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Lebensraum Streuobstwiese Natur erleben. Verstehen. Vernetzen.

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NAJU Jugendkampagne nature’s12 – Natur erleben. Verstehen. Vernetzen.

Ziel der NAJU-Jugendkampagne nature’s12 ist es, die Naturschutzarbeit vor Ort mit Öffentlichkeitsarbeit im Web 2.0 zu verbinden. In zwölf bun-desweiten Workshops werden jungen Naturschützern Kompetenzen in So-cial Media und Web 2.0 vermittelt. Zudem erscheinen zwölf Themenhefte zu verschiedenen Kultur- und Naturräumen Deutschlands. Die Kampagne wird unterstützt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.

Die Naturschutzjugend (NAJU) ist die Jugendorganisation des NABU. Mit über 75.000 Mitgliedern ist sie nicht nur der größte deutsche Kinder- und Jugendverband im Natur- und Umweltschutz, sondern auch führend in der außerschulischen Umweltbildung und im praktischen Naturschutz. Weitere Informationen unter www.NAJU.de.

Für mich ist der Schutz der biologischen Vielfalt eine Herzensangelegenheit! Denn es geht dabei um’s Ganze. Wenn wir weiterhin zulassen, dass jeden Tag 150 Arten aussterben, wird unser Planet sehr schnell ziemlich grau. Deshalb

ist es mir wichtig, junge Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren und ihnen zu zeigen, was jeder Mensch zum Artenschutz beitragen kann. Daher fi nde es ich toll, dass sich junge Menschen bei der NAJU für den Erhalt der biolo-gischen Vielfalt einsetzen. Damit auch zukünfti-ge Generationen unsere vielfältige Erde erleben können. Viel Spaß beim Entdecken und Erleben unsrer spannenden Lebensräume,

Eure Cassandra Steen

Ich bin auf dem Land aufgewachsen und stehe seit meiner Kindheit im Kontakt mit der Natur. Die Arbeit der „nature’s12“ und ihre Bemühungen, die Aufmerksamkeit wieder auf die lebendige Welt zu lenken bewundere ich

sehr. Sich als junger Mensch für Flora und Fauna zu interessieren und dafür einzusetzen ist nicht selbstverständlich. Ich hoffe, dass die NAJU weiterhin so erfolgreich ist und noch viele junge Menschen dazu bringt, den Zauber der Natur für sich zu entdecken!

Christian Durstewitz

Grußwort

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Inhaltsverzeichnis

Lebensraum Streuobstwiese ............................................................................... 4Alles Streuobst? So ein Durcheinander … 4Die Streuobstwiese im Überblick 5Entstehen und Vergehen der Streuobstwiesen 7Die Zukunft liegt im Durcheinander 9

Aktionstipps ...................................................................................................... 10Entdeckt die Streuobstwiese! 10Die Streuobstwiesen und wir 13Öffentlichkeitsarbeit für die Streuobstwiesen 17

Literatur, Impressum ........................................................................................ 20

Herzlich Willkommen!

Schlecht erzogene Bäume, alkoholisierte Tiere und jede Menge Unordnung: Auf Streuobstwiesen herrscht Chaos! Aber wer schon einmal nach einer Aufräumaktion im eigenen Zimmer nichts mehr wiederfinden konnte, weiß: Chaos kann durchaus nützlich sein. Auch die tierischen Bewohner der Streuobstwiesen wissen genau, unter welchem Haufen und in welcher Ritze sie suchen müssen, um Nahrung oder einen Schlafplatz zu finden. Eine gute Erziehung ist übrigens trotzdem wünschens-wert, nicht nur bei Bäumen. Viel Freude bei der Entdeckung der Streuobstwiesen!

Eure NAJU

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Lebensraum StreuobstwieseAlles Streuobst? So ein Durcheinander …

In ganz Deutschland wurde seit dem 17. Jahr-hundert Streuobst angebaut. Besonders geeig-net waren Regionen mit wärmerem Klima. Auch in der Nähe von Siedlungen wurde viel Obstbau betrieben. In einigen dieser Gebiete mit histo-risch ausgeprägter Streuobstlandschaft befinden sich noch heute ausgedehnte Obstbaumplan-tagen, zum Beispiel in der Bodenseeregion, im Havelland bei Berlin und im Alten Land bei Hamburg.

Dank extensiver Bewirtschaftung, das ist eine auf Nachhaltigkeit angelegte Landnutzung, entwickelten sich die Streuobstwiesen zu einem vielfältigen, halbnatürlichen Kulturraum. Inso-fern haben sie sowohl einen Mehrfachnutzen als Wirtschaftsfläche als auch eine wichtige Be-deutung als Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten – und tragen darüber hinaus zum Erhalt alter Obstsorten bei. Warum die alten Züchtungen erhaltenswert sind und wieso es sinnvoll ist, sich für Streuobstwiesen stark zu machen? Das erfahrt ihr diesem Heft …

„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“, „Mit de-nen ist nicht gut Kirschen essen“, „Äpfel mit Bir-nen vergleichen“, „In den sauren Apfel beißen“, „Taube Nuss!“, „Verbotene Früchte schmecken am besten“ … Ohne Baumfrüchte wäre nicht nur unser Speise- und Getränkeangebot um einiges ärmer, sondern auch unser Redensarten- und Sprichwortschatz. Das heutige Landschaftsbild und die Artenvielfalt in Deutschland werden ebenfalls von den Überbleibseln des traditionel-len Streuobstanbaus bereichert.

Streuobstbestände. Das sind Grünland- und Ackerflächen mit einem verstreut gepflanzten Bestand an hochstämmigen Obstbäumen ver-schiedener Arten, Sorten und Altersstufen. Sie werden extensiv genutzt, das heißt, es werden keine chemisch-synthetischen Spritz- und Dün-gemittel eingesetzt und das Ökosystem nur selten im Jahr für Pflegemaßnahmen gestört. Streuobstbestände sind ein wichtiger Bestandteil historischer Kulturlandschaften, die als Obstan-baufläche (Obernutzung) sowie als Weide, Mäh-wiese oder seltener als Acker (Unternutzung) genutzt werden. Auch Einzelbäume, Baumgrup-pen und -reihen an Wegen, Straßen und Bö-schungen werden als Streuobst bezeichnet und gehören ebenfalls zur historischen Landnutzung in Mitteleuropa.

Die häufigsten Obstbaumarten in Streuobst-wiesen sind Apfel (ca. 1200 bekannte Sorten), gefolgt von Birne (1000), Kirsche (250) und Zwetschge (320). Aber auch Esskastanie, Wal-nuss, Haselnuss und Mandel sowie Mehlbeere und andere kleinfrüchtige Arten zählen zu den Streuobstbäumen. Die meisten ihrer Wildformen sind allerdings eher Strauch als Baum. Doch auch die gezüchteten Sorten würden ohne re-gelmäßige Pflege strauchartig wachsen. Erst durch fachkundiges Beschneiden werden sie zu Bäumen „erzogen“.

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Von Apfel bis Zwetschge: Kleines Streuobst-ABCEdelreis bzw. Edelauge: Kurzer Abschnitt eines einjährigen Triebes bzw. eine Knospe, um die gewünschte Sorte (Edelsorte) auf die Unterlage zu übertragen (siehe Pfropfen). Diese Edelsorte bringt günstige Eigenschaften für Standort sowie Blüh- und Fruchtmerkmale mit. Streuobstsorten sind in der Regel beson-ders robust.

Erziehungsschnitt: Ein bei Streuobstbäumen bis zum ca. zehnten Standjahr jährlich durchgeführter Baumschnitt, um – durch gezieltes Heraus- und An-schneiden von Trieben – Wuchs, Stabilität und die gewünschte Form des Bau-mes zu erreichen.

Hochstamm: Eine stark- und hochwüchsige Unterlage; die Stammlänge (bis Kronenbeginn) beträgt etwa 180 cm. Zwischenformen von Nieder- und Hoch-stamm werden als Halbstamm bezeichnet.

Niederstamm: In der Regel auf einer schwachwüchsigen Unterlage veredelt, deren Kronen klein bleiben; die Stammlänge (bis Beginn der Krone) beträgt etwa 80 cm.

Pfropfen: Gebräuchliche Technik zur Veredelung von Obstbäumen. Dabei wird ein angespitzter Edelreis mit der speziell geschnittenen Unterlage verbunden und die Schnittstelle mit Baumwachs luftdicht abgeschlossen, um sie vor Keimen und Austrocknung zu schützen.

Unterlage: Der untere Teil, also das Wurzelsystem eines veredelten Gewäch-ses. Bei Streuobstbäumen werden Sämlinge als Unterlage verwendet, da sie starkwüchsige Bäume mit großen Kronen hervorbringen.

Veredelung: Auf das Wurzelsystem und einen Teil des Stammes einer Obst-sorte wird ein einjähriger Zweig oder auch eine Knospe einer anderen Sorte gesetzt. Die beiden Teile verwachsen zu einem Baum. Doch genetisch handelt es sich noch immer um zwei Individuen. Die Eigenschaften des Wurzelsystems beeinflussen die Größe der Krone; deren Ausformung und das Aussehen der Früchte werden vorrangig von der aufgesetzten, der sogenannten Edelsorte bestimmt. Bei einer Veredelung sind beide Teile eng miteinander verwandt, müs-sen aber nicht immer derselben Art angehören. So können Birnen zum Beispiel auf Quitten wachsen, Äpfel jedoch nur auf Äpfeln.

Einordnung der StreuobstwieseStreuobstwiesen sind Wiesen oder Weiden, auf denen in unregelmäßigen Abständen (selten in Reihen) hochstämmige Obstbäume stehen, hinsichtlich Sorte, Alter und Art gemischt. Der geringe Nährstoffgehalt und seltene Schnitt der Wiesen – nur zweischürige Mahd (zwei Mal im Jahr wird gemäht) bzw. gelegentliche Be-weidung – führen dazu, dass hier im Vergleich zu intensiv genutztem Grünland viele Pflanzen-arten nebeneinander existieren können. Keine ist besonders dominant. Der stockwerkartige Aufbau einer Streuobstwiese – Krautschicht, Stamm mit Borke, Baumkronen – bietet et-liche kleinräumige Strukturen und damit Le-bensraum für eine große Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten. Insofern sind Streuobstwiesen naturnahe Biotope mit Elementen von lichten Wäldern, Waldrändern und Wiesen.

Im Gegensatz dazu sind die intensiv bewirt-schafteten Obstplantagen mit wenigen Arten und Sorten gleicher Altersstufe um einiges strukturärmer. Die Bäume sind kleinwüchsig und daher leichter zu ernten, aber auch der Ertrag ist bei den verwendeten schwach mittel-wüchsigen Unterlagen stabiler. Allerdings sind viele dieser Sorten anfälliger für Krankheiten und Schädlinge als die robusteren Hochstäm-me. Auf Obstplantagen werden daher reichlich Pestizide ausgebracht. Folglich gehört die Insektenfauna auf intensiv bewirtschafteten Anlagen zu den am meisten mit Giftstoffen belasteten Tiergruppen der hiesigen Agrarland-schaften. Vögel und Fledermäuse, die sich von diesen belasteten Insekten ernähren, können daran erkranken.

Streuobstwiesen bieten auf relativ kleiner Fläche eine große Vielfalt an Verstecken, Nist- und Überwinterungsplätzen für allerlei Tierar-ten. Dank der unterschiedlichen Altersstufen der Bäume und des Erhalts älterer Exemplare gibt es auch ein reiches Angebot an Höhlen: von der Ritze in der Rinde bis zu Astlöchern und Baumhöhlen. Unter herbstlichem Laub lässt sich ebenfalls manch warmes Plätzchen finden.

Als Element unse-rer Kulturlandschaft haben Streuobstwie-sen aber auch einen hohen ästhetischen Wert. Anders als Heide und Magerrasen mit ihrer kargen Schönheit kommen Streuobstwiesen üppig daher: Im Frühjahr blühen hier sowohl Bäume als auch Wiesenkräuter, im Sommer zeigt sich sattes Grün auf zwei Etagen, und später reifen die Früchte der Obstbäume zu bunten Farbtupfern heran. Im Herbst leuchtet das Laub, im Winter bilden die Bäume bizarre Gestalten. Ihre in die Höhe ragende, unregel-mäßige Anordnung ist neben all den scheinbar endlosen Äckern und in Reihe gesetzten Wirt-schaftswäldern ein angenehmer Blickfang.

Die Streuobstwiese im Überblick

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Ein Querschnitt durch die StreuobstwiesengesellschaftDas Geheimrezept für die biologische Vielfalt auf Streuobstwiesen besteht aus den zahlrei-chen Möglichkeiten, die Strukturelemente von Wäldern und Wiesen bieten. Mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten wurden auf deutschen Streu-obstwiesen gezählt. Für die unterschiedlichen Tierarten kommt ein reiches, jeweils saisonal erhöhtes Nahrungsangebot hinzu: Baum- und Wiesenblüte, Fruchtreife und Mahd. Faulendes Obst, Totholzhaufen und den Dung von Weide-tieren gibt es extra.

Seltene Orchideen, Enziane und Nelken finden gelegentlich einen von ihnen bevorzugten nähr-stoffarmen Standort im Unterwuchs vor. Dort wachsen sie neben zahlreichen bunt blühenden Wiesenkräutern, besonders verbreitet ist eine Wiesen-Glatthafergesellschaft mit Margeriten, Wiesensalbei, Glockenblume, Flockenblume sowie Klee- und Wickenarten.

PartytiereDer Blütenreichtum der Streuobstwiesen lockt viele Insekten an: Schmetterlinge, Wildbienen, Hornissen, Bockkäfer, Laufkäfer und Heuschrek-ken. Sie wiederum sind die Nahrungsgrundlage etlicher Vogel- und diverser Fledermausarten. Im Spätsommer naschen Schmetterlinge und Co. gerne am überreifen Fallobst. Der süße Saft ist oft schon angegoren, weshalb die sonst so fluchtbereiten Tiere dann beduselt sitzen bleiben und sich betrachten lassen.

SubkulturSpechte suchen unter der Baumrinde nach In-sekten und schlagen mit ihrem Schnabel Brut-höhlen in die Baumstämme. Diese Spechthöhlen sowie die Astlöcher in älteren Obstbäumen bieten unter anderem Nistraum für den selten gewordenen Steinkauz. In Streuobstwiesen findet er außerdem seine Lieblingsnahrung: die Feldmaus. Als Höhlenbewohner bekannt sind die Fledermäuse; diverse Arten sind aber auch in Streuobstwiesen anzutreffen, beispielsweise die Zwerg- und die Bechsteinfledermaus.

Haselmaus, Siebenschläfer und Gartenschläfer gehören zu der Familie der Bilche. Diese Klet-terkünstler sind auf Nester (sogenannte Kobel) und Höhlen angewiesen, wo sie tagsüber ruhen, Winterschlaf halten und ihre Jungen großziehen können. Streuobstwiesen bieten ausreichend Platz und Material für die runden Kobel; Höhlen gibt es in Baumstümpfen und alten Baumstäm-men. Früchte, Nüsse, Knospen und Rinde gehö-ren zur bevorzugten Nahrung der Haselmaus, Sieben- und Gartenschläfer sind Allesfresser. Letzterer verspeist eher Wirbellose und gele-gentlich Kleinsäuger oder räubert Vogelnester.

SpießerSeine Jagdkunst und Art der Beuteaufbereitung machen den Neuntöter interessant. Am lieb-sten ernährt sich der fliegende „Maskenträger“ von großen Insekten, bisweilen aber auch von Kleinsäugern oder Jungvögeln. Bei Libellen, Wespen etc. ent-fernt der Neuntöter meist erst Flügel, Beine und ggf. den Stachel, bevor er zu speisen beginnt. Große Beute spießt er gelegentlich auf dornige Hecken oder Stacheldrahtzäune, um sie für spä-ter aufzubewahren. Er lebt in offenem Gelände, das er weit überblicken kann. Eine Streuobst-wiese mit dorniger Hecke als Begrenzung ist also der perfekte Lebensraum für diesen Vogel.

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Vereinzelte Funde aus der Jungsteinzeit be-legen das Vorkommen von Obstgehölzen in Siedlungsnähe: Vogelkirschen, Schlehenfrüchte, Wildäpfel, Birnen und Pfl aumen. In der Nähe des Bodensees wurden sogar Reste ausgepres-ster Apfelschalen und -gehäuse gefunden, ein Hinweis auf die steinzeitliche Herstellung von Gärmost, um auf diese Weise große Saftmen-gen haltbar zu machen. Einige Obstsorten ka-men gewissermaßen in Ledersandalen zu uns: Die Römer brachten unter anderem Pfi rsich, Äpfel, Aprikose und Quitte, die sie im Orient und in Griechenland kennengelernt hatten, nach Mitteleuropa. Somit waren der Obstbau und entsprechende Techniken (siehe Seite 8) schon recht lange auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik bekannt gewesen, bevor er im späten Mittelalter zunehmend großfl ächiger betrieben wurde: Obstgärten entstanden zu-nächst auf den Ländereien von Klöstern, von wo aus der Obstbau mit Baumpfl ege, Pfropfen und Veredelung in die umliegenden Siedlungen weitergegeben wurde. Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert wurde der Obstanbau von Lan-desherren gefördert, wenn nicht gar verordnet, um die Ernährungssituation der Bevölkerung zu verbessern; auf nicht landwirtschaftlich genutzte Flächen wurden immer häufi ger Obst-bäume gesetzt; „Baumfrevel“ (Beschädigung der Bäume und Obstdiebstahl) wurde mit hohen Geldstrafen belegt, und die Schuldigen waren numehr öffentlich Geächtete.

Das Ergebnis dieser historischen Pfl anzungen: ortseinrahmende Streuobstgürtel sowie Obst-baumreihen entlang von Wegen und Grenzen. Solche Kulturlandschaftsstrukturen obstbauli-cher Entwicklung sind in manchen Gegenden bis heute erkennbar. Zudem deuten einige Ortsnamen auf früheren Obstbau hin: Birndorf, Nußdorf, Afföller [Affol = Apfel]. Doch auch in der freien Feldfl ur entstanden Streuobstfl ächen. Hier pfl anzte man vor allem hochstämmige Bäume, um den Boden darunter noch ander-weitig nutzen zu können. Eine aufwendige Unternutzung mit Futtergras, Getreide, Gemüse oder Hackfrüchten kam insbesondere in Süd-deutschland, aber auch in Sachsen-Anhalt vor. Schließlich aber setzte sich die Unternutzung als Wiese oder Weide durch. Areale, wo Getreide nur schlecht wuchs (ackerbauliche Grenzertrags-standorte), wurden in Streuobstwiesen umge-wandelt. Ebenfalls üblich: die unregelmäßige Pfl anzung von Obstbäumen zwischen Rebstöcke im Weinbau; und manch aufgrund von Schädlin-gen oder Krankheiten aufgegebener Weinberg wurde komplett mit Streuobstbäumen besetzt – zumal Obstweine eine kostengünstige Alterna-tive zu den edleren Traubenweinen waren.

Lange wurde das meiste Obst auf lokalen Märk-ten verkauft und diente zur Eigenversorgung der Landbevölkerung.

Entstehen und Vergehen der Streuobstwiesen

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Alte und neue ModenAnfang des 19. Jahrhunderts kam die Beschäf-tigung mit Obstbau und Sortenzüchtung regel-recht in Mode, und so entwickelte sich auch die „Wissenschaft vom Obstbaum (lat. pomus)“, die Pomologie. Geistliche und andere Schriftgelehrte unternahmen theoretische wie praktische Versu-che, zumal durch Züchtung, aber auch zufällig viele unterschiedliche Obst-, vor allem Apfel-sorten in den einzelnen Regionen entstanden waren. Die Pomologen bestimmten, beschrieben und veredelten diese. Besonders große, schöne und haltbare Sorten empfahlen sie als geeignet für den Anbau. In den 1930er Jahren schließ-lich erreichte der Bestand an hochstämmigen Obstbäumen in Deutschland seine größte Aus-dehnung, bevor es die ersten Rodungen gab. So beispielsweise, wenn ein Winzerort sich zuneh-mend auf den Weinbau konzentrierte. Nach dem zweiten Weltkrieg hatte der Streu-obstbau noch einmal eine hohe Bedeutung für die Eigenversorgung. Doch Mitte der 1950er Jahre kam der erwerbsmäßige Streuobstbau – insbesondere in den westdeutschen Bundes-ländern – allmählich zum Erliegen. Leichter zu beerntende niederstämmige Bäume, die zudem früher in den Ertrag kommen, wurden nun in intensiv bewirtschafteten Obstbaumplantagen gepflanzt. Wenige, meist neue Sorten mit gu-ten Pflückeigenschaften, hohem Ertrag und appetitlich aussehenden Früchten setzten sich durch. Da sie jedoch anfällig für Krankheiten und Schädlinge sind, wachsen sie oft nur unter erheblichem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Um die beiden Bewirtschaftungsformen – die in engen Reihen gepflanzten Plantagenbäumchen und die frei stehenden hochstämmigen Bäume – voneinander abzugrenzen, entstand der Begriff Streuobst.

Von den Plantagenbesitzern wurden die Streu-obstbestände als Konkurrenz und als Herde für Krankheiten und Schädlinge betrachtet. Darüber hinaus galten sie vielerorts als zu „unordentlich“ für das Landschaftsbild. Spätestens im Zuge des Siedlungsbaus wurden die Streuobstgürtel um die Städte und Dörfer herum entfernt. Bis Ende der 1970er Jahre verschwanden immer mehr Streuobstbäume von der Bildfläche – bis die Naturschutzbewegung an Einfluss gewann …

Der ApfelpfarrerEin berühmter Pomologe war der Pfarrer Korbinian Aigner. Er wurde 1885 geboren, von den Nationalsozialisten inhaftiert und in ein Konzentrationslager deportiert, weil er sich geweigert hatte, ihrer Ideologie zu fol-gen. Im KZ Dachau, wo er Plantagenarbeit leisten musste, zog er zwischen zwei Wohn-baracken verschiedene Apfelpflanzen an. Es gelang ihm vier Apfelsorten zu züchten, die er KZ-1, KZ-2, KZ-3 und KZ-4 taufte. Aigner überlebte Gefangenschaft und Krieg – und beschäftigte sich bis zu seinem Tode im Jahr 1966 mit Obstanbau und -zucht. In seinem Obstgarten soll er bei schlechtem Wetter stets den Mantel seiner Häftlingskleidung getragen haben. Die einzige erhaltene Sorte ist KZ-3. 1985 wurde sie zu Ehren des „Ap-felpfarrers“ in Korbiniansapfel umbenannt.

Die fantasievolle Vielfalt der Namen steht der Vielfalt der alten Obstsorten in nichts nach …

Besucher der Fachmesse bei einer Obstschau 1952

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Die gesamte Streuobstfläche in Deutschland liegt heute bei mehr als 300.000 Hektar; das sind knapp 25 Prozent der 1,5 Millionen Hektar in der gesamten EU. Wir haben also eine be-sondere Verantwortung für den Erhalt dieses Lebensraumes, der nicht nur Hot Spot der Ar-tenvielfalt ist, sondern auch in einigen Regionen eine wichtige kulturgeschichtliche Bedeutung hat und dem Menschen Nahrung liefert. An manchen Standorten bieten die Wurzeln der Obstbäume zudem Schutz vor Erosion, und in der Agrarlandschaft fungieren sie wie ande-re Gehölzvorkommen auch als Windbremse: Durch Bäume kann die Windgeschwindigkeit bis zu 60 Prozent verringert werden. Auf der windabgewandten Seite sinkt die Verdunstung im Vergleich zu kahlem Gelände; Bodenfeuchte und Niederschläge sind erhöht. Da Laubbäume generell das Bodenwasser halten, ist im Feld-bau hinter sogenannten Windschutzstreifen mit Flurgehölzen wie Streuobstwiesen eine bis zu 20-prozentige Ertragssteigerung messbar. Angesichts der globalen Erwärmung mit den erwarteten Trockenperioden kommt all diesen Funktionen eine besondere Bedeutung zu.

Dennoch gibt es immer weniger Streuobstwie-sen. Zwar existiert in einigen Bundesländern ein gesetzlicher Schutz bei mehr als zehn Bäumen je Hektar, doch viele Streuobstwiesen sind inzwi-schen überaltert oder verbuschen. Denn Baum-pflege, Nachpflanzung und Bewirtschaftung des Unterwuchses sind teuer und aufwändig. Hinzu kommt der verhältnismäßig geringe wirtschaft-liche Ertrag beim Streuobstbau. Da rechnet sich die viele Arbeit einfach nicht.

Weitere Argumente, die zum Verfall von Streu-obstwiesen führen: Die Selbstversorgung der Landbevölkerung spielt heute keine Rolle mehr und da die meisten alten Obstsorten nicht den EU-Kriterien für Form, Größe und Farbe entspre-chen, dürfen sie nicht gehandelt werden.

Dabei haben die alten Züchtungen durch-aus Vorteile: Vor allem Apfelallergiker haben mit dem geringen Polyphenolgehalt in den Standard-Neuzüchtungen zu kämpfen. Da Poly-

phenole dazu beitragen, dass die Früchte schnell reifen und das Fruchtfleisch braun wird, sorgt die Industrie für einen möglichst niedrigen Polyphenolgehalt.

Schließlich würde Supermarktobst sonst nicht mehr perfekt aussehen. Polyphenole binden sich jedoch an die allergieauslösenden Eiweiße im Apfel, weshalb viele Allergiker die „bodenständi-gen“ Streuobstäpfel problemlos essen können. Zudem sind die alten Hochstammsorten meist viel krankheits- und schädlingsresistenter als die Sorten des Plantagenobstbaus. Der Erhalt alter Sorten bzw. Nutzungsformen ist also loh-nenswert. Glücklicherweise setzen sich vielerorts Naturschutzgruppen für lokale Streuobstwiesen ein. Häufig wird aus den geernteten Äpfeln Saft gepresst und manchmal sogar verkauft. Gibt es eine verwaiste Streuobstwiese in eurer Nähe? Mit relativ wenig Aufwand könnt ihr sie wieder herrichten und vielleicht sogar zu eurem Grup-pen-Treffpunkt machen! Erfreuliches Beispiel: Die Stadt Frankfurt am Main verpachtet kosten-los Streuobstwiesen an Menschen, die bereit sind, sich um sie zu kümmern.

Die Zukunft liegt im Durcheinander

NABU-QualitätDer Bundesfachausschuss (BFA) Streuobstwiesen des NABU engagiert sich bundesweit für den Erhalt von Streuobstwiesen. Dazu gehört heute auch, dass sich der Streuobstbau finanziell

lohnt. Bei der sogenannten Aufpreisvermarktung werden den Streuobst-bauern faire Preise für ihre zu mostende Ernte gezahlt. Im Gegenzug

verpflichten sich diese, nur Obst von unbehandelten Hochstamm-Obstbäumen aus der Region zu liefern.

Für Abfüller gibt es das NABU-Qualitätszeichen: Es garantiert, dass Saft und Obstwein tatsächlich aus Streuobst hergestellt wurden so-

wie regional abgefüllt und vermarktet werden.

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Legende:

Dauer

Gruppengröße

Material

Rezept

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AktionstippsEntdeckt die Streuobstwiese!

Benjeshecke leicht gemacht

3 Stunden

mindestens 5 Personen

Gehölzschnitt, ggf. Astschere, Arbeitshand-schuhe, angemessene Kleidung

Los geht’s! Ihr wollt eure Streuobstwiese begrenzen oder einteilen? Dann baut doch einfach eine Ben-jeshecke. Der Bau der Hecke sollte in der Zeit von Oktober bis März erfolgen. Dabei wird Gehölzschnitt locker zu einem Wall oder Hau-fen aufgeschichtet. Achtet darauf, dass ihr – entsprechend dem Aufbau einer „klassischen" Hecke – dicke Äste unten und im Zentrum der Benjeshecke platziert und dass kleinere Zweige außen liegen. Die Hecke sollte ungefähr einen Meter hoch sein.

Aha!Die Benjeshecke ist eine Totholzhecke und wurde nach dem Land-schaftsgärtner Hermann Benjes benannt. Benjes beschrieb das Vor-gehen, Gehölzschnitt aufzuschichten, um Kleintiere anzulo-cken. Mit Hilfe von deren gesammelten und ausgeschiede-nen Samen, so das Ziel, wächst eine Hecke auf natürliche Weise am gewünsch-ten Ort.

Mit einer Benjeshecke schafft ihr für viele Gar-tenvögel die Voraussetzung, sich dort nieder-zulassen und ihren Nachwuchs aufzuziehen. Zudem bietet ihr zahlreichen Kleinsäugern ein optimales Winterquartier. Um möglichst viele „Bewohner" in eure Benjeshecke zu locken, müsst ihr auch für das Wohlbefinden der neuen „Untermieter" sorgen und verhindern, dass sie während ihrer Brutzeit gestört werden. Also kein Heckenschnitt zu Brutzeiten (Mitte März bis Mit-te September)!

Angelehnt an die Aktion „Bau einer Benjeshecke“ in [17].

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Nisthilfen für Hummeln

30 Minuten

keine Empfehlung

Blumentopf aus Ton mit einem Loch im Boden, Moos, Sägespäne, Wollreste o.ä., Brettchen, Stein

Los geht’s!Sucht euch einen ruhigen Ort, an dem ihr ab und zu einen Hummelstaat beim Ein- und Aus-fl iegen beobachten könnt. Nun füllt ihr einen Blumentopf zur Hälfte mit Moos und wolligem Material und vergrabt diesen verkehrt herum in der Erde. Der Topfboden sollte 1 cm (max.) herausschauen. Mit Hilfe von Brettchen und Stein wird verhindert, dass Wasser in die Nisthil-fe läuft: Legt den Stein neben die Nisthilfe. Nun drapiert das Brettchen mit einem Ende auf dem Stein, mit dem anderen Ende auf die Erde, so dass es sich über dem Eingangsloch des Topfes befi ndet. Wenn keine Hummel die Nisthilfe an-nimmt, könnt ihr auch ein paar Sägespäne, die nach Mäusen riechen, hinzugeben.

Vielleicht kennt ihr ja jemanden, der zu Hause eine Maus oder ein ähnliches Haustier hält. Erdhummeln suchen sich oft verlassene Mäuse- oder Maulswurfslöcher als Brutplatz aus; der Geruch wird sie also höchstwahrscheinlich dazu animieren, mal vorbeizuschauen.

Aha!Lernt mit dieser Aktion ein bekanntes, aber doch unbekanntes „Alltagstier“ kennen: Wusstet ihr schon, dass Hummelköniginnen etwa ein Jahr alt werden und davon bis zu acht Monate in Winterstarre verbringen? Hummeln spielten auch in der Kulturgeschichte eine große Rolle. Dem Volksglauben nach konnten Hexen die Ge-stalt von Hummeln annehmen, und unterirdisch summende Hummeln wurden als Totengeister gefürchtet. In der Wettervorhersage kündigen herumfl iegende Hummeln Frühlings- oder son-niges Wetter an; fl iegen die Hummeln nicht aus, wird es regnen. In Deutschland sind Hummeln, ebenso wie Hornissen und Wildbienen, durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt.

Angelehnt an die Aktion „Nisthilfen für Hummeln“ in [20].

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Das Haus der Fledermaus

3 Stunden

2-4 Personen

Holz, Zollstock, Bleistift, Sägen, Bohrer, Schraubenzieher, Schrauben, dicker Draht zum Aufhängen

Los geht’sBeim Bau eines Fledermauskastens ist zu beachten:

▪ Unbehandeltes Holz mit rauer Oberfläche ver-wenden, damit sich die Fledermaus gut fest-krallen kann.

▪ Die Einflugöffnung muss sich an der Unterseite oder unterhalb des Kastens befinden, damit die Fledermäuse vor Feinden geschützt sind.

▪ Wollt ihr die Kästen in Parks oder Wäldern auf-hängen, braucht ihr vorher die Erlaubnis des Besitzers (Forstverwaltung oder Kommune).

▪ Damit die Fledermäuse den Kasten als mögli-ches Quartier annehmen, muss dieser in einer Höhe von drei bis fünf Metern angebracht werden.

▪ Der Kasten sollte sich nicht in der prallen Son-ne, an der schattigen Nordseite oder in Zugluft befinden. Am besten eignet sich ein geschütz-tes und etwas feuchtes Plätzchen.

Aha!Unsere heimischen Fledermäuse gehören zu den am stärksten vom Aussterben bedrohten Tier-arten: Fast alle Fledermausarten stehen auf der Roten Liste gefährdeter Tiere. Hauptgrund ist der Mensch bzw. sein Modernisierungsbestreben, in dessen Folge Fledermäuse ihre Quartiere verlieren und keinen Ersatz finden. Auch gezielte Vernich-tung, Unruhe an ihren Schlaf- und Winterplätzen sowie Vergiftung durch Imprägnierung gefährden die Flattermänner. Je nach Art besiedeln Fleder-mäuse Baumhöhlen oder felsige Spalten, in unse-rer Umgebung also gerne in alten Baumbeständen (Parks, Streuobstwiesen, Gärten) oder an nicht „glattrenovierten“ Hausfassaden. Mit dem Bau eines Nistkastens könnt ihr eine Streuobstwiese, ein Haus oder ein anderes Grundstück fledermaus-freundlich einrichten.

Angelehnt an die Aktion „Bau eines Fledermauskastens“ in [17].

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Die Streuobstwiesen und wir

Apfelringe mal anders

2 Stunden

keine Empfehlung

Backofen, Messer, Backblech, Backpapier

Äpfel, Zimt

Los geht’s Das Kerngehäuse der Äpfel wird so aus der Mitte entfernt, dass sie noch ganz bleiben. Wer möchte, kann die Äpfel schälen. Danach in hauchdünne Scheiben schneiden (mit dem Kern-gehäuseloch in der Mitte), auf das mit Backpa-pier ausgelegte Backblech legen und mit Zimt bestreuen. Die Apfelringe werden eine Stunde lang bei 100 °C im Ofen (bei Umluft) getrock-net. Öffnet alle 15 Minuten den Backofen, um Feuchtigkeit entweichen zu lassen.

Tipp: Wenn die Apfelringe nicht braun werden sollen, legt sie einfach 10 Minuten vor dem Trocknen in eine Mischung aus einem Liter Was-ser, einem gestrichenen Teelöffel Salz und dem Saft von ein bis zwei Zitronen.

Ihr könnt die Apfelringe in einer Dose, einem Glas oder aber auf einer Schnur aufgezogen und in einen kühlen Raum gehängt aufbewahren.

Aha! Apfelringe sind eine gesunde Nascherei, da sie alle positiven Eigenschaften des Apfels enthal-ten: Die Inhaltsstoffe verbessern zum Beispiel die Gesundheit von Herz und Kreislauf.

Angelehnt an den Tipp „Wie du aus einem Apfel zu-ckersüße Zimtringe zauberst“ in [16].

Apfel-Crumble

1 Stunde

für 4 Personen

Backofen, Schüsseln, Kuchenform, Löffel, Messer1 kg Äpfel, 150 g Zucker, 100 g gemahlene Haselnüsse, 200 g Mehl, 100 g Margarine, 1 TL Zimt, Prise Salz

Los geht’s Erst mal Äpfel waschen, entkernen und in mundgerechte Stücke schneiden; bei Bedarf können sie auch geschält werden. Nun werden die Äpfel mit 100 g Zucker vermischt und in eine feuerfeste, mit Margarine gefettete Form gefüllt. Für die Streusel: Haselnüsse mit Mehl, Margarine, dem restlichen Zucker, Zimt und Salz verkneten. Danach die Streusel über dem Obst verteilen. Nun den Crumble im vorgeheizten Backofen bei 200 °C etwa 30 bis 35 Minuten backen – und warm servieren.

Als Obst könnt ihr auch Birnen, Aprikosen, Pfir-siche oder Pflaumen verwenden, statt der Ha-selnüsse auch Walnüsse. Zu dem warmen Apfel-Crumble schmeckt Vanilleeis oder Vanillesauce.

Aha!Da der Crumble mit diversen Früchten herge-stellt werden kann, solltet ihr euch vor dem Backen über die Reifezeiten informieren und das Rezept der Saison anpassen.

Crumble ist eine Nachspeise aus Großbritannien. Am bekanntesten ist der Apple Crumble. Er er-innert an Apfel-Streuselkuchen. Entsprechende Rezepte gibt es erst seit dem 20. Jahrhundert. Vermutlich wurde diese Süßspeise während des Zweiten Weltkriegs erfunden, als Zutaten wie Butter und Mehl rar waren.

Angelehnt an das Rezept „Apfel-Beeren-Crumble“ in [2].

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Kirschen, Pfl aumen und Pfi rsiche sind Stein-früchte. Bei ihnen ist der Samen von einer ver-holzten, einer fl eischigen und einer hautartigen Schicht der Schale umgeben. Auch Pistazie und Kokosnuss sind Steinfrüchte, allerdings essen wir ihren Samen und nicht das Fruchtfl eisch. Tatsächliche Nussfrüchte besitzen eine durch-weg verholzte Schale, die meist einen einzigen Samen birgt, zum Beispiel die Haselnuss. Bei Beeren-früchten wie Johannis-beere sind meist meh-rere Samen von einer komplett fl eischigen Schale umschlossen.

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Schmuck selber machen

2 Stunden

keine Empfehlung

Obstkerne und -samen, Perlen (FSC-Holz, Fair Trade), Nadel, reißfester Faden, Schere, was-serfeste Ökofarben, ggf. Ohrringhaken oder -stecker, ggf. Sicherheits- oder Anstecknadeln für Broschen, ggf. Öko-Sekundenkleber

Los geht’s!Zurück zur Natur! Obstkerne und -samen haben tolle Formen und Farben. Macht euch schicken Schmuck daraus. Ihr könnt zum Beispiel einen Kirschkern anmalen und ihn auf einen Ohrstek-ker kleben – fertig ist der Perlenohrring. Größere Kerne von Aprikose und Co. machen sich gut als Brosche. Ihr habt bestimmt noch mehr Ideen …

Eine weitere Möglichkeit ist das Herstellen einer Kette oder eines Armbands aus vielen kleinen Kernen von Äpfeln oder Wassermelonen: Wascht die Kerne und lasst sie gut trocknen. Danach eine Holzperle an das Ende eines Fadens kno-ten, das andere Ende in eine Nadel einfädeln. Nun die Kerne nach und nach durchstechen und auffädeln. Ist die Kette lang genug, das Fadenende ohne Perle zu einer kleinen Schlaufe knoten; den Rest abschneiden. Die Schlaufe um die Perle gelegt ist der Verschluss.

Wenn ihr die Bastelaktion mit einem Apfel-Crumble-Backtag oder der Herstellung von Apfelringen (siehe Seite 13) verbindet, habt ihr schnell genügend Kerne beisammen!

Aha!Während ihr bastelt, könnt ihr euch Gedanken darüber machen, welche Teile einer Frucht ihr eigentlich jeweils in der Hand haltet: Alle Früch-te sind Blüten in Samenreife. Doch da die einzel-nen Blütenteile nicht bei jeder Pfl anzengruppe die gleiche Entwicklung auf dem Weg zur Frucht durchlaufen, ist nicht jeder Kern ein Same, und Fruchtfl eisch ist nicht gleich Fruchtfl eisch.

Kernfrüchte wie Apfel, Birne und Quitte sind eine Sonderform der sogenannten Sam-melbalgfrüchte. Die Samen werden von den ledrigen Fruchtblättern, aus denen eigentlich die Schale mit dem Fruchtfl eisch hervor-geht, umschlossen („Kern-gehäuse“); drum herum ist der Blütenboden gewachsen, der bei diesen Früchten das Fleisch bildet. Die Apfelfrucht ist eine Sammelbalgfrucht, umgeben vom verdickten Blütenboden. Zum Vergleich: Sternanis besteht aus mehreren verholzten Balgfrüchten.

Achtung, falsche Früchtchen: Erdbeeren sind keine Beerenfrüchte, sondern Sammelnussfrüch-te; Brombeeren und Himbeeren sind Sammel-steinfrüchte.

Angelehnt an den Tipp „Wie aus einem Korb voller Äpfel eine Halskette wird“ in [16].

Pfi rsich und Himbeere sind Steinfrüchte. Der verholzte Innen-teil der Schale umschließt den Kern; der Mittelteil bildet das Fruchtfl eisch, der äußere die Haut.

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Baumgesichter

30 Minuten

5-10 Personen

Ton, Schale mit Wasser, glatte Oberfl äche, (Obst-)Bäume

Los geht’s!Habt ihr in der Rinde eines Baumes schon mal ein Gesicht erkannt? Nun könnt ihr jedem Baum ein Gesicht geben. Nehmt euch eine Handvoll Ton und knetet ihn weich. Ihr könnt den Ton direkt an einem Baumstamm anbringen, ent-weder als zusammenhängendes Gesicht oder in einzelnen Stücken als Augen, Mund, Nase, Sommersprossen etc. Wenn ihr präziser arbeiten möchtet, könnt ihr das Gesicht auch vorbe-reiten. Dazu rollt ihr den Ton zu einer Kugel, deren Größe zwischen einem Tischtennis- und einem Tennisball liegen sollte. Nun drückt ihr die Tonkugel zu einer ovalen, ca. 3 cm dicken Form. Das klappt am besten auf einer glatten Arbeitsfl äche. Eine Nase lässt sich herausarbei-ten, indem ihr mit angefeuchteten Fingerspitzen die Tonoberfl äche zu einem kleinen Häufchen in die Mitte des Ovals zusammenschiebt und es zu einer beliebigen Nasenform modelliert. Auch für Augen, Mund und Kinn drückt ihr etwas Ton zusammen. Lasst viel Tonmasse übrig, damit sich die Maske später an einen Baum drücken lässt. Als „Gesichtsdekoration“ (Haare, Pickel, Bartstoppeln) könnt ihr Blätter, Samen und an-dere Pfl anzenteile in den Ton drücken.

Der nächste Regen wäscht die Baumgesichter wahrscheinlich fort; die Rinde ist dann wieder zugänglich für Insekten, Spinnentiere und As-seln.

Winter-Variante: Benutzt Schnee statt Ton und drückt ihn in kleinen Portionen direkt an die Baum-stämme.

Aha!Während dieser Aktion betrachtet ihr einen Baum-stamm genauer als sonst – einmal in seiner gesamten Form, einmal aus nächster Nähe: Wo passt ein Gesicht gut hin? Wie fügt sich die Tonform in die Rindenstruk-tur ein?

Wenn ihr eine Streuobstwiese betreut, könnt ihr sie an einem öffentlichen Aktionstag mit ein paar Tongesichtern dekorieren und den Besu-cherinnen und Besuchern ebenfalls Ton zur Ver-fügung stellen, damit sie eigene Baumgesichter suchen und nachmodellieren können.

zugänglich für Insekten, Spinnentiere und As-

Winter-Variante: Benutzt Schnee statt Ton und drückt ihn in kleinen Winter-Variante: Benutzt Schnee statt Ton und drückt ihn in kleinen

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– einmal in seiner gesamten Form, einmal aus nächster Nähe: Wo passt ein Gesicht gut hin? Wie fügt sich die Tonform in die Rindenstruk-

Form, einmal aus nächster Nähe: Wo passt ein Gesicht gut hin? Wie fügt sich die Tonform in die Rindenstruk-

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Apfelsaft gefällig?

1 Tag auf der Streuobstwiese oder 1 Stunde im Gruppenraum

mindestens 5 Personen

Saftpresse oder Entsafter, ggf. Obstmühle, Äpfel (oder anderes Obst), saubere leere Flaschen

Los geht’s!Zieht los auf eine geeignete Streuobstwiese und sammelt Äpfel (oder anderes Obst). Wenn ihr eine Leiter dabei habt und eine Plane, könnt ihr die Äpfel auch vom Baum schütteln. Aber Vorsicht: Nicht jeder Ast hält das Gewicht einer Person aus. Danach werden die Früchte in der Obstmühle zerkleinert.

Nun geht es ans Mosten! Dazu werden die Ap-felstücke in die Saftpresse gegeben. Presst nicht zu viele zerkleinerte Äpfel auf einmal, sondern macht lieber mehrere Durchgänge, damit mög-lichst viel Saft herauskommt. Füllt den Saft in Flaschen ab. Frisch gepresster Saft ist 3 bis 4 Tage haltbar und sollte kühl gelagert werden.

Wenn ihr keine Streuobstwiese in der Umge-bung habt, könnt ihr mit Hilfe einer Obstpresse oder einem Küchenentsafter kleine Mengen Saft aus gekauftem Obst herstellen.

Aha!Viele NABU- und NAJU-Gruppen betreuen Streuobstwiesen, indem sie diese pflegen (sie-he Pflegeeinsatz) und mähen. Ist das Obst im Spätsommer reif, wird es geerntet. Wer nicht selbst mosten will, bringt das Obst in eine Mo-sterei. Hört euch doch mal um, ob ihr einer Naturschutzgruppe auf einer Streuobstwiese helfen könnt! Oftmals bieten auch Besitzer von Streuobstwiesen an, ihre Wiese zu pflegen, und freuen sich, wenn sie unterstützt werden. Weite-re Tipps findet ihr bei der Aktion „Pflegeeinsatz“ auf Seite 18.

Angelehnt an die Aktion „Selber Saft machen“ in [17].

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Öffentlichkeitsarbeit für die Streuobstwiesen

Fotoalbum

Auswahl der Fotos und Gestalten des Albums: je 2 Stunden

mindestens 2 Personen

Fotos eurer Gruppe, Zeitungsberichte über eure Aktivitäten, Kleber, Schere, Stifte, Foto-album oder entsprechendes Bastelmaterial

Los geht’sHattet ihr einen Pfl egeeinsatz auf einer Streu-obstwiese? Seid ihr sogar öfter auf Streuobst-wiesen? Oder besitzt ihr vielleicht eine? Dann wäre ein Fotoalbum perfekt, um andere jeder-zeit über eure Gruppe und ihre Aktivitäten infor-mieren zu können.

Sucht euch die besten Fotos heraus und lasst sie entwickeln oder druckt sie aus. Nun könnt ihr sie einkleben. Überlegt, ob ihr die Fotos nach Themen oder Jahreszeiten ordnen wollt. Ergänzend könnt ihr auch Artikel ausschneiden, etwas zeichnen und schreiben. Zumindest solltet ihr unter jedem Foto vermerken, welche Aktivi-tät ihr darauf ausübt und wo es aufgenommen wurde. Beispiel: „Mosten unserer Äpfel auf dem Birnenfest in Quittendorf“.

Schließlich habt ihr ein farbenfrohes, informa-tives Album über eure Einsätze und Erlebnisse. Wenn ihr das Buch an eurem Infostand auslegt, können die Besucher Einblick in eure Arbeit gewinnen.

Aha!Das Fotoalbum ist erweiterbar. Alle Gruppenmit-glieder können sich daran beteiligen, indem sie fotografi eren, Fotos aussuchen und das Album gestalten. Das spätere Betrachten der Bilder bie-tet auch die Möglichkeit, vergangene Aktionen durchzusprechen und gemeinsam herauszufi n-den, was besonders gut gelaufen ist und wo es Verbesserungsvorschläge gibt.

Angelehnt an die Aktion „Fotoalbum“ in [17].

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Pflegeeinsatz

mindestens 1 Tag

mindestens 5 Personen

Sensen, Harken, Astscheren, Sägen, LeiterSchubkarre, Arbeitshandschuhe und Arbeits-kleidung

Los geht‘sZunächst braucht ihr natürlich eine pflegebe-dürftige Streuobstwiese. Fragt am besten bei örtlichen Naturschutzorganisationen nach oder direkt bei Besitzern von Streuobstwiesen.

Habt ihr eine passende Wiese gefunden, müsst ihr genug Leute zum Helfen zusammentrom-meln. Ihr könnt natürlich auch Leute aus der Umgebung einladen und einen öffentlichen Pfle-geeinsatz starten. Hier lohnt es sich, die regio-nale Zeitung einzubeziehen.

Was bei eurem Einsatz zu tun ist, hängt natür-lich von der Jahreszeit und von den Bäumen auf der Streuobstwiese ab.

Aha!Die regelmäßige Pflege einer Streuobstwiese ist wichtig, damit der Bestand erhalten bleibt und die Wiese nicht brachfällt und verbuscht. Bei dieser Aktion spielt nicht nur der Naturschutz eine große Rolle, sondern auch das Kennenler-nen der Pflegearbeiten und der verschiedenen Obstsorten. Die Streuobstwiese gehört zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen in Mitteleuropa. Ihr Erhalt ist wichtig, da hier nicht nur über 1000 Insektenarten ein Zuhause fin-den, sondern auch die Obstsortenvielfalt enorm ist.

Unter www.streuobst.de findet ihr zahlreiche nützliche Informationen und Tipps, die vom NABU Bundesfachausschuss Streuobst erarbeitet wurden, unter anderem eine Liste von Moste-reien, bei denen ihr eure eigenen Äpfel zu Saft verarbeiten lassen könnt. Unter www.streuobst-apfel.de könnt ihr nachschauen, welche Apfels-orten sich in eurer Region für eine Nachpflan-zung eignen würden.

Angelehnt an die Aktion „Pflege und Erhalt einer Streuobstwiese“ in [17].

Mögliche Aktivitäten

Mähen der Wiese mit der Sense

Obst pflücken oder schütteln

Baumschnitt Baumschutzerneuerungen

Benjeshecke anlegen oder erneuern

Naturerlebnisspiele

„Insektenhotel“ bauen

Nachpflanzen von Bäumen

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Obstsortenbestimmung

2 Stunden

mindestens 5 Personen

verschiedene regionale Obstsorten, ggf. Po-mologin/Pomologe, Räumlichkeit mit Tischen und Stühlen, bei gutem Wetter eventuell mit Decken auf einer Streuobstwiese, Messer, Brettchen, Teller

Los geht’s Diese Aktion eignet sich nicht nur für die eige-ne Gruppe, sondern auch als PR-Aktion, indem Menschen aus der Umgebung einbezogen wer-den: Verteilt Flyer oder kündigt die Aktion per Artikel oder Annonce in der Zeitung und per Plakat in euren Schulen an. Ob nun als PR- oder interne Aktion: Ihr braucht eine Person, die sich mit Obstsorten auskennt – und natürlich mög-lichst viele regionale Obstsorten.

Bestimmungsquiz: Jeder darf mal raten, auch per Verkostung. Und der Pomologe/die Pomologin sagt, ob die Antwort richtig ist und woran man die einzelnen Sorten erkennen kann.

Wenn ihr keine Expertin/keinen Experten findet, können auch zwei Gruppenmitglieder, die über die Sorten Bescheid wissen, als „Quizmaster“ fungieren.

Aha! Da die Sortenvielfalt von Äpfeln am größten ist, eignen sie sich für die Bestimmungsübung be-sonders gut. Aktuellen Schätzungen zufolge gibt es weltweit mehr als 30.000 Apfelsorten, 2.000 davon allein in Deutschland. Hier ein paar Bei-spiele der bekanntesten Apfelsorten, die auch in den meisten Supermärkten zu finden sind:

▪ Boskoop: schmeckt herb-säuerlich ▪ Cox Orange: orangenartiger, süßfruchtiger

Geschmack ▪ Golden Delicious: süß-aromatisch mit feiner

Fruchtsäure bis süßlich ▪ Jonagold: süßlich-feinsäuerlich, saftig ▪ Granny Smith: grüner, säuerlicher Apfel

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Diese sind aber keine Sorten der Streuobstwie-sen! Alte Apfelsorten ('Kaiser Wilhelm', 'Weißer Würzapfel' oder 'Luikenapfel') findet ihr auf regionalen Märkten, in Bauernläden oder bei Naturschutzgruppen, die sich dem Thema Streu-obstwiesen widmen. Einige Erzeuger haben einen Online-Bestellservice für Probierkörbe. Viele alte Sorten wurden entwickelt, als es noch keine Pflanzenschutzmittel gab, und sind daher gegenüber Krankheiten und Schädlingen beson-ders robust.

Angelehnt an die Aktion „Obstsorten bestimmen“ in [17].

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Literatur[1] Aichele, D.; Golte-Bechtle, M. (1997): Was blüht denn da? Wildwach-

sende Blütenpfl anzen Mitteleuropas. Franckh-Kosmos Verlag (Kosmos-Na-turführer), Stuttgart.

[2] Balz, J.; Blekker, J.; Demrovski, B.; Keller, J.; Noll, C.; Zinsius, C./Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (Hrsg.) (2009): Das Klimakochbuch. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart.

[3] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher-heit (Hrsg.) (2012): Umwelt im Unterricht. Thema der Woche: Apfel ist nicht gleich Apfel. Unter www.umwelt-im-unterricht.de/wochenthemen/apfel-ist-nicht-gleich-apfel (Stand: 24.9.2012).

[4] Bundessortenamt (Hrsg.) (2012): Alte Obstsorten nach § 6 Abs. 4 der Anbaumaterialverordnung. Blatt für Sortenwesen, Sonderheft. Unter www.bundessortenamt.de/internet30/index.php?id=61 (Stand: 24.9.2012).

[5] Dörfl er, E.; Dörfl er, M. (1990): Neue Lebensräume: mehr Artenvielfalt in Landschaft und Garten. Urania Verlag, Leipzig, Jena, Berlin.

[6] Hofstetter, J. (2011): Hohenpolding. Geschichte des „Apfelpfarrers“. Unter www.vg-steinkirchen.de/index.php?option=com_remository&Itemid=69&func=startdown&id=141 (Stand: 24.9.2012).

[7] Jonsson, L. (1992): Die Vögel Europas und des Mittelmeerraumes. Franckh-Kosmos Verlag (Kosmos-Naturführer), Stuttgart.

[8] Kilian, S.; Jungbeck, P. (2011): Allergien auf Obst. Bayerische Landes-anstalt für Landwirtschaft, Institut für Agrarökologie, ökologischen Landbau und Bodenschutz. Unter www.lfl .bayern.de/iab/kulturlandschaft/39267/ (Stand: 24.9.2012).

[9] Kirschner, C. (2005): Streuobstwiesen – Ökologische Bedeutung und Konzept zum Erhalt einer gefährdeten Kulturlandschaft. Diplomarbeit, Uni-versität Rostock. Unter http://www.ixwin.de/streuobstwiesen.html (Stand: 17.9.2012).

FotonachweisS.1: o.: R. Sturm/pixelio, u.: R. Sturm/pixelio; S.2/3: A. Hückelheim/wikimedia; S.4: l.: R. Sturm/pixelio, r.: M. Sylupp/pixelio; S.5: Collage M. Depenbusch/pulci-nello (o.l.: R. Sturm/pixelio, o.r.: R. Sturm/pixelio, u.l.: B. Metzger/pixelio, u.r.: R. Sturm/pixelio); S.6: NAJU, Serie 1 v.l.n.r.: M. Großmann/pixelio, Annamartha/pi-xelio, M. Großmann/pixelio, Serie 2 v.l.n.r.: M. Silfverberg/fl ickr, 2x H. Zell/wikimedia, Serie 3 v.l.n.r.: 2x M. Großmann/pixelio, U. Sodeikat/pixelio, Serie 4 v.l.n.r.: G. Robinson/pixelio, J. Hornung/wikimedia, D. Schwarz/wikimedia, u.r.: C. Romeiks/wikimedia; S.7: u.: Wiese: A. Hückelheim/wikimedia, leeres Schild: G. Altmann/pixelio; S.8: o.: 5x W. Lauche/wikimedia, l.:R. Roessig/wikimedia, r.: S. Teschke/wikipedia, u.: hagir25/pixelio, S.9: l.: M. Manske/wikimedia, r.: R. Sturm/pixelio, Logo: NABU-Bundesverband ; S.10: o.v.l.n.r: R. Lorch/wikipedia, J. Bornstedt, D. Haugk/pixelio, m.v.l.n.r: 2x J. Bornstedt,u.v.l.n.r.: S. Emilius/pixelio, J. Bornstedt; S.11: o.: M. Burnett/wikipedia, u.: Collage M. Depenbusch/pulcinello (Ziegel: guitargoa/stock.xchng; Hummeln: wrw/pixelio, Holzspäne: M. Dumat/pixelio); S.12: o.: S. Laqua/pixelio, m.: NAJU Sachsen-Anhalt, u.: Zeichnung: NABU/C. Kuchem; S.13: o.: j. Bornstedt/NAJU; u.: M. Depenbusch/pulcinello; S.14: l.: A. Küntzel, r.o.: Apfel: Rasbak/wikimedia, Sternanis: M. Depenbusch/pulcinello.de; r.u.: Himbeere: J. Kleinschmidt/pixelio, Pfi rsich: J. Dykinga/wikimedia, S.15: 3x A. Küntzel; S.16: 4x NAJU, u. NAJU Sachsen-Anhalt; S.17: v.o.n.u.: NAJU, 4x J. Bornstedt; S.18: 7x NAJU Sachsen-Anhalt; S.19: o.: 2x NAJU Sachsen-Anhalt, u.: T. Scholz/pixelio; S.20: R. Sturm/pixelio

DanksagungWir danken Sonja Rieger vom NABU-Bundesfachausschuss Streuobst und Hartwig von Bach vom NAJU Landesverband Sachsen-Anhalt für ihr fachliches Lektorat.

ImpressumHanna Piotter – NAJU im NABU e. V. (V.i.S.d.P.) 2012BundesgeschäftsstelleCharitéstraße 3, 10117 BerlinTelefon (030) 284984 – 1900Fax (030) 284984 – 2900Bezug: www.NAJU-Shop.de

Redaktion/Konzept: Veronika Burgmayer, Alena Küntzel, Jessica Bornstedt – NAJU Bundesverband

Lektorat/Korrektorat: Swantje Steinbrink, Berlin

Grafi k/Satz: pulcinello (Dipl.-Biol. Marcus Depenbusch), Aachen

Druck: Druckerei Lokay e. K., Druck auf Recyclingpapier

[10] Kreisverband für Gartenbau und Landespfl ege Fürstenfeldbruck e. V. (Hrsg.) (2010): Die Unterlagen der Obstbäume. Unter www.garten-ffb.de/PDF/unterlagen.pdf (Stand: 24.9.2012).

[11] Küster, H. (2010): Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa. C.H. Beck, München.

[12] Lucke, R.; Silbereisen, R.; Herzberger, E. (1992): Obstbäume in der Landschaft. Eugen Ulmer Verlag (Ulmer Fachbuch: Obstbau und Landes-pfl ege), Stuttgart.

[13] Lüttge, U.; Kluge, M.; Bauer, G. (2005): Botanik. Wiley-VCH Verlag, Weinheim.

[14] Naturschutzbund Deutschland (NABU) e. V. (Hrsg.): Themen: Streuobst. Unter www.streuobst.de (Stand: 24.9.2012).

[15] Naturschutzjugend (NAJU) im NABU e. V. (Hrsg.) (2011): Aktions-heft Apfelbaum. Erlebter Frühling: Wettbewerb für kleine Naturforscher.

[16] Naturschutzjugend (NAJU) im NABU e. V. (Hrsg.) (2011): Apfel-Zapfel Zauberbuch. NAJU Bundesverband.

[17] Naturschutzjugend (NAJU) im NABU e. V. (Hrsg.) (2012): Natur-schutz-Wiki. Unter www.NAJU-wiki.de (Stand: 24.9.2012).

[18] Ruhr-Universität Bochum (Hrsg.) (2006): Die Hülle beweist: Die Wal-nuss ist wirklich eine Nuss. Presseinfo 255, Pressestelle RUB. Unter www.pm.ruhr-uni-bochum.de/pm2006/msg00255.htm (Stand: 24.9.2012).

[19] Seikel, A.; Heinze, F. v. (Hrsg.) (2006): Das Leben in Feld und Wiese. Weltbild Buchverlag, Augsburg.

[20] Tester, U. (1992): Natur als Erlebnis. Eine Ideensammlung für Jugend-liche. Schweizerischer Bund für Naturschutz (SBN) und Pfadibewegung Schweiz (PBS).

Die Kampagne wird unterstützt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.

MagerrasenWald

StreuobstwieseFluss Düne

Stadt WeinbergWatt

HeideWieseMoor

Gebirge

Folgende Themenhefte sind außerdem in dieser Reihe erschienen und können unter www.NAJU-Shop.de bezogen werden: