Neuro dermitis - jenapharm.de · (sogenannte „Dennie-Morgan-Falte“). Wer kann Neurodermitis...
Transcript of Neuro dermitis - jenapharm.de · (sogenannte „Dennie-Morgan-Falte“). Wer kann Neurodermitis...
Informationen
und Tipps
für Patienten
Neuro dermitis
Inhalt
Vorwort ................................................................................................................................................................................................................................................................................... 04
Kapitel 01
Neurodermitis verstehen Symptome der Neurodermitis ............................................................................................................................................................................................... 09
Wie wird Neurodermitis festgestellt? ....................................................................................................................................................................... 10
Wer kann Neurodermitis bekommen? .................................................................................................................................................................... 11
Ursachen der Neurodermitis .................................................................................................................................................................................................... 11
Erkrankungen, die häufig zusammen mit Neurodermitis auftreten ..............................................................13
Die Rolle von Infektionen bei Neurodermitis ............................................................................................................................................. 13
Kapitel 02
Richtig handeln bei Neurodermitis Besonders wichtig: die richtige Hautpflege als Basistherapie ................................................................................... 16
Bei Ekzemen die Entzündung wirksam bekämpfen .................................................................................................................... 17
Keine Angst vor Kortison ................................................................................................................................................................................................................. 17
Alternative Möglichkeiten der Behandlung ................................................................................................................................................. 19
Kapitel 03
Umwelteinflüsse und Ernährung bei Neurodermitis Faktoren, die Neurodermitis verschlimmern können ................................................................................................................. 22
Einfluss der Ernährung auf die Erkrankung ................................................................................................................................................... 24
Psychischer Stress ........................................................................................................................................................................................................................................ 25
Kapitel 04
Nützliche Tipps Was tun gegen Juckreiz? ................................................................................................................................................................................................................. 28
Maßnahmen zur Vorbeugung von Neurodermitis-Schüben ....................................................................................... 28
Neurodermitis-Tagebuch ................................................................................................................................................................................................................ 29
Glossar ........................................................................................................................................................................................................................................................................................ 30
Notizen ..................................................................................................................................................................................................................................................................................... 32
05
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Neurodermitis ist inzwischen die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter.
Erwachsene sind im Vergleich dazu seltener betroffen. Allerdings leidet mit den erkrankten
Kindern häufig die ganze Familie.
In der Medizin wird die Neurodermitis auch „atopisches Ekzem“ genannt.
Der Begriff Atopie bezeichnet die erbliche Neigung des Immunsystems, auf Reize
überempfindlich zu reagieren. Typisch ist ein schubartiger Verlauf, die Beschwerden treten
oft unvermittelt auf und können unterschiedlich stark und lange anhalten. Dazwischen
gibt es Phasen ohne oder mit nur geringen Hautbeschwerden. Ein hoher Leidensdruck und die
Vielfalt möglicher Auslöser für akute Neurodermitis-Schübe mit Entzündungen und Juckreiz
führen dazu, dass die Betroffenen und ihre Angehörigen sich intensiv mit der Krankheit beschäftigen.
Erfreulicherweise haben wissenschaftliche Forschungen in den letzten Jahren viel zum
besseren Verständnis der Erkrankung beigetragen – insbesondere ist heute über deren Ursachen
mehr bekannt. Zudem haben sich mit der Entwicklung moderner, wirksamer und gut
verträglicher Medikamente die Behandlungsmöglichkeiten verbessert.
Diese Broschüre richtet sich an Patienten mit Neurodermitis sowie an die Eltern der von
Neurodermitis betroffenen Kinder. Sie möchte zum besseren Verständnis der Erkrankung
beitragen und Ihnen dabei helfen, ärztliche Empfehlungen und Therapievorschläge besser
zu verstehen und bei der Therapie gezielt mitzumachen – für bestmögliche Ergebnisse.
Wir wünschen Ihnen alles Gute!
Ihr Neurodermitis-Team von Jenapharm
Vorwort
Neurodermitis verstehen
Symptome der Neurodermitis 09
Wie wird Neurodermitis festgestellt? 10
Wer kann Neurodermitis bekommen? 11
Ursachen der Neurodermitis 11
Erkrankungen, die häufig zusammen mit Neurodermitis auftreten 13
Die Rolle von Infektionen bei Neurodermitis 13
» Typisch für Neurodermitis: verdickte Haut in der Armbeuge
Eine wichtige Aufgabe der gesunden Haut
ist die Abgrenzung des Inneren unseres
Körpers von der äußeren Umwelt. Ihr Auf-
bau ähnelt daher nach außen hin einer stabilen
Backsteinmauer. In dieser und in weiter tiefer
liegenden Hautschichten wachen Zellen des Im-
munsystems darüber, dass keine krank machen-
den Stoffe oder Kleinstlebewesen wie Bakterien
oder Pilze Schaden anrichten können.
Heute ist bekannt, dass eine – in den meisten
Fällen angeborene – Überreaktion des Immun-
systems und /oder ein veränderter Aufbau der
äußersten Hautschicht die Ursachen für die
verschiedenartigen Ausprägungen der Neuro-
dermitis sind. Der veränderte Hautaufbau führt
dazu, dass die Barrierefunktion der Haut gestört
ist. In der Folge kann Feuchtigkeit aus dem Haut-
inneren übermäßig nach außen dringen, die
Haut ist daher trocken und empfindlich. Ande-
rerseits können für den Körper eigentlich harm-
lose Stoffe wie z. B. Blütenpollen aufgrund eines
genetisch bedingt überschießenden Immunsys-
tems „Feueralarm“ auslösen. Daraus resultieren
dann Entzündungsreaktionen in verschieden
ausgeprägten Formen. Die meisten Patienten
entwickeln bereits in der frühen Kindheit erste
entzündliche Hautveränderungen (Ekzeme). Bis
zum Beginn der Pubertät klingt die Erkrankung
in den meisten Fällen wieder ab. Die Haut bleibt
jedoch empfindlich und es kann weiterhin zum
Auftreten von Entzündungen kommen. Neuro-
dermitis kann aber auch erstmals im Erwach-
senenalter auftreten. Eine spontane Heilung ist
jederzeit möglich.
Der Verlauf der Neurodermitis ist chronisch. Pha-
sen, in denen es der Haut gut geht, wechseln sich
ab mit sogenannten akuten Schüben. Die Haut
zeigt dann unterschiedlich starke Entzündungs-
zeichen, begleitet von belastendem Juckreiz und
von Schmerzen.
Die Mehrzahl der Betroffenen hat leichte Verläu-
fe, das heißt, die entzündlichen Veränderungen
treten nur in kleinen, begrenzten Haut arealen
auf. Aber auch geringe Ausprägungen können
Beeinträchtigungen mit sich bringen und psy-
chische Belastungen zur Folge haben. Oftmals
fühlen sich Patienten mit Neurodermitis auch in
ihrem sozialen Umfeld stigmatisiert, da manche
Menschen denken, dass es sich hierbei um eine
ansteckende Krankheit handelt.
Bei der Neurodermitis handelt es sich nicht, wie früher vermutet, um eine Entzündung der Nerven, sondern – wie ja auch „-dermitis“ besagt – um eine entzündliche Erkrankung der Haut. Die Bezeich-nung „Neuro-“ zeigt an, dass bei dieser Erkrankung auch die Psyche beteiligt ist. Aus vielen Fällen wis-sen wir, dass Menschen mit Neurodermitis eine Verschlechterung ihres Hautzustands erleben, wenn sie psychisch aufwühlenden Einflüssen (Stress) ausgesetzt sind – seien diese negativ oder positiv.
Neurodermitis verstehen 09
Symptome der NeurodermitisDie meisten Menschen mit Neurodermitis klagen
über eine trockene und empfindliche Haut. Häu-
fig kommt es zu entzündlichen Hautveränderun-
gen, die in unterschiedlichen Schweregraden
und Formen auftreten – die Medizin unterteilt
hier vorrangig in primäre und sekundäre Haut-
veränderungen.
Die primären Formen entstehen meist auf zu-
vor nicht entzündeter Haut und zeichnen sich
durch Rötung und die Bildung einzelner oder
zusammenfließender Knötchen oder Bläschen
aus. Diese Ekzeme sind oft nässend und mit ei-
nem quälenden Juckreiz verbunden. Der Juckreiz
kann ein nur schwer stillbares Kratzverlangen
auslösen, wodurch die Haut weiter geschädigt
und verletzt wird. Eine so geschädigte Haut be-
günstigt die Besiedelung mit Viren, Bakterien
oder Pilzen – Hautinfektionen sind die Folge. Die
dauerhafte Schädigung der Haut führt dazu, dass
sich diese verdickt und eine gröbere Struktur
annimmt – bis hin zu Hornbildung und tiefen
Rissen. Man spricht dann von sekundären Haut-
veränderungen, da sie auf bereits vorgeschädig-
ter Haut entstehen.
Die entzündlichen Hautveränderungen bei Neu-
rodermitis unterscheiden sich von Patient zu
Patient im Schweregrad. Aber auch bei betroffe-
nen Hautarealen gibt es große Unterschiede, vor
allem bedingt durch das Alter der Betroffenen.
Neurodermitis beginnt in aller Regel nach
dem 3. Lebensmonat. Erste Anzeichen sind
der sogenannte Milchschorf auf der Kopf-
haut und Ekzeme im Gesicht (Wangen).
Der Hautbefund erinnert an angebrannte
Milch – daher der Name Milchschorf. Später
breiten sich die Neurodermitis-Anzeichen am
Rumpf und an den Armen aus. Im Kleinkind-
alter sind bevorzugt Gesicht, Nacken sowie Arm-
und Kniebeugen betroffen, bei Kindern dann
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Faktoren, die das Auftreten von Neurodermitis begünstigen
Von Neurodermitis besonders betroffene Hautareale – je nach Lebensalter
» Kind
» Erwachsener
» Kleinkind
Gestörte Hautbarriere bei Neurodermitis
» Die Haut verliert Feuchtigkeit und ist anfälliger für Allergene und andere Reizstoffe
Äußere Einflüsse Feuchtigkeitsverlust
Auslösefaktoren » Stress » Reizstoffe » Klima » Allergene
UmweltVererbung
Neurodermitis
vor allem Armbeugen, Handgelenke, Kniekeh-
len und Fußrücken. Bei Erwachsenen treten die
typischen Symptome vor allem an Händen, Fuß-
rücken, Hals und Nacken auf.
Wie wird Neurodermitis festgestellt?Die Diagnose einer Neurodermitis erfolgt in der
Regel durch einen Hautarzt oder Kinderarzt an-
hand der Krankheitsgeschichte (Anamnese), der
Frage einer eventuellen familiären Vorbelastung
und anhand einer gründlichen klinischen Un-
tersuchung. Bei etwa 80 % der Patienten las-
sen sich im Blut Hinweise auf ein verändertes
Immunsystem nachweisen. Menschen mit der
Neigung zu Neurodermitis haben auch häufig
einen sogenannten „weißen Dermographismus“.
Das heißt, nach Reibung auf der Haut mit einem
Gegenstand wie Lineal oder Mundspatel kommt
es zu einer weißen Verfärbung der Haut. Andere
Zeichen sind eine raue Haut an den Außenseiten
der Oberarme und eine vermehrte Anzahl der
Handlinien. Oftmals ist die Haut um die Augen
herum dunkler als die übrige Haut (sogenannter
„periorbitaler Halo“), auch können die seitlichen
Partien der Augenbrauen nur wenig behaart sein
(sogenanntes „Hertoghe-Zeichen“) oder aber es
besteht unter dem Auge eine doppelte Lidfalte
(sogenannte „Dennie-Morgan-Falte“).
Wer kann Neurodermitis bekommen?Neurodermitis ist überall auf der Welt verbreitet.
Allerdings haben Studien gezeigt, dass Neuro-
dermitis in westlichen Industrieländern und auch
in Deutschland besonders häufig ist. Hier sind ca.
2 – 3 % der Erwachsenen und 10 – 20 % der Kinder
betroffen. Als ursächlich dafür gelten in erster Linie
veränderte Umweltbedingungen bzw. der west-
liche Lebensstil.
Neurodermitis liegt beim Menschen in den Genen.
Für den Einzelfall heißt das: Wenn ein Elternteil
Neurodermitis hat, liegt die Wahrscheinlichkeit
bei 50 %, dass die Veranlagung für Neurodermi-
tis auf das Kind vererbt wird. Haben beide Eltern
Neurodermitis, steigt diese Wahrscheinlichkeit
weiter an. Dies gilt auch für andere atopische
Erkrankungen wie Heuschnupfen und allergi-
sches Asthma.
Ursachen der Neurodermitis
Warum eine intakte Hautbarriere so wichtig istDas Auftreten von Neurodermitis wird darüber
hinaus durch Störungen der Hautbarriere geför-
dert. Auch diese können bereits angeboren vor-
liegen, wenn z. B. die Ausbildung der Hautlipide
oder bestimmter Eiweißstrukturen der Zellen in
der oberen Hautschicht fehlgesteuert ist. Die Bar-
rierefunktion ist dann nicht mehr intakt und die
Haut infolgedessen verstärkt durchlässig. Zum
einen führt eine gestörte Hautbarriere dazu, dass
Allergene und andere Reizstoffe (z. B. Umwelt-
schadstoffe) viel leichter in die Haut eindringen
und das Immunsystem übermäßig stimulieren
können. Zum anderen verliert die Haut in sich
11Neurodermitis verstehen
» Vermehrte Anzahl entzündungsfördernder Immunzellen in der Haut von Neurodermitis- Patienten
Verändertes Immunsystem bei Neurodermitis
» Entzündungsfördernde Immunzellen in der gesunden Haut
gespeicherte Feuchtigkeit nach außen, trocknet
aus und fühlt sich entsprechend spröde an.
Die Rolle des ImmunsystemsDie Ursachen der Neurodermitis sind bislang noch
nicht in allen Einzelheiten geklärt. Fest steht, dass
bei vielen Neurodermitis-Patienten eine angebo-
rene Fehlfunktion des Immunsystems vorliegt. Das
Immunsystem ist ein äußerst kompliziertes „Organ“,
bestehend aus verschiedenen Zelltypen, die mit-
einander über direkte Zellkontakte oder über Bo-
tenstoffe kommunizieren. Die Informationen, die
sie weiterreichen, entscheiden darüber, ob ein von
außen oder innerlich auf den menschlichen Körper
einwirkender Kontakt als fremd oder körpereigen,
gefährlich oder harmlos eingestuft wird. Ein ge-
sundes Immunsystem hat die Aufgabe, gefährli-
che und krank machende Einflüsse zu erkennen
und unschädlich zu machen. Zu den vielfältigen
hierbei möglichen Reaktionen in dieser Richtung
gehören auch Entzündungsreaktionen. Norma-
lerweise klingen sie aber nach Entfernung des
krank machenden Eindringlings schnell wieder ab.
Anders sieht es aus, wenn bestimmte entzün-
dungsfördernde Immunzellen genetisch be-
dingt vermehrt vorliegen. Dies ist bei vielen
Neurodermitis-Patienten der Fall. Ihr Immunsys-
tem reagiert auf Fremdstoffe, die normalerwei-
se „harmlos“ sind, irrtümlich mit Entzündungen
und schädigt damit körpereigene Strukturen. In
der Regel sind dies die Haut oder Schleimhäute.
Nicht von der Hand zu weisen ist zudem, dass
psychische Stressfaktoren die Immunreaktion
bei Neurodermitis wesentlich beeinflussen. Dies
äußert sich in einer verstärkten Ausschüttung
von bestimmten Nervenbotenstoffen, den Neu-
ropeptiden. Neuropeptide scheinen eine direkte
Wirkung auf die Zellen des Immunsystems zu
haben und verstärken deren Aktivität.
Erkrankungen, die häufig zusammen mit Neurodermitis auftretenDer „Atopische Marsch“Neurodermitis, auch als „atopisches Ekzem“
bezeichnet, gehört zu den sogenannten ato-
pischen Erkrankungen. Diese treten häufig ge-
meinsam auf:
Allergische Rhinokonjunktivitis („Heuschnupfen“)Sie kann entweder jahreszeitlich begrenzt in
der Pollenflugsaison oder ganzjährig auftreten.
Betroffene leiden unter einer laufenden Nase
und juckenden, geröteten Augen. Patienten
mit Neurodermitis bekommen sehr häufig eine
allergische Rhinokonjunktivitis. Am häufigsten tritt
diese im Grundschulalter erstmals auf.
Allergisches Asthma20 – 50 % der Patienten mit Neurodermitis entwi-
ckeln ein allergisches Asthma, das meist schon
im Kindesalter zwischen dem 3. und 7. Lebensjahr
beginnt. Diese zeitliche Abfolge von atopischen
Erkrankungen im Leben eines Patienten wird in
der Medizin als „Atopischer Marsch“ bezeichnet.
Die Rolle von Infektionen bei NeurodermitisUnsere Haut wird von sehr vielen verschiedenen
Mikroorganismen besiedelt, die uns durch ihr Vor-
handensein u. a. davor schützen, dass sich krank
machende Keime ausbreiten können. Bei Men-
schen mit Neurodermitis ist diese sogenannte
natürliche Hautflora sehr häufig verändert und
wird von Bakterien, vor allem Staphylococcus
aureus, besiedelt. Dieser Keim ist dafür verant-
wortlich, dass bei Ekzemen die Haut nässt und
von honiggelben Krusten bedeckt ist. In solchen
Fällen ist ein Arzt aufzusuchen, denn hier ist zu-
sätzlich eine antibakterielle oder antiseptische
Therapie erforderlich.
Eine weitere Komplikation bei Neurodermitis kann
die flächenhafte Ausbreitung von Herpesviren auf
der erkrankten Haut sein. Hierbei weist die Haut
des Patienten viele kleine Bläschen oder Erosionen
auf. Das Wohlbefinden kann hierdurch erheblich
beeinträchtigt sein und es können auch schwere
Krankheitsverläufe auftreten. In diesem Fall sollte
umgehend der Arzt aufgesucht werden. Jedoch
auch ein Herpesvirus kann wirksam behandelt
werden. Zum Einsatz kommen hierbei virushem-
mende Medikamente.
Auch Pilzerreger können sich auf kranker Haut
leicht ausbreiten, besonders z. B. in Hautfalten.
13Neurodermitis verstehen
Richtig handeln bei NeurodermitisBesonders wichtig: die richtige Hautpflege als Basistherapie 16
Bei Ekzemen die Entzündung wirksam bekämpfen 17
Keine Angst vor Kortison 17
Alternative Möglichkeiten der Behandlung 19
» Zu einer guten Hautpflege gehört die tägliche Anwendung von rückfettenden Pflegecremes und auch von Ölbädern
Eine intakte Hautbarriere bietet Schutz vor Fremdstoffen
Äußere Einflüsse
Auf jeden Fall sollte die Therapie an den Zu-
stand der Haut und das Lebensalter des
Patienten angepasst werden. Es ist sinnvoll,
folgendermaßen bei der Behandlung vorzuge-
hen:
» Identifikation und Meidung von
individuellen Reizfaktoren, wie z. B.
bestimmte Nahrungsmittel, Kosmetika,
Waschmittel, Tierhaare, Klimafaktoren
» Rückfettende Hautpflege
als Basistherapie
» Antientzündliche Therapie
und Reparatur der Hautbarriere
im akuten Schub
Besonders wichtig: die richtige Hautpflege als BasistherapieFür Patienten mit Neurodermitis ist eine an-
gemessene Hautpflege in jedem Stadium der
Krankheit wichtig, also auch dann, wenn es der
Haut gut geht. Die Auswahl der Pflegeprodukte
sollte an den Hautzustand angepasst sein. Das
bedeutet, fettreiche Salbengrundlagen eignen
sich für trockene Haut und feuchtigkeitsspen-
dende Öl-in-Wasser-Emulsionen (Cremes) für
weniger trockene Haut. Das Pflegeprodukt soll-
te mindestens 2-mal täglich und auf jeden Fall
nach dem Duschen oder Baden möglichst auf
den ganzen Körper aufgetragen werden. Für
diese Hautpflege-Maßnahmen ist eine gewisse
Disziplin erforderlich – hilfreich kann bereits sein,
dafür ausreichend Zeit einzuplanen. So können
der Feuchtigkeitsverlust, das Eindringen von
Fremdstoffen und letztlich auch das Auftreten
von Krankheitsschüben verzögert, wenn nicht
sogar vermieden werden. Während eines aktiven
Krankheitsschubes wird die Abheilung neben
der konsequenten Anwendung von antient-
zündlichen Medikamenten durch eine gute
Hautpflege unterstützt. Am besten wirken hier
Produkte, die in ihrer Zusammensetzung dem
Wasser-Fett-Gemisch der gesunden Oberhaut
sehr ähnlich sind.
Bei Ekzemen die Entzündung wirksam bekämpfenDie Entzündungsreaktionen der Haut sind mit
Juckreiz, gefolgt von Kratzen und weiterer Verlet-
zungsgefahr der Haut, verbunden. Daher muss
dieser Juck-Kratz-Teufelskreis möglichst schnell
unterbrochen werden. Jetzt sollte auf keinen
Fall gezögert und schnell ärztlicher Rat bei ei-
nem Hautarzt / einer Hautärztin gesucht wer-
den. Er / Sie wird ein wirksames und für die Haut
möglichst gut verträgliches Medikament verord-
nen, welches nun für einige Zeit zusätzlich zu der
Basistherapie angewendet wird. In den meisten
Fällen wird es sich dabei um Cremes, Salben oder
Lotionen zur äußerlichen Anwendung handeln.
Nur bei schweren Krankheitsverläufen werden
gegebenenfalls auch Tabletten oder Spritzen ge-
geben. Werden diese Medikamente entsprechend
der ärztlichen Anweisung konsequent angewen-
det, wird sich der Juckreiz schnell legen und die
entzündeten Stellen abheilen. Wichtig ist es, auch
an diesen Tagen die Basistherapie beizubehalten,
damit sich die Hautbarriere wiederherstellen kann.
Keine Angst vor KortisonBei der Behandlung von akuten Ekzemen in der
Neurodermitis-Therapie sind laut aktueller Leit-
linie der dermatologischen Fachgesellschaften
in der Regel auf die Haut aufzutragende (= to-
pische) Kortikoide Mittel der ersten Wahl. Diese
wurden nach dem Vorbild eines lebenswichti-
gen Hormons des Menschen entwickelt, dem
Kortison. Kortison brauchen wir zum Überleben,
da es viele Stoffwechselprozesse im Körper da-
hingehend steuert, dass in allen Lebenslagen
ausreichend Energie für jede Zelle im Körper
zur Verfügung steht. Außerdem besitzt dieses
Hormon ausgeprägte Regulierungseffekte auf
das Immunsystem und kann daher überschie-
ßende Immunreaktionen hervorragend wieder
auf ein gesundes Maß reduzieren. Diese letzte
Eigenschaft erklärt die zuverlässige und schnelle
Wirkung bei der Behandlung von allergischen
Reaktionen und auch bei akuten Schüben der
17
Die Behandlung von Neurodermitis erfordert eine Vielzahl von individuell auf den Patienten abgestimmten Maßnahmen. Eine besondere Herausforderung ist dabei oftmals die Behandlung des quälenden Juckreizes.
Richtig handeln bei Neurodermitis
Stufeneinsatz der Behandlung von Ekzemen bei Neurodermitis nach der „Leitlinie Neurodermitis“
Schwer ausgeprägte Ekzeme
Zusätzlich zu angemessenen Medikamenten der anderen Stufen innerlich anzuwendende Medikamente plus Hautpflege als Basistherapie
Moderate Ekzeme
Ein mittelstark oder stark wirksames topisches Kortikoid-haltiges Präparat oder ein Calcineurininhibitor plus Hautpflege als Basistherapie
Leichte Ekzeme
Ein schwach bis mittelstark wirksames topisches Kortikoid-haltiges Präparat oder ein Calcineurininhibitor plus Hautpflege als Basistherapie
» Lokale, das heißt äußerliche Anwendung von Kortikoid- haltigen Präparaten bei Neurodermitis
» Die Therapie sollte an den Schweregrad, das betroffene Hautareal und das Lebensalter angepasst werden.
mal täglich angewendet werden müssen.
Zudem stehen sie in verschiedenen Darreichungs-
formen zur Verfügung, aus denen der Arzt / die
Ärztin die für die Behandlung des indivi duellen
Krankheitsbildes günstigste Zubereitung (Creme,
Salbe, Fettsalbe, Lotion etc.) auswählen kann.
Alternative Möglichkeiten der BehandlungWenn topische Kortikoide nicht angewendet
werden können oder nicht ausreichend wirken,
kann der Arzt alternativ eine andere Medika-
mentengruppe, die sogenannten Calcineurin-In-
hibitoren, verordnen. Diese Präparate sind gut
wirksam und unterdrücken ebenfalls die Ent-
zündungsreaktion der Haut. Dennoch können
sie die Therapie mit Kortikoiden nicht vollständig
ersetzen.
Eine antientzündliche Therapie wird in manchen
Fällen mit weiteren Medikamenten kombiniert.
Dies ist z. B. dann der Fall, wenn eine Beteiligung
von Bakterien, Viren oder Pilzerregern am Ek-
zemgeschehen nachweisbar ist. In diesen Fällen
werden z. B. antiseptische Wirkstoffe entweder
als zweites Arzneimittel oder in Kombinations-
rezepturen verordnet. Auch wenn der Juckreiz
so stark ist, dass er besonders den nächtlichen
Schlaf beeinträchtigt, kann der Arzt zusätzlich ein
entsprechendes Medikament zum Einnehmen
für einige Tage mit verordnen.
Die Beachtung von Ernährungsempfehlungen
und die Vermeidung von häuslichen Allergenen
wie z. B. Hausstaubmilben sind weitere wichtige
Maßnahmen. Zudem kann Neurodermitis durch
künstliche Sonnenbestrahlung beim Hautarzt
gelindert werden. Von Selbstbehandlung in So-
larien ist dabei allerdings abzuraten.
Wenn es sich einrichten lässt, ist es Menschen
mit Neurodermitis zu empfehlen, ihren Urlaub
am Meer oder in den Bergen zu verbringen. In
diesen Regionen herrscht eine relative Aller-
genarmut. Außerdem ist hier die UV-Strahlung
intensiver als in anderen Regionen, wodurch die
Abheilung der Neurodermitis begünstigt wird.
19
Neurodermitis. Viele Menschen haben jedoch
Angst vor Nebenwirkungen dieser Präparate.
Bis vor nicht allzu langer Zeit gab es durchaus
Gründe dafür.
Mittlerweile jedoch stehen moderne Abkömm-
linge des Kortisons, die sogenannten Kortikoide,
zur Verfügung, die in Salben, Cremes etc. einge-
setzt werden. Diese zeichnen sich dadurch aus,
dass ihre antientzündliche Wirksamkeit gegen-
über dem herkömmlichen Kortison verbessert
und der ungünstige Effekt auf den Stoffwechsel
stark reduziert wurde. Bei sachgemäßer, äußerli-
cher Anwendung spielen derartige Nebenwir-
kungen heutzutage kaum noch eine Rolle.
Bei Kindern mit akuter Neurodermitis wird der
Arzt besonders darauf achten, ein wirksames
Präparat auszuwählen, das gut verträglich ist.
Generell gilt die Grundregel „So wenig wie mög-
lich und so lange wie nötig“. Das bedeutet, Kor-
tikoid-haltige Präparate sollten nach ärztlicher
Anweisung immer nur kurzfristig und bis zum
Abheilen der Entzündung angewendet werden.
Ein vorzeitiges Abbrechen der Therapie oder
Nicht-Anwenden des verordneten Medikaments
aus Angst vor Nebenwirkungen bedeutet für den
Patienten, dass die Entzündung weiter „brodelt“
und es eher zu chronischen Formen der Erkran-
kung kommen kann. Andererseits sollten Korti-
koid-haltige Präparate aber auch nicht dauerhaft
angewendet werden, da eine zu lange Therapie
Nebenwirkungen verursachen kann.
Der Vorteil einiger dieser modernen Korti-
koid-Präparate besteht darin, dass sie nur ein-
Richtig handeln bei Neurodermitis
Umwelteinflüsse und Ernährung bei Neurodermitis Faktoren, die Neurodermitis verschlimmern können 22
Einfluss der Ernährung auf die Erkrankung 24
Psychischer Stress 25
Hauptfaktoren für die Verschlimmerung von Neurodermitis
Neurodermitis
Umwelteinflüsse und Ernährung bei Neurodermitis
Faktoren, die Neurodermitis verschlimmern können
HausstaubmilbenHausstaubmilben können zum Ausbruch bzw.
zu einer Verschlimmerung der Neurodermitis
führen. Diese Kleinstlebewesen kommen überall
vor, besonders häufig in Polstermöbeln, Mat-
ratzen und Plüschtieren. Sie ernähren sich von
den Hautschuppen des Menschen und legen
den Milbenkot auf der Hautoberfläche ab. Im
Milbenkot ist eine Vielzahl von Allergenen ent-
halten. Diese können in die Haut des Menschen
eindringen, eine Entzündungsreaktion auslösen
und somit die Neurodermitis verschlimmern.
Patienten mit Neurodermitis leiden besonders
nachts unter starkem Juckreiz. Eine Erklärung
hierfür sind die Milben, die sich gern in Mat-
ratzen einnisten. In der Nacht suchen sie Nah-
rung und treffen dabei auf den Menschen. Um
den Kontakt mit Hausstaubmilben zu reduzie-
ren, sollten Matratzen und Federbetten mit
einem milbenundurchlässigen Schonbezug
überzogen werden. Teppichböden sind eher
ungünstig. Empfehlenswert sind glatte Fußbö-
den (Holz, Linoleum, Fliesen etc.). Auch emp-
fiehlt es sich, die Polstermöbel regelmäßig mit
speziellen Reinigungsmitteln gegen Milben zu
behandeln. Entsprechende Präparate sind im
Fachhandel erhältlich. Fast alle Kinder haben ein
Kuscheltier, auf das sie nicht verzichten wollen.
Darum ist es sinnvoll, das Kuscheltier in größe-
ren Abständen für eine Nacht ins Gefrierfach zu
legen. Denn Minustemperaturen reduzieren
die Anzahl der Milben.
HaustiereGrundsätzlich ist zu unterstützen, dass Kinder in
einer Umgebung aufwachsen, in der auch Tiere
leben. Wenn ein Kind Neurodermitis hat, muss
dies bei der Entscheidung für ein Haustier aller-
dings berücksichtigt werden. So sind die Haare
von Tieren wie Hund, Katze, Meerschweinchen,
Hamster, Hase und Vogelfedern wenig geeignet
für Kinder mit Neurodermitis, denn der Kontakt
zu diesen Tieren verschlechtert den Hautbefund.
Haustiere können aber durchaus eine positive
Wirkung auf das körperliche und seelische Wohl-
befinden des Kindes haben. Zu empfehlen ist hier
eher ein Aquarium mit Fischen oder die Haltung
von Schildkröten.
NikotinZigarettenrauch führt zu einer Reizung der Haut
und kann bei Patienten mit Neurodermitis zu
einer Verschlechterung des Hautbefunds führen.
Eltern sollten auf ihre Kinder Rücksicht nehmen
und das Rauchen vermeiden. Patienten, die rau-
chen, sollten dies besser einstellen.
KontaktallergeneDa die Hautbarriere von Menschen mit Neuro-
dermitis gestört bzw. nicht mehr intakt ist, wird
das Eindringen von Kontaktallergenen erleichtert.
Mit zunehmendem Lebensalter und langjähriger
Neurodermitis können die Betroffenen zusätzlich
Kontaktallergien entwickeln. Häufige Kontaktal-
lergene sind Nickel und Duftstoffe, wie sie bei-
spielsweise in Modeschmuck oder Kosmetika
enthalten sind.
Feuchte, verschmutzte UmgebungBerufliche Tätigkeiten, bei denen man einem
feuchten Milieu oder einer starken Verschmut-
zung ausgesetzt ist, können die Neurodermitis
ebenfalls begünstigen und verschlimmern. Falls
möglich, sollte dieser Aspekt bei der Berufswahl
berücksichtigt werden. Auch wenn die Betroffe-
nen bereits berufstätig sind, sollte geklärt wer-
den, ob die Tätigkeit eventuell einen negativen
Es gibt verschiedene Faktoren, die das Auftreten von Neurodermitis begünstigen und den Krankheitsverlauf verschlechtern können. Hierzu zählt der Kontakt mit Allergenen wie Hausstaub- milben und Tierhaaren, aber auch mit Umweltgiften wie Abgasen und Nikotin. Vor allem im Säuglings- und Kindesalter können sich zudem Ernährung und psychische Belastungen ungünstig auf die Erkrankung auswirken.
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Einfluss auf die Krankheit nimmt, und es sollten
mögliche Maßnahmen zum Schutz der Haut
getroffen werden.
Hinweis: Um festzustellen, ob man auf bestimm-
te Faktoren allergisch reagiert, kann man bei
einem Hautarzt / einer Hautärztin einen Aller-
gietest durchführen lassen. Der Test wird dabei
helfen, die Faktoren zu identifizieren, die zukünf-
tig besser gemieden werden sollten.
Einfluss der Ernährung auf die ErkrankungBereits im Säuglingsalter sollte auf die Ernäh-
rung geachtet werden. In den ersten vier Le-
bensmonaten ist ausschließliches Stillen die
beste Möglichkeit, ein Kind zu ernähren, und
sollte dem Milchpulver vorgezogen werden.
Das gilt auch, wenn die Mutter oder der Vater
selbst eine Neigung zu Neurodermitis hat.
Allerdings sollte die stillende Mutter darauf ach-
ten, dass sie keine allergieauslösende Kost zu
sich nimmt.
Eine einfache Regel ist, dass sie nur das isst,
was dort wächst, wo sie lebt. Exotische Spei-
sen sollten in der Stillzeit vermieden werden.
Besser sind Kartoffeln, frisches einheimisches
Gemüse und gelegentlich Fleisch, wie z. B Ge-
flügel. Auch nach der Stillzeit sollten Kinder,
deren Eltern an Neurodermitis leiden bzw. bei
denen selbst bereits eine Neurodermitis fest-
gestellt wurde, allergenarm ernährt werden.
Das heißt, die Breikost und später auch die
Vollkost sollten möglichst allergenarm sein. Hier
sind Kartoffeln und Reis, Karotten und Blumen-
kohl, Apfel und Birne, Lamm und Pute als Grund-
nahrungsmittel gut geeignet. Als Getränk ist
abgekochtes Wasser zu empfehlen. Kinder
mit Neurodermitis zeigen häufig allergische
Reaktionen auf Kuhmilch, Ei, Weizenprodukte,
Soja, Nüsse und Fischeiweiß. Ein Verzicht sollte
jedoch erst nach einem Nachweis der Provo-
kation durch diese Nahrungsbestandteile an-
gestrebt werden. Fisch z. B. kann sogar günstig
für Neurodermitis-Patienten sein, wenn es sich
um fetten Seefisch handelt, der reich an soge-
nannten Omega-3-Fettsäuren ist. Die Prognose
von Nahrungsmittelallergien im Kindesalter ist
insgesamt als günstig einzustufen. Bis zum Ende
des 4. Lebensjahres kommt es bei 90 % der Kinder
zum Rückgang der meisten Nahrungsmittelal-
lergien. Zudem spielen Nahrungsmittelunver-
träglichkeiten bei Neurodermitis eine wichtige
Rolle. Hierbei handelt es sich nicht um Allergi-
en, sondern um eine Unverträglichkeit, die auf
unspezifische Reize zurückzuführen ist. Z. B. ist
seit Langem bekannt, dass Zitrusfrüchte zu einer
Verschlechterung von Neurodermitis führen kön-
nen. Allergien gegen diese Art Früchte sind zwar
nicht nachweisbar, sie sollten aber trotzdem von
Patienten mit Neurodermitis gemieden werden.
Psychischer StressDer Satz „Die Haut ist der Spiegel der Seele“ trifft
sowohl auf Erwachsene als auch auf Kinder zu.
Die Seele des Kindes ist zwar entwicklungsfähig,
zugleich aber auch sehr empfindsam. Das heißt,
Kinder nehmen Veränderungen in ihrer Umwelt
und im häuslichen Bereich sehr bewusst wahr,
können diese unter Umständen jedoch schlechter
verarbeiten als ein Erwachsener. Seelisch belas-
tende Erlebnisse – insbesondere im familiären
oder schulischen Umfeld – können sich gerade
bei Kindern ungünstig auf den Verlauf von Neu-
rodermitis auswirken. Aber auch bei Erwachsenen
kann psychischer Stress, beispielsweise im Beruf,
Neurodermitis-Schübe auslösen und den Zustand
der Haut verschlechtern.
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» Einheimisches Gemüse ist allergenarm und daher gut geeignet für Kinder mit Neurodermitis
Umwelteinflüsse und Ernährung bei Neurodermitis
Nützliche TippsWas tun gegen Juckreiz? 28
Maßnahmen zur Vorbeugung von Neurodermitis-Schüben 28
Neurodermitis-Tagebuch 29
Nützliche Tipps
Da der Neurodermitis-Juckreiz sehr quälend
sein kann und nicht wenige Betroffene um
ihren Schlaf bringt, sollte hier unbedingt
gehandelt werden.
Was tun gegen Juckreiz? Juckreiz ist ein häufiges Symptom bei Neuro-
dermitis. Als Reaktion darauf kratzt der Patient.
Dadurch wird die Haut beschädigt und unter
Umständen können Bakterien eindringen und
Infektionen auslösen.
Kratzen ist keine bewusste Entscheidung, son-
dern erfolgt reflexhaft. Deshalb ist es besonders
bei Kindern schwierig, Kratzen zu verhindern.
Der Juckreiz kann zu Problemen führen und
den Alltag im Kindergarten oder in der Schule
beherrschen. Die Konzentration der Kinder ist
herabgesetzt und oftmals ist ihnen zum Wei-
nen zumute. Die Ursachen für den Juckreiz bei
Neurodermitis sind dabei vielfältig.
Die Haut von Menschen mit Neurodermitis kann
z. B durch Tragen eines Wollpullovers gereizt
werden. Die Wolle reibt auf der Haut und löst
so den Juckreiz aus. Kleidung aus Baumwolle
ist demgegenüber besser geeignet, da sie die
Haut wie ein Verband schützt. Auch Kosmetika
können Juckreiz verursachen, und zwar indem
sie die Haut austrocknen oder Inhaltsstoffe dieser
Produkte in die Haut eindringen und hier als
Allergene wirken.
Juckreiz entsteht weniger leicht auf gut gepfleg-
ter Haut. Eine individuelle Hautpflege ist daher
sehr wichtig, um die Haut vor Juckreizattacken zu
schützen. Ganz wird sich der Juckreiz aber nicht
vermeiden lassen. Insbesondere während akuter
Krankheitsschübe tritt er intensiv auf.
In solchen Fällen kann man ihn meist schon
durch das konsequente Anwenden der vom
Arzt verordneten Kortikoid-Präparate nach we-
nigen Tagen eindämmen. Zusätzlich kann auch
das einfache Kühlen der Haut für eine schnelle
Linderung sorgen.
Maßnahmen zur Vorbeugung von Neurodermitis-SchübenEine regelmäßige Hautpflege ist bei Menschen
mit Neurodermitis besonders wichtig. Die Haut-
barriere kann sich dadurch wiederherstellen und
neue Krankheitsschübe können vermieden oder
hinausgezögert werden. Zur Hautpflege gehö-
ren Ölbäder und die regelmäßige Anwendung
von Pflegecremes. Wann, wie und wie oft die
Hautpflege durchzuführen ist, kann mit dem
Hautarzt besprochen werden. Optimal für Kinder
sind Schulungsprogramme, in die auch die El-
tern einbezogen werden können. Hierbei lernen
die Beteiligten, wann Hautpflege ausreichend,
wann eine Behandlung z. B mit Kortikoid-
haltigen Präparaten angebracht ist und wie
das Selbstbewusstsein der kleinen Patienten im
Alltag gestärkt werden kann.
Neurodermitis-TagebuchDa sehr viele verschiedene Faktoren Schübe
auslösen oder verschlechtern können, ist
es sinnvoll, ein Neurodermitis-Tagebuch zu
führen. Um im Einzelfall herauszufinden, was
den Krankheitsschub provoziert hat, werden
die Symptome und die möglichen Auslöser
in diesem Tagebuch protokolliert und mit
dem Hautarzt diskutiert. In Zukunft können
diese Faktoren dann vermieden werden.
Ein besonders lästiges Symptom der Neurodermitis ist der Juckreiz. Neben der Vermeidung des Kontakts mit Allergenen wie beispielsweise Kot von Hausstaubmilben, Tierhaaren, Umweltgiften und Nahrungsmitteln, die Neurodermitis verschlimmern können, gibt es viele weitere Möglichkeiten, den Juckreiz zu lindern.
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Glossar 31
AAllergen Äußerer Reiz
(auch „Antigen“ genannt),
der eine Allergie auslösen kann
Allergie Der Körper reagiert auf eigentlich
„harmlose“ Umweltstoffe mit einer übermäßig
starken Immunantwort, die als allergische
Reaktion bezeichnet wird
Allergisches Asthma bronchiale Wird bei
entsprechender erblicher Veranlagung für
sogenannte „atopische Erkankungen“
(s. u.) durch äußere Reize ausgelöst
Allergische Rhinokonjunktivitis Überempfindlichkeitsreaktion der Nase,
die durch eine Entzündung der Nasenschleim-
haut nach Kontakt mit Allergenen verursacht
wird (auch „Heuschnupfen“ genannt)
Atopisches Ekzem Synonym für Neurodermitis
Atopische Erkrankung Vererbte Bereitschaft
zur Entwicklung von Erkrankungen aus dem
sogenannten „atopischen Formenkreis“, die
häufig gemeinsam auftreten (dazu gehören
allergisches Asthma, allergische Rhinitis und
atopische Dermatitis)
CCalcineurin-Inhibitoren Wirkstoffe, die einen
zelleigenen Informationsstoff der Immunzellen
(Calcineurin) blockieren und dadurch die
Entzündungsreaktion unterdrücken
DDennie-Morgan-Falte Zwei zusätzliche
Falten unterhalb des Augenlids
(Neurodermitis-Zeichen)
GGene (Erbanlage, Erbfaktor) Träger der
Erbinformation, die an die Nachkommen
weitergegeben wird
HHertoghe-Zeichen Ausdünnung des seitlichen
Anteils der Augenbraue (Neurodermitis-
Zeichen)
KKortikoid-haltige Präparate Medikamente mit
synthetisch hergestellten Kortikoid-haltigen
Substanzen, die vom körpereigenen Kortison
abgeleitet sind und zur Behandlung von
Neurodermitis und anderen entzündlichen
Hautkrankheiten eingesetzt werden
MMilchschorf Gelb-bräunliche, festhaftende
Krusten am behaarten Kopf bei Säuglingen
und Kleinkindern
NNeurodermitis-Zeichen Dennie-Morgan-Falte,
Hertoghe-Zeichen u. a. m. (s. in diesem Glossar);
an diesen Zeichen und an weiteren Merkma-
len kann man erkennen, dass jemand eine
Neigung zu Neurodermitis hat
PPeriorbitaler Halo Dunkle Pigmentierung
um die Augen (Neurodermitis-Zeichen)
SStaphylococcus aureus Bakterium, das fast
überall in der Natur und auch bei vielen
Menschen auf der Haut und in den oberen
Atemwegen vorkommt; bei geschwächtem
Immunsystem kann sich der Keim ausbreiten
und zu Hautinfektionen oder lebensbedroh-
lichen Erkrankungen wie Lungenentzündung
und Blutvergiftung führen
Notizen 33
Notizen 35
Jenapharm GmbH & Co. KGOtto-Schott-Straße 15
07745 Jena
L.JPH
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16.00
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