Normfortbildung Umgang mit Blutprodukten · ABO-Identitätstest (Bedside-Test) Dokumentation :...
-
Upload
hoangthuan -
Category
Documents
-
view
219 -
download
0
Transcript of Normfortbildung Umgang mit Blutprodukten · ABO-Identitätstest (Bedside-Test) Dokumentation :...
Umgang mit Blutprodukten
Dr. L. Kaufner (QBH CVK)Dr. E. Klotz (QBH CCM)Dr. C. Wiegand-Löhnert (QBH CBF)Dr. Th. Bartolmäs (ZTB)S. Yürek (ZTB) Prof. Dr. A. Pruß (TV)
Normfortbildung
Abbildung aus: Schmidt, Paul J., M.D., "The first photograph of blood transfusion," Transfusion ; www.Transfusion.org, July 2001 ; vol. 41: pp 968-969.
Transfusionsverantwortlicher
Transfusionsbeauftragter(z.B. Anästhesie)
Qualitätsbeauftragter
transfundierende Ärzte der jeweiligen Abteilung
Ärztekammer
Transfusionsbeauftragter(z.B. Neurologie)
Transfusionsbeauftragter(z.B. Chirurgie)
Blutdepot
Transfusionskommission
Qualitätssicherung - § 15 TFG
Apotheke
� Großhandelsbetriebserlaubnis nach § 52a AMG- Erythrozytenkonzentrate- Gefrorenes Frischplasma- Thrombozytenkonzentrate (i.d.R. aus Thrombozytapherese)- Eigenblutkonserven- Möglichkeit der Bestrahlung von EK und TK (GvHD-Prophylaxe)
� Diagnostik- Immunhämatologie (Blutgruppe, Antikörpersuche, Kreuzprobe etc.)
� - spezielle Immunhämatologie (direkter AHG-Test, Auto-Ak, Ak-Titer)- Granulozytenimmunologie (Auto-/Allo-AK, HLA-Diagnostik)- Thrombozytenimmunologie und -funktion (Auto-/Allo-AK/HIT II etc.)
ZTB-Blutdepots CBF/CCM/CVK
Gemeinschaftsunternehmen der Charité – Universitätsmedizin und des DRK-Blutspendedienstes Ost
Apotheke :
• Apothekendepots mit Plasmaderivaten in den Rettungsstellen
• Belieferung der Subdepots und der Stationen mit Plasmaderivaten
Gerinnungsdienst :
Ärztliche hämostaseologische Expertise
� Telefon: 525 000Detaillierte Information der Klinikumsleitung vom 29. September 2017: https://intranet.charite.de/service/meldungen/?tx_frontendlist_pi1%5Buid%5D=11869&tx_frontendlist_pi1%5Bmode%5D=6&cHash=1115116238a93f010895b2e63c59e9f8
Achtung: Therapeutische Leukapheresen über die Stem Cell Facility anmelden!
Apotheke und Gerinnungsdienst
Arzt (RiliBÄK 4.9.1 / 4.10.2 / 5 / 6.4.1.3.1)
� muss erforderliche Kenntnisse und ausreichende Erfahrungen besitzen
� muss von einem Transfusionsbeauftragten in die einrichtungsspezifischen Abläufe dokumentiert eingewiesen sein
� ist verantwortlich für Identitätssicherung, Transfusionseinleitung, Therapie von Nebenwirkungen
Pflegepersonal (RiliBÄK 6.4.1.2 / 6.4.1.3.4.2)
� Kenntnisse Transfusionsvorbereitung (z.B. Handhabung, Filter, Bedside-Test)
� Überwachung, Erkennung von Nebenwirkungen � Information des Arztes
� Teamleistung
Verantwortung bei Transfusion
Ablauf der Transfusion
• Indikationsstellung
• Aufklärung, Einwilligung
• Identitätssicherung / Anforderung / Serologische Untersuchungen
• Transport / Handhabung von Blutprodukten
• Transfusion
• Notfalltransfusion
• Bestrahlte Produkte
• Dokumentation / Archivierung
• Unerwünschte Wirkungen
Indikationsstellung
• verantwortlich:transfundierende Ärzte,Transfusionsbeauftragter
der transfundierende Arzt
� muss die Indikation kritisch stellen
� muss die Querschnittsleitlinien der BÄK beachten(Abweichungen begründen)
� Patient muss rechtzeitig vor der Transfusion mündlich in für ihn verständlicher Weise durch einen Arzt aufgeklärt werden
� Aufklärung immer bei planbaren operativen Eingriffe mit Transfusionswahrscheinlichkeit >10%
� Aufklärung über allogene Transfusion und rechtzeitige Aufklärung über mögliche autologe Hämotherapieverfahren
� verpflichtende Dokumentation in der Patientenakte
� Ambulante Transfusion: sorgfältig auf Symptome zu achten, die auf ein unerwünschtes Ereignis hinweisen können. Aufklärung über mögliche, später eintretende Symptome, inklusive der dann durchzuführenden Maßnahmen.
� Aufklärung nach Rh(D)-inkompatibler Transfusion: jetzt in jedem Fall Patientenaufklärung inklusive (der auch bisher geltenden) Empfehlung der Anti-D-Testung nach 2-4 Monaten gefordert (Hinweis im Arztbrief!)
Aufklärung und Einwilligung
• Erforderlich nach Anwendung von Blutprodukten ohne vorherige mögliche Aufklärung, z. B. in einer Notfallsituation.Dokumentation! (RiliBÄK 4.3.3)
• QMH der Charité:verantwortlich für Aufklärung bei Wiedererlangen der Geschäftsfähigkeit ist der behandelnde / spätestens der entlassende Arzt� Hinweis in Arztbriefvorlage (ZADOK)
Nachträgliche Sicherungsaufklärung
Patientenidentifikation!!
� Bei jeder Blutabnahme zur Blutgruppenbestimmung und für
Kreuzblut und bei jedem Prozessschritt!
- Name und Geburtsdatum aktiv erfragen!
- Abgleich Patientenarmband!
EDTA-Röhrchen mit Namensetikett
gemeinsamer Transport der Probe(n) und der zugehörigen
Anforderungsscheine
Anforderung von serologischen Untersuchungen
Bei Delegation der Blutentnahme für Blutgruppen-
bestimmung und Kreuzprobe (z.B. ITS) ist die
abnehmende Person für die Identitätssicherung
verantwortlich!
VA der Charité �
Anforderung von serologischen Untersuchungen
• Diagnose, frühere Befunde (BG, irr. AK), Schwangerschaft, Transfusionsreaktion
• Mitteilungspflicht bei bestimmten Medikationen:
z.B. iv-IgG, Beta-Lactam-AB, monokl. Antikörper, z. B. Daratumumab (Anti-CD 38)
• vor Therapiebeginn (mAb, Biologika) -> AB0/Rh, Rh-Formel/Kell-System, ggf. weitere
Antigene, AKS /ggf. AK-Differenzierung, ggf. Nothilfepass
• EK-Konservenauswahl Rh-Formel/Kell-kompatibel jetzt auch bei Patienten mit
vorhersehbar langzeitiger Transfusionsbehandlung (v.a. hämatologisch/onkologische
Patienten)
• Verordnender Arzt und abnehmende Person muss identifizierbar sein
-> Stempel oder Name in Druckschrift
• EDTA-Röhrchen für die Kreuzprobe und aktueller AKS
Anforderung von Blutprodukten (EK)
Was sind Blutgruppen?
33 Blutgruppensysteme, > 300 Antigenspezifitäten (ISBT 2012)
Angeborene Eigenschaften auf der Zelloberfläche roter Blutzelle n,
die durch spezifische Antikörper detektiert werden können
Blutgruppenbestimmung
• Mindestbestimmung:AB0-System, Rhesusmerkmal D
• Kinder (Mädchen), gebärfähige Frauen, Pat. mit langzeitiger Transfusionsbehandlung, spez. Fragestellungen:zusätzl. Rhesusmerkmale C, c, E, e und Kell, ggf. Cellano
• weitere erythrozytäre Merkmale, falls erforderlich (z. B. Sichelzell-Pat., Pat. vor Daratumumab-Th.)
Wie viele Patienten haben Antikörper?
Patientengruppe Frequenz
ambulante Pat., Blutspender bis 1%
stationäre Patienten bis 5%
polytransfundierte Patienten- Hämato-onkologische Patienten- Pat. vor Lebertransplantation- Sichelzellanämie, Thalassämie
bis 60%
10%23%16 - 60%
Ahrens 2008, Heddle 1996, Luzo 2010, Schonewille 2006, Shaz 2008, Thompson 2011
Klin. Relevanz (Hämolyserisiko) einiger Alloantikörper
Klinisch signifikant
Manchmal klinisch
siginifikant
Klinisch nicht signifikant, wenn
nicht bei 37°C reaktiv
Klinisch generell nicht
signifikant
A und B At a A1 Bg
Rhesus Colton H Chido/Rogers
Kell Cromer Lea Cost
Kidd Dombrock Lutheran JMH
Duffy Gerbich M, N Knops
S, s, U Indian P1 Lewis (Le b) P, PP1P
k Jr a Sda Xga Diego Yt
H bei Bombay LW Vel Scianna Lan
Spezifität
Häufigkeit unter den IgG-Antikörpern (%)
Anti-E Anti-K (Kell) Anti-D Anti-Fya (Duffy) Anti-C Anti-c Anti-Jka (Kidd) Anti-S Anti-e
20 - 35 15 - 25 9 - 33 5 - 9 5 - 7 4 - 9 3 - 8
2 1
Rhesus- und Kell- Antikörper: 60 – 80% aller Antikörper
Winters 2001, Schonewille 2006, Tormey 2008
Ziele:
• Erkennung blutgruppenserologischer Unverträglichkeiten
zwischen Empfängerserum und Spendererythrozyten
• Aufdecken von Verwechslungen und Fehlbestimmungen
• muss wg. möglicher AK-Bildung spätestes nach 3 Tagen
wiederholt werden (auch für bereits gekreuzte EK)
Kreuzprobe (EK)
Anforderungsformulare CCM / CVK
Anforderungsschein für
transfusionsmedizinische Diagnostik
Verordnungsscheine für Blutprodukte:
� http://www.ztb-
charite.de/Service/Formulare.php
1 Formular pro Produktart (EK / TK /
GFP) ohne Durchschlag
Extraformular für Notfall für alle drei
Produkttypen auf einem Formular
� getrennter Transport (GFP ~ -30°C, EK +4°C)
� keine Unterbrechung der Kühlkette
Ausnahme : bei sofortiger Anwendung auch Transport bei Raumtemperatur möglich
QMH der Charité:
„Die Abholung bzw. Übergabe der Blutprodukte ist schriftlich zu dokumentieren. Den Mitarbeitern der CFM ist es untersagt, Blutprodukte ohne persönliche Übergabe einfach abzulegen oder in Empfang zu nehmen.“
� KEINE Lagerung von Blutprodukten außerhalb von Depo ts!
Transport und Handhabung von Blutprodukten
• Identitätskontrolle:Vergleich Konserve-Begleitschein-Kreuzprobenbefund-Verfallsdatum
Vor der Transfusion
QMH der Charité:
„Der Abgleich der persönlichen Daten des Patienten und des
vorliegenden Blutgruppenbefunds mit den Begleitpapieren der
Blutprodukte wird mittels Vieraugen-Prinzip durch Hinzuziehen
einer weiteren Person empfohlen.“
ABO-Identitätstest (Bedside-Test)
Dokumentation : Etikett abziehen / in das Krankenblatt einkleben
oder Befund in das Krankenblatt / auf den Transport schein übertragen
Lagerung der
Medtrokarte NK4:
2 - 8°C
Lagerung der
Serafol® Karte:
Raumtemperatur
Bedside-Test (AB0-Identitätstest) bei EK� auch bei Notfalltransfusionen!� Nichtdurchführung = Kunstfehler! (Dokumentation nicht vergessen)� neuer transfundierender Arzt = neuer Bedside-Test! (Schichtwechsel)
Bedside-Test auch bei Granulozytentransfusion sowie vor PlasmaaustauschZusätzlich: vor TK/GFP-Gabe bei Neonaten, wenn nicht Blutgruppe AB gegeben wirdEigenblut: zusätzlich vom EK
Einleitung der Transfusion: ärztliche Aufgabe
Biologische Sicherheitsprüfung :Arzt muss ca. 5-10 Minuten beim Patienten verbleiben(je nach klinischer Situation, Häufigkeit von Transfusionen, ggf. bekannten Immunisierungen)
Transfusionsserie (mehrere Blutprodukte werden zeitlich unmittelbar aufeinander folgend transfundiert):Einleitung jeder Transfusion durch einen Arzt (nicht delegierbar)
Durchführung der Transfusion
� Transfusionsgerät (Standardfilter mit Porengröße 170-230 µm)
� mehrere Blutkomponenten können über ein Transfusionsgerät transfundiert
werden, das max. 6 h gebraucht werden darf
� eröffnete Blutkomponenten sind innerhalb von 6 h zu transfundieren
� Anwärmen der Blutkomponenten nur bei Massivtransfusionen,
Austauschtransfusion bei Neugeborenen und Patienten mit Kälteantikörpern
� „…möglichst über eigenen venösen Zugang …“ (auf keinen Fall Calcium- und
Glucose-Lsg. über gleichen Zugang � Gefahr der Hämolyse)
Technik der Transfusion
Nach der Transfusion / Entsorgung
� Bei Verwurf größerer Mengen gefüllter Blutkonserven ggf. Entsorgung als
ethischer Abfall (bei Fragen z.B. Kontakt Umweltschutzbeauftragte)
Leere Konservenbehältnisse mit dem Restblut und dem Transfusionsbesteck steril verschließen und für 24 h bei + 1 °C bis + 10 °C (Kühlschrank) aufbewahren.
Nach 24 Stunden als B-Abfall (potentiell infektiös) entsorgen (thermische Verwertung)
� Identitätssicherung des Patienten
� Sofortige Blutentnahme für Blutgruppenbestimmung,
Antikörpersuchtest und Kreuzprobe
� Bedside-Test des Empfängers (obligat)
� bis Ergebnis der Blutgruppenbestimmung:
ungekreuzte Konserven der Blutgruppe 0
� nach Ergebnis der Blutgruppenbestimmung:
AB0- und Rh-gleich oder –kompatibel
Abruf ungekreuzter Konserven über Blutbank-Notfallnummer
CBF: 4884 65-4800 (21:30-7:00 Uhr) CCM: 525256 CVK: 553198
Notfalltransfusion
Spezialfall: Austauschtransfusion
Indikation für Neugeborene mit:
• Morbus haemolyticus neonatorum(Rhesusantikörper der Mutter: Anti-D, Anti-c, Anti-E)
• Hämochromatose, massive Leukozytose
Austauschtransfusionen werden nur mit Matchblut durchgeführt, nicht mit EK.
Matchblut: Bestrahlte EK der Blutgruppe 0 werden nach Entfernung der Stabilisator-Lösung mit Plasma der Blutgruppe AB auf einen Hämatokrit von ca. 60% eingestellt. Man bekommt ein vollblutähnliches Produkt ohne Isoagglutinine (und ohne Thrombozyten). Ausgetauscht wird das 2-3-fache Blutvolumen.
Dokumentiert werden müssen :
•Einwilligungserklärung
•Indikation
•Abweichung von Leitlinien ist zu begründen!
•Transfusion mit Anzahl, Menge, Datum und Uhrzeit
•Produktart, Chargennummer
•Blutgruppe, Antikörper, Kreuzprobe, AB0-Test
•Konservenbegleitschein/-transportschein
•Wirkungen und Nebenwirkungen
Dokumentation in der Krankenakte
Datum und Uhrzeit!
Dokumentation Krankenakte
Intensivstationen: via COPRA5Anästhesiologie: via COPRA6
Dokumentation in SAP zur Abrechnung
Konservenbegleitschein CVK/CCM
oberer Abschnitt -> Patientenakte
unterer Abschnitt -> Blutdepot (Grundlage für Rückverfolgung nach § 19 TFG)
unterschriebener Konservenbegleitschein -> Blutdepot (Grundlage für Rückverfolgung nach § 19 TFG)
Transportschein-> Patientenakte
Konservenbegleitschein/-transportschein CBF
• Patientenbezogen:30 Jahre (TFG § 14 Abs. 2 ) in Papierakte
• Produktbezogen:EK, TK, FFP: im Blutdepot-LISPlasmaderivate: produktbezogen im Chargenbuch
Gilt auch für Ambulante TransfusionenRichtlinie der Charité: http://qmhandbuch.charite.de/qm/intranet/documentInfo.aspx?doc_guid=c6870e73-560e-40f3-a299-14c66f75724f
Archivierung
� allergische Transfusionsreaktion (ATR)z.B. präformierte AK des Empfängers gegen Plasmabestandteile der Blutkomponente wie z.B. Immunglobuline
� Hämolytische Reaktion (HTR)z.B. ABO-Inkompatibilität, z.B. irreguläre erythrozytäre AK nach Transfusion oder Schwangerschaft
� Transfusionsbedingte Infektionenbakteriell (TBBI) > viral (TBVI)
� TRALI (transfusionsassoziierte Lungeninsuffizienz)z.B. immunogen: irr. Spender-AK gegen HLA-AG auf Leukozyten des Empfängers
� Transfusionsassoziierte GvHDSpender gegen Empfänger-Reaktion
Transfusionsreaktionen / Nebenwirkungen
Meldung von Transfusionsreaktionen
Transfusionsreaktionen sind meldepflichtige Ereigni sse!
• Blutbank informieren
• TB informieren
• weitere Bearbeitung mit Stufenplanbeauftragter
• transfusionsbedingte Infektionen:
zusätzlich Meldung nach IfSG