News-Letter - Pro REGENWALD · 2009. 4. 2. · News-Letter Nr. 21/22 Oktober 2004 - Doppelnummer...

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2 Indonesien: Von wo unser Papier herkommt: "Melde Totalschaden" 4 Raubbauholz: Wieder im (Internet) Handel 5 Interview: Nachhaltigkeit zählt ... wenn es die Kunden verlangen 6 Landrecht: Indianer brauchen langen Atem - und Geld 7 Aktion: Ein Kugelschreiber für den Präsidenten News-Letter Inhalt Wer eine Trendwende erwartet hat, wird herb enttäuscht werden: 2004 bringt für viele Waldgebiete das krasse Gegenteil. Großflächige Abholzungen für die Papierfabriken im indonesischen Sumatra und die rasante Ausdehnung der Sojaanbauflächen in Brasilien sind die wichtigsten Schrittmacher. Die Folgen sind bekannt: ökologischer Notstand, Zunahme von Erdrutschen und Über- schwemmungen mit Todesfolge, Zunahme der Hitze und Luftverschmutzung, wirtschaftliche Perspektivenlosigkeit großer Bevölkerungsteile. Trotzdem soll es so weitergehen - es fehlt der Wille, das Bewußtsein und die politische Kraft für eine Änderung der Zerstörungsdynamik: die daran Verantwortlichen be- wegen sich im Niemandsland - zwischen verbrecherisch und abgestumpft. Nr. 21/22 - Oktober 2004 Info und Hintergrund über Wälder, Menschen, Politik und Aktionen Fazit: 2004 - ein rabenschwarzes Jahr für die Wälder Verbrecherisch, habgierig, vorsätzlich, desinteressiert, ratlos, müde, abgestumpft 1 1 1 1 9 Ein Hinterhof in München, Blick auf 20 stylische Balkone, hochgezogen an den frischrenovierten Fassaden. Bewohnt von gutgestellten 'Dinks' (double income no kids), in deren Planung Kin- der in drei, vier Jahren vielleicht vorge- sehen sind. Auf 12 der Balkone stehen Gartenmöbel aus Teak oder ähnlichem. Wo die wohl herstammen? Noch nie von Raubbau und Konflikt bei Teak gehört? Landratsamt in Dachau, Schulhefte aus Recyclingpapier sind das Thema. Es soll eine Liste mit Geschäften erstellt werden, in denen solche umweltschonenderen Hefte gekauft werden können. Fehlan- zeige: Die Liste ist kurz, nur ein Ge- schäft bietet sie an. Ist es profitabler, Hefte aus Primärfaserpapier zu verkau- fen? Waldfreundlich ist es nicht. Ministerium in Bonn, eine 'Briefingrunde' zur Frage, ob sich das Geld- wäschegesetz eignen könnte, den Import ille- galer Tropenhölzer zu unterbinden. Es gibt Möglichkeiten. Sie anzu- wenden, muss aber ge- wollt und entschieden werden - unserer Informa- tion nach ist dies bisher aber noch nicht gesche- hen. Anfragen bei diversen Uni-Instituten in München: Wer würde mitmachen und wenigstens die Skripte auf Recycling- papier kopieren lassen. Irgendwo muß das Papiersparen doch anfangen. Recyc- lingpapier? Warum wir? Das ist doch teurer! Also, ich glaube kaum ... und ich entscheide das sowieso nicht. Montag, Plenum bei Pro REGENWALD: Kurzberichte von den aktuellen Baustel- len, u.a. Uniumfrage, Vorbereitung zu Volksbegehren, Pipelinebruch in Ecuador, Meldung aus Brasilien: Die Entwaldung hat wieder zugenommen. Warum geht das alles so zäh oder gar in die falsche Richtung? Hinschmeissen und aufhö- ren? Alles einfach geschehen lassen? Nein, dann besser doch weitermachen! Für Pro REGENWALD-Aktivisten ist kein Weg zu weit und kein Stift zu schwer: das große Modell wollte die Brasilianische Botschaft nicht an Präsident Lula weiterleiten - wir hoffen, dass er das Landrechtsdekret dann bald mit einem kleinen Stift unterschreibt. Mit gut drei Seiten haben es die baye- rischen Wälder und die ihr Schicksal bestimmende Politik zu einem Schwer- punkt in diesem News-Letter gebracht. Auf den ersten Blick ungewöhnlich für eine Organisation mit dem Namen Pro REGENWALD? Längst nicht mehr! Die Zerstörungsursachen für Waldge- biete weltweit sind die selben: man- gelnde Partizipation und Transparenz, falsche Entwicklungsaktivitäten, man- gelhafte Bewertung der Serviceleistun- gen, die wir von der Natur nehmen und schließlich ein Konsum, der die Reproduktionsfähigkeit vieler Ökosy- steme weit überfordert. Was wir von sogenannten Dritte Welt Ländern zu kennen glauben, trifft in vielen Punkten plötzlich auch für Bay- ern zu. Was liegt da näher, als auch vor der eigenen Haustür zu kehren und etwas für unsere Wälder und zukünf- tigen Generationen zu tun? Wir sind äußerst gespannt, wie das Volksbegehren ausgehen wird - viel- leicht hätten wir doch unsere Partner- organisationen in den Regenwald- ländern mobilisieren sollen, Lobby- arbeit bei uns in Bayern zu machen. Ihr Pro REGENWALD - Team 1 8 FLEGT: Illegales Raubbau- Holz weiterhin im Angebot Forstreform: Wald in Bayern soll bessere Holzfabrik werden 2 Kids: Märchen vom Schulheft 3 Kids: Schulklassen gesucht für Gemeinschaftsaktion 4 Kurz: Aus aller Welt, Impressum 5 Interna: Kurze Blicke ins Büro 6 Geschenktipp: Mit neuen Bäumen Wald schenken

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2 Indonesien: Von wo unser Papierherkommt: "Melde Totalschaden"

4 Raubbauholz: Wieder im (Internet)Handel

5 Interview: Nachhaltigkeit zählt ...wenn es die Kunden verlangen

6 Landr echt: Indianer brauchenlangen Atem - und Geld

7 Aktion: Ein Kugelschreiber fürden Präsidenten

News-Letter

Inhalt

Wer eine Trendwende erwartet hat, wird herb enttäuscht werden: 2004 bringtfür viele Waldgebiete das krasse Gegenteil. Großflächige Abholzungen für diePapierfabriken im indonesischen Sumatra und die rasante Ausdehnung derSojaanbauflächen in Brasilien sind die wichtigsten Schrittmacher. Die Folgensind bekannt: ökologischer Notstand, Zunahme von Erdrutschen und Über-schwemmungen mit Todesfolge, Zunahme der Hitze und Luftverschmutzung,wirtschaftliche Perspektivenlosigkeit großer Bevölkerungsteile. Trotzdem solles so weitergehen - es fehlt der Wille, das Bewußtsein und die politische Kraftfür eine Änderung der Zerstörungsdynamik: die daran Verantwortlichen be-wegen sich im Niemandsland - zwischen verbrecherisch und abgestumpft.

Nr. 21/22 - Oktober 2004Info und Hintergrund über Wälder, Menschen, Politik und Aktionen

Fazit: 2004 - ein rabenschwarzes Jahr für die Wälder Verbrecherisch, habgierig, vorsätzlich, desinteressiert, ratlos, müde, abgestumpft

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Ein Hinterhof in München, Blick auf 20stylische Balkone, hochgezogen an denfrischrenovierten Fassaden. Bewohntvon gutgestellten 'Dinks' (doubleincome no kids), in deren Planung Kin-der in drei, vier Jahren vielleicht vorge-sehen sind. Auf 12 der Balkone stehenGartenmöbel aus Teak oder ähnlichem.Wo die wohl herstammen? Noch nie vonRaubbau und Konflikt bei Teak gehört?

Landratsamt in Dachau, Schulhefte ausRecyclingpapier sind das Thema. Es solleine Liste mit Geschäften erstellt werden,in denen solche umweltschonenderenHefte gekauft werden können. Fehlan-zeige: Die Liste ist kurz, nur ein Ge-schäft bietet sie an. Ist es profitabler,Hefte aus Primärfaserpapier zu verkau-fen? Waldfreundlich istes nicht.

Ministerium in Bonn,eine 'Briefingrunde' zurFrage, ob sich das Geld-wäschegesetz eignenkönnte, den Import ille-galer Tropenhölzer zuunterbinden. Es gibtMöglichkeiten. Sie anzu-wenden, muss aber ge-wollt und entschiedenwerden - unserer Informa-tion nach ist dies bisheraber noch nicht gesche-hen.

Anfragen bei diversen Uni-Instituten inMünchen: Wer würde mitmachen undwenigstens die Skripte auf Recycling-papier kopieren lassen. Irgendwo mußdas Papiersparen doch anfangen. Recyc-lingpapier? Warum wir? Das ist dochteurer! Also, ich glaube kaum ... und ichentscheide das sowieso nicht.

Montag, Plenum bei Pro REGENWALD :Kurzberichte von den aktuellen Baustel-len, u.a. Uniumfrage, Vorbereitung zuVolksbegehren, Pipelinebruch in Ecuador,Meldung aus Brasilien: Die Entwaldunghat wieder zugenommen. Warum gehtdas alles so zäh oder gar in die falscheRichtung? Hinschmeissen und aufhö-ren? Alles einfach geschehen lassen?Nein, dann besser doch weitermachen!

Für Pro REGENWALD-Aktivisten ist kein Weg zu weit und kein Stift zu schwer: das großeModell wollte die Brasilianische Botschaft nicht an Präsident Lula weiterleiten - wir hoffen,dass er das Landrechtsdekret dann bald mit einem kleinen Stift unterschreibt.

Mit gut drei Seiten haben es die baye-rischen Wälder und die ihr Schicksalbestimmende Politik zu einem Schwer-punkt in diesem News-Letter gebracht.Auf den ersten Blick ungewöhnlich füreine Organisation mit dem Namen ProREGENWALD? Längst nicht mehr!Die Zerstörungsursachen für Waldge-biete weltweit sind die selben: man-gelnde Partizipation und Transparenz,falsche Entwicklungsaktivitäten, man-gelhafte Bewertung der Serviceleistun-gen, die wir von der Natur nehmen undschließlich ein Konsum, der dieReproduktionsfähigkeit vieler Ökosy-steme weit überfordert.

Was wir von sogenannten Dritte WeltLändern zu kennen glauben, trifft invielen Punkten plötzlich auch für Bay-ern zu. Was liegt da näher, als auchvor der eigenen Haustür zu kehren undetwas für unsere Wälder und zukünf-tigen Generationen zu tun?

Wir sind äußerst gespannt, wie dasVolksbegehren ausgehen wird - viel-leicht hätten wir doch unsere Partner-organisationen in den Regenwald-ländern mobilisieren sollen, Lobby-arbeit bei uns in Bayern zu machen.

Ihr Pro REGENWALD - Team

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8 FLEGT: Illegales Raubbau-Holz weiterhin im AngebotForstreform: Wald in Bayernsoll bessere Holzfabrik werden

2 Kids: Märchen vom Schulheft3 Kids: Schulklassen gesucht für

Gemeinschaftsaktion4 Kurz: Aus aller Welt, Impressum5 Interna: Kurze Blicke ins Büro6 Geschenktipp: Mit neuen Bäumen

Wald schenken

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News-Letter Nr. 21/22

Oktober 2004 - Doppelnummer www.pro-regenwald.org

Von wo unser Papier kommt: "Melde Totalschaden!" Regenwald gefällt, abgebrannt, monoton gemacht, Wasser vergiftet

Hintergrund Indonesien

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Zahlen und Fakten können das Ausmaßder Katastrophe nur andeutungsweisevermitteln: Seit Mitte der 80er Jahre sindjährlich etwa 250.000 Hektar der Tief-landregenwälder Sumatras zerstört wor-den. Man hat sie von einem artenreichenWaldökosystem degradiert zu Monokul-turen oder Ödland. Experten befürchten,daß schon 2005 die letzten noch lohnen-den Flächen der Naturwälder bis aufspärliche Reste abgeerntet und damitzerstört sein werden. Aufgefressen vonmittlerweile 12 Zellstoff- und Papierfa-briken, die rund 80 Prozent des indone-

sischen Zellstoffs und über 40 Prozentder Papierproduktion des Landes aus-spucken.

Indonesien verliert von derzeit noch ca.100 Millionen Hektar Wald jährlich über3,5 Millionen. Zum Vergleich: Brasilienkommt 'nur' auf 2,5 Millionen Hektar,hat mit 550 Mio Hektar aber mehr alsdie fünffache Waldfläche aufzuweisen.Gut dreiviertel des Holzeinschlags inIndonesien soll nach Regierungsan-gaben illegal sein, und macht in den

schlimmsten Fällen selbst vor Schutz-gebieten nicht halt. Das indonesischeForstministerium schätzt den verursach-ten Schaden auf 3,7 Mrd. US Dollar jähr-lich, wobei sich dies auf den Holzwertbeschränkt und die entgangenen zusätz-lichen Gemeinwohlfunktionen nicht be-inhaltet, wie sie am Beispiel der bayeri-schen Wälder im Artikel auf den Seiten9-11 beschrieben sind.

Verlierer ist die Bevölkerung

Von diesen Waldfunktionen, die über dieHolzproduktion weit hinausgehen,

lebt(e) aber die Be-völkerung in dieserRegion - die oft-mals recht arm ist.Der Wald ist für sieObst- und Gemüse-garten, Supermarkt,Apotheke, Arbeits-platz und Freizeit-park in einem - so-lange er intakt ist.Zerstörter Wald istfür die Menschenso wertlos wieLandschaften fres-sende große Mono-kultur-Plantagen,und trägt in keinster

Weise zu ihrer Grundversorgung bei. Oftwird den Anwohnern der Zugang zu ih-rem ehemaligen Wald verboten. DasFlußwasser unterhalb der Papier- undZellstofffabriken, die zur Bleiche Chlor-verbindungen einsetzen, ist ungenieß-bar, vergiftet und macht viele krank. DieFische, bisher Hauptlieferanten tieri-schen Eiweißes, sind fast verschwunden.Unterm Strich: trotz der industriellen‘Entwicklung’ der Region geht es denLeuten wesentlich schlechter als zuvor.

Bevölkerung wird zwangsweisezum Regenwaldzerstörer

Allein diese Umstände treiben viele derseit Jahrzehnten durch Konzessions-vergaben entrechteten Waldbewohner indie Illegalität: Eine Großzahl der ge-schlagenen Bäume geht auf ihr Konto.Durch den Verkauf läßt sich wenigstensetwas Geld dazuverdienen und aus Sichtder Anwohner nimmt ja primär der Kon-zessionsinhaber Schaden. Dass sie denWald mitzerstören, für den sie ohnehinkein Nutzungsrecht haben, macht es nurnoch leichter.Für manche magdieser Diebstahlauch ein Ventilsein, um den Är-ger und Frustüber den Verlustder traditionel-len Lebensweise und der früheren Nut-zungsrechte zum Ausdruck zu bringen.

Letztere wurden in den 80er und 90erJahren einer totalitären Entwicklungs-politik geopfert: Konzessionen für Holz-einschlag und für die Umwandlung inPlantagen wurden über die Köpfe der lo-kalen Bevölkerung hinweg an Konzer-ne vergeben, die in enger Beziehung zuRegierungsmitgliedern standen. Gegenden Aufbau der Fabrikanlagen selbstprotestierten Anwohner wiederholteMale, es gab Verletzte, Verhaftungenund gewaltsame Unterdrückung des Wi-derstands. Schmiergeldzahlungen undKorruption sorgten für zusätzlichen Ärgerund für Spannungen: Immer wieder liesssich ein Dorfchef Geld in seine Taschenstecken, um im Gegenzug irgendwelcheGebietsansprüche abzutreten - ohne vorherdie Gemeindemitglieder zu informierenoder sie nach ihrer Meinung zu fragen.

Papier- und Zellstoffindustrie stehtfür entf esselte Wald vernichtung

Wie bestialisch sich die geplanten Vor-haben entwickeln sollten, hat sich in derAnfangszeit niemand ausmalen können.Die Zellstoff- und Papierfabriken derKonzerne Asia Pulp & Paper (APP) undAsia Pacific Resources InternationalHoldings (APRIL) in der Provinz Riauim Osten Sumatras sind rückblickendwahrscheinlich die grössten industriel-len Verbraucher von Holz aus tropischenNaturwäldern weltweit geworden. Als

Im einstigen Traumreiseland Sumatra herrscht Notstand: ökologisch, wirtschaft-lich und sozial. Nirgendwo sonst war der großflächige Raubbau am Regenwaldso schnell und die Waldzerstörung so effizient, wie auf dieser großen indonesi-schen Insel. Nach nur 20 Jahren ‘Bewirtschaftung’ finden Besucher heute ei-nen Trümmerhaufen wo vorher ein Paradies war. Die Folgen sind: ein immen-ser Verlust an Artenvielfalt, zunehmende ökologische und klimatische Instabi-lität, erhöhte Schadstoffbelastung vor allen Dingen im Flußwasser, fehlende wirt-schaftliche Entwicklungsmöglichkeiten, sowie die Zunahme an Erkrankungen,Kriminalität und sozialen Spannungen. Hauptverantwortliche sind die Papier-und Holzindustrie sowie die Betreiber der Palmölplantagen. Hauptursachensind Habgier und mangelndes Bewußtsein, fehlende staatliche Kontrolle, man-gelnde Mitbestimmung der lokalen Bevölkerung, Korruption, die Überkapazi-täten der Industrie und falsche Finanzierungsbeihilfen aus dem Ausland.

Foto: Jens Wieting, Robin Wood

Verwüstung und Trümmer soweit das Auge reicht. Dummerweise werden solche Bilder nichtals Herkunftsnachweis auf die Umverpackungen des Papiers gedruckt.

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Doppelnummer - Oktober 2004

News-Letter Nr. 21/22

www.pro-regenwald.org

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Hintergrund lndonesien

Regenwaldzerstörer schlagen sie ande-re um Längen: Für ihre Produktion ver-braucht jede der beiden Fabriken jähr-lich rund neun Millionen KubikmeterHolz. Gut zwei Drittel davon wurdenbisher aus dem Regenwald gewonnen,der dafür großteils kahlgeschlagen wur-de. Der Rest des Rohstoffs stammte ausPlantagen, die auf früher eingeschlage-nen Waldflächen angelegt wurden.

Nach Schätzungen hat jeder der beidenKonzerne bisher rund 300.000 HektarRegenwald gerodet - das entspricht inder Summe etwa einem Viertel der Wäl-der in Bayern. Als ob das nicht schongenug wäre, will jedes der beiden Un-ternehmen in den kommenden Jahrenweitere 200 000 Hektar Regenwald 'ern-ten' und damit zerstören. Ohne dieseMaßnahmen würde der Rohstoff für diePapierfabriken ausgehen. Später soll dieProduktion laut Angaben der Industrieausschliesslich mit Holz aus Plantagenbetrieben werden. Doch dieses Ziel wur-

de schon früher ange-kündigt und nicht ein-gehalten. Solange bil-liger Naturwald zuhaben ist, werden dieMittel für eine fach-gerechte Anlage undBewirtschaftung vonPlantagen eingespart.

Experten halten diePlantagenpläne ohne-hin für zu ehrgeizig -abgesehen davon, daß

sie in keinster Weise die ökologischen,wirtschaftlichen und sozialen Funktio-nen intakter Wälder erfüllen können.Unter hohem Einsatz von Düngemittelund Pestiziden werden vor allem Aka-zien hochgepäppelt, nach sieben Jahrengeerntet und an die Fabriken verfüttert.Wie lange der regionale Wasserhaushaltund die Böden das Spiel mitmachen,wird die Zukunft zeigen.

Selbstbedienung und Schulden-bergTrotz der kostenfreien Nutzung des Roh-stoffes Holz (und Zerstörung der Wald-ökosysteme) und der Anschub-finanzierung mit gigantischen Kreditenund Bürgschaften, scheint das Konzeptwirtschaftlich nicht aufzugehen: Diebeiden Konzerne APP und APRIL sind

hoch verschuldet undbereiten den interna-tionalen Geldgebernallergrößte Kopf-schmerzen. Selbstdeutsche Banken ban-gen um ihre Investi-tionen: Die DeutscheBank, die DresdnerBank und dieCommerzbank gehö-ren zu den Gläubigerndes Konzerns APP.Auch die Bundesregierung ist beteiligt:Sie gewährte für deutsche Maschinen-lieferanten Bürgschaften in Höhe vonetwa einer Milliarde DM. APP wärelängst pleite, hätten die Geldgeber nichtimmer noch die Hoffnung, dass aus nocheffizienterer Regenwaldzerstörung dochnoch Geld gemacht werden könnte. DasUnternehmen APP hat Schulden inHöhe von rund 13 Mrd US $ und wiedie jetzt erwirtschaftet werden sollen,nachdem der Großteil des VermögensWald vernichtet ist, weiß niemand ge-nau.

Raubbaupapier im europäischenHandel

Trotz der Regenwaldzerstörung und dersozialen und wirtschaftlichen Folgen fürdie Bevölkerung gelangt Papier aus die-ser Region und von diesen Unternehmennach Europa und Deutschland. Hier wirdes von VerbraucherInnen gekauft, diehöchstwahrscheinlich keinen Zusam-menhang zu den beschriebenen Produk-tionsbedingungen erkennen. Karstadt,die Deutsche Post und die Metro-Grup-pe, eines der grössten Handelsunterneh-men der Welt, hatten Papier von APPim Angebot. Schluß war damit, nach-dem die Umweltorganisation RobinWood durch eine Faseranalyse nachwei-sen konnte, dass dieses Papier aus Höl-zern der tropischen Regenwälder herge-stellt wird. Die Unternehmen reagiertenwie so häufig: wenn eine Schweinereinachgewiesen wird, ist es ihnen unan-genehm, sie geloben Besserung - undnehmen wenigstens das strittige Produktaus dem Sortiment, für das der konkre-te Beweis vorliegt.

Hartnäckiger ist das Vorgehen der FirmaPapier Union, nach eigenen Angabender führende Papiergrosshändler

Deutschlands: Das Unternehmen be-zieht jährlich 15.000 Tonnen Papier derMarke Paper One von APRIL, für des-sen Produktion Zellstoff aus Akazien-plantagen verwendet wird. Die PapierUnion sieht APRIL - trotz der geplan-ten weiteren Nutzung von Primärwald -als Unternehmen auf dem rechten Wegund will weiterhin Papier von einem dergrößten Regenwaldzerstörer beziehen.Dabei muß man davon ausgehen, daßdie Papier Union ihren Einfluß beiAPRIL nicht geltend machen und die fürdie kommenden Jahre zum Abholzengeplanten 200.000 Hektar Wald nichtretten wird.

VerbraucherInnen entscheiden füroder gegen Regenwaldschutz

Derzeit steckt in jedem Blatt Papier ausSumatra ein Stück Waldzerstörung oderumweltschädliche Plantagenwirtschaft.Wer sicher gehen will sollte auf Papiermit Herkunft Sumatra - und, da die Zu-stände in ganz Indonesien nicht wesent-lich besser sind, Indonesien - verzich-ten. Es wird nicht immer möglich sein,die Herkunft der Papierrohstoffe eindeu-tig festzustellen, deshalb lautet die Emp-fehlung: sicherheitshalber zu Recycling-papier greifen und mit Papier allgemeinsparsam umgehen. Papier hat einenhohen Preis.

Lesetipps

Tabula Rasa auf Sumatra, 2001,Barbara Happe, Urgewaldhttp://www.urgewald.de/presse/hintergrundtexte/tabula_rasa.pdf

Sumatras Regenwälder - Zerstört fürPapier, 2004, Jens Wieting, Robin Wood

http://www.tropenwald.org

Ein Kapitel für sich: die Unternehmen nutzen Wälder, die auf Torfschichten stehen. Dazu wirddas Gelände entwässert - mit der Folge, daß die Brandgefahr dramatisch steigt. Im Idealfallsollte auf solchen Böden keine Holznutzung stattfinden - schon gar nicht im Kahlschlag.

Akazien-Plantage

Foto: Jens Wieting, Robin Wood

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News-Letter Nr. 21/22

Oktober 2004 - Doppelnummer www.pro-regenwald.org

Achtung: Wieder Raubbau-Holz im (Internet) Handel Umweltschützer sind gegen die Flut der Raubbau-Holz-Verramscher fast machtlos

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Tropenholz

Angebote wie dieses sieht man jede Woche neu in der Stadt. Werjedoch Genaueres über die Herkunft des Holzes wissen will,erfährt in der Regel nichts.

Ohne Fragen zu stellen und möglichstschnell, so werden Abschlüsse beimKauf von Gartenmöbel idealerweisegetätigt. Zu diesem Eindruck kommtman als kritischer Tropenholzkäuferoder Waldschützer. Dies ist frustrie-rend, weiss man als 'Experte' docheiniges mehr über die Umstände beiHerkunft und Produktion. Deshalberfordern die Verkaufspraktikenmancher Anbieter gerade einen ganzanderen Typ Kunden: hartnäckig, gutinformiert und streiterprobt.

Nach einigen Jahren der vorsichtigenZurückhaltung scheinen alle Dämmegebrochen: Tropenholzgartenmöbelquellen aus allen Läden. Selbst im Ok-tober, also weit außerhalb der früher üb-lichen Saison, werden Garnituren ausTeak, Yellow Balau, Bankirai und an-deren Holzarten über Internetshops ver-

ramscht. Kaum einer der Anbieter kanneinen Nachhaltigkeitsnachweis erbrin-gen oder die Legalität seiner Produktebelegen. In einem Sektor, wo man da-von ausgehen muß, dass rund 70 Pro-zent der Waren illegal produziert wur-den, ist dies kein Wunder.

Karstadt weiterhin uneinsichtig

Entsprechend gereizt reagieren dannmanche Verkäufer, auch nur Ausführen-de in einem unbefriedigenden Umfeld,meist schlecht informiert und ahnend,dass sie Schund verkaufen (müssen). Dakönnen dann die zwei Standardfragennach 'Herkunftsland' und wie denn die'Nachhaltigkeit bei der Produktion' si-chergestellt sei zu einem Rauswurf mitHandgreiflichkeit und der Beschimp-fung: "Auf solche Kunden können wir

verzichten!" führen, wie es in demMünchner Einrichtungshaus vonKarstadt passiert ist.

Über zwanzig Besuche mit Transparentund Infoblättern schon im letzten Jahrund unzählige Informationsgesprächehaben vielleicht dem Ladenpersonal undden Kunden die Augen geöffnet, gehol-fen hat es aber wenig. Pünktlich zumSaisonbeginn wurden 2004 allerhandGartenmöbel aus Raubbau-Holz ange-boten, darunter sogar Teak aus dem ver-pönten Burma, wo Militärs aus Teak-export ihre Waffen finanzieren.

Mit einer gewissen Berechtigung stelltman sich die Frage, warum bei manchenUnternehmen die Lernfähigkeit ange-sichts gesicherter Fakten so schwach ist.Karstadt ist recht zögerlich - nicht nurin Sachen Tropenholz, wie wir heutewissen. Wer die Zeichen der Zeit nichtfrühzeitig genug erkennt, den straft das(Wirtschafts-) Leben und die Kundengehen zur Konkurrenz.

Die Essener Zentrale von Karstadt hatnun doch signalisiert, ab kommendemJahr nur noch FSC-zertifizierte Teak-produkte anzubieten.

Rossmann handelt: Teakmöbelausgelistet

Ein anderer Fall konnte zügiger gelöstwerden: Mitte Juni wiesen uns mehrereAnrufer auf ein Angebot von Teak-gartenmöbeln hin, welches in den Filia-len der Drogeriemarktkette Rossmannbeworben wurde. Wie in solchen Fällenüblich, baten wir Verantwortliche desUnternehmens um weitere Angaben be-züglich der Nachhaltigkeit der Produk-te. Die Beantwortung solcher Anfragenkann einige Wochen dauern - häufig solange, bis die Angebote abverkauft sind.

Nachdem die Anfragen besorgter Kund-Innen nicht abnahmen - und wir vomAnbieter keine Rückmeldung hatten, in-formierten wir per Email und baten dasAktivistInnennetzwerk um Unterstüt-zung. Gleichzeitig dokumentierten wirvor einer Filiale mit einer Infoaktion dieDringlichkeit. Wenige Tage später er-reichte uns die Nachricht, dassRossmann Online - der Anbieter - auf-grund des nicht eindeutigen Nachhaltig-keitsnachweises des Lieferanten die Pro-dukte aus dem Angebot nehmen würde.

Diese Entschei-dung war richtig,auch wenn es ausunserer Sicht är-gerlich ist, dass esüberhaupt dazukommen konnte.Umweltschützererhoffen sich beijeder Entscheidungüber die Aufnahme eines Produktes indas Angebot von Unternehmern eine an-gemessene Prüfung bzgl der Produkt-nachhaltigkeit. Die Unternehmen sinddamit aber häufig überfordert. Der Fra-gestellung wird nicht ausreichend Wich-tigkeit beigemessen, es fehlen Kapazi-täten sowie verständliche und ver-lässliche Informationsquellen.

Discounter erwischt und informiert

2004 mischten im Gartenmöbelgeschäftalle mit: ALDI, Tengelmann, Plus, WalMart und LIDL, um die wichtigsten zunennen. Palettenweise wurde in der Re-gel Saisonware aus Bangkirai, YellowBalau, Meranti (Shorea), Iroko undTeakholz angeboten. Sämtliche Unter-nehmen wurden von Pro REGEN-WALD über die Problematik informiertund um Übermittlung eines Nachhaltig-keits nachweises gebeten. In den selten-sten Fällen kann ein solcher erbrachtwerden: Diese Unternehmen handelnwahrscheinlich mit Raubbau-Hölzern.

Ministerium müsste V erbraucher-Innen inf ormieren

Derzeit gibt es keine gesetzlichen Re-gelungen gibt, die den Import von ille-galen Raubbauhölzern verbietet. DerHandel hat über unverbindlich Absichts-erklärungen hinaus nicht einmal eineSelbstverpflichtungserklärung erarbeitetoder verabschiedet. Pro REGENWALDfordert angesichts der fortschreitendenRegenwaldzerstörung von den zustän-digen Ministerien wenigstens die Bereit-stellung ausreichender Infomaterialien,die dem Handel und den Konsument-Innen als Entscheidungshilfe dienenkönnte. Desweiteren müsste aus den Mi-nisterien konkrete Unterstützung für diewertvolle Aufklärungsarbeit, die Um-weltverbände leisten, bereitgestellt wer-den. Wie sonst sollte es mehr hartnäcki-ge, gut informierte und streiterprobteKonsumentInnen geben?

Ohne Rücksicht auf Verluste

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Doppelnummer - Oktober 2004

News-Letter Nr. 21/22

www.pro-regenwald.org

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Tropenholz

Nachhaltigkeit zählt ... wenn es die Kunden verlangen VerbraucherInnen können über Kaufverhalten das Angebot beeinflussen

Rossmann Online bot, wie einige wei-tere Unternehmen auch, Gartenmö-bel aus Teak an. Nach Protesten prüf-te das Unternehmen die Nachhaltig-keitsnachweise des Lieferanten undbeschloss daraufhin, die Produkte ausdem Angebot zu nehmen.

Stephan Klose, Sprecher der Drogerie-marktkette Rossmann erläutert die Pro-blematik aus Unternehmenssicht:

Frage:

Rossmann (online) ist eine

Drogeriemarktkette. Wiekommen sie dazu, Garten-

möbel zu erkaufen?

Rossmann bietet zu den unterschiedli-chen Jahreszeiten kleine Produktweltenan. In unserer Sommerwelt paßten sichdie Gartenmöbel hervorragend ein. Dadie Produkte aus einem nachwachsen-den Rohstoff umweltverträglich herge-stellt werden können, sehen wir das alseine sehr gute Produktgruppe. (Voraus-gesetzt die Umweltverträglichkeit istauch zutreffend.)

Welche Kriterien spielen fürRossmann bei einer solchen

Beschaffung eine Rolle (z.B.Nachhaltigkeit)?

Natürlich muß für unsere Kunden ein in-teressantes Preis-/Leistungsverhältnisgeboten werden. Bezüglich der von Ih-nen angesprochenen Umwelt- undSozialverträglichkeit, versuchen wirnatürlich ‘gute’ Produkte zu beschaffen.Leider ist für uns jedoch kaum nachprüf-bar, ob dies in der ganzen Produktions-kette eingehalten wird. Hier ist derHändler gezwungen, sich entweder aufAussagen des Lieferanten oder mittler-weile immer häufiger auch auf Zertifi-kate zu verlassen.

Holen Sie sich in der Regel vorder Bestellung eines Produk-

tes Informationen über dessenHerkunft ein und sind dabei

auch soziale und ökologischeGründe von Belang?

Wie bereits gesagt, achten wir auf exi-stierende Gütesiegel. Darüber hinausge-hende Anforderungen sind eigentlichunrealistisch. Wer sollte für Produkt-gruppen ohne Siegel die Standards de-

finieren oder deren Einhaltung überprü-fen? Der Einkauf kann eine Kontroll-funktion in Ausnahmefällen bei Lieferan-ten erbringen, die lange bekannt sind undwo es eine persönliche Vertrauensbasis gibt.

Nochmals konkret zu Holz-produkten und auch Papier:

Seit einigen Jahren muß mandie Produktionsbedingungen

in Ländern, wie Indonesien,Malaysia und dem Kongo als

raubbauartig und teilweiseauch illegal bezeichnen. Kann

man als Einkäufer solcheEntwicklungen überhaupt alle

im Auge behalten und

berücksichtigen?

Bei krassen und allgemein bekanntenFällen (wie Kinderarbeit bei Teppich-herstellung) ist das keine Frage. Schwie-riger ist es bei weniger bekannten An-gelegenheiten oder wenn es verwirren-de Aussagen von verschiedenen Grup-pierungen gibt. Ein Beispiel: ‚Plantagen-holz‘ hätten wir als generell nichtRegenwald zerstörend und somit um-weltfreundlich angesehen, da wir vonLieferanten entsprechend informiertwurden. Dass Plantagen auch schlechtbewirtschaftet werden und ein Umwelt-problem darstellen können, berücksich-tigen wir heute bei unseren Überlegungen.

Können wir Sie beim Wortnehmen und darauf bauen,

bei Rossmann online künftignur noch zertifizierte Holz-

produkte im Angebot zu sehen?

So pauschal können wir das nicht sagen- mir ist beispielsweise nicht bekannt, obman theoretisch alle Produkte in zertifi-zierter Version überhaupt auf dem Marktbekommt. Was zukünftig auf alle Fällevermieden werden sollte: Produkte imAngebot zu haben, deren Nachhaltigkeitzweifelhaft ist oder die illegal sind.

Welche Maßnahmen würdenIhrer Firma dabei helfen,

(illegales) Raubbau-Holz zu

meiden (z.B. Importverbote,umfangreichere Aufklärung

durch Umweltverbände, dieBundesregierung oder den

Holzhandel)?

Ohne Zweifel sind Gütesiegel oder Zer-tifikate hilfreich. Diese existieren, umMenschen, die sich nicht hauptberuflich

mit dieser Qualitätssicherung beschäf-tigen, eine sichere Kaufentscheidung zuermöglichen. Dies funktioniert in eini-gen Bereichen ja sehr gut. Zum Beispielbeim TÜV-, CE- oder Recycling-Siegel.Daher müssen wir als Händler fordern,dass eine für uns eindeutige Einstufungdieser Produktgruppe ermöglicht wird.

Welche Institutionen sehenSie dabei besonders in der

Pflicht und in welchenBereichen erwarten Sie ein

Mehr an Information?

Im Grunde genommen sind da die Um-weltverbände gefordert. Sie haben dasgrößte Know-How und können somitam besten Aufklärungsarbeit leisten.

Vielen Dank für das Vertrauen,

aber müssten nicht staatlicheStellen den Hauptteil dieser

Arbeit leisten oder wenigstensangemessen finanzieren?

Unserer Meinung nach gehtes aber über Aufklärungsarbeithinaus. Wenn illegal geerntetes

Holz wegen Einfuhrverbot erstgar nicht mehr auf den Markt

kommt, müssten wir auch keineAufklärungsarbeit machen. Da

sehen wir den Gesetzgeber inder Pflicht.

Eine abschließende Frage:

Welche Gründe habenRossmann letztendlich dazu

bewogen, die Teakholz-Gartenmöbel vom Markt zu

nehmen?

Die Zweifel, welche aufgeworfen wur-den, ob die Prüfsiegel das wiedergeben,was sie versprechen.

Bei Rossmann werden solche Besuche künftignicht mehr nötig sein. Es bleibt zu hoffen, dassauch andere Unternehmen zügig raubbauholz-frei werden.

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News-Letter Nr. 21/22

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Landrecht Roraima

Landrecht: Indianer brauchen langen Atem - und Geld In den nächsten 3 Monaten wollen wir 3.000 EUR Spenden sammeln

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Seit 12 Jahren unterstützt Pro REGEN-WALD die Indianer im brasilianischenBundesstaat Roraima in ihrem Kampfum die Anerkennung ihres traditionel-len Lebensraumes. Laszló Maráz folgteals einer von drei internationalen Beob-achtern im Februar der Einladung desIndianerrates von Roraima (CIR) undnahm an dessen Jahresversammlung teil:

"Mein erster Besuch imIndianergebiet Raposa/Serra doSol wäre fast an den Gegnern derIndianer gescheitert. Diese hat-ten eine Straßenblockade errich-tet, um Vertreter ausländischerUnterstützerorganisationen vomIndianergebiet fernzuhalten. Sie

zwangen uns zur Umkehr, doch nacheinigen Stunden organisierten die Gast-geber ein Kleinflugzeug, mit dem ich zurVersammlung nach Maturuca gebrachtwurde, einem Indianerdorf an der Grenzezu Guayana (siehe News-Letter Nr. 9).

Unter dem Motto 'Terra Livre: Vida eEsperança' ('Freies Land: Leben undHoffung') hatten sich über 1.300TeilnehmerInnen versammelt - die Re-präsentanten indigener Völker Roraimasund zahlreiche VertreterInnen vonRegierungsbehörden und Nicht-regierungsorganisationen. Vier Tage und

Nächte langwurde überU m w e l t -themen, Projek-te zur Nachhal-tigen Entwick-lung, Gesund-heit, Bildung,

Zusammenarbeit mit Partner-organisationen, und vor allem überLandrechte und Menschenrechte disku-tiert und natürlich auch gefeiert. Haupt-thema war aber die Landrechts-problematik.

Was mir darüberhinaus aufgefallen ist:Die Indianer haben in den langen Jah-ren ihrer Kampagne eine großartige undbewundernswerte Organisations- undAufbauarbeit geleistet. Die Pflege ihrerTraditionen, Produktion von Nahrungs-mitteln, zweisprachiger Schulunterricht,Ausbildung von Fachkräften und derAufbau eines Gesundheitssystems ma-chen große Fortschritte. Der Indianer-rat Roraimas (CIR) vertritt ihre Anlie-

gen gegenüber der Regierung Brasiliens,zahlreichen Behörden und in der Öffent-lichkeit. Die Anwältin des CIR, JoeniaWapichana, wurde als erste indigene An-wältin Brasiliens mit dem 'Reebok 2004Menschenrechtspreis' ausgezeichnet.

Die Diskussion über die Umwelt-probleme beleuchtete einen bisher vomLandrechtskampf verdrängten Bereich.Neben der Schädendurch frühere Über-nutzung der Regionbeklagen sich die In-dianer vor allen Din-gen über die Reis-farmer. Diese zerstörenmitten im Indianer-gebiet Feuchtgebieteund vergiften mit Agrargiften das Trink-wasser und die Flüsse. Von der anwe-senden Vertreterin des Umwelt-ministeriums erfuhren die entrüstetenIndianer, dass die Reisfarmer die Erlaub-nis der regionalen UmweltbehördeRoraimas hätten - obwohl dafür eigent-lich die Bundesumweltbehörde zustän-dig ist..

Diese Sachfrage steht exemplarisch fürden Kompetenzwirrwarr, mit dem sichdie KollegInnen vom CIR auseinandersetzen müssen. Nach ihrer Auffassunggehört das Indianergebiet seit seiner De-markierung (Fachbegriff für dieGrenzenfeststellung, die vor über zweiJahren erfolgte) dem Staat Brasilien, da-her wäre allein die Bundesumwelt-behörde für solche Genehmigungen zu-ständig. Goldsucher, Reisfarmer undViehzüchter und die Politiker desBundesstaates hingegen versuchen, denBundesbehörden Kompetenz streitig zumachen.

Der herzliche Empfang, die Führungendurch das Dorf, die Besichtigung vonAnbauflächen und der Umgebung unddie zahlreichen Gespräche haben meinVerständnis der Situation verbessert.Neu war mir beispielsweise, dass eingroßer Teil des Gebietes durch frühereRodungen der Viehzüchter stark degra-diert ist und dadurch Bau- und Brenn-holz fehlt. Für den Schutz des Trinkwas-sers, des Bodens und der Artenvielfaltwird es unerläßlich sein, viele Gebietewieder zu renaturieren - Aufgaben, dieman angehen will, sobald der

Landrechtskampf ausgestanden ist."

Neueste Entwicklung: Indianerrichten Kontrollposten ein

Nachdem in Raposa/Serra do Sol wie-der illegale Goldsucher entdeckt wur-den, haben die Indianer an einer strate-gisch wichtigen Stelle einen Kontroll-posten errichtet. Dort werden sämtlicheFahrzeuge kontrolliert, auch die Lastwa-gen des Militärs. Formelle Grundlagedieser 'Selbstjustiz' ist die Tatsache, dassder Verkauf alkoholischer Getränke inIndianergebieten verboten ist, ebensowie die Suche nach Gold und Diaman-ten. Hintergrund für die strenge Ausle-gung des Alkoholverbots in der RegionRaposa/Serra do Sol ist die Tatsache,daß Alkohol über lange Jahre ein Mittelwar, die indianische Bevölkerungschwach zu machen und sie zu verskla-ven. Deshalb verzichten sie in der Re-gion seit über 26Jahren auf denKonsum alkoholi-scher Getränke.

Nach nur wenigenTagen hatten dieknapp einhundertIndianer am Kon-trollposten mehrere Ladungen mit alko-holischen Getränken und Goldsucher-ausrüstungen beschlagnahmt.

Pro REGENWALD unterstützt diesenKontrollposten finanziell. Die Gelderzur Finanzierung der Lebensmittel undTransportkosten sind an dem strategi-schen Punkt sehr gut angelegt. Wir bit-ten um weitere Spenden: für die näch-sten drei Monate sollen 3.000 EUR da-für eingesetzt werden.

Bei der Zusammenarbeit zwischen ProREGENWALD und den Indianern desGebietes steht immer noch derLandrechtskampf im Vordergrund - so-lange bis die Anerkennung des Indianer-gebietes abgeschlossen ist. In Zukunftsoll Schwerpunkt der Zusammenarbeitauf der Renaturierung der zerstörtenGebiete und der Einführung einer nach-haltigen Nutzung der Region liegen.

Zweckgebundene Spenden bitteunter dem Stichwort 'Landrecht,Raposa' überweisen. Bis zum Jah-resende werden 3.000 EUR benötigt.

Fisch undSchnappsin Eis

Brandgerodet

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Aktion: Ein Kugelschreiber für den Präsidenten! Solidaritätsarbeit für Menschenrechte und Waldschutz hilft vor Ort

Landrecht: Aktionen

Zur Ausgangssituation: Vor gut zweiJahren waren die umfangreichen Vorar-beiten für die Landrechtsvergabe desIndianergebietes Raposa/Serra do Solsoweit abgeschlossen, daß nur noch eineUnterschrift des brasilianischen Präsi-denten fehlte. Diese Unterschrift ist bisheute nicht geleistet - wobei verschie-denste 'Hinderungsgründe' genannt wer-den: Interessenskonflikte und Gerichts-verfahren mit aufschiebender Wirkungsind die wichtigsten.

Ein Kugelschreiber für den Präsi-denten - Am fehlenden Stift soll´snicht liegen

Gut ein Jahr schon waren alle rechtli-chen Voraussetzungen für die endgülti-ge Anerkennung des Indianergebieteserfüllt und die Indianer in Roraima war-teten nur noch auf die Unterschrift desPräsidenten Luis Inácio Lula da Silva.Niemand konnte sich erklären, warumdieser das Dekret nicht unterzeichnete.Hatte er etwa keinen passenden Kugel-schreiber?

Damit der jahrzehntelange Kampf derIndianer nicht ausgerechnet am Mangelan geeignetem Schreibgerät scheiternsollte, regten die CIR-Vertreter an, demPräsidenten auch aus dem AuslandKugelschreiber zu schicken. Um zuvermeiden, daß Lula mit den Stiften ver-sehentlich ein anderes Dekret unter-schrieb - schließlich warten auf den Prä-sidenten zahlreiche andere unerledigteHausaufgaben - sollten wir einen farbi-gen Aufkleber produzieren. Dieser hat-te dann das Motto: "Assine Já" (jetzt un-terschreiben), und "Homologação deRaposa/Serra do Sol em área contínua"(Homologation von Raposa/Serra do Solim Ganzen).

Die Botschaft Brasiliens in Berlin wur-de mit Kugelschreibern, Briefen undPostkarten überflutet. Dort war man mitder Situation offensichtlich überfordert,zumal wir ein besonders großes Exem-

Manche meinen, man könnte aus Deutschland nichts oder nur wenig für India-ner in Brasilien tun. Der CIR (Indianerrat, die politische Vertretung desIndianergebietes Raposa/Serra do Sol) ist ganz anderer Meinung. Ohne die Un-terstützung aus dem Ausland wäre ihre Arbeit im eigenen Land weniger beach-tet und nur eingeschränkt möglich. Deshalb läßt sich Pro REGENWALD inenger Abstimmung mit dem CIR oder anderen Organisationen vor Ort immerwieder neue Aktionsformen einfallen und hofft weiterhin auf aktive Teilnahmeund Spenden zur Unterstützung dieser Initiativen.

plar des Schreibgerätes, einen 2,25 Me-ter großen Kugelschreiber persönlichzur Botschaft nach Berlin brachten. Aus'Platzmangel' und 'weil der Transportnach Brasilien so teuer sei', verweigerteman die Annahme des Geschenkes. Im-merhin sicherte man uns zu, daß die klei-nen Kugelschreiber in Brasilien an be-dürftige Schulen weitergeleitet würden.Vorsorglich schickten wir Fotos von derAktion an die Regierung Brasiliens. DerIndianerrat von Roraima (CIR) fand dieAktion sehr hilfreich und stellte die Bil-der von der Berliner Aktion auf seineWebsite www.cir.org.br.

Lobbytermin bei der Botschaftvon Brasilien in Berlin

Unsere Bitte nach einem Termin mitdem Botschafter von Brasilien wurdeabgelehnt. Statt dessen empfing derMenschenrechtsbeauftragte der Bot-schaft Brasiliens, Daniel Falcon Lins,Pro REGENWALD zu einem Gesprächüber die aktuelle Lage im Indianer-gebiet. Wir erläuterten ihm die ange-spannte Situation anhand von Fotos undeiner detaillierten Karte.

Bedenken, die Anerkennung des India-nergebietes könnte zahlreiche Familienvon Nicht-Indianern ins Unglück stür-zen, konnten wir zerstreuen. Den Betrof-fenen, die seit langer Zeit dort wohnen,stehen Entschädigungszahlungen undausreichend Land zur Verfügung. Dieshatte auch Brasiliens Landwirtschafts-minister versichert. Insgesamt handelt essich um etwa 660 Personen. IllegaleLandbesetzer allerdings müssen mit derAusweisung rechnen, ebenso wie Gold-sucher, die immer wieder vereinzelt insGebiet eindringen.

Solidaritätsmail über Website

Gut 1000 UnterstützerInnen schicktenim April ihre Mail an die brasilianischenBehörden, nachdem der CIR uns umverstärkte Aktivitäten gebeten hatte.Nach internen Informationen hätte es

eventuell Ende April zu einer Entschei-dung kommen sollen. Aber ein weite-res Gerichtsverfahren, das höchstwahr-scheinlich nur zur Verzögerunggestartet worden war, machtedie Hoffnung auf die Entschei-dung zunichte.

Spendenaufruf für Land-rechtskampagne war er-folgreich

Im April mussten wir zudemeinen Spendenaufruf zugun-sten der LandrechtskampagneRaposa/Serra do Sol starten.Gemeinsam mit dem in Puch-heim ansässigen Verein CampoLimpo konnten wir kurzfristigdie Reisekosten für mehrereIndianervertreter übernehmen,die zum 'Tag der Indianer' nachBrasilia gefahren waren, umihre Anliegen beim Parlamentund der Regierung vorzutra-gen. Auch die IndianerbehördeFUNAI und kirchliche Unter-stützerorganisationen hattensich an den Kosten beteiligt.

Unterschriften- undPostkartenaktionen bewir-ken etwas

Zahllose Unterschriften, E-mails und Postkarten haben dieVerantwortlichen in Brasilienimmer wieder an ihre Pflichterinnert, die verfassungsmäßi-gen Rechte der Indianer zu ga-rantieren. Die Botschaft vonBrasilien ließ wissen, daß über3.500 Postkarten eingegangenwaren und nach Brasilien wei-tergeleitet wurden. UnsereInformationsarbeit undSolidaritätsaktionen werdenauch von der Botschaft Brasiliens alslegitim und als sehr wichtig bezeichnet!

Bitte mit dran bleiben:

Pro REGENWALD ist in engem Aus-tausch mit den KollegInnen vom CIR.Sobald sich eine neue Situation ergibt,wozu wir aktiv beitragen können odersollen, werden wir informiert. Aktu-elle Infos gibt es dann per Email oderüber http://www.wald.org/raposa.

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Deutschlands aktiver Regenwaldverein.

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FLEGT wirkungslos: Handel mit Raubbau-Holz b lüht Bundesregierung nicht energisch genug und Holzhandel sitzt Problem aus

Verbraucher ohne Schutz

Wenn es um den Kauf von Produk-ten aus Tropenholz geht, ist guter Ratteuer. Die Verbraucher erhalten meistnur Beschwichtigungen der Verkäu-fer, alles sei in bester Ordnung weildas Holz aus Plantagen komme, oderirreführende "Zertifikate" der Zulie-ferer aus dem Holzhandel. Werschlauer ist, wendet sich an Verbän-de wie Pro REGENWALD , deren Ka-pazitäten allerdings nicht ausreichen,um eine flächendeckende Beratung zugewährleisten.

Beim für diese Fragen zuständigenBundesverbraucherschutzministerium(BMVEL) brauchen die KundInnen erstgar nicht anzufragen. Wir haben es selbstversucht und für eine Bauherrin nach derGlaubwürdigkeit eines Schein-Zertifika-tes für Holzfenster angefragt. Doch biseine brauchbare Antwort vom BMVELeintrifft (wenn überhaupt), dürfte dasHaus längst fertig sein.

Immer noch keine gesetzlicheGrundlage geschaffen

Derweil reiben sich die Holzhändler dieHände: das Geschäft mit der Hehlerwareläuft glänzend, denn sogar der Importund Verkauf von gestohlenen Hölzern

bleibt in der Euro-päischen Unionstraffrei. Die EU hatnämlich bis heutekeine gesetzlichenMaßnahmen vorge-schlagen, mit denendie Mitgliedsstaatenden Schmuggelwirksam bekämpfenkönnten. Die Bun-desregierung scheintsich zwar ernsthaftdarum zu bemühen,gesetzliche Maß-

nahmen wenigstens prüfen zu lassen.Doch blieben diese Anstrengungen bis-lang erfolglos.

Die Amtsmühlen mahlen zu langsam

Aus diesem Grunde haben zahlreicheUmweltverbände die Verbraucher-schutzministerin Renate Künast undUmweltminister Jürgen Trittin aufgefor-dert, von der EU eine zügige Vorlageeines Gesetzesentwurfes einzufordern.Ministerin Künast hatte im Herbst ihreEntschlossenheit bekräftigt, notfalls mit

nationalen Maßnahmen den Import vonHolz aus illegalen Quellen eindämmenzu wollen.

Geldwäschegesetz könnte heuteschon helfen, doch ...

Eine Prüfung des BMVEL kam zum Er-gebnis, daß der Handel mit gestohlenenHölzern schon heute im Rahmen desGeldwäschegesetzes strafrechtlich ver-folgt werden könnte. Ein Mitarbeiter desBMVEL: "Wer mit illegalem Holz han-delt, steht praktisch mit einem Bein imGefängnis". Bisher wurde allerdingsnoch keiner der Täter verfolgt, sodaß ab-zuwarten ist, inwieweit das Geld-wäschegesetz sich zur Bekämpfung desillegalen Holzhandels eignen wird.

Das Bundesumweltministerium (BMU)wiederum arbeitet zur Zeit an einem'Urwaldschutzgesetz', das den Importvon und Handel mit gestohlenen Höl-zern aus Urwäldern gesetzlich verbie-ten will. Auch der Deutsche Bundestaghat im September weitere Maßnahmenzur Bekämpfung des Handels mit ille-galen Holzprodukten eingefordert.

Holzhandelsverbände sitzenProblem aus - keine Aktion sichtbar

Der Gesamtverband Deutscher Holz-handel hatte sich im September 2003gegen gesetzliche Verbote ausgespro-chen und stattdessen versprochen, dasProblem mit freiwilligen Selbst-verpflichtung anzugehen. Peinlich: Ob-wohl das BMVEL seit Monaten entspre-chende Beratungen beim Holzhandels-verband moderiert, hat der Holzhandelbislang nicht einmal eine Selbst-verpflichtung entworfen. Umwelt-verbände darunter Pro REGENWALDhaben zwar früher auf die Untauglich-keit solcher freiwilligen Maßnahmenhingewiesen. Dennoch würden dieHolzhändler mit einem solchen Schrittwenigstens den guten Willen zeigen undselbst auf das Problem hinweisen.

Auch andere Verbände des Holzhandelsund der Forstwirtschaft haben bishernicht einmal ihre KundInnen über dasProblem informiert. Stattdessen werdenimmer neue Schein-Zertifkate auf denMarkt geworfen, um den Einzelhandelund die Verbraucher zu täuschen. Haupt-sache das Geschäft läuft. Beschämendist auch das Verhalten der Verbände der

öffentlichen und insbesondere der pri-vaten Waldbesitzer, deren Mitgliederseit Jahren unter unangemessen niedri-gen Holzpreisen leiden (siehe auch Bei-trag zur Forstreform Bayern auf Seite 9).Während die Holzpreise auch wegen derBilligimporte von (teilweise illegalem)Raubbau-Holz unter Druck geraten, hörtman von der Holz- und Forstpartie le-diglich die Forderung nach mehr Holz-verbrauch. Nicht einmal ihre eigenenMitglieder und Geschäftskunden wer-den über die illegalen Holzimporte in-formiert und dazu aufgerufen, solcheProdukte zu meiden.

Das Verbraucherschutzministerium ist -trotz einiger lobenswerter Aktivitäten -ebenfalls zu tadeln. Auf der Internetseitedes BMVEL wird zwar allgemein überdas Problem des illgealen Holzhandelsinformiert. Konkrete Hinweise darauf,wie man seriöse Anbieter und Zertifi-kate von unseriösen unterscheiden kann,fehlen ebenso wie ein Hinweis oderAufruf an die KonsumentInnen, Hölzerunbekannter Herkunft zu meiden.

Aber nicht nur die KonsumentInnenwerden 'im Regen stehen gelassen':Auch der Einzelhandel, der ja eineMultiplikatorfunktion hat, wurde bishernicht gezielt über die Problematik infor-miert. Pro REGENWALD hat darum dasBMVEL gebeten, diesen Mangel unver-züglich zu beheben und seinen Auftrag,nämlich die Verbraucher vor unseriösenAnbietern zu schützen, nicht weiter zuvernachlässigen.

Als beispielhaft könnte hier dieInformationspolitik des BMVEL zumThema Ernährung, Gesundheit undÖkologische Landwirtschaft genanntwerden. Es wäre schon viel getan, wennwenigstens die Verantwortlichen ausdem Groß- und Einzelhandel gut infor-miert würden. Viele Produkte aus (ille-galem) Raubbau-Holz kämen so nichteinmal in die Regale, was durch dieReaktion einiger Unternehmen auf ent-sprechende Aktionen und Aufklärungs-arbeit von Pro REGENWALD und an-deren Umweltverbänden belegt wird(siehe Interview auf Seite 5).

Zusätzliche Informationen und aktuelleEntwicklungen können nachgelesenwerden auf: www.wald.org/was_tun.

Völlig nichts-sagendesZertifikat,wie sieüblicherweisevorgelegtwerden.

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Forstreform in Bayern

Wald in Bayern soll jetztbessere Holzfabrik werden Forstreform: Kurzsichtige Zahlenschieberei auf Kosten unserer Wälder

Die Bayerische Staatsregierung bereitetmit der geplanten Forstreform den Aus-verkauf des Staatswaldes vor. Im erstenSchritt soll die Bayerische Staats-forstverwaltung in eine Anstalt öffent-lichen Rechts umgewandelt werden.Diese soll den Wald, der dem Land Bay-ern gehört und somit Eigentum allerBürger ist, gewinnorientiert bewirt-schaften. Begründet wird dies mit derNotwendigkeit, Geld zu sparen. In Wirk-lichkeit werden aber nur die Kosten ver-lagert. Man will etwa eintausend Stel-len streichen und Kommunen sollen fürdie Betreuung ihrer Wälder viel mehrGeld bezahlen. Die Forstreform gefähr-det die vorbildliche Bewirtschaftung desöffentlichen Waldes und damit die Er-füllung seiner Gemeinwohlfunktionenwie den Schutz des Trinkwassers, Lärm-schutz, Hochwasserschutz, Erholung,den Schutz der Artenvielfalt und dieSchutzfähigkeit des Bergwaldes.

Gegen diese Pläne macht das überpar-teiliche Wald-Bündnis-Bayern mobil.Angeführt vom Bund Naturschutz inBayern beteiligen sich über 50 Verbändeund Kommunen am Volksbegehren 'AusLiebe zum Wald'. Pro REGENWALDunterstützt das Volksbegehren und ruftalle Wahlberechtigten in Bayern dazuauf, sich zwischen dem 16. und 29. No-vember 2004 in ihren Rathäusern oderMeldestellen für das Volksbegehren ein-zutragen.

Stoiber will das Rad mit Gewaltzurückdrehen

Wir müssen verhindern, dass in BayernZustände eingeführt werden wie wir sieaus einigen Entwicklungsländern ken-nen. Demokratie und Mitbestimmung

Gegen Privatisierung in Salami-taktikDie Staatsregierung will das BayerischeWaldgesetz ändern und läßt die Bürger-Innen über die Auswirkungen im Un-klaren. Der zuständige ForstministerJosef Miller bemüht sich zwar nachKräften, die Öffentlichkeit über die Fol-gen der Änderung zu beschwichtigen.Vorgesehen sei, den Staatswald weiter-hin in "öffentlich-rechtlicher Verantwor-tung" zu bewirtschaften. Das klingt gut,täuscht aber die Bürger. Denn die neueAnstalt öffentlichen Rechts, die "Baye-rische Staatsforsten" könnte in einemnächsten Schritt ohne weitere Änderungdes Waldgesetzes - also ohne Mitwir-kung und Kontrolle des Parlaments - ineine GmbH oder in eine Aktiengesell-schaft umgewandelt werden.

Das Volksbegehren fordert im Gegen-satz dazu, den Staatswald als Bürger-wald 'in seinem Flächenbestand in öf-fentlich-rechtlicher Trägerschaft' zu er-halten und somit eine Privatisierung undden Verkauf von Teilflächen zu verhin-dern bzw. zu minimieren.

Gemeinwohlfunktionen in Gefahr

Der Wald dient nicht nur der Produkti-on von Holz oder als Kulisse für dieTrophäenjagd. Er ist unersetzbar für dieErholung der Bürger, den Lärmschutz,er sorgt für sauberes Trinkwasser, fri-sche Luft, Schutz vor Hochwasser, La-winen und Erdrutschen und ist Lebens-

raum für den größten Teil der heimischenPflanzen- und Tierarten. Der volkswirt-schaftliche Wert all dieser Funktionenentspricht dem Vielfachen der Wert-schöpfung aus der Holznutzung in den

im Wald, die erst vor wenigen Jahrendurch das 'Waldprogramm Bayern' (sie-he News-Letter Nr.18) gefördert wur-den, werden mit der Forstreform end-gültig abgeschafft. Im WaldprogrammBayern hatten zahlreiche Interessen-gruppen aus Waldbesitz, Behörden,Forstsektor und Umweltverbänden überdie zukünftige Waldpolitik beraten.Kaum hatte die Staatsregierung ihre Ent-scheidung zur Zerschlagung der Staats-forstverwaltung getroffen, war dasWaldprogramm Bayern vom Tisch. ZurZeit dürfen die staatlichen Förster in derÖffentlichkeit nicht einmal mehr über dieForstreform sprechen - Maulkorberlasswie zu früheren Zeiten beim ThemaWaldsterben.

Was sich bei Regenwäldern als proble-matisch gezeigt hat, droht nach derForstreform auch dem bayerischenWald: die Reduzierung auf die Rolle alsHolzlieferant. Schon bisher kommt dieStaatsforstverwaltung ihrer Verpflich-tung, den Wald der Bürger vorbildlichund zur Erhaltung all seiner Funktionenzu bewirtschaften, nicht ausreichendnach. Dieser Trend würde sich verstär-ken. Um zum ausgeglichenen Haushaltbeizutragen, wurden beispielsweise inden vergangenen Jahren schon mehrHolz eingeschlagen und 30 Prozent desPersonals entlassen. Finanziell gebrachthat es wenig - dafür gibt es im Wald jetztnoch weniger alte Bäume.

Ein Erfolg des Volksbegehrens würdeden Bürgern die Chance erhalten, dassdie Waldbewirtschaftung nicht nur demDiktat unterworfen wird, möglichst vielaus der Holzernte zu erlösen. Erfolgver-sprechende Ansätze gibt es bereits.

Den Wäldern in Bayern droht Gefahr: Die Staatsregierung plant die Änderungder Forstgesetzes und eine massive Umstrukturierung der zuständigen Verwal-tung, kurz eine Forstreform. Reformen müssen nicht grundsätzlich schlechtsein. Doch was die Bayerische Staatsregierung in anderen Bereichen des öffent-lichen Lebens - wie der Sozialpolitik - vorgegeben hat, lässt Schlimmes ahnen.Ministerpräsident Stoiber scheint von einer letzten großen Vision geplagt zusein: als der Politiker in die Geschichte einzugehen, der einen ausgeglichenen Staats-haushalt wieder eingeführt hat. Diesem Ziel wird alles mögliche geopfert undjetzt soll es dem Wald an den Kragen gehen. Wir unterstellen dem Ministerprä-sidenten, dass er falsch rechnet und für seine Eitelkeit anderen, vor allen Dingenden Kommunen und privaten Waldbesitzern, zusätzliche Kosten aufbürdet. DemWald drohen wegen dieser sinnlosen Umverteilaktion massive Qualitätsverluste.

Wo der Wald fehlt oder geschwächt ist, werden mit hohem finanziellemAufwand Verbauungen angebracht. Sie müssen Schutzfunktionenübernehmen, die früher der Wald gratis bereitstellte.

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Forstreform in Bayern

rentabelsten Forstbetrieben. Eine Lei-stungsbilanz für die Bewirtschaftung des320.000 Hektar großen Staatswaldes inHessen ermittelte im Jahre 1994 einenjährlichen Gesamtnutzen von etwa 600Millionen Euro. Davon entfielen 19 Pro-zent allein auf den Wasserschutz, derWert der Holzproduktion machte nur 13Prozent des Gesamtwertes aus. Dem-nach kann die Stadt Wiesbaden durchdie Nutzung von qualitativ hochwerti-gem Trinkwasser aus dem Wald jährlich500.000 Euro einsparen, denn um so vielteurer ist die Aufbereitung der gleichenMenge Trinkwasser aus dem Rhein-Uferfiltrat.

Lässt Stoiber bewußt falschrechnen?

Überträgt man die Ergebnisse aus Hes-sen auf den 770.000 Hektar großenStaatswald in Bayern, läge der Gesamt-wert seiner Gemeinwohlleistungen beiüber 1,5 Milliarden Euro. Dem gegen-über stehen Einnahmen (und auch Aus-gaben) aus der Holzbewirtschaftung inHöhe von 238 Mio. Euro (1997), die dasforstliche Betriebsergebnis des Staats-waldes ausmachen. Der Staatswald, dervon der Staatsregierung als Zuschußbe-trieb dargestellt wird, ist in Wirklichkeiteines der - für die Gesellschaft - profi-tabelsten Geschäfte. Für Politiker, diedurch den Verkauf von Allgemeingutkurzfristig Haushaltslöcher stopfen(wollen), zählen solche Argumente nicht.

Im Widerspruch zum derzeitigenWaldgesetz agieren wollenDie geplante bevorzugte Ausrichtungauf die Holznutzung widerspricht denVorgaben des heutigen Waldgesetzes,nach dem der öffentliche Wald beson-ders vorbildlich zu bewirtschaften unddie Erfüllung aller Waldfunktionen zusichern ist. Um trotz niedriger HolzpreiseGewinne zu erwirtschaften, wird dasneue Unternehmen mehr Holz einschla-gen, wodurch vor allem die alten, wert-vollen Bäume bedroht sind.

Sollte die zukünftige 'Bayerische Staats-forsten' dann rote Zahlen schreiben, gibtes nur zwei Möglichkeiten: Entwederwird wie bisher der Staat (sprich: Steu-erzahler) zur Kasse gebeten, oder wert-volle Waldgebiete werden verkauft. In-teressenten aus Kreisen der Jägerschaftund Holzindustrie warten schon darauf.

Für die notdürftige Sicherung derGemeinwohlfunktionen wird der Steu-erzahler auch in Zukunft aufkommen,doch dürften dann die Fördergelder etwafür den Umbau von Fichtenplantagen inMischwälder nur noch fließen, wenngenug Geld in der Haushaltskasse ist.

Verlustreduzierung in der Staats-kasse auf Kosten der Kommunen

Im Körperschaftswald (Kommunal-,Kirchen- und Stiftungswald) stehen dieGemeinwohlfunktionen an erster Stelle.Zum Ausgleich dafür übernimmt derStaat bisher die Kosten für die Beratungzur Bewirtschaftung der Körperschafts-wälder unter 50 Hektar Fläche - das sollsich ändern. Auch die größeren Kom-munalwälder werden künftig mehr zahlenmüssen: Die staatliche Forstverwaltungwill die Bewirtschaftung dieser Wäldernur noch gegen volle Kostenübernahmeweiterführen. Was dann in der Bilanz der"Bayerischen Staatsforsten" als Einnah-me verbucht wird, geht zu Lasten derBürgerInnen der Gemeinden.

Der Fall der Gemeinde Aubstadt imLandkreis Rhön-Grabfeld zeigt, dasssolche Befürchtungen berechtigt sind:Bayerns Finanzminister Faltlhauserzwang die Forstverwaltung dazu, dieGebühr für die 'staatliche Beförsterung'des 60 Hektar großen Gemeindewaldesvon 250 Euro/Jahr auf 1.312 Euro/Jahrzu erhöhen! Forstminister Miller ver-deutlicht, worauf es der Staatsregierungankommt: 'Mit dem neuen Waldgesetzwird eindeutig die Eigenverantwortungder Kommunen gegenüber ihrem Eigen-tum gestärkt. Dabei bleibt die Pflicht zurvorbildlichen Bewirtschaftung selbst-verständlich erhalten.' Eigenverantwor-tung heißt künftig: Übernahme der Ko-sten.

Kein Wunder, daß immer mehr Kom-munen das Volksbegehren unterstützen.Beispiele sind Augsburg, Bad Staffel-stein, Fürth, Lohr, München undSchwabach.

Förster auf der Roten Liste?Beschämend für die Staatsregierung istauch die Äußerung von ForstministerMiller, er wolle "teure Bürokratie abbau-en". Seit 1993 wurden 30 Prozent derStellen in der Forstverwaltung "einge-spart". Damit müssen Bayerns Försterschon heute bundesweit die größten

Waldflächen beaufsichtigen. Trotzdemwill man weitere 15-20 Prozent des Per-sonals "sozialverträglich" einsparen. Die128 Forstämter sollen aufgelöst werdenund nur noch wenige Förster werdendann im Wald arbeiten. Geplant ist dieVernichtung von etwa 1.000 Arbeitsplät-zen. Sollte die Forstreform tatsächlichkommen, könnten Förster und Waldar-beiter zur bedrohten Spezies werden, dienur noch in Fernsehserien vorkommen.

Hobbyjagd zu Lasten von Waldund Bürger

In den Rechenspielen der Staatsregie-rung fehlt eine weitere wichtige Kenn-größe: Die Millionenschäden, die jähr-lich durch überhöhte Schalenwild-bestände (Rehe, Hirsche, Gemsen) ver-ursacht werden.

Vor allem der Umbau der sturman-fälligen Nadelholzplantagen in natur-nahe Mischwälder scheitert an den zuhohen Wilddichten: das Wild frißt mitVorliebe Laubbäume. Darum müssenteure Zäune gebaut und Laubbäume ein-zeln gepflanzt werden, was Unmengenan Geld kostet und die ohnehin klam-men Forstbetriebe in den Ruin treibt.

Schlimmer noch sind die Folgen imSchutzwald. Ist dieser durch Wildverbißund Luftschadstoffe geschädigt oder gar

zerstört, müssen seine Schutzfunktionendurch technische Bauten ersetzt werden.Stahlträger, Betonfundamente undDrahtgitter zieren so manchen Berghangin den Alpen, damit unten im Tal dieEinwohner und Urlauber sicher sind.Das kostet oft mehr als eine MillionEuro pro Hektar!

Mit der geplanten Änderung des Wald-gesetzes sollen die "sonstigen Belangeder Jagd" bei der Bewirtschaftung desWaldes berücksichtigt werden. Damit

GeIegentlich beschleunigt der Sturmwurf den Umbau, dochwer will diese Methode freiwillig flächendeckend einsetzen?

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Forstreform in Bayern

würden zum ersten Mal Jagdinteressenim Waldgesetz festgeschrieben. Gefähr-det wäre hierdurch nicht nur die kosten-günstige Erfüllung der Gemeinwohl-funktionen im Staatswald, sondern alleForstbetriebe, die mit noch höheren Pfle-gekosten und Verlusten beim Holz-verkauf belastet werden.

Über solche Kosten wird mit Rücksichtauf die Jagdlobby kaum berichtet. ProREGENWALD hat das Forstministeriumum Informationen zur Höhe der Wild-schäden gebeten - eine Antwort erhiel-ten wir nicht. In Bayern wird zu vielWild im Wald geduldet, damit passio-nierte Honoratioren und Trophäenjägernicht allzu lange auf dem Hochsitz frie-ren müssen, um Beute zu machen. DenSchaden tragen alle Waldbesitzer unddie Gesellschaft.

Stimmenkauf beim Waldbesitzer-verband

Unter der geplanten Forstreform werdenauch die Eigentümer von Kleinprivat-wald leiden. Nach einer kurzen Über-gangszeit verlieren auch sie die kosten-günstige und fachkundige Beratungdurch die staatlichen Förster. Weil die-se Forstreform für viel Unmut sorgte, hatdie Staatsregierung den Forst-wirtschaftlichen Vereinigungen für diekommenden zwei Jahre Zuschüsse inHöhe von je 2,2 Millionen Euro verspro-chen. Damit sollen sie die Beratung derprivaten Waldbesitzer bezahlen. Die Re-gierung hat auf diese Weise den Wider-stand der Vorsitzenden der Forst-wirtschaftlichen Vereinigungen gegendie Forstreform gebrochen. Stimmen-kauf zum Billigtarif - wobei noch offenist, ob das EU-Wirtschaftskommissariatdiese Subvention dulden würde.

Nur das Volksbegehren kann dasSchlimmste verhindern

Die angeführten Beispiele zeigen, dassdie Staatsregierung mit dem Wald derBürger umspringt, als wäre er Eigentumder Regierung. Die Bürger Bayerns ha-ben (noch) das Recht und die Pflicht,sich für den Schutz ihres Waldes einzu-setzen. Daneben ist es natürlich klar,dass jede vernünftige Möglichkeit zurEinsparung auch im Bürgerwald genutztwerden muss. Würden sämtliche Funk-tionen mit den anfallenden Kosten undEinnahmen seriös ermittelt und veröf-

fentlicht, bräuchten sich die Bürger über"Defizite" im Staatsforst nicht zu grä-men. Sie betragen selbst bei der man-gelhaften Bilanzierung, die derzeit nurden Holzwert berücksichigt, durch-schnittlich wenige Euro pro Hektar undJahr.

Perspektiven

Möglicherweise brauchen wir sogarmehr Förster, Waldarbeiter und Berufs-jäger um den notwendigen ökologischenUmbau unserer Wälder zu vollziehen.

Gerade der letzte 'Waldzustandsbericht'mit der bislang höchsten Schädigung hatgezeigt, wie sehr der Wald durch dieKlimaveränderung belastet wird. Des-halb ist es wichtiger denn je, naturnaheWälder zu fördern und damit auch ei-nen wertvollen Lebens- und Erholungs-raum für Menschen und viele Tier- undPflanzenarten.

Nur ein erfolgreiches Volksbegehren er-hält uns die Chance, eine objektve Ana-lyse des Zustandes und der Problemeunserer Wälder einzufordern. Dazu ge-hört eine Leistungsbilanz Wald, die denWert sämtlicher Gemeinwohlleistungendes Bürgerwaldes ermittelt, sowie dieErmittlung der Millionenschäden, diedurch die überhöhten Wildbestände amWald angerichtet werden. Für den Fall,

dass der Vergleichswert von 1,5 Milli-arden Euro pro Jahr ermittelt würde, lägeder Gewinn (abzüglich der Kosten) proHektar Wald bei fast 2.000 Euro proJahr. Ein profitableres Geschäft als dienaturnahe Waldnutzung gibt es kaum,und ganz nebenbei liefert der Wald auchnoch den wertvollen, nachwachsendenRohstoff Holz, durch dessen Verarbei-tung gerade im ländlichen Raum zusätz-liche Arbeitsplätze geschaffen und er-halten werden.

Machen auch Sie mit!Um die Forstreform zu verhindern, müs-sen mindestens 920.000 Wahlberechtigtein Bayern zwischen dem 16. und29.11.2004 das Volksbegehren unter-schreiben. Informieren Sie sich, gehenSie in Ihr Rathaus oder ihre Meldestelleund tragen Sie sich in die Listen ein. In-formieren Sie auch Familie, Freunde,Arbeits- und Vereinskollegen und wer-ben Sie für die Unterstützung des Volks-begehrens 'Aus Liebe zum Wald'. Es gehtauch um unser Trinkwasser, unsere sau-bere Luft, um unseren Wald! WeitereInfos: www.volksbegehren-wald.de

Der Bericht: 'Nutzen des Waldes für dieGesellschaft - Leistungen der Wald-bewirtschaftung in Hessen', (1995), 41Seiten, kann bei Pro REGENWALDbestellt werden (Schutzgebühr 5 EUR).

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News-Letter Nr. 21/22

Oktober 2004 - Doppelnummer www.pro-regenwald.org

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Kinderseite - Schulheft

Vor langer Zeit, da lebten in deutschenSchreibwarenläden noch große Populationen anRecyclingheften. Obwohl sie schon immer einbisschen belächelt wurden, hatten es dieseHefte geschafft, sich ihren Platz in denVerkaufsregalen zu erkämpfen. Denn obwohl siegrau und unscheinbar erschienen, hatten dieseHefte Qualitäten, von denen die Frischfaser-hefte nur träumen konnten.

Sämtliche Wälder waren auf ihrer Seite, dennanders als bei den Frischfaserheften musstebei der Geburt eines Recyclingheftes keineinziger Baum sterben. Auch alle Flüsse, Bäche,Seen und Meere dieser Welt unterstützen dieRecyclinghefte im Kampf um den Platz in denRegalen, denn die Recyclinghefte gingen vielsorgsamer mit ihnen um. Mit Entstehung jedesFrischfaserheftes wurden all diese Gewässermit 10x mehr Abwasser verschmutzt, als bei derHerstellung eines Recyclingheftes. Wenn esnach den Wäldern und Gewässern dieser Erdegegangen wäre, hätte es eigentlich gar keineSchulhefte geben müssen, aber sie waren schonfroh, dass mit Vermehrung der Gruppe derRecyclinghefte die Zerstörung der Naturzumindest ein wenig verlangsamt wurde.

So lebten die Recyclinghefte einige Jahregefahrlos in den Schreibwarengeschäften undPapierabteilungen und mit ihnen freute sich dieNatur über die wachsenden Zahl aus ihrenReihen, die verkauft wurden.

Die Frischfaserhefte dagegen bekamen esallmählich mit der Angst zu tun. Sie wussten,dass sie an der Abholzung immer größererWaldbestände auf der ganzen Welt schuldwaren. Ihnen war auch bewusst, dass sie deutlichmehr Energie und Wasser verbrauchten als dieRecyclinghefte. Und dennoch glaubten sie etwasBesseres zu sein: �Ist doch ganz klar, dass wirdie eigentlichen Herren der Verkaufsregale sind.Nur wir sind schließlich strahlend weiß.�

Solche und ähnliche Sätze konnte man hören,wenn man sein Ohr ganz dicht an dieFrischfaserhefte legte. �Wir müssen diesescheußlichen grauen Dinger endlich vertreiben!�Und bevor die Recyclinghefte etwasmitbekommen konnten, hatten sich dieFrischfaserhefte mit den Papierherstellern undder Holzindustrie zusammengetan undbeschlossen gemeinsam die Ausrottung allerRecyclinghefte.

Mit Sätzen wie �Die sind viel zu grau undhässlich! Auf denen kann man gar nichtschreiben� diskriminierten sie die armenRecyclinghefte. Sie gingen sogar so weit zubehaupteten: �Wir sind genauso umwelt-freundlich wie die Recyclinghefte!�

Die Wälder trauten ihren Ohren nicht,sämtliche Gewässer waren empört. Auch dieBöden und die Luft staunten über dieseFrechheit. Sie alle wussten, dass das nichtstimmte und verzweifelt fragten sie dieRecyclinghefte: �Was macht ihr falsch? Wiesokaufen euch die Menschen nicht mehr.�

Leider wussten die Recyclinghefte das auchnicht so genau. �Wahrscheinlich müssen wirschöner werden, damit uns die Menschen wiederwollen. Die Natur scheint ihnen ja egal zu sein.�Und so gaben sie sich die größte Mühe, besserauszusehen, sie wurden heller, ihre Oberflächewurde glatter, für ihre Umschläge verwendetensie nur noch die schönsten Motive. Aber fastniemand mehr sah das Ergebnis. Denn dieFrischfaserpapiere hatten es geschafft, fastalle Recyclingpapiere aus dem Schreibhandel zuvertreiben.

Als sich eines Herbsttages im Jahre 2004 einigeSchüler gemeinsam mit der UmweltorganisationPro REGENWALD auf die Suche nach denletzten verbliebenen Recyclingheften machten,wurden sie herb enttäuscht. In fast keinemGeschäft wurden sie fündig.

Und so nahmen sich die Schüler vor, denRecyclingheften zu helfen und beschlossen, keineinziges Frischfaserheft mehr zu kaufen.Zuerst mussten sie lange suchen, bis sie Heftefanden, die nicht aus Frischfasern bestanden,aber je häufiger sie danach fragten, um so mehrGeschäfte boten wieder Recyclinghefte an.Immer mehr Menschen hörten davon, dass nurdie Recyclinghefte die Umwelt schonen undverlangten nach diesen. Allmählich konnten siedann wieder in die Schreibwarenläden zurück-kehren und mit jedem verkauften Recyclingheftfreute sich die Natur ein bisschen.

Und wenn sie nicht gestorben sind, so werdendie Hefte noch heute recycelt....

Märchen vom Recycling-Heft

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Kinderseite - Schulheft

Auch wenn wir das Thema Recycling-Hefte in ein Märchen verpackt haben,die Aktion mit den Schülern fand wirk-lich statt. Vor Beginn des Schuljahres2004/2005 waren wir mit Schülern inGeschäften rund um die Münchner Fuß-gängerzone, in denen es Schulhefte zukaufen gibt. Und nur noch in einem gro-ßen Warenhaus haben wir das ganzeSortiment an Recyclingpapier gefunden.

Wie alle Märchen, so geht auch dasMärchen vom Recycling-Heft gut aus,aber wir, die wir in der Realität lebenwissen, dass Happyends sehr selten sind.

Schulklassenhier mitmachen

Und trotzdem hat es sich die 'Initiative2000plus' zur Aufgabe gemacht, diesesMärchen wahr werden zu lassen. Undwir glauben daran, dass sie es schaffenkönnen - mit eurer Hilfe!

Deswegen werden Schulklassen ge-sucht, die sich freiwillig verpflichten nurnoch Recyclingpapier zu verwenden.Jeder Klasse, die bei der Gemeinschafts-aktion „Wir setzen Zeichen - Schulenpro Recyclingpapier“ mitmacht, wirdeine Urkunde überreicht. Außerdemwerden alle diese Klassen auf derHomepage der Initiative 2000plus ver-öffentlicht. Bis jetzt beteiligen sichschon 963 Klassen in ganz Deutschlandan der Aktion.Wollt ihr die nächsten sein?

Denn je mehr Leute esgibt, die Recyclingheftefordern, um so eher keh-ren die Recyclingheftewieder in die Schreib-handlungen zurück. Alsomacht mit!

Weitere Informationen zudieser Aktion findet ihr aufder Internetseitehttp://papier.wald.org oderin dem hier dargestelltenInfoblatt 'Schulmateriaiennur aus Recyclingpapier',welches bei Pro REGEN-WALD bestellt werdenkann.

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News-Letter Nr. 21/22

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Kurz und bündig

Das Letzte

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ImpressumDER News-Letter WIRD IN

UNREGELMÄSSIGEN ABSTÄNDENHERAUSGEGEBEN. FÖRDER-

MITGLIEDER UND FREUNDINNENERHALTEN EIN EXEMPLAR.

Mitarbeit an dieser Ausgabe: HermannEdelmann, László Maráz, Verena

Stockmair. Julia Wick, Enrico Bischof,Sylvia Hamberger, Simone Hörner, u.a.

Kritik, Anregungen und Rückfragenbitte an:

Pro REGENWALDFrohschammerstr.14, 80807 MünchenTel: 089-359 8650, Fax 089-359 6622

e-mail: [email protected]://www.pro-regenwald.org

http://www.diewaldseite.de

Postbank MünchenKonto-Nr. 1490 70-800, BLZ 70010080

Bank für Sozialwirtschaft MünchenKonto-Nr. 8819 500, BLZ 700 205 00

Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit durch

eine Spende oder Fördermitgliedschaft

China: Turbo-Genbäume aufdem Vormarsch

Der Fortschritt macht auch vor denBäumen nicht Halt. Vor zwei Jahrenhat die Regierung Chinas den Anbaugentechnisch veränderter Bäume er-laubt. Seitdem wurden weit über eineMillion gentechnisch veränderte Pap-peln gepflanzt, die widerstandsfähiggegen Insektenbefall sein sollen.

Da niemand weiß, wo die Pappelngepflanzt wurden, ist die Wahrschein-lichkeit groß, dass sie sich mit natür-lichen Pappelarten kreuzen. Unge-achtet der Risiken und Folgen solcherunkontrollierten Großversuche arbei-ten Forstwissenschaftler in aller Weltan neuen Turbobäumen. Papier-konzerne sind vor allem an Bäumeninteressiert, deren Holz möglichst vielZellulosefasern und wenig Lignin(Holzstoff) enthalten soll.

Pro REGENWALD wird im neuenJahr ebenfalls zu dem Thema arbei-ten. Bisher können InteressentInnenihre Unterschrift unter ein Moratoriumgegen genveränderte Bäume setzen:http://elonmerkki.net/dyn/appeal//?lang=german

CITES: Ramin vom Aussterbenbedroht

Raminholz war noch vor einigen Jah-ren eines der häufigeren Tropen-hölzer, aus dem vor allem Fußboden-leisten, Bilderrahmen und Sauna-liegen hergestellt wurden. Wie 'nach-haltig' der Einschlag von Ramin-Bäumen ist, belegt seine Aufnahmein eine der höchsten Kategorien desWashingtoner Artenschutzab-kommens (CITES). Die Raminbäume,die vor allem auf der Insel Borneo inTorf-Regenwäldern vorkamen, stehenjetzt kurz vor ihrer Ausrottung. Dasgleiche Schicksal dürfte auch anderenBaumarten drohen - für die meistenwird eine spätere Aufnahme in dieRote Liste wohl zu spät kommen,denn auch sie können nur in intaktenRegenwäldern überleben.

FSC: Plantagen-Prinzip wirdüberarbeitet

Die Zertifizierung von Holzplantagenist eine der umstrittensten Aktivitätendes FSC. Knapp zwei Jahre nach ei-nem Beschluss der Mitgliederver-sammlung, das Prinzip 10 ('Planta-gen') zu überarbeiten, wurde das Zielin Angriff genommen.

In den letzten Jahren hatten sich Pro-teste der Be- und Anwohner industri-eller Holzplantagen vor allem in Bra-silien und Südafrika gehäuft. In Bra-silien sind durch die massive Ausdeh-nung der Eukalyptusplantagen Tau-sende von Siedlern und wertvolleÖkosysteme bedroht. In Südafrikawurden Hunderttausende Hektar na-türlicher und artenreicher Gras-savannen für die Anlage von Holz-plantagen zerstört. In beiden Ländernsind einige der PlantagenbetreiberFSC-zertifiziert: In Brasilien sind diesu.a. die Firmen Klabin und Plantar, inSüdafrika die Firmen Mondi undSappi.

Die Diskussion kann verfolgt werdenunter http://www.fsc.org/plantations/

Brasilien: Neue Indianergebieteund Sammlerreservate

Die Regierung Brasiliens sorgt hinund wieder auch für positive Nach-richten: Ende Oktober 2004 wurden14 Indianergebieten anerkannt. Die

neuen Indianergebiete liegen alle inAmazonien und umfassen eine Flächevon über 2,3 Millionen Hektar.

Anfang November wurden im Bun-desstaat Para zwei sogenannteSammlerreservate ausgewiesen, derenNutzung nun ausschließlich der örtli-chen Bevölkerung vorbehalten ist.Neben der Kautschukzapferei und demSammeln von Paranüssen gibt es einegroße Vielfalt an anderen Wald-produkten, deren Nutzung den Bewoh-nern einen erträglichen Lebensunter-halt sichert und den Regenwald weit-aus weniger belastet und besser erhält,als es selbst durch schonende Holz-wirtschaft möglich wäre. Die neuenSammlerreservate sind zusammenüber 2 Millionen Hektar groß. In denGebieten war es verstärkt zu Konflik-ten mit illegalen Landbesetzern undHolzfällern gekommen.

Gen-Soja: 30 Prozent höhererHerbizidverbrauch!

Umwelt- und Verbraucherschützerhatten es befürchtet: Beim Anbau vongentechnisch verändertem Soja wer-den nicht weniger, sondern mehrAgrargifte eingesetzt. Dabei hatten dieGen-Klempner des US-KonzernsMonsanto ihre neue Schöpfung mitdem Hinweis vermarktet, der Anbauvon Gen-Soja würde den Farmernwegen des geringeren Bedarfes vonAgrargiften wirtschaftliche Vorteilesichern.

Untersuchungen, die der Forscher Ri-chard Benbroock für das US-Land-wirtschaftsministerium durchführte,ergaben aber, daß nach nach anfängli-chen Einsparungen ab dem dritten Jahr30 Prozent mehr des Unkrautgiftes"Roundup" eingesetzt werden mußte.Die unerwünschten 'Unkräuter' ge-wöhnten sich nämlich überraschendschnell an die Chemikalie des Herstel-lers Monsanto, so daß der Einsatz im-mer größerer Mengen nötig ist. Damitdürften sich nicht nur die Kosten fürdie Farmer erhöhen, sondern auch derSchaden für die Umwelt!

Weitere aktuelle Infos gibt eslaufend auf unserer Internetseite:

http://www.pro-regenwald.de

Aus aller Welt

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Doppelnummer - Oktober 2004

News-Letter Nr. 21/22

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Interna

Kurze Blicke ins Büro

Doppelte Last tragen mussteCarmen (20) die im Märzals Quereinsteigerin eine derkurzfristig freigewordenenFÖJ-Stellen übernahm: Un-sere zweite Stelle mussteaufgrund begrenzter finanzi-eller Möglichkeiten unbe-

setzt bleiben. Kontakt mit Werbe-partnern pflegen, Infostände, Vorträ-ge in Schulen - und sich dabei auchnoch mit den PCs rumärgern, die ihrenorme Augen- und Kopfschmerzenbereiteten. Es blieb kaum Zeit, sich aufdie längere Australienreise vorzube-reiten um dort vielleicht noch einigeWochen echten Regenwald zu erleben.

Katharina (20) angehende Kultur-wirtin, kommt aus Rheinland Pfalz(Saumagen) und studiert in Passau.Während des Praktikums arbeitete siehauptsächlich zum Thema Webpagesund Recyclingpapier. Mit ihren fabel-haften Ideen trug sie zu einer Projekt-skizze für eine Recyclingpapier-Homepage bei und bastelte an Inhal-

ten für einen neuen Interne-tauftritt unserer Partner-organisation Arbofilia. Ihrkünstlerisches Talent setztesie ein, um durch ihreJonglierkünste jede MengeLeute an den Infostand zulocken und somit zahlreicheUnterschriften zu sammeln.

Der aus Dresden „zua-groaste“ SoziologiestudentEnrico (28) überzeugtedurch seinen großen Erfolgbei der Akquise von Werbe-partnern. Mit seiner Über-zeugungskraft und demDresdner Charme konnte ereine Reihe von Firmen über-

zeugen, auch etwas für Regenwald-projekte zu tun. Die Waldseite hatwährend seiner Mitarbeit enorm zu-gelegt. Zudem hat er in der Arbeits-gruppe für die Recyclingwebsite alskreativer Kopf an einigen Ideen mit-sponnen.

Verena (24) schafft es zwei Studien-gänge unter einen Hut zu bringen: siestudiert in Regensburg neben Grund-schullehramt auch Politik und Ge-

schichte. So hält sie sich zwei Optionenfür ihre spätere Berufswahl offen. Wäh-rend ihres Praktikums beschäftigte sichunsere rasende Reporterin mit dem The-ma Papier und wurde schon bald zurPapierexpertin ernannt. Des öfteren warsie allerdings zu schnell unterwegs (mitdem Radl), und wurde deshalb innerhalbkürzester Zeit dreimal von der Polizeiaufgehalten (was sehr zum Klatsch undTratsch im Büro beigetragen hat).Verenas Stimme konn-te man sogar in einemRadiobeitrag lauschen.Wobei ihr Interviewzum Thema Recyc-lingpapier nicht nurbei den Kleinen gutankam.

Unsere einzige echteMünchnerin studiert Politik, Spanischund Ethnologie und will so schnell wiemöglich quer durch Südamerika reisen.Julia (24) recherchierte zum Thema

Auswirkungen derErdölförderung aufMensch und Natur undbrachte ihr neues Wis-sen für ein geplantesInfoblatt aufs Papier.Sie war außerdemSchriftführerin unsererMontags-Plenen und

ist zum Ende der Praktikumzeit zurPapiergruppe hinzugestoßen, wo sie sichmit dem Thema Plantagen und Papier-konsum beschäftigt hat. In Zukunft willJulia ihren „grünen Daumen“ einsetzenund das Pro REGENWALD -Team tat-kräftig unterstützen.

Um ihre Zeit nach demAbitur sinnvoll zu ge-stalten und sich etwaszu orientieren, hat sichKathi (20) dazu ent-schlossen, sich für einJahr bei Pro REGEN-WALD als FÖJlerin zuengagieren. Neben denFÖJ-spezifischen Kleinjobs, wie Info-anfragen beantworten und Telefondienstübernehmen, fand sie eine inhaltlicheHeimat in der Papiergruppe, d.h. Proto-kolle bei Besprechungen anfertigen,Vorträge in Schulen halten und bei al-len möglichen Papierverbrauchern an-

fragen, wie sie es mit Recyclingpapierhalten.

Unser zweiter FÖJler, Moritz (19), warvon Anfang an der Mann für dasMedienlabor. Nach und nach mussteer sich zum Experten für PCshocharbeiten und gebrauchteTeile für das 'PCs für die Um-weltbewegung'-Projekt besor-gen und einbauen. Mit Kathi ge-meinsam kümmert er sich umdie Werbepartner für die Wald-seite. Seine große Leidenschaftist jedoch das Schachspielen undbestimmt wird er Hartmut schachmattsetzen - falls sie einmal Zeit dazu fin-den.

Im Oktober besuchte uns GuillermoÑaco Rosas, ein Koordinator derAsháninka Indianer aus Peru. Er warvon der Stadt München und der'Agendakoordination Eine Welt' einge-laden worden, um an der Jahrestagungdes Klima-Bündnis teilzu-nehmen. Die Tage in Mün-chen nutzte er zudem, um ineiner Reihe von Vorträgenüber die Situation seinesVolkes zu informieren. DieAsháninka wollen jetztwieder ihren traditionellenLebensraum im peruani-schen Amazonastiefland besiedeln, nach-dem sie wegen der Verfolgung durchdie Terrorgruppen des LeuchtendenPfades jahrelang auf der Flucht waren.

Die Landeshauptstadt München för-dert ein Projekt zur Wiederansiedlungder Asháninka im Rahmen ihrer Mit-gliedschaft im Klima-Bündnis. ProREGENWALD erarbeitet mit denProjektpartnern derzeit den dazugehö-rigen Projektantrag mit SchwerpunktFörderung der traditionellen, ökologi-schen Land- und Sammelwirtschaft inder betreffenden Region. Das Projektwar Gegenstand intensiver Gespräche.

Praktikas bei Pro REGENWALD:wer sich für Wälder und Menschen-rechte einsetzen bzw. das Innenlebeneiner Organisation kennenlernen will,und idealerweise mindestens 8 WochenZeit hat, ist willkommen uns im Rah-men eines Praktikums zu unterstützen.Anfragen an [email protected]

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News-Letter Nr. 21/22

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Geschenktipp: Mit neuen Bäumen Wald schenken Anteilscheine für die Wiederherstellung von artenreic hen Wäldern kaufen

Einfach mitmachen

Seit Jahren unterstützt Pro REGEN-WALD Baumpflanzprojekte. Bäumezu pflanzen und dadurch zur Rege-neration artenreicher Waldöko-systeme beizutragen, ist eine unsererAntworten auf die anhaltende Zerstö-rung und Monokulturisierung derglobalen Wälder. Unsere Partner wol-len ihre Aktivitäten nun verstärkenund mehr pflanzen. Deshalb habenwir uns bis zum Jahresende etwas vor-genommen: 7.000 Euro Spenden sol-len dafür zusammenkommen.

Zwei Trends setzen den Wäldern welt-weit zu: die Übernutzung oder Abhol-zung sowie die direkte Umwandlung inPlantagen mit dem Ziel, Papier, Sojaoder Palmöl zu gewinnen. Für die Öko-systeme, speziell die Artenvielfalt, sinddies einschneidende Veränderungen,wie am Beispiel Sumatra auf den Sei-ten 2 und 3 beschrieben wird. Auch dieMenschen, die in diesen zerstörten Re-gionen leben, leiden unter den veränder-ten Bedingungen. Ein intakter Wald lie-fert der Bevölkerung mehr als nur Holzoder Palmöl. Gegen diese frustrierendeDynamik sollen die von uns unterstütz-ten Baumpflanzprojekte Zeichen setzen.

In Costa Rica arbeiten wir seit Jahrenmit der Organisation Arbofilia zusam-men. Neuerdings wird in dem Land vielgepflanzt. Es gibt Zuschüsse vom Staatfür Aufforstungstätigkeiten, doch dieshat mittlerweile einen negativen Trendzur Folge: Investoren lassen Monokul-turen aus standortfremden Baumartenanlegen, meist Teak oder Gmelina. Sieschöpfen die Subventionen ab und ma-chen den ökologisch verträglich pflan-zenden Initiativen Konkurrenz, denn dasLand ist knapp und relativ teuer.

Bedrohte Baumarten erhalten ...Obwohl Costa Rica reich bewaldet (oderfür die Experten besser: bebaumt)scheint, sind immer mehr Baumarten

knapp oder gar bedroht. Das hat Folgen:Viele Tiere können in Plantagen nichtüberleben. Papageien (Macaws) zumBeispiel brauchen zum Nisten sehr alteund große Bäume mit wuchtigen Ästenund Höhlen. In Plantagen ohnehin, aberauch in holzwirtschaftlich genutztenWäldern fehlen diese Bäume und Baum-strukturen und mit ihnen natürlich dieMacaws.

Das Wissen über diese Zusammenhän-ge fehlt den Plantagenbetreibern, oderaber sie berücksichten es aus Kosten-gründen nicht.

... hat höheren Aufwand zur Folge

Anders Arbofilia: Hauptanliegen der Or-ganisation ist die Wiederherstellung in-takter Waldökosysteme und das geht ein-her mit der Notwendigkeit gerade auchseltene und vom Aussterben bedrohteArten zu fördern. Da kommt es vor, dassein Mitarbeiter zwei Stunden Fahrzeitauf sich nimmt, um bei einer weit ent-fernten Baumgruppe einige hundert Sa-men zu ernten. Von diesen schaffen dannetwa fünfzig als Setzling und Baum dieersten zwei Jahre zu überstehen.

In den letzten Jahren hat Arbofilia überzweihundert verschiedene Baumartengepflanzt. Ohne ein Bestimmungsbuch,wie sie manche Touristen mitbringen,erkennen die Mitarbeiter diese Artenschon als kleine Setzlinge. Ein Laie kannan den fünf, sechs sichtbaren Blättchenkaum einen Unterschied ausmachen.Über jede der Baumarten gibt es auchGeschichten zu erzählen, die bisher nurmündlich überliefert werden und nochnirgendwo aufgeschrieben sind.

Wissen verbreiten und Trendsdiskutieren

Das Wissen der Organisation wird anandere weitergegeben. Mehrmals jähr-lich lädt Arbofilia Koordinatoren ausverschiedenen Regionen zu Workshopsein. Da werden Beobachtungen ausge-tauscht und diskutiert: Welche Auswir-kungen wird der Klimawandel auf dieunterschiedlichen Waldzonen haben? Istdie längere Trockenzeit im letzten Jahrschon ein Zeichen für einen längerfri-stigen Trend? Wie sollen wir diesem mitder Planung unserer Projekte begegnen?

Wer gut pflanzt, hat höhere Kosten. Die-

sen Vergleich brauchen Organisationenwie Arbofilia mit den professionellenPlantagenbetreibern nicht anzutreten.Allein die Beschaffung der unterschied-lichen Samen und die Pflege bis zumBaumstadium erfordert einen wesentlichhöheren Aufwand, als die Anzucht iden-tischer Teaksprösslinge vom Fließband.

Mit den Kräften der Natur undSpenden

Arbofilia begegnet dem Problem mitFantasie und Experimentieren. Im kom-menden Jahr sollen einige Versuchs-flächen nur eingezäunt und größtenteilssich selbst überlassen werden. Das spartdie Kosten für die Pflanzung - und so-lange geeignete Mutterbäume in derNachbarschaft stehen, kommt der Waldvielleicht von selbst wieder. Arbofiliaist, ebenso wie andere Partner-organisationen, natürlich auf Spendenund Projektmittel angewiesen. Und da-bei sind wir von Pro REGENWALD mitall unseren Spendern eine große Hilfe.

Perspektiven fürs kommende Jahr

Entsprechend den zur Verfügung stehen-den Mitteln sollen im kommenden Jahrinsbesondere in Costa Rica und Brasili-en Pflanzungen gefördert werden. Wirwollen die unterschiedlichen Projekteauch nutzen, um Erfahrungen auszutau-schen und geeignete Methoden weiter-zuentwickeln. In einer ersten Etappesollen bis zum Jahresende 7.000 Eurogesammelt werden, im neuen Jahr wer-den rund 15.000 Euro angestrebt.

Alle können mitmachen

Für 21 Euro können Anteilscheine anden Baumpflanzprojekten gekauftwerden. Am einfachsten geht die Be-stellung über das Internet unterhttp://www.wald.org/projekte . Werkeinen Zugang hat, kann unter der089- 359 8650 telefonisch bestellen.Die Anteilscheine eignen sich als Ge-schenk und werden von Privatleutenebenso gekauft, wie von Firmen.

HauptarbeitbeimPflanzen istmeist, denPlatz fürdas neueBäumchenfreizulegen.