Naturschutz und Reaktorsicherheit Förderkennzeichen 03KS0027

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KLIMASCHUTZKONZEPT KORNWESTHEIM Gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Förderkennzeichen 03KS0027 KURZFASSUNG

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KlimaschutzKonzept Kornwestheim

Gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Förderkennzeichen 03KS0027

Kurzfassung

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Klimaschutzkonzept Kornwestheim

Ein Förderprojekt des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

Förderkennzeichen: 03KS0027 Titel: „Integriertes Klimaschutzkonzept für die Große Kreisstadt Kornwestheim

einschließlich eines Sanierungskonzeptes für 34 Liegenschaften“

Verfasser: Dipl.-Ing. Thomas Steidle (Projektleitung)

Dipl.-Ing. Harald Bieber

Dipl.-Ing. (FH) Horst Fernsner Dipl.-Ing. Claus Greiser Dr.-Ing. Volker Kienzlen Dipl.-Ing. Claire Vasseur

mit Beiträgen von

Helmut Brodt, ID-Kommunikation (Kommunikation) Dr. Ralf Determeyer (Mobilität)

Dipl.-Phys. Ursula Rath, CONSISTE (Stromeffizienz GHD)

Auftraggeber: Stadt Kornwestheim

Stabsstelle Umweltbeauftragte

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1 Einleitung und Zielsetzung

Die große Kreisstadt Kornwestheim mit ihren ca. 31.000 Einwoh-nern und ca. 8.100 Beschäftigten ist geprägt durch ein sehr kompaktes Stadtgebiet mit einer verdichteten Wohnbebauung aus den 20er und 50er Jahren, zwei umgewidmeten Kasernenarealen, großflächigen Bahnanlagen sowie der Wohnsiedlung Pattonville.

Kornwestheim ist seit 2008 Mitglied im Klimabündnis und gehört in Baden-Württemberg zu den ersten 17 Kommunen, die seit 2006 am European Energy Award® (eea®) teilgenommen haben. Kornwest-heim konnte im Jahr 2009 mit einer Punktzahl von 62 % zertifi-ziert werden.

Zur Fortsetzung und Weiterentwicklung der erfolgreichen Arbeit am eea® und beim Kommunalen Energiemanagement sowie zur Unter-stützung aktueller städtebaulicher Aufgaben wurde ein integ-riertes Klimaschutzkonzept für Kornwestheim erstellt. Dieses dient als Planungsgrundlage und Entscheidungshilfe für die Kornwestheimer Klimaschutzstrategie.

In einem zweiten Teilauftrag wurde eine Datenbasis zur lang-fristigen energetischen Sanierung der städtischen Gebäude er-stellt, eine Bewertung aller Bauteile der Gebäudehülle und Wärmeerzeuger von 34 Objekten durchgeführt, Maßnahmenvorschlä-ge erarbeitet und das notwendige langfristige Budget zur Durchführung der Sanierungen abgeschätzt.

2 Ist-Analyse Energieverbrauch und CO2-Emissionen

Die Beschreibung der Ist-Situation beruht auf einer umfassenden Datenerhebung zum Energieverbrauch in Kornwestheim. Ein Teil der Daten stammt aus direkten Messungen, ein größerer Teil der Daten muss jedoch durch Berechnungen und Abgleich mit anderen Statisti-ken des Statistischen Landesamtes oder statistischen Daten der Stadt Kornwestheim erfolgen. Ziel ist, die tatsächlichen Energie-ströme möglichst exakt abzubilden. Unsicherheiten sind jedoch un-vermeidlich.

Bei der Bilanzierung wurden auch historische Daten von 1990 ein-bezogen, um einen Bezugspunkt für die CO2-Einsparungen gemäß den Klimaschutzzielen der Bundesregierung zu erhalten. In den Grafi-ken wird jeweils auch die zukünftige Entwicklung des Energie-verbrauchs dargestellt. Für diese Berechnungen wurden Trends aus der Vergangenheit und die erwartete Wirkung bestehender Gesetze in die Zukunft extrapoliert. Dieses Referenzszenario dient als Bezugspunkt für die Definition zusätzlicher Klimaschutzziele.

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 2 Juni 2010

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Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 3 Juni 2010

Der Endenergieverbrauch ist in Kornwestheim seit 1990 insgesamt weitgehend konstant geblieben.

Wie Abbildung 1 zeigt, ist die auffälligste Entwicklung der An-stieg des Gasverbrauchs um 25 % bei gleichzeitigem Rückgang des Heizölverbrauchs um 41 %. Der Stromverbrauch ist seit 1990 von ca. 178 GWh/a auf ca. 209 GWh/a gestiegen (+ 18 %).

Der Treibstoffverbrauch im Verkehr hat mit 31 % den größten An-teil am Endenergieverbrauch; er ist seit 1990 um ca. 13 % gestie-gen. Fernwärme hat einen relativ hohen Anteil von ca. 5%.

Abbildung 1 Endenergieverbrauch nach Energieträger

Die Holznutzung in Kleinfeuerungsanlagen erreicht für ganz Korn-

bildung 2

westheim einen Anteil von ca. 2%, wobei im Sektor Haushalte im-merhin 7,6 % auf Holz entfallen. Die Anteile von Sonnenenergie und Erdwärme sind mit 0,2 % des Wärmebedarfs der Haushalte trotzerheblicher Zuwächse (Faktor 5 seit 2000) noch unbedeutend. Bis 2025 könnten sich die Anteile Holz auf 4 % verdoppeln und So-lar/Erdwärme auf dann 1 % noch mal verfünffachen (s. dazu auchKapitel 4.8).

Ab Energieverbrauch je Einwohner in Kornwestheim, Ba-Wü

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Endenergieverbrauch nach Energieträgern

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KornwestheimBaden-WürttembergDeutschland

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Die obige Abbildung zeigt einen Vergleich des Endenergie-verbrauchs pro Kopf in Kornwestheim, Deutschland und Baden-Württemberg. Der Verbrauch in Deutschland ist von 1990 bis 2000 bedingt durch die Wiedervereinigung deutlich gesunken, während in Baden-Württemberg ein leichter Anstieg zu verzeichnen war.

In Kornwestheim verursachte der große Verlust von Arbeitsplätzen in Industrie und Gewerbe von 20 % zwischen 1990 und 2000 einen Rückgang beim Endenergieverbrauch. Der Tiefststand der Beschäfti-gung war 2005 erreicht, seitdem ist die Beschäftigung wieder leicht gestiegen. Die Haushalte sind der größte Verbrauchssektor. Hier ist der Verbrauch seit 1990 um ca. 5 % gestiegen. Allerdings ist der Verbrauch pro Kopf ungefähr konstant geblieben, wobei der Stromverbrauch im gleichen Maße gestiegen ist, wie der Wärme-verbrauch gesunken ist.

CO2-Emissionen nach Sektoren

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kt/a

IndustrieVerkehrÖff. LiegenschaftenGew., Handel, Dienstl.Haushalte

Abbildung 3: Entwicklung der CO2-Emissionen nach Sektoren

Abbildung 3 zeigt die Entwicklung der CO2-Emissionen. Bei weitge-hend konstantem Endenergieverbrauch sind die Emissionen seit 1990 um ca. 6 % gesunken. Das liegt einerseits am abnehmenden CO2-Rucksack des bundesdeutschen Strom-Mix durch den zunehmenden Ein-satz erneuerbarer Energien und andererseits am geringeren Kohlen-stoffgehalt von Erdgas im Vergleich zu Heizöl. Der Anstieg von 2005 bis 2008 ist bedingt durch die wieder gestiegene Anzahl der Beschäftigten in Industrie und Gewerbe.

Für die Berechnung der Referenzentwicklung bis 2025 wurde unter-stellt, dass sich erkennbare Trends bei Energieverbrauch und Ef-fizienzsteigerung fortsetzen und Gesetze von Bund und Land wir-ken. Trotzdem ist zu erwarten, dass die minimalen Klimaschutzzie-le von Bund und Land (-20% bis 2020) ohne große zusätzliche An-strengungen nicht erreicht werden. Weiter reichende Ziele (-35% bis -40% bis 2020 gemäß Leitszenario des BMU von 2009) rücken oh-

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 4 Juni 2010

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ne massive Förderung und flankierende Gesetzgebung durch den Bund in weite Ferne.

Der fachliche Schwerpunkt der Umweltbeauftragten waren bisher vorwiegend Aktionen, Veranstaltungen, Informationsangebote sowie die Umsetzung des energiepolitischen Handlungsprogramms des Euro-pean Energy Award. Die Ludwigsburger Energieagentur (LEA) hatte insbesondere die Beratung bei der energetischen Gebäudesanierung im Fokus. Für den Bereich Industrie und Gewerbe wurde 2007 und 2008 ein ECOfit Programm mit sieben Firmen durchgeführt. Im Be-reich der städtischen Liegenschaften wurde durch das Energiemana-gement und die energetische Sanierung bereits ca. 20% CO2-Minderung erzielt. Bei einem Anteil von lediglich 2% an den Ge-samtemissionen kann der Beitrag der Stadt aber nur gering blei-ben.

Zukünftig muss der Bereich Industrie und Gewerbe (46% Anteil an den Emissionen) deutlich intensiver in die Klimaschutzmaßnahmen einbezogen werden. Das Gleiche gilt für den Verkehr, wo durch sehr kostengünstige Maßnahmen (Sprit sparender Fahrstil, ver-stärkte Nutzung des Umweltverbundes) schnell nennenswerte Einspa-rungen erreicht werden könnten.

3 Partizipation

Ein Klimaschutzkonzept wird dann in wesentlichen Teilen umgesetzt werden, wenn die Hauptakteure bereits bei der Erarbeitung des Konzeptes eingebunden waren. Anspruch der KEA ist es, das Klima-schutzkonzept im Dialog mit denjenigen Gruppen zu erstellen, die dann auch bei der Umsetzung eine wichtige Rolle spielen.

Die Einbindung der Verwaltungsspitze sowie von Schlüsselpersonen aus Politik, Industrie und anderen Initiativen und Gruppen (Stadtwerke, Agenda 21, Energieteam eea, Ludwigsburger Energie-agentur, Architekten, Handwerker) erfolgte in Form von Einzelge-sprächen.

Daher wurden neben den vier Sitzungen der Energie-Kommission zwölf Akteursgespräche geführt sowie in vier Terminen mit Berei-chen der Stadtverwaltung Ansatzpunkte diskutiert.

Als Instrument der Partizipation wurde die Energiekommission, die bereits seit der Teilnahme am European Energy Award® tätig ist, mit einem etwas erweiterten Personenkreis eingesetzt.

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 5 Juni 2010

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Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 6 Juni 2010

StadtwerkeSWLBKW

Agenda 21Privathaushalte

GewerbeHandel

IndustrieKMU

GemeinderatParteien

KEA, Verwaltung, Energiekommission Hemmnisse:

InformationsdefizitMotivationEntscheidungsfindung

StadtwerkeSWLBKW

Agenda 21Privathaushalte

GewerbeHandel

IndustrieKMU

GemeinderatParteien

KEA, Verwaltung, Energiekommission

KEA, Verwaltung, Energiekommission Hemmnisse:

InformationsdefizitMotivationEntscheidungsfindung

Hemmnisse:InformationsdefizitMotivationEntscheidungsfindung

Abbildung 4: Kommunikationsstruktur im Rahmen des Klimaschutzkon-zepts

Folgende Fragestellungen lagen den Gesprächen zugrunde:

Welche Angebote machen die verschiedenen Akteure? Welche Themen werden abgedeckt?

Wo wollen Akteure aktiver werden, wo gibt es Defizite?

Welche zusätzlichen Akteure sollten eingebunden werden. Bei welchen Themen sind Kooperationen erwünscht?

Welche Aktionen könnten durchgeführt werden?

Konsens aller Beteiligten ist es, dass Klimaschutz und Ener-gieeffizienz einen hohen Stellenwert besitzen und über die bisherigen Anstrengungen hinaus Handlungsbedarf besteht. Hohe Kosten und lange Amortisationszeiten wurden als größtes Hemm-nis eingeschätzt. Alle Akteure sehen Informationen und Kommu-nikation als wesentlichen Bestandteil einer Klimaschutzstrate-gie. Der Vorbildfunktion der Stadtverwaltung kommt große Be-deutung zu. Wichtig erscheint es auch, gute Beispiele zu kom-munizieren.

Die Koordination von Klimaschutzmaßnahmen und Öffentlichkeits-arbeit sind Aufgaben der Stadtverwaltung, die sinnvoller weise beim Klimamanager gebündelt werden sollten.

Die politischen Fraktionen haben zum Teil relativ klare Vor-stellungen und Erwartungen an das Klimaschutzkonzept. Die Ver-waltung sieht die beispielsweise durch Personalkapazitäten be-

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schränkten Handlungsmöglichkeiten. Architekten und Handwerker sollten sich stärker als Partner verstehen und gemeinsam das Thema integrale Sanierung vertreten. Der Aufbau einer Inter-netseite zum Klimaschutz wird von den Bauschaffenden besonders unterstützt. Auch das Handwerk ist daran interessiert, sich an Messen, Info-Tagen oder Vortragsreihen zu beteiligen. Die Stadt sollte dabei Initiator sein. Das Handwerk wünscht sich ausdrücklich eine stärkere Kontrolle gesetzlicher Vorgaben durch die Stadt. Handwerk und Planer sind sich einig, dass die kostenlose Initialberatung und eine Trennung von Beratung und Ausführung wichtig sind. Weiterbildung und Qualitätssicherung haben zentrale Bedeutung. Das bietet gute Voraussetzungen um zu den Themen Altbausanierung, Luftdichtigkeit, Wärmebrücken und Weiterbildung gemeinsam aktiv zu werden, um die Qualität bei Neu-bau und Altbausanierung zu verbessern (s. Maßnahme 6.8).

Die Wohnungsbaugesellschaften unterstützen die Idee des ökolo-gischen Mietspiegels, da so höhere Kaltmieten begründbar sind. Schwierigkeiten bereitet teilweise das Nutzerverhalten, das in Einzelfällen zu Schimmel führt.

Die Agenda 21-Gruppe hat sich in der Vergangenheit intensiv dem Thema Photovoltaik gewidmet. Derzeit liegt ein Schwerpunkt im Bereich Fernwärme.

Auch die Banken haben Interesse an ganzheitlichen Sanierungen, um werthaltige Investitionen zu befördern.

Innovative Unternehmen aus Kornwestheim regen an, Energieeffi-zienz-Meisterschaften ins Leben zu rufen. Ziel ist vor allem eine höhere Wahrnehmbarkeit in der Öffentlichkeit.

4 Themenbezogene Analyse und Bewertung von Handlungsoptionen

4.1 Kommunale Liegenschaften

Die Stadt Kornwestheim betreibt 34 größere Liegenschaften mit insgesamt ca. 60 Gebäuden. Die Fläche der Objekte beträgt ca. 82.000 m², das entspricht ca. 2,6 m² pro Einwohner.

Bei den kommunalen Liegenschaften wurden bereits sehr gute Ein-sparerfolge erzielt. Die Entwicklung des Endenergieverbrauchs (witterungsbereinigt) zeigt einen deutlichen Rückgang zwischen 2000 und 2005, der sich auch etwas abgeschwächt auch bis 2008 fortgesetzt hat.

Für die zukünftige Entwicklung wurde unterstellt, dass die Objek-te der Stadtmitte (Rathaus, Schulzentrum, Rechberghalle etc.) an das Heizwerk Stotz angeschlossen werden. Der Nahwärmeanteil am Wärmeverbrauch erhöht sich dadurch von gegenwärtig 30 % auf

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 7 Juni 2010

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ca. 70 % im Jahr 2015. Gleichzeitig soll auch der Anteil der er-neuerbaren Energien an der Fernwärmeerzeugung und der KWK-Anteil erhöht werden. Durch den Ausbau des Heizwerks Stotz mit Pellet-kessel und BHKW werden CO2-Minderungen von ca. 0,7 kt/a für die angeschlossenen Liegenschaften erwartet, das entspricht ca. 75% gegenüber einer Erneuerung der bestehenden Gasheizungen. Parallel dazu könnten in weiteren Liegenschaften Holzpelletanlagen als Er-satz für die Gaskessel eingebaut werden.

CO2-Emissionen städtische Liegenschaften

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Strom inkl. Staßenbel.Wärme

Abbildung 5: CO2-Emissionen der städtischen Liegenschaften

Das Kommunale Energiemanagement (KEM) wurde seit 2007 zunächst für 12 verbrauchsintensive Liegenschaften und seit 10/2008 für weitere 18 Objekte durch die KEA wahrgenommen. Beim KEM wurden durch die Optimierung der Heizungs- und Lüftungsanlagen und der Regelungen, durch Hausmeisterschulungen, Nutzersensibilisierung, Verbrauchskontrolle und geringinvestive Maßnahmen (z. B. Zeit-schaltuhren, Effizienzpumpen) Verbrauchsreduzierungen von ca. 14 % erzielt.

Untersuchungen haben ergeben, dass die Objekte kontinuierlich durch das KEM betreut werden müssen. Sobald die Betreuung nach-lässt oder sogar endet, steigt der Verbrauch wieder an. Seit Juli 2010 wurde deswegen eine neue Stelle für das Energiemanagement, die diese Aufgaben von der KEA übernimmt und in eigener Regie weiterführt.

Bei Energiekosten von ca. 1 Million Euro pro Jahr kann die Stelle des Energiemanagers und ein Budget für Sofortmaßnahmen dauerhaft aus den Energiekosteneinsparungen finanziert werden.

Zusätzliche und auch größere Energieeinsparungen können durch die energetische Sanierung der Gebäude und der technischen Gebäude-ausrüstung erzielt werden.

Dazu wurde ein Teil-Konzept für die städtischen Liegenschaften erarbeitet. Dabei wurden alle Liegenschaften begangen und die

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 8 Juni 2010

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verfügbaren Informationen zu den Bauteilen der thermischen Gebäu-dehülle (Außenwände, Fenster, Kellerdecken, Dächer, oberste Ge-schoßdecken) und den technischen Anlagen (Heizungen, Heizvertei-ler, Warmwasserbereitung, Raumlufttechnische Anlagen, Beleuch-tung) vor Ort und aus den vorhandenen Unterlagen zusammengestellt und in Excel-Tabellen (pro Objekt je eine Tabellen für opake und transparente Bauteile, insgesamt ca. 100 Tabellen) und einer Ac-cess-Datenbanken abgelegt.

In den 50 untersuchten Gebäuden wurden 399 opake Bauteile mit ei-ner Fläche von 132.200 m² und 266 transparente Bauteile mit einer Fläche von 20.600 m² analysiert. Gemeinsam mit dem Bauamt wurden Annahmen für spezifische Investitionskosten zur energetischen Sa-nierung getroffen. Daraus ergeben sich Kosten von 35 Mio. Euro für die energetische Sanierung der Bauteile der Außenhülle.

Die Gebäuderichtlinie der EU wird für öffentliche Gebäude ab 2018 einen Nahzu-Null-Standard für Gebäude verbindlich festlegen. Städte wie Frankfurt haben bereits jetzt einen Passivhausstandard für ihre Gebäude festgelegt. Bei den anstehenden Sanierungen und Neubauten in Kornwestheim sollten unbedingt zukunftsweisende Dämmstandards als generelle Vorgabe festgelegt werden. Ein guter Ansatzpunkt ist die Verwendung von Passivhausbauteilen.

Über die Lebensdauer der sanierten Bauteile ergeben sich Energie-kosteneinsparungen in der gleichen Größenordnung wie die Sanie-rungskosten ohne den Sowieso-Anteil. Bei den opaken Bauteilen ist die energetische Sanierung sogar insgesamt kostenneutral.

Summe Energieeinsparungen

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Abbildung 6: Gesamtenergieeinsparungen opake und transparente Bauteile

Die berechneten Energieeinsparungen insgesamt betragen ca. 4,2 GWh/a, das entspricht ca. 30% des gesamten Wärme-verbrauchs von ca. 14 GWh/a. Zusätzliche Einsparungen ergeben sich durch die Verringerung von Lüftungsverlusten und die Opti-mierung der Heizungs- und Lüftungsanlagen.

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 9 Juni 2010

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Insgesamt gibt es 39 Gaskesselanlagen und 9 Fernwärme-Übergabestationen mit einer installierten Leistung von 10 MW. Das durchschnittliche Alter der Heizkessel beträgt 15 Jahre. Bei ei-ner unterstellten Lebensdauer von 25 Jahren würden innerhalb der nächsten 5 Jahre 6 Anlagen mit ca. 1.300 kW für eine Erneuerung anstehen. Der Ersatz dieser Kessel (ohne sonstige Anlagen oder bauliche Maßnahmen) verursacht Kosten von ca. 200.000 Euro. Die komplette Erneuerung aller Anlagen (ohne Gebäude mit Fernwärme-versorgung) würde ca. 1 Mio. Euro verursachen.

Der Anschluss von städtischen Gebäuden an das Fernwärmenetz ver-ursacht höhere Investitionskosten als der reine Ersatz alter Kes-sel. Allerdings können durch die Nutzung von BHKW und Pellets im Heizwerk Stotz ca. 0,7kt/a CO2 eingespart werden. Das entspricht etwas mehr als 10 % der gesamten Emissionen der städtischen Lie-genschaften. Für das gesamte Fernwärmenetz Stotz ergeben sich so-gar CO2-Einsparungen von 2,6 kt/a. Die Maßnahme ist also aus Sicht des Klimaschutzes sehr empfehlenswert.

Zu den Heizverteilern wurden die installierten Pumpen und ihre technischen Daten erfasst (Hersteller, Pumpentyp, Leistung, Roh-rinnendurchmesser, Regelung, Dämmung etc.) und in einer Excel-Tabelle dokumentiert. Insgesamt wurden Daten zu 190 Strängen zu-sammengestellt. Die installierte Leistung der Pumpen beträgt ins-gesamt maximal 43 KW. Der Stromverbrauch kann mit 123 MWh/a abge-schätzt werden (ca. 6 % des Stromverbrauchs der Stadt), die Stromkosten betragen ca. 18.500 Euro/a.

Insgesamt sind noch viele alte Heizungspumpen ohne elektronische Regelung installiert. Ein Teil der Pumpen ist zu groß dimensio-niert. Ein Austausch der alten Pumpen durch modere Hocheffizienz-pumpen ist sinnvoll. Anhand der Erfassungsliste sollten alle grö-ßere Pumpen und alle Pumpen mit hohem Kennwert überprüft und ein Austausch mit Hocheffizienzpumpen in Erwägung gezogen werden. Al-ternativ kann auch bei Pumpenherstellern ein Komplettangebot bzw. ein Contractingangebot für die Ertüchtigung der Heizverteiler und die Durchführung der hydraulischen Abgleiche angefragt werden.

In den Objekten wurde 40 raumlufttechnische Anlagen zur Belüftung und Beheizung der Gebäude aufgenommen. Insgesamt ist eine Venti-latorleistung von ca. 220 kW installiert. Der Stromverbrauch kann mit 600 MWh/a (ca. 28 % des Stromverbrauchs der Stadt, Stromkos-ten ca. 90.000 Euro/a) abgeschätzt werden. Die Raumlufttechni-schen Anlagen sind überwiegend älter als 20 Jahre. In der Zwi-schenzeit wurden die Anforderungen an Luftqualität, Hygiene und Brandschutz deutlich erhöht. Die Anlagen sind unter diesen Ge-sichtspunkten kritisch zu beurteilen. Die Anlagen verfügen über-wiegend über keine Wärmerückgewinnung und sind deswegen mit gro-ßen Verlusten behaftet. Insgesamt ist eine Sanierung der Anlagen in den nächsten Jahren dringend zu empfehlen. Um den Energie-verbrauch zu senken sollten alternative Konzepte für die Wärme-

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 10 Juni 2010

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übergabe durch statische Systeme wie bereits für die Sporthalle Ost überlegt werden.

Übersicht Lampen

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VerbrauchAnzahl

Für die Beleuchtungsanlagen in den städtischen Liegenschaften wurde eine komplette Erhebung durchgeführt. Insgesamt wurden Daten zu ca. 16.000 Lampen in 54 Gebäude erhoben und bewertet. Rechnerisch ergibt sich ein Stromverbrauch von ca. 920 MWh/a, das entspricht ungefähr 43 % des Strom-verbrauchs der Stadt (ohne Straßenbeleuchtung). 61% der Lampen sind T8 Leuchtstoffröhren, die 75 % des Verbrauchs verursachen. Glühlampen (AGL) haben nur einen sehr geringen Anteil von 5 % und nur 2,5 % Anteil am Verbrauch.

Für die Sanierung aller Leuchten (ohne Erneuerung der Elektroin-stallation) muss mit Kosten in der Größenordnung von 1,4 Mio. Euro gerechnet werden. Der Ersatz aller Leuchtmittel würde ca. 100.000 Euro kosten.

Sämtliche Daten zur Beleuchtung sind in einem Excel-File und ei-ner Access-Datenbank gespeichert. Jeder Raum ist darin einzeln erfasst. Mit diesen Software-Tools ist es möglich gezielt nach Räumen mit hohem Einsparpotenzial zu suchen und Listen für die Sanierung zusammenzustellen. Die erarbeiteten Unterlagen wären auch eine wertvolle Hilfe zur Ausschreibung von Contractinglösun-gen.

4.2 Stadtplanung

Kornwestheim hat eine relativ kleine Gemarkungsfläche und ist mit ca. 2.125 EW/km² sieben Mal dichter besiedelt als der Landesdurchschnitt. Kornwestheim hat jedoch auch innerhalb der Region Stuttgart eine besonders hohe Siedlungsdichte. Die Siedlungs- und Verkehrs-flächen haben einen An-teil von ca. 61 % an der Gesamtfläche.

Bevölkerungsentwicklung

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Bevölkerung

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Einwohner / HH

Trotz weitgehend konstan-ter Bevölkerungszahl wird

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die Anzahl der Haushalte weiter wachsen und die Anzahl der Bewoh-ner pro Haushalt abnehmen.

Abbildung 7: Entwicklung Bevölkerung, Haushalte (Quelle: StaLA, eigene Berechnungen)

Die Wohnfläche pro Einwohner beträgt jetzt ca. 40 m² (WFL/EW), das ist ein Zuwachs von 16 % bezogen auf 1990. Die Wohnfläche pro Wohneinheit beträgt ca. 78 m². Da mit steigendem Komfort und Flächenbedarf auch der Energieverbrauch steigt, ist es grundsätz-lich notwendig, den stei-genden Anspruch zu hin-terfragen.

Mehrfamilienhäuser (mit mehr als drei Wohneinhei-ten) haben in Kornwest-heim einen sehr hohen An-teil von ca. 41,7 %, wo-bei sich ca. 77,7% der Wohnungen in Mehrfamilienhäusern befinden (49,1 % im Landesdurchschnitt).

Bestand an Wohnflächen

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² Mehrfamilienhaus

Ein- und Zweifamilienhaus

Abbildung 8: Entwicklung Wohnfläche in Kornwestheim (Quelle: Sta-LA, Köhl-Studie, eigene Berechnungen)

Jede neu bebaute Fläche, inkl. Baugrundstück, wird aus der Pro-duktion von Nahrungsmitteln oder Biomasse herausgenommen und kann nicht mehr für die Naherholung genutzt werden. Durch die Vergrö-ßerung der Stadtfläche und die Verminderung der Einwohnerdichte würden auch die Mobilitätsanforderungen wachsen. In einer modell-haften Bilanzierung zeigt sich, dass neben dem Aufwand für Heizen vor allem der Energiebedarf für Mobilität den Pro-Kopf-Verbrauch bestimmt. Eine Zurückhaltung bei der Ausweisung neuer Baugebiete ist auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Neubaugebiete sind gegenüber Nachverdichtung und Innenentwicklung für die Kommune teurer in Erschließung und Unterhalt.

Durch optimale Auslegung des Bebauungsplans (Orientierung der Ge-bäude, Ausrichtung und Neigung der Dachflächen, Vermeidung von Verschattungen) können z. B. aktive und passive solare Gewinne verbessert und so Energiekosteneinsparungen in der Größenordnung von 10% erzielt werden. Größere Einsparpotenziale als durch Opti-mierung des Bebauungsplans sind erschließbar, wenn die Anforde-rungen der EnEV beim Gebäudestandard überschritten werden, oder der Anschluss an eine Fernwärmeversorgung (mit KWK oder erneuer-baren Energien) erfolgt.

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 12 Juni 2010

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Da neue Gebäude für ca. 40 Jahre in ihrem Originalzustand verbleiben, ist eine energieeffiziente Bauweise für jedes neue Gebäude immens wichtig. Eine gegenüber der EnEV 09 weiter verbes-serte Gebäudehülle ist innerhalb der Lebensdauer der Bauteile wirtschaftlich. Die EU Gebäuderichtlinie verpflichtet die Mit-gliedsstaaten, bis zum Jahre 2020 den „nahe Nullenergiestandard“ zum Neubaustandard zu machen. Eine Festlegung baulicher Anforde-rungen in Bebauungsplänen ist derzeit rechtssicher nicht möglich. Wir empfehlen, solche Anforderungen in privatrechtlichen Verträ-gen zu verankern. Dazu muss die Stadt jedoch im Besitz möglichst aller Grundstücke sein. Wir empfehlen dringend, dass die Stadt Kornwestheim nur Flächen entwickelt, die sie vorher vollständig aufgekauft hat. Alternativ bietet sich das Instrument des An-schluss- und Benutzungszwangs an, mit dem ein verbindlicher An-schluss neu zu errichtender Gebäude an ein Wärmenetz geregelt werden kann.

Die Stadtplanung sollte folgende zusätzliche Planungsziele beden-ken:

Möglichst geringer Energieverbrauch durch vorbildliche energetische Standards der Gebäude und Nutzung von Solar-energie.

Reduzierung des Flächenverbrauchs durch verstärkte Nutzung von Baulücken (Innen- vor Außenentwicklung).

Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien, Nutzung von Kraft-Wärme-Kopplung und Ausbau der Fernwärmeversorgung.

Die Stadt Kornwestheim verfolgt diese Ziele schon seit mehreren Jahren. In jüngster Vergangenheit wurden z.B. ehemalige Gewerbe-gebiete wie Melvo-Areal und Babcock-Areal zu Wohngebieten umge-wandelt. Für das Babcock-Areal (Neckartalblick) wird eine Nahwär-meversorgung mit Abwasser-Wärmepumpe geplant und entsprechende energetisch hochwertige Gebäudestandards festgelegt. Für die sys-tematische Weiterführung dieser Politik hat die Stadt ein Baulü-ckenkataster erstellt, das detailliert Auskunft über die verfüg-baren Potenziale der Innenentwicklung gibt.

In Kornwestheim ist der Bedarf an Neubaugebieten rückläufig. Der Schwerpunkt der Stadtplanung wird deswegen auf der Pflege des Be-standes, der Anpassung an zukünftige Anforderungen sowie einem sinnvollen Maß bei der Neuausweisung von Wohnbauflächen liegen.

Der Primärenergiebedarf neuer Gebäude wird durch die Energieein-sparverordnung (EnEV 09) sowie das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) des Bundes begrenzt.

Im Rahmen der Stadtplanung, bei der Erstellung von Bebauungsplä-nen, bei der Umlegung und beim Verkauf der Grundstücke hat die Stadt vielfältigen Kontakt zu ihren Bürgern. Diese Kontakte sol-len genutzt werden, um eine optimale Beratung zusammen mit ande-

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ren Akteuren wie Ludwigsburger Energieagentur, Energieberater, Banken, Handwerker, Architekten anzubieten.

Fernwärmesysteme eignen sich hervorragend für Kraft-Wärme-Kopplung, und um erneuerbare Energien wie Holzhackschnitzel und Biogas einzusetzen. In Kornwestheim gibt es bereits sechs Fern-wärmegebiete. Gegenwärtig sind intensive Planungen für die Erwei-terung im Gange. Den weiteren langfristigen Ausbau muss die Stadtplanung unterstützen. Anhand einer langfristigen Planung können z. B. Wohnungsbaugesellschaften und Betriebe Impulse für Ihre Energieversorgung erhalten. Eine frühzeitige Kommunikation über solche Projekte ist notwendig, um ausreichend Zeit für die Abstimmung mit Projekten anderer Akteure zu erhalten. Außerdem sollte ein positives Image der Fernwärme durch eine umfassende öffentliche Diskussion der Vorteile aufgebaut werden.

Kornwestheim hat aufgrund der kompakten Siedlungsstruktur, den guten Bedingungen für Fußgänger und den Fahrradverkehr und das ÖPNV-Angebot von Bus und S-Bahn hervorragende Voraussetzungen. Trotzdem ist es sinnvoll, den zukünftigen Bedarf genau zu ermit-teln und die langfristige Planung der Infrastruktur darauf auszu-richten.

4.3 Energieeffizientes Bauen und Sanieren

Heizwärmeverbrauch

0

50

100

150

200

250

300

350

1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025

GWh/a

Industrie

Städt. Liegenschaften

Gewerbe

Haushalte

Abbildung 9 Heizwärmebedarf nach Sektoren

Wohngebäude spielen für die Erreichung der Klimaschutzziele in Kornwestheim eine zentrale Rolle, sind sie doch für 24 % des End-energieverbrauches in Kornwestheim verantwortlich.

Durch eine hochwertige energetische Sanierung kann der Energie-verbrauch für Heizung und Warmwasser auf unter 50 kWh/m²a gesenkt

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 14 Juni 2010

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werden. Dies entspricht einer Reduzierung um 70 %. In kaum einem Bereich sind mit heute marktgängigen Lösungen so hohe Einsparun-gen zu erreichen.

Zu bedenken ist jedoch, dass die Bevölkerungszahl in Kornwestheim zwar nicht mehr steigen wird, durch die weiter zunehmende Zahl der Haushalte und Wohnungen wird die Wohnfläche je Einwohner wei-ter zunehmen. Im Ergebnis wird der absolute Energieverbrauch we-niger stark sinken wie dies die Entwicklung des flächenspezifi-schen Verbrauchs erwarten ließen.

Heizwärmebedarf MFH

0

20.000

40.000

60.000

80.000

100.000

120.000

1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025

MW

h/a

Mehrfamilienhaus ab 05Passivhaus

Mehrfamilienhaus ab 05 NEH

Mehrfamilienhaus ab 05 EnEV

Mehrfamilienhaus ab 87 Renoviert

Mehrfamilienhaus ab 87 Standard

Mehrfamilienhaus bis 86 RenoviertNEH

Mehrfamilienhaus bis 86 RenoviertEnEV

Mehrfamilienhaus bis 86 Renoviert

Mehrfamilienhaus bis 86 Standard

Mehrfamilienhaus bis 86 Teil-Renoviert

Abbildung 10: Entwicklung des Heizwärmebedarfs von Mehrfamilienhäu-

sern nach Baualtersklassen

Abbildung 10 macht deutlich, dass die teilsanierten, vor 1986 errichteten Gebäude auch 2025 noch einen unverändert hohen Anteil am Gesamtenergieverbrauch haben werden. Der Anteil der unsanier-ten Gebäude wird jedoch deutlich abnehmen. Daraus wird ersicht-lich, dass bei Sanierungen ein möglichst gutes Sanierungsniveau erreicht werden sollte, um langfristig einen niedrigen Energie-verbrauch zu erreichen. Wenn diese Chance verpasst wird, bleibt ein Gebäude für die nächsten 20 bis 40 Jahre in einem unbefriedi-genden Zustand.

Zudem sollte durch intensive Beratung erreicht werden, dass die Sanierungsquote von derzeit 1 % pro Jahr auf 2 % pro Jahr ver-doppelt wird.

In Kornwestheim haben die Mehrfamilienhäuser einen mehr als dop-pelt so hohen Anteil am Heizwärmebedarf wie die Einfamilienhäu-ser. Die Energieberatung wird aber üblicherweise vorwiegend von Besitzern von Ein- und Zweifamilienhäusern nachgefragt. In Korn-westheim muss also die Energieberatung speziell für Mehrfamilien-häuser beworben werden.

Ein „Kornwestheimer Gütesiegel“ soll energetisch gut sanierte Ge-bäude und überdurchschnittlich gute Neubauten auszeichnen. Ziel ist, dadurch die Aufmerksamkeit für umfassende Sanierung zu erhö-

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hen. Eine intensive Öffentlichkeitsarbeit hierzu ist dabei wich-tig. Unter dem „Kornwestheimer Gütesiegel“ soll jedoch nicht nur die Plakette verstanden werden, sondern ein Bündel von Maßnahmen (siehe dazu Maßnahme 6.6):

Einheitliche Informationen aller Akteursgruppen befördern sinnvolle Investitionsentscheidungen. Basis könnten die Ma-terialien von „Zukunft Altbau“ sein.

Eine kostenfreie Erstberatung aller Sanierungswilligen durch die Ludwigsburger Energieagentur sollte angestrebt werden.

Ziel ist, möglichst vor jeder umfassenden Sanierung, eine bafa-geförderte Energiediagnose durchzuführen. Kosten von etwa 1 % der Bausumme helfen teure Fehlentscheidungen zu vermeiden.

Der komplette Sanierungsweg kann von einem „Kümmerer“ be-gleitet werden, der den Bauherrn durch den gesamten Prozess der Meinungsbildung und Sanierung begleitet.

Regelmäßige Vortragsveranstaltungen, die auch aktuelle The-men aufgreifen können, erhöhen die Aufmerksamkeit der Bür-ger.

Weiterbildung von Handwerkern und Architekten, die Quali-tätssicherung beispielsweise durch Druckdichtigkeitsprüfun-gen, sind flankierende, aber wichtige Maßnahmen (siehe Maß-nahme 1.2).

Förderungen sind ein bewährtes Instrument eine lenkende Wirkung auszuüben. Wir empfehlen Passivhäuser und Einfami-lienhäuser mit 2.500 € sowie Mehrfamilienhäuser mit 1.500 € je Wohnung zu fördern. Bei Bestandssanierungen empfiehlt sich eine einfach strukturierte Förderung von 20 € je m² gedämmter Fläche, wenn anspruchsvolle Standards eingehalten werden.

Unpopulär aber wirkungsvoll ist die Überwachung bestehender Gesetze. Insbesondere die Energieeinsparverordnung wurde aus Kapazitätsgründen nur bedingt überwacht. Beim Erneuer-baren Wärmegesetz ist von einer intensiven Überwachung aus-zugehen.

4.4 Effizienznetzwerk betriebliches Energiemanagement

Die Zahl der Beschäftigten in Kornwestheim ist in den vergangenen 35 Jahren um ca. 29 % gesunken. Der Anteil der Beschäftigen im Dienstleistungssektor ist im gleichen Zeitraum von 41 % auf mitt-lerweile 77 % gestiegen. Der Energieverbrauch von Industrie und Gewerbe hat in Kornwestheim einen Anteil von ca. 37 % am Gesamt-

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verbrauch der Stadt. Dies entspricht etwa dem Durchschnitt im Land.

Endenergieverbrauch GH&D und Industrie

0

50

100

150

200

250

300

350

1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025

GWh/aStromSolarstrahlungNahwärmeHolzHeizölGas

Abbildung 11 Endenergieverbrauch in Kornwestheim von Gewerbe, Han-

del, Dienstleistung und Industrie

Die Energieintensität je Beschäftigten hat in der Zeit von 31.5000 kWh auf 35.200 kWh je Beschäftigten zugenommen, der Stromverbrauch stieg dabei sogar vom 12.800 kWh auf 17.800 kWh je Beschäftigten.

Energieeffizienznetzwerke haben sich in der Schweiz seit über 20 Jahren und in Deutschland seit etwa 15 Jahren bewährt: Teilneh-mende Betriebe steigern ihre Energieeffizienz zwei bis drei Mal schneller als der Marktdurchschnitt. Ziel des Klimaschutzkonzepts ist daher der Aufbau eines solchen Netzwerkes.

Nach einer Auftaktveranstaltung konnten sechs Unternehmen für ei-ne Initialberatung gewonnen werden. Einsparspotentiale werden da-bei sowohl bei Heizungs- und Lüftungsanlagen als auch bei Be-leuchtung und Drucklufterzeugern gefunden. In zwei Unternehmen bietet sich beispielsweise die Abwärmenutzung von Drucklufterzeu-gern an. In einem Unternehmen ist es denkbar, Abwärme ins Fern-wärmenetz einzuspeisen. Bei einem weiteren Unternehmen liegt Ab-wärme auf einem so hohen Temperaturniveau vor, dass sie zur Stro-merzeugung genutzt werden kann.

Das Stromeinsparpotenzial der gering investiven Maßnahme wird auf 510 MWh/a geschätzt, die Energiekosteneinsparung beträgt dabei 45.000 €/a. Wir hoffen darauf, dass die aufgezeigten Potentiale vertieft untersucht und dann erschlossen werden.

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Da die Teilnehmerzahl an Netzwerk noch sehr gering ist, regen wir eine regionale Zusammenarbeit mit Unternehmen aus Ludwigsburg bzw. dem gesamten Landkreis an.

In den Netzwerktreffen soll einerseits fachlicher Input geliefert werden und andererseits der Erfahrungsaustausch betrieblicher Un-ternehmen gefördert werden. Jedes Treffen soll einen fachlichen Schwerpunkt haben.

Da in Kornwestheim zahlreiche kleinere, weniger energieintensive Unternehmen angesiedelt sind, regen wir themenbezogene Veranstal-tungsreihen an (Heizung, Druckluft, Beleuchtung, Antriebe, Finan-zierung…).

Zur Ergänzung dazu sind Initialberatungen für KMU´s analog zur Erstberatung von Gebäudeeigentümern denkbar, die ebenfalls kos-tenfrei angeboten werden sollten.

4.5 Stromeinsatz in Gewerbe, Handel und im Dienstleistungssektor

Prinzipiell ist der Energieverbrauch in diesem Sektor ähnlich strukturiert wie im Bereich Haushalte: Die Gebäude müssen beheizt werden und es wird Strom für Beleuchtung, Informations- und Kom-munikationstechnik, Lüftung, Klimatisierung und Kleinanwendungen benötigt.

Die Geräte der Informations- und Kommunikationstechnik haben ei-nen zunehmenden Anteil am Verbrauch. In Rechenzentren gibt es aber große Einsparpotentiale durch optimierte Lüftung und durch Virtualisierung der Server. Die vielfach erforderliche Belüftung oder Kühlung bei größeren Einheiten treibt den Stromverbrauch in die Höhe. Wesentlich sind hierbei die Anforderungen an die Raum-temperatur: 26°C im Serverraum sind ausreichend und bewirken ge-genüber 22°C eine Reduzierung des Stromverbrauchs um bis zu 40%. Am Arbeitsplatz spielt vor allem die Auswahl der Hardware und de-ren Nutzung eine große Rolle. Hier können Informationen über Ein-sparmöglichkeiten helfen, die Einsparpotentiale zu erschließen. Geräte-Datenbanken liefern bei Ausschreibungen die erforderlichen aktuellen Kennwerte.

Bei der Beleuchtung gibt es Einsparmöglichkeiten durch effizien-tere Leuchten und eine dem Bedarf besser angepasste Regelung. Be-stehende Heizungsumwälzpumpen haben Wirkungsgrade von 5 bis 25 %, Hocheffizienzpumpen von bis zu 50 %. Insbesondere beim Austausch sollten nur noch Hocheffizienzpumpen eingesetzt werden. Statt sukzessive stets nur defekte Pumpen durch neue zu ersetzen, kann es wirtschaftlich sein, die gesamte Pumpengruppe einer Heizanlage durch korrekt dimensionierte, neue Pumpen mit Labelklasse A zu ersetzen. Zudem empfiehlt sich ein hydraulischer Abgleich. Eine Ersparnis von 50% in diesem Segment ist meist erreichbar, je nach Randbedingungen sind auch 75% durchaus möglich.

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 18 Juni 2010

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Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 19 Juni 2010

Fahrleistungen PKW nach Wegezwecken

Berufsverkehr Einpendler

Urlaubsverkehr

Berufsverkehr Geschäftszwecke

Einkauf/Erledigung außerhalb Kornw.

Freizeit innerhalb Kornw.

Einkauf/Erledigung innerhalb Kornw.

Ausbildungsverkehr Schulen

Berufsverkehr Innerort

Ausbildung Grundschule + KiGa

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

Freizeitverkehr außerhalb

Berufsverkehr Auspendler

Mio. km

Auch im Stromsektor sollte eine verantwortliche Person die Poten-tiale bei Beschaffung und Betrieb im Auge behalten.

Bei kleineren Firmen sind Firmenanalysen auf der Basis von Bege-hungen oft nicht wirtschaftlich. Sinnvoll sind jedoch beispiels-weise spezielle Veröffentlichungen und Vortragsreihen bezogen auf Querschnitttechnologien (Regelung, Druckluft, Beleuchtung etc.) oder branchenbezogene Veranstaltungen. Die Stadt könnte analog zu den Initialberatungen für Eigentümer von Wohngebäuden Initialbe-ratungen für kleine und mittlere Betriebe anbieten. Auch hier finden zunächst keine Vor-Ort-Beratungen statt, sondern die Be-triebe kommen mit ihren Fragestellungen in die Beratung. Die Be-ratung erfolgt durch erfahrene Fachleute, die Handlungsmöglich-keiten und weiteren Beratungsbedarf ermitteln. Der Berater stellt Checklisten für die Vorbereitung der Termine zur Verfü-gung, in denen die Betriebe ihre wichtigsten Daten zusammenstel-len können.

4.6 Mobilität und Verkehr

Der Verkehr hat einen Anteil von ca. 30% am Endenergieverbrauch in Kornwestheim und verursacht ca. 26% der CO2-Emissionen. Korn-westheim hat bereits ca. 10 % niedrigere CO2 Emissionen als der Bundesdurchschnitt. Dies liegt zum einen an der kompakten Stadt-struktur, zum anderen am guten ÖPNV-Angebot. Der sinkende Flot-tenverbrauch wird mittelfristig trotz steigender Fahrleistungen zu sinkenden Verbräuchen führen.

Die Stadt hat über alle Verkehrsarten hinweg schon umfassende Maßnahmenpakete realisiert, so dass heute der Schwerpunkt bei Maßnahmen im Bereich Information liegen sollte und weniger bei der Schaffung zusätzlicher Angebote. Mit „Kornwestheim – bewusst mobil“ hat die Stadt bereits einen Slogan für den Mobilitätssek-tor geschaffen. Dieser Slogan sollte nun deutlich aktiver kommu-niziert werden. CO2 reduzierende Maßnahmen haben fast immer posi-tive Nebeneffekte wie Lärmminderung und die Erhöhung der Aufent-haltsqualität in der Stadt.

Regelmäßige Presseberichte beispielsweise über prominente bzw. vorbildliche Bürger sind ein bewährtes Mittel. Es bietet sich an, das Kampagnen Paket „Kopf an – Motor aus“ zu erwerben, da hier ein erprobtes Paket zur Verfügung steht.

Die Wirksamkeit der Instrumente ist nur sehr schwer abzuschätzen. Anhand von Erfahrungswerten wur-wurden Minderungspotenziale abge-schätzt. Der Haupteffekt wird durch die Verbesserung des Flot-tenverbrauchs aufgrund der norma-len Erneuerung der Fahrzeugflotte erfolgen. Aktionen zum Sprit spa-

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renden Fahren und zum Umstieg auf ÖPNV, Fahrrad und zu Fuß gehen können sofort wirksam werden.

Die Analyse der Wegezwecke ergab als primären Ansatzpunkt für den Einsatz von kommunikativen Maßnahmen den Bereich Verkehr zum Ar-beitsplatz (Berufsverkehr) und den Verkehr, der von Schülern aus-gelöst wird. Deswegen sollte der Bereich Mobilitätsberatung für Firmen und Schulen ein weiterer Schwerpunkt sein. Eine Verhal-tensänderung hin zu Sprit sparendem Fahrstil kann einerseits durch spezielle geförderte Fahrkurse; andererseits durch gezielte Plakatierung wie “Sprit sparen – leiser fahren Tempo 30 im 3 /4 Gang“.

Im Bereich des Bahnhofs bietet sich an, das P + R – Angebot durch relativ kostengünstige Maßnahmen zu verbessern und so den Umstieg auf den ÖPNV attraktiver zu machen. Auch die Fahrrad-Abstellmöglichkeiten am Bahnhof können noch deutlich attraktiver gestaltet werden, beispielsweise durch Fahrradboxen sowie Rahmen sichernde Parkierungen auf der Westseite des Bahnhofs.

Eine vorbildliche Mobilitätskampagne betreibt die Stadt Feldkirch in Vorarlberg. Diese wird als Exkursionsziel empfohlen.

Für das Klimaschutzkonzept Kornwestheim wurde ein Maßnahmenpaket mit den Schwerpunkten Mobilitätsmarketing und ÖPNV (Maßnahmen 4.1 und 4.2), Mobilitätsberatung (Maßnahmen 4.3 und 4.4), Sprit spa-rende Fahrstile (Maßnahme 4.5) und Carsharing (Maßnahme 4.6) aus-gearbeitet.

4.7 Stromverbrauch in den Haushalten

Private Haushalte haben einen wesentlichen Anteil am Strom-verbrauch in Kornwestheim. Dieser kann einerseits durch ein spar-sames Nutzerverhalten, andererseits durch gezielte Investitionen in effiziente Geräte reduziert werden. Für die Beleuchtung stehen heute Kompaktleuchtstofflampen und zunehmend auch LED´s zur Ver-fügung, deren Verwendung verstärkt beworben und in kommunalen De-moprojekten eingesetzt werden sollte. Trotz steigender Wohnfläche sinkt der Beleuchtungsstrombedarf.

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 20 Juni 2010

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Stromverbrauch Haushalte 2008

Information / Kommunikation

13%

Warmwasser8%

Wärmepumpe1%

Beleuchtung10%

Nachtspeicher8%

Mech. Energie und

Prozesswärme60%

Abbildung 12 Aufteilung des Stromverbrauchs der Haushalte

Bei Haushaltsgroßgeräten helfen einerseits klarere Produktinfor-mationen im Handel und andererseits Spartipps für den Betrieb den Verbrauch dieser Geräte zu senken. Mit Verbraucherinformation kann in erster Linie die Steigerung der Stromeffizienz in priva-ten Haushalten erreicht werden. Wenn Verbraucher schlecht infor-miert sind, oder wenn sie widersprüchliche Informationen bekom-men, werden sie entweder nicht in neue Geräte investieren oder weiterhin ineffiziente Modelle kaufen. Dasselbe gilt im Prinzip für Informations- und Kommunikationsgeräte. In diesem Segment sind im Übrigen steigende Verbräuche zu beobachten. Klimaschutz-inseln beim Einzelhandel informieren über marktbeste Geräte der jeweiligen Kategorie (Maßnahme 6.20).

Ein Wettbewerb „älteste Heizungspumpe“ kann Aufmerksamkeit auf die Potentiale lenken und die Austauschrate erhöhen (Maßnahme 6.9).

Über Chancen und Grenzen von Wohnungslüftungen kann im Rahmen der Energieberatung informiert werden.

Auch über den Austausch besonders klimaschädlicher Nachtspeicher-heizungen sollte im Zuge der Energieberatung informiert werden, ebenso über Einsatzmöglichkeiten und Restriktionen von Wärmepum-pen.

Zusätzlich bieten sich gezielte Stromsparberatungen an, mit denen beispielsweise im bundesweiten Projekt „Strom-Spar-Check für ein-kommensschwache Haushalte gute Erfahrungen gemacht wurden.

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 21 Juni 2010

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Stromverbrauch der Haushalte(ohne Heizzwecke)

0

10

20

30

40

50

60

1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025

GWh/a

Strom-effizienz

Referenz

Abbildung 13: Strom-Einsparpotenziale Haushalte

Wie in den anderen Bereichen des Klimaschutzes hat die Stadt Kornwestheim eine Vorbildfunktion gegenüber den Bürgern. Beispie-le hierfür sind die Benutzung von LEDs in städtischen Gebäuden oder der Einsatz von Green IT in der Stadtverwaltung. Die Stadt kann hier publikumswirksame Aktionen mit Vorbildcharakter durch-führen und in der Öffentlichkeitsarbeit entsprechend verwerten.

4.8 Ausbau Erneuerbarer Energien

Kornwestheim hat eine relativ kleine Gemarkungsfläche. Damit ver-bunden ist auch ein geringeres nutzbares Potenzial erneuerbarer Energien. Wind oder Wasserkraft stehen nicht zur Verfügung, Flä-chen für den Anbau nachwachsender Rohstoffe sind ebenfalls sehr limitiert. Daher liegen die Potentiale im Wesentlichen in den Be-reichen oberflächennahe Geothermie, der Solarenergie und ggf. beim Import von Bioenergie.

Im Jahr 2008 betrug der Einsatz erneuerbarer Energien in Korn-westheim insgesamt ca. 42 GWh/a, das entspricht 5,2 % des End-energieverbrauchs. Für das Jahr 2025 wird im Referenzfall ein Einsatz von 73 GWh/a erwartet, das sind 2,4 MWh/a pro Kopf oder 10% des Endenergieverbrauchs.

Durch den konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien könnte im Jahr 2025 der Einsatz erneuerbarer Energien auf 111 GWh/a gestei-gert werden. Das entspricht einem Einsatz von 3,6 MWh/a pro Kopf oder 17,4% des Endenergieverbrauchs. Je geringer der Gesamtener-giebedarf bis dahin ist, desto höher ist prozentual der Anteil der Erneuerbaren Energien.

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 22 Juni 2010

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Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 23 Juni 2010

CO2-Einsparungen PV-Anlagen 2025

0 10 20 30 40 50 60 70 80

Referenz

Ausbau

Potenzial

CO2-EmissionenHaushalte 2008

kt/a

Einsatz erneuerbarer Energien

0

20.000

40.000

60.000

80.000

100.000

120.000

1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025

MWh/a

BiokraftstoffeErdwärmeSolarstrahlungPV-AnlageKlärgasBiogasHolz KraftwerkeHolz Kleinfeuerungen

Abbildung 14: Einsatz erneuerbarer Energien insgesamt (Ausbau-

Szenario)

Der Klimanutzen von Geothermiesystemen ist bei den heute am Markt verfügbaren Systemen noch gering, insbesondere wenn keine Flä-chenheizsysteme vorhanden sind. Wärme aus Abwasser ist beschränkt auf Abnehmer entlang eines Hauptsammlers mit großem Durchfluss.

Im Jahr 2008 waren ca. 0,030 m² Solarkolletorfläche pro Einwohner in Kornwestheim instal-liert. Zumindest 1 m² jeEinwohner wäre erforder-lich, um en sommerlicheTrinkwarmwasserbedarf

erreicht werden, dass die installierte Kollektorfläche schnellesteigt.

k-

n

möglichst vollständig zu decken. Durch intensive Beratung kann r

Gegenüber dem heutigen Ausbaustand von 20 W Photovoltaikleistung je Einwohner besteht noch ein erhebliches Ausbaupotential. Die möglichen zusätzlichen CO2-Einsparungen im Jahr 2025 liegen zwi-schen 1.300t/a und 2.200 t/a. Bei Nutzung aller Dachflächen könn-ten ca. 7.900 t/a erreicht werden. Auch hier kann verstärkte Be-ratung zu mehr Zubau führen. Ein weiterer wichtiger Akteur sind die Stadtwerke, die große Dachflachen für den Bau von PV Anlagen anmieten und Bürgerbeteiligungsprojekte entwickeln könnte (s. auch Maßnahme 3.2).

Die lokalen Ressourcen für Holz sind in Kornwestheim sehr be-grenzt. Kornwestheim ist also auf jeden Fall auf zusätzliche re-

Installierte Solarflächen

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0

Kornwestheim 2008

Leutkirch 2008

Referenz 2025

Ausbau 2025

Potenzial

m² / Einwohner

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gionale und überregionale Holzmengen angewiesen. Zusätzlich zum Einsatz von Holz im Hausbrand wird auch zunehmend Holz im Fern-wärmenetz eingesetzt. Der Einsatz könnte durch den Ausbau der Heizwerke Ost (Holzhackschnitzel) und Stotz (Holzpellets) von 2,2 GWh/a im Jahr 2008 auf 27 GWh/a im Jahr 2025 ansteigen (s. Maßnahme 3.1 und 3.5).

In Kornwestheim wird seit 2006 in einer Anlage Biogas produziert. Für den Ausbau der Heizzentrale Nord wird untersucht, ob die Ab-wärme der Biogasanlage eingespeist werden kann (s. Kapitel 4.9). Klärgas wird in Kornwestheim bereits in einer KWK-Anlage genutzt.

Für die Internetseite der Stadt wird eine zusätzliche interaktive Karte vorgeschlagen, in der die Bürger ihre eigenen Anlagen ein-tragen und mit einem Steckbrief versehen können. Dadurch können sie ihr Engagement sichtbar machen und andere Bürger zur Nachah-mung anregen (s. Kapitel 4.10 und Maßnahme 6.12).

4.9 Ausbau der Fernwärmeversorgung

Fernwärmenetze stellen eine hervorragende Grundlage für eine öko-logisch sinnvolle Art der Wärmeerzeugung dar. Bereits heute hat die Fernwärme in Kornwestheim einen Anteil von 11 % am Wärme-markt. Sechs Wärmenetze sind in Kornwestheim in Betrieb. Nachdem zunächst die Wärme ausschließlich mit Hilfe von Gaskesseln er-zeugt wurde, sind in den vergangenen Jahren mehrere BHKWs und ein Holzpelletkessel nachgerüstet worden. Fernwärmenetze erlauben ei-nen sinnvollen Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung, sowie die Nut-zung erneuerbarer Energien, die dezentral nicht genutzt werden können.

In Kornwestheim wird die Erweiterung und Modernisierung der Fern-wärme intensiv geplant:

Biogasnutung

Anschluss städtischer Gebäude

Diese Projekte können aus Sicht des Klimaschutzes in vollem Um-fang unterstützt werden. Zusätzlich wird empfohlen, bestehende Abwärmepotentiale so weit wie möglich ins Wärmenetz einzukoppeln. Empfohlen wird weiterhin möglichst an den Rändern der bestehenden Netze, eine Ausweitung der Wärmeversorgung voranzutreiben und so den Wärmeabsatz zu erhöhen.

Zusätzlich sollte die Stadt untersuchen, ob sie Sanierungsgebiete definieren kann in denen Fernwärme eingesetzt werden kann. Dabei sollten Gebiete identifiziert werden, die eine homogene Alter-struktur der Gebäude aufweisen, und in denen bisher erst wenige Sanierungsmaßnahmen stattgefunden haben. Im Hinblick auf die An-forderungen des EWärmeG des Landes kann Fernwärme besonders in

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 24 Juni 2010

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Kornwestheim eine echte Alternative für Mehrfamilienhäuser dar-stellen.

Als Planungsgrundlage für künftige Netzerweiterungen wird die Er-stellung eines Wärmeatlas empfohlen, dem der heutige Wärme-verbrauch der Stadtquartiere zu entnehmen ist. Langfristig regen wir an zu prüfen, wie die bestehenden Inselnetze mit einander verknüpft werden können. Kommunikation spielt auch für den Ausbau der Fernwärme eine wichtige Rolle. Wenn es gelingt, wie in Lud-wigshafen der Fall, Bürgeraktivitäten für den weiteren Wärmenetz-ausbau auszulösen, wird der Fernwärmeausbau zum Selbstläufer.

Die Landesregierung hat hohe Ziele für die Entwicklung von KWK-Anlagen formuliert. Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil der Kraft-Wärme-Kopplung an der Stromerzeugung von ca. 10% auf 20 % gestei-gert werden, um die Energieeffizienz der Stromerzeugung durch die Nutzung der Abwärme zu verbessern.

Im Jahr 2008 betrug der BHKW-Anteil an der Wärmeerzeugung ca. 13 %. Die BHKW erzeugten dabei ca. 7,7 GWh/a Strom (ca. 3,7 % am gesamten Stromverbrauch). Der bereits grob geplante Ausbau der Fernwärmeversorgung durch sukzessiven Anschluss städtischer Ge-bäude an das Heizwerk Stotz (BHKW mit 1 MW elektrisch) würde die Stromerzeugung durch KWK-Anlagen mehr als verdoppeln. Für den weiteren Ausbau müssen zusätzliche Wohngebiete oder einzelne Ob-jekte gefunden werden, die mit KWK versorgt werden können. Das entspricht auch den Ambitionen der Stadtwerke zur Ausweitung ih-res Geschäftsfeldes Contracting.

4.10 Kommunikationskonzept

Wie in allen Aktuersgesprächen deutlich wurde, kommt dem Thema Kommunikation eine außerordentlich große Bedeutung zu. Hier kann erreicht werden, dass die öffentliche Wahrnehmung deut-lich steigt und damit auch ohne großen Kapitaleinsatz wesent-liche Fortschritte erzielt werden.

Eine gestalterisch einheitliche Linie für alle Aktivitäten rund um den Klimaschutz ist dafür Voraussetzung. Hierfür wird der Claim „Korn-westheimer können Klimaschutz“ vor-geschlagen.

Bei Gesprächen mit den wesentli-chen Akteuren er-gaben sich unter-schiedliche Schwerpunkte, die bei der Entwicklung der Vor-schläge des Kommunikationskonzeptes berücksichtigt wurden.

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 25 Juni 2010

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Gute Informationsmaterialien zum Thema Altbausanierung oder zum Thema Stromeffizienz müssen nicht neu entwickelt werden sondern können von anderen Einrichtungen wie dena oder KEA kostengünstig bezogen werden.

Angeregt wird die Erstellung eines Klimaschutz-Stadtplans (Maßnahme 6.12), in den gute Klimaschutzprojekte eingetragen werden sollen, ein Klimaschutz-Scheckheft mit zusammengefass-ten Dienstleistungsangeboten am Ort sowie eine Mappe, in der Broschüren unterschiedlicher Anbieter verteilt werden sollen.

Mit der „Familie Klimaschutz“ soll die Umsetzung von klima-schonendem Verhalten anhand einer oder mehrerer konkreter Kornwestheimer Familie dokumentiert werden. Eine Plakataktion erhöht die Aufmerksamkeit für das Thema, die im Idealfall pa-rallel zu einer Auftaktveranstaltung gestartet wird.

Schließlich erscheint eine eigene Internetseite zum Thema Kli-maschutz angedockt an den Internetauftritt der Stadt als un-verzichtbarer Bestandteil des Kommunikationskonzepts.

Die Maßnahmen werden detailliert in der Langfassung in Kapitel 4.10 Kommunikation sowie in den Maßnahmenblättern 4.1, 6.1 bis 6.4 sowie 6.12 bis 6.16 beschrieben. Der Klimamanager muss bei der Öffentlichkeitsarbeit die zentrale Rolle als Koordinator und Initiator wahrnehmen.

4.11 Intensivierung des Beratungsangebotes der Ludwigsburger Energieagentur LEA

Zentrales Hemmnis bei der Gebäudesanierung ist der Mangel an neutraler und kompetenter Information für den Endkunden. Aufgabe einer regionalen Energieagentur, wie die Ludwigsburger Energie-agentur (LEA) ist es, genau diese Dienstleistung zu erbringen: Individuelle Erstberatung, Vortragsveranstaltungen, Pressearbeit, die Organisation von Netzwerken und Kampagnen. Wichtig für den Erfolg der LEA ist es, dass sie ihre Aktivitäten mit den sonsti-gen Aktiven im Landkreis abstimmt. Eine ausreichende personelle Kapazität ist erforderlich, um sinnvolle Präsenzzeiten auch in Kornwestheim abdecken zu können. Aufgabe der LEA könnte es sein, im Auftrag der Stadtverwaltung Exkursionen, Kampagnen oder Ver-tragsveranstaltungen zu organisieren.

Wichtiger Partner der LEA sind die Bauschaffenden in Kornwestheim und Ludwigsburg. Die LEA sollte Arbeitskreise mit Handwerkern, Architekten, Planern und Energieberatern pflegen. Beratungsiniti-ativen und Arbeitsgruppen zu Photovoltaik, zur Solarwärmenutzung oder zur Verwendung von Holz als Energieträger zählen zu den Auf-gaben der LEA.

Kernaufgabe ist der Organisation eines Netzwerkes von Energiebe-ratern. Auch die Qualitätssicherung der energetischen Gebäudenut-

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 26 Juni 2010

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zung ist Aufgabe einer Energieagentur. Insbesondere durch Weiter-bildungsangebote sollte die LEA dazu beitragen, das Know-how der Bauschaffenden zu steigern.

Beim Blick auf die durch Energieberatung ausgelösten Investitio-nen leistet die LEA einen sehr guten Beitrag im Bereich Wirt-schaftsförderung.

5 Klimamanager und Controlling

Das Klimaschutzkonzept der Stadt Kornwestheim kann nach unserer Überzeugung nur dann angemessen umgesetzt werden, wenn die Stadt-verwaltung die Federführung und eine aktive Gestaltung übernimmt. Bisher übernimmt die Umweltbeauftragte diese Aufgabe. Deren Kapa-zitäten reichen zur Umsetzung dieses Konzeptes nicht aus.

Die Vielzahl und Komplexität der Maßnahmen, der Abstimmungs- und

Steuerungsaufwand sowie die erforderliche Sachkunde erfordern die

volle Arbeitskapazität eines engagierten und kompetenten Mitar-

beiters. Mit der Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen sind je-

doch Chancen für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt ver-

bunden, die die Schaffung und Besetzung der Stelle eines Klimama-

nagers rechtfertigen.

Die Arbeit eines Klimamanagers ist nach unserer Einschätzung eine notwendige Bedingung dafür, die gegebenen Klimaschutzziele auch nur annährend zu erreichen.

Der Klimamanager ist die für die Umsetzung und Weiterentwicklung der Maßnahmen des Klimaschutzkonzeptes verantwortlich, koordi-niert alle Maßnahmen rund um den Klimaschutz und versucht mög-lichst viele Aktivitäten anzustoßen, die unter das Dach des Kli-maschutzkonzeptes Kornwestheim passen. Der Klimamanager muss ins-besondere über gute kommunikative Fähigkeiten verfügen und Orga-nisationsgeschick besitzen. Zusätzlich ist technisches Verständ-nis ist von großem Vorteil. Seine Arbeit ist aufgrund der Auswir-kungen auf die lokale Wirtschaft dem Bereich der Wirtschaftsför-derung zuzuordnen.

Der Klimamanager verantwortet Controlling und Reporting des Kli-maschutzkonzeptes. Uneffiziente Maßnahmen müssen frühzeitig kor-rigiert oder gestoppt werden. Dies gelingt nur bei einer laufen-den Erfassung aller Energieeinsparungen, CO2-Minderungen und Kos-ten. Um diese Aufgabe zu erfüllen, wird ein Controllingsystem aufgebaut. Das System erfasst:

Strukturdaten

Projekte

Energiebericht der Gebäudewirtschaft

Energieverbrauch und CO2-Emissionen Kornwestheims

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 27 Juni 2010

Page 29: Naturschutz und Reaktorsicherheit Förderkennzeichen 03KS0027

Rechenschaftsbericht des Klimaschutzmanagers

Beratungs- und Projektbilanz der LEA in Kornwestheim

Kennzahlenbericht

Der Klimamanager sollte jährlich einen Klimaschutzbericht bzw. eine Klimaschutzstatistik für die Stadt Kornwestheim erstellen und damit Maßnahmen und Zielerreichung dokumentieren. Dieser wird der Energiekommission sowie dem Gemeinderat vorgelegt. Das Cont-rollingsystem wird das kontinuierliche Qualitätsmanagement und Zertifizierungssystem des European Energy Award® (eea) unterstüt-zen.

6 Maßnahmenblätter

Für alle Maßnahmen, die in Kornwestheim als sinnvoll angesehen werden, wurden Maßnahmenblätter erstellt. Diese Maßnahmenblätter mit einheitlicher Struktur liefern auf einer Doppelseite eine Kurzbeschreibung der jeweiligen Maßnahme und eine Bewertung aus Sicht der Gutachter. Die Maßnahmen werden anhand von vier Katego-rien mit einer fünfstufigen Skala bewertet. Die Länge des jewei-ligen Balkens ist ein Maß für die Zielerreichung.

Die Priorität der Maßnahme ist ein Maß für Dringlichkeit und Wichtigkeit. Maßnahmen hoher Priorität sollten vorrangig umge-setzt werden, Maßnahmen niedrigerer Priorität können später in Angriff genommen werden.

Das Kosten-Nutzen Verhältnis ist ein Maß für den Aufwand, der für die Erreichung einer bestimmten Emissionsminderung erforderlich ist. Idealerweise sollte dies in jedem Fall in €/t CO2 angegeben werden. Dies ist jedoch bei etlichen Maßnahmen nicht möglich, so-dass hier eine qualitative Bewertung vorgenommen wurde. Zudem ist zu bedenken, dass bei Maßnahmen wie dem Energiemanager die Kos-ten und der Nutzen der Maßnahme vollständig bei der Stadtverwal-tung liegen. Den Kosten stehen also nicht nur CO2-Einsparungen sondern auch Energiekosteneinsparungen gegenüber.

Maßnahmen wie beispielsweise die Stärkung der Ludwigsburger Ener-gieagentur verursacht für die Stadt Kosten, der Nutzen entsteht jedoch den Bauschaffenden und den Bürgern.

Schließlich gibt es die Maßnahmen im Bereich Kommunikation, denen überhaupt keine direkten CO2-Einsparungen zugeordnet werden kön-nen, die aber elementar dafür sind, eine entsprechende Grundhal-tung zum Thema Energieeffizienz und erneuerbare Energien in Korn-westheim zu schaffen.

Der Balken Umsetzbarkeit beurteilt die Hemmnisse, die einer Maß-nahme entgegen stehen. Je länger dieser Balken ist, desto gerin-gere Hemmnisse erwarten wir. Komplexe Maßnahmen wie der Aufbau

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 28 Juni 2010

Page 30: Naturschutz und Reaktorsicherheit Förderkennzeichen 03KS0027

eines ausgedehnten Wärmenetzes haben noch zahlreiche Hemmnisse zu überwinden.

Schließlich ist noch die Klimarelevanz einer Maßnahme zu bewer-ten. Auch hier muss bedacht werden, dass sich etliche Maßnahmen einer quantitativen Bewertung entziehen. Beispiele sind auch hier Maßnahmen im Bereich Kommunikation.

Auf den kommenden beiden Seiten sind die Maßnahmen nach Priorität und Relevanz sortiert. Dies gibt einen guten Überblick, welche Maßnahmen aus Sicht der Gutachter vorrangig bearbeitet werden sollten. Daran schließt sich die Kurzbeschreibung aller vorge-schlagenen Maßnahmen mit der zugehörigen Nummer an.

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 29 Juni 2010

Page 31: Naturschutz und Reaktorsicherheit Förderkennzeichen 03KS0027

Priorität

0 1 2 3 4 5

2.3 Abarbeitung Prioritätenliste Sanierung

3.1 Ausbau Wärmenetz (Einsatz erneuerbarer Energien)

4.1 Mobilitätsmarketing

5.1 Klimamanager

6.1 Dachmarke "Kornwestheimer können Klimaschutz"

6.2 Internetplattform als kontinuierliches Kommunikationsinstrument

6.4 Auftaktveranstaltung

6.13 Basistool Infomappe Klimaschutz

1.1 Einführung einer kommunalen Energieleit linie

3.5 Ausbau Kraft-Wärme-Kopplung / Mini-KWK (Objektversorgung)

4.2 Nutzung ÖPNV und Fahrrad im Einkaufs- und Freizeitverkehr

6.3 Plakatierungskampagne

6.5 Intensivierung der Aktivitäten der LEA

6.6 Sanierungskampagne Klimaschutzsiegel

6.8 Veranstaltungen und Exkursionen

6.11 Stromspar-Check für einkommensschwache Haushalte

6.14 Sanierungsmappe für Eigentümer und Mieter

6.15 Klimaschutz-Scheckheft

7.1 Mieterberatung zu Energieeff izienz

7.4 Netzwerk Wohnbaugesellschaften

8.1 Energieeff izienz in kleinen Betrieben

3.2 Unterstützung des Zubaus von PV-Anlagen

3.3 Unterstützung bei Errichtung solarthermischer Anlagen

3.4 Nutzung fester Biomasse zur Erzeugung von Heizwärme

4.3 Mobilitätsberatung in Schulen

4.4 Mobilitätsberatung in Betrieben/ Betriebliche Mobilitätskonzepte

4.5 Spritsparkurse/ Sparsame Fahrst ile

4.6 Carsharing Schnupperwochen

5.2 Kontrolle und Vollzug EnEV / EWärmeG

5.3 Vernetzung der städtischen Akteure

5.4 Umweltfreundliche Beschaffung

6.7 Musterhaftes Projekt Neubau

6.9 Heizungspumpentauschaktion

6.10 Klimaschutzinseln im Fachhandel

6.12 Klimaschutz-Stadtplan im Internet

6.16 "Familie Klimaschutz"

9.1 Intracting

9.2 Bürger-Fonds der Stadtwerke

1.2 Blower-Door-Test / Leckage-Ortung bei Neubauten

2.2 Ökostrom für städtische Liegenschaften

6.17 Innovationspreis Erneuerbare Energien / Energieffizienz

7.2 Ökologischer Mietspiegel

7.3 Leuchtturmprojekt Mustersanierung

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 30 Juni 2010

Page 32: Naturschutz und Reaktorsicherheit Förderkennzeichen 03KS0027

Beitrag zur Erreichung des Klimaschutzziels

0 1 2 3 4 5

3.1 Ausbau Wärmenetz (Einsatz erneuerbarer Energien)

5.1 Klimamanager

8.1 Energieeffizienz in kleinen Betrieben

2.2 Ökostrom für städtische Liegenschaften

3.4 Nutzung fester Biomasse zur Erzeugung von Heizwärme

3.5 Ausbau Kraft-Wärme-Kopplung / Mini-KWK (Objektversorgung)

4.1 Mobilitätsmarketing

6.5 Intensivierung der Aktivitäten der LEA

6.6 Sanierungskampagne Klimaschutzsiegel

6.11 Stromspar-Check für einkommensschwache Haushalte

1.1 Einführung einer kommunalen Energieleit linie

2.1 Aufstockung Energiemanagement

2.3 Abarbeitung Prioritätenliste Sanierung

3.2 Unterstützung des Zubaus von PV-Anlagen

3.3 Unterstützung bei Errichtung solarthermischer Anlagen

4.4 Mobilitätsberatung in Betrieben/ Betriebliche Mobilitätskonzepte

4.5 Spritsparkurse/ Sparsame Fahrstile

6.8 Veranstaltungen und Exkursionen

7.1 Mieterberatung zu Energieeff izienz

7.4 Netzwerk Wohnbaugesellschaften

9.2 Bürger-Fonds der Stadtwerke

1.2 Blower-Door-Test / Leckage-Ortung bei Neubauten

4.2 Nutzung ÖPNV und Fahrrad im Einkaufs- und Freizeitverkehr

4.3 Mobilitätsberatung in Schulen

5.2 Kontrolle und Vollzug EnEV / EWärmeG

6.1 Dachmarke "Kornwestheimer können Klimaschutz"

6.2 Internetplattform als kontinuierliches Kommunikationsinstrument

6.3 Plakatierungskampagne

6.7 Musterhaftes Projekt Neubau

6.9 Heizungspumpentauschaktion

6.10 Klimaschutzinseln im Fachhandel

6.12 Klimaschutz-Stadtplan im Internet

6.14 Sanierungsmappe für Eigentümer und Mieter

6.15 Klimaschutz-Scheckheft

6.16 "Familie Klimaschutz"

7.2 Ökologischer Mietspiegel

7.3 Leuchtturmprojekt Mustersanierung

9.1 Intracting

4.6 Carsharing Schnupperwochen

5.3 Vernetzung der städtischen Akteure

5.4 Umweltfreundliche Beschaffung

6.4 Auftaktveranstaltung

6.13 Basistool Infomappe Klimaschutz

6.17 Innovationspreis Erneuerbare Energien / Energieffizienz

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 31 Juni 2010

Page 33: Naturschutz und Reaktorsicherheit Förderkennzeichen 03KS0027

1.1 Einführung einer kommunalen Energieleitlinie (Kap. 4.1)

Die Stadtverwaltung führt ein internes Regelwerk ein, das Richt-linien für Bau und Betrieb umfasst sowie die Zuständigkeiten in-nerhalb der Verwaltung regelt. Damit werden bisherige Regelungen zusammengefasst und aktualisiert. Für die Sanierungskonzepte der Liegenschaften werden darin z. B. die angestrebten Effizienzstan-dards für Gebäudebauteile, Anlagen und der Einsatz erneuerbarer Energien festgelegt. Die Energieleitlinie unterstützt den lang-fristig wirtschaftlichen Betrieb der städtischen Liegenschaften.

1.2 Blower-Door-Test / Leckage-Ortung (Kap. 4.3)

Eine luftdichte Bauausführung ist bei heutiger Bauweise unerläss-lich – sowohl was Energieverluste betrifft als auch im Hinblick auf die Vermeidung von Bauschäden. Die Stadt bietet daher allen Bauherren bei Neubauten und bei integralen Sanierungen eine kos-tenlose Leckage-Ortung durch eine Fachfirma an. Die Prüfung er-folgt zu einem Zeitpunkt, zu dem Nachbesserungen eventueller Män-gel noch problemlos möglich sind. Die Maßnahme wirkt nachhaltig qualitätssichernd.

2.2 Ökostrom für städtische Liegenschaften (Kap. 4.1)

Die Stadt deckt seit 2008 25 % des Stromverbrauchs der Liegen-schaften (ohne Straßenbeleuchtung) mit Ökostrom. Die Stadt Korn-westheim beschließt, sukzessiv ihren Gebäudebestand und die Stra-ßenbeleuchtung mit Ökostrom versorgen zu lassen. Jedes so ver-sorgte Gebäude erhält an der Fassade eine entsprechende Plakette. Es sollte nur zertifizierter Ökostrom aus Neuanlagen bezogen wer-den.

3.1 Ausbau Wärmenetze (Einsatz erneuerbarer Energien) (Kap. 4.2)

Durch den Um- und Ausbau der Fernwärmesysteme in Kornwestheim sollen die mit erneuerbaren Energien und durch KWK erzeugten Strom- und Wärmemengen erhöht werden. Möglichkeiten bieten sich bei der Nutzung von Biogas im Heizwerk Nord, der Erweiterung des Heizwerks Stotz mit Pelletsanlage und bei der Zusammenlegung im Heizwerk Ost mit einer ORC-Anlage. Insgesamt könnte dadurch der Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch von der-zeit 5 % auf 10 % bis 2015 verdoppelt werden. Zusätzlich zum An-schluss der städtischen Gebäude in der Stadtmitte sollte das Fernwärmenetz durch den Anschluss privater und gewerblicher Nut-zer ausgebaut werden. Bis 2025 könnte der Anteil der Fernwärme am Endenergieverbrauch ca. 9% erreichen (+4 Prozentpunkte seit

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 32 Juni 2010

Page 34: Naturschutz und Reaktorsicherheit Förderkennzeichen 03KS0027

2008). Nur bezogen auf den Wärmeverbrauch könnte Fernwärme einen Anteil von 21% erreichen.

3.2 Unterstützung des Zubaus von PV-Anlagen (Kap. 4.8)

Es soll eine Beratungsstelle geschaffen werden, die auf professi-onellem Niveau eine umfassende Hilfestellung bei Projektierung und Bau von PV-Anlagen anbieten kann. Denn PV-Anlagen ermöglichen auf Grund der gewährten Einspeisevergütung immer noch eine wirt-schaftliche Stromerzeugung. Die Anlagen sind robust und bewährt. Außerdem kann der Kauf oder die Beteiligung an einer PV-Anlage für Bürger und Betriebe eine sinnvolle Option zur direkten Betei-ligung am Klimaschutz und zur Reduktion der Stromkosten darstel-len. Durch die Maßnahme soll erreicht werden, dass alle Anlagen den optimalen technischen und wirtschaftlichen Anforderungen ent-sprechen und das Flächenpotenzial in Kornwestheim optimal ausge-nutzt wird.

3.3 Unterstützung bei Errichtung solarthermischer Anlagen (Kap. 4.8)

In Kornwestheim werden jährlich ca. 220 Heizungsanlagen erneuert oder neu gebaut. Dabei wird prinzipiell die Frage nach einer zu-sätzlichen Solaranlage aufgeworfen. Solarthermische Anlagen spie-len eine zentrale Rolle bei der Erfüllung des Wärmegesetzes von Bund und Baden-Württemberg. Bei der großen Vielfalt von angebote-nen Anlagenkonfigurationen ist ein fachkundiges und unabhängiges Beratungsangebot zur Unterstützung der Bürger sinnvoll. Da Solar-anlagen den Verbrauch fossiler und erneuerbarer Ressourcen redu-zieren, sollte jedes Objekt mit einer richtig dimensionierten An-lage ausgestattet werden.

3.4 Nutzung fester Biomasse zur Erzeugung von Heizwärme (Kap. 4.8)

In Kornwestheim wird bedingt durch den hohen Anteil von Mehrfami-lienhäusern und die sehr geringen lokalen Waldflächen bisher re-lativ wenig Holz als Brennstoff für den Hausbrand eingesetzt. Mo-derne Pelletsanlagen können jedoch auch in Mehrfamilienhäusern eingesetzt werden. Holzbrennstoffe verbrennen nahezu CO2-neutral. Lediglich der Aufwand für Ernte, Transport, Aufbereitung und Verbrennung verursachen geringe CO2-Emissionen. Holz ist ein hei-mischer Rohstoff. Damit können Anforderungen der Wärme-Gesetze von Bund und Land erfüllt werden. Durch die Intensivierung der Beratung soll erreicht werden, dass alle Anlagen den optimalen technischen und wirtschaftlichen Anforderungen entsprechen.

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 33 Juni 2010

Page 35: Naturschutz und Reaktorsicherheit Förderkennzeichen 03KS0027

3.5 Ausbau Kraft-Wärme-Kopplung / Mini-KWK (Objektversorgung) (Kap. 4.9)

KWK-Anlagen führen zu CO2-Minderungen durch effiziente Stromer-zeugung. Der bereits grob geplante Ausbau der Fernwärmeversorgung durch sukzessiven Anschluss städtischer Gebäude an das Heizwerk Stotz (BHKW mit 1 MW elektrisch) würde die Stromerzeugung durch KWK-Anlagen mehr als verdoppeln. Für den weiteren Ausbau müssen zusätzliche Wohngebiete oder einzelne Objekte gefunden werden, die mit KWK versorgt werden können. Zur Unterstützung des weite-ren Ausbaus von Kraft-Wärme-Kopplung und Wärmenetzen (s. Maßnahme 3.1) sollte ein Wärmeatlas als Datengrundlage geschaffen werden.

4.1 Mobilitätsmarketing (Kap. 4.6)

Effektive Maßnahmen in Kornwesheim liegen nicht (primär) im Ange-botsbereich, sondern in den Bereichen Information, Bewusstseins-bildung, Aktionen und Mobilitätsberatung, also der Öffentlich-keitsarbeit. Die dafür aufzuwendenden Kosten sind zumeist sehr viel geringer als Kosten für neue Mobilitäts-Angebote. Mobili-tätsmarketing wendet sich besonders an die Zielgruppe bzw. die Wegezwecke Einkaufs-, Erledigungs- und Freizeitverkehr innerorts in Kornwestheim. Das Mobilitätsmarketing wird aber auch ganz all-gemein die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer auf alternative Mobilitätsangebote und Gewohnheiten lenken.

4.2 Nutzung ÖPNV und Fahrrad im Einkaufs- und Freizeitverkehr (Kap. 4.6)

Die Anteile von ÖPNV und Fahrrad sollen gesteigert, und die Kfz-Wege reduziert werden.

Speziell für den Wegezweck Freizeit- bzw. Einkaufsverkehr sollen die Kfz-Anteile bzw. Fahrleistungen mithilfe eines Maßnahmen-Mix reduziert werden: Durchführung einer Aktionswoche zur umwelt-freundlichen Mobilität, Organisation von ÖPNV Sonderverkehren für alle Großveranstaltungen, Organisation eines bewachten Fahrrad-Abstellplatzes auf Stadt-Festen, Entwicklung und Herausgabe von kombinierten Eintrittskarten für Veranstaltungen mit (ermäßigter) ÖPNV-Nutzung , Ausweitung des Angebots geführter Touren mit dem Fahrrad, zu Fuß und/oder dem ÖPNV etc.

4.3 Mobilitätsberatung in Schulen und Kindergärten (Kap. 4.6)

Die ca. 50 % auto-mobilen Bring- und Abholdienste der Eltern bzw. die 30 % eigene Mobilität der Schüler in weiterführenden Schulen sollen durch gezielte Beratung und Motivation in den Schulen und Kindergärten reduziert werden. Das hat nicht nur direkte Einspar-wirkungen auf dem Schulweg, sondern auch indirekte Wirkungen auf

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 34 Juni 2010

Page 36: Naturschutz und Reaktorsicherheit Förderkennzeichen 03KS0027

das Verhalten und führt zu weiteren Einsparungen in den Wegezwe-cken Berufs-, Einkaufs und Freizeitverkehr.

4.4 Mobilitätsberatung in Betrieben/Betriebliche Mobilitätskon-zepte (Kap. 4.6)

Weil der Berufsverkehr mit insgesamt 17 kt/a CO2 den größten An-teil an allen Wegezwecken einnimmt und die Berufstätigen am effi-zientesten beeinflussbar sind, lohnt es sich hier anzusetzen. Insbesondere die Einpendler und die am Arbeitsort Wohnenden las-sen sich über die Betriebe in Kornwestheim erreichen. Als effi-ziente Maßnahme hat sich betriebliche Mobilitätsberatung durch spezialisierte Agenturen bewährt.

4.5 Spritsparkurse/Sparsame Fahrstile (Kap. 4.6)

Autofahrer sollen sich einen Sprit sparenden Fahrstil angewöhnen und vor allem durch niedertourige Gangwahl bei Tempo 50 und 30 den Spritverbrauch senken. Dies solle durch geeignete Werbemaß-nahmen (Plakate, Schilder, Presseartikel sowie Kursangebote) un-terstützt werden. Eine Einbindung der Fahrschulen sollte ange-strebt werden.

4.6 Carsharing Schnupperwochen (Kap. 4.6)

Aktionswochen zur Ausweitung des Carsharings in Kornwestheim sol-len Bürgerinnen und Bürger auf diese Möglichkeit der Mobilität aufmerksam machen. Nutzer erhalten als Probeabo für 2 bis 3 Mona-te die Gelegenheit, Carsharing vergünstigt zu testen.

5.1 Klimamanager Kornwestheim (Kap. 5)

Der/die Klimamanager/in ist die Person in der Verwaltung, die al-le Aktivitäten rund um den Klimaschutz betreut. Er oder sie hat den Auftrag, die Umsetzung der Maßnahmen des Klimaschutzkonzeptes voranzutreiben und stößt die erforderliche Öffentlichkeitsarbeit an. Er oder sie organisiert die Arbeit der Klimaschutz-Netzwerke und hält Kontakt mit allen Akteuren (Stadtwerke, LEA, Gemeinde-ratsfraktionen, Industrie, Handwerk, Bauschaffende, Lokale Agen-da, Vereine, BUND, Banken etc.). Die Aufgabe des Klimaschutzmana-gers ist elementar für die Zielerreichung des Klimaschutzkonzep-tes. Trotz Haushaltsrestriktionen sollte eine zusätzliche Stelle geschaffen werden.

5.2 Kontrolle und Vollzug EnEV und EWärmeG/EEWärmeG (Kap. 4.3)

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 35 Juni 2010

Page 37: Naturschutz und Reaktorsicherheit Förderkennzeichen 03KS0027

Die EnEV 09 und das Erneuerbare Wärme Gesetz setzen hohe Anforde-rungen an den Gebäudestandard und den Anteil erneuerbare Energien beim Heizungstausch. Diese Maßnahmen sind wirtschaftlich sinn-voll. Eine verbesserte Kontrolle ist im Interesse der Bürger, um die Energiekosten langfristig niedrig zu halten. Die Kontrolle schützt außerdem lokale Handwerksunternehmen vor Billigkonkurrenz und dient insgesamt zur Verbesserung der Qualität.

5.3 Vernetzung der städtischen Akteure (Kap. 4.3)

Klimaschutzaktionen berühren oft mehrere Ämter (Umweltbeauftrag-te, Bauverwaltung, Stadtplanung, Stadtbau, Presse, Wohnbau, Leit-bild 2025, Kultur und Sport etc.). Eine regelmäßige Kommunikation zwischen den Ämtern für die Planung und Umsetzung des Klima-schutzkonzeptes ist unbedingt notwendig. Gute und ausbaufähige Erfahrungen wurden bereits beim eea gemacht. Für die Bewältigung der zusätzlichen Aufgaben bei der Umsetzung des Klimaschutzkon-zeptes wird die Schaffung der Stelle eines Klimamanagers empfoh-len (s. Maßnahme 5.1). Eine Aufgabe des Klimamanagers sollte u. A. die Unterstützung der Fachämter, die Erfüllung der Quer-schnittsfunktion und die Einbindung der städtischen Akteure sein.

5.4 Umweltfreundliche Beschaffung (Kap. 4.1)

Beschaffungen sollen künftig grundsätzlich an Umweltkriterien orientiert erfolgen. Durch die Betrachtung der Lebenszykluskosten werden die günstigsten Angebote ermittelt, ohne nur den Kaufpreis als Kriterium zu betrachten. Über die gesamte Nutzungsdauer kön-nen daher Kosteneinsparungen erzielt werden, auch wenn die An-schaffungskosten zunächst höher ausfallen als bei vergleichbaren Produkten. Mit dem von der Europäischen Union geförderten Projekt „Buy Smart“ besteht derzeit in Deutschland ein kostenfreies Ange-bot von Beratung und Informationsmaterialien im Bereich grüner Beschaffung.

6.1 Dachmarke "Kornwestheimer können Klimaschutz (Kap. 4.10)

Allen Akteuren soll ein einheitlicher Auftritt im Klimaschutz er-möglicht und dadurch gewährleistet werden, dass Einzelaktionen als Teil der Klimaschutzkampagne wahrgenommen werden. Dazu werden in einem Handbuch Erscheinungsbild und Stilvorlagen entwickelt. Anhand der Stilvorlage können andere Akteure eigene Beiträge un-ter dem Markenzeichen „Kornwestheimer können Klimaschutz“ erstel-len.

6.2 Internetplattform als kontinuierliches Kommunikationsin-strument (Kap. 4.10)

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 36 Juni 2010

Page 38: Naturschutz und Reaktorsicherheit Förderkennzeichen 03KS0027

Ein Internet-Auftritt zum Klimaschutz in Kornwestheim ist ein Kerninstrument, auf das nicht verzichtet werden sollte. Das In-ternet ist das wesentliche Medium zur Bereitstellung komplexerer Informationen. Auch die Möglichkeit zum gezielten Download und Ausdruck durch den Interessenten selbst ist nur bei diesem Medium gegeben. Ein Klimaschutz-Portal sollte als eigenständiges Subweb in den Internet-Auftritt der Stadt eingegliedert werden.

6.3 Plakatierungskampagne (Kap. 4.10)

Neben der Pressearbeit ist eine Plakatkampagne das Mittel der Wahl, um die Gesamtöffentlichkeit in Kornwestheim zu erreichen. Die Plakate zur Startkampagne informieren die Bürger über den Start des Klimaschutzkonzeptes. Plakate können auch genutzt wer-den, um spezielle Aktionen zu unterstützen: Z. B. könnte für den Auftakt die Bürger motiviert werden, ihre Beiträge für den Klima-schutz-Stadtplan (Maßnahme 6.12) einzuschicken. Die Plakataktion wird entweder eigenständig oder in Verbindung mit der Öffentlich-keitsarbeit zur Auftaktveranstaltung durchgeführt (Maßnahme 6.4).

6.4 Auftaktveranstaltung (Kap. 4.10)

Als Auftakt der Klimaschutzkampagne sollte eine Veranstaltung durchgeführt werden, bei der Inhalt und Aktionen zum Klimaschutz-konzept vorgestellt werden. Dies kann evtl. gekoppelt werden mit Informationsständen aller beteiligten Gruppen und Akteure, Vor-trägen oder ggf. auch mit einem kulturellen Rahmenprogramm.

6.5 Intensivierung der Aktivitäten LEA (Kap. 4.11)

Die Ludwigsburger Energieagentur LEA ist eine wichtige regionale Einrichtung, die vor allem als Anlaufstelle für Bürger zur Gebäu-desanierung wesentliche Impulse setzen kann. Die Präsenz in der Stadt Kornwestheim sollte ausgeweitet werden. Die Einrichtung sollte personell deutlich verstärkt werden, um die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes unterstützen zu können. Vor jeder Gebäudesa-nierung und auch bei Neubauten sollten z. B. Beratungsgespräche bei der LEA und Energiediagnosen durch Gebäudeenergieberater er-folgen. Die LEA könnte weitere Aufgaben übernehmen: Qualitätssi-cherung am Bau, betriebliches Energiemanagement, Mieterberatung/ Mieterinformation, Förderberatung für Kommunen etc.

6.6 Sanierungskampagne Klimaschutzsiegel (Kap. 4.3)

Das Thema energieeffizientes Bauen und Sanieren soll unter dem Begriff „Kornwestheimer Klimaschutzsiegel“ als konzertierte Akti-

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 37 Juni 2010

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on von LEA, Energieberatern, Handwerkern, Architekten, Planern und Banken zusammengefasst werden:

Entwicklung eines zukunftsfähigen Gebäudestandards Beratungsangebote zu Sanierungsfahrplänen bei Altbausanie-rung

Qualitätsinitiative der Bauschaffenden Förderung von Beratung und qualitätssichernden Maßnahmen durch die Stadt

Auszeichnung besonders effizienter Gebäude Informationsangebote, Öffentlichkeitsarbeit

6.7 Musterhaftes Projekt Neubau (Kap. 4.3)

Die neue Siedlung „Neckartalblick“ ist ein Musterprojekt zum in-tegrierten Klimaschutz in Kornwestheim. Bei diesem Neubaugebiet, dessen Energiekonzept von der LEA erstellt wird und dessen Ener-gieversorgung unter Nutzung innovativer Technik (Abwärme aus Ab-wasser) durch die Stadtwerke erfolgt, werden Bauherren Vergünsti-gungen eingeräumt, wenn sie ihre Hausplanung auf einen „Kornwest-heimer Standard“ im Energieverbrauch ausrichten. Die Umsetzung des geforderten Standards in unterschiedlichen Gebäuden und die Erfahrungen der Nutzer sollen dokumentiert und auf andere Gebiete übertragen werden. Bei Bedarf organisiert die Stadt Besichtigun-gen der Gebäude und bietet Beratung an einem Informationsstand an.

6.8 Veranstaltungen und Exkursionen (Kap. 4.11)

In vielen Kommunen im deutschsprachigen Raum gibt es Beispiele für erfolgreiche Klimaschutzprojekte. Diese Erfahrungen sollten so weit wie möglich erschlossen werden. Dazu empfehlen wir, dass sich Gemeinderat, Verwaltung und Energiekommission gezielt über erfolgreiche Projekte informieren. Dies kann beispielsweise da-durch erfolgen, dass Referenten nach Kornwestheim eingeladen wer-den (bei eher abstrakten Projekten wie Finanzierungsmodellen o. ä.) oder dass sich Vertreter aus Gemeinderat und Verwaltung vor Ort über erfolgreiche Projekte informieren. Sind mehrere Aspekte zu bedenken, kann ein Hearing mit verschiedenen Referenten sinn-voll sein. Gemeinsame Exkursionen mit anderen Kommunen können Kosten senken.

6.9 Heizungspumpentauschaktion (Kap. 4.7)

Alte Heizungspumpen verbrauchen 500 bis 800 kWh pro Jahr. Hochef-fiziente Pumpen hingegen verbrauchen bis zu 80 % weniger Strom. Im Rahmen der Kundenbindung könnten die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim gemeinsam mit lokalen SHK-Betrieben ein Programm für den Austausch alter Heizungspumpen auflegen. Die Stadtwerke be-

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werben die Aktion bei ihren Stromkunden und organisieren die Ak-tion zusammen mit Handwerkern. Ggf. können mit dem lokalen Groß-händler spezielle Rabatte für die Beschaffung der Heizungspumpen ausgehandelt werden.

6.10 Klimaschutzinseln im Fachhandel (Kap. 4.10)

Beratungs- und Motivationsaktionen können zum Kauf von Haushalts-großgeräte der Energie-verbrauchsklasse A, A+ und A++, sowie Un-terhaltungselektronik mit geringem Energieverbrauch durch den Fachhandel anregen. Hierzu werden Bestgeräte in den Ausstellungs-räumen zu so genannten „Klimaschutzinseln“ zusammengefasst. Mus-terrechnungen zu Verbrauchskosten und Anschaffungskosten werden detailliert ausgewiesen. Evtl. wird mit einem Klimaschutz-Scheck ein Zuschuss gewährt, der im Vorfeld mit dem Fachhandel ausgehan-delt werden sollte.

6.11 Stromspar-Check für einkommensschwache Haushalte (Kap. 4.7)

Ziel der Aktion Stromspar-Check des Deutschen Caritasverbands (DCV) und des Bundesverbands der Energie- und Klimaschutzagentu-ren Deutschlands (eaD) ist es, den Energie- und Wasserverbrauch und die damit verbundenen Kosten in einkommensschwachen Haushal-ten zu senken. Gleichzeitig werden langzeitarbeitslose Personen im Rahmen einer Qualifizierungs- und Beschäftigungsförderung zu so genannten Stromsparhelfern geschult, die dann in den Haushal-ten die Stromspar-Checks durchführen.

6.12 Klimaschutz-Stadtplan im Internet (Kap. 4.10)

Bürger, Handwerker und Firmen aus Kornwestheim werden aufgerufen, ihr persönliches Best-Practice-Beispiel zum Klimaschutz an die Stadt zu schicken. Diese werden von einer Jury gesichtet, in ei-nem Internet-Stadtplan verortet und mit einer Kurzbeschreibung versehen. Den Bürgern soll die Vielzahl der Klimaschutzaktivitä-ten in Kornwestheim in attraktiver Form leicht erfassbar aufge-zeigt und eine Kontaktaufnahme und Information untereinander im Netzwerk ermöglicht werden.

6.13 Basistool Infomappe Klimaschutz (Kap. 4.10)

Als Abgabeform für Informationen aller Art sollte eine Sammelmap-pe Klimaschutz entwickelt werden. In dieser Sammelmappe können eigene Informationen der Stadt und zusätzlich erworbene Materia-lien an Interessenten abgegeben werden. Vorgesehen wären zwei Ab-

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Page 41: Naturschutz und Reaktorsicherheit Förderkennzeichen 03KS0027

gabemappen im Format Lang-DIN und A4, mit einem Kurztext zum Kli-maschutz in Kornwestheim und weiteren Informationen zum Einlegen.

6.14 Sanierungsmappe für Eigentümer und Mieter (Kap. 4.10)

Erstellung einer Beratungsmappe: Kern der Mappe ist Beratungsma-terial zu den Grundlagen der energetischen Sanierung im Altbau. In die Mappe sollen bestehende Informationen unterschiedlicher Quellen integriert werden (s. 4.10.5), wie z. B. auch die Klima-schutz-Schecks aus der Starterkampagne. Die Abgabe der Beratungs-mappe ist gekoppelt an eine bezuschusste Energieberatung (Initi-alberatung der LEA).

6.15 Klimaschutz-Scheckheft (Kap. 4.10)

Für alle Leistungen und Informationen, die von Institutionen und Firmen zum Klimaschutz in Kornwestheim angeboten werden, werden Schecks zur Verfügung gestellt, die entweder als gebundenes Scheckheft zusammengefasst oder in einer Sammelmappe eingelegt abgegeben werden. Selbst kleinere Angebote erhalten durch den Scheck eine gesteigerte Wertigkeit. Dem Nutzer wird damit ver-deutlicht, dass er eine Leistung oder eine Dienstleistung erhält, die einen Wert besitzt. Für das Scheckheft lassen sich mit gerin-gen Mitteln zahlreiche Aktualisierungen erstellen, die eine lang-fristige Nutzung des Instruments ermöglichen. Nicht mehr gültige Materialien lassen sich schnell austauschen, neue können kurz-fristig ergänzt werden (auch per Internet-Download). Das Klima-schutz-Scheckheft ist ein praktikables und langfristig nutzbares Basisinstrument zur Kommunikation.

6.16 „Familie Klimaschutz“ (Kap. 4.10)

Ausgesuchte Familien aus Kornwestheim versuchen in Teilbereichen, ein Maximum an CO2-Einsparung zu erreichen. Sie erhalten dazu al-le denkbaren Hilfestellungen und Fördermöglichkeiten. Die Ergeb-nisse bilden die Grundlage einer Berichtsreihe, die in der Tages-presse veröffentlicht wird. Hierzu sind auch umfassendere Infome-dien sinnvoll. Denkbar sind z. B. eine Fernsehdokumentation oder ein Kurzvideo (ggf. als studentische Projektarbeit der Filmakade-mie Ludwigsburg). Auch eine größere Broschüre kommt in Betracht.

6.17 Innovationspreis Erneuerbare Energien / Energieeffizienz (Kap. 4.10)

Vergabe eines Kornwestheimer Innovationspreises für herausragende Projekte zu Energieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energien.

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 40 Juni 2010

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Dieser Preis sollte möglichst mit geförderten Landesvorhaben kom-biniert werden können.

7.1 Mieterberatung zu Energieeffizienz (Kap. 4.7)

Vielen Nutzern von Mietwohnungen ist nicht klar, wie sie durch

ihr Verhalten den Energieverbrauch und damit ihre Energiekosten

wesentlich beeinflussen können. Mit regelmäßigen Mieterinfos so-

wie einer Publikation, die bei Einzug übergeben wird, können Mie-

ter sensibilisiert werden. Außerdem erstellt die LEA einen „Ener-

giespartipp des Monats“ der als Aushang fürs schwarze Brett allen

Vermietern zur Verfügung gestellt wird. Alternativ ist auch ein

Mailversand (Newsletter) möglich. Die Infos sollen als Dienst-

leistung von den Vermietern/ Baugesellschaften vergütet werden.

7.2 Ökologischer Mietspiegel (Kap. 4.3)

Ein Mietspiegel ermittelt die ortsübliche Vergleichsmiete durch einen Fragebogen. Normalerweise erfolgt keine qualifizierte Aus-sage über energetische Qualität, Wohnklima, Behaglichkeit und Heizkosten. Energetische Sanierungen im Mietwohnungsbau (aber auch bei Eigentumswohnungen) erfolgen schleppend, weil unklar ist, wie die Sanierungskosten des Eigentümers angemessen an die Mieter weitergegeben werden können, die von den Heizkosteneinspa-rungen profitieren. Oft unterbleiben daher selbst sehr wirt-schaftliche Maßnahmen. Der ökologische Mietspiegel soll neben Vergleichsmiete und Zuschlägen oder Abschlägen für den energeti-schen Standard zusätzlich ein Bewertungsschema für monetär nur schwer erfassbare Faktoren liefern, um eine nachvollziehbare Ver-teilung von Aufwand und Nutzen durchführen zu können.

7.3 Leuchtturmprojekt Mustersanierung (Kap. 4.3)

In einer mustergültigen energetischen Sanierung wird ein Altbau aus dem Bestand, ggf. ein Mehrfamilienhaus der städtischen Wohn-baugesellschaft, saniert. Dabei werden Amortisationsrechnungen, Maßnahmenplanung und Durchführung der Baumaßnahme umfassend doku-mentiert. Alle Schritte werden intensiv durch Öffentlichkeitsar-beit begleitet. Dadurch soll ein Leuchtturmprojekt geschaffen werden, anhand dessen möglichst viele Details einer mustergülti-gen energetischen Altbausanierung im Praxisbeispiel vorgeführt werden können.

7.4 Netzwerk Wohnungsbaugesellschaften (Kap. 4.3)

Auch in Kornwestheim besteht im Gebäudebestand ein Sanierungs-stau. Der Anteil des Geschosswohnungsbaus am Bestand ist relativ

Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 41 Juni 2010

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Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 42 Juni 2010

hoch. Zugleich sind gerade dort energetische Sanierungen oft wirtschaftlich durchführbar (Ziel: warmmietenneutrale Sanierung). Andererseits bestehen noch in vieler Hinsicht Informationsdefizi-te, die u. U. zu suboptimalen Entscheidungen führen. Es soll ein Netzwerk der Wohnungsbaugesellschaften aufgebaut werden, welches den Erfahrungsaustausch untereinander ermöglicht und regelmäßige Informationen zu einschlägigen Themen bietet. Zudem sollen durch Vorträge externer Fachleute Anregungen eingehen.

8.1 Energieeffizienz in kleine Betrieben (Veranstaltungsrei-he/Erstberatung) (Kap. 4.4)

Industrie und Gewerbe haben einen Anteil von 46 % an den CO2-Emissionen. Einsparpotenziale durch Verbesserung von Regelungen, Nutzung effizienter Technologien (Motoren, Pumpen, Öfen etc.) energetische Sanierung der Gebäude und Umstellungen an Prozessen werden auf mindestens 20 % geschätzt. Trotzdem hat Energieeffi-zienz in Betrieben oft nur einen geringen Stellenwert. Motivation und Unterstützung der Betriebe beim Energiemanagement ist für die insgesamt erzielbare CO2-Minderung in Kornwestheim von großer Be-deutung.

9.1 Intracting (Kap. 4.1)

Das Energiemanagement sollte neben den Mitteln für Kleinstinves-titionen (5 T€/a) über eigene finanzielle Ressourcen verfügen, um wirtschaftliche Maßnahmen zur Energieeinsparung in städtischen Liegenschaften kurzfristig realisieren zu können. Hierzu wird die Einrichtung eines Investitionsfonds vorgeschlagen. Eine durch-schnittliche Kapitalrückflusszeit der Maßnahmen von 5 Jahren wird angestrebt. Derzeit wird im Rahmen von Klimaschutz-Plus eine För-derung für die Einrichtung von Intracting angeboten.

9.2 Bürger-Fonds der Stadtwerke (Kap. 5)

Die Stadtwerke bieten ihren Kunden als Beteiligung einen Fonds an, der in Projekte zur Nutzung erneuerbarer Energien investiert. Kundeneinzahlungen ab 1000 € werden möglichst ortsnah in den Aus-bau erneuerbarer Energien investiert. Dies können EEG geförderte Anlagen, aber auch sonstige wirtschaftliche Projekte sein. Der Kunde erhält die jährliche Rendite auf sein Investment in Höhe von ca. 4 bis 6 %.