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1 SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE ____________________________________________________________________________ ______ SWR2 LITERATUR REISE UNTER DIE GEHIRNSCHALE EINES RIESEN SIEBEN ABSCHWEIFUNGEN ZU JEAN PAUL VON HOLGER NOLTZE SENDUNG /// 18.06.2013 /// 22.03 UHR Produktion WDR Mitschnitte auf CD von allen Sendungen der Redaktion SWR2 Literatur sind beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden erhältlich. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030 Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR.

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SWR2 MANUSKRIPT

ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE __________________________________________________________________________________

SWR2 LITERATUR

REISE UNTER DIE GEHIRNSCHALE

EINES RIESEN

SIEBEN ABSCHWEIFUNGEN ZU JEAN PAUL

VON HOLGER NOLTZE

SENDUNG /// 18.06.2013 /// 22.03 UHR

Produktion WDR

Mitschnitte auf CD von allen Sendungen der Redaktion SWR2

Literatur sind beim SWR Mitschnittdienst

in Baden-Baden erhältlich.

Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030

Bitte beachten Sie:

Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten

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Reise unter die Gehirnschale eines Riesen.

Musik Haydn, The Creation (Representation of Chaos)

JP „Vor Sonnenaufgang am ersten Junius (unten wars Abend) kniete

der Genius schweigend hin und betete mit den Augen und

stummzitternden Lippen ein Gebet für Gustav, das über sein ganzes

gewagtes Leben die Flügel ausbreitete. Eine Flöte hob oben ein

inniges liebendes Rufen an, und der Genius sagte, selber

überwältigt: ‚Es ruft uns heraus aus der Erde, hinauf gen Himmel;

geh mit mir, mein Gustav.' Der Kleine bebte vor Freude und Angst.“

AU Eine Auferstehung. Sie geschieht im fünften Sektor von Jean

Pauls frühem Roman „Die unsichtbare Loge“, erschienen 1793.

Folgendermaßen war es dazu gekommen: Der Rittmeister von

Falkenberg hatte Ernestine, die Tochter des Obristforstmeisters von

Knör, heiraten dürfen unter der Bedingung, dass er erstens sie im

Schachspiel schlagen könne, zweitens aber zustimmte, deren erstes

Kind, das ist hier der kleine Gustav,

JP „acht Jahre unter der Erde zu erziehen und zu verbergen, um

dasselbe nicht gegen die Schönheiten der Natur und die

Verzerrungen der Menschen zugleich abzuhärten.“

AU Uns kommt das wohl grausam vor, ein Kind in einem

unterirdischen Gelass aufwachsen zu lassen, nur begleitet von

einem sanften Jüngling, der hier Genius heißt, und der dem Knaben

jetzt einen schönen Tod verspricht, der in Wahrheit ein zur Welt

kommen ist.

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JP „Die Flöte tönet fort – sie gehen den Nachtgang der Himmelleiter

hinauf – zwei ängstliche Herzen zerbrechen mit ihren Schlägen

beinahe die Brust – der Genius stößet die Pforte auf, hinter der die

Welt steht – und hebt sein Kind in die Erde und unter den Himmel

hinaus … Nun schlagen die hohen Wogen des lebendigen Meers

über Gustav zusammen – mit stockendem Atem, mit erdrücktem

Auge, mit überschütteter Seele steht er vor dem unübersehlichen

Angesicht der Natur und hält sich zitternd fester an seinen Genius…“

AU Und dann stürzen Natur, Welt, wimmelndes Leben auf Gustav,

und auf den Leser ein Ungetüm von einem Satz, wie er in der

deutschen Literatur bis dahin nicht zu lesen gewesen war:

JP „Als er aber nach dem ersten Erstarren seinen Geist

aufgeschlossen, aufgerissen hatte für diese Ströme – als er die

tausend Arme fühlte, womit ihn die hohe Seele des Weltall an sich

drückte – als er zu sehen vermochte das grüne taumelnde

Blumenleben um sich und die nickenden Lilien, die lebendiger ihm

erschienen als seine, und als er die zitternde Blume tot zu treten

fürchtete – als sein wieder aufwärts geworfnes Auge in dem tiefen

Himmel, der Öffnung der Unendlichkeit, versank – und als er sich

scheuete vor dem Herunterbrechen der herumziehenden

schwarzroten Wolkengebirge und der über seinem Haupt

schwimmenden Länder – als er die Berge wie neue Erden auf

unserer liegen sah – und als ihn umrang das unendliche Leben, das

gefiederte neben der Wolke fliegende Leben, das summende Leben

zu seinen Füßen, das goldne kriechende Leben auf allen Blättern,

die lebendigen, auf ihn winkenden Arme und Häupter der

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Riesenbäume – und als der Morgenwind ihm der große Atem eines

kommenden Genius schien und als die flatternde Laube sprach und

der Apfelbaum seine Wange mit einem kalten Blatt bewarf – als

endlich sein belastet-gehendes Auge sich auf den weißen Flügeln

eines Sommervogels tragen ließ, der ungehört und einsam über

bunte Blumen wogte und ans breite grüne Blatt sich wie eine

Ohrrose versilbernd hing … So fing der Himmel an zu brennen, der

entflohenen Nacht loderte der nachschleifende Saum ihres Mantels

weg, und auf dem Rand der Erde lag, wie eine vom göttlichen

Throne niedergesunkene Krone Gottes, die Sonne. Gustav rief: ‚Gott

steht dort' und stürzte mit geblendetem Auge und Geiste und mit

dem größten Gebet, das noch ein kindlicher zehnjähriger Busen

fasste, auf die Blumen hin…“

AU Gustav fällt auf die reizend geblümte Welt, überwältigt, und wir

fast mit ihm, so maßlos geht hier ein Dichter mit Sprache um, mit

Worten und Rhythmus, mit Bildern und Farben und einem Turm von

Satz, der immer noch ein Stückchen höher will als es der gemäßigte

gute Geschmack erwartet.

HP „Er ist rührend, und das war auch sein Erfolgsrezept und zu

seiner Zeit war er ja ein Autor, der nicht zuletzt die Frauen

angesprochen hat, der vor allem weibliche Verehrerinnen hatte...“

AU Helmut Pfotenhauer, in seinem Büro an der Universität

Würzburg, vor einem Stahlschrank mit Jean Paul-Wertsachen.

Gerade hat er ihn aufgeschlossen. Er spricht über Rührung, den

Erfolgsautor Jean Paul, und über Musik.

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HP „Wegen dieser Fähigkeit zu rühren. So wie Musik rührt. Man hat

von seiner Prosa ja auch als musikalischer Prosa gesprochen, weil

sie zwar unanschaulich ist, aber eben klingt. Dieses Klingen geht

unmittelbar ans Nervensystem, das überwältigt einen, und dieses

Moment der Überwältigung, das hat Jean Paul, da ist er wirklich

ganz groß.“

Musik Haydn, The Creation (Representation of Chaos)

AU Dieser Autor will an unser Nervensystem, und das mit allen

Mitteln. Auch wenn er dafür grausam mit dem Kind Gustav verfahren

muss, ihn jahrelang in unterirdischer Dunkelheit hält, so wie er uns

Leser lange, lange durch dunkel verschlungene Erzählwege führt,

um einen dann zu blenden mit Licht und überwältigender Natur, als

hätte man acht Jahre die Sonne nicht gesehen. Ja der ganze krude

Versuchsaufbau hat wohl diesen einen Sinn: Blumen, Sonne, die

Welt für diesen Moment mit des kleinen Gustavs Augen ansehen zu

können, wie sensationell neu.

SP Reise unter die Gehirnschale eines Riesen.

Sieben Abschweifungen zu Jean Paul,

von Holger Noltze.

Erste Abschweifung, über Abschweifungen.

JP „Der ganze Familienzirkel zerfiel nun in drei erschrockene und in

drei erfreuete Gesichter.“

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AU Hesperus, der zweite große Roman, fast eine Überschreibung

des früheren, der „Unsichtbaren Loge“, erschienen 1795 in drei

Heftlein. Darin empfängt ein gewisser Jean Paul, „Berg-Hauptmann“

angeblich, auf einer kleinen Insel nahe dem Äquator, in den

ostindischen Meeren alle paar Tage Post von einem schwimmenden

Hund namens Spitzius Hofmann, der ihm den Auftrag und das

Material zu einer fortlaufenden Lebensbeschreibung des englischen

Jung-Lords und Augendoktors Viktor bringt. Weshalb die Kapitel des

so aus eleganter Ferne mitgeschriebenen Lebens nicht Kapitel

heißen, sondern „Hundposttage“. Die Geschichte geht nun so los,

dass in dem kleinen Badeort St. Lüne der Familienzirkel des

Hofkaplans Eymann, mit Sohn Flamin und Tochter Agathe, sich die

baldige Ankunft des Viktor ausmalt.

Musik Luigi Nono, Fragmente (Stille, An Diotima)

JP „Wir wollen uns bloß unter die frohen setzen und zuhorchen, wie

sie den Nachmittag als Gesichtmaler, als Gewändermaler, als

Galerieaufseher am Gemälde des geliebten Briten arbeiten. – Alle

Erinnerungen werden zu Hoffnungen gemacht, und Viktor soll nichts

geändert mitbringen als die Statur. Flamin, wild wie ein englischer

Garten, aber fruchttragender, erquickte sich und andere mit der

Schilderung von Viktors sanfter Treue und Redlichkeit und von

seinem Kopf und pries sogar sein Dichterfeuer, das er sonst nicht

hochschätzte. Agathe erinnerte an seine humoristischen

Rösselsprünge, wie er einmal mit der Trommel eines

durchpassierenden Zahndoktors das Dorf vergeblich vor sein

Theater zusammengetrommelt habe, weil er vorher die ganze

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fahrende Apotheke dieses redlich wahren Freund Heins ausgekauft

hatte – wie er oft nach einer Kindtaufe sich auf die Kanzel postieret

und da ein paar andächtige Zuschauer in der Werkeltag-Schwarte so

angeprediget habe, dass sie mehr lachten als weinten – und

anderen Spaß, womit er niemand lächerlich machen wollte als sich,

und niemand lachend als andere. Weiber billigen es aber nie

(sondern nur Männer), wenn einer wie Viktor zur britischen

Ordenzunge der Humoristen gehöret – denn bei ihnen und Höflingen

ist schon Witz Laune – das billigen sie nicht, daß Viktor (wie z.B.

Swift und viele Briten) gern zu Fuhrleuten, Hanswürsten und

Matrosen herunterstieg, indes ein Franzose lieber zu Leuten von Ton

hinaufkriecht.“

AU Moment, wie war das in diesem Hundposttag Nummer 1? Noch

einmal: Agathe und Flamin erwarten Viktor, Sohn des Lords Horion,

und was Agathe als dessen Gabe zu humoristischen

Rösselsprüngen fasziniert, das führt uns ein Verfasser in diesem

stark drehenden Gedankenstrom vor, der wie unser Autor Jean Paul

heißt, aber nicht wie dieser bei der Mutter im fränkischen,

langweiligen Kaff Hof, sondern auf einer ostindischen Insel lebt, die

wunderbarerweise aber zugleich –

JP „ganz vom Fürstentum Scheerau umgeben“

AU – liegt. Und diese Rösselsprünge führen jetzt vor unser, nun

schon schwer gefordertes, Leserhirn, was besagter Viktor sich

einmal geleistet hat, merkwürdige improvisierte Theateraktionen als

verkehrter Arzt, dann als falscher, weil lustiger Kanzelprediger.

Sodann eine Einlassung über die unter Frauen und Männern

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verschieden verteilten Gaben, sich an britischem Humor zu erfreuen,

und über die Verschiedenheit des englischen und des französischen

Stils. Überhaupt und in der Tat,

JP „in der Tat, da die Deutschen Ironie selten fassen und selten

schreiben: so ist man gezwungen, vielen ernsthaften Büchern und

Rezensionen boshafte Ironie anzudichten, um nur etwas zu haben.“

AU Der Leser, mit anderen Worten, ist aufgefordert, wie ungeübt

auch immer in Ironie, den Rösselsprüngen des Humors und

überhaupt dem Prinzip der Abschweifung zu folgen. Derlei

erzählerische Verwegenheit konnte man an Laurence Sternes

epochalem, von Jean Paul aus gesehen gerade einmal dreißig

Jahre alten „Tristram Shandy, Gentleman“ kennengelernt haben

(eines seiner Leib- und Magenbücher): ein Roman, der im Grunde

und in voller Absicht eine einzige Abschweifung ist. Aber die

deutschen Leser, es waren vor allem Leserinnen, mussten und

sollten sich da durchaus auf die geistigen Füße machen, um bei

diesem Erzähler wenigstens ungefähr mitzuhalten.

HP „Ja, bei ihm ist es eine Art des Schreibens, die für die damalige

Zeit eher ungewöhnlich war.“

AU Professor Pfotenhauer, vor seinem Jean-Paul-Schatzschrank:

HP „Im Roman galt das Modell des linearen Schreibens von A nach

B, Anfang bis Ende. Jean Paul schreibt nie so. Die Geschichte, das

Kontinuierliche, das Finale ist ihm immer nebensächlich. Es geht ihm

um das Zusammenmontieren verschiedener Textsorten,

verschiedener Elemente, worin der Schriftsteller seine Kreativität,

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seinen Geist, seinen Witz zeigen kann. Das macht Jean Paul heute

so interessant, weil vieles bei ihm an das, was wir heute

Postmoderne nennen, erinnert: diese Verlinkung von verschiedenen

Textsorten, dieses nicht-lineare Erzählen, auch ständig auf die

eigenen Erzählsituationen reflektieren, das ist bei Jean Paul

geradezu exzessiv, manchmal auch nervtötend finde ich, aber das

zeigt an, wie Kreativität bei ihm funktioniert und wie das auch in die

literarische Zukunft führt.“

SP Zweite Abschweifung, über Kreativität.

Musik Brice Pauset, Huit canons No. 2

NK „Der ist gar nicht so komisch in dem Sinne, wie man ihn so

vermittelt bekommt – kauzig und skurril...“

AU sagt Navid Kermani, schwer erkältet, an seinem Schriftsteller-

Schreibtisch. Zuletzt hat er einen dicken Roman geschrieben, und

eine Poetikvorlesung darüber gehalten, wie ihm beim eigenen

Schreiben Jean Paul begegnete:

NK „Natürlich ist das spinnert, aber er ist auch sehr düster und

heutig, makaber und sehr reell. Es ist verrückt, wie die Wirklichkeit,

und so verrückt ist Jean Paul.“

AU In seinem Kopf unternahm der Dichter Jean Paul weitläufige

Abschweifungen um die Welt. Realbiographisch war es ein

überschaubares Terrain. Geboren 1763 im fränkischen Wunsiedel

als Sohn des dortigen Tertius, des dritten Schullehrers, Kantors und

Organisten. Jean Paul war Gymnasiast in Hof, Student der

Theologie und Philosophie in Leipzig, Satiriker, Elementarschullehrer

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in Schwarzenbach, zwischenzeitlich Erfolgsautor in Weimar, über

Meiningen, Coburg, seit 1804 und bis zum Ende 1825 in Bayreuth.

Aus dem mittleren Kleindeutschland ist er nie herausgekommen, als

wirklicher Horizont reichte ihm das geliebte Fichtelgebirge, aber

JP „Mein Schreibpult ist neun Millionen Quadratmeilen breit, nämlich

die Erde.“

AU Von da kommt er, unter seiner Hirnschale, denn doch weit herum

und sogar aus der Welt heraus. Sein Schreibzimmer ist eine Arche

Noah, darin wohnen zwischenzeitlich Vögel, nämlich etwa eine

tintentrunksüchtige Dohle, Hunde, ein Eichhörnchen, das ihn auch

auf Spaziergänge begleitet, eine kleine Familie von Laub- und

Wetterfröschen und zu deren Unterhalt wiederum eine Fliegenzucht.

Er interessiert sich für die Wettervorhersage und klimatische

Erscheinungen. Vor allem aber schafft er sich, auch unter Einsatz

spezieller Stimulanzien, selbst ein der Ausbrütung von eigenartigen

Gedanken speziell zuträgliches Mikro-Klima. Wenn einmal das Haus

brennen sollte, so wies er seine Frau an, sollten übrigens nicht

zuerst Tiere, Menschen oder Möbel vor den Flammen gerettet

werden, sondern seine Kisten mit Exzerpten: Auszüge aus anderen

Büchern, Protokolle von Einfällen, Buch-Bausteine, Geistesblitze,

Gedankensplitter.

Musik Georg Friedrich Haas, ...Und...

SP „Bausteinchen 3 gamma. Januar 1814. Überschrift ‚Lange

Geschichten‘.“

JP „ Nummer 36: Zersprengung der Erde in verschiedne, kleine

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Erdchen, wie die des Planeten zwischen Jupiter und Mars in Vesta

Ceres Juno Pallas – 37: Einfälle am längsten Tag – am kürzesten –

Frühlingsanfang – 38: Ein Gemälde des Meers, des Schiffbruchs zu

liefern – 39: Der zweite Ehestand von Siebenkäs setze 2 ganz neue

Personen… Statt Siebenkäs einen Staatsmann, der sich aus großer

Tiefe heraufgeschwungen; statt Natalie eine Vornehme mit allen

geistigen Reizen – 40: Unart, am Morgen die Gelehrten zu besuchen

…“

HP „Jean Paul hat schon angefangen als 15-Jähriger zu

exzerpieren, zunächst nur große theologische Traktate, aber dann

fing er an, Kuriositäten aus den Schriften herauszuziehen, und das

hat ihm dann als Material seiner witzigen Vergleiche und

Bemerkungen in seinen späteren Werken gedient, die hat er immer

wieder zu Rate gezogen, hat Register gemacht und Register der

Register, und hat ständig darauf zugegriffen, sein ganzes Leben

lang.“

JP „Register dessen, was ich zu thun habe: 1. Dieses Register zu

machen. 2. Aus der ‚Geschichte‘ ein Register. 3. Aus den

‚Gedanken‘ eins. 4. Das erste durchzulesen und 5. das andere. 6.

Das Wörterbuch vermehren. 7. Es lesen. 8. Die ‚Geschichte‘ lesen

… „

HP „Zunächst mal sammelt er Kuriositäten, dann guckt er wie er die

in seinen Texten unterbringen kann, meist in Form des witzigen

Vergleiches, es musste immer besonders entlegen sein. Also

Geisteskraft, das Heterogene zusammenzubringen. Also das ist ein

Modell des Schöpferischen bei Jean Paul, dieser Umgang mit

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Exzerpten. Nicht nur Literatur, auch Naturwissenschaft, Theologie,

alles, einfach alles. Er ist ein Vielleser.“

AU Einfach alles. Neben 11.000 Seiten Gesamtausgabe haben wir

40.000 Seiten Nachlass. – Haben wir: das heißt: wir haben das

neuerdings, weil Professor Pfotenhauer und seine Mitarbeiter der

Würzburger Jean-Paul-Forschungsstelle das inzwischen entziffert

und sortiert und sogar ins Internet gestellt haben. Das Internet,

dürfen wir annehmen, hätte Jean Paul sehr gefallen.

SP „Er arbeitete mit der Gelehrtenmethode der Zettel und

Zettelkästen“

AU notiert der Gelehrte Walter Höllerer, und zwar so: „wie spielend,

im ‚quer durcheinander Hinbauen‘“:

SP „Besucher berichten von seinen ‚nummerierten Fächern‘, aber

nicht, um die Erscheinungen der Welt zu spezialisieren, sondern sie,

im Gegenteil, aus der Spezialisierung der ‚entlegenen

Wissenschaften‘ zu erlösen, auf Grund von vorhandenen und

erfundenen Ähnlichkeiten.“

AU Zwischen den vorhandenen und erfundenen Ähnlichkeiten des

scheinbar Entlegenen steht dann bei Jean Paul oft der

Gedankenstrich. Es ist die kleine Pause, in der etwas im Hirn des

Schreibenden geschah – und im Leserhirn geschehen könnte: die

Bildung eines Zusammenhangs:

JP „In einem solchen Entwurf halt‘ ich die unähnlichsten und

feindlichsten Dinge bloß durch Gedankenstriche auseinander“,

AU schreibt er in einer der vielen Vorreden zum „Hesperus“, aber

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eigentlich hält er das ja nicht auseinander, sondern gerade

zusammen. Das schiefe, mit Absicht gebrochene Bild ist kein

schriftstellerischer Betriebsunfall, sondern kreatives Prinzip,

„Katachresen“ (so heißen diese Bildbrüche) „sprengen die

Metaphernkette und schaffen das Gegenteil von festem Besitz,

nämlich beweglichen“, schreibt Höllerer.

SP: Klammer auf: Abschweifung in der zweiten Abschweifung: Die

Exzerptkisten.

Musik Elliott Carter, String Quartet No.3

AU Dass sich diese vierzigtausend Seiten Material, Rohstoff für

noch zu schreibende Romane erhalten haben, ist ein schönes

Wunder. Aus der Familie kamen die Schatzkisten zuerst an das

Germanische Museum in Nürnberg, das sie aber wegen

Platzmangel wieder loswerden wollte. Auch die Bayerische

Staatsbibliothek lehnte nach Prüfung ab, und sie soll sich darüber

gerne bis heute schwarz ärgern. 1888 schlägt dann die Preußische

Staatsbibliothek für 1000 Taler zu. In Berlin also machte sich Eduard

Berend, Jean Pauls erster historisch-kritischer Herausgeber, an die

Bergungsarbeit, zwischen 1929 und 1936 erschienen fünf

Nachlassbände in der II. Abteilung der „Sämtlichen Werke“, die

damit noch sämtlicher waren als die früheren Ausgaben. 1938

musste Berend vor den Nazis fliehen, die Exzerpte wurden

ausgelagert und galten nach dem Krieg als verschollen. Sie waren

aber in Moskau und wurden 1958 von da an die Berliner

Staatsbibliothek in Ostberlin restituiert. Seit 1980 wurden die Blätter

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gesichtet, gewendet, geordnet, jetzt kommen gelegentlich Bände auf

die Welt, die in schönem Durcheinander neue Texte von vor 200

Jahren bringen.

SP Klammer zu.

Musik Brice Pauset, In Nomine

AU Damit tut sich eine erstaunliche Perspektive auf: Reiseangebote

unter die Gehirnschale eines Riesen

JP „ Erfindung der Musik. Wir waren vorher bei Geistern auf

musikalischen Inseln, darum erinnern wir uns daran; oder wir

kommen künftig hin, die klingende 2te Welt geht an uns vorüber.“

„Fremde Ideen sind die Insekten, die den Samenstaub von einem

Gedanken in uns zum andern tragen und dadurch befruchten.“

„Ieder Gedankenstrich ein Legestachel.“

„Gedankenstrich Nabelschnur iedes Gedankens.“

„Mancher witzige Einfall sticht gleich den Bienen nur einmal.“

HP „Man kann dann nachweisen, wo er was verwendet hat. Im

Manuskript gibt es dann eine sogenannte Verwendungsstreichung,

ein vertikaler Strich, da zeigt er sich an, das hast du schon

verwendet, das kannst du nicht noch mal verwenden. So hat er

gearbeitet. Man kann oft die Entstehung von Werken von den

Exzerpten über die Bausteine, Gedankensplitter bis zu den fertigen

Werken verfolgen. Das kann man heute, das hat man früher nicht

gekonnt.“

JP „Nachttisch: Schwambüchsen, Flakons, Seifenkugel,

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Taschenspiegel, Bürsten, Breloques, verschlungne Namen, beim

Frisiren den Spiegel in der Hand, Essig und Wasser zur Magerkeit –

Handschuhe im Bet – maust Schnupftücher prahlt damit; giebt’s nur

für Küsse wieder – Öle aus Paris, Bänder, Ringe, Etui, Kalender,

Filet, Pillen, Nadelkissen, Zibet, Kräutertee.“

SP Dritte Abschweifung, über Buchstaben.

JP „ Ich weiß kaum, was ich aus mir machen soll als Bücher.“

Musik Monty Adkins, Entangled Symmetries

AU Waren Jean Pauls Lehrer, darunter der eigene Vater, gute

Pädagogen? Wohl kaum im heutigen Sinn, es wurde durchgepaukt

von A bis Z. Doch für den Knaben aus den begrenzten Verhältnissen

der fränkischen Provinz wird das ABC-Buch zum Schlüssel zur Welt.

JP „Noch erinnere ich mich der Winterabendlust, als ich aus der

Stadt endlich das mit einem Griffel als Zeilenweiser versehene ABC-

Buch in die Hand bekam, auf dessen Deckel schon mit wahren

goldnen Buchstaben (und nicht ohne Recht) der Inhalt der ersten

Seite geschrieben war, der aus wechselnden roten und schwarzen

bestand; ein Spieler gewinnt bei Gold und rouge et noir weniger an

Entzücken als ich bei dem Buche.“

SP „Der Affe gar possierlich ist / Zumal wenn er vom Apfel frist.“

JP „Jeder neue Schreibbuchstabe vom Schulmeister erquickte mich

wie andere ein Gemälde; und um das Aufsagen der Lektion

beneidete ich andere, da ich gern wie die Seligkeit des

Zusammensingens auch die des Zusammenbuchstabierens

genossen hätte.“

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AU Die Welt, die sich dem jungen Johann Paul Friedrich Richter da

erschließt, ist aber nicht die Normalwelt der Umgebung, sondern

eine neue, „magisch-verheißungsvolle“, schreibt Jean Pauls

Biograph Pfotenhauer. Die Zeichen sind ihm Zauberzeichen; er

muss eine lateinische Grammatik des Griechischen lernen, ohne zu

wissen, worum es geht, und was passiert? – „Mutmaßungen und

Sehnsüchte müssen die verborgenen Inhalte ersetzen“, sagt

Pfotenhauer, „und so blüht ungewollt doch die Phantasie in dieser

geistigen Saharawüste der Sinnaustrocknung.“ Der junge Jean Paul

denkt sich halt sein Teil, und entdeckt das Spiel mit Buchstaben als

einen Weg aus der Wüste. Und er bastelt sich Bücher, noch bevor er

sie sich selber schreiben kann.

SP „Das Zählbrett hält der Ziegenbock.“

AU So endet das Leselernbuch seiner Zeit, die „Bienrodische Fibel“,

nach einem Schulmann dieses Namens benannt. Dass ein

Ziegenbock ein Zählbrett hält, was man da auch abgebildet sehen

kann, muss ein Hirn wie das Jean Pauls elektrisiert haben: Denn

Ziegenböcke zählen nicht und halten Zählbretter doch nur aus dem

einen Grund in den Hufen, dass sie mit dem Ding den

Anfangsbuchstaben gemeinsam haben. Das Z stiftet einen

Zusammenhang, auf den das sogenannte wirkliche Leben gar nicht

kommen würde. – Viele Jahre später stattet er dieser ABC-

Wundermaschine seinen Dank ab, indem er als wahren Verfasser

der Fibel statt des Bienrod einen Mann namens Fibel erfindet und

dem „Leben Fibels“ 1808 seine angesichts hoher Verdienste

unbegreiflich überfällige Biographie widmet.

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JP „Wahrlich in diesem steht nichts – einige wenige harmlose,

schuldlose, lichtlose, glanzlose Leute mit ähnlichen Schicksalen

durchleben darin ihr Oktavbändchen – das Ganze ist ein stillendes

Still-Leben – eine Wiege erwachsener Leser zum Farniente – ein

leises graues laues Abendregnen, unter welchem statt der Blumen

etwa die unscheinbare Erde ausduftet, wozu höchstens noch ein

Fingerbreit Abendrot und drei Strahlen Abendstern kommen

möchten. Weiter gibt´s nichts darin, im Buch.“

Musik Carl Philipp Emanuel Bach, Empfindungen

JP „ Komme nur endlich herein ins Leben, lieber Fibel, so winzig und

anonym du auch noch bist! Du wirst schon mit der Zeit fünfte- oder

sechst-halbe Fuß hoch und bekannt und benannt genug, wie ja wir

alle! Der neugeborne Zwerg bleibt stets die erste Kapsel des

unsichtbaren Riesen, der später mit Bergen nach Himmel und Hölle

wirft. – Mein Anruf an den ungebornen Schriftsteller, dass er endlich

in die Geburt und Welt trete, kommt nur den Lesern unnütz vor, die

alle nicht wissen, dass er vor dem zehnten Monate noch gar nicht

geboren war. Endlich eines Tages stand sein Vater, ein armer

Vogelsteller und Invalide, eben hinter einem Finkenkloben, den er

zum Fenster hinaushielt, und lauerte auf den anhüpfenden Finken,

um ihn an der Fanggabel hereinzuziehen, als ihm die Wehmutter

aus der Klage-Kammer die frohe Botschaft brachte, es komme ein

lebendiges Kind; dies veranlasste ihn, den Kopf langsam

umzudrehen und leise zu sagen. ‚Still!'“

SP „Ein Pferd dem Reuter stehet an, / Das Peil gebraucht der

Zimmermann.“

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AU Aus dem Ur-Buch, der ABC-Fibel, macht der Schriftsteller Jean

Paul ein anderes, indem er sich einen Fibel-Autor namens Gotthilf

Fibel ausdenkt, diesem ein mehr als 125-jähriges Leben andichtet

und dabei die biographische Methode auf höchst verschlungenen

Wegen ins Absurde treibt. Am „Leben Fibels“ kann man erkennen,

warum er den späten Versuch einer Autobiographie nach nicht

einmal hundert Seiten im Januar 1819 wieder abbricht: Wer so

radikal dem Entwurf folgt, das Leben in Schrift zu übersetzen und

das Leben überhaupt im und aus dem Schreiben vollzieht, der muss

sich mit der Abschilderung des eigenen Lebens als Schriftsteller

schwer tun. So legt der Professor der „Selberlebensbeschreibung“

nach der dritten Vorlesung die Feder nieder, kurz nach gerührter

Rückerinnerung an die erste Verliebtheit in die reizende

blatternnarbige Katharina Bärin und an den ersten und auch gleich

letzten Kuss.

Musik Carl Philipp Emanuel Bach, Empfindungen

JP „An einem Winterabende, wo ich meine Prinzessinsteuer von

Süßigkeiten schon vorrätig hatte, der gewöhnlich nur die

Einnehmerin fehlte, beredete der Pfarrsohn, der unter allen meinen

Schulkameraden der schlechteste war, mich zum verbotenen

Wagstücke, während ein Besuch des Kaplans meinen Vater

beschäftigte, im Finstern das Pfarrhaus zu verlassen, die Brücke zu

passieren und geradezu (was ich noch nie gewagt) in das Haus, wo

die Geliebte mit ihrer armen Mutter oben in einem Eckzimmerchen

wohnte, zu marschieren und unten in eine Art von Schenkstube

einzudringen. Ob Katharina aber zufällig da war und wieder

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hinaufging, oder ob sie der Schelm mit seiner Bedientenanlage unter

einem Vorwande herunterlockte, auf die Mitte der Treppe; oder kurz

wie es dahinkam, daß ich sie auf der Mitte fand: dies ist mir alles nur

zu einer träumerischen Erinnerung auseinandergeronnen; denn eine

plötzlich aufblitzende Gegenwart verdunkelt dem Erinnern alles was

hinter ihr ging. So stürmisch wie ein Räuber war ich zuerst der

Geber meiner Essgeschenke, und dann drückt' ich – der ich in Joditz

nie in den Himmel des ersten Kusses kommen konnte, und der nie

die geliebte Hand berühren durfte – zum ersten Male ein lange

geliebtes Wesen an Brust und Mund. Weiter wüßt' ich auch nichts zu

sagen, es war eine Einzigperle von Minute, etwas, das nie da war,

nie wiederkam; eine ganze sehnsüchtige Vergangenheit und

Zukunft-Traum war in einen Augenblick zusammen eingepresst; –

und im Finstern hinter den geschlossnen Augen entfaltete sich das

Feuerwerk des Lebens für einen Blick und war dahin. Aber ich hab'

es doch nicht vergessen, das Unvergessliche.“

SP Vierte Abschweifung, über den Tod.

Musik Monty Adkins, Sendai Threnody

AU Warum das alles? Warum der Rückzug aus der großen Welt, die

er 1798 in Weimar kennengelernt hatte, wo er mit Goethe, Schiller,

Wieland, Herder verkehren durfte, ein zwischenzeitlicher

Erfolgsautor aus der Provinz, von Leserinnen umworben, von

Verlegern mit beträchtlichen Vorschüssen gepflegt? Für seinen

Riesenroman „Titan“ bekam er mehr als Goethe selbst für seinen

„Wilhelm Meister“. Und dann zieht er, seit 1801 und nach vier

Verlobungen verheiratet mit der Obertribunalratstochter Caroline

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Mayer, die ihn beim Dichten und Träumen nicht stört, nach Bayreuth

und will wohl kein Mann von Welt mehr sein, bloß noch Romane

schreiben und Einfallsmaterial sammeln für künftige und

nachkünftige Romane, die bald schon keine Erfolgsgeschichten

mehr waren. Jean Paul aber schreibt weiter, er kann nicht aufhören.

HP „Das liegt daran, dass er an dem fertigen Werk nicht interessiert

war, es musste immer weitergehen mit dem Schreiben. Also auch

wenn er seine Bücher abgeschlossen hatte, (der „Titan“ war eines

der wenigen Werke, die er abgeschlossenen hatte), dann hat er

immer noch daran herumgeschrieben, sofort eine Neuauflage

geplant mit Vorwörtern, Nachwörtern, Extrablättern usw., es musste

also immer neu geschrieben werden. Der Prozess des Schreibens

war für ihn das Entscheidende, nicht das fertige Werk.“

AU So sehr, dass der Vielschreiber und Vielleser Jean Paul beinah

keine Bücher besaß, nicht mal die eigenen, die musste er sich dann

bei Bedarf ausleihen. Wichtig waren die Zettelkästen, das Saatgut

kommender Einfalls-Ernten. Warum aber musste er immer

weiterschreiben?

HP „Das Leben ist für ihn Schreiben, und er schreibt gegen den Tod,

von Anfang an. Es muss ein unendliches Schreiben sein. Sein

Projekt – im Spätwerk kann man das feststellen – ist eine

Zusammenstellung von möglichst vielen Materialien, so dass auch

seine Nachfahren und spätere Generationen aus seinen Werken

noch neue Bücher machen können, also über seinen Tod hinaus

weiterschreiben können.“

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Musik Monty Adkins, Sendai Threnody

AU Der Tod war ihm schon früh nah, er schlug neben ihm ein, und

den 15. November 1790 hält er fest als

JP „Wichtigster Abend meines Lebens: denn ich empfand den

Gedanken des Todes, dass es schlechterdings kein Unterschied ist,

ob ich morgen oder in 30 Jahren sterbe, dass alle Plane und alles

mir davon schwindet und dass ich die armen Menschen lieben sol,

die sobald mit ihrem bisgen Leben niedersinken.“

AU Damit ist die Gewalt des Todes aber nicht gebannt: Hier lebt

einer im Bewusstsein, dass der Tod immer in das Leben hineinragt.

HP „ Das kann man bei Jean Paul auch sehr gut rekonstruieren,

ganz gut nachvollziehen. Sein Vater war ja Pfarrer, ein recht

unflexibler protestantischer Geistlicher, und Jean Paul muss sich

dann im Lauf seiner Kindheit und Jugend dagegen zur Wehr setzen:

gibt es eine Todsünde, gibt es eine Hölle und dergleichen, und er

muss sich davon emanzipieren und er merkt dann: diese

theologisch-metaphysischen Garantien von Unsterblichkeit, die sein

Vater noch vertritt, die kann er sich nicht mehr zu eigen machen.“

Musik Monty Adkins, Sendai Threnody

AU Wenn aber die alten Gewissheiten nicht mehr gelten, was dann?

Gegen das Verschwinden hilft nur, was er am besten kann, und was

er konsequent betreibt, Tag für Tag.

HP „Er muss sich auf eigene Faust diese Unsterblichkeit

erschreiben. Das ist sein lebenslanges Projekt.“

AU Erschreibung von Unsterblichkeit – darauf zielt wohl manches

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Schriftstellerleben, nicht nur das von Jean Paul. Auch Goethe

arbeitete wohl an seiner Verewigung, doch im Fall des Geheimrats

zielte alles Schreiben auf das Erfassen des Lebens in seiner

Vielgestaltigkeit und Fülle. Bei Jean Paul scheint es andersherum zu

sein: alles Leben zielt aufs Schreiben. Und –

HP „Da steckt auch Angst dahinter. Angst macht ja schöpferisch.

Einige der größten Texte haben mit dieser Angst zu tun, also die

Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott

sei, der leere Himmel, das leere Universum, und dann tritt Christus

auf , der sagt: es gibt keinen Gott. Diese Angst wird immer

ausphantasiert. Daraus schöpft er seine großen Bilder, was uns

heute noch fasziniert. Diese ungeheuren Visionen sind zum großen

Teil, was er „Vernicht-Visionen“ nennt.“

JP „Oben am Kirchengewölbe stand das Zifferblatt der Ewigkeit, auf

dem keine Zahl erschien und das sein eigner Zeiger war; nur ein

schwarzer Finger zeigte darauf, und die Toten wollten die Zeit darauf

sehen. Jetzo sank eine hohe edle Gestalt mit einem

unvergänglichen Schmerz aus der Höhe auf den Altar hernieder, und

alle Toten riefen: ‚Christus! ist kein Gott?' Er antwortete: ‚Es ist

keiner.'

SP „Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein

Gott sei“, aus „Blumen-, Frucht- und Dornenstücke oder Ehestand,

Tod und Hochzeit des Armenadvokaten Siebenkäs“:

JP „Der ganze Schatten jedes Toten erbebte, nicht bloß die Brust

allein, und einer um den andern wurde durch das Zittern zertrennt.

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Christus fuhr fort: ‚Ich ging durch die Welten, ich stieg in die Sonnen

und flog mit den Milchstraßen durch die Wüsten des Himmels; aber

es ist kein Gott. Ich stieg herab, soweit das Sein seine Schatten

wirft, und schauete in den Abgrund und rief: ›Vater, wo bist du?‹ aber

ich hörte nur den ewigen Sturm, den niemand regiert, und der

schimmernde Regenbogen aus Wesen stand ohne eine Sonne, die

ihn schuf, über dem Abgrunde und tropfte hinunter. Und als ich

aufblickte zur unermeßlichen Welt nach dem göttlichen Auge, starrte

sie mich mit einer leeren bodenlosen Augenhöhle an; und die

Ewigkeit lag auf dem Chaos und zernagte es und wiederkäuete sich.

– Schreiet fort, Mißtöne, zerschreiet die Schatten; denn Er ist nicht!'

Die entfärbten Schatten zerflatterten, wie weißer Dunst, den der

Frost gestaltet, im warmen Hauche zerrinnt; und alles wurde leer. Da

kamen, schrecklich für das Herz, die gestorbenen Kinder, die im

Gottesacker erwacht waren, in den Tempel und warfen sich vor die

hohe Gestalt am Altare und sagten: ‚Jesus! haben wir keinen Vater?'

– Und er antwortete mit strömenden Tränen: ‚Wir sind alle Waisen,

ich und ihr, wir sind ohne Vater.' Da kreischten die Misstöne heftiger

– die zitternden Tempelmauern rückten auseinander – und der

Tempel und die Kinder sanken unter – und die ganze Erde und die

Sonne sanken nach – und das ganze Weltgebäude sank mit seiner

Unermesslichkeit vor uns vorbei – und oben am Gipfel der

unermesslichen Natur stand Christus und schauete in das mit

tausend Sonnen durchbrochne Weltgebäude herab, gleichsam in

das in die ewige Nacht gewühlte Bergwerk, in dem die Sonnen wie

Grubenlichter und die Milchstraßen wie Silberadern gehen.“

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SP Fünfte Abschweifung, über Bier.

Musik Coh, Soii noir / Elliott Carter, Night Fantasies

AU In Bayreuth verkaufen sie jetzt ein „Jean-Paul-Bier“. Das macht

insofern keinen Unsinn, als Alkohol und vor allem Bier für diesen

Dichter eine Bedeutung im kreativen Prozess hatte. Er tauft es

zärtlich Heilmittel, „Herbsttrost“, „Magen-Balsam“, „Gehirnkitzel“ oder

„vorletzte Ölung“. Der Versorgung und Bevorratung mit gutem Bier

gilt eine beständige Sorge, dokumentiert etwa in Briefen an seinen

Freund Emanuel Osmund, der ihm hier behilflich sein muss. Die

Standortwahl Bayreuth scheint sich auch des für ihn zuträglichen

Biers zu verdanken. Es schmeckt ihm schon als Frühstück; im Laufe

des Tages fließt dann eine Art Cocktail in die Blutbahn des Dichters

HP „Es war sicher so, dass er von morgens an trinkt, er macht sich

da genaue Pläne, was er trinkt. Er trinkt nicht einfach irgendwas, es

müssen Wein und Bier zu bestimmten Zeiten sein, Wein macht eher

kreativ, er verwendet auch bestimmte Liköre und auch Opiate,

Laudanum beispielsweise. Das sind alles Strategien für das Arbeiten

in bestimmten Phasen des Tages.“

AU Gerade das Bier wirkt also nicht vor allem zur Befeuerung,

sondern im Gegenteil, als Sedativ sozusagen überschießend

kreativer Wort- und Bilderfluten. Unter der Hirnschale dieses

schöpferischen Riesen scheint es zu regelrechten

Synapsengewittern gekommen zu sein, da musste wohldosiert

gelöscht werden. Der Nachwelt aber war der biertrinkende Jean

Paul dann wieder der Kauz, dem man das durchaus Unbürgerliche

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seiner bürgerlichen Existenz großzügig nachsehen konnte: denn

wenigstens im Biersaufen durfte man sich ihm verwandt fühlen. Nur

einmal in Coburg wird er wegen unbotmäßigen öffentlichen

Wasserabschlagens zur Strafzahlung einer Piss-Steuer verklagt.

SP Sechste Abschweifung, über das Lesen

Musik Elliott Carter, Night Fantasies

AU Wie also soll man ihn heute lesen? – Langsam, jedenfalls.

NK „Man muss schon Geduld haben, sich da reinfallen lassen, ohne

zielorientiert zu sein. Ich glaube, Jean Paul hätte in der heutigen

Literaturkritik keine Chance. Der würde nicht mal behandelt, der

würde überhaupt nicht vorkommen.“

AU Navid Kermani, der Kollege. Und Professor Pfotenhauer, der

Philologe benutzt das gleiche Wort: Geduld.

HP „Man muss geduldig lesen und man muss sich Zeit nehmen.

Jean Paul ist eigentlich nicht spannend, er ist kompliziert, und er

möchte in dieser Kompliziertheit verstanden werden, und je mehr

Zeit man sich nimmt, desto mehr hat man auch davon, und das hat

die damaligen Zeitgenossen schon teilweise überfordert und

überfordert uns heute aufgrund unserer Lesegewohnheiten

wahrscheinlich noch mehr.“

AU Er überfordert uns, er macht es einem schwer, wie schön,

möchte man sagen, wo uns auch als Lesern am liebsten alles

abgenommen wird und Literatur erfolgreich sein will, indem sie ein

bisschen wie Fernsehen ist. Jean Paul ist nicht wie Fernsehen, er ist

eher wie Internet, aber ein Internet Dreipunktnull. Es braucht Geduld

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und Geistesgegenwart, diesem Autor nachzusteigen, und

Gelassenheit, nennen wir es Komplexitätstoleranz. Heißt: das

Unverständliche aushalten zu können. Schafft man das, dann

geschieht etwas im eigenen, im Leserhirn.

JP Flegeljahre, 39: „Sein Gesicht war voll Morgenluft, und ein Orient

der Phantasie war in seinen Blicken gemalt. Sein sämtliches

Münzkabinett oder Studentengut hat' er eingesteckt, als Surplus-

und Operationskasse, um an dieser Geld-Katze einen Schwimm-

Gürtel für alle Höllen- und Paradieses-Flüsse zugleich zu haben. Er

bewegte sich durch das widerstrebende Leben so frei wie der

Schmetterling über ihm, der nichts braucht als eine Blume und einen

zweiten Schmetterling …“

Musik Monty Adkins, Entangled Symmetries

SP Letzte Abschweifung, Landschaften, Blick ins Fre ie.

JP „Still gingen sie in der seltnen Nacht und Gegend. Auf einmal

blieb sie auf einer Höhe stehen, um welche der Brautschatz der

Natur nach allen Seiten in Bergen aufgehäufet war.“

HP „Landschaften von Jean Paul kann man sich im Kopf nicht

vorstellen. Er hat einmal zu Varnhagen von Ense gesagt: Man kann

nur Landschaften beschreiben, die man nicht gesehen hat. Es sind

Visionen von Landschaften, aber auch von

Freundschaftsbeziehungen, zwischenmenschlichen Verhältnissen.

Daraus entsteht eine sprachliche Freiheit, eine Fähigkeit, Unerhörtes

zu sagen, was noch nie da war. Bilder, die einen frappieren, weil

man sie noch nie gehört hat.“

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AU Immer wieder diese Blicke ins Freie, in den Himmel, in

Landschaften. Wie wenn, nach allem Trubel und Trara, das die

Menschen miteinander veranstalten, ihren Intrigen und

Verwicklungen und verwegenen Ideen und all dem bizarren

Marottenwesen und pompöser Hohlheit ein Fenster aufgeht und

man alle Verrücktheiten wie aus der Ferne ansehen darf, als

ameisenhaftes Getriebe im Summen und Brummen einer Welt, die

viel größer ist als der Unsinn, den wir in ihr treiben. Natürlich sind

das keine echten Landschaften, sondern ausgedachte. Dieser Autor

arbeitete, ein Bayreuther Bier neben sich, nicht vor der Natur,

sondern am Schreibtisch, und seine Landschaften sind Aussichten

ins Offene, wie sie sich wohl nur dem inneren Auge auftun.

Professor Pfotenhauer, den Stahlschrank mit den Jean-Paul-

Kostbarkeiten sachte schließend:

HP „…die großen Naturvisionen, z.B. im Titan, Linda und Albano vor

dem Vesuv: das sind keine Landschaftsbeschreibungen, sondern

Sprachexplosionen… Wenn ich diese Bilder lese, auch in

Vorlesungen, da ging's mir immer so, wenn diese ganz großen

Stellen kommen, ich Mühe hatte, nicht in Tränen auszubrechen...“

Musik Haydn, The Creation (In rosy mantle)

JP Titan, 28, Ende: „Sie blickten im Glanze umher, der Schwan des

Himmels, der Mond, wogte fern vom Vesuve im hohen Äther – die

Riesenschlange der Erde, das Meer, schlief fest in ihrem von Pol zu

Pol reichenden Bette – die Küsten und Vorgebirge dämmerten nur

wie Mitternachtsträume – Klüfte von Baumblüten flossen über von

ätherischem Tau aus Licht, und unten in Tälern standen finstere

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Rauchsäulen auf heißen Quellen und verwallten oben in Glanz –

hoch lagen überall erleuchtete Kapellen und tief um das Ufer dunkle

Städte, die Winde standen still, die Rosendüfte und Myrtendüfte

zogen allein – weich und lau umfloss die blaue Nacht die entzückte

Erde, um den warmen Mond wich der Äther aus, und er sank

liebestrunken mitten aus dem Himmel immer größer auf den süßen

Erdenfrühling herein – der Vesuv stand jetzt ohne Flamme und ohne

Donner, weiß von Sand oder Schnee, im Morgen – im dunklern Blau

waren die Goldkörner der feurigen Sterne weit auseinandergesäet. –

Es war die seltene Zeit, wo das Leben den Durchgang durch eine

überirdische Sonne hat. Albano und Linda begegneten sich mit

heiligen Augen, und die Blicke löseten sich wieder sanft

auseinander; sie schaueten in die Welt und in das Herz und

sprachen nichts aus.“

Musik RM74, Fen Fire

SP Reise unter die Gehirnschale eines Riesen.

Sieben Abschweifungen zu Jean Paul,

von Holger Noltze.

Mit Heiner Stadelmann, Mandana Mansouri, Holger Noltze.

Technische Realisation Henning Schmitz, Regieassistenz Stefan

Cordes, Regie Detlef Meissner, Redaktion Imke Wallefeld.

Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks 2013.