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Editorial Inhalt • Editorial • CO Erfahrung • CO LIGHTHOUSE • CO Forschung • CO Revue • CO Spezial • CO Öffentlichkeit Liebe Freunde von CrossingOver! Die vorliegende Ausgabe unseres Newsletters ist mit 15 Seiten eigentlich eine Doppelausgabe geworden – so viel ist in den letzten Wochen und Monaten geschehen. Ein, wenn nicht sogar, das Highlight des Cros- singOver-Jahres war die Milestone-Konferenz in Chicago vom 24. bis 26. Oktober. Wir hoffen, Ihnen mit den Artikeln von Mark Bersano und Bernhard Spielberg einige Eindrücke des Kongressgesche- hens mit seinem breiten Vortragsangebot aber auch vielen Freiräumen für persönliche Begeg- nungen zu verschaffen. Die Milestone-Konferenz war einerseits ein Abschied. INSPIRE, das mich seit den ersten Begegnungen 2006 immer wieder als eine kluge Form von Kirchenentwicklung zu beeindrucken vermochte, hat das Ende seiner Projektlaufzeit erreicht. Damit heißt es auch, Abschied von Mark Bersano zu nehmen, der als Nachfolger von Dan Gast mit sehr viel Herzblut und großem Engage- ment in besonderer Weise an der Vorbereitung der Konferenz beteiligt war. Die Milestone-Konferenz war jedoch zugleich ein Neustart. Mehrere Initiativen und Netzwerke entstehen, um die bereits gewonnenen Ergebnis- se auszuwerten und die Ziele von INSPIRE fort- zuführen, wie Mark Bersano in seinem Beitrag ausführlich schildert. Auch CrossingOver ist Teil dieser entstehenden Netzwerke, um in diesem Rahmen seine Aktivitä- ten weiter zu entfalten. Ein wichtiges Feld – die Forschung – konnte seit 2012 über die Vergabe von Stipendien, die Theologinnen und Theologen einen Aufenthalt in den USA von etwa einem Monat ermöglichen, ausgebaut werden. Auch 2014 können weitere Forschungsstipendien vergeben werden. www.crossingover.de 1 CROSSINGOVER. KIRCHE DER USA ERFAHREN, KIRCHE HIER NEU DENKEN. Newsletter 03/13 Die Erträge dieser ersten Forschungsreisen wollen wir auf einem Kolloquium zusammenfüh- ren. Dazu möchten wir Sie ganz herzlich einladen! Das Rahmenthema, die Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils, verspricht spannende Dis- kussionen, führt es doch direkt in zentrale Kon- fliktfelder unserer aktuellen Kirchensituation. Das Kolloquium bietet allerdings nicht nur Anlass zur Diskussion. Mit der Eröffnung des Zentrums für angewandte Pastoralforschung, zu dem wir Sie ebenfalls herzlich einladen möchten, gibt es einen Grund zum Feiern. Ich hoffe daher sehr, Sie am 20. Februar in Bochum begrüßen zu dürfen. Ihnen eine gesegnete Weihnachtszeit und einen guten Rutsch. Andreas Henkelmann

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Page 1: Newsletter - Crossing Over · che gepackt. Dieses Mal flog ich nach Texas. Dort besuchte ich das Seelsorgeamt der Erzdiözese Galveston-Houston. Ein „Letter of Reference“ meines

EditorialInhalt• Editorial• CO Erfahrung• CO LIGHTHOUSE• CO Forschung• CO Revue• CO Spezial• CO Öffentlichkeit

Liebe Freunde von CrossingOver!

Die vorliegende Ausgabe unseres Newsletters

ist mit 15 Seiten eigentlich eine Doppelausgabe

geworden – so viel ist in den letzten Wochen und

Monaten geschehen.

Ein, wenn nicht sogar, das Highlight des Cros-

singOver-Jahres war die Milestone-Konferenz in

Chicago vom 24. bis 26. Oktober. Wir hoffen, Ihnen

mit den Artikeln von Mark Bersano und Bernhard

Spielberg einige Eindrücke des Kongressgesche-

hens mit seinem breiten Vortragsangebot aber

auch vielen Freiräumen für persönliche Begeg-

nungen zu verschaffen.

Die Milestone-Konferenz war einerseits ein

Abschied. INSPIRE, das mich seit den ersten

Begegnungen 2006 immer wieder als eine kluge

Form von Kirchenentwicklung zu beeindrucken

vermochte, hat das Ende seiner Projektlaufzeit

erreicht. Damit heißt es auch, Abschied von Mark

Bersano zu nehmen, der als Nachfolger von Dan

Gast mit sehr viel Herzblut und großem Engage-

ment in besonderer Weise an der Vorbereitung

der Konferenz beteiligt war.

Die Milestone-Konferenz war jedoch zugleich

ein Neustart. Mehrere Initiativen und Netzwerke

entstehen, um die bereits gewonnenen Ergebnis-

se auszuwerten und die Ziele von INSPIRE fort-

zuführen, wie Mark Bersano in seinem Beitrag

ausführlich schildert.

Auch CrossingOver ist Teil dieser entstehenden

Netzwerke, um in diesem Rahmen seine Aktivitä-

ten weiter zu entfalten.

Ein wichtiges Feld – die Forschung – konnte

seit 2012 über die Vergabe von Stipendien, die

Theologinnen und Theologen einen Aufenthalt

in den USA von etwa einem Monat ermöglichen,

ausgebaut werden. Auch 2014 können weitere

Forschungsstipendien vergeben werden.

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CROSSINGOVER.

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ERFAHREN, KIRCHE

HIER NEU DENKEN.

Newsletter03/13

Die Erträge dieser ersten Forschungsreisen

wollen wir auf einem Kolloquium zusammenfüh-

ren. Dazu möchten wir Sie ganz herzlich einladen!

Das Rahmenthema, die Rezeption des Zweiten

Vatikanischen Konzils, verspricht spannende Dis-

kussionen, führt es doch direkt in zentrale Kon-

fliktfelder unserer aktuellen Kirchensituation.

Das Kolloquium bietet allerdings nicht nur Anlass

zur Diskussion. Mit der Eröffnung des Zentrums

für angewandte Pastoralforschung, zu dem wir

Sie ebenfalls herzlich einladen möchten, gibt es

einen Grund zum Feiern. Ich hoffe daher sehr, Sie

am 20. Februar in Bochum begrüßen zu dürfen.

Ihnen eine gesegnete Weihnachtszeit und einen

guten Rutsch.

Andreas Henkelmann

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Auf den Spuren von Augustus Tolton - Ein Pilgerbericht -

von Martin Kalff

In der Diözese Kön besteht die Möglichkeit,

nach 15 Jahren als Seelsorgerin oder Seel-

sorger für etwa einen Monat Kirche in einem

anderen Teil der Welt zu begegnen und dort in ei-

ner kirchlichen Einrichtung zu leben.

(Diese Zeit muss selbst finanziert werden, das

Gehalt wird aber weiter gezahlt)

Nach Kontaktaufnahme mit CrossingOver ergab

sich für mich die Gelegenheit diese Zeit in der

Pfarrei St. Benedict im Norden Chicagos zu ver-

bringen.

Während dieses Aufenthalts war ich auf eine

zweitägige Bustour afroamerikanischer Katho-

liken aufmerksam geworden. Es war eine Pil-

gerfahrt auf den Spuren des ersten afroameri-

kanischen Priesters in der Geschichte der USA,

Augustus Tolton (1854 - 1897). Er wurde 1886 zum

Priester geweiht und war der erste (!) schwar-

ze Priester in den USA. Die Diözese Chicago hat

inzwischen den Seligsprechungsprozess für ihn

eingeleitet.

An der Bustour nehmen 35 Personen teil, davon

30 Pilger afroamerikanischen Ursprungs.

Geleitet wird die Fahrt von

Weihbischof Perry und Dr.

Vanessa White, „Assistant

Professor of Spirituality

and Director of the Augus-

tus Tolton Pastoral Ministry

Program“.

Für mich wird die Bus-

tour einer der Höhepunkte

meiner Zeit in Chicago und

ich werde sehr freundlich

aufgenommen. Während

der Busfahrten werde ich

von der Lebensfreude der

schwarzen Katholiken an-

gesteckt, die immer wieder

Gospels singen.

Wenn gebetet wird,

spricht nicht nur einer, sondern andere antwor-

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Co Erfahrung

ten, stimmen zu oder ergänzen sich gegenseitig.

Erste Station ist Quincy am Mississippi, wo wir

am Abend das Grab von Augustus Tolton auf dem

St. Peter Cemetery besuchen und dort gemein-

sam das Abendgebet beten.

Anschließend geht es zur Übernachtung in un-

ser Hotel.

Am nächsten Morgen fahren wir zur St. Peter’s

Church in Brush Creek, wo Tolton getauft wurde.

Auf seiner Taufurkunde stehen nicht die Namen

der Eltern, sondern der Name des Sklavenbesit-

zers. Weihbischof Perry berichtet von Erinnerun-

gen seiner Großmutter, dass die Sklaven immer

eigene gesonderte Bereiche in den Kirchen hat-

ten, meist auf der Empore, damit sie nicht gese-

hen wurden.

Jetzt fahren wir an den Mississippi. Die Mutter

von Augustus Tolton flüchtete mit ihren drei klei-

nen Kindern in einem Boot von Missouri über den

Mississippi nach Illinois, weil hier die Sklaven

schon frei waren. Toltons Vater starb im Bürger-

krieg. Wie schlimm muss eine Situation sein, dass

eine Mutter mit drei kleinen Kindern in einem

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Zur Person

Martin Kalff, Pastoralreferent in der Erzdiözese Köln. Seit 2012 in der Pfarrei St. Anna, Ratingen tätig.

Info

Die Pilgergruppe vor der Taufkapelle Tolton´s. Foto: M. Kalff

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CO ERFAHRUNGBoot über einen großen Fluss flüchtet, denke ich

mir.

Am Mississippi erzählt eine 94jährige Teilneh-

merin aus ihrem Leben. Anschließen fängt sie an

zu tanzen, singt und alle fallen mit ein.

Mich hat diese Verbindung von zum Teil schwe-

rer Lebenserfahrung, Spiritualität und Lebens-

freude sehr beeindruckt.

Nachmittags besuchen wir noch in Quincy die

St. Peter‘s Church, wo Tolton die Erstkommunion

empfing, und die Universität, an der er studierte.

Da kein Priesterseminar in den USA bereit war,

Tolton aufzunehmen, wurde er in ein Seminar in

Rom aufgenommen und am 24. April 1886 in der

Lateranbasilika zum Priester geweiht.

Die ursprüngliche Idee war gewesen, ihn dann

als Missionar nach Afrika zu senden. Einen Tag

vor der Priesterweihe erfuhr er jedoch, dass er

als Priester für afroamerikanische Katholiken in

die USA zurückkehren könne.

Von 1886 bis 1889 war er unter Schwierigkeiten

in Quincy tätig, dann bis zu seinem Tod 1897 in der

Diözese Chicago an der Kirche St. Monica, einer

Pfarrei für Afroamerikaner.

Als wir am späten Abend wieder in Chicago ein-

treffen, geht eine Fahrt mit vielen Begegnungen,

Eindrücken und Erlebnissen zu Ende. Über die

Menschen ist mir auch die Geschichte der afro-

amerikanischen Christen nahe gekommen.

Wir verabreden uns alle zu einer möglichen Feier

der Seligsprechung von Augustus Tolton in Chica-

go.

Diese Seligsprechung – das ist mir bei der Fahrt

deutlich geworden – wäre nicht nur die Würdi-

gung eines persönlichen Lebensweges. Sie wäre

auch Ausdruck der Hochachtung vor einem ganz

wichtigen Teil der Geschichte der US-amerikani-

schen Kirche.

CROSSINGOVER.

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Durch den anderen sich selbst besser verste-hen – Pastoraltheologische Wahrnehmungen

von Philipp Müller

Bricht jemand in einen anderen Lebens-

kontext auf und lässt sich dort auf neue

Menschen ein, dann erscheint manches

bis dahin so Selbstverständliche gar nicht mehr

so selbstverständlich; sowohl die Stärken als

auch die „blinden Flecken“ des eigenen Lebens-

kontextes treten deutlicher ins Bewusstsein. Von

dieser Dynamik lebt das Projekt CrossingOver, in

dessen Rahmen ich im September 2013 für drei

Wochen die Pastoral in der Erzdiözese Chicago

kennenlernen durfte.

Untergebracht war ich im Pfarrhaus, der „rec-

tory“ von Glenview, 30 km nördlich von Chicago.

Pastor dieser Gemeinde ist Tom Hickey, der zu-

vor in Chicago, St. Clement, als Pfarrer gewirkt

hatte. Durch die Möglichkeit, dort wohnen und

von diesem „Stützpunkt“ aus viele Gespräche

mit Verantwortlichen aus Kirche und Universität

führen zu können, schärfte sich mein Blick für

die pastorale Situation in Deutschland wieder

neu. Vieles ist bei uns nicht so selbstverständlich,

wie man manchmal meinen könnte – über die

Kirchensteuer oder den Religionsunterricht an

staatlichen Schulen hinaus. Und manches, was in

Deutschland zurzeit kräftig hinterfragt wird, ist in

den USA selbstverständliche Praxis. Um nur drei

Beispiele zu nennen:

* Christliche Gemeinden werben in den

USA um Mitglieder. In Großstädten kon-

kurrieren auch katholische Gemeinden miteinan-

der. Aber Konkurrenz belebt auch das Geschäft:

Die Qualitätssicherung in der Pastoral etwa

durch Evaluierungen gehört selbst-

verständlich dazu. Wie würden

deutsche Pfarrer und ihre

Mitarbeiter reagie-

ren, wenn sie

Info

Zur Person

Dr. Philipp Müller, seit 2011 Professor für Pastoraltheologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und CO-Forschungsstipendiat im Herbst 2013.

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„Fostering a Spirituality of Communion“ - Pastoralplanung im Erzbistum Galveston-Houston

von Thomas Stühlmeyer

Nachdem ich 2008 mit CrossingOver in Chi-

cago sein durfte, hatte mich erneut das

Interesse für die US-amerikanische Kir-

che gepackt. Dieses Mal flog ich nach Texas. Dort

besuchte ich das Seelsorgeamt der Erzdiözese

Galveston-Houston. Ein „Letter of Reference“

meines Osnabrücker Heimatbischofes Franz-

Josef Bode hatte mir die Tür geöffnet. Ich wurde

gastfreundlich aufgenommen. Insbesondere der

Leiter des Seelsorgeamtes, Jim Barrett, schaff-

te eine Atmosphäre des Willkommenseins. Er

vermittelte Gespräche mit Abteilungsleiter/in-

nen, nahm sich Zeit, war interessiert an meinen

Erfahrungen und Eindrücken. Am Ende meiner

Besuchszeit gingen wir freundschaftlich und mit

wechselseitigen Einladungen auseinander.

Was hatte mich in das Seelsorgeamt des Erz-

bistums Galveston-Houston geführt? Fragen, die

mich immer wieder beschäftigen: Pastorale Pla-

nung, Katechese, Erwachsenenkatechumenat

(RCIA), Stewardship etc. Insbesondere interes-

sierte mich der dortige diözesanweite Pastoral-

plan unter dem Leitwort „Fostering a Spirituality

of Communion“ (vgl. www.archgh.org/pastoral-

plan).

Kardinal DiNardo hatte vor wenigen Jahren

angeregt, einen Pastoralplan für das Erzbistum

zu entwickeln. Die Region, in der das Erzbistum

Galveston-Houston, liegt, wird in den nächsten

20 Jahren voraussichtlich von ca. 6 auf über 8 Mil-

lionen Einwohner anwachsen. Die Anzahl der Ka-

tholiken wird im gleichen Zeitraum von ca. 2 auf

ca. 3 Millionen ansteigen. Die Anzahl der Priester,

die in den Pfarreien Dienst tun, wird nach vorlie-

genden Schätzungen bis zum Jahr 2030 je-

doch leicht sinken (von 242 auf 223).

Wie kann ein pastoraler Plan für

die Zukunft aussehen?

Zunächst, so er-

zählte Jim

Barrett ,

Info

regelmäßig durch die Gemeindeglieder evaluiert

werden würden?

* Aus pastoraltheologischer Perspektive

wird der Stellenwert der Gemeinde-

pastoral deutlich zugunsten anderer christlicher

Sozialformen relativiert. In den USA hingegen

kommt der Gemeindepastoral quasi eine Mono-

polstellung zu – und das über die Konfessions-

grenzen hinweg.

* Christliche Gemeinden in den USA tun

einiges dafür, dass sich die Mitglieder

emotio-nal mit ihrer Gemeinde identifizieren

und untereinander ein Verbundenheitsgefühl

besteht. Könnte die „Koinonia“ in der deutschen

Pastoral stärker berücksichtigt werden, ohne zu

einem aufgesetztem Miteinander oder einer Art

Vereinsmeierei kommt?

Zwar kann es nicht darum gehen, die US-ame-

rikanische Kirche idealisieren und die deutsche

Kirche amerikanisieren zu wollen. Doch hat sich

mir durch den Forschungsaufenthalt gezeigt, wie

lebendig und kraftvoll das kirchliche Leben im

Erzbistum Chicago ist. Es bietet ein rei-ches Ins-

pirations- und vielleicht auch Innovationspoten-

tial für die Kirche in Deutschland.

Zur Person

Thomas Stühlmeyer, seit 2013 Pfarrer in Spelle im Bistum Osnabrück. Teilnehmer am CO Erfah-rungsprogramm im Jahr 2008.

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CO ERFAHRUNG

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CO LIGHTHOUSEAachener Gründertraining für SeelsorgerInnen

von Florian Sobetzko

„Today I met a guy who started a new

church two weeks ago“ sagte ich an

einem Abend im Herbst 2009 zu Fa-

ther Steve Bauer in St. Alphonsus Chicago, und

grinsend erwiderte er: „Cool, we did that two

thousand years ago!“ – die Begegnung jenes

Tages mit Chris Coon, dem Gründer der metho-

distischen Urban Village Church Chicago war

tatsächlich einer der stärksten Impulse meiner

CrossingOver-Erfahrung. Ich war fasziniert von

den Gesprächen mit Churchplantern, die mir von

ihren church starts (Gemeindegründungen) er-

zählten: eine urbane Dorfkirche für Menschen,

die sich „burned or bored by religion in the past“

fühlen, eine HipHop-Kirche, in der die Predigt ge-

rappt und die Lesung zu Worshipmusik getanzt

wird, eine LGBT-Gemeinde im Center on Halsted

mit Pfarrbüro im angemieteten Großraumbüro-

Cubicle – der Schreibtisch des Pastors nur durch

eine schulterhohe Wand getrennt von den Ar-

beitsplätzen von Sportvereinen, Non-Pro-

fit-Organisationen und kleinen Start-

Up-Companies.

Mit dieser Faszination

kehrte ich nach Aa-

chen zurück

und traf

Info

Zur Person

Florian Sobetzko, Referent für Innovations-prozesse und Perso-nalentwicklung in der Hauptabteilung Pasto-ralpersonal im Bistum Aachen.

wünschte sich der Erzbischof eine schnelle Vor-

bereitung und einen schnell durchgeführten Pro-

zess. Doch dafür reichten die Ressourcen selbst

in dem beachtlich großen Seelsorgeamt nicht

aus. Außerdem sollte der pastorale Plan die Pfar-

reien beteiligen. Partizipation sollte eine wesent-

liche Rolle spielen.

So wurden zunächst gründliche demographi-

schen Erkundungen durchgeführt. In wiederhol-

ten Konsultationen wurden die verschiedenen

Räte des Erzbistums involviert. Im Jahr 2011

wurden „listening sessions“ an verschiedenen

Orten des Erzbistums durchgeführt. Fragebögen

wurden in die Pfarreien gesandt und Pfarrge-

meinderäte befragt. Insgesamt beteiligten sich

rund 7.000 Menschen: junge und ältere, Men-

schen unterschiedlicher kultureller Herkunft,

Gemeindemitglieder, Priester, Diakone und pas-

torale Mitarbeiter/innen. Ein repräsentativer

Querschnitt wurde mehr als ausreichend er-

reicht. Alle Anhörungen und Befragungen wurden

mit einer wertschätzenden Haltung durchgeführt

(vgl. Susan Star und Sue Annis Hammond: Appre-

ciative Inquiry in the Catholic Church, Thin Book

Publishing 2009).

Neun Schlüsselbereiche, in denen sich das Erz-

bistum in Zukunft entwickeln soll, wurden aus

allen Rückmeldungen herausgeschält. Als Vision

für den Pastoralplan wurde in einem geistlichen

Prozess das Leitwort „Fostering a Spirituality of

Communion“ (vgl. Papst Johannes Paul II: Aposto-

lisches Schreiben Novo Millennio Ineunte, 2000,

Nr. 43) gefunden.

Anfang 2012 wurden drei „Pathways“ für die zu-

künftige Entwicklung des Erzbistums im Sinne

einer Spiritualität der Gemeinschaft formuliert:

Live our Faith, Share our Faith, Nurture our faith.

In Regionaltreffen Ende 2012 wurden die Er-

gebnisse rückgekoppelt mit den Pfarreien. Ab

dann begannen die Pfarreien eigene Ziele zu for-

mulieren, wie sie ganz konkret die Ziele der drei

„Pathways“ aufgreifen wollen. Seit dem Frühjahr

2013 beginnt eine steigende Zahl von Pfarreien

– ausgehend von ihren Stärken und Schwer-

punkten – die eigenen pastoralen Pläne mit dem

Gesamtplan des Erzbistums zu verbinden und

umzusetzen.

Mich hat bewegt, wie dieser Pastoralplan als

geistlicher, kommunikativer und partizipativer

Prozess zwischen der Ebene des Erzbistums und

der Ebene der Pfarreien entworfen wurde und

sich nun entfaltet.

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bald in Hildesheim auf ein ökumenisches Netz-

werk aufbruchbereiter Christen, die sich mit

„Fresh Expressions of Church“ in der anglika-

nischen Kirche befassten und schon längst am

Thema Gemeindepflanzung arbeiteten – was

für eine Fügung! Unvergessen die Sequenz: „Wir

brauchen mehr Verrückte“ (Volker Roschke, AMD

Berlin) „…stimmt Herr Roschke, aber wir brau-

chen auch Leute, die mit den Verückten zusam-

menarbeiten können“ (Medart Kehl SJ, St. Geor-

gen).

Fügung muss es auch gewesen sein, dass in Aa-

chen gerade die Wiederaufnahme der durch die

Bistumskrise gestoppten Berufseinführung von

Pastoral- und GemeindereferentInnen vorbe-

reitet wurde: der Vorschlag, nachhaltig daran zu

arbeiten, dass die SeelsorgerInnen der Zukunft

nicht nur bestehendes verwalten können, son-

dern Gründerkompetenzen brauchen, um neues

aufzubauen, dieser Vorschlag wurde sogleich

umgesetzt: unter gemeinsamer Federführung

mit Michael Richardy (Crossingover 2006) ent-

wickelten wir das „Aachener Gründertraining für

SeelsorgerInnen“, das 20012/13 erstmals durch-

geführt wurde:

Eröffnet in einer großen Tagung mit Präsentati-

onen von Christian Hennecke („Gott gründet Kir-

che“), Christian Coon („Die Gründung der Urban

Village Church“) und Matthias Sellmann („Ler-

nen von der Kirche in den USA“) startete gleich

anschließend die kleinere interdiözesane Kurs-

gruppe aus PastoralassistentInnen, Priestern

und einer Referentin für Schulseelsorge in ein

insgesamt neutägiges Kursprogramm mit Ele-

menten wie Spiritualität und Theologie des Grün-

dens, Projektbesuchen bei Gründungsprojekten,

Businessplanerstellung für TheologInnen, Open

Innovation, Leadership und Innovationskultur,

Teamarbeit in der Cloud, Persönlichkeitstypen-

tests, Qualitätsmanagement, Kundenpfadanaly-

se, Grundlagen des Marketing, Logoentwicklung

und Zusammenarbeit mit Werbeagenturen.

Mit Hilfe von Lighthouse war es uns möglich,

das ganze nicht nur theoretisch und in Plan-

spielen zu unterrichten, sondern Anreize für

Projektgründungen zu geben: Ein Pastoralassis-

tent etablierte unter einem großen Marktschirm

auf dem Wochenmarkt seiner niederrheinischen

Kleinstadt einen Begegnungsort, an dem seit-

her regelmäßig zur besten Marktzeit unter-

schiedlichste Kirchenvertreter mit Kunden und

Marktbestellern auf einen Kaffee ins Gespräch

kommen. Eine Pastoralassistentin ging mit Eh-

renamtlichen auf die Reise nach Finnland und

sammelte wahrhaft exotische (bzw. nordische)

Lernerfahrungen mit Kirche für Heavy Metal Fans

(„Metallimessu“): hier werden Melodien aus dem

Gotteslob mit schwerer E-Gitarren-Bewaffnung

dargeboten, der tätowierte Pastor tanzt, die Lek-

toren und Kirchenmusiker „headbangen“ mit lan-

gen Mähnen. Die aufstrebende Kollegin begann

mit Lighthouse-Hilfe, ihre klassische Gitarren-

ausbildung zur Heavy-Metal-Gitarristin umzu-

biegen – seit Herbst 2013 engagiert sie sich als

Jugendseelsorgerin, im Krefelder Osten das Feld

für die Metalseelsorge zu entwickeln.

Das Aachener Gründertraining für Seelsorger

und Seelsorgerinnen wird nach seinem ersten

Durchlauf derzeit analysiert und soll als modu-

larisiertes Kursprogramm für Berufseinsteiger

und Profis zum festen Bestandteil von Personal-

formierung und -entwicklung in Aachen werden

– am liebsten auch weiterhin ökumenisch, inter-

national und interdiözesan: es gibt so vieles, das

wir von einander lernen können.

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CO ForschungWie funktioniert eigentlich Bistumsleitung in

den USA?

von Rosel Oehmen-Vieregge

Mit dieser Frage im Gepäck habe ich das

CrossingOver-Team zur >> MILESTONE

Conference (24.-26. Oktober 2013)

nach Chicago begleitet. Viele Informationen, Do-

kumente und wissenschaftliche Beiträge lassen

sich über das Internet gewinnen, aber meine

Reise in die USA hat einmal mehr gezeigt, dass

der persönliche Kontakt und der fachliche Aus-

tausch im Gespräch von ganz besonderem Wert

und weiterführend sind. Es war ein gelungener

Auftakt zu meinem international vergleichenden

Forschungsprojekt, das sich mit diözesanen Lei-

tungsstrukturen aus kirchenhistorischer und kir-

chenrechtlicher Perspektive befasst.

Wie zentral die Frage der Bistumsleitung in der

katholischen Kirche in den USA ist, geht aus den

Forschungsberichten hervor, die ich nach der

Konferenz von Mary L. Gautier von CARA (Center

for Applied Research in the Apostolate an der

Georgetown University) und Michael J. Brough

von der Institution National Leadership Round-

table on Church Management (Washington DC)

erhalten habe. Bereits seit den 1950er Jahren

werden hohe Erwartungen an eine effektiv arbei-

tende und gut funktionierende Diözesanleitung

gestellt, die vor allem mit pastoral service pro-

grams den pastoralen Dienst in den Gemeinden

und in anderen Seelsorgefeldern unterstützen

soll. Francis K. Scheets führt diese Erwartungs-

haltung auf das nach dem Zweiten Weltkrieg

steigende Bildungsniveau und das entsprechend

wachsende Einkommen in der katholischen Be-

völkerung zurück (Francis K. Scheets, A Sketch of

American Diocesan Organization 1900-1978, Wa-

shington DC 1980).

Von Weihbischof Francis J. Kane, dem amtie-

renden Generalvikar des Erzbistums Chicago,

erfahre ich, dass auch das Zweite Vatikanische

Konzil einen großen Einfluss auf die Ausweitung

der Diözesanadministrationen in den USA ge-

nommen hat. Er zeigt mir das aktuelle Organi-

gramm, das die diözesanen Leitungsstrukturen

des Erzbistums Chicago abbildet und deutet auf

das Department Financial Services, das von ei-

ner Frau geleitet wird. Eine der wichtigsten Per-

sonen in der Diözesanverwaltung, sagt er mit ei-

nem Lächeln. Es ist schon erstaunlich, wie viele

Frauen – women religious und ‚lay‘ women – in

US-amerikanischen Diözesen als chancellor, vi-

car religious, tribunal judge, tribunal director, fi-

nance director und director of Catholic Charities

tätig sind. Eine von der Leadership Conference of

Women Religious (LCWR) in Auftrag gegebene und

2001 publizierte Studie (Women and Jurisdiction.

An Unfolding Reality) hat sich mit dieser Per-

sonalentwicklung eingehend befasst.

Aber auch hier wird mit Blick

auf die Theologien und

Ekklesiologien des

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GOVER.

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Zur Person

Dr. Rosel Oehmen-Vieregge,Wiss. Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kirchenge-schichte des Mittelalters und der Neuzeit, Ruhr-Universität Bochum; Foto: Carolin Hanke

Info

Street Art „Cultural diversity“Foto: R. Oehmen-Vieregge

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CO Forschung

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Zweiten Vatikanischen Konzils festgestellt, dass

die vor allem im Kirchenrecht so kontrovers dis-

kutierte Frage, in welcher Weise Laien an der

kirchlichen Leitungsvollmacht teilhaben können,

nach wie vor ungelöst ist.

Einen Tag vor meiner Abreise habe ich die Ge-

legenheit, mit einer der Pionierinnen zu spre-

chen, die ihren Weg an die Spitze der Personal-

abteilung der Erzdiözese Chicago gemacht hat.

Bei einem üppigen amerikanischen Frühstück

erzählt mir Carol Fowler, ehemalige Direktorin

des Department Personnel Services, welche Auf-

gabengebiete ihr anvertraut waren, welche Ent-

wicklungen die Bistumsverwaltung in den letzten

Jahrzehnten genommen und welche guten bzw.

weniger guten Erfahrungen sie in dieser verant-

wortungsvollen Position gemacht hat. Wir disku-

tieren über verschiedene Verwaltungsmodelle,

und ich frage Carol, ob sich lay ecclesial ministry

auch auf Dienste in der Diözesanverwaltung be-

zieht. Sie erklärt mir, dass im Erzbistum Chicago

mit lay ecclesial ministry ausschließlich Diens-

te in der Gemeinde gemeint seien. Diese klare

Unterscheidung träfe jedoch auf andere US-

amerikanischen Diözesen nicht zu. Lay ecclesial

ministry kann also auch mit dem Dienst in der

Diözesanverwaltung identifiziert werden. Diese

Unterschiede im Sprachgebrauch zeigen einmal

mehr wie vielgestaltig das System ‚Bistumslei-

tung‘ sein kann.

Als ich Carol frage, welche Diözese sie mir als

zweiten „Forschungsgegenstand“ in den USA

empfehlen könnte, will sie mich am liebsten auf

der Stelle nach Texas, in das Erzbistum St. An-

tonio senden, damit ich die kulturelle Vielfalt

erlebe, die sich auch in Verwaltungsstilen wider-

spiegelt. Ich bringe vorsichtig das Erzbistum Se-

attle ins Spiel, das auf meiner Auswahlliste ganz

oben steht. Sie bestätigt, dass sich die histori-

sche Entwicklung dieses Bistums sehr von der

Geschichte des Erzbistums Chicago unterschei-

det und Seattle in der Vergangenheit Vorbild für

Chicago gewesen sei. Nach unserem ausgedehn-

ten Frühstück stehen wir vor dem Café, schau-

en in den strahlend blauen Herbsthimmel über

Chicago und Carol verabschiedet sich mit einem

Augenzwinkern: „If you go to Seattle, don`t forget

your umbrella!“

Generalvikariat der Erzdiözese Chicago.Foto: Oehmen-Vieregge

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INSPIRE Happenings:

Milestone Conference and New Horizons

by Mark Bersano

INSPIRE: Identify, Nurture, and Sustain Pas-

toral Imagination through Resources for Ex-

cellence. In its ten-year history, INSPIRE has

endeavored to do just that. Through providing

supportive people and financial resources for

collaborative expressions of team on the staffs

of Catholic parishes, INSPIRE has worked to

advance the imagination of pastoral ministers.

These ministers grew to appreciate thatteams

comprised of ordained and laypersonsworking

together are powerfully transformational when it

comes to defining and carrying outpastoral mis-

sion. This work is infinitely important in today’s

world, where strained Church resources neces-

sitate that ordained and lay pastoral ministers

work closely together to help realize a common

vision of the Kingdom of God on earth.

October 24-26, 2013, INSPIRE hosted an inter-

national Milestone Conference which brought

together academic leaders from university, pas-

toral studies, and seminary settings as well as

ordained and lay ministers who participated in

INSPIRE in parishes and archdiocesan pastoral

centers. The event marked the culmination of a

remarkable partnership among the Lilly Endow-

ment Inc., the Archdiocese of Chicago, and Loyo-

la University Chicago. The partnership focused

on building excellent, mission-focused parish

Pastoral Leadership Teams that, in many cases,

continue to profoundlyand positively impacttheir

parish communities to this day.

“Milestone” marks a new phase of the work in

which the values and learning of INSPIRE are sus-

tained and developed through a variety of ongo-

ing projects and networks. A major research pro-

ject was designed to assess INSPIRE’s methods,

achievements, and limitations, and the results

were presented at the Milestone Conference.

Local, national, and international speakers and

panelists dialogued with participants to focus at-

tention on future initiatives in parish leadership

and mission, consultation, and social and theolo-

gical research.

The conference, which was attended by nearly

100 people, included participants from cities ac-

ross the United States from Los Angeles to Bos-

ton. CrossingOver and the Center for Applied Pas-

toral Theology (ZAP) at Ruhr University Bochum

were also well represented by leaders Prof. Dr.

WimDamberg, Prof. Dr. Matthias Sellmann, Dr. An-

dreas Henkelmann, and Graciela Sonntag, Dipl.-

Theol. Eight academic pastoral practitioners and

practical theologians sponsored by CrossingOver

and ZAP joined them to jump-start their individu-

al research projects focusing on aspects of the

U.S. Church. Dr. Bernhard Spielberg from the

University of Würzburg, who had previ-

ously conducted research in Chica-

go, rounded out the group. The

German participants

led panel dis-

c u s s i o n s ,

Info

Zur Person

Mark Bersano,Director of INSPIRE (2012-2013)

Page 10: Newsletter - Crossing Over · che gepackt. Dieses Mal flog ich nach Texas. Dort besuchte ich das Seelsorgeamt der Erzdiözese Galveston-Houston. Ein „Letter of Reference“ meines

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CO REVUE | MILESTONE CONFERENCE

CROSSINGOVER.

KIRCHE DER USA

ERFAHREN, KIRCHE

HIER NEU DENKEN.

breakout sessions, and participated in full-con-

ference dialogues. The German perspective, if I

may paraphrase, ran along these lines: “INSIP-

RE has been a great thing. Collaborative teams

of ordained and lay pastoral ministers are key to

the Church of the future. The American Church

needs it now more than ever—more than it can

currently understand. We see major similarities

in the current American situation to the German

situation of the past decade.” The weight of the-

se ideas was noted by all—especially in light of

financial struggles at the Archdiocese of Chicago

that became critical in 2013.

Topics undertaken at the conference were: 1)

the unique form of parish consultation deve-

loped by INSPIRE; 2) the characteristics and

practices that made INSPIRE parishes thrive; 3)

comparisons of parish merger and closure me-

thodologies through an INSPIRE lens; 4) INSPIRE

insights on multi-cultural, shared parishes; and

5) implications for the future of the Church and

lay ministry derived from INSPIRE’s research and

learning. A series of three INSPIRE-sponsored

guides on Navigating Pastoral Transitions, pub-

lished by Liturgical Press in Collegeville, Minne-

sota, were also highlighted.

Though INSPIRE as an independent grant pro-

ject will come to an end in 2014, several initiati-

ves will live on. At Loyola University Chicago, the

position of Coordinator of Parish Leadership and

Management Programs has been created at the

Institute of Pastoral Studies (IPS). This role will

better assess the needs of parishes and dioces-

es so that IPS can offer more effective, targeted

course work and training to meet the changing

needs of pastoral ministers. At the Archdiocese

of Chicago, work will continue in several areas.

Further effort will be put toward helping parishes

traverse the critical transition of a pastor, and

the INSPIRE-funded Catholics for Nonviolence

Network will continue to aggregate talent and re-

sources to make parishes model teaching centers

on nonviolence in society and the home. Additio-

nally, a new initiative is taking shape that will en-

deavor to create Pastoral Peer Mentoring groups

to help ordained and lay ministers share the joys

and burdens of their work in safe, facilitated, and

confidential small group settings. Finally, an in-

ternational network of engaged individuals and

institutions is emerging to continue and advance

INSPIRE’s work on parish research and consulta-

tion beyond the tenure of the INSPIRE grant pro-

ject itself.

In all of this, ties between the Church of Germa-

ny and the Church of the U.S. remain strong. Plans

are developing to have many more years of co-

operation between persons, institutions, and di-

oceses brought together by the carefully stewar-

ded partnership between Bochum and Chicago.

We have yet so much to learn from one another!

MILESTONE-Konferenz vom 24.-26. Oktober 2013 in Chicago. Fotos: T. Reinke.

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CO REVUE | MILESTONE CONFERENCEMitbringsel von der Milestone-Conference

von Bernhard Spielberg

Was ich aus Chicago mitgebracht habe?

Natürlich ein paar Packungen der in

Europa seltenen Brezel-M&M’s für

meine Frau, einen Minnie-Mouse Schlafanzug für

meine Tochter und ein Lightning McQueen-Mo-

dell (das ist dieses Auto mit Augen) für meinen

Sohn. Und natürlich einige wirklich horizonter-

öffnende Entdeckungen. Zwei will ich hier gern

vorstellen.

Die erste stammt von Brett C. Hoover aus Los

Angeles, der vor vier Jahren als Visiting Professor

für INSPIRE in Chicago Leitungsteams in Pfar-

reien untersuchte. Seine erste Erkenntnis war,

dass es einen Satz gibt, den Seelsorgerinnen und

Seelsorgern – unabhängig von ihrem kulturellen

Hintergrund – sehr oft sagen: „I’m busy.“ – „Ich

habe zu tun.“ Die scheinbar selbstverständliche

Arbeitsbelastung von Seelsorgern nahm Hoover

aber nicht als selbstverständlich hin, sondern

fragte, was dahintersteckt. Dabei stellte er fest,

dass Leitungsteams in Pfarreien so stark vom ge-

sellschaftlich dominierenden Arbeitsverständnis

geprägt waren, dass sie sich nicht einmal Gedan-

ken über eine andere Art des Arbeitens machten.

Kulturen geben schließlich, so der New Yorker

Soziologe Steve Derné, einen Rahmen vor, in dem

sich manche Dinge denken lassen – und andere

eben nicht. In der US-amerikanischen Kultur (und

ich glaube, dass wir in Deutschland den Amerika-

nern da in nichts nachstehen,) gilt Arbeit eben als

die erfolgreiche Erledigung von Aufgaben in einer

bestimmten Zeit. Genauso funktional verstehen

auch viele Seelsorgerinnen und Seelsorger ihre

Arbeit. In der Praxis führt das aber nicht nur zu

jener Auslastung mit Aufgaben, sondern auf die

Dauer auch dazu, dass die spirituellen und mo-

tivationalen Grundlagen des eigenen Handelns

aus dem Blick geraten. Man macht unheimlich

viel, kann aber selbst kaum mehr begründen, wa-

rum eigentlich. In diesem Hamsterrad mehr oder

weniger heiliger Pflichten ist pastorale Entwick-

lung aber nicht möglich. Der erste Schritt pasto-

raler Innovation ist daher: aussteigen.

Die zweite Entdeckung steckte in einem Alumi-

niumcontainer im Chicago Cultural Center. Das

Ding war eine „StoryBooth“, eine Geschichten-

Kabine von StoryCorps. Seit 2003 verfolgt die-

se Organisation das Ziel, Geschichten aus dem

Leben von Menschen aus dem ganzen Land zu

sammeln, zu erzählen und zu archivieren. Unter

anderem soll so auch für jedes Opfer des 11. Sep-

tember 2001 mindestens eine Geschichte festge-

halten werden. Was war der glücklichste Moment

Deines Lebens? Was der traurigste? Was hast Du

vom Leben gelernt? Was wolltest Du immer schon

wissen, hast Du aber nie gefragt? Als was für ein

Mensch möchtest Du in Erinnerung bleiben? Sol-

che und andere Fragen stellen Ekelkinder ihren

Großmüttern oder Söhne ihren Vätern unter dem

Dach des Projekts. Andere erzählen von verstor-

benen Menschen, die ihnen etwas bedeutet ha-

ben. Dafür sind die StoryBooths da. Mittlerweile

sind es 50.000 Geschichten, die in der Library of

Congress lagern. Auf der Homepage storycorps.

org kann man einige davon auch anhören und als

Animation ansehen. Die Weisheiten des Lebens

in den Geschichten der kleinen Leute zu sam-

meln und zu teilen – ist das nicht Seelsorge?

CROSSINGOVER.

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Zur Person

Dr. Bernhard Spielberg,Akademischer Rat am Lehrstuhl für Pastoral-theologie der Universität Würzburg.

Info

Fragen über Fragen ... an das Leben. Foto: B. Spielberg.

StoryCorps:

Weitere Infos zu dieser Or-ganisation mit gewöhnli-chen und ungewöhnlichen Geschichten gibt es auf der Webseite:

http://storycorps.org/

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ZAP on TOUR

mit Marius Stelzer und Katharina Tautz

Für eine Woche war das ZAP in Chicago un-

terwegs ... zu Studientagen und anschl.

Teilnahme an der Milestone-Conference

2013. Nach dieser Auftaktreise der ersten Mitglie-

der des neu gegründeten Zentrums für Angewand-

te Pastoralforschung stellen sich hier nun zwei

ZAP-Mitglieder vor.

Warum sie beim ZAP sind, was sie in Chicago be-

sonders beindruckt hat und welche Inspiration sie

für ihr eigenes Projekt mit zurück nehmen, können

Sie im Folgenden lesen ...

ZAP on the move - ich bin dabei! ...

„Szeneforscher“ – diesen Begriff haben ein Kolle-

ge und ich vor einiger Zeit auf ein T-Shirt geflockt.

Ausgehend von der Idee, in diesem Outfit und mit

Kamera und Mikrofon ausgerüstet in den münstera-

ner Locations die Menschen zu befragen, was ihnen

im Leben wichtig ist, ergibt der Begriff ein gegen-

wärtig relevantes Arbeitsmotto:

In den vergangenen sieben Jahren konnte ich im

Rahmen eines Promotionsprojektes (Zweitgutach-

ten: Prof. Dr. M. Sellmann) erforschen, wie das pas-

torale Personal im Bistum Münster milieumäßig und

weiterbildungsmäßig „tickt“. Es entstand deutsch-

landweit die erste Seelsorger-Milieustudie mit dem

Focus „pastorale Weiterbildung“. Mit diesem Know-

How bin ich seit September am ZAP dabei. In Ko-

operation mit dem Bistum Münster geht es um die

Frage: Wie müssen Priester und Pastoral-/Gemein-

dereferentinnen ausgebildet sein/werden, damit sie

in der modernen Lebenskultur ihre Arbeit gut und

professionell tun können? Es geht also wiederum in

die pastorale Szene: Woher kommen unsere Leute?

Welche individuellen Ressourcen /Charismen brin-

gen sie mit? Woraufhin möchten sie Seelsorgerin/

Seelsorger werden? Welche Stellschrauben müssen

(neu) justiert werden, damit die Milieuverengung

in den pastoralen Diensten signifikant entschärft

wird? Wie sieht die pastorale Personalszene in zehn

Jahren aus – und was können SeelsorgerInnen?

ZAP and God’s own country - Mein eindrücklichs-

tes (Kirchen-)Erlebnis

Vor diesem Hintergrund war es höchst ertragreich,

die Movements in den Vereinigten Staaten kennen zu

lernen. Auch aus dem Grund, weil es dort in jüngerer

Zeit eine lebendige sozialwissenschaftliche „Sze-

neforschung“ mit Blick auf Dienst und Leben von

Seelsorgern gibt. Beeindruckt hat mich das redliche

Interesse und die produktive Neugierde der Akteure

beider Länder, voneinander zu lernen: Was können

wir hinsichtlich „Collaboration“ in pastoralen Teams

aus den USA an Haltung und Methoden überneh-

men? Und zugleich: wie wird in der kommenden Zeit

die hierzulande prominente Lebensweltforschung in

die USA ausstrahlen?

ZAP inspired - oder: fresh impressions für mein

Projekt

In den vergangenen zwei Jahren war ich als Pas-

toralreferent in der Pfarreiseelsorge am Niederrhein

eingesetzt und habe dort (ohne das Format „INS-

PIRE“ überhaupt zu kennen) im Team nach den

Grundzügen des INSPIRE-Projektes Team-

arbeit kennen und schätzen gelernt:

No Silos, no Elephants but

sharing the informa-

tions and indivi-

dual res-

sour-

Zur Person

Marius Stelzer, Pastoralreferent im Bis-tum Münster und wissen-schaftlicher Mitarbeiter am ZAP mit dem Schwer-punkt Professionsfor-schung.

Kontakt:[email protected]

Info

ZAP- und CrossingOver-Mitglieder on the road. Foto: T. Reinke.

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ces. (Natürlich ist INSPIRE mehr als nur dies – aber

alles aufzuzählen würde den Rahmen dieses news-

letters sprengen). In meinem gedanklichen Zu-

kunftsszenario spielt der Begriff „Collaboration“

eine nicht unerhebliche Rolle. Und – der Inspiration

nicht genug – frage ich mich, ob wir uns in Deutsch-

land / Europa wirklich bemühen, zeitgemäße For-

men von Liturgie zu entwickeln. Ich habe den Ein-

druck, dass es vor allem in den christlichen Kirchen

„How can we help?“ - Foyer der Willow Creek Church. Foto: T. Reinke

ße Leinwände, eine Bühne, eine überzeugend gute

Worship-Band und Menschen, die uns mit einem

Gefühl der Gastfreundschaft begegnen, sich erkun-

digen, wo wir herkommen und uns bereitwillig alles

erklären, was wir wissen möchten.

Bevor man sich selbst vor lauter Eindrücken sortie-

ren kann, geht es los. Nach einigen Liedern kommt

Bill Hybels auf die Bühne, Gründer von Willow Creek

und seitdem als Pastor in South Barrington. Er legt

eine Stelle aus dem Buch Kohelet aus, es geht um

Zufriedenheit mit sich selbst, seinem Job, seinem

Leben. Rhetorisch ist er wirklich ein Profi, versteht

es die Zuhörer zu fesseln, bringt einen durch seine

Fragen immer wieder zum Nachdenken und man be-

ginnt zu verstehen, weshalb die Menschen ihn

dort so mögen. Dieser so schlicht auftre-

tende Mensch geht mit offenen Au-

gen durchs Leben, er erzählt

ganz persönlich von

seinem Glauben,

von sei-

n e n

Zur Person

Katharina Tautz, Mitarbeiterin am Zent-rum für angewandte Pas-toralforschung Bochum, Kooperationsprojekt mit dem Bistum Speyer zum Thema Ehrenamtsma-nagement.

Kontakt: [email protected]

und Initiativen der USA besser gelingt, Liturgie und

das Leben der Menschen miteinander zu verbinden:

Call and Response, Singing and Praising. Just being

welcome! Es lohnt sich, in Bezug auf Personal- und

Professionsentwicklung die Prozesse in den Blick zu

nehmen, die die innere Freiheit der pastoralen Mit-

arbeiter grundlegend fördern, um pastorale Innova-

tionen zu ermöglichen.

ZAP on the move - ich bin dabei! ...

Als Teil des ZAP-Teams ist man Aufregung eigent-

lich gewohnt. Alles ist neu, unheimlich spannend

und gefühlt gucken gerade sehr viele Menschen auf

uns und unsere Entwicklung.

Und doch pocht ab und zu das Herz noch ein biss-

chen schneller, wenn ich realisiere, wie groß mein

Kooperationsprojekt ist. Es trägt die Überschrift

„Ehrenamtsmanagement im Bistum Speyer“. Fra-

gen, die mich in den nächsten zwei Jahren begleiten

und herausfordern werden, sind zum Beispiel: Was

motiviert Ehrenamtliche, sich für das Volk Gottes

zu engagieren? Warum bringen sie sich ein und was

braucht es, damit sie es weiterhin gerne und gut

tun? Wie können sie in der Kirche Begleitung und

Stärkung für ihr freiwilliges Engagement erfahren

und welche Formen kann ein solches Angebot an-

nehmen? Und vor allem: Auf welcher theologischen

Basis steht ihr Einsatz und wie kann man ihnen hel-

fen, sich darüber zu vergewissern?

ZAP and God’s own country - Mein eindrücklichs-

tes (Kirchen-)Erlebnis

Abenteuer Megachurch. Wir besuchen die Wil-

low Creek Community Church in South Barrington.

3500 Parkplätze draußen, 7095 Plätze drinnen im

Auditorium. Der Gebäudekomplex gleicht eher ei-

nem Kongresszentrum als einer Kirche: Eine Kaf-

feebar, Infostände, gastfreundliche und herzliche

Freiwillige, ein Buchladen, Rolltreppen, Räume für

Kinderbetreuung, Rollstühle für ältere Leute. Alles

wirkt wahnsinnig professionell organisiert und ser-

viceorientiert. Drinnen dann Kinosessel statt Kir-

chenbänke, eine aufwändige Lichtinstallation, gro-

Info

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Begegnungen, von einem Interview mit Bill Gates,

der ihm erzählt hat, dass er sich trotz seines schier

unbegrenzten Vermögens doch häufiger fragt, ob

seine Millionen wirklich das sind, was ihn glücklich

macht. Alles Windhauch?

Nach knapp zwei Stunden Liedern, Predigt und

kurzen Gebeten ist die Feier vorbei und wir schwan-

ken zwischen Begeisterung und Ratlosigkeit. War

das ein „echter“ Gottesdienst? Ich muss kurz an

meinen Liturgieprofessor denken: Was würde er

wohl dazu sagen?

Egal zu welchem Ergebnis man am Ende kommt:

von der Gastfreundschaft und dem Selbstbewusst-

sein dieser Gemeinde und vor allem von der Fähig-

keit so lebendig über seinen eigenen Glauben und

die frohe Botschaft zu erzählen, können wir nur ler-

nen.

ZAP inspired - oder: fresh impressions für mein

Projekt

Mit Saint Clement in Chicago besuchten wir eine

der Leuchtturmgemeinden zum Thema Steward-

ship. Am Anfang stand dort ein Hirtenbrief des Bi-

schofs (übrigens als gut designte und angenehm zu

lesende Broschüre gestaltet), der biblisch fundiert

das Konzept des Stewardship als Antwort der Jün-

ger auf den Ruf Gottes erläutert. Unter dem Motto

‚Putting faith into action‘ hat die Saint Clement Ge-

meinde in den letzten Jahren die Stewardship-Idee

umgesetzt. Stewardship ist eine Lebenseinstellung,

gelebter Glaube, gelebte Nachfolge aus der Taufe

heraus: „Pray.Serve.Give.Learn.Belong.“ Zu Gott be-

ten, den Anderen dienen, einen Teil seines Einkom-

mens für andere geben, seinen Glauben in einem

ständigen Lernprozess vertiefen und festigen und

das alles in dem festen Wissen zu einer Gemein-

schaft zu gehören, die einen trägt. Und bei allem

steht immer im Hintergrund die Frage: „Can we make

a difference in peoples‘ life?“

Dabei ist es nicht wichtig, möglichst viele Ämter zu

übernehmen. Jeder soll das tun, was ihm aufgrund

seiner Talente und Gaben leicht fällt und Spaß bringt

und zwar nur sooft und solange er möchte. Damit

das gelingt, gibt es in Saint Clement eine hauptamt-

liche Mitarbeiterin, die sich nur um die Verteilung

und den Einsatz der freiwillig Engagierten kümmert,

ihre Stärken und Schwächen herausfindet und mit

ihnen gemeinsam nach Engagementmöglichkeiten

sucht.

Für mein Projekt in Speyer war dieser Besuch in

Saint Clement eine tolle Inspiration. Wenn Christen

realisiert haben, dass sie alle, mit verschiedenen

Charismen gestärkt, Verantwortung für die Gestal-

tung ihrer Kirche übernehmen dürfen und sollen,

kann dies eine unvorstellbare Dynamik hervorrufen

und Potenziale freisetzen. Mir ist auch klar gewor-

den, wie wichtig dabei eine gelebte und gefestigte

Spiritualität ist.

Neben vielen konkreten Ideen und Anregungen,

habe ich auch eine große Portion Pragma-tismus mit

nach Deutschland zurückgenommen. So sagte uns

in Saint Clement ein Mitarbei-ter, dass das Team der

Gemeinde zu Beginn des Stewardship-Projekts

vor allem nach dem Motto „Shoot, Ready,

Aim – and look what happened“

arbeiteten. Von diesem Mut

wünsche ich uns allen

auch ein wenig.

Volunteers finden in der Willow Creek Church immer Platz! Foto: T. Reinke

Stewardship in St. Clemen, Chicago. Foto: T. Reinke

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CO Öffentlichkeit

Prof. Dr. Wim Damberg

Prof. Dr. Matthias Sellmann

Dr. Andreas Henkelmann

Graciela Sonntag

Lehrstuhl für Kirchengeschichte

des Mittelalters und der Neuzeit

Kath.-Theol. Fakultät

Ruhr-Universität Bochum

D-44780 Bochum

www.rub.de/mnkg

[email protected]

Herausgeber

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Hier gibt es den >> Flyer des Kolloquiums als pdf

mit weiteren Infos zum Programm, zu Zeiten und

Orten.

Herzliche Einladung zur Teilnahme!

Erstes CO-Forschungskolloquium 2014

Seit 2012 haben wir Forschungsstipen-

dien vergeben, die Theologinnen und

Theologen einen Aufenthalt in den USA

von etwa einem Monat ermöglichen.

Die ersten Erträge dieser Forschungsreisen tra-

gen wir nun im ersten CrossingOver-Forschungs-

kolloquium zusammen:

Modernisierungspfade des Katholizismus nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil –

Deutschland und die USA im Vergleich

20.-21. Februar 2014

Wir verbinden dieses Kolloquium mit der feier-

lichen Eröffnung des Zentrums für angewandte Pastoralforschung (ZAP) am 20. Februar 2014.