine Verbesserung. Wichtig ist eine harmonische Lebensweise,

das heißt eine regelmäßige Einnahme der Mahlzeiten und Ruhephasen, da das persönliche Wohlbe-

21 Rosenberg, Kerstin und Rhyner Hans H., Das große Ayurveda – Ernährungsbuch, S.78

13

Page 17: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

finden einer Vata- Persönlichkeit stark vom Zustand des Nervensystems abhängig ist. Geschmacks-

verstärker und chemische Nahrungsmittelzusätze stören Vata ebenfalls stark. Weiterhin sollten bei

zu hohem Vata reichlich Fette, Kohlenhydrate, Eiweiße und Ghee zu sich genommen werden. Die

Geschmacksrichtungen süß, sauer und salzig, sowie verdauungsfördernde Gewürze wie Kümmel,

Koriander, Pfeffer und Ingwer sind zu bevorzugen. Genaue Empfehlungen befinden sich im Kapitel

Ernährungstipps für die drei Mahlzeiten abgestimmt auf die Doshas (Seite 29-33).

Individuelle Ernährung für Pitta

Bei Menschen mit erhöhtem Pitta ist das Verdauungsfeuer von Natur aus stark. Deshalb vertragen

sie nahezu alle Nahrungsmittel gut und leiden selten unter Verdauungsproblemen. Allerdings haben

sie ein ständiges Hungergefühl. Bei Pitta- Störungen kommt es zu Beschwerden in Magen und

Darm, Sodbrennen und Kopfschmerzen. Deshalb sollte man in Maßen frittierte, fettige, scharfe,

saure und salzige Nahrung zu sich nehmen. Gereifter Käse, Fleisch, Gepökeltes, Essig, in Öl Geba-

ckenes, Alkohol, Kaffee und andere säuernde Lebensmittel sind zu vermeiden. Herbe, bittere, süße

und vor allem kühle Speisen sind dagegen gut verträglich wie zum Beispiel frische Früchte und Ge-

müse, Milch, Vollkornprodukte, Salat und Wurzelgemüse wie Kartoffeln, Sellerie und Karotten.

Empfehlenswert sind frische, grüne Kräuter. Genaue Empfehlungen befinden sich im Kapitel Er-

nährungstipps für die drei Mahlzeiten abgestimmt auf die Doshas (Seite 29-32).

Individuelle Ernährung für Kapha

Kapha- Menschen kompensieren ihre innere Unruhe mit zu viel Essen. Die Nahrung wird allerdings

nur schlecht verdaut, da das Agni sehr schwach ist. Deshalb sind Abweichungen von den ayurvedi-

schen Richtlinien nicht empfehlenswert. Gut sind scharfe, leichte, trockene, bittere und erhitzende

Nahrungsmittel. Zu bevorzugen sind Mahlzeiten mit viel Gemüse und aromatischen Gewürzen,

welche leicht verdaulich sind. Fleisch, Eier, Milchprodukte, Öle und Zucker belasten das Verdau-

ungssystem und führen zur Gewichtszunahme. Man sollte also wenig Fette und Kohlehydrate zu

sich nehmen und kalte Getränke vermeiden.

Die Ursache für Kapha- Störungen liegen in der Psyche. Bewegungen, Massagen und Gesellschaft

können dem entgegen wirken. Genaue Empfehlungen befinden sich im Kapitel Ernährungstipps für

die drei Mahlzeiten abgestimmt auf die Doshas (Seite 29-32).

Man kann mit ayurvedischer Kost körperliche und geistige Verbesserungen erzielen. Doch um einen

14

Page 18: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

maximalen Erfolg in Form von Vitalität und Wohlbefinden zu erreichen, genügt diese allein nicht.

Vollkommene Ausgeglichenheit und Gesundheit erreicht man nur, indem man auch die Bewegung

und ayurvedischen Anwendung berücksichtigt und ausreichend schläft. Die Ernährung ist also nur

ein Teil der ayurvedischen Lehre, wenn auch der wichtigste.

3.6 Untersuchung der Auswirkungen auf die Gesundheit anhand von Probandenbefragung

Zur Bestätigung unserer Thesen fertigten wir Fragebögen an (siehe Anhang Seite XLVII und XL-

VIII), die von 30 Probanden ausgefüllt wurden, davon vier bei der Therapeutin Natalie Ogulew aus

Jena, die auf ayurvedische Behandlung durch Massagen spezialisiert ist und 26 bei der Ayurveda-

Therapeutin und Kosmetikerin Andrea Losch aus Magdala. Davon haben sieben Personen zum ers-

ten Mal eine Ayurveda-Kur bei Frau Losch gemacht und demzufolge erst kürzlich von Ayurveda er-

fahren. Die restlichen 19 Kursteilnehmer sind schon mit der ayurvedischen Ernährung vertraut. Un-

ter der Berücksichtigung, dass leider nur 30 Personen befragt werden konnten, da Ayurveda im Um-

kreis nicht sehr bekannt ist, haben wir anhand der Ergebnisse Statistiken angefertigt (siehe Anhang

Seite II bis IV).

Wir wollten zunächst wissen, aus welchem Grund die Probanden Ayurveda ausprobierten. Dabei ga-

ben 3,3 Prozent ärztliche Empfehlung, 76,67 Prozent Neugierde/Interesse und 23,3 Prozent eine

Krankheit an. Als solche wurden Diabetes, chronische Bauchschmerzen, Durchfall, Hautausschlag,

Histamin-Unverträglichkeit oder auch allgemeine Herz-, und Darmbeschwerden sowie starkes

Schwitzen aufgezählt. 23,3 Prozent gaben sonstige Gründe an, wie, Ayurveda sei „[...] eine andere

Art, den Körper zu entschlacken und Ruhe zu finden ohne auf Essen verzichten zu müssen“ , sowie

„anders als Heilfasten“. Als sonstige Beschwerden wurden „kleinere Wehwehchen“ und sich

„schlapp […]“ fühlen genannt. Allen Befragten hat Ayurveda geholfen, sei es dadurch, dass das

Wohlbefinden gesteigert wurde oder aber die Beschwerden oder Krankheiten gelindert wurden.

Man muss bei den Prozentangaben allerdings berücksichtigen, dass einige Personen mehrere Ant-

worten auswählten.

In Statistik eins (siehe Anhang Seite II) ist dargestellt, wie viel Prozent der 30 Probanden positiv be-

ziehungsweise negativ eingestellt waren, bevor sie sich ayurvedisch ernährt haben. Ersteres war bei

70 Prozent der Probanden der Fall war und letzteres bei 30 Prozent. Diese wurden jedoch nach kur-

zer Zeit von Ayurveda überzeugt, denn nach wenigen Tagen und Wochen traten erste positive Ver-

änderungen ein. Ein Befragter fühlte „[...] sich gestärkt, ausgeglichener und wohler, schlafe besser,

ohne Alpträume [...]“, und ein zweiter schrieb „[…] die körperlichen Veränderungen waren deut-

lich spürbar und führten zu allgemeinem Wohlbefinden.“. Das „[…] schmackhafte Essen, verbes-

15

Page 19: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

serte Hautgefühl [und eine] gute Fitness“ trugen laut eines dritten zur Beseitigung der Zweifel bei.

Ein anderer schreib, er habe die „Wirksamkeit der Gewürze unterschätzt“ und wurde überzeugt

durch die „Erfolge bereits nach einer Woche [...]“. Er hat Gewicht abgenommen und den „Wohl-

fühl-Effekt schnell erreicht“. Außerdem gefiel einem die „Art und Weise der bewussten Ernährung

[...]“ und es sei „eine andere Art, den Körper zu entschlacken und Ruhe zu finden, ohne auf Essen

verzichten zu müssen“. „Ayurveda hat mein Wohlbefinden deutlich gesteigert.“ findet ein weiterer.

Dies belegt unsere erste These, dass diese Auswirkungen der ayurvedische Ernährung auf den

menschlichen Körper nicht nur von der anfänglichen Einstellung abhängen.

In der Statistik zwei (siehe Anhang Seite II) ist dargestellt nach welchem Zeitraum Veränderungen

bei 29 Testpersonen auftraten. Zunächst ist zu erkennen, dass durch Ayurveda bei allen Personen

positive Veränderungen (siehe Statistik eins) eintraten und das allgemeine Wohlbefinden sich ver-

besserte. Bei 24 Personen (82,8 Prozent) war dies nach einigen Tagen der Fall und bei fünf Perso-

nen (17,2 Prozent) nach einigen Wochen. Das zeigt, dass Ayurveda allen Probanden schon nach kur-

zer Zeit geholfen hat, was unsere zweite These, dass die ayurvedische Ernährung in der Regel in-

nerhalb weniger Tage zu positiven Veränderungen führt, bestätigt.

In Statistik drei (siehe Anhang Seite III) ist dargestellt, welche Methoden zuvor schon ausprobiert

wurden, um Beschwerden zu lindern. Aus dieser kann man entnehmen, dass 19 Personen der 30 Be-

fragten, das sind 63,3 Prozent, zuvor schon andere Versuche unternahmen, ihre Beschwerden zu lin-

dern. Erst durch Ayurveda trat die Verbesserung ein, sodass sich alle weiterhin ayurvedisch ernähren

werden. Wir wollten wissen, welche anderen Maßnahmen ergriffen wurden, um Beschwerden,

Übergewicht oder Krankheiten zu lindern. Dabei war medizinische Behandlung mit 68,4 Prozent

am häufigsten angegeben, danach folgten Diäten mit 36,8 Prozent und Kuren mit 15,8 Prozent. Bei

„Sonstiges“ mit ebenfalls 15,8 Prozent Anteil wurden außerdem Schüsslersalze, tibetische Medizin

und Massagen aufgezählt. Man muss bei den Prozentangaben allerdings berücksichtigen, dass eini-

ge Probanden mehrere Antworten auswählten. 23,3 Prozent der Personen probierten zuvor keine

weiteren Methoden aus, um Beschwerden zu lindern. Davon gaben fünf von sieben Personen an,

sich weiterhin ayurvedisch ernähren zu wollen. 13,3 Prozent, also vier Personen haben keine Be-

schwerden, die gelindert werden müssen. Trotzdem wurden sie von der Wirkung Ayurvedas über-

zeugt und wollen sich zukünftig an seine Vorgaben halten, um das allgemeine Wohlbefinden zu stei-

gern beziehungsweise aufrecht zu erhalten. Diese Statistik zeigt, dass Ayurveda zu Erfolg führt und

bestätigt unsere dritte These, dass man mit ayurvedischer Ernährung Beschwerden und Krankheiten

lindern kann.

Statistik vier (siehe Anhang Seite III) beinhaltet die Auswertung der Frage, ob es schwer war, die

ayurvedischen Vorgaben im Alltag durchzuführen. 57,1 Prozent, also 12 von insgesamt 21 befragten

16

Page 20: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

Personen gaben an, dass die Einhaltung der ayurvedischen Richtlinien einfach ist; es sei „kinder-

leicht zu handhaben“. 33,3 Prozent fanden es schwierig, werden sich aber trotzdem weiterhin da-

nach richten und 9,5 Prozent haben es beendet. Ursache hierfür sind die jeweiligen Lebensumstände

der einzelnen Probanden. Unsere vierte These, dass die ayurvedische Ernährung im Alltag umsetz-

bar ist, wurde durch diese Untersuchung bestätigt.

In Statistik fünf (siehe Anhang Seite IV) ist dargestellt, wie viel Prozent der Befragten sich weiter-

hin ayurvedisch ernähren wollen. Aus dieser kann man entnehmen, dass 82,14 Prozent, also 23 von

30 Befragten sich zukünftig an die ayurvedischen Vorgaben halten wollen. 14,3 Prozent versuchen

Ayurveda teilweise in ihren Alltag einzubringen. Eine Person (3,5 Prozent) hat sich nicht ayurve-

disch ernährt, sondern lediglich ayurvedische Anwendungen durchgeführt.

Die letzten beiden Statistiken bestätigen, dass durch die positiven Ergebnisse die Probanden Ayur-

veda weiterhin ausführen wollen, allerdings gibt es unterschiedliche Meinungen bei der Alltagstaug-

lichkeit. Durch die Probandenumfragen wurden alle unsere Thesen bestätigt.

17

Page 21: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

4. Krankheitsbehandlung mit Hilfe von Ayurveda

4.1 Entstehung, Diagnose und Behandlung von Krankheiten im Ayurveda

Der Ayurveda beschreibt sechs Stufen, die die Entstehung von Krankheiten erklären. Dabei wird

auch deutlich, wie sich das Krankheitsbild zunehmend verschlechtern kann, sollte man nicht in

Form einer Behandlung eingreifen.

Im sogenannten ersten Stadium kommt es zu einem Ungleichgewicht der Doshas. Durch verschie-

dene Einflüsse auf den menschlichen Körper, zum Beispiel Stress, ungesunde Nahrung oder Um-

weltgifte, wird ein konstanter Reiz auf ein oder mehrere Konstitutionstypen in einem bestimmten

Körperbereich ausgeübt. Dadurch steigt die Aktivität der entsprechenden Bioenergien an diesem Ort

an. Betrachtet man als Beispiel Vata, welches unter anderem für die Ausscheidung verantwortlich

ist, würde eine Ansammlung im Dickdarm zu unregelmäßigem und trockenem Stuhl führen.

Darauf folgt das zweite Stadium, in dem die Aktivität der Doshas steigt. Ein anhaltender Einfluss

der krank machenden Reize verhindert, dass ein Gleichgewicht entstehen kann. Verbleibt das ge-

nannte Beispiel Vata im gestörten Zustand, so können Verstopfungen, Blähungen oder Darmkrämp-

fe die Folge sein.

Sollte der Reiz auf das Dosha weiterhin bestehen bleiben, verlässt es im dritten Stadium seinen lo-

kalen Ort und die Störung breitet sich im ganzen Körper aus. Vata würde den Dickdarm verlassen,

sich im Körper verteilen und Beschwerden wie Nervosität, Überempfindlichkeit oder Kreislaufstö-

rungen hervorrufen.

Im vierten Stadium kommt es nun zur Ablagerung des Doshas in verschieden Körpergeweben und

die Störung geht in eine organische Krankheit über. Je nachdem, in welchem Organ dies geschieht,

können Vorzeichen einer akuten Krankheit auftreten. Lagert sich beispielsweise Vata im Magen ab

so wird dieser dadurch gereizt.

Erst im fünften Stadium kommt es zum wirklichen Ausbruch der Krankheit. Sollte das Dosha eine

Verbindung mit den Geweben und Organen eingegangen sein, genügt ein geringer Außenreiz, um

eine akute Erkrankung auftreten zu lassen. Eine starke Erkältung, eine Magenschleimhautentzün-

dung, Asthma oder Gelenkrheuma sind Folgen, die beispielsweise auf das gestörte Vata hinweisen.

Das sechste und letzte Stadium beschreibt die Folgen, denn falls die entstandene Krankheit nicht

ausheilt, führt sie zu chronischen Beschwerden. Dies geschieht, wenn die betroffene Person die

Symptome unterdrückt und der Körper sich nicht auf natürliche Weise regenerieren und die eigentli-

che Ursache bekämpfen kann. Da das Dosha weiterhin negativ auf das betreffende Gewebe ein-

wirkt, entsteht eine chronische Krankheit.

18

Page 22: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

Je weiter fortgeschritten das Stadium ist, indem sich der Betroffene befindet, umso schwieriger be-

ziehungsweise umfangreicher ist die Behandlung.

Das individuelle Verhältnis von Vata, Pitta und Kapha hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren

ab. Dazu zählen beispielsweise wechselndes Klima, der Lebensabschnitt, indem man sich befindet,

Arbeitsbedingungen, soziales Umfeld und natürlich die Ernährung und Lebensweise. Dadurch gera-

ten die Doshas hin und wieder aus ihrem Gleichgewicht. Der Körper ist in Phase eins und zwei in

der Lage dieses selbst wieder herzustellen, wenn wir ausgewogen leben, auf gesunde Ernährung

achten und keine schwerwiegenden Krankheiten haben. Verhindert man jedoch die Selbstregulation

durch extreme Reize oder einen ungesunden Lebensstil, treten die Stufen drei und vier ein. So kön-

nen zum Beispiel ein heißer Sommer, ständig scharfes Essen oder häufiger Stress und Ärger das

Dosha Pitta überfordern und somit auch die Selbstheilungskräfte des Körpers. Auftretende Erkran-

kungen sind hier beispielsweise Migräne, Durchfall, Magenbeschwerden oder Sodbrennen. Die „zu

entsorgenden“ Stoffe sind heutzutage nicht nur Abfallprodukte, die beim Stoffwechsel entstehen,

sondern es müssen auch Medikamente, Süßigkeiten, überschüssige Säuren, Umweltgifte, Nahrungs-

mittelzusatzstoffe und vieles mehr ausgeschieden werden. Diese können zu einer Störung des kör-

pereigenen Entsorgungssystems führen. Dem Körper fehlt für die Selbsterholung und -heilung aber

die notwendige Energie.

Wie bereits erwähnt, muss der heutige Mensch eine Vielzahl von Reizen kompensieren können. Er

muss sowohl physisch als auch psychisch starke Belastungen aushalten, welche eng zusammenhän-

gen. Neben verschmutzter Luft, chemischen Substanzen in der Nahrung, Lärm, Bewegungsmangel,

elektromagnetischer Strahlenbelastung stehen Stress, soziale Unsicherheiten oder Beziehungspro-

bleme, mit denen man umgehen muss. Das Zusammenwirken dieser negativen Faktoren kann zu ei-

ner Überbelastung, vor allem der Entgiftungsorgane Leber und Niere führen. Kann ein Mensch

wahrgenommene Eindrücke nicht verarbeiten oder Nahrung nicht mehr richtig verwerten, kommt es

zu Schlacken und Giften. Bei der Verdauung müssen mithilfe von Enzymen, Hormonen, Vitaminen

und Energie aufgenommene „fremde“ Lebensmittel in körpereigene Stoffe umgewandelt werden.

Dazu spaltet der Körper die in der Nahrung enthaltenen Bestandteile auf, transportiert sie und lagert

sie an den Orten ein, wo sie gebraucht werden beziehungsweise wandelt sie in Energie um. Die Art

und Menge der dazu benötigten Stoffe kann im Ayurveda je nach Konstitution, Doshatyp, und Le-

benslage eines Patienten verschieden sein. Enthält die aufgenommene Nahrung nicht die notwendi-

gen Inhalte, kann der Organismus nicht optimal arbeiten und die Verdauung verschlechtert werden.

Die nur halb verwerteten Lebensmittel müssen ausgeschieden werden. Sollte dies nicht der Fall

sein, sucht der Körper Orte, wo er diese ablagern kann, ohne den Organen oder Geweben zu scha-

den. Dieser Vorgang ist vergleichbar mit einer Sondermüllentsorgung. Dieser „Sondermüll“ muss

19

Page 23: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

auf speziellen „Deponien“ abgeladen werden. Fettlösliche Gifte werden im Fettgewebe angelegt,

wasserlösliche im Bindegewebe. Ablagerungen können auch in Gelenken zu Gicht oder in Organen

schlimmstenfalls zu Tumoren führen. Schon durch leichte Beschwerden gibt uns unser Körper An-

zeichen, dass wir etwas ändern müssen, um einer ernsthaften Krankheit vorzubeugen. Einige Sym-

ptome sind Schweregefühl im Bauchbereich, Verstopfung, Blähungen, Krämpfe, Durchfälle, Appe-

titlosigkeit, starke Gereiztheit und extreme Müdigkeit. Der Ayurveda geht davon aus, dass Schla-

cken und Gifte im Organismus durch einen Mangel an Verdauungskraft gebildet werden. Diese blo-

ckieren die Körperkanäle und belasten die Zellen und das Gleichgewicht der Bioenergien mit ihrem

klebrigem Schleim. Für die Ansammlung dieser gibt es drei verschiedene Möglichkeiten. Zu den

stofflich-materiellen Gründen zählen Stoffwechselstörungen oder mangelndes Agni, aber auch eine

allgemeine Fehlernährung und eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr. Ist ein Mensch nicht in der Lage

oder nicht stark genug, eine bestimmte gefühlsmäßige Erfahrung zu verarbeiten, spricht man von ei-

ner emotionalen Ursache. Naheliegend sind auch die mentalen Gründe, die durch unzureichende

Verarbeitung geistiger Eindrücke und Vorstellungen zustande kommen.

Die ayurvedische Medizin hat das Ziel, eine Störung bereits in den ersten vier Stadien zu erkennen

und zu behandeln. Bei der Diagnostizierung von Krankheiten spielt die Berücksichtigung der Be-

findlichkeit eine große Rolle. Diese wird in der westlichen Medizin oft unbeachtet gelassen. „Ayur-

veda besteht unbeirrbar darauf, dass die Medizin stets um den Menschen kreisen sollte, nicht um

die Krankheit.“22 Das bedeutet, dass Aspekte des menschlichen Lebens, des Bewusstseins, des Kör-

pers, des Verhaltens und der Umwelt beachtet werden. Sie werden bei einem ausführlichen Ge-

spräch zwischen Patient und Therapeut herausgefunden. Somit verschafft sich der Heiler ein ganz-

heitliches Bild von seinem Probanden, denn nur so kann eine Behandlung erfolgreich sein. Die viel-

fältigen Behandlungsansätze haben das Ziel, ein Gleichgewicht aus Körper, Geist und Seele herzu-

stellen. Am wichtigsten ist im Ayurveda jedoch die Prävention23, damit die Gesundheit erhalten oder

wiederhergestellt wird. Meditation und Tiefenentspannung, zarte Stimulierung von Marma-Punkten,

Atemübungen, Sporttherapie und spezielle Ölmassagen sind Methoden, die beleben, Beschwerden

lindern und den Körper regenerieren.

Die ayurvedische Ernährung umfasst eine große Bandbreite bei der Behandlung von Krankheiten.

Man schafft hier zwei Dinge zugleich: eine Entschlackung und zusätzlich die Aufnahme wichtiger

Nährstoffe. Obwohl diese ayurvedische Nahrungsaufnahme einen großen Anteil an der Therapie

hat, besitzt sie „nur“ eine unterstützende Wirkung. Sie ist individuell auf den Patienten und sein

Dosha abgestimmt, was Ayurveda besonders macht. Er beschreibt also keine Patentrezepte, die für

22 http://www.hp-ayurvedamedizin.de/ayurveda.html23 Vorbeugung der Krankheiten

20

Page 24: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

jeden Menschen gleich wirksam sind, sondern achtet auf die jeweilige Konstitution. Ziel dabei ist

es, die drei Doshas ins Gleichgewicht zu bringen. „Um zu einer Diagnose zu gelangen, werden die

drei Bioenergien analysiert, der Gewebestatus, der Zustand des Körperfeuers, die Anhäufung von

Schlackstoffen und die Anhäufung von Abfallstoffen in Betracht gezogen. Zungen- und Pulsdiagno-

se unterstützen dabei die Analyse.“24 Daran sieht man, dass im Ayurveda eine tiefgründige Beurtei-

lung an oberster Stelle steht. Ein Mensch kann nur dann gesund sein, wenn er Nahrung aufnimmt,

die er braucht und Abfallstoffe ausscheidet, die er nicht braucht. Zwischen dieser Aufnahme bezie-

hungsweise Ausscheidung muss ein Gleichgewicht herrschen, damit alle Körperfunktionen geregelt

ablaufen können. Jeder hat jedoch ein individuelles Gleichgewicht. Auch die Ausprägung der Funk-

tionen von Aufnahme und Ausscheidung ist verschieden stark. Sollte es zu Abweichungen der Ba-

lance kommen, fühlt sich ein Mensch unwohl oder er erkrankt, auch chronisch. Obwohl nun jede

Behandlung speziell auf eine Person abgestimmt ist, beginnt jede Therapie mit einem Reinigungs-

verfahren, Panchakarma, welches Entgiftungs- und Entschlackungsmaßnahmen beinhaltet. Damit

erreicht man eine Wiederherstellung beziehungsweise Erhaltung der körperlichen und geistigen

Kräfte.

4.2 Panchakarma - Verjüngungs- und Reinigungsverfahren

Begibt man sich in die Therapie eines ayurvedischen Arztes, so wird als erster Schritt zur Genesung

eine Entgiftungskur empfohlen. Jedoch kann diese auch unabhängig und individuell von einer Be-

handlung durchgeführt werden, um seinen Körper zu reinigen. Dieses „Entsorgungsverfahren“ wird

Panchakarma genannt und im Ayurveda als wahre „Königsdisziplin“ beschrieben. Es dient zum Ab-

bau des angestauten Ama. Dabei unterscheidet man das Keraliya und das klassische Panchakarma.

Bei letzterem muss vor Kurantritt geprüft werden, ob man fähig ist dieses vorzunehmen. Der Aus-

leitungseffekt ist hierbei zwar größer, da von innen Rückstände eliminiert werden, kostet jedoch

umso mehr Kraft. Der Prozess ist kein Wellnessurlaub und durchaus mit körperlichen und geistigen

Strapazen verbunden. Dies zahlt sich allerdings im Nachhinein aus, da man Energie und Wohlbefin-

den zurückgewinnt. Denn aus ayurvedischer Sicht beeinflusst nicht nur der Geist unseren Körper,

sondern auch umgekehrt. Anatomische Veränderungen wirken rückkoppelnd auf Sinne, Nervensys-

tem und unseren Geisteszustand und man erhält somit intensive physische und psychische Erfahrun-

gen. Die Kur gliedert sich in ein Drei-Phasen-System. Begonnen wird mit der Vorkur (siehe Anhang

Seite V oben). Hierbei wird darauf geachtet, dass alle körperinneren Funktionen reibungslos ablau-

fen können und keine Stoffwechselrückstände im Weg sind. Außerdem wird Agni angeregt und der

24 http://www.hp-ayurvedamedizin.de/ayurveda.html

21

Page 25: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

Körper stabilisiert. Dadurch wird dieser auf die Ausleitungstechniken der Hauptkur (siehe Anhang

Seite V oben), welche sich nochmal in drei große Punkte unterteilt, vorbereitet (siehe Anhang Seite

V unten). Zunächst werden durch innere und äußere Ölung, Massagen und Einnahme von Ghee be-

ziehungsweise Ölen die Gewebe aufgeweicht und fettlösliche Rückstände gebunden. Durch die vie-

le Flüssigkeitszufuhr und regelmäßigen Saunagänge während dieser Phase weiten sich die Gefäße

und die gebundenen Ablagerungen werden aus dem Organismus gespült. Dieser ist nun optimal auf

die folgende Magenspülung und Abführtherapie eingestellt. Restliches Ama wird beseitigt und das

Blut sowie alle Gewebe und Gefäße werden gereinigt. Schon am Ende der Hauptkur wird darauf ge-

achtet, dass der Patient viel Ruhe bekommt und sich, durch einen stufenweisen Nahrungsaufbau,

wieder stabilisieren kann. Denn in der dritten Phase, der Nachkur, wird eine Stärkung und Regene-

ration zur Unterstützung der geschwächten Funktionen und Strukturen des entgifteten Körpers vor-

genommen (siehe Anhang Seite V oben).

Das Keraliya ist vor allem in Sri Lanka vorzufinden. Es ist für jeden Konstitutionstyp geeignet und

geht individuell auf die Bedürfnisse der Patienten ein. Man konzentriert sich vorrangig darauf, von

außen Einfluss auf das Innere zu nehmen. Der Erfolg ist allerdings etwas geringer. Behandlungen

sind zum Beispiel Stirngüsse, Ganzkörpergüsse, Massagen und Kräuterauflagen. Dazu werden spe-

zielle Öle verwendet, die die Gewebe entschlacken und den Körper, wenn auch weniger effektiv,

reinigen.

4.3 Behandlung von Diabetes

Vor allem chronische Krankheiten sind mit der ayurvedischen Ernährung sehr gut behandelbar, da

deren Auswirkungen oft stark vom Lebensstil beeinflusst werden. Das wollen wir an dem von uns

gewählten Beispiel Diabetes mellitus deutlich machen. Ein Grund, warum wir uns für diese Krank-

heit entschieden haben ist die weite Verbreitung. Ca. 6,6 Prozent der Weltbevölkerung sind bereits

betroffen und die Zahl wird aufgrund unserer modernen Lebensweise weiterhin steigen.

Grundsätzlich unterscheidet man in der Schulmedizin zwei Arten des Diabetes. Typ I tritt schon im

frühen Kinder-, und Jugendalter auf und ist nicht beziehungsweise nur sehr schwer heilbar. Er be-

ruht auf einer Immunreaktion gegen Viren einer Infektion, die sich irrtümlicherweise gegen den ei-

genen Körper richtet und die Bauchspeicheldrüse und deren Beta-Inselzellen25 schädigt. Daraufhin

kann sie nur wenig oder gar kein Insulin mehr produzieren und ausschütten. Betroffene haben meist

eine dünne und ausgezehrte Statur.

Im Rahmen dieser Seminarfacharbeit werden wir uns auf Typ II begrenzen, da dieser weiter verbrei-

25 Die Beta-Inselzellen sind die für Insulinproduktion und Ausschüttung zuständigen Zellen.

22

Page 26: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

tet ist.

Typ II ist der Altersdiabetes. Er entsteht in der Regel im Alter von 50 bis 60 Jahren und ist eine Re -

aktion auf unseren modernen und ungesunden Lebensstil. Die Patienten sind oft adipös. Um die

Entstehung der Krankheit zu verstehen, benötigt man gewisse Grundlagen: Kohlenhydrate werden

im Dünndarm in ihre Grundbausteine, unter anderem die Glukose, gespalten und durch die Darm-

schleimhaut ins Blut resorbiert. Gleichzeitig wird das Hormon Insulin freigesetzt. Es verbindet sich

mit den Rezeptoren der Körperzellen und bewirkt damit, dass die Zellen sich öffnen und den Zucker

aus dem Blut aufnehmen. Diese speichern oder nutzen ihn für Stoffwechselvorgange und bauen ihn

somit ab. Wenn durch zu süße einseitige Ernährung übermäßig viel Glukose im Blut ist, können die

Zellen nicht alles davon aufnehmen. Sie haben nur eine begrenzten Kapazität und wenn diese aus-

geschöpft ist, geht von den Rezeptoren eine Blockade aus. Da im Blut der Zucker aber immer noch

erhöht ist, schüttet die Bauchspeicheldrüse weiterhin Insulin aus. Deshalb kann sie über längere Zeit

keine Enzyme für die Fettverdauung herstellen. Das unterbindet die übliche Spaltung der Fettmole-

küle in Glyzerin und Fettsäuren. Stattdessen werden sie im Ganzen eingelagert. Je mehr Kohlenhy-

drate aufgenommen werden, desto höher wird der Zuckergehalt im Blut und desto mehr Insulin

muss freigesetzt werden. Durch diese ständige hohe Beanspruchung kommt es, wie bei Typ I, zu ei-

ner Schädigung der Beta-Inselzellen.

Ein weiterer ungünstiger Effekt ist, dass die Rezeptoren durch die dauerhaft überhöhte Insulinkon-

zentration gewissermaßen abstumpfen und zunehmend resistent werden. Die Bauchspeicheldrüse

muss somit, um die gleiche Wirkung zu erzielen, immer mehr Insulin ausschütten. Damit wird sie

zusätzlich belastet und über kurz oder lang auch überlastet. Der hohe Insulinspiegel hat außerdem

Einfluss auf den Fettstoffwechsel der Leber. Er bewirkt einen Anstieg der Blutfette und des Choles-

terins. Zusätzlich lässt er die Gefäßmuskulatur wachsen, was einen erhöhten Blutdruck zur Folge

hat und somit das Risiko von Entzündungen in den Geweben ansteigen lässt. Auf diesem Wissen

basieren die ayurvedischen Theorien und Behandlungen.

Madhumeha26 beginnt mit einer von 20 verschiedenen Vorstufen. Vier dieser Vorstufen haben ihre

Ursache in einer Störung des Konstitutionstyps Vata. Deshalb nennt man sie die Vata-Arten. Sie

werden zu Sahaja27. Die zehn Kapha-Arten resultieren in Apathyanimittaya28 und die verbleibenden

sechs Pitta-Arten in einem Mischtyp.

Im Ayurveda ist das Leitsymptom beider Diabetes-Formen der süße Urin. Er entsteht, da die Nieren

nicht mehr in der Lage sind, zu verhindern, dass der Zucker in Mūtra29 gerät. Um die hohe Konzen-

26 Madhumeha, indisch: Diabetes27 Sahaja, indisch: schulmedizinischer Diabetes I

28 Apathyanimittaya, indisch: schulmedizinisch Diabetes II29 Mūtra, indisch: Urin

23

Page 27: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

tration an Glukose im diesem auszugleichen, wird angrenzenden Zellen Wasser entzogen. Das ver-

mehrt zum Einen die Menge an Urin und führt zu häufigem Wasserlassen. Zum Anderen verspürt

man öfter großen Durst, da höhere Mengen an Wasser ausgeschieden werden. Diese beiden Effekte

sind weitere Symptome des Diabetes.

Da der Zucker bei Madhumeha nicht in den Zellen aufgenommen werden kann, hat der Körper auch

nach einer Mahlzeit noch das Bedürfnis nach Nährstoffen. Man verspürt also nach kurzer Zeit wie-

der Hunger, isst deshalb häufiger als normal und neigt zu Fettleibigkeit. Polyphagie30, erhöhte Nah-

rungsaufnahme und Adipositas31 sind also auch Anzeichen des Madhumeha. Müdigkeit und An-

triebslosigkeit sind ebenfalls Folgen der fehlenden Nährstoffe in den Zellen. Durch den erhöhten

Zuckerwert im Blut treten Störungen im Blutkreislauf auf. Dabei können unter anderem die

Schweißdrüsen betroffen sein und ausfallen, was zum Beispiel zu brennender Haut und Abszessen

führt. Der häufige Harndrang bringt einen gestörten Schlaf bis hin zur Schlaflosigkeit, der sich tags-

über in Niedergeschlagenheit und Aggressivität auswirkt.

Die Ursachen sind, wie aus den vorigen Erklärungen hervorgeht, „süße, saure, salzige, fettige,

schwer verdauliche, schleimige und kalte Nahrungsmittel, frische Getreide, Bier, übermäßig viel Jo-

ghurt und Buttermilch, Fleisch von Haustieren, Fleisch von Tieren, welche in sumpfigen Gebieten

leben, Zuckerrohrsaft, Fisch, Milch und Milchprodukte [und] Süßigkeiten“32, da sie Meda33, Mūtra

und Kapha erhöhen. Ähnliche Wirkungen haben „sitzende Tätigkeiten und Schlafen in schlechter

Haltung und zum falschen Zeitpunkt, genetische Faktoren, Übergewicht, Bewegungsmangel, häufi-

ge Schwangerschaften, Infektionen, Emotionen und Stress“34. Daran wird deutlich, dass man als

Diabetiker genau darauf achten muss, wie man sich ernährt und wie man lebt.

Die Überhöhung des Konstitutionstyps Kapha breitet sich auf den ganzen Körper aus, bevorzugt in

Geweben mit kapha-ähnlichen Eigenschaften, wie dem Fettgewebe. Folglich kommt es zur oben be-

schriebenen Schädigung der Beta-Inselzellen und damit zu Madhumeha. Zur Diagnose wird bei

Madhumeha die Acht-Punkte-Diagnostik angewendet, genannt Astha Sthana Pariksha. Hierbei wer-

den acht Körperfunktionen auf die oben genannten Symptome und andere Auffälligkeiten unter-

sucht. Bei der Pulsdiagnose, Stuhluntersuchung, Zungendiagnose und Körpergeräuschuntersuchung

sind die Merkmale, die auf Diabetes hinweisen, doshaspezifisch. Es ist also entscheidend, wie sich

bei der jeweiligen Person die Konstitutionstypen zusammensetzen. Die anderen vier Punkte der

Diagnostik sind bei jedem Konstitutionstyp gleich. Der Urin ist süß, die Funktion des Nervensys-

30 Polyphagie: erhöhter Appetit und Hunger.31 Fettleibigkeit32 http://ayurveda-klinik.de/diabetes.html33 indisch:Fettgewebe34 http://ayurveda-klinik.de/diabetes.html

24

Page 28: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

tems ist eingeschränkt, Verdauung, Hormonproduktion und Stoffwechsel sind unter Umständen er-

höht und die Schleimsekretion ist verstärkt.

In der Therapie geht es vorrangig darum, die Konstitutionsüberhöhung auszugleichen, also Kapha

und in seltenen Fällen Pitta zu senken. Durch die ayurvedische Behandlung ist eine weitgehende

Eindämmung der Beschwerden sehr wahrscheinlich. Ziel ist es, die Tabletten-, und Insulineinnahme

im günstigsten Fall überflüssig zu machen. Zuerst werden mittels einer Darmreinignung die süßen

Lebensmittelreste ausgespült. Danach folgt der Hauptteil der Therapie, das Heilfasten, bei dem auf

süße Lebensmittel verzichtet wird, um die Bauchspeicheldrüse zu schonen und auf typgerechte Er-

nährung geachtet wird. Mit dieser Methode wird oft bereits nach drei Tagen ein normaler Blut-

zuckerwert erreicht. Eine wichtige Rolle spielt dabei inulinhaltige35 Nahrung, wie Topinambur, Chi-

corée, Lauch, Spargel, Zwiebeln, Artischocken oder Schwarzwurzeln. Außerdem zuträglich sind

alle bitteren und zusammenziehenden Lebensmittel, zum Beispiel Bockshornklee, alle Gewürze, be-

sonders Kurkuma und Schwarzkümmel sowie Zucchini, Knoblauch, Zwiebeln, Gurken und Man-

deln. Ergänzend zur „Enthaltsamkeit“ führt auch viel Bewegung, wie Laufen oder Yoga zum Erfolg.

Nach der Kur sollte man natürlich für eine dauerhafte Eindämmung der Krankheit weiterhin die

richtige Ernährung mit ausreichend Bitterstoffen und regelmäßiger Bewegung beibehalten und nicht

in alte Gewohnheiten zurückfallen.

Bei dem Ehemann der Ayurveda-Therapeutin Frau Losch, der an Diabetes II litt, hat diese Form der

Behandlung zur vollständigen Genesung geführt. Diese kann aber nur durch strenge Selbstdisziplin

aufrecht erhalten werden. Dadurch wird unsere dritte These, dass ayurvedische Ernährung Be-

schwerden und Krankheiten lindert, bestätigt.

35 Inulin: Ballaststoff aus 20 bis 30 Fructosemolekülen, der als Stärkeersatz dient.

25

Page 29: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

5. Selbstversuch – Eine Woche ayurvedische Ernährung

5.1 Erstellung eines Ernährungsplans unter Beachtung individueller Konstitution

In der Woche vom 18.02.-22.02.13 führten wir einen Selbstversuch durch. Dazu haben wir vorher

mit Hilfe der Ayurveda-Therapeutin Andrea Losch einen Ernährungsplan erstellt, der die genauen

Rezepte des Mittag-, und Abendessens beinhaltete. Außerdem führten wir den in einem unserer

Ayurvedabücher enthaltenen Dosha-Test durch, mit dem wir unsere jeweiligen Typen herausfanden.

Als Resultat erhielten wir, dass zwei Gruppenmitglieder als vorherrschendes Dosha Pitta und die

anderen beiden Vata besaßen. Auf dieser Grundlage konnte Frau Losch den bereits erwähnten Er-

nährungsplan erstellen und uns weitere Instruktionen und Tipps für die bevorstehende Woche ge-

ben. Diese Vorgaben haben alle Gruppenmitglieder ungeachtet des Konstitutionstypes eingehalten,

da sich Vata- und Pitta-Typen bezüglich der Ernährung sehr ähneln. Um ein gemeinsames Kochen

und eine bessere Auswertung zu ermöglichen, wählte unsere Betreuerin Gerichte aus, die zu beiden

Doshas passen und von beiden verträglich sind. Nur das Frühstück gestaltete jeder von uns indivi-

duell nach seinem Dosha mithilfe von Rezepten aus unseren Büchern und denen, die uns Andrea

Losch zukommen ließ. Im Anhang auf der Seite VI befindet sich unser Ernährungsplan, auf Seite

VII die Rezeptanleitungen und auf den Seiten VIII bis XVI Bilder der Gerichte.

5.2 Auswertung der Woche mittels entstandener Protokolle bezogen auf gesundheitliche

Veränderungen

Der Selbstversuch hat bei jedem Gruppenmitglied zu positiven Veränderungen geführt. Alle haben

durch die gesunde und kalorienarme Kost mindestens ein Kilo abgenommen und der Säure-Base

Haushalt neutralisierte sich. Dies wirkt sich laut der Ayurvedatherapeutin Frau Losch günstig auf

die Körperprozesse aus. Unser vor dem Experiment saurer pH-Wert ist ein Zeichen für Unausgegli-

chenheit und möglicherweise auch für eine falsche Ernährung. Außerdem fühlten wir uns nach und

auch schon während des Experimentes körperlich besser, zum Beispiel wurden Ellens chronische

Kopfschmerzen schwächer und verschwanden gegen Ende der Woche ganz, genauso wie Sarahs

Verdauungsprobleme. Der Stuhlgang wurde häufiger und regelmäßiger. Außerdem verbesserte sich

bei Sarah und Lisa das Hautbild, was auf den geringen Fettgehalt der ayurvedischen Gerichte zu-

rückzuführen ist. Durch Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Chips oder Frittiertes, kommt es zu einer

erhöhten Aktivität der Talgdrüsen in der Haut. Dies äußert sich besonders im Gesicht und Dekolleté

in Form von Pickeln und auch Mitessern. Dieses Problem tritt bei der ayurvedischen Ernährung

26

Page 30: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

nicht auf, da nur selten fettige Zutaten verwendet werden und auch nur in Maßen, sodass sie für den

Organismus keinerlei Belastung darstellen. Ein weiterer Faktor für die Verbesserung des Hautbildes

war die verstärkte Flüssigkeitsaufnahme. Wir tranken vor allem viel Ingwerwasser, da dieses den

Körper entgiftet und entschlackt, den Darm ins Gleichgewicht bringt und das Immunsystem stärkt.

Die entschlackende Funktion wirkt sich ebenfalls positiv auf das Hautbild aus. Nach dem Essen

stellte sich kein Völlegefühl ein, aber der Hunger kehrte schneller als gewöhnlich zurück, da wir,

wie durch die Rezepte vorgegeben, kleinere Portionen als gewöhnlich zu uns nahmen und unser

Körper sowie unsere Verdauung sich zunächst darauf einstellen mussten. Allgemein war das Essen

leichter verdaulich, da wir nur wenig Fleisch und viel Gemüse aßen. Mit unserem Selbstversuch

können wir die Ergebnisse der Probandenumfragen bestätigen, denn auch wir stellten nach wenigen

Tagen schon positive Veränderungen fest. Diese waren nach einer Woche natürlich geringer, denn

für aussagekräftigere Ergebnisse hätten wir uns weiterhin ayurvedisch ernähren müssen.

Neben all diesen positiven Effekten stellte uns der Selbstversuch allerdings auch vor einige Proble-

me. Viele der beim Ayurveda benötigten Produkte und Gewürze sind aus unserer Sicht sehr exotisch

und finden nicht alltäglich in der deutschen Küche Anwendung. Dadurch ist es nicht immer einfach,

die ayurvedischen Rezepte sofort zuzubereiten. Spezielle Gewürzmischungen kann man in gewöhn-

lichen Supermärkten in der Regel nicht erwerben. Diese müssen im Internet bestellt werden. Es ist

aber auch möglich, auf diese zu verzichten und Rezepte zu wählen, die mit leichter beschaffbaren

Zutaten auskommen. Doch hat man diese einmal zur Hand, ist die weitere Umsetzung kein Pro-

blem. Alle Zubereitungsschritte sind bekannt und meist mit geringem Zeitaufwand zu erledigen.

Dennoch bedeutete die ayurvedische Ernährungsweise eine erhebliche Umstellung. Es war nicht

leicht für uns, auf Speisen wie zum Beispiel Fertiggerichte oder Süßigkeiten zu verzichten und statt-

dessen fast ausschließlich Gemüse und Geflügel zu uns zu nehmen. Am Anfang der Woche äußerte

sich das in Form von größerem Hunger, allerdings schwächte dieser kontinuierlich ab.

Als Resultat dieses Selbstversuches stellten wir fest, dass schon nach wenigen Tagen positive kör-

perliche Veränderungen eintraten. Somit können wir aufgrund unserer eigenen Erfahrungen die

zweite These unserer Arbeit zusätzlich zu den Probandenbefragungen bestätigen. Allerdings führten

wir das beschriebene Experiment in der Ferienzeit durch, wobei die ayurvedischen Vorgaben einfa-

cher einzuhalten sind. Um herauszufinden, ob dies auch im alltäglichen Schul- und Arbeitsalltag,

umsetzbar sind, erstellten wir ein Ernährungskonzept, welches wir im Folgenden vorstellen.

27

Page 31: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

6. „Ayurveda – leicht gemacht!“ - Entwicklung eines Konzepts für den Schulalltag

Ayurvedische Ernährung ist im Schulalltag für Lehrer sowie Schüler schwer einzuhalten, da die

idealen Vorgaben nicht immer hundertprozentig umsetzbar sind. Deshalb haben wir uns mit den

Grundprinzipien des Ayurveda auseinander gesetzt und ein einfaches Konzept entwickelt. Dieses

Konzept ermöglicht eine leichte Umsetzung der ayurvedischen Ernährung im Schulalltag. Dabei ist

es kein Problem, nicht jeden Tag zu kochen. Der Ayurveda erlaubt es auf die kalte Küche und vor-

bereitete Speisen zuzugreifen. Wichtig ist, die bewusste Ernährung und ein klar strukturierter Tages-

ablauf nach ayurvedischen Prinzipien. Die Voraussetzung dafür ist die Kenntnis des eigenen Konsti-

tutionstyps. Um diese zu erlangen und um eine individuelle Ernährung ermöglichen zu können, be-

stimmt man sein Dosha-Verhältnis mit Hilfe eines Testes. Dieser befindet sich im Anhang auf den

Seiten XVII bis XIX .

6.1 Ayurvedische Richtlinien zur gesunden und bewussten Ernährung im Alltag

1. Sie sollten nur essen, wenn Sie wirklich Hunger haben, denn dann wurde die vorherige

Mahlzeit verdaut. Andernfalls befindet sich noch teilweise verdaute Nahrung im Magen und

vermischt sich mit der neu aufgenommenen. Nun wird der gesamte Mageninhalt noch ein-

mal verdaut, wodurch unnötig viel Energie verbraucht wird. Haben Sie zu den Mahlzeiten

keinen Hunger, trinken Sie Tee oder warmes Wasser.

2. Essen Sie zu regelmäßigen Zeiten. Das Frühstück sollte in einem Zeitraum zwischen sechs

und zehn Uhr eingenommen werden. Zu dieser Zeit ist das Verdauungsfeuer nicht sehr stark

und Kapha, das Dosha von Aufbau und Stabilität, dominiert. Das ayurvedische Frühstück ist

deshalb eine kleine und leichte Mahlzeit.

Die Hauptmahlzeit sollte zwischen 12 und 14 Uhr eingenommen werden, denn dann ist Pit-

ta, und somit das Verdauungsfeuer, am stärksten. Der Abstand zwischen den Mahlzeiten

sollte vier bis fünf Stunden betragen. Selbst kalte und schwere Nahrungsmittel können in

dieser Zeit gut verdaut werden. Das Abendessen ist eine besonders wichtige Mahlzeit, um

den Körper in die Entspannungsphase zu leiten. Es liegt in der Kapha Phase zwischen 18

und 20 Uhr. Unsere Verdauungskraft sinkt rapide und alle Speisen nach 20 Uhr rauben dem

Körper viel vitale Energie. Besonders gut werden warme, cremige Suppen verdaut. Wichtig

ist, dass zwischen dem Abendessen und dem Zubettgehen mindestens zwei und höchstens

vier Stunden liegen.

3. Nach ayurvedischer Vorgabe sollte der Magen zu je einem Drittel mit fester und flüssiger

28

Page 32: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

Nahrung gefüllt werden, während das letzte frei bleibt. Dadurch werden Hunger-, und

Durstgefühl beseitigt ohne einen Druck im Magen zu verspüren.

4. Eine ruhige und entspannte Umgebung fördert die optimale Verdauung zusätzlich. Da dies

in der Schule nicht der Fall ist, achte man darauf, langsam zu essen und die Nahrung gut zu

kauen, denn die Verdauung beginnt mit dem Einspeicheln im Mund. Dadurch werden die

Bestandteile, insbesondere die Kohlenhydrate aufgespalten und die Nahrung kann leichter

weiter verdaut werden. In der Schule ist es ausreichend das Essen im Sitzen einzunehmen

und im Anschluss weitere fünf Minuten sitzen zu bleiben. Parallel zur Mahlzeit sind weitere

Tätigkeiten nicht empfehlenswert.

5. Warmes Essen oder spezielle Gewürze regen Agni an und erleichtern die Verdauung.

6. Die Mahlzeiten sollten grundsätzlich NICHT AUFGEWÄRMT sein, denn dann gehen vor

allem wichtige Nährstoffe verloren. Kurze Gerichte können früh vorbereitet und in der Ther-

modose transportiert werden.

7. Kalte Getränke, auch Wasser sind zu vermeiden, denn der Körper benötigt danach viel Ener-

gie, um die Temperatur in den Körpergeweben auszugleichen. Stattdessen trinkt man zwi-

schen den Mahlzeiten bis zu eineinhalb Liter warmes Wasser, Tee oder Ingwerwasser. Was-

ser darf keine Kohlensäure besitzen, denn diese verursacht Blähungen. Warmes Wasser ist

wichtig für die Reaktionen im Körper und den Energiestoffwechsel, es entschlackt, verhin-

dert Heißhungerattacken und fördert die Konzentration. Warme Getränke sind leichter zu

verdauen. Kaffee, Alkohol und Trinken vor dem Essen, mit Ausnahme des Agni Trunkes,

sind tabu.

8. Naschen zwischen den Mahlzeiten sollte unterlassen werden, denn dies stört die Verbren-

nung der Hauptmahlzeiten. Eine Ausnahme ist Vata. Dazu siehe Weitere Empfehlungen (Sei-

te 32).

9. Obst möglichst dünsten, weil die Fruchtsäuren die Darmschleimhaut strapazieren. Die Vit-

amine von gedünstetem Obst können besser vom Körper aufgenommen werden und der Ge-

schmack wird intensiviert.

6.2 Ernährungstipps für die drei Mahlzeiten abgestimmt auf die Doshas

Frühstück

Wie bereits bei Punkt fünf erwähnt, sollte man früh warm und leicht essen, da so das Verdauungs-

feuer langsam angeregt wird. Ergänzend dazu kann man Ingwerwasser, Tee oder warmes, abge-

kochtes Wasser trinken, auf keinen Fall Kaffee oder schwarzen Tee, weil diese säuernd wirken. Sie

29

Page 33: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

sollten auch nur frühstücken, wenn Sie wirklich hungrig sind, ansonsten trinken Sie nur Wasser

oder Tee und nehmen sich gedünstetes Obst für vormittags mit.

Vata: Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit für Vata-Typen. Es gibt Ausdauer für den ganzen

Tag. Zu Empfehlen sind warmer Getreidebrei, wie zum Beispiel Reis-, oder Getreideflocken mit

Ghee und Vollrohrzucker, gebackene Bananen, gedünstete Birnen, Trockenfrüchte, Trauben, Man-

gos oder Papayas. Alternativ kann man auch heiße Milch mit Safran, Kardamom und Zucker, ein

süßes Joghurtgetränk oder einen Getreidekaffee trinken, aber nichts darüber hinaus.

Pitta: Für Pitta-Typen empfehlen sich Waffeln oder Getreidebrei aus Haferflocken, Dinkel oder

Weizen mit Ghee, gedünsteten Früchten und Süßmittel. Vollkorntoast mit Butter, Honig, Olivenöl,

Frischkäse, frischer Gurke und Nüssen oder alternativ warme Milch mit Safran oder Kardamom

sind ebenfalls ein sehr gutes Frühstück, was Energie für den Tag bringt. Alternativ kann auch grüner

oder weißer Tee, sowie frisch gepresster Saft getrunken werden.

Kapha: Da das Agni dieses Doshas recht träge ist, sollte man kein oder ein sparsames und spätes

Frühstück zwischen sieben und neun Uhr einnehmen. Für eine Anregung der Verdauung, genügt

heißes Ingwerwasser, eine Reiswaffel, ein kleiner Gerstenbrei mit einem sehr würzigen Kompott

aus Trockenfrüchten oder ein Toast mit wenig Butter und Honig. Grün-, oder Schwarztee ist bei

Kapha ebenfalls erlaubt.

Mittagessen

Mittags nimmt man die Hauptmahlzeit zu sich. Zu dieser Zeit brennt Agni am stärksten, deshalb

können alle Nahrungsmittel, auch schwere und kalte Speisen, gut verdaut werden. Das Mittagessen

wird früh zubereitet und in einem Thermobehälter warm gehalten, um es mittags zu verzehren. Salat

oder kalte Chutneys36 sollten in einem luftdichten Behältnis transportiert werden. Wenn man Eiwei-

ße, wie Fleisch oder Fisch zu sich nimmt, dann ist Reis als Beilage empfehlenswert und keine ande-

ren Kohlenhydrate, wie Kartoffeln oder Teigwaren. Außerdem ist rotes Fleisch möglichst zu ver-

meiden, da es schwer verdaulich ist.

Vata: Bei Vata-Typen bietet sich ein leichtes Mittag mit Reis, mildem Gemüse, wie Karotten, Au-

berginen, Zucchini, Fenchel, Kohlrabi oder Kürbis an. Ein süßes Dessert oder ein Chutney können

ergänzt werden. Hülsenfrüchte und roher Salat sind zu vermeiden, allenfalls sind kleine Mengen

empfehlenswert. Besser ist ein Salat aus gekochtem Gemüse, allerdings kann in der warmen Jahres-

zeit auch mal ein frischer Salat zu sich genommen werden. Eiweiß sollte wenig und wenn, dann in

Form von Frischkäse, Fisch, Meeresfrüchten, Lamm oder Huhn verzehrt werden.

36 Chutney ist „eine würzige, häufig süß-saure, mitunter auch nur scharf-pikante Sauce […] mit musartiger Konsistenz […]“. Es besteht aus Gemüse oder Obst.

http://de.wikipedia.org/wiki/Chutney

30

Page 34: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

Pitta: Leidet man unter Sod-, und Magenbrennen oder Durchfall, sind Eiweiße, Zitrusfrüchte und

Alkohol zu vermeiden. Als Nahrung dienen vor allem süße und bittere Lebensmittel. Kartoffeln,

Spinat, Wurzelgemüse und bittere Salate, zum Beispiel Ruccola, wirken gegen die Übersäuerung

des Verdauungstraktes. Weiterhin kann Pasta oder Reis, mageres Fleisch vom Huhn oder Lamm und

Fisch gegessen werden. Dazu frisches, grünes, gekochtes Gemüse verzehren. Salate sind außerdem

sehr gut verträglich, allerdings nur mit wenig Essig. Zum Würzen sind Kardamom, Fenchel und

Kurkuma sehr empfehlenswert. Hülsenfrüchte und Getreideprodukte sind ebenfalls gut verträglich.

Ein süßer Nachtisch gehört bei Pitta-Menschen ebenfalls zu einem Mittagessen dazu.

Kapha: Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate sollten bei Kapha nur reduziert aufgenommen werden.

Als letztere dienen Reis und Gerste, und als Fleisch Hase, Geflügel oder weißer Fisch ohne fettige

Soßen. Reis, Hülsenfrüchte, scharfe Chutneys, bitteres und herbes Gemüse, wie Chicorée, Spinat,

Mangold, grüne Bohnen, Brennessel, Girsch und alle Kohlarten, bieten sich für ein Mittagessen an.

Verdauungsanregende Gewürze, wie Ingwer, Anis, Chili oder Kardamom, sind wichtig für diesen

Konstitutionstyp. Ein Nachtisch ist nicht unbedingt empfehlenswert und wenn, nur in Form von et-

was Trockenfrüchten oder gedünstetem Obst, wie Birnen, Äpfeln oder Aprikosen. Hilfreich ist auch

ein kurzer Verdauungsspaziergang.

Abendessen

Für das Abendessen empfehlen sich leichte oder warme Speisen, die der Körper gut verarbeiten

kann, da das Verdauungsfeuer allmählich nachlässt. Sie sollten einfach, ohne allzu viel Aufwand

sein. Von einer Mahlzeit nach 20 Uhr wird abgeraten. Salat, Getreide, mild gewürztes Gemüse und

Suppen sind gut, um den Körper zu beruhigen. Das Naschen von Süßigkeiten am Abend ist unbe-

dingt zu vermeiden, da es das Verdauungssystem stark belastet. Weiterhin nicht empfehlenswert

sind tierische Eiweiße, Käse, Obst, Quark, Joghurt, Fisch und Eier. Wenn allerdings nicht auf

Milchprodukte verzichtet werden möchte, kann auf Mozzarella oder Hütten-, und Frischkäse umge-

stiegen werden.

Vata: Wohltuend am Abend sind warme Suppen. Ergänzend dazu können Kartoffeln, Teigwaren,

wie Crêpes oder Palatschinken, süße Gemüse mit beruhigenden Gewürzen und Ghee gegessen wer-

den. Vor dem Schlafen besänftigt eine Tasse heiße Gewürzmilch mit Ghee zu hohes Vata.

Pitta: Um den Körper zu entsäuern bieten sich Wurzelgemüse, Kartoffeln und Getreide, außer Gers-

te, Roggen und Buchweizen, an. Weizen-, Mais-, oder Dinkelbrot, getoastet, mit Butter, Frischkäse

oder Marmelade sind ebenfalls ein gutes Pitta-Abendessen.

Kapha: Besonders empfehlenswert sind Eintöpfe mit Hirse, Gerste, Mais und Gemüse. Aber auch

31

Page 35: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

Kartoffeln aus dem Ofen oder gekochtes, gut gewürztes Gemüse eignet sich als Abendessen. Für

eine schnelle Mahlzeit ist getoastetes Roggen-, oder Buchweizenbrot mit Magerfrischkäse und fri-

schen Kräuern oder Honig geeignet. Ein Gewürztee rundet die Mahlzeit ab.

Weitere Empfehlungen:

Vata: Naschen zwischendurch ist erlaubt, zum Beispiel vormittags eine Obstmahlzeit oder Tees mit

Reiswaffeln.

Pitta: Regelmäßiges Bewegungsprogramm gibt innere Ruhe. Über den Tag verteilt sollten Pitta-

Menschen größere Mengen warmes Wasser oder Kräuertees trinken.

Kapha: Durch den trägen Stoffwechsel sind Zwischenmahlzeiten nicht ratsam, nur ein grüner Tee

kann bei starkem Hunger getrunken werden. Nach 20 Uhr sind Mahlzeiten tabu. Große Mengen

Wasser sind ebenfalls nicht empfehlenswert sondern herbe, bittere und würzige Tees.

Gewürze für die Doshas:

Vata: Empfehlenswert sind grundsätzlich alle Gewürze. Beispiele sind Knoblauch, Kümmel, Kori-

ander, Kreuzkümmel, Basilikum, Rosmarin, Thymian, Oregano, Majoran, Meersalz, Muskat, Kar-

damom, Fenchel, Zimt oder Ingwer.

Pitta: Frische, grüne Kräuter, wie Koriander, Petersilie, Fenchel, Kümmel, Kreuzkümmel, Kurku-

ma, Safran, Salbei, Mohnsamen, Minze, Melisse und Gewürznelken sind besonders geeignet für

Pitta.

Kapha: Ideal sind anregende Gewürze, wie schwarzer Pfeffer, Ingwer, grüner Chili, Paprika, Ros-

marin, Thymian, Basilikum, Salbei, Oregano, Schnittlauch, Majoran, Knoblauch, Zimt, Kurkuma,

Senfsamen und Anis.

Eine Zusammenfassung der geeigneten Lebensmittel für die einzelnen Doshas findet sich im An-

hang auf den Seiten XX und XXI.

Da man im hektischen Alltag oft wenig Zeit hat um Frühstück und Mittag zuzubereiten, werden im

Anhang (Seite XXVIII bis XLIII) Gerichte aufgeführt, die schnell gekocht werden können und indi-

viduelle Tipps zu den einzelnen Doshas beinhalten. Zu Beachten sind unbedingt die Richtlinien für

das Frühstück und Mittagessen.

32

Page 36: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

6.3 Auswertung des Experiments: Eine Woche ayurvedische Ernährung im Schulalltag

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die ayurvedische Ernährung im Alltag umsetzbar ist. Es

war jedoch aufwendiger, denn wir mussten für früh, mittags und abends kochen, was sonst nicht der

Fall ist. Frühstück und Abendessen waren nicht schwer zuzubereiten, da die Gerichte meist leicht

und schnell von Hand gingen. Die Hauptmahlzeit stellte uns jedoch vor das Problem des Transpor-

tes. Um sie warm einnehmen zu können, musste am Morgen zusätzlich zum Frühstück auch das

Mittagessen angefertigt werden, was aufwendig war. Ansonsten konnten wir dies auch den Abend

zuvor erledigen und das Mittagessen am nächsten Tag kalt verzehren, was weniger Stress bedeutete.

Es kommt allerdings auf den Einzelnen an, denn jeder hat unterschiedliche Lebensumstände und

teilt sich seinen Tagesablauf verschieden ein. Deshalb muss man zwischen jedem Menschen und

auch den einzelnen Berufsgruppen differenzieren. Schüler müssen beispielsweise oft Hausaufgaben

machen und sich auf den nächsten Schultag vorbereiten. Unsere Gruppe hatte auch Probleme das

Mittagessen regelmäßig einzunehmen, da wir nach der Schule auf Busse angewiesen waren und

deshalb erst später diese Mahlzeit einnehmen konnten.

Teilweise konnten wir die Vorgaben sehr gut umsetzen, denn, wie schon erwähnt, kann man abends

und früh ayurvedisch kochen, was bereits positive Auswirkungen hat und eine Verbesserung der Er-

nährung darstellt. Wenn man beispielsweise am Morgen warm isst, beugt dies Kopfschmerzen vor.

Bei Sarah, Lisa und Ellen traten diese nur noch sehr schwach auf und bei Ellen verschwand der seit

ca. vier Wochen anhaltende Reizhusten. Darüber hinaus verloren alle ca. ein Kilogramm an Ge-

wicht. Eigentlich sollte man sich Schritt für Schritt auf die ayurvedische Ernährung umstellen, da-

mit sich der Organismus daran anpassen kann. Wir hatten deshalb oft großen Hunger vor dem Mit-

tagessen und fühlten uns entkräftet, da unser Körper es nicht gewöhnt war, vorwiegend Gemüse und

somit weniger Fette, Kohlenhydrate und Energie aufzunehmen. Das bedeutet nicht, dass im Ayurve-

da die Hauptmahlzeit nur aus Gemüse und Salat besteht. Es gibt zahlreiche Fleisch-, Kartoffel- und

Nudelgerichte, welche sich jedoch für den Transport in die Schule als ungeeignet herausstellten.

Das Fazit unseres Versuches ist, dass die ayurvedische Ernährung im Alltag umsetzbar ist. Das

Abendessen und Frühstück gestaltete sich leicht, die Zu-, beziehungsweise Vorbereitung des Mit-

tagessens jedoch schwieriger. Allerdings kann man das Trinken von Ingwerwasser, Regelmäßigkeit

bei der Einnahme der Mahlzeiten oder das Verzichten auf Zwischenmahlzeiten schon in den Tages-

ablauf eingliedern.

Auf den Seiten XXII bis XXVII befinden sich die Ernährungstagebücher der einzelnen Gruppen-

mitglieder, auf Seite XXVIII bis XLIII alle Rezepte, die wir in dieser Woche verwendeten und auf

Seite XLIV bis XLVI Bilder der Gerichte.

33

Page 37: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

7. Das Fazit unserer Arbeit

Während unserer Arbeit haben wir sehr viel über den menschlichen Körper und den Einfluss der Er-

nährung auf den Organismus gelernt. Dass Nahrung einen wichtigen Stellenwert in unserer Gesund-

heit einnimmt, war uns bekannt, allerdings wussten wir nicht, dass man allein durch Ernährung sei-

nen Körper und sein Wohlbefinden so intensiv beeinflussen kann.

Ziel unserer Arbeit war es, vier Thesen zu beweisen. Dabei waren wir erfolgreich.

Unsere erste These lautet: Die positiven Auswirkungen der ayurvedischen Ernährung auf den

menschlichen Körper hängen nicht nur von der persönlichen Einstellung ab. Diese Aussage haben

wir mithilfe von Probandenbefragungen bewiesen. Laut angefertigter Statistik waren 70 Prozent der

Befragten von Anfang an von Ayurveda überzeugt. Die restlichen 30 Prozent waren zu Beginn ihrer

Kur noch skeptisch, wurden aber durch die positiven Ergebnisse im Nachhinein überzeugt.

Zudem haben 63,3 Prozent der Teilnehmer vor ihrer Ayurvedakur bereits erfolglos andere Methoden

zur Linderung ihrer Beschwerden ausprobierten. Erst durch Ayurveda konnte eine Verbesserung er-

zielt werden. Weitere Belege für diesen Standpunkt fanden wir in der verwendeten Fachliteratur.

Dort wurden häufig Beispiele angebracht, bei denen Krankheiten erfolgreich durch Ayurveda ver-

mindert werden konnten.

Den Beweis für unsere zweite These, dass die ayurvedische Ernährung in der Regel innerhalb weni-

ger Tage zu positiven Veränderungen führt, konnten wir durch unseren ersten Selbstversuch liefern.

Wir bemerkten an unserem eigenen Körper bereits nach kurzer Zeit Verbesserungen, vor allem in

Form von gesteigertem Wohlbefinden. Diese hielten zwar nicht lang an, da wir uns danach wieder

„normal“ ernährten. Sie bestätigen jedoch die wohltuende Wirkung von Ayurveda auf unseren Orga-

nismus. Auch bei 82,8 Prozent der Personen, die an unserer Umfrage teilnahmen stellten sich diese

nach wenigen Tagen ein. Bei den restlichen 17,2 Prozent dauerte es nur wenige Wochen.

Die dritte These formulierten wir wie folgt: Mithilfe von ayurvedischer Ernährung kann man Be-

schwerden und Krankheiten lindern. Dies konnten wir durch Probandenbefragungen beweisen. Der

Ehemann der Ayurveda-Therapeutin Andrea Losch und die Mutter unseres Gruppenmitgliedes Ellen

Wippich bestätigten uns, dass bei ihnen durch die ayurvedische Nahrung Diabetes beziehungsweise

eine Histamin-Unverträglichkeit deutlich abgeschwächt wurden. Auch die von uns durchgeführten

Umfragen ergaben, dass bei 86,6 Prozent der Probanden eine Linderung ihrer Beschwerden eintrat.

Um unsere vierte These, dass ayurvedische Vorgaben im Alltag umsetzbar sind, zu beweisen, führ-

ten wir einen weiteren Selbstversuch während der Schulzeit durch. Dabei testeten wir ein selbst er-

stelltes Ernährungskonzept, welches einfache Rezepte und allgemeine Richtlinien für die Umset-

zung des Ayurveda im Alltag enthält. Wir stellten fest, dass es generell möglich ist, sich jeden Tag

34

Page 38: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

ayurvedisch zu ernähren. Es ist jedoch aufwendiger, da man immer frisch kochen sollte und nichts

aufwärmen darf. Unserer Meinung nach muss man auch zwischen verschiedenen Berufsgruppen in

Bezug auf die Umsetzbarkeit differenzieren. Als Schüler hat man auch am Abend oft viel zu tun,

zum Beispiel Hausaufgaben erledigen und lernen, während ein Teil der Berufstätigen mehr Zeit zur

Verfügung hat, und diese dann zur Zubereitung ayurvedischer Gerichte nutzen könnte. Die Ergeb-

nisse unserer Umfrage trugen auch hier zur Bestätigung der These bei. Die knappe Mehrheit der Be-

fragten (57,1 Prozent) fanden die Umsetzung im Alltag einfach. 33,3 Prozent meinten, es sei

schwer, aber trotzdem möglich. 90 Prozent haben aber die ayurvedische Ernährungsweise auch

nach ihrer Kur weiter fortgesetzt. Nur 9,5 Prozent der Probanden beendeten trotz positiver Ergeb-

nisse die Ernährung nach ayurvedischen Richtlinien.

Es bedarf also einer Umstellung, sich an die ayurvedischen Vorgaben zu halten und seine Ernährung

komplett zu ändern. Wir sind von Ayurveda überzeugt worden. Der Erfolg unseres Selbstversuches

hat uns motiviert zukünftig stärker auf unsere Essgewohnheiten zu achten. Deshalb versuchen wir

einfache Regeln, wie zum Beispiel das Trinken von Ingwerwasser oder die Einschränkung des

Fleischkonsums in unser Ernährungsverhalten einfließen zu lassen. Auch die Gewürzvielfalt wollen

wir mehr in den Alltag einbringen, da uns deren bedeutende Wirkung, vor allem in Bezug auf die

Vorbeugung von Krankheiten, sehr überrascht hat. Zwar ist diese Alternative zur herkömmlichen

Schulmedizin in Deutschland noch relativ neu, erfreut sich in jüngster Zeit jedoch immer größerer

Akzeptanz.

35

Page 39: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

8. The summary of our chore

During the writing of our chore we learned a lot about the human body and the influence of nutriti-

on on our organism. We were aware of the fact that it has a big significance in our health, but we

didn't know that you can influence your body and well-being this intensive just with the nutrition.

The aim of our chore was to prove our four theses. Thereby we were successful.

Our first thesis is: The positive effects of the ayurvedic nutrition on the human body are not only

dependent on the incipiently attitude. We proved this statement with the help of opinion polls of

subjects. 70 percent were convinced right from the start. The remaining 30 percent were doubtful at

the beginning of their cure, but were retuned by the positive results.

We could afford the proof for our second thesis, that the ayurvedic nutrition leads to positive chan-

ges after a few days, with our self-experiment. Already after a few days we affirmed physical im-

provement. These appeared also at 82.8 percent of the persons questioned in our opinion poll. At the

remaining 17.2 percent it lasted only a few weeks.

We formulated the third thesis as follows: With the help of the ayurvedic nutrition discomforts and

diseases can be allayed. We could prove this with opinion polls of subjects too. We interviewed the

husband of Andrea Losch and the mother of Ellen Wippich. Both confirmed, that their particular ill-

nesses, diabetes and histamine intolerance, were extenuated considerably by the ayurvedic nutrition.

Also the result of the opinion polls is that 86.6 percent declared that this outcome commenced. The

effectivity of Ayurveda is shown with the fact that 63.3 percent tested other methods abortively be-

fore the ayurvedic cure to allay their discomforts. Further proofs for this thesis we found in the used

specialist literature on the basis of examples where diabetes or migraine could be fought successful-

ly.

To prove our forth thesis, that the ayurvedic requirements are realizable in the everyday life, we

executed another self-experiment. We tested a self-compiled concept, which includes easy receipts

and general rules of action for the implementation of Ayurveda in the daily life. We ascertained that

it is possible to feed on ayurvedic nutrition every day, but it means more effort of course. This state-

ment is justified in the fact that you always should cook fresh and aren't allowed to heat your meals

up. In our opinion you have to differentiate between the diverse occupational categories regarding

to the feasibility, because pupils often have to work in the afternoon, for example do their home-

work or learn, whereas a part of the employed persons has more available time to prepare ayurvedic

meals. The results of our opinion dolls were conducive to this thesis too. The close majority of the

subjects (57,1 percent) think the implementation in the everyday life is easy. 33.3 percent opine it is

difficult, but possible. So over 90 percent continued with the ayurvedic nutrition after their cure.

36

Page 40: Nahrung als Medizin - - Startseite · PDF fileInhalt der Sushruta-Samhita ist vor allem die Chirurgie und in der Ashtanga Hridaya Samhita geht es vorwiegend um das Herzstück des Ayurveda,

Only 9.5 percent of the propositus stopped it, despite the positive outcomes.

We ascertained that it is a comparative big change to to abide by the rules of action and to turn your

nutrition inside out. Personally, we got convinced of Ayurveda, like the majority of our subjects.

The success of our self-experiment motivated us to pay more attention to our eating habits in the fu-

ture. That is why we want to subsist ayurvedic partially and try to implement easy norms like drin-

king water with ginger or eating less meat. We also were surprised positively by the spices and want

to integrate them more in our everyday life, because we underestimated their precautionary power.

This alternative to the conventional academic medicine is indeed still comparative new, but recently

it enjoys a bigger acceptance.

37