Nonverbale Kommunikation mit Sterbenden...

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HOCHSCHULE FÜR ANGEWANDTE WISSENSCHAFT UND KUNST Hildesheim/Holzminden/Göttingen University of Applied Sciences and Arts www.hawk.de/s Nonverbale Kommunikation mit Sterbenden (NoKoS) Evaluation einer Fortbildungsmaßnahme‚ Basale Stimulation im ambulanten Hospiz Hintergrund Nonverbale Kommunikation mit Sterbenden fordert ehrenamtlich Tätige in der Hospizarbeit sowie Angehörige heraus. Der Hildesheimer Hospizverein Geborgen bis zuletzt“ bietet deshalb eine Fortbildung zur „Basalen Stimu- lation“ an, um kommunikative Kompetenzen zu optimieren. Die „Basale Stimulation“ ist eine Methode, mit der auch ohne Worte mit Menschen kommuniziert werden kann. Berührungen, olfaktorische, akusti- sche und visuelle Angebote spielen eine große Rolle in der Arbeit mit ster- benden Menschen, besonders wenn diese sich nicht mehr verbal äußern können. Forschungsstand Aktuelle Publikationen zu Kommunikation mit Sterbenden liegen in Form von Lehrbüchern und Ratgebern in deutscher Sprache vor (Steffen-Bürgi/Schä- rer-Santschi/Staudacher 2017; Dunphy 2014; Kränzle/Schmid/Seeger 2006). Zum Thema Effektivität von Fortbildungen zu Kommunikation mit Schwer- kranken und Sterbenden liegen Studien überwiegend aus dem englischspra- chigen Bereich vor (Wilkinson et al. 1998; Eggenberger et al. 2013). Zur An- wendung der „Basalen Stimulation“ sind Praxiserfahrungen im Bereich der Palliativpflege dokumentiert (Walper 2016; Fetzer/Preußer 2014; Kostrzewa/ Kutzner 2013). Allerdings ist die Evidenzlage zum Konzept „Basale Stiumalti- on“ als komplexe Intervention nicht ausreichend (Bienstein/Fröhlich 2016; Bienstein 2017). Ziel der Studie Drei zentrale Fragestellungen liegen der Untersuchung zugrunde: 1. Welche Herausforderungen und Probleme entstehen für Ehrenamtliche und Angehörige bei der Kommunikation mit Sterbenden? 2. Welche Erwartungen haben Ehrenamtliche und Angehörige an die Fortbil- dung „Basale Kommunikation“, um die Kommunikation mit Sterbenden zu verändern und zu verbessern? 3. Wie hat sich die Kommunikation auf der Basis der Fortbildung in der prak- tischen Umsetzung verändert und verbessert? Methodik Prä-Post-Follow-Up Design Qualitative Studie: Fokusgruppen (Morgan 2010) mit Teilnehmenden der Fortbildung (n=15). Erhebung: t0 – vor der Fortbildung (Feb. 2018) t1 – 6 Monate danach (Sept. 2018) t2 – Follow-Up/6 Monate (März 2019) Auswertung: Qualitative Inhaltsanalyse (Mayring 2015). Kontakt/Kooperation/Finanzierung Autorinnen: Prof. in Dr. in Sabine Mertel, Reingard Schusser, (M.A), Prof. in Dr. in Ulrike Marotzki, Tabea Böttger (B.A), Ulrike Mönnighoff (B.A), ▸ blogs.hawk-hhg.de/nokos Kooperationspartnerinnen: Hildesheimer Hospizverein „Geborgen bis zuletzt“ ▸ www.geborgen-bis-zuletzt.de Gefördert durch: Mittel der Benefizaktion des Norddeutschen Rundfunks Hand in Hand für NorddeutschlandWeitere Informationen blogs. hawk-hhg.de/ nokos Gesellschaft | Kultur | Recht | Ethik | Religion | Gender | Biografie Hospiz | Zuhause | Pflegeeinrichtung | Palliativstation Expert*innen | Ehrenamtlich Tätige | Angehörige Was (alles) ist Berührung? „Der Körper kann sprechend werden, denkend, träumend und erfindend. Er spürt die ganze Zeit etwas. (…) Er spürt unablässig. / Dennoch ist das, was spürt die Seele. Und die Seele spürt zuerst den Körper. Sie spürt ihn, der sie enthält und zurückhält, von allen Seiten.“ (Jean-Luc Nancy 2010:6) Noli me tangere Aushalten von eigenen Ängsten, Barrieren, Ambivalenzen und eigener Zurücknahme körperlicher Fremdheit Rollenkonfusion und agieren jenseits von Konventionen Intimität im Zwischen-Reich Grenzgängen im Tabu Ermöglichen von intuitiver, nonverbaler Kom- munikation und sinnesüber- greifender Begegnung sensibler Befriedung von Be- dürfnissen und vergessener Sinneswahrnehmung selbstreflexivem Erlernen und Erspüren Wissensaneignung zu Senso- rik und Physiologie Erleben von ganzheitlicher Resonanz, mit allen Sinnesmodalitäten, si- tuativ veränderlich. Loslassen „Zumindest habe ich das Gefühl gehabt, es ist was angekommen. Bei mir und umgekehrt eben auch bei der betreffenden Person.“ „Keine Berührung bedeutet auch kein Festhalten, kein Zurückholen mehr, wenn die Seele dabei ist, sich zu lösen.“ „Wusste halt auch nicht, was mag sie, was mag sie nicht.“ „Dass gerade Berührung sehr hilfreich ist, da es Sicherheit gibt, es Nähe gibt, es Wärme gibt.“ „Wenn jetzt das Verhältnis vorher zu dem Menschen herzlich war und sich das verschiebt (…), dass man sich da zurück- nimmt – oder zurück- hält.“ Ergebnisse zum Phänomen Berührung in der Kommunikation mit Sterbenden/ Ersterhebung

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HOCHSCHULE FÜR ANGEWANDTE WISSENSCHAFT UND KUNST Hildesheim/Holzminden/GöttingenUniversity of Applied Sciences and Arts

www.hawk.de/s

Nonverbale Kommunikation mit Sterbenden (NoKoS)Evaluation einer Fortbildungsmaßnahme‚ Basale Stimulation im ambulanten Hospiz

HintergrundNonverbale Kommunikation mit Sterbenden fordert ehrenamtlich Tätige in der Hospizarbeit sowie Angehörige heraus. Der Hildesheimer Hospizverein „Geborgen bis zuletzt“ bietet deshalb eine Fortbildung zur „Basalen Stimu-lation“ an, um kommunikative Kompetenzen zu optimieren.

Die „Basale Stimulation“ ist eine Methode, mit der auch ohne Worte mit Menschen kommuniziert werden kann. Berührungen, olfaktorische, akusti-sche und visuelle Angebote spielen eine große Rolle in der Arbeit mit ster-benden Menschen, besonders wenn diese sich nicht mehr verbal äußern können.

ForschungsstandAktuelle Publikationen zu Kommunikation mit Sterbenden liegen in Form von Lehrbüchern und Ratgebern in deutscher Sprache vor (Steffen-Bürgi/Schä-rer-Santschi/Staudacher 2017; Dunphy 2014; Kränzle/Schmid/Seeger 2006). Zum Thema Effektivität von Fortbildungen zu Kommunikation mit Schwer-kranken und Sterbenden liegen Studien überwiegend aus dem englischspra-chigen Bereich vor (Wilkinson et al. 1998; Eggenberger et al. 2013). Zur An-wendung der „Basalen Stimulation“ sind Praxiserfahrungen im Bereich der Palliativpflege dokumentiert (Walper 2016; Fetzer/Preußer 2014; Kostrzewa/Kutzner 2013). Allerdings ist die Evidenzlage zum Konzept „Basale Stiumalti-on“ als komplexe Intervention nicht ausreichend (Bienstein/Fröhlich 2016; Bienstein 2017).

Ziel der StudieDrei zentrale Fragestellungen liegen der Untersuchung zugrunde:

1. Welche Herausforderungen und Probleme entstehen für Ehrenamtliche und Angehörige bei der Kommunikation mit Sterbenden?

2. Welche Erwartungen haben Ehrenamtliche und Angehörige an die Fortbil-dung „Basale Kommunikation“, um die Kommunikation mit Sterbenden zu verändern und zu verbessern?

3. Wie hat sich die Kommunikation auf der Basis der Fortbildung in der prak-tischen Umsetzung verändert und verbessert?

MethodikPrä-Post-Follow-Up Design

Qualitative Studie:Fokusgruppen (Morgan 2010) mit Teilnehmenden der Fortbildung (n=15).

Erhebung: t0 – vor der Fortbildung (Feb. 2018) t1 – 6 Monate danach (Sept. 2018) t2 – Follow-Up/6 Monate (März 2019)

Auswertung:Qualitative Inhaltsanalyse (Mayring 2015).

Kontakt/Kooperation/FinanzierungAutorinnen: Prof.in Dr.in Sabine Mertel, Reingard Schusser, (M.A), Prof.in Dr.in Ulrike Marotzki, Tabea Böttger (B.A), Ulrike Mönnighoff (B.A), ▸ blogs.hawk-hhg.de/nokosKooperationspartnerinnen: Hildesheimer Hospizverein „Geborgen bis zuletzt“ ▸ www.geborgen-bis-zuletzt.deGefördert durch: Mittel der Benefizaktion des Norddeutschen Rundfunks „Hand in Hand für Norddeutschland“

Weitere Informationenblogs.hawk-hhg.de/nokos

Gesellschaft | Kultur | Recht | Ethik | Religion | Gender | Biografie

Hospiz | Zuhause | Pflegeeinrichtung | Palliativstation

Expert*innen | Ehrenamtlich Tätige | Angehörige

Was (alles) ist Berührung?

„Der Körper kann sprechend werden, denkend, träumend und erfindend. Er spürt die ganze Zeit etwas. (…) Er spürt unablässig. / Dennoch ist das, was spürt die Seele. Und die Seele spürt zuerst den Körper. Sie spürt ihn, der sie enthält und zurückhält, von allen Seiten.“ (Jean-Luc Nancy 2010:6)

Noli me tangere

Aushalten von

eigenen Ängsten, Barrieren, Ambivalenzen und eigener Zurücknahme

körperlicher Fremdheit

Rollenkonfusion und agieren jenseits von Konventionen

Intimität im Zwischen-Reich

Grenzgängen im Tabu

Ermöglichen von

intuitiver, nonverbaler Kom-munikation und sinnesüber-greifender Begegnung

sensibler Befriedung von Be-dürfnissen und vergessener Sinneswahrnehmung

selbstreflexivem Erlernen und Erspüren

Wissensaneignung zu Senso-rik und Physiologie

Erleben von

ganzheitlicher Resonanz, mit allen Sinnesmodalitäten, si-tuativ veränderlich.

Loslassen

„Zumindest habe ich das Gefühl gehabt, es ist was angekommen. Bei mir und umgekehrt eben

auch bei der betreffenden Person.“

„Keine Berührung bedeutet auch kein

Festhalten, kein Zurückholen mehr, wenn die

Seele dabei ist, sich zu lösen.“

„Wusste halt auch nicht, was mag sie, was

mag sie nicht.“

„Dass gerade Berührung sehr hilfreich

ist, da es Sicherheit gibt, es Nähe gibt, es Wärme gibt.“

„Wenn jetzt das Verhältnis vorher zu dem

Menschen herzlich war und sich das verschiebt (…),

dass man sich da zurück-nimmt – oder zurück-

hält.“

Ergebnisse zum Phänomen Berührung in der Kommunikation mit Sterbenden/ Ersterhebung