Natur+Umwelt 4-2015

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Natur+Umwelt www.bund-naturschutz.de Heft 4-2015 97. Jahr 4. Quartal Säen, ernten, essen Wie unsere Lebensmittel entstehen, geht uns alle an

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Säen, ernten, essen: Wie unsere Lebensmittel entstehen, geht uns alle an.

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Natur+Umweltwww.bund-naturschutz.deHeft 4-2015 97. Jahr 4. Quartal

Säen, ernten, essen Wie unsere Lebensmittel entstehen, geht uns alle an

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Gemeinsam mit Menschen wie Ihnen, die den BUND Naturschutz mit Ihrer Mitgliedschaft, Ihrer Spende und Ihrem ehrenamtlichen Engagement unterstützen, haben wir 2015 viel Gutes bewirkt. Dafür danken wir Ihnen ganz herzlich!

Ein Tipp, wenn Sie noch ein Geschenk suchen: ökologisch sinnvolle Präsente fi nden Sie im BUND Naturschutz Online-Shop:

service.bund-naturschutz.de

Die passenden Geschenk-anhänger sind hier beigeheftet.

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DANKE!

Am Ende des Jahres halten wir Rückschau und freuen uns über unsere Erfolge für Mensch und Natur: In den Erlen- und Birkenbruchwäldern der Vilsauen fi nden zahlreiche Tier- und Pfl anzenarten Rückzugsraum. Fast ausgestorbene Haustierrassen, wie das Rhönschaf grasen wieder auf Bergwiesen. Unsinnige naturzerstörerische Projekte wie das Pump-speicherwerk am Osser im Bayerischen Wald werden dank guter Argumente nicht gebaut.

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LandwirtschaftLandwirtschaft ist Grundlagenarbeit im wahrsten Sinn des Wortes: Zum einen arbeitet sie mit Allgemeingütern wie Boden, Wasser oder unserer Kulturlandschaft, zum anderen produziert sie die Nahrung, die wir zum Überleben brau-chen. Deshalb lohnt es sich, für eine Landwirtschaft einzu-treten, die allen gut tut: den Bäuerinnen und Bauern, uns allen als Verbrauchern, den Nutztieren – und der Natur.Seiten 10 – 23

Inhalt BUND Naturschutz Bayern

4/5 Intern

6 Leserbriefe

7 Porträt

8 Gut leben Umweltfreundlich mobil

9 Reise Skilanglauf im Böhmerwald

10 – 23 Titelthema

24 Pflanzenporträt Rotbuche

25 Fotoseite

26/27 BN vor Ort aktiv Karpfen pur Natur

28 Raus in die Natur Auf den geretteten Osser

29 Aktuell

30/31 Naturschutz Hilfe für den Sonnentau

32/33 Ökospot

34 Aktuell Von Dieseln und anderen Luftverpestern

35 Buchtipps

36/37 Junge Seite

38 –45 30 Jahre Rhönschaf und mehr Regionales

46 Bildung

47 Service

Inhalt BUND

B1 Editorial und Inhalt

B2 Magazin Kurznachrichten

B4 Kommentar 25 Jahre deutsche Einheit

B6 – B13 Titelthema Ist unser Klima noch zu retten?

B16/B17 Natura 2000

B18 Aktion Auf zur Agrardemo!

B20 – B23 Zur Zeit 250 000 gegen TTIP und CETA – und mehr Aktuelles

B24 – B27 Aktiv

B28/B29 Internationales

B30 Persönlich Jobst Kraus

WunschzettelproduziererBis Ende 2015 soll der neue Bundesverkehrswegeplan unter Dach und Fach sein. Es wäre eine Chance für ein Umdenken. Stattdessen profiliert sich die Bayerische Staatsregierung als Wunschzettelproduzierer. Die meisten eingereichten Projek-te sind naturzerstörerisch, teuer und schlicht überflüssig. Seite 29

Artenschutz im Aischgrund»Karpfen pur Natur« heißt das Projekt von BN-Aktiven im fränkischen Aischgrund. Sie zeigen, dass Teichwirt-schaft auch naturnah und extensiv funktioniert. Natur+Umwelt war beim alljährlichen Abfischen mit dabei.Seite 26/27

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ser Im Dezember werden sich Regierungen aus aller Welt

in Paris treffen, um einen international gültigen Klima-schutzvertrag auszuhandeln. In den Jahren zuvor sind mehrere UN-Klimakonferenzen gescheitert. Deshalb ist es nicht übertrieben zu sagen: Vom Ausgang dieser Konferenz kann unsere Zukunft abhängen. Wird es der Staatengemeinschaft gelingen, sich endlich auf wirk-same Maßnahmen für Klimaschutz und Klimagerech-tigkeit zu einigen? Es gibt Anzeichen, dass einige Län-der anfangen, das Richtige zu tun. Aber wird das genug sein? Machen wir Druck auf die Politik, damit 2016 gute Nachrichten für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen mit sich bringt!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein glückliches, frohes und erfolgreiches neues Jahr!

Ihre Luise Frank, Redakteurin Natur+Umwelt

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Bisher kannte man ihn als BN-Vorstandsmitglied, das aus den

Reihen der JBN in den Landesvor-stand gewechselt war. Jetzt hat Mar-tin Geilhufe (Foto) die neue Stelle des Referenten für politische Kom-munikation übernommen. Sein Tätigkeitsspektrum umfasst die Ent-wicklung von politischen Kampag-nen- und Kommunikationskonzep-

ten im Austausch mit den Fachrefe-raten. Auch die Unterstützung der ehrenamtlich geführten Arbeits-kreise ist eine zentrale Aufgabe, ins-besondere in Hinblick darauf, wie die Arbeitskreisthemen in politisch wirksame Kampagnen umgesetzt werden können. Ziel ist es, so neue Zielgruppen anzusprechen. In den kommenden Monaten liegt der

Der BN, der BUND und der Natio-nalpark Bayerischer Wald hät-

ten nicht die heutige Wirkung, wenn nicht einer sich schon vor Jahrzehn-ten weitsichtig und engagiert dafür eingesetzt hätte: Hubert Weinzierl. Der langjährige Vorsitzende des BN und Mitbegründer des Bundesver-bandes BUND kann am 3. Dezem-ber seinen 80. Geburtstag feiern. Er ist eine der großen Persönlichkeiten des Natur- und Umweltschutzes in Deutschland. Unter seinem Vorsitz (von 1969 bis 2002) entwickelte sich der BN von der staatsnahen Organi-sation zu einem modernen, basis-

demokratischen Verband. Es ent-standen Kreis- und Ortsgruppen in ganz Bayern. An vielen großen Er-folgen des Naturschutzes war Wein-zierl herausragend beteiligt, so an der Schaffung des Nationalparks Bayerischer Wald oder der Wieder-einbürgerung des Bibers in Bayern.

Trotz gesundheitlicher Probleme ließ er es sich zur Freude vieler Gäste nicht nehmen, im Juli an der Jubiläumsfeier zum 40-jährigen Be-stehen des BUND am Gründungsort in Marktheidenfeld teilzunehmen.

Der Landesvorstand gratuliert im Namen das ganzen Verbandes!

Das war wirklich etwas ganz Gro-ßes: Im Oktober sind in Berlin

eine Viertelmillion Menschen auf die Straße gegangen, um zu sagen: Wir wollen keine Freihandelsab-kommen, die unsere demokrati-schen Rechte untergraben und Ver-braucherschutz- und Umwelt-schutzstandards abbauen. Auch zahlreiche BN-Aktive waren dabei. Dass viele von Ihnen ein Wochen-ende opfern, um den Protest gegen TTIP und CETA auf die Straße zu tragen, ist nicht selbstverständlich. Vielen Dank dafür! Auch wenn manche Politiker, allen voran EU-Handelskommissarin Cecilia Malm-ström, nach wie vor so tun, als könnten sie einen derart massiven Protest ignorieren, so zeigt er doch

bereits Wirkung. Die USA sollen jetzt davon überzeugt werden, in den TTIP-Text die Definition gewis-ser Mindeststandards aufzuneh-men. Ob sie sich darauf einlassen, ist sehr fraglich. Ein breites Bündnis, dem auch der BUND angehört, for-dert nach wie vor: CETA nicht un-terzeichnen und die Verhandlungen für TTIP abbrechen. Wir brauchen keinen Freihandel für Konzerne.

Dass eine gesunde Skepsis ge-genüber dem Schalten und Walten internationaler Konzerne ange-bracht ist, zeigt der Abgasskandal bei VW. Mit betrügerischen Ma-chenschaften wollte man sich dort über geltendes Umweltschutzrecht hinwegsetzen. Dabei ist das nur die Spitze des Eisbergs: Schon seit Jah-ren ist bekannt, dass die offiziellen Zahlen der Automobilindustrie zu

Spritverbrauch und Emissionen von den real auf der Straße erfahrbaren Werten deutlich abweichen. Das liegt unter anderem daran, dass die Messverfahren, mit denen die Werte ermittelt werden, unrealistisch sind. Se werden unter optimierten Bedin-gungen im Labor ermittelt, nicht in einer wirklichkeitsgetreuen Fahr-situation. Der BN kämpft gemein-sam mit dem BUND für bessere Luft und gegen solche Machenschaften.

Skandalös finden wir es auch, dass auf Betreiben der Bayerischen Staatsregierung die Einrichtung eines Geschützten Landschaftsbe-standteils im Steigerwald wieder aufgehoben wurde. Der BN hat ge-meinsam mit dem LBV dagegen Klage eingereicht.

Mit derselben Hartnäckigkeit werden wir von Umweltministerin

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Runder GeburtstagHubert Weinzierl, langjähriger Vorsitzender des BUND Naturschutz und seine Frau Beate beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen des BN 2013 in München.

Martin Geilhufe ist neuer BN-Referent

Hubert Weinzierl wird 80 Jahre alt

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[4-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 5

Es ist so weit: Der neue Shop der BN Service GmbH ist online! Von der Postkarte bis zur

Regenjacke, ob biologisch abbaubares Ge-schirr oder interessanter Pilzführer – für jeden Freund der Natur hält er altbewährte wie neu ins Sortiment aufgenommene Produkte und Geschenkideen bereit. Besonders für aktive Mitglieder dürften auch unsere kostenlosen Infobroschüren und Plakate interessant sein. Doch auch wenn das Angebot stark gewach-sen ist, die Bedienung wurde nicht kompli-zierter. Ganz im Gegenteil: Neue Kategorien und eine verbesserte Suchfunktion erleich-tern es, schnell und einfach das Produkt seiner Wahl zu finden und in die individuell

Ulrike Scharf weiter die Einrichtung einer überregionalen Sonderermitt-lungseinheit zur Verfolgung von Wildereidelikten fordern. Es zeigt sich immer wieder, dass die Polizei vor Ort nicht mit dem nötigen Enga-gement ermittelt. Zudem sind nicht selten die Beamten befangen, denn viele sind selbst Jäger. Da wundert es nicht, dass im Bayerischen Wald nicht eine einzige der illegalen Luchstötungen aufgeklärt werden konnte. Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Unterschrift für den Luchs (www.bund-naturschutz.de/rettet-den-luchs).

Mit beeindruckenden rund 10 000 Unterschriften haben sich Bürgerinnen und Bürger aus ganz Bayern für die Bewahrung der bayerischen Kulturlandschaft stark gemacht. Die vom BN gestartete

Massenpetition »Bayerns Schön-heit bewahren« fordert die Baye-rische Staatsregierung auf, Politik im Sinne einer nachhaltigen und flächensparenden Siedlungsstruk-tur zu betreiben (mehr Infos auf unserer Homepage unter »Aktio-nen«). Das Thema Flächenschutz wird auch im kommenden Jahr un-seren Einsatz erfordern, denn in den vergangenen Wochen wurden von den Bundesländern Projekte für den Bundesverkehrswegeplan eingereicht. Bayern hat sich dabei als der größte »Wunschzettelpro-duzierer« erwiesen. Der BN fordert hier eine intelligente, zukunfts-fähige Mobilität statt noch mehr Asphalt und Beton. Investitionen in die Sanierung der vielerorts maroden Verkehrsinfrastruktur müssen Vorrang haben vor un-

nötigen oder überdimensionierten Neubauprojekten.

Der BUND Naturschutz geht stark wie nie in das Jahr 2016: Schon über 219 000 Menschen sind Mit-glied des BN. Das ist Anerkennung und Aufgabe zugleich.

Ihnen allen wünschen wir ein gutes, glückliches und erfolgreiches neues Jahr!

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Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BNIhre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BNIhr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN

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Der neue BN-Webshop ist da

Ehrung für guten JournalismusAuf dem diesjährigen Reichs-

waldfest in Nürnberg wurde Bruno Schnell, Herausgeber und Verleger der »Nürnberger Nachrich-ten« (NN) und der »Nürnberger Zeitung« (NZ), mit der Reichswald-medaille geehrt. Bereits seit 1947 ist Bruno Schnell im Verlag Nürnber-ger Presse tätig. In seiner Laufbahn hat er den Grundstein für den Auf-stieg der »Nürnberger Nachrichten« zu einer der großen deutschen Re-gionalzeitungen gelegt und sich für eine freie Berichterstattung und

eine Aufarbeitung von Nürnbergs NS-Vergangenheit engagiert. Doch auch um den Naturschutz hat er sich verdient gemacht: Aufgrund Schnells Überzeugung, dass der Schutz des Reichswaldes nur mit demokratischen Mitteln und einer Bürgerbewegung möglich ist, war seine Zeitung von Anfang an berich-tend dabei und hatte wesentlichen Anteil daran, dass in Nürnberg eine der ersten deutschen Umweltbür-gerbewegungen entstehen konnte.

Verleihung der ReichswaldmedailleBei der Übergabe der Reichswaldmedaille: (vo. li.) BN-Vor-sitzender Hubert Weiger, der Leiter der NN-Lokalredaktion Michael Husarek, der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner und Bayerns Minister für Ernährung, Landwirt-schaft und Forsten, Helmut Brunner

inhaltliche Schwerpunkt auf der Verhinderung der geplanten Frei-handelsabkommen und der Klima-konferenz in Paris.

In den BUND Naturschutz kam Martin Geilhufe über die JBN und war viele Jahre im Landes- sowie im Bundesvorstand der BUNDjugend und der Jugendvertreter im BN- Landesvorstand, des Weiteren ist er aktuell Mitglied im Präsidium des Deutschen Naturschutzrings.

erstellbare Wunschliste aufzuneh-men. Der Wa-renkorb bleibt dabei selbst nach zwi-schenzeitli-cher Abmel-dung erhalten, auch vergangene Bestellungen können abgerufen und zum Beispiel zur Nachbestellung von Infomaterial neu über-nommen werden. Also: Einfach mal unter www.service.bund-naturschutz.de reinschau-en und ausprobieren!

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6 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-15]

Lebendige FlüsseZum Titelthema der N+U 3/2015, »Lebendige Flüsse«, erreichte uns dieses Lob:Dem Chefredakteur und allen Redaktionsmitgliedern gilt mein respektvolles Kompliment für Inhalt und Gestaltung samt Bildern in diesem Heft. Man merkt, dass alle mit Herz und Hirn begeistert und begeisternd dabei sind.Siegfried Schwab, Illertissen

Rettet den Luchs!Mit großer Betroffenheit äußert sich dieser Leser zum Bericht in N+U 3/2015 über die illegalen Luchs­tötungen im Bayerischen Wald:Mit großem Entsetzen habe ich Ihren Bericht über die bestialische Tötung des Luchses vernommen. Wie können angebliche Jäger so eine abscheuliche Straftat begehen? Man muss sich doch mit großem Ernst fragen, ob man es noch länger verantworten kann, dass solche Ver-

brecher noch einen Jagschein be-sitzen? Nein! Es ist höchste Zeit, dass diese Verbrecher von der Justiz ermittelt werden und mit der mög-lichen Höchststrafe ihre Grenzen aufgezeigt bekommen.

Was geht in diesen Menschen vor, dass sie sogar öffentlich im Fernsehen diese Taten gut heißen? Müssen diese Jäger verhungern, weil ihnen der Luchs ihre Nahrung wegnimmt? Ist dieses wunderbare Tier wirklich eine Bedrohung für die Jäger? Die einzige Bedrohung sind die Jäger für dieses wunderbare Tier! Ich würde vorschlagen, dass erstens für dieses Gebiet ein gene-relles Jagverbot erlassen wird. Zwei-tens muss diesen offensichtlich moralisch nicht zur Jagd geeigneten Wildtötern jegliches Jagen zum Schutze unserer ohnehin schon be-drohten wunderbaren und für das Gleichgewicht in der Natur so wich-

tigen Tiere bei Strafe verboten werden!

Ich glaube, mit diesen Forderun-gen spreche ich vielen Tierfreunden und Tierschützern aus dem Herzen. Es hat sich immer wieder gezeigt, sobald der »schlaue« Mensch Eingriffe in die Natur vornimmt, entstehen große, oft nicht mehr reparable Schäden. Der Luchs und die Wildkatzen gehören schon seit vielen Hundert Jahren in unsere Wälder. Und das hat der Natur nie geschadet, bis der Mensch anfing, sie auszurotten. Der Rehbestand nimmt dadurch keinen Schaden. Und keiner dieser Jäger muss des-halb verhungern.Heinz Gerard, Forchheim

Heizen mit HolzZum Ratgeber »Richtig heizen« in N+U 4/2014 und den Leserbriefen dazu erreichte uns diese Zuschrift:Es wird niemand »kriminalisiert«, weil er mit Holz heizt. Aber es ist an der Zeit, dass der BN die Probleme erkennt, die das Heizen mit Holz mit sich bringt. Fakt ist: Die Fein-staubbelastung (vor allem der Nachbarn!) durch eine »saubere« Pelletheizung und besonders durch die zunehmende Zahl von Einzel-öfen ist nachweisbar um Größen-ordnungen höher als bei einer Öl- oder gar Gasheizung. Und dies legi-timiert durch die neueste Immissi-onsschutz-Verordnung und bei »vorschriftsmäßiger« Nutzung. Daher ist es leider Tatsache, dass durch die Umstellung bisheriger Heizungen auf Biomasse die Fein-staubbelastung weiter steigen wird.Rainer Keilwerth, Neuendettelsau

Lob für BN-ArtenexpertenAm 18. Juli habe ich an dem Seminar über Libellen aus der Seminarreihe: »Artenkenntnis für Einsteiger – Grundlagen« teilgenommen.

Diese Veranstaltung wurde vom Institut für Biodiversitätsinforma-tion in Ebern durchgeführt. Das Wetter, was bei der Beobachtung von Libellen natürlich entscheidend ist, hat weitgehend mitgespielt. Die Landschaft rund um Ebern, vor allem der ehemalige Truppen-übungsplatz, zeigte sich in wunder-schöner Vielfalt.

Es wurden zwei kleine Exkur-sionen gemacht, bei denen es gute Gelegenheiten gab, Libellen aus nächster Nähe zu betrachten und vor allem auch zu bestimmen.

Für mich als Laie war die Kom-petenz der beiden Referenten, Dr. Klaus Mandery und Justus Vogt, absolut beeindruckend. Das bezog sich natürlich primär auf Libellen, es war faszinierend zu sehen, wie man mit diesen so zerbrechlich wirkenden Insekten umgehen kann, ohne sie zu verletzen.

Den größten Eindruck hat auf mich allerdings das weit über die Libellen hinausgehende Wissen der beiden Referenten gemacht. Es gab keine Pflanze, keine Hummel, Biene oder Schmetterling, zu denen es nichts zu sagen gab. Für mich ist das Umweltbildung im besten Sinn. Spezialistenwissen ist sicherlich ganz wichtig, aber bei einer solchen kleinen Wanderung die ganze Fülle der Wunder in dieser Natur zu erle-ben, war ein großes Erlebnis.

Herzlichen Dank noch einmal an die beiden Referenten, Dr. Klaus Mandery und Justus Vogt.Dr. Lothar Haake

Pflanzenporträt EfeuZum Pflanzenporträt Efeu in N+U 4/2014 erreichte uns folgender Brief:Was ich vermisst habe zum Thema »Efeu im Herbst« ist der herrliche Duft rundum, noch in einigen Metern Entfernung um den efeu-umrankten Baum. Da kommt kein Parfüm mit – und ein Naturkonzert von nicht Tausend, vielleicht Zig-tausend Bienen, Wespen und Hum-meln, alles, was klein ist und Flügel hat. Ich kann den Duft hören.

Efeu soll helfen bei Allergien und unterstützt die Atmungsorgane.Paul­Detlef Schmidt, Kreisgruppe Rottal­Inn, Ortsgruppe Kollbachtal

Schreiben Sie uns!Wir freuen uns auf Ihre Meinung: BN­Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.­Johann­Maier­Str. 4, 93049 Regensburg, oder an nu@bund­naturschutz.deLeserbriefe können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

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Nomen est omen, heißt es. Was aber selten in einer so auffallenden Weise zutrifft wie bei Helgard Gil-

litzer (57). Denn schon in ihrem Vornamen scheint all das vereint zu sein, was das Leben der Gymnasiallehre-rin bis heute bestimmt. »Hel« und »gard« sind althoch-deutschen Ursprungs und stehen für den Heilgarten. Wer diesen Namen trägt, ist demnach Hüterin der Pflanzenwelt und des Wissens um deren Wirkkraft, also zugleich Gärtnerin und Beschützerin der Unversehrt-heit des Lebens.

Allein der Besuch in Gillitzers Haus und Garten be-legt, wie sehr bei ihr der Name zum Programm gewor-den ist. Vor 15 Jahren hat die alleinstehende Mutter dreier Kinder hier am äußeren Rand des zum nieder-bayerischen Vilshofen gehörenden Dorfes Schönerting ein kleines Anwesen mit Wildpflanzen, Kräutergarten und Gemüsebeeten angelegt. Entstanden ist daraus ein ökologisches Kleinod, eingerahmt von dichter Hecke und starkem Granitstein, um nicht schutzlos den an-grenzenden Maisäckern mit ihren wiederkehrenden chemischen Keulen ausgeliefert zu sein – eine trutzige Bio-Burg inmitten der modernen Agrarlandschaft, die keinen Platz mehr für Vielfalt duldet. Helgard Gillitzer hält dagegen – in Wort und Tat.

Schüler betreuen BienenvölkerSo ist sie als Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Vilshofen eine anerkannte Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um den Natur- und Umweltschutz – und das nicht nur in ihrem Dorf, sondern in der ganzen Region. Zu-sammen mit Karl Haberzettl, dem langjährigen Kreis-vorsitzenden des BUND Naturschutz in Passau, bildet sie darüber hinaus ein standhaftes »Greenteam«, wie sie es selbst nennt. Gemeinsam kämpfen sie beispiels-weise um den hochsensiblen Galgenberg in Vilshofen,

der von einem Straßenbauprojekt bedroht ist, und kla-gen gegen ein neues Gewerbegebiet im Herzen des Landkreises Passau, für das einmal mehr wertvolle Natur mit zwei schützenswerten Quellmooren geopfert werden soll.

Aber auch im Unterricht will die engagierte Gymna-siallehrerin für Biologie und Chemie mehr nachhalti-ges Wissen vermitteln. »Da genügt eine Schulstunde natürlich nicht«, weiß sie aus Erfahrung. »Bienen ma-chen Schule« heißt die Antwort, die ihr Maristengym-nasium in Fürstenzell darauf gefunden hat. Ab der 5.  Klasse können die Schülerinnen und Schüler dort einen Wahlkurs Bienenkunde besuchen, betreuen ei-gene Bienenvölker im Klassenzimmer, pflegen arten-reiche Bienenweiden und erschließen sich darüber die ganze Wunderwelt der Imkerei. Längst hat das von einem Team aus mehreren Lehrkräften getragene Pro-jekt überregionale Ausstrahlung erlangt und war er-folgreich auf mehreren internationalen Jungimkerwett-bewerben vertreten. »Statt auf Schulbücher und Tafel-bilder sollten wir viel öfter auf die Kraft der Natur ver-trauen«, schwärmt Helgard Gillitzer.

Zum Naturschutz fand die gebürtige Oberpfälzerin aber über die Jagd. Ihre Ausflüge mit dem Großvater, der passionierter Jäger war, trägt sie jedenfalls als in-tensive Erlebnisse des Einsseins mit Wald und Wild in Erinnerung. Vielleicht ist daraus auch die Kraft für all das Engagement innerhalb und außerhalb ihres Berufs erwachsen – als Biologielehrerin, Gärtnerin, Imkerin und Naturschützerin. Und vielleicht war es auch die Grundlage jener Haltung, die Helgard Gillitzer in dem Satz von Ovid so einzigartig wiedergegeben sieht: »Glücklich, wer, was er liebt, tapfer zu verteidigen wagt«.

KontaktHelgard Gillitzer, Vorsitzende der BN­Ortsgruppe Vilshofen, info@ bn­vilshofen.de, www.bn­vilshofen.de

Von der Donau stark berührtHelgard Gillitzer fand über den Widerstand gegen die Kanalisierung der frei fließenden Donau zum BUND Naturschutz, in dem sie seit fast 15 Jahren den Vor-sitz der Ortsgruppe Vilshofen innehat.Fo

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Bienen machen SchuleNaturschutz lebt – aus einer Haltung, wie sie der Dichter Ovid vor 2000 Jahren in einem einzigen Satz unüber-trefflich beschrieben hat: »Glücklich, wer, was er liebt, tapfer zu verteidigen wagt.« Auch die Umweltaktivistin und Biologielehrerin Helgard Gillitzer schöpft daraus, wie sie bekennt, ihre Zuversicht und Zufriedenheit im tägli-chen Ringen um mehr Natur-schutz und Nachhaltigkeit. Von Christoph Markl-Meider

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8 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-15]

Über die Hälfte der Verkehrsemissionen stammt aus unseren Autos, gefolgt vom Transportgewerbe und

dem internationalen Flugverkehr. Wird ein Auto regel-mäßig genutzt, ist es allein für durchschnittlich 2,4 Ton-nen CO2 pro Jahr verantwortlich – ganz zu schweigen von diversen Schadstoffen, von Lärm, Platzverbrauch und Unfallrisiko. Der aktuelle VW-Skandal macht ein-mal mehr deutlich, wie Autos Gesundheit und Umwelt schädigen. Nachhaltige Mobilität fängt deshalb damit an, wenig oder gar nicht Auto zu fahren.

Autos ersetzen Münster ist bekanntlich die deutsche Fahrradstadt. Aber auch in Berlin und anderen Städten wird Radfah-ren immer beliebter: Ob klassischer Stahl- oder Alurah-men, trendige Rahmen aus Holz oder sogar Pappe – das Fahrrad bewegt uns nahezu kostenfrei und ohne Emis-sionen. Und es ist gerade auf kurzen Wegen unschlag-bar schnell. Zudem ist es gesund und leise.

Dank Lastenfahrrädern und Anhängern wird auch der Transport von Großeinkäufen und die Mitnahme von Kindern immer einfacher. Wer sich dem kräfte-mäßig nicht gewachsen fühlt, kann heute auf immer ausgereiftere Elektroantriebe zugreifen.

Besonders in der Stadt lässt es sich aufs Auto fast immer verzichten. Hier gibt es neben dem eigenen Rad alle Alternativen: Busse und Bahnen verkehren in

engem Takt, die Wege sind kurz. Aufgabe der Stadt- und Verkehrsplanung muss es sein, den öffentlichen Nah-verkehr und die nichtmotorisierte Mobilität als rund-um vorteilhafteste Fortbewegungsart zu etablieren.

Auch Reisen lassen sich ohne Auto planen: Die Bahn ist lange schon unser Favorit bei Fernreisen. Je mehr grünen Strom sie nutzt, umso besser wird ihre Klima-bilanz. Daneben haben sich als Ergänzung die Fern-busse etabliert. Sie sind in der Regel ebenfalls umwelt-freundlicher als die Fahrt mit dem Privatwagen und somit eine sinnvolle Alternative. Vor allem, wenn die Busstationen am Stadtrand liegen, so dass kein zusätz-licher Verkehr (und damit Abgase) ins Zentrum dringt.

Autos teilen Natürlich ist die Nutzung eines Auto manchmal alter-nativlos, etwa bei Pendlern vom Land. Hier wäre zu fra-gen: Wie viel Energie verbraucht Ihr Auto, geht es nicht eine Nummer kleiner? Können Sie es mit anderen ge-meinsam nutzen? Und reicht es vielleicht, das Auto nur bis zum nächsten Bahnhof zu nutzen und den Rest der Strecke mit dem Zug zu erledigen?

In den vergangenen Jahren haben sich verschiedene Carsharing-Modelle entwickelt, nicht nur in Großstäd-ten. In ländlichen Regionen bieten sich private Aus-leihbörsen wie Tamyca und Drivy oder private Arran-gements zum Teilen von Fahrzeugen an (Vordrucke für Verträge gibt es im Internet). Sie bieten Anreize, das ei-gene Auto zu teilen oder ganz abzuschaffen.

Besser ans Ziel Vielerorts fällt es nicht schwer, umweltfreundlich mobil zu sein. Ohne Auto leben Sie stressfreier und insgesamt kostengünstiger – indem Sie …▶ … öfter Radfahren. Pedelecs erhöhen Ihren Radius. ▶ … Fahrgemeinschaften gründen – egal ob zur

Arbeitsstelle oder in der Freizeit. ▶ … sich ehrlich fragen: Warum ein eigenes Auto?

Oft ist Carsharing weit günstiger. ▶ … mit dem ÖPNV pendeln oder zumindest das Auto

nur für einen Teil des Weges nutzen. ▶ … für Fernstrecken nachhaltig und bequem die

Bahn oder Fernbusse nutzen. Arne Fellermann

Der AutorArne Fellermann arbeitet im BUND-Referat für Ver-kehrspolitik an Themen wie Luft-reinhaltung und städtischer Mobi-lität.

Mobil sein mit gutem Gewissen

Unterwegs ohne AutoDer Verkehr ist eine der größten Quellen von CO2 und diversen Schadstoffen. Während andere Bereiche seit Jahrzehnten ihre Emissionen verringern, hat sich im Verkehr seit 1990 nur wenig verbessert. Helfen Sie mit, dies zu ändern!

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[4-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 9

W ir gleiten stetig zwischen den verschneiten Bäu-men bergan. Zu hören ist nur das gleichmäßige

Schsch…Schsch unserer Skier in der gespurten Loipe. Neben uns gurgelt der Lusenbach, der Luzenský potok. Dann weicht der Wald zurück und ein Hochmoor, be-wachsen mit kleinen Fichten, tut sich auf. Über die weite Schneedecke ziehen sich Spuren von Tieren. »Da denkt man ja, man ist in Kanada oder Skandinavien«, staunt ein Mitreisender. Aber wir sind nicht im hohen Norden, sondern an einem der eindrucksvollsten Plät-ze im Böhmerwald, im Nationalpark Šumava. Wir ste-hen auf der Hochebene des Pürstling, dem Brezník, und unser Blick fällt über das Moor hinweg auf den Gipfelkegel des Lusen auf der bayerischen Seite.

Gestern, am ersten Tag, haben wir uns entlang eines idyllischen Bachs eingelaufen, auf den weiten Bergwie-sen vor unserem gemütlichen Hotel in Modrava, das auf knapp 1000 Metern Höhe mitten im Nationalpark liegt. Šumava bedeutet übrigens auf Tschechisch »Die Rauschende«, und das Bild von im Wind rauschenden Baumwipfeln trifft das Wesen dieser Gegend – auch wenn Sprachforscher sagen, Šumava bedeute etymolo-gisch einfach nur »Wald«.

So menschenleer der Böhmerwald wirken kann, er ist uraltes, aufgelassenes Kulturland und der Wechsel von Wald und Lichtungen das Ergebnis von Menschen-hand. Ab dem 18. Jahrhundert blühten hier die Glas-hütten auf, deren Öfen viel Holz verschlangen. Die gerodeten Flächen wurden später von Landwirten ge-nutzt. Welche enorme Bedeutung der Rohstoff Holz hatte, begreifen wir am Ufer des fast 90 Kilometer lan-gen Schwarzenberger Schwemmkanals, der vor über 200 Jahren gebaut wurde. Unmengen an Holz wurden über diesen künstlichen Wasserweg bis zur Donau ge-schwemmt, dank der Ingenieurskunst und zahlreicher Schleusen teils sogar bergauf.

Einstmals streng bewachtes NiemandslandWährend des Kalten Krieges war der böhmische Waldstreifen streng bewachtes Niemandsland, viele Orte waren unzugänglich, so wie Dobra Voda mit sei-nem einzigartigen, transparenten Glasaltar. »Auch wir Tsche chen mussten die Gegend nach der Wende erst wiederentdecken«, erklärt Jirí Franc, unser einheimi-scher Wanderführer. Neben dem Naturerlebnis will er seinen Gästen ein Gefühl für diese alte Kulturgegend

vermitteln. Er erzählt uns von vergangenen Zeiten, von Goldgräbern und Glasbläsern. Am literarischen Abend klappt Jirí Franc seinen Bücherkoffer auf, und wir lesen aus Adalbert Stifters und Karel Klostermanns Werken. Heiter ist der Abend, an dem wir versuchen, etwas Tschechisch zu lernen. Am Ende können wir alle ein paar kurze Sätze und bis fünf zählen.

Sportlich sind wir auf der knapp 20 Kilometer langen Runde zur Moldauquelle über Cerná Hora, zu deutsch Schwarzenberg, unterwegs. Bei gutem Wetter sieht man von unterwegs aus die Alpen. Wir haben Glück, dicke Schneepolster erlauben es uns, auf Skiern durch das schluchtartige Tal der Vydra zu wandern. Ihr wild-schönes, mit Felsen durchsetztes Bachbett hatte Sme-tana zur »Moldau« inspiriert. In der urigen Turnerova Chata, der Turnerhütte, knistert ein Kaminfeuer. Hm, jetzt eine heiße Steinpilzsuppe!

Bei dieser Reise stehen das Erleben und Durchglei-ten der Winterlandschaft im Vordergrund, nicht der sportliche Ehrgeiz. Trotzdem sollte man als Teilnehmer dieser Tour über eine gute körperliche Verfassung ver-fügen, denn man ist bei Winterwetter den ganzen Tag draußen und in Bewegung. Bei guter Schneelage spurt Jirí auch mal abseits der Loipen durch den Wald. »Das hat dann kurz mal Expeditionscharakter,« wie er sagt. Lucia Vogel

Reisetermin20. – 27. Februar 2016

Infos zu Reisepreis und Anmeldung bei BUND-Reisen, ReiseCenter am StresemannplatzStresemannplatz 10 90489 NürnbergTel. 09 11-5 88 88-20 Fax 09 11-5 88 88 22 www.bund-reisen.de

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Winterspaß in und abseits der Spur Skilanglauf lüftet den Kopf, die herrlichen Sonnen- untergänge be- flügeln die Seele.

Winterparadies im tschechischen Nachbarland

Tief im BöhmerwaldSkilanglauf im tschechischen Nationalpark Šumava – das bedeutet weiß bedeckte Hochmoore, schneegebeugte Tannen, dunkle Bäche und Spuren von Fuchs und Hase im Schnee.

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Hoffnung oder Fehlentwicklung? Dieser zarte Sojakeimling steht für beides. Er steht für alle Probleme, die mit den riesigen Plantagen mit Gentech-Soja in Übersee verbunden sind. Aber er steht genauso für Biosoja auf europäischen Feldern, das als Biotofu auf unseren Tellern landet.

Im Jahr 1950 mussten die Deutschen im Schnitt fast die Hälfte ihres Ein-kommens für Lebensmittel aufwenden, heute sind es unter 14 Prozent. Doch sparen wir wirklich, wenn wir so billig einkaufen? Salmonellenverseuchte Eier und mit Antibiotika belastetes Fleisch landen dann vielleicht im Einkaufskorb. Nitrat aus zu viel Gülle belastet unser Trinkwasser, und unsere Landschaft ver-liert immer mehr an Natur, weil Mais- und Getreidefelder bis zum Wegrand stehen. Kein bunter Lebensraum an den Feldrändern bietet mehr Nahrung für Schmetterlinge und Bienen oder ein Zuhause für Feldtiere.

Es läuft so Manches schief in diesem System einer Landwirtschaft, die immer mehr abhängig ist von Subventionen und Futtermittelimporten aus Übersee; die immer mehr abhängig ist von Exporten in alle Winkel der Welt und damit die Märkte vor Ort kaputt macht. Im System der EU-Landwirtschafts-politik können Großbetriebe der Agrar-industrie hohe Gewinne machen, während bäuerliche Familienbetriebe ums Überleben kämpfen – oder aufge-ben. Es gibt die ökologische Alternative, die achtsamer mit unseren Nutztieren, mit Landschaft und Ressourcen um-geht. Doch warum bleibt der Ökoland-bau immer noch in der Nische stecken? Was kann die Politik tun und was können wir alle als Verbraucher tun?

Lesen Sie mehr auf den folgenden Seiten.

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Säen, ernten, essen

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Wie unsere Lebensmittel entstehen, geht uns alle an

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Jetzt also Bayern-Ei. Der Skandal um salmonellenver-seuchte Eier aus niederbayerischen Großbetrieben

reiht sich nahtlos ein in eine lange Kette von Lebens-mittelskandalen. Dem Image der Landwirtschaft sind solche Endlosschleifen von Negativmeldungen nicht gerade zuträglich. »Es gibt mittlerweile dichte Kritik der Gesellschaft an der Landwirtschaft«, sagt auch Stephan Kreppold, Sprecher des BN-Arbeitskreises Landwirt-schaft und selbst Bio-Bauer (siehe Seite 21). »Da muss viel aufgebrochen werden in der Art und Weise, wie die Landwirtschaft ihre Arbeit kommuniziert.«

Bei vielen Bauernfunktionären hat sich angesichts der anhaltenden Kritik eine Art Wagenburgmentalität breitgemacht. Dabei wäre es höchste Zeit, dass Land-wirte und Verbraucher eine ehrliche Debatte darüber beginnen, wie es so weit kommen konnte. So weit, dass der Faktor »billig« in den meisten Fällen einzig aus-schlaggebend für die Kaufentscheidung bei Lebens-mitteln ist. So weit, dass die Erzeugung billiger Lebens-

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Der Schein trügtWas hier so farben-froh aussieht, zeigt die Probleme konventioneller Landwirtschaft: riesige Mono-kulturen, auf denen große Mengen Pestizide versprüht werden.

Warum Landwirtschaft uns alle angeht

Wollen wir Industrie auf dem Speiseplan?

Landwirtschaft ist lebenswichtig – im wort-wörtlichen Sinne. Landwirtschaft produziert die Dinge, die wir Tag für Tag essen. Ohne Land-wirtschaft gäbe es kein Brot mehr beim Bäcker, kein Fleisch beim Metzger, kein Gemüse im Supermarkt. Wir können uns nicht für oder gegen die Produkte der Landwirtschaft ent-scheiden, so wie wir uns für oder gegen Flug-reisen oder den Kauf eines neuen Smartphones entscheiden können. Deshalb lohnt es sich, für eine Landwirtschaft einzutreten, die allen Beteiligten gut tut: den Bäuerinnen und Bauern, uns allen als Verbrauchern, den Nutz-tieren – und der Natur.

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Tasche zu greifen, weil sie seit Jahren von Handel und Werbung zu Schnäppchenjägern erzogen werden.

Die entscheidende Frage für die Landwirtschaft der Zukunft wird deshalb sein: Wie können die Verbrau-cherinnen und Verbraucher überzeugt werden, für ökologische Qualität mehr zu bezahlen? Information und Aufklärung sind ein guter Anfang. »Durch man-gelnde Information konnte sich die Schnäppchenjä-germentalität erst bilden«, sagt Stephan Kreppold. An-gepasstes Einkaufsverhalten – bio, saisonal und regio-nal – möglichst vieler Verbraucher wäre noch besser. Die breite gesellschaftliche Debatte um Massentierhal-tung oder Fleischkonsum zeigt, dass sich etwas bewegt. Der Bio-Bauer Kreppold ist sich sicher: »Was wir för-dern müssen, ist ein Bewusstsein für Gemeinwohlnut-zen ökologisch erzeugter Lebensmittel.« Ein Bewusst-

sein dafür also, dass der Billigkäse und das Billigobst den eigenen Geldbeutel kurzfristig entlasten, der Ge-sellschaft, den Nutztieren und der Natur aber schaden. »Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe«, sagt Stephan Kreppold, »und letztlich nicht nur bezogen auf die Ernährung. Damit wir uns nicht zu einer Gesell-schaft von Egoisten entwickeln.« Luise Frank

mittel inzwischen millionenfaches Tierleid zur Folge hat und massiv die Umwelt schädigt.

Selbst Großstädter haben Pestizide im UrinIn den vergangenen Jahrzehnten wurde die konventio-nelle Landwirtschaft immer stärker industrialisiert, mit der Folge, dass die Landschaft und die Nutztiere an diese neuen Erfordernisse angepasst wurden. Kühe geben heute so viel Milch (bis zu 10 000 Liter pro Jahr!), dass sie schon nach wenigen Lebensjahren ausgelaugt und reif für den Schlachthof sind. Es gibt Putenzüch-tungen, die so viel Brustfleisch ansetzen, dass sie vorn-überkippen. Es werden immer größere Ställe für immer größeren Viehbestand gebaut. Die Tiere werden an die Haltungsbedingungen angepasst statt umgekehrt. So werden Ferkeln die Schwänze kupiert und Hühnern der empfindliche Schnabel – ohne Betäubung. Immer mehr Tiere, regional konzentriert, produzieren aber auch immer mehr Gülle, die auf den Feldern landet und unser Trinkwasser belastet. Die Felder wurden ver-größert und mit immer schwereren Maschinen befah-ren. Die Folge: »ausgeräumte« Landschaften, verdich-tete, humusarme Böden und Chemikalienrückstände im Trinkwasser. Eine Studie des BUND von 2013 zeigte: Sieben von zehn Großstädtern in Deutschland haben Rückstände des Pestizids Glyphosat im Urin. In den in-tensiv bewirtschafteten Agrargebieten nimmt die Ar-tenvielfalt dramatisch ab. Frühere Allerweltsarten wie Feldhamster und Lerche stehen heute auf der Roten Liste.

Die politischen Rahmenbedingungen verfestigen diese Strukturen. Die EU-Agrarreform 2013 ging mit vielen guten Ideen an den Start, wurde aber auf Druck der mächtigen Agrarindustrie-Lobby immer weiter ver-ändert und verwässert, bis praktisch nichts mehr davon übrigblieb. »Die Direktzahlungen sind fast wie vorher«, sagt Stephan Kreppold. Das heißt: »Wer viel hat, dem wird dazugegeben.« Die Zahlungen für Umweltleistun-gen wurden, so der AK-Sprecher, »zurückgestutzt bis zur Marginalie«. Diese Leistungen müssen nach An-sicht des BUND Naturschutz deutlich mehr Gewicht bekommen: Die Politik muss Leistungen der Landwirte für die Umwelt honorieren und nicht wie bisher die Tatsache, dass sie Land besitzen.

Dramatisches Höfesterben Stephan Kreppold rechnet damit, dass etwa die Hälfte der Bauernhöfe in Deutschland die nächsten 15 Jahre nicht überstehen, weil sie dem Wettbewerbsdruck nicht standhalten. Das kann nicht ohne Folgen für die Kulturlandschaft und das Leben auf den Dörfern blei-ben. Andere Landwirte versuchen, sich dem »Wachse-oder-weiche«-Trend anzupassen. So liest sich manche Beschreibung eines landwirtschaftlichen Betriebes eher wie die Schilderung eines Industrieunterneh-mens. Dabei sind die gesellschaftlichen Sympathien eindeutig auf Seiten der kleinen und mittleren famili-engeführten Bauernhöfe. Wenn diese aber für hoch-wertige Produkte auch höhere Preise berechnen müs-sen, sind viele Verbraucher nicht bereit, tiefer in die

115 Milliarden Euro Umsatz machte der Agrar-sektor 2014 in Bayern.

Ziele des BN für eine naturnahe Lebensmittel-erzeugung auf dem Acker und im Stall1. Ökologische landwirtschaftliche Produktion. Damit ist der Verzicht auf Agrarchemie gemeint sowie der Verzeicht auf riskante Medika-mentierung der Nutztiere durch Antibiotika und Hormone.

2. Der höchstmögliche Schutz unseres Fließ- und Trinkwassers vor landwirtschaftlich bedingtem Schadstoffeintrag in Form von Nitrat und Rückständen der Agrar-chemie.

3. Die Wiederherstellung intakter, strukturmäßig vernetzter Land-schaften. Die Wiederherstellung von guten Lebensbedingungen für Feldvögel, Insekten und Schmet-terlinge.

4. Die Haltung, Fütterung, Betreu-ung der Nutztiere in einem System, welches den Bedürfnissen und der Würde der Tiere in einem hohen

Maße entspricht. Dies bedeutet die grundsätzliche Verbesserung der Aufstallungsbedingungen, Liege-flächen auf Strohunterlage, Auslauf ins Freie und das Unterlassen von Kupieren der Schwänze bei Schweinen und der Schnabelspit-zen bei Geflügel. Gegenwärtig diskutierte »Tierwohl«-Maßnah-men reichen bei Weitem nicht aus. Darüber hinaus ist die Fütterung weitgehend auf eine inländische und generell gentechnikfreie Futterbasis umzustellen.

5. Die Bewirtschaftung des Betrie-bes ist im Ziel auf die Unabhängig-keit von fossilen Energieträgern auszurichten.

Alle genannten Zielvorstellungen bedeuten eine wesentliche Verteu-erung der Erzeugung.

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B io auch nicht gesünder« – so oder so ähnlich titeln Zeitungen immer wieder gerne. Das Ärgerliche

daran: Die Botschaft, die dadurch beim Leser an-kiommt, ist falsch. Die ökologische Landwirtschaft mit ihren strengen Kontrollen garantiert nicht unbedingt, dass Biogemüse, -obst oder -milchprodukte mehr ge-sunde Inhaltsstoffe enthalten. Sie garantiert aber, dass ihre Lebensmittel umweltschonender erzeugt wurden: ohne Pestizide, ohne synthetische Dünger und ohne gentechnisch veränderte Organismen. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die Verbraucher, denn belegt ist, dass Obst und Gemüse aus ökologi-

schem Anbau nur sehr wenig Rückstände von Pestizi-den aufweist. Traurig daran: Gänzliche Pestizidfreiheit kann auch die Biolandwirtschaft nicht garantieren. Der Nebel aus Nachbars Giftspritze macht vor Biofeldern nicht Halt. Und für alle, denen der Gesundheitaspekt beim Bioeinkauf besonders wichtig ist: Inzwischen gibt es auch Untersuchungen, die bei Ökoware einen höhe-ren Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen belegen oder eine höhere Nährstoffdichte. Bezüglich Vitaminen und Mineralstoffen sind die Unterschiede schwierig auzumachen, da diese von Sorte und Frischegrad ab-hängen.

Weitere positive Effekte der Biolandwirtschaft: Sie verbraucht weniger Energie, unter anderem, weil sie auf Industriedünger verzichtet. Mineraldünger muss energieaufwändig hergestellt werden, und die Futter-mittelimporte aus fernen Ländern schlagen in der Energiebilanz zu Buche. Deshalb schneidet der Öko-landbau trotz rund 20 Prozent geringerer Erträge und tierischer Leistungen immer noch besser ab. Außer-dem sorgt ökologischer Landbau für mehr Artenviel-falt. Erstens, weil auf den ungespritzten Äckern und den Feldrändern mehr Leben möglich ist. Zweitens, weil viele überzeugte Ökolandwirte beim Anbau von Obst- und Gemüse auf Sortenvielfalt achten oder be-wusst auf althergebrachte Tierrassen setzen. Zudem setzen sie oft auf alte Getreidesorten wie Emmer, Ein-korn und bodenaufbauende Kulturen wie Klee, Erbsen oder Bohnen. Auch die Böden kommen bei Bio in der Regel besser weg: Die schonenderen Verfahren sorgen dafür, dass mehr Humus entsteht, was wiederum kli-maschädliche Gase bindet.

Bio ist nicht gleich BioAuch wenn die im Infokasten formulierten Regeln für alle Biowaren in der EU gelten: Bio ist nicht gleich Bio. Natürlich wäre es schön, mit billigen Ökoprodukten »die Welt zu retten«. Doch leider geht diese Rechnung nicht auf. Eine gesündere Landwirtschaft gibt es nicht zum Discounttarif. Die intensive Landwirtschaft kommt uns schließlich nicht so teuer zu stehen, ob­wohl, sondern weil unsere Lebensmittel so billig sind.

Ökologische Landwirtschaft

Nachweislich besserDie ökologische Landwirtschaft schont Boden, Pflanzen und Tiere – so viel steht fest. Dass trotz-dem immer wieder Zweifel an dieser umwelt-freundlicheren Art des Landbaus laut werden, liegt an einem weit verbreiteten Missverständnis.

Bewusst genießenBiolebensmittel, am besten regional und saisonal ein-gekauft, tun der Umwelt und der eigenen Gesund-heit gut.

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Bioware von Verbänden wie Bioland, Naturland oder Demeter (oben) ist nach strengeren Richtlinien hergestellt als Lebensmittel mit dem deutschen oder dem EU­Biosiegel (unten).

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verlangen muss, um rentabel zu arbeiten. Wer kurze Lieferwege, faire Erzeugerpreise und die heimische Biolandwirtschaft unterstützten möchte, muss also oft tiefer in die Tasche greifen, so absurd dies auch klingen mag.

Einkaufen als WissenschaftJeder, der versucht, sich halbwegs verantwortungsvoll zu ernähren, wird schon einmal ratlos vor den Lebens-mittelregalen gestanden sein: Biohonig aus Ecuador versus konventionelle Ware vom Nachbarn? Fairen Rohrohrzucker aus Brasilien oder doch lieber Süd-zucker? Verantwortungsvoll einzukaufen kann heute zur nervenzehrenden Halbtagsbeschäftigung ausarten. Woran kann sich also orientieren, wer möglichst nach-haltig einkaufen möchte? Einige grundlegende Tipps:

▶ Bioladen statt Discounter-BioUnterstützen Sie lieber örtliche Bioläden als Discoun-ter, die Erzeuger gerne im Preis drücken. Gute Land-wirtschaft gibt es nicht zum Billigtarif.

▶ Verbandsware statt Billig-BioProdukte der großen Anbauverbände Demeter, Bio-land und Naturland garantieren strengere Umwelt- und Tierwohlvorschriften als Bioware, die nur das EU-Bio-logo trägt. Oft engagieren sich die Hersteller zusätzlich für faire Preise, Artenvielfalt oder soziale Belange.

▶ Am besten regional und saisonalLebensmittel über weite Strecken zu transportieren, kostet Energie. Ebenso, Gemüse oder Obst in beheizten Treibhäusern anzubauen. Das gilt auch für Biowaren. Greifen Sie also zu regionalen und der Saison ange-passten Lebensmitteln – am besten natürlich in Bio-qualität.

▶ Weniger tierische ErzeugnisseSich von Bioprodukten zu ernähren, ist teurer. Verbrau-cher können ihre Gesamtausgaben aber im Rahmen halten, wenn sie mehr pflanzliche und weniger tieri-sche Produkte wie Fleisch, Käse oder andere Milchpro-dukte essen. Das kommt auch Umwelt und Nutztieren zugute. Die Produktion tierischer Kalorien verbraucht immer mehr Ressourcen als jene von pflanzlichen. Und schließlich: Fleisch, Wurst und Milcherzeugnisse in so riesigen Mengen, wie wir sie derzeit verbrauchen, um-welt- und tiergerecht zu erzeugen, ist nicht möglich.Heidi Tiefenthaler

Weil weder Landwirt noch Verbraucher den Schaden unmittelbar bezahlen müssen, der durch Pestizide und Nitrat im Grundwasser, ausgestorbene Pflanzen und Tiere oder ausgelaugte Böden entsteht. Müssten wir diese Folgekosten der intensiven Landwirtschaft an der Ladenkasse begleichen, wären Lebensmittel so teuer wie nie zuvor – und Bioprodukte schlagartig konkur-renzfähig.

Wer also mit ökologischen Lebensmitteln der Um-welt etwas Gutes tun möchte, der muss einen »ehr-lichen« Preis dafür bezahlen: Beikräuter mit der Ma-schine, statt mit der Giftspritze zu regulieren, Mast-hähnchen 80 statt 40 Tage wachsen zu lassen und Gemüse mit langsamer verfügbaren Düngern zu pro-duzieren – all das braucht Zeit und kostet damit Geld.

Wenn Billig-Bio von Aldi und Co also die gleichen Kontrollverfahren durchläuft, wie jedes andere Biopro-dukt in der EU, woher kommt dann der Preisunter-schied? Der Unterschied liegt oft im Anspruch oder Engagement der Produzenten und Verarbeiter begrün-det. So gehen die Richtlinien, nach denen große deut-sche Bioverbände wie Bioland, Naturland und Demeter arbeiten, deutlich über den EU-Ökostandard hinaus. Hier sind tatsächlich viele Idealisten am Werk. Es gibt keine Betriebsteile, die konventionell geführt werden dürfen. Tiere haben mehr Platz, Landwirte müssen mehr eigenes Futter produzieren und dürfen weniger Dünger zukaufen. Auch für die Verarbeitung gelten strengere Regeln, beispielsweise, was Aromen und Zu-satzstoffe anbelangt. Oft hängt der Preisunterschied auch damit zusammen, wo die Verarbeiter einkaufen: Ukrainisches Biogetreide fürs Müsli kostet nur einen Bruchteil von dem, was ein deutscher Biolandwirt

Biolandwirte arbeiten …• ohne chemische Pestizide• ohne chemisch-synthetische Dünger• ohne Gentechnik• ohne vorbeugenden Einsatz von Arzneimitteln• Tiere haben Platz und Auslauf im Freien• Tiere werden artgerecht gefüttert, auf

»Turboleistungen« wird verzichtet

… umweltschonender, weil …• weniger Gift in Wasser und Boden• mehr Tier- und Pflanzenarten auf den Äckern• weniger Nitrateintrag ins Grundwasser

212 000 Hektar wurden 2014 in Bayern ökologisch bewirtschaftet.

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F ruchtbare Böden sind ein unbezahlbares Kapital. Die aktuelle Konkurrenz um landwirtschaftliche

Flächen macht nicht nur den Böden, sondern auch den Bauern zu schaffen. Fast die Hälfte ihrer Böden müssen Landwirte in Bayern heute zupachten. Verpächter sind die aufgebenden Betriebe oder deren Erben. Inzwi-schen gibt es eine starke Konkurrenz in den Dörfern und nicht zuletzt einen Preiskampf, wenn die »Bioga-ser« dem Verpächter mehr Pacht auf den Tisch blättern können, als es der Milchviehbetrieb kann, der eigent-lich mehr Fläche bräuchte, um auf Ökolandbau umzu-stellen. Bezüglich der Bodenfruchtbarkeit schneiden ein Milchviehbetrieb oder ein Ökobauer sicher besser ab als ein Biogasbetrieb. Der Grund: Für Biogaserzeu-gung wird vor allem Mais verwendet, und Maisfelder sind besonders erosionsgefährdet.

Fruchtbarer Ackerboden wird weggeschwemmtÜberhaupt schadet die konventionelle Intensivland-wirtschaft in vielerlei Hinsicht den Böden. Das Befah-ren mit schweren, immer größeren Fahrzeugen führt zu massiven Boden und Unterbodenverdichtungen. Da-durch können die Böden nicht mehr so viel Wasser auf-nehmen. Auch der massive Einsatz von Mineraldünger, Pestiziden und Gülle belastet die Böden – und letztlich auch unser Trinkwasser.Ein Riesenproblem der Inten-sivlandwirtschaft ist Erosion. Ein Viertel der Ackerflä-

chen Deutschlands sind winderosionsgefährdet und auf einem Drittel der Äcker wird fruchtbarer Ackerbo-den, und damit wertvoller Humus und Nährstoffe, von Niederschlägen weggeschwemmt. Die Bodensedimen-te und Nährstoffe landen, wo sie nicht hinsollen: In Gewässern und im Grundwasser. Prognosen des Baye-rischen Landesamtes für Umwelt (LfU) zur künftigen Belastungssituation des Grundwassers bis 2021 zeigen, dass ein guter ökologischer Zustand des Grundwassers in vielen Regionen Bayerns wegen zu hoher Nitrat- und Pesti zid belastung voraussichtlich nicht erreicht wird.

Durch Erosion leidet auch die Ertragsfähigkeit der Böden. Eine neue Studie der Technischen Universität München zeigt, dass in mehreren EU-Ländern inzwi-schen die Ernteerträge bei Getreide stagnieren. Niedri-ge Humusgehalte der Böden sind dafür wohl mitver-antwortlich, denn mit sinkendem Humusgehalt lässt die natürliche Fruchtbarkeit der Böden nach.

Die EU-Agrarpolitik hat dies mit verursacht, weil immer weniger boden aufbauende Ackerkulturen wie Kleegras oder Ackerbohnen angebaut werden. In Deutschland beträgt die mittlere jährliche Boden-abtragsrate auf Ackerflächen etwa 15 Tonnen pro Jahr, was einem Bodenverlust von etwa einem Millimeter entspricht. Demgegenüber steht eine jährliche Boden-neubildungsrate von selten mehr als 0,1 Millimeter. Es dauert also meist mehr als 100 Jahre, bis ein Zentimeter neuen Bodens sich entwickeln kann. So verlieren wir buchstäblich den Boden unter den Füßen. Böden mit einem hohen Humusgehalt sind bedeutende Speicher für Kohlenstoff und dienen damit als CO2-Senke.

Werden Wiesen und Weiden entwässert und in Äcker umgewandelt, wird auch der im Humus eingela-gerte Kohlenstoff frei. Ganz besonders drastisch ist das auf Moorböden der Fall. Aus entwässerten Moorböden, die weltweit nur 0,3 Prozent der Landfläche bedecken, werden rund 6 bis 7 Prozent der weltweiten klimarele-vanten Gase emittiert. Auch in Bayern gibt es viele be-

Die Grundlage der Zukunft

Mehr tun für besseren Bodenschutz2015 ist das Jahr des internationalen Bodenschutzes. Fruchtbarer Boden ist lebenswichtig, trotzdem gehen wir sehr verschwenderisch mit dieser wert-vollen Ressource um. Gewerbegebiete und Straßen-bau versiegeln Ackerland. Intensivlandwirtschaft mit schweren Maschinen und viel Chemieeinsatz schädigt die Böden. Ökologischer Landbau hingegen ist nachhaltig, denn er stärkt die Bodenorganismen und verbessert so die Bodenfruchtbarkeit.

Die AutorinMarion Ruppaner ist die Referentin für Landwirtschaft des BUND Naturschutz.

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Weidetieren Sinn. Doch in der modernen Intensivland-wirtschaft leben Kühe meist nicht allein von Gras und Heu, sondern vor allem von Kraftfutter wie Getreide und Soja, damit sie mehr Milch geben können.

Was können und sollen wir tun zum Schutz unserer Böden? Der BN fordert verbesserte Maßnahmen zur Eindämmung der Bodenerosion und ein bayerisches Grünlandschutzgesetz, um zu verhindern, dass arten-reiche Wiesen immer noch in »Grasäcker« umge-wandelt werden dürfen, selbst in Vogelschutzgebieten. Verbraucher können Lebensmittel aus bayerischer Bio-erzeugung kaufen; das sichert hochwertige ökologische Bewirtschaftung. Marion Ruppaner

troffene Gebiete, zum Beispiel das Donaumoos. Dort ist inzwischen eine »Moorsackung« von fast einem Zentimeter pro Jahr festzustellen. Wenn jährlich bis zu zweihundert Kubikmeter Moor pro Hektar und Jahr verschwinden, verlieren die Landwirte damit in Jahr-hunderten aufgebautes Ertragskapital. Der BN fordert daher Konzepte zur verstärkten Wiedervernässung von landwirtschaftlich genutzten Moorböden und deren Umwandlung in Wiesen oder Weideflächen.

Immer mehr Wiesen verschwindenWiesen und Weiden sind ein wichtiger Beitrag für die Erhaltung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit. Zudem sind sie ein Teil unserer abwechslungsreichen Kultur-landschaft. Doch in Bayern ist es nicht gut um sie be-stellt: Immer mehr Wiesen wurden in den vergangenen Jahrzehnten in Äcker verwandelt, überbaut oder aufge-forstet. Davon waren auch viele der artenreichsten Wiesen betroffen. Wiesenblumen haben heute gar keine Zeit mehr, zum Blühen zu kommen und ihre bunte Vielfalt auszuprägen. Durch hohe Düngergaben können sie heute alle vier bis sechs Wochen, fünfmal und öfter im Jahr gemäht werden. Das Mähen beginnt oft schon Ende April. Im Durchschnitt wachsen nur noch 19 Pflanzenarten in bayerischen Wirtschaftswie-sen. Eine artenreiche Wiese bringt es auf 60 bis 80 ver-schiedene Kräuter und Gräser. Wiesen und Weiden haben vielfältige ökologische Funktionen wie Erosions- und Artenschutz. Sie schützen aber auch die Men-schen, denn die bessere Wasserrückhaltefähigkeit von Wiesen und Weiden verringert die Hochwassergefahr.

Bei der Erhaltung artenreicher Wiesen gehen Natur-schutz und Landwirtschaft Hand in Hand, genauso bei den vielfältigen Beweidungsprojekten, die von BN-Kreisgruppen unterstützt und betreut werden. Gemein-sam ist Projekten wie dem Frankenwald-Weiderind, der Hutangerbewirtschaftung im Nürnberger Land oder dem Freisinger Moos-Weiderind, dass Rinderbe-weidung mit Naturschutzanliegen gekoppelt wird. Die »Ergebnisse« finden sich dann auch als Rinderbraten auf der Speisekarte von Restaurants wieder oder im Metzgerfachgeschäft als Frankenwaldsalami. Ohne die Wiederkäuer könnten Bayerns Wiesen und Weiden nicht erhalten werden. Hier macht die Haltung von

BN-WiesenmeisterschaftDer BUND Naturschutz veranstaltet seit sieben Jahren gemeinsam mit der Landesanstalt für Landwirtschaft in Bayern eine Wiesenmeisterschaft. Dazu wird jedes Jahr ein Naturraum ausgewählt. Landwirte aus der Region können sich mit artenreichen Wiesennutzun-gen bewerben. Die schönsten, artenreichsten Grün-landflächen werden ausgezeichnet. In diesem Jahr fand die Wiesenmeisterschaft im bayerischen Spessart und Odenwald statt. Unser Bild zeigt eine der Sieger-wiesen. Ziel der Wiesenmeisterschaft ist es, eine neue Partnerschaft von Landwirtschaft und Naturschutz aufzubauen und auch wirtschaftlich sinnvolle Perspek-tiven für die Nutzung ökologisch wertvoller Grünland-flächen stärker ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Die geehrten Landwirte sind ausnahmslos stolz auf ihre schönen Wiesen. Das Wiesenfutter können sie an ihre Tiere verfüttern und so deren Gesundheit durch bestes Kräuterheu fördern.

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MassentierhaltungWir stehen in Bayern an einem Wendepunkt. Das tradi-tionell durch kleinbäuerliche Betriebe bewirtschaftete Land befindet sich in einer Phase des schleichenden und dennoch unerbittlichen strukturellen Wandels: Der durch Industrie, Handel und Politik vorgegebene Kurs, möglichst viel zu möglichst billigen Preisen her-zustellen, drängt bäuerliche Familienbetriebe in den Ruin. Das Resultat sind wenige große Tierfabriken, die jeglicher ethischen Grundlage im Umgang mit Lebe-wesen entbehren. Darunter leiden die Tiere, die Quali-tät unserer Lebensmittel, die Umwelt, unser Trinkwas-ser und immer öfter auch unsere Gesundheit. Deswe-gen fordern wir: Klasse statt Masse. PestizideViele tausend Tonnen Gift landen jährlich auf unseren Feldern. Beim Bienensterben spielen Pestizide eine fa-tale Rolle. Das wohl berüchtigtste Pestizid Glyphosat ist inzwischen von der Weltgesundheitsorganisation als »wahrscheinlich krebserregend« eingestuft worden. Die Bayerische Staatsregierung muss endlich aufhören, dieses Allzweckgift zu verharmlosen. Wir fordern ein Verbot von Glyphosat auf Ackerflächen, bei der Neuan-saat von Grünland und in Privatgärten. Ein Glyphosat-verbot muss Hand in Hand mit Bildungsangeboten be-sonders für angehende Landwirte gehen, um den Jung-bauern Alternativen zu Gift auf den Feldern zu vermit-teln.

ÖkolandbauDavon wollen wir mehr in Bayern! Denn beim ökologi-schen Landbau stehen ein verantwortungsvoller Um-gang mit Tieren, der Schutz natürlicher Ressourcen und der Erhalt der Artenvielfalt an erster Stelle. Bislang schaffen wir es in Bayern nicht, genügend Biomilch für

unseren eigenen Bedarf zu erzeugen und müssen auf Importe zurück-greifen. Der Biomilch-Preis ist fair und stabil, ganz im Gegensatz zu den Dumpingpreisen für konventio-nelle Milch. Die Umstellung auf den Ökolandbau bietet für viele klein-bäuerliche Betriebe die Chance, fit für die Zukunft zu sein. Dabei müs-sen wir sie unterstützen. Unser Ziel ist »20 Prozent Bio bis 2020«. Unsere Nachbarn in Österreich zeigen schon lange, dass das geht.

MassentierhaltungOb es den Tieren gut geht, ist zwar weniger eine Frage der Anzahl, sondern eher des Stallsystems und der Betreuung. Dennoch: Megaställe entsprechen nicht meinem agrarpolitischen Leitbild. In Bayern sind die Betriebe im Durchschnitt kleiner als in den anderen Bundesländern. Das soll auch so bleiben. Ich will keine industriellen Strukturen, sondern bäuerliche Betriebe mit überschaubaren Tierbeständen und transparenten Vermarktungswegen. Deshalb haben wir bei der Inves-titionsförderung  finanzielle Obergrenzen geschaffen, für besonders tiergerechte Haltung bieten wir hohe finanzielle Anreize. So sorgt jeder neu gebaute Stall für ein Plus an Tierwohl. Der Mehraufwand muss sich für die Bauern aber auch rechnen. Deshalb geht es nicht ohne die Verbraucher: Denn sie bestimmen mit ihrem Einkauf maßgeblich über Betriebsstrukturen und Hal-tungsverfahren mit.

Pestizide Ganz ohne Pflanzenschutzmittel geht es in der konven-tionellen Landwirtschaft nicht. Die Bauern wären sonst nicht wettbewerbsfähig. Das Pflanzenschutzrecht schreibt aber vor, den Einsatz auf das unbedingt not-wendige Maß zu beschränken. Ausbringen dürfen die Mittel nur sachkundige Personen mit geprüften Gerä-ten. Wir halten die Betriebe im Rahmen von Bildung und Beratung an, sorgsam mit Pflanzenschutzmitteln umzugehen. Zudem treiben wir die Züchtung resisten-ter Sorten voran, um den Mittelbedarf zu verringern. Daneben unterbreiten wir den Bauern mit unseren Agrar umweltprogrammen attraktive Angebote für eine extensivere Bewirtschaftung, etwa wenn sie auf flä-chendeckenden Mitteleinsatz verzichten oder in was-serwirtschaftlich sensiblen Gebieten keine »Intensiv-früchte« wie Raps oder Winterweizen anbauen.

ÖkolandbauJeder dritte Bio-Betrieb Deutschlands steht in Bayern. Trotzdem wird auch bei uns noch zu wenig Bio produ-ziert. Weil die Nachfrage boomt, sind wir immer stärker auf Importe aus Ländern wie China oder Ägypten ange-wiesen. Ob dort ähnlich hohe Standards gelten wie bei uns, ist fraglich. Auch, ob so weite Transporte zum Grundgedanken von Bio passen. Deshalb habe ich 2013 ein Landesprogramm aufgelegt, um die Ökoproduktion bis 2020 zu verdoppeln. Ich habe Forschung, Bildung und Beratung gestärkt und die Ökoprämien auf den Höchst-satz angehoben. Das zeigt Wirkung: Seit Jahresbeginn ist die Zahl der Biobetriebe in Bayern um 600 auf 7350 ge-wachsen. Weitere Impulse verspreche ich mir vom neuen bayerischen Bio-Siegel, das wir noch im Herbst in den Handel bringen. Damit im Laden jeder zielsicher nach Bio aus Bayern greifen kann.

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Sigi Hagl, Die GrünenVorsitzende des bayerischen Landesverbandes

Helmut Brunner, CSU Bayerischer Staats-minister für Ernäh-rung, Landwirt-schaft und Forsten

Wie steht die Politik zu den Brenn-punktthemen der Landwirtschaft? Wir haben Vertreter zweier Parteien gebeten, uns ihren Standpunkt zu den Stichworten Massentierhaltung, Pestizide und Ökolandbau mitzuteilen.

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Das Problem der industriellen Agrarfabriken hat Bayern erreicht. Die kleinen Betriebe halten den

Preiskampf nicht durch und geben auf. Die Tierhaltung wandert in immer größere Betriebsstrukturen. Hähn-chenmastställe à la Wiesenhof umfassen pro Einheit 40 000 Mastplätze, dort werden die Hühnchen wie am Fließband alle sechs Wochen zum Schlachthof gekarrt und die Ställe neu »bestückt«. Mehr als 300 000 Hähn-chen können pro Jahr in einem solchen Stall gemästet werden. Erkrankt ein Tier, wird der gesamte Bestand über die Futtertränken mit Antibiotika behandelt. Neue Schweineställe werden für 1000 bis 2000 Mastschweine geplant, und auch die Milcherzeugung wandert in immer größere Ställe von 100 und mehr Kühen.

Hiergegen richtet sich dann der Protest vor Ort. Denn je größer die Ställe werden, umso mehr tierischer Dung fällt an. Tiere werden hin und her transportiert, ebenso das Futter. Die Anwohner protestieren gegen Gestank und Staub, erhöhtes Verkehrsaufkommen, die Belastung des Trinkwassers und gegen die Haltungsbe-dingungen. Auch Landwirte fürchten um ihre Existenz, wenn agrarindustrielle Unternehmen wie der inzwi-schen in Sachsen-Anhalt mit einem Tierhaltungsverbot belegte Niederländer Strathof bei Donauwörth einen Stall für 3000 Zuchtsauen mit 9000 Ferkelmastplätzen baut. In der Initiative: »Stopp den Saustall« in Donau-wörth kämpft ein breites Bündnis für Möglichkeiten, solchen Ställen die Genehmigung zu versagen.

Gesundheitsgefahr durch resistente KeimeNiederbayern gehört zu den Regionen, in denen in den vergangenen Jahren besonders viele Schweine- und Hähnchenmastställe gebaut wurden und immer noch beantragt werden. Die anhaltenden Proteste zeigen, dass es den Verbrauchern eben nicht »Wurst« ist, was sich vor der Haustür abspielt. Im Raum Landshut mussten bereits mehrere Wasserversorger ihre Brun-nen schließen oder an Fernwasser anschließen, weil

die Nitratkonzentration im Grundwasser über den EU-Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter ange-stiegen war. Die Folgekosten der Wassersanierung wer-den auf die Steuerzahler abgewälzt.

Der BN unterstützt Initiativen gegen solche Mega-ställe mit Öffentlichkeitsarbeit und Rechtstipps. Der BN setzt sich für einen Stopp der Förderung aller Stall-neubauten ein, die lediglich auf Basis der gültigen Tier-haltungsverordnung beantragt werden. Denn nur mit besseren Haltungsbedingungen kann es gelingen, den Tierschutz zu verbessern. Denn eigentlich will nie-mand, dass Nutztiere leiden müssen, oder dass wir un-sere Gesundheit durch resistente Keime gefährden, die eine Folge des massiven Antibiotikaeinsatzes sind. Dies lässt sich aber nur mit anderen Strukturen erreichen, die Klasse statt Masse fördern: weniger Tiere auf mehr Platz, artgerechte Haltung und ein Ende der grotesken Hochleistungszüchtungen.

Doch unsere Massentierhaltung wirkt sich auch außerhalb Bayerns aus: Auf 400 000 Hektar Fläche wird Futter für Bayerns Nutztiere in Drittländern produziert. Besonders problematisch ist der Import von gentech-nisch verändertem Soja. Bei dessen Anbau werden Un-mengen an Herbiziden versprüht. Der Gifteinsatz per Flugzeug führt auch zu massiven ge-sundheitlichen Problemen bei der Land-bevölkerung in den südamerikanischen Exportländern. Für die Sojaflächen wer-den Kleinbauern von ihrem Land vertrie-ben und Savannen und Regenwald ge-schädigt.

Soll man überhaupt noch Fleisch essen? Das ist eine persönliche Entschei-dung, doch klar ist: Es gibt unterschied-liche Qualitäten und Haltungsformen. Lieber weniger und dafür Biofleisch aus artgerechter Haltung. Marion Ruppaner

Fleisch essen?Artgerechte Tierhal­tung und Fütterung wird im Biobereich vorbildlich umge­setzt. Zu Weide­fleisch gibt es Tipps auf den Seiten 20/21.

Wühlen erlaubtIm Freiland oder auf Stroh fühlen sich Schweine am wohlsten. Das ist aber teurer als die Haltung auf engs-tem Raum und Vollspaltenböden.

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Ein Durchschnitts-deutscher isst im Laufe seines Lebens:4 Rinder4 Schafe12 Gänse37 Enten46 Schweine46 Puten945 Hühner

Tierhaltung in Bayern

Höchste Zeit für Klasse statt Masse

Die Massentierhaltung war in jüngster Zeit oft in den Schlagzeilen, meist begleitet von schreck-lichen Bildern. Die Probleme der Tierhaltung liegen am System: Bayerische Bauern, die Fleisch und Milch erzeugen, sind abhängig von den gro-ßen Handelsunternehmen und der Fleischbranche. Diese drücken die Preise und verdienen an der Ausweitung der Produktion. Deutsche Landwirte produzieren heute ein Drittel mehr Masthühn-chen, als wir bräuchten und bayerische Bauern mehr als dreimal so viel Käse!

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20 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-15]

Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner will die ökologische Landwirtschaft in Bayern för-

dern. In seinem Programm »BioRegio 2020« hat er das Ziel vorgegeben, dass der Ökolandbauanteil bis 2020 verdoppelt werden soll. Es müssten jedes Jahr tausend Betriebe neu umstellen, um die Zielmarke 13 Prozent bis 2020 zu erreichen. Das ist keine leichte Aufgabe. Im Jahr 2015 haben bislang immerhin rund 700 Betriebe in Bayern neu auf Bio umgestellt.

Der Umbau von Forschung, Beratung und Bildung in Richtung Ökolandbau und der Einsatz von Biole-bensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung in Bay-ern sind große Herausforderungen. Da fehlt noch die Willensbekundung aus dem Wirtschafts- und Kultus-ministerium und der Staatskanzlei und natürlich auch der größere Finanzrahmen. Schließlich soll der Öko-landbau auch nach 2020 weiterwachsen. Die Nach-haltigkeitsstrategie der Bundesregierung hat einen Flächenanteil von 20 Prozent Ökolandbaufläche zu einem wichtigen Ziel erklärt. Deutschlandweit lag der Bio anteil 2014 bei 8,2 Prozent der Betriebe, aber nur 6,4 Prozent der Fläche.

Minister Brunner hat in Bayern »Staatlich anerkann-te Öko-Modellregionen« ausgelobt, mit dem Ziel, dass diese Modellregionen Mittel und Wege aufzeigen, wie der Bioanteil wirksam erhöht werden kann. Der Frei-staat Bayern finanziert anteilig das Projektmanagement der Ökomodellregionen für mehrere Jahre und unter-stützt die Regionen über die integrierte ländliche Ent-wicklung und die Landesanstalt für Landwirtschaft. Zwölf Regionen in Bayern wurden in den vergangenen

beiden Jahren ausgewählt – vom Oberallgäu im Süd-westen bis zum Steinwald im Nordosten.

Für die Mehrung von Biobetrieben gibt es kein Pa-tentrezept. Aber es gibt eine ganze Reihe kreativer und engagierter Menschen und Initiativen, die sich seit vie-len Jahren für den Ökolandbau stark machen. Es macht Sinn, über die Ökomodellregionen diese Kompetenzen zu stärken und zu vernetzen, um damit den Ökoland-bau in diesen Regionen zu mehren und die Ideen und Methoden auch für andere Gebiete nutzbar zu ma-chen. Tagwerk e. V., eine Erzeuger-Verbrauchervereini-gung im Münchener Umland, hat das Projektmanage-ment für die Ökomodellregion Isental (Gemeinden

Einkaufstipps▶ Prüfen Sie selbst, wie sie ihren Einkauf so natur-

verträglich wie möglich gestalten können, ökolo-gisch, regional, bäuerlich, gentechnikfrei und fair:

www.bund-naturschutz.de/oekologisch- leben/essen-und-trinken/einkaufscheck.html

▶ Der BN gibt regionale Einkaufslisten heraus: »Bio – wo? Her damit!«

▶ Mehr Infos auch auf unserer Homepage, zum Beispiel:

www.bund-naturschutz.de/oekologisch- leben/essen-und-trinken/einkaufscheck/ bio- einkaufsfuehrer.html

www.bund-naturschutz.de/oekologisch- leben/ essen-und-trinken/einkaufscheck/bn-informiert- gesunde-ernaehrung.html

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Lebendige VielfaltIn den bayerischen Ökomodellregio-nen soll natur-gemäße Landwirt-schaft gefördert werden.

Mehr Biolandbau für Bayern

Die Ökoregionen machen vor, wie’s gehtDie Staatlich anerkannten Ökomodellregionen in Bayern sind eine wichtige Etappe auf dem Weg zu mehr Bio. Zwölf davon gibt es bereits.

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[4-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 21

ben mit Erfolg unter der Marke »Weiderind Franken-wald« die Erzeugnisse. Es ist gelungen, die Vermark-tung auch nach Ende des fünfjährigen Förderzeitraums durch den Bayerischen Naturschutzfonds weiterzu-führen.www.weidewelt­frankenwald.de▶ Oft sind es Biolandwirte, die für die Kooperation mit gezielter Naturschutzbeweidung gewonnen werden können. Die BN-Kreisgruppe Freising arbeitet seit Jahren mit dem Ökolandwirt Kratzer zusammen, der Flächen im Freisinger Moos naturschutzgerecht bewei-den lässt. www.freising.bund­naturschutz.de/natur­vor­der­tuer.html?id=4215▶ Galloways beweiden eine 10 Hektar große Kiesgrube im Landkreis Mühldorf am Inn.www.muehldorf.bund­naturschutz.de/projekte/bund­naturschutz­kiesgrube

Buchbach und Schwindegg im Landkreis Mühldorf) übernommen.

Der Markt für Biolebensmittel ist hart umkämpft. Viele Verarbeiter beziehen einen erheblichen Anteil ihrer Rohstoffe aus Kostengründen aus dem Ausland. Bayerischen Biobauern fällt es oft schwer, sich an den Weltmarktpreisen zu orientieren. Sollen mehr land-wirtschaftliche Betriebe für den Öko-Landbau gewon-nen werden, ist es daher wichtig, dafür zu sorgen, dass die Nachfrage mit heimischer Ware gedeckt wird – und zwar zu einem angemessenen Erzeugerpreis. Gesprä-che der beiden Ökomodellregionen »Isental« und »Waginger See/Rupertiwinkel« in Südostbayern zeigen, dass regionale Warenbezüge auch für größere Bioverar-beiter immer interessanter werden. Die Verarbeiter versprechen sich davon nicht nur nachvollziehbare Produktqualitäten und Imagegewinn, sondern auch die Stärkung und Mehrung des Ökolandbaus vor Ort. Eine solche regionale Erzeuger-Verarbeiter-Partner-schaft klappt, wenn beide Seiten davon profitieren. Wenn sie gelingt, ist das ein Gewinn für die Region, für den Schutz von heimischer Natur und Umwelt und für die bäuerliche Landwirtschaft. Marion Ruppaner

Naturschutz und Landwirtschaft als PartnerEtwa die Hälfte der rund 2700 Blütenpflanzen in Mittel-europa ist auf den Lebensraum extensives Grünland angewiesen. Oft sind es sehr trockene oder sehr feuchte Lebensräume, auf denen Landwirtschaft ohne weitere Unterstützung nicht rentabel ist. Deshalb hat der BN großes Interesse, Landwirte zu unterstützen, die diese Wiesen unter Naturschutzgesichtspunkten bewirt-schaften. Das schmackhafte Weidefleisch gehört mit zum Besten, was man am Rindfleischmarkt bekommen kann. Und die Artenvielfalt ist ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit.

Doch es braucht kaufwillige Verbraucher, die Natur-schutz mit dem Einkaufskorb betreiben. Einige Bei-spiele, wo es Fleisch von Beweidungsprojekten gibt: ▶ Das Projekt der BN-Kreisgruppe Hof umfasst sechs größere Weidegebiete im Naturraum Frankenwald (Foto unten). Rund 100 Hektar wertvoller Standorte konnten in bestehende Weidebetriebe naturschutz-fachlich integriert werden. Sechs Metzgereien vertrei-

Biobauer aus ÜberzeugungE in schöner alter Einödhof inmitten idyllischer Landschaft im Land-

kreis Aichach-Friedberg – das ist das Zuhause der Familie Kreppold. Stephan Kreppold ist Biobauer aus Überzeugung. Vor 33 Jahren hat er auf ökologische Landwirtschaft umgestellt. Seit 2013 ist der 69-Jährige Sprecher des BN-Arbeitskreises Landwirtschaft. Der Bioland-Hof ist ein Beispiel dafür, dass ökologische Landwirtschaft ein Erfolgsmodell sein kann. Zum Einen stimmen die Voraussetzungen: gute Böden und Klima bedingungen, die Flächen um den Hof herum gelegen. 100 Hektar bewirtschaftet die Familie, die Hälfte davon zugepachtet. Zum anderen stimmt aber auch das »Management«: Der Hof lebt von einer Vielzahl von Ackerfrüchten wie Weizen, Roggen, Dinkel, Sonnenblumen und vermehrt auch Soja. Die Sojabohnen haben den trockenen Sommer sehr gut überstanden. Hinzu kommen Kleegras und 20 Hektar Wiesen als Futtergrundlage für die Mutterkuhherde von Deutsch-Angus-Rin-dern, 30 Kühe mit ihren Kälbern und den Jungtieren. Ihr zartes Fleisch wird bei Feinschmeckern sehr geschätzt.

Es liegt aber nicht zuletzt an der Familie. Der Hof ist bereits an Sohn Johannes übergeben, die Nachfolge also gesichert. Stephan Kreppold arbeitet neben seinem ehrenamtlichen Engagement beim BN nach wie vor viel auf dem Hof mit. Seine Frau Teresia betreut den beliebten Hofladen und fasziniert als Märchenerzählerin Groß und Klein mit ihren Geschichten, auch die Kindergartengruppen und Schulklassen, die gerne auf den Hof zu Besuch kommen. Der Kreppold-Hof ist das hundertprozentige Gegenmodell zur Agrarindustrie mit ihrem »Wachse oder weiche«-An-spruch: ein Zuhau-se, das sorgsam ge-pflegt und bewahrt und von Generation zu Generation wei-tergegeben wird. (lf )

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Mit der Kuh auf Du und DuBiobauer Stephan Kreppold schaut jeden Tag bei seinen Deutsch-Angus- Rindern auf der Weide vorbei.

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22 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-15]

Ich finde, die Standards in Europa haben ein unbe-gründet hohes Niveau, das wissenschaftlich nicht

fundiert ist. … Was für eine amerikanische Familie gutes Essen ist, sollte auch für eine europäische Familie gutes Essen sein.« Diese Interview-Aussage des ehe-maligen US-Botschafters und jetzigen Unternehmens-lobbyisten Stuart Eizenstat im Bayerischen Fernsehen ist repräsentativ für die aktuelle TTIP-Verhandlungs-posi tion der USA. Sie wurde auch in den Gesprächen von BN-Vorstandsmitgliedern mit US-Regierungs ver-tretern in Washington und München bestätigt. Aus öf-fentlichen Äußerungen und Positionspapieren aus den Bereichen Agrochemie, Gentechnik, Futtermittel und Fleischindustrie ist eines klar ersichtlich: Die geplanten Abkommen TTIP zwischen der EU-Kommis sion und

den USA sowie das ausverhandelte Abkommen CETA zwischen Kanada und der EU würden das mühsam erkämpfte gentechnikanbaufreie Bayern sowie die letzten Reste einer bodengebundenen, bäuerlichen Landwirtschaft gefährden.

Bayerischer Käse für Amerika?Deswegen engagieren sich auch der Bund Deutscher Milchviehalter und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ebenso wie die ökologischen Landbauverbände gemeinsam mit Umweltverbänden, Gewerkschaften und Entwicklungsorganisationen wie »Brot für die Welt« gegen diese Abkommen. Warum wird dieses kritische Engagement jedoch vom Bayeri-schen Bauernverband als »pauschale Blockadehal-tung« kritisiert? Dessen Präsident Walter Heidl wie auch die zumindest bislang einstimmige Position der BBV-Kreisobmänner lautet nahezu deckungsgleich wie bei der CSU: »Rote Linien einhalten, Standards schüt-zen, Chancen ausloten«. Die europäische Landwirt-schaft und das gesamte Agrobusiness seien daran inte-ressiert, Marktpotenziale für die in der EU erzeugten Lebensmittel zu erschließen. Auch die USA böten Marktpotenziale, zum Beispiel für Käse aus Bayern, heißt es offiziell.

Doch diese Position wird von vielen Bauern an der Basis immer mehr kritisiert. Denn nach allem, was aus den TTIP-Geheimverhandlungen wie dem veröffent-lichten CETA-Vertragstext bekannt ist, drohen wertvol-le Standards und Qualitäten in der Landwirtschaft und beim Verbraucherschutz verwässert und notwendige Verschärfungen wie beispielsweise ein Verbot des Pestizides Glyphosat blockiert zu werden. Der Kon-kurrenzdruck mit Produkten aus tierquälerischer, in-dustrieller Tierhaltung unter Einsatz von Hormonen, Antibiotika und Gentechnik würde massiv zunehmen. Ein Beleg hierfür ist die Passage aus CETA, wonach die »Förderung effizienter, wissenschaftsbasierter Geneh-migungsverfahren für Produkte der Biotechnologie« in Artikel X.03 im Rahmen der bilateralen Kooperation vereinbart wurde. Daher fordert der BUND Natur-schutz von der verantwortlichen Politik, CETA nicht zuzustimmen und die TTIP-Verhandlungen abzubre-chen. Es ist nur zu hoffen, dass sich diese Position zum Schutz der bayerischen Landwirtschaft endlich auch bei der Spitze des Bauern- und des Raiffeisenverbandes durchsetzt. Richard Mergner

Wer bestimmt, was auf unseren Teller kommt?

Landwirtschaft in der FreihandelsfalleDie geplanten Freihandelsabkommen TTIP und CETA sind ein Angriff auf bäuerliche Land-wirtschaft und Gentechnikfreiheit in Bayern.

Der AutorRichard Mergner ist der Landes-beauftragte des BUND Naturschutz.

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IN DER EU VERBOTEN, IN DEN USA ERLAUBT

Milchproduktion wird durch den Einsatz von Hormonen erhöht

Gen-Food muss nicht gekennzeichnet werden

Fleisch und Milch von geklonten Tieren dürfen als Lebensmittel gehandelt werden

Werden in der EU mit TTIP auch amerikanische Lebensmittelstandards anerkannt, kommt Klon-Fleisch und mit Wachstumshormonen produzierte Milch auch zu uns. TTIP berührt also ganz unmittelbar das Leben von uns allen.

CORNFLAKES

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Hühner werden nach Schlachtung in Chlor gebadet

Antibiotika zur Wachstums- förderung erlaubt

Fleischproduktion mit Wachstums- hormonen

TTIPVerbraucherInnen in der EU wollen wissen, was in Lebensmitteln steckt, und wünschen sich strengere Lebensmittelstandards. Mit TTIP würden existierende Standards jedoch abgesenkt.

WAS VERBRAUCHER GAR NICHT MÖGEN

Mehr Infos:bund.net/ttip

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Page 23: Natur+Umwelt 4-2015

[4-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 23

Zum WeiterlesenWie werden alle satt?Journalist Stefan Kreutzberger und Filme-macher Valentin Thurn begeben sich auf eine weltweite Suche nach zukunftsfähigen Lösungen für eine Nahrungsmittelprodukti-on, die Mensch und Tier respektiert und die knappen Ressourcen schont. Sie zeigen den ganz normalen Wahnsinn unserer indus-trialisierten Agrarproduktion. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass wir nur mit bäuerlicher Landwirtschaft die Welt ernäh-ren können. Valentin Thurn hat auch schon durch Filme wie »Taste the Waste« oder »10 Milli-arden« auf die Thematik aufmerksam gemacht.Valentin Thurn, Stephan Kreutzberger: Harte Kost. Wie unser Essen produziert wird. Auf der Suche nach Lösungen für die Ernährung der Welt, Verlag Ludwig, 16,99 Euro

LebensgrundlageWarum wird Land immer teurer? Wie viel Boden geht jedes Jahr verloren? Wie viele Quadratkilometer Acker- und Weideflächen »importieren« wir für unsere Ernährung? Wem gehört das Land? Zum internationalen Jahr des Bodens 2015 präsentiert der Boden-atlas Daten und Fakten über die Bedeutung und den Zustand von Land, Böden und Ackerflächen in Deutschland, Europa und weltweit. In zahlreichen Grafiken und Text-beiträgen bietet der Bodenatlas einen aktuellen Einblick in den Zustand und die Gefährdung der Böden, von denen wir leben.Heinrich­Böll­Stiftung, BUND, Le Monde (Hsg.): Bodenatlas, kostenlos, kann angefordert werden bei der Heinrich­Böll­Stiftung, Download unter: http://kurzlink.de/bodenatlas

Das ExperimentKarl Ludwig Schweisfurth wurde 2014 mit dem Bayerischen Naturschutzpreis des BN ausgezeichnet. Der Visionär des ökologi-schen Landbaus und der artgerechten Nutz-tierhaltung hat sich vor zehn Jahren an ein Experiment gewagt, an dessen Gelingen kaum jemand geglaubt hat: die symbioti-sche Landwirtschaft. Verschiedene Arten sollten auf gleichem Raum friedlich und zu gegenseitigem Nutzen zusammenleben, in diesem Fall Hühner und Schweine. Der Erfolg gab dem experimentierfreudigen Visionär Recht. Die E rkenntnisse aus zehn Jahren hat er nun in einer Veröffentlichung für alle Interessierten zur Verfügung gestellt. Karl Ludwig Schweisfurth: Symbiosen. Zum Nutzen unserer Nutztiere, 5 Euro, zu bestellen bei [email protected] Interview mit Karl Ludwig Schweisfurth zur symbiotischen Landwirtschaft lesen Sie unter www.bund-naturschutz.de/magazin

Immer mehr, immer schneller?Die deutsche Landwirtschaft produziert immer mehr Milch, Fleisch und Eier in immer kürzerer Zeit. Tanja Busse begibt sich auf Spurensuche in diesem durchindustria-lisierten System. Sie zeigt auf, dass Rinder zu Wegwerfware werden, ebenso die männ-lichen Brüder der Legehennen. So manche Dinge, die man in diesem Buch erfährt, wollte man lieber gar nicht wissen. Tanja Busse rüttelt aber nicht nur auf, sie stellt der vermeintlich alternativ losen Effizienz der Agrarindustrie eine andere These entgegen: Diese Landwirtschaft ist nicht effizient, denn sie verschwendet enorme Mengen an Energie und Ressourcen. Lesenswert!Tanja Busse: Die Wegwerfkuh. Warum unsere Landwirtschaft Tiere verheizt, Bauern ruiniert, Ressourcen verschwendet und was wir dagegen tun können, Karl Blessing Verlag, 16,99 Euro

Tiere als Nahrungsmittel Unser Essen hat eine politische und ethi-sche Dimension. Nachdem der Fleischatlas 2013 gezeigt hat, welche Auswirkungen Europas Fleischkonsum auf die Schwellen- und Entwicklungsländer und auf das Klima hat, bringt der Fleischatlas 2014 Licht ins Dunkel des »Big Business« Fleisch – von Europa über die USA bis hin zu den aufstre-benden Volkswirtschaften China und Indi-en. Wie viele Tiere werden in Deutschland und der Welt jährlich geschlachtet? Wer pro-fitiert vom billigen Fleisch? Welche Hormone landen ungewollt auf unserem Teller, und wie viele Pestizide werden eingesetzt?Heinrich­Böll­Stiftung, BUND, Le Monde (Hsg.): Fleischatlas 2014, kostenlos, kann angefordert werden bei der Heinrich­Böll­Stiftung, Download unter: https://www.boell.de/de/2014/01/07/ fleischatlas­2014

Vermeidbarer HungerFelix Prinz zu Löwenstein vertritt als Vor-standsvorsitzender des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft die Interessen der Biobranche. In seinem neuen Buch liefert er fachkompetente Argumente auf die Frage: Ist Ökolandbau Luxus für reiche Leute oder Problemlösung für die globale Ernährungs-krise? Er zeigt auf, dass das »Immer mehr«-Credo der industriellen Agrarproduktion eben keine Lösung ist, sondern neue Proble-me schafft. Eine gute Zusammenfassung, mit der man für alle Debatten gerüstet ist.Felix Prinz zu Löwenstein: Es ist genug für alle da. Wie wir den Hunger bekämpfen, nicht die Natur, Verlag Droemer Knaur, 12,99 Euro

Page 24: Natur+Umwelt 4-2015

24 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-15]

Besonders in Notzeiten stellten die Menschen aus den Samen Mehl- und Kaffee-Ersatz her, pressten

Öl daraus und verwendeten sie als Nuss- und Mandel-Ersatz (siehe Kasten). Bucheckern enthalten aber Stof-fe, die für Menschen und manche Tiere giftig sind. Daher sollte man die schmackhaften Nusskerne mit Vorsicht genießen (siehe Kasten). Mit den Buchenblät-tern füllte man Matratzen, benutzte sie als Tabak-Ersatz und als Viehfutter, gelegentlich als Nahrung für Men-schen. Das rötliche Holz, früher wie heute ein geschätz-tes Brenn-, Bau- und Werkholz, nutzte man auch zur Papier- und Holzkohleherstellung. Aus Buchenholz-asche hat man Pottasche gewonnen, auch die früher zum Waschen verwendete ätzende Holzaschenlauge wurde größtenteils oder ganz aus Buchenholzasche hergestellt. Buchenrinde war Gerbemittel.

Der bis zu 40 Meter hohe Baum kann ein Alter von etwa 300 Jahren erreichen. Eindrucksvolle alte Buchen sieht man in Wäldern, Parks und Gärten, auf Weiden und an Straßenrändern. Buchen und Buchenwälder sind unersetzliche Lebensräume. Anders als früher oft angenommen, bieten naturnahe Buchenwälder vielen, darunter auch seltenen Arten wie dem Juchtenkäfer (Osmoderma eremita) Lebensmöglichkeiten.

Im Mythos zeigt die Rotbuche ein zwiespältiges Wesen. Die Legende mancher Wallfahrtsorte (bei-spielsweise Mariabuchen im Spessart) berichtet von einem an einer Buche aufgehängten Muttergottesbild. »Rastbuche« heißt die Wallfahrtskapelle bei Gratters-

dorf im Bayerischen Wald nach der längst gefällten, großen alten Buche. Christus soll dort im Schatten

einer Buche gerastet haben. Dabei hätten seine in den Stein gedrückten Knie die beiden Schalenstei-

ne hinterlassen, die sich vor dem Altar befinden. Es gibt aber auch Buchen, in denen angeblich gern der Teufel sitzt und auf nächtliche Wanderer

lauert.Erst vor etwa 7000 Jahren begann die eiszeitlich

verdrängte Rotbuche, sich wieder in Mitteleuro-pa zu verbreiten; vor rund 2000 Jahren war

das Gebiet von Buchenwäldern bedeckt. Heute ist in Deutschland die Rotbuche mit

etwa 15 Prozent der häufigste bestandbil-dende Laubbaum. Ohne Eingriffe des Menschen würden Buchenwälder etwa zwei Drittel der Landfläche Deutsch-

lands bedecken. 2011 hat die UNESCO fünf Gebiete als »Alte Buchenwälder

Deutschlands« in die Welterbe-Liste auf-genommen.

Das weltweite Verbreitungsgebiet der Rot-buche ist auf Mitteleuropa konzentriert. Ein Viertel des Verbreitungsgebiets liegt in Deutschland. Auf dessen und auch auf Bay-erns besondere Verpflichtung, dieses gefähr-dete Naturerbe zu bewahren, weist der BUND Naturschutz hin und fordert eine

naturnahe Bewirtschaftung der Buchen-Wirt-schaftswälder, den Schutz der wenigen noch vorhan-

denen alten Buchenwälder sowie ein Mindestmaß an nutzungsfreien Schutzgebieten. Er setzt sich daher auch für die Ausweisung eines Buchenwald-National-parks im nördlichen Steigerwald mit seinen ökologisch wertvollen Laubmischwäldern ein.

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eBucheckern-Makronen70 – 80 g Bucheckern1 Eiweiß70 g ZuckerBackoblaten (Durchmesser 4 cm)

▪ Bucheckern in einer Pfanne (ohne Fett) bei mäßiger Hitze rösten.

▪ Bucheckern schälen.▪ Eiweiß steif schlagen, Zucker zugeben und weiter-

schlagen, bis eine feste Creme entstanden ist.▪ Bucheckern-Samen mahlen und vorsichtig

unter die Masse heben.▪ Oblaten auf dem mit Backpapier belegten

Backblech verteilen.▪ Mit Hilfe von 2 Teelöffeln Teighäufchen auf

die Oblaten setzen.▪ Makronen im vorgeheizten Backofen bei 140 °C

auf mittlerer Schiene etwa 20 Minuten backen.

Achtung! Wegen des Gehalts an Oxalsäure, Saponi-nen und anderen giftigen Stoffen, die durch Erhitzen teilweise abgebaut werden, Samen nicht roh und nicht in größeren Mengen verzehren. Auf Schimmel-befall achten.

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Die AutorinDr. Gertrud Scherf hat mehrere Pflanzenbücher verfasst.

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Porträt

RotbucheIm Herbst lassen die Rotbuchen

(Fagus sylvatica) ihre Früchte zu Boden fallen. Die rotbraunen, dreikantigen Bucheckern stecken meist zu zweien in einem weich-

stacheligen Fruchtbecher, der sich zur Reifezeit mit vier Klappen öffnet. Alle paar

Jahre werden Früchte in großer Menge gebildet. In solchen »Mastjahren« können

sich Wildtiere wie Häher, Eichhörnchen, Mäuse oder Wildschweine satt essen.

Früher trieb man zu diesen Zeiten die Schwei-ne in den Wald, auch wenn Konrad von Megenberg in seinem »Buch der Natur«

(um 1350) anmerkt: »des paums fruht macht niht sô keckez flaisch an den sweinn, sam

die aicheln tuont.«

Page 25: Natur+Umwelt 4-2015

Seit über 30 Jahren kämpft der BUND in Nordrhein-Westfalen gegen den Braun-kohle-Tagebau Garzweiler II bei Köln. Nach der vom BUND gewonnenen Verfas-sungsbeschwerde beschloss die Landesregierung, den Tagebau zu verkleinern. Den Einwohnern des 1200 Jahre alten Dorfs Holzweiler bleibt damit die Zwangsumsied-lung erspart.Gere

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Page 26: Natur+Umwelt 4-2015

26 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-15]

I rgendwo zwischen Regensburg und Nürnberg: Es ist halb acht und trotzdem kaum heller als vor einer

Stunde. Ein Regenstakkato trommelt gegen die Schei-ben und ich komme ins Sinnieren: Was passiert wohl, wenn diese Wassermassen stundenlang von oben in eine wasserdichte Wathose laufen? Die Vorstellung von einem glucksend sich vorwärts bewegenden Michelin-Männchen heitert mich vorübergehend auf.

Wer am lautesten schreit …Kurz vor acht passiert dann das Wunder. Der Regen hört auf und eine dampfende Morgenlandschaft in herbstlichem Orange-Rot taucht auf. Siegfried Liepelt wartet an der Abfahrt zum Blätterweiher. Der Ge-schäftsführer der Kreisgruppe Höchstadt-Herzogenau-rach ist ein unaufgeregter Mitsechziger, Biologe und seit mehr als 35 Jahren beim BN aktiv. Als wir zum Teich kommen, geht es dort schon zu wie auf dem Wo-chenmarkt. Zwei Männer in wasserdichtem Grünzeug ziehen ihr Netz um die Ausstiegsstelle zusammen. Das Wasser zwischen den Schwimmerkugeln scheint zu kochen. Silbrige Schwänze peitschen auf und ab und hinterlassen Schlammspritzer auf Gesichtern und Kleidung. Zwei andere Fischer und eine Frau käschern zappelnde Leiber in riesige Eimer. Im Handumdrehen ist einer voll und es braucht vier starke Männerarme, um ihn zum Sortiertisch zu schleppen. Dort verteilen Männer mit Händen wie knotiges Fichtenholz in ra-sender Geschwindigkeit Karpfen, Barsche, Waller und Hechte in vier gewässerte Auffangnetze. Alle rennen, alle schreien. Das muss wohl alles unglaublich schnell

gehen, denke ich und versuche, nicht im Weg zu stehen. Nur Siegfried Liepelt hat die Ruhe weg. Die Hektik, das Rufen und die Frotzelei, sie sind fester Bestandteil dieser Veranstaltung. »Wer am lautesten schreit, hat recht«, sagt einer der Teichwirte.

Einmal Intensivierung und zurückDie Karpfenzucht im Aischgrund hat eine lange, eine sehr lange Geschichte. Im frühen Mittelalter legten Mönche der Bamberger Zisterzienserklöster, fränki-sche Königshöfe und gläubige Kleinbauern dort Teiche an, um Fische für die Fastenzeit zu produzieren. An die 7200 Weiher gibt es heute noch, früher sollen es etwa 10 000 gewesen sein. Über die Jahrhunderte hin-weg hat sich diese Kulturlandschaft zu einem Vogel-paradies mit bis zu 240 Arten entwickelt: Watvögel wie Bekassine, Kampfläufer und Grünschenkel sind dort zu Gast. Lachmöwe, Blesshuhn, Tafel- und Reiheren-ten brüten in den weitläufigen Verlandungszonen. Der Schwarzhalstaucher kommt mit 50 bis 100 Brutpaaren so oft vor wie nirgendwo sonst in Mitteleuropa.

Früher wuchsen die Spiegelkarpfen in dem fränki-schen Teichgebiet langsam heran, ernährt von dem, was sie im Wasser vorfanden. Das funktionierte bis in die 1960er-Jahre hinein. Dann sanken die Preise und die Teichwirte setzten auf Intensivierung. Aus 300 Fischen pro Hektar wurden bis zu 800. Es wurde mit Korn gefüttert und die ökologisch wichtigen Verlan-dungsbereiche verschwanden, um die Teiche zu ver-größern. Natürlich gerieten sich Naturschutz und Teichwirtschaft hierüber in die Haare.

1971 kaufte der BUND Naturschutz deshalb den Blätterweiher, um ihn extensiv zu bewirtschaften und damit als Vogellebensraum zu erhalten. Die Fische werden seither nicht mehr gefüttert und die Schilf-bereiche nur vorsichtig zurückgeschnitten, wenn im Winter das Eis trägt. Die Ehrenamtlichen der Kreis-gruppe helfen beim Abfischen und Vermarkten der Karpfen, mähen die angrenzenden Streuwiesen, rücken der Problemart »Herkules-Staude« auf den Leib und bieten Führungen im Teichgebiet an. 2002 haben Siegfried Liepelt und die inzwischen verstor-bene BN-Aktive Elisabeth Bahr das Projekt »Karpfen pur Natur« entwickelt.

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Ehrenamt im BUND Naturschutz

Karpfen pur NaturZwischen Bamberg, Nürnberg und Neustadt an der Aisch

erstreckt sich eine der größten Teichlandschaften Mitteleuropas, der Aischgrund. BN-Aktive haben dort mit Mut und

Beharrlichkeit ein kluges Artenschutzprojekt entwickelt, das hilft, alte Gräben zu überwinden. Unsere Autorin Heidi Tiefenthaler hat sich mit ihnen unter die Fischer begeben.

Siegfried LiepeltEr hat gemeinsam mit der inzwischen verstorbenen BN-Aktiven Elisabeth Bahr das Projekt »Karpfen pur Natur« entwickelt.

Page 27: Natur+Umwelt 4-2015

[4-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 27

sen nach Basel, die anderen gehen in ein bayerisches Nachzuchtprojekt. Wiedersehen, ihr Schlammpeitzger, denke ich fast ein wenig wehmütig.

Man redet miteinanderOben am Nachbarteich hat das große Verteilen begonnen. Fische werden mit Käschern aus den Net-

zen geholt, auf verschiedene Eimer verteilt, gewogen und in Wassertanks gewuchtet. Einer schreit Zahlen und Siegfried Liepelt notiert. Ein Teil des heutigen Fangs geht an den BN und wird als »Karpfen pur Natur« verkauft oder bei verschiedenen Anlässen ver-köstigt. Den Rest kaufen Teichwirte und Fischhändler aus der Region – was Herr Liepelt mit einem tiefen Seufzer quittiert. Er träumt davon, den gesamten Fang über den BN zu vermarkten und so dem regionalen Naturprodukt zu dem Ansehen zu verhelfen, das es eigentlich verdient hat. Bisher fehlen jedoch die Mittel dazu.

Jetzt steht mir noch eine letzte Mutprobe bevor: Karpfen essen. Als gebürtige Oberbayerin bin ich nicht auf Fischverzehr sozialisiert. Und dann noch Karpfen. Worte wie »mooseln« und »grundeln« schwirren mir durch den Kopf. Doch da liegt er schon auf meinem Teller, der Karpfen, oder besser gesagt, ein Viertel davon. Denn mehr kann ein normaler Mensch von diesen Riesenburschen unmöglich essen. Ich stecke die erste Gabel in den Mund und… Erstaunlich lecker, denke ich. Der hiesige Landrat, der mittlerweile mit am Tisch sitzt und die Naturschutz-Herren freuen sich, mir in immer neuen Ausführungen zu erklären, warum diese Naturkarpfen soviel leckerer sind als alle anderen. Und während ich so an der langen Tafel sitze, mit Naturschützern, Behördenvertretern, Wissenschaftlern, Politikern und Teichwirten, wird mir klar, dass das die eigentliche Sensation dieses Pro-jektes und das große Verdienst der BN-Aktiven von Höchstadt-Herzogenaurach ist. Dass Teichwirte und Naturschützer heute nicht nur miteinander arbeiten, sondern auch am gleichen Tisch sitzen. Man redet miteinander – und das ist gut so.

Ich schiebe den leeren Teller weg, da kommt schon die nächste Überraschung auf mich zu. »Ingreisch« oder so ähnlich sagen die Einheimischen zu dem frittierten Etwas, das sich auf der Servierplatte vor mir kringelt. Was das denn wohl sei, frage ich glücklicher-weise, bevor ich zur Gabel greife. Die Herren lächeln und mir kommt da so ein Verdacht. Diesen Teil des männlichen Karpfens werde ich auf keinen Fall essen, fränkische Spezialität hin oder her.

Auf der »Jagd« nach SchlammpeitzgernInzwischen ist der Weiher fast leer. Auf dem silbrig glänzenden Boden haben sich Schwärme von Möwen und ein Dutzend Silberreiher niedergelassen. Sie freu-en sich über das Festmahl.

Jetzt schlägt die Stunde der Naturschützer. Schon seit dem frühen Morgen warten Vertreter der Höheren und Unteren Naturschutz- und der Fischereibehörde am Ufer auf ihren Einsatz: die Schlammpeitzger- Suche. Der Schlammpeitzger ist zurzeit wohl der seltenste Fisch in Bayerns Gewässern und streng ge-schützt. Weil er gerne in langsam fließenden Gräben lebt, haben ihm Grabenfräsungen arg zugesetzt. Inten-siv bewirtschaftete Teiche sind oft kein geeigneter Lebensraum. Hier im BN-Weiher fühlt er sich hinge-gen wohl.

Claus Rammler von der Höheren Naturschutzbe-hörde weist mich in die Kunst der Schlammpeitzger-Jagd ein. Punkt 1: Den Schlick am Uferrand mit beiden Händen Richtung Füße baggern und dabei nicht aus den Augen lassen. Wo es sich bewegt und blubbert, da sitzt der Schlammpeitzger. Punkt 2: Wenn es sich be-wegt, zugreifen. Der Schlammpeitzger ist ebenso schnell wie glitschig. Punkt 3: Wenn es sich nicht be-wegt, weitergraben. Bis ins Wurzeldickicht des Schilf-

streifens arbeitet sich das Tier in einer enormen Ge-schwindigkeit vor und verschwindet dort gerne auf Nimmerwiedersehen.

Wie ein Fisch in dieser Schlammbrühe überleben kann, ist mir ein Rätsel, denke ich laut, während ich mich bis über beide Ellbogen hinaus einsaue. Darm- atmung, erklärt Herr Rammler. Aha, sage ich und verkneife mir ein Lachen.

Geraume Zeit buddeln die Herren von den Behör-den und ich wortlos vor uns hin. Um die 30 der munte-re Tierchen schwimmen schließlich im Eimer, als die Uferbereiche fertig durchwühlt sind. Einige davon rei-

Auf der Seite »BN aktiv« berichten wir über unsere Aktiven und ihre vielseitigen

Naturschutzaktionen in ganz Bayern.

Schwierige SucheSchlammpeitzger haben ihren Namen nicht von ungefähr.

Abfischen am BlätterweiherFür die Teichwirte ein aufregender Tag, für die Silberreiher und Möwen ein Festessen.

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28 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-15]

Das wären schlechte Aussichten gewesen für die Luchsfamilie, die dort umherstreift, für die Auer-

hähne, Haselhühner und viele andere seltene Tier- und Pflanzenarten, die dort oben auf über 1100 Meter Höhe ein Rückzugsgebiet gefunden haben.

Ausgerechnet in der Gipfelmulde unterhalb der bei-den Ossergipfel wollte ein Münchner Projektentwickler das Oberbecken für ein Pumpspeicherwerk (PSW) er-richten lassen – und der Chamer CSU-Landrat Franz Löffler tat alles, um dieses Vorhaben möglichst unbe-merkt voranzutreiben. Während er noch abwiegelte und behauptete, offiziell gebe es keinen Antrag, hatte seine Behörde nach Aussage des Investors bereits die wasserwirtschaftliche Genehmigung für die Wasser-entnahme aus dem Lambach (einem Wildbach der Ge-wässergüteklasse 1) in Aussicht gestellt.

Aber die Lamer Bürger ließen sich nicht übertölpeln. Nachdem schon länger Gerüchte kreisten, gründeten sie im Frühjahr 2014 ein Aktionsbündnis, das sich ein Jahr später als »Schutzgemeinschaft Osser e.V.« konsti-tuierte. Sie recherchierten selbst und fanden beispiels-weise heraus, dass die vorgesehene 30 Meter hohe Staumauer keineswegs aus herausgesprengten Natur-steinen, sondern aus Stahlbeton hätte errichtet und 20 Meter tief im Fels verankert werden müssen, um dem Wasserdruck standzuhalten. Und dass diese Mauer eine Basisbreite von 70 bis 80 Metern benötigt hätte. Und dass bei den Bauarbeiten radioaktiver Aushub an-gefallen wäre, weil im Osser Uranadern (»Pechblende«) verlaufen. Und dass bei den notwendigen Sprengungen strahlender Feinstaub freigesetzt worden wäre.

Mit einem Protestmarsch zum Osser, der Übergabe von über 8000 Unterschriften an Staatsministerin Ilse Aigner und vielen Veranstaltungen trat die Schutzge-meinschaft für »ihren« Berg ein. Der Marktgemeinderat Lam ließ die Bürger schließlich in einem Ratsbegehren entscheiden. Die Abstimmung wurde zum überwälti-genden Plädoyer der Lamer für den Osser: 85 Prozent votierten gegen das Pumpspeicherwerk – bei einer Wahlbeteiligung von 78 Prozent.

Wie verheerend die Landschaftseingriffe gewesen wären, sieht man am besten, wenn man vom Wander-parkplatz Sattel den Hauptweg Richtung Osser und von dort weiter zum Kleinen Osser geht. Wo nach einem guten Kilometer der Weg nach rechts zur Osserwiese abzweigt, wäre der Fuß der 30 Meter hohen Staumauer gestanden. Bis fast zur Osserwiese wäre man entlang der Staumauer gegangen, und von der Pracht der dorti-gen Borstgraswiesen wäre wohl nicht viel übrig geblie-ben. Vom Kleinen Osser, von dem man heute einen traumhaften Blick über die Osserwiese auf Lam und die weite Umgebung hat, hätte man die Zerstörung dann im Panorama betrachten können.

Mit einem tiefen Gefühl der Erleichterung lassen wir vom Kleinen Osser den Blick über die Osserwiese und den Bayerwald schweifen. Dann gehen wir hinüber zum Großen Osser, der uns einen ebenso eindrucksvol-len Blick auf den Sumava, die tschechische Seite des Böhmerwalds bietet. Wie gut, dass die Schutzgemein-schaft Osser und der BN diesen herrlichen Berg für uns und unsere Nachfahren bewahrt haben! Winfried Berner, Ulrike Rohm­Berner

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Sattel (zu Fuß zum Beispiel von Lam über die Mariahilf-Kirche oder mit dem Auto von Lam)Gehzeit: ab Wanderparkplatz Sattel etwa 2,5 StundenHöhenunterschied: circa 350 Meter (ab Parkplatz)Wegcharakter: Markierte, teilweise felsige Wander-wege und SteigeEinkehr: Osserschutzhaus (2. November bis 30. April geschlossen, außer Weihnachten)

Die AutorenWinfried Berner, Mitglied des Lan-desvorstandes, hat mit seiner Frau Ulrike Rohm-Ber-ner den Wander-führer »Gerettete Landschaften« verfasst. 14,90 Euro, im Buchhan-del oder bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 23- 9 99 57 20

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Das bleibt so!Die einzigartige Schönheit des Ossers bleibt erhal-ten – dank enga-gierter Bürger wie Guido Kollross und Paul Winterstetter von der Schutzge-meinschaft Osser.

Gerettete Landschaften entdecken

Auf den Gipfel des OsserIm Grunde müsste man ihnen ein Denkmal auf der Osserwiese setzen, den engagierten Lamer Bürgerinnen und Bürgern, die sich mit dem örtlichen BN zu dem »Aktionsbündnis gegen das Pumpspeicherwerk am Osser« zusammengeschlossen haben. Wenn sie nicht wachsam gewesen wären und ihren Hausberg entschlossen verteidigt hätten, wäre der Osser über Jahre hinweg im Staub und Lärm einer Großbaustelle versunken.

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[4-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 29

Bayerisches Absurdistan: Obwohl das Verkehrsauf-kommen im Güter- und Personenverkehr seit über

20 Jahren nicht mehr zunimmt, werden immer mehr Straßen gebaut. Die unzähligen Groß- und Neubaupro-jekte führen aber nicht zu mehr Mobilität, sondern nur zu mehr Verkehr. Sie verhindern, dass genug Geld in den Erhalt der Infrastruktur fließt.

»Wenn Sie diese Ortsumfahrung wollen, müssen Sie zeitnah einen entsprechenden Stadtratsbeschluss her-beiführen und sich auf Bundes-, Landes- und Kreisebe-ne Verbündete im politischen Raum suchen, die sich für eine vordringliche Einstufung des Projekts im neuen Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen einsetzen.« So werben Baulobbyisten derzeit in Bayern für ein »weiter so« in der Verkehrsinfrastrukturpolitik. Denn nach 15 Jahren ist es in dieser Legislaturperiode unter der gro-ßen Koalition von CSU/CDU und SPD wieder soweit: Mit dem neuen Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2015 wird die Bundesregierung die Investitionsprioritäten für die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur bis zum Jahre 2030 festlegen. Der Bundestag wird im Laufe der nächsten beiden Jahre per Gesetz über den »Bedarf« für hunderte neuer Infrastrukturprojekte von der acht-spurigen Autobahn über neue Bahnstrecken bis hin zu regionalen Ortsumfahrungen entscheiden.

Bayerische Wunschliste würde 17 Milliarden kostenEs wäre eine Chance für eine zentral koordinierte, an nachhaltigen verkehrspolitischen Zielen orientierte und verkehrsträgerübergreifende Netzstrategie für den Fernverkehr. Doch auch mit dem 14. Bundesverkehrs-minister in 40 Jahren, Alexander Dobrindt (CSU), droht der Bundesverkehrswegeplan wieder zur Wunschzet-telveranstaltung zu verkommen. Auf der Wunschliste: Prestigeprojekte und Ortsumfahrungen, Projekte, die den egoistischen Interessen der Baulobby dienen, Projekte für die Bundesländer und Projekte für die ihren vermeintlichen Wahlkreiswohltaten verpflichte-ten Bundestagsabgeordneten.

Besonders sinnlose, naturzerstörende Straßenbau-projekte auf der bayerischen Wunschliste: der geplante Weiterbau der »Autobahn« B 15 neu von der A 92 bei Landshut bis zur A 8 bei Rosenheim, der geplante Maxi-malausbau der A 8 mit sechs Fahrstreifen vom Inntal-dreieck bis zur Grenze, Abschnitte der B 388 östlich von

Passau inklusive einer Nordumgehung, eine Osttan-gente Augsburg, die B 26 neu zwischen der A 7 und der A 3 im Spessart.

Der BUND Naturschutz hat mit seinen Kreis- und Ortsgruppen und dem Arbeitskreis Verkehr die Länder-anmeldungen zum BVWP intensiv überprüft und for-dert von Bundesverkehrsminister Dobrindt sowie Mi-nisterpräsident Horst Seehofer eine völlige Neuorien-tierung. Denn mit fast 400 Straßenprojekten und einem Finanzvolumen von über 17 Milliarden Euro ist Bayern Spitzenreiter der »Wunschzettelproduzierer«. Bei den derzeit verfügbaren Aus- und Neubaumitteln des Frei-staats würde die Umsetzung dieser Vorhaben rund 160 Jahre dauern.

Mit aller Kraft wird sich der BUND Naturschutz gegen diese Wunschliste wehren, damit die Instand-haltung des bestehenden Straßennetzes und schnell umsetzbare Alternativen für stark belastete Ortsdurch-fahrten sowie die Stärkung von Bahn und Bus endlich Priorität bekommen. Richard Mergner

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Teuer und überflüssigEin Beispiel für Fehlplanung und Geldverschwen-dung: die B 15 neu, hier die Baustelle im Landkreis Landshut. Das Pro-jekt würde eine europäische Ver-kehrsachse von Ita-lien bis zur Nord-see schaffen – und wird der Bevölke-rung dreist als Ent-lastung verkauft.

Mitreden!Sie sind in Ihrer Region mit einem unnötigen oder überzogenen Verkehrsinfrastrukurprojekt konfrontiert? Nehmen Sie Kontakt zu Ihrer Kreisgruppe auf. Die Ansprechpartner finden Sie unter www.bund-naturschutz.de/bund-naturschutz.html

Weitere Infos zum Thema:www.bund/net → Verkehr → Infrastruktur → Bundes-verkehrswegeplan

Die Öffentlichkeitsbeteiligung findet voraussichtlich im Dezember statt. Infos auf der Homepage des Bundesverkehrsministeriums www.bmvi.de (Suchbegriff Bundesverkehrswegeplan eingeben)

Bundesverkehrswegeplan 2015

Im Land der Wunschzettel- produziererFehlplanungen und Versäumnisse prägen die Verkehrsinfrastrukturpolitik der vergangenen Jahr-zehnte gerade in Bayern. Der BUND Naturschutz fordert eine intelligente, zukunftsfähige Mobilität statt noch mehr Asphalt und Beton in Bayern durch den Bundesverkehrswegeplan 2015!

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30 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-15]

N+U: Der BN pflegt in Traunstein Hochmoore, Niedermoore und so-genannte Kalkquellmoore. Fühlt sich der Sonnentau in all diesen Mooren wohl?Beate Rutkowski: Nein, der Son-nentau ist eigentlich eine typische Hochmoorpflanze. Hochmoore sind reine Regenmoore, sie haben keine Verbindung zum Grundwasser und sind deswegen sehr nährstoffarm. Im klassischen Niedermoor taucht der Sonnentau nicht auf. Diese wer-den vom Grundwasser gespeist und sind dadurch nährstoffhaltiger. Wir haben hier im Voralpenland aber schon sehr alte Niedermoore, die sich jetzt langsam zum Hochmoor hin entwickeln. Dort gibt es dann in nährstoffärmeren Bereichen auch

den Sonnentau, eine seltene fleisch-fressende Hochmoorpflanze. Selbst in unseren Kalkquellmooren kann sie vorkommen.

Wenn sich die Moore in Traunstein noch entwickeln, heißt das, sie sind weitgehend intakt?Ja, zum Teil. Aber nur wenn der Wasserhaushalt in Ordnung ist, kann ein Moor in die Höhe wach-sen. Wir hoffen, dass der Klimawan-del für unsere Moore keine zu große Verschlechterung mit sich bringt. Wir werden ja wahrscheinlich län-gere Trockenperioden bekommen. Trockenheitsempfindliche Pflanzen wie der Sonnentau können da durchaus Schaden nehmen, selbst wenn sich die Niederschläge nur Fo

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SonnenanbeterWie alle Artge-nossen braucht auch der Rund-blättrige Sonnen-tau viel Licht. Deshalb haben die Aktiven vom BN Traunstein alle Hände voll zu tun. Sie entbu-schen regelmäßig die Moorflächen.

»Immer wieder ein Kraftakt«Der BUND Naturschutz besitzt im Landkreis Traunstein 16 Hektar Moorfläche. Dort sind seltene Pflanzen wie der Sonnentau sicher. Dass das auch so bleibt, darum kümmern sich Beate Rutkowski und »ihre« Ehrenamtlichen.

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[4-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 31

Ein sehr schöner Erfolg für die Moorschützer von Traunstein …Ja, genau. Da sieht man auch, dass die Pflanzen sehr zäh sind. Wenn man ihnen die Chance gibt, kom-men sie auch wieder.

Welche Bedeutung haben die Flächenkäufe des BN für den Sonnentau?Hier in Traunstein eine sehr große. Dem BN gehören in der Region 16 Hektar, der Großteil davon ist moorig. Wir kaufen landwirtschaft-liche Flächen, die wir wirklich nur schützen können, wenn sie uns auch gehören. So können wir Arten wie den Sonnentau erhalten und fördern. Manche dieser Flächen sähen heute schon ganz anders aus, wenn der BN nicht eingesprungen wäre.

Und Sie pflegen diese Flächen nur mit Ehrenamtlichen?Ja, größtenteils. Es ist jedes Jahr wie-der ein Kraftakt, genügend Leute zu finden, aber wir schaffen es. Dieses Jahr haben wir auch mit Asylbewer-bern zusammengearbeitet, die sich sehr gefreut haben, hier helfen zu können. Die Arbeit hat ihnen und uns sehr viel Spaß gemacht. Und sie haben eine ganze Menge gelernt, denn Moore gibt es in Eritrea oder Somalia nicht.Text und Interview: Heidi Tiefenthaler

zeitlich verschieben sollten. Die Hochmoorvegetation ist eben kom-plett vom Regenwasser abhängig.

Sieht man schon Veränderungen beim Sonnentau?Doch, wir sehen, dass sich der Son-nentau in manchen Randbereichen dieses Jahr nur sehr schwach ent-wickeln konnte. Auch in den letzten Jahren sind immer wieder Bereiche ausgetrocknet und der Sonnentau ist verschwunden.

Aber insgesamt nimmt der Son-nentau auf den BN-Flächen zu?Ja, wir haben sogar Flächen, auf denen er wieder zurückgekehrt ist. Vor 20 Jahren haben wir begonnen, ein Waldhochmoor zu renaturieren. Damals standen dort ausschließlich Fichten. Man hat nur an dem fe-dernden Boden bemerkt, dass hier mal ein Moor war. Wir haben die Gräben verschlossen und die Fich-ten gerodet. Jetzt haben wir dort mit Rauschbeere, Moosbeere, Rosma-rinheide, Wollgras und Sonnentau wieder alle typischen Hochmoor-pflanzen.

Sonnentau (Drosera L.)Ordnung: Kannenpflanzenartige (Nepenthales Lindle)Familie: Sonnentaugewächse (Droseraceae)Verbreitung: Schutzstatus: in Deutschland besonders geschütztGefährdung: in ganz Zentral-europa gefährdet

Die fleischfressende Schönheit

Die schönste Pflanze der Welt soll Darwin ihn einmal genannt haben. Die Blätter wie von

roten Wimpern gerahmt und mit glitzernden Tränen besetzt. Ja, man kann schon ins Schwär-men kommen, wenn man das Glück hat, dem Sonnentau im rechten Licht zu begegnen. Wer es lieber prosaisch mag, der kann sich auf die spezi-elle Ernährungsweise der Pflanze konzentrieren: Alle Vertreter der etwa 200 Arten starken Gattung Drosera sind Fleischfresser. Um ihren Stickstoff-haushalt aufzubessern, locken sie mit den im Sonnenlicht funkelnden Tröpfchen an ihren Blät-tern Insekten an. Die »Tränen« bestehen in Wahr-heit aus einem klebrigen Sekret, an dem Fliege, Falter und Co. hängenbleiben. Ist ein Opfer in die Falle gegangen, neigen sich ihm sogleich die benachbarten Tentakel zu und umschließen es noch fester. Das arme Tier sitzt damit endgültig in der Falle. Es stirbt an Erschöpfung oder erstickt an dem zähen Sekret, das in seine Tracheen ein-sickert. Die Tentakel sondern derweil Enzyme ab, die das Opfer nach und nach zersetzen und so die Nährstoffe für den Sonnentau verfügbar machen. Tja, so unromantisch lebt also dieses schöne Wesen.

Durch Torfabbau dezimiertDie Gattung Sonnentau kommt nahezu überall auf der Welt vor. In Europa gibt es neben dem Naturhybriden Drosera x obovata drei Arten der fleischfressenden Schönheit: den Rundblättrigen, den Langblättrigen und den Mittleren Sonnentau (Drosera rotundifolia, Drosera longifolia, Drosera intermedia). Alle drei sind auch in Bayern zu finden. Sie leben vor allem dort, wo es sonnig und feucht ist und Konkurrenten wegen der extremen Nährstoffarmut passen müssen – also zum Bei-spiel in Hochmooren. Das erklärt auch ihre spezi-elle Art der Ernährung.

Die Wurzeln des Sonnentaus sind nur schwach ausgeprägt, weil sie bei der Ernährung keine große Rolle spielen. Mit drei bis 20 Zentimetern Höhe zählen die heimischen Drosera-Arten eher zu den kleinen Pflanzen und werden deshalb oft übersehen. Schon im Herbst ziehen sie sich in eine sogenannte Überwinterungsknospe (Hiber-nakel) zurück und treiben erst im nächsten Früh-jahr wieder aus.

Dass bis ins 20. Jahrhundert hinein auch in Deutschland intensiv Torf abgebaut wurde, hat dem Sonnentau sehr zugesetzt. Der Mittlere und der Langblättrige Sonnentau gelten in Bayern als stark gefährdet, der Rundblättrige und der Naturhybride Drosera x obovata als gefährdet.

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32 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-15]

Großdemo: 250 000 Menschen fordern »Stoppt TTIP und CETA!«Unter dem Motto »TTIP & CETA stoppen – Für einen gerechten Welthandel«

haben am 10. Oktober in Berlin etwa 250 000 Menschen gegen die beiden Freihandelsabkommen protestiert. Nie zuvor sind in Europa mehr Menschen zu diesem Thema auf die Straße gegangen. »Mit einem bis dahin in seiner zivil-gesellschaftlichen Breite noch nie dagewesenen Bündnis haben die Menschen eindrucksvoll bewiesen, dass sie diese Freihandelsabkommen ablehnen. TTIP und CETA haben keinen fairen Handel zum Ziel, sondern dienen kurzfristigen Gewinninteressen von Konzernen. Es ist ein unüberhörbares Signal an Horst Seehofer und die bayerische Staatsregierung, endlich aus den vermeintlich roten Linien eine klare Ablehnung zu machen«, bekräftigte der BN- und BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Aus Bayern waren über 100 Busse und ein Sonder-zug gekommen. Der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner erklärte: »Bis An-fang Oktober haben wir in Bayern mit einem großen Bündnis über 300 000 Unterschriften gegen TTIP gesammelt. Jetzt waren wir mit Tausenden Umwelt- und Verbraucherschützern, Landwirten und Gewerkschaftern in Berlin. Be-sonders die Auswirkungen auf die bayerische Landwirtschaft und den Verbrau-cherschutz lassen den Protest in Bayern immer größer werden«. 

Rettet den bayerischen Löwen!

W ilderei in Bayern? Leider ja: Seit Jahren töten Wilderer die streng geschützten Luchse und drängen sie damit hierzulande

an den Rand des Aussterbens. Mitte Mai findet man vier abgeschnit-tene Luchsbeine im Wald. Zwei Tiere wurden dafür getötet und ver-stümmelt. Es sind die Überreste von Leo und Leonie, einem Luch-spärchen, das sich erst kürzlich in dem Waldgebiet niedergelassen hat. Im Jahr 2013 schießt ein Unbekannter bei Bodenmais eine träch-

tige Luchsin ab. Den Kadaver der Luchsin legt der Täter so an einen Weg, dass er gefunden werden muss. Ein makabres Zeichen gegen die Rückkehr des Luch-ses. Eine andere Luchsin, sie hieß Tessa, wurde vergif-tet. Der Täter benutzte Carbofuran, ein hierzulande verbotenes Gift, das Wilderer weltweit für ihre Unta-ten verwenden – etwa in Afrika, um damit Löwen zu töten. Der Luchs ist Bayerns »Löwe«. Bitte helfen Sie ihm und unterschreiben Sie bei der BN-Aktion »Stoppt die Wilderer, rettet den Luchs!« Schon über 15 000 Menschen unterstützen uns. Schließen Sie sich an! ww.bund-naturschutz.de/rettet-den-luchs

Teilerfolg für Schutzgebiet im Steigerwald

Ende August hatte die Regierung in einem skandalösen Vorgang Nordbay-

erns größtes Waldschutzgebiet aufgeho-ben, um die Holznutzung in dem ökolo-gisch überaus sensiblen Areal zu sichern. Damit waren auch dicke Altbäume, auf die bedrohte Tiere wie der Mittelspecht (Bild) angewiesen sind, im großen Stil zum Fällen freigegeben worden. In dem Gebiet gibt es Tausende solcher Bäume, wie eine GPS-Kartierung des BUND Naturschutz belegt. Der BN hatte daraufhin gemein-sam mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) eine Klage und einen Eilantrag

gegen dieses Vorgehen eingereicht. Mit Erfolg: Die Bäume im »Hohen Buchenen Wald« dürfen vorerst nicht gefällt werden, zumindest bis zur Entscheidung des Ge-richts im anstehenden Prozess. Die Baye-rischen Staatsforsten haben sich zudem selbst verpflichtet, bis Ende 2015 keine Bäume in dem Gebiet zu fällen.

Unsere einheimischen Buchenwälder zählen zu den weltweit am stärksten be-drohten Waldökosystemen überhaupt. Der BUND Naturschutz fordert deshalb, zehn Prozent des Staatswalds als Natur-wald ohne Holznutzung zu schützen. Teile des Steigerwalds sollen zu einem Natio-nalpark werden. Damit wäre im Steiger-wald auch eine Bewerbung als UNESCO-Weltnaturerbe möglich, was die Bayeri-sche Staatsregierung aber ablehnt. Mehr Infos unter: www.ja­zum­national­park­steigerwald.de

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Riedberger Horn: Skischaukel im Schutzgebiet?

Anfang 2015 sah es noch gut aus: Das Umweltministerium wollte einen Ausbau der Skigebiete am Riedbeger Horn im

Oberallgäu trotz massivem politischen Druck aus der Region nicht zulassen. Das Riedberger Horn, an dem auch ein bedeu-tendes Brutgebiet des hoch bedrohten Birkhuhns (Bild) liegt, schien der Rettung nahe. An der Haltung der Umweltministerin hat sich bis heute auch nichts geändert, was der BUND Natur-schutz ausdrücklich begrüßt. Doch inzwischen plädiert die CSU-Landtagsfraktion mit ihrem Fraktionschef Thomas Kreuzer offen für den schnellen Ausbau der Skischaukel im Schutzgebiet. Mit einer Genehmigung des Projektes würde ein Präzedenzfall für einen Skigebietszusammenschluss in der Ruhezone des Alpen-planes geschaffen. Diese Ruhezone ist dem Naturschutz und der naturnahen Erholung vorbehalten. Um das zu verhindern, de-monstrierten BN-Aktive, Vertreter von Partnerorganisationen

und Bürger Anfang Okto-ber vor der Staatskanzlei. Der BN wird auch weiter-hin konsequent für den Schutz des Riedberger Horns eintreten.

Nature Alert: starkes Signal für euro päischen Naturschutz

Mehr als eine halbe Million Europäer

haben sich in einer von der EU-Kommission initiierten Befragung gegen die Aufweichung des Naturschutzes in der EU ausgesprochen. Nie zuvor verzeichnete eine EU-Konsultation eine solche Resonanz.

Dies ist vor allem auf die Mobilisierungsaktion »Nature Alert« von 120 Umweltorganisationen zurückzuführen, bei der 520 325 Menschen für eine Beibehaltung der bisherigen Naturschutzrichtlinien stimmten. In Deutschland hatten unter anderen der BUND und der BN die Bürger aufgerufen, sich an der Konsultation zu beteiligen. Kommissionspräsident Jean-Claude Jun-cker hatte mit der Befragung den Weg für ein Natur-schutzrecht ebnen wollen, das sich stärker an den Inte-ressen der Wirtschaft orientiert – eine enorme Gefahr für den europäischen Naturschutz und damit die Natur vor unserer Haustür. Es zeichnet sich jedoch ab, dass eine überwältigende Mehrheit der teilnehmenden Bürger Junckers Plänen eine klare Absage erteilt hat. Anfang 2016 will die EU-Kommission beschließen, ob sie die Rechtsvorschriften ändern wird oder von den EU-Ländern eine bessere Durchsetzung der Regeln und mehr Finanzmittel einfordert.

Aus für Pumpspeicher-werk: Osser gerettet

Das am Osser geplante Pumpspeicherwerk mit zwei riesigen Speicherbecken ist seit Mitte Au-

gust vom Tisch. Damit bleibt die Schönheit eines der markantesten Berge im Bayerischen Wald erhalten. Nachdem die Bürger vor Ort bei einem Ratsbegeh-ren mit überwältigender Mehrheit das Monsterpro-jekt abgelehnt hatten und sich auch der Bischöfliche Stuhl in Regensburg gegen eine Grundabtretung entschieden hatte, hatte die Regierung der Oberpfalz das Raumordnungsverfahren eingestellt. Der BUND Naturschutz sieht darin einen Sieg der Demokratie und der Vernunft, wie der BN-Vorsitzende Hubert Weiger erklärte. Der großartige Erfolg ist umso er-freulicher, als dass BN-Aktive zusammen mit der Schutzgemeinschaft Osser fast zwei Jahre lang gegen die drohende Natur- und Heimatzerstörung gekämpft hatten. Mit dem Aus für das ebenso überflüssige wie unsinnige Pumpspeicherkraftwerk konnte zudem ein klares Signal zugunsten technisch weit sinnvollerer Energiewendetechnologien wie die dezentrale Kraftwärmekopplung gesetzt werden. Der BN bedankt sich bei allen Aktiven vor Ort für ihren unermüdlichen Einsatz und beim Bischöflichen Stuhl in Regensburg dafür, dass er sich in einem Konfliktfall zu seiner Schöpfungsverant-wortung bekannt hat.

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Lange erschienen Dieselautos als vernünftige An-schaffung: geringerer Kraftstoffverbrauch und wegen

der niedrigeren Besteuerung auch geringere Spritprei-se. Doch seit dem Abgasskandal bei VW ist der Diesel-motor als vermeintlich »saubererer« Antrieb endgültig entzaubert. Das Diesel-Problem: Er stößt kaum we-niger CO2 aus als Benziner, aber zum Beispiel große Mengen schädlicher Stickoxide. Die Verschärfung der EU-Abgasnormen sollte Abhilfe bringen. Niedrigere Grenzwerte einzuhalten, ist aber nur mit Aufwand und Kosten erreichbar, bei höherem Verbrauch und gerin-gerer Leistung. Schon lange wurde kritisiert, dass die Messmethoden der Autobauer wenig mit dem realen Fahrbetrieb zu tun haben. Um Sauberkeit vorzutäu-schen, wurde darüber hinaus in VW-Dieselmotoren eine Software eingebaut, die sich beim Prüfzyklus auto-matisch umschaltet. Im Fahrbetrieb sind daher die Stickoxide oft 20 Mal höher als angegeben und zulässig (siehe auch der Beitrag auf Seite B29).

Was tun? Der BUND fordert ein Verbot für nicht nachbesserbare Fahrzeuge in den Umweltzonen, Rück-stufungen der Abgasklasse und praxisnahe Testmetho-den. Dann aber kostet und verbraucht der Diesel deut-lich mehr und wird unrentabler. Trotzdem bleibt er schmutziger als der Benziner. Wenn Auto, dann also lieber Benziner, Gas oder Elektroantrieb. Und generell gilt natürlich: das Auto so oft wie möglich stehen lassen und sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen oder aus eigener Kraft mit dem Fahrrad oder zu Fuß.

Und was ist mit den Kraftwerken, für die Umwelt-schützer früherer Jahrzehnte mit viel Engagement saubere Technologien forderten? Glücklicherweise sin-ken aufgrund des Einsatzes der regenerativen Energien die CO2-Belastungen pro erzeugter Kilowattstunde. Ein

neues Problem ist die gestiegene Nutzung der Braun-kohle. Kohlekraftwerke stoßen mehr als doppelt so viel Kohlendioxid pro Kilowattstunde aus als Gaskraftwer-ke. Extrem sind aber Gesundheits- und Umweltschä-den durch die übrigen Luftschadstoffe wie Radioakti-vität, Quecksilber und Feinstaub. Leider schaffte es die Politik nicht, eine Klimaabgabe für alte Kohlekraftwer-ke durchzusetzen. Sie will die Leistung der Braunkohle-Kraftwerke bis 2020 nur um 10 Prozent reduzieren. Po-sitiv sind dagegen viele Anstrengungen zur dezentralen Stromversorgung auf kommunaler Ebene, zum Beispiel bei den Erlanger Stadtwerken, die bereits den gesam-ten Strom ihrer Haushaltskunden mit Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) erzeugen. Der BN fordert seit Jahren die verstärkte Nutzung dezentraler KWK.

Bewusstsein entwickeln bei Biomasse-HeizungenDie Zahl der Heizungen für Biomasse wie Scheitholz, Hackschnitzel oder Pellets steigt. Doch die saubere Verbrennung komplexer Feststoffe ist schwieriger als die von gasförmigen, chemisch weitgehend reinen Brennstoffen wie Gas und Öl, auch wenn bei deren Gewinnung Umweltprobleme entstehen und die Ver-brennung CO2 freisetzt. Die Novellierung der Bun-desimmissionsschutz-Verordnung (BImSchV) 2010 sollte wenigstens den Anstieg von Feinstaubemissio-nen begrenzen, die heute bereits höher sind als die des gesamten Kfz-Verkehrs. Die Lobbys bestanden aber auf hohen Grenzwerten. Obwohl der Grenzwert von 20 Milligramm Feinstaub pro Kubikmeter Abgas bei Pel-letsanlagen oder größeren Anlagen mit Filtern glaub-haft ist, steigen dadurch die Emissionen weiter an, da die ersetzten Anlagen mit Öl oder Gas praktisch rußfrei waren. Vor allem die Einzelöfen mit Holz können in Wohngebieten zu Geruchsbelästigung und Gesund-heitsgefährdung führen. Jeder Bürger sollte sich der Verantwortung für seine Mitmenschen bewusst wer-den. Heinz Horbaschek Mehr Infos zum Thema unter: www.erlangen. bund­naturschutz.de/aktiv­beim­bn.html

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AbgasproblemDer BUND Naturschutz setzt sich für schärfere Grenzwerte ein, um unsere Luft sauber zu halten.

Der Autor Heinz Horbaschek ist Sprecher der Ar-beitsgruppe Neue Energie der Kreis-gruppe Erlangen.Er befasst sich seit Jahrzehnten kri-tisch mit Emissio-nen von Autos und Heizungen und fährt seit acht Jah-ren mit Flüssiggas.

Schadstoffe in der Luft – ein Dauerthema

Diesel und andere LuftverpesterSeit dem Abgasskandal bei VW ist auch hierzulande einer breiten Öffentlichkeit wieder bewusst geworden, dass gesundheitsgefährdende Schadstoffe in der Luft nicht nur in Shanghai ein Problem sind. Woher kommen die schädlichen Immissionen und was kann man dagegen tun?

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[4-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 35

Tödliche Ma-chenschaftenRegionalkrimis liegen im Trend. Leonhard F. Seidl legt nach »Gena-gelt« seinen zwei-ten Krimi aus Oberbayern vor,

der sich mit Umweltthemen ausein-andersetzt, diesmal mit der Land-wirtschaft. Die Polizei sagt, Bauer Luidinger sei von einem Zuchtstier auf die Hörner genommen worden. Ein tödlicher Unglücksfall. Privat-detektiv Freddie Deichsler glaubt an einen Mord und ermittelt im gar nicht so idyllischen oberbayeri-schen Bauernmilieu. Er stößt auf geldgierige Geschäftsleute und kor-rupte Regionalpolitiker, die sich an bäuerlichen Existenznöten und Tierleid eine goldene Nase verdie-nen.Leonhard F. Seidl: Viecher, Emons Verlag, 9,90 Euro

Wälder entdeckenEin wunder-bares Weih-nachtsge-schenk nicht nur für Wald-freunde ist dieser Bild-

band, der die Leser mitnimmt in Deutschlands schönste »wilde Wäl-der«. Die Bilder des Naturfotografen Norbert Rosing zeigen unsere hei-matlichen Wälder in ihrer ganzen Pracht – von beeindruckenden Baumveteranen über undurch-dringlichen Urwald bis hin zu lich-ten Birkenhainen. Ein Schwerpunkt sind die berühmten deutschen Buchenwälder. Informativ und un-terhaltsam erzählt Wissenschafts-autorin Monika Rößiger, wie es um ihren Schutz steht und sie schreibt, was sich an einem Tag im Wald alles erleben lässt. Perfekt zum Schmö-kern an langen Winterabenden – und als Reiseinspiration für 2016.Monika Rößiger (Autor), Norbert Rosing (Fotograf): Deutschlands Wilde Wälder. Eine Liebeserklärung. National Geographic, 39,95 Euro

Vögel bestimmenKein Buch-, son-dern ein DVD-Tipp ist »Die Vogelwelt am Futterplatz«. Die Winterfütterung ist für das Über-

leben der Vögel nicht zwingend nötig, aber Blaumeise, Kohlmeise oder Grünfink am Futterplatz zu beobachten ist Umweltbildung im eigenen Garten. Wer die gefiederten Freunde erkennen und bestimmen möchte, für den ist diese DVD genau richtig. Der Film zeigt die häufigsten heimischen Vögel am Futterplatz. Jede der 26 Arten wird in einem eigenen Kurzfilm vorge-stellt. Fachkundige Texte erläutern das Gezeigte und liefern wichtige Hintergrundinformationen. Der ideale Film für Einsteiger und Vogelfreunde, auch für Kinder.Die Vogelwelt am Futterplatz (ein Film von Susanne Hoffmann), Musikverlag Edition Ample, 14,95 Euro, auf tierstimmen.de

Vorhandenes nutzenHier ein neuer Bürokomplex, dort eine weitere Shoppingmeile oder eine schicke Wohnanlage für Gutverdienende.

In vielen deutschen Städten wird gebaut wie verrückt. Die letzten Grünflächen müssen weichen, das Stadtbild wird immer gesichtsloser. Obwohl soviel Neues entsteht, stei-gen die Mieten immer weiter. Es geht auch anders und besser, sagt Daniel Fuhrhop in seiner Streit-schrift. Er liefert viele Argumente dafür, alte Substanz zu erhalten, Leerstand zu beseitigen und unsere Städte neu zu beleben. Eine gute Argumentationshilfe für BN-Aktive in Städten, die immer häufiger mit diesem Thema konfrontiert sind.Daniel Fuhrhop: Verbietet das Bauen. Eine Streitschrift, oekom­Verlag, 17,95 Euro

Leben mit BäumenHorst Schunk hat ein Herzensanlie-gen: Seit Jahr-zehnten leistet er beharrlich Über-zeugungsarbeit für Bäume. Für

Bäume, die weg sollen, weil sie im Weg sind, Schatten werfen und (oh Schreck!) im Herbst Laub verlieren. Die Geschichte seines unermüd-lichen Engagements von den 70er-Jahren bis in die Gegenwart erzählt er in diesem Buch. Es verdient Be-achtung weit über Schunks Heimat-stadt Coburg hinaus, denn die ver-meintlichen Anti-Baum-Argumente sind überall dieselben. Und es ver-dient Beachtung nicht zuletzt auch als »Mutmacher« für andere Natur- und Baumfreunde, weil Horst Schunk trotz mancher Niederlage und Anfeindung den Mut nicht ver-loren hat.Horst Schunk: Über den Tag hinaus – Leben mit Bäumen, Veste Verlag, 9,80 Euro, im Buchhandel oder bei www.veste­verlag.de

ErnährungVegane Kochbü-cher gibt es zur-zeit wie Sand am Meer. Dieses Buch enthält auf über 350 Seiten kein einziges Re-zept. Statt Mode-

trend gibt es hier solide und ausführ-liche Grundlageninformationen zum Thema Ernährung. Alexandra Ku-chenbaur, selbst BN-Mitglied, ist als Heilpraktikerin oft mit ernährungs-bedingten Gesundheitsproblemen ihrer Patienten konfrontiert. Deshalb hat sie ein umfassendes Grundla-genwerk zur Ernährung vorgelegt. Egal, ob man auf eine Ernährung ohne tierische Bestandteile umstel-len will oder einfach interessiert ist an gesunder Kost: Hier finden sich alle Informationen dazu, von Vitami-nen über den Umgang mit Fetten bin hin zur Eiweißversorgung.Alexandra Kuchenbaur: Vegan. Warum vegane Ernährung uns und die Welt heilt. Trias Verlag, 29,99 Euro

Page 36: Natur+Umwelt 4-2015

Wann sie das letzte Mal Kleidung einge-kauft hat? Bei vielen Leuten käme die Ant-wort wohl wie aus der Pistole geschossen. Sophia Herold dagegen muss länger über-legen. Sicher ist sie sich nicht – es ist jeden-falls schon eine Weile her. Der Blick in den Spiegel hilft auch nicht weiter. Denn für fast alles, was sie heute trägt, hat die 23-Jährige nichts bezahlt. Und sie musste dafür weder Altkleidercontainer plündern noch Vogelscheuchen fleddern: Was sie brauchte, hing an den Kleiderbügeln des Erlanger Umsonstladens.

Sophia Herold hat sich bereits während ihrer Schulzeit in der BUNDjugend enga-giert. In einem Waldkindergarten macht sie derzeit eine Ausbildung zur Erzieherin. Bei ihrer Arbeit muss sie auf alle Wetterkaprio-len gefasst sein, vor allem jetzt im Herbst. Doch weder für die dicken Wandersocken noch die Jeans, weder für den Gürtel noch den nagelneuen Fleecepulli, weder für den Schal noch das bunte Stirnband musste sie das Portemonnaie zücken. Es ging auch ohne Geld.

Kleider, Workshops, Konzerte ... »Sogar Nagellack hat jemand kürzlich bei uns ab-gegeben, damit er eine andere glücklich macht – und das war eben ich«, grinst sie. Wäre das Projekt ein sportlicher Wett-bewerb, hätte sie heute 7: 3 gegen ihre Mit-streiterin Simone Körner gewonnen: Bei deren Outfit stammen nämlich »nur« die Schuhe, der Rock und die Jacke aus den Spenden, die der Laden der BUNDjugend erhalten hat.

In zentraler Lage, unweit von Fußgänger-zone und Bahnhof, hat der Umsonstladen »Free Willy« ein früheres Fotogeschäft be-

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Weiterreichen statt wegwerfenDie BUNDjugend betreibt in Erlan-gen einen Umsonstladen. Im »Free Willy« gibt es Kleidung, Bücher, Spiele und noch viel mehr. Und das alles kostenlos.

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nun vorerst gesichert: Die Stadt Erlangen über-nimmt die Miete. »Erfolg hat man, wenn der Laden gut erreichbar und regelmäßig offen ist«, meint Sophia Herold. »Dann muss man noch etwas Wer-bung machen und alles schön und sauber präsen-tieren.«

Weil einige Aktive wegzogen, war es eine Zeit lang schwierig, genug Mitstreiter zu finden. Der Umsonstladen ist an vier Nachmittagen pro Woche geöffnet – wer noch zur Schule geht, hat da oft keine Zeit. Doch inzwischen ist das Team wieder einsatzfähig. Auch neue Mitstreiter sind am Start. So wie Elena Rauchmann, die Medizin studiert: »Wir können nicht immer mehr konsumieren, ohne wirklich mehr zu brauchen. Der Umsonstladen ist unsere Alternative.«

Free Willy ist keine Tauschbörse: Wer etwas mit-nimmt, muss nicht im Gegenzug etwas dalassen. Manche kommen in den Umsonstladen, um gezielt nach Dingen für sich oder ihre Familie zu suchen. Erstaunlich viele Großmütter prüfen regelmäßig, ob für ihre Enkel etwas dabei ist. Andere bedienen sich, weil sie geldfrei leben wollen.

Flyer in vielen Sprachen »Manche haben auch gar keine Wahl. Die können sich neue Sachen einfach nicht leisten«, meint Elena Rauchmann. Das Team will den Laden deshalb noch bekannter machen. Ein Flyer informiert auf Deutsch, aber auch Arabisch, Englisch, Französisch und Russisch. Die BUNDjugend will ihre Initiative nämlich in den Asylbewerberheimen der Region vorstellen – und die Flüchtlinge auffordern, nicht nur mal vorbei zuschauen, sondern im Team mitzuarbeiten. Helge Bendl (Text und Fotos)

zogen. Die BUNDjugend veranstaltet hier auch Ausstellungen, Workshops, Konzerte und Seminare. An der schicken Bar wird sogar Kaffee serviert. »Wir ar-beiten alle ehrenamtlich: Der Laden soll eine Plattform sein für Leute, die sich engagieren wollen«, so Timo Waidhas, einer der Aktiven. Auch eine Siebdruck-werkstatt und ein Nähsalon sind einge-zogen.

Im Selbstversuch In den Hinterzim-mern schlägt das Herz des Ladens: Or-dentlich sortiert warten hier Kleidungs-stücke auf neue Besitzer. Außerdem gibt es Spiele, Bücher, Geschirr, Lampen und vieles mehr. »Am meisten Zeit kostet es, Stück für Stück die abgelieferte Ware durchzuschauen. Wir wollen schließlich nur gute Qualität – und nicht, dass Leute ihren Müll abladen«, erzählt Simone Körner. Die 22-Jährige lässt sich gerade zur Maßschneiderin ausbilden und ge-staltet viele Kleider selbst. Manchmal packt aber auch sie etwas ein: »Immer wieder finde ich schöne Sachen, und sei es was Schräges zum Verkleiden. Später bringe ich es zurück, damit auch andere zugreifen können.«

Vor sieben Jahren öffnete der erste Erlanger Umsonstladen seine Türen. »Wir haben die Idee bei einem Besuch in Erfurt kennengelernt und beschlossen, das selbst zu versuchen«, erzählt Sophia Herold. Einige von ihnen nahmen sich damals vor, ein Jahr lang nichts Neues zu kaufen. Das Regal mit Klamotten wurde so zur internen Tauschbörse. Publikums-verkehr gab es kaum, der Laden lag ab vom Schuss und versteckt im dritten Stock.

Zukunft gesichert Später klappte es mit einem Raum im Parterre – auch hier mussten sie irgendwann weichen. Immer wieder stand das Projekt auf der Kippe, weil dem Laden gekündigt wurde oder die Miete nicht zusammenkam. Doch dank der Überzeugungsarbeit bei Politikern und Verwaltung scheint er

Klasse Klima – heißkalt erwischt Gemeinsam mit der Naturfreun-dejugend Deutschlands und der NAJU will die BUNDjugend Schü-lerinnen und Schüler der 5. bis 10. Klasse für ein klimafreundliches Leben begeistern. Ziel ist es, eine vertrauensvolle und dauerhafte Kooperation mit ausgewählten Schulen aufzubauen, um dort den Klimaschutz mit verschiedenen Aktionen erlebbar zu machen. In-teressierte Lehrer und Lehrerin-nen, Schüler und Schülerinnen sowie alle an deren sind herzlich eingeladen, die Seite zu besuchen oder sich direkt an [email protected] zu wenden. ▶ www.klasse-klima.de

WELTbewusst Vom 5. bis 7. Februar 2016 lädt die BUNDjugend zur Transformations-akademie nach Hannover ein. Die bundesweite Akademie für einen sozial-ökologischen Wandel ist das Treffen für junge Menschen, die Lust haben, etwas zu bewe-gen: spannende Referenten und Referentinnen, vielseitige Work-shops, kreative Aktionen, Diskus-sionen & Austausch, Inspiration & Information. Ein Wochenende für alle WELTbewusst-Aktiven und BUNDjugend-Neueinsteiger! Bei Interesse wendet euch bitte an: [email protected] ▶ www.bundjugend.de

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[4-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 37

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38 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-15]

Im Großraum München sind 63 Prozent der Befragten gegen und

lediglich 23 Prozent für eine dritte Startbahn. In ganz Bayern sind 52 Prozent gegen die Bahn und nur 34 Prozent dafür. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Privatsenders Sat1 Bay-ern. Es zeigt: Die Ablehnung einer dritten Start- und Landebahn am Münchner Flughafen findet immer breitere Unterstützung.

Vor Gericht war der Versuch, das Projekt zu verhindern, bisher nicht erfolgreich. Im Juni 2015 hatte das Bundesverwaltungsgericht die Be-schwerde des BN gegen die Nicht-zulassung der Revision gegen das Urteil des Bayerischen Verwaltungs-gerichtshofes (BayVGH) vom 19. Fe-bruar 2014 abgewiesen. Die Flugha-fen München GmbH (FMG) hat nun einen rechtlich gültigen Planfest-stellungsbeschluss für die 3. Start- und Landebahn. Das bedeutet nor-malerweise Baurecht – nicht aber hier. Denn ein Baubeginn muss ein-stimmig von allen drei Gesellschaf-tern der FMG beschlossen werden, die Stadt München als einer der Ge-sellschafter stimmt dem aber nach wie vor nicht zu. Münchens Ober-bürgermeister Dieter Reiter (SPD)

fühlt sich zu Recht an das Votum des Bürgerentscheides von 2012 ge-bunden: Eine Mehrheit von 54 Pro-zent hatte damals den Bau einer dritten Bahn abgelehnt. Dieser Ent-scheid ist nach wie vor für die Stadt bindend und könnte nur durch einen anderslautenden Stadtratsbe-schluss oder ein neues Bürgervotum aufgehoben werden. Reiter sieht für neue Befragungen jedoch keinen Anlass und hat noch am Tag der Entscheidung des Bundesverwal-tungsgerichtes erklärt: »Dazu müss-ten sich die Rahmenbedingungen wie die Anzahl der Starts und Lan-dungen grundlegend und dauerhaft ändern. Das sehe ich derzeit nicht.« Für die Mobilität der Wirtschaft und der Bürger im Raum München rei-chen die bestehenden zwei Bahnen auch in Zukunft völlig aus.

Seehofer will bald entscheidenDer BN und das gesamte aus mehr als 80 Gruppen bestehende Aktions-bündnis aufgeMUCkt wissen also die Unterstützung breiter Bevölke-rungsteile hinter sich. Auch die in der »Schutzgemeinschaft Freising-Erding Nord« zusammengeschlos-senen Kommunen und Landkreise sind trotz der juristischen Niederla-

gen weiter entschlossen gegen die dritte Bahn. Der Widerstand gegen die 3. Bahn ist breiter, kreativer und stärker denn je. Sogar Papst Franzis-kus können die Startbahngegner mit seiner im Juni veröffentlichten Um-welt-Enzyklika »Laudato si« für bes-seren Klimaschutz und eine stärkere Erhaltung von endlichen Ressour-cen zitieren. Die Argumente für Klimaschutz, Naturschutz und Le-bensqualität sind nach wie vor die besseren, die Realität der Flugbe-wegungen entfernt sich von Jahr zu Jahr weiter von den Prognosen.

BN führt Rechtsweg weiterDiese Argumente hat sich Ende September auch Ministerpräsident Horst Seehofer in einem Gespräch mit aufgeMUCkt und plane stupid ausführlich und offen angehört. Auch von den Oppositionsparteien und den Kommunen hat er viele Argumente gegen die Bahn gehört. Teil seiner Gesprächsreihe waren auch Lufthansa und FMG, die der-zeit wieder einmal völlig unbegrün-dete und unglaubwürdige Wachs-tumszahlen und angebliche Eng-pässe in den Raum stellen. Fällt See-hofer darauf herein? Oder entschei-det er nach Fakten, Vernunft und Verantwortung für die Zukunft? Er möchte noch in diesem Jahr eine Entscheidung fällen. Einige bishe-rige Äußerungen Seehofers waren erstaunlich startbahn-kritisch. Eine Entscheidung war jedoch zum Redaktionsschluss noch nicht be-kannt. Die Position von aufge-MUCkt und BN ist klar: eine soforti-ge und rechtlich verbindliche Ent-scheidung gegen die 3. Bahn und für Mensch, Natur und Klima. Der Frei-staat Bayern als Hauptgesellschafter der FMG muss die Rücknahme des Vorhabens beantragen, der Planfeststellungsbeschluss von 2011 muss ungültig werden. Denn so-wohl das Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes als auch das des Bundesverwaltungsgerich-tes weisen grundlegende Defizite auf (siehe N&U 3/15, S. 31). Deshalb haben nun sowohl der BN als auch Privatkläger eine Verfassungs-beschwerde eingereicht. Christine Margraf

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Dunkle Wolken über Attaching?Diese Drachen sind die einzigen nicht-lebenden Flug-objekte, die in Attaching, einer Gemeinde in un-mitttelbarer Flug-hafennähe, für gute Stimmung sorgen. Hier beim »Drachenfest« im Oktober.

Die AutorinChristine Margraf ist die BN-Referen-tin für Oberbayern.

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Flughafenanwohner zwischen Hoffen und Bangen

Kommt endlich das Aus für die dritte Startbahn? Kommt sie oder kommt sie nicht? Das Gezerre um die dritte Startbahn am Münchner Flughafen soll ein Ende haben. Für den BN ist klar: Das Projekt ist unnötig und naturzerstörerisch.

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[4-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 39

Das Rhönschafprojekt, eines der erfolgreichsten Naturschutzpro-

jekte des BUND Naturschutz und des BUND, feierte in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen. Dieses Jubiläum hat der BN Mitte Septem-ber mit zahlreichen Gästen am Schafstall bei Ginolfs begangen.

Zum Grundstock der Rhönschaf-initiative wurden die schon 1985 als »Schmetterlingsparadies« angekauf-ten »Gassenwiesen« – ein 32 Hektar großer, artenreicher Lebensraum-komplex aus Magerrasen, Hoch-stauden und Quellfluren am Süd-hang des Naturschutzgebietes Lange Rhön. Ein Jahr später gelang es dem BN auf Initiative von Profes-sor Gerhard Kneitz und mit Unter-

stützung der Isler-Stiftung, einen 40-köpfigen Restbestand des akut vom Aussterben bedrohten Rhön-schafes zu erwerben. Der daraus von dem engagierten Schäfer Josef Kolb aufgebauten Herde von mitt-lerweile 400 Muttertieren dienen vor allem die vorgenannten Gassen-wiesen als Futterlieferant.

Mit dem Rhönschafprojekt zeig-ten BN und BUND, dass sich Schaf-beweidung und Artenschutz durch-aus miteinander vereinbaren lassen. Bayernweit war dies das erste Mo-dellprojekt, bei dem die Symbiose von Naturschutzzielen, Land-schaftspflege, Beweidung und Regi-onalvermarktung auch in der Praxis gelungen ist. Es wurde damit weit

über Bayern hinaus zum Vorbild für mehrere Hundert Beweidungspro-jekte. Der Amtschef des Bayerischen Umweltministeriums Christian Barth würdigte die Verdienste der BN-Initiative: »Natur bewahren und gleichzeitig regionale Wirtschafts-kreisläufe stärken, dafür steht das Projekt Rhönschaf.«

Als Hauptattraktion erwies sich die vom Rhönkünstler Manfred Zirkelbach geschriebene und von ihm zusammen mit Josef Kolb über-aus gekonnt präsentierte Geschich-te des Rhönschafes Pünktchen.Helmut Schultheiß (ht)

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Winterquartier: Dass ehemalige Kalkbrennöfen für den Arten-schutz genutzt werden können, hat die BN-Ortsgruppe Karlstadt unter Beweis gestellt. Ein 1845 er-richteter Ofen wurde saniert und Mitte September der Öffentlichkeit präsentiert. Er soll künftig als Winterquartier für Fledermäuse dienen.

Publikumsmagnet: Der Biber Nor-bert erwies sich auf der diesjähri-gen Gartenschau in Alzenau als Publikumsmagnet. Vor einem wasserblauen Pavillon erregte eine imposante Biberskulptur aus Holz das Interesse der Besucher. Am Stand der Kreisgruppe Aschaffen-

burg erfuhren Kinder beim eigen-händigen Bau einer Biberburg mit Naturmaterialen (Foto) von der Umweltpädagogin Conny Flenner und dem BN-Ortsvorsitzenden Dieter Galm viel Interessantes über die Lebensweise des nütz-

lichen Nagers und seinen positi-ven Beitrag zur Lebensraumgestal-tung. Das von der BN-Kreisvorsit-zenden Dagmar Förster gestaltete Teichbiotop war als blühendes Paradies ebenso oft umlagert. Der BN erreichte so über 30 000 Besu-

cher, davon mehr als 3200 Kinder und Schüler.

Ehrung: Zum 40-jährigen Be-stehen der Kreis-gruppe Rhön-Grabfeld hat der BN-Vorsitzende Hubert Weiger

die Naturschutzmedaille an Karl-Heinz Claaßen verliehen. Gewür-digt wurde damit seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit als Kreis-gruppengeschäftsführer, aber auch sein vielfältiges Engagement vor Ort, unter anderem bei der Öffent-lichkeitsarbeit, im Kampf gegen Fernwasser und beim Einsatz der Wärmebildkamera an Schulen und in Privathäusern.

Gekippt: Dem bei Langendorf im Landkreis Bad Kissingen geplan-ten Gewerbegebiet hat der Ge-meinderat im Juni überraschend die Zustimmung verweigert. We-sentlich zu verdanken ist dies dem Engagement der Kreisgruppe.

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Tierisch gut …… ist dieses hübsche Rhön-schaf im Offenhalten von artenreichem Grünland.

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Jubiläum eines Landschaftspflegers Als BUND und BN das Rhönschaf vor dem Aussterben retteten, gab es nur noch 40 der Tiere. Heute – 30 Jahre später – sorgen 400 der wolligen Landschaftspfleger dafür, dass wertvolles Grünland für Schmetterling und Co erhalten bleibt.

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40 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-15]

Am 26. Juli stimmten 69 Prozent der Feuchter Bürgerinnen und

Bürger gegen das geplante Gewer-begebiet »Moser Brücke« und rette-ten damit 15 Hektar Wald. Die Wahl-beteiligung lag bei 45 Prozent. Eine Genehmigung des Gewerbegebietes hätte mutmaßlich eine Lawine weiterer Eingriffe in den Bannwald losgetreten (siehe N+U 4/2012 und 4/2014). Initiatoren des Bürgerbe-gehrens waren die Ortsgruppe des

BUND Naturschutz, Bündnis 90/Die Grünen und die SPD. »Wir sind glücklich über die riesige Unter-stützung und werden weiter für den Waldschutz kämpfen«, so Sophie Wurm, Vorsitzende der BN-Orts-gruppe Feucht. Und der BN-Landes-beauftragte Richard Mergner führt aus: »Die Bürgerschaft hat sich nicht von den Versprechungen über Milli-onen an Gewerbesteuereinnahmen täuschen lassen, sondern mit beein-

druckenden Mehrheiten die poli-tisch schon beschlossenen Pläne abgelehnt. Dies ist auch ein Signal an Heimat- und Finanzminister Markus Söder, seine Pläne zur Er-leichterung des Flächenverbrauchs aufzugeben.«

Das geplante Gewerbegebiet sollte ein Pilotprojekt des Forstmi-nisteriums zum Verkauf staatlicher Wälder darstellen. Die Erlöse sollten in den allgemeinen Haushalt flie-ßen. Mit Kundgebungen, Ortstermi-nen und kreativen Aktionen wurde seit Jahren intensiv dagegen vorge-gangen. Beide christlichen Kirchen hatten das Anliegen des BN gegen teilweise massive Angriffe durch den Feuchter Bürgermeister Konrad Rupprecht (CSU) unterstützt. Die Planung war zuletzt auch von der Stadt Nürnberg unterstützt worden, weil der Markt Feucht die Gewerbe-fläche in einen gemeinsamen Ge-werbepark einbringen wollte.

Bereits vor 30 Jahren hatte der BUND Naturschutz zusammen mit der Feuchter Bevölkerung im Be-reich der Moser Brücke und Umge-bung die Errichtung eines riesigen Panzerübungsplatzes verhindert.Tom Konopka (ht)

Berufung: Der BUND Naturschutz darf gegen den Ausbau des Fran-kenschnellweges in Nürnberg in Berufung gehen. Das hat der Baye-rische Verwaltungsgerichtshof (VGH) am 23. Juni entschieden. Der VGH sieht Klärungsbedarf, ob es sich bei der geplanten Straße

nicht eher um eine Schnellstraße als eine Kreisstraße handelt. In diesem Fall hätte eine Umweltver-träglichkeitsprüfung durchgeführt werden müssen. Das bestätigt die wesentlichen Argumente des BN. Am 27. Juli hatten Aktive auf das riesige Stickoxidproblem in Nürn-

berg mit einer Presseaktion auf-merksam gemacht (Foto). Der geplan-te Ausbau des Frankenschnell-weges würde hier zu weiteren Belas-tungen führen.

Exerzierplatz: Der BN unterstützt ein Bürgerbegehren gegen weite-ren Neubau auf dem Erlanger Ex-erzierplatz. Der »Exer« und das darin liegende Naturschutzgebiet sind für den BN zum Dauerthema geworden. Am südlichen Rand gibt es bereits ein 15 Hektar großes Baugebiet, gegen das sich der BN gemeinsam mit der Bürgerinitia-tive (BI) »Rettet den Exer« einsetzt. Zwei Klagen sind diesbezüglich noch in der Schwebe. Nun sorgt ein neues Bauvorhaben im west-lichen Teil für Kritik. Dort soll ein Bürger-Begegnungs- und Gesund-heitszentrum (BBGZ) entstehen, das wohl hauptsächlich den örtli-chen Handballern dienen soll.

Stadtgrün: Die BN-Kreisgruppe Fürth-Stadt hat einen Neubau im Südstadtpark verhindert. Eine pri-vate Hochschule plante, ein histo-risches Gebäude im Park durch einen Neubau zu erweitern. Unter dem Motto »Grünflächen sind keine Bauflächen« protestierte die BN-Kreisgruppe. Bei einem Lich-terzug mit rund 1000 Teilnehmern startete sie ein Bürgerbegehren, das in kurzer Zeit über 4000 Bür-ger unterschrieben haben. Dies führte bei Stadt und Hochschule zum Umdenken. Nun soll eine Reservefläche außerhalb der Park-anlage für die Erweiterung genutzt werden.N

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ProtestpicknickKreative Aktionen sorgten für gute Stimmung und viel Unterstützung.

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Reichswald bleibt erhaltenDas geplante 15 Hektar große Gewerbegebiet »Moser Brücke« mitten im Wald bei Feucht ist vom Tisch. Ein Anfang 2015 eingeleitetes Bürgerbegehren war erfolgreich.

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[4-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 41

Mit dem Flugzeug zu fliegen ist etwa um den Faktor 20 klima-

schädlicher, als mit dem Zug zu fah-ren. Besonders umweltschädlich ist die Billigluftfahrt, weil durch ihre Preise Flugverkehr erzeugt wird, der sonst nicht stattfinden würde.

Doch weil die Billigfluggesell-schaften am Allgäu Airport nicht genug Gebühren an den Flughafen zahlen, hat dieser in den letzten Jahren so viel Verlust erwirtschaftet, dass er kurz vor der Insolvenz steht. Nun soll ausgebaut werden, um die Fluggastzahlen deutlich zu steigern. Der BUND Naturschutz hat gegen

den Ausbau und die neuen Nacht-flugregelungen geklagt, aber leider verloren.

In den Ausbau des Airports sol-len der Freistaat Bayern und die Allgäuer Städte und Landkreise ins-gesamt über 20 Millionen Euro stecken. Die besondere Note: Städte und Landkreise sollen dem Flug-hafen für über 50 Euro pro Quadrat-meter Grundstücke abkaufen, die dieser im gleichen Zustand für etwa 1,50 Euro vor zehn Jahren dem Bund abgekauft hat.

Dagegen regt sich nun Wider-stand: Die im »Bündnis für einen

verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeldern« zusammengeschlos-senen Verbände und Parteien haben in Memmingen knapp 2500, im Unterallgäu über 6000 Unterschrif-ten gesammelt. Nun dürfen die Bürger entscheiden. Der BUND Na-turschutz ruft alle Bürger des Land-kreises Unterallgäu und der Stadt Memmingen auf, Steuergelder für den Allgäu Airport abzulehnen.Thomas Frey (as)

Weitere Informationen unter: www.bund­naturschutz.de/verkehr/luftverkehr/flughafen­memmingen.htmlwww.steuerverschwendung.bayern

Teilerfolg: In Schmähingen im Landkreis Donau-Ries war ein Hähnchenmaststall für 85 000 Tiere geplant. Diese Massentier-haltung widerspricht einer tier- und umweltgerechten bäuerlichen Landwirtschaft; die Stickstoffemis-sionen bedrohen wertvolle Wa-cholderheiden in der Umgebung. Tierschutzorganisationen und die BN-Kreisgruppe erreichten, dass die Kapazität auf 39 000 Tiere re-duziert wurde. Der BN klagte den-noch gegen die Genehmigung und erzielte einen Vergleich: Die ver-kleinerte Anlage darf bleiben, aber die Auswirkungen auf die als FFH-Gebiet geschützten Riesheiden werden nochmals untersucht.

Osttangente Augsburg: Die auto-bahnähnliche vierspurige Bundes-straße soll zwischen der A8 bei Derching und der B17 bei Königs-brunn entstehen. Die geplante Trasse führt durch die Lechauen östlich und südlich von Augsburg. Die BN-Kreisgruppen Aichach-Friedberg und Augsburg lehnen dies strikt ab. In mehreren Veran-staltungen und einer Online-Peti-tion forderten sie gemeinsam mit dem Aktionsbündnis »Keine Ost-tangente« von Verkehrsminister Alexander Dobrindt, das Vorhaben nicht in den Bundesverkehrswege-plan aufzunehmen.

Pilotprojekt: Das vom BN-Natur-schutz- und Jugendzentrum War-taweil entwickelte »Energiespar-dorf« bekommt Nachwuchs. Nach dem Vorbild des Prototypen ent-stehen unter der Mithilfe von Flüchtlingen vier weitere Modell-dörfer, mit denen Erwachsene und

Jugendliche praktisch erproben können, wie sich die Energiewende in einem Gemeinwe-sen umsetzen lässt. Das Projekt wird vom Bayerischen Wirt-schaftsministerium ge-fördert. Beim Bau der Modelle arbeitet der BN zusammen mit der

Caritas Landsberg und den Asyl-klassen der Berufsschule Mindel-heim. Jugendliche Flüchtlinge (siehe Bild) stellten dort unter An-leitung von Karl Geller im Sommer ein weiteres Exemplar des Ener-giespardorfes fertig.

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Klimakiller FlugzeugDas Flugzeug (im Bild ein Airbus beim Start) bleibt der mit Abstand umweltschädlichste Verkehrsträger. Daher sollte der Ausbau des Memminger Flughafens nicht aus Steuermitteln finanziert werden, findet der BN.

Bereit zum Entscheid Vertreter des Bürger-Bündnisses vor der Übergabe der Unter-schriften für den Bür-gerentscheid vor dem Landratsamt Unterall-gäu in Mindelheim. Von links: Paola Rauscher und Michael Husch von den Grünen, Gerhard Schmalz von der Initia-tive Bürger gegen Flug-lärm Memmingen, Konrad Lichtenauer und Helmut Scharpf vom BN und Thomas Riederle von der SPD.

Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu

Steuergeld für den Allgäu-Airport?Ein Bündnis aus BUND Naturschutz, Bürgerinitiativen und Parteien will eine Steuerfinanzierung des Allgäuer Flughafens verhindern. Dazu wurden Unterschriften für Bürgerentscheide in Memmingen und dem Landkreis Unterallgäu gesammelt. Die Abstimmung findet am 22. November statt.

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42 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-15]

Rund 350 000 Liter stark ammo-niakbelastete Hühnergülle flos-

sen zunächst in den Zeller Bach und dann in die Kollbach, ein fischfau-nistisches Vorranggewässer. Auch ein angrenzendes FFH-Gebiet bei Jägerndorf wurde kontaminiert. Auf einer Länge von 30 Kilometern, bis zur Vilsmündung, wurde das ge-samte Gewässerökosystem massiv geschädigt – mehr als sechs Tonnen tote Fische waren die Folge. Betrof-

fen waren auch besonders ge-schützte Arten wie Mühlkoppe oder Bachmuschel.

Die BN-Kreisgruppe Rottal-Inn bemühte sich umgehend um eine fachlich fundierte Dokumentation der Schäden: Auf Initiative ihres zweiten Vorsitzenden Dr. Jürgen Riedler wurde der Gewässerbiologe Dr. Manfred Holzner tätig. Zudem forderte der BN ein umfassendes gewässerökologisches Gutachten

und erreichte, dass das Landratsamt gemäß Umweltschadensgesetz dies vom Verursacher einforderte. Als Gutachter beauftragt wurde Dr. Holzner, der in Absprache mit dem Gewässerzweckverband ein Kon-zept für Sofortmaßnahmen erstellte.

Ziel ist es, den Gewässerzustand nach der Havarie als Grundlage für ein anschließendes Sanierungskon-zept zu bewerten. Der BN hofft auf eine weitere gute Kooperation mit den zuständigen Behörden und wird die Erstellung des Gutachtens intensiv begleiten und sich für eine nachhaltige Renaturierung der Ge-wässer einsetzen. »Es muss aber auch auf politischer Ebene endlich etwas geschehen, um solche Biogas-Unfälle durch bessere gesetzliche Vorgaben zu verhindern«, forderte Dr. Riedler.Kurt Schmid (as)

Grüne Engel: Im Rahmen eines festlichen Empfangs bei der Regie-rung von Niederbayern am 9. Sep-tember zeichnete Umweltministe-rin Ulrike Scharf elf Ehrenamtliche aus dem Regierungsbezirk für ihr großes Engagement im Natur- und Umweltschutz mit dem »Grünen Engel« aus, darunter auch vier Ak-tive des BN: Franz Anneser, Anna Maria Aschenbrenner, Professor Herbert Jans und Wolfgang Saß.

Seit 31 Jahren ist Franz Anneser aktives BN-Mitglied und gründete 1990 die Ortsgruppe Moosthen-ning. Im Kreisgruppenvorstand bündelt er seit 1999 die natur-schutzfachlichen Aktivitäten des BN im Landkreis Dingolfing-

Landau, sein praktischer Schwer-punkt ist das Wiesenbrütergebiet »Königsauer Moos«. Auch Anna Maria Aschenbrenner ist seit lan-gem bei der Ortsgruppe Moos-thenning aktiv. Sie engagiert sich beim Schutz des Königsauer Moo-ses, bei der Biotoppflege und führt Kinder an den Naturschutz heran. Neben seiner 26-jährigen Tätigkeit als Vorsitzender der Ortsgruppe Geisenhausen wurde Prof. Dr. Herbert Jans vor allem für seinen herausragenden Einsatz zur Nut-zung Erneuerbarer Energien im Landkreis Landshut ausgezeich-net. Wolfgang Saß, der frühere Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Ortenburg, erhielt die Auszeich-

nung unter Anderem für die Grün-dung von Bachpatenschaften und seine Aktivitäten beim Fleder-mausschutz.

Seltener Nachwuchs: Bei einer Kontrolle des »Eulenbrutkastens« im Stadl des Meindl-Hofes in

Großköllnbach fanden Aktive der BN-Kreisgruppe Dingolfing-Landau Anfang Juli acht junge Schleiereulen. Beim Öffnen des Kastens flüchteten die Jungeulen bis auf eine (siehe Foto), es wurden aber alle flügge. Der Brutkasten war vor über zehn Jahren vom

Landauer »Eulenprofes-sor« Christof Ambros dort angebracht worden. Ein absoluter Erfolg, denn die Schleiereule ist ausgesprochen selten – in ganz Niederbayern gibt es nur fünf bis sechs Brutpaare.

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Ortstermin Dr. Jürgen Riedler (re.) von der BN-Kreisgruppe und Gutachter Dr. Man-fred Holzner ma-chen sich ein Bild vom Ausmaß der Gülleverseuchung am Zeller Bach, der unzählige Fische zum Opfer fielen.

Kreisgruppe Rottal-Inn

Schwerer Biogasunfall tötet Tausende FischeDer Landkreis Rottal-Inn ist von Gewässerverunreinigung durch Biogasanlagen besonders betroffen: Seit 2007 wurden bei einem Bestand von 98 Anlagen 50 Unfälle registriert. Trauriger Höhepunkt war die Biogas-Havarie eines landwirtschaftlichen Betriebs bei Arnstorf im Juni dieses Jahres.

Page 43: Natur+Umwelt 4-2015

[4-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 43

Dreißig Jahre dauerte der Kampf der BN-Kreisgruppe Ebersberg,

der Ebersberger Grünen und der Ini tiative Laufinger Moos (ILM) gegen die Umgehungsstraße. Zu wertvoll war den Gegnern der Tras-se das Moor, zu schützenswert die seltenen Arten, zu gering die Ver-kehrsentlastung und zu problema-tisch der Untergrund, als dass sie so einfach aufgegeben hätten. Doch obwohl sich der BN damals gegen den Planfeststellungsbeschluss bis vor das Bundesverwaltungsgericht geklagt hatte, wurde die Trasse im Dezember 2010 eingeweiht – unter Protest.

»Seither haben sich all unsere Bedenken als berechtigt erwiesen«, sagt Olaf Rautenberg, der erste Vor-sitzende der Kreisgruppe. Die Bau-kosten haben sich aufgrund der Probleme mit dem Moorboden fast verdoppelt, ein Geotextilvlies zur Stabilisierung des Untergrunds musste eingebracht und sogar eine einjährige Baupause eingelegt wer-den. Trotz der teuren Maßnahmen senkt sich die Trasse in dem Moor-boden immer weiter ab, gefährliche Bodenwellen sind entstanden. Mehrere Hundert Meter Fahrbahn mussten bereits abgefräst werden, um die Unebenheiten mehr schlecht als recht auszugleichen. Nun wird bereits an eine weitere Umgehung für Ebersberg gedacht, nachdem nicht einmal das Ziel, den Verkehr aus der Stadt zu bekom-men, erreicht wurde. Zuletzt musste

im Juli auch noch die neue Brücke über die Umgehungsstraße gesperrt werden, weil die Benutzung wegen massiver Absenkung der Dämme zu gefährlich wurde. Eine traurige Bi-lanz, zumal es mit einer Tunnelstre-cke eine schonendere und letztlich günstigere Variante gegeben hätte.Kurt Schmid (as)

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NegativrekordBegleitet vom Protest der Naturschützer, wurde die Umfahrung Ebersberg am 9. Dezember 2010 eröffnet. Die Bilanz nach fünf Betriebsjahren fällt verheerend aus.

Nachruf: Die BN Kreisgruppe Rosenheim trauert um Bernhard Pichler, der im August verstarb. Über viele Jahrzehnte setzte er sich beispielhaft für seine geliebte Hei-mat im Inntal und die Bewahrung von Natur und Landschaft ein. Als Bergwachtler galt seine besondere Liebe stets den Bergen und als Naturschützer beschäftigte er sich in herausragender Weise mit dem Amphibienschutz. Viele, gerade auch junge Leute machte er mit dieser Tiergruppe vertraut. Auch der vom Straßenbauamt angelegte Amphibienübergang bei Kirnstein geht auf seinen jahrelangen Ein-satz für diesen bayernweit bedeut-samen Amphibienwanderweg zu-

rück. Viele Stunden verbrachte er zudem mit dem Schutz der Inn-auen und mit der Betreuung der Enzianwiese auf der Gritschen am Samerberg. Bernhard Pichler war Gründer und von 1983 bis 1992 auch erster Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Brannenburg. Dem Vorstand der Kreisgruppe gehörte er von 1984 bis 1996 in mehreren Funktionen an. Seine praktische Erfahrung im Naturschutz und seine freundliche, ausgleichende Art waren dort stets willkommen und wertvoll.

Neues Gewerbegebiet: In Gauting im Landkreis Starnberg ist ein Gewerbegebiet mit 79 Hektar Ge-

samtfläche geplant. Laut Gemein-de besteht die Fläche aus knapp 30 Hektar Wald und 50 Hektar Acker- und Buschland. Zwei Drittel der Waldfläche wären von der Bebau-ung betroffen. Der BN ist bestürzt über die Größe des geplanten Gebietes und dass so viel Wald verschwinden soll, den momentan viele Menschen als Erholungs- und Naturraum schätzen und nut-zen. Dass in dem Gebiet soge-nanntes »ökologisches« Gewerbe mit Wald und Ausgleichsflächen »zur Steigerung der Lebensqualität der Bevölkerung« entstehen soll, trägt nicht zur Beruhigung des BN bei, der die Planungen genaues-tens verfolgen wird.

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Kreisgruppe Ebersberg

Teure Fehlplanung auf Kosten der NaturFünf Jahre nach Einweihung der umstrittenen Südumfahrung Ebersberg im Dezember 2010 macht die Kreisgruppe des BUND Naturschutz die Rechnung auf: Das Laufinger Moos ist zerstört, die Baukosten haben sich verdoppelt, die Straße ist baufällig und es gibt kaum Verkehrsentlastung für die Stadt.

Page 44: Natur+Umwelt 4-2015

44 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-15]

Anfang Juli hat die »Bürgerini-tiative pro Wiesenttal ohne Ost-

spange« (BIWO) Staatssekretär Ger-hard Eck eine Petition zum Erhalt des wertvollen Wiesenttals über-reicht. 4972 Unterschriften und 375 Postkarten, adressiert an die Minis-ter Joachim Herrmann und Markus Söder, hatte die Initiative bis dahin gesammelt. Inzwischen sind es 5029 Unterschriften und die Postkarten-aktion »Stoppt Ostspange, kein Neu-bau B 470« wird weiter fortgesetzt.

Die BIWO kämpft gemeinsam mit weiteren Bürgerinitiativen und dem BUND Naturschutz gegen den Ausbau der Bundesstraße 470 als sogenannte Ost-Ortsumfahrung Forchheim-Süd. Sie befürchtet, dass durch die geplante Straße das öko-logisch wertvolle Wiesenttal zerstört

wird und der Fremdenverkehr in der Region zusammenbricht. Die BIWO fordert den Kreistag deshalb auf, auf die Ostspange zu verzich-ten. Unterstützt wird die Initiative vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) und Regionalpolitikern aller Couleur.

Bei einer Demonstration in Pinz-berg machten mehr als 200 Aktive Anfang August mit einem Modell die Ausmaße der in sieben Metern Höhe geplanten vierspurigen Straße sichtbar (Foto). Ende 2015 oder Anfang 2016 soll entschieden wer-den, ob die Ortsumgehung Forch-heim und die Nordumfahrung Eber-mannstadt mit dem zugehörigen Tunnel in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswege-plans 2015 aufgenommen werden.

Die BIWO wird bis dahin alle demo-kratischen Mittel ausschöpfen, um dies zu verhindern.

Die B 470 neu soll Bayern in Ost-West-Richtung durchqueren, begin-nend in Weiden in der Oberpfalz über Auerbach, Forchheim und Neustadt an der Aisch bis zur An-schlussstelle Bad Windsheim an der A 7. Von dem Straßenbau wären vier Natura-2000-Gebiete betroffen. Dem Unteren Wiesenttal drohen sieben Kilometer Betonflächen. Als Gesamtkosten werden 138,1 Millio-nen Euro veranschlagt.Heinrich Kattenbeck (ht)

Erfolg: Der Möbelriese XXXLutz darf nicht in Himmelkron an der A 9 bauen. Mit Pressegesprächen, Ortsterminen und Schreiben an den Heimatminister Markus Söder hatte die BN-Kreisgruppe Kulm-bach agiert, um die Ansiedlung zu verhindern. Die Aktiven kämpften entschlossen gegen eine weitere Fehlplanung mit Flächenfraß, Ver-kehrsmaximierung und Aushöh-lung der Raumplanung zugunsten von Großinvestoren. Mit Erfolg: Die von der Gemeinde erhoffte Ausnahmegenehmigung für den Bau wurde nicht erteilt.

Festtag: Ende Juni feierte die Kreisgruppe Coburg ihr 40-jähri-

ges Bestehen. Etwa 100 Freunde und Mitglieder waren ins Cobur-ger Naturkundehaus geladen. Vor-sitzender Stefan Beyer spann in seinem Bildervortag einen Bogen von 1975, als der Widerstand gegen das Müllheizkraftwerk anstand, über den Kampf gegen die ICE-Strecke und die A 73 bis hin zum

aktuellen Bürgerentscheid gegen den geplanten Flughafen Coburg. Der Landesvorsitzende Hubert Weiger dankte den Aktiven, die trotz mancher verlorener Kämpfe den Mut nicht verloren hätten. Gabriele Künzler, Künstlerin am Landestheater und BN-Vorstands-mitglied, sowie der Chor Vokale

Contakte sorgten für einen festlichen Rahmen. Zusam-men mit Kindern und Jugendlichen der Untersiemauer JBN-Gruppe pflanz-ten die Festgäste eine Linde im Schlosspark (Foto).

Umzug: Näher zum Rathaus rückte die Kreisgruppe Hof mit ihrer neuen Geschäftsstelle in der Au-guststraße. Bei einem Empfang am 10. Mai hob BN-Regionalreferent Tom Konopka in seiner Ansprache die außergewöhnliche Stärke der oberfränkischen Kreisgruppe her-vor, die in einer Gegend mit Be-völkerungsrückgang nicht nur die Schönheit der Frankenwaldland-schaft, sondern auch die Zukunfts-fähigkeit der Region wie keine andere Institution verkörpere. Und dass man der Stadtspitze jetzt auch räumlich »auf die Pelle rücke«, sei nur konsequent.

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MonsterstraßeEin Ballonband verdeutlicht die geplanten Ausmaße der Bundesstraße 470 bei Pinzberg.

Kreisgruppe Forchheim

Keine B 470 neu durch das Wiesenttal!

Seit 1992 kämpft die BN-Kreisgruppe gegen die geplante Ortsumgehung Forchheim.

Ende dieses Jahres soll sich nun entscheiden, ob künftig eine riesige Straße das schöne

Wiesenttal durchquert oder nicht.

Page 45: Natur+Umwelt 4-2015

[4-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 45

Seit Jahren kämpfen die BN-Kreis-gruppe Neustadt a. d. Waldnaab

und die Ortsgruppe Weiden gegen das geplante Gewerbegebiet am westlichen Stadtrand von Weiden. Für das Bauprojekt soll ein 75 ha großer Waldkomplex gerodet wer-den, der ein wichtiges Naherho-lungsgebiet ist und seltenen Arten wie den Baumpieper oder den Abendsegler beheimatet.

Mitte August hat sich der BN des-halb mit einer Petition an den Baye-rischen Landtag gewandt und darin detailliert erläutert, dass es im Um-feld der Stadt bereits etwa 200 Hekt-ar voll erschlossene Gewerbeflä-chen gibt und die neue Ausweisung deshalb unnötig ist. Auch der BN-Landesvorstand hat sich der Sache angenommen. Bei einer Oberpfalz-bereisung am 10. Juli besuchten

mehrere seiner Mitglieder das be-troffene Waldgebiet (Foto). »Der BN sieht in dem Bauprojekt einen umso größeren Skandal, als das betroffene Waldareal aufgrund seiner hohen Strukturvielfalt und seiner guten Erreichbarkeit für die Naherholung von unschätzbarer Bedeutung ist, zumal in diesem ›Bürgerwald‹ viel-fältige Formen der Freizeitnutzung, gerade auch für junge Familien, möglich sind«, betonte der BN-Lan-desvorsitzende Hubert Weiger.

Angesichts der überregionalen Bedeutung des Konfliktes versicher-te Richard Mergner als Landesbe-auftragter, dass der BN auch weiter-hin alles daran setzen werde, das Mega-Gewerbegebiet Weiden-West zu verhindern. Es dürfe nicht zu einem landesweiten Präzedenzfall werden. »Auch künftige Generatio-nen sollen sich in ihrem dann sicher noch attraktiveren und wertvolleren ›Bürgerwald‹ erholen können«, er-klärte er.Helmut Schultheiß (ht)

Auszeichnung: Die Biodiversitäts-gemeinde Tännesberg ist seit Juli offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt. Diese Ehrung wird an Initiativen verliehen, die sich in nachahmenswerter Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt einsetzen. Der BN war Mitinitiator dieser ersten Biodiver-sitätsgemeinde Bayerns. Auf einer Pressefahrt würdigte der BUND-Naturschutz-Vorstand die beson-deren Verdienste des BN-Aktiven Toni Wolf für dieses Projekt.

Moorfest: Das schon zur Tradition gewordene Moorfest der Kreis-gruppe Neumarkt lockte Ende Juni wieder zahlreiche Naturfreunde

zum Ollertshof. Bei einer fast 90-minütigen Führung durch das gerettete Deusmaurer Moor konn-ten sie jede Menge seltener Pflan-zen aus der Nähe bewundern und auch viele interessante Details über die wechselvolle Geschichte dieses einzigartigen Lebensrau-mes erfahren. Kulinarische Köst-lichkeiten rundeten das Erlebnis ab.

Recycling-Pionier: Die BN-Orts-gruppe Alteglofsheim im Land-kreis Regensburg war schon immer gut im Ressourcensparen. Die beste Müllvermeidung ist die Wiederverwertung: Gemäß dieser Devise haben die Alteglofsheimer

schon vor 18 Jahren mehrere Initi-ativen gestartet, die bis heute nicht nur sehr gute Resonanz bei vielen Bürgern gefunden, sondern ange-sichts des Klimawandels und der dadurch gebotenen Energie- und Ressourceneinsparung auch an Aktualität gewonnen haben. Seit Mai 2015 hat die Gemeinde eine »Buch haltestelle«. Die BN-Orts-gruppe hat mitten im Ort einen Bücherschrank in einer Bushalte-stelle aufgestellt und mit einem viel fältigen Buchsortiment be-stückt (Foto). Herrenlose Schmö-ker finden so schnell neue Leser. Weitere vorbildliche Initiativen sind der jährliche Fahrrad basar, der Gartentag mit Pflanzentausch-

börse und die wöchentliche Wert-stoffbörse. Dort als wiederver-wendbar aussortierte Artikel fin-den über den Adventsbasar und den Porzellanmarkt problemlos Abnehmer. Mit dem Erlös der ver-schiedenen Initiativen finanziert die Ortsgruppe Projekte und die Arbeit mit Kindergruppen.

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WiderstandDer BN-Vorstand ist sich einig: Hier darf es kein neues Gewerbegebiet geben.

Kreisgruppe Neustadt a. d. Waldnaab

Bürgerwald statt Gewerbe-MolochDie Stadt Weiden versucht seit Jahren, ein neues Gewerbegebiet am westlichen Stadtrand durchzusetzen. 75 Hektar Wald sollen dafür weichen. Der BUND Naturschutz wird alles daran setzen, das Megaprojekt zu verhindern.

Page 46: Natur+Umwelt 4-2015

46 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-15]

Trickkiste NaturDer neue BN-Taschenführer »Trickkiste Natur« er-

scheint am 1. Februar im oekom-Verlag. Die BN-Umweltpädagogen haben dafür einiges aus ihren Schatzkisten geholt. Der Ausflugsbegleiter im Westen-taschenformat eignet sich für Jung und Alt. Er enthält 40 Naturphänomene, die sich auf das ganze Jahr ver-teilt entdecken und bestaunen lassen. Ob beim Famili-enspaziergang, im Urlaub oder in der Kindergruppe – die Trickkiste Natur steht jedem offen. Sie eignet sich für Eltern, die mit ihren Kindern den Weihnachtsdüften im Wald auf die Spur kommen wollen, oder für Lehrer, die ihren Schülern zeigen wollen, wie viele Regenwür-mer im Boden die Humusbildung fördern. Alle Natur-phänomene werden mit einem Text und Zeichnung vorgestellt. Gut ergänzt mit Fotos und Hintergrund-informationen steht auch dem Genuss eines Brenn-nesselbonbons oder der Erforschung einer Zombie-pflanze nichts mehr im Wege.

Die Leser profitieren von den Erfahrungen aus über 20 Jahren Umweltbildung in unserem Verband. Die ideale Anwendung ist ganz einfach: rausgehen, die

Wunder vor der Haustür ent-decken und sich über die Vielfalt und Schönheit unse-rer Tier- und Pflanzenwelt freuen. »Mit diesem Buch in der Tasche fühle ich mich wie mit einem gut gelaunten, humorvollen Biologen an der Hand, der frech und forsch und genial Wissen vermittelt«, so schreibt Willi Weitzel in seinem Vorwort. ▶ 9,95 Euro, Vorbestellung bei der BN­Service­GmbH, Tel. 0 91 23­99 95 70, www. service.bund­naturschutz.de

Umweltbildung feiert JubiläumIm September hatte Bayerns Umweltministerin Ulrike

Scharf in die Residenz eingeladen, um mit Vertretern aus Umweltverbänden, Kirchen, Kommunen und Poli-tik zu feiern. Anlass waren 20 Jahre Förderung der Um-weltbildung in Bayern. Die Gäste, unter ihnen Vertreter vieler BN-Kreisgruppen, hörten mit Freude, dass inzwi-schen rund 3,4 Millionen Euro Fördermittel für die au-ßerschulische Umweltbildung zur Verfügung stehen und die Förderung auch in den nächsten Jahren auf hohem Niveau fortgesetzt werden soll.

Qualitativ hochwertige Bildungsangebote zu fördern und auch besonders auszuzeichnen, hat sich bewährt. Allein die 134 mit dem Qualitätssiegel »Umweltbildung.Bayern« ausgezeichneten Partner, erreichten im ver-gangenen Jahr fast 800 000 Teilnehmer. Scharf dankte in ihrer Ansprache allen Menschen, die durch ihren Einsatz vor Ort die Bildung für Umwelt und Nachhaltig-keit in Bayern zu einem Erfolgsprojekt gemacht haben. Dazu beigetragen haben auch die 17 ausgezeichneten BN-Kreisgruppen. Menschen für Umweltfragen zu sen-sibilisieren und nachhaltige Lebensstile zu implemen-tieren, das wird die Aufgabe in der Bildungsarbeit auch in Zukunft sein. Der Landesarbeitskreis Umweltbil-dung wird die Entwicklung konstruktiv begleiten.

Unser Bild zeigt Gerhard Brunner vom AK Umwelt-bildung mit Ministerin Ulrike Scharf.▶ Kontakt: BN Bildungswerk Regensburg, Tel. 09 41­2 97 20­42, bildungswerk@bund­naturschutz.de

Für junge Vogelfreunde Bei der dreitägigen Ferienfrei-zeit für Kinder und Jugendliche vom 10. bis 12. Februar 2016 steht die Beobachtung und Bestimmung der Wintergäste am Ammersee im Mittelpunkt. Höhepunkte sind neben den

Vogelbeobachtungen ein Besuch im Max-Planck-Institut für Orni-thologie und die Be-sichtigung der zoologi-schen Staatssammlung in München. ▶ Jugend- und Naturschutzzentrum Wartaweil, Anmeldung bis 3. Februar, Tel.

0 81 52 -96 77 08, [email protected]

Welche Vögel sind noch da?Wenn die Tage kälter und die Nächte länger werden, fliegen viele Vögel in wärmere Länder. Doch so mancher Flattermann

trotzt der Kälte. Gemeinsam erkunden Groß und Klein bei dieser Familienführung, wel-che Vögel bei uns bleiben und wie sie es schaffen, den Winter zu überleben. ▶ Würzburg, 17. Januar 2016, Anmeldung erforderlich bis 14. Januar 2016, Kontakt: Kreisgruppe Würzburg, Tel. 09 31 -4 39 72, info@bn- wuerzburg.de

Perspektiven für Europas Flüsse Flutpolder und Deichrückverle-gung, Hochwasserschutz und Auenschutz – wie geht das an der bayerischen Donau zwi-

schen Straubing und Vilshofen zusammen? Was muss für einen wirksamen Hochwasser-schutz im gesamten Einzugs-gebiet passieren? Außerdem: Wie kann und soll der geplante Ausbau der Wasserstraße wei-ter ökologisch optimiert wer-den? Beim 24. Internationalen Donaukongress in der Land-volkshochschule gibt es die Möglichkeit, sich zu informie-ren und mit Fachleuten und Politikern zu diskutieren.▶ Niederalteich, 5./6. Dezem-ber 2015, Kontakt: Kreisgruppe Deggendorf, Tel. 09 91 -3 25 55, [email protected]

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Ihre Ansprechpartnerbeim BNMitgliederservice(allgemeine Fragen zur Mitgliedschaft, Adressänderung)Tel. 09 41-2 97 [email protected]

SpendenbescheinigungenTel. 09 41-2 97 [email protected]

Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitRedaktion Natur+UmweltReferentin: Luise FrankTel. 09 41-2 97 [email protected]

Beratung zu Spenden, Anlassspenden und VermächtnissenClaudia Ciecior- BordonaroTel. 09 41-2 97 [email protected]

Haus- und StraßensammlungEhrenamtlich aktiv werdenChristine Stefan- IberlTel. 09 41-2 97 [email protected]

BN-BildungswerkReferentin: Ulli Sacher-LeyTel. 09 41-2 97 [email protected]

BN-StiftungChristian HierneisTel. 09 41-2 97 [email protected]

BN-Studienreisen, Tel. 09 11- 5 88 88 20, www.bund-reisen.de

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M Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes-geschäfts führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.deLeitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31, natur+umwelt@ bund-naturschutz.deRedaktion: Holger Lieber (hl), Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as)Mitglieder-Service: Tel. 09 41-2 97 20-65Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee (Layout: Waltraud Hofbauer)Titelfoto: Somsak Sudthangtum/123rfTitelgestaltung: Gorbach GmbH Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30-27 58 64-57, Fax -40Druck und Versand: Brühlsche Universitäts-druckerei GießenAnzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, Tel. 030-2 80 18 -145, Fax -400, [email protected]. Es gelten die Mediadaten Nr. 23.

Verlag: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23-9 99 57-30, Fax -99, [email protected]

Druckauflage 3-2015: 131.521Bezugspreis: Für Mitglieder des BN im Beitrag ent halten, für Nichtmitglieder Versandgebühr ISSN 0721-6807

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Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Geneh migung des BN. Für unver-langt eingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redak tion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. »Natur+Umwelt« wird auf 100 % Recycling - papier gedruckt.

Naturschutzgebiet Allgäuer HochalpenHier kann man auf naturverträglich geführten Wanderungen die herrliche Schneelandschaft der Allgäuer Alpenentdecken. Auf die Teilnehmer warten eindrucksvolle Naturerlebnisse und Schnee-schuhwanderungen im artenreichsten Hochgebirge Deutsch-lands. Standortquartier ist das urige »Berghaus am Söller«.• Deutschland, 21. – 26. Februar 2016

Schneeschuhwandern in Südtirol Das Ultental ist ein noch ursprünglich gebliebenes Tal mit vielen alten Höfen inmitten unberührter Natur und fantastischer Bergwelt. Auf Schneeschuhwanderungen erkunden Sie dieses Tal zwischen Tradition und Moderne.• Italien, 12. – 19. März 2016

Wandern im Nationalpark Cinque Terre Felsige Küstengebirge, malerische Dörfer und eindrucksvolle Terrassenlandschaften – das sind die Cinque Terre in Ligurien, Nationalpark und UNESCO-Weltkulturerbe. Das milde medi - ter rane Klima lässt Feigen, Zitronenbäume, Oliven und Wein gedeihen. Auf mittelschweren Wanderungen erkunden die Teil-nehmer die Schönheit dieses einmaligen Küstenstrichs.• Italien, 18. – 26. März 2016

Provence und Camargue Die Landschaft der Provence mit ihrem milden Licht, ihrem Blumenreichtum und den malerischen Dörfern hat schon viele Künstler inspiriert. Die Camargue dagegen ist eines der bedeu-tendsten Feuchtgebiete Europas inmitten der beiden Mündungs-arme der Rhône. Hier begegnet man frei laufenden weißen Pferden, schwarzen Stieren und sieht die Brutgebiete der Rosa-flamingos und verschiedener Reiherarten.• Frankreich, April 2016, genauer Termin wird noch mitgeteilt

Wandern auf Elba Ein genuss: Wandern durch blühende Macchia, schattige Steineichen wälder und über steinige Maultierpfade hinab zu hüb-schen kleinen Buchten mit kristallklarem Wasser. Die Wanderer sehen geschichtsträchtige Bergdörfer und genießen dabei immer den Blick auf das tiefblaue Mittelmeer. Eine interessante Reise für alle aktiven und neugierigen Genießer.• Italien, 4. – 14. Mai 2016

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DANKE! MIT IHRER HILFE HABEN WIR VIEL ERREICHT!BITTE UNTERSTÜTZEN SIE UNS AUCH 2016• Seltene Tiere & Pfl anzen schützen

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