Neuer Trainer beim FC Zürich: Mutiger Entscheid des FCZ - NZZ Fussball

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Neuer Trainer beim FC Zürich Mutiger Entscheid des FCZ Sami Hyypiä ist ein unverbrauchter Coach – aber sein Einstieg ins Trainergeschäft war schwierig. Der 41-Jährige ist neben Jari Litmanen der einzige Weltstar, den der finnische Fussball hervorgebracht hat, eine verehrte Überfigur, die sich nie so aufgeführt hat, als sei sie etwas Besonderes; dem Personenkult hat sich Hyypiä immer nordländisch kühl entzogen. Zehn Jahre spielte er als Verteidiger in Liverpool, einmal gewann er die Champions League, noch nie sass jemand mit so viel internationaler Bedeutung auf der Trainerbank des FCZ. Aber den Fussballer Hyypiä gibt es seit vier Jahren schon nicht mehr, und der Trainer Hyypiä hatte keinen besonders guten Berufsstart in seine zweite Karriere. Wenn man sagt, er sei ein unerfahrener, unverbrauchter Coach, so ist dies nur die halbe Wahrheit, in seinem Fall die schmeichelhafte. Denn Hyypiä ist auch ein gescheiterter Coach, so wie viele seiner Trainerkollegen auch; aber Hyypiä ist manchmal ungewöhnlich rasch gescheitert: Als er vor zwei Jahren bei Bayer Leverkusen während zehn Monaten die alleinige Verantwortung trug, gewann seine Mannschaft vor seiner Entlassung in zwölf Pflichtspielen nur noch ein einziges Mal. Bei Brighton ging es im letzten Sommer noch schneller: Hyypiä unterschrieb für drei Jahre, blieb aber nur sechs Monate. Die Bilanz damals: 3 Siege in 22 Ligaspielen. Was bei Hyypiä aber auffällt: Er kam als Gentleman und ging als solcher, die Verabschiedungen hatten immer etwas Bedauerndes, so unvermeidlich sie offenbar aus sportlichen Gründen jeweils auch waren. Nie hat jemand ein böses Wort über ihn verloren, immer schwang Wehmut mit, wenn man ihn fortschicken musste oder er von alleine ging. Das sind vielleicht nur Soft-Faktoren, Fragen des Stils, aber sie sind nicht unwichtig, besonders beim FC Zürich nicht, der mutig genug ist, sich Hyypiä anzuvertrauen. Und noch etwas spielte bei Hyypiäs Verpflichtung vermutlich eine Rolle: Er ist so etwas wie ein Seelenzwilling des Finnen Hannu Tihinen, mit dem man in Zürich gute alte Zeiten verbindet. Wenn Tihinen ein gutes Wort für seinen früheren Nationalmannschafts-Teamkollegen einlegt, so hat dies beim FCZ Gewicht. Hyypiäs nüchterne Bilanz als Trainer allein hätte wohl kaum genügt. Kommentar von Flurin Clalüna 21.8.2015, 09:57 Uhr Copyright © Neue Zürcher Zeitung AG. Alle Rechte vorbehalten. Eine Weiterverarbeitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung zu gewerblichen oder anderen Zwecken ohne vorherige ausdrückliche Erlaubnis von Neue Zürcher Zeitung ist nicht gestattet. Neuer Trainer beim FC Zürich: Mutiger Entscheid des FCZ -... http://www.nzz.ch/sport/fussball/mutiger-entscheid-des-fcz-1... 1 von 1 21.08.15 10:17

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Neuer Trainer beim FC Zürich

Mutiger Entscheid des FCZSami Hyypiä ist ein unverbrauchter Coach – aber sein Einstieg insTrainergeschäft war schwierig.

Der 41-Jährige ist neben Jari Litmanen der einzige Weltstar, den derfinnische Fussball hervorgebracht hat, eine verehrte Überfigur, die sich nie soaufgeführt hat, als sei sie etwas Besonderes; dem Personenkult hat sichHyypiä immer nordländisch kühl entzogen. Zehn Jahre spielte er alsVerteidiger in Liverpool, einmal gewann er die Champions League, noch niesass jemand mit so viel internationaler Bedeutung auf der Trainerbank desFCZ.

Aber den Fussballer Hyypiä gibt es seit vier Jahren schon nicht mehr, und derTrainer Hyypiä hatte keinen besonders guten Berufsstart in seine zweiteKarriere. Wenn man sagt, er sei ein unerfahrener, unverbrauchter Coach, soist dies nur die halbe Wahrheit, in seinem Fall die schmeichelhafte. DennHyypiä ist auch ein gescheiterter Coach, so wie viele seiner Trainerkollegenauch; aber Hyypiä ist manchmal ungewöhnlich rasch gescheitert: Als er vorzwei Jahren bei Bayer Leverkusen während zehn Monaten die alleinigeVerantwortung trug, gewann seine Mannschaft vor seiner Entlassung in zwölfPflichtspielen nur noch ein einziges Mal. Bei Brighton ging es im letztenSommer noch schneller: Hyypiä unterschrieb für drei Jahre, blieb aber nursechs Monate. Die Bilanz damals: 3 Siege in 22 Ligaspielen.

Was bei Hyypiä aber auffällt: Er kam als Gentleman und ging als solcher, dieVerabschiedungen hatten immer etwas Bedauerndes, so unvermeidlich sieoffenbar aus sportlichen Gründen jeweils auch waren. Nie hat jemand einböses Wort über ihn verloren, immer schwang Wehmut mit, wenn man ihnfortschicken musste oder er von alleine ging. Das sind vielleicht nurSoft-Faktoren, Fragen des Stils, aber sie sind nicht unwichtig, besonders beimFC Zürich nicht, der mutig genug ist, sich Hyypiä anzuvertrauen. Und nochetwas spielte bei Hyypiäs Verpflichtung vermutlich eine Rolle: Er ist so etwaswie ein Seelenzwilling des Finnen Hannu Tihinen, mit dem man in Zürichgute alte Zeiten verbindet. Wenn Tihinen ein gutes Wort für seinen früherenNationalmannschafts-Teamkollegen einlegt, so hat dies beim FCZ Gewicht.Hyypiäs nüchterne Bilanz als Trainer allein hätte wohl kaum genügt.

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von Flurin Clalüna21.8.2015, 09:57 Uhr

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