research.fit.edu...2 IMPRESSUM Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und...

80
Aktionsplan Anpassung der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

Transcript of research.fit.edu...2 IMPRESSUM Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und...

  • Aktionsplan Anpassungder Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

  • 2

    IMPRESSUM

    Herausgeber: BundesministeriumfürUmwelt,NaturschutzundReaktorsicherheit(BMU)ReferatÖffentlichkeitsarbeit·11055BerlinE-Mail:[email protected]·Internet:www.bmu.de

    Redaktion: BMU,ReferatWAI1FachlicheBearbeitung: AlmutNagel,BMU

    Gestaltung: design_idee,büro_für_gestaltung,ErfurtDruck: BonifatiusGmbH,Paderborn

    Abbildungen: Titelseite:www.global-picture.netS.5:heiko119/Fotolia.comS.6:UweSchmid/image-box.comS.8:KleinhempelS.10:Ingrampublishing/photaki.comS.11:BlumeBild/KirschS.12:GinaSanders/Fotolia.comS.14:Caro/MuhsS.15:KatarzynaZommer/DeepolS.16:ThomasTrutschel/photothekS.17:Biosphoto/J.-L.Klein&M.-L.HubertS.18:istockphotoS.20:Ingrampublishing/photaki.comS.22:FotoFabryS.23:GinaSanders/Fotolia.comS.24:mankale/Fotolia.comS.25(oben):firlefont/Fotolia.com

    S.25(unten):NASA/courtesyofnasaimages.orgS.26:pics/Fotolia.comS.27:istockphotoS.29:vom/Fotolia.comS.30:DanielLoretto/Fotolia.comS.31:Woodapple/Fotolia.comS.32:istockphotoS.34:JörgHackemann/Fotolia.comS.36:Caro/SchwarzS.37:JürgenFälchle/Fotolia.comS.38:OttoDurst/Fotolia.comS.39:ThomasImo/photothek.netS.40:D.Ott/Fotolia.comS.41:istockphotoS.42:TimurArbaevS.43:XavierBlancafortPujols/photakiS.44:JörgLoeffke/piclease

    S.45:istockphotoS.46:Zauberhut/Fotolia.comS.47:lavizzara/Fotolia.comS.48:Hero/Fotolia.comS.50:GinaSanders/Fotolia.comS.51:Papirazzi/Fotolia.comS.52:AlessandroCapuzzo/Fotolia.comS.53:montebelli/Fotolia.comS.56:G.Buettner/Naturbild/OKAPIAS.59:picsfive/Fotolia.comS.60:ChristophMayr/Fotolia.comS.61:varioimagesS.62:hjschneider/Fotolia.comS.64:Dron/Fotolia.comS.65:SergejKhackimullin/Fotolia.comS.67:Bildagentur-online/Tschanz-HofmaS.71:FrankGasparini

    Stand: November20121.Auflage: 10.000Exemplare

    http://www.bmu.demailto:[email protected]

  • 3

    INHALT

    Abkürzungen 4

    Zusammenfassung 5

    A. EinführenderTeil 6A.1 DieDeutscheAnpassungsstrategieandenKlimawandel(DAS) 8A.2 DerAktionsplanAnpassung 10

    A.2.1 ZieleundGrundsätzedesAktionsplansAnpassung 11A.2.2 QuerverbindungenzuanderenStrategieprozessen 14

    A.3 DasPriorisierungsvorgehenimAktionsplanAnpassung 15A.4 Prozess-undErfolgskontrollevonAktivitätenunddes(politischen)Anpassungsprozesses 17

    B. VorgehenundAktivitätendesBundes 18B.1 Säule1 Wissenbereitstellen,informieren,befähigen 21

    B.1.1 Wissensbasiserweitern 24B.1.2 Informationenbereitstellenundvermitteln 28B.1.3 Konzepteentwickeln,ModellvorhabenumsetzenundHandlungsempfehlungenableiten 32

    B.2 Säule2 RahmensetzungdurchdieBundesregierung 34B.2.1 AnpassungserfordernisseinrelevanterechtlicheRegelungenaufnehmen 34B.2.2 AnpassungserfordernisseinNormenundtechnischeRegelwerkeintegrieren 36B.2.3 AnpassungserfordernisseinFörderprogrammedesBundeseinbeziehenund ökonomischeAnreizinstrumenteeinsetzen 37

    B.3 Säule3 AktivitätenindirekterBundesverantwortung 38B.4 Säule4 InternationaleVerantwortung 40

    B.4.1 InternationaleZusammenarbeit 40B.4.2 EuropäischerRahmen 46

    C. AktivitätendesBundesinKooperationmitdenLändern 48C.1 Wissensbasiserweitern 50C.2 Wissensvermittlungintensivieren,Netzwerkebilden 51C.3 GemeinsamKonzepteerarbeitenundMaßnahmenumsetzen 52C.4 Bund-Länder-FinanzierungsprogrammefürAnpassung 53KlimawandelundAnpassungindenLändern–einÜberblick 54

    D. BeispieleintegralerundregionalerAnsätzesowieEigeninitiativen nichtstaatlicherAkteureinderAnpassung 56

    BeispieleintegralerundregionalerAnsätze 58EigeninitiativennichtstaatlicherAkteureinderAnpassung 60

    E. DerBlicknachvorn–wassinddienächstenSchritte? 62

    Anlagen Anlage1–NeueErkenntnissezurKlimasituation–KlimawandelundExtremwerte 66Anlage2–ZentraleDokumenteundInternetpräsenzenderLänderzurAnpassungandenKlimawandel 73

    DarstellungsverzeichnisDarstellung1: ZusammenfassendeDarstellungderprognostiziertenKlimaänderungenfürDeutschland 9Darstellung2: ZentraleBegriffeimZusammenhangmitderAnpassungsthematik 10Darstellung3: ÜberblicküberdiedeutscheKlima(folgen)forschungslandschaft 21Darstellung4: InstitutionenoderdauerhafteingerichteteNetzwerkederBundesebene,

    dieimAnpassungsbereich,insbesondereinderBündelungundVermittlungvonInformationenunterstützen 22

    Darstellung5: Beispiel:AufnahmevonAnpassungandenKlimawandelalsGrundsatzindasPlanungsrecht 35

  • 4

    ABKÜRZUNGEN

    Bundesministerien

    BMBF BundesministeriumfürBildungundForschung

    BMELV BundesministeriumfürErnährung,Landwirt-schaftundVerbraucherschutz

    BMF BundesministeriumfürFinanzenBMG BundesministeriumfürGesundheitBMI BundesministeriumdesInnerenBMJ BundesministeriumderJustizBMU BundesministeriumfürUmwelt,Naturschutz

    undReaktorsicherheitBMVBS BundesministeriumfürVerkehr,Bau-und

    StadtentwicklungBMWi BundesministeriumfürWirtschaftund

    TechnologieBMZ Bundesministeriumfürwirtschaftliche

    ZusammenarbeitundEntwicklung

    Bundes(ober)behörden

    AGeoBw AmtfürGeoinformationswesenderBundes-wehr

    BASt BundesanstaltfürStraßenwesenBAW BundesanstaltfürWasserbauBBK BundesamtfürBevölkerungsschutzundKatast-

    rophenhilfeBBR BundesamtfürBauwesenundRaumordnungBBSR BundesinstitutfürBau-,Stadt-undRaum-

    forschungimBundesamtfürBauwesenundRaumordnung

    BfG BundesanstaltfürGewässerkundeBGR BundesanstaltfürGeowissenschaftenund

    RohstoffeBImA BundesanstaltfürImmobilienaufgabenBLE BundesanstaltfürLandwirtschaftund

    ErnährungBSH BundesamtfürSeeschifffahrtundHydrogra-

    phieDWD DeutscherWetterdienstEBA EisenbahnbundesamtJKI JuliusKühn-Institut(Bundesforschungsinstitut

    fürKulturpflanzen)PT-DLR DeutschesZentrumfürLuft-undRaumfahrt

    e.V.beauftragtalsProjektträgerfürBMBF

    UBA UmweltbundesamtKomPass KompetenzzentrumKlimafolgenund

    AnpassungRKI RobertKochInstitutvTI JohannHeinrichvonThünen-Institut(Institut

    fürAgrarrelevanteKlimaforschung)

    Klima(folgen)forschung Bundesländer

    FORKAST BayerischerForschungsverbund„Auswirkun-gendesKlimasaufdasÖkosystemundklima-tischeAnpassungsstrategien“

    KLIWA Kooperationsvorhaben„KlimaveränderungundKonsequenzenfürdieWasserwirtschaft“,Rheinland-Pfalz,Baden-Württemberg,Bayern,DWD

    LANUV LandesamtfürNatur,UmweltundVerbrau-cherschutzNordrhein-Westfalen

    LOEWE Landes-OffensivezurEntwicklungWissen-schaftlich-ökonomischerExzellenz,Hessen

    REKLI Studien„RegionaleKlimadiagnoseThüringen“REWA Studie„AbschätzungregionalerKlimaänderun-

    genfürThüringen“

    Max-Planck-Gesellschaft

    MPI-BGC Max-Planck-InstitutfürBiogeochemieMPI-C Max-Planck-InstitutfürChemieMPI-M Max-Planck-InstitutfürMeteorologie

    Helmholtz-Gemeinschaft

    AWI Alfred-Wegener-InstitutfürPolar-undMeeres-forschung

    CSC ClimateServiceCenterDLR DeutschesZentrumfürLuft-undRaumfahrtFZJülich ForschungszentrumJülichGFZ DeutschesGeoForschungsZentrumHZG Helmholtz-ZentrumGeesthacht

    ZentrumfürMaterial-undKüstenforschungKIT KarlsruherInstitutfürTechnologieTERENO TERestrialENvironmentalObservatoriaUFZ UmweltforschungszentrumLeipzig

    Private Firmen

    CEC Climate&EnvironmentConsultingPotsdamGmbH

    EnBW EnergieBaden-WürttembergAGMunichREMünchenerRückversicherungs-Gesellschaft

    Aktiengesellschaft

    Verbundeinrichtungen

    CLM ClimateLimited-areaModellingDKRZ DeutschesKlimarechenzentrumGmbHZMAW ZentrumfürMarineundAtmosphärische

    Wissenschaften

    Leibniz-Gemeinschaft

    IFM-GEOMAR Helmholtz-ZentrumfürOzeanforschungKiel

    [GEOMAR])IfT Leibniz-InstitutfürTroposphärenforschunge.V.PIK Potsdam-InstitutfürKlimafolgenforschung

    Forschungsvorhaben

    KLIWAS ForschungsprogrammdesBMVBS„Auswirkun-gendesKlimawandelsaufWasserstraßenundSchifffahrt“

    KLIMZUGBMBF-FörderschwerpunktKLIMZUG„Klima-wandelinRegionenzukunftsfähiggestalten“

    KlimaMORO„RaumentwicklungsstrategienzumKlima-wandel“alsTeildesAktionsprogrammsModellvorhabenderRaumordnung(BMVBS)

    ExWoSt ForschungsfeldExperimentellerWohnungs-undStädtebau(BMVBS)

  • 5

    ZUSAMMENFASSUNG

    Mit der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klima wandel (Dezember 2008) wurde ein Rahmen für einen mittelfristigen nationalen Anpassungspro-zess geschaffen, in dem schrittweise mit den Bundes- ländern und anderen gesellschaftlichen Gruppen die Risiken des Klimawandels erkannt, der mögliche Handlungsbedarf benannt, die entsprechenden Ziele definiert sowie mögliche Anpassungsmaßnahmen entwickelt und umgesetzt werden sollen. Die Stra-tegie beschreibt auch die internationale Verantwor-tung Deutschlands.

    Der vorliegende Aktionsplan unterlegt die in der Deutschen Anpassungsstrategie genannten Ziele und Handlungsoptionen mit spezifischen Aktivitäten des Bundes in den kommenden Jahren und legt Verknüp-fungen mit anderen nationalen Strategieprozessen (unter anderem High-Tech-Strategie 2020, Nationale Biodiversitätsstrategie, Nationale Waldstrategie) offen. Der Aktionsplan Anpassung enthält neben aus-gewählten Vorhaben in Kooperation mit den Bundes-ländern vor allem Aktivitäten in vier Bereichen:

    Wissen bereitstellen, informieren, befähigen

    Dieser Bereich umfasst die Initiativen der Bundes-regierung zum Ausbau der Wissensgrundlagen, zur Informationsbereitstellung und -vermittlung, zum Ausbau der Forschungs- und Informationsinfrastruk-tur und zur Unterstützung von Dialog, Beteiligung und Netzwerkbildung von Akteuren.

    Rahmensetzung durch den Bund

    Hier werden Vorhaben benannt, mit denen die Bundesregierung in den Bereichen „rechtliche oder tech nische Rahmensetzung“, „Normung“ sowie „Förderpolitik“ Anreize und Grundlagen zur Anpas-sung anbietet beziehungsweise prüfen wird und Akteure damit unterstützt.

    Aktivitäten in direkter Bundesverantwortung

    Dieser Bereich zeigt auf, wie der Bund als Eigentümer von Flächen, Immobilien, Infrastrukturen oder als Bauherr den Klimawandel berücksichtigen will. Der Aktionsplan enthält hierzu beispielsweise Vorschläge zur Einbeziehung von Anpassungsaspekten in das Bewertungssystem „nachhaltiges Bauen für Bundes-gebäude“ sowie für Planung, Management und Infra-strukturerhaltung in der Verkehrsinfrastruktur.

    Internationale Verantwortung

    Hier werden die Beiträge dargestellt, die Deutschland bei der Gestaltung und Umsetzung des in Cancún be-schlossenen „Adaptation Framework“ im Kontext der Klimarahmenkonvention, in der Entwicklungszusam-menarbeit, durch die Internationale Klimaschutzini-tiative, in der Forschungszusammenarbeit und durch andere internationale Aktivitäten der Ressorts im Bereich der Anpassung an den Klimawandel leistet; außerdem werden Bezüge zu den Aktivitäten auf EU-Ebene hergestellt.

    Die Interministerielle Arbeitsgruppe ist aufgefordert, bis Ende 2014 einen Bericht zur Evaluierung der Deutschen Anpassungsstrategie und des Aktions-plans sowie Vorschläge zu deren Fortschreibung und Weiter entwicklung vorzulegen.

  • A.EINFÜHRENDERTEIL

  • 8

    Der globale Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Klima- politisches Handeln stützt sich dabei auf zwei Säulen: die Vermeidung von klimawirksamen Emissionen und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Aktivitäten zur Anpassung wurden auf internationaler, europäischer, nationaler und regionaler Ebene in den letzten Jahren deutlich intensiviert. Die internationale Staatengemeinschaft hat auf der 16. Vertragsstaatenkonferenz der Klima-rahmenkonvention der Vereinten Nationen 2010 unter anderem den „Cancún Adaptation Frame-work“ beschlossen und damit die Behandlung des Themas international deutlich gestärkt. Die Europä-ische Kommission setzt seit 2009 ihr Weißbuch zur Anpassung an den Klimawandel um. Die Bundes- regierung beschloss 2008 die Deutsche Anpassungs-strategie an den Klimawandel (DAS). In den Bundes-ländern laufen politische Prozesse für Anpassungs-strategien. Fachministerkonferenzen des Bundes und der Länder haben sich mit dem Thema Anpassung beschäftigt. Auf der Ebene privater Akteure gibt es eine Vielzahl unterschiedlichster Initiativen.

    A.1 Die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS)

    Die DAS 1 legt den Grundstein für einen mittelfris-tigen Prozess, in dem gemeinsam mit den Bundes-ländern und anderen gesellschaftlichen Gruppen schrittweise die Betroffenheit durch den globalen Klimawandel identifiziert, Risiken bewertet, Hand-lungserfordernisse benannt sowie Maßnahmen zur Anpassung entwickelt und umgesetzt werden. Damit wurde ein nationaler Handlungsrahmen geschaffen und die internationale Verantwortung Deutschlands in der Anpassung an den Klimawandel unterstrichen. Ziel der DAS ist es, die Vulnerabilität gegenüber den Folgen des Klimawandels zu mindern und die Anpassungsfähigkeit der natürlichen, sozialen und ökonomischen Systeme zu erhalten beziehungsweise zu erhöhen.

    EINFÜHRENDERTEIL

    1 Veröffentlicht als Drucksache 16/11595 des Dt. Bundestags vom 19.12.2008

    siehe auch www.bmu.de/klimaschutz/anpassung_an_den_klimawandel/doc/42783.php.

    http://www.bmu.de/klimaschutz/anpassung_an_den_klimawandel/doc/42783.php

  • Eine vergleichende Auswertung der Ergebnisse von vier für Deutschland vorliegenden regionalen Klima-modellen sowie international verfügbares Klimawis-sen bilden die wissenschaftliche Grundlage der DAS (siehe Kapitel 2, DAS).

    Die Bundesregierung geht hierbei von dem Verständ-nis aus, dass mit einem Multimodell- und Ensemble-ansatz eine solide gemeinsame Wissensgrundlage für Deutschland besteht und weiterentwickelt wird. Der genannte Ansatz umfasst international und natio-nal anerkannte Klimamodelle, an die entsprechende Klimafolgenmodelle für Projektionen gekoppelt wer-den können, um so die Bandbreiten der möglichen Wirkungen von Klimaänderungen auf verschiedene Handlungsfelder und Regionen als Entscheidungs-grundlage nutzen zu können. Damit lassen sich die Risiken und mögliche Folgen für 15 Handlungsfelder und Regionen abschätzen und Handlungserforder-nisse ableiten.

    Mittlerweile liegt eine Ensembleauswertung von etwa 20 regionalen Klimaprojektionen für Deutschland für den Zeitraum bis zum Ende des 21. Jahrhunderts vor. Die in der DAS enthaltenen Aussagen zu den erwar-teten Bandbreiten der Änderung von Lufttemperatur und Niederschlag werden durch diese neuen Auswer-tungen im Kern bestätigt (siehe Anlage1). Neue Ent-wicklungen in der Klimaforschung werden kontinu-ierlich dazu beitragen, vorhandene Erkenntnisse zu erweitern und vorhandene modellbezogene Unsicher-heiten weiter zu reduzieren.

    Wegen der Vielzahl der von Klimafolgen betroffenen Bereiche geht die DAS von einem integrierten Ansatz aus. Dieser zielt darauf ab, Anpassung an den Klima-wandel nicht ausschließlich handlungsfeldbezogen oder sektoral zu begreifen. Vielmehr sollen die hand-lungsfeld- und sektorübergreifenden Auswirkungen des Klimawandels und die möglichen Wechselwir-kungen von Anpassungsmaßnahmen berücksichtigt, gemeinsame Vorteile gefördert sowie Nutzungs- und Zielkonflikte zwischen diesen Bereichen frühzeitig erkannt und vermieden werden. Die DAS ist damit auch Teil der Nachhaltigkeitspolitik Deutschlands.

    Als wesentlicher nächster Schritt im Anpassungspro-zess sah der Kabinettsbeschluss von 2008 die Erarbei-tung eines Aktionsplans Anpassung zur DAS unter Einbeziehung der Länder vor. Der Aktionsplan wurde im August 2011 vom Bundeskabinett angenommen.

    9

    EINFÜHRENDERTEIL

    Y Das Klima ändert sich !

    AbhängigvonderimIPCCEmissionsszenarioA1Bangenom-menenglobalenEntwicklungderanthropogenenEmissionentreibhauswirksamerGasegehendiefürdieDASausgewer-tetenKlimaprojektionenvoneinerErwärmungderdurch-schnittlichenJahrestemperaturinDeutschlandimZeitraum2021bis2050um0,5bis2,5GradCelsiusundimZeitraum2071bis2100um1,5bis4,5GradCelsiusgegenüberdemRe-ferenzzeitraum1961bis1990aus.DieBetrachtungderNie-derschlagsentwicklungerforderteinejahreszeitlicheDiffe-renzierung.BeidenNiederschlägenisteineZunahmeimWin-terwahrscheinlich,diejenachregionalemKlimamodellbis40Prozentbetragenkann,ineinigenGebietenderMittelge-birgsregionenderBundesländerRheinland-Pfalz,Hessenso-wiedernordöstlichenLandesteileBayernskönntendieNie-derschlägesogarbiszu70Prozentzunehmen.DieSommer-niederschlägekönntenbundesweitjenachModellumbiszu40Prozentabnehmen,wobeiderSüdwestenDeutschlandsbesondersstarkbetroffenseinkönnte.BeiderAnalysederKlimafolgensindnebendenzuerwartendenAuswirkungendiesersichindenMittelwertenabzeichnendengraduellenVeränderungenauchdieFolgenvoraussichtlichhäufigerauf-tretenderundstärkererExtremereignissesowiedieFolgeneinerzunehmendenKlimavariabilitätzuberücksichtigen.

    Darstellung1:ZusammenfassendeDarstellungderprognostizierten

    KlimaänderungenfürDeutschland(DAS,2008)

  • 10

    Klimarobustheit:DieFähigkeitvonSystemen,Organisatio-nenoder(einzelnen)AkteurenohnewesentlicheFunktions-einbußenineinembreitenBereichvonKlimabedingungenzubestehenoderKlimaänderungenhinnehmenzukönnen.

    Vulnerabilität (Verwundbarkeit): DasAusmaß,zuwelchemeinSystemodereinAkteuranfälliggegenübernachteiligenAuswirkungendesKlimawandels,einschließlichderKlima-variabilitätundderExtrema,oderunfähigist,diesezubewältigen.DieVulnerabilitätistabhängigvonderArt,demAusmaß,derGeschwindigkeitundderSchwankungsbreitederKlimaänderung,welcherdasSystemausgesetztist,sowiederEmpfindlichkeitundderAnpassungskapazitätdesSystemsoderdesAkteurs.

    Empfindlichkeit (Sensitivität): DerGrad,zuwelchemeinSystemoderAkteurentwedernachteiligoderpositivdurchKlimavariabilitätoderKlimaänderungenbeeinflusstwird.Anpassungskapazität:DieFähigkeiten,Ressourcenoderinsti-tutionellenKapazitätenvonSystemen,Organisationenoder(einzelnen)AkteurensichanveränderteodersichkünftigveränderndeKlimabedingungenundderenmöglicheFolgenanzupassen,wirksameAnpassungsmaßnahmenzuergreifenunddamitdieVulnerabilitätzureduzieren.

    Integrierter Ansatz: DerinderDASundimAktionsplangewählteAnsatz,dieAuswirkungendesKlimawandels,vonAnpassungsmaßnahmenoderanderenMaßnahmennichtnursektoren-oderhandlungsfeldspezifisch,sondernauchimHinblickaufdieWechselwirkungenzwischendenSektorenundHandlungsfeldernzubetrachten.

    Darstellung2:ZentraleBegriffeimZusammenhangmitderAnpassungsthematik

    A.2 Der Aktionsplan Anpassung

    Mit dem Aktionsplan Anpassung unterlegt die Bun-desregierung die DAS mit konkreten Aktivitäten und entwickelt sie damit weiter. Mit dem Aktionsplan Anpassung werden überwie-gend Aktivitäten auf der Bundesebene beziehungs-weise Aktivitäten der Bundesregierung, die mit den Bundesländern zusammen angestoßen werden, vorge-stellt. Damit positioniert sich der Aktionsplan in einer weiten Landschaft deutscher Anpassungsaktivitäten auf allen Ebenen und gibt mit seinen strategischen

    und übergreifenden Aussagen Orientierung auch für andere Akteure. Da der Aktionsplan Ergebnis eines breiten Dialog- und Beteiligungsprozesses über alle Ebenen und Akteursgruppen hinweg ist, greifen Vorhaben ineinander und bauen aufeinander auf.

    EINFÜHRENDERTEIL

    Aufgrund der sich stetig entwickelnden Erkenntnisse im Themenfeld Klimawandel in Kombination mit an-deren sich ändernden Rahmenbedingungen kann der nationale Anpassungsbedarf mit der Vorlage des Ak-tionsplans 2011 nicht abschließend beschrieben wer-den. Im Zusammenhang mit der bereits in der DAS vorgesehenen regelmäßigen Evaluierung wird eine Fortschreibung und Aktualisierung des Aktionsplans erfolgen. Ein erster Evaluierungsbericht zur DAS und diesem Aktionsplan soll Mitte der kommenden Legis-laturperiode vorgelegt werden (siehe Kapitel E).

    Vorgehen bei der Erarbeitung des Aktionsplans Anpassung

    Zur Erarbeitung des Aktionsplans wurde auf Bundes- ebene eine Interministerielle Arbeitsgruppe „Anpas- sungsstrategie“ (IMA ‚Anpassungsstrategie’) unter der Federführung des Bundesumweltministeriums beauftragt. Diese hat die Fachexpertise nachgeord-neter Behörden berücksichtigt.

  • 11

    EinführEndErTEil

    Die Entwicklung des Aktionsplans erfolgte in inhaltli-cher Abstimmung und Konsultation mit den Bundes-ländern. Die Umweltministerkonferenz des Bundes und der Länder (UMK) hat eigens für die Begleitung des DAS-Prozesses einen Ständigen Ausschuss „Anpas-sung an die Folgen des Klimawandels“ unter dem ge-meinsamen Vorsitz der Bundesländer Sachsen und Nordrhein-Westfalen sowie des Bundesumwelt-ministeriums eingerichtet. Diesem Ausschuss wurden regelmäßig die Fortschritte in der Erarbeitung des Aktionsplans vorgestellt. Zudem wurden die Länder im Frühjahr 2011 über eine formale Konsultation zum Entwurf des Aktionsplans einbezogen.

    Die Erstellung des Aktionsplans wurde ferner durch eine fach- und akteursübergreifende Diskussion sowie verschiedene Beteiligungsformate als Teil des fort- laufenden Dialog- und Beteiligungsprozesses zur DAS begleitet. Ergänzend wurde die Fachöffentlichkeit im Frühjahr 2011 über eine Online-Umfrage zum Entwurf des Aktionsplans konsultiert.

    Finanzierung der Aktivitäten des Aktions-plans Anpassung

    Alle Aktivitäten des Aktionsplans werden – vorbehalt-lich vorhandener Haushaltsmittel – aus den jeweili-gen Einzelplänen (Ressorthaushalte) im Rahmen der geltenden Finanzplanung finanziert und liegen in der Verantwortung der Ressorts.

    A.2.1 Ziele und Grundsätze des Aktionsplans Anpassung

    Ziele

    Das Ziel dieses Aktionsplanes ist es, die DAS zu kon-kretisieren, vorrangige Aktivitäten der Bundesre-gierung im Bereich der Anpassung an Klimafolgen – auch in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren – zu benennen und künftige Schritte zur Weiterent-wicklung und Umsetzung der DAS festzulegen. Damit trägt der Aktionsplan auch dem Umstand Rechnung, dass sich die aktuelle und potentielle Betroffenheit der einzelnen Handlungsfelder und Sektoren unter-schiedlich darstellt und auch der Erkenntniszuwachs sowie die subjektive Wahrnehmung der Bedeutung des Themas „Anpassung“ unterschiedlich ausgeprägt sind beziehungsweise unterschiedlich schnell zunehmen.

    Die Konzeption des Aktionsplans orientiert sich an den bereits in der DAS genannten Zielsetzungen, die Verwundbarkeit natürlicher, sozialer und wirtschaft-licher Systeme gegenüber Klimafolgen zu mindern und gleichzeitig die Anpassungsfähigkeit dieser Sys-teme sowie die Ausnutzung möglicher Chancen zu erhöhen. Ein wesentliches Ziel des Aktionsplans ist, in diesem Zusammenhang die Handlungsfähigkeit der Akteure auf allen relevanten Ebenen sowie deren Fä-higkeit zur Eigenvorsorge – oft mit den Begriffen An-passungsfähigkeit oder Anpassungskapazität bezeich-net – zu stärken.

    Grundsätze

    Die Grundsätze der DAS werden für den Aktionsplan wie folgt ergänzt und unterlegt:

    Offenheit und Kooperation

    Anpassung an die Folgen des globalen Klimawandels ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung und Aufgabe, die eine Vielzahl von Akteuren betrifft – nicht nur Regierungen und Verwaltungen. Der Aktionsplan benennt Schwerpunkte für den Beitrag der Bundesregierung. Diese sollen der Orientierung und als Grundlage für den fortlaufenden Dialog- und Beteiligungsprozess zur DAS sowie für die weitere Ausgestaltung und Weiterentwicklung des nationalen Anpassungsprozesses dienen.

  • 12

    EinführEndErTEil

    Wissensbasierung, Vorsorgeorientierung und Nachhaltigkeit

    Die DAS geht davon aus, dass die Analyse der mög-lichen Auswirkungen des Klimawandels und deren Wechselwirkungen bei der Weiterentwicklung der Strategie noch verbreitert und vertieft werden muss: Erkenntniszuwachs oder neue Handlungserforder-nisse werden eingearbeitet und so die Strategie – wo notwendig – angepasst. Die Verbesserung und Aktualisierung der Wissensbasis bildet daher einen wichtigen Schwerpunkt des Aktionsplans.

    Aufbauend auf der DAS orientiert sich der Aktions-plan am Vorsorgegrundsatz und ist dem von der Bundesregierung verfolgten ausgewogenen und inte-grierten Nachhaltigkeitsgedanken verpflichtet. Das bedeutet, frühzeitig spezifische Risiken zu erkennen und unter Abwägung der Wechselwirkungen zwi-schen wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit, sozialer Verantwortung und Schutz der Umwelt zu bewerten und danach zu handeln, mit dem Ziel, auch unter veränderten klimatischen Rahmenbedingungen zu-kunftsfähig zu sein.

    Subsidiarität, Eigenvorsorge, Anpassungs-kapazität und Verhältnismäßigkeit

    Risiken und Chancen des Klimawandels werden die verschiedenen Lebens- und Wirtschaftsbereiche und Regionen in Deutschland unterschiedlich treffen, nicht zuletzt weil sowohl deren räumliche Betroffen-heit als auch deren Anpassungskapazität sehr unter-schiedlich ausgeprägt sind. Erforderliche Anpassungs-maßnahmen müssen daher regionale Unterschiede berücksichtigen und sollten gemäß dem Subsidiari-tätsgrundsatz auf der jeweils am besten dafür geeig- neten Entscheidungsebene beschlossen und umge-setzt werden. Vielfach wird dies die lokale oder regio-nale Ebene sein. Im Sinne der Eigenvorsorge liegt die Verantwortung für die Anpassung an den Klima-wandel schließlich im Wesentlichen bei Bürgern und Unternehmen selbst.

    In ihrer direkten Zuständigkeit wird die Bundes- regierung Anpassungserfordernisse berücksichtigen. Darüber hinaus wird die Bundesregierung unterstüt-zend tätig werden, indem sie die Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit von Akteuren stärkt. Die Stär-kung der Eigenverantwortung ist daher ein wichtiger Leitgedanke der DAS und des Aktionsplans. Mit der DAS und den darauf aufbauenden Arbeiten schafft die Bundesregierung günstige Rahmenbedingungen für Anpassungsmaßnahmen anderer Akteure.

  • 13

    Anpassungsmaßnahmen des Bundes müssen einen Mehrwert liefern, sowohl im Vergleich zu entspre-chenden Maßnahmen auf anderen staatlichen Ent-scheidungsebenen als auch zu den Maßnahmen nichtstaatlicher Akteure. Dabei ist auf ein vernünf- tiges Verhältnis der Mitteleinsätze zu den erwarteten klimabedingten Risiken und Chancen zu achten.

    Integraler Ansatz und Berücksichtigung von Klimafolgen in Planungen und Entscheidungen

    Räumlich, zeitlich und in Bezug auf die Intensität differenziert, betreffen Klimafolgen alle Lebens-, Um-welt- und Wirtschaftsbereiche. Dadurch können sich Nutzungskonflikte (zum Beispiel bei der Flächennut-zung) verstärken. Um einerseits Nutzungs- und Ziel-konflikten vorzubeugen und andererseits Synergien mit der Verfolgung anderer Politikziele zu fördern und zu nutzen, sind sektor- und handlungsfeldüber-greifende, also horizontal sowie vertikal integrie-rende Ansätze anzustreben (siehe Kapitel D). Zugleich sollten mögliche Klimafolgen und Anpassungsbedarfe in Planungen und Entscheidungen mitberücksichtigt werden, um bestehende fachliche Nutzungs- und Schutzziele auch unter geänderten Rahmenbedin-gungen zu erreichen (so genanntes ‚Mainstreaming’). Hierzu können vorhandene Instrumente beitragen, insbesondere die Strategische Umweltprüfung (SUP) für Pläne und Programme, die Umweltprüfung in der Bauleitplanung und die Umweltverträglichkeits-prüfung (UVP) für Projekte.

    Handeln unter Unsicherheiten

    Entscheidungen über Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sind Entscheidungen unter Unsicherheit, da wir die regionale und zeitliche Ver-teilung der Klimaänderungen, deren Intensität sowie die damit verbundenen Auswirkungen auf ökologi-sche, ökonomische und soziale Systeme nicht genau kennen. Um trotz dieser Unsicherheiten zu möglichst belastbaren Entscheidungsgrundlagen im Hinblick auf Entwicklung und Ausprägung des Klimawandels und seiner Folgen zu kommen, unterstützt der Aktionsplan drei zum Teil aufeinander aufbauende Herangehensweisen.

    1) Erweiterung des Grundlagenwissens: Unsicher-heiten über die Ausprägung des künftigen Klimawan-dels werden stark durch eine unzureichende Kennt-nis von grundlegenden Prozessen im Klimasystem beeinflusst. Bei einigen hochkomplexen Prozessen ist das Grundlagenverständnis noch nicht ausreichend, um sie in Klimamodellen verlässlich repräsentieren zu können. Beobachtungsdaten sind oft nicht detail-liert genug. Zugleich muss die Abbildung der wesent-lichen Prozesskomponenten natürlicher Abläufe in Computermodellen weiter verfeinert werden. Zur Ver-besserung dieser Wissensbasis werden ständig neue Beobachtungsmethoden und -systeme aufgebaut und Forschung zum besseren Verständnis der zugrunde liegenden Prozesse durchgeführt. Umfangreiche Arbeiten hierzu fördern BMBF und die Deutsche For-schungsgemeinschaft (DFG) bei den Großforschungs-einrichtungen, zum Beispiel dem Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) und dem Helmholtz-Ver-bund Regionale Klimaänderungen (REKLIM), ein Zu-sammenschluss von acht Helmholtz-Forschungszen-tren. Die vielversprechende BMBF-Fördermaßnahme zu „Wolken und Niederschlag im Klimakontext“ zielt auf die Reduzierung von systemischen Unsicherhei-ten ab. Hier sollen neue Erkenntnisse zu Wolken- und Niederschlagsprozessen durch verbesserte Beobach-tungen und hoch aufgelöste Simulationen gewonnen werden.

    2) Wissensbasierte Methodenentwicklung: Die Wissensgrundlage für regionalisierte Aussagen zu Klimaänderungen und deren Folgen wird durch Multimodellrechnungen (Ensembleanalysen) stetig weiter ausgebaut. Dabei werden mehrere globale und regionale Klimamodelle in verschiedenen Re-chenläufen miteinander kombiniert. Die Auswertung solcher Ensembles erlaubt Aussagen zu den Band-breiten der zu erwartenden Änderungen von Klima-parametern. Durch die Verknüpfung der Ergebnisse solcher Ensembles mit verschiedenen Wirkungsmo-dellen (zum Beispiel verschiedenen Wasserhaushalts-modellen) lassen sich dann auch die Spannbreiten der möglichen Folgen der Klimaänderungen besser abschätzen. Diese international etablierte Herange-hensweise wird seit 2009 über das Forschungspro-gramm KLIWAS in den DAS-Prozess eingebracht und seit 2011 im Forschungsprogramm MiKlip angewandt.

    EinführEndErTEil

  • 14

    3) Pragmatischer Ansatz: Ein am Vorsorgegrundsatz orientierter pragmatischer Ansatz wird verfolgt, der häufig an bereits erkannten klima- beziehungsweise extremwetterrelevanten Lücken beziehungsweise Schwachstellen in Systemen ansetzt und auf der An-nahme bestimmter Szenarien beruht (siehe Kapitel D). Die hieraus abgeleiteten Maßnahmen sind in vielen Fällen so genannte „Maßnahmen ohne Reue“ („no regret-Maßnahmen“), das heißt, die Maßnahmen haben auch dann einen Nutzen, wenn Klimaände-rungen nicht eintreten.

    Diese Herangehensweisen erfordern eine Begrün-dung der ausgewählten Anpassungsmaßnahmen unter Nennung der genutzten wissenschaftlichen Grundlagen und Annahmen sowie die Beachtung knapper volkswirtschaftlicher Ressourcen.

    Internationale Verantwortung

    Für die Bundesregierung gewinnt das Thema "Anpas-sung an die Auswirkungen des Klimawandels" auch in der internationalen und bilateralen Zusammen-arbeit zunehmend an Bedeutung. Dieser Verantwor-tung stellt sich die Bundesregierung durch verschie-dene Ansätze und Aktivitäten (siehe Kapitel B.4).

    A.2.2 Querverbindungen zu anderen Strategieprozessen

    Mit der Konkretisierung der DAS durch den Aktions-plan treten Querverbindungen zu anderen langfristig angelegten nationalen Strategieprozessen (wie die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie und die Nationale Biodiversitätsstrategie) deutlicher hervor. Aktivitäten des Bundes, die in anderen Strategieprozessen für einzelne Handlungsfelder verortet sind, greifen zu-nehmend Aspekte des Klimawandels auf und tragen so zur Anpassung bei.

    Beispielsweise enthält die 2007 von der Bundesregie- rung beschlossene Nationale Strategie zur biologi-schen Vielfalt – abgestuft bis 2020 – Zielvorgaben und benennt Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele. Zum Thema Anpassung an den Klimawandel werden konkrete Ziele aufgestellt und im Aktionsfeld „Biodi-versität und Klimawandel“ mit Maßnahmen unter-legt. Im Umsetzungsprozess der Strategie hat der Dia-log mit gesellschaftlichen Akteuren einen besonderen Stellenwert. Mit dem Ende 2010 veröffentlichten ersten Indikatoren-Bericht und dem für 2012 vorgesehenen umfassenden Bericht an den Bundestag wird über die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt öffentlich Rechenschaft abgelegt.

    EinführEndErTEil

  • 15

    EinführEndErTEil

    Die Hightech-Strategie 2020 für Deutschland verfolgt im Bedarfsfeld Klima und Energie das Ziel, Hand-lungsoptionen für Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zu verbessern, indem die Wissens-basis erweitert sowie Klimaschutztechnologien und Anpassungslösungen gezielt angewendet werden. Dazu wird die Bundesregierung die Zusammenarbeit mit Industrie und Finanzwirtschaft intensivieren. Sie entwickelt Instrumente und Strukturen, um Entschei-dungen zur Anpassung an den Klimawandel noch besser zu unterstützen. Im Rahmen der Hightech-Stra-tegie 2020 werden innovative Anpassungslösungen und Konzepte entwickelt, erprobt und demonstriert.

    Als weiteres Beispiel ist die Nationale Waldstrategie zu nennen, die als eines von neun Teilzielen Klima-schutz und Klimaanpassung nennt: „Eine Anpassung des Waldes an Klimaänderungen ist erforderlich, um auch weiterhin alle Funktionen des Waldes für Ge-sellschaft, Eigentümer, Natur und Umwelt gewährleis-ten zu können.“ Dadurch wird auch der Beitrag von Wald und Holz zum Klimaschutz und zu den Energie- und Klimazielen der Bundesregierung unterstützt.

    Über diese Strategien hinaus wird Anpassung bei-spielsweise auch in der Konzeption „Politik für länd- liche Räume“, in der Strategie „Agrobiodiversität“, der „Nationalen Strategie für die nachhaltige Nut-zung und den Schutz der Meere“ sowie in der Natio- nalen Strategie für ein integriertes Küstenzonen- management (IKZM) thematisiert. Im Sinne des "Mainstreaming-Gedankens", das heißt dem Mitden-ken aktueller oder zukünftiger klimawandelrelevan-ter Veränderungen, sollten Klimawandel- und Anpas- sungsaspekte auch – wo sinnvoll – in zukünftige Strategien der Bundesregierung integriert werden.

    A.3 Das Priorisierungsvorgehen im Aktionsplan Anpassung

    Der in der DAS genannten Anforderung, mit dem Aktionsplan 2011 auch Grundsätze und Kriterien für die Identifizierung und Priorisierung von spezifi-schen Handlungserfordernissen vorzulegen und diese für die Auswahl von Aktivitäten der Bundesressorts anzuwenden, kann derzeit noch nicht in vollem Umfang entsprochen werden.

    Ein solches Vorgehen setzt zunächst eine Priorisie-rung von Klimarisiken und -folgen voraus. Diese er-fordert eine sektor- und handlungsfeldübergreifende, einheitliche Bewertung der Risiken auf der Basis einer integrierten Vulnerabilitätsanalyse, die eine Abschätzung der sektoral und regional unterschiedli-chen Anpassungskapazitäten einschließt. Eine solche Analyse liegt derzeit für Deutschland noch nicht vor.

    Damit ist auch die auf einer solchen Vulnerabilitäts-analyse aufbauende Kosten-Nutzen-Betrachtung von Maßnahmen, die prioritäre Risiken adressieren, derzeit nicht über alle Handlungsfelder hinweg rea-lisierbar. Dieser Umstand hat dazu geführt, dass die Bundesregierung einen Schwerpunkt des Aktions-plans darauf setzt, diese wesentliche Kenntnislücke zu schließen.

    Perspektivisch sind die Erweiterung der Wissensbasis über die Betroffenheit der Handlungsfelder, eine anschließende Priorisierung von Klimafolgen und darauf aufbauend eine Schwerpunktsetzung der Handlungserfordernisse wesentliche Aufgaben des weiteren DAS-Prozesses.

    Aufbauend auf den unter A.2.1 genannten Zielen und Grundsätzen liegt der vorrangige Schwerpunkt des Aktionsplans Anpassung auf Aktivitäten, die die verschiedenen staatlichen und nichtstaatlichen Ak-teure in die Lage versetzen, die eigene Betroffenheit einzuschätzen und eigenverantwortliche Entschei-dungen über Anpassungserfordernisse und -aktivi- täten zu treffen. Ergänzend sollen nichtstaatliche Akteure in ihrer Handlungsfähigkeit und Eigenvor-sorge bei der Anpassung an Klimafolgen unterstützt werden.

  • 16

    Demzufolge sollen prioritär Aktivitäten und Maß- nahmen umgesetzt werden, die dabei helfen:

    ódie Wissensbasis allgemein und die Erkenntnisse für die verschiedenen Handlungsfelder (stetig) zu verbessern, um die Folgen des Klimawandels und die hierdurch verursachten Risiken zu erfassen und zu bewerten – einschließlich einer nach ein-heitlichen Maßstäben erfolgenden Abschätzung der mit dem Klimawandel verbundenen regio- nalen, sektoralen und gesamtgesellschaftlichen Risiken und Chancen,

    ó Informationen bereitzustellen und einen breiten Dialog- und Beteiligungsprozess zur DAS fortzu-führen,

    óeinen angemessenen Rahmen zu setzen, um Klimafolgen in Entscheidungsabwägungen oder Maßnahmenumsetzungen einzubeziehen,

    óder internationalen Verantwortung gerecht zu werden.

    Aus dieser Prioritätensetzung und dem Umstand, dass für die Umsetzung des Aktionsplans grundsätzlich das Ressortprinzip gilt, wurden zentrale, das heißt ressortübergreifende Vorhaben abgestimmt. In die-sen wird zum Beispiel die Expertise der Ressorts, der Bundes oberbehörden und oft auch der Bundesländer eng verknüpft. Es werden daraus Ergebnisse erwartet, die unter strategischen oder methodischen Aspekten direkt zur DAS und deren Weiterentwicklung beitra- gen und für verschiedene Handlungsfelder einen Mehrwert bringen. Diese zentralen Vorhaben werden ferner durch sektorale Aktivitäten ergänzt, über die im Rahmen der Ressortzuständigkeiten entschieden wurde. Grundsätzlich wurden bei der Schwerpunkt- setzung folgende Kriterien berücksichtigt:

    óStrategische Bedeutung aus Bundessicht

    óStärkung der Eigenvorsorge anderer Anpassungsakteure

    óFlexibilität und Modifizierbarkeit

    óWirksamkeit und Kosteneffizienz.

    Eine weitere Prioritätensetzung ist insofern erfolgt, als die im Aktionsplan dargestellten Aktivitäten über-wiegend so genannte „Maßnahmen ohne Reue“ („no regret-Maßnahmen“) sind, die unter der derzeit

    bekannten Bandbreite an erwarteten Klimaänderun-gen und daraus resultierenden möglichen Klima-folgen und -risiken sinnvoll und erfolgversprechend sind. Die genannten Aktivitäten sind größtenteils fle-xibel, modifizierbar oder reversibel.

    EinführEndErTEil

    Ein ergänzender Klassifizierungsaspekt ist, dass verschiedene Vorhaben unmittelbar aufgrund von erkannten Anpassungsnotwendigkeiten in den Handlungsfeldern initiiert werden (Aktivitäten mit primärem Anpassungsbezug). Andere Vorhaben sind ursprünglich aus anderen fachlichen Gründen oder anderen nationalen Strategien motiviert, haben aber im Sinne einer Ergänzung klimawandel- und anpas-sungsbedingte Aspekte aufgegriffen oder Anpas-sungserfordernisse berücksichtigt und werden daher im Aktionsplan ebenfalls vorgestellt.

    Kriterien wie Wirksamkeit und Kosteneffizienz wur-den auf der Basis fachlicher Expertise abgeschätzt. Im weiteren Prozess der DAS sollen bestehende Wis-senslücken hierzu geschlossen und die Anwendung einer kriterienbasierten Priorisierung ermöglicht werden. Es ist vorgesehen, ein Konzept zu entwi-ckeln, welches die Auswahl von Anpassungsaktivi- täten transparent und nachvollziehbar gestaltet. Ein Schwerpunkt soll dabei auf die Methodenent-wicklung zu Kosten-Nutzenbetrachtungen im Anpas-sungsbereich und der Kosteneffizienz von Maßnah-men gelegt werden.

  • 17

    A.4 Prozess- und Erfolgskontrolle von Aktivitäten und des (politischen) Anpassungsprozesses

    EinführEndErTEil

    Die DAS enthält den Auftrag, im Aktionsplan das Vorge-hen für die Entwicklung eines Indikatorensystems vor-zustellen, das die Wirkungen von Klimaänderungen auf die Handlungsfelder beschreibt und über die entspre-chend dargestellten Trends auch zur Evaluierung von erfolgter Anpassung genutzt werden kann. Diese Evalu-ierung ist als Teil des schrittweisen Anpassungsprozesses wesentlich für die Beobachtung der Klimafolgen und des DAS-Prozesses und liefert eine Bewertungsgrund-lage für die Wirksamkeit des Vorgehens.

    Indikatorengestützter Evaluierungsbericht der Bundesregierung

    Zur Evaluierung der DAS und des Aktionsplans wird die Bundesregierung in der nächsten Legislaturperi-ode einen ersten Bericht vorlegen, weitere Berichte sollen in regelmäßigen Abständen folgen. Ein indi- katorenbasierter Evaluierungsbericht zur Anpassung an den Klimawandel soll die ebenfalls indikatoren- basierte Berichterstattung unter anderem zur Natio-nalen Nachhaltigkeitsstrategie und zur Nationalen Biodiversitätsstrategie ergänzen.

    Der Evaluierungsbericht wird verschiedene Teile enthalten:

    óeinen beschreibenden Evaluierungs- und Fort-schrittsteil,

    óeinen indikatorengestützten Berichtsteil: Dazu wird die IMA ‚Anpassungsstrategie’ Vorschläge zu ergebnis- wie prozessorientierten Indikatoren für alle Handlungsfelder der Anpassungsstrategie prüfen,

    óeine nach einheitlichen Maßstäben erfolgte Ab-schätzung der mit dem Klimawandel verbundenen regionalen, sektoralen und gesamtgesellschaft- lichen Risiken und Chancen sowie die Darstellung einer Methodik, die eine regelmäßige Aktualisie-rung dieser Vulnerabilitätsabschätzung Deutsch-lands ermöglicht.

    Nachhaltigkeitsprüfung des Aktionsplans

    Darüber hinaus arbeitet das Umweltbundesamt an der Entwicklung einer Methode, mit der das strategi-sche Plandokument „Aktionsplan“ samt seiner Aktivi-täten im Hinblick auf voraussichtliche Umweltfolgen geprüft und bewertet werden kann. Die aufbauend auf Erfahrungen mit Umweltverträglichkeitsprüfun-gen (UVP) und Strategischen Umweltprüfungen (SUP) zu entwickelnde Prüfmethode für Umweltfolgen soll mit Blick auf politische Schutzziele um wirtschaft- liche und soziale Folgen ergänzt werden. Dies dient auch der generellen (methodischen) Weiterentwick-lung von Nachhaltigkeitsprüfinstrumenten für poli- tische Strategien.

  • B.VorgEhEnundAkTiViTäTEndEsBundEs

  • 20

    Der Aktionsplan Anpassung unterlegt die in der DAS genannten Ziele und Grundsätze mit spezifischen Akti-vitäten der Bundesregierung. Die Aktivitäten erfolgen dort, wo aus Sicht der Bundesregierung ergänzende Angebote erforderlich sind und sie bauen oft auf be-reits laufenden Ansätzen und vorhandenen Daten unter anderem der Länderebene auf.

    Die DAS wie auch der Aktionsplan verfolgen einen integrierten Ansatz, der die Wechselwirkungen sek-toraler und regionaler Aktivitäten berücksichtigt und anstrebt, die Berücksichtigung von möglichen Klima-wandelfolgen in allen relevanten Fachpolitiken zu ver-ankern. Im Aktionsplan sind aus diesem Grund ver-schiedene Aktivitäten des Bundes vorgesehen, die übergreifend oder für mehrere Handlungsbereiche zu-gleich von Nutzen sind.

    Der Aktionsplan greift daher bewusst nicht die Struk-tur der DAS auf, in der mögliche Auswirkungen des Klimawandels und Handlungsoptionen für 15 Hand-lungsfelder skizziert sind. Der Aktionsplan gruppiert – auf Grundlage der Schwerpunktsetzung in A.2 und A.3 – die vorgesehenen Aktivitäten in drei nationale, handlungsfeldübergreifende strategische Säulen, die jeweils unterschiedliche Verantwortlichkeiten anspre-chen. Ergänzt wird dies durch eine Säule für internati-onale Vorhaben und Aktivitäten der Bundesregierung.

    óSäule 1: Wissen bereitstellen, infor-mieren, befähigen und beteiligenstellt die Initiativen der Bundesregierung zum Ausbau der Wissensgrundlagen, zur Informa- tionsbereitstellung und -vermittlung, der Infor- mationsinfrastruktur, zur Unterstützung von Dialog, Beteiligung und Netzwerkbildung von Akteuren dar.

    óSäule 2: Rahmensetzung durch den Bundbeschreibt Vorhaben, mit denen die Bundes- regierung rechtliche Rahmenbedingungen für die Anpassung weiterentwickeln, Anstöße zur Berücksichtigung von Anpassung in der Normung und der technischen Rahmensetzung sowie Anreize im Rahmen ihrer Förderpolitik setzen und damit verschiedenen Akteuren Grundlagen zur Berücksichtigung von Anpas-sung anbieten wird.

    óSäule 3: Maßnahmen in direkter Bundesverantwortungerläutert das Vorgehen des Bundes als Eigen- tümer von Flächen, Immobilien, Infrastruk- turen oder als Bauherr.

    óSäule 4: Internationale Verantwortungstellt den Beitrag dar, den Deutschland bei der Gestaltung und Umsetzung des im Kontext der Klimarahmenkonvention der Vereinten Natio- nen in Cancún durch die Internationale Klima-schutzinitiative beschlossenen „Adaptation Framework“ in der Entwicklungszusammenar-beit und in der Forschungszusammenarbeit leis-tet sowie andere internationale Aktivitäten der Bundes regierung im Bereich der Anpassung an den Klimawandel. Ein zweiter Teil stellt Bezüge zu den Aktivitäten auf EU-Ebene her.

    In den einzelnen Säulen werden – in thematischen Schwerpunkten zusammengefasst – zentrale ressort-übergreifende beziehungsweise ressortgemeinsame Aktivitäten, die für die Weiterentwicklung der DAS und damit für den Aktionsplan eine strategische Rolle spielen, vorgestellt. Ergänzende themen- oder hand-lungsfeldspezifische Vorhaben (insbesondere in der Anpassungsforschung) werden kurz skizziert. Alle Vor-haben des Aktionsplans werden in die Projektdaten-dank des UBA (www.anpassung.net) übernommen und dort in Bezug auf (Zwischen-)Ergebnisse regelmäßig aktualisiert.

    VorgEhEnundAkTiViTäTEndEsBundEs

  • 21

    B.1 Y Säule 1 Wissen bereitstellen, informieren, befähigen

    DieVerfügbarkeitundderZugangzumöglichstbe-lastbarenAbschätzungenderkünftigenKlimaände-rungenundderdamitverbundenenFolgensindeinewesentlicheVoraussetzungfürangemessenepoliti-sche,administrative,betrieblicheundprivateEnt-scheidungenundentsprechendesHandeln.DeshalbsinddieVerbreiterungderWissensbasissowiedieIdentifizierungundSchließungvonWissenslückenvonstrategischerBedeutungundeinewichtigeVo-raussetzungfürdieUmsetzungundWeiterentwick-lungderDAS.

    DemzufolgewirddieBundesregierungmitdemAk-tionsplanihrenTeildazubeitragen,dassBetroffenemöglichstfrühzeitiginformiertundgünstigeRah-menbedingungengeschaffenwerden,dieeinekos-teneffizienteTransformationzueinerklimarobusten,zukunftsfähigenGesellschaftermöglichen.

    Berücksichtigung von Klimafolgen in Planungen und Entscheidungen

    EinzentralesundgrundlegendesAnliegendesAkti-onsplansist,dassmöglicheFolgendesKlimawandelsinPlanungs-undEntscheidungsprozessenallerrele-vantenstaatlichenundnichtstaatlichenAkteurebe-rücksichtigtundalsAspekt„mitgedacht“werden.2DieselbstverständlicheAbwägung,obundinwieweitAuswirkungendesKlimawandelseineRolleinpolitischen,fachlichen,betrieblichenundprivatenEntscheidungenundPlanungenspielen,istVoraus-setzungdafür,Klimarisikenvorzubeugenoderverant-wortungsvollzuberücksichtigen,möglicheFolgeschä-denzumindernbeziehungsweiseChancenfrühzeitigzuerkennenundzunutzen.DerAktionsplansollhierbeigemäßdemSubsidiaritätsgrundsatzunddemVorrangderEigenvorsorgevorallemaufeine„Befähigung“derAkteureabzielen.

    EinerseitsistimRahmenderEigenverantwortungjederEinzelnegefragt,inseinemUmfeldoderfürseinenVerantwortungsbereichaktivVorsorgevordenFolgendesKlimawandelszubetreiben,zumBeispielbeiBauoderRenovierungeinesHausesoderinderGesundheitsvorsorge.

    Klimaforschung in Deutschland

    Hessen: Fachzentrum Klimawandel

    Hessen: LOEWE-Zentrum Biodiversität und Klima

    Sachsen: Klimanetzwerk

    Bayern: KLIWA, FORKAST

    NRW: LANUV

    Rheinland-Pfalz: KlimLand, KLIWA

    Thüringen: REKLI, REWA

    Baden-Württemberg: KLIWA

    Klimastudien Brandenburg

    Mecklenburg-Vorpommern

    Bundesländer (Beispiele) Bundesbehörden

    MPI-M

    MPI-C

    MPI-BGC

    UBA: Kompass

    BfG BASt

    BSH vTI

    BAW

    BGR

    BBR/BBSR

    AGeoBw

    andere

    DWD

    NKDZ

    CDC

    WZN

    GCC

    GAW

    CM-SAF

    BSRN

    GRUAN

    RCC

    5 Regionale Klimabüros (RKBs)

    ZKB

    KHC

    Agrar

    Hydro

    Medizin

    ZKBHZG

    KHCAWI

    AgrarUFZ

    HydroKIT

    MedizinDLR

    MedizinGFZ

    MedizinFZ Jülich TERENO

    ZKBCSC

    KHC4 Regionale Klimabüros

    Max-Planck- Gesellschaft

    Helmholtz- Gemeinschaft

    PIK

    IfT

    IFM- GEOMAR

    Leibniz- Gemeinschaft

    Unternehmen

    MunichRE

    HannoverRe

    CEC ENBW

    andere

    Verbund- einrichtungen

    DKRZ

    CLM-Community

    viele andere

    ZMAW

    Universitäten

    Cottbus KölnBonnEssenTrierMainzLeipzigDresden...

    AugsburgHannoverFU BerlinMarburgFrankfurtKarlsruhe...

    MünchenFreiburgWürzburgHohenheim...

    HamburgKielBremen- MARUM- IUP

    DKK e.V. (und andere Mitglieder)

    VORGEHEN UND AKTIVITäTEN DES BUNDES

    Darstellung 3: Überblick über die deutsche Klima(folgen)forschungslandschaft (Quelle DWD, 2011)

    (siehe www.dwd.de/klimawandel > Klimaforschung in Deutschland)

    2 InternationalunterdemBegriff‚mainstreaming adaptation’bekannt.

    http://www.dwd.de/klimawandel

  • VORGEHEN UND AKTIVITäTEN DES BUNDES

    22

    Deutscher Wetterdienst (DWD, Bundesoberbehörde im Geschäfts-bereich des BMVBS): stellt für alle Handlungsfelder die erforderli-chen Klimadaten als Grundlage für Klimafolgen abschätzung bereit. Im Rahmen seiner Politik- und Klimaberatung betreibt der DWD verschiedenste Beobachtungsnetze und bereitet Mess-, Klima- und Klimaprojektionsdaten nutzergerecht für vielfältige Klima-services auf. Von vielen Bundes- und Landesbehörden werden diese Services zur Unterstützung der Katastrophenvorsorge und des Bevölkerungsschutzes herangezogen und für die Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen an die Folgen des Klimawandels genutzt. Der DWD erstellt auch eigene Beiträge zur Klima- und Kli-mafolgenforschung. Er ist eng in das globale Netz aller staatlichen Wetterdienste innerhalb der UN-Weltorganisation für Meteorologie (WMO) eingebunden (siehe Kapitel B.4.1); (www.dwd.de/). Aufbauend auf einer engen Zusammenarbeit mit dem DWD ver-fügen die Bundesanstalten für Gewässerkunde (BfG), für Seeschiff-fahrt und Hydrografie (BSH) und für Wasserbau (BAW) über grund- legende Informationen über die Gewässer in Deutschland und arbeiten als Verbund im Geschäftsbereich des BMVBS an den

    möglichen Auswirkungen durch den Klimawandel im Binnen- und Küstenbereich.

    KomPass: Das „Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung“ im Umweltbundesamt erarbeitet konzeptionelle Vorschläge für die Weiterentwicklung und Umsetzung der DAS und berät den Bund zur Klima- und Anpassungspolitik. Hierfür bewertet es fachüber-greifend Wissen zur Verwundbarkeit gegenüber klimatischen und nichtklimatischen Faktoren sowie zu Risiken und Chancen durch Klimafolgen. KomPass koordiniert, entwickelt und bewertet Maßnahmen und Instrumente zur Umsetzung einer geeigneten Anpassung und stellt Anpassungsakteuren umfangreiche Anpas-sungsinformationen zum Aufbau von Anpassungskapazität bereit. KomPass bietet Akteuren (wie zum Beispiel dem Netzwerk der Landesumweltämter) Vernetzungs- und Austauschplattformen und führt Dialogforen durch, die eine wirksame Beteiligung an der Politikentwicklung fördern. Mit seiner umweltpolitischen Beratung unterstützt KomPass auch die nationale Umsetzung von EU-Politi-ken zur Anpassung an den Klimawandel; (www.anpassung.net/).

    Darstellung 4: Institutionen oder dauerhaft eingerichtete Netzwerke der Bundesebene, die im Anpassungsbereich, insbesondere in der Bündelung und

    Vermittlung von Informationen, unterstützen

  • VORGEHEN UND AKTIVITäTEN DES BUNDES

    23

    AndererseitskommtauchdemStaateineaktiveRollezu,wennesumdieWahrnehmungderEigenvor-sorgedurchdenEinzelnengeht.DieseliegtzumBeispielinderMöglichkeit,ErfordernissederKlima-anpassungaufzuarbeiten,dieBehördenundÖffent-lichkeitentsprechendzuinformierenundzubetei-ligensowieKlimawirkungenimRahmenderplane-rischenAbwägungbeziehungsweiseErmessens-entscheidunginUmweltprüfungenundZulassungs-verfahren–woerforderlichundzumutbar–zube-rücksichtigen.Diebereitsmehrfachgenannteziel-gruppengerechteInformationsbereitstellungisteineweitereOptionzurBefähigung.FerneristbeidiesemAnliegendemlangenZeithorizontkünftigerKlimaänderungenunddendamitverbundenenAuswirkungenangemessenRechnungzutragen.

    DieBundesregierungwirddaherdaraufhinwirken,dassdiefürdieBerücksichtigungvon„AnpassungalsintegralerBestandteilvonPlanungs-undEntschei-dungsprozesseninallenrelevantenHandlungsfel-dern“erforderlichenInformationenundUnterstüt-zungsangebotezurVerfügungstehen.

    DieBundesregierungwirddemzufolgeinstitutionelleStrukturenweiterführenoderausbauen,diedurchdauerhafteBereitstellungvonExpertiseundBeratungsowieadressatengerechteWissensaufbereitungeinenwesentlichenBeitragzurFörderungvonAnpassungaufallenEbenenundinalleBereichehineinleis-ten.Darstellung3gibteinenÜberblicküberdiebreitedeutscheKlima(folgen)forschungslandschaft.ZudengenanntenInstitutionensieheAbkürzungsverzeichnis.

    Säule1stelltausdenbeschriebenenGründendieamstärkstenausdifferenzierteSäuledesAktionsplansdar.DiePalettederAktivitätendesBundesisthierbreitgefächert,dieAktivitätenwurdenfolgendenSchwerpunktenzugeordnet:

    ó Wissensbasiserweitern

    ó Informationenbereitstellenundvermitteln

    ó Konzepteentwickeln,ModellvorhabenumsetzenundHandlungsempfehlungenableiten.

    Climate Service Center (CSC) (BMBF, 2009 bis 2014): Mit dem CSC baut die Bundesregierung eine nationale Dienstleistungseinrich-tung auf, die zur Vermittlung von Wissen über Klima und Klimawan-del in Form von bedarfsgerechten Produkten an Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft agieren und somit bestehende Dienstleistungen des Bundes ergänzen soll. Das CSC soll über eine Kernkompetenz bei der Zusammenführung, Bewertung und strukturierten Aufbereitung von aktuellen Ergebnissen aus der Klimasystemforschung einschließlich der Daten aus dem gesam-ten Spektrum entsprechender Modell-, Szenarien- und Vorher-sagenrechnungen und deren qualifizierte Vermittlung an Abnehmer beziehungsweise Nutzer dieser Informationen verfügen (www.climate-service-center.de).

    Das Potsdam Institute for Advanced Sustainability Studies e.V. (BMBF, Land Brandenburg, 2010 bis 2016) verfolgt das Ziel, ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsverständnis wissenschaftlich umzusetzen, hierbei stehen inter- und transdisziplinäre Ansätze

    im Mittelpunkt. Daher werden neben natur- und ingenieurwissen-schaftlichen Erkenntnissen gezielt auch geistes- und sozialwissen-schaftliche Wissensbestände bei der Entwicklung von Anpassungs- und Mitigationsstrategien berücksichtigt. Die Forschungsarbeiten zielen dabei auf ein verbessertes Prozessverständnis im Klima- und Erdsystem und der Gesellschaft ab; (www.iass-potsdam.de).

    Strategische Behördenallianz (bislang bestehend aus BBK, DWD, UBA, THW). Ziel der Behördenallianz ist die Zusammenführung der Fachkompetenz der beteiligten Behörden zum Thema Anpassung an den Klimawandel, um geeignete Maßnahmenvorschläge zu entwickeln. Die Allianz initiierte eine Studie zur Veränderung der Extremwerte Temperatur, Niederschlag und Windgeschwindigkeit, die derzeit in Bearbeitung ist.3 Die Ergebnisse werden die in Anlage 1 vorgestellten Erkenntnisse zur klimawandelbedingten Entwicklung von Extremwetter ergänzen. Die Einbindung der Fach-kompetenz aus weiteren Bundes(ober)behörden und weitere Felder der Zusammenarbeit werden geprüft (siehe B.1.1).

    3 ErsteErgebnissederlaufendenForschungsarbeitwurdenaufeinergemeinsamenPressekonferenzam15.2.2011vorgestelltundsindmitdenStellungnahmenderbeteiligtenBehördenabrufbarunter:www.dwd.de/YPresseYPressekonferenzenY15.Februar2011.

    http://www.dwd.de/bvbw/appmanager/bvbw/dwdwwwDesktop?_nfpb=true&_pageLabel=dwdwww_menu2_presse&T98029gsbDocumentPath=Content%2FPresse%2FPressekonferenzen%2F2011%2FPK__15__02__11%2FPressekonferenz.html

  • 24

    VORGEHEN UND AKTIVITäTEN DES BUNDES

    B.1.1 Wissensbasis erweitern

    ImHinblickaufdieAnpassungsozialer,ökologischerundökonomischerSystemeandenKlimawandelisteineVielzahlanWissenslückenauchinBezugaufsystemischeZusammenhängevorhanden.AuchmitdemWissensfortschrittwerdenUnsicherheiteninderAbschätzungregionalerKlimafolgenfortbestehen.Dahergiltes,beiPlanungs-undInvestitionsentschei-dungeninsbesonderefürlanglebigeInfrastrukturenWegezufinden,mitderBandbreitederProjektions-ergebnisseunddenverbleibendenUnsicherheitenverantwortungsvollumzugehen.DieserfolgtzumBei-spielimHochwasserschutzüberdieBevorzugungfle-xiblerundnachsteuerbarerMaßnahmenimtechni-schenBereichundinderHochwasservorsorge.

    DerSchwerpunkt„Wissensbasiserweitern“gliedertsichunterfolgendethematischeÜberschriften,diein-haltlichzumTeilaufeinanderaufbauen:

    ó VerbesserungderAbschätzungkünftigerKlimaentwicklungen

    ó VerbesserungderKlimafolgenabschätzungundderVulnerabilitätsermittlung

    ó AngewandteAnpassungsforschung

    ó IndikatorenentwicklungzurDAS.

    Verbesserung der Abschätzung künftiger Klimaentwicklungen

    EinewesentlicheGrundlagefüralleweiterenAbwä-gungsschrittesowiedieAnpassungsforschungsindAussagenzuBandbreitenmöglicherkünftigerKli-maänderungeninräumlicherwiezeitlicherDimen-sionsowieAussagenzudamitverbundenenWahr-scheinlichkeiten.ErgänzendzudeninderDASgenanntenGrundlagensowiedeminAnlage1darge-stelltenaktuellenStanddesWissenswerdenzweiVor-habenumgesetzt,umAussagenzukünftigenKlima-entwicklungenzuerhalten:

    BMVBS(DWD)undBMBFengagierensichinderWeiterentwicklung regionaler Klimamodelle und Wahrscheinlichkeitsaussagen zu möglichen Klima entwicklungen. DieregionalenKlimamodelleCOSMO-CLM(CLM-Gemeinschaft)undREMOwerdendabeiweiterentwickeltmitdemZiel,derenNutzungalsEingangsdatensätzefürhochaufgelösteWirkmo-dellsimulationenfürdieKlimafolgenabschätzungweiterzuverbessern.

    MitderEntwicklungeinesKlimaprognose-Modellsys-temsschafftBMBFdiemethodischeGrundlagezurMittelfristigen Klimaprognose (MiKlip)(2011–2015).ZieldieserEntwicklungistes,zuverlässigePrognosenaufZeitskalenvonbiszu10JahrenfürdasKlimaein-schließlichdessenExtremaunterdemEinflussvonnatürlichenKlimaschwankungenundanthropogenerKlimaveränderungfürMitteleuropa(undAfrika)zuerstellen.DieseZeitskalenspieleneinewichtigeRollebeiPlanungsprozessen,speziellinderWirtschaft.BMBFsetztderzeitdieseFördermaßnahmezurmittel-fristigenKlimaprognoseum.DieseAktivitätisteinge-bundenindieKooperationmiteuropäischenStaatenimRahmenderJoint-Programming-Initiative„Con-nectingClimateKnowledgeforEurope(JPIClimate)“(sieheB.4.2)

    DarüberhinausarbeitenForschung(insbesonderedieMax-Planck-Gesellschaft)undDWDgemeinsamanderEntwicklungeinerneuenModellplattformfüreinneueseigenesglobalesKlimamodell(NachfolgeECHAM).ParalleldazuwirddasBMBFimRahmensei-nerProjektförderungauchdasThemenfeld„ZentraleUnsicherheiteninderKlimamodellierung“behandeln.

  • 25

    VORGEHEN UND AKTIVITäTEN DES BUNDES

    Verbesserung der Klimafolgen-abschätzung und der Vulnerabilitäts-ermittlung

    AufbauendaufAussagenzuKlimaänderungen(siehedazuunteranderemKapitel2derDASundwww.anpassung.net)wurdenundwerdenaufver-schiedenenEbenenundfürverschiedenefachlicheBereicheKlimafolgenbetrachtungenundRisikobewer-tungenerstellt.FürDeutschlandwurdezuletzt2005einesolcheKlimafolgenabschätzungerarbeitet,dieauchdieVulnerabilität(Verwundbarkeit)Deutsch-landserstmaligbewertete.

    DieinderFachöffentlichkeitoftanalogbeziehungs-weisegroßzügiggenutztenBegriffe„Vulnerabilität“und„Klimafolgen“werdenhierstrenggetrenntge-nutzt.IndenAusführungendesAktionsplansschließtderBegriff„Vulnerabilitätsermittlung“stetsdieBe-trachtungvonAnpassungskapazitätenein.DieQuan-tifizierungderAnpassungskapazitätenistallerdingsmethodischnocheineHerausforderungundwirddeshalbmeistdurchExpertenurteileersetzt.DiesisteinBeispielfürdieUnsicherheiten,mitdenenimRahmenderDASumgegangenwerdenmuss.

    FürpolitischeEntscheidungeninderWeiterentwick-lungderDASwiediePriorisierungvonKlimarisikenundvonHandlungserfordernissensowiefürdieEva-luierungvonAnpassungserfolgen(sieheA.3undA.4)isteineaktuellesektorenübergreifendeundnacheinheitlichenMaßstäbenerstellteVulnerabili-tätsbewertungfürDeutschlanderforderlich.

    UnterEinbeziehungderExpertiseausRessortsundFachbehörden,insbesonderedurchdieWeiterent-wicklungderbestehendenKooperationderBundes-oberbehördenzueinem„BehördennetzwerkfürVulnerabilitätsbetrachtung“,sollenfürdenBereichderVulnerabilitätserfassungund-bewertungfürDeutschlandfolgendezentraleVorhabenunternom-menwerden:

    UnterderFederführungdesUmweltbundesamteswirdseit2011eineerweiterteBehördenallianz(sieheDarstellung4)eindeutschlandweites und sekto-renübergreifendes Vulnerabilitäts-Gesamtbilderstellt.ZieldiesesVorhabensisteinesemiquantita-tiveZusammenführungderbereitsvorhandenenre-gionalenundsektoralenKlimafolgenbetrachtungenundVulnerabilitätsabschätzungenzueinemGesamt-bildderVulnerabilitätinDeutschlandalsGrundlagefüreinePriorisierungvonKlimarisiken.ExpertiseundForschungsergebnissederLänderwerdenindieErarbeitungeinbezogen(www.netzwerk-vulnera-bilitaet.de/tiki-index.php).

    ParallelwirdeineMethodeentwickeltfür eine in-tegrierte Vulnerabilitätsbewertung Deutschlands, die klimatische und nichtklimatische Verände-rungen und Systemzusammenhänge ins Verhält-nis setzt(BMU/UBA,2010-2013).Zielistes,diesyste-mischenAuswirkungendesKlimawandelsvondenAuswirkungenandererVeränderungsprozesseabzu-grenzenbeziehungsweiseWechselwirkungentrans-parentzumachen,aufdieserGrundlagediespezifi-scheVulnerabilitätgegenüberKlimafolgenpräzisezubeschreibenunddamiteinegezielteEntwicklungvonAnpassungsmaßnahmenzuermöglichen.

    http://www.netzwerk-vulnerabilitaet.de/tiki-index.php

  • VORGEHEN UND AKTIVITäTEN DES BUNDES

    26

    VerschiedenehandlungsfeldspezifischeKlimafolgen-abschätzungenundVulnerabilitätsbewertungenergänzenundkonkretisierendiegenanntenhand-lungsfeld-beziehungsweiseressortübergreifendenVulnerabilitätsstudiensowieErgebnisseausKLIWAS(sieheB.1.1undB.3)undausdensiebenregionalenKLIMZUG-Vorhaben.NeugeplanteVorhabenderBun-desebenewerdenmitdenvorhandenenunddenres-sortübergreifendenKlimafolgenabschätzungeninBezugaufgemeinsameGrundlagendatenunddemgrundlegendenmethodischenVorgehenabgestimmt.

    BMBFprüftdenForschungsbedarfzumThema„Klimawandel und Versorgungssicherheit“.Mit-hilfeeinesSondierungsgutachtenserfolgtaktuelleineumfassendeBestandsaufnahme,diedenbestehendenForschungsbedarfzurSicherstellungderVersorgungderGesellschaftunterKlimawandelbedingungensystematischadressiert.

    HandlungsfeldspezifischsindfolgendeVulnerabi-litäts-beziehungsweiseKlimafolgenbetrachtungenvorgesehen:

    menschliche Gesundheit:

    IndiesemHandlungsfeldwerdenseit2011verschie-deneVorhabenvonBMG/RKIundBMU/UBAinitiiert.VonzentralerFragestellungfürdieKlimafolgenbe-trachtungensinddabeidieThemenklimabedingteMorbiditätsentwicklungundInfektionskrankheiteninsbesondereunterdemBlickwinkelvonVektoren–dasheißtdurchTiereübertragenerKrankheiten.

    Boden:

    BMU/UBAuntersuchtinzweiProjektendieAuswir-kungendesKlimawandelsaufdieBefahrbarkeitunddasVerdichtungsrisikovonAckerbödenunddieVeränderungdesorganischenKohlenstoffgehaltsinBöden.

    Unternehmen, Industrie und Mittelstand:

    BMWibereitetderzeitmehrereVorhabenvor,indenendieBetrachtungklimawandelbedingterExtremwetterereignisseeinezentraleRollespielt.SosolleingeplantesForschungsprojektRisikenidentifizierenundbewerten,dieausAuswirkungendesKlimawandelsaufInfrastrukturundWertschöp-fungskettenfürexponierteindustrielleProduktioneninDeutschlandresultierenkönnen.

    Tourismus:

    WährendBMWiplant,dieAuswirkungendesKlima-wandelsaufdieTourismusnachfrageundNachfrage-verschiebungenzuuntersuchen,sollenunterderFederführungdesBMUdieAuswirkungendesKlima-wandelsaufverschiedenetouristischrelevanteLand-schaftstypenmodellhafterfasstundaufbereitetwerden,umGrundlagenfüreinenaturverträglicheräumlichePlanungtouristischerDestinationenzuschaffen.

    Verkehr:

    BMVBS/EBAwerdendieAuswirkungendesKlima-wandelsaufdieSchieneninfrastrukturenunddenSchienenverkehruntersuchen,dieVulnerabilitätdiesesVerkehrsträgersbestimmenundentsprechendeAnpassungsaktivitätenableiten.

  • VORGEHEN UND AKTIVITäTEN DES BUNDES

    27

    Angewandte Anpassungsforschung

    DieBundesregierungfördertunterdemDach„Ange-wandteAnpassungsforschung"dieErforschungneuerwissenschaftlicherErkenntnisseimBereichAnpassungandenKlimawandelundstelltForschungsergebnissedar.DiesschließtoftauchdieobengenanntenKlima-folgenabschätzungenoderentsprechendeGrund-lagenvorhabenfürRisikobetrachtungenein.DieBun-desregierungnutztdazudiebreitewissenschaftlicheExpertisederBundesoberbehörden,diesichmitih-renAufgabenschwerpunktenergänzen.InvielenFäl-lenliegthiereinfachlicherAustauschmitExpertenunteranderemderLandesämterundWissenschaftzugrunde.

    DerAusbaudesAnpassungswissensdurchdieBun-desebeneerfolgtdurchForschungsprogrammedesBMBFsowieRessortforschungsprogrammeund-pro-jekte.DieseumfasseneineVielzahlankleinerenundgrößerenForschungsvorhabenindenHandlungs-feldernderDAS(sieheUBA-Projektdatenbankunterwww.anpassung.net).

    AlsherausragendesBeispielsektoralerBundesfor-schungistdasForschungsprogrammKLIWAS – Aus-wirkungen des Klimawandels auf Wasserstraßen und Schifffahrt–desBMVBS(sieheauchB.3)zunen-nen.KLIWASermitteltErkenntnissezuklimabeding-tenVeränderungenandenschiffbarenGewässerninDeutschlandimHinblickaufdiePlanungenderWas-serstraßeninfrastrukturunddieErfordernissefürdieSchifffahrtundstelltdamitzugleichauchwichtigeGrundlagenfürandereHandlungsfelderbereit.DabeiwerdenmitdemMultimodellansatzerstmalsalleanerkanntenglobalenundregionalenKlimamodellemithydrologischenundweiterengewässerkundlichenModellengekoppelt.EswerdendieBandbreitederklimabedingtenAuswirkungenaufdenWasserhaus-halt,dieMorphologie,dieGüteunddieÖkologiederGewässerfürunterschiedlicheProjektionszeiträumeberechnet.

    SektorübergreifendfinanziertBMBFseitMitte2011VorhabenzurÖkonomie des Klimawandels,diemitprimärvolkswirtschaftlicherPerspektivehandlungs-orientierteAnpassungsmodelleund-maßnahmensowieAnsätzezurAbschätzungderKosten,Risiken

    undChancenvonkohlenstoffarmenWachstums-undEntwicklungsmodellenfürdiedeutscheGesellschafterarbeiten.Berücksichtigtwirdhiersowohldienatio-nalewieauchdieinternationaleEbene.

    AuchdieVorhabenimBMBF-FörderschwerpunktKLIMZUG–KlimawandelinRegionenzukunfts-fähiggestalten–arbeitensektorübergreifend,jenachdenspezifischenBedürfnisfeldernindenRegionen(sieheB.1.3).

    Darüberhinauswirdsozial-undgeisteswissenschaft-licheExpertiseindenDiskursumklimabedingteAnpassungs-undKlimaschutzstrategienstärkerein-bezogen:DieinterdisziplinärausgerichteteBMBF-För-derinitiativeSoziale Dimensionen von Klimaschutz und Klimawandelträgtmit12Vorhabendazubei,diesozial-undgeisteswissenschaftlicheKompetenzimBereichderKlimaforschungzustärken,indemsowohldasVerständnisfürsozialeUrsachenundAuswirkun-gendesKlimawandelserhöht,alsauchdiepolitischeAusgestaltungvonKlimaschutz-undAnpassungsmaß-nahmenunterstütztwird.

    menschliche Gesundheit:

    InErgänzungderKlimafolgenbetrachtungen(sieheB.1.1)übernehmenBMG/RKIundBMU/UBA,zumTeilunterstütztdurchBMBF,eineReiheanVorhabenunteranderemindenBereichenInfektionskrank-heiten,vektorübertrageneKrankheiten,AllergienundWitterungsempfindlichkeitvomMenschen.

    http://www.anpassung.net

  • VORGEHEN UND AKTIVITäTEN DES BUNDES

    28

    BMELV/JKIwidmetsichnebenverschiedenenan-derenVorhabenmitdemAktionsprogramm Am-brosiademMonitoringdesVorkommensdieserneophytischenPflanze,MaßnahmenzuEinschlep-pungspräventionsowiederÖffentlichkeitsarbeitüberdieGefahrenderhochallergenenPollenunddiemöglichenGegenmaßnahmen.

    Landwirtschaft:

    DieErhaltung von genetischen Ressourcen in GenbankenistderAusgangspunktfürZüchtungs-programme,unteranderemzurAnpassungandenKlimawandel,zurverbessertenResistenzgegenüberSchaderregernoderzurhöherenEffizienzbezüglichNährstoffenoderWasser.DahersetztsichBMELVinZusammenarbeitmitdenBundesländernundNicht-regierungsorganisationenfürdieseDaueraufgabeein.

    Biologische Vielfalt:

    BMU/BfNwerdenineiner2.PhasedenForschungs-schwerpunktBiodiversitätundKlimawandel(mitderzeit27laufendenoderkürzlichabgeschlossenenProjekten)fortsetzen.FernererarbeitetBMU/BfNab2011AnpassungsstrategienfürdieBereicheArten-undGebietsschutzerarbeiten,umArtenverlustebeiklimasensiblenTierenundPflanzenzuverringernundumhandlungsorientierteEmpfehlungenzueinemklimawandelgemäßenManagementdesSchutzgebietsnetzesNatura2000zuerhalten.

    Indikatorenentwicklung zur DAS

    InderDASwurdefestgelegt,dassderAktionsplan2011VorschlägezurErfolgskontrollederDASbein-haltensoll.InA.4wirddervorgeseheneindikatoren-gestützteEvaluierungsberichtgenannt.AlsVorberei-tungdesEvaluierungsberichtserfolgtdie:

    Entwicklung eines Indikatorensets zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel(BMU/UBA):UnterEinbindungallerBundesressortsundderLänderwerdenIndikatorenvorschlägeentwickelt,umKlimawirkungenundAnpassungserfolgeindenHandlungsfeldernderDASmittelsIndikatorenzubeschreibenundentsprechendeTrendsaufzu-zeigen.DasIndikatorensystemsolldabei–demintegralenAnsatzderDASfolgend–auchdie

    WechselwirkungenzwischenwirtschaftlicherLeis-tungsfähigkeit,sozialerVerantwortungundUmwelt-belangenberücksichtigen.AktuelleErgebnissezumProjektkönnenunterwww.anpassung.neteingesehenwerden.

    UmdieVergleichbarkeitdesindikatorengestütztenEvaluierungskonzeptesmitAktivitätenderEuropäi-schenKommissionzuerreichen,erfolgteineengeKooperationmitderEuropäischenUmweltagentur.

    DieseIndikatorenarbeitbereitetzugleichGrundlagenfüreinenationaleundEU-BerichterstattungzumStandderAnpassungandenKlimawandelunterderKlimarahmenkonventionvor.

    B.1.2 Informationen bereitstellen und vermitteln

    FürdieErstellungundUmsetzungvonAnpassungs-strategienund-aktivitätenisteineausreichendeDa-ten-undWissensbasisüberKlimafolgenund-risikenerforderlich.AufderGrundlagebereitsbestehenderAngeboteundDienstleistungenvonOberbehördenundRessort(forschungs)einrichtungendesBundessolleineBündelungundadressatengerechteAufbe-reitungvonInformationenalsnutzerorientierterSer-viceorganisiertwerden.Nutzersindhierbeidiejeni-genInstitutionenundPersonen,dieselberaktivVor-sorgebetreibenoderanderedazuindieLageverset-zen,dasErfordernisderKlimaanpassungbeipriva-ten,wirtschaftlichenoderpolitischenEntscheidun-genzuberücksichtigen.

    DieBundesregierungstelltsichdaheralsAufgabe,denZugangzuInformationenzuerleichternunddengesellschaftlichenKenntnisstandzuAnpassungs-erfordernissenund-möglichkeitendurchKommuni-kations-undBildungsmaßnahmenzuerhöhen.DieAktivitätensindunterdenthematischenÜberschrif-tenzusammengefasst:

    ó DatenundInformationenbündelnundbereitstellen

    ó Informationenaktivvermitteln

    ó Kommunenunterstützen.

  • VORGEHEN UND AKTIVITäTEN DES BUNDES

    29

    Daten und Informationen bündeln und bereitstellen

    DieinDarstellung3genanntenInstitutionenbereiten–zumTeilinengerKooperationmitdenLänder-behörden–Datenauf,bewertendieseundstellensiefüreinbreitesNutzerpublikumzusammen.DamitisteineinfacherZugangzuInformationenüberinter-netgestütztePortale,PlattformenoderDatenbankengegeben.

    Ausbau des Web-Portals www.anpassung.net als nationales Informations-, Kommunikations- und Kooperationssystem zur Anpassung an den Klima-wandel für Deutschland(BMU/UBA,2010bis2013):DasUBA/KomPass-PortalsollderVernetzungvonInformationsangebotenzuAnpassungshandelnund-politikdienenundwirddazuinZusammenarbeitmitanderenBundesoberbehördenweiterausgebaut.Pro-duktewiehandlungsrelevantesGrundlagenwissen,BeobachtungsdatensowieVulnerabilitätskarten,Maß-nahmen-undProjektdatenbanken,LeitfädenzurAn-passungfürverschiedeneNutzer,einregelmäßigerNewslettersowieaktuelleNetzwerkinformationensindbereitsalsBasisinformationenvorhanden.DasWeb-PortalbildetzudemdieSchnittstellezumAnpas-sungsinformationsportalderEuropäischenUnion(EuropäischerClearinghouseMechanismus).

    ó EinspezifischesAngebotderPlattformistdiesogenannte„Tatenbank",dieals„wachsendeDaten-bank“angelegtist.GuteAnpassungsbeispieleunterschiedlicherAkteurewerdenvorgestellt,umerfolgversprechendeAnsätzeundMaßnahmenzukommunizierenundderenVerbreitungzufördern.

    ó InderProjektdatenbankwerden(ergänzendzueinembreitenSpektrumanForschungsvorhaben)mitderVeröffentlichungdesAktionsplansauchalledortgenanntenVorhabenausführlichundinBezugaufderenUmsetzungsstandregelmäßigaktualisiertdargestellt.

    Internetplattform „Klimawandel und Klimaschutz im Agrarbereich“:SeitEndeSeptember2010betreibtBMELVseinKlimaportalonlineunterwww.klimawandel-und-klimaschutz.de.Esinformiertum-fassendzudiesemThemaundweistinsbesondereaufdieLeistungenderLand-undForstwirtschaftsowiedervor-undnachgelagertenBereichehin.DamitwirdderWissenstransfervonForschungsergeb-nissen,insbesondereauchindiePraxis,unterstützt.DieLänderhabendieMöglichkeit,ihreProjekteaufdieserPlattformaktuelldarzustellen.

    AusbaudesKlimaatlas Deutschland (DWD,2010ff.):DerKlimaatlasDeutschlandpräsentiertmöglicheSzenarienunsereskünftigenKlimasineinerZusam-menschaumitfrüheremundderzeitigemKlima.DarstellungendeszeitlichenVerlaufsübereinenZeit-raumvonmeistmehrals200JahrenmachendieTrendsunddieSchwankungsbreitedesKlimasdeut-lich,AbbildungenderRechenergebnissemehrererKlimamodelleweisenaufdieUnsicherheitenderKlimasimulationenhinundKartenlassenregionaleUnterschiedeinnerhalbDeutschlandshervortreten.DerKlimaatlasDeutschlandwirdsukzessiveergänztundumneueKlimaparametererweitert.

    Regionaler Klimaatlas HGF: DieRegionalenKlima-bürosderHelmholtz-GemeinschafthabengemeinsameinenKlimaatlasfürDeutschlanderarbeitet,derüberdiemöglichenVeränderungenaufregionalerEbenedurchdenKlimawandelinformiert.Seit2010sindunterwww.regionaler-klimaatlas.dezukünftigeKlimaszenarienfürdiedeutschenBundesländeröf-fentlichabrufbar.

  • VORGEHEN UND AKTIVITäTEN DES BUNDES

    30

    DieNutzerkönnendabeiverschiedeneKlimaele-mentewiebeispielsweiseTemperatur,NiederschlagundWindauswählenundsichmöglichekünftigeÄn-derungenzuunterschiedlichenJahreszeiteninver-schiedenenBundesländernanzeigenlassen.

    ErgänztwerdendiesebeidendeutschlandweitenAtlantenbeispielsweisedurchdenKlimaatlasSach-sen,dergemeinsamvonderTechnischenUniversitätDresdenunddemLandesamtentwickeltwurde,sowiedurchlokaleKlimaatlanten,wiezumBeispielderStadtStuttgart.

    Klimanavigator: ZusammenmitPartnerorganisatio-nen(wiedasDeutscheKlimakonsortium)entwickeltdasClimateServiceCenter(CSC)denKlimanavigator,einnationalesWebportalmitLotsenfunktionzuKlima-undUmweltinformationeninDeutschland.DiesesPortalbündeltundweistdenWegzudeminderWissenschaftvorhandenenKlimawissenundWissenzuAnpassungsoptionenbeziehungsweisezudenjeweilseinschlägigenOrganisationenundEinrichtungen.

    DasFinanz-Forum: Klimawandel(BMBF/SustainableBusinessInstitute)hatalszentraleForschungs-undDialogplattformzurKlimapolitikimRahmenderHightech-StrategiederBundesregierungdieAufgabe,denFinanzmarktundseineAkteurefürKlimaschutz-undAnpassungsstrategienzumobilisieren,Kunden-branchenentsprechendzuinformierenunddieIntegrationklimabezogenenWissensinFinanzdienst-leistungenvoranzutreiben.

    Informationen aktiv vermitteln

    DieKommunikationimBereichAnpassunghatdasZiel,durchdieaktiveVermittlungvonInformationengezieltMenschenanzusprechen,mitAkteurenindenDialogzukommenunddamitHandlungskompeten-zenaufzubauen.SieumfassteinerseitsAktivitätenfüreinebreitereÖffentlichkeitsowieandererseitssektor-undthemenspezifischeVorhabenfürFachkreise.DazuzählenzielgruppenspezifischaufbereiteteInfor-mationskampagnenfürbestimmteRisikenverbundenmitderVermittlungvonHandlungsbedarfundHand-lungsoptionensowieInformationenüberdieEigen-verantwortung.

    Es sind vorgesehen:

    DieFortführungderbereitsseit2009alsTeildesDAS-Dialog-undBeteiligungsprozesseslaufendenStake-holderdialoge Klimawandel/Anpassungbis2014(unteranderemdurchBMU/UBA,BMWi,BMVBS,BMBF/Finanz-ForumKlimawandel/CSCinitiiert)indenHandlungsfeldernderDAS.DieStakeholderdia-logeverfolgendabeidasZiel,zumAustauschvonWissenundzurVernetzungvonAkteurenbeizutra-gen,zumanderen–alsTeildesDialogprozesseszurDAS–Anpassungsthemenzuvertiefen.Seit2011werdendahersowohlnutzergruppenspezifischeodersektorenbezogeneTreffenorganisiertalsauchQuer-schnittsthemenwiedasRisikomanagementvonKlimafolgensektorenübergreifendundmitBlickaufWechselwirkungenzwischenunterschiedlichenSek-torenvertieft.

    Branchendialoge zur Risikovorsorgeunterande-remzuOptionendesVersicherungsschutzesbeiElementarschäden(BMF,BMU,BMWiundandereRessorts,inKooperationmitLändern,FinanzforumKlimawandelunddemGesamtverbandderDeut-schenVersicherungswirtschaft(GDV)2011ff.)sind

  • VorgehenundAktiVitätendesbundes

    31

    als Teil einer breiteren Strategie zur Prävention von Elementarschäden für Nutzergruppen wie (mittel-ständische) Unternehmen, Industrie und die Immo- bilienwirtschaft vorgesehen.

    Informationskampagnen im Bereich menschliche Gesundheit zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels unter Nutzung vorhandener Struk-turen (unter anderem der bereits bestehenden inter-ministeriellen Zusammenarbeit). Dabei stehen sowohl die Information der breiten Öffentlichkeit (zum Bei-spiel BMU/UBA 2011 bis 2013) sowie von besonders empfindlichen Personengruppen im Mittelpunkt. Zu-dem sollen zielgruppenspezifische Informationen an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, wie zum Bei-spiel das Pflegepersonal im Gesundheitssektor, entwickelt werden.

    Informationskampagnen zu Zusammenhängen zwischen Klimawandel und biologischer Vielfalt (BMU/BfN) werden als Teil der Öffentlichkeitsarbeit zur Nationalen Strategie zur Biodiversität initiiert, welche auch im Zusammenhang mit den Aktivitä-ten der UN-Dekade zur biologischen Vielfalt (2011 bis 2020) und der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005 bis 2014) stehen.

    Integration des Themas „Klimawandel“ bezie-hungsweise „Anpassung an den Klimawandel" in Lehrveranstaltungen der Akademie für Krisenmana-gement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastro-phenhilfe (BBK, fortlaufend).

    Kommunen unterstützen

    Kommunen gehören zu den zentralen Akteuren der Anpassung an den Klimawandel. Viele Folgen des Kli-mawandels zeigen lokale Wirkungen und viele Maß-nahmen zur Anpassung müssen mit und in den Kom-munen entwickelt und umgesetzt werden. Daher wird die Bundesregierung, vertreten insbesondere durch BMU, BMVBS und BMI, den Dialog im Bereich Anpassung mit den kommunalen Spitzenverbänden und anderen kommunalen Vertretungen, die im Be-reich Klimaschutz/Anpassung eine wichtige Multi-plikatorrolle einnehmen, wie beziehungsweise das Klimabündnis4 und ICLEI5, weiter ausbauen.

    Anpassung an den Klimawandel ist als kommunale Aufgabe in Deutschland insgesamt noch ein relativ neues Thema. Aus Rückmeldungen zeigt sich, dass der Wissenstransfer sowie die Bereitstellung von Methoden zur Abschätzung und Bewertung von Klimaänderungen und Klimafolgen im eigenen Zu-ständigkeitsbereich aktuell einen Schwerpunkt für Kommunen darstellen. Um die Aktivitäten dieser Ebene zu unterstützen, hat die Bundesregierung in den letzten Jahren Projekte in verschiedenen Modell-regionen zu Anpassungsfragen initiiert (siehe B.1.3); durch die praxisnahe Forschung werden Erkenntnisse gewonnen, die übertragbare Lösungswege oder Hilfe-stellungen liefern. Mit den erweiterten Fördermög-lichkeiten der Nationalen Klimaschutzinitiative (siehe B.2.3) werden Kommunen in der Anpassung unter-stützt. Zudem werden insbesondere durch BMU/UBA, BMVBS/BBSR und BMBF Unterstützungsangebote gemacht.

    4 Das „Klimabündnis" ist ein europäisches Netzwerk von Städten, Gemeinden und Landkreisen, die sich verpflichtet haben, das Weltklima zu schützen. www.klimabuendnis.org/home.html?&L=1.

    5 ICLEI (Local Governments for Sustainability) ist ein weltweiter Verband von Städten, Gemeinden und Landkreisen für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung. www.iclei.org.

    http://www.klimabuendnis.org/home.html?&L=1htpp://www.iclei.org

  • VorgehenundAktiVitätendesbundes

    32

    Für Kommunen stehen unter anderem EDV-gestützte Informationsangebote zur Klimafolgenabschätzung zur Verfügung, so der Klimalotse6 – Leitfaden zur An-passung von UBA-KomPass und Stadtklimalotse7 des BBSR. Zusammen mit den Bundesländern bietet die Bundesregierung der regionalen oder lokalen Ebene weitere Unterstützung an (siehe Kapitel C).

    Es sind vorgesehen:

    die Entwicklung und Erprobung von Leitlinien und Entscheidungshilfen für Erhalt und Entwick-lung klimarelevanter Funktionen von Natur und Freiräumen im Siedlungsbereich auf Grundlage na-turschutzfachlicher Strategien (BMU, BfN, in Koopera-tion mit ausgewählten Städten, 2011 bis 2015).

    Der wichtige Bereich der Wissensvermittlung betrifft auch die Gründung und Unterstützung von Netzwer-ken auf der lokalen Ebene. So wird beispielsweise BMU 2011/2012 ein Projekt des Klimabündnisses zur Erarbeitung eines WIKI-Formats „Anpassung an den Klimawandel“ fördern. Ziel ist die Bereitstel-lung eines internetgeführten Leitfadens für Kommu-nen, der durch ein Netzwerk von freiwilligen und ehrenamtlichen Autoren aus den über 400 deutschenMitgliedskommunen des Klimabündnisses erarbeitet wird.

    B.1.3 Konzepte entwickeln, Modell-vorhaben umsetzen und Hand-lungsempfehlungen ableiten

    Die Bundesregierung fördert auf kommunaler/regio- naler Ebene in Form von Modell- und Demonstra- tionsvorhaben Projekte, in denen exemplarisch Konzeptentwicklungen und Lösungsansätze zur Anpassung an den Klimawandel entwickelt und in Modellvorhaben erprobt werden. Aus diesen Projekt- erfahrungen werden gute Beispiele, Handlungsemp-fehlungen und Leitlinien generiert, die zugleich in die Weiterentwicklung der DAS einfließen können. Einzelvorhaben im Bereich Landschaftsplanung, räumliche Gesamtplanung, menschliche Gesundheit, Verkehr und mittelständische Unternehmen.

    Die Bundesregierung fördert deshalb folgende Akti-vitäten; erste Ergebnisse zentraler Bundesvorhaben sind in Kapitel D dargestellt:

    6 www.klimalotse.anpassung.net/

    7 www.stadtklimalotse.net/

    Zukunftsprojekt „Die CO2-neutrale, energieeffi-

    ziente und klimaangepasste Stadt“ (BMBF): Bis zum Jahr 2020 sollen 30 Kommunen in Deutsch-land kohlendioxidneutral sein. Anhand dieser Städte soll modellhaft gezeigt werden, wie ein solcher

    http://www.klimalotse.anpassung.nethttp://www.stadtklimalotse.net

  • VorgehenundAktiVitätendesbundes

    33

    Transformationsprozess in wenigen Jahren bei sehr unterschiedlichen Voraussetzungen ablaufen kann. Das Zukunftsprojekt baut unter anderem auf dem Wettbewerb „Energie effiziente Stadt“ auf, in dem fünf deutsche Städte (Delitzsch, Essen, Magdeburg, Stuttgart und Wolfhagen) mit zukunftsweisenden Konzepten für eine effiziente Energienutzung in Kommunen überzeugten.

    KLIMZUG – Klimawandel in Regionen zukunfts- fähig gestalten (BMBF, 2008 bis 2014): Ziel ist es, für sieben ausgewählte Modellregionen in Deutschland innovative Anpassungsstrategien an den Klimawan-del zu entwickeln. Diese orientieren sich individuell an den konkreten lokalen Anforderungen der jewei-ligen Modellregionen. In regionalen Planungs- und Entwicklungsprozessen sollen die erwarteten Klima-änderungen rechtzeitig und adäquat berücksichtigt werden. So wird nicht nur die Entwicklung und Nut-zung neuer Technologien, Verfahren und Strategien zur Anpassung an den Klimawandel in Regionen vo-rangetrieben, sondern es kann auch die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit von Regionen gestärkt werden. Dazu werden langfristig tragfähige Netzwerke zwi-schen Unternehmen, Verwaltung und gesellschaft-lichen Bedarfsträgern sowie der Wissenschaft auf regionaler oder lokaler Ebene etabliert, um die Wett-bewerbsfähigkeit der Standorte unter Klimawandel- bedingungen zu erhalten beziehungsweise zu stär-ken. Diese Netzwerke schaffen in den Regionen die nötige Handlungsfähigkeit zur Anpassung an sich än-dernde Bedingungen unter Berücksichtigung der Re-gionsspezifika und unter Einbeziehung der Entschei-dungsträger vor Ort (www.klimzug.de).

    Fortführung der Modellregionen Raumordnung KlimaMORO (BMVBS/BBSR 2011 bis 2013): Die acht Modellvorhaben „Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel“ (KlimaMORO) haben in den letzten zwei Jahren erste regionale Ansätze entwickelt. Nun gilt es, vielversprechende Ansätze aus einigen der Modellregionen weiterzuentwickeln, zu ergänzen und zu verstetigen (www.klimamoro.de/).

    Urbane Strategien zum Klimawandel, ein For-schungsfeld des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus – ExWoSt – (BMVBS/BBSR, 2009–2013): In zwei parallel laufenden Forschungsschwerpunkten werden aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven heraus neun Modellvorhaben zu kommunalen Strate-gien und Potenzialen (StadtKlima) sowie acht Pilot-projekte zu immobilien- und wohnungswirtschaft- lichen Strategien und Potenzialen (ImmoKlima) zum Schutz vor und zur Anpassung an den Klimawandel untersucht. In diesem Kontext wird zur Unterstüt-zung von Kommunen ein planungsorientierter Leit-faden („Stadtklimalotse“ 8) weiterentwickelt. Des Wei-teren soll ein zielgruppenorientiertes Instrument zur Unterstützung der Bewertung von Klimarisiken im Rahmen der Risikoanalyse in der Immobilien- und Wohnungswirtschaft entwickelt und erprobt werden.

    Modell- und Demonstrationsvorhaben des BMELV im Rahmen des gemeinsamen Wettbewerbs „idee. natur“ von BMU/BMELV (BMELV, Länder, Projektträ-ger vor Ort, 2009–2014): Regionale Partnerschaften erstellen zukunftsweisende Konzepte, die die Integra-tion von anspruchsvollen Naturschutzzielen und länd-licher Entwicklung auch unter den Anforderungen des Klimawandels beispielhaft und überzeugend dar-stellen, und testen diese in Demonstrationsvorhaben. Die Themenbereiche „Wälder“ und „Moore“ stehen im Mittelpunkt der Vorhaben.

    8 www.stadtklimalotse.net/

    http://www.klimamoro.dehttp://www.klimzug.dehttp://www.stadtklimalotse.net

  • VorgehenundAktiVitätendesbundes

    34

    B.2 Y Säule 2 Rahmensetzung durch die Bundesregierung

    Viele (potenzielle) Anpassungsmaßnahmen werden direkt oder indirekt durch die vom Bund gesetzten Rahmenbedingungen beeinflusst. Geeignete Rahmen-bedingungen können daher dazu beitragen, Anpas-sungskapazitäten (ökologisch, technologisch, gesell-schaftlich) zu entwickeln und zu stärken:

    ó Die Bundesregierung wird sich dafür einsetzen, dass die Anpassungskapazität und Eigenvorsorge gestärkt werden und dafür Sorge tragen, dass bestehende Instrumente der Rahmensetzung entsprechend verbessert werden.

    ó Die Bundesregierung wird bei den für die Nor-mung und die Entwicklung technischer Regel- werke verantwortlichen Selbstverwaltungs gremien

    auf eine Berücksichtigung von Anpassungserfor-dernissen hinwirken.

    ó Die Bundesregierung wird ferner die Aufnahme von Aspekten der Klimaanpassung in für die An-passung relevante Förderprogramme des Bundes, gemeinsame Förderinstrumente des Bundes und der Länder sowie der EU prüfen.

    B.2.1 Anpassungserfordernisse in relevante rechtliche Regelungen aufnehmen

    Anpassung an den Klimawandel in relevanten Rechts-vorschriften als Steuerungsziel zu benennen, ist ein grundsätzlich möglicher Regelungsansatz, der zur Berücksichtigung von klima- und extremwetter- relevanten Faktoren in fachlichen und betrieblichen Planungen und ihrer Umsetzung beitragen kann.

  • VorgehenundAktiVitätendesbundes

    35

    Die Ressorts sind angehalten, bei relevanten Recht-setzungsvorhaben, insbesondere im Bereich des Pla-nungsrechts und des Umweltrechts, zu prüfen, ob es sachlich erforderlich und angemessen ist, Klimafol-gen beziehungsweise Anpassungserfordernisse als Ziel, Grundsatz oder auch als Abwägungsaspekt aufzuneh-men, wie etwa mit der Novellierung des Raumord-nungsgesetzes 2008 sowie der 2010 in Kraft getretenen Neufassung des Wasserhaushaltsgesetzes bereits ge-schehen.

    Das Recht der Fachplanung soll so weiterentwickelt werden, dass die durch den Klimawandel veränder-ten Umgebungsbedingungen sorgfältig ermittelt und gebührend berücksichtigt werden. Hierzu wird auch geprüft, wie eine engere Koordinierung der Raum-ordnung beziehungsweise der Regionalplanung mit sektoralen Fach- und Umweltplanungen diesem Ziel förderlich sein kann. Für die Bereiche Umweltpla-nung und Regionalplanung geht die Bundesregie-rung davon aus, dass für eine Prüfung der Klimafol-genverträglichkeit derzeit keine gesonderten neuen Instrumente erforderlich sind, jedoch die Vorausset-zungen für eine a