Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums...

21
Wissenschaftliche Sitzungen 1. Halbjahr 2016 Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste

Transcript of Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums...

Page 1: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

Wissenschaftliche Sitzungen 1. Halbjahr 2016

Nordrhein-Westfälische Akademie

der Wissenschaften und der Künste

Page 2: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

3

Page 3: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

54

Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste

Wissenschaftliche Klassensitzungen und

Akademieveranstaltungen für alle Klassen

der Nordrhein-Westfälischen Akademie

der Wissenschaften und der Künste im

1. Halbjahr 2016

Die Akademie ist eine Vereinigung führender Forscherinnen und Forscher

des Landes und die Heimat von zurzeit 14 wissenschaftlichen Forschungsvor-

haben. In der Akademie pfl egen die Mitglieder wie in den weiteren sieben

deutschen Landesakademien den wissenschaftlichen Gedankenaustausch

untereinander sowie mit Vertretern von Politik und Gesellschaft und unter-

halten enge Kontakte zu anderen wissenschaftlichen Einrichtungen im

In- und Ausland.

Die Nordrhein-Westfälische Akademie ist in drei wissenschaftliche Klassen,

Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften und Medizin sowie Ingenieur-

und Wirtschaftswissenschaften, und eine Klasse der Künste gegliedert. In

ihnen fi ndet das eigentliche wissenschaftliche und diskursive Leben der

Akademie statt. Die regelmäßigen nichtöff entlichen Klassensitzungen bieten

die Gelegenheit zur Diskussion wissenschaftlicher Forschungsergebnisse oder

künstlerischer Fragestellungen, in ihnen werden für die akademieeigenen

Schriftenreihen vorgesehene Publikationen vorgelegt. Die Vielfalt der vertrete-

nen Fachrichtungen bietet die Gewähr für disziplinenübergreifenden Gedan-

kenaustausch und interdisziplinäres Arbeiten.

Page 4: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

76

JK Dienstag, 19.01.2016 um 18.00 Uhr (ÖV)

Konzert zum Neuen Jahr

Aufnahme der neuen Mitglieder des Jungen Kollegs

G Mittwoch, 10.02.2016 um 15.00 Uhr

Der Reliquienkult im Kampf der Kirchen von Rom und Konstantinopel um den

Vorrang, oder: Wie russisch ist die Krim?

Prof. Dr. Rainer Stichel, Münster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

A Dienstag, 16.02.2016 um 17.00 Uhr (ÖV)

Abenteuer Universum – von fl ackernden Sternen und Schwarzen Löchern

Abschlussveranstaltung des Akademie-Forschungsprojektes „Erforschung

junger Sterne und Quasare“

NM Mittwoch, 17.02.2016 um 15.30 Uhr

Sternentstehung in turbulenten Molekülwolken

Prof.'in Dr. Stefanie Walch-Gassner, Köln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

Von bekannten zu ungewöhnlichen Atombindungen:

Kovalente Dreifachbindungen in Natur, Anwendung und Forschung

Prof. Dr. Holger Braunschweig, Würzburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

IW Mittwoch, 02.03.2016 um 15.30 Uhr

Hydraulic Fracturing: Die Technologie, ihre Chancen und potentielle Risiken

Prof. Dr. Dr. h.c. Rolf Emmermann, Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Staatsverschuldung und Niedrigzinsen: Quo vadis, Europa?

Prof. Jörg Rocholl, PhD, Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

G Mittwoch, 09.03.2016 um 15.00 Uhr

Autobiografi eforschung. Alte Fragen – neue Perspektiven

Prof.'in Dr. Martina Wagner-Egelhaaf, Münster . . . . . . . . . . . . . . . . . .20

NM Mittwoch, 16.03.2016 um 15.30 Uhr

Die Mechanik von bakteriellen Biofi lmen

Prof.'in Dr. Berenike Maier, Köln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21

Der Titel des Vortrags lag zum Redaktionsschluss noch nicht vor.

Prof. Dr. Nils Metzler-Nolte, Bochum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22

G Mittwoch, 13.04.2016 um 15.00 Uhr

Sprachtod in Afrika

Prof. Dr. Bernd Heine, Köln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

NM Mittwoch, 20.04.2016 um 15.30 Uhr

Intravitales, funktionelles Imaging mit Zweiphotonenmikroskopie: neue

Einblicke in Leberfunktionen und Prinzipien der Gewebeorganisation

Prof. Dr. med. Jan G. Hengstler, Dortmund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Übersicht 1| 2016

Page 5: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

98

Magnetic Soft Matter – Travelling Length and Time Scales

Prof.'in Dr. Annette M. Schmidt, Köln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

A Mittwoch, 11.05.2016 um 17.00 Uhr (ÖV)

Jahresfeier der Akademie – Aufnahme der neuen Mitglieder

Festvortrag von Prof. Dr. Hans R. Schöler, Münster

G Mittwoch, 08.06.2016 um 15.00 Uhr

Die fi nnische Altertumswissenschaft und Deutschland

Prof. Dr. Heikki Solin, Helsinki . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

IW Donnerstag, 16.06.2016 um 12.30 Uhr

Th emenklassensitzung:

Stadtregionen – Metropolen der Zukunft! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

Stadtsoziologie

Prof.'in Dr. Susanne Frank, Dortmund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

Regionalplanung, Umwelt und Verkehr, Zentrale-Orte-Konzepte,

Stadtentwicklung statt Mega-Cities

Prof. Dr.-Ing. Dirk Vallée, Aachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

Smart Cities als Prozess

Prof.'in Dr. Ina Schieferdecker, Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

Klimaschutz, Wachstum und Lebensqualität in Metropolen

Prof. Dr. Jürgen Aring, Dortmund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

Lösung der Energieprobleme in Metropolen

Prof. Dr. Martin Faulstich, Clausthal-Zellerfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

NM Mittwoch, 22.06.2016 um 15.30 Uhr

Aerosole in der Troposphäre: Quellen, luftchemische Prozesse und

Auswirkung auf Klima und Gesundheit

Prof.'in Dr. Astrid Kiendler-Scharr, Jülich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Wie entdecke ich …?

Prof. Dr. Frank Glorius, Münster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Page 6: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

1110

Legende / Erläuterungen

A = Akademieveranstaltung für alle Klassen

G = Klasse für Geisteswissenschaften

NM = Klasse für Naturwissenschaften und Medizin

IW = Klasse für Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften

K = Klasse der Künste

JK = Junges Kolleg

ÖV = Öff entliche Veranstaltung

Weitere Informationen zu den Klassensitzungen sind zeitnah im Internet zu fi nden.

Bitte beachten Sie bei den genannten öff entlichen Terminen die Einladungen und

hierbei eventuelle Terminänderungen. Weitere Terminhinweise fi nden Sie unter

www.awk.nrw.de.

Die Klassensitzungen sind grundsätzlich nur für die Mitglieder der Akademie und

der Stiftung der Freunde und Förderer der Akademie zugänglich.

Page 7: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

1312

G Mittwoch, 10.02.2016 um 15.00 Uhr, 568. Sitzung

Der Reliquienkult im Kampf der Kirchen

von Rom und Konstantinopel um den

Vorrang, oder: Wie russisch ist die Krim?

Prof. Dr. Rainer Stichel, Münster

In einer Rede am 4. Dezember 2014 führte der russische Präsident V. V.

Putin aus, auf der Krim befi nde sich »die geistige Quelle der Herausbildung

der vielgestaltigen, aber monolithischen russischen Nation.« Denn dort

»empfi ng der Fürst Vladimir die Taufe, und danach taufte er auch die ganze

Rus’.« In dem Vortrag soll ein anderes Bild von der geschichtlichen Bedeu-

tung der Krim im 9. Jahrhundert entworfen werden. Im Jahre 861 überführte

der von Konstantinopel ausgesandte Missionar Konstantinos/Kyrillos die

Gebeine des hl. Papstes Clemens von dem Ort seines Martyriums auf der

Krim nach Rom, wo sie in der ihm geweihten Kirche (San Clemente) beige-

setzt wurden. Als angeblicher Nachfolger des hl. Petrus, der den Primat des

römischen Bischofs bezeuge, nahm Clemens in dem Gefl echt der successio

apostolica eine bedeutende Stellung ein, und seit der Translation der Cle-

mens-Reliquien nach Rom propagierte die Kirche von Rom, um ihren

Vorrang zu festigen, den Clemens-Kult in ganz Europa bis nach Skandinavien

und bis nach Kiev unter Einbeziehung der Krim. Demgegenüber wird die

Kirche von Konstantinopel andere Erinnerungsstücke der Heiligen Geschichte

ins Feld führen – und auf dem Gebiet der alten Rus’ den römischen An-

spruch schließlich verdrängen. Die Erforschung dieser Zusammenhänge

führt zu einem diff erenzierteren Bild, als Präsident Putin es in seiner Rede

vorgestellt hat.

Prof. Dr. Rainer Stichel, geboren 1942 in Berlin, war nach dem Studium der

Byzantinistik, Slavistik und Klassischen Philologie an der Freien Universität

Berlin, in Heidelberg und Paris seit 1971 Mitarbeiter des christlichen

Archäologen Friedrich Wilhelm Deichmann am Deutschen Archäologischen

Institut in Rom, danach Referent an der Bibliotheca Hertziana, dem kunst-

historischen Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Rom. Nach neunjähriger

Tätigkeit in Rom habilitierte er sich 1981 an der Universität zu Köln für das

Fach Byzantinistik. Seit 1984 Heisenberg-Stipendiat, folgte er 1985 einem

Ruf auf den Lehrstuhl für Byzantinistik an der Universität Münster, den er

bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2007 innehatte. Für das

Akademische Jahr 1987/88 lud die Harvard-Universität ihn als Senior

Research Associate an ihr byzantinistisches Studienzentrum Dumbarton Oaks

in Washington ein. 1994 und 1997 lehrte er als Directeur d’études invité an der

École Pratique des Hautes Études (Sorbonne) in Paris. Er ist Ordentliches Mit-

glied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Mit-

glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des

11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut für russische Sprache (Moskau) der

Russischen Akademie der Wissenschaften und der Künste herausgegeben

wird.

NM Mittwoch, 17.02.2016 um 15.30 Uhr, 573. Sitzung

Vortrag 1

Sternentstehung in turbulenten

Molekülwolken

Prof.'in Dr. Stefanie Walch-Gassner, Köln

Neue Sterne, welche unserer Sonne sehr ähnlich sind, bilden sich kontinuier-

lich in der Milchstraße. Pro Jahr sind es ca. 2 Sonnenmassen an Gas, welches

in neue Sterne gepackt wird. Die jungen Sterne werden in dunklen und kalten

Gaswolken geboren, die hauptsächlich aus molekularem Wasserstoff bestehen.

Die Dichte des Gases in diesen sogenannten „Molekülwolken“ ist geringer als

das beste Hochvakuum auf der Erde, dennoch kommt aufgrund der Größe

Wissenschaftliche Sitzungen 1 | 2016

Page 8: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

1514

dieser Wolken so viel Masse zusammen, dass diese unter ihrem eigenen

Gewicht einbrechen und kollabieren. Nach ca. 100.000 Jahren führt dieser

Kollaps zur Entstehung eines (oder mehrerer) neuer Sterne.

Junge Sterne sind im Allgemeinen umringt von einer Scheibe aus Gas und

Staub, durch welche Materie Drehimpuls verlieren und somit auf den zentralen

Stern akkretiert werden kann. Darüber hinaus bilden sich auf Zeitskalen von

ca. 10 Millionen Jahren Planeten wie Jupiter und Erde in diesen Akkretions-

scheiben, falls die Scheiben selbst lange genug existieren. Insgesamt ist die

Entstehung von jungen Sternen und andersartigen Planeten langwierig und

komplex, da viele nicht-lineare physikalische Prozesse wie Eigengravitation,

Magneto-Hydrodynamik, Strahlung, und die Chemie von Gas und Staub zu-

sammenwirken. Das Problem der Sternentstehung wird daher mittels drei-

dimensionaler Computer-Simulationen angegangen, mit welchen der Kollaps

der Molekülwolken und die Entstehung und Entwicklung von neuen Sternen

und Planeten verfolgt werden kann. Auf diese Art und Weise können die

Anfangsbedingungen in den Molekülwolken, wie deren Dichteprofi l, Turbu-

lenz oder Umgebungsdruck, systematisch variiert werden, um die wichtigsten

Parameter zu identifi zieren, welche den Sternentstehungsprozess maßgeblich

beeinfl ussen. In diesem Vortrag gebe ich einen kurzen Einblick in die wich-

tigsten physikalischen Prozesse und zeige, wie man Sterne am Computer

entstehen lassen kann.

Prof.’ in Dr. Stefanie Walch-Gassner ist seit November 2013 Professorin für

Th eoretische Astrophysik an der Universität zu Köln. Momentan ist sie auf

einer „Tenure-Track“ W3 Stelle. Davor verbrachte sie zwei Jahre am Max-Planck-

Institut für Astrophysik in Garching und drei Jahre an der Universität Cardiff

in Wales, UK, als wissenschaftliche Mitarbeiterin (Postdoc). Ihre Doktorarbeit

schloss sie nach Studium der Physik in München und Regensburg Ende 2008

erfolgreich an der Ludwig-Maximilians-Universität in München ab. Ihre neueste

und wichtigste Errungenschaft ist der Gewinn eines ERC Starting Grants.

Vortrag 2

Von bekannten zu ungewöhnlichen Atom-

bindungen: Kovalente Dreifachbindungen

in Natur, Anwendung und Forschung

Prof. Dr. Holger Braunschweig, Würzburg

Die drei im Periodensystem benachbarten leichten Elemente Stickstoff , Kohlen-

stoff und Bor sind die einzigen, die aufgrund ihrer elektronischen und physikali-

schen Eigenschaften mit sich selbst ungestörte, kovalente Dreifachbindungen

ausbilden können. Tatsächlich kommen von den beiden erstgenannten entspre-

chende Moleküle wie etwa der Distickstoff |N≡N| oder das Acetylen H–C≡C–H

natürlich vor, sind also seit rund 13 Mrd. Jahren im Universum vorhanden. Eine

analoge Substanzklasse des Bors, die sogenannten Diborine, kann jedoch nur im

Labor synthetisiert werden, was erstmals im Jahr 2012 gelang.1

Der Vortrag schildert kurz die z.T. enorme Bedeutung, die die Kohlenstoff - und

vor allem Stickstoffb asierten Dreifachbindungssysteme für uns haben, bevor er

sich der Synthese und den Eigenschaften der Diborine zuwendet. Die z.T. über-

raschenden und chemisch einzigartigen Charakteristika der Bor-Bor-Dreifach-

bindung lassen sich über einen Vergleich der elektronischen Eigenschaften mit

denen von N2 und C2H2 erklären.

Prof. Dr. Holger Braunschweig wurde 1961 in Aachen geboren und ist Lehr-

stuhlinhaber und Vorstand des Instituts für Anorganische Chemie an der

Universität Würzburg. Er hat in Aachen Chemie studiert und am Lehrstuhl

von Prof. P. Paetzold promoviert und habilitiert. Weiterhin verbrachte er ein

Postdoktorat bei Prof. Michael Lappert, FRS an der University of Sussex und

war Reader am Imperial College, London, bevor er 2002 einem Ruf auf die

Nachfolge von Prof. Helmut Werner nach Würzburg folgte.

[1] H. Braunschweig, R. D. Dewhurst, K. Hammond, J. Mies, K. Radacki, A. Vargas

“Ambient-Temperature Isolation of a Compound with a Boron-Boron Triple Bond”

Science 2012, 336, 1420–1422.

Page 9: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

1716

Seine Arbeitsgebiete liegen im Bereich der Bor-, Element- und Metallorgani-

schen Chemie und umfassen weitreichende Interessen in den Bereichen

Synthese, Katalyse und molekulare Materialien. Seine Arbeiten sind in über

400 Publikationen dokumentiert, die überwiegend in erstrangigen Fachjour-

nalen veröff entlicht wurden. Seine Studien etwa zu Übergangsmetallborylen-

komplexen, Bor-Heterocyclen oder Bor-Bor-Bindungen wurden in zahlreichen

Artikeln und Reportagen gewürdigt, u.a. in Beiträgen zu New Scientist, Th e

Times of London, Science, Nature, Nature Chemistry, Chemical and Enginee-

ring News, Chemistry World, Spektrum, Chemie in unserer Zeit und Ange-

wandte Chemie.

Prof. Braunschweig erhielt 2009 den Gottfried Wilhelm Leibniz Preis der DFG

und wurde mit den Arduengo, Steinhofer, Bruker, ScotCHEM und Frontiers

Vorlesungen im In- und Ausland ausgezeichnet. Er ist ordentliches Mitglied

der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Nationalen Akademie

der Wissenschaften, Leopoldina sowie korrespondierendes Mitglied der

Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Unter

anderem erhielt er den Main Group Chemistry Award der Royal Society of

Chemistry und wurde zur Unterstützung seiner Arbeiten bereits zweimal mit

einem Advanced Grant des European Research Council ausgezeichnet. Seit

2007 ist er Fachkollegiat der DFG für Anorganische Molekülchemie.

IW Mittwoch, 02.03.2016 um 15.30 Uhr, 102. Sitzung

Vortrag 1

Hydraulic Fracturing: Die Technologie, ihre

Chancen und potentielle Risiken

Prof. Dr. Dr. h.c. Rolf Emmermann, Berlin

Hydraulic Fracturing, umgangssprachlich als „Fracking“ bekannt, ist eine

kritisch und kontrovers diskutierte Technologie, die zwei Hauptanwendungs-

gebiete hat: die Gewinnung von Erdgas aus gering permeablen Gesteinen im

geologischen Untergrund und die energetische Nutzung von tiefen Erdwärme-

Reservoiren (petrothermale Geothermie).

Der Vortrag gibt einen Überblick über die vielfältigen Facetten des Th emas

Fracking. Im Mittelpunkt stehen dabei die Technologie selbst – von den

Grundlagen des Frac-Prozesses über die Untergrunderkundung bis zu den

Tiefb ohr- und Frac-Techniken – sowie die wirtschaftliche und energiepoliti-

sche Bedeutung von Fracking im Rahmen der Energiewende für den Standort

Deutschland. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Diskussion von Gefah-

renquellen und potenziellen Risiken für Mensch und Umwelt, wie z.B. Trink-

wasser-/Grundwasser-Kontamination, Chemie der Frac-Fluide und induzierte

Seismizität. Es werden diverse Techniken und Maßnahmen zum Risikomoni-

toring und zur Risikovermeidung vorgestellt.

Auf der Basis von wissenschaftlichen oder technischen Argumenten lässt sich

ein generelles Verbot von Fracking nicht begründen. Der Einsatz der Techno-

logie muss jedoch strengen Sicherheitsstandards folgen, klar geregelt sein und

umfassend überwacht werden. Es wird deshalb vor einer grundsätzlichen Ent-

scheidung der Politik die Durchführung von ausgewählten Pilot-/Testprojekten

mit wissenschaftlich-technischer Begleitung empfohlen. Dabei könnte auch

das Th ema Kommunikation und Akzeptanz exemplarisch behandelt werden.

Page 10: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

1918

Prof. Dr. Dr. h. c. Rolf Emmermann (Jg. 1940), nach Studium der Geowissen-

schaften (mit Schwerpunkt Mineralogie, Geochemie und Lagerstättenkunde),

Promotion und Habilitation, 1974 Berufung auf eine Professur an der TU

Karlsruhe. 1981 bis 2005 Lehrstuhlinhaber für Mineralogie und Direktor des

Instituts für Geowissenschaften an der JLU Gießen. 1991 Gründungsdirektor

und von 1992 bis 2007 Vorstandsvorsitzender des GeoForschungsZentrums

Potsdam GFZ.

Vortragsrelevante Aktivitäten: 1985 bis 1995 Koordinator des DFG-SPP „Konti-

nentales Tiefb ohrprogramm der Bundesrepublik Deutschland KTB“ und

Wissenschaftlicher Direktor des gleichnamigen BMBF-Großforschungsprojekts.

1996 bis 2012 Executive Chairman des International Continental Scientifi c

Drilling Program ICDP und Koordinator des DFG-SPP „ICDP“.

Auszeichnungen / Mitgliedschaften: Ehrendoktorwürde der TU Braunschweig,

Distinguished Career Award der Geological Society of America, Großes Bundes-

verdienstkreuz. Gründungsmitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie

der Wissenschaften, Korrespondierendes Mitglied der Bayerischen und der

Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mitglied der Academia Europaea

und von acatech-Deutsche Akademie der Technikwissenschaften.

Aktuelle Tätigkeiten: Vorsitzender des Kuratoriums der Humboldt-Universität

zu Berlin und des Landeshochschulrats Brandenburg.

Vortrag 2

Staatsverschuldung und Niedrigzinsen:

Quo vadis, Europa?

Prof. Jörg Rocholl, PhD, Berlin

Europa steht im Zuge der verschiedenen Krisen der vergangenen Jahre am

Scheideweg. Die Verschuldung vieler europäischer Staaten ist nach wie vor

hoch, und sie steigt in vielen Staaten weiter. Hinzu kommt eine beträchtliche

private Verschuldung in vielen dieser Staaten, die die Handlungsspielräume

wirtschaftlicher Akteure einschränkt und mittelbar zu weiteren Herausforde-

rungen für die Staaten führt. Die gegenwärtige Niedrigzinsphase erleichtert

zwar staatlichen und privaten Schuldnern den Zugang zur Finanzierung, aber

sie stellt neue Fragen nach den längerfristigen Auswirkungen auf fi skalische

Solidität, Finanzmarktstabilität und privaten Vermögensaufb au. Diese Th emen

und ihre ökonomischen wie politischen Implikationen stehen im Mittelpunkt

des Vortrags.

Prof. Jörg Rocholl, PhD ist Präsident der ESMT European School of Manage-

ment and Technology in Berlin und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat

beim Bundesfi nanzministerium. Er ist darüber hinaus stellvertretender Vor-

sitzender des Wirtschaftsbeirats der Deutschen Welle und Forschungsprofessor

am ifo-Institut in München und Duisenberg Fellow der Europäischen Zentral-

bank (EZB). Prof. Rocholl absolvierte ein Studium der Wirtschaftswissenschaf-

ten an der Universität Witten/Herdecke, das er als Diplom-Ökonom (mit Aus-

zeichnung) abschloss. Er promovierte danach an der Columbia University in

New York und erhielt einen ersten Ruf als Assistant Professor an die University

of North Carolina in Chapel Hill. Seit dem Jahr 2007 lehrt und forscht Prof.

Rocholl an der ESMT, deren Präsident er im Jahr 2011 wurde. Seit 2010 ist er

Lehrstuhlinhaber des „EY Chair in Governance and Compliance“.

Page 11: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

2120

G Mittwoch, 09.03.2016 um 15.00 Uhr, 569. Sitzung

Autobiographieforschung.

Alte Fragen – neue Perspektiven

Prof.'in Dr. Martina Wagner-Egelhaaf, Münster

Autobiographische Zeugnisse spielen in verschiedenen Disziplinen eine Rolle.

In der Literaturwissenschaft werden sie unter gattungsgeschichtlichen und

künstlerisch-literarischen Gesichtspunkten analysiert, während sie in der

Geschichtswissenschaft, aber auch in den Sozialwissenschaften, häufi g als

Quellentexte gelesen werden. Die Frage nach dem Verhältnis von Fakten und

Fiktion gehört daher zu den Grundfragen der Autobiographieforschung.

Obwohl die Postmoderne sowohl das mit sich identische Subjekt als auch die

‚große Erzählung‘ dekonstruiert hat, ist das autobiographische Genre lebendiger

denn je, hat gar bis in den Bereich der sozialen Netzwerke hinein vielfältige

mediale Erweiterungen erfahren. Allerdings verändern sich nicht nur die

Gegenstände, sondern gleichermaßen die wissenschaftlichen Zugriff e – und

mit ihnen wiederum die Untersuchungsobjekte selbst. Aus der französischen

Th eoriediskussion ist der Begriff der ‚Autofi ktion‘ auch in Deutschland über-

nommen worden, über dessen Brauchbarkeit lebhaft diskutiert wird. Neue

Herausforderungen stellen sich im Zuge einer transkulturellen Erweiterung

der Autobiographieforschung, die sich mit Phänomenen der Gattungsmischung,

der Mehrsprachigkeit und veränderten kommunikativen Funktionen des

Genres auseinanderzusetzen hat.

Prof.’ in Dr. Martina Wagner-Egelhaaf schloss nach dem Studium der Germa-

nistik und der Geschichte an der Universität Tübingen und einem einjährigen

Auslandsaufenthalt am University College London 1987 ihre Promotion in

Tübingen mit einer Arbeit zur Mystikrezeption in der Literatur der Moderne

ab. Von 1988 bis 1994 war sie als Wissenschaftliche Assistentin an der Univer-

sität Konstanz tätig, wo sie sich 1994 mit einer Arbeit zur literarischen Melan-

cholie habilitierte. Im Anschluss an die Habilitation erhielt sie 1995 einen Ruf

an die Ruhr-Universität Bochum für das Gebiet Neugermanistik, insbes.

Literaturtheorie und Rhetorik. Seit 1998 ist sie als Professorin für Neuere

deutsche Literaturgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Moderne

an der Universität Münster tätig. 2002 wurde sie mit dem Frauenförderpreis

der Universität Münster ausgezeichnet. Von 2004–2010 war sie Mitglied im

Senat und im Hauptausschuss der DFG. Seit 2008 ist Martina Wagner-Egelhaaf

Principal Investigator im an der Universität Münster eingerichteten Exzellenz-

cluster „Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moder-

ne“. 2010 wurde sie in den zentralen Auswahlausschuss der Alexander von

Humboldt-Stiftung berufen und in das AcademiaNet Ausgezeichnete Wissen-

schaftlerinnen aufgenommen; ebenfalls seit 2010 ist sie Mitglied im Ausschuss

der Internationalen Vereinigung für Germanistik (IVG). Sie hat Gastprofessuren

in den USA, in Japan, China, Usbekistan und Kroatien wahrgenommen.

NM Mittwoch, 16.03.2016 um 15.30 Uhr, 574. Sitzung

Vortrag 1

Die Mechanik von bakteriellen Biofi lmen

Prof.'in Dr. Berenike Maier, Köln

Biofi lme lösen als bakterielle Rückzugsgebiete Probleme bei der Antibiotika-

behandlung sowie der Reinigung von medizinischen Schläuchen aus und

tragen zur Verbreitung von resistenten Krankheitserregern bei. Ein Biofi lm

entsteht, wenn sich Bakterien an Oberfl ächen anheften und dort vermehren.

Dieser kann – auch wenn ursprünglich aus einem einzelnen Bakterium

entstanden – Zellen mit verschiedenen Eigenschaften entwickeln. Es ist

jedoch nur wenig darüber bekannt, wie diese Heterogenität zur Strukturbil-

dung solcher Biofi lme beiträgt. Wir untersuchen, wie die Wechselwirkungs-

kräfte zwischen den Bakterien im Biofi lm dessen Architektur beeinfl ussen.

Insbesondere konnten wir zeigen, wie Unterschiede in der physikalischen

Interaktion zwischen Bakterien zu einer Sortierung der Zellen führen und

damit die Architektur von Biofi lmen bestimmen. Spezifi sche mechanische

Kräfte bilden den Schlüssel zur Struktur in Biofi lmen. Bakterien mit unter-

schiedlichen Oberfl ächenstrukturen organisieren sich dabei wie beim Tau-

ziehen: die Zellen bewegen sich in die Richtung, in der sie die stärkste Kraft zu

anderen Bakterien aufb auen können. Die unterschiedliche mechanische

Interaktion kann also die Architektur von Biofi lmen bestimmen. Ähnliche

Page 12: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

2322

Mechanismen sind bereits für die Trennung von Zellen in der embryonalen

Entwicklung bekannt. Wir haben damit Hinweise auf eine grundlegende

Gemeinsamkeit der Entwicklungsprozesse von Biofi lmen und Embryonen:

Diff erentielle physikalische Wechselwirkungen zwischen den Zellen sind für

die Sortierung wichtig.

Prof. Dr. Berenike Maier ist seit 2011 Professorin für Biophysik am Institut für

Th eoretische Physik der Universität zu Köln. 1998 legte sie das Diplom in

Physik an der Technischen Universität München ab und wurde 2001, eben-

falls an der Technischen Universität München, bei Professor Erich Sackmann

promoviert. Bis 2003 war sie Postdoctoral Research Fellow an der Columbia

University New York. Bis 2004 leitete sie eine Emmy-Noether-Forschungsgruppe

an der Fakultät für Physik der Ludwig-Maximilians-Universität, München. Von

2004 bis 2011 war sie Professorin für molekulare Biophysik am Institut für

Allgemeine Zoologie und Genetik der Westfälischen Wilhelms-Universität

Münster.

Vortrag 2

Details zum Vortrag standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest

Prof. Dr. Nils Metzler-Nolte, Bochum

Prof. Dr. Nils Metzler-Nolte ist Professor für Anorganische Chemie an der

Ruhr-Universität Bochum. Nach seinem Abitur in Hamburg 1986 legte er

1988 das Vordiplom in Chemie an der Universität Hamburg ab. Sein Diplom

erhielt er 1991 an der Ludwig-Maximilians-Universität München und wurde

1994 zum Dr. rer. nat. mit der Dissertation „Synthese, Reaktivität und elektro-

nische Struktur von Alkylboranen“ promoviert. Danach hatte er von 1994 bis

1995 einen Postdoc-Aufenthalt an der University of Oxford. Von 1995–2000

war er Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Strahlenchemie in Mülheim

an der Ruhr. Im Jahr 2000 wurde er an der Ruhr-Universität Bochum habili-

tiert und war von 2000–2006 Professor für Pharmazeutische und Bioanorga-

nische Chemie an der Universität Heidelberg, bevor er 2006 den Ruf auf den

Lehrstuhl für Anorganische Chemie an der Ruhr-Universität Bochum erhielt.

G Mittwoch, 13.04.2016 um 15.00 Uhr, 570. Sitzung

Sprachtod in Afrika

Prof. Dr. Bernd Heine, Köln

Wie überall in der Welt sterben auch in Afrika Sprachen in alarmierendem

Umfang aus. Aber im Gegensatz zu den Beobachtungen, wie sie in anderen

Teilen der Erde, etwa in Amerika oder Australien, gemacht worden sind, ist

hierfür in Afrika in der Regel nicht die zunehmende Globalisierung und der

Einfl uss von Weltsprachen wie Englisch oder Spanisch von Bedeutung; viel-

mehr ist Sprachwechsel in Afrika fast ausschließlich das Ergebnis eines Prozes-

ses, in dem einheimische Sprachen andere afrikanische Sprachen ersetzen.

Die Gründe, die für Sprachwechsel in Afrika verantwortlich gemacht werden

können, sind vielfältig; es lassen sich aber einige Hauptfaktoren festmachen,

die in dem Vortrag vorgestellt werden. Am Beispiel der Akie-Sprache von

Tansania soll die Situation beleuchtet werden, der sich vom Aussterben be-

drohte Sprachen auf dem afrikanischen Kontinent ausgesetzt sehen. Diese

Sprache, die zur nilotischen Sprachfamilie gehört, wird nur noch von weniger

als zweihundert traditionellen Jäger-Sammlern gesprochen. Die Akie-Sprecher

sind sich der bedrohlichen Lage bewusst, in der sich ihre Sprache und traditio-

nelle Kultur befi nden und haben Verhaltensformen entwickelt, um sich dieser

Lage zu entziehen.

Prof. Dr. Bernd Heine wurde 1939 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren, 1968

wurde er an der Universität zu Köln promoviert und 1971 habilitiert. 1978

wurde er auf den Lehrstuhl des Instituts für Afrikanistik dieser Universität be-

rufen und zum Direktor des Instituts ernannt. Er nahm Gastprofessuren u.a.

an den Universitäten Hamburg und Graz, an der Ecole des Hautes Etudes

(Paris), in den USA (Dartmouth College, University of New Mexico), Australien

(Melbourne), Afrika (Nairobi, Kapstadt), Südamerika (Rio de Janeiro) Japan

(Tokio), Süd-Korea (Gwangju) und China (Shenzhen, Guangzhou) wahr; zur

Zeit ist er Yunshan Chair Professor an der Guangdong University of Foreign

Studies in China. Darüber hinaus war er zu einjährigen Forschungsaufenthal-

ten im Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences (Stanford), im

Institute for Advanced Study (Melbourne) und im Netherlands Institute for

Advanced Study (NIAS, Wassenaar) eingeladen.

Page 13: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

2524

Er ist Fellow of the British Academy, Honorary Member of the Linguistic

Society of America, Distinguished World Class Scholar (Ministry of Education,

Science, and Technology, Süd-Korea), und seit 1999 korrespondierendes Mit-

glied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der

Künste. Zu den rund 40 von ihm veröff entlichten Büchern zählen Auxiliaries

(Oxford University Press 1993), Possession (Cambridge University Press

1997), sowie als Herausgeber Th e Oxford Handbook of Linguistic Analysis

(2010).

NM Mittwoch, 20.04.2016 um 15.30 Uhr, 575. Sitzung

Vortrag 1

Intravitales, funktionelles Imaging mit

Zweiphotonenmikroskopie: neue Einblicke

in Leberfunktionen und Prinzipien der

Gewebeorganisation

Prof. Dr. med. Jan G. Hengstler, Dortmund

Eine grundlegende Eigenschaft von Geweben und Organen ist ihre Fähigkeit

zur Regeneration. Begrenzte Zerstörungen lösen in der Regel koordinierte

Prozesse aus, bei dem ausgehend von überlebenden Zellen die funktionelle

Gewebestruktur in voller Komplexität wieder hergestellt wird. Unter noch

nicht vollständig verstandenen Umständen wird diese perfekte Regeneration

gestört. Stattdessen kommt es dann zur narbigen Ausheilung. Für manche

Organe hat diese Narbenbildung fatale Folgen, zum Beispiel die Zirrhose der

Leber. Eine kritische Frage besteht nach wie vor darin, welche Ereignisse für

ein Umschalten von perfekter zu narbiger Ausheilung verantwortlich sind. Zur

Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen hat sich in unserem Labor funktio-

nelles Imaging mit Zweiphotonen-Mikroskopie bewährt. Diese Technik

ermöglicht nicht invasive Zeitraff eraufnahmen lebender Organe bei einer

Aufl ösung von weniger als 500 nm. Während des Imaging können einzelne

Zellen mittels Laserbestrahlung oder auch größere Zellverbände modifi ziert

oder zerstört und die Konsequenzen verfolgt werden. Eine Schlüsselbeobach-

tung besteht darin, dass nur die Zerstörung bestimmter Zelltypen des Leberge-

webes, nämlich der sinusoidalen Endothelzellen, Narben zur Folge hat,

während nach ausschließlicher Zerstörung der Hepatozyten eine perfekte

Regeneration beobachtet wird. An diesem und weiteren Beispielen werden

Möglichkeiten und Grenzen der intravitalen modellgestützten Zweiphotonen-

mikroskopie erläutert werden.

Page 14: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

2726

Prof.’ in Dr. Annette M. Schmidt ist seit April 2010 Professorin für Physikali-

sche Chemie an der Universität zu Köln. Von 1991 bis 1989 studierte sie an der

RWTH Aachen und der Reichsuniversität Groningen Chemie. 1989 schloss sie

das Studium mit ihrer Diplomarbeit „Development of Semi-interpenetrating

Polymer Networks for Medical Applications“ ab. 2001 wurde sie mit ihrer

Arbeit „Biodegradable Polymer Network Systems with Shape Memory Eff ect

and Crystallizable Switching Segment“ an der RWTH Aachen promoviert und

leitet seit 2002 das „Smart Nanosized Materials“ Team am Institut für Organi-

sche Chemie und Makromolekulare Chemie der Heinrich-Heine-Universität

Düsseldorf. 2009 wurde sie an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen

Fakultät der Heinrich-Heine-Universität habilitiert und hatte von 2009 bis

2010 eine Vertretungsprofessor für Organische Chemie an der Rheinischen

Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn inne bis sie dem Ruf der Universität zu

Köln folgte. Neben einer ganzen Reihe von Preisen und Auszeichnungen hat

sie auch eine Emmy Noether-Gruppe von 2007 bis 2010 geführt.

Prof. Dr. Jan Hengstler, geboren 1965, hat an der Universität Mainz Medizin

studiert (1984–1990) und am Institut für Toxikologie promoviert (1991).

Weitere Stationen führten über die Abteilung für Molekulare Toxikologie

(Leitung 2003–2007) und das Institut für Rechtsmedizin (kommissarische

Leitung: 2006–2007) an das Leibniz-Institut (IFADO) an der TU Dortmund

(seit 2007). Jan Hengstler ist Toxikologe mit Schwerpunkt Lebertoxizität. In

seiner Gruppe entwickelte er in vitro Systeme für Toxizitätstestungen, welche

inzwischen weltweit eingesetzt werden. Neben angewandter Forschung

interessiert sich seine Arbeitsgruppe für Grundprinzipien der Gewebeorgani-

sation. Um zu verstehen, wie Millionen an Zellen koordiniert werden, um ein

hochspezialisiertes funktionelles Gewebe zu bilden, setzt die Gruppe mathe-

matische Modelle, als auch intravitales Imaging und Geweberekonstruktions-

techniken ein.

Vortrag 2

Magnetic Soft Matter – Travelling Length

and Time Scales

Prof.'in Dr. Annette M. Schmidt, Köln

We consider a material to be soft when it easily and readily adapts to an

external stress, being of crucial impact for the performance of biological tissue

and in many areas of material science. Time-dependent and viscoelastic

processes, as prominent in many soft matter systems such as polymer- and

colloid-based materials, are often dominating the mechanical response. When

taken into account properly, dynamic processes in complex fl uids, solutions

and melts can be exploited for novel adaptive and responsive systems.

Th e talk will summarize examples from our lab demonstrating the potential of

dipolar nanoparticles and their tailored interaction with polymer matrices and

external fi elds for the investigation of the quasi-static and frequency-dependent

properties of soft matter on the nanoscale. Th e dynamic behavior of ferromagnetic

organic-inorganic hybrid nanoobjects can further be adopted for swimming objects

that can be propelled by chemical fuel under very low Reynolds number conditions.

Page 15: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

2928

G Mittwoch, 08.06.2016 um 15.00 Uhr, 571. Sitzung

Die fi nnische Altertumswissenschaft und

Deutschland

Prof. Dr. Heikki Solin, Helsinki

Die moderne historische Altertumswissenschaft ist in Finnland während der

langen Ära von Fridolf Vladimir Gustafsson (Ordinarius für römische Literatur

18–19) Ivar August Heikel (Ordinarius für griechische Literatur 18–19)

angelegt; in dieser Zeit hat auch die deutsche Sprache ihre ersten Schritte als

Kommunikationsmittel unserer Altphilologen und Althistoriker gemacht (und

ist bis zu den fünfziger Jahren die führende Sprache in unserer international

gerichteten Altertumswissenschaft geblieben). Besonders wird derjenigen

Forscher gedacht, die in Deutschland studiert haben; außer Gustafsson und

Heikel können z. B. Sundwall und Gummerus genannt werden (beide dann

später gefeierte Wissenschaftler). Ein wichtiger Punkt war die Einführung der

Seminarübungen aus der Praxis in deutschen Universitäten in der zweiten

Hälfte des 19. Jh. Ein besonderer Nachdruck wird auf die vermeintlichen Nazi-

verbindungen unserer Altertumswissenschaftler gelegt, etwa Sundwall und

Gummerus. Der erste ist nicht ganz rein, der zweite war zwar ein eifriger Anti-

russe und Verehrer der deutschen Kultur (und Pfl eger der deutschen Sprache),

aber mit dem Nazismus hatte er nichts gemeinsam. Aus der Nachkriegszeit

kann daran erinnert werden, dass eine Anzahl junger fi nnischer Altertums-

wissenschaftler in Deutschland als Humboldt-Stipendiaten studiert haben.

Prof. Dr. Heikki Solin wurde 1938 in Helsinki geboren. Er besuchte das

Normallyzeum Helsinki wo er 1956 sein Abitur absolvierte. Nach seinem

Studium der klassischen Philologie an der Universität Helsinki erhielt er seinen

Magister 1963 von der Universität Helsinki wo er 1971 auch zum Doktor der

Philologie promoviert wurde. Nach mehreren Lehrtätigkeiten als Griechisch-

und Lateinlehrer war er von 1985 bis 2003 Professor für Latein an der Univer-

sität Helsinki. Er ist Mitglied vieler nationaler und internationaler wissenschaft-

licher Organisationen, mehrerer Wissenschaftsakademien und vielgefragter

Redner bei wissenschaftlichen Veranstaltungen.

IW Donnerstag, 16.06.2016 um 12.30 Uhr, 103. Sitzung

Themenbezogene Klassensitzung

Das neue Format der Th emenbezogenen Klassensitzung (Th emenKS) soll dazu

dienen, Problemstellungen hohen Komplexitätsgrades sowie wichtige Zukunfts-

probleme aus Sicht der Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften zu hinter-

fragen, zu analysieren und – über Klassengrenzen hinweg – zu diskutieren.

Th emenKS fi nden im halbjährlichen Rhythmus statt; sie beginnen jeweils zur

Mittagszeit, umfassen vier bis maximal fünf Vorträge unterschiedlicher Schwer-

punktsetzung und erstrecken sich über den ganzen Nachmittag.

Sinn und Zweck des neuen Formats ist es des Weiteren, im Wechsel mit der

traditionellen Klassensitzung (KS) den Zusammenhalt der Mitglieder in der

Klasse für Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften zu verstetigen. Ebenso soll

der Diskurs zwischen Mitgliedern anderer Klassen der Akademie, des Jungen

Kollegs sowie eingeladenen Fachkollegen aus Universitäten und wissenschaftli-

chen Einrichtungen befördert werden. Dies ermöglicht zahlreiche Wechsel-

wirkungen über Klassengrenzen hinweg. Zugleich wird der satzungsgemäße

Anspruch der Akademie betont, auch eine Arbeitsakademie zu sein.

In der ersten Th emenKS dieses Jahres, die am Donnerstag, 16. Juni 2016, ab

12.30 Uhr, stattfi ndet, ist das Leitthema

Stadtregionen – Metropolen der Zukunft!

Die Zahl der Stadtbewohner wird aktuellen Studien zufolge bis 2050 weltweit

die 6 Milliardengrenze überschreiten. Mehr als 70% der Weltbevölkerung lebt

dann voraussichtlich in Städten oder Stadtregionen, die sich zunehmend zu

Metropolen oder auch sogar Mega Cities entwickeln. Das bedeutet, dass

allergrößte Herausforderungen der verschiedensten Art zu bewältigen sind,

über die man sich rechtzeitig Gedanken machen muss: Nur so können im

Vorfeld des sich abzeichnenden Zukunftsszenarios die richtigen Weichen

gestellt und die richtigen Entscheidungen getroff en werden!

Page 16: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

3130

Die technische, wirtschaftliche, soziale und auch kulturelle Leistungsfähigkeit

bzw. Funktionstüchtigkeit dieser Metropolen, vor allem aber auch die Lebens-

qualität und das Wohlbefi nden der Bewohner von Metropolen hängt dabei sehr

davon ab, dass die zukünftigen Stadtregionen als ganzheitliche, vernetzte,

sozio-technische Systeme angesehen werden, die in Wechselwirkung zueinan-

der stehen und aufeinander angewiesen sind. Es wird darauf ankommen, dass

Bereiche wie „Stadt- und Raumplanung“, „nachhaltiges Bauen“, „Verkehr“,

„Verwaltung“, „Finanzmanagement“, „Kommunikations- und Informationstech-

nik“, „Energieversorgung“, „Logistik“, „Industrie und Handwerk“, „Sozialwesen“,

„Sport“, „Kultur und Kunst“ sowie „Freizeit, Unterhaltung und Erholung“ zum

Wohle der Gesellschaft synergetisch zusammengeführt werden.

Im Rahmen der 5. Th emenbezogenen Klassensitzung ist es aus zeitlichen

Gründen nicht möglich, sich mit allen oben angesprochenen Problembereichen

auseinanderzusetzen. Es ist aber auch nicht sinnvoll, das Th ema nur aus der

Sicht der Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften zu betrachten. Vielmehr ist

eine klassenübergreifende Sicht auf das Th ema „Metropolen der Zukunft“

erforderlich, wobei neben den Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften auch

die Gesellschafts- und Sozialwissenschaften sowie die Kunst zu Wort kommen

sollen. Dies hat zu folgendem Vortragsprogramm geführt:

Vortrag 1

Stadtsoziologie

Prof.' in Dr. Susanne Frank, Dortmund

Prof.’ in Dr. Susanne Frank ist seit 2007 Professorin am Fachgebiet Stadt- und

Regionalsoziologie der Technischen Universität Dortmund. Sie beschäftigt sich

mit dem Wandel von Siedlungsstrukturen in urbanen Regionen mit Familien in

der Stadt und dem Wandel von Beziehung von Stadt und Natur. Susanne Frank

hat von 1987 bis 1994 an der Universität Freiburg Soziologie und Wissenschaft-

liche Politik studiert. Von 1994 bis 1997 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin

am Lehrstuhl „Globalisierung und europäische Kultur“ am Institut für Soziolo-

gie der Universität Freiburg. Bis 1999 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin

am Lehrstuhl für „Soziologie und Sozialgeschichte der Stadt“ an der Bauhaus-

Universität Weimar. Seit 2000 ist sie Teilnehmerin an der Internationalen

Frauenuniversität „Technology and Culture“, bis 2002 hatte sie eine Lehrtätig-

keit am Institut für Soziologie der Universität Freiburg und der Staatswissen-

schaftlichen Fakultät der Universität Erfurt inne. 2003 wurde sie zur Dr.-phil. an

der Universität Freiburg promoviert. Bis 2007 war sie Juniorprofessorin für

Stadtsoziologie am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität

zu Berlin.

Vortrag 2

Regionalplanung, Umwelt und Verkehr,

Zentrale-Orte-Konzepte, Stadtentwicklung

statt Mega-Cities

Prof. Dr.-Ing. Dirk Vallée, Aachen

Prof. Dr.-Ing. Dirk Vallée hat von 1984 bis 1991 an der RWTH Aachen Bau-

ingenieurwesen mit der Vertiefung Verkehrswesen und Raumplanung studiert.

Anschließend war er von 1991 bis 1995 wissenschaftlicher Mitarbeiter am

Verkehrswissenschaftlichen Institut der RWTH Aachen bevor er nach erfolgrei-

cher Promotion im August 1995 zum Verband Region Stuttgart wechselte. Dort

bearbeitete er als Referent für Verkehrsplanung insbesondere den Regionalver-

kehrsplan (1995 bis 2001) und war als Projektleiter S-Bahn-Erweiterungen für

die Planung und Umsetzung diverser S-Bahn-Ausbauvorhaben verantwortlich.

Vor der Berufung auf den Lehrstuhl für Stadtbauwesen und Stadtverkehr an der

RWTH Aachen zum 1. März 2008 war Dirk Vallée vom April 2002 bis Februar

2008 leitender Technischer Direktor beim Verband Region Stuttgart und als

solcher Leiter der Abteilung Planung. In dieser Position war er verantwortlich

für die integrierte Siedlungs-, Verkehrs- und Landschaftsplanung in der Region

Stuttgart.

Prof. Dr.-Ing. Dirk Vallée arbeitet vor allem an der Schnittstelle zwischen For-

schung, Planungspraxis, politischer Entscheidungsvorbereitung und -fi ndung

sowie der Umsetzung konkreter Maßnahmen. Aktuelle Th emenschwerpunkte

Page 17: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

3332

sind die Konsequenzen und Anpassungsstrategien zum demografi schen Wandel

sowie zum Klimawandel, zukünftige Mobilitätsformen sowie Verkehrsmodelle.

Mitgliedschaften:

• Deutsche Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft (DVWG)

• Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV):

Arbeitsausschuss 1.2 Erhebung und Prognose des Verkehrs (seit

1997); Querschnitts-Arbeitskreis QA 7 „Postfossiler Verkehr“

(seit 2010); Arbeitskreis 1.1.30 Demografi sche Veränderungen im

Verkehr (2004 bis 2006)

• Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL):

Mitarbeit in verschiedenen Arbeitskreisen der LAG Baden-Württem-

berg; Berufung zum korrespondierenden Mitglied 2004; stv. Leiter

der LAG Baden-Württemberg 2005 bis 2009; Wahl zum ordentlichen

Mitglied 2008; Berufung zum Mitglied des Informations- und

Initiativkreises Regionalplanung 2005; Leitung des Arbeitskreises

„Strategische Regionalplanung“ seit 2008

• Beirat für Kommunalentwicklung Rheinland-Pfalz (seit 2009)

• Wissenschaftlicher Beirat des Deutschen Instituts für Urbanistik

(Difu) (seit 2010)

Vortrag 3

Smart Cities als Prozess

Prof.'in Dr. Ina Schieferdecker, Berlin

Prof.’ in Dr.-Ing. Ina Schieferdecker studierte Mathematische Informatik an der

Humboldt-Universität zu Berlin und promovierte 1994 an der Technischen

Universität Berlin zu leistungserweiterten Spezifi kationen und der Analyse von

Dienstqualitätseigenschaften. Von 1997 bis 2004 war sie Leiterin des Kompe-

tenzzentrums für Testen, Interoperabilität und Performanz (TIP) und bis

Dezember 2013 Leiterin des Kompetenzzentrums für Modellierung und Testen

(MOTION, heute System Quality Center – SQC) am Fraunhofer Institut für

Off ene Kommunikationssysteme (FOKUS), Berlin. Seit 1. Januar 2015 leitet sie

das Institut gemeinsam mit Prof. Dr. Manfred Hauswirth. Prof. Schieferdecker

leitet an der Freien Universität Berlin die Fachgruppe Modellbasierte Entwick-

lung und Qualitätssicherung von Software-basierten Systemen. Von 2003–2011

hat Prof. Schieferdecker an der Technischen Universität Berlin zum Entwurf

und Testen von Telekommunikationssystemen gelehrt. Sie war Gastforscherin

u.a. am International Computer Science Institute (ICSI), Berkeley/USA, am

Centre de recherche informatique de Montréal (CRIM), Canada, an der Univer-

sity of Oslo, Norwegen und der University of Queensland, Brisbane/Australien.

Von 2008 bis 2011 war Ina Schieferdecker Direktorin des Integrierten Gradu-

iertenprogramms für Human-Centric Communication.

Vortrag 4

Klimaschutz, Wachstum und Lebensqualität

in Metropolen

Prof. Dr. Jürgen Aring, Dortmund

Prof. Dr. Jürgen Aring ist Vorstand des VHW-Bundesverbandes für Wohn- und

Stadtentwicklung in Berlin. Er studierte Geographie, Bau- und Planungsrecht,

Soziologie, Ökonomie sowie Städtebau in Münster und Oslo. Nach Mitarbeit im

DFG-Forschungsprojekt Krisenregion im Ruhrgebiet wechselte er 1989 zum

Beratungsunternehmen empirica. 1999 wurde er an der Universität Oldenburg

mit dem Th ema „Suburbanisierung“ promoviert. 2002 gründete er das Büro für

Angewandte Geographie. 2005 wurde Jürgen Aring zum ordentlichen Professor

für Stadt- und Regionalplanung an die Universität Kassel berufen, wo er bis

2012 tätig war. 2011 folgte er einer Einladung zu einer Gastprofessur im Gebiet

Raumplanung an der ETH Zürich. 2012 bis 2014 übernahm er eine Vertre-

tungsprofessur für Raumwirtschaftspolitik an der TU Dortmund.

Page 18: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

3534

Vortrag 5

Lösung der Energieprobleme in Metropolen

Prof. Dr. Martin Faulstich, Clausthal-Zellerfeld

Prof. Dr.-Ing. Martin Faulstich ist seit 2013 Lehrstuhlinhaber für Umwelt- und

Energietechnik an der Technischen Universität Clausthal. Zugleich ist er Ge-

schäftsführer von CUTIK (Clausthaler Umwelttechnikinstitut GmbH) und seit

2008 Vorsitzender im Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregie-

rung in Berlin. Davor war er von 2003–2012 an der Technischen Universität

München als Professor für Rohstoff und Energietechnologie tätig. Zugleich war

er Gründungsdirektor des Wissenschaftszentrums Straubing und von 2000–2012

Vorstandsvorsitzender der ATZ (Entwicklungszentrum Energie, Rohstoff e und

Materialien), Sulzbach-Rosenberg, Stiftung im Geschäftsbereich des Bayrischen

Wirtschaftsministeriums. Er ist Mitglied in vielen Gremien im In- und Ausland

und ein vielgefragter Redner bei wissenschaftlichen Veranstaltungen.

NM Mittwoch, 22.06.2016 um 15.30 Uhr, 576. Sitzung

Vortrag 1

Aerosole in der Troposphäre:

Quellen, luftchemische Prozesse und

Auswirkung auf Klima und Gesundheit

Prof.'in Dr. Astrid Kiendler-Scharr, Jülich

Die Auswirkungen von Aerosolen auf Luftqualität und Klima sind trotz

intensiver Forschung mit großen Unsicherheiten behaftet. Eine Hauptursache

dieser Unsicherheit ist die komplexe Zusammensetzung von Aerosolen, die

aus einer Vielzahl anorganischer und organischer Verbindungen aus sowohl

natürlichen wie auch anthropogenen Quellen bestehen. Zur Entwicklung und

Umsetzung von Reduktionsmaßnahmen ist das Verständnis der Quellen

atmosphärischer Aerosole notwendig. In dem Vortrag werden der aktuelle

Wissenstand, Forschungsfragen und eigene Beiträge aus Simulations- und

Feldexperimenten erläutert und im Kontext der Auswirkungen von Aerosolen

auf Klima und Gesundheit diskutiert.

Prof.’ in Dr. Astrid Kiendler-Scharr ist 1973 in Innsbruck geboren, verheiratet

und hat 2 Kinder. Nach dem Studium der Physik (1991–1996, Universität

Innsbruck) hat Astrid Kiendler-Scharr am Max-Planck-Institut für Kernphysik,

Heidelberg in der Abteilung Atmosphärenphysik (Prof. Frank Arnold) ihre

Promotion mit Schwerpunkt auf der Entwicklung einer massenspektrometri-

schen Flugzeuggetragenen Apparatur zur Spurenstoff detektion durchgeführt

(1996–1999). Nach Postdoc Zeiten und Aufenthalt in den USA war Astrid

Kiendler-Scharr von 2006 bis 2010 Leiterin einer Nachwuchsgruppe zum

Th ema „Stabile Isotope in Aerosolen“ am Forschungszentrum Jülich. Seit 2012

ist Astrid Kiendler-Scharr Direktorin des Instituts für Energie- und Klimafor-

schung, IEK-8: Troposphäre, am Forschungszentrum Jülich und Professorin

für Experimentalphysik an der Universität zu Köln. Ihre wissenschaftlichen

Interessen liegen im Bereich Atmosphärische Chemie, Aerosol Physik und

Chemie, und Austauschprozesse zwischen Atmosphäre und Biosphäre im

Page 19: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

3736

Kontext von Klimaänderung. Methodische Schwerpunkte sind dabei die

Entwicklung massenspektrometrischer Methoden zur Spurenstoff analyse und

Anwendung in Simulations- und Feldexperimenten. Sie hat seit 2012 neun

Doktorarbeiten betreut und ihre wissenschaftlichen Ergebnisse in 73 referier-

ten Zeitschriftenbeiträgen veröff entlicht. Astrid Kiendler-Scharr ist als Mitglied

in Lenkungsgruppen internationaler Projekte und als Principal Investigator in

nationalen und internationalen Projekten verantwortlich. Seit 2013 ist Astrid

Kiendler-Scharr Ombudsperson für gute wissenschaftliche Praxis am Forschungs-

zentrum Jülich. Sie ist Mitglied der Europäischen Geophysikalischen Vereini-

gung (EGU), der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) und amtierende

Präsidentin der Gesellschaft für Aerosolforschung (GAeF).

Vortrag 2

Wie entdecke ich …?

Prof. Dr. Frank Glorius, Münster

Katalyse ist eine Schlüsseltechnologie unserer modernen Gesellschaft. Sie

ermöglicht erhöhte Selektivität und Effi zienz chemischer Umsetzungen,

wodurch eine nachhaltige (= umweltfreundliche = kostengünstige) Produktion

möglich wird. Während rationales Design und Schritt-für-Schritt-Verbesserungen

einen gewissen Fortschritt ermöglichen, erfordern zahlreiche große Herausfor-

derungen die Entdeckung neuer und zuvor unerwarteter Ergebnisse. Die Frage

„Wie kann ich entdecken?“ ist daher essentiell für den wissenschaftlichen

Prozess. In diesem Vortrag werde ich Entdeckungen meiner Gruppe und den

Weg dorthin diskutieren.

Prof. Dr. Frank Glorius studierte Chemie an der Universität Hannover, der

Stanford University (Prof. Paul A. Wender), dem Max-Planck-Institut für

Kohlenforschung und der Universität Basel (Prof. Andreas Pfaltz), sowie an

der Harvard University (Prof. David A. Evans). Er begann seine unabhängige

Forscherkarriere 2001 am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung (Mentor:

Prof. Alois Fürstner) und wurde 2004 C3-Professor an der Philipps-Universität

Marburg. Seit 2007 ist er Lehrstuhlinhaber für Organische Chemie an der

Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Er beschäftigt sich mit der Entwicklung neuer Katalysekonzepte und ihrer

Implementierung in der Organischen Synthese. Seine Gruppe ist besonders an

N-heterocyclischen Carbenen (NHCs), C-H-Aktivierung, asymmetrischer

Arenhydrierung und NHC-Organokatalyse, Photoredoxkatalyse, heterogener

Katalyse, der Herstellung maßgeschneiderter Oberfl ächen-modifi zierter Nano-

partikel und der Entwicklung nützlicher Screening-Technologien interessiert.

Die bisherige Arbeit wurde durch eine Reihe bedeutender Auszeichnungen

gewürdigt, wie z. B. den OMCOS-Preis, den Leibniz-Preis der DFG, eine

ERC-Grant und zudem auch die Auswahl als Th omson Reuters Highly Cited

Researcher 2014 und 2015.

Page 20: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

38

Impressum

HerausgeberNordrhein-Westfälische Akademie

der Wissenschaften und der Künste

Palmenstraße 16

40217 Düsseldorf

Tel. 0211 61734-0

Fax 0211 61734-500

[email protected]

www.awk.nrw.de

Redaktionsschluss: 15. Dezember 2015. Aktuelle Informationen zu

nachträglichen Programmänderungen fi nden Sie im Internet unter

www.awk.nrw.de.

RedaktionEsther Polito, Birgit Haneklaus, Bernhard Scharfenberger

GestaltungAtelier für Mediengestaltung

www.afm-koeln.de

BildnachweisAndreas Endermann

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind

urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich

zugelassenen Fällen ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Heraus-

gebers nicht zulässig.

Page 21: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der ... · glied des Redaktionskollegiums des »Wörterbuchs der russischen Sprache des 11.–17. Jahrhunderts«, das vom Institut

Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste

Palmenstraße 16 • 40217 Düsseldorf

Tel. 0211 61734-0 • Fax 0211 61734-500

[email protected] • www.awk.nrw.de