New DER ARZT BIN ICH - KontinenzZentrum · 2019. 2. 28. · Edzard Ernst: Selbstheilung ist ein...
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DER ARZTBIN ICHWIE DIE KRAFT DER GEDANKEN
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PRÄMIEN Wie zwei Frauen die Krankenkassen herausfordern
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INFOGRAFIK: BEOBACHTER/AK | QUELLEN: LISSA RANKIN: «MIND OVER MEDICINE» (KÖSEL-VERLAG, 2013); SPEKTRUM.DE; MURRAY U.A.: «FALLING IN LOVE IS ASSOCIATED WITH IMMUNE SYSTEM GENE REGULATION» (ELSEVIER LTD., 2018)
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Ärzte und Patienten unterschätzen die Wirkung der Selbstheilungskräfte. Warum?Edzard Ernst: Selbstheilung ist ein merkwür-diger Begriff. Ich bin mir selber nicht ganz sicher, was er bedeutet. Ich vermute, dass die Leute sehr unterschiedliche Dinge dar-unter verstehen. Und ich fürchte, dass viele, die sich mit alternativer oder komplemen-tärer Medizin behandeln lassen, die Selbst-heilung mit veralteten geistigen Konzepten oder esoterischen Lehren verknüpfen.
Wenn die eigenen Erwartungen den Verlauf der Heilung beeinflussen können, muss man sich fragen, ob es eine Rolle spielt, welche Behandlung man wählt. Spielt der positive Effekt unabhängig von der Wirksamkeit der gewählten Therapie?Erwartung oder Hoffnung kann ein Element des Placebo-Effekts sein; und als solches sollte es tatsächlich keine Rolle spielen, ob wir sie an eine wirksame oder unwirksame Therapie binden. Es handelt sich um einen unspezifischen therapeutischen Effekt, der unabhängig von der gewählten Behandlung eintritt.
Lassen sich Methoden zur Förderung der Selbstheilung – wie Entspannung oder Meditation – von fragwürdigen Angeboten wie Heilslehren von Gurus abgrenzen?Der Unterschied besteht darin, dass effek-tive Therapien einen spezifischen therapeu-tischen Effekt haben. Einen, den man auch wissenschaftlich belegen kann. Ineffektive Behandlungen stützen sich dagegen aus-schliesslich auf unspezifische, zufällige Effekte. Eine effektive Therapie zu wählen und den Patienten darüber aufzuklären ist Aufgabe eines seriösen Arztes. Darum ist es
unverständlich, wenn zum Beispiel eine homöopathische Behandlung als alleinige empfohlen wird.
Sehen Sie weitere Gefahren im Konzept der Selbstheilung durch Gedanken?Die Gefahr, sich auf unspezifische Effekte zu verlassen, besteht darin, dass sie tenden-ziell unzuverlässig sind und oft nicht heilen. Man kann die Symptome auf diese Weise zwar lindern, aber man kann einen schwe-ren Zustand nicht heilen. Es wäre ein Fehler, Selbstheilung durch Gedanken als Heils-lehre zu verstehen.
Bei vielen alternativen Therapiekonzepten ist eine ganzheitlichere Auseinander setzung mit dem Patienten wichtiger als Behandlungen und Medikamente. Sollte man solche Placebo- Effekte auch in der schulmedizinischen Behandlung besser nutzen?Ja, Holismus – ein ganzheitlicher Ansatz – ist ein Kernelement jeder guten Medizin und muss es bleiben. Wir dürfen nicht zulassen, dass er von Scharlatanen entführt wird.
Sollte das Bewusstsein bei den Patienten, dass sie selber viel zur Heilung beitragen können, stärker gefördert werden? Vielleicht sogar in der Volksschule, wie es Vertreter der Mind-Body-Bewegung anregen?Ich bin mir nicht sicher. Das Risiko wäre, dass man diesen Aspekt zu stark betont. Natürlich muss man Patienten sagen, was sie für ihre Gesundheit tun können; das haben gute Ärzte schon immer getan. Aber ihnen zu suggerieren, dass sie sich mit Geist-Körper-Unsinn gleich selber heilen können, geht eindeutig zu weit. INTERVIEW: PETER JOHANNES MEIER
ALTERNATIVMEDIZIN. Die heilsame Wirkung der Vorstellungskraft wird oft von Scharlatanen missbraucht, warnt Edzard Ernst, erster Professor für Alternativmedizin in Grossbritannien.
«Selbstheilung ist keine Heilslehre»
«Patienten zu suggerieren, sie könnten sich mit Geist- Körper-Unsinn gleich selber heilen, geht klar zu weit.» Der Deutsche Edzard Ernst, 71, wurde 1993 an die Universität Exeter berufen, um das Institut für Alter-nativ medizin einzurichten. Im Streit um die Wirksam-keit der Homöopathie überwarf er sich 2011 mit Prinz Charles, den er als «Schlangenölverkäufer» bezeichnete.
20 Beobachter 5/2019