Nebenmeridiane - Koch TCM · • Unterstützt postnatales Qi (Milz, Magen, Lungen) • Verbindet...

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Nebenmeridiane Acht Extrameridiane – Qi Jing Ba Mai – 奇经八脉 Leitbahnzweige – Jing Bie – 经别 Tendino-muskuläre Meridiane – Jing Jin – 经筋 (inklusive Cutane Regionen – Pi Bu – 皮部) Netzgefässe – Luo Mai – 络脉 Ein Kurs im Rahmen des Moduls Akupunktur 1 von Dr. med. Armin Koch www.koch-tcm.ch

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Nebenmeridiane

Acht Extrameridiane – Qi Jing Ba Mai – 奇经八脉

Leitbahnzweige – Jing Bie – 经别

Tendino-muskuläre Meridiane – Jing Jin – 经筋 (inklusive Cutane Regionen – Pi Bu – 皮部)

Netzgefässe – Luo Mai – 络脉

Ein Kurs im Rahmen des Moduls Akupunktur 1 von Dr. med. Armin Koch www.koch-tcm.ch

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Inhalt 1 Acht Extrameridiane – Qi Jing Ba Mai –奇经八脉 3

1.1 Einleitung 3 1.2 Indikationen, allgemein 3 1.3 Wichtige Qualitäten, allgemein 3 1.4 Chong Mai – Penetrationsgefäss – 冲脉 4 1.5 Ren Mai – Konzeptionsgefäss – CV – 任脉 6 1.6 Du Mai – Gouverneursgefäss – GV – 督脉 7 1.7 Yang Wei Mai – Bewahrer des Yang – 阳维脉 9 1.8 Yin Wei Mai – Bewahrer des Yin – 阴维脉 10 1.9 Yang Qiao Mai – Yang Fersengefäss –阳跷脉 11 1.10 Yin Qiao Mai – Yin Fersengefäss – 阴跷脉 12 1.11 Dai Mai – Gürtelgefäss – 带脉 13 1.12 Anwendungen der acht Extrameridiane 14 1.13 Tabelle der Extrameridianpunkte 16

2 Leitbahnzweige – Jing Bie – 经别 17 2.1 Nomenklatur 17 2.2 Die Leitbahnzweige – Jing Bie – in den Klassikern 17 2.3 Verbindung und Integration 17 2.4 Yang-Leitbahnzweige 17 2.5 Yin-Leitbahnzweige 17 2.6 Traditionelle Funktionen 17 2.7 Verlauf 18 2.8 Vereinigungsregionen 21 2.9 Zusammenkunftspunkte 22 2.10 Punkte auf den Sondermeridianen 22 2.11 Symptomatik 22 2.12 Behandlungsziel 22 2.13 Behandlungstechniken 23

3 Tendino-muskuläre Meridiane – Jing Jin – 经筋 (inklusive Cutane Regionen – Pi Bu – 皮部) 23 3.1 TMM – Jing Jin in den Klassikern 23 3.2 Allgemeine Charakteristik 23 3.3 Zwölf kutane Regionen 23 3.4 Verlauf / Areale 24 3.5 Symptome und Indikationen 28 3.6 Vereinigungspunkte 28 3.7 Behandlungsstrategien 28 3.8 Konzepte zur Ausleitung von pathogenen Faktoren und Stützung des Wei Qi 28

4 Netzgefässe – Luo Mai – 络脉 28 4.1 Netzgefässe – Luo Mai – in den Klassikern 28 4.2 Allgemeine Charakteristik 28 4.3 15 Netzgefässe 29 4.4 Verschiedene Ausprägungen 29 4.5 Longitudinale und Transversale Luo-Gefässe 29 4.6 15 Duchgangs-Luo-Punkte - Luo Xue 31 4.7 Indikationen 31 4.8 Behandlungsmethoden 31 4.9 Verlauf der Netzgefässe 31

5 Nebenmeridiane – Zusammenfassung 36

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1 Acht Extrameridiane – Qi Jing Ba Mai –奇经八脉奇经八脉奇经八脉奇经八脉

1.1 Einleitung

1.1.1 Die acht Extrameridiane in den Klassikern

• Su Wen, Kapitel 39, 59, 60, 63 • Ling Shu, Kapitel 16, 17, 21, 23, 38, 62, 65, 88 • Nan Jing, Kapitel 27, 28 • Jia Yi Jing, „Systematic Classic of Acupuncture an Moxibustion“, Buch 2, Kapitel 2

1.1.2 Dou Hanqing, „Guide to Acupuncture Canon“ (1196)

• Acht Verbindungs- und Zusammenkunftspunkte (Confluent Points) • Er gibt keine Theorie, warum diese Punkte ausgewählt wurden. • Eventuell entsprechend den Acht Einflussreichen-Hui-Punkten (Ba Hui Xue)

1.1.3 Xu Feng, „Zhen Jiu Da Quan“, Great Compendium of Acupuncture (1465, Ming Dynastie)

• Paarung der Verbindungs- und Zusammenkunftspunkte (Confluentpts). • keine Theorie zur Paarung • Die Extrameridiane werden am ausführlichsten bis dato beschrieben. • Zu dieser Zeit kam die Idee auf, Jing und die 8 Extrameridiane direkt zu beeinflussen.

1.1.4 Li Shen Zhen, „Study of 8 Extrameridians“ (1578)

• neue Punkte, Funktionen und Anwendungen • einer der berühmtesten chinesischen Ärzte, bedeutende Anteile an Puls- und Kräutermedizin.

1.2 Indikationen, allgemein

Es existiert eine Vielfalt von Anwendungsmöglichkeiten der 8 Extrameridiane in der klinischen Praxis. Das Verständnis dieser Meridiane und ihrer Anwendungen haben sich über die Zeit gewandelt. Der wichtigste Gesichtspunkt ist wohl, dass über diese Kanäle direkt die Tiefe, die Yuan-, oder konstitutionelle Ebene erreicht werden kann.

1.2.1 Konstitutionelle Zustände

• Diese Meridiane sind die am konstitutionellsten, am nächsten bei den Nieren und dem Jing liegenden. Sie beeinflussen die vitalen Substanzen.

• Unter diesem Gesichtspunkt behandelt man über die acht Extra-Meridiane Zustände, welche die wertvollen Essenzen, Jing betreffen. Es wäre eine Verschwendung von Jing, über die Extrameridiane gewöhnliche Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, oder andere alltägliche Probleme zu behandeln, die über die oberflächlicheren Hauptmeridiane, die Wei-, Qi- oder Blutebene behandelt werden können.

• Gemäss dieser Betrachtung würden wir die 8 Extrameridiane eher nicht für die folgenden zwei Indikationen anwenden. Andere Systeme wären angepasster.

1.2.2 Meridian-Zustände

• Behandlung von Problemen, die entlang des Meridian-Verlaufs auftreten. Behandle Punkte entlang des Leitbahn-Verlaufs.

• Wenn mehrere Hauptmeridiane involviert sind, ziehe die Behandlung über die Extrameridiane in Erwägung, da diese die Hauptmeridiane kontrollieren.

1.2.3 Polaritäts-Zustände

• Ungleichgewichts-Zuständen zwischen beiden Seiten des Körpers und der Meridiane. • Links-Rechts- und Oben-Unten- Punkte-Kombinationen entsprechend den üblichen

Konzepten zur Behandlung mit den Verbindungs- und Zusammenkunftspunkten der 8 EM.

1.3 Wichtige Qualitäten, allgemein

• Kontrolle über die 12 Hauptmeridiane

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• Lagern, Verteilen und Regulieren der vitalen Substanzen • Kontrollieren und beeinflussen Jing und Yuan-Qi • Regulieren und beeinflussen die Zyklen der 7 und 8 Jahre (Frau, Mann) • Nahe Beziehung zu Nieren, Leber und den ausserordentlichen Fu Organen • Keine eigenen Punkte, ausser Ren und Du Mai. • Auf KI- und GB-Meridian liegen die meisten Punkte der EM. • Kein eigenes Organ • Keine Wandlungsphasen-Punkte • Keine Luo-Punkte, ausser Ren und Du • Wei- und Qiao-Mai haben Spalten-Xi-Punkte • Chong-, Ren-, Du und Dai Mai haben keine Spalten-Xi-Punkte. • Jeder Meridian hat einen Verbindlungs- und einen Zusammenkunftspunkt (definiert 1196,

popularisiert in Ming-Dynastie) • Jeder EM hat einen Partner (erstmals beschrieben in der Ming-Dynastie) • Beginn der Stimulation über Verbindungs-Punkte,

nachher Punkte im Leitbahnverlauf

1.4 Chong Mai – Penetrationsgefäss – 冲脉

1.4.1 Synonyma

• See des Blutes • Penetrating Vessel • Yuan-Meridian • See der Arterien und Venen • See der zwölf Hauptmeridiane

1.4.2 Verlauf

1. Zweig • Beginnt im Unterbauch und tritt hervor im Perineum (CV1, Hui Yin) • Dan Tian, Yuan Qi, Jing • Genitalien, Reproduktion • Entfaltung der Essenz • Ursprung von Chong, Ren, Du und Dai Mai • aufsteigender Verlauf in der Wirbelsäule

2. Zweig

• Beginnt ST30 – KI11 • Unteres Abdomen, Schambein, DanTian • entlang KI-Meridian bis KI21 • Verteilung über die Brust • Front-Shu-Punkte KI22 - 27 • Unterstützt postnatales Qi (Milz, Magen, Lungen) • Verbindet Nieren und Herz – Jing und Shen Die Front-Shu-Punkte KI22 – 27 entsprechen dem Yin-Aspekt von Shen auf der Körpervorderseite. Ihr Einsatzgebiet ist ähnlich wie das der Rücken-Shu-Punkte. Braucht ein Mensch mehr Rückendeckung auf der Shen-Ebene (→ Back-Shu-Punkte anwenden!) oder muss er eher genährt werden (→ Front-Shu-Punkte anwenden!)?

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3. Zweig

• Brust (Endpt. Zweig 2) • entlang dem Hals lateral • umringt die Lippen • endet unter den Augen • beeinflusst Hals, Gesicht, Mund und Augen

4. Zweig

• ST30 • medialer Aspekt des Beines über poplitea bis hinter malleolus medialis • Fusssohle, Ferse • Erzeugt den Yin Qiao und Yin Wei Mai. • Beeinflusst KI-, BL-Meridian • KI10 und BL40 miteinbeziehend

5. Zweig

• Trennt sich vom 4. Zweig hinter malleolus medialis • Fussrücken - grosse Zehe • Erzeugt Yang Qiao und Yang Wei Mai • Beeinflusst LV-, SP-, ST-Meridian • Zieht SP10, ST42, LV1, SP1 mit ein

1.4.3 Funktionen

1.4.3.1 See des Blutes (enge Beziehung zu Uterus und Prostata, sowie zu den Fkk Milz und Herz)

• Gynäkologische Krankheiten (Dysmenorrhoe, Amenorrhoe, Myome, ..) • Tumoren im Abdomen • Prostatitis, Urethritis, .. • Impotenz • Infertilität von Mann und Frau • Atrophie Krankheiten des Beines

1.4.3.2 Bewegt Herz-Blut

• Angina pectoris

1.4.3.3 Vereint prä- und postnatale Essenz-Jing

• Schwache Konstitution mit Verdauungsbeschwerden, Appetitlosigkeit

1.4.3.4 Korrigiert gegenläufiges Qi

• Völlegefühl Thorax, Bauchraum • Rebellierendes Lungen-Qi (Husten, Asthma) • Running piglet

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1.4.3.5 Beseitigt Qi- und Blutstagnationen

• Koliken, Spasmen, Schmerzen im Abdomen • Energetische Störungen wegen Narben nach abdominalen Operationen

1.4.4 Anatomische Areale, Akupunkturpunkte

ST30, CV1, CV7, KI11-22, SP10, KI10, BL40, ST42, LV3, SP1 SP4 Verbindungspunkt

SP4 ist auch der Durchgangs-Luo-Punkt des SP-Meridians. Da die Milz der Ursprung von Blut und postnatalem Qi ist, kann über diesen Punkt eine Verbindung von Pränatalem und Postnatalem hergestellt werden.

PC6 Zusammenkunftspunkt PC6 ist auch der Durchgangs-Luo-Punkt des PC-Meridians.

1.5 Ren Mai – Konzeptionsgefäss – CV – 任脉

1.5.1 Synonyma

• See des Yin • Conception Vessel • Gefäss der Empfängnis • Dienergefäss • Kontrollierendes Gefäss • Richtungs-Gefäss • See der Verantwortlichkeit

1.5.2 Verlauf

1. Zweig • Beginnt unter CV3 (Uterus bei Frau) • Tritt bei CV1 hervor

Dies entspricht dem Zweig 1 des Chong Mai! • Einfluss auf unteres Dantian, Genitalien, Reproduktion, Gynäkologie, Nieren

2. Zweig • Aufsteigend von CV1 entlang der Mittellinie von Abdomen, Brust, Hals bis CV24 • Beinhaltet Organe im Verlauf und 6 Alarm-Mu-Punkte

3. Zweig • Der innere Teil des Meridians windet sich um den Mund • verbindet sich mit GV28 • endet unter dem Auge bei ST1

4. Zweig • Entspringt dem Becken • tritt in die Wirbelsäule ein • steigt entlang dem Rücken hoch

Dies ist der Du Mai, GV.

1.5.3 Funktionen

1.5.3.1 See des yin (beinhaltet auch Blut und Körperflüssigkeiten)

• Yin-Mangel, insbesondere Nieren-Yin-Mangel • Yin-Stagnation, z.B. Schwellungen • Blut-Mangel • Blut-Stagnation (Tumoren und Schmerzen in Epigastrium und Unterbauch) • Enuresis, Harnverhalt • Kälte, Feuchtigkeit

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1.5.3.2 Sieben-/ Acht-Jahres-Zyklus bei Frauen/ Männern

• Späte Menarche • Sterilität • Entwicklungsstörungen

1.5.3.3 Kontrolliert Uterus und Genitalsystem

• Amenorrhoe, Dysmenorrhoe, Menorrhagie • unregelmässige Menses • Myome, Overilacysten • Infertilität bei Mann und Frau • nächtliche Ergüsse

1.5.3.4 Ernährt Embryo / Fetus

• Habitueller Abort

1.5.3.5 Reguliert gegenläufiges Magen-Qi

• Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen, …

1.5.3.6 Senkt Lungen-Qi zur Niere ab

• Asthma, chron. Husten, ..

1.5.4 Anatomische Areale, Akupunkturpunkte

• CV1-24 • Unteres Abdomen, Schamgegend, Thorax, Lungen, Hals, um Lippen, Augen • Pelvis, Wirbelsäule, Nacken (4. Ast entspricht dem Du Mai!) • Kreuzungspunkte: ST1, BL1, DU28 • Durchgangs-Luo-Punkt: CV15 – Verbindung zum Du Mai LU7 Verbindungspunkt

LU7 ist auch der Durchgangs-Luo-Punkt des LU-Meridians. KI6 Zusammenkunftspunkt

1.6 Du Mai – Gouverneursgefäss – GV – 督脉

1.6.1 Synonyma

• See des Yang • Governing Vessel • Ordnergefäss • Lenkergefäss

1.6.2 Verlauf

primärer Verlauf • Ursprung im unteren Abdomen • Hervortreten aus dem Perineum hervor • Um Anus zu GV1 • über hintere Mittellinie GV16 • Eintritt in das Gehirn • Aufsteigen entlang Mittelllinie bis GV20 • Absteigen entlang Mittellinie bis GV26 • Bei GV27 Eintritt in Mund • Endpunkt bei GV28 (Frenulum), Verbindung mit Ren Mai und ST-Meridian

1. Zweig • Ursprung im unteren Abdomen • Absteigen zu Genitalien und Perineum • Umwinden des Anus • Aufsteigen im Inneren der Wirbelsäule • Eintritt in Nieren

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2. Zweig • Ursprung unteres Abdomen • Umwindet äussere Genitalien • Aufsteigen zum Nabel • Geht durch das Herz • Aufsteigen zum Hals • Umwindet Mund • Aufsteigen bis unter Augen (ST1) • Dies ist der Ren Mai. • Chong, Ren und Du Mai entspringen alle vom selben Ort. Dies dürfte auch der Grund sein

weshalb die Nummerierung des GV, gleich wie jene des CV von unten nach oben verläuft!

3. Zweig • Tritt bei BL1, Jing Ming, hervor • Fliesst über die BL-Leitbahn • Trifft sich beim Vertex (GV20) und tritt ins Gehirn ein • Tritt als Einzelgefäss bei GV16 hervor • Teilt sich erneut und steigt durch BL12 beidseits der Wirbelsäule zur Niere ab

1.6.3 Funktionen

1.6.3.1 energetische Versorgung entsprechend dem Leitbahnverlauf

• Krankheiten von Anus, Rektum, Darm • Krankheiten des Urogenitalsystems • Erkrankungen der ZangFu • Erkrankungen der Sinnesorgane • Erkrankungen des Herzens • Erkrankungen Shen

1.6.3.2 See des Yang (Yang-Meridiane, Qi, Yuan-Qi, Wei Qi, Hitze, Wind, Feuer)

• Nieren-Yang-Schwäche (chron. Müdigkeit, Infertilität, Impotenz, ..) • Febrile Erkrankungen • Reduktion der Hitze

1.6.3.3 Stärkt Wei-Qi

• schwaches Immunsystem • rezidivierende Erkältungskrankheiten

1.6.3.4 Stärkt die Wirbelsäule

• akute und chron. Lumbalgien

1.6.3.5 Leitet äusseren Wind und Kälte aus

• akute Erkältungskrankheiten

1.6.3.6 Unterdrückt inneren Wind

• Schwindel, Hypertonie, Kopfschmerzen, Migräne, Opisthotonus, Kiefersperre, cerebrovaskuläre Insulte, Spasmen, Epilepsie

1.6.3.7 Ernährt das Mark (Hirn, RM)

• Vergesslichkeit, Schwindel, aber auch Krankheiten wie MS, Enzephalitis, Meningitis

1.6.4 Anatomische Areale, Akupunkturpunkte

• Unterhalb des „Pols der Mitte“ (=CV3) • Abdomen, Schultern, Nacken, Wirbelsäule, Hirn, Nabel, Brust, Hals, Lippen, Gaumen, Augen,

Stirn, Vertex, lateral der Wirbelsäule, Lenden, Nieren, Genitalien, Glutaei, BL- und KI-Meridian

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• GV 1 – 28 • Kreuzungspunkte: BL12, CV1, BL1 • Durchgangs-Luo-Punkt. GV1 SI 3 Verbindungspunkt BL 62 Zusammenkunftspunkt

1.7 Yang Wei Mai – Bewahrer des Yang – 阳维脉

1.7.1 Synonyma

• Yang Linking Channel – Gefäss der Yang-Verbindungen • Yang Tie Vessel – Gefäss des Yang-Verschlusses

1.7.2 Verlauf

• Ursprung Ferse lateral bei BL63 • Aufsteigen entlang GB-Meridian über Hüfte • Postero-laterale Thoraxregion (hinter Yang Qiao Mai) • Hintere Axillärfalte bis SI10 • Schulterhöhe (TE15, GB21) • Nacken lateral, Kiefer, vor dem Ohr • Kopf parietal (GB13 – 20) • Verbindung zum Du Mai (GV15, GV16)

1.7.3 Funktionen

1.7.3.1 Verbinden die Yang-Meridiane

• chronische Gelenkschmerzen • Schmerzen und Schwellung in der Lumbalregion • Muskuläre Müdigkeit

1.7.3.2 Dominieren das Äussere des Körpers

• Frösteln, Schaudern, Wind/Kälteaversion • Gliederschmerzen, Kältegefühl • Niessen, Husten, laufende oder blockierte Nase, Augentränen, .. • Fieber • Juckreiz, Ausschlag, Quaddelbildung, Konjunktivitis, ..

1.7.3.3 Leiten Wind-Kälte aus

• Kälteaversion, Schweisslosigkeit, Durstlosigkeit, wässrige Sekrete oder Blockierung der Nase infolge von Wind-Kälte

1.7.3.4 Behandeln die Shaoyang-Ebene

• Shaoyang-Syndrom (intermittierendes Fieber, Schüttelfrost wechselnd mit Fieber, Schmerzen an Rippenbögen, Reizbarkeit, bitterer Mundgeschmack, saitenförmiger Puls)

1.7.3.5 Behandeln den lateralen Aspekt des Körpers

• Leiden auf den Seiten des Körpers, v.a. Schultern und Hüfte • Ohrleiden • Vertigo • hochgezogene Schultern (eventuell kombiniert mit Atemnot)

1.7.4 Anatomische Areale, Akupunkturpunkte

• Fuss: BL63 • Bein: GB35 • Hüfte: GB29 • Arm: LI14, TE13 • Schulter: TE15, GB21, SI10

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• Kopf: GB13 – 19, ST8 • Nacken: GB20, GV15, 16 • SI10, GB20 und 29 sind sowohl auf Yang Wei Mai und Yang Qiao Mai TE 5 Verbindungspunkt TE5 ist auch der Durchgangs-Luo-Punkt des TE-Meridians. GB 41 Zusammenkunftspunkt Spalten-Xi-Punkt: GB35

1.8 Yin Wei Mai – Bewahrer des Yin – 阴维脉

1.8.1 Synonyma

• Yin Linking Channel – Gefäss der Yin-Verbindungen • Yin Tie Vessel – Gefäss des Yin-Verschlusses

1.8.2 Verlauf

• Ursprung medialer Aspekt Unterschenkel bei KI9 • Aufsteigen entlang Bein medial • Unterbauch antero-lateral • Thorax vorn über LV14 • Hals vorn Zusammentreffen mit CV22 und 23

1.8.3 Funktionen

1.8.3.1 Verbinden der Yin-Meridiane

• Erkrankungen im Bereiche des Yin

1.8.3.2 Dominieren des Inneren des Körpers

• Innen-Syndrome • retrosternale und epigastrische Schmerzen • Völle und Schmerzen an Rippenbögen (Leber-Qi-Stagnation)

1.8.3.3 Tonisieren Yin und Herz-Xue (besonders bei Frauen)

• Herz-Yin und Xue Mangel (Palpitationen, Ruhelosigkeit, Schlaflosigkeit, Vergesslichkeit)

1.8.3.4 Behandeln psycho-emotionale Symptomen

• Ängstlichkeit, Depressionen, Hysterie, Albträume (insbesondere bei Frauen)

1.8.3.5 Kontrollieren Herz und Blut

• Kardiovaskuläre Symptome wie Hypertension, pekt. Beschwerden

1.8.3.6 Bewegen Xue

• Xue-Stagnation – Schmerzen (Herz, Thorax, Rippenbögen, Lumbalgegend)

1.8.4 Anatomische Areale, Akupunkturpunkte

• Bein: KI9 • Abdomen: SP12, 13, 15, 16 • Brust: LV14 • Hals: CV22, 23 PC 6 Verbindungspunkt PC6 ist auch der Durchgangs-Luo-Punkt des PC-Meridians. SP4 Zusammenkunftspunkt SP4 ist auch der Durchgangs-Luo-Punkt des SP-Meridians. Spalten-Xi-Punkt: KI9

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1.9 Yang Qiao Mai – Yang Fersengefäss –阳跷脉

1.9.1 Synonyma

• Accelerator of Yang – Beschleuniger des Yang • Yang Motility – Yang-Beweglichkeit • Yang Walker Vessel – Yang Geher Gefäss • Yang Stance Channel – Yang-Standpunkt Meridian

1.9.2 Verlauf

• Ursprung Ferse lateral (BL62, 61) • Entlang hinterer Fibulakante • Oberschenkel lateral bis Hüfte (GB29) • Postero-lateral über Hypochondrium und Thorax zur hinteren Axillärfalte • Schulter, Hals zu Mundwinkel • Backe, Nase lateral zu innerem Canthus (BL1) • Entlang BL-Meridian zur Stirn • Parietal bis GB20, Eindringen ins Gehirn

1.9.3 Funktionen

1.9.3.1 Lösen Blockaden der Wirbelsäule und der Beine

• Rückenschmerzen • Rückenschmerzen

1.9.3.2 Lösen Krampfanfälle

• Epilepsie tags

1.9.3.3 Regulieren die Bewegungen der Beine, vor allem Gelenksfunktion

• Spasmen Beine • verstärkter Tonus der Aussenseite mit Aussenrotation/Pronation des Fusses und

Schmerzen am lateralen Aspekt des Beines • verminderter Tonus der Innenseite des Beines mit Schwäche oder Atrophie des medialen

Aspektes

1.9.3.4 Versorgen Augen mit Jing, Qi und Yang

• Augenerkrankungen • Rötung und Schmerzen am inneren Canthus • Somnolenz (yang-Leere) → kann Augen nicht öffnen • Schlaflosigkeit (Yang-Fülle) → kann Augen nicht schliessen

1.9.3.5 Leiten inneren Wind aus

• Migräne • Apoplexie, Hemiplegie • Bewusstlosigkeit, Epilepsie • Leiden infolge Yang-Exzesses, vor allem im Kopf- und Nackenbereich, inklusive cerebrale

Thrombosen und Hämorrhagien

1.9.3.6 Leiten äusseren Wind aus

• Abneigung gegen Wind • Erkältungskrankheiten • Steifigkeit des Körpers • Muskuläre Verspannungen • Bi-Syndrom

1.9.4 Anatomische Areale, Akupunkturpunkte

• Fuss: BL62, 61

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• Bein: BL59, GB29 • Arm: SI10, LI15, 16 • Gesicht: ST4, 3, 1; BL1 • Nacken: GB20 • SI10, GB20 und 29 sind sowohl auf Yang Wei Mei und Yang Qiao Mei BL 62 Verbindungspunkt SI 3 Zusammenkunftspunkt Spalten-Xi-Punkt.: BL59

1.10 Yin Qiao Mai – Yin Fersengefäss – 阴跷脉

1.10.1 Synonyma

• Accelerator of Yin – Beschleuniger des Yin • Yin Motility – Yin-Beweglichkeit • Yin Walker Vessel – Yin Geher Gefäss • Yin Stance Channel – Yin-Standpunkt Meridian

1.10.2 Verlauf

• Ursprung hinter os naviculare (KI2) bis malleolus medialis (KI6) • Bein postero-medial zu den äusseren Genitalien • Durch Abdomen und Brust bis zur fossa supraclavicularis (ST12) • Hals lateral Adam‘s Apfel (ST9) • Neben Mund und Nase zum inneren Canthus, wo er bei BL1 auf den Yang Qiao Mai trifft • Aufsteigen ins Hirn

1.10.3 Funktionen

1.10.3.1 Kontrollieren Beinmuskeltonus

• Verspannungen und Spasmen entlang des medialen Aspektes des Beines mit Innenrotation/Supination des Fusses

• Schwäche oder Atrophie des lateralen Aspektes des Beines

1.10.3.2 Lösen Krampfanfälle

• Epilepsie nachts

1.10.3.3 Versorgen die Augen mit Jing, Qi und Yin

• Augenerkrankungen, Augentrockenheit • Somnolenz und Lethargie bei Yin-Fülle • Schlaflosigkeit bei Yin-Mangel

1.10.3.4 Beseitigen Stagnationen im unteren San Jiao

• Shan-Qi-Syndrome (Kälte in der Leberleitbahn mit Schmerzen /Schwellungen Unterbauch, Leiste, Genitalien)

• Hernien • Unterbauchschmerzen • Schmerzen lumbal und Hüfte mit Ausstrahlung in die Schamgegend

1.10.3.5 Behandeln gynäkologische Probleme

• Schmerzen im Bereiche der Genitalien • vaginale Blutungen • Leukorrhoe • Infertilität • Habituelle Aborte • Schwierigkeiten in den Wehen • Plazentalösungsstörungen

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Generell geht es immer um eine Balance zwischen Yin- und Yang Qiao Mai, je nach Symptomatik ist ein Teil in Fülle während der andere eher in Leere ist, was sich in Somnolenz versus Schlaflosigkeit, Spastik versus Atonie Innen- bzw. Aussenseite der Bein äussert!

1.10.4 Anatomische Areale, Akupunkturpunkte

• Fuss: KI6, 8 • Hals: ST12, 9 • Gesicht: BL1 KI 6 Verbindungspunkt LU 7 Zusammenkunftspunkt LU7 ist auch der Durchgangs-Luo-Punkt des LU-Meridians. Spalten-Xi-Punkt.: KI8

1.11 Dai Mai – Gürtelgefäss – 带脉

1.11.1 Synonyma

• See des Ming Men • Girdling Vessel

1.11.2 Verlauf

• Ursprung in der Gegend von LV13 • Umkreist den Körper unterhalb des Hypochondriums • Läuft schräg abwärts durch GB26, 27, 28, wie ein Gürtel

1.11.3 Funktionen

1.11.3.1 Verbindet obere und untere Körperhälfte gürtelförmig (einziges horizontales Gefäss der acht Extramereidiane)

• Leiden auf Höhe der Lenden (Abdomen, Nabel, lumbal) • Blähungen und Völlegefühl des Abdomens • Gefühl in den Lenden wie im Wasser sitzend • Schwäche der Lumbalregion • Verspannung Schulter- / Nackengürtel

1.11.3.2 Harmonisiert und beseitigt Fülle in Leber und Gallenblase

• Shaoyang Kopfschmerzen (temporal), Migräne • Gereiztheit • Shan-Qi-Syndrome (Kälte in der Leberleitbahn mit Schmerzen /Schwellungen Unterbauch,

Leiste, Genitalien)

1.11.3.3 Beseitigt feuchte Hitze im unteren San Jiao

• Vaginitis, Leukorrhoe • Harnwegsinfekt

1.11.3.4 Kontrolliert Energiefluss der Beinmeridiane

• Schwäche, Lähmung, Atrophie der Beinmuskulatur (Dai Mai ist zu entspannt) • Verspannungen der Beinmuskulatur, Zirkulationsstrungen, kalte Füsse (Dai Mai ist zu eng)

1.11.3.5 Behandelt männliches und weibliches Reproduktionssystem

• Störungen des Menstruationszyklus • Infertilität • Schlechte Qualität der Spermien • Uterusprolaps

1.11.4 Anatomische Areale, Akupunkturpunkte

• Ursprung im Hypochondrium, geht um die Lenden wie ein Gürtel, hat Funktion alle Meridiane zu verbinden

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• GB 26, 27, 28 • LV13, • BL23, 52, GV4 (diese Punkte werden nicht immer zum Dai Mai gerechnet) • CV8 und KI16 (diese beiden werden manchmal auch als zum Dai Mai gehörende Punkte

gefunden!) GB 41 Verbindungspunkt TE 5 Zusammenkunftspunkt TE5 ist auch der Durchgangs-Luo-Punkt des TE-Meridians.

1.12 Anwendungen der acht Extrameridiane

1.12.1 Diagnose mit Bezug auf die 8 EM

• Symptome stehen in Beziehung zu einem EM • Symptome entlang des EM-Verlaufes (Gegend mit Ashi) • Beziehung zwischen EM und vitalen Substanzen. • Auch nicht-traditionelle Modelle der EM können diagnostisch eingesetzt werden (daoistische

Aspekte!). Dies ist jedoch nicht Inhalt dieses Kurses und wird in speziellen Weiterbildungen von Armin Koch dargestellt.

1.12.2 Behandlung der Extrameridiane

1.12.2.1 Einfache Behandlungsstrategie

Traditionellerweise werden die acht Extrameridiane in vier Paare zusammengefasst. Jeweils ein Paar ist für die energetische Versorgung einer Körperregion zuständig. Die Verbindungs- (VP) und Zusammenkunftspunkte (ZP) eines Extrameridianpaares werden genadelt. Dies die bekannteste und am häufigsten angewandte Behandlungsstrategie und dient auch als Grundlage für die anderen Behandlungsstrategien.

Beispiel: Der Chong Mai soll geöffnet werden.

1. Der Verbindungspunkt (Öffnungspt, Masterpt) SP 4 wird genadelt, bei Männern links, bei Frauen rechts

2. Der Zusammenkunftspunkt (Ankoppelungspt, coupled pt) PC 6 wird auf der Gegenseite genadelt.

3. Das Partnergefäss Yin Wei Mai wird geöffnet, zunächst wird der Verbindungspunktmit PC 6 genadelt, bei Männern links, bei Frauen rechts

4. Der Zusammenkunftspt des Partnergefässes SP 4 wird auf der Gegenseite geöffnet.

1.12.2.2 Vollständige Behandlungsstrategie

1. Verbindungspunkt des EM auf einer Seite (Männer links, Frauen rechts) Wähle den für das Problem wichtigsten EM!

2. Spalten-Xi-Punkt, falls vorhanden 3. Punkte im Leitbahnverlauf, vor allem wenn deren Funktion eine Beziehung zum Leiden hat

oder ein Ashi-Punkt ist 4. Punkte anderer EM, welche für das Problem sinnvoll sind 5. Schliesse die EM-Behandlung ab mit dem Zusammenkunfts-Punkt (Gegenseite des

Verbindungspunktes, einseitig)!

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6. Andere relevante Punkte der Hauptmeridiane (siehe Kapitel 3.2.4. Punkte-Kategorien mit Beziehung zur Energetik der EM (Yuan Qi))

1.12.2.3 partielle Behandlungsstrategien

• Nur Verbindungspunkt • Verbindungspunkt + Zusammenkunftspunkt • Verbindungspunkt + Spalten-Xi-Punkt + Zusammenkunftspunkt • Irgendwelche Kombinationen von Verbindungspunkten, entsprechend der Diagnose • Verbindungspunkt + Punkte des EM-verlaufes + Zusammenkunftspunkt • Ausbalancierende Behandlung oben/unten, rechts/links • Verbindungspunkt + Punkte des EM-verlaufes + Zusammenkunftspunkt + andere relevante

Punkte (e.g. Chong Mai-Behandlung + BL23 + KI3) • Verbindungspunkt + Zusammenkunftspunkt, wenn keine Besserung + entsprechender Meer-

He-Punkt, z.B. Chong Mai-Behandlung + SP9

1.12.2.4 Punkte-Kategorien mit Beziehung zur Energetik der Extrameridiane (Yuan Qi)

• Ursprungs-Yuan-Qi-Punkte • Meer-He-Punkte • Alarm-Mu-Punkte • Rücken-Shu-Punkte • TE-Punkte

Der San Jiao ist nahe verbunden mit Yuan-Ebene. Einer der wichtigsten Punkte für den San Jiao ist BL39, Wei Yang, aus der Kategorie Untere Meer-Xiahe-Punkte.

• KI-Punkte • Sondermeridiane mit ihren zugehörigen Verbindungspunkten • Punkte der 4 Meere (Ling Shu Kapitel 33):

Meer des Qi (ST 9, (CV 17), GV 15, GV 14); Meer des Blutes (BL 11, ST 37, ST 39); Meer von Wasser und Getreide (ST 30 , ST 36); Meer des Markes (GV 20, GV 16)

1.12.2.5 Welche Punkte aus dem Leitbahnverlauf nadeln?

• Spalten-Xi-Punkte • Punkte, die anatomisch nahe der Pathologie liegen • Punkte, die der Pathologie des betreffenden Funktionskreises entsprechen (wenn Pathologie

aus dem Funktionskreis Milz, dann SP13, 15 oder 16 bei einer Behandlung des Yin Wei Mai) • Benutze die Punkte als Landmarken um in der Nähe nach Ashi-Punkten zu suchen und diese

zu nadeln!

1.12.2.6 Nadelmethoden

• Wähle die dir geläufigen Methoden und experimentiere mit neuen Methoden! • Da die Verbindungspunkte der 8 EM zur Behandlung von konstitutionellen Leiden der

Yuan/Jing-Ebene benutzt werden, nadelt man auch auf der tiefen Ebene. • Wenn SP/ST oder postnatale Energien therapeutisch gestützt werden sollen, beginnt man mit

der Behandlung in der Tiefe. Wenn das Deqi erreicht ist, wird die Nadel auf eine mittlere Ebene zurückgezogen, das Deqi erreicht und die Nadel auf dieser Ebene belassen.

• Vor der Nadelung palpieren, Ashi-Punkte finden, Punkte aktivieren ist eine Möglichkeit. • Die bekannten Methoden der Nadelstimulation anwenden, z.B. Heben und senken, rotieren, .. • Behandlungszeit 30 bis 40 Minuten • 3 bis 6 Monate Behandlung können nötig sein um auf dem Yuan/Jing-Level etwas zu

erreichen.

1.12.2.7 Weitere Aspekte

• Probleme des Jing entsprechen chronischen, langwierigen Problemen, deren Behandlung über die EM auch entsprechend lange Zeiten brauchen.

• Chong, Ren und Du sind die initiale Entfaltung des Jing. Probleme genetischer Ursache oder alte Muster werden über diese EM behandelt.

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• Wei-, Qiao- und Dai-Pathologien können ihre Ursache in der Energetik von Chong, Ren und Du haben.

• Alle Kombinationen der EM sind möglich, nicht nur die Paarungen aus der Ming-Zeit. Z.B.: Bei Insomnie mit Dysmenorrhoe können Yin Wei und Dai Mai kombiniert werden.

1.12.3 Zeitlich optimiert Behandlung der Acht Extrameridiane (Ling Gui Ba Fa)

Mit Hilfe des Wheel of Time Acupuncture oder anderer Berechnungsräder bezeihungsweise mit Hilfe entsprechender Computerprogramme kann der aktuell offene Extrameridian bestimmt werden. Die Behandlung dieses Extrameridians mit den oben beschriebenen Strategien ermöglicht den Zugang zu tiefliegenden Störungen auf der yuan-Ebene. Durch den Einbezug der Dimension der Zeit können die Behandlungserfolge optimiert werden.

1.13 Tabelle der Extrameridianpunkte

Extrameridian

Verbindungspt

Punkte gemäss Deadman

"Manual of Acupuncture"

zusätzliche Punkte

aus anderen QuellenMeridiane entlang Verlauf

Chong Mai SP4

CV1, 7, KI11-21, ST30KI22, SP10, KI10, BL40, ST42, LV3, SP1

KI, ST, CV, Shaoyin

Ren Mai LU7

CV1-24

Du Mai SI3

GV1-28

Yin Wei Mai PC6

KI9*, SP12, 13, 15, 16; LV14, CV22, 23

KI, SP, LV, CV, Shaoyin, Taiyin, Jueyin

Yang Wei Mai TE5

BL63*, GB13-21, GB35, SI10, TE15, GV15, 16, ST8

GB29, TE13, LI14BL, GB, SI, TE, GV, Taiyang, Shaoyang

Yin Qiao Mai KI6

KI6, 8*, BL1 ST12, 9 Shaoyin

Yang Qiao Mai BL62

BL62, 61, 59*, 1; GB20, 29; SI10, LI15,16; ST4, 3, 1

BL, SI, GB, LI, ST, Taiyang, Shaoyang, Yangming

Dai Mai GB41

GB26, 27, 28CV8, KI16, BL52, 23; GV4

Shaoyang

* = Spalten-Xi-Punkte (Meridiane beurteilen, Stagnationen los werden, Qi-Fluss stimulieren)

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2 Leitbahnzweige – Jing Bie – 经别

2.1 Nomenklatur

• Jing: Meridian • Bie: abzweigen, separieren • Jing Bie sind Zweige der Hauptmeridiane. • Jing Bie sind separate Meridiane, die aus dem Organ herauskommen.

2.2 Die Leitbahnzweige – Jing Bie – in den Klassikern

• Ling Shu, Kap. 11 • Nicht im Nan Jing • Jia Yi Jing, Buch 2 Kap. 1; „Der Unerfahrene denkt, die Jing Bie seien einfach zu verstehen,

während der Erfahrene ihre Schwierigkeiten kennt!“

2.3 Verbindung und Integration

• Verbindung äusserer und innerer Anatomie, Wei – Yuan, Haut – Knochen

• Oberfläche – Wei Qi-Ebene (Jing Bie und Jing Jin) • Tiefe – Yuan Qi-Ebene (Jing Bie und Qi Jing Ba Mai) • Verbindung der Jing Bie (Leitbahnzweige)

mit den Qi Jing Ba Mai (8 EM) und den Jing Jin (TMM)

• oben – unten, rechts – links

2.4 Yang-Leitbahnzweige

• Abzweigung von den Hauptmeridianen an den Extremitäten in der Nähe der grossen Gelenke o BL: Fossa poplitea o GB und ST: Oberschenkel o SI: Schulter o LI: Hand o TE: Vertex (Spezialfall)

• Treten in ihr Fu-Organ und in das innen-aussen-verwandte Zang ein (BL-Leitbahnzweig verläuft zum Fu-Organ Blase und zum Zang-Organ Niere, usw.)

• Alle Yang-Leitbahnzweige der Beine gehen durch die Herzregion (Shen-Kontrolle) • Kommen wieder an die Oberfläche im Bereiche fossa supraclavicularis und Nacken und

verbinden sich da mit dem jeweiligen Hauptmeridian

2.5 Yin-Leitbahnzweige

• Trennen sich vom Hauptmeridian an den Extremitäten in der Nähe der grossen Gelenke. • Einige treten in das zugehörige Zang-Organ ein (KI, HT, LU) • Treffen mit dem innen-aussen verbundenen Leitbahnzweig zusammen (erreichen so ihr

zugehöriges Zang-Organ) • Alle Yin-Leitbahnzweige der Arme verlaufen durch die Kehle (Stimme, Funktion des Shen). • Und verbinden sich mit dem Yang-Hauptmeridian im Bereiche fossa supraclavicularis und

Nacken

2.6 Traditionelle Funktionen

2.6.1 Stärkung der Yin-Yang-Beziehung zwischen den innen-aussen gekoppelten Meridianpaar und dem zugehörigen Zang-Fu.

• Der Yang-Leitbahnzweig stellt Verbindung zu seinem Fu Organ, aber auch zum innen-aussen-gepaarten Zang-Organ her.

• Der Yin-Leitbahnzweig kreuzt sich mit dem innen-aussen Yang-Leitbahnzweig und wird so mit seinem Zang-Organ, aber auch mit dem innen-aussengepaarten Fu-Organ verbunden.

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2.6.2 Verteilung von Qi und Xue zu Kopf und Gesicht

• Alle 6 Yang-Hauptmeridiane fliessen zu Kopf und Gesicht • Nur 2 Yin-Hauptmeridiane fliessen zu Kopf und Gesicht (LV und HT) • Durch die Verbindung der Yin- und der Yang-Leitbahnzweige erreicht das Qi aller Yin-

Meridiane auch Kopf und Gesicht.

2.6.3 Integration aller Körperpartien mit den 12 Hauptmeridianen und den Zang Fu

Beziehung Herz – Niere (Feuer – Wasser) • KI-Meridian hat Verbindung zu Herz • HT-Meridian hat keine Verbindung zu Niere • aber Leitbahnzweig BL (innen-aussen gekoppelt mit KI) geht durch das Herz

Beziehung Herz – Leber/GB (Feuer – Holz) • Weder LV- noch GB-Meridian gehen zum Herz • Aber Leitbahnzweig des GB-Meridians geht durch das Herz

2.6.4 Erklärung der Wirkung von Akupunkturpunkten

• BL-Leitbahnzweig Rektalgegend BL57 und BL58 bei Hämorrhoiden

• ST-Leitbahnzweig → Herz. viele ST-Punkte bei psychischen Erkrankungen

• BL-Leitbahnzweig → Herz HT62 bei Dysharmonie von Herz-Shen (Epilepsie, Palpitationen, Schlaflosigkeit, bipolare Störungen)

2.7 Verlauf

2.7.1 Erster Zusammenfluss – BL / KI

Jing Bie – BL • Entspringt dem

Hauptmeridian in der fossa poplitea

• Steigt auf bis 5 cun unter Steissbein

• Windet sich um den Anus

• Verbindet sich mit Blase und Nieren

• Steigt entlang der Wirbelsäule empor

• Verbindet sich mit den Nieren und später mit dem Herz

• Ergiesst sich beim Nacken in den Hauptmeridian

Jing Bie – KI

• Abzweigung vom Hauptmeridian in der fossa poplitea

• Verbindung mit Jing Bie BL

• Steigt auf, verbindet sich mit Dai Mai

• Steigt auf bis zur Zungenwurzel

• Ergiesst sich mit dem Jing Bie BL in den Nacken

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2.7.2 Zweiter Zusammenfluss – GB / LV

Jing Bie – GB • Abzweigung vom GB-

Hauptmeridian am Oberschenkel

• Kreuzt Hüftgelenk und tritt in Unterbauch ein, wo er sich mit LV-Jing Bie vereinigt

• Steigt auf, zu freien Rippen, verbindet sich mit GB und Leber, kreuzt Herz, Ösophagus, Pharynx und verteilt sich über Gesicht

• Verbindet sich mit Augen und trifft GB-Hauptmeridian beim äusseren Canthus

Jing Bie – LV • Abzweigung

von LV-Hauptmeridian beim Rist

• Steigt auf gegen Schamgegend

• Und vereinigt sich dort mit GB-Jing Bie

2.7.3 Dritter Zusammenfluss – ST / SP

Jing Bie – ST • Abzweigung

von ST-Hauptmeridian Mitte Oberschenkel

• Eintritt in Abdomen und Verbindung mit Magen und Milz

• Steigt auf zu Herz, entlang Ösophagus bis Mund

• Hinter Nasenwurzel ansteigend bis supraorbital

• Hinter die Augen und Vereinigung mit Hauptmeridian

Jing Bie – SP • Abzweigung

vom SP-Hauptmeridian am Oberschenkel

• Verbindet sich mit ST-Jing Bie

• Endet in der Zunge

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2.7.4 Vierter Zusammenfluss – SI / HT

Jing Bie – SI • Abzweigung vom

Hauptmeridian bei der Schulter

• Tritt in die Axilla ein und geht zum Herz und von dort zum Dünndarm

• Ein Ast geht von der Skapula zu ST12, Rachen und Zungenwurzel

Jing Bie – HT • Abzweigung in

Axilla bei GB22 • Eintritt in

Thorax und Verbindung mit Herz

• Steigt auf zur Kehle und tritt im Gesicht hervor

• Verbindung mit SI im Bereiche innerer Canthus

2.7.5 Fünfter Zusammenfluss – TE / PC

Jing Bie – TE • Zweigt sich am

Kopf von TE-Hauptleitbahn ab

• Ein Ast geht zum Vertex.

• Verläuft abwärts zur Supraclavicular-grube

• Tritt in oberen, mittleren und

unteren Jiao ein • Endet im Thorax

Jing Bie – PC • Abzweigung 3

cun unter Axilla (4.ICR)

• Tritt in Thorax ein und verbindet sich mit TE

• Ein Ast zieht entlang der Trachea nach oben und kommt hinter dem Ohr hervor, wo er sich mit der TE-Hauptleitbahn vereinigt.

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2.7.6 Sechster Zusammenfluss – LI / LU

Jing Bie – LI • Abzweigung bei LI15 • Geht zum 7. Halswirbel • Tritt in die Tiefe und verbindet Lunge

und Dickdarm • Steigt auf zur Kehle und verbindet sich

wieder mit der Hauptleitbahn

Jing Bie – LU • Beginnt bei LU1 • Tritt bei GB22 ein • Geht zu Lungen und Brust • Ein Ast steigt ab zum Dickdarm, der

andere steigt auf zu ST12 und LI18.

2.8 Vereinigungsregionen

Leitbahnzweige,

ZusammenflussVereinigungsregion

Regionale

Punkte

BL / KI Kniekehle und Nacken BL40, BL10

GB / KI Schambein CV2

ST / SP Leiste ST30, SP12

SI / HT medialer Augenwinkel BL1

TE / PC hinter Ohr TE16

LI / LU Hals LI18

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2.9 Zusammenkunftspunkte

MeridianeUntere - Fenster zur Erde

Obere - Fenster zum Himmel

BL / KI BL40 BL10

GB / LV CV2 oder GB30 GB1

ST / SP ST30 BL1 oder LI20, ST1

SI / HT GB22 BL1

TE / PC CV12 oder GB22 TE16 oder GB12, TE19

LI / LU ST12 LI18

Zusammenkunftspte (confluent pts)

2.10 Punkte auf den Sondermeridianen

Die Jing Bie haben keine eigenen Punkte. Dieses Statement ist etwas kontrovers, weil einige Autoren den Jing Bie sehr wohl Punkte zuordnen. Eine solche mögliche Zuordnung sehen Sie auf der untenstehenden Tabelle.

Meridian Punkte auf Sondermeridian Jing Bie

BLBL40,36;GV1; BL32; Anus, GV4, Nieren, CV3, 4; HTJI, GV11; BL15, 44; Herz, BL10

KI KI10. BL40, GV4, BL23, 52; GB26, SP15, KI16, BL10

GB GB30, CV2-3; LV13, GB24-25, LV14, CV14, ST12, CV23, ST5, CV24, GB1

LV LV5, CV2, GB1

ST ST30, CV12, 17, 22, 23; ST9, 4; BL1

SP SP12, ST30, 9; CV23, Augen, BL1

SI SI10, HT1, GB22, CV14, 17; ST12, SI18

HT HT1, GB22, CV17, 23; BL1

TE GV20; TE16, ST12; CV17,12

PC PC1, CV17, 12, 23; TE16

LI LI15; GV14, GB21; ST12; LI18, 15, ST15

LU LU1, GB22, ST12, LI18

2.11 Symptomatik

Allgemein: • Intermittierend • Zyklisch • einseitig • Immer am gleichen Ort

Gelenkschmerzen Schmerzen im Bereiche der Vereinigungsregionen Fieber (Auseinandersetzung zwischen pathogenen Faktoren und WeiQi)

2.12 Behandlungsziel

Die Zang Fu und die tiefen Ebenen (Yuan) schützen! • Pathogene Faktoren von der Tiefe weg in die oberflächlichen Systeme der Jing Jin (TMM)

leiten (äussert sich oft in oberflächlichen, muskuloskeletalen Schmerzsyndromen)

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• Ist die pathogene Energie auf dem Weg in die Tiefe, im System der Leitbahnzweige, äussert sich dies eher in tiefer empfundenen Schmerzwellen.

2.13 Behandlungstechniken

• Brunnen-Jing Punkt auf der Gegenseite nadeln. (In manchen Texten wird betont, dass dieser Punkt als letzter der Behandlung gestochen werden soll!)

• GV20 • Andere ausbalancierende Polaritätspunkte wie GV4, 14, CV17, .. • Nadelung von Punkten der Vereinigungsregion oder des unteren Zusammenkunftspunktes

des betroffenen Leitbahnzweigpaares zuerst auf der betroffenen Seite, dann kontralateral • Nadelung des oberen Zusammenkunftspunktes zuerst auf der betroffenen Seite, dann

kontralateral. • Eventuell weitere Punkte des Leitbahnzweiges: kontrovers!

BEHANDLUNG GENERELL VON UNTEN NACH OBEN! • TMM-Strategien (Ausleitung von Pathogenen, WeiQi-Unterstützung) • Punkte zur Stützung des Yuan-Qi (Ursprungs-Yuan-Punkte, TE-Punkte, Meer-He-Punkte,

Untere Meer-He-Punkte, Alarm-Mu-Punkte, Rücken-Shu-Punkte, Meisterpunkte der 8 Gewebe, Punkte der 8EM, ..)

• Behandlung von Durchgangs-Luo-Punkten (bluten lassen!)

3 Tendino-muskuläre Meridiane – Jing Jin – 经筋 (inklusive Cutane Regionen – Pi Bu – 皮部)

3.1 TMM – Jing Jin in den Klassikern

• Ling Shu Kapitel 13, • Jia Yi Jing, Buch 2, Kap. 6 • Der Begriff Ashi wurde erstmals von Sun Miao in seinem Buch „Prescriptions Worth a

Thousand Gold of Emergencies“ gebraucht

3.2 Allgemeine Charakteristik

• Ernähren Muskeln, Sehnen und Haut • Ermöglichen das Strecken und Beugen der Gelenke • Umfassen breite Areale im Gegensatz zu den eng begrenzten Hauptmeridianen • Enthalten Muskelketten, welche dem Meridianverlauf folgen. • Beginnen am Brunnen-Jing-Punkt • Enden am Kopf oder am Rumpf • Sind Orte der Ashi-Punkte, entsprechend myofaszialen Triggerpunkten • Enthalten Wei Qi • Sind nicht für den Qi und Blut-Transport zuständig • Lassen sich nicht am Puls beurteilen • Zirkulieren an der Peripherie, oberflächlich • Penetrieren nicht in die Zang Fu • Sind mit den Hauptmeridianen verbunden • verlaufen in etwa entlang der Hauptleitbahn mit dem gleichen Namen • Yang-Aspekt in Bezug auf die Hauptmeridiane • können Probleme der Hauptleitbahn reflektieren • beeinträchtigt durch traumatische Verletzungen oder pathogene Faktoren. • keine spezifischen Akupunkturpunkte

3.3 Zwölf kutane Regionen

• Sind der äusserste Aspekt der tendinomuskulären Meridiane • Keine eigentlichen Meridiane, sondern Hautregionen • Eintrittspforte der pathogenen Faktoren in das Leitbahn-Jingluo-System

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3.4 Verlauf / Areale

Der Verlauf der einzelnen tendinomuskulären Meridiane wird unter den Kapiteln der Hauptleitbahnen beschrieben.

3.4.1 Die drei Bein-Yang Meridiane

Vereinigungspunkte, Reunionszone: Die Vereinigungspunkte spielen eine grosse Rolle bei der Ausbreitung einer Störung und werden angewandt, wenn der pathogene Faktor sich von einem TMM auf einen anderen TMM ausdehnt. Die 3 Yang-TMM des Beines vereinigen sich bei der Backe in der Gegend ST3 oder SI18.

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3.4.2 Die drei Bein-Yin Meridiane

Vereinigungspunkte, Reunionszone: Die 3 Yin-TMM des Beines vereinigen sich bei CV3

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3.4.3 Die drei Arm-Yang Meridiane

Vereinigungspunkte, Reunionszone: Die 3 Yang-TMM des Armes vereinigen sich am Kopf bei GB13 oder ST8

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3.4.4 Die drei Arm-Yin Meridiane

Vereinigungspunkte, Reunionszone: Die 3 Yin-TMM des Armes vereinigen sich bei GB22 oder CV17

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3.5 Symptome und Indikationen

3.5.1 Allgemein

Dermatosen, Ekzeme, Warzen, Urtikaria, Muskuläre Probleme, Trauma, Neuralgien, Herpes zoster, Ischialgie, irgendwelche oberflächliche Schmerzen

3.5.2 Fülle

• Spasmen, Kontraktionen • Schmerzen, Entzündungen, • Empfindlich auf leichten Druck

3.5.3 Leere

• Stumpfe Schmerzen • Verminderter Hauttonus • Oberflächlicher Kälteschmerz auf tiefen Druck (Moxa ist angezeigt!)

3.6 Vereinigungspunkte

Die Vereinigungspunkte spielen eine grosse Rolle bei der Ausbreitung einer Störung und werden angewandt, wenn der pathogene Faktor sich von einem TMM auf einen anderen TMM ausdehnt.

• Die 3 Yang-TMM des Beines vereinigen sich bei der Backe in der Gegend ST3 oder SI18 • Die 3 Yang-TMM des Armes vereinigen sich am Kopf bei GB13 • Die 3 Yin-TMM des Beines vereinigen sich bei CV3 • Die 3 Yin-TMM des Armes vereinigen sich bei GB22

3.7 Behandlungsstrategien

• Behandlung der betroffenen Region • Ashi-Punkte sind Hauptpunkte • Behandlung von Einschnürungspunkten (in Gelenkbereichen) • Die Vereinigungspunkte spielen eine grosse Rolle bei der Ausbreitung einer Störung und

werden angewandt, wenn der pathogene Faktor sich von einem TMM auf einen anderen TMM ausdehnt.

• Zuerst Brunnen-Jing-Punkt, dann Vereinigungspunkt, dann Ashi-Punkte und zum Schluss Punkte des Hauptmeridians (Bach-Shu-Punkt, Fluss-Jing-Punkt, Tonisierungspunkt)

• Ausleitung von pathogenen Faktoren und Stützung des Weiqi • Behandlung über oberflächliche Akupressur / Nadelung, Umschläge, Schröpfen, Moxa,

Guasha, Pflaumenblütenhämmerchen

3.8 Konzepte zur Ausleitung von pathogenen Faktoren und Stützung des Wei Qi

Brunnen-Jing-Punkte auf der Gegenseite: • drücken und reiben bis Blut und Qi zur Region kommt, • eventuell Moxa, • dann nadeln, • klassischerweise hot needle.

4 Netzgefässe – Luo Mai – 络脉

4.1 Netzgefässe – Luo Mai – in den Klassikern

• Ling Shu, Kapitel 10, 17 • Su Wen, Kapitel 57 • Jia Yi Jing, Buch 2, Kapitel 1

4.2 Allgemeine Charakteristik

• Oberflächliche Verteilung über Extremitäten und Körper (oberflächlicher Hauptmeridiane und tiefer als TMM – Jing Jin)

• Keine direkte Verbindung zu den Zang Fu (mit Ausnahme des HT- und PC-Meridians!)

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• Jedes Netzgefäss hat einen Durchgangs-Luo-Punkt, der zum zugehörigen Hauptmeridian gehört.

• Jedes Gefäss hat seine spezifischen Symptome (siehe entsprechende Tabelle). • Dynamische Meridiane, die sich nach Bedarf bilden • Können äussere und innere pathogene Faktoren aufnehmen (klimatische Exzesse und

Emotionen) • Sie manifestieren sich bei Leerezuständen, wenn pathogene Faktoren in die Tiefe vordringen. • Die Methode des Blutenlassens wird oft angewandt.

4.3 15 Netzgefässe

Zwölf Abzweigungen von den Hauptmeridianen • Longitudinaler Verlauf (+/- entlang dem Hauptmeridian) • Transversaler Verlauf (Verbindung der Meridiane mit Innen-Aussen-(Yin-Yang)-Beziehung)

Drei zusätzliche Luo-Gefässe:

• Luo des Du Mai • Luo des Ren Mai • Da Luo der Milz

4.4 Verschiedene Ausprägungen

• Fu Luo: zur Oberfläche führende Verzweigungen • Xue Luo: sichtbare feine Blutgefässe auf der Körperoberfläche mit stagnierendem Blut

(Besenreiser, Sternnävi) • Sun Luo: in die tiefe führende Verzweigungen

4.5 Longitudinale und Transversale Luo-Gefässe

• Huang Di Nei Jing, Kap. 10 (2.Jh. v.Chr.): Behandlung von spezifischen Symptomen gemäss longitudinalen Luo-Gefässen

• Dou Hanqing (12.Jh): Anwendung der Durchgangs-Luo-Punkte gemäss transversalen Luo-Gefässen zur Behandlung der Yin-Yang gepaarten Meridiane

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4.5.1 Longitudinale Luo-Gefässe

Meridian Fülle-Pathologie Leere-Pathologie

LU Hitze Handgelenk und Handflächen Niessreiz, Gähnen, Polyurie und Urininkontinenz

HT Fülle und Druck in Brust und Zwerchfell Unfähigkeit zu Sprechen

PC HerzschmerzHalsstarre; Beschwerden/Unruhe in derHerzgegend

LI Zahnschmerzen, Taubheit Kälteempfindlichkeit der Zähne, Bi-Syndrom

SILockere Gelenke, schlaffe Sehnen im Ellbogenbereich

kleine warzenförmige Wucherungen

TESpasmen und Muskelkrämpfe im Ellbogenbereich

Muskelatonie im Ellbogenbereich

STGegenläufiges Qi. Blockade der Kehle, plötz-licher Stimmverlust. Manie oder Depression

Atonie derUnterschenkelmuskulatur

BLVerstopfte Nase, ev klare Sekrete, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen

klarer Nasenfluss, Nasenbluten

GB eiskalte Füsse und Beine (jue zheng: Inversion)Schwäche und Atonie der Beine(Stand- und Gangataxie)

SPGegenläufiges Qi nach unten, CholeraSchneidende Schmerzen im Abdomen

Trommelbauch

KIGegenläufiges Qi, Aerger, BeklemmungStuhl und Harnverhalten

Schmerzen im unteren Rückenbereich

LVGegenläufiges Qi: Schwellung der Hoden, häufige Erektionen

Juckreiz in den Genitalien

CV Schmerzen in der Haut des Abdomens Juckreiz der Abdominalhaut

GV Steifigkeit des Rückens Schweregefühl des Kopfes, Tremor des Kopfes

Grosses SP-Luo

Schmerzen ganzer Körper Schwäche der "Hundert Gelenke"

Longitudinale Luo Mai (entspringen vom Luo-Pt, beschrieben Nei Jing Kap. 10)

4.5.2 Transversale Luo-Gefässe

• Der Name wurde in Europa kreiert. • Behandeln Symptome des innen-aussen-(Yin-Yang)-gepaarten und des eigenen Meridians • Der Energiefluss geht vom Durchgangs-Luo-Punkt zum Ursprungs-Yuan-Punkt des gepaarten

Meridians. • Die Gastgeber-Gast-Regel wendet die Theorie der transversalen Luo-Gefässe an. • Häufig angewandt in moderner Praxis

4.5.3 Gast-Gastgeber-Regel

Kombination von: Ursprungs-Yuan-Qi-Punkt

• des hauptsächlich involvierten Meridians/Funktionskreises • oder des chronisch erkrankten Meridians/Funktionskreises • oder des leeren Meridians/Funktionskreises

Durchgangs-Luo-Punkt • des sekundär involvierten Meridians/Funktionskreises • des vollen Meridians

Fülle → Kontrakturen, Spasmus, Krämpfe, Hitzegefühl, Brennen, Schmerz auf Druck+

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Leere → Parese, Taubheit, Ameisenlaufen, Juckreiz, Hypästhesie, Kältegefühl, Frieren, Schmerz auf Druck -

4.6 15 Duchgangs-Luo-Punkte - Luo Xue

12 Duchgangs-Luo-Punkte der Hauptmeridiane (LU7, LI 6, ST40, SP4, HT5, SI7, BL58, KI4, PC6, TE5, GB37, LV5) 3 spezielle Duchgangs-Luo-Punkte:

• GV1: Luo des Du Mai: Versorgung mit Qi und Blut der Rückenregion • CV15: Luo des Ren Mai: Versorgung mit Qi und Blut der Brust- und Abdominalregion • SP21: Da (grosses) Luo der Milz: Versorgung mit Qi und Blut über dem seitlichen Rumpf

(die Klassiker nehmen ST18 als Da (grosses) Luo des Magens als 16. Punkt dazu)

4.7 Indikationen

• Verstauchungen • Akute, lokale Schwellungen • Muskelzerrungen, Prellungen • Varikosis • Krankheitsmuster von pathogenen Faktoren, insbesondere emotionale Leiden • Leiden entlang des Luo-Gefäss-Verlaufes • Spezifische Symptome gemäss Huang Di Nei Jing (siehe Tabelle)

4.8 Behandlungsmethoden

• Bluten lassen der Luo-Punkte oder von Punkten entlang des Gefässverlaufes • Oberflächliche Nadelung zur Ausleitung von pathogenen Faktoren • Mittlere oder tiefe Nadelung bei Behandlung der transversalen Luo, Gastgeber-Gast-

Behandlungen • Pflaumenblütenhammer • Gua Sha

4.9 Verlauf der Netzgefässe

• Manchmal wird mehr auf das longitudinale, manchmal mehr auf das transversale Luo Mai Bezug genommen.

• Meist verbindet sich das Luo-Gefäss zunächst mit dem innen-aussen-gekoppelten Meridian (transversales Luo Gefäss!) nachdem es sich beim Durchgangs-Luo-Punkt vom Hauptmeridian getrennt hat.

• Nachher folgt es in etwa dem Hauptmeridian (longitudinales Luo Gefäss!). • Die Symptome, die in Huang Di Nei Jing Kap. 10 beschrieben werden, können in der Regel

durch den Verlauf der longitudinalen Luo Mai erklärt werden. Vergleiche die Symptomatik in der obigen Tabelle „ Longitudinale Luo-Gefässe“ mit dem unten beschriebenen Verlauf der einzelnen Netzgefässe!

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4.9.1 Luo Mai des LU-Meridians

• Entspringt aus LU7 und zieht zum LI-Meridian.

• Ein anderer Zweig folgt dem LU-Meridian in die Handfläche und breitet sich im Thenar aus.

4.9.2 Luo Mai des LI-Meridians

• Startet von LI6 und verbindet mit LU-Meridian 3 cun über Handgelenksfalte.

• Ein anderer Zweig verläuft dem Hauptmeridian entlang und verteilt sich über die Zähne.

• Im Kieferbereich entspringt ein weiterer Ast, der zum Ohr zieht und sich mit den Meridianen GB, TE, SI und ST verbindet.

4.9.3 Luo Mai des ST-Meridians

• Startet bei ST40 und verbindet mit dem SP-Meridian.

• Ein Ast verläuft entlang des lateralen Aspektes der Beine über den Rumpf zum Kopf und verbindet sich mit den übrigen Yang-Meridianen.

• Ein Ast verbindet mit Kehlkopf und dem oberen Mund des Ösophagus.

4.9.4 Luo Mai des SP-Meridians

• Zweigt bei SP4 ab und trifft den ST-Meridian.

• Ein Ast verläuft aufwärts zum Abdomen und verbindet mit Magen und Därmen.

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4.9.5 Luo Mai des HT-Meridians

• Zweigt bei HT5 ab, • verbindet sich mit SI-Meridian

1 cun proximal der Handgelenksfalte.

• Circa 1 ½ cun über Handgelenksfalte folgt das Luo Gefäss wieder dem HT-Meridian und dringt ins Herz ein.

• Dann verläuft es zur Zungenwurzel und macht eine Verbindung zum Auge.

4.9.6 Luo Mai des SI-Meridians

• Ursprung bei SI7. • Verbindet sich mit dem HT-

Meridian 5 cun über der Handgelenksfalte.

• Ein anderer Ast verläuft aufwärts und verbindet sich mit LI15.

4.9.7 Luo Mai des BL-Meridians

• Entspringt bei BL58, 7 cun über dem Malleolus lateralis und verbindet mit dem KI-Meridian.

4.9.8 Luo Mai des KI-Meridians

• Ursprung bei KI4, kreuzt die Ferse und trifft auf BL-Meridian.

• Ein Ast folgt dem Hauptmeridian aufwärts bis zur Region unterhalb des Pericards und dringt durch den Körper zur LWS.

• Alternative Route: Entlang des KI-Hauptmeridians bis KI21 und dann äusserlich durch die Genitalien und die LWS.

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4.9.9 Luo Mai des PC-Meridians

• Beginnt bei PC6 und verbindet mit TE.

• 2 cun über der Handgelenksfalte verläuft es zwischen den 2 Sehnen entlang des Hauptmeridians zum Pericard und verbindet schliesslich mit dem Herz.

4.9.10 Luo Mai des TE-Meridians

• Entspringt aus TE5. • Verläuft am posterioren Aspekt von

Arm und Schulter und dringt in den Thorax ein, wo es mit dem PC-Meridian zusammenfliesst.

4.9.11 Luo Mai des GB-Meridians

• Beginnt bei GB37 und verbindet mit LV-Meridian.

• Verläuft dann abwärts und ergiesst sich über den Fussrücken.

4.9.12 Luo Mai des LV-Meridians

• Startet bei LV5 und verbindet mit GB-Meridian.

• Ein Ast steigt auf zu den Genitalien.

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4.9.13 Luo Mai des CV-Meridians

• Zweigt vom unteren Sternum vom CV ab.

• Verteilt sich von CV15 aus über das Abdomen.

4.9.14 Luo Mai des GV-Meridians

• Entspringt bei GV1 am Perineum und steigt auf beiden Seiten der Wirbelsäule hoch zum Nacken.

• Breitet sich über dem Kopf aus.

• In der Skapularegion verbindet es sich mit dem BL-Meridian und dringt in die Wirbelsäule ein.

4.9.15 Da Luo Mai des SP-Meridians

• Entspringt bei SP21 3 cun unterhalb der Axilla und breitet sich über den Brustkorb und das Hypogastrium aus.

• Sammelt das Blut des ganzen Körpers

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5 Nebenmeridiane – Zusammenfassung

• An der Oberfläche cutane Regionen • Dann tendomuskuläre Meridiane, ausgehend vom Jing-Brunnen-Punkt • Transversale Luo von Ursprungs-Yuan- zu Durchgangs-Luo-Punkt • Longitudinale Luo-Gefässe vom Durchgangs-Luo-Punkt nach proximal ziehend, zwischen

Haut und Hauptmeridian • Von den Meer-He und Unteren-Meer- He-Punkten (beziehungsweise Abzweigung von den

Hauptmeridianen an den Extremitäten in der Nähe der grossen Gelenke) in die Tiefe, zu den Zang Fu verlaufend

• Von den Zang Fu über divergente Meridiane zum Oberen Treffpunkt im Hals-Bereich (nur Yang-Meridiane, die Yin-Meridiane vereinigen sich mit dem Yang!)

Das Meridiansystem können wir in Analogie zur Elektrizitätsversorgung, beispielsweise eines Landes, verstehen. Ein Staatswesen braucht für reibungsloses Funktionieren elektrische Energie, Strom (unter anderem!). Genauso benötigt der Mensch Energie, Qi und Xue. Die Hauptleitbahnen entsprechen den Hochspannungsleitungen. Die Nebenmeridiane entsprechen einerseits den Kraftwerken (8 EM, Yuan-Aspekt der Jing Bie) und andererseits der Verteilung des Stromes zu den Endverbrauchern (Qi- und Xue-Versorgung durch die Luo Mai, die TMM und den Wei-Aspekt der Jing Bie). Die Systeme der Nebenmeridiane ermöglichen spezifische Behandlungsstrategien, da jedes System seine eigenen Aufgaben zu erfüllen hat. Die 8 EM stellen die Verbindung zu den tiefsten Aspekten des Lebens her. Sie verbinden uns mit unseren Vorfahren und letztlich mit dem Beginn des Lebens. Auf der anderen Seite des Spektrums stehen die Funktionen der Jing Jin, der TMM. Sie erfüllen ihre Aufgabe vor allem an der Oberfläche. Sie sind insbesondere verantwortlich für das reibungslose Funktionieren des Bewegungsapparates.

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Die Jing Bie verbinden die Oberfläche, die Wei-Ebene, und die Tiefe, die Yuan-Ebene. Sie sind vor allem besorgt, dass pathogene Faktoren nicht unsere Organe befallen können. Die Luo Mai sind für die Verteilung von Qi und vor allem Xue zuständig. In diesem Sinne haben sie viele Aspekte gemeinsam mit den anderen Nebenmeridianen. Eine ihrer spezifischen Aufgaben ist jedoch der Umgang, die Verarbeitung der Gefühle, Emotionen. Zu unserer Abwehrenergie, dem Wei Qi haben alle Nebenmeridiane ihre spezifische Beziehung.Von den 8 EM ist der Du Mai zuständig für die Zirkulation des Wei Qi. Im Gebiet der TMM ist das Wei Qi hauptsächlich lokalisiert, hier findet die erste Auseinandersetzung mit den pathogenen Faktoren statt. Über die Luo Mai dringen äussere (klimatische Exzesse) und innere (Emotionen) pathogene Faktoren in die Tiefe. Die Aufgabe der Sondermeridiane ist es, diese pathogenen Faktoren von den Organen, vom Zentrum (Herz) fernzuhalten, diese allenfalls latent zu beherbergen und bei genügend Reserven wieder auszuleiten.