Neues im Nordosten #2

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Das Journal zur Stadtentwicklung im Münchner Nordosten Ausgabe 02 / 2015 Münchnerinnen und Münchner sollen bei den Planungen für den Münchner Nordosten so früh und viel wie möglich mitreden. Ein Jahr nachdem die Gutachterinnen und Gutachter mit Planungen zu Landschaft, Verkehr, Siedlungsent- wicklung, Immissionen und Wohn- qualität begonnen haben, wurden am 18. Juli 2015 im Rahmen eines Workshops die ersten Ergebnisse vorgestellt. Nach der Präsentati- on von Leitsatz-Entwürfen und Ist-Analyse, konnten sich Bürgerin- nen und Bürger mit Kommentaren und Wünschen einbringen. Im Münchner Nordosten gibt es vie- le Fragen, einige Sorgen, aber auch große Hoffnungen und Wünsche – das wurde während des Sommer- Workshops in der Anni-Braun-Schule deutlich. Rund 150 Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich auf Einladung des Referats für Stadtplanung und Bauordnung an dem Workshop zur städtebaulichen Entwicklungsmaß- nahme im Münchner Nordosten. Seit Sommer 2014 entwickeln vier Exper- tenteams Konzepte für die künftige Nutzung des knapp 600 Hektar gro- ßen Areals östlich der S8. Bevor die Varianten 2016 präsentiert werden, war der Stadtverwaltung eine Rück- kopplung der bisher geleisteten Arbeit mit Bürgerinnen und Bürgern wichtig. Ausbau des ÖPNV hat Priorität Die Stimmung an den Themen- tischen zeigte, dass viele dem Projekt offen und positiv entgegenblicken. Sie erhoffen durch die Stadtent- wicklung die Beseitigung altbekann- ter Defizite in ihrem Stadtbereich. Den größten Nachholbedarf sehen die meisten bei der Versorgung mit Bus, Tram und U-Bahn. Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und die Tieferlegung der Bahnlinie mit entsprechender Verminderung von Lärm und Barrieren genießt höchs- te Priorität bei den Meschen vor Ort – das war das übereinstimmen- de Ergebnis der Workshops und der jetzt vorgestellten Ist-Analyse. Die in den Workshops formulierten Wünsche und Ideen decken sich weitgehend mit den Studien der Plane- rinnen und Planer. Den offenen Land- schaftsraum mit seinem hohen Er- holungswert sehen die Menschen als wichtigstes Merkmal des Nord- ostens. Erhalt von Natur und land- wirtschaftlicher Nutzung sowie die Renaturierung des Hüllgrabens sind Forderungen, die immer wieder be- tont wurden. Der dörfliche Charak- ter in Johanneskirchen, Daglfing und Englschalking ist eine weitere Eigen- schaft, die den Bürgerinnen und Bür- gern wichtig ist. Die historischen Dorf- kerne sollen erhalten und aufgewertet werden, so die einhellige Meinung. Auf zentralen Plätzen könnten sich Menschen verschiedener Altersgrup- pen und Herkunftsländer treffen. Der Erhalt und die Förderung des Pferde- sports ist ein weiterer Wunsch. Da über Qualitäten und Defizite im Stadtteil gro- ßer Konsens bestand, wurden die vor- gestellten Entwürfe der Leitsätze po- sitiv aufgenommen und lediglich mit konkreten Forderungen angereichert. Mehr dazu auf Seite 2 und 3 Mit Wohnungsbau alleine ist es nicht getan Stadtbaurätin Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk machte in ihrer Ansprache deut- lich, dass die Verwaltung vor großen Herausforderungen steht: Aus den jetzt 1,5 Millionen Münchnerinnen und Münchnern werden bis 2030 wohl bereits 1,7 Millionen. Die Stadt- baurätin betonte, dass es zeitgemä- ßer Konzepte bedarf: „Es geht um gute Erschließung, es geht um Mo- bilität, es geht um soziale Infrastruk- tur für Familien und alle anderen – in Zeiten des demografischen Wandels insbesondere auch für ältere Men- schen“, so Merk. Um das zu ent- wickeln, habe man ein integriertes Konzept in Auftrag gegeben, das sich neben Siedlungsentwicklung und Verkehr unter anderem auch mit Landschaft, Naturschutzgebiet und Biodiversitäten beschäftigt. Robert Brannekämper, Mitglied des Landtags und stellvertrender Vorsit- zender des Bezirksausschusses 13, fasste die Forderungen des Stadtteil- gremiums zusammen: „Wir brauchen eine Siedlung, die aus den Fehlern der Vergangenheit lernt, die einen Raum schafft, wo Menschen leben kön- nen, wo Menschen arbeiten können, wo Menschen sich gerne aufhalten.“ Baudirektor Michael Hardi kündigte an, dass die verschiedenen Varianten in einer Veranstaltung gemeinsam den Bezirksausschüssen, dem Stadtrat und den Nachbargemeinden präsen- tiert werden sollen, bevor der Stadtrat einen Beschluss fasst. /ME Leitsätze und Karten im Netz // Informieren Sie sich unter: www.muenchen.de/nordosten Alle Ergebnisse der Ist-Analyse zum Münchner Nordosten, eine Untersuchung, die auf statistischen Auswertungen und Interviews beruht, sind auf der Projekt-Website zu finden. Ebenso können Sie dort die aktuellen Leitsatz- Entwürfe und Hintergründe zur Planung nachlesen. // Wie sollen die neuen Quartiere aussehen? Schöne Fassaden, lebendige Nachbarschaften, ausreichend Freiräume: Viele Bürgerinnen und Bürger haben schon konkrete Vorstellungen. Dorfkerne, Land- schaft, Hüllgraben Im großen Sommer-Workshop zur Entwicklung des Münchner Nord- ostens sind sich Bürgerinnen und Bürger, Planerinnen und Planer und Verwaltung einig über die Qualitä- ten des Gebiets

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2. Ausgabe des Journals zur Stadtentwicklung im Münchner Nordosten. Realisation text:bau Agentur im Auftrag der LH München, Oktober 2015

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Das Journal zur Stadtentwicklung im Münchner Nordosten Ausgabe 02 / 2015

Münchnerinnen und Münchner sollen bei den Planungen für den Münchner Nordosten so früh und viel wie möglich mitreden. Ein Jahr nachdem die Gutachterinnen und Gutachter mit Planungen zu Landschaft, Verkehr, Siedlungsent-wicklung, Immissionen und Wohn-qualität begonnen haben, wurden am 18. Juli 2015 im Rahmen eines Workshops die ersten Ergebnisse vorgestellt. Nach der Präsentati-on von Leitsatz-Entwürfen und Ist-Analyse, konnten sich Bürgerin-nen und Bürger mit Kommentaren und Wünschen einbringen.

Im Münchner Nordosten gibt es vie-le Fragen, einige Sorgen, aber auch große Hoffnungen und Wünsche – das wurde während des Sommer-

Workshops in der Anni-Braun-Schule deutlich. Rund 150 Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich auf Einladung des Referats für Stadtplanung und Bauordnung an dem Workshop zur städtebaulichen Entwicklungsmaß-nahme im Münchner Nordosten. Seit Sommer 2014 entwickeln vier Exper-tenteams Konzepte für die künftige Nutzung des knapp 600 Hektar gro-ßen Areals östlich der S8. Bevor die Varianten 2016 präsentiert werden, war der Stadtverwaltung eine Rück-kopplung der bisher geleisteten Arbeit mit Bürgerinnen und Bürgern wichtig.

Ausbau des ÖPNV hat Priorität Die Stimmung an den Themen- tischen zeigte, dass viele dem Projekt offen und positiv entgegenblicken. Sie erhoffen durch die Stadtent-wicklung die Beseitigung altbekann-ter Defizite in ihrem Stadtbereich. Den größten Nachholbedarf sehen die meisten bei der Versorgung mit Bus, Tram und U-Bahn. Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und die Tieferlegung der Bahnlinie mit entsprechender Verminderung von Lärm und Barrieren genießt höchs-te Priorität bei den Meschen vor Ort – das war das übereinstimmen-de Ergebnis der Workshops und der jetzt vorgestellten Ist-Analyse. Die in den Workshops formulierten

Wünsche und Ideen decken sich weitgehend mit den Studien der Plane- rinnen und Planer. Den offenen Land- schaftsraum mit seinem hohen Er-holungswert sehen die Menschen als wichtigstes Merkmal des Nord- ostens. Erhalt von Natur und land-wirtschaftlicher Nutzung sowie die Renaturierung des Hüllgrabens sind Forderungen, die immer wieder be-tont wurden. Der dörfliche Charak-ter in Johanneskirchen, Daglfing und Englschalking ist eine weitere Eigen-schaft, die den Bürgerinnen und Bür-gern wichtig ist. Die historischen Dorf-kerne sollen erhalten und aufgewertet werden, so die einhellige Meinung. Auf zentralen Plätzen könnten sich Menschen verschiedener Altersgrup-pen und Herkunftsländer treffen. Der Erhalt und die Förderung des Pferde- sports ist ein weiterer Wunsch. Da über Qualitäten und Defizite im Stadtteil gro-ßer Konsens bestand, wurden die vor-gestellten Entwürfe der Leitsätze po-sitiv aufgenommen und lediglich mit konkreten Forderungen angereichert.

Mehr dazu auf Seite 2 und 3

Mit Wohnungsbau alleine ist es nicht getanStadtbaurätin Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk machte in ihrer Ansprache deut-lich, dass die Verwaltung vor großen Herausforderungen steht: Aus den

jetzt 1,5 Millionen Münchnerinnen und Münchnern werden bis 2030 wohl bereits 1,7 Millionen. Die Stadt-baurätin betonte, dass es zeitgemä-ßer Konzepte bedarf: „Es geht um gute Erschließung, es geht um Mo-bilität, es geht um soziale Infrastruk-tur für Familien und alle anderen – in Zeiten des demografischen Wandels insbesondere auch für ältere Men-schen“, so Merk. Um das zu ent-wickeln, habe man ein integriertes Konzept in Auftrag gegeben, das sich neben Siedlungsentwicklung und Verkehr unter anderem auch mit Landschaft, Naturschutzgebiet und Biodiversitäten beschäftigt.

Robert Brannekämper, Mitglied des Landtags und stellvertrender Vorsit-zender des Bezirksausschusses 13, fasste die Forderungen des Stadtteil- gremiums zusammen: „Wir brauchen eine Siedlung, die aus den Fehlern der Vergangenheit lernt, die einen Raum schafft, wo Menschen leben kön-nen, wo Menschen arbeiten können, wo Menschen sich gerne aufhalten.“ Baudirektor Michael Hardi kündigte an, dass die verschiedenen Varianten in einer Veranstaltung gemeinsam den Bezirksausschüssen, dem Stadtrat und den Nachbargemeinden präsen-tiert werden sollen, bevor der Stadtrat einen Beschluss fasst. /ME

Leitsätze und Karten im Netz

// Informieren Sie sich unter: www.muenchen.de/nordosten

Alle Ergebnisse der Ist-Analyse zum Münchner Nordosten, eine Untersuchung, die auf statistischen Auswertungen und Interviews beruht, sind auf der Projekt-Website zu finden. Ebenso können Sie dort die aktuellen Leitsatz- Entwürfe und Hintergründe zur Planung nachlesen.

// Wie sollen die neuen Quartiere aussehen? Schöne Fassaden, lebendige Nachbarschaften, ausreichend Freiräume: Viele Bürgerinnen und Bürger haben schon konkrete Vorstellungen.

Dorfkerne, Land-schaft, Hüllgraben Im großen Sommer-Workshop zur Entwicklung des Münchner Nord- ostens sind sich Bürgerinnen und Bürger, Planerinnen und Planer und Verwaltung einig über die Qualitä-ten des Gebiets

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Darum geht es:

Weitläufiger Landschaftsraum, Pferdesportanlagen und die Land-wirtschaft sind wichtige Träger der Identität des Münchner Nordostens

Identitätsbildung als wichtigen Prozess bei der städtebaulichen Entwicklung mitdenken

Öffentlich nutzbare und iden-titätsstiftende Orte können Anker und Motor für die Entwicklung eines lebendigen Stadtteils sein

Das sagen die Bürgerinnen und Bürger:

Der Landschaftsraum mit seinem ur-sprünglichen und teils unperfekten Charme gilt als das eindeutige Identi-tätsmerkmal. Die offene Landschaft, der Hüllgraben und der Hachinger Bach sollen daher wahrnehmbar blei-ben. Auch Pferdesport gilt als wich-tiger Identitätsträger des Gebiets. Die Pferdehöfe seien charakteristisch für das Bild des Münchner Nord- ostens. Auch Landwirtschaft sehen viele als unverzichtbaren Bestandteil und wollen sie zumindest in kleinem Maße bewahren – beispielsweise mit Kräuter-, Kürbis- oder Beerenfeldern –,

um auch in der Stadt „Jahreszeiten leben zu können“.

Einerseits wird der deutliche Wunsch geäußert, die neue Bebauung zu konzentrieren. Durch kompakte Quartiere soll vermieden werden, dass die Landschaft zersiedelt wird. Im Widerstreit dazu gibt es auf der anderen Seite aber auch das Bedürf-nis nach einer niedrigen Bebauung mit Reihen- und Einfamilienhäusern. Auf alle Fälle ist es den Diskutieren-den wichtig, auf kleinräumige Identi-tät im Quartier zu setzen und keine großen Bauwerke für ein Image nach außen zu produzieren. Es besteht eine große Nachfrage nach Plät-

zen, an denen sich Menschen begeg-nen können. Man wolle sich kennen (lernen), sich austauschen, eine le-bendige Nachbarschaft leben. Dazu brauche es Räume, die für jede und jeden zugänglich und barrierefrei sind.

Darum geht es:

Entwicklung von innovativen Strategien und Systemen zur Förde-rung der Nahmobilität

Ein Fuß- und Radwegenetz ver-bindet die Siedlungsbereiche fein-maschig untereinander und mit dem Landschaftsraum

Für längere Strecken wird der ÖPNV als attraktivere Alternative zum Auto entwickelt

Attraktive Knoten- und Umstei-gepunkte zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln

Straßenräume sind robuste und anpassungsfähige öffentliche Räu-me, die verschiedene Ansprüche und Verkehrsformen integrieren

Das sagen die Bürgerinnen und Bürger:

Der Bahntunnel wird als unabding-

bare Voraussetzung für die weitere Entwicklung angesehen. Viele Kom-mentare zielen auf den generellen Ausbau der verkehrlichen Infrastruk- tur und die Anbindung des Münch-ner Nordostens in alle Richtungen. Gefordert werden autofreie Quartiere, Shared-Space-Plätze, Expressbusse, die Förderung von Carsharing und E-Mobilität sowie ein modernes Ga-ragenmanagement. Fahrradverkehr soll über den Ausbau von Radschnell-wegen und bessere Mitnahmemög-lichkeit im öffentlichen Nahverkehr gefördert werden. Für den ÖPNV werden neben dem Ausbau die

Erhöhung des Takts, Anschlüsse in alle Richtungen und Barrierefreiheit gefordert. Einige Bürger legen Wert darauf, dass der Ausbau der Tram gegenüber S-Bahn und U-Bahn Prio-rität genießen soll.

Es gibt durchaus unterschiedliche Auffassungen über die Nutzung der Verkehrsflächen. Das Spektrum reicht von sehr urban-ökologischen-Verkehrskonzepten mit Fokus auf ÖPNV und Radverkehr bis hin zur weiteren Priorisierung des Autover-kehrs, der im Stadtgebiet auch bis-her eine wichtige Rolle hat.

Dahin wollen wir! Neun Leitsätze für den Münchner Nordosten In den vergangenen Monaten wurden eigene Leitsätze für den Münchner Nordosten entwickelt. Sie sollen der Entwicklung einen Rahmen geben. Im Workshop kommentierten Bürgerinnen und Bürger die Entwürfe der Planerinnen und Planer an Thementischen zu Identität, Siedlung, Mobilität, Landschaft und Planungskultur.

„Adresse(n) Nordost“ „Der neue Nordosten soll die lokalen Identitäten wertschätzen, ausprägen und zur Visitenkarte des Stadtteils machen.“// Thema Identität

„(Nah-)Mobil“ „Die Varianten sollen Mobilität vernetzt denken und alle Mobilitätsformen und ÖPNV-Systeme fördern. Nahmobilität ist die Basis attraktiver Quartiere.“ // Thema Mobilität

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Neun Leitsätze

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„Nordost-Collage“// Thema Siedlung

„Durch offene Stadtgesellschaft unterschiedliche Lebensstile ermöglichen und ziviles Engage-ment fördern.“

„Vielfalt ermöglichen, Spielräu-me lassen, Kreativität fördern, Raum für Entfaltung unterschied-licher Lebensräume bieten“

„Die Planungskultur muss offen und flexibel sein, um auf neue Herausforderungen reagieren zu können und widerstandsfähige Stadtstrukturen zu schaffen.“

Darum geht es:

Kultur des „Selbermachens“ und „Selbst-in-die Hand-Nehmens“

Zusammenspiel heutiger und zukünftiger Bewohnerinnen und Bewohner

Widerstandsfähige Stadtstruk-tur mit lebenswerten Orten für alle

Neue Wohnmodelle und experi-mentelle Lösungen

Einbinden der Bürgerinnen und Bürger als kreatives Potenzial

Kooperation mit den Nachbar-gemeinden

Schrittweise Entwicklung mit Raum für Korrektur und Anpassung

Das sagen die Bürgerinnen und Bürger:

Der Begriff Vielfalt wird ausdrück-lich in seiner ganzen Breite verstan-den und sowohl auf die Herkunft von Menschen bezogen als auch auf Lebensstile, Handicaps, Alters-gruppen und Architektur. Benach-teiligte Menschen sollen in die Pla-nung intensiv und gleichberechtigt eingebunden werden.

Gewünscht wird eine Planung der kleinen Schritte, in der nicht alle auf einmal zuziehen und keine „Mono-kulturen“ aus Studentinnen und Stu-denten, Familien oder Menschen mit Migrationshintergrund entstehen.

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„Die städtebauliche Entwicklung geht mit den unterschiedlichen Siedlungsbausteinen kreativ um und entwickelt sie weiter zu attraktiven Quartieren.“

Neues und Bestehendes ergibt

mittels unterschiedlicher Siedlungs-bausteine ein neues Gesamtbild

Attraktive Freiräume verbinden die verschiedenen Elemente

Das sagen die Bürgerinnen und Bürger:

Die „Stadt für Menschen“ bietet ein Zentrum mit belebten Plätzen und zeichnet sich durch ein Straßenleben mit kleinen Läden und „südlichem Flair“ aus. Quartiere wie Neuhausen und Haidhausen werden als positive Vorbilder benannt. Wohnen, Arbei-ten und Einkaufen sollen in räumli-cher Nähe organisiert werden. Sied- lungsschwerpunkte werden entlang der S-Bahnlinie gesehen. Es beste-hen Wünsche nach kleinteiliger Be-

bauung mit privatem Grün. Die Gar-tenstadt Johanneskirchen wird als Vorbild genannt. Blockrandbebauung wird kritisch gesehen. Hochhäuser werden meist abgelehnt. Die Höhe der Gebäude soll zu den bestehenden Siedlungen hin abgestuft werden. Viel Unterstützung gab es für die Idee von Siedlungsinseln, die differenziert ent-wickelt werden: sehr urban und dicht, neben dörflich und ruhig. Historische Wegverläufe sollen ablesbar bleiben. Vor dem Hintergrund der Vielfalt wird die Frage gestellt: Müssen die Einzel-teile ein „Ganzes“ bilden?

„Produktive Räume sichern und lokale Kreisläufe fördern.“

„Bezüge zu Nachbarstadtteilen und -gemeinden verbessern. Die Landschaft verbindet im regiona-len Maßstab.

„Artenvielfalt stärken und natürli-che Ressourcen schützen.“

Darum geht es:

Bestehende Betriebe, lokale Initiativen und Vereine fördern

Landwirtschaft und Gartenbau neben ihrer Rolle als Produzent auch in ihrer Bildungs- und kulturel-len Funktion stärken

Verzahnen von Wohnen, Arbei-ten, (Nah-)Versorgung, Dienstleis-

tungen, Freizeit und Bildungsorten gemäß dem Leitbild der „Stadt der kurzen Wege“

Bestehende Landschaftselemen-te, Wege- und Blickbeziehungen als Grundmuster der Siedlungsentwick-lung

Landschaftsraum ermöglicht als Bindeglied Zusammenhalt und Vernetzung mit der Region

Biologische Vielfalt stärken und gestalten, auch um neue Formen des Naturerlebens zu ermöglichen

Der Natur im urbanen Kontext Platz schaffen

Das sagen die Bürgerinnen und Bürger:

Der renaturierte Bereich des Hüllgra-bens sollte als erlebbares Gewäs-ser ausgebaut werden und könnte als landschaftliches Vorbild für die zukünftige Entwicklung dienen. Die Diskussion zeigt zwei unterschied-liche Ansätze im Umgang mit der zukünftigen Landschaft: Ein Teil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wünscht die Integration von Land-schaftselementen in die künftige Wohnbebauung. Die Natur soll mit den Siedlungen verbunden werden und spürbar sein. Besonderer Wert wird auf die Integration von Wasser-läufen und Urban Gardening gelegt. Andere Bürgerinnen und Bürger ten-dieren zur Bewahrung großflächiger Landschaftsräume, die von den kom-pakten Siedlungen getrennt sind. Der Erhalt der Landwirtschaft liegt vielen am Herzen. Es wird gefordert, Naturschutzflächen zu schaffen und den Mut zu haben, die Natur sich

selbst zu überlassen. Weitere kon-krete Ideen waren ein Badesee am Hüllgraben, ein überregionaler Bier-garten, ein Erlebnispädagogisches Zentrum, ein CO2-neutraler Stadt-teil, Renaturierung des Hüllgrabens und eine „Parkbrücke“ vom Zamila-park nach Daglfing, Streuobstwiesen und auch die Entwicklung von Land-schaft mit „Tom-Sawyer-Qualitäten“, wie es ein Bürger nannte.

„lebendige Zivilgesellschaft“, „Möglichkeits-raum Nordost“, „offene Planungskultur“ // Thema Planungskultur

„Lokal ist nachhaltig“, „Vis-à-vis“, „Ökosysteme und Landschaft entwickeln“// Thema Landschaft

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Von „Landschaf(f)t Stadt“ nach „Pferding“

Jedes Kind braucht einen Namen. Das gilt auch in der Stadtentwick-

lung. Aber wie ist das im Münchner Nordosten? Ist das schon ein pas-sender Name? Kann man so einen vielfältigen Raum überhaupt unter ei-nem Begriff zusammenfassen? Oder begnügt man sich mit dem simplen Präfix „Neu“. Auch für diese Fragen wurde auf dem Sommer-Workshop in der Anni-Braun-Schule am 18. Juli 2015 ein eigener Thementisch ein-gerichtet. Die Moderatorin stellte mit den Bürgerinnen und Bürgern die Be-zugspunkte zum natürlichen Umfeld her: Gemeinsam suchte man in der bajuwarischen Etymologie nach pas-senden Begriffen und ließ sich von den historischen Wurzeln des Stadt-gebietes inspirieren.

In den Diskussionen wurde deutlich, dass die Bürgerinnen und Bürger viel Wert darauf legen, die Vielfalt der Quartiere durch unterschiedliche Namen für die Planungsgebiete abzu-bilden. Beispiele für Quartiersnamen waren waren etwa, in Anlehnung an den Verlauf der alten römischen Salzstraße, das „Salzviertel“ oder „Salzham“. Das Viertel in Daglfing könnte in Bezug zu der traditionsrei-chen Kirche St. Philipp den Namen „Philippskirchen“ tragen. In der Nähe

zum Hüllgraben sieht man das Wohn-gebiet „Hüllach“ und im Umfeld der heutigen Pferdesportanlagen könnte man sich den Stadtteil „Rosswinkel“ oder „Pferding“ vorstellen.

Wenn Gebiete an bestehende Stadt-teile grenzen, wurden immer wieder auch Namen favorisiert, die eben diese Stadtteile aufgreifen und mit einem Zusatz versehen werden, wie zum Beispiel „Daglfinger Wiesen“. Auf deutliche Ablehnung stießen übliche Präfixe wie Neu-Johannes-kirchen, Riem-Nord oder Englschal-king-Ost. Hier gab es zu viele nega-tive Assoziationen.

Auch für den Projektnamen „städ-tebauliche Entwicklungsmaßnahme Münchner Nordosten“ wurden von den Bürgerinnen und Bürgern neue Vorschläge gemacht. Man war sich einig, dass ein neuer Name helfen könne, mit neuem Schwung in die nächste Beteiligungsphase zu star-ten. Die Vorschläge reichten von „Landschaf(f)t Stadt“ über „Zu-kunftsprojekt München Nord-Ost“ und „Natürlich leben im Nord-Osten“ bis hin zu „Stadt-Land-Hüllgraben“. // ME

Radtour, Rennbahn und Rinderhaltung Erst rauchten die Köpfe, dann qualmten die Reifen. Bei Temperaturen von über 30 Grad machten sich am 18. Juli 2015 im Anschluss an die Workshops in der Anni-Braun-Schule viele Bürgerinnen und Bürger noch auf den Weg ins Quartier. In vier Exkursionen konnte man hautnah erleben, was man zuvor mit Pappe und Papier diskutiert hatte. Roland Krack vom Verein NordOstKultur führte durch den 1200 Jahre alten Ortskern von Johanneskirchen, Gutsverwalterin Ruth Kleinöder lud zu einer Radtour über die Felder des städtischen Guts Riem ein, Horst Lappe, Geschäftsführer des Münchener Rennvereins, erläuterte auf einer Führung durch das Gelände die wirtschaftlichen Herausforderungen des Rennsports und Schülerinnen der Rudolf-Steiner-Schule radelten mit Picknick-Korb und Workshop-Gästen durch die grüne Landschaft des Münchner Nordostens. Ein Dankeschön an alle Beteiligten!

Impressum

Herausgeberin: Landeshauptstadt München Referat für Stadtplanung und Bauordnung Team Entwicklungsmaßnahmen Blumenstr. 28b, 80331 München Tel.: (089) 233-2 25 43 Fax: (089) 233-2 42 38 E-Mail: [email protected]

Redaktion: text:bau Verlag, München Marco Eisenack

Gestaltung: dear robinson, München

Fotos: Stefan Klitzsch

Druck: Direktorium, Stadtkanzlei Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier

2. Auflage, München, Oktober 2015

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Landlust und Lärmlast Auf der Grundlage von Interviews, Straßen- umfragen sowie den Ergebnissen von Work-shops hat Dr. Agnes Förster die Qualitäten und Mängel des Nordostens analysiert. Ihre Ist-Analyse zeigt, dass die Menschen ihren Stadtbereich eindeutig charakterisieren: „Landschaft“, „ländlicher Charakter“, „Landwirtschaft“ und „Natur“ waren mit großem Abstand die häufigsten Nennungen auf die Frage: Was ist typisch für den Münchner Nordosten? Auch „Pferdesport“, „Ruhe“ und „Dorfkerne“, die stabile „soziale Struktur“, die „kleinteilige Bebauung“ und das Gegenüber von „Stadt und Land“ wurden oft angeführt. Für die Attraktivität des Stadt-teils spricht, dass bei der Frage nach den Qualitäten nahezu die gleichen Eigenschaften genannt wurden. Typische Kennzeichen sind also zugleich die großen Schätze. Auch bei den Defiziten ist man sich einig. Hier wurde die schlechte ÖPNV-Anbindung als größter Mangel diagnostiziert, gefolgt von einer schlechten Infrastruktur insgesamt. Für die anderen größten Defizite ist die Bahnlinie verantwortlich: Lärm und Barrieren.

Alle Ergebnisse der Studie auf der Website

www.muenchen.de/nordosten

Gut vorbereitet 2016 werden die Varianten den Bezirksausschüs-sen, dem Stadtrat und den Nachbargemeinden vorgestellt, bevor eine intensive Öffentlichkeitsbe-teiligung beginnt. Das Münchner Nordost-Forum und der Bezirksausschuss 13 Bogenhausen laden im Vorfeld regelmäßig zu Veranstaltungen in die Gaststätte Pyrsos (Englschalkinger Str. 206), um auf diese wichtige Phase der Mitsprache vorzuberei-ten. Bürgerinnen und Bürger finden hier neben aktuellen Informationen über den Planungsstand viel Raum für Fragen und Vernetzung. Vertreterin-nen und Vertreter des Referats für Stadtplanung und Bauordnung sind anwesend.

// Aktuelle Termine finden Sie auf: www.muenchen.de/nordosten

// Mit dem Rad durchs Revier: Schülerinnen und Schüler der Daglfinger Rudolf-Steiner-Schule zeigten den Workshop-Gästen ihre Schätze im Nordosten.

// Viel Neues auch für Alteingesessene Viele Bürgerinnen und Bürger nutzten die Chance sich in einer kleinen Ausstellung über ihr Stadtgebiet zu informieren.