Neil Roughley (WS 2006/07) - uni-muenster.de · G.E. Moore, Principia Ethica (1903) „X ist gut“...
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Einführung in die Ethik
Neil Roughley(WS 2006/07)
Metaethische Grundpositionen
ExpressivismusNonkognitivismusIrrealismus
DeskriptivismusKognitivismusRealismus
semantischepistemischmetaphysisch
G.E. Moore, Principia Ethica (1903)
„X ist gut“schreibt X die nicht-natürliche Eigenschaft des Gutseins zu
IntuitionismusGutsein: nicht-natürliche Eigenschaft
DeskriptivismusKognitivismusRealismus
semantischepistemischmetaphysisch
„Argument der offenen Frage“gegen naturalistische Definitionen von „gut“
Jede Eigenschaft, mit der „gut“ definiert wird (z.B. lustvoll zu sein), lässt „offen“, ob diese Eigenschaft selber wiederum gut ist.D.h. es bleibt denkbar, dass etwas lustvoll sein könnte und zugleich nicht gut.Anders ausgedrückt:„Diese Erfahrung war gut, aber überhaupt nicht lustvoll“ kann man gut verstehen.Wenn aber „lustvoll“ und „gut“ identisch wären, müsste der Satz so viel heißen wie: „Diese Erfahrung war lustvoll, aber überhaupt nicht lustvoll“, - offensichtlich widersprüchlich
Probleme mit Moore
Prakt. Charakter moralischer Urteile: Internalismus
Gibt es das Vermögen?Kriterienlosigkeit
Was soll eine nicht-natürliche Eigenschaft sein?
„X ist gut“schreibt X die nicht-natürliche Eigenschaft des Gutseins zu
IntuitionismusGutsein: nicht-natürliche Eigenschaft
semantischepistemischmetaphysisch
Internalismus*
Ein moralisches Urteil motiviert notwendigerweise (wenn vielleicht nur schwach) den Urteilenden zum Handeln
* Einstiegsformulierung
Humesche Motivationstheorie Motivation zum Handeln erfordert:
• einen Wunsch+ (in der Regel)
• eine Überzeugungz.B. der Wunsch, keine Zahnschmerzen zu erleiden+ die Überzeugung, dass ich Zahnschmerzen nur durch regelmäßige Zahnarztbesuche vermeiden kann=> Motivation, regelmäßig zum Zahnarzt zu gehen
Humesche Motivationstheorie
1) Wunsch liefert den Antrieb2) Überzeugung liefert die Orientierung> verursachen zusammen die Handlung
Wünsche ohne Überzeugungen sind blind;Überzeugungen ohne Wünsche wirkungslos
„Argument(e) von der Absonderlichkeit“(Mackie)
• Epistemisch: Die Erkenntnis von Werten erforderte ein sehr merkwürdiges – sonst unbekanntes – Vermögen
• Metaphysisch: Werte müssten merkwürdige Entitäten sein, die die sonst unbekannte Eigenschaft besitzen, zu ihrer eigenen Realisierung zu motivieren
Einführung in die Ethik 5:
Metaethik 4Error Theory und Sanktionismus
J.L. Mackie: EthicsInventing Right and Wrong (1977)
Werte existieren nicht
Irrealismus
metaphysisch
J.L. Mackie: EthicsInventing Right and Wrong (1977)
„X ist gut“ gibt vor, einem Objekt eine Eigenschaft zuzuschreiben
Werte existieren nicht
DeskriptivismusIrrealismus
semantischmetaphysisch
„Error theory“
Irrealismus+Deskriptivismus=Fehlertheorie des moralischen Denkens=> systematische Falschheit aller
moralischen Sprachverwendung:notwendig falsche Behauptungen
Zur Fehlertheorie
(+)entstammt einer kompromisslosen Forderung nach Verständlichkeit unserer Praxis und unseres Redens(-)lässt es wiederum schwer verständlich erscheinen, wie die Mehrheit der Menschheit einer Illusion so viel Bedeutung beimisst
Zweideutigkeit in Rede von „Kognitivismus/Nonkognitivismus“Ist unser mentales Verhältnis zu moralischen
Werten/Normen ein kognitives?
Ja Nein
moralischerKognitivismus
moralischerNonkognitivismus
(1) d.h. handelt es sich dabei (z.T.) um Wissen?
Zweideutigkeit in Rede von „Kognitivismus/Nonkognitivismus“Ist unser mentales Verhältnis zu moralischen
Werten/Normen ein kognitives?
Ja Nein
moralischerKognitivismus
moralischerNonkognitivismus
(2) d.h. „zielt“ die Einstellung dabei auf Wissen?
Passensrichtungen („directions of fit“) mentaler Einstellungen
Geist-zu-WeltÜberzeugungen:
• „zielen darauf“, dass ihr Inhalt der Welt angepasst wird
• Internes Ziel: Wahrheit
• Ausdruck: „Es ist der Fall, dass p“: assertorischeEinstellungen
Welt-zu-GeistWünsche, Absichten:
• „zielen darauf“, dass die Welt ihrem Inhalt angepasst wird
• Internes Ziel: Erfüllung
• Ausdruck: „Es möge der Fall sein, dass p“: optativischeEinstellungen
Passensrichtungen nach G.E.M. Anscombe, Intention (1957)
• Wort-zu-Welt:• Liste des Detektivs:• soll den Gang des
Einkaufs wiedergeben• Bei fehlender
Übereinstimmung stimmt etwas an der Liste nicht
• Welt-zu-Wort:• Liste des Einkäufers • soll den Einkauf
anleiten• Bei fehlender
Übereinstimmung stimmt etwas am Einkauf nicht
J.L. Mackie: EthicsInventing Right and Wrong (1977)
„X ist gut“ gibt vor, einem Objekt eine Eigenschaft zuzuschreiben
Moralische Urteile zielen - ohne Erfolg -auf Wissen
Werte existieren nicht
DeskriptivismusKognitivismus 2 [Non-Kognitivismus 1]
Irrealismus
semantischepistemischmetaphysisch
Reduktionismus• Reduktion:
Übersetzung eines kontroversen Ausdrucks durch unkontroverse Ausdrücke
z.B. Übersetzung von Sätzen über Wärme in Sätze über kinetische Energie bewegter Teilchen
• Reduktion moralischer Ausdrücke:Ihre Übersetzung mittels Ausdrücke, deren Verwendung nicht dem Einwand der Absonderlichkeit ausgesetzt ist
E. Tugendhat/P. Stemmer
Moralische Normen: Sanktions-dispositionen
Reduktionismus
metaphysisch
Kandidaten für „moralische Sanktionen“
Interne Sanktionen (Tugendhat)- Scham, Schuld, „Gewissensbisse“Externe Sanktionen (Stemmer)- Zeigen von Zorn- Herumerzählen- Ausstoßen aus der Gemeinschaft:- sozialer Druck
Gründe für den Sanktionismus(1)Unproblematische Antwort auf die
metaphysische/ontologische Frage:- Externer Sanktionismus: Vgl. Moral/Recht- Kategorischer Charakter moralischer
Normen
Hypothetische/kategorische Normen
1) Hypothetische NormenKommen nur dann zur Anwendung, wenn jemand eine relevante volitive Bedingung erfüllt
z.B. „Wenn Du gesund bleiben willst, solltest Du regelmäßig Sport treiben“
2) Kategorische NormenAnzuwenden unabhängig davon, was für kontingente Dinge ihre Adressaten wünschen
z.B. „Du musst Dein Versprechen einhalten“
Gründe für den Sanktionismus(1)Unproblematische Antwort auf die
metaphysische/ontologische Frage:- Externer Sanktionismus: Vgl. Moral/Recht- Kategorischer Charakter moralischer
Normen: <= Wunsch, der mit Inhalt der Norm nichts zu tun hat: Wunsch, Sanktion nicht zu erleiden
E. Tugendhat/P. Stemmer
Sanktions-handlungen sind beobachtbar, Wissen um Normen induktiv erwerbbar
Moralische Normen: Sanktions-dispositionen
KognitivismusReduktionismus
epistemischmetaphysisch
E. Tugendhat/P. Stemmer
„Du musst h“ = „Wenn Du nicht h tust, wirst Du eine Sanktion erfahren“
Sanktions-handlungen sind beobachtbar, Wissen um Normen induktiv erwerbbar
Moralische Normen: Sanktions-dispositionen
DeskriptivismusKognitivismusReduktionismus
semantischepistemischmetaphysisch
Gründe für den Sanktionismus(2)Nachvollziehbare Antwort auf semantische
Frage:- Anankastische Redeweise – das moralische
„Müssen“ – als konditionales Müssen - Konditionale Aussagen bereiten keine
besonderen Verständnisprobleme(3)Erklärung der Motivation normkonformen
Handelns
Probleme mit dem Sanktionismus
1) Vermischt:- Gegebensein einer Norm- Normdurchsetzung
2) Keine wörtliche Notwendigkeit („Müssen“):- möglich, Sanktionen zu entgehen;
Erfolg in Sanktionsvermeidung impliziert nicht Fehlen der Norm
- möglich, Sanktionen in Kauf zu nehmen3) Moralische Urteile sind verständlich, auch wenn
wir wissen, dass der Verurteilte keine Sanktion erleiden wird
Sanktionismus: Literatur
• E. Tugendhat, Vorlesungen über Ethik, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1993, VL 2 & 3
• P. Stemmer, Handeln zugunsten anderer, Berlin: de Gruyter 2000, Kap. 4 & 5