Nord Piano 3: Noch mehr Piano - Musik Produktiv · 2018-01-11 · Das Nord Piano 3 bietet zwei...

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34 tastenwelt 6/2016 TASTEN TEST PREIS 3211 e TASTEN 88, Hammermech. mit 3-fach-Sensor DISPLAY OLED, schwarz- weiß, hintergrundbeleuch- tet, 240 x 64 Pixel POLYFONIE Piano: 60 Stimmen (mono), 40 Stimmen (stereo); Synth: 15 Stimmen SOUNDS 200 Programm- speicher, 5 Live-Mode- Programs, 1 GB Speicher für Pianosounds, 256 MB Speicher für Synthsounds EFFEKTE 5 Stereo- Effektblöcke für Pianos oder Synths: Effekt 1 (Pan, Tremolo, Wah, Ringmodulator), Effekt 2 (Phaser, Flanger, Chorus, Vibe), Amp-Simulation/ Kompressor, 3-Band EQ mit halbparametrischen Mitten, Delay, Master- Reverb-Einheit mit drei Typen (Hall, Stage, Room) ANSCHLÜSSE Kopfhörer, Line-out (Klinke L/R), Audio-in (Miniklinke ste- reo), MIDI-in/out, USB to Host, Sustain-Pedal (1x), Controller-Pedal (1x) ABMESSUNGEN/GEWICHT 129 x 12 x 34 cm, 18,2 kg INFO www.nordkeyboards.com DATEN Das Nord Piano stand bisher etwas im Schatten von Nord Stage und Nord Electro. Mit der dritten Generation könnte Hersteller Clavia nun auch der Durchbruch bei den Klavierpuristen gelingen. Noch mehr Piano NORD PIANO 3 E s ist vielleicht nur ein Eindruck: Das Nord Piano hatte innerhalb der weit verzweigten Produktfamilie des schwedischen Herstellers Clavia bislang ein wenig Mühe, sich zu profilieren. Doch mit dem neuen Nord Piano 3 wird sich das nun wohl ändern: Es kommt mit deutlich verbesserter Tastatur und einem Speicher von üppigen ein Giga- byte für nachladbare Pianosounds sowie einer mehr als ordentlichen Ausstattung an Samples für alle Lebenslagen. Ein Dreifachpedal ist im Lieferumfang enthalten. Damit sind nicht nur Halbpedal- und andere Sus- tain-Pedal-Effekte möglich, sondern auch Sostenu- to und (virtuelle) Saitendämpfung. Das Pedal kann darüber hinaus für den Live-Einsatz mit einer Anti- rutschmatte verschraubt werden, die allerdings beim Auspacken zunächst einen unangenehmen chemi- schen Geruch absondert. Auf zwei DVDs wird der aktuelle Soundbestand der Nord Piano Library (ca. 3,8 GB) mitgeliefert, zusätzlich auch der Nord Sound Manager, mit dem sich die Pianosounds in das Gerät übertragen las- sen. Eine zweite DVD ist den Synth-Sounds gewid- met und enthält die Nord Sample Library sowie den Nord Sample Editor, mit dem eigene Samples zur Übertragung in das Gerät aufbereitet werden kön- nen. Als optionales Zubehör ist ein farblich passend matt lackiertes Holzstativ für den Heimgebrauch erhältlich, für den gelegentlichen Transport eignet sich das Nord Softcase mit Rollen, und einen pas- senden Notenhalter gibt es auch. Outfit Wie es sich für ein Nord-Keyboard gehört, ist das Gehäuse in Rot gehalten, die Seitenwangen sind holzgemasert. Das Bedienfeld auf der Gehäuseober- seite stellt – wie immer – die spontane Bedienbarkeit in den Vordergrund und ist mit zahlreichen Tastern, Drehreglern und roten Status-LEDs versehen. Spiel- hilfen wie Pitchbender oder Modulationsrad gibt es allerdings nicht. Neu im Nord Piano 3 ist das verbesserte Display, das nicht nur größer, sondern auch besser abzulesen ist. Die dazu passende List- Funktion erlaubt es, im Display schnell durch den Klangbestand zu scrollen; per Organize-Funktion lassen sich Programme unproblematisch an andere Speicherorte verschieben. Über dem Display liegen die Taster für den Keyboard-Split zwischen den beiden Klangeinheiten Piano und Synth sowie die Transpose-Taste. Die fünf Taster unterhalb des Displays können un- terschiedliche Funktionen übernehmen: Zunächst dienen sie zur Soundauswahl. Passend dazu sind die Klänge in Bänke mit je fünf Programmspeichern organisiert. Die Taster 2–5 sind den Menüfunktionen „System“, „MIDI“, „Sound“ und „Pedal“ zugeord- net, die wie gewohnt durch gleichzeitiges Drücken der Shift-Taster aufgerufen werden. Im System- © PPVMEDIEN 2016

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34 tastenwelt 6/2016

TASTEN TEST

PREIS 3211 e

TASTEN 88, Hammermech. mit 3-fach-Sensor

DISPLAY OLED, schwarz-weiß, hintergrundbeleuch-tet, 240 x 64 Pixel

POLYFONIE Piano: 60 Stimmen (mono), 40 Stimmen (stereo); Synth: 15 Stimmen

SOUNDS 200 Programm-speicher, 5 Live-Mode-Programs, 1 GB Speicher für Pianosounds, 256 MB Speicher für Synthsounds

EFFEKTE 5 Stereo-Effektblöcke für Pianos oder Synths: Effekt 1 (Pan, Tremolo, Wah, Ringmodulator), Effekt 2 (Phaser, Flanger, Chorus, Vibe), Amp-Simulation/Kompressor, 3-Band EQ mit halbparametrischen Mitten, Delay, Master-Reverb-Einheit mit drei Typen (Hall, Stage, Room)

ANSCHLÜSSE Kopfhörer, Line-out (Klinke L/R), Audio-in (Miniklinke ste-reo), MIDI-in/out, USB to Host, Sustain-Pedal (1x), Controller-Pedal (1x)

ABMESSUNGEN/GEWICHT 129 x 12 x 34 cm, 18,2 kg

INFO www.nordkeyboards.com

DATEN

Das Nord Piano stand bisher etwas im Schatten von Nord Stage und Nord Electro. Mit der dritten Generation könnte Hersteller Clavia nun auch der Durchbruch bei den Klavierpuristen gelingen.

Noch mehr PianoNORD PIANO 3

Es ist vielleicht nur ein Eindruck: Das Nord Piano hatte innerhalb der weit verzweigten Produktfamilie des schwedischen Herstellers

Clavia bislang ein wenig Mühe, sich zu profilieren. Doch mit dem neuen Nord Piano 3 wird sich das nun wohl ändern: Es kommt mit deutlich verbesserter Tastatur und einem Speicher von üppigen ein Giga-byte für nachladbare Pianosounds sowie einer mehr als ordentlichen Ausstattung an Samples für alle Lebenslagen.

Ein Dreifachpedal ist im Lieferumfang enthalten. Damit sind nicht nur Halbpedal- und andere Sus-tain -Pedal-Effekte möglich, sondern auch Sostenu-to und (virtuelle) Saitendämpfung. Das Pedal kann darüber hinaus für den Live-Einsatz mit einer Anti-rutschmatte verschraubt werden, die allerdings beim Auspacken zunächst einen unangenehmen chemi-schen Geruch absondert.

Auf zwei DVDs wird der aktuelle Soundbestand der Nord Piano Library (ca. 3,8 GB) mitgeliefert, zusätzlich auch der Nord Sound Manager, mit dem sich die Pianosounds in das Gerät übertragen las-sen. Eine zweite DVD ist den Synth-Sounds gewid-met und enthält die Nord Sample Library sowie den Nord Sample Editor, mit dem eigene Samples zur Übertragung in das Gerät aufbereitet werden kön-nen. Als optionales Zubehör ist ein farblich pas send matt lackiertes Holzstativ für den Heimgebrauch erhältlich, für den gelegentlichen Transport eignet

sich das Nord Softcase mit Rollen, und einen pas-senden Notenhalter gibt es auch.

OutfitWie es sich für ein Nord-Keyboard gehört, ist das Gehäuse in Rot gehalten, die Seitenwangen sind holzgemasert. Das Bedienfeld auf der Gehäuseober-seite stellt – wie immer – die spontane Bedienbarkeit in den Vordergrund und ist mit zahlreichen Tastern, Drehreglern und roten Status-LEDs versehen. Spiel-hilfen wie Pitchbender oder Modulationsrad gibt es allerdings nicht. Neu im Nord Piano 3 ist das verbesserte Display, das nicht nur größer, sondern auch besser abzulesen ist. Die dazu passende List-Funktion erlaubt es, im Display schnell durch den Klangbestand zu scrollen; per Organize-Funktion lassen sich Programme unproblematisch an andere Speicherorte verschieben. Über dem Display liegen die Taster für den Keyboard-Split zwischen den beiden Klangeinheiten Piano und Synth sowie die Transpose-Taste.

Die fünf Taster unterhalb des Displays können un-terschiedliche Funktionen übernehmen: Zunächst dienen sie zur Soundauswahl. Passend dazu sind die Klänge in Bänke mit je fünf Programmspeichern organisiert. Die Taster 2–5 sind den Menüfunktionen „System“, „MIDI“, „Sound“ und „Pedal“ zugeord-net, die wie gewohnt durch gleichzeitiges Drücken der Shift-Taster aufgerufen werden. Im System-

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TEST TASTEN

Menü kann man nicht nur die globale Transposition oder das Fine-Tuning verändern, sondern prakti-scherweise auch die Ausgangsbelegung zwischen Stereo und zweimal Mono wechseln, wobei sich dann die Pianoklänge auf dem linken und die Synths auf dem rechten Ausgang finden.

Hilfreich ist der Live-Mode: Die Programme, die hier abgelegt werden, speichern jede Änderung au-tomatisch und bleiben auch nach dem Aus- und Ein-schalten genauso erhalten. Das ist in Situationen, in denen Spontaneität gefragt ist, einfach Gold wert. Das Bedienfeld ist optisch gelungen. Es ist unter-teilt in die Bedienfelder für Piano- und Synth-Ab-teilung, Effect-1/2- und Delay-Einheit, Equalizer, Amp bzw. Kompressor und die abschließende Hall-Sektion.

Die neue Tastatur des Nord Piano 3 macht schon beim ersten Anspielen einen sehr guten Eindruck. Sie stammt aus dem Hause Fatar, wird aber vom

Hersteller intern noch modifiziert und justiert. Er-gebnis ist eine wirklich ausgezeichnete Abstim-mung auf die internen Sounds und ein sehr flügel-artiges Anschlagverhalten. Hervorragend gelungen sind die Tonübergänge im Legato, auch die dynami-sche Ansprache ist so, wie man es von akustischen Flügeln kennt, ebenso das Repetitionsverhalten. Auffällig sind die etwas lang nachklingenden Noten im Diskant. Auch ohne explizite Elfenbeinsimulati-on fühlt sich die Tastaturoberfläche gut an, nur eine Druckpunktsimulation fehlt. Dafür sind die vier un-terschiedlichen Anschlagsgrade praxisgerecht auf die Bedürfnisse von Tastenlöwen bis zum Piano-Einsteiger abgestimmt.

An der Rückseite findet sich wenig Überraschen-des: Die beiden Klinkenausgänge sind unsymmet-risch beschaltet, der Kopfhöreranschluss hält sich hartnäckig an der Geräterückseite, und der Aux-Ein-gang im Stereo-Miniklinkenformat lässt sich nicht in der Lautstärke regeln. MIDI-in und MIDI-out wer-den entweder über die klassischen 5-Pol-Buchsen übertragen oder über den USB-Anschluss, mit dem sich auch Sounds per Computer austauschen lassen. An die Sustain-Buchse lässt sich anstelle eines ein-fachen Tasters auch das mitgelieferte Dreifach-pedal anschließen, und der Anschluss für das Volu-men- bzw. Control-Pedal unterstützt nun eine weite Bandbreite einschlägiger Fußregler. Der Einschalter ist durch zwei Plastikwangen geschützt unterge-bracht, um versehentliches Ausschalten des Geräts zu verhindern – sehr gut. Welches Pedal für Piano bzw. Synthesizer aktiv ist, lässt sich einfach per Taster einstellen.

PianosoundsDas Nord Piano 3 bietet zwei Klangerzeugungsein-heiten, die auch gleichzeitig aktiv sein können. In der Piano-Einheit finden sich Sounds aus den Kate-gorien Flügel, Klavier, E-Piano, synthetisches Kla-

Das Nord Piano 3 bietet zwei Sound-Einheiten: Piano und Sample Synth.

Piano- und Synthesizer-sounds lassen sich vom Anwender austauschen.

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TASTEN TEST

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vier, Clavinet und Cembalo. Ab Werk ist das Instru-ment mit Flügelsounds in unterschiedlichen (Sam-ple-)Größen ausgestattet, die der Hersteller in die Kategorien „small“, „medium“, „large“ und „extra large“ aufteilt. Allen ist eine mehrstufige Velocity-Anpassung gemeinsam, außerdem die Verwendung von Stereo-Samples. Während bei den Medium-Versionen Samples bei getretenem Pedal nur in der für das Ohr besonders kritischen Mittenregion eingesetzt werden, finden sich diese bei den L- und XL-Versionen über den gesamten Tastaturbereich,um die Dämpferresonanzen adäquat wiedergebenzu können.

Sehr interessant ist die Fähigkeit, Pianoklänge mit Nords Saitenresonanz der zweiten Generation spie-len zu können. Diese simuliert zusätzlich die sym-pathetische Resonanz von gehaltenen Tasten und kann dadurch wesentlich besser die subtilen Klang-veränderungen eines Flügels imitieren. Völlig akku-

rat ist diese sympathetische Resonanz aber nicht imitiert, es werden nämlich teilweise die selben Samples verwendet, zum Beispiel für Töne im Oktav-abstand.

Dies sind allerdings Effekte, die vorwiegend beim Solo-Pianospiel ins Gewicht fallen. In der Band kön-nen diese Resonanzen die Durchsetzungsfähigkeit eventuell sogar stören, weshalb man dabei auch die „kleineren“ Varianten ausprobieren sollte. Die Sai-tenresonanz kann in den Programmen aber auch deaktiviert werden. Alternativ lässt sich im Sound-menü auch die Stärke der Resonanz-Effekte global verstärken oder absenken. Zusätzlich kann man die Ausklingphase der Töne mittels „soft release“ wei-cher gestalten.

Mit fünf akustischen Flügeln ist das Nord Piano 3 ab Werk ausgestattet, darunter das Italian Grand in der XL-Version, das gleichermaßen konkret wie voluminös daherkommt und in mittleren bis lauten Passagen beeindrucken kann. Im Pianissimo klingt es bereits etwas zu spitz und eignet sich so etwa für klassische Bravourstücke, aber auch für Salsa bis Rock. Das Velvet Grand in der L-Version gefällt mit seinem butterweichen Piano, kann sich aber dyna-misch auch bis zum mächtigen Fortissimo steigern und eignet sich mit seiner lebendigen Intonation auch sehr gut für Jazz. Bissig und etwas sachlicher wirkt das Silver Grand in der L-Ausführung, auch dies ein guter Kandidat für alle Stile, in denen das Klavier etwas mehr Kontur gebrauchen kann. Mit Grand Lady D erweist Clavia dem klassischen Stein-way Referenz, der hier spontane Assoziationen an amerikanisches Filmmusikpiano à la James Horner hervorruft. Intim und gleichzeitig direkt gibt sich schließlich das Studio Grand 2 mit seiner sehr na-hen Mikrofonierung. Wenn man pianolastige Pop- und Rock musik von den 1970ern bis hin zu Cold-play mag, wird man am E-Grand mit Amp-Simula-tion seine Freude haben.

Bei den Klavieren wird mehr geboten als nur das obligatorische Honky-Tonk oder Boogy-Woogie-Pia-no, z.B. mit dem Mellow Upright oder dem Black Upright, dem perfekten „Kneipenklaviersound“. So denkt man beim Spielen des Grand Upright Large unwillkürlich an Live-Mitschnitte von Jazz-Piano-trios, wobei auch die leicht distanzierte Mikrofonie-rung beim Sampeln der Klänge wesentlichen Anteil hat: Dadurch entsteht auch ohne zusätzlichen Hall-effekt ein sehr natürlicher Eindruck eines kleinen Raums. Recht authentisch ist das Queen-Piano nachgebildet und fordert geradezu dazu auf, den Anfang von „Bohemiam Rhapsody“ anzuspielen.

ZusatzsoundsDie Rhodes-Sounds sind mit drei Mark-I-Varianten vertreten sowie einer Mark-V-Variante. All diese Sounds kommen ohne Effekte an ein echtes, tro-cken gespieltes Rhodes noch nicht ganz heran, glänzen aber beim Einsatz der typischen Effekte, wie Tremolo oder Phaser. Unter den weiteren E-Pia-nos stechen die beiden vielseitigen und dynami-schen Wurlitzer-Klänge heraus. In der Synth-Piano-Rubrik finden sich zwei typische DX7-Sounds, die

Das Silver Grand bietet Biss und eignet sich für all jene Stile, in denen das Klavier etwas mehr Kontur gebrauchen kann.

Alle wichtigen Einstellungen vom Sound bis zur Anschlagdynamik sowie vielfältige Effekt-parameter kann man beim Nord Piano 3 im direkten Zugriff verändern.

Eigene Synthesizersounds lassen sich mit dem Nord Sample Editor erstellen.

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TEST TASTEN

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als reine Sample-Sounds ohne wirkliche FM-Syn-these schon überzeugend klingen. Clavinet-Fans kommen mit den vier Sounds in den Pickup-Ein-stellungen A–D sicher auf ihre Kosten, ebenso die Freunde von Cembalo-Klängen, die man in dieser herausragenden Klangqualität und Authentizität wohl bei kaum einem aktuellen Keyboard findet. Schade nur, dass sich dafür keine historischen Stimmungen einstellen lassen.

Die Synth-Einheit ist ab Werk reichhaltig ausge-stattet und umfasst viele verschiedene Klänge von akustischen und synthetischen Streicherensembles, Blech- und Holzbläsern, Bässen, Gitarren, Synth-Pads und diversen Solosounds. Auch ordentliche Akkordeon- und Vibrafonsounds finden sich darun-ter. Mit diesen Klängen kann man also weit mehr, als nur gut klingende Layer-Sounds unter die Pia-nos mischen. Die Anschlagdynamik kann dabei auf die Lautstärke und den Filter oder auch beides Ein-fluss nehmen. Zudem lässt sich die Lautstärkehüll-kurve schnell mit den zwei Drehreglern für Attack bzw. einer Kombination aus Sustain und Release anpassen, um z.B. ein weicheres Ein- und Aus-schwingen zu ermöglichen. Konzeptionell hat sich der Hersteller dafür entschieden, die Hüllkurven-einstellungen beizubehalten, auch wenn der Synth-Sound gewechselt wird. Das ist sinnvoll, wenn man z.B. auf der Suche nach einem passenden Layer-Klang ist. So muss dann die Hüllkurve nicht immer nachjustiert werden.

Mit Hilfe des Nord Sound Managers lassen sich Piano- und Synthesizersounds austauschen und bei Bedarf der Speicher des Geräts komplett neu be-stücken. Diese Flexibilität macht das Nord Piano 3 einzigartig unter allen anderen Mitbewerbern auf dem Stagepianomarkt, zumindest was die sample-basierte Tonerzeugung angeht. Auch eigene Samp-les lassen sich mit Hilfe der Nord-Software für den Einsatz im Nord Piano 3 aufbereiten, also z.B. auch kurze One-Shot-Samples oder Loops.

EffekteMit exzellent klingenden und einfach zu bedienen-den Effekten setzt Clavia seinen sehr guten Sounds die Krone auf. Die hohe Qualität dieser Effekte ist schon aus diversen anderen Produkten des Herstel-lers bekannt. „Effect 1“ sorgt für Tremolo, Panora-maeffekte, Ringmodulator oder WahWah. „Effect 2“ widmet sich den Modulationseffekten Chorus, Flan-ger und Phaser sowie dem Vibe-Effekt. Hier lässt sich mit dem Regler nur die Effekt-Rate verstellen oder die Intensität mit dem Deep-Taster variieren. Um die Effekte genauer einzustellen, bedient man sich sinnvollerweise des Control-Pedals. Das Delay mit drei Feedback-Varianten bietet auch den be-liebten Tap-Tempo-Taster, ansonsten aber nur einen Wet/Dry-Regler. Das Tempo lässt sich aber auch in Millisekunden-Werten einstellen.

Im Gegensatz zu manch anderem Hersteller be-tont Clavia bei seinen Pianosounds den Mittenbe-reich etwas stärker. Wer es klanglich weniger kantig bevorzugt oder wer den Klang anderweitig beein-flussen möchte, kann dies mit dem 3-Band-Equa-

lizer und seinem halbparametrischen Mittenband schnell erledigen. Die Amp/Kompressor-Sektion ist für die typischen Overdrive- bis Distortion-Effekte zuständig und sorgt als Kompressor für eine sehr praxisgerechte und klanglich fast färbungsfreie Ver-dichtung des Signals. An die klangliche Finesse ei-nes hochwertigen Röhrengeräts kommt die Verzer-rereinheit nicht ganz heran. Alle diese Effektpro-zessoren können entweder für die Piano- oder die Synth-Sektion aktiviert werden, nur der Hall wirkt auf beide Klänge. Er bietet die Varianten Hall, Sta-ge und Room und klingt mit gedrückter Bright-Tas-te etwas silbriger und auffälliger.

FazitDas Nord Piano 3 bietet das, was man von ihm er-wartet: hochklassige, austauschbare Sounds mit viel Variantenreichtum, eine ausgezeichnete Tastatur, ex-zellente Effekte und einfache Bedienung, die durch das größere Display sinnvoll unterstützt wird. Die Preisempfehlung von 3211 Euro ist selbstbewusst, aber gerechtfertigt. Klaus Tenner tw

NORD PIANO 3Stagepiano

Sehr gute Sounds

Sehr gute Tastatur

Sehr gute Effekte

Leicht verständliche Bedienung

WERTUNG

An der Rückseite finden sich u.a. Klinkenausgänge, Kopfhöreranschluss, MIDI- Buchsen und USB-Port.

© PPVMEDIEN 2016