Nepal Roadbook 2010

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Nepal Trekking Kultur und Religionen zwischen Lumbini und Annapurna

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16.3.2010: Ankommen in �epal ist wie Heimkommen. Zusam-mengezählt dürfte es – außer dem heimatlichen Flughafen – keinenFlughafen der Welt geben, an dem ich so oft angekommen bin. Ichkenne ihn auswendig, diesen Geruch von feuchtem Lehm, billigenDiesel, dem sanften Duft des hohen, silberbebüschelten Grases, derroten Betelnüsse, des dunklen Salholzes und des wenig appetitlichenDufts einer Flugzeugküche. Aber dennoch, diesmal ist es anders.Eine erschreckende Dunkelheit liegt über der Hauptstadt. Strom-sperre für 14 Stunden zur Nachtzeit. Die Landeshauptstadt im Dun-kel. Aber Nepal hat in den letzten Jahren schon viel erlebt und wirdauch diesen misslichen Abend überleben. Also wird positiv nachvorne gedacht. Der Wind weht sanft beim Aussteigen, der Weg hin-unter aufs Rollfeld - wo kann man noch zu Fuß übers Rollfeld lau-fen – und der hastige Spurt durch den langen Gang zum Visaschalterund zum Immigration-Office. Auch hier ein Deja-Vú per se, der Be-amte am Visaschalter sitzt hier doch mindestens schon 15 Jahre,mein erster Gedanke: Hat er immer noch nicht genügend Häuser vonall dem unterschlagenen Geld gebaut, seine Familie versorgt? Es isteine sichere Einkunftsquelle für Devisen…

Nach all dem üblichen Prozedere der Gang zum baggage claim. Es

ist Mitte März, eigentlich beste Reisezeit und wir sind hier bis auf einpaar verstreute Touristen alleine. Von wegen Trekkinggruppen imAnmarsch, eine Renaissance nach der langen Durstrecke maoisti-scher Terrorpräsenz, ein Wiederaufleben des klassischen Nepaltou-rismus. Vielleicht ist es der falsche Tag, der falsche Moment – aufalle Fälle ist es für mich der richtige Monat, und ich bin schon vielzu viele Jahre immer wieder in Nepal unterwegs, mehr als 33, undehrlich gesagt: so leer wie heute Abend, war der Flughafen auch zuZeiten der erdrückenden Präsenz der Maoisten nnur selten.

Schön, draußen am Parkplatz alte Freunde zu treffen. Es ist die alteund charmante Tradition der nepalischen Ehrerbietung, an den Fug-hafen zu kommen und erste Worte auszutauschen. Alles andere hatZeit, das können wir später erledigen, wenn wir irgendwann einmaldie nächsten Tage zusammensitzen. Aber jetzt ist wichtig, da zu sein.Mit meinen Freunden und Kunden, die mit mir gemeinsam Nepalauf eine neue und andere Weise entdecken wollen, fahre ich hinausaufs Land. Es ist spät abends, 22 Uhr, die Stadt liegt in erzwungenerDunkelstarre und die Fahrt durch das düstere Schwarz gen Lakhuriist für meine Gäste eher anstrengend. Die Auffahrt zum kleinen Res-sort ist unheimlich und abenteuerlich, 600 Höhenmeter auf unbefe-

stigter Piste, dann ein kurzer Fußmarsch von zehn Minuten und allesist anders, alles ist gut. Nach rund 20 Stunden Reisezeit sind wir an-gekommen und wir sind in Nepal, in Lakhuri, wir sind zuhause. DieMärchenlodge nimmt uns auf, wir trinken unser erstes Everestbier,die Müdigkeit kommt und wir schlafen. Hoch über Kathmandu undBakthapur, weit weg von der quälenden Dunkelheit, in einer Oaseder Ruhe und der Genügsamkeit. Luxus ist, hier oben zu sein. Weitweg von der Dunkelheit, weit weg von der erstarrten Suche nachLicht.

Mittwoch, 17.3.2010: Das alte �epal. Ein kurzer Spaziergang,knapp dreihundert Höhenmeter, einfach den Fußweg folgend zumnächsten Dorf. Lakhuri ist ein Tamangdorf, zehn, zwanzig Häuser,eine Schule, unterstützt von der Nepalhilfe Beilngries. Die alte Ta-mangfrau winkt uns an ihre Terrasse. „Es freut mich, dass ihr unshier besucht“. Einfacher und knapper kann man diese zwanzigmi-nütige Begegnung nicht zusammenfassen. Dieses Aufeinandertreffenwird an diesem Vormittag nur eines von mehreren sein. In derSchule, bei der Bäuerin, die uns die Changtaler zeigt, mit denen mandas Gebräu zum Gären bringt, in der Schreinerei und in der Dorf-kneipe. Es sind einfache rote Bauernhäuser mit einer schwarzen Ve-

randa. Alles ist blitzblank und sauber, eben wie auf einem Bauern-hof. Buddhistische Gebetsfahnen sind vom Dach gespannt und einehinduistische Brahmanenschnur mit Ringelblumen umspannt dasHaus. Der Schutz von zwei großen Religionen, hier scheint er nochzu greifen. Frauen mit den kupfernen Wasserkesseln gehen zumBrunnen und die Kinder spielen auf der glatt verstrichenen Lehm-veranda mit der Sichel zum Grasschneiden. Es ist das alte Nepal, dasländlich bäuerliche und vergessene Shangri La. Knapp eine gute Au-tostunde vom stinkenden und im Schmutz kollabierenden Kath-mandu entfernt. Es tut gut, zu wissen, dass noch nicht ganz Nepal inMüll und Armut erstickt ist. Am Nachmittag erkunden wir Patan,Lalitpur, die Stadt des schönen Lalit, wie es die Legende erzählt.Früher war Kathmandu und der Durbar Square mein Lieblingsplatz.Das hat sich schon lange geändert. „Es ist das schönste MuseumSüdasiens“, erzählt unser Freund Muga, und ich muss ihm zustim-men. Wer hier in Patan nicht im Museum war, der muss wieder-kommen. Mit Einbruch der Dämmerung sind wir an unserem Jeep in Lubu. Inhalsbrecherischer Fahrt geht es hinauf zur Lodge von Lakhuri. DieMannschaft wartet, unten im Tal leuchten heute die Lichter. Kath-mandu, die Hauptstadt hat Strom. Das ist nicht jeden Tag so.

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Donnerstag, 18.3.2010: Vishnus heiligster Tempel. Wiedersehenmit Changu Narayan. Es ist der Platz, den ich nicht missen möchte,der für mich zu der schönste Tempelbezirken von ganz Nepa zählt.Ich liebe die Stille und Beschaulichkeit dieses ältesten Vishnutem-pels, seine filigranen Steinarbeiten, die Vishnu in seinen dynami-schen Erscheinungsformen zeigen, die sanft geschwungeneZiegelstraße, die durch die Reihe der Newarhäuser zum Tempelbe-zirk führt, die rot-gelb beschmierten Suryasteine vor den Häusern, andenen der Morgenröte und der Sonne gedacht wird. Es passt einfachalles und wieder ist Ankommen wie Heimkommen.

Der Gang am Nachmittag durch Bhaktapur ist mir schon etwas zutouristisch. Obwohl Bhaktapur die ruhigste aller drei Königsstädteist, spürt man trotzdem schon die Unruhe der touristischen Umtriebe.Die Pagoden und Tempel am Durbar Square sind beeindruckend, derNyatapolatempel eine Besonderheit, aber so richtig Nepal wird erstwieder in einer kleinen Seitengasse in einem buddhistischen Wohn-gebäude lebendig. Später am Pfauenfenster kommt mir die hierimmer wieder aufkommende Frage in den Sinn: Warum nur ist die-ses Fenster so berühmt? Es gibt hunderte, tausende die schöner sind.Aber vielleicht liegt es ja an den längst verjährten Besuch des gro-ßen Oggersheimer. Es wird Zeit, dass ein anderer deutscher Politikersich einmal etwas in Nepal ansieht. Vielleicht das Dorf Lakhuri oderChangu Narayan.

Freitag 19.3.2010: Eine wahrhaft buddhistische Pilgerfahrt. Mitdem Auto nach Lumbini, zum Geburtsort Buddhas zu fahren, be-deutet Sitzfleisch und Nerven unter härtesten Bedingungen zu te-sten. Die Fahrt durch das verkehrstechnisch und ökologischkollabierende Kathmandutal wird zur Probe für Nerven und Atem-wege. Die kurvenreiche Fahrt bis Mugling und weiter bis Bhairavastellt alle Geduld auf die Probe. Die langsam ansteigende Hitzenimmt den Besuch der Vorhölle vorweg. Endlich, nach gut acht Stun-den Fahrt auf einem nepalischen „Highway“ sind wir angekommen.Im letzten Abendlicht, langsam wird es etwas kühler, spaziere ichzum Eingang des Buddhaparks. Ich freue mich schon auf morgen.

Samstag 20.3.2010: Der Geburtsort Buddhas. Die meisten Kom-mentare zu Lumbini, dem Geburtsort Buddhas, waren eher einsilbigund kurz. Lohnt sich nicht. Es ist doch erstaunlich, wie unterschied-lich Wahrnehmungen sein können. Der größte Fürsprecher, nichtnach Lumbini zu fahren, war gar nicht dort. Kein Wunder. Also warich zusammen mit meinen Begleitern früh morgens in Lumbini imBuddhapark unterwegs. Die Sonne hatte noch nicht ihren Weg durchden dicht grauen Terraimorgen gefunden und alles war irgendwienoch etwas farblos. Gemeinsam mit einer Schar Pilger aus den ver-schiedensten buddhistischen Ländern suchen wir unseren Weg zumPipalbaum, zum Maya Devi Tempel, zum legendären Bildnis, aufdem Buddha aus der Seite Mayas geboren wird, hängen unsere Ge-betsfahnen rund um den Pipalbaum und lauschen den morgendli-chen Gesängen eine Pilgergruppe aus Patan. Die Sonne kommt undmit ihr die Farben und der ganze Bezirk ist erfüllt von unwahr-scheinlichen Ruhe und Gelassenheit. Wen man seit gut 30 Jahrensich mit dem Thema Buddhismus beschäftigt, dann sind derartigePlätze schon Ehrfurcht gebietend. Und wunderschön. Im blühendenGarten des nahen Klosterbaus von Mustang sind wir hin und wegvon den üppig blühenden Bougainvilleabäumen. Schließlich setzenwir uns in unsere bereitstehenden Rikshas und fahren von Kloster-bau zu Klosterbau. Die gesamte buddhistische Welt ist hier mit mehroder weniger prachtvollen Bauten vertreten. Burma, Thailand, In-dien, Japan, China – der gesamte buddhistische Raum. Und nahezualles überthronend ein monumentaler Stupabau der Bundesrepublikmit einem kitschigen Buddhapark und einer im tibetischen Stil ge-haltenen buddhistischen „Walhalla“. Irgendwie nicht ganz passend –sowohl von der Größe als auch von der Konzeption. Auf der ande-ren Seite – schön, dass die Bundesrepublik auch einmal mit einem

derartig ungewöhnlichen Projekt vertreten ist. Allen, die meinen,Lumbini lohne nicht den Besuch, sei Recht gegeben, denn sie wärenfehl am Platz. Uns jedenfalls hat es sehr gut gefallen. Und ein paarTage später im Kali Gandakital schließt sich der Kreis von Lumbininach Mukhtinat, von Buddhas Geburtsort zur heiligen FlammeVishnus. Nach dem Mittagessen dann die Fahrt nach Pokhara. Na-türlich sind es nicht die versprochenen vier Stunden, sondern sechs.Dafür aber sind sie weitaus schöner und landschaftlich abwechs-lungsreicher als der Weg von Kathmandu ins Terrai. Und wenigerverkehrsreich und dreckig – einfach nur eine schöne Panoramafahrt.

Sonntag 21.3.2010: Entspannung am Begnassee. Pokharas Sea-side Boulevard mögen sich andere widmen, ich kann dem lauten Tru-bel und dem ewigen Gefeilsche um irgendwelche tibetischenSouvenirs wenig abgewinnen. Es ist nur eine kurze halbe StundeFahrt, bis man am stillen Begnassee angekommen ist. Wir mietenuns ein Boot, paddeln über den See, gehen angenehm und stilvollim Begnas Lake Ressort Mittagessen und machen anschließend einenette, kleine Wanderung über die Dörfer und Terrassenfelder. Undplötzlich sind wir wieder im alten, wunderschönen Nepal. Ohne Stra-ßen, ohne Dreck und ohne großes Touristenprogramm. Wir wandernvon Hof zu Hof, unterhalten uns mit den Frauen in ihren roten Sarisund genießen den Blick über den See. Am Abend sind wir wieder inder Fishtail Lodge. Obwohl es das älteste Komforthotel Pokharasist, ist es immer noch das gemütlichste. Die Überfahrt mit der Fähreist allein schon für sich den Besuch wert.Wie der Fährmann mit läs-sigem Schwung das Seil zu einer Spirale zusammenlegt, nett…

Montag 22.3.2010: Ankunft in Kagbeni. Der Abflug am frühenMorgen von Pokhara, er ist ein Schauspiel für sich. Ganze zwei Ker-zen erhellen das Flughafengebäude, die Stadt liegt wieder einmal imDunkeln. Man freut sich bei einem Sichtflug, wenn der Pilot etwassieht. Und so stoße ich einen kurzen Seufzer der Erleichterung aus,als wir die Wolkendecke durchbrechen und die ersten Bergspitzensichtbar werden. Rechts taucht der Macchapucchare, der heilige BergNepals, aus den Wolken auf und macht mit seinem Doppelgipfel sei-nem Namen Fischschwanz alle Ehre. Die Annapurna Süd rückt insBlickfeld, der Annapurnagrat, Annapurna I - und links steht als ge-waltiger Solitär der Dhaulagiri.

Unter uns taucht das mächtige Klostergebäuder von Marpha auf undschon sind wir in Jomosom gelandet. Gute zwanzig Minuten Flug-zeit, vollgepackt mit imposanten Himalayaeindrücken. Wenigerkomfortabel dann die Jeepfahrt nach Kagbeni. Gesegnet die Zeiten,in denen man noch gemütlich zu Fußunterwegs war. Aber inzwi-schen ist auch im Himalaya eine andere Zeit angebrochen, was nichtnur durch Internet und International Calls, sondern eben auch durchStraßen sich manifestiert. Umso gemütlicher dann die Ankunft inunserer Annapurna Lodge in Kagbeni. Wieder einmal heißt es hier

Changu Narayan - Lumbini

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Das alte Nepal

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Ankommen in Nepal ist wie Heimkommen. Lakpa war schon 1999mit mir in Tibet und so ist das Wiedersehen groß. Gebetsfahnenwehen über den Dächern, der Nilgiri strahlt noch glitzernd weiß undso langsam frischt der berühmte Mustangsturm auf. Die nachmit-tägliche Talwanderung wird zum Sturmböentest.

Dienstag 23.3.2010: Verbotenes Mustang. Der Zugang nach Mu-stang ist restriktiv abgeriegelt, es gibt keinen Eintritt ohne das meh-rere hundert Dollar teuere Permit. Nur ein kurzer Spaziergang vongut einer Stunde führt hinein in das sagenhafte Königreich. Über dasmäandernde Tal des Kali Gandaki führt der Weg hinauf in die kleineOrtschaft Tiri und hoch zum Ningmapakloster, das von einem be-rühmten Medizinlama betreut wird. Seine Tochter Lakpa, eine„anni“, eine Nonne, vertritt ihn. Der Vater ist in Kathmandu. Sie hat

in Bangalore gelebt, dort tibetische Medizin gelernt, und kommt inden Sommermonaten zurück nach Mustang. Mit Stolz zeigt sie unsdie väterliche Apotheke. Seltene Kräuter, obskure Fundstücke, einpaar Federn, Muskatnüsse und…und…und… Wir besichtigen denKlosterraum, bewundern die alten Figuren und unterhalkten uns ingebrochenem Englisch über tibetische Götterbilder. Phurbu, der Ri-tualdolch, wird als Beschützergottheit gleich zwei mal auf einerThangka dargestellt. Ein Hinweis auf die starken tantrischen Kräftedes Ortes. Ob wir Tee wollen, vielleicht auch etwas Tsampa? Sehrgerne! Und so sitzen wir zusammen in der winzigen Küche und er-zählen uns Geschichten zusammen mit Lakpa, der Anni von Tiri.

Mittwoch 24.3.2010: Ramas Geburtstag in Mukthinat. Der Pil-gerort Mukthinat ist der wichtigste hinduistische Pilgerplatz im ne-

palischen Himalaya. Seit unserer Ankunft ziehen endlose Karawan-nen von Hindupilgern aus Pokhara und Kathmandu gen Mukhtinat.Es ist Ram Naomi - der Geburtstag Rams, der sterblichen Inkarna-tion Vishuns. Die Frauen sind festlich gekleidet in leuchtendem Rot.In Kagbeni, am Zusammenfluss der beiden Flüsse, nehmen alle Pil-ger ein rituelles Bad. Jeder Hindu, dessen Eltern verstorben sind, un-ternimmt diese Zeremonie, um seinen Eltern dadurch Tribut zuzollen und Verdienste zu erwerben. Wir warten in der schier endlo-sen Menge auf unseren Jeep und rütteln eine Stunde später auf stau-biger Piste gen Mukthinat.

Unser erster Gang gilt der Heiligtum, Hunderte Pilger sind hier ver-sammelt, reihen sich ein zum rituellen Bad unter den 108 Wasser-speiern und warten geduldig auf den Eintritt im kleinen Tempel. Es

ist eine friedvolle und ausgelassene Stimmung, immer wieder ertöntdas melodiöse Namaste, die Begrüssung auf Nepali, verbunden mitden gefalteten Händen.Wir sind willkommen, herzlichst willkom-men und wir freuen uns, an solch einem feierlichen Tag hier zu sein.Es ist ein außergewöhnliches Moment religiöser Anteilnahme, ein-gebettet in einer gewaltigen Szenerie des Himalaya. Mächtig throntauf der anderen Talseite der gewaltige Dhaulagiri, gleichsam als Be-schützer und Wächter. Nach dem Besuch der heiligen Flamme imbuddhistischen Tempelchen wandern wir zurück nach Kagbeni zuunserer Lodge. Während all die anderen Pilger und Trekker den stau-bigen Weg entlang der Fahrpiste nehmen, wandern wir einsam, vor-bei an stolzen Mustangdörfern auf der anderen Talseite zu unsererLodge. Im Hintergrund sehen wir immer wieder den hohen ThorongLa, den höchsten Pass der Annapurnarunde.

Geheimnisvolles Mustang

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25.3.2010: Das Bönkloster von Lubra. Der Panoramaweg nachLubra ist ein kleines Juwel. Hoch auf dem Plateau über dem KaliGandaki mit bester Aussicht auf Tuckuche Peak und Dhaulagiri wan-dern wir gemächlich gen Lubra. Eine Ziegenherde kreuzt unserenWeg, positioniert sich postkartenhaft vor der Kulisse des Eisriesen.Nur der Abstieg wird etwas spannender, den der Weg über das Ge-röllfeld wird an einigen Stellen doch schmal und eng.

Lubra ist ein Bönkloster der weißen Bön, also ohne allzu große Zau-bermagie und dem gerne erwarteten Nimbus des archaisch-mysti-schen. Dafür sind seine Götterstatuen durchaus etwas Besonderes.Sie sind allesamt fast identisch mit ihren buddhistischen Gegenüberund selbst Buddha Shakyamuni hat seinen Platz gefunden. Verrußtund verdreckt ist doch zu erkennen, dass es sich hier um durchauskunstfertige Arbeiten handelt. Wieder einmal sind wir ganz alleine andiesem wunderbaren Ort und genießen es, in aller Ruhe und Be-schaulichkeit uns den Eindrücken widmen zu können. Das alte Nepal– es ist noch da – auch ohne Applecake und Internet. Der Rückwegwird zum erholsamen Spaziergang, auch wenn der aufkommendeMustangwind unseren Rückweg deutlich beschleunigt.

Freitag 26.3.2010: Ankunft in Kagbeni. Ein ganz normaler Reise-tag, nur dass wir auf der ruckeligen Pistre von Kagbeni nach Jomo-som und weiter nach Tasang Höllenqualen leiden. Ein Sapziergang

durchs Dorf und hoch zum Summit Hill und den ersten blühendenRhododendronbäumen bringt die Glieder wieder in Ordnung undsorgt für die notwendige Bewegung. Tasang ist die Komfortlodge ander Annapurnaregion, die nicht zu unserer Agentur Intrek gehört unddies ist deutlich spürbar. Die familiäre Atmosphäre, das gute Essen,die warme Herzlichkeit – all das, was wir an Kagbeni so geschätzthaben, wird jetzt noch einmal deutlicher und wertvoller. Aber auchTasang ist ein wunderbarer Ort, um den Himalaya zu genießen undzu erkunden. Am knisternden Kaminfeuer beenden wir den langenTag mit kühlem Everestbier.

Samstag 27.3.2010: Die heiligen Seen. Der Morgen beginnt Punktsechs Uhr mit einem fantastischen Schauspiel. Sonnenaufgang amDhaulagiri und das von der Aussichtskanzel schlechthin. Es fehlendie Worte und schon heute freue ich mich auf morgen früh. UnsereTagesaktivität besteht aus der Wanderung zu den beiden kleinenSeen, gespeist aus dem Dhaulagiri Eisfall, hoch über der Lodge. Esist eine kurze Halbtageswanderung von Tasang aus, knapp 200 Hö-henmeter rauf und runter, durch wilden Wacholder- und Föhrenwald.Am Ende erreichen wir die beiden malerisch gelegenen Seen undgenießen den Ausblick auf Nilgiri und Annapurna Süd. Ganz ver-steckt zeigt sich als kleiner Spitz die Annapurna, Was will man mehr,wenn dann noch am nächsten Morgen wieder bei wolkenlosem Him-mel die Sonne die Spitze des Dhaulagiri streift?

Sonntag 28.3.2010: Abschied von den Bergen. Um fünf Uhr mor-gens klingelt der Wecker. Mehrmals war ich in der Nacht aufge-wacht, hatte aus dem Fenster der Lodge in Tasang gen Dhaulagirigeblickt, der drohend wolkenverhangen war. Gegen vier Uhr mor-gens hatten sich die Wolken verzogen und ein sternklarer dunkel-blauer Himmels setzt den farblichen Kontrast zu den im Mondlichtschillernden, weißen Eisflanken. Kurz vor sechs beginnt das Schau-spiel. Hinter dem Nilgiri, dem blauen Berg, zeichnen sich die erstenSonnenstrahlen ab. Es dauert noch ein paar Minuten, dann treffendie ersten roten Sonnenstrahlen auf die Eisspitze des Dhaulagiri, desweißen Berges. Eingebunden zwischen dem blauen und dem wei-ßen Berg beobachten wir das Schauspiel. Im Sekundentakt sinktjetzt das erleuchtete Sonnenfeld auf der wuchtigen Spitze. Es dauertnur wenige Minuten, dann hat sie den Eisbruch, den vielleicht schön-sten im ganzen Nepal Himal, erreicht und zeichnet die meterhohenEistürme an der Abbruchkante als markanten Schatten. Für uns heißtes aber: ein letztes Foto noch, dann beginnt der Abschied von denBergen. Mit dem Jeep geht es von der Tasang Lodge nach Jomosomund weiter mit einem spektakulären Flug nach Pokhara.

Ein Wort vielleicht zur Lodge von Tasang. Es gibt wohl keinen spek-takuläreren Aussichtsplatz als die Lodge in Tasang. Hoch über demKali Gandaki Tal, an der einen Talseite erhebt sich der stolze Nil-giri, auf der anderen setzen Tuckuche Peak und Dhaulagiri mäch-tige Zeichen. Auch das Haus stimmt und trotzdem fehlt etwas. Es ist

die Freundlichkeit und die Wärme, die wir in Kagbeni so genossenhaben. Nicht alles muss perfekt sein bei solch einer Tour, vieles wirddurch die herzliche Freundlichkeit und Offenheit der Menschen wie-der wettgemacht. Tasang wird aber nicht direkt von Intrek, unseremPartner in Nepal, geführt, und das ist eben sehr deutlich spürbar. Miteinem Team von Intrek in Nepal unterwegs zu sein, bedeutet wiedereinmal: Ankommen in Nepal ist wie heimkommen. In Tasang kon-zentriert man sich inzwischen nahezu ganz auf japanische Gäste –auch was die Verpflegung betrifft. Die wohlschmeckende Küche derNepal Luxury Lodges von Intrek sucht man vergebens. Dass der Reisfür die japanischen Gäste in Tasang extra aus Japan eingeflogenwird, ist angesichts der ökologischen Bilanz eher ein weiterer Mi-nuspunkt. Uns wäre die einfache, ehrliche Küche von Koch und Ma-nager Lakpa aus Kagbeni lieber gewesen.

Verglichen mit dem Flug nach Lukla ist der Flug durch das Kali Gan-daki Tal eine atemraubende Sensation. Es ist definitiv gar nicht mög-lich, all die einmaligen Ausblicke in den knapp zwanzig Minutennur annähernd zu verarbeiten. Annapurna, Macchapucchare, Dhau-lagiri – es sind einfach wunderschöne Berge. Was aber an diesemheutigen Rückflug vielleicht am tiefsten in Erinnerung bleiben wird,ist der feuerrot blühende Urwald unter uns. Es ist Rhododendron-blüte und dieses Jahr scheint sie besonders intensiv zu sein. Wir hat-ten oberhalb von Tasang schon vereinzelt Rhododendronbäumeblühen sehen. Aber in dieser Intensität und verteilt auf solch große

Am Fußdes

Dhaulagiri

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Fläche ist es ein einzigartiges Schauspiel, das den Flug nach Pok-hara noch einmal um ein vielfaches aufwertet. Angekommen in dergemütlichen und luxuriösen Fishtaillodge kommt das Gesprächimmer wieder auf diesen Flug. Mein Fazit: Annapurna und Kali Gan-daki haben ein vielfaches mehr zu bieten, als viele meinen. Es ist in-tensiver, abwechslungsreicher und auch spannender als dieEverestregion. Wer nicht unbedingt den höchsten Berg der Welt Tri-but zollen will, sondern Kulturvielfalt und eine atemraubende Natursucht, der ist hier am richtigen Platz.

Montag 29.3.2010: Willkommen im Museum. Kathmandu kolla-biert und zwar auf allen Ebenen. Wer gedacht hätte, Umweltver-schmutzung kenne irgendwann eine Grenze, der wird in Kathmandueines besseren belehrt. Auch was den Verkehr anbelangt, setzt Kath-mandu einen leider negativen Höhepunkt. Wer heute Kathmandu be-suchen will und sich in einem der üblichen Reiseführer daraufvorbereitet, tut gut daran, sich auch mit der umweltpolitischen Si-tuation zu befassen. Ich glaube nicht, dass man davon sprechen kann,das Kathmandu noch eine Stadt ist, in der man sich längere Zeit auf-halten sollte.

Große Reiseveranstalter wie der DAV Summit Club sind schonlängst dazu übergegangen, ihre Gäste auswärts im Kathmandutal ein-zuquartieren, etwa in Godavari, im Berghotel Haatiban oder so wiewir es gewählt haben, in Lakhuri. Der Tagesbesuch in den Königs-städten ist sicherlich die bessere und gesündere Alternative. EineAusnahme idt sicher das Dwarika´s Village Resort Hotel nahe Pas-hupathinat. Auch wenn man hier immer noch mitten drinnen ist imTrubel, so eröffnet sich doch nach dem Betreten des Hotels einewahre Wunderwelt an Ruhe und Kultur. Das äußerst geschmackvoll

gestaltete Hotel ist ein demkmalschützerisches Lebenswerk. So hatder verstorbene Herr Shresta damit begonnen, die einzigartigen undwunderschön geschnitzten Holzfenster der Newarihäuser vor derprofanen Vernichtung zu retten, hat eine eigene Holzschnitzschuleaufgebaut und all die wertvollen Pretiosen gesammelt.Seine Tochter Sangitha Shresta hat diese Kunstwerke dann archi-tektonisch in ein Hotel umgebaut, dass keine Wünsche offen lässt.Und wann hat man schon einmal die Möglichkeit, in einem derartiggelungenen Museum zu wohnen und dies mit gediegenem und kom-fortablen Luxus zu kombinieren. Wir fühlen uns hier wohl. KeinWunder.

Dienstag.30.3.2010: Zwei gegensätzliche Welten. Dakshin Kali istder blutige Opfertempel, der Kali des Südens geweiht. Jeden Diens-tag und Samstag kommt es hier je nach Saison zu richtigen Blutor-gien und man sollte schon etwas sattelfest sein oder einen gutenSchluck Wiskhy für danach im Handgepäck haben, denn DakshinKali ist nichts für schwache Nerven. Aber der tantrische Schwer-punkt des nepalischen Hinduismus kommt hier voll zum Zuge undvermengt sich mit der archaischen Welt der 8 Muttergottheiten desKathmandutales. Für ein tieferes Verständnis der komplexen Ver-strickungen zwischen alten Glaubensvorstellungen, Hinduismus,Buddhismus und der speziellen Newari-Kultur und der Vermengungall dieser Komponenten ist Dakshin Kali eben en besonders gutesBeispiel.

Immerhin kann man sich ja nach den blutigen Opferungen der männ-lichen Tiere wie Hähne und Ziegen eine kleine Auszeit gönnen undwo wäre es besser als in Parping in Sheh Narayan und an dem Pad-masmabhavatempel. Im Fischteich schwimmen die fetten Welse nd

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Karpfen und gelten als Inkarnationen Vishnus als heilige Tiere, wei-ter oben neben dem Vishnutempel liegt die Padmasabhavahöhle undso ist dieser ruhige Ort wiederum eine klassisches Beispiel für dieenge Verbindung zwischen Hinduismus und Buddhismus in Nepal.Der besuch im Haatiban Ressort und in dem abgelegenen Nyng-mapa-Kloster Dudjom Nandrol Choeling offenbahrt, dass es nichtimmer im Kathmandutal so sein muss, das tibetische Kultur die ur-sprüngliche Nepal- und Newarkultur erdrückt. Der Unterschied zuden vielen protzigen Klöstern im Kathmandutal ist offensichtlich.Der Schwerpunkt liegt sicherlich mehr auf dem sich Zurückziehenals auf dem protzigen Repräsentieren.

Trotz alles Sympathie für den tibetischen Buddhismus ist für michdie Präsenz der zig Großklöster im Kathmandutal zu viel des Guten.Aber getragen von finanzkräftigen Spenden aus dem Ausland ist esden tibetischen Klöstern bvorbehalten, gutes und wertvolles Bau-land zu kaufen, riesige Klosterbauten zu errichten und so langsamdas kulturelle Bild des Kathmandutales zu verfälschen.

Kathmandu ist nicht Little Buddha sondern Newarkultur.

Dienstag.30.3.2010: Zwei gegensätzliche Welten. Dakshin Kali istder blutige Opfertempel, der Kali des Südens geweiht. Jeden Diens-tag und Samstag kommt es hier je nach Saison zu richtigen Blutor-gien und man sollte schon etwas sattelfest sein oder einen gutenSchluck Wiskhy für danach im Handgepäck haben, denn DakshinKali ist nichts für schwache Nerven. Aber der tantrische Schwer-punkt des nepalischen Hinduismus kommt hier voll zum Zuge undvermengt sich mit der archaischen Welt der acht Muttergottheitendes Kathmandutales. Für ein tieferes Verständnis der komplexen Ver-strickungen zwischen alten Glaubensvorstellungen, Hinduismus,Buddhismus und der speziellen Newari-Kultur und vor allem auchder Vermengung all dieser Komponenten ist Dakshin Kali eben enbesonders gutes Beispiel.

Immerhin kann man sich ja nach den blutigen Opferungen der männ-lichen Tiere wie Hähne und Ziegen eine kleine Auszeit gönnen undwo wäre es besser als in Parping in Sheh Narayan und an dem Pad-masmabhavatempel. Im Fischteich schwimmen die fetten Welse undKarpfen, sie gelten als Inkarnationen Vishnus als heilige Tiere. Wei-ter oben neben dem Vishnutempel liegt die Padmasabhavahöhle und

so ist dieser erholsame und ruhige Ort wiederum eine klassischesBeispiel für die enge Verbindung zwischen Hinduismus undBuddhismus in Nepal. Der Besuch im Haatiban Ressort und in demabgelegenen Nyngmapa-Kloster Dudjom Nandrol Choeling offen-bahrt, dass es nicht immer im Kathmandutal so sein muss, dass ti-betische Kultur die ursprüngliche Nepal- und Newarkultur erdrückt.Der Unterschied zu den vielen protzigen Klöstern im Kathmandutalist offensichtlich. Der Schwerpunkt liegt sicherlich mehr auf demsich Zurückziehen als auf dem protzigen Repräsentieren. Trotz allesSympathie für den tibetischen Buddhismus ist für mich die Präsenzder zig Großklöster im Kathmandutal zu viel des Guten. Aber ge-tragen von finanzkräftigen Spenden aus dem Ausland ist es den ti-betischen Klöstern vorbehalten, gutes und wertvolles Bauland zukaufen, riesige Klosterbauten zu errichten und so langsam das kul-turelle Bild des Kathmandutales zu verfälschen. Kathmandu ist abernicht „Little Buddha“ sondern eben Newarkultur.

Mittwoch 31.3.2010: Die Schätze Kathmandus. Wer heute sichauf einen Besuch in Kathmandu einstellt, sollte zuvor seine Lungegehörig mit reinem Sauerstoff aufpumpen. Um es klipp und klar zu

sagen: Besichtigungen, die länger als einen halben Tag andauern sindnicht nur anstrengend, sondern gelinde gesagt kaum ertragbar. Nach-dem man den Durbar Square wieder für den Verkehr, zumindest fürden Mopedverkehr, geöffnet hat, herrscht am schönsten Platz derWelt absolut nerviges Chaos. Vorbei die Zeiten, an denen man ge-mütlich über den Platz mit seinen Pagoden und Statuen schlendern,abends den Musikern lauschen und gedankenverloren auf der Shi-vapagode sitzen konnte, um dem Hin und Her der Fußgänger zu fol-gen. Heute dominiert lautes Gehupe und Gedränge den Platz und dieaktive Taubenfütterung mag vielleicht gutes Karma einbringen, derätzende Taubenkot jedoch setzt den einzigartigen Denkmälern zu.

Und trotzdem, der Besuch im Kumari Bahal der lebenden Göttin,die Garudastatue vor der Vishnupagode, Shiva und Parvati, wie siegleichsam als neugieriges Ehepaar aus dem Fenster gelehnt das Trei-ben auf dem Platz beobachten, der Spaziergang über die alte Tibet-straße gen Annapurnatempel mit den Glasperlenhändlern und denGewürzverkäufern, die alten Bekannten in den Läden und Geschäf-ten – Kathmandu ist immer noch ein lebendes Museum. Aber einhalber Tag genügt. Und so ist es mehr als ratsam, sich eine Zuflucht

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zu suchen. Am besten ein etwas ruhigeres Gartenlokal wie das De-chenling, in dem man verschnaufen und vielleicht sogar durch-schnaufen kann.

Vielleicht liegt es an der Jahreszeit, aber irgendwie stimmt es nach-denklich: Selbst im umtriebigen Bodhnat rund um die große Stupaist irgendwie Ruhe eingekehrt. Die sich selbst erklärenden Studien-reisegruppen sind anscheinend abgezogen, die verklärt blickendenÜbergangsbuddhisten haben sich eine andere Zuflucht gesucht undselbst die Zahl der tibetischen Pilger scheint weniger zu sein.Stimmt, es ist ein persönlicher Eindruck, aber jedem bleibt es natür-lich selbst überlassen, dies nachzuprüfen. Dabei bräuchte Nepaldiese Besucher so dringend, denn nur über einen funktionierendenTourismus kann auf Dauer dieses Weltkulturerbe geschützt werden.Der nepalischen Drecksmafia sind Kulturdenkmäler gleichgültig, beiihnen zählt nur der blanke und oftmals menschenverachtende Profit.Ein Blick in eine nepalische Parlamentsrunde im Fernsehen genügt,um festzustellen: „money makes the world go round…“ und „I don´tcare…“. Ausverkauf und Bereicherung pru, ganz ohne Skrupel.

Umso schöner und erfreulicher, dass uns Muga heute zu sich nachHause einlädt und mit uns gemeinsam einen Ausflug zum hoch überdem Kathmandutal thronenden Kopan-Kloster unternimmt. Muga –mehr bald an gleicher Stelle – ist ein Beispiel dafür, dass nicht allesin Nepal hoffnungslos und sinnlos ist. Über die Jahre hinweg hat erden „Aufstieg“ vom einfachen Bauernsohn zu einem der besten undkompetentesten Trekkingführer geschafft. Sein Lohn sind nicht nurzwei reizende Kinder und eine charmante und hübsche Frau, einstattliches Anwesen am Rande von Kathmandu und berufliche An-erkennung, sondern auch eine innere Ruhe und Zufriedenheit, ge-paart mit dem bescheidenen Stolz, etwas Besonderes geschafft zuhaben. Mugas Kenntnisse sprengen den üblichen Rahmen der Trek-

kingführer und vor allem sein übergreifendes Interesse an den un-terschiedlichen Kulturen und Traditionen Nepals machen ihn zueinem wertvollen Freund. Schön, mit ihm zusammen zu sitzen undzu diskutieren, ihn als Begleiter auf unserem langen Weg durch dasalte Nepal an unserer Seite gehabt zu haben.

Der letzte Abend in Nepal ist dem Ausklang gewidmet und wokönnte man dies entspannter und angenehmer vornehmen als im stil-vollen Dwarika´s. Auch wenn es an dieser Stelle schon einmal hochgelobt wurde, es ist eben ein kleines Paradies inmitten dieser hekti-schen und umtriebigen, so facettenreichen und gebeutelten Stadt.Und es ist auch wieder einmal ein Stückchen altes Nepal – die Fein-heit uns Kunstfertigkeit der Newarkultur, gepaart mit ansprechen-dem Komfort und einer allumfassenden Freundlichkeit

Donnerstag.1.4.2010: Abschied vom alten �epal. Noch einmal,vielleicht als kleines Schmuckstück und als Anregung, wieder einmalzurückzukommen, steht als ein besonderer Schlusspunkt Pashupa-thinat an. Der Tempelkomplex von Pashupathinat ist wahrscheinlichder krönende Abschluss für eine Reise, die sich vornehmlich mit Tra-ditionen und Kultur, Religion und Natur befasst, und die nicht nurBerge und Pässe in den Vordergrund rückt. Nepals Schatzkammerist zu reichhaltig, um nur auf Berge reduziert zu werden. Von Lum-bini nach Mukthinat, Nepal im Zeichen des Synkretismus. Pashupa-thinat ist hier ein absolutes Muss. So streifen wir noch einmal überden heiligen Ort und versuchen, tiefer einzutauchen in die mys-thisch-verklärte Welt von Shiva und Vishu. Und immer wieder er-gänzen sich die impressiven Bilder mit den Erinnerungen der letztenWochen. Das alte Nepal – es ist noch nicht gänzlich verschwunden.Nur kostet etwas mehr Aufmerksamkeit, es noch zu finden. Nepal istkein Land für „touch and go“ - es ist ein Land des Wiederkommens.Denn Ankommen in Nepal bedeutet Heimkommen.

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