Neue Erkenntnisse zur Eruptions- und ...3.1. Geographische Lage und Einbettung in die umgebende...
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Geographisches Institut
der
Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität
Bonn
Neue Erkenntnisse zur
Eruptions- und Landschaftsgeschichte
des Rodderbergs bei Bonn
Diplomarbeit
vorgelegt von
Henrik Blanchard
betreut durch
Prof. Dr. Ludwig Zöller
Bonn, im September 2002
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung 1
2. Forschungsgeschichte und Forschungsstand 3
2.1. Forschungsgeschichte 3
2.2. Zusammenfassung: Der Forschungsstand 8
3. Physische Geographie des Untersuchungsraums 9
3.1. Geographische Lage und Einbettung in die umgebende Landschaft 9
3.2. Klima 10
3.3. Böden 11
3.4. Geologie 12
3.5. Tektonik 16
3.6. Vulkanismus 19
3.7. Reliefgenese und Geomorphologie 24
4. Eruptions- und Landschaftsgeschichte des Rodderbergs 27
4.1. Geologie und Geomorphologie des Vulkangebäudes 27
4.2. Sedimentologie der Kraterfüllung 30
4.3. Geophysikalische Hinweise 31
4.4. Petrologische Hinweise 31
4.5. Geländebefunde 32
4.5.1. Kraterschüssel und Bohrung 32
4.5.2. Nordgrube 32
4.5.3. Nordkegel 39
4.5.4. Ostwall 43
4.5.5. Südgrube 45
4.5.6. Feldgrube 48
4.6. Zusammenfassung und Diskussion 53
5. Die Datierung des Rodderberg-Vulkanismus 63
5.1. Bisherige Datierungsansätze 63
5.2. Terrassenstratigraphische Einstufung der Eruptionsphasen 66
5.3. Lumineszenz-Datierung ausgesuchter Proben 71
5.3.1. Methodik und Theorie 71
5.3.2. Die Proben 73
5.3.3. Probenaufbereitung und Bestrahlung 74
5.3.4. Bestimmung der Äquivalenzdosis 76
5.3.5. Bestimmung der natürlichen Dosisleistung 82
5.3.6. Altersberechnung und Diskussion 86
6. Zusammenfassung und Ausblick 88
7. Literaturverzeichnis 90
8. Danksagung 97
9. Erklärung 99
10. Anhang 100
10.1. Topographie, Lage der Aufschlüsse, Profillinie und Ausbruchspunkte 100
10.2. Legende für die schematischen Profile in Kapitel 4 101
10.3. Lumineszenzdaten 101
10.3.1. Probe R4-D-1 TL 101
10.3.2. Probe R4-D-3 TL 103
10.3.3. Probe R1-D-1 IRSL 105
10.3.4. Probe R1-D-1 TL 107
10.3.5. Probe R2-D-1 TL 108
1
1. Einleitung
Die Idee zu dieser Arbeit entstand während einer gemeinsamen Geländebegehung des
„Bonner Hausvulkans“ mit Herrn Prof. Dr. Ludwig Zöller. Auf der geologischen Hinweistafel
am Rodderberg war zu lesen, dass der Vulkan „vor ca. 30.000 Jahren, während der letzten
Eiszeit“, augebrochen sei. Diese Aussage weckte unser Interesse daran, auf welche Art und
Weise die Eruption datiert worden war. Auch die interessante geomorphologische Form des
Vulkangebäudes, die in gewisser Hinsicht an ein Maar erinnert, forderte zu weiteren
Nachforschungen heraus. Die nachfogende Literaturrecherche ergab, dass zwar eine Fülle
von geowissenschaftlicher Literatur zum Thema „Rodderberg“ existiert, in den letzten 30
Jahren (!) aber keine neue Arbeit mehr dazugekommen war.
Abb.1 Rodderberg im Luftbild (ARCHIV DES GEOGRAPHISCHEN INSTITUTS BONN)
Die bis jetzt jüngste physisch-geographische Arbeit, die zugleich die Datierung des
Rodderbergs behandelt, wurde von BARTELS & HARD 1973 verfasst. Die Autoren kommen
darin zu einem ganz anderen Ergebnis als die Verfasser der geologischen Hinweistafel.
Ihren Untersuchungen zufolge wäre der Rodderberg schon in der drittletzten Kaltzeit
ausgebrochen, zumindest aber prä-eemzeitlich.
Die bislang umfangreichste Arbeit zur Geologie des Rodderbergs von RICHTER erschien
1942. Diese Arbeit enthält neben einer Fülle detaillierter Aufschlussbeschreibungen auch
eine großmaßstäbige (1:6000) geologische Karte des Rodderbergs. Vor allem die
2
Profilbeschreibungen, damals noch unter ungewöhnlich günstigen Aufschlussverhältnissen
entstanden, machen diese Arbeit als Grundlage für heutige Untersuchungen interessant.
Als Resumee der Literaturrecherche ergab sich, dass bis heute keine abgesicherte
Datierung des Rodderberg-Vulkanismus vorliegt. Ebenso gibt es zur Art des Vulkanismus
(Eruptionsstil) oder zur Eruptionsgeschichte bis jetzt keine grundlegenden Erkenntnisse.
Im Frühjahr 2000 wurde eine Forschungsbohrung, durchgeführt vom Geologischen
Landesamt NRW und beaufsichtigt von der Arbeitsgruppe Prof. Zöller der Universität Bonn,
im Zentrum des Vulkankessels niedergebracht. Das überraschende Ergebnis war, dass der
zentrale „Krater“ über 55 Meter tief mit Löss (bzw. lössähnlichen Sedimenten) gefüllt ist.
Diese Entdeckung war besonders auch im Hinblick auf den Eruptionsstil des Vulkans von
überragender Bedeutung.
Funde von ausgeheizten Xenolithen und die Entdeckung von präeruptiv abgelagertem Löss
in proximal gelegenen Tuffgruben brachten uns auf die Idee, eine Datierung des
Rodderberg-Vulkanismus mittels Thermolumineszenz (TL) zu versuchen. Weitere
Geländebegehungen, besonders im Zusammenhang mit der Suche nach geeigneten Proben
für die TL, ergaben in zunehmendem Maße Hinweise auf mehrere vulkanische Phasen und
Eruptionspunkte. Diese Feststellung forderte jetzt auch tephrostratigraphische
Untersuchungen und Kartierungen, da es mir wichtig erschien, den stratigraphischen Kontext
der Datierungen wenigstens grob abzuklären. Eine Datierung darf ja nicht nur eine „Zahl“
liefern. Mindestens genauso wichtig ist die Klärung der Frage nach dem Kontext: „Welches
Ereignis wird denn eigentlich datiert?“.
Daher ist die Lumineszenz-Datierung ausgesuchter Proben nur ein Teil dieser Arbeit.
Genauso wichtig ist es, den landschaftsgenetischen und damit auch
eruptionsgeschichtlichen Kontext herzustellen. Mit diesem Kontext werden die Datierungen
erst aussage- und kritikfähig.
Um eine „Datenbasis“ für die Arbeit zu schaffen, wurde zuerst eine Literaturrecherche
durchgeführt und den Ergebnissen ein eigenes Kapitel gewidmet.
3
2. Forschungsgeschichte und Forschungsstand
2.1. Forschungsgeschichte
Seit über 200 Jahren haben sich Forscher der unterschiedlichsten geowissenschaftlichen
Fachrichtungen dem Objekt „Rodderberg“ gewidmet. Dabei ist ein beachtliches Repertoire
an Beobachtungen und Erkenntnissen zusammengetragen worden. Um die Fülle an Daten
möglichst kurz und übersichtlich darzustellen, wurde eine tabellarische Auflistung gewählt.
Die folgende Aufstellung ist als „Datenbasis“ für weitere Untersuchungen gedacht. Alte
Aufschlussbeschreibungen sollen vor allem Lücken in der heutigen Aufschlusslage füllen. An
einigen Stellen wurden nomenklatorische Anpassungen oder Anmerkungen vorgenommen,
z.B. „Hochterrasse“ = mMT.
Abb.2 Schematisches Profil nach STEINMANN (1906)
Abb.3 Schematisches Profil nach POHL (1968)
4
Verfasser / Jahr Beobachtung / ErkenntnisNOSE 1789 • Landschaftselement Rodderberg ist vulkanischen Ursprungs
• erste Beschreibung eines distalen Tuffs, der dem Rodderberg zugeschrieben wird, SW von Mehlem („NOSE-Hügel“)
LYELL 1833 • Krater des Vulkans ist mit Löss aufgefüllt; Löss ist eine fluviatile Ablagerung
• Beschreibung einer Brunnenbohrung (1833) in Kratermitte: Löss reicht mindestens bis in eine Tiefe von 20 Metern
THOME 1835 • identifiziert Fächer an der Ostflanke des Vulkans als Lössschleier; klärt das Missverständnis auf, es handele sich dabei
um Lavaströme; hält Löss für fluviatil
• erste sehr detaillierte Beschreibung der unterschiedlichen vulkanischen Förderprodukte
v. DECHEN 1861 • vulkanische Tätigkeit war vor der Lössablagerung im Krater bereits beendet; eine „Lössbildungszeit“: Hochfluttheorie
• Beschreibung eines „ Bimssteintuffs“ in Bonn-Duisdorf, „umgelagert und älter diluvial“; keine Aussage über Herkunft
• Entdeckung einer schwarzen Tephra in einem Aufschluss zwischen Poppelsdorf und Ippendorf: Produkt des Rodderberg-
Vulkanismus
OVERZIER 1868 • Duisdorfer Tuff ist eine „pleistozäne Ablagerung“
POHLIG 1887 • sämtlicher Löss im Gebiet des Rodderbergs, auch in unterschiedlichen Niveaus, ist gleichzeitig abgelagert worden:
Hochfluttheorie
• Wechsellagerung von „altdiluvialem Plateauflusskies“ (Schotter der uHT) mit horizontal geschichtetenTuffbänken im Bereich des nördlichen Kraterrandes
• Beschreibung weicher, grauer Tuffe unter „höheren Terrassenschottern“ (mMT) an der Straße Mehlem-Bachem;
hebt ihre Eigentümlichkeit im Vergleich zu den übrigen Förderprodukten hervor, daher keine explizite Zuordnung zum
Rodderberg-Vulkanismus
• Ablagerung der Tephren nach Anschwemmung der HT-Kiese und vor „Lössbildungszeit“: Rodderberg ist
„mitteldiluvialen“ Alters
5
• Duisdorfer Tuff ist das Produkt eines lokalen Eruptionszentrums mit pliozänem Alter; gleichalt wie der graue Tuff an der
Straße Mehlem-Bachem
LASPEYRES 1901 • detaillierte geologische Karte des Siebengebirges, die auch den Rodderberg erfasst
• Kartierung zahlreicher distaler Pyroklastika im peripheren Bereich des Rodderbergs; Charakterisierung von NOSEs Tuff
SW von Mehlem als „Leucit-Nephelin-Basalttuff“
• genaue Beschreibung der Auswurfprodukte, besonders der Xenolithe; Stratigraphie und Lithologie der Tephren
• Einbettung von Lapilli zwischen liegenden und hangenden Lössen über den Sanden und Kiesen der„Hochterrasse“ (mMT) in Kiesgrube südlich Mehlem
• hält den Löss noch für die Ablagerung in einem aufgestauten Rheinbecken
STEINMANN 1906 • Konstruktion des ersten Längsprofils durch den Vulkan: Förderschlot liegt im zentralen Krater des Rodderbergs;
konzentrischer Tephrenwall ist das Produkt einer zentralen Eruption (Abb.2)
• unterscheidet älteren und jüngeren Löss; Vulkanismus gehört in den Beginn der Absatzzeit des jüngeren Lösses
• Löss ist äolischer Herkunft
JUNGBLUTH 1916 • vertikaler Versatz der Hauptterrasse von 20 Metern im Bereich des Rodderbergs; wird mit Vulkanismus in
Zusammenhang gebracht
WILCKENS 1927 • Rodderberg ist monogenetisch; Ausbruch hat nur „sehr kurz“ gedauert
• zentraler Krater ist Ausbruchspunkt des Vulkans; hat die Lockerprodukte des Schlackenwalls gefördert
• Analyse des Dykes in der Nordgrube: Leucitnephelinit
• Beschreibung der grundsätzlichen stratigraphischen Abfolge: liegende HT-Schotter – geschichtete Tuffe –hangende Schlacken
• parallelisiert NOSEs Tuff SW von Mehlem mit POHLIGs grauem Tuff an der Straße Mehlem-Bachem; verneint seine
Zugehörigkeit zum Rodderberg
6
• Duisdorfer Tuff ist das Produkt eines lokalen Eruptionszentrums und hat ein quartäres Alter
BRAUNS 1931 • „Missverhältnis“ zwischen geförderten Auswurfmassen und den Dimensionen des Kraters; stellt den zentralen
Krater als Hauptausbruchsstelle in Frage
• Nordzipfel des Kraters ist wesentliches Eruptionszentrum
• stellt den großen, zentralen Kessel zu den Maaren (ohne genetische / kausale Erklärung)
BURRE 1933/1939 • Tuff des NOSE-Hügels ist ein Produkt des Rodderbergs; vollkommene petrographische Verschiedenheit zum „normalen
Rodderbergtuff“ (basaltisch); hält eine Verschwemmung aufgrund erhöhten Sandgehaltes für möglich
• grauer Tuff unter „Hochterrassen“-Schottern (mMT) an der Straße Mehlem-Bachem gehört zu einer früheren,„altdiluvialen“ Phase des Rodderberg-Vulkanismus
• Rodderberg repräsentiert das „Maarstadium“ eines Vulkans (ohne genetische / kausale Erklärung)
RICHTER 1942 • detaillierte Aufnahme unzähliger Profile und Aufschlüsse, die heute größtenteils nicht mehr zugänglich sind; Erstellung
einer großmaßstäbigen geologischen Karte (1:6000)
• grundsätzliche Unterteilung der pyroklastischen Ablagerungen: „ältere Tuffe“ und „jüngere Schlacken undAschen (=Lapilli)“
• konkordente Auflagerung der grauen „älteren Tuffe“ auf Sande und Kiese der Hauptterrasse: Tuffe wurden zumEnde der Hauptterrassenzeit gefördert; gehören möglicherweise zu einer älteren Phase des Rodderberg-Vulkanismus
• stratigraphische Position der Lapilli über den Schottern der „Hochterrasse“ (mMT)
• Nordzipfel ist Hauptausbruchsstelle des Vulkans; großer Kessel ist lediglich ein Senkungsfeld, gibildet infolge
unterirdischen Massendefizits oder einer Zerrüttung des Grundgebirges
• vulkanische Durchschlagstrichter durch den Löss im Bereich des Nordzipfels
REMY 1960 • Aschen des Rodderbergs liegen unmittelbar unter einem Äquivalent des „Paudorf-Bodens“: Eruption hat daher im
7
Mittelwürm (vor ca. 30.000 J.) stattgefunden (nach der damaligen Einstufung des „Paudorf-Interstadials“)
POHL 1968 • Konstruktion eines schematischen Längsprofils durch das komplette Vulkangebäude (Abb.3)
AHORNER 1971 • Erdbeben vom 28.September 1971: Epizentrum lag unter dem Rodderberg
BARTELS & HARD
1973• basaltische Asche (in situ) unter zwei parautochthonen bis autochthonen fossilen Böden, in einem Aufschluss in
Bonn-Lengsdorf; Böden sind wahrscheinlich ehemalige interglaziale Parabraunerden
• Ausbruch des Rodderbergs hätte demnach wahrscheinlich in der drittletzten Kaltzeit stattgefunden, zumindestaber prä-eemzeitlich
• lehnen RICHTER’s Meinung einer möglicherweise mehrfachen Tätigkeit des Rodderbergs ab (ohne stichhaltige
Begründung)
FRECHEN 1973 • mineralogische Untersuchung: basaltische Asche von Bonn-Lengsdorf stammt vom Rodderberg
BRÜGGEMANN et
al. 1973• Modellierung einer gravimetrischen und magnetischen Anomalie unter der Lössschicht der Kratermulde: Störkörper mit
herabgesetzter Dichte (unter 2,2 g/cm3) und hoher Magnetisierung (ca. 450 γ)
HAMBACH 2001 • farbspektrometrische Untersuchungen am 55-Meter-Bohrkern aus der Zentralbohrung; Korrelation der
Sedimentationszyklen mit den GRIP-Eisbohrkernen: Endteufe hat ein Alter von 70-75 ka Mindestalter für denRodderberg-Vulkanismus
VIETEN 2001 • leucitnephelinitischer Chemismus des Rodderbergs passt am besten in die „Rieden“-Phase des Osteifel-Vulkanfeldes
(370-430 ka)
Anmerkungen: HT : Hauptterrasse des Rheins
uHT : untere Hauptterrasse
mMT : mittlere Mittelterrasse
Tab.1 Geowissenschaftliche Forschungsgeschichte zum Rodderberg
8
2.2. Zusammenfassung: Der Forschungsstand
An vielen Lokalitäten, proximal und auch distal zum Vulkan, wurden pyroklastische
Ablagerungen beobachtet und beschrieben. Zum Teil wurden dabei relativ distale
Ablagerungen dem Rodderberg zugeordnet, dagegen aber solche, die eher proximal liegen,
explizit als Bildungen des Rodderbergs ausgeschlossen. Die selben Ablagerungen wurden
von verschiedenen Autoren auch kontrovers interpretiert. Es hat mehrere
Datierungsversuche gegeben, die sich zumeist an den Tephren orientierten und ihre
stratigraphische Lage zum Terrassensystem des Rheins oder zu Löss-Paläoboden-
Sequenzen berücksichtigten. Zumindest was das Höchstalter des Vulkanismus angeht,
sprechen alle bisherigen Beobachtungen dafür, dass eine vulkanische Aktivität
höchstwahrscheinlich erst nach der Bildung der jüngeren Hauptterrasse eingesetzt hat.
Besonders aber die Datierung mit Hilfe der Lössstratigraphie, die potentiell sowohl mehrere
Eruptionsphasen auflösen als auch ein Mindestalter des Vulkanismus liefern könnte, ist
zwischen den Autoren widersprüchlich (REMY, BARTELS & HARD). Die neueste Datierung
von HAMBACH (2001) liefert ein Mindestalter von ca. 75 ka.
Die verschiedenen Tephren, die von den Autoren in der Peripherie des Rodderbergs
beschrieben wurden, unterscheiden sich sowohl durch ihre stratigraphische Position als auch
durch ihren stofflichen Aufbau teilweise deutlich voneinander. Einen konsequenten Versuch,
die bisher aufgefundenen Pyroklastika in eine möglichst schlüssige kausale, genetische und
zeitliche Kette einzuordnen und dabei auch die Möglichkeit eines mehrphasigen
Vulkanismus in Betracht zu ziehen, hat es bisher aber nicht gegeben. Einige Autoren ziehen
die Möglichkeit mehrerer, zeitlich voneinander getrennter Phasen des Vulkanismus aber
durchaus in Betracht (BURRE, RICHTER). Kontrovers wurde auch die Frage des
Eruptionszentrums bzw. der Eruptionszentren diskutiert. Einige Forscher sehen den Krater
als zentrales Eruptionszentrum des Vulkans an (STEINMANN, WILCKENS, POHL),
wohingegen andere dies ausdrücklich ablehnen und die Hauptausbruchstelle am Nordzipfel
des Kraterwalls vermuten (BRAUNS, RICHTER). Die Entstehung des wannenförmigen, in
die Landschaft eingesenkten Kessels konnte kausal bis jetzt nicht schlüssig erklärt werden,
und die Zuordnung eines „Maarstadiums“ zum Rodderberg stützte sich eher auf
morphologische Kriterien als auf genetische (BRAUNS, BURRE).
9
3. Physische Geographie des Untersuchungsraums
3.1. Geographische Lage und Einbettung in die umgebende Landschaft
Der quartäre Rodderberg-Vulkan befindet sich ca. 12 km südlich von Bonn und ist auf der
jüngeren Hauptterrasse, unmittelbar westlich des Rheins, in 147 bis 196 m ü.NN gelegen.
Die Gauss-Krüger-Koordinaten seines zentralen Punktes (Bohrung) betragen R = 2584,50
und H = 5612,80. Gegenüber des Rodderbergs, auf der anderen Rheinseite, liegen die
Ortschaften Bad Honnef und Königswinter und direkt unterhalb die Rheininseln Nonnenwerth
und Grafenwerth. Die unmittelbar nördlich und westlich benachbarten Ortschaften sind
Mehlem und Niederbachem. Während der Rhein, zu dessen Tal hin die Ostflanke des
Rodderbergs steil abfällt, eine natürliche Grenze im E des Berges darstellt, ist es der
Mehlemer Bach im W. Der Rheinspiegel in diesem Bereich liegt auf ca. 49 m ü.NN.
Abb.4 Topographische Situation von Rodderberg und Umgebung (TK25 / 5308)
10
Der quartäre Rodderberg ist von zahlreichen tertiären Vulkankegeln umgeben; am
prägnantesten sind die direkt auf der anderen Rheinseite gegenüberliegenden Vulkanruinen
des Siebengebirges, von denen besonders der vom Rhein steil aufragende Drachenfels ins
Auge fällt. Westlich des Rodderbergs, im Drachenfelser Ländchen, kommen noch
vereinzelte Basaltstiele in der Landschaft vor, insbesondere sind hier Wachtberg,
Dächelsberg und Höhenberg zu nennen. In nördlicher Richtung ist die Godesburg in nicht
allzu großer Entfernung zu sehen, ebenso wie der südlich benachbarte Rolandsbogen ein
tertiärer Basaltvulkan.
Naturräumlich gesehen liegt der Rodderberg im unmittelbaren Übergangsbereich vom
Rheinischen Schiefergebirge in die Niederrheinische Bucht. Das Rheintal hat auf seiner
Höhe schon den Charakter des engen Durchbruchstals, das ja typisch ist für den Verlauf des
Mittelrheins. Die trichterförmige Öffnung dieses Engtals in die Niederrheinische Bucht setzt
aber schon wenige Kilometer nördlich von hier ein; schon im Bereich der Mehlemer Aue
verbreitert sich das Tal sichtbar und auf der Höhe von Bad Godesberg hat es bereits eine
Breite von mehreren Kilometern.
3.2. Klima
Das Gebiet des Rodderbergs gehört zum Typ 2 der regionalen Klimaklassifikation von
BÖHM (1964). Das Klima ist geprägt durch feuchte atlantische Luftmassen, die mit der
Westwinddrift nach Mitteleuropa verfrachtet werden. Die vorherrschende Wetterlage ist von
Zyklonendurchgängen geprägt, die dauernde Luftdruckschwankungen und rasche
Wetterwechsel mit sich bringen. Stabile, mehr oder weniger stationäre Hochdrucklagen
kommen gelegentlich in den Winter- und Sommermonaten vor. Dann drehen die
vorherrschenden Westwinde meist auf östliche Richtungen.
Ein großer Teil der atlantischen Niederschlagsfronten regnet bereits im hohen Venn und in
der Eifel ab, so dass das Klima im Bonner Raum schon als relativ trocken bezeichnet werden
kann. Die Niederschläge sind verhältnismäßig gleich auf das Jahr verteilt, mit einem leichten
Maximum im Sommer. Das langjährige Mittel im Drachenfelser Ländchen liegt bei 700
mm/Jahr. Die Temperaturen weisen eine moderate jährliche Amplitude von ca. 14 K auf, mit
einer mittleren Temperatur von 2 °C im Januar und 16 °C im Juli. Sie sind somit als relativ
mild zu bezeichnen und bedingen eine verlängerte Vegetationsperiode. Der Beginn der
Apfelblüte kann im Raum Bonn meist vor dem 28. April festgestellt werden.
11
3.3. Böden
Die Böden im Untersuchungsraum haben sich überwiegend aus quartären Sedimenten
(Löss, Terrassenablagerungen, Auenbildungen) entwickelt. Hinzu kommen vulkanisch
gebildete Substrate, wie z.B. die weitausgedehnten tertiären Tuffe des Siebengebirges und
die quartären Pyroklastika des Rodderbergs. An vereinzelten Standorten stellen tonige
tertiäre Sedimente, vorwiegend des Oligozäns, das Ausgangsmaterial der Bodenbildung dar.
In den Hochlagen beiderseits des Rheins bilden Sand-, Schluff- und Tonsteine des
Unterdevons die Substrate, besonders wenn die Schotterkörper der Hauptterrasse hier
abgetragen worden sind.
Im Uferbereich des Rheins herrschen meist braune Auenböden oder Auengleye vor. Etwas
höher, im Bereich der Niederterrasse, ist der vorherrschende Bodentyp eine stellenweise
pseudovergleyte Parabraunerde, die sich aus Hochflutlehm gebildet hat. Teilweise sind im
Bereich der Niederterrasse auch Braunerden entwickelt. Auf den überwiegend
lössbedeckten Hängen kommen meist Pseudogleye vor; in stärker von der Erosion
betroffenen Hangbereichen finden sich auch Pararendzinen. Parabraunerde-Pseudogleye
und Stagnogleye schließlich sind für die Hochflächen charakteristisch, auf denen die
Hauptterrasse ansteht (Kottenforst). Auf devonischen Gesteinen sind meist Braunerden (z.T.
als Ranker), Pseudogley-Braunerden und Pseudogleye entwickelt. Auf den Vulkaniten des
Siebengebirges ist der häufigste Bodentyp eine Braunerde, die an Hängen auch als Ranker
ausgebildet ist.
Die Bodentypen am Rodderberg selbst entsprechen teilweise denen im Großraum Bonn
charakteristischen; in besonderen Lagen, z.B. auf dem Lapilliwall, haben sich jedoch ganz
eigene Böden entwickelt, die z.T. sogar einzigartig in der Region sind. In ringförmiger
Anordnung lassen sich vom Krater bis zum Wall vier verschiedene Bodentypen
unterscheiden: Im Kraterbereich sind Kolluvien, z.T. pseudovergleyt, aus umgelagertem
Lösslehm zu finden. Am Hangfuß sind Braunerden aus vulkanischem Material (Asche und
Lapilli) entwickelt. Die Bodenart ist sandiger bis stark sandiger Lehm. Hangaufwärts folgt
darauf eine Braunerde aus schluffigem Lehm, welche sich aus Fliesserden entwickelt hat
und stellenweise pseudovergleyt ist. Im oberen Hangbereich, besonders am südexponierten
Hang, hat sich eine Parabraunerde aus Löss (Bodenart: schluffiger Lehm) entwickelt.
Besonders im nördlichen Hangbereich sowie generell auf dem Rücken des Tephrenwalls,
sind die Braunerden, welche sich aus vulkanischem Lockermaterial entwickelt haben, nur
geringmächtig und besitzen eine geringe Wasserhaltekapazität. Auf diesen Standorten
haben sich die seltenen Trockenrasen entwickelt (BODENKARTE 1:50.000, BLATT L5208
12
BONN mit Erläuterungen). Im Bereich der Feldgrube wurde von KLEBER (2000, mündl.
Mitteilung) ein geringer Allophangehalt in den Böden festgestellt.
3.4. Geologie
Die Geologie der Umgebung des Rodderbergs geht aus Abb.5 hervor; ein geologisches
Blockbild des Rheinlandes zeigt Abb.6. Im Unterdevon hatte sich im Bereich des heutigen
Rheinischen Schiefergebirges der variszische Trog gebildet, der vom Devonmeer überflutet
wurde. Sedimentlieferant war der NW benachbarte Old-Red-Kontinent. Die Grenze zwischen
Meer und Kontinent mag etwa im Bereich von Aachen gelegen haben, der Kernraum des
Troges im Bereich von Mosel und Lahn. Da sich Absenkung und Sedimentation in etwa die
Waage hielten, blieb die Wassertiefe im NW des Troges (küstennaher Raum) stets gering. In
diesem Environment, das sich am besten mit dem eines Wattenmeeres vergleichen lässt,
wurde die tonig-schluffige und mit zahlreichen Sandsteinbänken durchsetzte Serie der
Siegener Normalfazies abgelagert. Im Untersuchungsraum stehen die Herdorf- und
Rauhflaser-Schichten der Siegener Normalfazies auf den erodierten Hochflächen
beiderseits des Rheins großflächig an. Ihre Mächtigkeit im Bonner Raum wird auf
mindestens 1500 Meter geschätzt.
Im Perm unterlag das variscische Gebirge unter zuerst semiaridem und später vollaridem
Klima der Abtragung und wurde allmählich zu einer reliefarmen Rumpffläche eingeebnet.
Das feuchtwarme Klima der Kreide-Zeit ließ unter der reliefarmen Landoberfläche eine
tiefgründige Verwitterungsrinde entstehen. Im Alttertiär setzte sich die tiefgründige
Verwitterung bei wenig verändertem Klima vorerst fort. Zur Wende Eozän / Oligozänüberzog das Vallendarer Flusssystem als erstes weitflächiges vorrheinisches Stromsystem
weite Teile des Schiefergebirges (SCHIRMER 1994).
Das Einbrechen der Niederrheinische Bucht im Oligozän ließ die Nordsee von NW her in ihr
Gebiet vordringen. In nördlichen Bereichen der Bucht herrschte nun marine, in den südlichen
dagegen fluviale und limnische Sedimentation. Die oligozänen Sedimentationsprozesse, die
sich durch häufiges Vordringen und Zurückweichen des Meeres auszeichnen, schufen die
Sande, Tone, z.T. auch Kiese und Kohlenflöze der Kölner Schichten. Da im Oligozän auch
der Siebengebirgsvulkanismus aktiv war, finden sich Einschaltungen von Trachyttuffen in
den Kölner Schichten. Terrestrische oligozäne Sedimente stehen vereinzelt an Hängen
westlich des Rodderbergs an.
13
Abb.5 Geologie von Rodderberg und Umgebung (GEOLOGISCHE KARTE 1:25000, BLATT 5309
KÖNIGSWINTER)
Legende:
,L,u holozäne Abschwemmmassen Mj jüngere Mittelterrasse (tR9)
qh holozäne Bachsedimente Mä ältere Mittelterrasse (tR8)
,Net Pyroklastika des Rodderbergs Hj jüngere Hauptterrasse (hier: tR6)
(„leucitnephelinitisch“) ,B oligo- / miozäne Alkalibasalte
,Ne Vulkanite des Rodderbergs ,Bt oligo- / miozäne Alkalibasalttuffe
,Lö Löss ,qTrt oberoligozäne Quarztrachyttuffe
Nj jüngere Niederterrasse (tR11) ol,s oberoligozäne Quarzsande
Nä ältere Niederterrasse (tR10) dsH Herdorf-Schichten (Siegenstufe)
14
Abb.6 Geologisches Blockbild des Rheinlandes (WURSTER 1992)
Das Einbrechen einer Grabenzone zwischen Niederrheinischer Bucht und Mainzer Becken
gestattete es der Nordsee, in zentrale Teile des Schiefergebirges einzudringen.
Möglicherweise bestand sogar kurzzeitig eine Meeresverbindung zwischen
Niederrheinischer Bucht und Mainzer Becken (ZÖLLER 1984). Es ist auch diese
15
Grabenzone, der später der Mittelrhein bei seinem Durchbruch durch das Schiefergebirge
folgen sollte (SCHIRMER 1994).
Im Miozän zog sich die Nordsee aus der Niederrheinischen Bucht zurück. Unter dem
Einfluss eines hohen Grundwasserstandes konnten sich in der Niederrheinischen Bucht nun
große Moore bilden, aus denen später die Braunkohlenflöze der Ville-Schichten
hervorgingen. In diesen finden sich auch Einschaltungen tonig-sandiger fluviatiler und
limnischer Sedimente; die Sedimentation blieb von nun an terrestrisch. Der Rheinische
Schild begann jetzt erstmalig, sich deutlich zu heben; dadurch setzte die Abtragung seiner
alttertiären Verwitterungsrinde ein. Im Untersuchungsraum sind die Plastosole von Ödingen
ein Beispiel für solche jungtertiären Umlagerungsprodukte. Die Sedimentation konzentrierte
sich von nun an auf die Niederrheinische Bucht.
Ab dem Miozän (ca. 15 Ma) ist bereits ein scharfer Anstieg des δ18O-Wertes in den marinen
Tiefseebohrkernen zu beobachten, und geologische Hinweise sprechen für eine stetige
Abkühlung der Nordhemisphäre seit dieser Zeit.
Für das Obermiozän verraten die Sedimente der Kieseloolithterrasse erstmalig einen
geschlossenen Verlauf des „Urrheins“ vom Oberrheingraben über das Schiefergebirge bis in
die Niederrheinische Bucht (SCHIRMER 1994). Dieser sogenannte „Kaiserstühler Rhein“
entwässert noch nicht den Alpenraum; er hat die Wasserscheide am Kaiserstuhl noch nicht
durchbrochen. Mosel und Lahn jedoch hat dieser Urrhein bereits angezapft. Die Hebung des
Rheinischen Schildes verstärkte sich im Pliozän. Dadurch schnitten sich seine Gewässer,
vor allem der Rhein, tief ins Grundgebirge ein. Der Rhein schaffte es, durch Tiefenerosion
mit der fortschreitenden Hebung des Gebirges schrittzuhalten. Auf der Wende Pliozän /Pleistozän überwindet der Rhein die Kaiserstuhl-Wasserscheide und wird zum „Aare-
Rhein“.
Während des Quartärs kommt es zu zyklischen Klimaschwankungen; Glaziale und
Interglaziale wechseln sich ab. Die dadurch bedingte schwankende Schotterführung und
Schleppkraft der Flüsse überlagert sich mit der kontinuierlichen Hebung des Gebirges; es
bildet sich das charakteristische System der Flussterrassen heraus. Im Untersuchungsraum
findet sich nahezu das gesamte Spektrum der Haupt-, Mittel- und Niederterrassen. Die
jüngere Hauptterrasse (tR5, BIBUS 1980) bildet die Hochfläche des Kottenforstes und
anderer bewaldeter Hochplateaus, deren ebene Ausprägung morphologisch besonders ins
Auge fällt. Die Kottenforst-Terrasse fällt von ca. 190 m ü.NN im S auf ca. 175 m ü.NN im
Zentrum des Staatsforstes ab, in Randspornen wie dem Hardtberg und dem Kreuzberg liegt
16
sie auf nur noch 155 m ü.NN. Der Rodderberg selbst ist vermutlich auf eine Unterstufe der
jüngeren Hauptterrasse aufgesetzt (tR6), deren heutige (+/- erodierte) Oberfläche auf ca. 175
m ü.NN liegt (BIBUS 1980).
Im Mittelrheingebiet liegen im steilsten Bereich des Tals die Mittelterrassen, da zur Zeit ihrer
Bildung die Hebung des Gebirges besonders stark war (SCHIRMER 1994, MEYER &
STETS 1998). Im Bereich des Rodderbergs steht die mittlere Mittelterrasse (tR8), in
vereinzelten inselartigen Vorkommen, auf ca. 110 m ü.NN an (BIBUS 1980); sie ist
morphologisch jedoch nicht sehr prägnant ausgebildet. Die Nomenklatur der Rheinterrassen
ist zwischen unterschiedlichen Quellen leider nicht immer konsistent. So wird die mittlere
Mittelterrasse (tR8) in der Geologischen Karte 1:25000, Blatt Königswinter, als ältere
Mittelterrasse (Mä) bezeichnet. Die untere Mittelterrasse (tR9) bildet im Untersuchungsraum
vereinzelt schmale Leisten am Fuß des Talhangs und steht dort in 70-75 m ü.NN an.
Unterhalb der Mittelterrassen schließen sich als breitere Bänder die Niederterrassen an. Die
ältere Niederterrasse (tR10), unterhalb des Rodderbergs noch als schmales Band ausgebildet,
wird im Verlauf der trichterförmigen Öffnung des Rheintals im Raum Bad Godesberg bereits
mehrere Kilometer breit; sie ist überwiegend von pleistozänem Hochflutlehm bedeckt. Die
jüngere Niederterrasse (tR11) schließlich ist im Bereich Godesberg nur ein relativ schmaler,
teilweise von holozänen Auelehmen überlagerter Streifen. Die äNT steht in ca. 60-65 und die
jNT in ca. 50-55 m ü.NN an.
Die periglaziale Frostverwitterung lässt Schuttdecken entstehen, an Hängen kommt es durch
solifluidale Prozesse zum Sedimenttransport (Fließerden). Aus den weitgehend
vegetationslosen Schotterfluren der kaltzeitlichen Terrassen wird Löss ausgeblasen und an
geeigneten Lokalitäten wieder abgelagert. Im Untersuchungsgebiet ist der Löss weit
verbreitet; ab dem Mittelterrassenniveau bedeckt er dort weite Teile der Hänge. Zur Geologie
des Untersuchungsraumes siehe auch die GEOLOGISCHE KARTE 1:25.000, BLATT 5309
KÖNIGSWINTER, mit Erläuterungen.
3.5. Tektonik
Die Kollision von Gondwana und Old-Red-Kontinent im Oberkarbon war maßgebliche
Ursache für die variszische Orogenese (STANLEY 1994). Diese Kollision mag die Serie von
Kompressionswellen ausgelöst haben, die in der variszischen Ära durch Paläoeuropa zogen.
Generell wanderte die Kompression im Verlauf der Gebirgsbildung von SE nach NW. Die
17
devonischen und unterkarbonischen Schichten des variszischen Trogs wurden gefaltet und
z.T. geschiefert. Es entstand der für das Rheinische Schiefergebirge typische Sattel- und
Muldenbau mit hauptsächlicher Nordvergenz der Falten und z.T. überkippter Lagerung.
Außerdem kam es zur Schuppenbildung innerhalb der Falten und zu zahlreichen
Überschiebungen. Im Profilschnitt der Geologischen Karte 1:25.000 / 5309 Königswinter ist
der Faltenbau des Schiefergebirges deutlich erkennbar. Erwähnenswert ist noch, dass das
variszische Gebirge nie ein echtes Hochgebirge war; die höchsten Erhebungen erreichten
vielleicht 2000 m ü.NN.
Abb.7 Tektonische Situation in Mitteleuropa seit dem Oligozän (ILLIES et al. 1981)
Die mehrphasige alpidische Orogenese bedingte bereits seit der Wende Kreide / Teriär ein
+/- nordwärts gerichtetes kompressives Stressfeld in Mitteleuropa, und etwa seit dem
18
späteren Oligozän hatte die Kompressionsachse die heutige Richtung eingenommen, also
SE-NW (SCHREIBER & ROTSCH 1998, ILLIES et al. 1981, ILLIES & BAUMANN 1982). Zur
tektonischen Situation Mitteleuropas siehe auch Abb.7. Der Oberrheingraben hatte eine
Phase aktiver Extensionstätigkeit vom Eozän bis zum Miozän, und wahrscheinlich setzt sich
das Riftsystem unter dem Rheinischen Schild bis in die Niederrheinische Bucht hinein fort
(ILLIES et al. 1981). Oberflächliche Grabenbildung wird im Rheinischen Schild vermutlich
durch die zähplastischen Eigenschaften des anstehenden Gesteins (Tonschiefer) inhibiert
(ILLIES & BAUMANN 1982). Vermutlich seit dem späteren Oligozän bewirkten Änderungen
im tektonischen Kräftefeld Mitteleuropas eine Rotation des nordöstlichen Blocks des
Rheinischen Schildes im Uhrzeigersinn (SCHREIBER & ROTSCH 1998). Es wird
angenommen, dass diese Blockrotation hauptverantwortlich ist für das V-förmige Einbrechen
der Niederrheinischen Bucht und das Absinken des Neuwieder Beckens. Die Hauptrichtung
der Krustendehnung im linksrheinischen Schild und in der Niederrheinischen Bucht beträgt
seitdem SW-NE. Die Bucht brach dabei an einem System von parallelen und vorzugsweise
SE-NW streichenden Abschiebungen ein, deren Aktivität z.T. auch heute noch nachweisbar
ist durch die räumliche Verteilung und die Herdtiefen gelegentlicher Erdbeben (AHORNER
1990). Unter ganz Mitteleuropa, und zwar in einem mehrere 100 km breiten und +/-
rheinparallelen Streifen, ist die Lithosphäre ausgedünnt, vermutlich auch eine Folge der
Zerrungstektonik (PANZA et al. 1980). Das tektonische Kräftefeld in Mitteleuropa ließ das
Rheinische Schiefergebirge also in Horste und Gräben zerbrechen, es kam zur Bildung eines
Bruchschollengebirges.
Diese Bruchschollentektonik erlebte dann ab dem Pliozän eine deutliche Reaktivierung. Die
Hebung des Rheinischen Schildes dauert auch im Quartär noch an, sie erfährt sogar zur
Mittelterrassenzeit zwischen ca. 500 und 200 ka vor heute ihre stärkste Phase (SCHIRMER
1994). Der rechtsrheinische Block rotiert weiter im Uhrzeigersinn, und die allgemeine
Zerrungstektonik, besonders im nördlichen Teil des Schiefergebirges sowie in der
Niederrheinischen Bucht, hält an. Die tektonische Aktivität im Schiefergebirge und an seinen
Rändern wird vom West- und Osteifelvulkanismus begleitet.
Seit längerem schon wird die Existenz eines Mantle-Plumes unter dem Rheinischen Schild
diskutiert (FUCHS et al. 1983), wofür mehrere geophysikalische Parameter wie ausgedünnte
Lithosphäre, Wärmefluss und Hebung sprechen. Die mögliche Existenz eines Mantle-Plumes
unter der Eifel wird aktuell in einem geophysikalischen Forschungsprojekt untersucht
(RITTER et al. 2000). Auch wurde immer wieder die Frage gestellt, ob die Niederrheinische
Bucht sich im Initialstadium eines mittelozeanischen Rifts befindet (ILLIES et al. 1981).
Obwohl die Typen der im Rheinischen Schild geförderten Vulkanite eher dagegen sprechen
19
(SCHMINCKE 2000), muss diese Frage vorerst offen bleiben. Besonders im Zusammenhang
mit dem tertiären und quartären Vulkanismus im Rheinischen Schild scheint aber eine
Mantelanomalie wahrscheinlich, weil Krustendehnung allein nicht zwangsläufig zu
Vulkanismus führt (FROITZHEIM 2000, mündl. Mitteilung). Steigt Mantelmaterial in höhere
Bereiche der Lithosphäre auf, wird die Bildung partieller Schmelzen durch Druckentlastung
begünstigt. Erst das Zusammenwirken von partieller Schmelzbildung in der Asthenosphäre
und der stressbedingten Öffnung von Förderspalten führt also zum Vulkanismus (VIETEN et
al. 1988).
3.6. Vulkanismus
Die känozoischen Vulkangebiete Mitteleuropas und ihren Bezug zum zentraleuropäischen
Grabensystem zeigt die Abb.8:
Abb.8 Tertiäre und quartäre Vulkangebiete Mitteleuropas
(aus SCHMINCKE 2000)
Der Vulkanismus im Siebengebirge setzte vor ca. 28-30 Ma im tieferen Oberoligozän ein,
kurz nachdem die Niederrheinische Bucht damit begonnen hatte, sich durch Absinken
20
gegenüber dem Rheinischen Schild abzuzeichnen. Die zeitliche Verzögerung des
Vulkanismus zu der Phase beginnender Tektonik dürfte dabei wenige Ma betragen haben
(MEYER 1986). Die räumliche Verbreitung des tertiären Vulkanismus am unteren Mittelrhein
gleicht in etwa einem Oval mit 35 km Länge und 25 km Breite, wobei die Längsachse in
südost-nordwestlicher Richtung verläuft; die stärkste Konzentration findet sich jedoch im
eigentlichen Siebengebirge. Tertiäre Vulkanzentren erstrecken sich beiderseits des Rheins,
wobei der Schwerpunkt aber eindeutig auf der rechtsrheinischen Seite liegt. Neben dem
Siebengebirge bilden Niederwesterwald und Hoher Westerwald weitere bedeutende
vulkanische Zentren. Der Siebengebirgs-Vulkanismus besitzt eine ausgeprägte südost-
nordwestliche Orientierung, was sich an der Ausrichtung vulkanischer Gänge und besonders
an der räumlichen Orientierung der Alkalibasalt-Vorkommen und ihrer Raum-Stoff-Pläne
zeigt (VIETEN et al. 1988). Diese Vorzugsrichtung ergibt sich sehr wahrscheinlich aus der
Tatsache, dass Förderspalten am leichtesten senkrecht zur Hauptrichtung maximaler
Krustendehnung aufreißen, ein weiterer Hinweis für die tektonische Auslösung des
Vulkanismus.
VIETEN et al. (1988) haben die Schmelzbildung aus einem aufsteigenden Manteldiapir
modelliert, wobei sich der Grad der partiellen Schmelzbildung mit zunehmendem Aufstieg
erhöhte; damit verschob sich auch die stoffliche Zusammensetzung des Ausgangsmagmas:
Nephelinbasanit – Alkaliolivinbasalt – Olivinbasalt. Wenn diese primären Magmen mehr oder
weniger direkt über Förderspalten an die Erdoberfläche gelangten, eruptierten sie dort als
primitive (+/- undifferenzierte) Laven. Sammelte sich das Magma jedoch vorerst in einem
Magmenreservoir in der Erdkruste an, wurde es durch Differentiations- und
Assimilationsprozesse (AFC) mehr oder weniger stark modifiziert. Stieg diese modifizierte
Schmelze später durch Förderspalten an die Erdoberfläche, eruptierte sie dort als
sogenannte derivative Lava. Im zentralen Siebengebirge ist die Vielfalt der gebildeten
Vulkanite am höchsten: Neben dem vorherrschenden Alkalibasalt als häufigstes Produkt
primitiver Laven findet sich hier noch eine Fülle von Vulkaniten aus derivativen Schmelzen,
hauptsächlich Trachyte und Latite. Die Trachyte liegen im Wesentlichen als weitausgedehnte
Tuffdecke vor, bei den Latiten und erst recht bei den Basalten überwiegen die Festgesteine.
In der Umgebung des Siebengebirges nehmen die derivativen Vulkanite schnell ab und in
den peripheren Bereichen des Vulkangebietes kommen schließlich nur noch Alkalibasalte
vor (VIETEN et al. 1988).
Anhand der vorgefundenen Pyroklastite wurden unterschiedliche explosive
Eruptionsmechanismen rekonstruiert, im Wesentlichen handelte es sich danach um
plinianische Eruptionen mit Fall- und Stromablagerungen. Die für das Siebengebirge
21
typische Vulkanform ist die Trichterkuppe. Zuerst wurde durch ejektive
Schlackenwurftätigkeit ein meist rundlicher Schlackenvulkan mit trichterförmigem Krater
gebildet. In einer späteren effusiven Phase drang aus dem Förderschlot Lava in den Krater
ein und bildete eine Zeit lang einen Lavasee, der schließlich säulenförmig erstarrte (VIETEN
1994).
Der Höhepunkt des Siebengebirgs-Vulkanismus lag noch vor der Wende Oligozän / Miozän;
BERGGREN (1972) datiert ihn auf 22,5 Ma vor heute. Nach einer Ära zunehmender
Beruhigung mit immer selteneren aktiven Phasen endete er schließlich im unteren Pliozän.
Das Vulkangebiet im hohen Westerwald war im Oberoligozän/unteren Miozän aktiv (Lippold
& Todt 1978); der tertiäre Vulkanismus der Hocheifel umfasst eine Zeitspanne von ca. 47-24
Ma vor heute und ist damit deutlich älter.
Der Westeifelvulkanismus beginnt vor ca. 700 ka und endet erst vor 10 ka mit dem
Ausbruch des Ulmener Maars. Nach bisherigen Erkenntnissen sind in der Westeifel 59
Maare und 180 Schlackenkegel ausgebrochen (LORENZ 1988). In den letzten Jahren hatte
sich die Zahl der bekannten Maare durch Neuentdeckungen (Einsatz neuer
Explorationstechniken) erheblich erhöht, es wurden sogar tertiäre Maare entdeckt. Die
Schlackenkegel befinden sich vorzugsweise auf den Hochlagen bzw. in Hangbereichen,
während die Maare meistens in Tälern vorkommen. Bei etwa der Hälfte der Schlackenkegel
sind zudem Lavaströme ausgeflossen. Der Westeifelvulkanismus besitzt wie der
Siebengebirgsvulkanismus eine ausgeprägte SE-NW-Orientierung. Das zeigt sich besonders
an Vulkanreihen, wie z.B. der Mosenberg-Gruppe, an Förderspalten und den Längsachsen
der Vulkane (SCHMINCKE 2000). Auch hier ist die naheliegende Erklärung, dass
Förderspalten am ehesten senkrecht zur Expansionsrichtung der Lithosphäre aufreißen.
VIETEN (1994) weist darauf hin, dass der Chemismus der eruptierten Vulkanite innerhalb
des Westeifelvulkanfeldes einer deutlichen räumlichen Zonierung unterliegt: Während im
Zentrum des Vulkanfeldes hoch- und niedrigdifferenzierte Vulkanite nebeneinander
vorkommen, treten zur Peripherie hin zunehmend primitive Vulkanite auf. Möglicherweise
konnte das heiße Mantelmaterial im Zentralbereich in höhere Stockwerke aufsteigen als am
Rand und entsprechend der stärkeren Druckentlastung auch einen größeren partiellen
Aufschmelzgrad erreichen. Dadurch wurde mehr Schmelze bereitgestellt, die sich dann
temporär in Magmenreservoirs ansammeln konnte und durch Differentiationsprozesse
entsprechend modifiziert wurde. Die typischen Vulkanite im Westeifel-Vulkanfeld sind Foidite
und Basanite (primitiv), Tephrite (kaum bis leicht differenziert) sowie Phonolithe
(hochdifferenziert). Hinsichtlich der Altersstellung der Vulkane in der Westeifel lässt sich das
22
Gebiet grob zweiteilen in einen älteren nordwestlichen und einen jüngeren südöstlichen Teil.
Nach SCHMINCKE (2000) wurden beide Teilfelder von zwei verschiedenen,
nebeneinanderliegenden Manteldomänen gespeist, was sich auch am unterschiedlichen
Chemismus der primitiven Ausgangsmagmen zeigt. Außerdem ist es wahrscheinlich, dass
sich die Schmelzherde in den vergangenen 700 ka räumlich von NW nach SE verschoben
haben.
Das Vulkanfeld der Osteifel kann man in zwei Areale unterteilen: das ältere RiedenerVulkanfeld im Westen sowie das jüngere Laacher Vulkanfeld im Osten. BOGAARD &
SCHMINCKE (1990) teilen die Eruptionen im Osteifel-Vulkangebiet in sechs Phasen ein: Die
Phasen 1-3 (700-370 ka) sind dem Riedener Vulkanfeld zugeordnet und die Phasen 4-6
(215-13 ka) dem Laacher Vulkanfeld (Abb.9).
Abb.9 Aktivitätsphasen im Osteifel-Vulkanfeld (BOGAARD & SCHMINCKE 1990)
Die vulkanische Aktivität nahm mit dem gewaltigen plinianischen Ausbruch des LaacherSees vor ca. 12900 a ihr vorläufiges Ende. Die Aschen des Laacher Sees sind in
Mitteleuropa weit verbreitet und sogar in südschwedischen Seen sowie in Norditalien
nachgewiesen. Die Laacher-See-Eruption hatte seinerzeit gewaltige reliefgestaltende
Auswirkungen: Pyroklastische Ströme flossen in Nebentäler und füllten diese mit bis zu 60 m
mächtigen Ignimbrit-Ablagerungen (Trass) auf. Zwei temporäre Tephradämme stauten den
Rhein im Bereich des Neuwieder Beckens zeitweise zu einem gewaltigen See; der plötzliche
Dammbruch löste eine gewaltige Flutwelle aus (SCHMINCKE 1999).
23
Auch im Osteifel-Vulkanfeld sind die Schlackenkegel die häufigsten Vulkane; von den
insgesamt etwa 100 Ausbruchsstellen gehören 55 diesem Typ an. Maare sind dagegen
relativ selten, bisher sind nur vier bekannt. Eine wichtige Rolle spielen aber die Bimsvulkane,
bei denen in gewaltigen plinianischen Eruptionen riesige Mengen an Pyroklastika gefördert
wurden (bis zu 10 km3). Als Folge konnte es vorkommen, dass der Gesteinsverband über
der teilentleerten Magmenkammer kesselartig einbrach und sich eine Einbruchscaldera von
mehreren km Durchmesser bildete (z.B. Laacher See, Wehrer Kessel). Sowohl bei den
Schlackenkegeln als auch bei den Bimsvulkanen sind häufig initiale phreatomagmatische
Phasen feststellbar. Weitere typische Vulkanformen sind extrusiv gebildete Dome, die
besonders sekundär auf Förderschloten der Bimsvulkane entstanden, und zum Teil
beachtliche Lavaströme (z.B. Bausenberg). Wie beim Siebengebirge und der Westeifel ist
auch in der Osteifel eine SE-NW-Orientierung vulkanischer Erscheinungsformen feststellbar
(VIETEN 1994).
VIETEN (1994) ist der Meinung, dass die im Westeifel-Vulkangebiet vorgefundene räumliche
Zonierung der Vulkanite (mit ausschließlich primitiven Vulkaniten an der Peripherie und
zunehmend differenzierten im Zentrum) in der Osteifel nicht existiert. Er hält die absolute
Anzahl der Vulkane für zu klein, so dass regelhafte statistische Verteilungsmuster hier nicht
auftreten könnten. Er weist aber auf unterschiedliche Ausgangsmagmen und entsprechend
verschiedene Differentiationsreihen im westlichen und im östlichen Teilraum des
Vulkangebietes hin. Im Riedener Gebiet ist die magmatische Serie typischerweise: Foidit
(primitiv) → olivinfreier Foidit (leicht differenziert) → Leucit-Phonolith (hochdifferenziert). Im
Laacher Gebiet: Basanit (primitiv) → Tephrit (leicht differenziert) → Plagioklas-Phonolith
(hochdifferenziert). Die Art des vorherrschenden Ausgangsmagmas im Laacher Gebiet lässt
darauf schließen, dass der partielle Aufschmelzungsgrad hier generell höher gewesen ist als
im Riedener Gebiet, so dass entsprechend der größeren Menge an bereitgestellter
Schmelze die Ansammlung in temporären Magmenkammern begünstigt wurde; dies ist
Voraussetzung für die weitere Differentiation der Magmen. Speziell für den Laacher See hat
SCHMINCKE (1999), u.a. anhand der abgelagerten Tephren, eine extrem zonierte
Magmenkammer rekonstruiert. Weiterhin weist er auf den Zusammenhang zwischen
Vulkantyp, den geförderten Vulkaniten und der Lage der zugehörigen Magmenkammer in der
Erdkruste hin. Auch für die Osteifel geht er davon aus, dass der Vulkanismus hier aus zwei
nebeneinander gelegenen Manteldomänen gespeist wurde.
24
3.7. Reliefgenese und Geomorphologie
Die geomorphologische Entwicklung des Naturraumes Rodderberg und seiner Umgebung
kann als außerordentlich polygenetisch und komplex bezeichnet werden. Endogene und
exogene reliefbildende Faktoren interagieren hier in einer vielfältigen Weise. Die
geotektonisch-endogenen steuernden Faktoren scheinen dabei eine Schlüsselrolle zu
übernehmen.
Das antezedente Durchbruchstal des Rheins war im Verlauf des Quartärs bei stetig
aufsteigendem Gebirge entstanden. Der Fluss konnte durch Tiefenerosion mit der Hebung
des Grundgebirges schritthalten und im Bereich des heutigen Mittelrheins ein Engtal bilden,
in dessen Bereich der Rodderberg selbst gerade noch liegt. Auch hier wird die tektonische
Steuerung der Reliefgenese deutlich; die Hebung des Gebirges verlief dabei aber nicht
gleichmäßig, sondern in bestimmten Phasen (MEYER & STETS 1998), mit einem Maximum
der Hebungsrate im Mittelpleistozän (SCHIRMER 1994). Die Reliefenergie / Erosionsdistanz
des Rheins und seiner Nebenflüsse wurde aber nicht nur durch die Tektonik gesteuert,
sondern auch durch eustatische Meeresspiegelschwankungen, und damit letztendlich
klimatisch.
Die anhaltende Hebung des Grundgebirges, die wesentlich im Miozän begonnen hatte,
überlagerte sich im Quartär mit zyklischen Klimaschwankungen. Kaltzeiten von 80 -100 ka
Dauer wechselten sich mit Warmzeiten von 10 -20 ka Dauer ab. Die dadurch bedingte
zyklische Fluktuation von Schleppkraft / Sedimentfracht des Rheins im periglazialen
Environment führte im Zusammenhang mit der anhaltenden Hebung zur Ausbildung eines
Terrassensystems. SCHIRMER (1994) unterscheidet im Mittelrheingebiet 3 Nieder-, 4 Mittel-
und 3 Hauptterrassen sowie diverse altpleistozäne und tertiäre Schotterkörper. Da die
Schotterkörper der Mittelterrassen zur Zeit der stärksten Hebung gebildet wurden, liegen sie
heute morphologisch gesehen im „Engtalbereich“ des Rheins. Auf die im
Untersuchungsgebiet vorkommenden Terrassen wurde bereits im Abschnitt 3.4. „Geologie“
eingegangen.
Das Einsinken der Niederrheinischen Bucht in Bezug zum Rheinischen Schild seit dem
Oligozän hatte auch besondere reliefgestaltende Bedeutung. Materialverlagerungen der
unterschiedlichsten Art und Weise von der Hochscholle zur Tiefscholle waren die Folge. Im
Allgemeinen wurden fluvialer Transport / Erosion und denudative Prozesse beschleunigt und
Hangrutschungen begünstigt. Die Mesozoisch-Tertiäre-Verwitterungsrinde (MTV) auf der
Hochscholle wurde im Wesentlichen schon im Neogen abgetragen und die entsprechenden
25
Sedimente wurden in die Niederrheinische Bucht verfrachtet. Die Plastosole von Ödingen
südwestlich des Rodderbergs werden heute als Derivate solcher allochthonen (primär
fersialitischen) Bodensedimente gedeutet (FELIX-HENNINGSEN 1990). An manchen
Lokalitäten, die im Übergangsbereich Schiefergebirge / Niederrheinsiche Bucht liegen, schuf
die gesteigerte Erosion besonders tief eingeschnittene Täler, so im Klufterbachtal und im
Venner Graben (beide E-Rand des Kottenforstes bei Bonn-Friesdorf). Besonders aber
konnte die erhöhte Reliefenergie die Solifluktion in den Kaltzeiten verstärken. Die
Störungslinien, an denen die Niederrheinische Bucht einbrach, dienten oft als Leitlinien für
Gewässer, wie es z.B. beim Katzenlochbach und beim Melbbach im S Bonns der Fall ist.
Auch der Mehlemer Bach westlich des Rodderbergs orientiert sich wahrscheinlich an einer
tektonischen Störungslinie (BRAUN 1974).
Einen ganz wesentlichen Anteil an der Reliefbildung der Region hat jedoch der tertiäre – im
Fall des Rodderberges als Ausnahme auch quartäre – Vulkanismus. Besonders der 321
Meter hohe Drachenfels zeichnet sich durch seine hohe Reliefenergie zum unmittelbar
westlich benachbarten Rhein aus. Seine W-Flanke, andauernder Seitenerosion vom Rhein
her ausgesetzt, bildet entsprechend steile Felswände aus, die morphologische Härte des
Gesteins (Quarztrachyt) anzeigend.
Von dem großen, ehemals mehr oder weniger zusammenhängenden Vulkansystem des
Siebengebirges ist heute nur noch ein Relikt, eine sogenannte Vulkanruine, übrig geblieben.
In der postvulkanischen Zeit wurden nämlich die sehr lockeren und damit leicht erodierbaren
Tuffe weitgehend abgetragen, insbesondere von den gehobenen Reliefpositionen. Damit
wurden dann die effusiven Kerne des Vulkansystems als morphologische Härtlinge
herauspräpariert und bilden heute die noch sichtbaren Relikte des alten Vulkansystems. Ein
Teil der abgetragenen Tuffe wurde Richtung Rhein transportiert und von diesem als
Sedimentfracht fortgeführt. Ein weiterer, nicht unerheblicher Anteil der Tuffe wurde jedoch
nach Osten transportiert und im Siebengebirgs-Graben, einer geotektonischen
Achsendepression östlich des Siebengebirges, abgelagert (MEYER 1986). Die Abtragung
der Tuffe hat mit Sicherheit schon im Neogen begonnen, dürfte aber unter periglazialen
Bedingungen im Pleistozän besonders effektiv gewesen sein.
Neben dem Siebengebirge bilden heute aber noch weitere tertiäre Vulkanruinen
morphologisch prägnante Vollformen. Für die Umgebung des Rodderbergs sind hier
besonders Rolandsbogen, Wachtberg und Godesburg von Bedeutung. Aber auch der
quartäre Rodderberg selbst ist natürlich ein wichtiges morphologisches Element in der
heutigen Landschaft. Mit einer maximalen Höhe von 196 m ü.NN an seiner SE-Flanke
26
schafft er eine beträchtliche Reliefenergie zum östlich gelegenen Rhein, der in diesem
Bereich auf nur 49 m ü.NN fließt.
Für die Reliefentwicklung der den Rodderberg umgebenden Landschaft waren natürlich die
periglazialen Prozesse während des Pleistozäns von überragender Bedeutung. Unter
Frostwechselklima wurden in den Kaltzeiten weitausgedehnte und mächtige
Frostschuttdecken gebildet. Große Mengen dieses mechanisch aufbereiteten Materials
wurden durch solifluidale Prozesse an den Hängen in tiefer liegende Reliefbereiche
transportiert. Typologisch unterteilt man die +/- umgelagerten periglazialen Schuttdecken in
Basis-, Mittel- und Hauptlage von jeweils charakteristischer Beschaffenheit (AG BODEN
1994). Der Schutt wurde zum Teil von den Gewässern aufgegriffen und macht einen großen
Teil der Schotterfüllung aus. In den Fließgewässern hat dieser scharfkantige Schutt eine
wichtige Rolle als „Erosionswaffe“ bei der Tiefenerosion und prägt den geomorphologischen
Charakter der Flusssysteme also entscheidend mit. Eine wichtige Rolle spielt auch die
mechanische Gesteinsaufbereitung im Periglazial für die Bodenbildung, die sich ohne diese
„Vorbereitung“ nicht so schnell in den letzten 11.000 Jahren hätte entwickeln können.
Das Drachenfelser Ländchen westlich des Rodderberges ist ein Lösshügelland mit
flachwelligem Relief. Untersuchungen im Rahmen einer Diplomarbeit haben hier
Lössmächtigkeiten von bis zu 10 m ergeben (NELLES 1993). Im Untersuchungsraum spielt
der Löss bei der Einhüllung stärkerer Reliefunterschiede durch sogenannte Lössschleier
morphologisch eine Rolle. Die mächtige Kraterfüllung des Rodderberg-Vulkans mit Löss von
mehr als 55 m Mächtigkeit wurde bereits erwähnt und unterstreicht die geomorphologische
Bedeutung dieses Sediments. Durch anthropogene Nutzung haben sich in der
Nachbarschaft des Rodderberges bei Lannesdorf mehrere Lösshohlwege gebildet, die
teilweise bis zu 8 m tief in die Umgebung eingeschnitten sind.
Von verschiedenen Autoren wird für das Würm eine westliche bis nordwestliche
Vorzugswindrichtung favorisiert (MEYER & KOTTMEIER 1989). Das Herkunftsgebiet der
linksrheinischen Lösse umfasst nach SIEGBURG (1988) neben den trockengefallenen
Schotterfluren von Rhein und Sieg auch das Maas-Schelde-Gebiet.
27
4. Eruptions- und Landschaftsgeschichte des Rodderbergs
4.1. Geologie und Geomorphologie des Vulkangebäudes
Das Vulkangebäude des Rodderbergs besteht im Wesentlichen aus einer flachen, ins
Grundgebirge eingesenkten Schüssel und einem peripheren, ringförmigen Lapilli- und
Schlackenwall. Das Luftbild in Abb.1 vermittelt eine gute Übersicht über die
geomorphologische Situation. Die Karte von RICHTER (1942) ist bis heute die detaillierteste
geologische Aufnahme (Abb.10).
Das Vulkangebäude sitzt dem Terrassenkörper der jüngeren Hauptterrasse (jHT) auf; nach
BIBUS (1980) handelt es sich dabei um die tR6, eine Unterstufe der jHT. Diese hat eine
Mächtigkeit von 15-20 m. Nach RICHTER (1942) ist das Gebiet des Rodderbergs von
mehreren Verwerfungen durchzogen, die jünger sind als die tR6 und diese in ihrer Höhenlage
teilweise erheblich versetzen: Die Basis des Schotterkörpers liegt oberhalb von Rolandseck
noch in 180 m ü.NN, am Südwall des Rodderbergs in 160 m ü.NN, am Nordwall in 155 m
ü.NN und im Bereich der Nordgrube in nur noch 140 m ü.NN! In der geologischen Karte
RICHTERs (Abb.10) sind zwei Verwerfungen eingezeichnet: Eine verläuft fast zentral durch
den Krater und die andere durch den nördlichsten Zipfel. Beide streichen grob E-W.
Die Peripherie des Tephrenwalls ist in allen Richtungen durch ein abschüssiges Relief
gekennzeichnet, das heißt der Rodderberg befindet sich vollständig in exponierter Position.
Nur südwestlich des Vulkans ist eine ausgedehntere Verebnung zu finden, auf der die jHT
direkt ansteht oder mit einem Lössschleier überzogen ist (Abb.5). Östlich und westlich des
Walls tritt noch devonisches Grundgebirge zutage, ansonsten ist die Peripherie überwiegend
mit Löss bedeckt. Am westlichen Hang ist eine Schuttdecke ausgebildet, die mit Löss
vermengt ist.
Die Außenseite des Tephrenwalls ist durch einen polygonalen Umriss gekennzeichnet. Die
Polygonzüge stehen dabei mehr oder weniger parallel zu Erosionslinien, wie dem Rhein und
Nebenbächen, oder auch zu Paläotälern. Ein solches Paläotal liegt im SW des Walls und ist
in Abb.10 eingezeichnet. Die schon erwähnte Verebnung weiter südwestlich (Abb.5) ist
erosiv / denudativ am wenigsten beeinflusst. Der Basaltstiel des Rolandsbogens, nur etwa
500 m südöstlich des Rodderbergs gelegen, mag eine morphodynamische Stabilisierung /
Abschirmung zum Rhein hin bewirkt haben. Ein ausgeprägtes System von Kleindellen hat
sich dagegen an der nördlichen Außenseite des Walls zum Rhein hin entwickelt.
28
Der periphere Tephrenwall hat jeweils im N (173,5m ü.NN) und im S (196,1m) seine größten
Erhebungen. Der Wall ist nicht ganz durchgehend ausgebildet: Jeweils im E und im W ist
eine Lücke vorhanden, in der die Schotter der Hauptterrasse zutage treten. Nach RICHTER
(1942) besteht der Wall hauptsächlich aus Schlacken und Lapilli; Nebengesteinsfragmente
sind in den Pyroklastika nur untergeordnet vorhanden.
Die Kraterschüssel hat einen Durchmesser von ca. 800 Metern und ist allseitig geschlossen.
In ihrem Zentrum stehen geringmächtige holozäne Abschwemmmassen an. Der Krater ist
mit schluffigen Sedimenten von über 55 m Mächtigkeit gefüllt (Forschungsbohrung vom
Frühjahr 2000). Auf den Zentralpunkt des Kraters projiziert, liegt die (gedachte) Basis der
Hauptterrasse hier in 155 m ü.NN. Vor der eruptiven Ausräumung des Deckgebirges sollte
ihre Oberfläche, eine Mächtigkeit von > 15 m angenommen (BIBUS 1980), auf mindestens
170 m ü.NN gelegen haben (bezogen auf heutige Verhältnisse des Meeresspiegels und der
Hebung des Schiefergebirges).
Der tiefste Punkt in der Schüssel liegt auf 147,2 m ü.NN. Das initiale Niveau des
Kraterbodens, vor der > 55 m mächtigen Sedimentfüllung, lag also auf unter 95 m ü.NN
(bezogen auf heutige Verhältnisse). Durch vulkanische Eruption(en) wurde also Grund-und Deckgebirge von mehr als 75 m Mächtigkeit entfernt! Dieser Modellrechnung liegt
die Annahme zugrunde, dass nicht schon vor der Eruption ein Großteil des Deckgebirges
durch erosive / denudative Prozesse abgetragen war. Reste der Hauptterrasse im W und E
des Walls machen dies jedoch unwahrscheinlich. Eines der größten Geheimnisse desRodderbergs ist der Verbleib dieser gewaltigen Menge ausgeräumten Materials;korrespondierende Ablagerungen von derartigem Volumen sind bisher nichtbeschrieben worden.
Eine morphologisch prägnante Form bildet der 173,5 m hohe Kegel am Nordzipfel des
Vulkangebäudes. Er besteht, wie der gesamte Wall, aus Schlacken und Lapilli (RICHTER
1942). Ungefähr 200 m weiter nördlich (Nordgrube) ist ein kleiner Lavagang aufgeschlossen.
Er ist das einzige bis jetzt bekannte Vorkommen vulkanischen Festgesteins am Rodderberg.
Als eigentlichen „Rodderberg“ bezeichnet man die Kuppe auf dem südlichen Tephrenwall,
die mit 196 m ü.NN zugleich auch die höchste Erhebung darstellt.
29
Abb.10 Geologische Karte des Rodderbergs (RICHTER 1942). Eingezeichnet sind die bearbeiteten Aufschlüsse.
Aufschlüsse: 1. Nordgrube 4. Südgrube
2. Nordkegel 5. Feldgrube
3. Ostwall B. Bohrung
30
4.2. Sedimentologie der Kraterfüllung
Die Forschungsbohrung vom Frühjahr 2000 erreichte eine Endteufe von 55 Metern und
brachte überwiegend schluffige Lockersedimente zutage. Festgestein wurde nicht erreicht.
Der Bohrkern wurde sedimentologisch und paläopedologisch von KÖHNE (2002) im
Rahmen einer Diplomarbeit untersucht. Danach werden die untersten 15 m als Bereich im
Reduktionsmilieu eines Kratersees gedeutet. Dieser wird zeitlich ins Eem, Altwürm und
beginnende Mittelwürm (Mittelwürmglazial 1) gestellt. Ab 40 m Teufe aufwärts zeichnet sich
eine zunehmende Verlandung ab.
Interstadialböden des Mittelwürms finden sich am deutlichsten bei 40-36,5 und bei 24,5-22
Metern. Dazwischen liegen die Lösse und Flugsande des Mittelwürmglazials 2 (MWG 2). Die
hohe Sedimentationsrate in diesem Zeitabschnitt deutet auf außergewöhnlich trockene und
stürmische Verhältnisse hin. Bei 26,5 m ist eine prägnante Umlagerungszone ausgebildet,
extreme Klimabedingungen (Abtauen des Permafrostes) zum Ende des MWG 2 anzeigend;
sie ist auch von anderen Lössprofilen Mitteleuropas her bekannt.
Die darüberliegenden Sedimente in 22 bis 3 Metern Tiefe schließlich werden dem
Oberwürmglazial zugeordnet. Interessant ist, dass die andernorts als Nassböden
ausgebildeten E2- und E4- Horizonte am Rodderberg als schwache Parabraunerden
entwickelt sind, mögliche Kennzeichen für ein wärmeres Lokalklima und / oder eine bessere
Permeabilität des Untergrundes. Die (vermutete) Eltviller Tephra liegt in 9,9 Metern Tiefe. In
der Nachbarschaft der Eltviller Tephra befinden sich (der Kesseltlage analoge) Alluvien, die
ans Ende des Oberwürm-Glazials (Eisrückzugsphase) gestellt werden. Diese Alluvien sind
im Wesentlichen aus den Pyroklastika des Kraterwalls abgeleitet.
Verwitterungsreste der Laacher-See Tephra fanden sich in 2 Metern Tiefe. Der anthropogen
beeinflusste holozäne Boden reicht bis in 1,8 Meter Tiefe hinab. Der Bohrkern enthielt
außerdem noch mehrere, bislang nicht identifizierte Tephrenlagen, die dem
Osteifelvulkanismus zugeordnet werden. Der Umgebung des Rodderbergs selbstentstammende, primäre Tephren wurden im Bohrkern nicht gefunden. Der gesamteBohrkern ist also jünger als die (letzte) Rodderberg-Eruption.
31
4.3. Geophysikalische Hinweise
BRÜGGEMANN et al. führten 1973 im Bereich des Rodderbergs gravimetrische und
magnetische Feldmessungen durch. Ihren Ergebnissen zufolge ruht unter der
Sedimentfüllung in Kratermitte Material mit einer Dichte von nur 2,17 g / cm3 und der hohen
Magnetisierung von 450 γ. Sie vermuten basaltische Aschen und Schlacken im Untergrund.
Radiomagnetotellurische und geoelektrische Messungen im Krater wurden 2001 von
THIEMER (Köln) im Rahmen einer Diplomarbeit durchgeführt. Die Ergebnisse lagen bei der
Abfassung dieser Arbeit leider noch nicht vor.
4.4. Petrologische Hinweise
Der Lavagang (Dyke) in der Nordgrube wurde 1971 von FRECHEN geochemisch untersucht.
Nach der chemischen Analyse errechnete er folgenden normativen Mineralbestand:
Mineral Vol.-%
Leucit 16,4Nephelin 18,3Titanaugit 57,6Olivin 1,9Magnetit 3,9Apatit 1.8Calcit 0,1
Tab.2 Normativer Mineralbestand des Lavagangs
Aufgrund der Mineralparagenese klassifiziert er das Gestein als Leucit-Nephelinit. BRAUN
(1974) bestätigt diese Klassifizierung durch Dünnschliffmikroskopie. Nach MATTHES (1996)
entstehen solche Foidite primär durch geringgradige partielle Anatexis (Aufschmelzprozesse)
im oberen Erdmantel. Das Magma muss dann fast unverändert, also kaum durch
fraktionierte Kristallisation / Differentiation modifiziert, an die Erdoberfläche gelangt sein, um
dort noch als Foidit zu eruptieren (VIETEN 1994). Der längere Verbleib des Magmas in einer
Magmenkammer kann daher ausgeschlossen werden. Man spricht in diesem
Zusammenhang auch von „primitiven“ Magmen, die durch direkten und relativ schnellen
Aufstieg an die Erdoberfläche charakterisiert sind.
32
4.5. Geländebefunde
Die Lage der untersuchten Aufschlüsse geht aus Abb.10 hervor. Um ein möglichst
zusammenhängendes Bild über die geomorphologische, geologische und vulkanologische
Situation zu bekommen, wurden auch Geländebefunde früherer Autoren in die Auswertung
und Interpretation mit einbezogen.
4.5.1. Kraterschüssel und Bohrung
Aus der Vogelperspektive betrachtet, erinnert die große Kraterschüssel des Rodderbergs
morphologisch direkt an ein Maar (Abb.1). Sie ist ins Grundgebirge eingesenkt und allseitig
geschlossen. Die Bohrung, die ungefähr in ihrem Zentrum abgeteuft wurde (Abb.10, Pos.B),
ergab, dass der „Krater“ über 55 m tief mit Sedimenten gefüllt ist. In Abschnitt 4.1. wurde
berechnet, dass hier Grund- und Deckgebirge von mehr als 75 m Mächtigkeit entfernt
wurden. Eine solche, in die Umgebung eingesenkte Hohlform entsteht nur beiphreatomagmatischen Maareruptionen (LORENZ 1984, 1988, 2000). Damit war bereits
nach der Bohrung klar, dass es sich bei der Schüssel des Rodderbergs um ein Trockenmaar
handeln muss. Jetzt galt es, entsprechende Maarablagerungen zu finden.
4.5.2. Nordgrube
Die Nordgrube (Pos.1 in Abb.10) bietet die umfangreichste und mannigfaltigste
Aufschlusssituation des gesamten Rodderbergs; die signifikanten Profile und Aufschlüsse
sind in Abb.11 eingezeichnet. Durch Schlackenabbau ist hier eine Hohlform entstanden,
deren Sohle auf ca. 140 m ü.NN liegt; dies ist hier auch das Basisniveau der jüngeren
Hauptterrasse (tR6).
Im Zentrum der Grube steht ein schwarzer, massiver Lavagang (=Dyke, Pos.2 in Abb.11). Er
überragt die Sohle der Grube bis in eine Höhe von ca. 6 m. Der Lavagang ist, außer an
seiner Spitze, vollständig von verschweißten Schlacken umhüllt (Abb.12). Die Kontaktzone
zwischen beiden zeigt, dass schmelzflüssiges Gangmaterial in Hohlräume der Schlacken
eingedrungen ist. Es ist daher anzunehmen, dass die Platznahme der Schlacken bereits
erfolgt war, als der Lavagang in sie intrudierte.
33
Abb.11 Übersicht über die Nordgrube
Abb.12 Gang mit Schlackenumhüllung Abb.13 Schweißschlacken
34
Die Schweißschlacken bilden aber nicht nur die Umhüllung des Dykes, sie stehen in seiner
Umgebung auch auf der Sohle der Grube an (Pos.3 in Abb.11). Die Schlacken (Abb.13)
lassen sich wegen ihrer intensiven Verschweißung und ihrer Größe als kraternahe Fazies
eines Schlackenkegels deuten (SCHMINCKE 2000, VESPERMANN & SCHMINCKE 2000).
In der näheren Umgebung des Dykes muss sich also das ehemalige Eruptionszentrum eines
Schlackenvulkans befinden. Der vulkanische Gang muss später in das Bauwerk des
Schlackenkegels eingedrungen sein.
RICHTER hatte bereits 1942 zwei mutmaßliche Eruptionsherde in der Nordgrube
beschrieben. Beide bildeten steile, mit vulkanischen Brekzien gefüllte Durchlagsröhren im
anstehenden Löss. Ein Eruptionszentrum war in der Nähe des vulkanischen Ganges
aufgeschlossen. Dieses könnte die gangnahen Schweißschlacken (Abb.13) gefördert haben.
Das zweite Eruptionszentrum befand sich im südlichen Teil der Nordgrube.
Eine rötliche, grobe und ungeschichtete Schlackenbrekzie steht in Pos.4 (Abb.11) an; ihre
Basis liegt nicht mehr sichtbar unterhalb der Grubensohle; die aufgeschlossene Mächtigkeit
beträgt rund 1,5 m. Die einzelnen Schlacken sind fest miteinander verbacken bzw. verzahnt,
aber augenscheinlich nicht verschweißt. Ihr mittlerer Durchmesser beträgt 7 cm, einzelne
Exemplare sind bis zu 15 cm groß. Die Schlacken sind in eine Aschenmatrix eingebettet, die
Serie ist aber klastengestützt. Sie zeigt deutliches fining-up und geht nach oben hin unscharf
in eine xenolithreiche Aschenlage über (Abb.14). Die Xenolithe sind überwiegend
Schluffsteine aus dem Devon (rot, weiß und violett gefrittet) und Flusskiesel.
Abb.14 Rötliche Schlackenbrekzie mit hangender Xenolithlage
35
Die xenolithreiche Aschenlage ist tuffartig verbacken und tritt im Gelände auch
morphologisch in Erscheinung. Sie lässt sich an der östlichen Wand der Grube bis zum
Aufschluss bei Pos.5 (Abb.11) verfolgen, wo sie schon eine regelrechte Tuffbank bildet
(Abb.15). Da sie mit 10° nach N einfällt, befindet sie sich in Pos.5 bereits in einer Höhe von
ca. 8 m über der Grubensohle. Die räumliche Orientierung der Tuffbank lässt keinen Bezug
zum Dyke oder den umgebenden Schweißschlacken erkennen; auch ist die Achse ihres
Einfallens nicht auf den Dyke gerichtet, sie steht vielmehr fast senkrecht dazu! Die rötliche
Brekzienserie und die darauf liegende Tuffbank scheinen folglich nicht zu dem lokalen
Eruptionszentrum der Nordgrube zu gehören. Da sie nach N hin einfallen, sollte ihr
Herkunftsgebiet weiter südlich gesucht werden. Die Brekzienserie gehört vermutlich zur
medialen Wallfazies eines Schlackenkegels (SCHMINCKE 2000, VESPERMANN &
SCHMINCKE 2000). Nach RICHTER (1942) war der untere, heute nicht mehr
aufgeschlossene Teil der Serie schwarz. Die rötliche Färbung im oberen Teil und besonders
auch der Xenolithreichtum an ihrem Top sprechen für eine zunehmend phreatomagmatische
Entwicklung der Eruption.
Im Aufschluss an Pos.5 setzt oberhalb der Tuffbank diskordant eine gut geschichtete Serie
schwarzer Lapilli ein (Abb.15). Es macht den Eindruck, als liege ein größerer Zeitabschnitt
zwischen der Ablagerung der Asche (die heute die Tuffbank bildet) und der Lapilli; die
Oberfläche der Tuffbank wirkt wie „poliert“ und die Asche muss schon fest verbacken
gewesen sein (ein sekundärer Prozess), als die Lapilli sich darauf absetzten.
Abb.15 Liegende xenolithreiche Tuffbank, Diskordanzfläche und hangende Lapilli
Die Lapilli sind gut sortiert, deutlich geschichtet und relativ blasenreich. Es handelt sich
demnach um die Fallablagerung einer pyroklastischen Eruption (SCHMINCKE 2000, mündl.
36
Mitteilung). Die Lapilli haben einen mittleren Durchmesser von 5 mm (Streuung 2-15 mm).
Sie befinden sich daher schon in relativ distaler Position zu ihrem Eruptionszentrum und
könnten folglich die äußere Flankenfazies eines Schlackenkegels darstellen (VESPERMANN
& SCHMINCKE 2000). Der extreme und übergangslose Korngrößen- und Fazieswechsel
zwischen liegenden Schlacken und hangenden Lapilli legt nahe, dass beide Serien zu
verschiedenen Eruptionen und Ausbruchsstellen gehören. Nach der vorhandenen
Aufschlusslage lässt sich diese Annahme aber nicht eindeutig belegen. Der Eruptionsstil von
Schlackenkegeln kann sich nämlich abrupt ändern und daher aufeinanderfolgend sehr
unterschiedliche Eruptiva hervorbringen (SCHMINCKE 2000). Das Herkunftsgebiet der
Lapilli müsste, ihrer Einfallsrichtung zufolge, ebenfalls in südlicher Richtung liegen. Auch
RICHTER hatte schon die Meinung geäußert, die Diskordanz zwischen beiden Serien weise
darauf hin, „dass sich der Ausbruchspunkt zwischen der liegenden und der hangenden Serie
verschoben hat“. Zusätzlich betont er das deutlich verschiedene Einfallen und Streichen
beider Serien.
Die Lapilliserie in Pos.5 (Abb.11) beginnt mit einem xenolith- und bombenreichen Horizont.
In ihren oberen Bereich sind mehrere Aschebänke eingeschaltet, die schon auf ein
nahendes Ende der Eruptionstätigkeit hinweisen könnten (finale Ascheregen). Am Top der
Serie sind noch zahlreiche runde Bomben in die Lapilli eingebettet. Darüber schließlich liegt
ein Löss, der teilweise noch mit vulkanischer Feinasche vermengt ist. Die gleichen
geschichteten Lapilli stehen auch am Nordrand der Nordgrube (Pos.6 in Abb.11) an
(Abb.16).
Abb.16 Geschichtete Lapilliserie; deutliches Einfallen nach N
37
Im Aufschluss an Pos.7 (Abb.11) steht basal ein unverwitterter Löss an, dessen Basis nicht
aufgeschlossen ist. Auf dem Löss liegt, mit relativ scharfem Übergang, eine vulkanische
Asche. Sie ist sehr feinkörnig, grau und nur wenige cm mächtig. Zum Top hin geht die
Aschelage in einen Brekzienhorizont über, von dem allerdings nur wenige Dezimeter
aufgeschlossen sind. Viele strombolianische Eruptionen beginnen mit initialen Aschen und
darüberliegenden „Schloträumungsbrekzien“ (SCHMINCKE 2000, VESPERMANN &
SCHMINCKE 2000). Es lässt sich schwer sagen, zu welchem Ausbruchspunkt diese initiale
Serie gehört, vermutlich aber zu demjenigen, der in der Nordgrube selbst liegt. Der
unverwitterte Löss deutet auf eine kaltzeitliche Eruption hin.
Die in der Nordgrube aufgeschlossenen pyroklastischen Serien stammen also vonmindestens zwei, wenn nicht gar drei unterschiedlichen Eruptionszentren (Abb.17):Den Hinweisen nach entstammen die Schweißschlacken in der Peripherie des Ganges
(Pos.3, Abb.11) einem lokalen, die Schlackenbrekzien und Lapillilagen der östlichen Wand
(Pos.5) hingegen medial bzw. distal südlich gelegenen. Dabei ist die distale Serie (Lapilli) in
jedem Fall jünger als die mediale (Brekzien). Mangels eines lückenlosen Profils lässt sich der
zeitliche Bezug zwischen proximaler und medialer Serie nicht mehr sicher herstellen; die
wesentlich höhere räumliche Position der medialen Serie lässt aber vermuten, dass diese
nach den lokalen Schweißschlacken abgelagert wurde. Die lokale Schlackeneruption ist
somit älter als die medialen bzw. distalen Ausbrüche, die sich weiter südlich ereignet haben.
Die pyroklastischen Ablagerungen der Nordgrube stehen ungefähr ab dem Basisniveau der
jüngeren Hauptterrasse (tR6) an; sie können also erst nach einer vollständigen Erosion der
Hauptterrasse abgelagert worden sein und sind folglich wesentlich jünger als diese.
Die anstehende Hauptterrasse kann auf dem Weg östlich der Grube verfolgt werden; sie
reicht mindestens bis auf 157 m ü.NN hinauf (Pos.1, Abb.11). Nur wenige Meter westlich des
Weges (Pos.1) stehen bereits die Lapilli der Nordgrube an. Pyroklastische Ablagerungen
sind hier den Hauptterrassenschottern lateral direkt benachbart und reichen in mindestens
15 m Tiefe hinab (die Tiefe der Nordgrube). Dieser hohe vertikale Versatzbetrag kann nicht
einfach durch Erosion erklärt werden. Die Erosion müsste sonst eine fast senkrechte und
> 15 m hohe Steilwand im Terrassenkörper geschaffen haben, bevor es zur Ablagerung der
Lapilli kam. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass eine Störung nur wenige Meter westlich
des Weges (Pos.1) in N-S-Richtung verläuft. Diese könnte auch den von RICHTER
festgestellten vertikalen Versatz südlich der Nordgrube (siehe Abb.10) erklären. RICHTER
38
(1942) hatte in seine Karte eine E-W streichende Verwerfung südlich der Nordgrube
eingezeichnet (Abb.10) und einen Verwerfungsbetrag von 15 m genannt.
Abb.17 Kombiniertes Profil der Nordgrube (schematisch; Legende siehe Anhang). Mächtigkeit
der Abfolge ca. 8 Meter.
39
4.5.3. Nordkegel
Der Nordkegel (Pos.2 in Abb.10) bildet eine morphologische Vollform im nordwestlichen Teil
des Ringwalls (Abb.18). Auch auf der topographischen Karte (Anhang) ist diese Vollform an
den umlaufenden Höhenlinien deutlich zu erkennen. Sein Gipfel ist auf 173 m ü.NN gelegen
und befindet sich etwa 200 m südlich der Nordgrube (Abb.11).
Abb.18 Nordkegel vom Südwall aus gesehen
Auf dem Fußweg, der aus südlicher Richtung relativ steil auf den Gipfel des Nordkegels
führt, sind in 168 m ü.NN graue, stark verfestigte Tuffe aufgeschlossen (Abb.19). Die Tuffe
sind deutlich gebankt; in die feinaschige Matrix sind zahlreich akzessorische und juvenile
Klasten eingebettet. Die makroskopisch erkennbaren Nebengesteinsfragmente sind
Flusskiesel, die teils zertrümmert, teils noch vollständig sind. Einzelne Kiesel sind bis zu 3
cm groß. Bruchstücke des Devons sind makroskopisch nicht erkennbar. Juvenile Klasten
sind sehr häufig. Sie sind schwarzblau, blasenarm und dicht und bis zu 5 cm groß. Gröbere,
klastengestützte Lagen alternieren mit feinkörnigen, was dem Tuff einen deutlich
geschichteten / gebankten Charakter verleiht. Diese Tuffe sind eindeutig das Produkt einer
phreatomagmatischen Eruption (LORENZ 1984, 1988, 2000).
40
Abb.19 Phreatomagmatische Tuffe über Hauptterrasse am Aufstieg zum Nordkegel
Die Tuffe lagern über Sanden und Kiesen der Hauptterrasse (Abb.19); von dieser sind noch
die obersten Dezimeter aufgeschlossen.
Bereits RICHTER (1942) hatte in einer Grube im Westen des Nordkegels „merkwürdige
Tuffe“ beschrieben, die er genetisch nicht zuordnen konnte, deren Beschreibung aber ganz
genau auf die hier vorgefundenen passt. Der große Vorteil ist, dass RICHTER – aufgrund
der damals sehr guten Aufschlusslage – den stratigraphischen Kontext der Tuffe genau
festgehalten hat. Nach seiner Beschreibung waren die Tuffe der Hauptterrasse vollkommen
parallel und konkordant aufgelagert. Sie waren in einer Breite von mehr als 10 m
aufgeschlossen und erreichten eine Mächtigkeit von immerhin 4 m.
Ganz ähnliche Tuffe finden sich heute noch in einer weiteren Grube des Nordkegels
(Abb.20). Die Schichtung der Tuffe ist hier noch deutlicher als im vorherigen Aufschluss; im
Bild ist eine Lage erkennbar, die fast zu 100 % aus Nebengesteinsmaterial (Terrassenkiesel)
besteht. In der großen Grube an der Südflanke des Nordkegels wurde ein ca. 3 m langer
Tuffbrocken gefunden, der allerdings beim Abbau verlagert wurde. Die Tuffe sind also im
Bereich des Nordkegels relativ weit verbreitet.
41
Abb.20 Phreatomagmatischer Tuff mit akzessorischer Kieslage
Phreatomagmatische Tuffe stehen auch genau auf der gegenüberliegenden Seite der
Kraterschüssel an (siehe Abschnitt 4.5.4.)! Da die Tuffe an so weit voneinander entfernten
Stellen vorkommen, ist anzunehmen, dass sie im Umfeld des Rodderbergs einmal weit
verbreitet waren. Es ist naheliegend, dass diese Tuffe zu der zentralen Maareruptiongehören, bei der auch die große Kraterschüssel entstanden war.
Die stratigraphische Position der Tuffe wird durch eine weitere Aufschlussbeschreibung
RICHTERs noch deutlicher (Abb.21). In einem Aufschluss an der Westseite des Nordkegels
standen die Tuffe in vollkommen horizontaler Lagerung über der Hauptterrasse an, wurden
dann aber von jüngeren vulkanischen Schlackenbrekzien („untere Schlacken“) vollkommen
diskordant abgeschnitten (Abb.21). Die Tuffe sind also vor einer nennenswerten Erosionder Hauptterrasse abgelagert worden, die Schlackenbrekzien jedoch erst deutlichdanach.
42
Abb.21 Tuffe und Schlackenbrekzien am Nordkegel (RICHTER 1942;
RICHTER verwendet den Ausdruck „Südgrube“ für den Nordkegel!)
Die Schlackenbrekzien in Abb.21 stehen laut RICHTER im Bereich des Nordkegels
weitflächig an; sie erreichen ihre höchste Mächtigkeit (10-12 m) direkt auf dem Gipfel des
Kegels. Von da aus ziehen sie (nach seiner Beschreibung) hangabwärts in die Nordgrube
hinab. Eine solche Brekzienserie wurde in der Nordgrube tatsächlich aufgefunden (Abschnitt
4.5.2. und Abb.17) und es wurde ein medial südlich gelegenes Herkunftsgebiet rekonstruiert.
Die Ausbruchsstelle dieser Schlacken könnte nach einer weiteren Aufschlussbeschreibung
RICHTERs tatsächlich im Bereich des Nordkegels liegen (Abb.22).
Abb.22 Aufschluss im Kraterrandbereich am Nordkegel (aus RICHTER 1942)
43
Links im Aufschluss (im NW) stehen die Sande und Kiese der Hauptterrasse mit den
konkordant darüberlagernden Tuffen an. Mehrere Abschiebungen lassen diese Serie
gestaffelt nach SE hin abbrechen. Die Serie wird schließlich diskordant von einer
vulkanischen Feinasche abgeschnitten. Die Feinasche wird nach SE hin von einer weiteren
Verwerfung versetzt. Über der Feinasche liegen die Schlackenbrekzien in einer Mächtigkeit
von rund 6 m. Der Aufschluss liegt nach diesen Hinweisen wahrscheinlich im
Kraterrandbereich eines Schlackenkegels. SCHMINCKE (2000) beschreibt nämlich bei
zahlreichen Schlackenkegeln der Eifel, dass im Kraterrandbereich die
Schlackenablagerungen entlang mehrerer Verwerfungen zum Krater hin einbrechen. Meist
ist auch ein Einfallen der Schichten zum Krater hin erkennbar. Der Eruptionskrater müsste
sich demnach in unmittelbarer südöstlicher Nachbarschaft des Aufschlusses befinden.
Das postulierte Eruptionszentrum im Nordkegel wird durch folgende Geländebefunde
unterstützt: 1. Auf dem Gipfel des Nordkegels erreichen die Schlackenbrekzien ihre höchste
Mächtigkeit. Die Serie lässt sich bis in die Nordgrube hinein verfolgen. 2. In der Nordgrube
wiederum sprechen die tephrostratigraphischen Hinweise für ein medial südlich gelegenes
Herkunftsgebiet der Schlacken; der Nordkegel befindet sich nur 200 m südlich von hier.
Die charakteristische Rotfärbung am Top der Schlacken, die in der Nordgrube beobachtet
worden war, ist auch an der Südflanke des Nordkegels erkennbar; ein weiteres Indiz dafür,
dass es sich um die gleiche Serie handelt.
Dass es sich beim Nordkegel um einen stark erodierten Schlackenkegel handeln könnte,
wird bereits durch seine morphologische Form suggeriert (Abb.18).
Der nordwestliche Zipfel des Rodderbergs beherbergt also mehrere ehemaligeEruptionsherde. Nach den Geländebefunden sowie den Aufschlussbeschreibungen
RICHTERs befinden sich zwei Eruptionsherde in der Nordgrube und einer befindet sich im
Nordkegel. Sie liegen gemeinsam mit dem vulkanischen Gang auf einer N-S-gerichteten
Achse. Ein kausaler Zusammenhang dieser „vulkanischen Linie“ zu der in Abschnitt 4.5.2.
rekonstruierten, N-S verlaufenden Verwerfung sollte in Betracht gezogen werden.
4.5.4. Ostwall
Wie schon erwähnt, finden sich phreatomagmatische Tuffe auch am östlichen Kraterwall
(Pos.3 in Abb.10). Leider gibt es nur einen ganz kleinen Aufschluss an der Böschung des
44
Rundwegs. Schon LASPEYRES (1901) hatte diese Tuffe erwähnt, ohne jedoch ihre
Bedeutung zu erkennen. Nach seiner Beschreibung standen die Tuffe hier in beachtlicher
Mächtigkeit an und wurden sogar als Werksteine gebrochen. Die Tuffe sind grau bis braun
und deutlich geschichtet (Abb.23). Aschelagen wechseln mit grobkörnigen und
klastengestützten Lagen. Diese enthalten stark zertrümmerte akzessorische Bestandteile;
makroskopisch erkennbar sind Bruchstücke von Terrassenkieseln und des Devons. Juvenile
Klasten sind sehr häufig; sie sind schwarz, dicht und relativ blasenarm. Die Tuffe
entsprechen vollkommen LORENZ‘ (1988) Beschreibung von Maarablagerungen. Sie sind
denen des Nordkegels sehr ähnlich (Abschnitt 4.5.3.), enthalten aber keine größeren Kiesel.
Ein Vergleich der Tuffe (Abb.23) mit medialen Ablagerungen des Meerfelder Maars
(Westeifel, Abb.24) zeigt eine verblüffende Ähnlichkeit. Die phreatomagmatische Herkunft
der Ostwall-Tuffe bzw. ihre Zugehörigkeit zu einer Maareruption werden dadurch noch
untermauert.
Abb.23 Tuff vom Ostwall des Rodderbergs (Länge ca. 6 cm)
Abb.24 Medialer Tuff des Meerfelder Maars (Länge ca. 12 cm)
45
4.5.5. Südgrube
Die Südgrube befindet sich in der südwestlichen Außenseite des Ringwalls (Pos.4 in
Abb.10). Aufgeschlossen ist eine bis zu 4 m mächtige pyroklastische Serie, die im
Wesentlichen aus gut sortierten und geschichteten Lapilli besteht (Abb.25, 26).
Abb.25 Südwest exponierte Wand der Südgrube
Abb.26 West-exponierte Wand der Südgrube
Die Basis der Serie liegt auf rund 160 m ü.NN. Die Lapilli sind schwarz, blasenreich und
haben einen mittleren Durchmesser von 15 mm (Streuung 5-40 mm). Die Serie ist in ihrem
vertikalen Aufbau relativ einheitlich. In den unteren Bereich sind noch etwas gröbere
46
Schlacken eingebettet, mit einem Durchmesser bis 20 cm; diese Schlacken werden nach
oben hin seltener. Die Serie wird von mehreren horizontalen und zueinander parallelen
gelblichen Bändern durchzogen. In diesen sind die Lapilli stärker miteinander verbacken. Die
Bänder sind in horizontaler Richtung aushaltend und unterstreichen den geschichteten
Charakter der Serie. Es handelt sich eindeutig um die Fallablagerung einer pyroklastischen
Eruption, vergleichbar dem Lapillihorizont der Nordgrube (siehe 4.5.2.). Der mittlere
Durchmesser der Lapilli ist hier allerdings um ein dreifaches höher, so dass das zugehörige
Eruptionszentrum wesentlich näher (d.h. +/- medial) liegen dürfte. Die Schichten fallen nach
SW ein, das zugehörige Eruptionszentrum müsste etwa in nordöstlicher Richtung liegen.
Im oberen Bereich der Abfolge befindet sich ein besonders xenolithreicher Horizont; die
Xenolithe sind hauptsächlich devonische Ton- und Schluffsteine. Ein einzelnes Exemplar
erreichte eine Länge von 80 cm (!) und hatte die darunterliegende Schicht deutlich eingedellt
(„Impact“, siehe Abb.25). Die Auswürflinge sind also als Bomben ballistisch transportiert
worden und nicht oberflächennah als Surge. Aus diesem Horizont stammen auch die
Xenolithproben für die Thermolumineszenz-Datierung. Auch gröbere vulkanische Schlacken
waren dort angereichert. Über dem Xenolithhorizont liegt ein weißgrauer Tuff, der zahlreiche
Devon- und Schotterbruchstücke enthält.
Zum Top hin geht die Serie unscharf in einen „chaotisch“ wirkenden Lapilli- / Wurfschlacken-
Horizont über (Abb.26). Die Sortierung der Pyroklastika ist schlecht, Merkmale einer
Schichtung scheinen vollkommen zu fehlen. Die Lapilli und Schlacken sind hier rötlich,
außerdem kompakter und blasenärmer als im darunterliegenden Lapillihorizont. Die
Wurfschlacken haben teilweise eine blumenkohlartige Struktur oder eine gedrehte,
bombenartige Form. Es macht insgesamt den Eindruck, als ändere sich der
Eruptionsmechanismus mit dem Aufbau des Xenolithhorizonts (Abb.25). Eine Reaktivierung
der Eruption, z.B. durch Wiedereinsetzen der Magmenförderung, könnte zu einer erneuten
Ausräumung, Erweiterung oder auch lateralen Verlagerung des Schlots geführt haben.
Dadurch kam es zunächst zur Ablagerung einer besonders xenolithreichen Lage. Der
Zugang von Grund- oder Oberflächenwasser zum Eruptionskanal bewirkte dann zunehmend
phreatomagmatische Bedingungen sowie eine entsprechend heftige Eruption. Unter diesen
Bedingungen wurden die gröberen Klasten des „chaotischen“ Horizonts gefördert; dafür
sprechen Rotfärbung, Blasenarmut und „Blumenkohlstruktur“ der Auswürflinge.
Eine längere Eruptionspause oder ein signifikanter Wechsel des Ausbruchpunkts kann für
die pyroklastische Serie der Südgrube so gut wie ausgeschlossen werden; entsprechende
47
Diskordanzen sind in der Abfolge nicht erkennbar. Ein Sammelprofil der Südgrube zeigt
Abb.27.
Abb.27 Kombiniertes Profil der Südgrube (schematisch; Legende siehe Anhang). Mächtigkeit der Abfolge ca. 4
Meter.
48
4.5.6. Feldgrube
Die Feldgrube (Pos.5 in Abb.10) liegt südwestlich des Ringwalls, nur 150 m von der
Südgrube entfernt; zwischen beiden Gruben verläuft ein Trockental in nordwestlicher
Richtung (Abb.10). Die Basis des Aufschlusses liegt auf 158 m ü.NN.
Die prävulkanische Basis ist an der westlichen Wand der Grube aufgeschlossen (Abb.28).
Hier steht basal ein gelb-beiger, unverwitterter Löss an. Er ist stark kalkhaltig; in geringer
Tiefe befindet sich ein regelrechter „Lösskindlhorzont“ mit bis zu 20 cm großen Kindln. Eine
leichte Rostfleckigkeit verleiht dem Löss einen gewissen Nassbodencharakter. Diese
Anzeichen sprechen für eine hochglaziale Bildung des Lösses und gegen eine warmzeitliche
Überprägung.
Abb.28 Initiale Serie an der Westwand
Über dem Lösspaket setzt mit scharfem Übergang eine schwarze, vulkanische, mittelfeine
Asche ein. In der Asche finden sich kleine Kieselbruchstücke (ca. 1 mm). Der liegende Löss
ist im Kontaktbereich zur Asche augenscheinlich nicht gefrittet. Auf diese initiale Asche folgt
ein grauer, geschichteter Tuff. Feine, aschige Lagen alternieren mit grobkörnigen, in die
zahlreich akzessorische Schieferbruchstücke und Kiesfragmente eingebettet sind; die
49
Xenolithe sind nur selten größer als 3 mm. Juvenile Klasten sind häufig, sie sind schwarz,
dicht und blasenarm. Der Tuff hat eine gewisse Ähnlichkeit mit den Maartuffen aus der
Nordgrube; alle Anzeichen sprechen für einen phreatomagmatischen Eruptionsstil.
SCHMINCKE (2000) sowie VESPERMANN & SCHMINCKE (2000) haben für viele
Schlackenkegel der Eifel nebengesteinsreiche, phreatomagmatische initiale Serien
beschrieben. Das Material wird dabei im Allgemeinen lateral und bodennah als Surge
transportiert. Auch die vorgefundene initiale Asche ist typisch für den Eruptionsbeginn von
Schlackenkegeln.
Auf dem Tuff liegt eine wechselnde Abfolge gröberer und feinerer Aschelagen. Die feinen
Aschen sind meist tuffartig verbacken, die gröberen sind auffallend xenolithreich und
enthalten kleinere, schwarze Lapilli. Die Lapilli sind relativ blasenreich. Im unteren Bereich
der Aschen liegt eine 30 cm große xenolithische Bombe (Abb.28); diese hat den liegenden
Tuff deutlich eingedellt (Impact), wurde also ballistisch transportiert. Die ballistische Bombe
sowie die relativ blasenreichen Lapilli legen für die Aschenserie bereits einen weitgehend
pyroklastischen Eruptionsmechanismus nahe; außerdem werden die Lapilli zum Top der
Serie allmählich größer und die Xenolithe seltener.
Abb.29 Lapilli und hangende Aschen an der Südwand; rechts neben dem Messstab ballistische Bombe
Der darüber liegende Horizont besteht dann fast nur noch aus Lapilli (Abb.29); Xenolithe sind
relativ selten. Die Lapilli sind schwarz, blasenreich, und gut sortiert. Die Lapilli haben einen
mittleren Durchmesser von 15 mm (Streuung 5-40 mm). Der gesamte Horizont ist in seinem
vertikalen Aufbau relativ einheitlich und ungefähr 5 m mächtig. Einzelne feinkörnigere und
50
fester verbackene Schnüre durchziehen die Lapilliserie und unterstreichen die schon
ohnehin deutliche Schichtung. Diese Abfolge ist wie die Lapilliserie der Südgrube eindeutig
die Fallablagerung einer pyroklastischen Eruption. Im unteren Bereich der Abfolge ist noch
ein xenolithreicher Horizont eingebettet. Dort kommen auch größere glasige Schlacken vor,
die wie abgeschreckt wirken. Hier scheint die Eruption noch einmal stärker
phreatomagmatisch beeinflusst worden zu sein. In den Lapilli liegen einzelne größere
ballistische Bomben mit Einschlagkrater. Eine einzelne basaltische Bombe erreichte einen
Durchmesser von rund 70 cm (Abb.29).
Oberhalb der Lapilliserie setzen, mit unscharfem Übergang, hellere gebankte Aschen ein
(Abb.29). Die Farbe der Aschen ist in unverwittertem Zustand dunkelgrau. Sie sind teilweise
plattig verbacken, aber noch relativ locker. Gröbere Schnüre, die durch die Aschen ziehen,
bestehen aus kleinen, blasigen Lapilli (mittlerer Durchmesser 3 mm). Untergeordnet sind
auch akzessorische Bruchstücke vorhanden. Es macht den Anschein, als seien die Aschen
am Top der Serie bereits mit Löss vermengt. Die Aschen sind wahrscheinlich gegen Ende
der Eruptionstätigkeit abgelagert worden (finale Ascheregen). Der Wechsel zwischen Lapilli,
plattigen und homogenen Aschelagen im oberen Bereich der Abfolge korreliert auffällig mit
der finalen Serie der Nordgrube (vgl. Abb.17 und 30). Dies mag Zufall sein, es ist aber auch
denkbar, dass beide Serien von der gleichen Eruption aufgebaut wurden.
Die Tephrenlagen der Feldgrube fallen ungefähr nach E ein. Die Einfallsrichtung ist hier
jedoch nicht durch die Lage des Ausbruchspunkts bestimmt, sondern vielmehr durch das
Paläorelief. Fallablagerungen zeichnen nämlich weitgehend das vorhandene Relief nach
(McPHIE et al. 1993). Die räumliche Orientierung der prävulkanischen Landoberfläche
konnte grob rekonstruiert werden: Während an der nordwestlichen Wand der Feldgrube der
Löss noch ansteht (Abb.28), konnte seine Oberkante in südöstlicher Richtung durch
Bohrungen verfolgt werden. Danach taucht die ehemalige Landoberfläche mit ungefähr 15°
nach E ab. Das damalige Relief war also genau entgegengesetzt zum heutigen, welches
nach NW zum Mehlemer Bach hin abfällt (Abb.10). Vor der Eruption muss sich also
unmittelbar östlich der Feldgrube ein etwa N-S verlaufendes Tälchen befunden haben,
vielleicht als Verlängerung des heute noch erkennbaren Trockentals zwischen Süd- und
Feldgrube (Abb.10). Die Herkunftsrichtung der Tephren in der Feldgrube ist also vorerst nicht
rekonstruierbar.
Die geringe Entfernung zwischen Süd- und Feldgrube (ca. 150 m, Abb.10) legt nahe, dass
beide pyroklastischen Serien von derselben Eruption aufgebaut wurden. Die mittlere Göße
der Lapilli ist in beiden Profilen ungefähr gleich. Beide Serien können aber nicht so einfach
51
miteinander korreliert werden (vgl. Abb.27 und 30). In der Südgrube fehlt die initiale Serie;
sie ist dort verschüttet. Ebenso stehen dort auch keine finalen Aschebänke an. Diese
könnten in der relativ exponierten Position der Südgrube der Erosion zum Opfer gefallen
sein; deutliche Erosion am Top der Südgrube ist in Abb.26 erkennbar. Dafür ist am Top ein
phreatomagmatischer Wurfschlackenhorizont ausgebildet, der in der Feldgrube fehlt.
Möglicherweise ist die Feldgrube vom Ausbruchspunkt schon etwas weiter entfernt, so dass
die relativ groben Wurfschlacken nicht mehr bis dorthin transportiert wurden. Ansonsten ist
die Abfolge in der Südgrube nur ein „Ausschnitt“ aus einer wesentlich umfangreicheren
pyroklastischen Serie, wie sie in der Feldgrube erhalten ist.
Das Basisniveau der jüngeren Hauptterrasse (tR6) liegt im Bereich der Feldgrube bei 160 m
ü.NN. Die pyroklastischen Ablagerungen beginnen dort aber schon in 158 m ü.NN. Die
Hauptterrasse war also bereits vollkommen durch Erosion entfernt, als es zur Ablagerung
der Pyroklastika kam. Der liegende, prävulkanische Löss spricht für eine Eruption im
Hochglazial.
52
Abb.30 Kombiniertes Profil der Feldgrube (schematisch; Legende siehe Anhang). Mächtigkeit der
Abfolge ca. 6 Meter.
53
4.6. Zusammenfassung und Diskussion
Zur Eruptions- und Landschaftsgeschichte siehe auch das geologische Profil im Anhang.
Mittels der 55 Meter tiefen Zentralbohrung und durch die Entdeckung phreatomagmatischer
Tuffe konnte eine Maareruption im Kessel des Rodderbergs indirekt nachgewiesen werden.
Andere Ereignisse, die zur Bildung einer solch tiefen und allseitig geschlossenen Hohlform
führen könnten, können für das Gebiet des Rodderbergs definitiv ausgeschlossen werden:
Das flächenhafte Vorkommen vulkanischer Tephren schließt einen Meteorit-Impact als
Ursache für die Hohlform aus. Die Entstehung eines sogenannten „geotektonischen
Senkungsfeldes“, wie es für die Schüssel des Rodderbergs früher mitunter diskutiert wurde
(BRAUNS 1931, RICHTER 1942), ist nach neueren Forschungserkenntnissen unhaltbar.
Nach der Vorstellung von RICHTER lag die Hauptausbruchsstelle am Nordzipfel des
Vulkans. Die Eruptionen hinterließen nach seinen Vorstellungen ein starkes unterirdisches
Massendefizit, was zum Einbruch des zentralen Kessels führte. LORENZ (1984) macht im
konkreten Fall des Meerfelder Maares darauf aufmerksam, dass der Einsturz einer größeren
Hohlform in eine benachbarte teilentleerte Magmenkammer nicht plausibel ist. Die
Magmenkammer müsste dafür ein beträchtliches Volumen aufweisen (mindestens so groß
wie das der Hohlform) und es ist nicht klar, wie sie sich ins Nebengestein eingenistet haben
soll; vor allem dann nicht, wenn die Eruptionen im wesentlichen pyroklastisch und
nebengesteinsarm waren.
Für die Maare der Eifel ist heute eine phreatomagmatische Entstehung wissenschaftlich
weitgehend akzeptiert (BÜCHEL 1983; LORENZ 1984, 1988, 2000; SCHMINCKE 2000;
VIETEN 1994). Voraussetzung für die Bildung von Maaren sind nach LORENZ (1988)
hydraulisch aktive Bruchzonen im Grundgebirge (Abb.31/1). Nach dem
phreatomagmatischen Modell der Maarentstehung kommt es in einer Tiefe von mehreren
hundert Metern zum Kontakt von aufsteigendem Magma und Grundwasser (Abb.31/2). Die
dadurch ausgelösten Wasserdampfexplosionen, die in der sogenannten Wurzelzone
stattfinden, fragmentieren das Nebengestein und transportieren es, zusammen mit
magmatischen Komponenten, durch einen Förderschlot an die Erdoberfläche (Abb.31/3).
Dort kommt es zum Aufbau einer bis zu mehreren tausend Meter hohen,
wasserdampfreichen Eruptionswolke; charakteristisch für die Maare sind jedoch bodennahe,
sich lateral ausbreitende Eruptionswolken, die Base Surges. Sie bestehen im Wesentlichen
aus Wasserdampf, Nebengesteins- und Magmafragmenten und bauen die feingeschichteten
und nebengesteinsreichen Maartuffe auf. LORENZ konnte 1977 auf Alaska den Ausbruch
der beiden Ukinrek-Maare „life“ beobachten (KIENLE et al. 1980).
54
Die explosive Ausräumung der Wurzelzone führt zu einer zunehmenden Instabilität des
Nebengesteinsverbandes; die Wände und vor allem das „Dach“ über der Explosionskammer
werden irgendwann kollabieren und durch fortgesetzte explosive Ausräumung entsteht
schließlich eine Hohlform im Grundgebirge (Abb.31/4). Anhaltende
Wasserdampfexplosionen führen zu einer zunehmenden Verlagerung der Wurzelzone in die
Tiefe. Die felsmechanischen Eigenschaften des Nebengesteins bewirken, dass sich über der
Wurzelzone durch Einsturz der Felswände ein trichterförmiger Krater bildet, der sich analog
zum Tiefenwachstum des Maares auch lateral verbreitert. Durchmesser und Tiefe eines
Maares stehen also in einem direkten Zusammenhang; nach LORENZ (1988) und BÜCHEL
& LORENZ (1991) besteht bei Maaren ein initiales Durchmesser- / Tiefenverhältnis von 4:1
bis 5:1. Für den Rodderberg bedeutet dies, dass mit einer Tiefe des Kraters vonungefähr 160-200 Metern gerechnet werden kann.
Abb.31 Schematische Entwicklungsreihe eines Maares (aus LORENZ 1988)
Die jüngeren Maarkrater in der Westeifel sind meist noch mit Wasser gefüllt und bilden die
bekannten Maarseen. Nach den sedimentologischen Befunden der Kernbohrungherrschten auch im Krater des Rodderbergs unterhalb des vierzigsten Kernmeterslimnische Bedingungen, bevor der See später verlandete.
Unterhalb des Kraters von Maaren liegt charakteristischerweise eine mit
Nebengesteinsbrekzien und Tephren ausgefüllte Zone, das sogenannte Diatrem. Dieses
kann bis in eine Tiefe von mehreren Kilometern hinabreichen und enthält typischerweise eine
untere, ungeschichtete und eine obere, mehr oder weniger gut geschichtete Fazies
55
(LORENZ 2000). Die untere Fazies ist hauptsächlich aus kollabiertem
Nebengesteinsmaterial und Pyroklastiten aufgebaut, während die obere Fazies aus einer
Wechsellagerung von primären und umgelagerten Tephren gebildet wird. Das auch für das
Rodderberg-Maar zu postulierende Diatrem wurde im geologischen Profil (Anhang)
berücksichtigt. Die Diatreme haben oftmals eine geringere Dichte als das umgebende
Grundgebirge und verursachen eine örtliche Schwereanomalie. Eine negativeSchwereanomalie wurde auch unter dem Kessel des Rodderbergs nachgewiesen(BRÜGGEMANN et al. 1973).
Etwa die Hälfte der Maare der Westeifel weist laut BÜCHEL & LORENZ (1991) positive
magnetische Störfelder auf, was sie auf syneruptive Schlackenkegel in den ehemaligen
Kraterböden zurückführen. Diese Schlackeneruptionen sollten entweder während oder kurz
nach der eigentlichen Maareruption stattgefunden haben. LORENZ konnte bei einem der
beiden Ukinrek-Maare syneruptive Lavafontänentätigkeit beobachten (KIENLE et al. 1980).
Auch die Förderschlote im Untergrund von Maaren verursachen nach LORENZ (1984)
positive magnetische Anomalien. Beim Rodderberg konnte eine starke positiveMagnetisierung unter der Kratermulde nachgewiesen werden (BRÜGGEMANN et al.
1973).
Die von LORENZ für eine Maargenese geforderte hydraulisch aktive Bruchzone ist imGebiet des Rodderbergs gut vorstellbar: Das ganze Gebiet wird von Störungen
durchzogen, allein die Hauptterrasse wird hier mindestens dreimal in ihrer Höhenlage
versetzt (siehe Kap.4.1.). Auch der Mehlemer Bach orientiert sich nach BRAUN (1974)
wahrscheinlich an einer tektonischen Störungslinie.
Eine Maareruption zum Ende der jüngeren Hauptterrassenzeit (tR6) ist aus mehreren
Gründen heraus wahrscheinlich:
1. Die Maartuffe wurden von RICHTER (1942) konkordant auf der Hauptterrasse liegend
kartiert.
2. Die Höhenlage der Tuffhorizonte spricht, wenn überhaupt, für eine geringe Erosion der
tR6 zur Zeit der Ablagerung der Tuffe (Nordkegel: Basis Tuffe = 168 m ü.NN, Basis tR6 =
155 m ü.NN; Ostwall: Tuffe = 180 m ü.NN, Basis tR6 = 165 m ü.NN). Die Pyroklastika der
jüngeren Phasen reichen dagegen auch in wesentlich tiefere Niveaus hinab (oftmals bis
unter die Basis der tR6).
3. Kurz nach Ende der tR6-Zeit, vor ca. 500.000 Jahren (zum Alter der tR6 siehe Kap.5.2),
begann eine tektonisch besonders aktive Phase, in der der Rheinische Schild nochmals
stark gehoben wurde (SCHIRMER 1994, MEYER & STETS 1998). Dies kann für das
56
Gebiet des Rodderbergs, welches unmittelbar im Übergangsbereich zwischen
Rheinischem Schild und Niederrheinischer Bucht liegt, eine starke tektonische
Beanspruchung bedeutet haben. Diese Beanspruchung könnte gerade zu Beginn der
Hebungsphase besonders stark gewesen sein und als Auslöser des Vulkanismus gewirkt
haben.
4. Die Maartuffe sind heute weitgehend erodiert, im Gegensatz zu den jüngeren
pyroklastischen Serien.
5. Die Maartuffe weisen bereits eine starke diagenetische Verfestigung auf. Die initialen
phreatomagmatischen Horizonte der jüngeren Phasen sind wesentlich weniger verfestigt.
6. Nur etwa 1 km nordwestlich des Rodderbergs wurden von POHLIG (1887) und später
von BURRE (1933) graue und weiche „Tuffe“ unter den Schottern der mittleren
Mittelterrasse (mMT=tR8) beschrieben. Bei diesen kann es sich nur um
Umlagerungsprodukte der Maartuffe handeln, da die primären Tuffe stark verfestigt sind.
Die Maareruption hat demnach noch deutlich vor der mMT-Zeit stattgefunden.
Alle Anzeichen sprechen also für eine Maareruption (Phase I) zum Ende oder kurznach der jüngeren Hauptterrassenzeit. Eindeutig beweisen lässt sich diese Annahme
nach der heutigen Aufschlusslage jedoch nicht.
Die beschleunigte Hebung des Rheinischen Schildes, die zum Ende der jüngeren
Hauptterrassenzeit einsetzte, bewirkte natürlich eine rasche Erosion der tR6 unmittelbar nach
ihrer Bildung. Das Landschaftselement „jüngere Hauptterrasse“ hatte also nur eine relativ
kurze „Lebensdauer“, zumindest in den Bereichen, die an den heutigen Engtalbereich
(Mittelterrassen) angrenzen. In Abb.5 und 10 ist erkennbar, dass die jüngereHauptterrasse im Untersuchungsraum stark erodiert ist. Damit ist auch der Verbleibder nur wenig jüngeren Tuffe geklärt: Sie wurden von der Erosion zuerst erfasst, dasie ja noch über der Terrasse lagerten. Die von RICHTER beschriebene Mächtigkeit der
Tuffe von 4 Metern ist daher als absolutes Mindestmaß anzusehen und dürfte ursprünglich
wesentlich höher gewesen sein. Der sehr hohe Nebengesteinsanteil in den Tuffen erklärtauch den Verbleib des entfernten Grund- und Deckgebirges ohne Probleme.
Warum wurde der Krater trotz seines relativ hohen Alters bis heute nicht vollständig verfüllt?
Auch diese Tatsache kann man mit einer beschleunigten Hebung des Gebirges während
oder kurz nach der Maareruption erklären: Potentielle Sedimentlieferanten in derPeripherie des Kraters wurden durch die schnell einsetzende Erosion abgetragen,bevor sie maßgeblich zur Verfüllung des Kraters beitragen konnten. Geeignete
Erosionslinien bildeten sich schon zur Mittelterrassenzeit rund um den Rodderberg (Abb.5):
57
Rhein im E, Mehlemer Bach im NW, das „Paläotal“ im SE und Rolandswerther Bach im S.
Zur Verfüllung des Rodderbergkraters werden also überwiegend äolische Sedimentebeigetragen haben. Die Kernbohrung bestätigt diese Hypothese (Kap.4.2.). Der heute noch
relativ gut erhaltene Lapilli- und Schlackenwall rund um den Krater wurde von den wesentlich
jüngeren strombolianischen Eruptionen aufgebaut und hat mit dem Rodderbergmaar primär
nichts zu tun. Über eine längere Zeitspanne, zwischen der Maarphase und den jüngeren
Schlackeneruptionen, mag das „Vulkangebäude“ des Rodderbergs also lediglich aus einem
ins Grundgebirge eingesenkten Kessel mit geringmächtigem Tuffring bestanden haben.
Schon bald erzeugte die Erosion rund um diesen Kessel ein abschüssiges Relief.
Rund um den Wall des Rodderbergkraters stehen heute noch Reste des Grund- und
Deckgebirges an (Abb.5 und 10). Der Kessel wird also seit seiner phreatomagmatischenEntstehung abflusslos gewesen sein. Nur im NW steht in einem größeren Streifen kein
Grund- und Deckgebirge an, sondern Pyroklastika der jüngeren Eruptionsphasen. Bei der
großen topographischen Höhe (162 m ü.NN, siehe Top. Karte im Anhang) und einer maximal
angenommenen Mächtigkeit der Pyroklastika von 15 Metern sollte das Grundgebirge hier
aber bis auf mindestens 145 m ü.NN hinaufreichen. Ein ehemaliger Abflusskanal ist daher
auch im NW des Kraters unwahrscheinlich.
Wenn man tatsächlich von einem Alter des Maarkraters von rund 500.000 a ausgeht
(Herleitung des numerischen Alters siehe Kap.5), dann muss man die von HAMBACH (2001)
rekonstruierte Sedimentationsrate von rund 1m/ka in Frage stellen. Eine mehr oder weniger
konstante Sedimentation vorausgesetzt, müsste man dann nämlich eine Kratertiefe von rund
500 Metern (!) veranschlagen. Nach den Beobachtungen von LORENZ (1988) sind bei
gegebenem Kraterdurchmesser aber maximal 200 Meter Tiefe zu erwarten. Da sich der
Maarkrater nach unten verjüngt, wäre sogar noch eine Erhöhung der Sedimentationsrate zu
größeren Tiefen hin wahrscheinlich. Unter diesen Aspekten sollte man höchstens von einer
mittleren Sedimentationsrate von 0,5 m / ka ausgehen, was einer Kratertiefe von rund 250
Metern entsprechen würde. Der fünfundfünfzigste Kernmeter könnte nach diesenÜberlegungen ein ungefähr eemzeitliches Alter haben. Eine andere Erklärung des
Problems könnte ein stark schwankendes Sedimentationsgeschehen sein, welches auch
längere sedimentationsfreie Zeiten umfasst. Bei vielen Eifelmaaren ist ein besonders starker
Rückgang der Sedimentation während Interglazialen und auch –stadialen zu beobachten
(HAMBACH, mündl. Mitteilung). Ein hauptsächlich äolischer Input in die Sedimentfallespricht aber eher für eine geringere Sedimentationsrate. Selbst im Meerfelder Maar,
welches ja vom Meerbach durchflossen wird und das damit einen konstanten klastischen
58
Sedimenteintrag erfährt, wurde nur eine mittlere Sedimentationsrate von 1 m / ka festgestellt
(NEGENDANK 1984).
Ein mindestens eemzeitliches Alter des Kratersees ist auch unter paläohydrologischen
Gesichtspunkten wahrscheinlich: Da die Oberkante der während MIS 6 gebildeten unteren
Mittelterrasse (SCHIRMER 1994) an der Ostflanke des Rodderbergs nur auf 80 m ü.NN liegt
(BIBUS 1980), ist zur Zeit des Eems (MIS 5e) mit einem rheinnahen Grundwasserspiegel in
dieser Höhenlage zu rechnen. Die Sedimentsäule der Kraterfüllung zeigt aber schon ab <107
m ü.NN reduzierende Bedingungen an. Für einen eemzeitlichen Kratersee wäre also schon
eine Aufwölbung des Grundwasserspiegels von rheinnah ca. 80 m ü.NN auf ca. 105 m ü.NN
im Kraterzentrum erforderlich. Ein jüngeres Alter des Kratersees würde eine noch größere
Aufwölbung des Paläo-Grundwasserspiegels voraussetzen, da das Rheinniveau zu späteren
Zeiten noch niedriger lag. In den Warmzeiten vor dem Eem dürften im Krater dagegen immer
limnische Bedingungen geherrscht haben, da Rheinpegel und Paläo-Grundwasserstand
relativ zum Krater noch höher lagen als im Eem. Es ist daher denkbar, dass im Maarkraterdes Rodderbergs mehrere See-Generationen „begraben“ sind; in den Glazialen könnten
diese jeweils trockengefallen sein.
Nach den tephrostratigraphischen Befunden des letzten Kapitels folgte auf die Maareruption(Phase I) eine längere Phase der Ruhe. Die strombolianische Eruption im Bereich derNordgrube (Phase II) fand nicht vor einer nennenswerten Erosion der tR6 statt. Außerdem
spricht der dort aufgeschlossene prävulkanische Löss für eine kaltzeitliche Eruption. Eine
genauere zeitliche Eingrenzung der Eruptionsphasen erfolgt im nächsten Kapitel. Die
Pyroklastika von Phase II sind heute nur noch im Bereich der Nordgrube verbreitet.
Andernorts sind sie entweder von den Förderprodukten der jüngeren Phasen begraben oder
erodiert. Später intrudierte noch ein vulkanischer Gang in das Bauwerk des Nordgruben-
Vulkans.
Auch die Nordkegeleruption (Phase III) war strombolianisch. Ihre Tephren sind maßgeblich
am Aufbau des nördlichen Kraterwalls beteiligt; auch im Bereich der Nordgrube sind sie weit
verbreitet. Der zeitliche Bezug zwischen Nordgruben- und Nordkegeleruption ist nicht genau
herstellbar, da eine Grenzfläche zwischen Tephren beider Eruptionen nicht aufgeschlossen
ist. Aufgrund des topographischen Bezugs zwischen beiden Abfolgen ist es aber
wahrscheinlich, dass die Nordkegeleruption (Phase III) nach der Nordgrubeneruption (Phase
II) stattfand. Wie lang die Pause zwischen beiden gedauert haben mag, ist nicht feststellbar.
59
In der Nordgrube ist eine Erosionsdiskordanz aufgeschlossen, die eine längere Pause
zwischen der Nordkegeleruption (Phase III) und der letzten Eruptionsphase desRodderbergs (Phase IV) anzeigt. Nach den Geländebefunden gehören die pyroklastischen
Fallablagerungen (Lapilli) in Nord-, Süd- und Feldgrube zu dieser Phase. Das zugehörige
Eruptionszentrum ist nicht mehr sicher lokalisierbar; es liegt jedoch wesentlich näher an Süd-
und Feldgrube als an der Nordgrube. Deshalb wird diese Phase im Folgenden auch
„Süderuption“ genannt. Als Eruptionszentrum käme vielleicht der eigentliche „Rodderberg“ in
Frage, der eine Kulmination im südlichen Bereich des Walls darstellt (siehe top. Karte im
Anhang). Da es dort keine Aufschlüsse gibt, lässt sich diese Annahme leider nicht belegen.
Der Ausbruchspunkt könnte auch im Krater selbst gelegen haben. Allerdings wäre dann mit
einer mächtigen Schlackenfüllung im Krater zu rechnen, da die Tephren selbst in der rund
500 m entfernten Feldgrube noch fast 10 m mächtig sind.
In der Feldgrube ist die prävulkanische Basis der Süderuption aufgeschlossen. Sie wird
durch einen kaltzeitlichen Löss gebildet, dessen Oberfläche deutlich nach E hin abfällt. Als
es zum letzten Ausbruch im Gebiet des Rodderbergs kam, war bereits ein differenziertes
Paläorelief deutlich unterhalb des Hauptterrassenniveaus angelegt. Der südliche Kraterwall
des Rodderbergs besteht im Wesentlichen aus den Pyroklastika der Süderuption; in der
Südgrube wird dies deutlich.
Wenn man das Vulkangebäude des Rodderbergs beschreiben will, muss man zuerst darauf
hinweisen, dass es polygenetisch aufgebaut wurde. Nach der phreatomagmatischen
Entstehung des zentralen Kraters entstand in seiner Peripherie durch Erosion bald
umlaufend ein abschüssiges Relief; der Krater wird sich bereits zur Mittelterrassenzeit in
exponierter Position befunden haben. Auch der periphere Tuffwall wurde schnell abgetragen.
In der ersten Zeit nach der Maareruption muss der Eintrag von Sedimenten in den Krater
noch hoch gewesen sein (LORENZ 1984); danach dominierte die äolische Sedimentation.
Nach einer längeren Pause baute eine strombolianische Eruption im N (Nordkegel) einen
halbmondförmigen Lapilli- und Schlackenwall nördlich des Kraters auf. Nach einer weiteren
Phase der Ruhe eruptierte schließlich noch ein Schlackenkegel im südlichen Bereich des
Rodderbergs. Auch hier entstand jetzt ein halbkreisförmiger Tephrenwall. Die Zweiteilung
des Tephrenwalls wäre nach dieser Modellvorstellung tatsächlich schon primär angelegt, wie
auch schon RICHTER (1942) vermutete. Nordkegel- und Süderuption müssen jeweils
bedeutende pyroklastische Ablagerungen im Maarkrater hinterlassen haben; aufgrund der
großen initialen Tiefe des Kraters wurde dieser jedoch nicht vollständig verfüllt. Diese
primären pyroklastischen Lagen trennen die weitgehend äolische Kraterfüllung in eine untere
60
und eine obere Serie (siehe geologisches Profil im Anhang). Die Kernbohrung blieb noch in
der oberen Serie „stecken“.
Die vier rekonstruierten Ausbruchspunkte des Rodderberg-Vulkansystems liegengemeinsam auf einer nordnordwestlich gerichteten Achse; das gesamte Vulkangebäude
stellt ein in gleicher Richtung gestrecktes Oval (siehe top. Karte im Anhang) dar. Diese„vulkanische Linie“ hat die gleiche Orientierung wie die Hauptstörungssysteme derNiederrheinischen Bucht (Abb.7). Vulkanreihen und Eruptionsspalten in den beiden Eifel-
Vulkanfeldern haben nach SCHMINCKE (2000) ebenso eine NW-SE-Orientierung. Die
Hauptrichtung der Krustendehnung beträgt im linksrheinischen Schild SW-NE (SCHREIBER
& ROTSCH 1998, siehe Kap.3.5.), und SCHMINCKE ist der Meinung, dass vulkanische
Förderspalten am leichtesten senkrecht zu dieser Richtung aufreißen. Die räumlichenOrientierungen von Rodderberg-Vulkansystem und den quartären Vulkansystemender Eifel sind also auf das vorherrschende Kräftefeld in der Kruste Mitteleuropaszurückzuführen.
In der Westeifel sind Vulkansysteme aus Maaren und Schlackenkegeln, die gemeinsam auf
einer Achse liegen, keine Seltenheit. Besonders hervorzuheben sind Pulvermaar-,
Hardtmaar- und Meerfeld-Mosenberg-Vulkansystem. Alle haben eine ungefähr
nordnordwestliche Orientierung. Interessante morphologische Parallelen zum Rodderberg
zeigt das Hardtmaar-Vulkansystem. Auch dort flankieren Schlackenkegel den nördlichen und
südlichen Rand des Zentralmaars. Die Eruptionsfolge war aber genau umgekehrt wie beim
Rodderberg: Zuerst eruptierten hier die Schlackenkegel und danach brach das Maar aus
(LORENZ 1988). SCHMINCKE (2000) geht sogar bei einigen Schlackenkegeln der Eifel
davon aus, dass diese eher eine polygenetische Entwicklung hinter sich haben als eine rein
monogenetische, wie man früher annahm. Dort gab es im Allgemeinen zuerst eine
phreatomagmatische Phase, bevor der Eruptionsstil sich änderte und zu einer
Schlackenwurftätigkeit überging.
61
Abb.32 Hardtmaar-Vulkansystem (LORENZ 2000)
62
Abb.33 Stratigraphisches Gesamtprofil (schematisch; Legende siehe Anhang). Nicht maßstäblich.
63
5. Die Datierung des Rodderberg-Vulkanismus
5.1. Bisherige Datierungsansätze
Die „klassische“ Datierung des Rodderberg-Vulkanismus geht auf eine Veröffentlichung von
REMY aus dem Jahre 1960 zurück. REMY beschreibt in seinem Aufsatz Die zeitliche
Stellung der Rodderbergtuffe im rheinischen Löss drei Quartärprofile in der näheren
Umgebung des Rodderbergs, so auch in den Hohlwegen bei Lannesdorf. In den Profilen
findet er die Aschen des Vulkans in Lössabfolgen eingeschaltet. Aufgrund derstratigraphischen Position der Aschen in der Lösssequenz datiert er derenEruptionszeit in das ausgehende Stadial des mittleren Würms und damit auf ca. 30.000a vor heute. Diese Altersangabe war bis vor kurzem auch auf der geologischen
Erläuterungstafel am Rodderberg zu finden. REMY fand die Aschen nämlich unmittelbar
unter einer Bodenbildung, die er aufgrund darin vorkommender Schneckengemeinschaften
mit dem Paudorf-Boden aus Niederösterreich parallelisierte. Nach den damaligen
Vorstellungen der Lössstratigraphie stellte man den Paudorf-Boden ins Mittelwürm; neuere
Erkenntnisse, die auf FINK (1976) und auf ZÖLLER et al. (1994) zurückgehen, legen jedoch
eher ein altwürm- bis eemzeitliches Bildungsalter des Paudorf-Bodens nahe.
Im Übrigen legt REMYS Beschreibung des vermeintlichen Paudorf-Bodens als braunen (und
keineswegs rötlichen) Lösslehm ohne polyedrische Aggregierung tatsächlich eher eine
mittelwürmzeitliche Bodenbildung nahe, vergleichbar vielleicht dem Lohner Boden
Südhessens (SEMMEL 1997). Eine möglicherweise eemzeitliche Bodenbildung (rötlichbraun
mit polyedrischem Gefüge) beschreibt er unter der Rodderbergtephra an der Basis seiner
Profile. Danach wären die Aschen tatsächlich eher ins Mittelwürm zu stellen. Ein Problem
dabei ist aber, dass die Tephren in zwei der drei Profile laut REMYS Beschreibung nicht in
situ anstehen, sondern umgelagert sind. Ausgerechnet das Profil, in dem die Tephra laut
REMY in situ gewesen sein soll, ist heute nicht mehr zugänglich. Es bleibt also festzuhalten,
dass die lössstratigraphische Einstufung des Rodderbergvulkanismus durch REMY mit
vielen Unsicherheitsfaktoren behaftet ist und nach heutiger Sicht viele unlösbare Fragen
hinterlässt. Auf die älteren vulkanischen Ablagerungen oder die Eruptionsgeschichte des
Rodderbergs geht REMY nicht ein.
Auch BARTELS & HARD beschäftigen sich in zwei Veröffentlichungen mit der Datierung des
Rodderberg-Vulkanismus. 1973 erscheint in der Zeitschrift Catena ihr Aufsatz
Rodderbergtuff im Rheinischen Quartärprofil – zur zeitlichen Stellung des Rodderberg-
64
Vulkanismus, und 1974 folgt in der Zeitschrift Decheniana der Beitrag Zur Datierung des
Rodderbergs bei Bonn. BARTELS & HARD beschreiben in der Umgebung Bonns insgesamt
sechs Quartäraufschlüsse, in denen Aschen des Rodderbergs in die Sedimente
eingeschaltet sind. Entscheidend für ihre Arbeit sind drei neuentstandene Profile in Bonn-
Lengsdorf, ca. 10 km NW des Rodderbergs gelegen. Diese bringen vollkommen neue
tephrostratigraphische Erkenntnisse: das Auftreten einer basaltischen Asche, bis zu 120 cm
mächtig und in situ anstehend, unter zwei autochthonen bis parautochthonen fossilen Böden,
die sie als ehemalige interglaziale Parabraunerden ansprechen. Die basaltische Asche wird
mineralogisch von FRECHEN (1973) untersucht, der vollkommene Übereinstimmung mit den
Tephren des Rodderbergs feststellt. Sowohl die petrographische Beschreibung als auch die
Mächtigkeit dieser „basaltischen Asche“ lässt vermuten, dass diese während der letzten
Eruptionsphase (Phase IV) des Rodderbergvulkanismus gefördert wurde.
Aufgrund dieser neuen stratigraphischen Hinweise schlagen BARTELS & HARD vor,den Rodderberg-Vulkanismus zurückzudatieren, wobei sie die drittletzte Kaltzeit inBetracht ziehen, zumindest aber ein präeemzeitliches Alter annehmen. Ihre Annahme
stützen sie auch auf die Tatsache, dass über der oberen fossilen Parabraunerde die typische
würmzeitliche Sequenz mit Mittelwürmboden und Nassböden ausgebildet sei (Abb.34).
Abb.34 Profil von Bonn-Lengsdorf (BARTELS & HARD 1974)
65
Die beiden Autoren suchen auch die schon von REMY beschriebenen Aufschlüsse in den
Hohlwegen bei Lannesdorf auf, können dessen Beobachtungen im Wesentlichen aber nicht
bestätigen. In dem einen noch existierenden Hohlweg werden von ihnen mehrere Profile
freigelegt, die ihrer Meinung nach die typische würmzeitliche Löss-Paläobodenabfolge
zeigen. Über dem an der Basis der Profile liegenden eemzeitlichen Bodenkomplex kommt
ihrer Beobachtung zufolge nirgendwo Rodderbergtephra in situ vor, wodurch sie ihre
Annahme einer präeemzeitlichen Eruption noch bestätigt sehen. Einzelne, auf wenige Lagen
begrenzte Ascheschnüre, die über dem Eemboden vorkommen, sehen sie lediglich als
verschwemmt an. Die Meinung RICHTERS, der eine mehrfache Tätigkeit des Rodderbergs
für möglich hielt, wird von BARTELS & HARD nicht geteilt.
Den bislang jüngsten Beitrag zur Datierung des Rodderberg-Vulkanismus leistet HAMBACH
(2001). Er untersucht den Bohrkern „Rodderberg 1“ farbspektrometrisch und führt
Frequenzanalysen zur Detektion zyklischer Sedimentationsbedingungen durch. Aufgrundvon Korrelationen mit den GRIP-Eisbohrkernen ermittelt er ein ungefähres Alter von70-75 ka für die Endteufe von 55 m. Dieses Alter kann auch als Mindestalter derjüngsten Rodderberg-Eruption angsehen werden, da der Bohrkern keine eigenen,proximalen Tephren enthält. Abb.35 zeigt die Ähnlichkeit der Frequenzspektren von
Rodderberg-Bohrkern und GRIP-Eisbohrkern. Die mittlere Sedimentationsrate im
Rodderbergkrater wird von HAMBACH auf etwa 1 m/ka geschätzt. Den insgesamt höheren
Zeitinhalt im Kern erklärt er mit sedimentationsfreien bzw. –armen Phasen, wie dem Holozän
oder auch Interstadialen.
66
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1Zyklen/ka in a-3
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
1.2
spek
trale
Ene
rgie
35.09 ka
19.34 ka
10.74 ka
5.99 ka3.7 ka
2.3 ka1.53 ka
1.38 ka
1.1 ka
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1Zyklen/Meter in m-1
1000 Jahre ≅ 1.06 Meter
Lomb-Scargle Spektren im Vergleich GRIP-δ18O record (12-75 ka)'Helligkeitswerte' der Bohrung Rodderberg I (0-55 m)
Dansgaard-Oeschger Cycles
Abb.35 Vergleich der Frequenzspektren von Rodderberg-Bohrkern (grün: Helligkeitswerte) und GRIP-Eisbohrkern
(blau: δ 18O-Record). Aus HAMBACH (2001).
5.2. Terrassenstratigraphische Einstufung der Eruptionsphasen
Der Terrassenstratigraphie in diesem Kapitel liegt das Gliederungsschema von BIBUS
(1980) zugrunde; Verbreitung und Höhenlagen der einzelnen Terrassen im
Untersuchungsgebiet sind in Kapitel 3.4. „Geologie“ beschrieben.
Abb.36 zeigt den Verlauf des globalen δ 18O-Wertes während der letzten ca. 900.000 Jahre
sowie die damit verbundene Einteilung in Warm- (ungerade Sauerstoff-Isotopen-Stufen, MIS)
und Kaltzeiten (gerade Sauerstoff-Isotopen-Stufen). Die Daten gehen auf BASSINOT et al.
(1994) zurück. Die Faktoren der Terrassenbildung werden heute kritischer und differenzierter
betrachtet als zu den Zeiten von PENCK & BRÜCKNER (1909), die prinzipiell
Aufschotterungsphasen mit Kaltzeiten und Erosionsphasen mit Warmzeiten gleichsetzten.
Neuere Arbeiten, wie von GREEN & McGREGOR (1980), PATTON & SCHUMM (1981)
sowie BAKER (1983) zeigen ein wesentlich komplexeres Wirkgefüge in der klimatisch
gesteuerten Fluvialdynamik auf. So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass auch der
67
Beginn einer neuen Warmzeit potentiell mit fluvialer Sedimentation verbunden ist (hohe
Sedimentlast bei nachlassender Transportkraft). Ebenso wird auf weitere interagierende
Faktoren hingewiesen, wie Tektonik, Base Level, usw.
Abb.36 Marine Sauerstoff-Isotopen-Stufen (aus WAGNER 1998,
nach BASSINOT et al. 1994)
68
Abb.37 Stratigraphie der Rheinterrassen nach SCHIRMER (1994)
In der terrassenstratigraphischen Tabelle von SCHIRMER (1994, Abb.37) werden die
meisten Terrassen geraden MIS, also Kaltzeiten, zugeordnet. Ausnahmen bilden lediglich
die jüngere und die ältere Hauptterrasse. Die numerischen Alter, die in diesem Kapitelden einzelnen Terrassen zugewiesen werden, orientieren sich an den Sauerstoff-Isotopen-Stufen nach Abb.36; sie können daher nur modellhaft sein. Die tatsächlichenBildungsalter der Terrassen können durchaus um mehrere 10.000 a davon abweichen.
69
Wie im vorangegangenen Kapitel dargelegt wurde, sollte die Maar-Eruption des
Rodderbergs (Phase I) zum Ende der Hauptterrassenzeit (tR6) oder wenig danach (vor der
Eintiefung des Mehlemer Tals) stattgefunden haben. Für eine zeitliche Eingrenzung dieser
Phase ist deshalb das Alter der jüngeren Hauptterrasse (tR6) von Bedeutung.
Im Terrassenprofil von Wiesbaden-Mosbach sind die sogenannten Mosbacher Sande
aufgeschlossen. Diese werden in unteres und oberes Mosbach untergliedert (BIBUS 1980).
Während die Magnetisierung des unteren Mosbach unsicher ist, ist das obere Mosbach
normal magnetisiert und damit jünger als 780.000 a. Die Mosbacher Sande sollten der
jüngeren Hauptterrasse (tR5) des Mittelrheintals entsprechen, da laut SEMMEL et al. (1984)
die Hauptterrassen vom Mainzer Becken bis ins Mittelrheintal hinein kontinuierlich
durchlaufen. Nach KANDLER (1970) sind die Mosbacher Sande im Gegensatz zu sonstigen
Flussterrassen eine interglaziale Bildung, verursacht durch tektonische Hebung des
Rheinischen Blocks und korrespondierender Aufsedimentation im Talbereich. WAGNER et
al. (1997) konnten die Sande von Mauer (Fundstelle des Homo Heidelbergensis) mit den
Mosbacher Sanden korrelieren: Paläontologische Datierungen durch v. KOENIGSWALD
sowie Pollenanalysen durch URBAN deuten darauf hin, dass die Sande von Mauer aus dem
jüngeren Chromer, wahrscheinlich dem Chromer III, stammen. Die Chromer III – Warmzeit,
die am ehesten der MIS 15 entspricht, wäre somit auch die Bildungszeit der Mosbacher
Sande und damit der tR5. An ihrer Typuslokalität werden die Mosbacher Sande teilweise von
einem wahrscheinlich kaltzeitlichen Schotterkörper erodiert. Dieser dürfte dann der tR6, einer
Unterstufe der tR5, entsprechen (ZÖLLER, mündl. Mitteilung). Die tR6 ist demnach
wahrscheinlich während der MIS 14 entstanden, also ca. 550.000 a alt (Abb.36). DieMaarphase des Rodderbergs hat demnach ein Höchstalter von rund 550.000 a.
Die von POHLIG (1887) und später auch von BURRE (1933) beschriebenen grauen Tuffe
unter Schottern der mittleren Mittelterrasse (tR8) an der Straße Mehlem-Bachem wurden im
letzten Kapitel als Umlagerungsprodukte der Rodderberg-Maartuffe interpretiert. Dann kann
das Alter der tR8 auch als Mindestalter der Phase I angesehen werden.
Der Quartäraufschluss von Ariendorf am unteren Mittelrhein wurde zuerst von
BRUNNACKER et al. (1975) ausführlich beschrieben. Der dort aufgeschlossene, basale
Schotterkörper kann aufgrund seiner Höhenlage und Mächtigkeit mit der tR8 nach dem
Gliederungsschema von BIBUS parallelisiert werden. Damals wurden in den
Hangendschichten der Terrasse 3 Glazial-Interglazial-Zyklen ausgegliedert. Hinweise für ein
viertes, das sogenannte „Ariendorf-Interglazial“, ergaben sich durch Blattabdrücke in einer
70
Tuffschicht, welche der Terrasse direkt auflagert. Später konnte STREMME (1985) eine
weitere Parabraunerde ausgliedern, die sich in kolluvialen Sedimenten direkt über dem
Terrassenkörper gebildet hatte. Diese Parabraunerde wurde, ebenso wie der Tuff, dem
„Ariendorf-Interglazial“ zugeordnet. Der Tuff wurde von FUHRMANN (1983) mit Ar-Ar auf
420.000 ± 30.000 a datiert (MIS 11); BOGAARD & SCHMINCKE (1990) nennen ein Alter von
451.000 ± 6.000 a. Die Terrasse von Ariendorf, und damit auch die tR8, muss also während
der fünftletzten Kaltzeit (MIS 12) entstanden sein. Wenn die tR8 bei Mehlem tatsächlichUmlagerungsprodukte der Maartephra begraben hat, ist die Maareruption auf jedenFall älter als die erste Aufschotterungsphase der tR8 und damit älter als ca. 450.000 a(Abb.36). Dieses Mindestalter gilt jedoch mit Vorbehalt.
Die letzte Eruption des Rodderbergs (Phase IV) förderte die weitverbreitete Fallout-Fazies,
„basaltische“ Lapilli und Aschen, die den südlichen Wall des Vulkangebäudes aufbaut und
auch in der Peripherie des Vulkans zu finden ist (z.B. Feldgrube und Nordgrube). Zu dieser
Fazies dürften auch die von REMY sowie die von BARTELS & HARD beschriebenen
Aschelagen gehören. Im letzten Kapitel wurde gezeigt, dass die Phasen II und III nur lokal
begrenzte Ablagerungen hinterlassen haben.
Zuerst LASPEYRES (1901), später auch RICHTER (1942) beschreiben in einer Kiesgrube
südwestlich von Mehlem schwarze Aschen über den Schottern der mittleren Mittelterrasse
(tR8). Zwischen Aschen und liegenden Terrassenschottern war sogar noch bis zu 2 Meter
mächtiger, verlagerter und verlehmter Löss eingeschaltet. Zudem zeigte die Oberfläche der
Terrasse schon deutliche Anzeichen der Erosion. Die Aschen müssten demnach nochmals
deutlich jünger sein als die Bildung der mittleren Mittelterrasse. Im letzten Kapitel wurde
gezeigt, dass die letzte Eruption (Phase IV) des Rodderbergs mit ziemlicher Sicherheit
während eines Glazials stattgefunden hat. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass Phase IV
mindestens ein Glazial jünger ist als die Bildung der tR8, also nicht älter als MIS 10. Nach
BARTELS & HARD ist das Mindestalter des Rodderberg-Vulkanismus (Phase IV) die
drittletzte Kaltzeit, also MIS 8. Phase IV müsste demnach zwischen ca. 250.000 und370.000 a stattgefunden haben, wahrscheinlich aber nicht in der dazwischenliegendenWarmzeit, MIS 9, von ca. 310.000 bis 340.000 a (numerische Alter nach BASSINOT etal. 1994).
Die initiale Asche der lokalen Schlackeneruption der Nordgrube (Phase II) liegt dort
unmittelbar auf einem kaltzeitlichen Löss. Außerdem stehen ihre Pyroklastika ungefähr ab
dem Basisniveau der tR6 an. Sie können also erst nach einer vollständigen Erosion der tR6
abgelagert worden sein, und dann frühestens in der darauf folgenden Kaltzeit, also MIS 12.
71
Phase II ist in jedem Fall älter als Phase IV (siehe Abb.17). Zwischen beiden liegt noch
Phase III und eine wahrscheinlich länger andauernde Zeitspanne (Erosionsdiskordanz, siehe
Kap. 4.5.2. und Abb.15) zwischen den Phasen III und IV. Es ist also möglich, dass Phase II
deutlich älter ist als Phase IV. Ihre Eruption könnte schon während MIS 12 oder MIS 10
stattgefunden haben. Auch Phase III (Nordkegel) könnte aus oben genanntem Grund
(Erosionsdiskordanz) deutlich älter sein als Phase IV.
5.3. Lumineszenz-Datierung ausgesuchter Proben
5.3.1. Methodik und Theorie
Eine detaillierte Darstellung der theoretischen Grundlagen der Lumineszenz-Datierung
sprengt den Rahmen dieser Arbeit. Daher soll hier nur kurz grundsätzlich auf die Methode
eingegangen werden; spezielle Fragestellungen werden ausgiebig in der Literatur behandelt.
Eine Einführung in Theorie und Anwendung von Thermolumineszenz (TL) und optisch
stimulierter Lumineszenz (OSL) findet sich bei WAGNER (1995). Umfangreiche
Nachschlagewerke betreffend Lumineszenzdatierung sind von AITKEN verfasst worden,
1985 für die TL und 1998 für die OSL. Eine übersichtliche Arbeit über die OSL, welche auf
Theorie und Praxis gleichermassen eingeht, stammt von LANG (1996).
Einige speziellere Arbeiten sind von HASHIMOTO et al. 1987 (TL-Emissionseigenschaften
von Quarz), ZÖLLER 1989 (TL-Datierung von vulkanischen Xenolithen), BERGER 1990
(Bleichung in Sedimenten), MIALLIER et al. 1994 (TL-Datierung von vulkanischem Bims),
FELIX & SINGHVI 1997 (nicht-lineares Wachstum), WINTLE 1997 (Laborprozeduren und -
Protokolle), sowie CHEN et al. 2001 (TL-Datierung von Xenolithen).
Die Lumineszenzdatierung ist vom Prinzip her eine Strahlendosimetrie-Methode. Minerale
wie Quarze und Feldspäte dienen dabei als natürliche Dosimeter. Der Methode liegt das
sogenannte Energiebänder-Modell zugrunde (Abb.38). Ionisierende Umgebungsstrahlung
verursacht in mineralischen Festkörpern Ladungsumverteilungen. Elektronen, die auf höhere
Energieniveaus gehoben werden, speichern dabei einen Teil der Energie, die dem
Festkörper durch die Strahlung zugeführt wurde (b).
Je älter ein Mineral und je höher damit dessen absorbierte Strahlungsdosis ist, desto mehr
Elektronen werden in so genannten Elektronenfallen „gespeichert“ (c). Durch Stimulation des
72
Festkörpers / Kristalls mit Licht (OSL) oder Temperatur (TL) können die akkumulierten
Ladungsumverteilungen durch Austreiben der Elektronen aus den Fallen abgerufen werden.
Beim Zurückfallen auf niedrigere Energieniveaus wird Energie in Form von Photonen
freigesetzt, was ein nicht-thermisches Leuchten (Lumineszenz) verursacht (d). Die Intensitätder Lumineszenz ist dabei ein Maß für die Anzahl der besetzten Elektronenfallen, unddamit für akkumulierte Strahlendosis und Alter. Die Wellenlänge der Lumineszenz wird
durch das Energieniveau der Lumineszenzzentren bestimmt (d).
Die Methode setzt das Vorhandensein von Gitterbaufehlern im Kristall, wie z.B.
Elektronendefekten, voraus (a). Dies ist jedoch in jedem natürlichen Kristall gegeben. Die
„Rückstellung“ der Lumineszenz-Uhr erfolgt im Prinzip wie die Stimulation thermisch oder
optisch durch Entleerung der Elektronenfallen. Also kann die „Uhr“ durch Belichtung,
Erhitzung, aber auch durch Neubildung eines Minerals auf Null gestellt werden.
Abb.38 Bändermodell der Lumineszenzphysik (aus LANG 1996)
Eine begrenzte Anzahl von zur Verfügung stehenden Elektronenfallen verursacht bei stetig
ansteigender akkumulierter Strahlendosis einen Sättigungseffekt, der eine weitere
Besetzung von Elektronenfallen verhindert. Dadurch ergibt sich eine bestimmte
Datierungsobergrenze für die Methode. Die Datierungsobergrenze wird aber auch
entscheidend von der energetischen Fallentiefe der Elektronenfallen beeinflusst (c). Zur
Datierung von Mineralen eines bestimmten Alters können nur Fallen einer ausreichenden
73
„Tiefe“ und damit auch thermischen Stabilität beitragen. „Flachere“ Fallen würden in langen
geologischen Zeiträumen durch thermische Schwingungen des Kristallgitters entleert.
Nach jetzigem Forschungsstand wird der TL noch eine höhere Datierungsobergrenze
bescheinigt; sie ist daher bei erwarteten Altern von über 100.000 a der OSL vorzuziehen
(WAGNER 1995, AITKEN 1985 und 1998). Die OSL hingegen ist aufgrund ihrer höheren
Lichtempfindlichkeit die Methode der Wahl bei geringer belichteten Sedimenten, wie z.B.
Kolluvien und fluvialen Sanden (LANG 1996).
5.3.2. Die Proben
Proben-Nr. Lokalität Beschreibung datiertes EreignisR4-D-1 Südgrube roter Xenolith, saprolithisiert; gefritteter
devonischer SchluffsteinEruptionsphase IV
R4-D-3 Südgrube roter Xenolith, nicht saprolithisiert; gefritteterdevonischer Schluffstein
Eruptionsphase IV
R1-D-1 Bohrkern schluffiges Sediment aus Kraterfüllung;limnischer Reduktionshorizont aus -50 Metern
Sedimentation im Krater;Mindestalter für Phase IV
R2-D-1 Feldgrube liegender Löss 20 cm unter initialen Aschen Eruptionsphase IV bzw.deren Höchstalter
Tab.3 Übersicht über die datierten Proben
Insgesamt wurden vier Lumineszenzproben datiert (Tab.3). Zwei der Proben (R4-D-1 und
R4-D-3) sind Xenolithe aus dem devonischen Grundgebirge (Schluffsteine der Siegener
Normalfazies), die bei der Eruption aus dem Gesteinsverband des Grundgebirges gelöst und
explosiv aus dem Vulkanschlot herausgeschleudert wurden. Aufgrund ihrer Erhitzung
während der Eruption eignen sie sich potentiell für eine Anwendung der TL. Sie stammen
aus dem xenolithreichen Lapillihorizont der Südgrube (Abb.25, 27), gehören also zur letzten
Eruptionsphase (Phase IV) des Rodderbergs. Anhaftende vulkanische Schlacke legte eine
ausreichende Erhitzung der beiden Xenolithe nahe; die Xenolithe waren rot gefrittet.
Xenolith R4-D-1 war relativ weich, ließ sich mit der Hand zerbröseln und machte einen
seifigen Eindruck. Während der Aufbereitung fiel er außerdem durch einen hohen Tongehalt
auf. Daher ist anzunehmen, dass er aus einem mesozoisch-tertiären Verwitterungshorizont
(MTV) stammt und eine weitgehende Saprolithisierung erfahren hatte (FELIX-HENNINGSEN
1990). Der Xenolith R4-D-3 (Abb.39) hingegen war hart, musste mit der Säge zerkleinert
74
werden und ließ mit der Lupe die unzerstörten Schluffkörner erkennen. Er war deshalb
wahrscheinlich in einem noch weitgehend unverwitterten Zustand.
Abb.39 Xenolith R4-D-3
Die Probe R1-D-1 wurde dem fünfzigsten Kernmeter des Bohrkerns entnommen. KÖHNE
(2001) nimmt an, dass der entsprechende Horizont zur Ablagerungszeit des Sediments ein
limnisches Millieu hatte. Das sollte die Anwendbarkeit der Lumineszenzmethode aber nicht
beeinträchtigen, da dem Sediment eine äolische Herkunft zugeschrieben wird und daher mit
ausreichender Belichtung gerechnet werden kann. Typisch für limnische Reduktionsmillieus
ist das Auftreten von feinverteiltem Pyrit im Sediment. Daher wurde die Probe einer
intensiven H2O2-Behandlung unterzogen; der Pyrit wird dabei zerstört. Diese Probe wurde
sowohl mit der TL als auch mit der IRSL datiert, denn ihr erwartetes Alter liegt bei höchstens
130.000 Jahren.
Probe R2-D-1 wurde in der Feldgrube dem Lösshorizont 20 cm unter den initialen Aschen
entnommen. Die Aschen markieren den Beginn der letzten Eruptionsphase (Phase IV). Das
erwartete Alter des Lösses ist also relativ hoch, nämlich ca. 250.000 bis 370.000 a (MIS 8
oder 10). Daher wurde diese Probe nur mit TL datiert.
5.3.3. Probenaufbereitung und Bestrahlung
Von den Xenolithen wurde zuerst mittels Schälmesser und Eisensäge die äußerste Rinde
von 2 mm Dicke entfernt. Dadurch ist sichergestellt, dass nur der Proben-interne Anteil von
α- und β- Strahlung bei der Dosimetrie berücksichtigt werden muss (geringe Reichweite
dieser Strahlungsarten). Die Wirkung der γ-Strahlung hingegen kann aufgrund der hohen
Reichweite ganz auf die Umgebungsdosisleistung zurückgeführt werden.
75
Alle Proben wurden mit H2O2 behandelt. Bei den Xenolithen werden dadurch eventuell
vorhandene Eisenhäutchen auf den Mineralkörnern zerstört. Bei den Lössproben führt die
Behandlung zu einer Zerstörung der organischen Substanz; in dem limnischen Sediment
wird darüber hinaus der feinverteilte Pyrit aufgelöst.
Für alle Proben wurde das Multiple-Aliquot Feinkorn-Verfahren gewählt. Dabei muss die
mineralische Feinkorn-Fraktion von 4 bis 11 µm gewonnen werden. Dies geschieht im
Schlämmverfahren in Atterberg-Zylindern. Die Selektion der Korngrößenfraktion hat
mikrodosimetrische Gründe. In Körnern < 11 µm herrscht homogene Dosisleistung (weil
vollständige Durchdringung) bezogen auf die drei Strahlungsarten α, β und γ vor (WAGNER
1995). Das Entfernen der Fraktion < 4 µm verhindert Tonhäutchen auf den Mineralkörnern,
welche die Lumineszenz dämpfen könnten. Nach der Korngrößenfraktionierung wurden die
beiden Lössproben noch einer HCl-Behandlung unterzogen, um einen eventuellen
Kalkgehalt (CaCO3) im Sediment zu zerstören. Danach wurde das gewonnene Material
jeweils auf Aluscheibchen aufgebracht.
Die additive β-Bestrahlung wurde in 5 (für Sedimente) bzw. 6 (für Xenolithe) exponentiell
ansteigenden Dosen an N- (natürlichen) Scheibchen durchgeführt. Als maximale Labordosis
wurde jeweils die 3- bis 4-fache erwartete natürliche β-Äquivalenzdosis gewählt (Tab.4). α-
Bestrahlung wurde mit nur einer Dosis an vorher gebleichten Scheibchen appliziert, um den
a-Wert regenerativ bestimmen zu können. Die Dosis wurde jeweils so gewählt, dass sie in
der Größenordnung der erwarteten α-Äquivalenzdosis lag (Tab.4).
Probe erw. Alter(ka)
erw. β-ED (Gy) max. β-Dosis(Gy)
erw. α-ED (Gy)@ a=0,08
α-Dosis(Gy)
R4-D-1 250-370 1400 @ 4 Gy / ka 5600 17500 15600R4-D-3 250-370 1400 @ 4 Gy / ka 5600 17500 17500R1-D-1 65-130 245 @ 3,5 Gy / ka 780 3060 2166R2-D-1 250-370 1225 @ 3,5 Gy / ka 3120 15312 10834
Tab.4 Erwartete Äquivalenzdosen und applizierte Labordosen
Erfahrungsgemäß zeigen einige Lumineszenzproben nach der β-Bestrahlung ein „anomales
Ausheilen“ (WINTLE 1973, WAGNER 1995). Um das anomale Ausheilen zu beschleunigen,
wurden die Proben schließlich noch 1 Woche bei 70°C gelagert.
76
5.3.4. Bestimmung der Äquivalenzdosis
Nach der Ablagerung wurden die Proben vorgeheizt. Das Vorheizen dient dem Entleeren der
„flachen“ Fallen, die bei der TL- oder OSL-Messung einen unerwünschten Lumineszenzanteil
produzieren würden. Unerwünscht deswegen, weil die gleichen flachen Fallen in der
natürlichen (unbestrahlten = N) Probe durch die lange „Lagerungszeit“ von mehreren ka
längst entleert sind. Bei der künstlich (additiv = N+β) bestrahlten Probe jedoch liegt die
Ionisierung erst wenige Wochen zurück und die flacheren Fallen sind entsprechend noch
gefüllt. Im Laufe der letzten Jahre wurde mit verschiedenen Vorheizparametern
experimentiert; als günstig für Sedimente hat sich eine Temperatur von 220 °C über 120
Sekunden erwiesen. Die gefritteten Xenolithe wurden bei 270 °C 60 Sekunden lang
vorgeheizt, um wirklich nur noch thermisch stabile Fallen auszuwerten.
Bei der Bohrkern-Probe R1-D-1 wurden zuerst die IRSL und dann die TL gemessen; bei den
3 übrigen Proben wurde nur die TL gemessen. IRSL- und TL-Messung dienen der
Bestimmung der β-Äquivalenzdosis (β-ED) der Probe. Diese ist das Äquivalent der
natürlichen Dosis, die die Probe in ihrer geologischen Umgebung absorbiert hat, ausgedrückt
in Gy β-Strahlung. Die ED der Probe wird nämlich mit Hilfe additiver β-Bestrahlung im Labor
rekonstruiert. Also kann die akkumulierte Dosis der Probe vorerst auch nur auf diese
Strahlungsart bezogen werden; wie groß der jeweilige Anteil der α-, β- und γ-Strahlung an
der in der Natur akkumulierten Gesamtdosis ist, kann nach der IRSL- oder TL-Messung noch
nicht gesagt werden. Diese Information wird erst mit der Dosimetrie im nächsten Kapitel
zugänglich. Es wird sowohl die Lumineszenz von unbestrahlten Probenscheibchen (N-
Scheibchen) als auch die von künstlich bestrahlten Scheibchen (N+β) gemessen.
Bei der IRSL wird jedes Scheibchen mit infrarotem Licht (IR-LEDs, Wellenlänge: 850 nm)
stimuliert und die Lumineszenz wird von einem Photomultiplier (mit vorgeschalteter Blau-
Filter-Kombination) aufgenommen. Dieser zählt diskrete Photonen; die Einheit für die
Lumineszenz ist deshalb Counts / sec. Die Ausleuchtdauer betrug 60 Sekunden und der IR-
LED-Strom 30 mA. In dieser Weise wird für jedes Scheibchen eine Ausleuchtkurve
gemessen. Entsprechend den absorbierten Dosen, die die einzelnen Scheibchen „gesehen“
haben (N und ansteigende additive Dosen), ergibt sich eine Kurvenstaffel mit ansteigenden
Intensitäten. 6 charakteristische Ausleuchtkurven für die Probe R1-D-1 zeigt die Abb.40.
Zur Bestimmung der β-Äquivalenzdosis muss jetzt aus den dosisabhägigen Lumineszenz-
Intensitäten eine Wachstumskurve konstruiert werden. Die quantitative Berechnung der
77
Lumineszenz-Intensitäten erfolgt durch Integralbildung der einzelnen Leuchtkurven; d.h. die
Flächen unter den einzelnen Kurven dienen als Maß für die Lumineszenz. Bei der IRSL
werden hierzu Zeitlimits angegeben; bei der hier vorliegenden Probe wurden die
Kurvenabschnitte zwischen 0,05 und 30,05 sec Ausleuchtzeit ausgewertet. Der Zeitabschnitt
unter 0,05 sec enthält nämlich einen elektronisch bedingten Störimpuls und oberhalb von 30
sec waren die Intensitäten schon relativ gering (niedriges Signal/Rauschverhältnis).
Abb.40 IRSL-Ausleuchtkurven der Probe R1-D-1
Die Software (Fa. Daybreak ) berechnet für alle Leuchtkurven die Integrale innerhalb des
ausgewählten Intervalls, ordnet die Integrale den einzelnen Dosisgruppen zu und konstruiert
aus den Mittelwerten der einzelnen Dosisgruppen nun eine Regressionskurve. Da insgesamt
6 Dosisgruppen vorhanden sind, muss die Software die Regressionskurve durch 6 Punkte
legen. Die errechnete Regressionskurve für die IRSL zeigt die Abb.41. Aufgrund des relativ
hohen Alters der Probe (erwartet: 65-130 ka) und damit verbundenen
Sättigungserscheinungen im oberen Dosisbereich musste ein exponentieller Kurvenfit
gewählt werden.
Entsprechend der errechneten Funktionsgleichung „verlängert“ (extrapoliert) die Software die
Wachstumskurve nach links bis zum Schnittpunkt mit der x-Achse; der Abschnitt zwischen
diesem Schnittpunkt und 0 Gy additiver Dosis entspricht der β-Äquivalenzdosis (Abb.41). Die
78
ED ist in Sekunden β-Bestrahlung angegeben und muss noch mit der Dosisleistung der β-
Quelle multipliziert werden, um die absorbierte natürliche ED in Gy zu erhalten.
Abb.41 IRSL-Wachstumskurve der Probe R1-D-1
Die β-Äquivalenzdosis der Probe R1-D-1 (IRSL) beträgt somit:
β-ED = t x DL (Quelle) = 1630 +/- 386 sec x 0,13 Gy / sec = 211,9 +/- 50,2 Gy
Das für die IRSL-Messung Gesagte gilt im Wesentlichen auch für die TL. Der Unterschied ist
der, dass die Probe hier thermisch stimuliert wird, und zwar mittels einer Temperaturrampe
bis 500 °C. Die kontinuierlich ansteigende Temperatur bewirkt, dass bei der TL zunehmend
energetisch tiefere Fallen entleert werden. Zusätzlich zur IRSL hat man hier also noch die
Information über die Art bzw. das Energieniveau der stimulierten Fallen.
Die TL der beiden gefritteten Xenolithe (R4-D-1 und R4-D-3) wurde – zusätzlich zur
Daybreak-Software – mit dem kommerziellen Programm Sigma-Plot ausgewertet. Die
Daybreak-Software steht nämlich im Verdacht, hohe EDs mit exponentiellem Fit nicht richtig
zu berechnen (KARELIN 2001, mündl. Mitteilung). Außerdem konnten mit Sigma-Plot noch
zusätzliche Berechnungen durchgeführt werden, die mit Daybreak nicht möglich sind, z.B.
ein sogenannter „a-Wert-Plateautest“ (siehe Anhang). 6 charakteristische TL-Leuchtkurven
für die Probe R4-D-1 zeigt die Abb.42.
79
Abb.42 TL-Leuchtkurven der Probe R4-D-1
Man erkennt deutlich ein Maximum der Emmision bei ca. 335°C. Bei dieser Temperatur
scheinen energetisch die meisten stabilen Fallen stimuliert zu werden. Wie bei der IRSL
müssen nun von den einzelnen dosisbezogenen Leuchtkurven die Integrale gebildet werden.
Dabei ergibt sich die Frage nach dem zu wählenden Temperaturintervall; die Temperatur
sollte dabei mindestens so groß sein, dass nur Zentren mit einer ausreichenden
Langzeitstabilität ausgewertet werden. Andererseits sind aber vielleicht energetisch sehr
tiefe Fallen bei der Vulkaneruption nicht vollständig entleert worden, weil die Temperatur
nicht hoch genug und / oder die Erhitzungszeit nicht lang genug war; daher sollte die
Temperatur auf einen Wert begrenzt werden, der energetisch den Fallen entspricht, die bei
der Erhitzung möglichst vollständig entleert wurden.
Die Nullstellung der Probe kann bei der TL mit dem sogenannten „Plateau-Test“ überprüft
werden (AITKEN 1985); hierbei werden die EDs für jeweils kleine Temperaturintervalle
einzeln berechnet. Die Abb.43 zeigt das ED(TL)-Plateau für die Probe R4-D-1.
80
Abb.43 TL-Plateautest der Probe R4-D-1
Bei nicht oder nur unvollständig ausgeheizter Probe ergibt sich kein Plateau. Wie in der
Abbildung zu sehen ist, ist ein Plateaubereich zwischen 280 und 320 °C vorhanden. Die
diesem Temperaturbereich entsprechenden Fallen besitzen aber noch keine ausreichende
Langzeitstabilität für eine Datierung (AITKEN 1985). Zwischen 320 und 330 °C liegt aber ein
„Tal“, die kleinste ED bzw. die vollständigste Rückstellung der Probe in diesem
energetischen Bereich anzeigend. Als für die Integration der Leuchtkurven maßgebliches
Temperaturintervall wurde deshalb dieser Bereich gewählt. Die etwas höhere ED bei 280-
320°C sowie die Verlängerung des Plateaus zu diesen niedrigeren Temperaturen hin ist
wahrscheinlich ein Effekt des vorangegangenen Vorheizens (ZÖLLER 2002, mündl.
Mitteilung). Die resultierende Wachstumskurve zeigt die Abb.44. Es ist erkennbar, dass auch
zwischen den beiden höchsten Dosispunkten noch ein Intensitätszuwachs vorhanden ist.
Aufgrund der Programmierung von Sigma-Plot wird hier die ED direkt in Gy ausgegeben. Die
β-Äquivalenzdosis der Probe R4-D-1 (TL) beträgt:
β-ED = 1288 ± 137,8 Gy
Für die Probe R4-D-3, den anderen Xenolithen, ergab sich leider kein ausgeprägtes Plateau
(Abb.45). Daher muss von einer unvollständigen Ausheizung dieser Probe bei der
81
Vulkaneruption ausgegangen werden. Immerhin ist ein abgeflachter Bereich im
Temperaturintervall 310-320 °C vorhanden. Dieses wurde folglich für die Integration der
Leuchtkurven gewählt. Das erzielte Alter ist aber auf jeden Fall überschätzt.
Abb.44 TL-Wachstumskurve der Probe R4-D-1
Abb.45 TL-Plateautest der Probe R4-D-3
82
Sämtliche Leucht-, Plateau- und Wachtumskurven finden sich im Anhang. Die Tab.5 zeigt
eine Übersicht über die ermittelten β-EDs der Proben.
Probe β-ED (Gy) Kommentar
R4-D-1 TL 1288 +/- 137,8R4-D-3 TL 2207 +/- 357,5 keine vollständige Rückstellung;
ED überschätztR1-D-1 IRSL 211,9 +/- 40,2R1-D-1 TL 340,6 +/- 83,5R2-D-1 TL 644,8 +/- 116,0
Tab.5 Übersicht über die ermittelten β-EDs
5.3.5. Bestimmung der natürlichen Dosisleistung
Für die Dosisleistungsbestimmung ist der Aspekt der „Mikrodosimetrie“ von großer
Bedeutung: Die Selektion der Korngrößenfraktion von 4-11 µm gewährleistet eine
vollständige Durchdringung jedes einzelnen Korns mit α-Strahlung aus Nachbarkörnern
unterschiedlicher Dosisleistung. Damit ergeben sich keine „inhomogenen Bereiche“ in Bezug
auf die Dosisleistung (WAGNER 1995). Für β- und γ-Strahlung ergeben sich in dieser
Hinsicht aufgrund der wesentlich höheren Reichweiten keine Probleme.
Die α-Aktivität der Proben wurde mittels eines ZnS-Szintillationszählers gemessen. Durch
lange Zählzeiten dieses Gerätes ist die Methode relativ genau. Da der Zähler geeicht ist,
lässt sich die Aktivität in α-Dosisleistung umrechnen. Die β-DL der Probe lässt sich direkt
durch β-Zählung bestimmen.
Wegen der hohen Reichweite von γ-Strahlen stammt ein Großteil der akkumulierten Dosis
dieser Strahlungsart aus der Umgebung der Probe. Die γ-Dosisleistung wird daher
zweckmäßig mit einem tragbaren γ-Spektrometer im Gelände gemessen. Das γ-
Spektrometer misst die Aktivität von γ-Quanten. Durch Eichung des Gerätes kann man
mittels eines Umrechnungsfaktors aus der gemessenen Aktivität die gesamte γ-
Umgebungsdosisleistung berechnen.
Wenn für eine Probe β-Zählung und / oder γ-Spektrometrie nicht vorliegen, dann lassen sich
die entsprechenden Dosisleistungen indirekt aus der α-Dosisleistung ableiten: Da Löss
83
relativ gut das geochemische Krustenmittel widerspiegelt, zumindest was das Verhältnis von
Th zu U angeht, kann man davon ausgehen, dass sich in der Probe rund 3,5 mal so viel Th
wie U befindet (Massen-ppm). Da die α-Dosisleistung von U und Töchtern aber rund 3,5 mal
so stark ist wie die von 234-Th und Töchtern, dürfte der Beitrag beider Radioelemente an der
α-Dosisleistung ungefähr gleich sein. Da andere Nuklide an dieser Dosisleistungsart keinen
Anteil haben, ist
α-DLU = α-DLTh = 0,5 x α-DLges
Damit lassen sich mit Hilfe bestimmter Umrechnungsfaktoren direkt die Gehalte beider
Radioelemente in der Probe berechnen (NAMBI & AITKEN 1986):
XU = α-DLU / 2,225 Gy/ka×ppm XTh = α-DLTh / 0,636 Gy/ka×ppm
Die β-Dosisleistung setzt sich zusammen aus Anteilen von U, Th und K. Während die
Gehalte an U und Th aus der α-Zählung abgeleitet werden können, muss der K-Gehalt (z.B.
durch RFA-Messung) bekannt sein, oder er muss geschätzt werden. Aus langjährigen
Erfahrungen mit Löss weiß man, dass er bei unverändertem Sediment bei
XK ≈ 1,2%
liegt. Nun lässt sich die β-Dosisleistung berechnen zu:
β-DL = XU × 0,146 + XTh × 0,0273 + XK × 0,801
Die Wirkung der γ-Strahlung beruht auf dem Zerfall von U, Th und K. Die γ-Dosisleistung
berechnet sich zu:
γ-DL = XU × 0,1136 + XTh × 0,0521 + XK × 0,243
Bei der Bohrkernprobe R1-D-1 konnte wegen der hohen Teufe von 50 Metern keine in situ γ-
Spektrometrie durchgeführt werden. Daher wurde hier die γ-Dosisleistung nach obiger
Formel berechnet. Der Kaliumgehalt war aus der RFA bekannt. Bei der Probe R2-D-1
musste aufgrund fehlender β-Zählung die β-DL berechnet werden. Der Kaliumgehalt wurde
auf 1,2% geschätzt.
84
Die α-Dosisleistung erreicht im Sediment nicht ihre volle Wirkung. Das hat zwei Gründe. Zum
einen sind die α-Teilchen relativ groß und hinterlassen im Kristallgitter des Minerals eine
ziemlich breite Ionisationsspur mit entsprechend hoher Ionisationsdichte. Dadurch treten im
Wirkungsbereich der Spur Sättigungseffekte auf; es sind einfach nicht genügend freie Fallen
vorhanden, die von der ionisierenden Wirkung profitieren können. Die Minderung der
Lumineszenzwirkung von α-Strahlung gegenüber β-Strahlung wird durch den a-Wert
ausgedrückt; er liegt in Lössen typischerweise bei a ≈ 0,08.
Zum anderen schwächt der Wassergehalt (δ-1) in den Sedimentporen die Wirkung der
Strahlung entsprechend ab. Daher muss man den Wassergehalt des Sediments bestimmen.
Mit den Angaben von a-Wert und Wassergehalt lässt sich nach NAMBI & AITKEN (1986) die
effektive α-Dosisleistung berechnen:
α-DLeff = [α-DL / 1+1,5×(δ-1)] × a
Auch auf die Wirkung von β- und γ-Strahlung wirkt sich der Wassergehalt aus. Die effektiven
Dosisleistungen betragen jeweils:
β-DLeff = β-DL / 1+1,25×(δ-1)
γ-DLeff = γ-DL / 1+1,14×(δ-1)
Den teufenabhängigen Beitrag der kosmischen Strahlung kann man aus einem Diagramm
ablesen (AITKEN 1985).
Aus den effektiven Dosisleistungen der einzelnen Strahlungsarten lässt sich dann die
gesamte, auf das Sediment einwirkende Dosisleistung berechnen:
DLeff = α-DLeff + β-DLeff + γ-DLeff + DLkosm
Bei den Xenolithen wurde während der Aufbereitung die äußerste Rinde von 2 mm Dicke
entfernt. Daher brauchen α- und β-Aktivität der Umgebung (=Lapilli) bei der Dosimetrie nicht
berücksichtigt zu werden. Aufgrund der hohen Reichweite der γ-Strahlung ist der Eigenanteil
der Xenolithe an dieser Strahlungsart vernachlässigbar. Die auf die Xenolithe einwirkende γ-
Strahlung wird fast vollständig von den umgebenden vulkanischen Lapilli verursacht. Die
wirksame γ-Dosisleistung wurde direkt spektrometrisch im Gelände gemessen.
85
Das tragbare γ-Spektrometer ist auf das typische U / Th / K – Verhältnis von Löss geeicht;
daher ist mit einem gewissen Fehler bei der wirksamen γ-DL für die Xenolithe zu rechnen.
Mittels einer hochauflösenden γ-Spektrometrie im Labor könnte die von den Lapilli
verursachte γ-DL genauer bestimmt werden, da hier eine nuklidauflösende Messung möglich
ist.
Tab.6 zeigt die dosimetrischen Parameter und die berechneten natürlichen Dosisleistungen
der einzelnen Proben.
Probe R1-D-1 R2-D-1 R4-D-1 R4-D-3
a-Wert 0,08 0,08 0,062 0,154
Wassergehalt [%] bez. auftrockene Probe
25,6 27,2 7,0 (50% vomPorenvolumen)
1,15 (50% vomPorenvolumen)
K2O / K [%] RFA 2,41 / 2,00 - - -
α- Zählung [Gy / ka] 12,153 14,863 11,91 11,28
U / Th (rechnerisch) [ppm] 2,731 / 9,554 3,340 / 11,685 - -
α-DL eff [Gy / ka] 0,702 +/- 0,038 0,844 +/- 0,046 0,668 +/- 0,036 1,708 +/- 0,092
β-Zählung [Gy / ka] 1.958 +/-0.1 - 2,953 +/-0,15 2,671 +/-0,136
β-DL (rechnerisch) [Gy / ka] - 1,830 - -
β-DL eff [Gy / ka] 1,483 +/- 0,076 1,366 +/- 0,074 2,715 +/- 0,138 2,633 +/- 0,134
γ-Spektrometrie [Gy / ka] - 0,832 0,899 0,899
γ-DL (rechnerisch) [Gy / ka] 1,294 (1,280) - -
γ-DL eff [Gy / ka] 1,002 +/- 0,054 0,832 +/- 0,059 0,899 +/- 0,064 0.899 +/- 0,064
angenommene mittleregeologische Teufe [m]
25 6 4 4
kosm.-DL [Gy / ka] 0,010 0,065 0,085 0,085
DL eff [Gy / ka] 3,197 +/- 0,168 3,107 +/- 0,179 4,367 +/- 0,238 5,325 +/- 0,290
Tab.6 Dosimetrische Parameter und effektive Dosisleistungen
Durch die a-Wert-Korrektur der α-Dosisleistungen sind die jeweiligen effektiven
Dosisleistungen (DL eff) vollständig auf Gy β-Strahlung bezogen. Sie können daher direkt ins
Verhältnis zu den ermittelten β-Äquivalenzdosen gesetzt werden.
86
5.3.6. Altersberechnung und Diskussion
Sind die Äquivalenzdosen sowie die effektiven Dosisleistungen der Proben bekannt, können
mit der einfachen Beziehung
A = β-ED [Gy] / DL eff [Gy / ka]
die jeweiligen Alter berechnet werden. Tab.7 zeigt eine Übersicht über die erzielten
Lumineszenzalter sowie die erwarteten geologischen Alter der Proben. Durch die
Anwendung neuer dosimetrischer Korrekturfaktoren nach Adamiec & Aitken (1998) würden
sich die jeweiligen Alter um bis zu 3 % erhöhen (ZÖLLER 2002, mündl. Mitteilung).
Probe β-ED [Gy] DL eff [Gy / ka] Alter [ka] Lum. Alter [ka] Geol. Kommentar
R4-D-1 TL 1288 +/- 137,8 4,367 +/- 0,238 295 +/- 35,4 ≈ 250 - 310 /≈ 340 -370
R4-D-3 TL 2207 +/- 357,5 5,325 +/- 0,290 414 +/- 70,8 ≈ 250 - 310 /≈ 340 -370
unvollst.ausgeheizt;Alter überschätzt
R1-D-1 IRSL 211,9 +/- 40,2 3,197 +/- 0,168 66,3 +/- 13,1 65 - 130
R1-D-1 TL 340,6 +/- 83,5 3,197 +/- 0,168 106,5 +/- 26,7 65 - 130
R2-D-1 TL 644,8 +/- 116,0 3,107 +/- 0,179 > 208 +/- 39,3 ≈ 250 - 310 /≈ 340 - 370
Mindestalter
Tab.7 Übersicht: EDs, effektive DLs, Lumineszenzalter und erwartete geologische Alter
Der Xenolith R4-D-1 erzielte ein TL-Alter von ca. 295 ka und liegt damit im erwarteten
Altersbereich von rund 250-310 ka. Dieser entspricht der MIS 8 (drittletzte Kaltzeit) und ist
damit auch der von BARTELS & HARD favorisierte Zeitabschnitt für die (letzte) Eruption.
Nach terrassenstratigraphischen Gesichtspunkten wäre theoretisch auch ein Ausbruch
während MIS 10 möglich gewesen. Es soll nochmals darauf hingewiesen werden, dass die
hier verwendeten zeitlichen Bezüge zwischen marinen Isotopenstufen, Kalt- / Warmzeiten
und Terrassenbildungsphasen rein modellhaft sind. Die aufgeführten geologischen Alter sind
also lediglich als Orientierungsgrößen aufzufassen. Xenolith R4-D-3 erzielte
erwartungsgemäß ein überschätztes Lumineszenzalter.
Für die Bohrkernprobe R1-D-1 wurden mit TL und IRSL stark voneinander abweichende
Alter ermittelt, die jedoch beide im erwarteten Bereich liegen. Aufgrund des relativ hohen
erwarteten Altersbereiches von 65-130 ka ist hier die TL der IRSL vorzuziehen (WAGNER
87
1995). Das erzielte TL-Alter von ca. 106,5 ka unterstützt die Überlegungen, die in Kap.4.6.
zum Alter der Sedimentfüllung angestellt wurden. Darin wurde von einem ungefähr
eemzeitlichen Alter der Bohrkern-Endteufe ausgegangen.
Das TL-Alter für den liegenden Löss R2-D-1 muss in jedem Fall als Mindestalter angesehen
werden. ZÖLLER (1996) konnte zeigen, dass es sich bei TL-Altern lössiger Sedimente ab
etwa 100 ka fast immer um Mindestalter handelt. Das erzielte Mindestalter von 208 ka
unterstützt somit die übrigen Datierungsansätze für die letzte Rodderberg-Eruption.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die erzielten Lumineszenzalter überwiegend
im Einklang mit den geologischen Befunden stehen. Größere Widersprüche tauchen nicht
auf. Beim unvollständig ausgeheizten Xenolih R4-D-3 konnte die Altersüberschätzung
bereits methodisch vorausgesagt werden. Die letzte Eruption des Rodderbergs kann jetztdurch drei unabhängige Methoden – Lössstratigraphie, Terrassenstratigraphie undLumineszenz – auf die MIS 8 eingegrenzt werden.
88
6. Zusammenfassung und Ausblick
Am Rodderberg konnten anhand der vorgefundenen Pyroklastika und deren
stratigraphischer Stellung mindestens vier Eruptionsphasen nachgewiesen werden. Die erste
Phase war in jedem Fall phreatomagmatisch und schuf den zentralen Maarkessel. Eine
längere Pause von > 100 ka nach der ersten Phase ist wahrscheinlich, aber nicht absolut
sicher nachweisbar. Drei unterschiedliche Eruptionszentren können sicher belegt werden
und ein viertes ist aus indirekten Hinweisen heraus wahrscheinlich. Damit ist klar, dass essich beim Rodderberg um ein polygenetisches und mehrphasisches Vulkansystemhandelt.
Der räumliche Bezug des Rodderbergs zu lokalen und regionalen Störungssystemen ist
evident. Ein kausaler Zusammenhang zwischen Tektonik und Vulkanismus ist
wahrscheinlich. Petrologische und geochemische Untersuchungen an den Tephren und am
vulkanischen Festgestein könnten Aufschluss über Magmengenese und -Aufstieg geben und
damit die ursächlichen Faktoren für den Vulkanismus weiter erhellen. Die noch offenen
Fragen lauten: Die Kombination genau welcher Faktoren führte zum Rodderberg-
Vulkanismus? Und: Ist in Zukunft mit weiteren Eruptionen in diesem Gebiet zu rechnen?
Die Korrelation der Tephren in den unterschiedlichen Aufschlüssen beruhte im Wesentlichen
auf (makroskopischen) sedimentologischen und lithographischen Kriterien. Um die
Korrelationen weiter abzusichern, wären geochemische Untersuchungen der pyroklastischen
Lagen sinnvoll. Geochemische Untersuchungen an den Tephren des Rodderbergs werden in
Kürze in Zusammenarbeit mit dem Petrologischen Institut der Universität Bonn durchgeführt.
Hinweise auf den Eruptionsstil sind insbesondere auch von den dünnschliff-mikroskopischen
Tephrenuntersuchungen zu erwarten.
Das Beispiel Rodderberg zeigt deutlich die Verzahnung von Geomorphologie und Geologie
bei der Rekonstruktion der Landschaftsgeschichte eines Raumes. Ein Verständnis der
quartären Reliefentwicklung ist ohne geomorphologische Ansätze nicht möglich. Die starke
Interaktion von endogenen und exogenen reliefbildenden Faktoren im Untersuchungsraum
wurde in dieser Arbeit deutlich. Dabei haben die heftigen quartären Klimaschwankungen
ebenso eine Rolle gespielt wie die sehr lebhafte Tektonik und der Vulkanismus. Die Genese
der quartären Terrassenlandschaft im Mittelrheingebiet spielt auch für die
Landschaftsgeschichte des Rodderbergs eine große Rolle. Die Terrassen des Rheins und
89
deren Stratigraphie erlaubten eine weitgehende zeitliche Eingrenzung der Eruptionsphasen
bereits ohne die Anwendung physikalischer Datierungsmethoden.
In dieser Arbeit wurde das Potential der Thermolumineszenz für die Datierung aufgeheizter
vulkanischer Xenolithe deutlich. Das erzielte Alter steht weitgehend im Einklang mit den
geologischen Befunden. Weitere Datierungen zur Überprüfung dieses Alters wären
wünschenswert. Um auch bei unvollständig ausgeheizten Xenolithen relativ zuverlässige TL-
Alter zu erzielen, sollten in Zukunft partielle Ausheizversuche analog zu den Bleichversuchen
von MEJDAHLs (1988) „longest plateau“-Technik durchgeführt werden. ZÖLLER (2002,
mündl. Mitteilung) hat diese Technik bereits bei einem ca. 30 ka alten Ziegellehm aus
Stillfried / Niederösterreich erfolgreich angewandt.
Nachdem die Eruptionsgeschichte des Rodderbergs etwas genauer bekannt ist, wären TL-
Datierungen auch von Xenolithen der anderen vulkanischen Phasen sinnvoll. Die Maartuffe
(Base-Surge-Ablagerungen) des Rodderbergs enthalten juvenile (magmatische) Klasten.
Deren Datierung, z.B. mit K-Ar oder Ar-Ar, könnte das Eruptionsalter der Maarphase weiter
absichern.
Nicht zuletzt soll noch auf die Bedeutung des Rodderbergs als quartäres Klimaarchiv
hingewiesen werden. Falls der Maarkrater tatsächlich das angenommene Alter von rund
500.000 Jahren haben sollte, so stünde hier eine einzigartige Sedimentfalle mit einem
Zeitinhalt von bis zu vier Interglazial- / Glazial-Zyklen zur Verfügung. Eine weitere
Kernbohrung, bis zum Erreichen von (vulkanischem) Festgestein abgeteuft, könnte dieses
einzigartige Klimaarchiv erschließen.
90
7. Literaturverzeichnis
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97
8. Danksagung
Mein ganz besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. L. Zöller. Seine weitreichende Unterstützung
und nicht zuletzt die Offenheit auch für Ideen und Anregungen meinerseits erweckten eine
besondere Begeisterung für das Thema. Zahlreiche gemeinsame Geländebegehungen und
unzählige Gespräche brachten immer wieder neue Impulse oder den Schlüssel zur Lösung
von Problemen. Ihm sei für seine Betreuung nochmals herzlich gedankt.
Besonders bedanken möchte ich mich auch bei Herrn Dr. U. Hambach, der immer ein
offenes Ohr für Fragen und Probleme hatte. Er nahm sich stets viel Zeit – auch im Gelände –
um mit mir die verschiedensten geowissenschaftlichen Fragestellungen zu erörtern.
Auch Herrn Dr. W. Golte möchte ich meinen herzlichen Dank aussprechen. Sehr gefreut
habe ich mich über sein großes Interesse an dieser Arbeit. Dadurch ergaben sich eine Reihe
interessanter Gespräche, die ganz neue Aspekte und vor allem auch sehr wertvolle
Literaturhinweise mit sich brachten.
Mein ganz besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. N. Froitzheim vom Geologischen Institut der
Universität Bonn, der mir immer wieder mit fachlichem Rat zur Seite stand.
Sehr hilfreich war auch die fachliche Unterstützung durch Dr. I. Braun sowie PhD H. Paulick
vom Mineralogisch-Petrologischen Institut der Universität Bonn. Beide nahmen sich sehr viel
Zeit für petrologisch-vulkanologische Fragestellungen und öffneten mir besonders auch im
Gelände die Augen für diese Aspekte meiner Arbeit. Ihnen sei sehr herzlich gedankt.
Für sehr wertvolle Hinweise und Erläuterungen im Gelände danke ich Herrn Prof. Dr. H.-U.
Schmincke.
Für zahlreiche wissenschaftstheoretische Diskussionen und Anregungungen danke ich
herzlich Herrn Prof. Dr. M. Bruns.
Ebenso möchte ich mich natürlich bei meinen Freunden bedanken, die – sei es im Gelände
oder in anregenden Gesprächen – zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Mein
herzlicher Dank gilt Sven Köhne, Dr. Norbert Günster, Frank Nehring, Peter Temme, Alois
Klewinghaus, Hans v. Suchodoletz sowie Dr. Frank Schrader.
98
Des weiteren bedanken möchte ich mich bei den Unteren Landschaftsbehörden der Stadt
Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises und deren Mitarbeitern Dr. D. Langhans und W. Schuth,
die unsere Arbeitsgruppe beim Erwerb der notwendigen Genehmigungen bereitwillig und
unbürokratisch unterstützten und das ganze Forschungsvorhaben „Rodderberg“ in diesem
Rahmen erst ermöglichten.
Schließlich gilt der ganz besondere Dank unserer Arbeitsgruppe dem Besitzer des
Broichhofs, Herrn M. Schäfer. Seine große Bereitwilligkeit, unsere Forschungsarbeiten auf
seinem Gelände zu unterstützen, haben uns besonders gefreut und verdienen unseren
besonderen Dank.
99
9. Erklärung
Hiermit erkläre ich, dass ich die Arbeit selbstständig und nur mit den angegebenen
Hilfsmitteln angefertigt habe. Alle Stellen, die dem Wortlaut oder dem Sinn nach anderen
Werken entnommen sind, wurden durch Angabe der Quellen kenntlich gemacht. Dies gilt
sowohl für den Text als auch für Abbildungen und Karten.
_________________ ______________________Ort und Datum (Henrik Blanchard)
100
10. Anhang
10.1. Topographie, Lage der Aufschlüsse, Profillinie und Ausbruchspunke
101
10.2. Legende für die schematischen Profile in Kapitel 4
10.3. Lumineszenzdaten
10.3.1. Probe R4-D-1 TL
1. Leuchtkurven
102
2. Plateau
3. a-Wert-Plateau
103
4. Additive Wachstumskurve
10.3.2. Probe R4-D-3 TL
1. Leuchtkurven
104
2. Plateau
3. a-Wert-Plateau
105
4. Additive Wachstumskurve
10.3.3. Probe R1-D-1 IRSL
1. Leuchtkurven
106
2. Plateau
3. Additive Wachstumskurve
107
10.3.4. Probe R1-D-1 TL
1. Leuchtkurven
2. Plateau
108
3. Additive Wachstumskurve
10.3.5. Probe R2-D-1 TL
1. Leuchtkurven
109
2. Plateau
3. Additive Wachstumskurve