Umgang mit Sterbenden Lernheft 10 - Studienwelt Laudius · 2018. 3. 29. · es sich um verbale...

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© Copyright Laudius GmbH 01-18910-01 Umgang mit Sterbenden Lernheft 10 Kommunikation mit Sterbenden Inhaltsverzeichnis 10.1 Einleitung ............................................................................................... 2 10.2 Kommunikation allgemein ..................................................................... 2 10.2.1 Modelle nach Schulz von Thun ............................................................. 4 10.2.2 Klientenzentrierte Gesprächsführung nach Rogers .............................. 8 10.3 Gespräche mit Sterbenden.................................................................... 9 10.3.1 Die Sprache der Sterbenden ................................................................. 10 10.4 Nonverbale Kommunikation .................................................................. 10 10.4.1 Zu den Ausdrucksformen Sterbender ................................................... 11 10.4.2 Zum Bewusstsein Sterbender ............................................................... 12 10.5 Reflexionsbogen .................................................................................... 13 10.6 Selbstlernaufgaben ............................................................................... 14 10.7 Zusammenfassung ............................................................................... 14 10.8 Hausaufgabe ........................................................................................ 15 10.9 Lösungen zu den Selbstlernaufgaben .................................................. 15 10.10 Anhang .................................................................................................. 15

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Umgang mit Sterbenden

Lernheft 10

Kommunikation mit Sterbenden

Inhaltsverzeichnis

10.1 Einleitung ............................................................................................... 2

10.2 Kommunikation allgemein ..................................................................... 210.2.1 Modelle nach Schulz von Thun ............................................................. 410.2.2 Klientenzentrierte Gesprächsführung nach Rogers .............................. 8

10.3 Gespräche mit Sterbenden .................................................................... 910.3.1 Die Sprache der Sterbenden ................................................................. 10

10.4 Nonverbale Kommunikation .................................................................. 1010.4.1 Zu den Ausdrucksformen Sterbender ................................................... 1110.4.2 Zum Bewusstsein Sterbender ............................................................... 12

10.5 Reflexionsbogen .................................................................................... 13

10.6 Selbstlernaufgaben ............................................................................... 14

10.7 Zusammenfassung ............................................................................... 14

10.8 Hausaufgabe ........................................................................................ 15

10.9 Lösungen zu den Selbstlernaufgaben .................................................. 15

10.10 Anhang .................................................................................................. 15

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Kommunikation mit Sterbenden Lernheft 10

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10.1 Einleitung

Für die Begleitung sterbender Menschen ist es unerlässlich, Kenntnisse bezüglich kommunikativer Abläufe zu besitzen. Sowohl bei der verbalen als auch bei der nonverbalen Kommunikation sind regelhafte Abläufe zu beobachten, aus denen Vorgehensweisen für den alltäglichen „Gebrauch“ abgeleitet werden können, aber auch für die Betreuung Sterbender. Die erforderliche erhöhte Sensibilität in der Wahrnehmung der Signale eines Men-schen in der letzten Lebensphase kann mit theoretischen Kenntnissen untermauert und somit das Auffangen und die adäquate Beantwortung derselben erleichtert wer-den.

Lernziele:

Sie können nach Durcharbeitung dieses Lernhefts

– die erworbenen Kenntnisse über den Ablauf von verbaler und nonverbaler Kom-munikation im Kontakt mit Sterbenden übertragen

– die symbolische oder indirekte Sprache sowie Körpersprache Sterbender deu-tend verstehen und sich adäquat anbieten

– die eigene Betroffenheit einordnen und bewerten

Erklärung der Symbole

10.2 Kommunikation allgemein

Laut Definition wird unter Kommunikation der Austausch von Informationen zwischen zwei oder mehreren Personen verstanden. Sie ist elementar notwendig für die menschliche Existenz und das wichtigste soziale Bindemittel, auch wenn sie schriftlich über weite Distanzen erfolgt.

Selbstlernaufgaben

Hausaufgabe

Zusammenfassung

Hinweis bzw. Tipp

Lösungen zu den Selbstlernaufgaben

Notizen

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Unterschieden werden kann in:

– interpersonale Kommunikation (zwischenmenschlich);

– Massenkommunikation (wenige, z. B. Journalisten, bereiten Informationen auf, die von vielen konsumiert werden);

– Gruppen-Kommunikation (innerhalb bestimmter, organisierter sozialer Gruppen, Verbände, Parteien).

Allgemein gesehen setzt jegliche Kommunikation einen Sender und einen Empfänger voraus, zwischen denen Botschaften transportiert werden. Bei den Botschaften kann es sich um verbale Äußerungen, aber auch um nonverbale Informationen handeln. Diese nonverbalen Ausdrucksweisen werden mit dem Begriff „Körpersprache“ be-zeichnet. Der Psychotherapeut Paul Watzlawick stellte im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit fest, dass es Regeln für eine funktionierende Kommunikation gibt. Jede der Störun-gen, mit denen er sich auseinandersetzen musste, konnte auf diese Regeln zurückge-führt werden. Gültigkeit haben die von ihm gewonnenen Erkenntnisse aber auch im alltäglichen Leben.

Hier die Regeln:

1. Man kann nicht nicht kommunizieren. Der Mensch strahlt immer eine Botschaft aus; auch wenn er nichts sagt oder äu-ßern will. Es ist nicht möglich, sich nicht zu verhalten; eine nonverbale oder un-bewusste Aussage kann auf jeden Fall beobachtet werden.

2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei Letzterer den Ersteren bestimmt. Unter Inhaltsaspekt ist das „Was“ einer Mitteilung zu verstehen; unter Bezie-hungsaspekt das „Wie“. Einerseits kann jedem Sender unterstellt werden, dass er eine Vorstellung davon hat, wie die Mitteilung verstanden werden soll. Er setzt al-so eine emotionale Beziehung in Gang. Die Art der Beziehung zwischen zwei Kommunikationspartnern ist für das gegenseitige Verständnis von grundlegender Bedeutung.

Gelingt der Austausch, herrscht bei beiden Einigkeit über den Inhalts- und Bezie-hungsaspekt. Er kann als misslungen betrachtet werden, wenn ein/eine Partner/-in unterschiedliche oder gegensätzliche Botschaften sendet (das Gesagte ent-spricht nicht der Körpersprache) oder wenn der/die andere einen der beiden As-pekte anders interpretiert.

3. Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktionen der Kommunikati-onsabläufe seitens der Partner bedingt. Der Ablauf einer Kommunikation kann als gelungen angesehen werden, wenn beide Partner/-innen die gleichen Sachverhalte als Ursache und Wirkung festle-gen und ihren Austausch als Regelkreis verstehen. Denn menschliche Kommuni-kation verläuft nicht in Form von Kausalketten, sondern kreisförmig.

Niemand kann genau angeben, wer beispielsweise bei einem Streit angefangen hat; Anfänge werden subjektiv (und damit oft unterschiedlich) als „Interpunktio-nen“ gesetzt.

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4. Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten. Watzlawick leiht sich hier Begriffe aus der Technik, um auszudrücken, dass nicht nur das gesprochene Wort (in der Regel digitale Modalität), sondern auch die nonverbalen Äußerungen (analoge Elemente wie Lächeln, Wegblicken usw.) et-was mitteilen. Oft wird die Beziehungsebene analog vermittelt und die Inhalts-ebene digital.

Bei einer gelingenden Kommunikation stimmen das Digitale und das Analoge überein und beide Teile werden in der gleichen Weise interpretiert. Bei Nicht-übereinstimmung, Unklarheiten oder unterschiedlichen Interpretationen kann von einem Misslingen ausgegangen werden.

5. Zwischenmenschliche Beziehungen sind entweder symmetrisch oder komplementär. Ein Interaktionsprozess, in dem sich unterschiedliche Verhaltensweisen ergän-zen, kann als komplementäre Beziehung bezeichnet werden. Die Grundlage be-ruht hier auf der Unterschiedlichkeit der Partner/-innen. Es kann sich zum Bei-spiel um eine Über- und Unterordnung handeln (Gespräch Chef/-in und Ange-stellte/-r). Bei einer symmetrischen Beziehungsform streben die Beteiligten nach Gleichheit, also eine Minimierung der Ungleichheiten untereinander an.

Quelle. www.unikarten.ch/seiten/arbeit_originale3.html (9.09.09)

10.2.1 Modelle nach Schulz von Thun

Die hier vorgestellten Modelle haben sich bei der kommunikationspsychologischen Beratung und im Training als hilfreich erwiesen, sowohl für die Wahrnehmung und Diagnose zwischenmenschlicher Vorgänge und Verwicklungen als auch als Anstoß für die persönliche Entwicklung von Personen. Die Zusammenhänge geben aber auch Aufschluss über die Kommunikation mit Men-schen, die sich in Krisen befinden. Wie oben schon genannt, sendet der/die Sender/-in eine Botschaft. Diese wird auf vier Ebenen wirksam, die zwar im Folgenden nacheinander genannt werden, aber als gleichwertig anzusehen sind.

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Sachebene: Auf dieser Ebene steht die Information, also die Aussage/der Inhalt, im Vordergrund. Es geht um Daten, Fakten und Sachverhalte.

Selbstkundgabe: Mit der Information transportiert der/die Sender/-in ebenfalls

eine Kostprobe seiner /ihrer Persönlichkeit, ob er/sie will oder nicht. Er/sie gibt einen Hinweis darauf, was in ihm/ihr vorgeht, wofür er/sie steht und wie er/sie seine/ihre Rolle auffasst. Das kann ausdrücklich als „Ich-Botschaft“ gesche-hen, aber auch versteckt.

Beziehungsebene: Wenn ein Mensch einen anderen anspricht, gibt er, ob er will

oder nicht, durch die Art der Formulierung, den Tonfall, die Begleitmimik usw. zu erkennen, wie er zum anderen steht und was er von ihm hält. Das kann allgemein auf das Ver-hältnis der beiden bezogen sein, aber auch nur auf den Ge-sprächsgegenstand. Diese Ebene ist grundlegend, denn auf der einen Seite befindet sich ein Sender/eine Senderin, der/die einen Beziehungshinweis gibt, auf der anderen ei-nen/eine Empfänger/-in, die/der oft ein sensibles Gefühl da-für besitzt.

Appellebene: Jemand, der eine Aussage macht, möchte in der Regel auch

etwas bewirken. Der/die andere soll nicht nur erreicht wer-den, sondern es soll Einfluss genommen werden. Wünsche, Appelle, Ratschläge, Handlungsanweisungen, Effekte usw. werden offen oder versteckt übermittelt.

Auf der einen Seite gibt es zu jeder Ebene den/die Sender/-in (bildlich gesprochen den Schnabel), auf der anderen den/die Empfänger/-in (bildlich gesprochen das Ohr). Quelle: www.3dundfilm.de/blender/modellierung/schnabel-modellieren

commons.wikimedia.org/wiki/File:Pfeil.pngspiegelei.twoday.net/20060605/ (9.09.09)

Bei einer gelingenden Kommunikation befinden sich Sender/-in und Empfänger/-in auf der gleichen Ebene. Hält man sich aber die Anzahl der Ebenen und deren Verstri-ckungen vor Augen, werden Fehler- und Störquellen verständlich und nachvollziehbar. Maßgeblich für jede Kommunikation ist auch die Situation, in der sie stattfindet. Hier werden mehrere Aspekte wirksam. Zunächst sind Vorgeschichte und Anlass ausschlaggebend. Nicht jeder kommunikati-ve Austausch findet spontan statt. Es kann sich ebenso um geplante Treffen, Verab-redungen, Einladungen oder andere Veranstaltungen handeln.

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Liegt eine Planung für die Kommunikation vor, beispielsweise eine Tagesordnung für eine Sitzung, bietet sie eine Vorgabe, an die sich die Anwesenden zu halten haben oder halten können. Die thematische Struktur ist also vorgegeben. Genauso wichtig sind die zwischenmenschliche Struktur und die Ziele, die erreicht werden sollen. Ein weiteres bedeutsames Modell ist das Teufelskreis-Modell. Treten zwei Personen in Kontakt, entwickelt sich eine Beziehungsdynamik. Sie reagieren aufeinander; es kommt zu einem Hin und Her von Äußerung und Antwort, von Aktion und Reaktion. Mithilfe der Kenntnis dieser Dynamik kann es sich verhindern lassen, dass sich dieses Hin und Her verselbstständigt und beide Kommunikationspartner nicht mehr „ausstei-gen“ können. Der Dynamik zufolge schaukelt sich ansonsten nämlich der Teufelskreis immer mehr hoch, sodass in einem fortgeschritteneren Stadium bereits Kleinigkeiten ausreichen, um den Konflikt eskalieren zu lassen.

Zur Verdeutlichung ein Beispiel:

Die Ehefrau beklagt sich offen, dass ihr Mann abends so oft ausgeht (sie fühlt sich zurückgesetzt; äußert das aber nicht direkt, sondern jammert oder schimpft). Der Mann fühlt sich kritisiert und bedrängt, äußert das jedoch auch nicht, sondern geht noch öfter aus (zieht sich zurück). Riemann und Thomann haben vier verschiedene menschliche Grundausrichtungen festgestellt:

– Das Bedürfnis nach Nähe (zwischenmenschlicher Kontakt, Harmonie, Geborgenheit, …);

– das Bedürfnis nach Distanz (Unabhängigkeit, Ruhe, Individualität, …);

– das Bedürfnis nach Dauer (Ordnung, Regelmäßigkeiten, Kontrolle, …);

– das Bedürfnis nach Wechsel (Abwechslung, Spontaneität, Kreativität, …).

Jeder kennt sie alle von sich selbst, aber im zwischenmenschlichen Geschehen wer-den oft nur ein oder zwei aktiviert, die dann sichtbar oder als Unterschiede zwischen Menschen vor allem spürbar werden. Der Mensch pendelt sowohl zwischen Nähe und Distanz als auch zwischen Dauer und Wechsel. Das kann situativ bedingt sein, aber ebenso zum Bestandteil der Per-sönlichkeit werden, zum Beispiel als „Lebensphilosophie“. Diese Philosophie ist dann erkennbar an bestimmten Arten und Weisen, mit Krisen und misslichen Stimmungen umzugehen. Das „Werte- und Entwicklungsquadrat“, ein weiteres Modell, bietet Orientierung für konkrete Situationen, aber auch für die gesamte Lebensführung. Inhaltlich kann jeder Wert (Tugend, Leitprinzip, menschliche Qualität) nur zu einer konstruktiven Wirkung gelangen, wenn er sich in Balance zu seinem positiven Gegenwert befindet. Fehlt die Balance, kann es zu einer Übertreibung kommen.

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Diese Übertreibung (zu starke Ausprägung) kann durchaus krankhafte Züge annehmen.

Ein Beispiel:

Es braucht neben der Sparsamkeit auch Großzügigkeit, um nicht zum Geizi-gen zu verkommen; umgekehrt bewahrt die Balance mit Sparsamkeit den Großzügigen vor der Verschwendung.

Werte und Tugenden sind dem/der Empfänger/-in nicht deutlich erkennbar; sie müs-sen aus den Aussagen und dem Handeln des/der Senders/der Senderin erschlossen werden. Ein weiteres nach außen nicht erkennbares Detail ist das innere Team, das Empfän-ger/-in und Sender/-in jeder für sich besitzen. Jeder Mensch, der in sich hineinhorcht, wird feststellen, dass es in seinem Inneren Stimmen gibt, die miteinander streiten, sich aber auch einig sein können. Bei Einigkeit wird ein nach außen hin klarer, authentischer und situationsgemäßer Ausdruck mög-lich. Dann sind positive Auswirkungen auf die Gesprächssituation zu erwarten. Ein Streit der inneren Stimmen kann allerdings eine Lähmung des Verhaltens auslö-sen. Der/Die Betreffende muss zunächst versuchen, seine/ihre inneren Stimmen in ein inneres Team zu verwandeln – was schwierig werden kann, wenn sich einzelne nicht oder nur schwer unterdrücken oder zu einem Kompromiss überzeugen lassen. Die Schwierigkeit, die Kommunikation zwischen zwei oder mehreren Menschen gelin-gen zu lassen, wird verständlich, wenn man sich vor Augen hält, dass zunächst jeder mit der Kommunikation seiner inneren Stimmen fertig werden muss. Danach ist es dieser Person erst möglich, mit anderen in Kontakt zu treten und eine tragfähige Be-ziehung aufzubauen. Wer sich Zeit nimmt und eine Gesprächssituation zwischen Personen beobachtet, nimmt einerseits nach außen hin beobachtbare Reaktionen/direkt beobachtbare Ver-haltensweisen wahr, andererseits kann er aber auch durch indirekt beobachtbare Ver-haltensweisen auf die inneren Reaktionen der jeweiligen Person schließen.

Eigene Notizen

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Direkt zu erkennen ist der Menge nach nur die Spitze des Eisbergs; das Gros liegt bildlich gesprochen unter dem Wasserspiegel, ist also nicht direkt entschlüsselbar.

Quelle: www.diozese-linz.at/pfarren/kirchdorf-krems/index.php?option =com-content&task=view&id=85&Itemid=13, (9.09.09)

10.2.2 Klientenzentrierte Gesprächsführung nach Rogers

Die klientenzentrierte Gesprächsführung, die der Psychologe und Psychotherapeut Carl Rogers entwickelt hat, wird heute für therapeutische Zwecke genutzt, aber auch allgemein für den kommunikativen Umgang von Menschen miteinander. Laut Rogers handelt es sich bei jedem Menschen um ein einzigartiges Individuum. Es ist in der Lage, eine spontane innere Reaktion – Gefühl – zu zeigen auf eine Person, eine Örtlichkeit oder eine Situation, die es erlebt oder an die es denkt. Für die Begegnung dieser Individuen sind die emotionale Ebene, die nonverbalen Äußerungen und gegenseitig prinzipielles Wohlwollen wichtig, damit Empathie, also eine Haltung verstehenden Zuhörens, entstehen kann. Empathie ist eine der von Rogers entwickelten Grundhaltungen dem Gesprächspartner gegenüber. Sie beinhal-tet das einfühlsame Verstehen der Welt und der Probleme aus der Sicht des/der an-deren und die Fähigkeit, dieses der anderen Person zu kommunizieren. Die zweite Grundhaltung ist die bedingungslose positive Wertschätzung gegen-über dem/der anderen mit seinen/ihren Schwierigkeiten und Eigenheiten. Das von dem/der Gesprächspartner/-in Ausgedrückte wird vorbehaltlos angenommen. Er/Sie wird ermutigt und soll Solidarität mit ihm/ihr spüren. Die dritte Grundhaltung wird durch Kongruenz gebildet. Der/Die Betreuer/-in zeigt sich echt und wahrhaftig in seiner/ihrer Person dem/der zu Betreuenden gegenüber.

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Eine Methode der Gesprächsführung bildet das aktive Zuhören. Damit ist die Rück-meldung des von dem/der Betreuten ausgedrückten emotionalen Inhaltes seiner/ihrer Aussagen ohne jede Verfälschung mit anderen Worten gemeint.

Quelle: www.gordontraining.info/angebot.php (9.09.09)

Das aktive Zuhören bezieht sich nicht nur auf verbale Aussagen, sondern auch auf nonverbale Äußerungen. Letztere können sehr versteckt auftreten, sodass es für den/die Betreuer/-in unerlässlich ist, die anvertraute Person dauerhaft genau zu be-obachten und sehr sensibel auch für verborgene Details zu bleiben und auf sie einzu-gehen.

10.3 Gespräche mit Sterbenden

Sterbende brauchen und suchen das Gespräch. Das kann bei dem/der Begleiter/-in Ängste auslösen, verbunden mit dem Wunsch nach Regeln oder Rezepten für ein solches Gespräch. Das einfachste Rezept lautet:

Sei einfach da und sitze still. Habe kein Ziel, wohin das Gespräch gelenkt werden soll.

Höre den ausgesprochenen oder oft auch nur zu erahnenden Gedanken des/der Sterbenden zu.

Das Verfahren wirkt einfach, wird aber schwer durch die Tatsache, dass die Betreuer auf eigene Ängste zurückgeworfen werden. Die eigene Hilflosigkeit wird spürbar. er/die Betreuer/-in fühlt seine/ihre Ohnmacht dem Tod gegenüber. Jetzt wird weniger wichtig, was Begleiter sagen; es wird bedeutsam, wer sie sind. Die Gesprächstechnik der Wahl ist das aktive Zuhören. Viele Sterbende möchten über ihren bevorstehenden Tod sprechen, scheuen sich lediglich davor, weil sie spüren, dass die Personen in ihrer Umgebung unsicher sind und selber Angst haben, über dieses Thema zu reden. Der Wunsch nach Offenheit aufseiten des/der Sterbenden steht der Belastung des/der Helfers/der Helferin gegenüber.

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Sterbebegleitern kann es vielleicht helfen, wenn sie sich vor Augen halten: Einfühlendes Verstehen kann dem/der Sterbenden helfen, den bevorstehenden Tod mental zu verarbeiten.

10.3.1 Die Sprache der Sterbenden

Es kann vorkommen, dass ein/eine Sterbende/-r Wünsche äußert oder von Gegeben-heiten spricht, die für Außenstehende nicht nachvollziehbar sind. Es wäre falsch, diese Äußerungen nicht ernst zu nehmen oder sie als „Spinnerei“ abzutun. Sie sollten auch nicht kommentiert werden, sondern gehören in das Erleben und Emp-finden der Person auf ihrem letzten Weg und können helfen, die Angst vor dem Unbe-kannten und Fremden zu mindern. Viele Sterbebegleiter sagen, Sterbende würden nicht gerne über ihr bevorstehendes Ableben sprechen. Das stimmt nur bedingt. Viele machen keine direkten Aussagen, sondern sie wählen eine bildhafte oder sym-bolische Sprache. Es erfordert sehr viel Einfühlungsvermögen und Aufmerksamkeit, diese zu erkennen. Einmal erkannt, können die Äußerungen über das Sterben sensibel erfasst und wert-schätzend „bearbeitet“ werden.

Einige Beispiele für benutzte Symbole:

Ein sterbender Mann äußert, dass er Angst habe, mit seinem Kohlevorrat nicht über den Winter zu kommen.

Die Kohlen symbolisieren das, was ein Feuer am Leben erhält. Wenn die Kohlen aus-gehen, stirbt das Feuer, die Wärme, das Leben. Ein Sterbender drängt seine Begleiter, ihm seine schweren Wanderstiefel zu bringen. Er müsse unbedingt den Berg besteigen. Schwere Wanderstiefel sind für unwegsa-mes Gelände bestimmt. Dieser Mann spürt, dass er einen beschwerlichen Weg vor sich hat.

10.4 Nonverbale Kommunikation

Mimik, Gestik, Körperhaltung, Bewegung und Berührung machen die Ebenen der nonverbalen Kommunikation aus. Die „Körpersprache“, also alles, was nicht verbal, mit Worten, ausgedrückt und mit anderen ausgetauscht wird, wird als nonverbal bezeichnet.

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Diese Art der Kommunikation kann unbewusst, teilbewusst als körperliche Reaktionen (auf Angst zum Beispiel Schweißausbruch, Erhöhung des Blutdruckes und Pulses, …) ablaufen, ebenso aber auch bewusst als Mittel (antrainiert oder nicht) eingesetzt wer-den. Quelle: links www.coaching-in-essen.de/020-roecken-seminare.htm, (9.09.09)

rechts www.teachsam.de/deutsch/d_lingu/pragm/pragm_nonvkom_txt_1.htm

10.4.1 Zu den Ausdrucksformen Sterbender

Sterbenden ist es eigen, dass sich bei ihnen die Wahrnehmung steigert. Schwerhörige können beispielsweise plötzlich sehr gut hören. Auch die Sensibilität bezüglich Berührungen und Berührtwerden schärft sich. Eine/Ein Sterbende/-r spürt genau über die Art, wie er/sie berührt wird, was der/die Begleiter/-in wirklich aussagen will oder unbeabsichtigt aussagt. Er/Sie spürt echte Zuwendung oder Ablehnung. Die Geste des Handreichens zum Ergreifen durch die/den Sterbende/-n wird zu einer wichtigen Hilfe zum Verstehen, zum Kommunizieren.

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Quelle: www.schwesternstation.info/pflegeverstaendnis.html (9.09.09)

10.4.2 Zum Bewusstsein Sterbender

Es kann im Verlauf des Sterbeprozesses dazu kommen, dass das Bewusstsein des/der Sterbenden schwindet. Gespräche sind nicht mehr möglich. Wünsche und Anliegen werden nicht mehr unmit-telbar (auch nonverbal) geäußert, sondern müssen anhand versteckter Signale oder durch Hineinversetzen des/der Helfers/der Helferin in die sterbende Person erspürt oder erahnt werden. Die Begleiter müssen davon ausgehen, dass sich zwar der Ausdruck nach außen verringert, aber die Wahrnehmung weiterhin so geschärft bleibt, wie oben beschrie-ben, oder sich sogar noch verstärkt. Im Zuge des Ablebens erscheint das Innenleben der Person wichtiger als die Kom-munikation mit der Umwelt. Da der Umgang mit Sterbenden ein abgeklärtes Verhältnis der Begleiter zum Tode, aber auch zu kommunikativen Wirkweisen voraussetzt, soll der Reflexionsbogen Hil-festellung zur Abklärung leisten.

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10.5 Reflexionsbogen

Welche inneren Stimmen würden sich voraussichtlich in Ihnen melden, wenn Sie mit der Begleitung eines/einer Sterbenden betraut würden?

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Was würden Sie sagen/tun, wenn eine Sterbende von Südafrika schwärmt. Es sei so wunderschön dort, da wolle sie unbedingt hin.

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Wofür kann diese Aussage symbolhaft sein?

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Eine Frau fordert ihre Betreuer auf, ihren Koffer zu packen, da sie jetzt gehen müsse. Was soll das bedeuten?

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Vielen Dank für die Bearbeitung!

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10.6 Selbstlernaufgaben

1. Was beinhaltet die Körpersprache?

2. Geben Sie ein Beispiel für eine misslungene Interpunktion.

3. Geben Sie drei Beispiele einer misslingenden Kommunikation. Erläutern Sie sie jeweils anhand der vier Ebenen von Schulz von Thun.

4. Finden Sie zwei Beispiele für ein situatives Pendeln des Bedürfnisses nach Nähe und Distanz.

10.7 Zusammenfassung

Der Psychotherapeut Schulz von Thun hat seine Erkenntnisse der zwischenmenschli-chen Kommunikation in Modelle gefasst. Rogers entwickelte drei Grundhaltungen. Diese Ergebnisse zusammen genommen mit einem gewissen Know-how bezüglich nonverbaler Kommunikation können Hilfestellungen zu einer angemessenen, dem/der Sterbenden gerecht werdenden Umgang mit Sterbenden leisten. Erkennt der/die Betreuer/-in, was der/die Sterbende ausdrückt, kann die Belastung des/der Helfer/-in reduziert werden. Gegenseitige Ehrlichkeit und Verständnis können den letzten Weg für die/den Ster-bende/-n erleichtern. So kann bis zum Tod eine ausgewogene, tragfähige Beziehung zwischen Betreuer/-in und Betreutem/Betreuter bestehen. Quelle: www.shiatsu-austria.at/magazin/magazin_18.htm (9.09.09)

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10.8 Hausaufgabe

1. Beobachten Sie Kommunikationsabläufe in Ihrer Umgebung und halten Sie zehn Situationen schriftlich fest, in denen sich Körpersprache und Gesagtes nicht

2. Beobachten Sie eine Gesprächssituation zwischen zwei Personen. Listen Sie von den beiden Beteiligten jeweils

ent-sprechen. Schreiben Sie jeweils auch auf, woran Sie Ihre Interpretation festma-chen.

1. die von außen erkennbaren Reaktionen/direkt beobachtbaren Verhaltens-weisen,

2. die inneren Reaktionen/indirekt beobachtbaren Verhaltensweisen auf.

3. Welche Hilfsmittel stellen die Kommunikationsmodelle für die Begleitung Ster-bender bereit? Welche einzelnen Lehren kann man ziehen?

10.9 Lösungen zu den Selbstlernaufgaben

1. Mimik, Gestik, Körperhaltung, Bewegungen, Berührungen, Verhältnis Nähe-Distanz, Stimme, Geruch, Blick, Gesichtsausdruck, Outfit (Kleidung, Schmuck).

2. Jemand deutet auf die Tür, nachdem Peter gefragt hat, wo der Ausgang ist. Er deutet die Geste falsch, weil er gerade den schönen Baum durch das Fenster betrachtet hat und noch daran denkt … und steigt aus dem Fenster.

3. Je nach erdachter Kommunikationssituation wird das Missverständnis hauptsäch-lich auf der Beziehungsebene liegen; aber auch sind Übertragungs- oder Auf-nahmefehler auf der Appell-, Selbstoffenbarungs- oder Sachebene möglich.

4. 1. Ein sonst sich eher distanziert verhaltendes Kind stürzt – und will getröstet

werden.

2. Ein Sterbender, dessen Kontaktbedürfnis sonst sehr ausgeprägt ist, möchte plötzlich unbedingt alleine sein.

10.10 Anhang

Quelle

Regeln Watzlawick: Zeitschrift Kommunikation und Seminar, Junfermann, Paderborn; Heft Juni 2007, S. 55