November 2009 KonText · Liebe Leser, Die Freiheit is t ein - v om Grundg esetz abgesichert es -...

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Newsletter von KonNet e.V. Verwalter im Gesundheitswesen 25 November 2009 KonText Netzwerk Konstanzer Politik- und Verwaltungswissenschaftler Die Schweiz - Land zwischen Klischees und Neutralität Ber Ber Ber Ber Bern

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Gesundheitswesen

25 November 2009

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Die Schweiz -

Land zwischen Klischees und Neutralität

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Liebe Leser,

Die Freiheit ist ein - vom Grundgesetzabgesichertes - hohes menschlichesGut, es bedeutet selbstbestimmtesDenken und Handeln. Zu unterschei-den sind zwei (miteinander verbunde-ne) Bedeutungen, die „Freiheit von et-was“, d.h. die traditionelle, im euro-päischen Denken zentrale Forderungnach Unabhängigkeit und Abwesen-heit von Zwang und Unterdrückung,und die „Freiheit für etwas“, d.h. dieinhaltliche Bestimmung, die tatsäch-liche Umsetzung und letztlich dieÜbernahme der Verantwortung fürdas, was ohne Zwang und Unterdrük-kung getan (oder unterlassen) wird.

Freiheit, aus der heraus sichVerantwortungsbewusstsein entwik-kelte, das machte früher das Studen-tenleben aus. Was bedeutete dieseFreiheit? Es gab ein breites Angebotan Kursen, auch aus anderen Fachbe-reichen, aus dem man in bestimmten

Bereichen seinen individuellen Stun-denplan zusammenstellen konnte.Freiheit bedeutete letztlich auch malmorgens zu entscheiden, lieber auszu-schlafen, als einen Kurs oder eine Vor-lesung zu besuchen, aber das dazuge-hörige Verantwortungsbewusstseinforderte die Überlegung, in welchemKurs man dies tun kann und wie mansich anschließend die Informationenbeschafft. Anwesenheitslisten warennicht üblich, aber es gab doch einesoziale Kontrolle – durch den Dozen-ten, aber auch durch die Kommilito-nen, da die Kurse teilweise so über-schaubar waren, dass ein Fehlen auf-fiel und in Kursen mit 2-5 Leuten woll-te man sowieso nicht fehlen.

Und genau das, mehr Freiheit, aberauch mehr Verantwortung waren dieWerte, die der in diesem Jahr verstor-bene Lord Ralf Dahrendorf für die Stu-dierenden der Universität Konstanzneben einer Einheit von Forschungund Lehre erreichen wollte.

Beim Bachelor-Abschluss besteht ei-gentlich kaum mehr Freiheit, dieStudis heute haben einen vorgegebe-nen Stundenplan und Anwesen-heitskontrollen, dadurch ist es schwie-riger geworden zu lernen, eigenver-antwortlich für das Studium zu sein.

Freiheit bedeutet Verantwortlichkeit;das ist der Grund, weshalb die meistenMenschen sich vor ihr fürchten.

George Bernard Shaw

Ansonsten gibt es im neuen KonTextwieder viel Aktuelles zu lesen, nichtnur aus der Welt der Wissenschaft.Das Thema Schweiz wird zum einenvon innen heraus beleuchtet durchBeiträge einiger Absolventen, die inder Schweiz leben und arbeiten, zumanderen werden aber auch die Kli-

schees und das Leben in der Schweizvon außen betrachtet.

Nicht zur Ruhe kommt die Diskussionüber die neuen Abschlüsse Bachelor/Master, aber ein neuer Aufregerkommt dazu, der Kopenhagen-Prozess.

Von unserer Alma Mater gibt es wie-der vieles zu berichten, neue Leutestellen sich vor und das neueRektoratsteam hat seine Arbeit aufge-nommen.

Auch bei KonNet gibt es wichtige Ver-änderungen: das Verwaltertreffen fin-det nicht über Himmelfahrt, sondernvom 23. – 25. April statt – in München,also gleich vormerken!

Der neue F inanzvorstand TilmanHolke stellt sich vor und ein neuesLogo wird zur Diskussion gestellt. ZumThema Logo wird eine Doodle-Umfra-ge gestartet, um die Meinung der Mit-glieder einzuholen. Bitte macht mit!

Nun wünsche ich viel Spaß bei der Lek-türe und vielleicht sehen wir uns inMünchen.

Susanne RometschRedaktion KonText

Editorial

KonText 25 I November 2009 03

Susanne Rometsch

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Kennt Ihr den Verwalterstammtisch in

Eurer Region? Wenn nicht, meldet Euch

doch einfach mal bei dem genannten An-

sprechpartner und fragt nach dem näch-

sten Termin oder schaut im Internet unter

www.konnet-ev.de. Und wenn es in Eurer

Gegend noch keine Regionaltreffen gibt,

organisiert doch eines! Meldet Euch bei

Hamburg / Bremen / Schleswig-Holstein:

Michael Edele, Angela Köllner Tel. privat: 040/22698315

e-mail: [email protected]

Berlin/Brandenburg: Hans-Jörg SchmedesTel.: 030/69504759

e.mail: [email protected]

Dresden: Tobias FrickTel.: 0351/564-3616

e.mail: [email protected]

NRW: Jan WiegelsTel.: 02161/478384

e-mail: [email protected]

Bonn: Dr. Volker Fürst e-mail: [email protected]

Frankfurt/Rhein-Main: Michael Cemerin Tel. 069/698628514

e-mail: [email protected]

Heilbronn: Thomas MichlTel.: 07139/930888

e.mail: [email protected]

Stuttgart: Tilo Starke-Mail: [email protected]

Konstanz/Bodensee: Jörg Falduto-StröbeleTel.: 07531/915162

e-mail: [email protected]

Vorsitzende Katja Schwanke Tel. +41 (0)76 214 1511

e-mail: [email protected]

Stellvertretender VorsitzenderDr. Johannes DinglerTel.: 07531 / 88-4498

e-mail: [email protected]

Stellvertretende VorsitzendeMichaela RentlTel. 030 / 86 38 57 08

Tel. (mobil) 0176 203 413 96

e-mail: [email protected]

Vorstand fürFinanzwesen & ControllingBeisitzer mit Schwerpunkt Regional-gruppenTilman HolkeTel.++41 (0)41 534 02 03

mobil: 0041 79 630 64 79

e-mail: [email protected]

KonText-RedaktionSusanne Rometsch Tel. 06144 / 44111 

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Website-Redaktion Björn BernatTel. 030 / 86 38 57 08

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Wissenschaftler-NetzwerkScholars@KonNetDr. Joachim Blattere-mail: [email protected]

Doktoranden-NetzwerkDocNet@KonNetKatja Schwankee-mail: [email protected]

Informationen über KonNetwww.konnet-ev.de

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Herausgeber: KonNet e.V.Netzwerk Konstanzer Politik- und

Verwaltungswissenschaftler

Dr. Johannes DinglerUniversität Konstanz

Auslandsreferat/Welcome Center

D-78457 Konstanz

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Fax 07531 88-3037

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KonText-Redaktion

Susanne RometschWieseneckerstraße 9

65474 Bischofsheim

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Texte + FotosAutoren, Vorstand, KonText-Redaktion

Bankverbindung

VEUK e.V.Sparkasse Bodensee, BLZ 690 500 01

Kto.Nr. 46664

Druck

Dorn-Druck, 65479 Raunheimwww.dorndruck.de

Tilman Holke, dem Betreuer der Regional-

gruppen oder unter [email protected]

und Ihr bekommt sowohl Infos über das

„wie“, als auch eine Liste der Leute in

Eurer Gegend.

Was auf der Website von KonNet steht,

kann aber nur so aktuell sein, wie es mit-

geteilt wird.

Björn Bernat als Betreuer der Website stellt

Eure Informationen über Treffen, Stamm-

tische etc. umgehend ins Internet.

Also, große Bitte: Schickt ihm die Infos

(e-mail: [email protected]), nur dann

können sie - unter www.konnet-ev.de -

abrufbar sein!

Augsburg/München: Annette Walze-mail: [email protected]

Ingolstadt: Martina Schwytz

e-mail: [email protected]

Bern / Luzern: Tilman Holke Tel.: 0041- (0)41 534 02 03

mobil: 0041 79 630 64 79

e-mail: [email protected]

Zürich: Marit Kruthoff

mobil: 0041 (0)76-5337679

e-mail: [email protected]

ImpressumAnsprechpartner

Leute

04 KonText 25 I November 2009

Regionalgruppen / Regionaltreffen / Verwalterstammtische

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Editorial 03Leute: Ansprechpartner / Regionalgruppen / Verwalterstammtische / Impressum 04Inhaltsverzeichnis 05

Neues für und über VerwalterInnen

Universität

KonNet

Mit langem Atem zum Erfolg: Alumni-Management als Wettbewerbsfaktor 21Stadt Konstanz - Jahr der Wissenschaft: positive Zwischenbilanz 22„Konstanz die Stadt am H

2O“ macht mit fiktiver Formel Plakatwerbung 22

Versuchskaninchen Bachelor 23Die Studenten-Fabrik – Narrenturm statt Elfenbeinturm 24Schavan fordert Korrekturen an Bologna-Reform 24Und es gibt sie doch: Wissenschaftlerinnen 25Verwalterinnen aktiv: Jana Zirra - Margit Mosbacher 25Mehr Doktorinnen, doch Professorinnen bleiben selten 25Doktoranden wollen von Betreuern mehr motiviert werden 26Kopenhagen-Prozess - Nicht der Weg ist das Ziel: Lernergebnisse zählen 27PISA-Test für Hochschulen: Experten suchen die Rankings der Zukunft 27Deutschland holt auf: Bildung auf einen Blick 28Zum Tode von Lord Ralf Dahrendorf - 1929 - 2009 29

Prof. Wolfgang Seibel - Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften 31Berndt Keller - Zu viel Reglementierung im Studium 31Aktuelle Befragung: Studium und Verbleib der Bachelorabsolventen der Universität Konstanz 33Alumni-Beauftragte Gabriella Zimmermann - Gemeinsame Gesamtstrategie: Zugehörigkeit zur Uni vertiefen 34Michael Schumacher - Das Miteinander ist wesentlich 35Neues von der Fachschaft Politik & Verwaltung 36Werner Palz – Der neue Koordinator der Master- und Austauschprogramme 37Aktuelles aus Fachbereich und Fachschaft - Newsletter des Fachbereichs und PoWalter 38Konstanzer Wissenschaftsforum 38Universität Konstanz wirbt fleißig Drittmittel 38Wissenschaft und Forschung „Im Gespräch“: Markus Freitag zum Thema „Freiwilliges Engagement“ 39Gewählt: Neues Uni-Rektoratsteam - Beschlossen: 8-Punkte-Programm für die Zukunft 40Rektor Ulrich Rüdiger: Patenschaften für Studiengebühren 41Datenbank Arbeitsaufenthaltsberichte 41Hochschulausbauprogramm des Landes - Universität Konstanz erhält weitere 150 neue Studienplätze 42Gerhart von Graevenitz - Ulrich Rüdiger: Pünktliche Übergabe der Amtskette 42

KonNet-Verwaltertreffen 2010 findet in München statt: Freitag 23. bis Sonntag 25. April 43Stammtisch Hamburg 43Jürgen Banzhaf – ein herzliches Dankeschön! 44Tilman Holke - Vorstand für Finanzen und Controlling / Beisitzer mit dem Schwerpunkt Regionalgruppen 44Der Behördenspiegel – Zeitung für den Öffentlichen Dienst 44Braucht KonNet ein neues Logo? Und wenn ja, welches? 45Beitrittserklärung, Änderungsmitteilung 46VEUK-Souvenirs, Anzeigen im KonText - Preisliste 47

Anna Kalbhenn: Interdisziplinarität an der ETH - gewöhnungsbedürftig und gewinnbringend 06Ulrich Wagner: Schweizerischer Weiterbildungsmarkt – profitabel, hochkompetitiv und differenziert 07Brigitte Späth: Eine etwas andere Erfolgsgeschichte 08Thomas Schwarze: Ähnlich aber doch anders. Nachrichten aus der Schweiz. 09Martin Albrecht: Auf Umwegen in die Schweiz 10Spot an ..... Steffen Binder: Research - Vermögensverwaltung ohne Fallen 12Die Schweiz – Positives Image und unsterbliche Klischees 14Länder-Rangliste zur Wettbewerbsfähigkeit - Die Schweiz muss keinen Konkurrenten fürchten 16„Glückliche“ Schokolade entwickelt: Hitzebeständig und kalorienreduziert 16Ranking - Lebensqualität und Höflichkeit in Zürich top 17Radioserie „Unsere Schweiz: Auf diese Orte sind wir stolz“ 17

Inhalt

KonText 25 I November 2009 05

Verwaltertreffen Mai 2009 in Konstanz und der Schweiz: Zurück zum Ursprung 18

Verwaltertreffen 2009

Thema: Die Schweiz - Land zwischen Klischees und Neutralität

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Thema

06 KonText 25 I November 2009

Anna Kalbhenn

Interdisziplinarität an der ETH: gewöhnungsbedürftig und gewinnbringend

Nach meinem Studium in Konstanzbeschloss ich, noch eine Weile dem Uni-leben treu zu bleiben und nahm eineDoktorandenstelle an der ETH Zürichan. Damit folge ich inzwischen schoneiner guten alten Tradition – allein beiuns am Lehrstuhl sind derzeit ein Vier-tel der Doktoranden und Post-Docs ehe-malige Konstanzer. Dies mag allerdingsauch daran liegen, dass die ETHZürich erst seit kurzem Politologen aus-bildet.

Im Gegensatz zur Uni Konstanz, wo dochdie meisten Unimitglieder wissen, was ein„Verwalter“ ist, oder zumindest einen ken-nen, erwidern ETHler oft erstaunt „ach,haben wir auch Politologen?“ Dies ist ge-rade an einer technischen Hochschulenatürlich eine durchaus berechtigte Fra-ge. Eine unserer Daseinsberechtigungenist, dass die Schweizer Armee ihre Berufs-offiziere an der MILAK, der Militäraka-demie an der ETH Zürich, ausbilden lässt.Teil dieser Ausbildung sind Vorlesungenin Politikwissenschaft. So durfte ich inmeinem ersten Jahr in der Schweiz alsoals Deutsche die Schweizer Militäreliteausbilden. Auch ich habe sicher viel ge-lernt in dieser Zeit, obwohl ich fürchte,das politische System der Schweiz nochimmer nicht richtig zu verstehen...

An der ETH und speziell an unseremLehrstuhl, schätze ich die Inter-disziplinarität, die zwar anfangs etwasgewöhnungsbedürftig ist, die ich aberlangfristig als sehr gewinnbringend emp-finde. So können wir beispielsweiseForschungsprojekte durchführen, die vielhöhere Anforderungen an technische Fä-higkeiten stellen, als die meisten von unssie aus dem Studium der Politik- oderVerwaltungswissenschaften mitbringen,weil wir entsprechende Spezialisten in derGruppe haben. Neben hervorragendenArbeitsbedingungen, bietet die ETH bei-spielsweise mit dem Akademischen Sport-verband Zürich, der mindestens ebensoviele Sportarten anbietet, wie derKonstanzer Hochschulsport, oder Konzer-ten des Alumni Orchesters, auch ein in-teressantes Freizeitangebot. Durch die

Aufteilung auf mehrere Standorte vermis-se ich manchmal das Campus-Leben, da-für befinden sich unsere Büros und Vor-lesungsräume mitten in der Innenstadt.

Studentenleben und doch arbeiten

Neben dem Wunsch, das, was ich im Stu-dium in Konstanz gelernt habe, auch inder täglichen Arbeit anwenden zu können,war einer meiner Beweggründe, an gutvier Jahre Studium noch ein Doktorat zuhängen, die Möglichkeit zu haben, nochein bisschen weiterzulernen - frei vonirgendwelchen Prüfungsordnungsan-forderungen – und ein bisschen länger dasstudentisch freie Leben genießen zu kön-nen, aber eben doch zu arbeiten.Vieles davon hat sich erfüllt, so durfte ichbeispielsweise gleich zwei Wochen nachStellenantritt für 8 Wochen in die USAfliegen, um dort an einer summer schoolan der University of Michigan teilzuneh-men, im Jahr darauf an einer weiteren ander UCLA und letztes Jahr habe ich einDoktorandenprogramm für Ökonomender Stiftung der Schweizer Nationalbankabsolviert. Diese Abwechslung kommtmeinem Bedürfnis, immer mal wieder einbisschen Veränderung zu haben, sehr ent-gegen. Auf summer schools folgten Kon-ferenzen in Chicago, San Francisco, Bo-ston, Philadelphia, Genf und Stockholmund Anfang dieses Jahres durfte ich füreinen kurzen Forschungsaufenthalt nachEssex.

Gerade nach solchen Reisen freue ichmich aber auch immer wieder nach Zü-rich zurückzukehren.

Zürich hat viel zu bieten

Nicht umsonst ist laut einer Studie der Un-ternehmensberatung Mercer Zürich stetsunter den Spitzenplätzen im Ranking der„lebenswertesten Stadt der Welt“ (aktuellhinter Wien auf Platz 2). Mir gefällt vorallem die Verbindung aus internationalemFlair, breitem Freizeitangebot - von alter-nativem Kino über Schauspielhaus undOper bis hin zum legendären MondayNight Skate, für den jeden Montag imSommer abends kurzzeitig der Straßen-verkehr für hunderte von Inline-Skaternlahm gelegt wird - und kurzen Wegen,aktuell etwa drei Minuten zur Badi, fünfMinuten zum Bahnhof und 10 Minutenzum Flughafen. Und wenn das Wetter malwieder viel zu schön ist, um in der Stadtzu bleiben, ist man nach einer dreiviertelStunde Fahrt bereits in den Bergen. Es giltalso weiterhin: Studieren, wo andere Fe-rien machen.

Anna Kalbhenn2001-2006 Studium Verwaltungs-wissenschaft Uni Konstanz,Schwerpunkt: Internationalesseit 06/2006Research AssistantCenter for Comparative and Internatio-nal Studies (CIS) - ETH Zürich

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Thema

KonText 25 I November 2009 07

Ulrich Wagner

Schweizerischer Weiterbildungsmarkt –profitabel, hochkompetitiv und differenziert

Seit Herbstsemester 2006 bin ich Pro-fessor für Unternehmensführung an derBerner Fachhochschule mit den übli-chen Aufgaben und Tätigkeiten in Leh-re und Forschung, sowie Studienleiterdes „Executive MBA Health ServiceManagement“, einem Programm, wel-ches sich vornehmlich an HealthProfessionals wendet, welche sich füranspruchsvolle Führungsaufgaben aufder Ebene Klinik oder einer Therapie-einheit bzw. äquivalenterOrganisationseinheiten qualifizierenwollen. Lehraufträge und Gastprofes-suren in D, I, A, RUS. Diese Aufgabe istsicher nicht meine letzte Berufsstation,denn die Durchlässigkeit zwischen denBranchen in der Schweiz ist recht hoch.

Der Executive MBA ist derzeit meineHauptaufgabe. Dazu muss man wissen,dass einerseits der schweizerischeWeiterbildungsmarkt erstens recht profi-tabel ist, zweitens hochkompetitiv unddrittens sehr differenziert ist, andererseitseinige strukturelle Besonderheiten zu be-achten sind, die in Europa so nicht mehranzutreffen sind. In meinem Fall ist es z.B.so, dass es keinen einzigen konsekutivenStudiengang in der Schweiz gibt, welchersich mit meinem Themenfeld beschäftigt,auch gibt es keinen universitären Lehr-stuhl für Management im Gesundheitswe-sen (wohl für Gesundheitsökonomie). Dasheisst die Anforderungen, die an solcheStudiengänge gestellt werden sind „spe-ziell“. Erstens sind alle Teilnehmer ge-standene Berufsleute, zweitens haben siezumeist einen akademischen Hintergrund,drittens sind sie alle berufstätig und vier-tens sind sie in der Regel schon in Kader-positionen. Das gilt speziell für Studien-gänge welche sich wie hier in Bern, derFührungsausbildung verschrieben haben.Mit 2 Assessmentcenter (Ende erstes undEnde drittes Semester) und fakultativemCoaching sowie 20 % Lehr- / Trainings-inhalten in Selbst- und Sozialkompetenzwird der Persönlichkeitsentwicklung einhoher Stellenwert eingeräumt. Ganz nachdem Motto: „Nur wer sich selbst führen

kann, kann auch andere führen“. Auf derinhaltlichen Ebene haben wir uns gegeneine NPO Ausbildung entschieden. Dieseröffnet in einem gesättigten Markt auchmehr Differenzierungsmöglichkeiten (ab-gesehen davon, dass es auch mehr Sinnmacht).

Zeitaufwendige Studentenakquise

Meine zeitkonsumierendste Aufgabe istderzeit die Akquise von Studierenden fürden im Oktober startenden Jahrgang. Dies,parallel zu und v.a. nachdem alle grund-legenden Vorarbeiten im Rahmen der Pro-duktentwicklung abgeschlossen wurden(z.B. Analyse der Rahmenbedingungendes Systems, Antizipation und Projektionder nächsten Jahre, Abstimmung mit in-ternationalen Systemen und Subsystemen,Ausrichtung, Zielgruppendefinition,Studienkonzept, didaktisches Konzept,Marktentwicklung, Dozentenakquise und–briefing, Kalkulation mit Preisfindung,internationale Kooperationen).Der Marktpreis für den Executive MBAliegt bei knapp 30.000.- Franken. DieKosten (direkt und indirekt inklusiveOpportunitätskosten) bei deutlich mehr als100.000.- Franken. Man muss sich alsoschon etwas einfallen lassen, um diesesintangible Produkt für das man ziemlichviel arbeiten muss und dessen angestreb-ter Outcome nicht als sicher eingestuftwerden kann, erfolgreich zu platzieren.Falls man diesen Outcome an hierarchi-scher Positionierung (welche sich v.a. auferfolgreiche organisationale Anpassungund Innovation abstützt) messen will,habe ich mit einer bisherigen C- LevelQuote von 5 % und einer Quote von mehrals 30 % bei der 2 ten Führungsstufe einzumeist wirksames Argumentarium.

Prof. Dr. Ulrich WagnerStudium der Verwaltungswissenschaftenmit Schwerpunkten Arbeit u. Soziales /Management bis 1993, Diplomarbeit beiProf. Dr. med. Horst Baier und Prof.Dr.rer.pol. Dietrich Nord (†), danach bis1996 Assistent für Verwaltungs-

wissenschaften an der Universität St. Gal-len (HSG). Wechsel mit meinem ChefProf.Dr. Bernhard Güntert an die Uni Bie-lefeld an die neu gegründete School ofPublic Health, Studium der Gesundheits-wissenschaften und Mitaufbau des Lehr-stuhls und Studienrichtungen Manage-ment im Gesundheitswesen / Gesund-heitsökonomie und Gesundheitspolitik.Eigener Schwerpunkt: Dienstleistungs-und Service Management im Gesund-heitswesen. In diesem Themenfeld auchPromotion zum Dr. PH. Ab 1998 Rückkehrin die Schweiz ans FMiG (Forschungsin-stitut für Management im Gesundheits-wesen, St. Gallen) als Stv. Leiter, ab 1999Leiter. Hier Mitaufbau und Etablierungdes ersten postgraduierten Studiengangsfür „Health Service Management“ an ei-ner schweizerischen Hochschule (immernoch Marktführer). Neben der Instituts-leitung v.a. Lehre und Forschung (z.B.Scientific Fraud and Misconduct- inNATURE publiziert oder im NationalfondsExcellence Programm NCCR CO-ME miteinem gesundheitsökon. bzw. HTA – The-ma bzw. Beratung v.a. für Bundesämter,Kantone und Spitäler.2005-06 Direktor der Schweizerischen Kli-nischen Krebsforschung (SAKK) mit Auf-bau und Neuausrichtungsaufgaben.Seit Herbstsemester 2006 Professor fürUnternehmensführung an der Berner FH,Wirtschaft und [email protected]

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Thema

08 KonText 25 I November 2009

Brigitte Späth

Eine etwas andere Erfolgsgeschichte

Eben erhielt ich einen Anruf einerSchweizer Institution für Entwicklungs-zusammenarbeit (EZ), die anfragte, obich ein Hintergrundspapier zurWirkungsmessung formulieren und ei-nen Vortrag vorbereiten könne. Daspasst gut. Eine begleitende Beratung(Coaching) lief gerade aus und ich habenoch Kapazitäten frei. Beides umreisstmeine heutigen Arbeitsfelder.

Ende 1998 verliess ich die Deutsche Ge-sellschaft für Technische Zusammenarbeit(GTZ) in Eschborn, wo ich fast fünf Jah-re als Expertin für Privatwirtschafts-entwicklung tätig war. Ich kehrte nachKreuzlingen zurück, um mit meinemlangjährigen Partner endlich wieder denAlltag teilen zu können. Ich machte michals Gutachterin, Moderatorin und Traine-rin in der EZ selbständig. Der Anfang warharzig. So platzten mehrere in Aussichtgestellte Aufträge.Bereits während meines Studiums und alswissenschaftliche Mitarbeiterin an derUniversität Konstanz sowie alsProgrammassistentin bei der Internatio-nalen Arbeitsorganisation (ILO) in Genfverbrachte ich mehr als zehn Jahre in derSchweiz. Jedoch war dies ein Leben in derExklave ohne grössere (Arbeits-)Kontak-te zu Schweizer/-innen.

Konfrontativ versus konsensuell

Entsprechend musste ich erstmal meinLehrgeld in der Schweizer Arbeitwelt be-zahlen, etwa beim Umgang mit Kritikbzw. Konflikten. Die Deutschen irritierendurch ihre „Kritiksucht“ und mit ihrerkonfrontativen Art. Die Schweizer/-innenpflegen eher einen konsensuellen Stil, jasind vielleicht sogar konfliktscheu. Ins-gesamt wurde ich jedoch im Kreis derSchweizer EZ sehr herzlich aufgenom-men.Nach zwei Jahren hatte ich mich bestensetabliert. In der ersten Jahreshälfte 2001war ich für die Schweizer EZ (DEZA) inBosnien und Herzegowina, für die deut-sche EZ (BMZ) in der Mongolei und fürdie Wirtschafts- und Sozialkommissionfür Asien und Pazifik (UN ESCAP) in

Thailand. Gerade als ich erneute Einsät-ze mit der DEZA in Russland undKirgistan vereinbart hatte, kam der Un-fall. Am Pfingstsamstag 2001 stürzte ichbei Gartenarbeiten in unsere Garagenein-fahrt. Seither bin ich von der Hüfte ab-wärts querschnittsgelähmt.

Und alles ist anders

Nach neun Monaten in einer Akut- undRehaklinik kehrte ich in unser inzwischenrollstuhlgerecht angepasstes Haus zurück.Nun hieß es für mich, mit der neuen Si-tuation zurecht zu kommen. Bald war mirbewusst, dass ich mit meinen Mobilitäts-einschränkungen geradezu eine Antithesezum Berufsbild der internationalen Exper-tin darstellte. Die Bedeutung des Worts‚invalide‘ wurde mit bald grausambewusst. Als ich das erste Mal im Roll-stuhl an einer Fachveranstaltung teil-nahm, kam ein Auftraggeber auf mich zuund fragte: „Werden Sie denn immer aufeinen Rollstuhl angewiesen sein? Wennja, dann kann ich ja Ihren Lebenslauf lö-schen.“Glücklicherweise gibt es auch andere. Ichhabe Anteilnahme und Solidarität aus dergesamten Welt erfahren. Viele schätzenmeine Fachlichkeit und geben mir Arbei-ten, die ich von zuhause aus machen kann.

Dank neuer Informations- und Kommu-nikationstechnologie kommt es heutekaum noch darauf an, ob ich für jeman-den in Peking oder in Bern arbeite. DasReisen ist schwieriger, aber nicht unmög-lich geworden. Zwar war ich nicht mehrbei einem Projekt vor Ort. Dafür nahmich an verschiedenen Tagungen und Work-shops in Bern, Berlin, Bonn, Genf undKopenhagen teil. Heute hängt meine Teil-nahme davon ab, ob es einen barrierefreienZugang zu den Veranstaltungsräumlich-keiten, entsprechende Toiletten und viel-leicht noch eine rollstuhlgerechte Unter-kunft gibt. Dies ist leider nicht immer derFall. Auch stosse ich immer wieder an kör-perliche Grenzen.

Neue Schwerpunkte und Erfolge

Zwischenzeitlich bin ich ausgewieseneExpertin für die Erfassung der Wirkun-gen der EZ sowie für einige weitere The-men, wie Gender und Öko- und Sozial-standards. Zudem habe ich mich insystemischer Kurzzeitberatung zumCoach fortgebildet. Neben meinem Wil-len ins Berufsleben zurückzukehren undder Unterstützung meines Mannes halfenmir meine Ausbildung und mein berufli-ches Netzwerk beim Wiedereinstieg. Zumeinen grössten Erfolgen der letzten Jahre

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Thema

KonText 25 I November 2009 09

gehören zum einen die Einladung alsDiskutantin zu einer ILO-Veranstaltunganlässlich des internationalen Tags derBehinderten (3.12.), ein Eröffnungsvor-trag bei einem BMZ-Workshop zum The-ma Gleichstellung von Mann und Frau inder nachhaltigen Wirtschaftsentwicklungund eine Metaevaluierung unabhängigerEvaluationen zum Thema Privatwirt-schaftsentwicklung für die GTZ und zumanderen das erfolgreiche Coaching einesKlienten, dem Harz IV drohte und derschliesslich seine Wunschstelle fand.Mein Wunschziel ist, dass ich eines Ta-ges meine Erfahrungen in der EZ mitmeiner persönlichen Betroffenheit verbin-den kann, um so international zur beruf-lichen Rehabilitierung Behinderter beizu-tragen.

Brigitte SpäthStudium der Verwaltungswissenschaftenan der Universität Konstanz, Diplom 1984und externe Promotion in Politik-wissenschaften an der Universität Leip-zig bei Prof. Dr. Hartmut Elsenhans 1996.Ferner Fortbildungen zur Trainerin für dieEntwicklung unternehmerischer Kompe-tenzen (CEFE), in systemischem Manage-ment, in Kommunikations-, Beratungs-und Coaching-Methoden und inModerationstechniken.Nach dem Studienabschluss zunächst wis-senschaftliche Tätigkeit am Lehrstuhl fürInternationale Beziehungen und im SFB221 Verwaltung im Wandel an der Uni-versität Konstanz. Weitere wichtige beruf-liche Stationen waren das InternationaleInstitut für Arbeits- und Sozialfragen der

Internationalen Arbeitsorganisation (ILO)in Genf und die Deutsche Gesellschaft fürTechnische Zusammenarbeit (GTZ) inEschborn.Als freie Mitarbeiterin für Deutsche,Schweizer und internationale Institutio-nen tätig. Einsätze in verschiedenen Län-dern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas undder Karibik sowie in Mittel- und Südost-europa.

www.bs-entwicklungsberatung.ch

Vor 12 Jahren hatte ich – endlich – denAbschluss als Dipl. Verwaltungswissen-schaftler in der Tasche. Die Fragen nachmeinem Abschluss fanden ein Ende. Siewurden ersetzt mit nachdrücklichenFragen nach dem „wie weiter“?

Prof. Elsenhans und Team hatten mich imBereich Nord-Süd Politik ausgebildet undProf. Neidhardt hat mich viel über die Ei-genheiten der Schweiz gelehrt. MeineDiplomarbeit habe ich überEntwicklungshilfetransfers der USA wäh-rend des Kalten Krieges unter Rückgriffauf den von Elsenhans geprägten Begriffder „Rente“ geschrieben. Es war ein Ver-such, eine seiner Rentenarten statistischzu erfassen. Ein gewisser Übermut solltemir auch in meiner weiteren Karriere treubleiben.

Was bedeutete mein Abschluss damals ei-gentlich? Jahrelang durch dicke Büchergelesen, versucht zu verstehen (manchmalsogar verstanden) vor allem aber gewohnt,„Unbekanntem“ zu begegnen und zu mei-stern. Mit 12 Jahren Abstand und Leis-tungsausweis lässt sich das glaubwürdigverkaufen. Damals taugte es nicht viel fürden Lebenslauf. Eine Karriere im Bereich„Nord-Süd“ war nicht realistisch und für

eine „Verwaltung“ war ich nicht geschaf-fen. Es wurde Zeit, sich dem „Unbekann-ten“ zu stellen.

Großzügige Wissensvermittlung

Ich hatte Glück mich in der Schweiz be-werben zu können. Nach einem AC fandich mich bei einer Großbank in einemTraineeprogramm wieder. Hier sollten dieFührungskräfte von morgen ausgebildetwerden. In der Wissensvermittlung warman großzügig, dafür geizig in der Er-munterung zum Widerspruch. Einsichtensetzen die Befähigung zum Widerspruchvoraus. Aber darum ging es nicht. AmEnde hatte ich das Unbekannte gemeistertund verstand die Sprache des Bankings.Eine Bank ist bloss eine komplexe Orga-nisation mit vielen Partikularinteressen.Solche Organisationen konnte ich lesen.Das hatte ich gelernt. Den Reichtum anRessourcen nutzen, die Bürokratie aus-tricksen und etwas Neues schaffen. In 12Jahren Banking habe ich immer wiederneue Dinge aufgebaut und danach wiedervon vorne angefangen.

Nach vielen Jahren bei der UBS bin ichheute bei der Credit Suisse für die Bera-tung von Unternehmern in Deutschland

Thomas Schwarze

Ähnlich aber doch anders. Nachrichten aus der Schweiz.

und Österreich zuständig. Das machenwir, damit die Kunden ihr Vermögen zurCredit Suisse transferieren. Wir finanzie-ren Unternehmen, damit sie an die näch-ste Generation übergeben werden können.Wir verkaufen Unternehmen, um die Per-spektive des Unternehmens zu sichern. Ichmanage dieses Geschäft nicht nur. Ichhabe es wie ein Unternehmer im Unter-nehmen aufgebaut. Dafür habe ich Men-schen mit unterschiedlichen Befähigun-gen eingestellt, darunter auch einen Phi-losophen (der Luhmann im Gegensatz zumir wirklich verstanden hat).

Ich habe immer in der Schweiz gearbeitetund war der – typisch deutschen – An-sicht, dass die beiden Länder ja ähnlichsind. Heute weiß ich es besser. „Ähnlichaber doch anders“ beschreibt die Situati-on treffender.

Trotz Wirtschaftskrise erfolgreich

Die Wirtschaftskrise macht das deutlich.Die Schweiz ist im Maschinenbau, bei denAutomobilzulieferern und im Banken-wesen hart getroffen. Ähnlich wieDeutschland. Trotzdem hat die Schweizdie niedrigste Arbeitslosigkeit und dieniedrigste Steuerbelastung in Europa.

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Thema

10 KonText 25 I November 2009

Keinem anderen europäischen Staat gehtes in der Wirtschaftskrise so gut wie derSchweiz. Irgendwas müssen die Schwei-zer richtig machen.

Profitable Rettungsaktion

Ähnlich ist es im Banking. Die UBS standaufgrund der Abschreibungen auf ihrentoxischen Papieren kurz vor dem Konkurs.Weder der Kapitalmarkt noch institutio-nelle Investoren gaben frisches Kapital.Der Staat musste die UBS auffangen. In-zwischen hat sich der Staat zurückgezo-gen und aus seiner Rettungsaktion eineprofitable Investition gemacht. Das istweltweit einmalig. Die Credit Suisse be-nötigte nie staatliche Hilfe. Privatbankenwaren ebenfalls nicht existentiell betrof-fen. In Deutschland hingegen war dieCommerzbank schwer betroffen, die HREeigentlich Konkurs und die Landesban-ken sind auf der Suche nach einemGeschäftsmodell. Unter den Privatbankenhaben die geschäftsführenden Gesell-schafter von Sal. Oppenheim ihre 300 Jah-re alte Privatbank verzockt. In einer Ret-tungsaktion wird sie nun von der Deut-schen Bank mehrheitlich erworben. Ob-wohl die Finanzkrise die Schweiz sehr vielstärker betreffen sollte (alleine UBS undCredit Suisse haben 3%-5% Wertschöp-

fung am CH BIP und 45’000 Beschäftig-te in der Schweiz) wurde sie besser be-wältigt.Vielleicht sind die Angriffe auf dasBankkundengeheimnis und die Infra-gestellung der nationalen Einheit derSchweiz nicht nur Ausdruck des Bestre-bens möglichst viele Steuergelder zu ak-quirieren, sondern – viel profaner – ein-fach nur Neid. Neid auf ein Land, das ir-gendwie anders ist.

Fonds für Kleinstunternehmen

Mich freut es, dass Brücken zwischen demPrivate Banking und meiner alten Profes-sion möglich werden. Prof. Elsenhans hatdie Auffassung vertreten, dass die binnen-marktorientierte Nachfrage zu stimulie-ren sei. Die Förderung von Kleinstbetrie-ben der Förderung der exportorientiertenIndustrie vorzuziehen sei. Die CreditSuisse vertreibt heute einen Fonds(responsability Global MicrofinanceFund), der ausschliesslich Kleinstunter-nehmer in Ländern der Dritten Welt oderin Schwellenländern Kredite gewährt.Über 300’000 Kleinstkunden erhaltenKapital, um ihre Lebenssituation verbes-sern zu können. Der Fonds ist 450 MioUSD gross. Dahinter stehen Kunden, dieneben einer Rendite auf Ihrem Kapital

eine „social performance“ erzielen wol-len.

Wenn es gelingt, zwischen scheinbar weitauseinander liegenden Interessen eineSymmetrie herzustellen, kann Neues ent-stehen. Das interessiert mich.

Thomas SchwarzeStudium 1989 - 1997 UniversitätKonstanz (Dipl. Verw.wiss)5 Jahre UBS SchweizSeit 2003 Credit Suisse SchweizJetzt:DirectorLeiter Unternehmer-Beratung Deutsch-land, Österreich und Luxemburg

Eigentlich ist es von Konstanz in dieSchweiz ja nur ein Katzensprung. Abermanchmal führt erst ein Umweg zumZiel. Die Schweiz war mir als Arbeits-markt am Ende meines Studiums garkein Begriff und so startete ich 1996 ersteinmal im Saarland ins Berufsleben.

Dort bekam ich dank meiner Schwerpunk-te Kommunal/Regional und Informations-management bei der IDS Scheer eine Stel-le als Berater im Bereich Public Sector.Die IDS war ein junges Unternehmen, dasintern noch recht hochschulnah war – wasich durchaus angenehm fand. Flache Hier-archien, überwiegend junge Mitarbeiten-de mit akademischem Hintergrund undBetonung wissenschaftlicher Arbeitsme-

Martin Albrecht

Auf Umwegen in die Schweiz

thoden erleichterten mir die Umstellungvon der Uni ins Arbeitsleben und verhin-derten einen allzu starken Praxisschock.Infolge ihres raschen Wachstums hatte dieFirma permanent Bedarf an Hochschul-absolventen, und ich hatte das Glück,mich zur richtigen Zeit am richtigen Ortbeworben zu haben.

Vielseitige Beratungstätigkeit

Die Arbeit in der Beratung war vielseitigund abwechslungsreich, mit Einsätzen inganz unterschiedlichen Projekten undRegionen. Der inhaltliche Schwerpunktlag bei Geschäftsprozessoptimierung undOrganisationsberatung. Im Laufe der Zeitlernte ich aber auch die Schattenseiten des

Beraterlebens kennen. Das Leben in Ho-tels verliert auf die Dauer seinen Reiz, undvor allem macht die häufige Abwesenheitunter der Woche soziale Beziehungenschwierig. Außerdem wurde ich als vomBodensee Zugezogener unter diesen Be-dingungen mit Saarbrücken als Wohnortnicht so richtig warm.

Wechsel in die Schweiz

Nachdem ich bereits eine für einen Bera-ter ungewöhnlich lange Zeit auf einemgroßen Projekt bei der Swisscom in Bernzugebracht hatte, kam von Seiten des Kun-den die Anfrage, ob ich mir nicht einenArbeitgeberwechsel vorstellen könnte. Inberuflicher und privater Hinsicht war dies

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Thema

KonText 25 I November 2009 11

ein sehr attraktives Angebot und so zogich Anfang 2000 in die Schweiz.

Mein Umzug fand noch vor Inkrafttretender Bilateralen Verträge zwischen der EUund der Schweiz statt. Ich hatte bei derBeantragung der Aufenthalts- undArbeitsbewilligung Glück, weil ich voneinem Großunternehmen angestellt wur-de, welches in einigen Geschäftsbereicheneinen recht hohen Anteil ausländischerArbeitnehmer hat und diese bei der Be-schaffung der behördlichen Genehmigun-gen wirksam unterstützt. Dadurch wurdendie bürokratischen Prozeduren sehr ver-einfacht. Im privaten Bereich blieben mirdiese allerdings nicht erspart. Eher ungernerinnere ich mich zum Beispiel an dieäußerst penible (und teure) Prüfung mei-nes überaus exotischen Autos (Golf!)durch das Berner Straßenverkehrsamt be-vor es für würdig befunden wurde, einSchweizer Nummernschild zu erhalten.

Neue Aufgabenstellungen

Mein Arbeitgeber Swisscom (Schweiz)AG ist mit ca. 20.000 Mitarbeitern dasgrößte Telekommunikationsunternehmenhierzulande. Ehemals Monopolist imTelekommunikationsgeschäft steht es seitgut zehn Jahren im Wettbewerb, der al-lerdings weniger scharf ist als in Deutsch-land. Da viele Schweizer Kunden nichtnur auf den Preis achten, sondern auchz.B. die Servicequalität eines Anbieterseine wichtige Rolle spielt, hat die Swiss-com bislang einen relativ hohen Markt-anteil halten können. Der technische Fort-schritt und der Kostensenkungsdruck for-dern jedoch permanente Anpassungenwelche sich in mehrfachen Reorganisatio-nen der Firma widergespiegelt haben. Dieheutige Firmenstruktur ist nach Kunden-segmenten ausgerichtet (Privatkunden,kleine/mittlere und Großunternehmen)mit einem zentralen IT-Bereich, welcherfür die drei anderen Bereiche Dienstlei-stungen erbringt.Ich arbeite dort als „Business Engineer“in einem für die Customer RelationshipManagement-Systeme verantwortlichenTeam. Mein inhaltliches Aufgabengebietist die zentrale Swisscom-Kundendaten-bank, in der Kunden- und Adressdatenverwaltet werden sowie das sog. Kunden-bild. Dabei handelt es sich um eine Über-

sicht der aktuellen Verträge und Dienst-leistungen des Kunden, die Dokumenta-tion der unterschiedlichsten Kontakte (te-lefonisch, per E-Mail, schriftlich) sowieweitere Sichten, z.B. Rechnungs- undFinanzinformationen. Ziel ist es, den un-terschiedlichen Benutzern mit direktemKundenkontakt (z.B. Call Center-Agen-ten und Shop-Mitarbeiter) diejenigen In-formationen zur Verfügung zu stellen,welche sie für die Beratungsgespräche undzur Auftragsabwicklung benötigen. Auchverschiedene Reporting- und Planungssy-steme erhalten Daten, dasselbe gilt für dasautomatische Sprachdialogsystem, wel-ches die Weiterleitung der Anrufe an diezuständigen Kundenberater abwickelt.

Meine Tätigkeit ist Projektarbeit mit – ineinem Großunternehmen nicht überra-schend – ganz unterschiedlichen Aufga-benstellungen und Auftraggebern. Ich be-treue kleinere Projekte allein von den er-sten Abklärungen bis zur Inbetriebnahmeund bin auch für die Planung derEntwicklungsressourcen und die finanzi-elle Abwicklung mitverantwortlich. GuteKenntnisse der Geschäftsabläufe einerseitsund der IT-technischen Grundlagen sindwichtig, da regelmäßig sowohl mit denBusiness-Vertretern als auch mit Soft-ware-Entwicklern verhandelt werdenmuss. Während früher IT-Systeme oft alsEigenentwicklungen realisiert wurdenwird heute in möglichst vielen BereichenStandardsoftware (z.B. SAP oder Siebel)eingesetzt. Die Anpassung der Funk-tionalitäten an die spezifischen Bedürfnis-se im Unternehmen sowie die Integrationin die vorhandene Systemlandschaft sindjedoch nach wie vor sehr aufwändig. Der-zeit steht die IT-technische Umsetzung derAnfang 2008 vollzogenen Reorganisati-on im Mittelpunkt der Arbeit.

Persönliche Eindrücke

Zuletzt noch ein paar allgemeine Sätzeüber meine persönlichen Erfahrungen inder Schweiz. Lebensqualität und Freizeit-angebot sind bekanntermaßen auf hohemNiveau. Als Deutscher muss man sichdamit abfinden, dass man als Ausländererkannt wird solange man die Landesspra-che (d.h. in meinem Fall „Bärndütsch“)nicht spricht. Wenn man den auch fürSüddeutsche gewöhnungsbedürftigen Dia-

lekt aber wenigstens versteht und sich derSchweizer Mentalität ein wenig anpasstkommt man gut zurecht. Ich habe jeden-falls in den vergangenen Jahren keinenennenswerten Probleme erlebt (diskrimi-nierende Sprüche im Büro gab es nurwährend Fußball-Welt- und –Europamei-sterschaften...). Gemeinsame Interessenüber die Arbeit hinaus erleichtern die In-tegration, besonders sportliche Aktivitä-ten sind sehr gut geeignet.

Martin Albrecht1990-1996 Studium der Biologie undVerwaltungswissenschaft (UniversitätKonstanz)1996-2000 IDS Scheer AG, Saarbrücken(Consulting)Seit 2000 Swisscom (Schweiz) AG, Bern(Business Engineer / Customer Relation-ship Management)2002-2005 Weiterbildung am Internatio-nal Institute of Management inTechnology (iimt) der Universität Freiburg(Schweiz)

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Spot an....

12 KonText 25 I November 2009

1.       Welche berufliche Tätigkeit / Po-sition üben Sie derzeit aus? WelcheTätigkeitsschwerpunkte stehen dabeiim Vordergrund und was gefällt Ihnenbesonders an Ihrer Tätigkeit?

Ich bin Gründer und Geschäftsführer derMyPrivateBanking GmbH. Wir sind einunabhängiger Anbieter von Informationenund Research für Kunden von Vermögens-verwaltern. Ich selbst bin für die Researchzuständig. Dabei geht es insbesondere umStudien zum Vergleich verschiedener Ver-mögensverwalter und Banken. Wir sehenuns selbst als Plattform, die es den Bank-kunden ermöglichen soll, den besten Ver-mögensverwalter auszuwählen und danndie Anlagestrategie nach den eigenenWünschen und Vorstellungen zu lenken,ohne dass man als Kunde in eine der vie-len Fallen tappt, die einem die Bankenstellen können.

2.       Sie arbeiten für die Internet-Platt-form „My Private Banking“. Wann undwie ist diese Plattform entstanden, wel-che Ziele und welche Zielgruppe hatsie? Welche Themen stehen im Fokusder Plattform?

Wir arbeiten seit fast zwei Jahren an derPlattform. Die Liveschaltung im Internetfand im Mai 2009 statt. Wie schon obenerwähnt, bietet MyPrivateBanking.comeine Vielzahl von Informationen, um An-leger bei ihren Entscheidungen in derVermögensanlage zu unterstützen. Hier-zu zählt eigene Research, Artikel undUpdates rund um das Thema Vermögens-verwaltung, detaillierte Bankverzeich-nisse und Kundenbewertungen von Ver-mögensverwaltern weltweit. Das interak-tive „MyWealth“-Online-Netzwerk er-laubt es Kunden von Vermögensberaternund Privatbanken miteinander Kontaktaufzunehmen und Erfahrungen auszutau-schen. Zielgruppe sind alle Kunden vonBanken und Vermögensverwaltern, die in„einem Portfolio“ denken. D.h. diebewusst eine Strategie mit verschiedenenAnlageklassen verfolgen. Natürlich sinddies in erster Linie vermögendere Privat

Spot an ..... Steffen Binder

Research: Vermögensverwaltung ohne Fallen

kunden, wir haben aber auch Kunden, die(noch) ein bescheidenes Vermögen haben,aber trotzdem optimal vorgehen möchtenund vielleicht mit ihrer derzeitigen Be-treuung bei einer Bank unzufrieden sind.

3.       2005 wurden Sie von derFinancial Times Deutschland als einerder wichtigsten Köpfe der deutschenNew Economy genannt. Gilt das heuteauch noch?

Der Begriff der „New Economy“ hatte sichja dann ab 2001 etwas diskreditiert. Heu-te muss man sagen, dass die Wirtschaftdurch das Internet tatsächlich tiefgreifendrevolutioniert wurde. Ich selbst sehe michweniger als „führender Kopf“ denn alsganz normaler Unternehmer. Einige Ide-en funktionieren gut, andere weniger gut.Mit unserem neuesten Projekt hoffen wir,dass wir den Nerv der Zeit getroffen ha-ben, da ja das Vertrauen in die Bankengerade einen neuen Tiefpunkt erreicht hat.

4.       Warum ist der Sitz der Plattformin der Schweiz, wie ist der Bezug zurSchweiz?

Die Plattform selbst wendet sich an eineglobale Zielgruppe, daher ist auch allesauf Englisch. Wir sehen uns also keines-falls als Anbieter nur für den SchweizerMarkt. Die Schweiz ist aber  immer nochdas wichtigste Zentrum der internationa

len Vermögensverwaltung, daher bietetsich der Standort an. Darüber hinaus lebeich seit vielen Jahren in Kreuzlingen undweiß die guten Bedingungen zu schätzen,die die Schweiz jungen Unternehmungenbietet.

5.       Wie hat sich die Wirtschaftskri-se auf Ihre Tätigkeit bzw. auf Ihre Platt-form ausgewirkt?

Die Unzufriedenheit mit den Banken istglobal angestiegen, so denken heute 80%der privaten Bankkunden darüber nach,ihre Bank zu wechseln. Dies ist für unse-re Dienstleistungen natürlich positiv.

6.       Wie wurde die Wirtschaftskrisein der Schweiz wahrgenommen? Wiewaren dort die Reaktionen?

Bisher sind die Auswirkungen v.a. in derExportwirtschaft und in der Finanzwirt-schaft zu spüren. Die Arbeitslosigkeit hatsich leicht erhöht. Insgesamt hält sich dieKrise bisher aber sehr im Rahmen.

7.       Haben für Ihre heutige TätigkeitKenntnisse oder Fähigkeiten aus demStudium besondere Bedeutung?

Sicherlich hat das Verwaltungsstudiumalten Zuschnittes sehr viele Freiräumegeboten, die einer späteren Tätigkeit als

Steffen Binder

Geschäftsführer derVermögensverwaltungs-

plattformMyPrivateBanking.com

Kreuzlingen

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Spot an....

KonText 25 I November 2009 13

Unternehmer entgegenkommen. Dazugehörte v.a. auch der Besuch von Veran-staltungen bei den Wirtschaftswissen-schaften, Philosophie, Psychologie, Ge-schichte oder Jura. Ein weiterer Meilen-stein war für mich das Austauschjahr inRutgers, USA, das mir später auf demArbeitsmarkt immense Chancen eröffnethat, da viele Unternehmensberatungeneinen Auslandsaufenthalt in den USA alsVoraussetzung hatten.

8.       Wie sind Sie auf den Studiengangan der Uni KN gekommen? Weshalb ha-ben Sie sich dafür entschieden?

Wenn ich mich richtig erinnere, fand ichdie exotische Mischung des interdiszipli-nären Ansatzes des damaligen sozialwis-senschaftlichen Grundstudiums sehr at-traktiv. Meine Vorstellungen zielten da-mals auch eher auf eine Karriere in derPolitik, was sich dann aber nicht realisie-ren liess. So hat es mich in eine Unter-nehmensberatungsfirma aus USA ver-schlagen, was ich niemals bereut habe.

9.       Würden Sie für den Studiengang„Werbung“ machen, ihn zum Beispielauch Ihren Freunden, Ihrer Familieempfehlen?

Für den Studiengang damaligen Zu-schnitts würde ich jederzeit Werbungmachen. Inwiefern sich der Studiengangheute verändert hat, kann ich schwer sa-gen, da ich zu wenig darüber weiß. Gene-rell kann ich aber jedem Abiturienten einStudium der Sozialwissenschaften emp-fehlen, da deren oft multidisziplinäre und„unscharfe“ Herangehensweise sich mei-nes Erachtens der „Pseudopräzision“ derWirtschaftswissenschaften überlegenzeigt. Man muss nur die Prognose-genauigkeit der hoch subventioniertenWirtschaftsforschungsinstitute im Vorfeldder Krise anschauen. Da ist mir derMethodenpluralismus und die lebhafteDebatte der Politikwissenschaftler, Sozio-logen und Psychologen lieber.

10.    Welche Inhalte sollten aus Sichtdes Praktikers primär vermittelt wer-den?

Praktische Inhalte vermitteln wir schonin der Praxis ausreichend. Ich finde, dassdas Studium Freiraum für wissenschaftli-ches Arbeiten, Kreativität, Diskussion undDebatten geben muss. Der Fetischismus,der auf Praxiswissen und verwertbareKenntnisse in der Wirtschaft setzt, ist fehl-geleitet. Wir brauchen heute Leute in denUnternehmen, die unkonventionell den-ken, voller Ideen, Motivation und Tatkraftsind, keine uniformen Studenten, die mitgleichförmigem Praxiswissen vollgestopftsind. Das machen die Chinesen allemalbesser.

11.    Wie stark ist Ihre fachliche oderemotionale Bindung an die Uni Kon-stanz?  Bei welchen Angeboten der Uni-versität bzw. des Fachbereichs habenSie mitgewirkt, bzw. haben Sie diesbe-züglich aktuell Pläne?

Da ich ja ganz in der Nähe der Universi-tät lebe, nehme ich gerne immer wiederdie Angebote wahr, z.B. öffentliche Vor-träge. Leider lässt mein berufliches En-gagement derzeit wenig Raum für weiter-gehende Aktivitäten.

12.    Welchen Nutzen sehen Sie in derAlumni-Arbeit?

Ich finde das ist eine tolle Sache, derenNutzen man kaum überschätzen kann.Verwalter sind ja eine immer noch „exo-tische Gruppe“ sei es in der Privatwirt-schaft, sei es in der öffentlichen Verwal-tung. Da ist Networking natürlich vongroßer Bedeutung für die Karriere, aberauch nützlich für den allgemeinen Gedan-kenaustausch und den Einblick in andereBranchen und Tätigkeitsfelder.

13.    Haben Sie Pläne für die Zukunft(beruflich/privat)?

Konkret wünsche ich mir, dass mein neu-es Unternehmen in den nächsten Jahrenwächst und gedeiht. Was danach kommt,darüber mache ich mir noch keine Gedan-ken.

14.    Was machen Sie als Ausgleich zuIhrem Job?

Seit einem Jahr bin ich auch Vater. Dasbringt vieles an neuen Erfahrungen undeine Menge Dynamik ins Leben. Für Aus-gleich zum Beruf ist daher definitivgesorgt…Im übrigen betreibe ich verschie-dene Ausdauersportarten mit großer Be-geisterung.

Steffen Binder....was a partner at Monitor Company(Strategy Consulting) and a co-founder ofFORIT, a leading European technologyresearch company. When FORIT wasacquired by Forrester Research, Inc. Stef-fen became Managing Director ofForrester Germany, Switzerland and Au-stria. Steffen is married and has one son.Steffen holds Masters Degrees fromRutgers University (USA) and KonstanzUniversity (Germany).

Siehe auch:Statement Steffen Binder:Breite der Ausbildung gutes Sprungtuchzum UnternehmertumKonText 19-2006Interview mit Steffen BinderDer PoWalter im Gespräch mit einemder wichtigsten Köpfe der deutschenNew EconomyKonText 19-2006

Handelsregister:MyPrivateBanking GmbH, KreuzlingenInformations-und Social-Networking-Plattform zum Thema Private Banking,Marktforschung, Beratungsleistungenund Informationsdienstleistungen

Presse:Grösste unabhängige Informations- undBewertungsdatenbank zu Vermögensver-waltern jetzt online

15.09.2009, www.presseanzeiger.de/meldungen/finanzen-versicherungen/

298820.phpViele Aktienfonds bekommen schlechteNoten

09.10.2009, www.handelsblatt.com/finanzen/fondsnachrichten/viele-

aktienfonds-bekommen-schlechte-noten;2467382

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Schweiz

14 KonText 25 I November 2009

Die Schweiz – Positives Image und unsterbliche KlischeesSchokolade, Uhren, die Banken, das Geld, Heidiland. 

Matterhorn ebenso wie Rösti, Fondue undRaclette.

Aber von Klischee zu Klischee kommtman zu einer Realität: Kühe, Käse, Scho-kolade, die Neutralität - neutral ist dieSchweiz de facto seit 1516, sie ist in al-lem drin, hält sich aber immer raus -, hinund wieder Diskussionen über das Bank-geheimnis – ist das wirklich alles, was dieSchweiz in der Vorstellungswelt vonNichtschweizern und Auslandschweizernzu bieten hat? Wie stellen sich Menschenim Ausland die Schweiz vor?

Der Blick auf die Schweiz

Das haben sich Alexander Gächter undUrs Stampfli im Rahmen ihrer Abschluss-arbeit an der Höheren Fachschule für Ge-staltung (HFG) St. Gallen gefragt undAntworten erhalten, die gängige Klischeesbestätigen, aber auch überraschen undzum Nachdenken anregen. Das Resultat:ein Bildband – Klischee Schweiz: EinLand gesehen von außen -, der pünktlichzum Schweizer Nationalfeiertag am 1.August 2003 ausgeliefert wurde. Das Buchzeigt, dass gewisse Klischees unsterblichsind. Andere werfen einen witzig ironi-schen, oftmals liebevollen, manchmalzuweilen kritischen Blick aufs Land derHelvetia.

Typisch für die Schweiz sind auch Uhren:die Schweizer Uhrenindustrie ist Mitte des16. Jahrhunderts in Genf entstanden.Dann breitete sie sich im Jura-Bogen aus,wo viele Bauern ihr Einkommen aufbes-serten, indem sie abends als Uhrmacherarbeiteten. Nach einer großen Krise in den1970er-Jahren ist die Schweizer Uhren-industrie wieder auf einem Spitzenplatz.

Position der Schweiz..mitten in Europa

Es gibt mit Deutsch, Französisch, Italie-nisch und Rätoromanisch vier Landes-sprachen. Um keine der vier Sprachen zubevorzugen, lautet das Landes-kennzeichen der Schweiz «CH», fürConfoederatio Helvetica, die lateinischeBezeichnung für Schweizerische Eidge-

nossenschaft.

Die Schweiz grenzt an fünf Länder an:Deutschland, Frankreich, Italien, Öster-reich und Liechtenstein. Sie verbindet alseine der europäischen Hauptachsen mitihren Pässen und Tunnels den Norden mitdem Süden - Großer St. Bernhard, Sim-plon und vor allem Gotthard. Und trotz-dem gehört die Schweiz immer noch nichtder Europäischen Union (EU) an.

Aber sie ist mit der Welt verbunden: 25internationale Organisationen haben ih-ren Sitz in der Schweiz - UNO, UNHCR,Internationale Arbeitsorganisation (ILO),Weltorganisation für geistiges Eigentum(WIPO), Weltgesundheits-Organisation(WHO), Welthandels-Organisation(WTO), IKRK (Internationales Komiteevom Roten Kreuz), InternationaleTelekommunikations-Union (ITU) u.a.Die Schweiz beherbergt auch 30 interna-tionale Sportverbände, darunter den Welt-fußballverband (FIFA), den EuropäischenFußballverband (UEFA). sowie das Inter-nationale Olympische Komitee (IOC) undden Internationalen Sportgerichtshof.Und immerhin ist die Schweiz in den letz-ten Jahren der UNO und dem SchengenerAbkommen beigetreten.

Foto:laufend-neues.blogspot.com/2009/08/was-machen-die-kuhe-im.html

Die Schweiz genießt ein sehr positivesImage, auch wenn dieses vor allem aufKlischees beruht. Dies zeigt sich in ver-schiedenen Studien und Untersuchun-gen.

Wer ist der berühmteste Schweizer auf derWelt? Ein kleines Mädchen, Heidi, eineFigur der Schriftstellerin Johanna Spyri.Aber auch Wilhelm Tell, Friedrich Dür-renmatt, Max Frisch, Gottfried Keller,Jacob Burckhardt, Johann Heinrich Pesta-lozzi, Johannes Calvin sind in die Ge-schichte eingegangen.

Und die erfolgreichste Schweizer Kinder-buch-Figur heißt Globi. Er ist eine ArtPapagei-Mensch mit blauem Körper, gel-bem Schnabel, Baskenmütze und rot-schwarz karierter Hose.

Wie ist ein typischer Schweizer: langsam,überpünktlich, neutral, hält sich also ausKonflikten raus, Banker mit SchweizerLuxusuhr, Almödi wie der Großvater vonHeidi.Auch dass die Schweizer ihr Militär-gewehr nach Ende der Militärzeit weiterzu Hause haben, ist „typisch“.Der bekannteste Schweizer Film: „DieSchweizermacher“ von 1978 gilt bis heu-te als der erfolgreichste helvetische Film.Seine beißende Kritik an Hürden und Ri-ten der Einbürgerung sind ebenso aktuellwie einige der Vorgehensweisen.

Typische Schlüsselbilder

Wie kaum ein anderes Land wird dieSchweiz aber mit Klischees bedacht: Ban-ken, Uhren und Schokolade, Berge, Käseund Kühe sind Schlüsselbilder, die in dervisuellen Kommunikation immer wiedereingesetzt werden. Markant sind auch dasSchweizer Taschenmesser, traditionell inrot mit Kreuz, Alphorn und Jodeln, das

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Schweiz

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Der 1. August, der Schweizer National-feiertag - zur Erinnerung an denRütlischwur - wird auch in Berlin gefei-ert und die Berliner feiern mit auf dergrössten Nationalfeiertagsparty derSchweiz außerhalb ihrer Landesgrenzen.2009 gab es Kunst statt Party: eine Alp-wiese mit rot-weißen Kühen um dieSchweizer Botschaft herum und auf demDach des Gebäudes im Spreebogen zwi-schen Hauptbahnhof und Kanzleramt.

Schlagzeilen und Image

Die UBS-Steueraffäre hat in letzter Zeitweltweit für Kritik gesorgt. Auch die Af-färe Gaddafi rückte die Schweiz auf deminternationalen Parkett alles andere als inein positives Licht.Ist die neu erschienene Publikation „DasImage der Schweiz im Ausland“ desHochschulinstituts für öffentliche Verwal-tung (IDHEAP) angesichts dieser Ent-wicklung bereits überholt?Die von Präsenz Schweiz in Auftrag ge-gebenen Studien zum Image der Schweizin Grossbritannien, Frankreich, Spanien,Deutschland, Japan, China und den USAwurden zwischen 2000 und 2006 durch-geführt.„Ziel der Untersuchung war in erster Li-nie, Differenzen in der Wahrnehmung derSchweiz zwischen den verschiedenenLändern zu analysieren“, sagt die Co-Autorin Mirja Weiss Richard gegenüberswissinfo.ch.„Das Spannende an den Resultaten ist,dass sich negative Schlagzeilen nicht nurnegativ auf das Image auswirken: Je bes-ser die Leute im Ausland über die Schweizinformiert sind, desto besser ist ihr Bildvon der Schweiz.“

Wissen „vorteilhaft“

So hat laut den Autoren etwa das Wissenum das Bankgeheimnis namentlich inFrankreich und Deutschland „einen signi-fikant positiven Effekt auf das Gesamt-image der Schweiz“. Die Ergebnisse zeig-ten, dass die „hohe Kenntnis dieses zumTeil negativ gefärbten Themas für dasImage der Schweiz insgesamt eher vor-teilhaft ist“, heißt es in der Publikation.Auch beim deutlichen Nein in der Volks-abstimmung zum EU-Beitritt im Jahr2001 war gemäß den Autoren der Einfluss

auf das Gesamtimage der Schweiz bei denBefragten in den untersuchten Ländernerstaunlicherweise „nicht besonders nega-tiv“. Dies obwohl im Zusammenhang mitdiesem Volksentscheid in den ausländi-schen Medien vor einem Inseldasein unddem Alleingang der Schweiz gewarntwurde.

Auch der Einfluss des Groundings derSwissair 2001 - eines der wichtigsten na-tionalen Symbole der Schweiz - hat sichlaut den Autoren für das Image derSchweiz als „wenig bedeutend herausge-stellt“.

Foto: work-in-switzerland.com/archives/51

Imagekampagne angesagt

Die Studie zeigt u.a. dass die Schweiz inden USA beliebt ist und als solidarisches,international engagiertes Land wahrge-nommen wird.In Bezug auf einzelne Aspekte - nament-lich in Bezug auf den Schweizer Finanz-platz und die Innovations- und Wettbe-werbsfähigkeit der Schweiz – besteht lautStudie jedoch Handlungsbedarf und des-halb soll das angekratzte Image in denUSA mit einer 2 Mio. Franken teurenLobbying- und Imagekampagne wiederaufpoliert werden.Genau in diesen Punkten steht diese Stu-die jedoch in Widerspruch zu einer weni-ge Tage später veröffentlichten Studie desWeltwirtschaftsforums (siehe Beitrag „DieSchweiz muss keinen Konkurrentenfürchten“), nach der die Schweiz diewettbewerbsfähigste Volkswirtschaft derWelt ist.

Demokratie weniger bekannt

Ein weiterer wichtiger Punkt der Unter-suchung ist gemäß Co-Autorin Mirja

Weiss Richard, dass das Selbstbild derSchweiz nicht mit dem Fremdbild über-einstimmt. Im Allgemeinen wird dieSchweiz im Ausland positiver wahrge-nommen, als die Schweizer selbst es tun.Überraschend waren für die Autoren vorallem folgende Resultate: Weder humani-täres und menschenrechtliches Engage-ment noch die Mitsprache der Bürger inpolitischen Entscheidungen gelten imAusland als typisch schweizerisch. Auchfür das Entwickeln innovativer Produkteist die Schweiz nicht besonders bekannt.Die „etwas verzerrte Wahrnehmung“ imAusland zum Demokratieverständnis inder Schweiz lasse sich im Wesentlichenmit einer zu geringen Visibilität vonSchweizer Volksentscheiden im Auslanderklären, so die Autoren.

„Auf Klischees aufbauen“

Trotz diesen „verzerrten Wahrnehmun-gen“ wird in der Untersuchung dasGesamtimage der Schweiz als äußerstpositiv beurteilt. Schokolade, Käse, Uh-ren, Banken, Sauberkeit und schöne Land-schaften – die Klischee-Bilder derSchweiz halten sich.Doch ist ein solch stereotypes Bild derSchweiz positiv? Auch wenn es nur Kli-schee-Bilder seien, so könne man dieSchweiz im Ausland doch einordnen, sagtMirja Weiss Richard. Das sei ein Vorteilfür ein kleines Land wie die Schweiz. „Esgilt bei den Klischees anzusetzen und dar-auf mit Information aufzubauen“, so dieCo-Autorin.Georg Farago, Pressesprecher beim Eid-genössischen Departement für auswärti-ge Angelegenheiten (EDA) betont: „Eszeigt sich, dass die traditionellen Vorstel-lungen über die Schweiz größtenteils po-sitiv sind.“ Das sei eine gute Ausgangsla-ge.„Ziel unserer Arbeit ist es, das traditio-nelle Bild der Schweiz mit den Realitätender heutigen Schweiz zu komplettieren“,sagt Farago.

25.8. 2009, Corinne Buchser,www.swissinfo.ch/ger/suche/Result.

html?siteSect=882&ty=st&sid=11122207www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,

grossbild-325695-284078,00.html

Susanne Rometsch

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Schweiz

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Wer besteht am besten im globalenWettbewerb? Laut einer Studie desWeltwirtschaftsforums ist es dieSchweiz. Die USA fielen dagegen auf-grund der Finanzkrise auf Platz zweizurück. Deutschland erntet als SiebterLob der Forscher - aber auch Kritik amSteuersystem.

Die Schweiz ist die wettbewerbsfähigsteVolkswirtschaft der Welt. Zu diesemSchluss kommt die jährlich veröffentlichteRangliste des Weltwirtschaftsforums, dasalljährlich in Davos ein Treffen vonSpitzenvertretern aus Politik und Wirt-schaft veranstaltet. Damit hat die Schweizdie USA überholt. Die Vereinigten Staa-ten büßten ihren Spitzenplatz aufgrundder Finanzkrise ein, da sich ihre Finanz-märkte und makroökonomische Stabilitätin besonderem Maße verschlechtert habe.Dagegen blieb die Wirtschaftsleistung derSchweiz relativ stabil. Deren Schwierig-keiten im Bankensektor waren laut demBericht zudem weniger gravierend als inanderen Ländern.Besonders die hochentwickelte Geschäfts-kultur, die hohe Innovationskraft derVolkswirtschaft sowie hohe Forschungs-ausgaben, eine transparente Verwaltungund ein effizienter Arbeitsmarkt sprechenfür die Schweiz.Mit Schweden, Dänemark, Finnland,Deutschland und den Niederlanden aufden nächsten Plätzen zählen erneut vor-wiegend europäische Länder zu den TopTen. China ist weiterhin das wettbewerbs-

stärkste unter den wichtigsten Schwellen-ländern.

Deutschland bleibt Siebter

Deutschland behauptet wie im Vorjahr aufPosition sieben seinen Platz in den Top10. Die Infrastruktur sei hervorragend, dieUnternehmenspraktiken hoch entwickelt,der technologische Entwicklungsstandsehr gut, so der Bericht. MargareteDrzeniek, Expertin des Weltwirtschafts-forums sieht jedoch auch Probleme, be-sonders beim wenig anpassungsfähigenArbeitsmarkt und in der Steuerpolitik. DieUnternehmenssteuern seien zu massiv undzu komplex.Die Rangliste basiert auf der Bewertungvon zwölf Pfeilern der Wettbewerbsfähig-keit. Auch Parameter wie Wirtschafts-leistung pro Kopf, Hochschulbildung oderorganisierte Kriminalität spielen dabeieine Rolle. Der Bericht wurde zum erstenMal vor 30 Jahren veröffentlicht.

Andere Rangliste bei der UNO

Die UNO kommt jedoch zu einer anderenRangliste. Nach deren Daten ist Norwe-gen auf Platz 1, die Schweiz auf Platz 9,die USA auf Platz 13 und Deutschland aufPlatz 22. Aber immerhin rangieren dieseLänder alle unter „Very high HumanDevelopment“. Die UN vergleicht seit1990 die Entwicklungsstandards in ihrenMitgliedsländern. Für diese Erhebungwurden unter anderem Daten zum Ein-

kommen, zur Bildung und Lebenserwar-tung aus dem Jahr 2007 herangezogen.

Vertrauenswürdiges Ferienziel

Nach einer Umfrage der Zeitschrift„Reader’s Digest“ gilt die Schweiz als dasvertrauenswürdigste Ferienziel Europas.Von 23.600 Befragten aus 16 Länderngaben 72 Prozent an, dass sie Vertrauenin die Schweiz als Reiseziel haben.

08.09.2009, Stefanie Markert,ARD-Hörfunkstudio Genf

www.tagesschau.de/wirtschaft/wettbewerbsfaehigkeit100.html

09.09.2009, www.main-spitze.de/nachrichten/wirtschaft/7417007.htm

08.09.2009, www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/

0,2828,647652,00.html05.10.2009, www.zeit.de/gesellschaft/

2009-10/norwegen-lebensqualitaet-un-bericht

http://hdr.undp.org/en/statistics/www.sueddeutsche.de/reise/731/

438475/bilder/

Der Schokoriegel von morgen schmilzterst bei 55 Grad und macht nicht dick.In der größten Schokoladenfabrik derWelt in der Schweiz arbeiten Forscheran einer solchen Rezeptur.

Schokolade, die nicht vorzeitig schmilztund nicht dick macht, dafür aber gesundund glücklich: So könnten die Schoko-riegel von morgen aussehen, wenn es nach

„Glückliche“ Schokolade entwickelt

Hitzebeständig und kalorienreduziert

den Forschern der großen Schoko-ladenhersteller geht. In der größten Scho-koladenfabrik der Welt arbeitet das Un-ternehmen Barry Callebaut in der Schweizan einer kalorienreduzierten Mixtur, diesich erst bei 55 Grad Celsius verflüssigt.Auch an einer Rezeptur für „glücklich-machende“ Schokolade wird in den La-bors großer Produzenten schon getüftelt.Schokolade ist ein bedeutender Wirt-

schaftsfaktor in der Schweiz. Im Jahr 2008exportierte die Alpenrepublik nach Anga-ben des Verbandes Schweizer Schokolade-fabrikanten Chocosuisse 111.494 TonnenVollmilch- und Zartbitterschokolade so-wie andere Kakaoprodukte in alle Welt.Die größten Abnehmer sind Kanada,Deutschland, Großbritannien und Frank-reich. In der Schweiz selbst wurden73.475 Tonnen verkauft.

Länder-Rangliste zur Wettbewerbsfähigkeit

Die Schweiz muss keinen Konkurrenten fürchten

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Schweiz

KonText 25 I November 2009 17

Laut einer Studie der Unternehmensbe-ratung Mercer von 2009 ist Zürich dieStadt mit der zweithöchsten Lebensqua-lität. Wien ist auf dem 1. Platz.

Insgesamt umfasst die Untersuchung 215Städte. Auffallend dabei ist, dass dasRanking von europäischen Städten domi-niert wird. Denn neben Wien und Zürichkonnten sich mit Genf (3), Düsseldorf (6),München (7), Frankfurt (8) und Bern (9)gleich sechs weitere europäische Metro-polen unter die Top-10 schieben. Dielebenswertesten außereuropäischen Städ-te sind Vancouver und Auckland auf Rang4. Beste US-Stadt war Honolulu auf Platz29. Internationales Schlusslicht bildetBagdad.

Ranking - Lebensqualität und Höflichkeit in Zürich top

Kriterien waren politische Stabilität, Kri-minalität, ökonomische Bedingungen,Freiheit des Individuums und der Pressesowie die Gesundheitsversorgung, dasSchulsystem, die Wohnsituation und dieUmweltverschmutzung. Wichtig warenauch Elektrizitäts- und Wasserversorgung,das Telefon- und Verkehrsnetz sowie dieVerfügbarkeit von Lebensmitteln und Al-kohol. Schließlich durften auch Kultur-und Freizeitangebote wie Kino, Theaterund Sport nicht fehlen.

Wichtiger StandortfaktorDie Lebensqualität einer Stadt gilt alswichtiges Kriterium für Standortent-scheidungen internationaler Konzerne.

HöflichkeitIn einer Untersuchung von Readers Di-gest in 35 Städten über die Höflichkeit derStadtbewohner belegt Zürich hinter NewYork den 2. Platz.

„Die Menschen, nicht die Häuser ma-

chen die Stadt“ Perikles, 493-429 v.Chr.

http://mx.mercer.com/summary.htm?idContent=1345300

www.focus.de/immobilien/kaufen/tid-11601/staedteranking-die-

lebenswerteste-stadt-der-welt_aid_327574.html

www.cireview.de/stadtfakten/stadtrankings/stadteranking-der-

hoflichkeit/

„Volcano“ als Vorreiter

Auf der Suche nach neuen Absatzmärk-ten sind Innovationen gefragt. Die hitze-beständige Schokolade „Volcano“ vonBarry Callebaut zielt beispielsweise auf„Märkte ohne gute Kühlketten oder mitwärmerem Klima wie China, Indien, Süd-europa, den Süden der USA und Latein-amerika“, sagt Hans Vriens, Leiter Inno-vationen bei dem Unternehmen. „In Indi-en wird bisher nicht viel Schokolade kon-sumiert und es gibt Logistikprobleme beimVertrieb. Wenn die Schokolade schmilzt,sieht die Packung nicht mehr so gut aus.“Barry Callebaut gilt als größter Anbietervon Kakaobohnen- und Schokoladen-produkten weltweit, zu seinen Kundengehören Nestlé und Hershey.Hitzebeständige Schokolade ist nicht neu.In der Schweizer oder der US-Armee ver-süßt sie bereits den Alltag. Jedoch wurdesie bisher nicht im großen Stil produziert.

Die neue schwer schmelzende und kalo-rienarme „Volcano“ soll nach Angabenvon Vriens erst beim Kontakt mit Spei-chel schmelzen und eine knackige Kon-sistenz haben. Im Gegensatz zur Armee-version enthalte die neue Mischung echteKakaobutter statt Pflanzenfett. Im Ge-schmack werde sich gegenüber normalerSchokolade nichts ändern, versprichtVriens: „Es bringt nichts, für weniger Fettoder Zucker Abstriche beim Geschmackzu machen.Der Trick ist, die Kalorien zu reduzieren,ohne dass die Leute es merken.“ Stattdes-sen setzten die Entwickler auf einen „spe-ziellen Produktionsprozess“ und wenigerKakaobutter.

Schokolade mit Glücksfaktor

Daneben arbeiten die Labors an der Iso-lierung von Molekülen mit gesundheits-fördernden Eigenschaften in der Kakao-

butter. Unter den 230 untersuchten Mole-külen ist beispielsweise Theobromin, daseine dem Koffein ähnliche anregende Wir-kung hat, und Phenylethylamin, das alsAntidepressivum wirken könnte. Vrienshofft, den Stoff für die Herstellung vonSchokolade mit Glücksfaktor konservie-ren zu können.

Jetzt heißt es abwarten: Das Produkt wirdin zwei Jahren in den Handel gelangen.

Min Neo, AFP, 15. September 2009www.n-tv.de/wissen/dossier/

Glueckliche-Schokolade-entwickelt-article505342.html

Radioserie „Unsere Schweiz: Auf diese Orte sind wir stolz“Der Schweizer Radiosender DRS 3 prä-sentierte im Juli 2009 eine Serie «20Orte, auf die wir stolz sind».

Stationen waren u.a. Heiden im KantonAppenzell Ausserrhoden. In diesem Orthat IKRK-Gründer Henry Dunant seinzweites und letztes zuhause gefunden.

Im Keller der Münstergasse 48 in Bernentstand mit dem «Warehuus-Blues» vonRumpelstilz der erste Mundart-Rocksong.In Davos entstand 1934 das erste Symbolfür den Wintertourismus: Der erste Holz-bügel-Skilift der Welt.Eine weitere Station war der höchsteBahnhof Europas, das Jungfraujoch.

Die Schweiz hat mit der Moorlandschaftim Entlebuch (30 km von Luzern) eineeigene UNESCO-BiosphäreMit 841 Metern steht in Rapperswil SGdie längste Holzbrücke Europas.In Wädenswil  am Zürichsee steht keineinziges Rotlicht.

www.ruetli.ch

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Verwaltertreffen in Konstanz und Schweiz

18 KonText 25 I November 2009

Besonders soll der Organisatorin Kat-ja Schwanke gedankt werden, die es –dieses Mal zusammen mit Joachim Blat-ter – auch in heimischen Gefilden ge-schafft hat, ein vielseitiges und interes-santes Programm für das Treffen zugestalten, das den einzelnen obendreindie Möglichkeit geschaffen hat, parti-ell eigene Wege zu gehen.

Für viele war das erste Treffen am Don-nerstag Abend im Restaurant Stromeyer„Die Bleiche“ mit schönem Blick auf denRhein. Das Wetter erlaubte sogar, im weit-läufigen Biergarten zusammen zu sitzen.

Ein paar Worte zur Historie: DieBleiche gehörte um 1880 zur Hummel-schen Leimfabrik und wurde als Leim-siederei genutzt. Im Jahre 1884 erwarb die1872 gegründete Firma L. Stromeyer &Cie. den Hummelschen Familienbesitzund entwickelte dort bis 1900 eine welt-bekannte Industriestätte, die Decken undZelte in marktbeherrschender Stellungproduzierte. Stromeyers Erfindung,Baumwolltücher so zu imprägnieren, dasssich hervorragende Zelte daraus fertigenließen, brachte ihm zu Beginn des 20.Jahrhunderts eine Weltmarkt beherrschen-de Stellung ein. Vor allem in den beidenWeltkriegen boomte das Geschäft mitArmeezelten und Decken. Unvergessensind die großen Zirkuszelte, aber auchkleinere Zelte, Markisen und Kleidungwurden hergestellt. Das denkmal-geschützte Jugendstilgebäude am See-rhein lag viele Jahre in einem Dornrös-chenschlaf und wurde in den 1990er Jah-ren saniert und wird seither als

KonNet- Verwaltertreffen 21. – 24. Mai 2009 in Konstanz und der Schweiz

Zurück zum Ursprung

Gastronomiebetrieb genutzt.Ein guter Teil der Teilnehmer traf sich hierund konnte bereits in einem sehr nettenAmbiente ein erstes Wiedersehen feiern.

Am Freitag ging es erst mal an die Uni inden Senatssaal in der 10. Etage des V-Gebäudes. Leider konnte man den herrli-chen Blick über die Uni-Gebäude, denGiesberg und den Bodensee wetterbedingtnicht so ganz genießen.

Begrüßung - Vorträge - Diskussion

Aber wir waren ja nicht nur wegen derAussicht da: In ihrer Begrüßung beton-ten die Organisatoren Katja Schwankeund Joachim Blatter sowie die Alumni-Beauftragte Gabriella Zimmermannden Stellenwert der Alumni-Arbeit an derUni Konstanz, der inzwischen auch anden oberen Stellen anerkannt wurde. DerFachbereichssprecher Philip Manowbestätigte dies in seiner Begrüßung undlobte die vorbildliche Alumni-Arbeit vonKonNet, die auch der Rektor vonGraevenitz bei der 40-Jahr-Feier des Fach-bereichs Politik- und Verwaltungs-wissenschaft letztes Jahr hervorhob.

Anschließend folgten die Vorträge vonPhilip Manow (Uni Konstanz), ArthurBenz (Studium Konstanz 1974-79, Fern-uni Hagen), Marian Döhler(Studienabschluss Konstanz 1984, UniHannover) und Jörg Raab (Studien-abschluss Konstanz 1995, Uni Tilburg)zum Thema „Verwaltungswissenschaft,Politikwissenschaft oder Governance?Positionierung von Studiengängen inDeutschland und den Nachbarländern“.Die Moderation übernahm Joachim Blat-ter (Studium Konstanz 1987-1993, UniLuzern).

Arthur Benz skizzierte die Studiengängein Hagen, einen multidisziplinärenPolitikwissenschaftlichen Bachelor mitverwaltungswissenschaftlichen Inhaltenund einen Master Governance.

Marian Döhler bietet in Hannover Basis-und Vertiefungsmodule „Politikfelder undpolitische Verwaltung“ an. Bevorzugtwerden Internationale Beziehungen.

Jörg Raab bietet in Tilburg Verwaltungs-wissenschaft und Organisationswissen-schaft an. Der Master wird auf englischangeboten. Eine starke Internationali-sierung wird in den Niederlanden als Zu-kunft gesehen, um wettbewerbsfähig zubleiben. Es werden starke Marketingan-strengungen zur Studentenwerbung unter-nommen, da mehr Studenten mehr Geldbedeutet.

Joachim Blatter war eine Zeit in Rotter-dam und hat dort die Erfahrung gemacht,das die Niederlande als ein wahres Eldo-rado für Verwaltungswissenschaftler zubezeichnen ist.

Philip Manow berichtete, dass von den 12

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KonText 25 I November 2009 19

Professoren am Fachbereich 5 in derVerwaltungswissenschaft tätig sind. Auf140 Bachelor-Studienplätze gibt es rund1000 Bewerber. Bei den Master-Plätzenbeträgt das Verhältnis 4 bzw. 5 :1.

Nach diesen Einzel-Statements wurdenFragen zu verschiedenen Punkten imSpannungsbogen Politikwissenschaft –Verwaltungswissenschaft und im Verhält-nis Praxisrelevanz und wissenschaftlicherKontext, zu Governance und Netzwerk-forschung diskutiert. Die bekannte Grund-frage taucht ebenfalls auf: Wie verstehtman Verwaltung?

Laut Arthur Benz hat die Politik-wissenschaft die Verwaltungswissenschaftwieder entdeckt. Das Verhältnis Theorieund Praxis ist ein Wahrnehmungs- undKommunikationsproblem.

Philip Manow informierte über aktuelleNeuigkeiten des Studiengangs. So ist derArbeitsaufenthalt wieder in den BA-Stu-diengang integriert worden.Im Verwaltungswissenschaftlichen Be-reich gibt es erhebliche Nachwuchspro-bleme bei den Professoren. Die Folge sindunbesetzte Stellen.

Durch die Vortragsthematik war dasTreffen besonders für die Verwalter undVerwalterinnen interessant, die weiter-hin in der Wissenschaft tätig sind. Eswurde eine gute Übersicht angeboten,wie die Verwaltungswissenschaft inDeutschland, Schweiz und Niederlandeaufgestellt ist.

Mitgliederversammlung

Nach einem gemeinsamen Mittagessen imBistro Arche traf man sich wieder imSenatssaal zur Mitgliederversammlung.

Der Vorstand berichtete über seine Arbeit.Besondere Punkte waren die Organisati-on des Mentoringprogramms und die Pro-fessionalisierung der Alumni-Arbeit durchdie Schaffung der Stelle der Alumni-Be-auftragten. Eine der Hauptaufgaben desVorstands ist die Schaffung von Netzwer-ken, in Form von Praktikumsnetzwerk,Mentorennetzwerk etc., eine weitere ist es,KonNet ein moderneres Aussehen zu ge-ben und die Außendarstellung zu verbes-sern, um Studenten stärker anzusprechen.Im weiteren Verlauf dankte VorsitzendeKatja Schwanke dem scheidenden Finanz-vorstand Jürgen Banzhaf für seine lang-jährige Arbeit.

Als neuer Vorstand für Finanzen undControlling wurde Tilman Holke ge-wählt.

Webmaster Björn Bernat stellte anschlie-ßend den neuen Internet-Auftritt vor,den er zusammen mit der stellvertreten-den Vorsitzenden Michaela Rentl nachden Prinzipien – Informationsplattform –Aktualität – Einfache Navigation – Mo-dernes Erscheinungsbild – Persönlichkeit– Erweiterbarkeit aufgebaut hat. In die-sem Zusammenhang wurde auch das The-ma eigenes Logo für KonNet zur Diskus-sion gestellt. Das Ergebnis ist auf Seite44 zu finden.

Zum Schluss der Versammlung wurde dernächste Veranstaltungsort gewählt: Mün-chen. Wichtig ist dabei der geänderte Ter-min: 23.-25. April 2010! Eine erste In-formation zur Planung ist auf Seite 42.

Grenzführung

Am Spätnachmittag traf man sich mit demHistoriker und Grenz-Spezialist ArnulfMoser zu einer kurzweiligen und inter-essanten Führung entlang der deutsch-schweizerischen Grenze.

Man konnte viel erfahren über die Histo-rie der Grenzführung und –problematikenbesonders mit Juden in der Zeit des Nazi-Regimes und den Asylanten in der heuti-gen Zeit. Bemerkenswert ist es, dass imStadtgebiet von Kreuzlingen noch einGrenzzaun besteht, der auch aufmerksamkontrolliert wird, während am See entlangein sehr schöner Spazierweg besteht undnur die Kunstgrenze den Übergang zwi-schen Schweiz und Deutschland markiert.

Am Abend trafen sich die Teilnehmer imRestaurant „il boccone“ zu italienischemEssen in teilweise bescheidener Qualitätbei nettem Service und nettem Ambienteund hatten gute Gelegenheit die „Sozial-kontakte zu pflegen“.

St. Gallen

Der Samstag begann mit der Fahrt nachSt. Gallen, bei der sich auch verschiede-ne Fahrgemeinschaften gefunden hatten.

Zuerst traf man sich dort zu einer infor-mativen Führung durch die Stadt unddie Stiftsbibliothek.

Der Weg führte uns vom Bahnhof über dasWohnzimmer von St. Gallen - die Stadt-

Verwaltertreffen in Konstanz und Schweiz

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lounge, die aus einem Platz mit mehrerenStraßenzügen besteht, die mit rotem Tep-pich überzogen sind und dadurch ein ge-mütliches Ambiente bieten - zur Stifts-bibliothek und zur Kathedrale, immerauch entlang von sehenswerten Häusernund Plätzen. Auch die vielen Erker wa-ren auf dem Weg zu bestaunen.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen inder Mensa der Universität St. Gallen folgteder nächste Programmpunkt: Vortrag vonProf. Dr. Kuno Schedler vom Institut fürÖffentliche Dienstleistungen und Touris-mus zum Thema „Umsetzung vonInterdisziplinarität in den Verwaltungs-wissenschaften“.

Dabei beschrieb er den Studiengang Pu-blic Management in der Schweiz, dieInterdisziplinarität im/mit Public Mana-gement und die Umsetzung im Programm„International Affairs“. Schedler schlugden Bogen von den historischen Wurzelndes Schweizer Kontexts über die Eigen-heiten des Schweizer Systems hin zurEntwicklung des Public Managements alsFach und als Forschungsgebiet und wei-ter zur interdisziplinären Beurteilung ei-nes Problems.In der Schweiz gibt es keine Verwaltungs-schulen und praktisch keine entsprechen-den Studenten. Bedingt durch die Offen-heit des Systems Verwaltung braucht mankeine spezielle Ausbildung und es gibtkeine spezielle Laufbahn. Durch die di-rekte Demokratie ist nach Schedlers Wor-ten alles sehr einfach.. Das New PublicManagement boomt und Interdiszipli-narität gilt als spannende Herausforde-rung: für die Studierenden mit den Fra-gen „Was gilt? Was ist die richtige Lö-sung?“ und für die Dozierenden, dass sieaus ihrer disziplinären Ecke herauskom-men. Es zeigt sich jedoch, dass die

Interdisziplinarität viel gepriesen, aberwenig umgesetzt und wenig anerkanntwird.Im Gegensatz zu Deutschland, wo Verwal-ter in der Politikwissenschaft integriertsind, hat die Politikwissenschaft in derSchweiz nichts mit Verwaltung zu tun.Das Public Management ist ein Teil derVerwaltungswissenschaft, hat aber seineHeimatbasis in der BWL.Deutschland ist nach Schedlers Auffas-sung ein Beamtenstaat, die Schweiz einBürgerstaat. Hier ist die Öffentliche Ver-waltung ein Job wie jeder andere, manhandelt lösungsorientiert und bürgernah,wobei aber deutliche Unterschiede zwi-schen den einzelnen Städten bzw. Kanto-nen festzustellen sind.

Amüsiert lauschten die Zuhörer einemBericht über diese Unterschiede, dieSchedler privat festgestellt hatte, aber ge-krönt wurde das Ganze durch die Wieder-gabe des Ausspruchs eines Mitarbeitersder Stadtverwaltung St. Gallen „wir sindnicht unflexibel, deshalb empfange ich Siejetzt um 11 Uhr, obwohl wir um 11:30 Uhrschließen“.

Interessant wäre in diesem Kontext z.B.ein Vergleich zwischen dem Ablauf einerBaugenehmigung für ein Einfamilienhausin Berlin und in St. Gallen.

Die Teilnehmer im Wohnzimmer von St. Gallen - in der Stadtlounge

Nach einem Stadtbummel durch St. Gal-len fuhr man zurück nach Konstanz undtraf sich später zum gemeinsamen Abend-essen in der Hafenhalle.

Danach unternahmen einige der Teilneh-mer noch einen Bummel auf der Prome-nade am See entlang RichtungKreuzlingen zur Sealounge. Dort ließman den Tag bei Schweizer Bier und See-blick ausklingen.

Für die meisten hieß es aber Abschied neh-men, da sie am Sonntag nicht mehr zumBrunch in Zürich dabei waren. Aber allefreuen sich auf nächstes Jahr in München!

Susanne Rometsch

Verwaltertreffen in Konstanz und Schweiz

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KonText 25 I November 2009 21

Alumni-Management

Die Bindung von Absolventen an ihreUniversität, der Aufbau eines Alumni-Netzwerkes ist für viele Hochschuleneine wichtige Zukunftsaufgabe. Denn anden meisten Hochschulen steckt dieAlumni-Kultur noch in den Kinderschu-hen. Vorschläge für den Aufbau und diePflege von Ehemaligen-Netzwerken.

Hochschulen können auf vielfältige Artund Weise von ihren Absolventen (=Alumni) profitieren. Dabei ist nicht nuran monetäre Unterstützung zu denken,sondern auch an Reputationseffekte, dieMöglichkeiten der Einbindung vonAlumni in die Lehre oder in Career Ser-vices, wie beispielsweise Mentoring-programme. Allein die potentiell finan-zielle Bedeutung der Alumni wird schnellklar, wenn Zahlen aus den USA zitiertwerden: Hier spendeten Alumni ihrenHochschulen im Jahr 2006 28 MilliardenDollar. Obwohl die Dimension dort eineandere ist, lässt sich eine Relevanz derAlumni für deutsche Hochschulen nichtleugnen.

Um das Potential der Alumni pflegen undausschöpfen zu können, ist jedoch ein pro-fessionelles Alumni-Management notwen-dig. Hierbei geht es nicht nur um die ge-nerelle Auswahl von Maßnahmen zurKontaktpflege. Die Alumni müssen nachihren Bedürfnissen zielgruppengerechtangesprochen werden. Deshalb ist es hilf-reich, den „Lebenszyklus“ der Alumni zuuntersuchen. Besonders interessant istdabei die Kontaktnähe (sowohl die räum-liche Nähe als auch die Erreichbarkeitüber Medien sowie die Nutzungsmöglich-keiten des Alumni-Angebotes) und dieBindung (die emotionale Beziehung zurAlumni-Organisation und zum Alumni-Netzwerk-Gedanken).

Die Lebensphasen der Alumni

Je nach Altersphase differenzieren sich dieInteressen und die gesellschaftliche Posi-tion der Alumni.Im Studium ist die Kontaktnähe am höch-sten ausgeprägt. Studierende sind an derHochschule für die Alumni-Organisation

Mit langem Atem zum Erfolg: Alumni-Management als Wettbewerbsfaktorsozusagen „vor Ort“ und können mit ei-ner Vielzahl an Medien (z.B. Lehrveran-staltungen, E-Mail-Verteiler etc.) inner-halb der Hochschule leicht erreicht wer-den, um auf das Alumni-Netzwerk undseine Angebote aufmerksam zu machen.

Nach dem Abschluss nimmt die Kontakt-nähe sehr stark ab, da sehr viele Absol-venten nach dem Studienabschluss umzie-hen. Viele Kontaktformen bestehen nichtmehr und der persönliche Bezug istschwerer herstellbar. Dies liegt auch dar-an, dass berufliche wie familiäre Verän-derungen viel Zeit einnehmen. Eine Stei-gerung in den späteren Phasen kommt vorallem durch das erwachende Interesse derAlumni an der alten Hochschule zustan-de sowie nach dem Ruhestand durch mehrZeit für diese Belange.

Die Bindung zur Alumni-Organisationkann ab Beginn des Studiums geschaffenund intensiviert werden. Hierbei sollte dieallgemeine Bindung zur Hochschule ge-nutzt und in eine Alumni- Bindung um-gewandelt werden. Die Bindung solltewährend des Studiums so gestärkt werden,dass Absolventen bei ihrem Examen diehöchste Bindungsintensität zur Hochschu-le und zum Alumni-Netzwerk aufgebauthaben. Aufgrund anderer beruflicher, ge-sellschaftlicher und familiärer Verhältnis-se nimmt die Bindung - vor allem bei nichtregistrierten Absolventen - wieder sehrstark ab.

Erst ab einem gewissen Alter, besonderswenn die eigenen Kinder ihr Studium be-ginnen, erinnern sich Alumni wieder öf-ter und lieber an ihre alte Studienzeit zu-rück. Es entsteht eine verstärkte Bindungauf nostalgischer, emotionaler Basis, diedurch die Alumni-Organisation genutztwerden sollte, vor allem im Hinblick aufden häufig vermögenden und gesellschaft-lich anerkannten Status der Alumni die-ser Phase. Kontaktnähe und Bindung sindeng miteinander verknüpft.

Bei diesen älteren Alumni muss dasAlumni-Management viel leisten, um die„Lücke“ zwischen fehlender Kontaktnähe

und Bindung zu schließen und so das Po-tential dieser Alumni für sich zu nutzen.Auf jeden Fall ist es für effektive Alumni-Arbeit sinnvoll, in den Jahren nach demAbschluss den Kontakt auf niedrigemNiveau zu kultivieren, um später hieraufaufbauen zu können.

Vom „Friendraising“ zum „Fund-raising“

Es zeigt sich, dass Alumni entsprechendihrer Lebensphase angesprochen werdenmüssen. Nur wenn es gelingt, über vieleJahre in den ersten Phasen ein „Friend-raising“ zu betreiben, werden die Alumniin ihren späteren Lebensphasen signifi-kant zum Erfolg der jeweiligen Hoch-schule, etwa im Sinne des „Fundraising“,beitragen. Um die Früchte der Arbeit„amerikanischen Verhältnissen“ entspre-chend ernten zu können, sind in Deutsch-land jedoch noch langjährige Investi-tionen in professionelles Alumni-Mana-gement notwendig.

Andreas WömpenerAlexandra Rohlmann

Aus Forschung und Lehre: März 2009

www.academics.de/wissenschaft/mit_langem_atem_zum_erfolg_alumni_management_als_wettbewerbsfaktor_36097.html

Auch in vielen, vor allem US-amerikani-schen Unternehmen (von IBM bis Micro-soft) ist es inzwischen gang und gäbe, sichmit professionellen Alumni-Mangament-Konzepten um die Ehemaligen zu bemü-hen. Dies basiert auf einem Wandel derDefinition Alumni. Heute bezieht sich derBegriff mehr auf die Menschen, die einengewissen Teil ihres Lebens bei einem Un-ternehmen, einer Schule oder einer Hoch-schule verbracht und dort weitere Stufender eigenen Weiterbildung erreicht haben.Auszubildende, Studierende, aktive undehemalige Mitarbeiter gehören zur Ziel-gruppe für Alumni-Netzwerke.In Deutschland sehen es die Firmen an-gesichts von Stellenkürzungen noch alsFehlinvestition an.

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22 KonText 25 I November 2009

Aktuelles

Nach zwei Dritteln der Strecke zieht dieStadt Konstanz eine positive Zwischen-bilanz des Jahres der Wissenschaft: Dierund 150 Veranstaltungen stießen aufgroße Resonanz und Kooperationenzwischen Bildungseinrichtungen, Hoch-schulen und Unternehmen wurden aus-gebaut. Auch im Herbst stehen nochvielfältige Experimente und Eventsrund um die Themen Innovation, Bil-dung und Kultur auf dem Programm.

„Die Zwischenbilanz zeigt, dass wir mitunseren Partnern und Sponsoren die dreiwichtigsten Ziele schon jetzt erreicht ha-ben: Neugier und Begeisterung für Wis-senschaft zu wecken, Verbindungen zwi-schen den Hochschulen und Unternehmenzu stärken sowie eine grenzüberschreiten-de Verbundenheit zu schaffen“, freut sichdie Projektleiterin Dr. Waltraut Liebl-Kopitzki.

Viel Futter für Wissenshungrige

Das Spektrum ist groß: es gab „er-leuchtende“ Momente in Sternwarte undPlanetarium und eine Wanderausstellung„Mathematik zum Anfassen“. Die Ausstel-lung der Universität „69-96 Kreativitätoder Krawall?“ und die Veranstaltungs-reihe „Projekt 68“ der HTWG widmetensich dem linksalternativen Leben am See-rhein. Schülerinnen und Schüler präsen-tierten eigene Forschungsergebnisse, ent-

STADT KONSTANZ

Jahr der Wissenschaft: positive Zwischenbilanz

deckten auf der Bildungsfähre ihre beruf-lichen Talente, gingen auf GPS-gestützteSchnitzeljagd und stillten ihren Wissens-durst auf interaktiven Veranstaltungen wiedem Tag der Offenen Tür an der Univer-sität Konstanz.In den vergangenen Monaten kam dieWissenschaft in Bewegung – ob imScience Express der Forschungs-expedition Deutschland, im Forschungs-labor BIOtechnikum, im Nanotruck desBundesforschungsministeriums, durchMuseumsführungen und Exkursion oderdas spannende Solarbootrennen in Koope-ration mit der HTWG mit Konstanzer undKreuzlinger Schulen.

Wissenschaft trifft Wirtschaft

Der Transfer wissenschaftlicher Erkennt-nisse in die regionale Wirtschaft war we-sentlicher Bestandteil des bisherigen Pro-gramms. „ Die Zusammenarbeit zwischenForschungseinrichtungen, Hochschulenund Wirtschaft ist sehr wichtig für dienachhaltige Entwicklung unserer Stadtund Region“, unterstreicht Oberbürger-meister Horst Frank und freut sich, dasszwei neue Veranstaltungsformate Premie-re feierten: „Mit Innovation Krisen mei-stern“ hieß es auf dem 1. KonstanzerUnternehmertag im April. Das 1. Boden-see Finanzforum im Mai zeigteforschungsintensiven Unternehmen dieBandbreite an Fördermöglichkeiten auf.

Zielgerade voller Aha-Effekte

Auch in den letzten vier Monaten wartenabwechslungsreiche Angebote auf inter-essierte Mitdenker in Konstanz,Kreuzlingen und der Region. Die euro-päische Woche der Mobilität will mit derAktion „Zweimal im Monat“ für einenklimafreundlichen Verkehr werben. Dertraditionelle Altstadtlauf wird dieses Jahrum die Disziplin Gehirnjogging erweitert.Die regionale Wirtschaft widmet sich mitTagen der offenen Tür und Berufs-orientierungsangeboten den Nachwuchs-talenten, die Universität veranstaltet wie-der ihre Firmenmesse, bei der Studieren-de und Firmen sich gegenseitig kennenlernen können. Und zum Abschluss desJahres findet am 4. Dezember 2009 einegroße Wissensgala im Kreuzlinger Drei-spitz statt.

Programminformationen undHintergründe unter

www.grenzenlos-denken.deKonstanz, 28.08.09

www.b4bsuedbaden.de/Mittelstand/Regionale-Wirtschaftsnachrichten/Kon-

stanz/Artikel,-Jahr-der-Wissenschaft-positive-Zwischenbilanz-

_arid,39825_puid,4_pageid,181.html

Uni’kon 34/09, Interview mitDr. Waltraud Liebl-Kopitzki

Die bundesweite bis internationaleHäme sitzt, dabei hat der SPIEGEL inder Berichterstattung fälschlich nocheinen draufgesetzt … und alle haben ab-geschrieben.

Seit Frühjahr hängen in ganz Deutschlandan die 2500 Werbeplakate aus, wo es heißt„Konstanz die Stadt am H

2O“, womit die

Formel für Wasser, gleich Bodensee ge-meint sein könnte, diese aber nicht ist. Der Student Harald Czugalla von der

„Konstanz die Stadt am H2O“ macht mit fiktiver Formel Plakatwerbung

Hochschule für Technik, Wirtschaft undGestaltung hat die Umrisse des Bodenseesmit  einer fiktiven Molekül-Formel ge-füllt,  als grafische- plakative Darstellungwiedergegeben, was den SPIEGEL alsdeutsches Gewissen provoziert. Die intel-lektuelle Wochenzeitung fragt „Konstanzdie Stadt am Formaldehyd?“ und machtsich generalisierend über die Elite-Uni –„Klein-Harvard am Bodensee“ lustig „Wirkönnen alles außer Chemie“. Dabei un-terläuft dem Schreiber ein Fehler, er setzt

in der aufgezeigten Grafik den Winkel zurVerbindung falsch an.

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KonText 25 I November 2009 23

Aktuelles

Und abermals geht ein Raunen durch dieinternationale Fachwelt der Chemie. Faktist, dass auf dem Werbeplakat „Konstanzdie Stadt am „H

2O“ ein Strich zu viel  und

für Formaldehyd einer zu wenig ist.Der Leiter vom Konstanzer Stadt-marketing Hilmar Wörnle, Entschei-dungsträger für die Plakatierung: „Ich binnicht stolz über das Werbeplakat, aberauch nicht frustriert. Richtig hätte es hei-ßen müssen‚ dass an einem O-Atom zweiWasserstoffatome in einem Winkel von104,25 Grad angelagert sind. Das Plakathat die Bodenseestadt Konstanz bundes-

weit bis international bekannt gemacht.Der Werbeauftrag ist mit richtiger oderfalscher Formel erfüllt. Aus marketing-technischer Sicht war es ungewollt einegeniale Strategie.  Es gibt bereits Interes-senten die einen Nachdruck wünschen,hier ähnlich wie bei Fehldruck einer Brief-marke oder Geldschein. Das Konstanz-Plakat hat bereits Sammlerwert“.

31. August 2009www.bodensee-woche.de/konstanz-die-stadt-am-h2o-macht-mit-fiktiver-

formel-plakatwerbung-310809/

Ehrlich gesagt, ich hab mich einfach ge-freut über das Plakat, als ich es bei uns imHessischen entdeckt habe, eine nette Idee,ein netter Gruß aus Konstanz. Und mirist es eigentlich egal, ob die chemischeFormel richtig ist. Aber vielleicht ist esdeshalb besser, dass ich nicht Chemie stu-diert habe? Ein nicht unwichtiger Aspektan der ganzen Sache ist außerdem: manhat darüber geredet. Und sicher mehr, alswenn alles korrekt gewesen wäre.

SR

Auf Bachelor studiert und damit weni-ger wert? Eine Gruppe von Studentenwill die neuen Uniabschlüsse beliebtermachen - mit einer Imagekampagneund flotten Sprüchen.

Verena Haase, 21, kann nicht fassen, wasder junge Mann auf der Studentenpartyihr erzählt. Er sei gerade von einer Firmanach dem Bewerbungsgespräch heimge-schickt worden, abgelehnt mit der Begrün-dung, er habe ja nur einen Bachelor-Abschluss und nicht das gute alte Diplom.„Das darf doch nicht wahr sein“, sagt Ve-rena kopfschüttelnd.

An dem Abend fasst sie einen Entschluss:Sie will den Leuten in Deutschland erklä-ren, dass der Bachelor völlig ohne Grundso unbeliebt sei und dass er ein besseresImage verdient habe. Die Frage ist nur:wie?Ein paar Wochen später bietet sich der 21-jährigen Medieninformatikstudentin dieperfekte Gelegenheit, ihren Plan umzu-setzen: Zehn Mitstudenten bekamen ineinem Uni-Workshop die Aufgabe, eine

Versuchskaninchen Bachelor

Kampagne inhaltlich und grafisch selbstzu entwerfen, mit Postern, Aufklebern undallem, was dazu gehört.Das Thema war frei wählbar: „Es standinnerhalb von Minuten fest“, sagt Haase.Eine Pro-Bachelor-Kampagne musste essein.

Chaos pur„Wir sind die Versuchskaninchen“, sagtKommilitone Roder, weil der neu einge-führte Bachelor für ihn als Studienan-fänger vor allem eines bedeutete: Chaos.Keiner an der Hochschule wusste so recht,wie das neue System funktionieren sollte.„Und dann werden wir an der Hochschu-le auch noch diskriminiert“. So jedenfallshat Roder es erfahren. Die Professorennähmen sie oft nicht ernst und sähen imBachelor eine „Light-Version“ der altenStudienabschlüsse, sagt er. Und einigeKommilitonen, die noch mit dem ZielDiplom studieren, gründeten auf derInternetplatt-form StudiVZ Gruppen, diesich verächtlich „Bachelor, hol mir malden Kaffee, ich schreibe gerade Diplom-arbeit“ oder „Lieber arbeitslos als Bache-lor“ nennen.Verena Haase versteht das nicht: „So kanndoch nur einer sprechen, der keine Ah-nung hat, was dahintersteckt“, sagt sie.Die Kampagne soll helfen, die Menschenaufzuklären. Eine der Dreiergruppen tüf-telte deswegen eine Plakatserie aus, aufder schlagwortartig die Vorteile desBachelor erklärt werden: „100 Prozent abdem ersten Tag“, steht da zum Beispiel,weil beim Bachelor sofort alle Leistungen

für die Endnote zählen. Und: „6,8 Seme-ster durchschnittliche Studienzeit“. KeinBummeln mehr, keine Langzeitstudenten.Stattdessen schnelles, effizientes Arbeiten.Auf einem anderen Plakat heißt es daher:„Hobbys? Halts Maul, ich studier’ Bache-lor!“. Darunter liegt ein ausgelaugter Stu-dent auf dem Sofa, eingeschlafen. „DasArbeitspensum ist enorm“, sagt VerenaHaase, „das sollen die Arbeitgeber end-lich verstehen.“

Die Arbeitgeber haben mehr verstanden,als Verena glaubt. Irene Seling, Referen-tin für Hochschulpolitik der Bundesver-einigung der Deutschen Arbeitgeberver-bände (BDA) sagt, dass die Mitglieder desBDA den Bachelorabschluss sehr begrü-ßen. „Er ist viel berufsorientierter ange-legt, das finden wir sinnvoll.“ Die Stu-denten müssten keine Vorbehalte bei Un-ternehmen befürchten, so Seling. „Ichkenne keinen Kritiker.“

Die Unis sind das ProblemTatsächlich seien nicht die Arbeitgeber,sondern die Unis das Problem, sagt Kolja

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Aktuelles

24 KonText 25 I November 2009

Vorbei die Zeiten, da Selbständigkeitund Selbstverwirklichung im Studiumgroßgeschrieben waren. Nicht Denken,sondern bloßes Pauken ist heute gefor-dert, Fakten werden abgefragt, Diskus-sionen sind unerwünscht.

Aber vor allem ein Ziel haben sich dieReformer auf ihre Fahnen geschrieben:Das gemütliche Bummelstudium von ge-stern hat ausgedient; ausgebildet wird nunder flexible, allzeit einsatzbereite Turbo-Absolvent.

Heute sammeln die Studenten für jedeVorlesung „Credit Points“ nach dem eu-ropäischen „ECTS-System“. Schon abdem ersten Semester zählen die Prüfungs-leistungen für die Abschlussnote - undgeprüft wird viel und scharf. Da heißt esnur noch eins: Büffeln an auf Effizienzausgerichteten Studiengängen.Studenten finden einen detaillierten Plan

vor, der ihr Studium vom ersten Semesteran durchorganisiert. Ein Stundenplan wiein der Schule, die Professoren werdenimmer mehr zu Lehrern. Das starre Kor-sett des Studienplans lässt aber kaum Zeitfür Auslandssemester und Praktika - ge-rade solche Erfahrungen aber gelten alswichtige Türöffner für beruflichen Erfolg.Und mancher Bachelor muss feststellen,dass sein Abschluss in anderen Ländernbisweilen nichts gilt - dabei war geradedie internationale Anerkennung das zen-trale Anliegen der ganzen Umstellung.

Die Anglizismen bei dieser Reform sindkaum zu umgehen, aber die Sprache istnur das Symptom eines grundlegendenWandels. Früher trabte man als Studentin eine Vorlesung (oder entschied sich fürsAusschlafen), heute gibt es vielerortsAnwesenheitskontrollen, und fast jedesLehrangebot endet mit einer Klausur odereiner Hausarbeit, deren Note in den

Abschluss einfließt. Die Studenten sam-meln Leistungspunkte (credit points) undbesuchen Veranstaltungen, die fachlichenModulen zugeordnet werden, in die so-undso viel Arbeit investiert werden soll(workload).

Manche sprechen schon davon, dass ausdem guten alten Elfenbeinturm einNarrenturm geworden sei und prangerndie Verschulung als unheilvoll an, anderesehen hinter der früheren Freiheit der Stu-denten und Professoren eine akademischeVerwahrlosung und warnen vor einer Ver-klärung und Idealisierung.

SZ vom 28.4.2009www.sueddeutsche.de/jobkarriere/14/

466594/text/

http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=56756339&top=SPIEGEL

Die Studenten-Fabrik: Narrenturm statt Elfenbeinturm

Nach dem bundesweiten „Bildungsstreik“im Juni hat BundesbildungsministerinAnnette Schavan (CDU) Hochschulen undLänder zur deutlichen Kurskorrektur beider Einführung der neuen Bachelor- undMasterstudiengänge aufgefordert.

Bildungsministerin Schavan fordert deut-liche Kurskorrekturen bei der Einführungder neuen Bachelor- und Masterstudien-gänge.So müsse durch eine umfassende Reformder Lehrpläne die beklagte Stofffülle undVerschulung im Bachelor-Studium besei-tigt, die Studienzeit-Vorgaben von Fachzu Fach flexibler gestaltet und der Zugangzum weiterführenden Master-Studium

Schavan fordert Korrekturen an Bologna-Reformnicht künstlich beschränkt werden, sagteSchavan in Berlin.

Niemand wolle die Bologna-Reform zu-rücknehmen, sagte Schavan. Notwendigseien aber Korrekturen. Die Studierendenmüssten frei entscheiden können, ob sienach dem Bachelor-Abschluss auch nochden Master machen wollen. Zugleich sollfür die Akzeptanz des Bachelors auf demArbeitsmarkt mehr geworben und der Be-rufserfolg der Absolventen erforscht wer-den.

Die Präsidentin der Hochschulrektoren-konferenz (HRK), Margret Wintermantel,sagte: „Wir nehmen die studentische Kri-

tik an der Verschulung des Bachelor-Stu-diums ernst.“ Die Prüfungsdichte sollevermindert werden. Wintermantel räum-te ein, dass es bei der Einführung der vorzehn Jahren international verabredetenBachelor-Studiengänge „Fehlentwicklun-gen“ gegeben habe. Auch würden die Stu-denten an den Hochschulen zu wenig ge-hört. Sie werde vorschlagen, künftig zuBeginn des Wintersemesters Thementageeinzuführen, bei der die Studenten ihreKritik einbringen könnten.

07.07.2009, www.focus.de/wissen/wissenschaft/bildung-schavan-fordert-

korrekturen-an-bologna-reform_aid_414934.html

Briedis vom Hochschulinformations-zentrum. „Vor allem die Professoren sindden neuen Abschlüssen gegenüber zu kri-tisch eingestellt.“ Viele von ihnen fürch-ten um den wissenschaftlichen Nach-wuchs, weil die Ausbildung immer prak-tischer wird. Deswegen bemühten sich dieProfessoren weder inner- noch außer-

universitär um ein gutes Image der neuenAbschlüsse, so Briedis.An der Fachhochschule Hof kommt dieKampagne sehr gut an, obwohl erst eineHandvoll Plakate gedruckt wurden. Siewaren nach drei Tagen von den schwar-zen Brettern geklaut und hängen jetztwohl in einigen Studenten-WGs.

SZ vom 05.08.2009, Alina Fichterwww.sueddeutsche.de/wirtschaft/620/

483070/text/

www.spiegel.de/fotostrecke/foto-strecke-45085-4.html

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Aktuelles

KonText 25 I November 2009 25

Das Argument „Wir finden keine geeig-nete Frau für den Job“ gilt nicht: In derDatenbank FemConsult.de finden sichTausende von Wissenschaftlerinnen.FemConsult ist eine Online-Datenbankpromovierter und habilitierter Wissen-schaftlerinnen des KompetenzzentrumsFrauen in Wissenschaft und ForschungCEWS. Sie enthält aktuelle, wissen-schaftliche Profile von mehreren tau-send Expertinnen aller Fachdisziplinenaus dem deutschsprachigen Raum, diein Hochschulen und außeruniversitärenForschungseinrichtungen sowie in Indu-strie und Wirtschaft tätig sind.

Grundlegende Aufgabenstellung

Das Kompetenzzentrum Frauen in Wis-senschaft und Forschung (Center ofExcellence Women and Science CEWS)ist der nationale Knotenpunkt zur Ver-wirklichung der Chancengleichheit vonFrauen und Männern in Wissenschaft undForschung in Deutschland.

Das Wirkungsfeld ist international. Eigen-verantwortlich und auch gemeinsam mitanderen Institutionen werden sowohl deut-

Und es gibt sie doch: Wissenschaftlerinnen

sche als auch EU-Projekte durchgeführtund gleichstellungspolitische Best-Practice-Maßnahmen auf hohem Niveauvernetzt.Das CEWS versteht sich als wissens- undforschungsbasierte Dienstleistungsein-richtung, die Wissenschaftlerinnen, Hoch-schulen, Forschungseinrichtungen,Wissenschaftsorganisationen und politi-schen Gremien mit seinen Leistungen zurVerfügung steht.

Institutionelle Anbindung

Das CEWS wurde am 29. September 2000als Drittmittelprojekt der Universität Bonnmit einer 100%-Finanzierung durch dasBMBF auf 5 Jahre gegründet. 2003/04wurde es erfolgreich extern evaluiert. ZurFortführung der Arbeit beschloss dieBund-Länder-Kommission für Bildungs-planung und Forschungsförderung (BLK)2005, die Aufgaben des CEWS in dieGESIS (Gesellschaft sozialwissenschaft-licher Infrastruktureinrichtungen), eineEinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft, zuintegrieren.

www.cews.org/cews/profil.php

Jana Zirra

Wieder hatte eine Verwalterin den Wegin den Bundestag gesucht, wie schon eineganze Reihe vor ihr, nur hat es bei ihr dies-mal noch nicht geklappt.

Jana Zirra war bei der Bundestagswahl2009 Kandidatin der SPD für Lörrach-Müllheim und hat das zweitbesteStimmenergebnis aller SPD-Kandidatenin Baden-Württemberg erzielt. Aber durchden Einbruch ihrer Partei hat selbst die-ses Ergebnis nicht zum Einzug in denBundestag gereicht. Sie will nun weiterpolitisch aktiv sein für die Region undvielleicht klappt’s ja in vier Jahren. Siehat von 1999-2005 Verwaltungswissen-schaft studiert.

www.jana-zirra.de

Margit Mosbacher

Seit 2008 heißt die Kanzlerin der Staatli-chen Musikhochschule TrossingenMargit Mosbacher, Diplom-Verwaltungs-wissenschaftlerin. Mit Rektorin ElisabethGutjahr bildet sie die einzige weiblicheDoppelspitze einer Hochschule in Baden-Württemberg. Während sich erstere be-sonders um die Lehre kümmert, istMosbachers Ressort die Verwaltung. Einwichtiges Ziel ist es, dass Trossingen ver-stärkt als „Kultur-Hochschule der Regi-on“ wahrgenommen wird.Brandschutz, Überarbeitung von Satzun-gen oder EDV-Betreuung sind einige derThemen, mit denen sie sich beschäftigt.„In einer kleinen Hochschule muss derKanzler alles machen.“ Das erste Jahr sei„sehr spannend“ gewesen. So stand gleichzu Beginn die Organisation des „Frei-schütz“-Projekts auf Schloss Glatt an.2009 werde geprägt von der Umstellungauf Bachelor-Master. So müssen die Stu-dien- und Prüfungsordnung geändert so-wie das EDV-Programm angepasst wer-den. Die Umstellung erfolgt zum Winter-semester 2009/2010.

26.02.2009, Schwäbische Zeitungwww.szon.de/lokales/trossingen/

trossingen/200902260125.html

Verwalterinnen aktiv

Frauen in der Wissenschaft holen ge-genüber Männern auf – zumindest aufden unteren Karrierestufen.

Auf den ersten Blick scheinen – laut Sta-tistischem Bundesamt - die Barrieren fürden Zugang junger Frauen zur akademi-schen Ausbildung abgebaut: Unter denStudienanfängern waren junge Frauen miteinem Anteil von 50 Prozent ebenso häu-fig vertreten wie ihre männlichen Kom-militonen. Unter den Absolventen, die dieHochschulen 2007 mit einem erstenAbschluss verließen, waren sogar 52 Pro-zent Frauen. Allerdings nimmt derFrauenanteil mit steigendem Quali-fikationsniveau und Status der einzelnenPositionen auf der akademischen Karrie-releiter kontinuierlich ab. Während imJahr 2007 immerhin bereits 42 % der

Mehr Doktorinnen, doch Professorinnen bleiben selten

Doktortitel von Frauen erworben wurden,im Jahr 2000 waren es noch 34 Prozent,lag die Frauenquote bei den Habilitatio-nen erst bei 24%. Erst wenn die Promo-tions- und Habilitationsphase einmaldurchschritten ist, fällt für beide Ge-schlechter die Chance auf eine Neu-berufung annähernd gleich hoch aus.

Ende 2007 lehrten und forschten nachvorläufigen Ergebnissen des StatistischenBundesamtes 37.700 Professoren und Pro-fessorinnen an deutschen Hochschulen.Während ihre Gesamtzahl seit Mitte der1990er Jahre nahezu unverändert blieb,ist der Frauenanteil innerhalb derProfessorenschaft seit 1995 stetig gewach-sen: von 8% auf 16% im Jahr 2007. Inden höchsten Besoldungsgruppen C4 undW3 betrug der Frauenanteil jedoch nur

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Aktuelles

zwölf Prozent (2006). Die Zahl der Pro-fessorinnen erreichte 2007 mit rund 6.100einen neuen Höchststand.

Insgesamt waren Ende 2006 an deutschenHochschulen und Hochschulkliniken501.400 Menschen beschäftigt. Das wa-ren 4.200 oder 0,8% mehr als 2005.254.200 Personen (51%) nahmen Aufga-ben in nichtwissenschaftlichen Bereichen,wie Verwaltung, Bibliothek, technischerDienst und Pflegedienst, wahr. 247.200oder 49% des Personals waren wissen-schaftlich oder künstlerisch tätig.

51% der Beschäftigten an den Hochschu-len waren Frauen. Die Frauenanteile un-terscheiden sich allerdings in Abhängig-keit von der ausgeübten Tätigkeit: EinemFrauenanteil von 70% beim nicht-wissenschaftlichen Personal stand eineQuote von 32% beim wissenschaftlichenund künstlerischen Personal gegenüber.

In der Schweiz steigt der Anteil derHochschulprofessorinnen in ähnlichemMaße: von 2% im Jahr 1980 auf 12% imJahr 2005.

17.7.2009, www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/art304,2849497

www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/

2007/07/PD07__279__213,templateId=renderPrint.psml

www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/

Publikationen/Querschnittsveroeffentlichungen/

Datenreport/Downloads/Datenreport2008Bildung,property=file.pdf

www.raonline.ch/pages/edu/ur/chstat05a3a3.html

Fast zwei Drittel der deutschen Dokto-randen fühlen sich während ihrer Dis-sertation im Allgemeinen gut betreutund bereuen ihre Entscheidung nicht,nach Magister oder Diplomabschlussder wissenschaftlichen Arbeit treu ge-blieben zu sein. Nur fünf Prozent sindmit ihrer Situation vollkommen unzu-frieden.

Gleichwohl gibt es eindeutigVerbesserungsbedarf, der Doktorvätern zudenken geben sollte. Denn 30 Prozent derDoktoranden meinen, ihr Betreuer könnesie bei Problemen „nicht richtig motivie-ren“ und gebe im Krisenfall nicht genugFeedback. Jeder fünfte Doktorand klagt,dass sich sein Professor zu wenig mit demPromotionsthema auskennt. Das ergab dieBefragung ‘Zur Situation der Doktoran-den in Deutschland’ des Promovierenden-Netzwerkes Thesis, die von der duz so-wie der ClaussenSimonStiftung unter-stützt wurde.“ Trotz vorliegender Studienkennt kaum jemand die aktuelle Lebens-und Arbeitssituation der Promovierendenumfassend“, begründet Thesis-Vorsitzender Christopher Mues das Pro-jekt.

Kommunikation ist wichtig

Weniger als das mangelnde Motivations-talent fällt für Doktoranden offenbar insGewicht, dass etwa 14 Prozent, also jedersiebte, während der gesamten Promotions-phase nicht vom offiziellen Doktorvater,sondern von einem Assistenten betreut

Doktoranden wollen von Betreuern mehr motiviert werden

werden. Immerhin über die Hälfte bestä-tigen, dass ihr jeweiliger Betreuer – egal,ob Assistent oder Prof - sich allgemeinausreichend Zeit für sie nimmt und fürFragen erreichbar ist. Das erstaunt zu-nächst. Doch Christopher Mues meintdazu: „In der Wissenschaft ist es wichtig,nicht nur auf eine Bezugsperson fixiert zusein, sondern mit vielen zukommunzieren. Von daher empfinden vie-le Doktoranden es nicht als Vernachlässi-gung, wenn der Doktorvater einen Teil derBetreuung einem Assistenten überlässt.“

Inhaltliche Verbesserungen gewünscht

Die Mehrheit der Promovierendenwünscht sich inhaltliche Verbesserungen:eine stärkere Strukturierung derPromotionsphase mit studienbegleitendenLehrveranstaltungen (54,6 Prozent) odereine grundsätzlichen Einbindung in einGraduiertenkolleg (57,6 Prozent).

Außerdem halten die meisten ein stärke-res Kursangebot zur Förderung der so

genannten Soft Skills für wichtig. Etwasmehr als ein Fünftel aller Befragten gablängere Verzögerungen oder Unterbre-chungen ihrer Arbeit an. Mehr als dieHälfte machten dafür „zu viele anderewissenschaftliche und universitäre Aufga-ben“ und lange Arbeitszeiten verantwort-lich. Auch dort, so das ThesisFazit, gibtes Verbesserungsbedarf.

Grundsätzlich wichtig fanden alle Befrag-ten eine ‘Verbesserung der wirtschaftli-chen Absicherung’. 75 Prozent wünschensich eine gute sozialversicherungsrecht-liche Absicherung und 80 Prozent halteneine Verbesserung der Beschäftigungs-möglichkeiten für Promovierte für wich-tig. Die meisten der Befragten (73 Pro-zent) promovieren als Mitarbeiter anUniverstitäten, in Drittmittelprojekten, anaußeruniversitären Forschungsinstitutenoder eingebunden in ein Graduierten-Kolleg.

Dieser Anteil ist bei Männern größer alsbei Frauen und anders strukturiert, was

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Aktuelles

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wiederum Auswirkungen auf die Finan-zierung der Doktorarbeit hat. Frauen sindhäufiger in Kollegs integriert, dafür ha-ben sie seltener als Männer Mitarbeiter-oder Drittmittelstellen inne. Stipendienund externes Arbeiten an der Dissertati-on sind bei Frauen häufiger. Ein Grund:die Fachdisziplin: In den frauen-dominierten Geisteswissenschaften sindMitarbeiterstellen seltener als in männer-dominierten Fächern wie Ingenieurwis-senschaften.

Knapp die Hälfte aller Doktoranden finan-ziert sich über eine Stelle an einer Uni oderForschungseinrichtung. Wirtschaftswis-senschaftler machen mit 60 Prozent dengrößten Anteil dieser Angestellten aus.Gut 20 Prozent der Doktoranden finanzie-ren sich über Drittmittelstellen, knapp20 Prozent über Stipendien.

Für die Mehrheit ist die Doktorarbeit üb-rigens keine Verlegenheitslösung. 87,1Prozent geben an, dass ihre Triebfeder

großes Interesse am wissenschaftlichenArbeiten sei. Die vollständige Studie er-scheint als Special mit denduzNACHRICHTEN am 3. Dezember.

Mareike Knoke. duz EUROPA Nr. 1 vom13.02.09

Über die Bologna-Reform wird nochdiskutiert, vielerorts wird dagegen pro-testiert, da ist schon das nächste euro-päische Reformvorhaben in Gang ge-kommen, der Kopenhagen-Prozess.

Sein Ziel: Vordergründig soll Europa imBereich der beruflichen Bildung zusam-menwachsen, Qualifikationen für die Ar-beitswelt sollen europaweit vergleichbarwerden, letztendlich aber sollen dadurchdie Grenzen zwischen akademischer undberuflicher Bildung aufgehoben werden.Die EU legt ein einheitliches Raster überdie Bildung, vom Hilfsarbeiter bis zumHochschulprofessor.

Basis sind dabei Lernergebnisse: Wissen,Fertigkeiten und Kompetenzen. Unwich-tig ist dagegen, wo, wie und über welchenZeitraum diese erworben wurden. Titeloder Bildungswege spielen keine Rolle.

Kopenhagen-Prozess

Nicht der Weg ist das Ziel: Lernergebnisse zählen

Dies wiederum bedeutet, dass jeder Kurs,jede Berufsausbildung und jeder Studien-gang in Deutschland nach den Kriteriendes nationalen Qualifikationsrahmensbewertet und einsortiert werden muss.2010 soll das System flächendeckend star-ten. Ab 2012 soll auf allen neuen Zeug-nissen und Urkunden vom Schulabschlussbis zur Promotion vermerkt werden, wel-cher von 8 Qualifikationsstufen sie zuzu-ordnen sind.

Vor 5 Jahren wurde von den zuständigenMinistern von 32 europäischen Staatenbeschlossen, einen EuropäischenQualifikationsrahmen (EQR) einzufüh-ren. Gemeint ist damit ein gemeinsamerBezugsrahmen für die Anerkennung undÜbertragbarkeit von Qualifikationen, alsovon Bildungsabschlüssen. Dieser soll nunauf nationaler Ebene im DeutschenQualifikationsrahmen umgesetzt werden.

Dazu haben Bund und Länder u.a. einenArbeitskreis aus Akteuren aus derHochschul- und beruflichen Bildung, So-zialpartnern und Experten aus Wissen-schaft und Praxis einberufen. Ein Entwurfwurde im Februar 2009 vorgelegt.

Wichtig bei deren Arbeit ist Transparenzin den Wegen zu Entscheidungen und dieumfassende Beteiligung der Betroffenenan den Entscheidungsprozessen, um de-ren Bedürfnisse bestmöglich zu berück-sichtigen und um an führender Stelle eu-ropäische Bildungspolitik mitzugestalten.

DUZ 09/2009, Frank van Bebber,21.08.2009, www.duz.de/docs/artikel/

m_09_09raster.htmlDUZ 10/2009

www.bmbf.de/de/3322.php

Hochschulen wollen attraktiv für aus-ländische Studenten sein. Das Problem:Sie können es nicht beweisen. DieOECD arbeitet deshalb an einem PISA-Test für Hochschulen, um die Qualitätder Lehre international zu vergleichen.

Gerüchtehalber werden Hochschul-rankings vor allem von Universitätsprä-sidenten und chinesischen Müttern gele-sen“, schreibt die Organisation für wirt-

PISA-Test für Hochschulen

Experten suchen die Rankings der Zukunft

schaftliche Zusammenarbeit und Entwick-lung (OECD) auf ihren Internetseiten zumThema Rankings für die Lehre(www.oecd.org/edu/ahelo).

In dieser Anspielung steckt ein wahrerKern, glaubt Richard Yelland. Der Leiterder Hochschulabteilung des OECD-Bildungsdirektorats in Paris sieht bei vie-len Rankings die Gefahr, dass sie den Ein-druck erwecken, eine Hochschule als Gan-

zes zu bewerten, obwohl lediglich die For-schungsleistung beurteilt wird. Der ge-samte Bereich Qualität der Lehre falledabei unter den Tisch, so Yelland.Die OECD erprobt deshalb zur Zeit in ei-ner Studie ein HochschulPISA, eine ArtLehrRanking.

Die Fachhochschulen in Deutschland tau-chen kaum auf in den großen Rankingsder TongjiUniversität Shanghai oder des

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Aktuelles

Times Higher Education Supplement(THES), weil dort Forschungsleistungenwichtig sind.Um eine Mindestqualität von Rankings zugewährleisten, wurde im Jahr 2004 aufInitiative der UNESCO und des Institutefor Higher Education Policy (IHEP) inWashington die International ExpertRanking Group (IREG) gegründet. Siekümmert sich um die Einhaltung vonStandards.Auf dem IREG-Treffen in Berlin vor dreiJahren beschlossen die Experten, die ei-gene Arbeit klaren Regeln zu unterwer-fen, und verabschiedeten die „BerlinPrinciples on Ranking of HigherEducation Institutions“, kurz: „BerlinPrinciples“. Darin mahnen sie, sich derBeschränkungen von Rankings bewusst zusein und bei länderübergreifenden

Rankings besondere Sorgfalt walten zulassen, da unterschiedliche Wissenschafts-systeme beurteilt werden. Da die „BerlinPrinciples“ nur als unterste Mindest-standards anzusehen sind, arbeitet dieIREG daran, verbindliche Maßstäbe - eineArt Gütesiegel - zu entwickeln.

Gerade für deutsche Hochschulen dürftedies eine gute Nachricht sein, denn unterihnen herrsche immer noch eine gewisseSkepsis, was die Objektivität und Validi-tät von Rankings betrifft, sagt BrigitteGöbbels-Dreyling, stellvertretende Gene-ralsekretärin der Hochschulrektoren-konferenz (HRK): „Gerade bei internatio-nalen Rankings wird zu wenig auf dienationalen Besonderheiten geachtet.“ Umdie Qualität der Lehre stärker zu berück-sichtigen, erachtet Göbbels-Dreyling ge-

trennte Rankings für Forschung und fürLehre als sinnvoll.

Für Bernd Wächter überwiegen die gutenSeiten im RankingProzess: „Hochschulensind jedenfalls nicht so komplex, dass siesich jeder Messung entziehen würden“,sagt er. Idealerweise sollten Universitätendie Rankings für sich nutzen, um ihreStrategien zu überprüfen, und sich nichtan „komischen Wettrennen um Plätze“beteiligen, sagt er. Von Alternativen wieder kompletten Abschottung hält Wäch-ter nichts: „Rankings sind da und sie wer-den auch bleiben.“

www.aca-secretariat.bewww.ireg-observatory.org

duz EUROPA kompakt 03/09 vom10.04.2009

Die jährlich erscheinende Veröffentli-chung der OECD „Education at aGlance / Bildung auf einen Blick“ be-leuchtet bildungspolitische Fragen auseiner internationalen Perspektive.

Die Ergebnisse liefern eine Orientierungs-hilfe, um die Entwicklung des deutschenBildungssystems zu bewerten undReformstrategien weiterzuentwickeln. In-haltliche Schwerpunkte sind Bildungs-beteiligung und Bildungserfolg, öffentli-che und private Bildungsausgaben, Bil-dung und Beschäftigung sowie Lehr- undLernbedingungen an Schulen.

Hoher Anteil Erwachsener mit einerberuflichen Ausbildung oder Hoch-schulreife

Aufgrund des ausgebauten Systems allge-mein bildender und beruflicher Bildungs-gänge in Deutschland ist der Anteil derBevölkerung, die mindestens über einenAbschluss des Sekundarbereichs II ver-fügt, mit 84 % gegenüber dem OECD-Durchschnitt mit 70 % sehr hoch.

Abschlüsse im Tertiärbereich sind ge-stiegen, Spitzenstellung bei Promotio-nen

Deutschland holt auf

Bildung auf einen Blick 2009

In Deutschland hat sich die Anzahl derjungen Menschen, die einen Hochschul-abschluss erwerben, erfreulich entwickelt.Hatten 1995 erst 14 % eines Altersjahr-gangs einen Abschluss im TertiärbereichA (Universitäts- oder Fachhochschul-studium) erworben, waren es im Jahr 2000bereits 18 % und im Jahr 2007 23 %.Deutschland hält bei den Absolventenweiterführender Forschungsprogramme(i.d.R. Promotionen) eine Spitzenstellung:2,3 % eines Altersjahrgangs erlangen ei-nen solchen Abschluss. Das OECD-Mit-tel liegt bei 1,5 %.

Mehr Studienanfänger in Deutschland

Die Studienanfängerquote in nationalerAbgrenzung ist von 37,1 % im Jahr 2007auf 39,3 % im Jahr 2008 gestiegen. Da-mit sind Bund und Länder dem gemein-sam auf dem Qualifizierungsgipfel verab-redeten Ziel, 40 % eines Altersjahrgangsfür ein Hochschulstudium zu gewinnen,einen wesentlichen Schritt näher gekom-men.

Hohe Erfolgsquoten beim Studium

Ein wichtiger Indikator für die Effizienzdes Bildungssystems ist die Erfolgsquote,

also der Anteil derjenigen, die ihr Studi-um erfolgreich durchlaufen und es nichtvorzeitig abbrechen. Hier liegt Deutsch-land mit einer Erfolgsquote von 77 % inder Spitzengruppe, d.h. nur 23 % brechenihr Studium ohne Abschluss ab.

Deutschland nach wie vor für ausländi-sche Studierende attraktiv

Bereits seit längerer Zeit ist Deutschlandmit 8,6 % aller ausländischen Studieren-den innerhalb des OECD-Raums nach denUSA und dem Vereinigten Königreich dasdrittwichtigste Zielland und nimmt damiteine starke Stellung auf dem internatio-nalen Bildungsmarkt ein.

www.bmbf.de/de/13920.phpwww.bmbf.de/pub/bildung_auf_

einen_blick_09_wesentliche_aussagen.pdf

Übrigens .....Was ist der Unterschied zwischen der Bi-bel und dem BGB?

Die Bibel wurde ins Deutsche übersetzt..

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Aktuelles

Prof. Dr. Ralf Dahrendorf, einer derGründerväter der Universität Kon-stanz, Sozialphilosoph, liberaler Politi-ker und Publizist ist am 17. Juni 2009in Köln gestorben. Geboren am 1. Mai1929 in Hamburg als Sohn des sozial-demokratischen Reichstagsab-geordneten Gustav Dahrendorf war seinwissenschaftliches, berufliches und öf-fentliches Leben geprägt von Vielfaltund Internationalität der Aktivitätenund Publikationen.

Nach dem Studium der Philosophie undAltphilologie in Hamburg 1947 bis 1951,das er mit einer Dissertation über denBegriff des Gerechten im Denken von KarlMarx beschloss, absolvierte er ein sozial-wissenschaftliches Postgraduierten-studium an der London School ofEconomics, an die er später als Directorzurückkehrte.Weitere Stationen seiner wissenschaftli-chen Laufbahn waren 1957 die Habilita-tion in Saarbrücken mit der Schrift „So-ziale Klassen und Klassenkonflikt in derindustriellen Gesellschaft“, 1958 die Pro-fessur für Soziologie an der Akademie fürGemeinwirtschaft in Hamburg, sein HomoSociologicus, ein Konzept, mit dem dieRollentheorie in die deutsche Soziologieeingeführt wurde (1958 veröffentlicht),Gastprofessur in New York und 1960 dieerste Professur für das Fach Soziologie ander Universität Tübingen. 1965 veröffent-lichte er „Gesellschaft und Demokratie inDeutschland“, ein „Lehrbuch vom deut-schen Selbstbild, von deutschem Unver-mögen und von deutscher Hoffnung“(„Die Zeit“).1964-67 war er außerdem Stellvertreten-der Vorsitzender des Beirats für Bildungs-planung Baden-Württemberg. Für dasLand Baden-Württemberg verfasste er alsVorsitzender des ArbeitskreisesHochschulgesamtplan beim Kultusmini-ster Baden-Württemberg den richtungwei-senden Hochschulgesamtplan (sog.Dahrendorf-Plan) und er war von 1964 bis1966 stellvertretender Vorsitzender desGründungsausschusses für die Universi-tät Konstanz. Von 1966 bis 1969 und er-neut von 1984 bis 1987 lehrte Dahrendorf

Zum Tode von Lord Ralf Dahrendorf1929 - 2009

als Professor für Soziologie an der Uni-versität Konstanz.

Nachhaltige Prägung der Uni Konstanz

Die Gestalt der Universität Konstanz hatRalf Dahrendorf nachhaltig mitgeprägt ineiner Zeit, als die erste große Welle derBildungsexpansion in Deutschland neueStrukturen im Bildungssystem herausfor-derte, für die Ralf Dahrendorf ein Vor-denker war. 1967 befragte der SPIEGELden jungen Ralf Dahrendorf zur Hoch-schulreform und seinen bildungspoliti-schen Vorstellungen. Seine Antwortensind erstaunlich: Er forderte eine Zwei-teilung des Studiums in ein Kurzstudiumvon sechs Semestern Dauer mit dem Titel„Bakkalaureus“ und ein Langstudium.

Politische Laufbahn

1967 zog er für die FDP in den Landtagvon Baden-Württemberg ein. Legendär istseine Diskussion mit Rudi Dutschke amRande des Freiburger FDP-Bundespartei-tags 1968. Sie fand auf einem Autodachstatt.

Nach einer Phase in der aktiven Politikals Landtagsabgeordneter in Baden-Würt-temberg 1968/69, Bundestagsabgeordne-ter und Parlamentarischer Staatssekretärim Auswärtigen Amt 1969/70 und EG-Kommissar in Brüssel 1970 bis 1974 setz-te Ralf Dahrendorf sein wissenschaftlichesund öffentliches Leben in England fort,als Director der London School ofEconomics 1974 bis 1984 und als Rektordes St. Antony‘s College in Oxford ab1987. Im Jahr 1993 wurde er zum Lordernannt und Mitglied des englischenOberhauses.

Das Leben von Lord Dahrendorf spieltesich im internationalen Kontext ab, ohnedass er die Verbindung zu Deutschlandund zur Universität Konstanz verlor.

Er war ein kritischer Liberaler, in seinenSchriften verband er Objektivität und Lei-denschaft. Die Freiheit war seine obersteLeitlinie. Freiheit wollte Dahrendorf auchfür die Studierenden der Universität Kon-stanz, als er den Grundstein und die Ba-sis für die Reformuniversität Konstanzlegte. Die Einheit von Forschung undLehre, mehr Freiheit, aber auch mehr Ver-antwortung, waren in dieser Zeit die nach-drücklichsten Vorgaben an Studenten undLehrende.Viele Schüler kennen Dahrendorfs Arbei-ten durch das „Dahrendorfhäuschen“: eineDarstellung der Schichtung der Bevölke-rung in der BRD. Theoretisch Interessier-ten ist er als Vertreter der Konflikt-soziologie, teilweise auch durch seineBeteiligung am Positivismusstreit in derdeutschen Soziologie bekannt, in dem diePhilosophen Karl Popper und Theodor W.Adorno in Tübingen aufeinandertrafen.

Liberale Gesellschaftstheorie

Dahrendorf galt als einer der wichtigstenVertreter einer liberalen Gesellschafts-und Staatstheorie und hat die Entwicklungder deutschen Nachkriegssoziologie maß-geblich geprägt. Ralf Dahrendorf regi-strierte auch, dass sowohl die deutscheWiedervereinigung als auch der Prozessder Globalisierung zwar auf Anstöße li-beralen Denkens zurückgingen, dass dieLiberalen aber von der Entwicklung kaumprofitierten, sondern in der Minderheitblieben. Resignieren wollte er deswegennicht. Dagegen helfe nur der stetigeKampf nach dem Motto: „Wer zulässt,dass die Freiheit eingeschränkt wird, hatsie bereits aufgegeben und verloren.“

Bildung als soziales Grundrecht

Er war ein Wanderer, ein Grenzgängerzwischen Politik und Wissenschaft. Bil-dung war für ihn ein Bürgerrecht im Sinneines sozialen Grundrechts. In der Bil-

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30 KonText 25 I November 2009

Aktuelles

dung sah er ein Fundament der Freiheit.Eine der Ursachen der Misere erkannteer in der Benachteiligung von Arbeiter-kindern an den Universitäten. Zur Demo-kratie gehörte nach Ansicht Dahrendorfsauch die Eröffnung von „Lebenschan-cen“ – ein Begriff, der in seinen Schrif-ten immer wieder auftaucht.

Seinen 80. Geburtstag am 1. Mai 2009konnte Lord Dahrendorf noch im Kreisvon 20 intellektuellen Weggenossen ausaller Welt am St. Antony‘s College inOxford begehen. Mit Jürgen Habermas,Fritz Stern, Antony Giddens, TimothyGordon Ash und anderen hatte er dort überdie Freiheit diskutiert.

Grenzgänger zwischen Geist und Tat

Wenige Tage später nahm er in Darmstadtden Schader-Preis entgegen. Mit ihm wer-den Gesellschaftswissenschaftler für ihrenBeitrag zur Lösung aktueller gesellschaft-licher Probleme ausgezeichnet. Es solltesein letzter öffentlicher Auftritt werden.In seiner Dankesrede reflektierte er nocheinmal sein Lebensthema: Die Verantwor-tung des Wissenschaftlers als Grenzgän-

ger zwischen Geist und Tat. Er brachtehier noch einmal auf den Punkt, was ihnim Laufe seiner 80 Jahre vorangebrachthat: von der Jugend in Opposition zumNationalsozialismus über Studium undWissenschaft in die Politik und zurück inForschung, Lehre und Publizistik. Rerumcognoscere causas war ein zentraler Leit-satz: er wollte den Dingen auf den Grundgehen. Und er konnte wie kaum ein an-derer die Dinge auf den Punkt bringen.An dem wissenschaftlichen Symposiumzum Thema „Eliten“ - ein zentrales The-ma in seinem Oeuvre -, das die Universi-tät Konstanz am 25. Mai 2009 zu seinenEhren veranstaltete, konnte er wegen sei-ner schweren Erkrankung nicht mehr teil-nehmen.Prof. Gerhart von Graevenitz, der Rektorder Universität Konstanz, trauert um RalfDahrendorf als großen Freund und För-derer der Universität Konstanz, der ihreEntwicklung vom ersten Tag an aus derNähe und aus der Ferne begleitet hat: „MitLord Dahrendorf ist nicht nur das letzteMitglied des Gründungsausschusses derUniversität Konstanz gestorben, nicht nureiner ihrer Erstberufenen, sondern eingroßer Förderer unserer Universität. Lord

Dahrendorf hat unbeschadet seiner natio-nal wie international maßgeblichen Rolleals Wissenschaftler immer wieder mit un-ermüdlichem Engagement in die Geschik-ke der aufstrebenden Hochschule am Bo-densee eingegriffen, indem er sie nicht nurin wissenschaftlicher, sondern auch inhochschulpolitischer Hinsicht von seinemherausragenden Intellekt und seinem gro-ßen Erfahrungsschatz profitieren ließ. Wirtrauern um einen Freund.“

Universität Konstanz

Pressemitteilung Nr. 98, 18.06.2009

21. Juni 2009, www.badische-

zeitung.de/lord-ralf-dahrendorf-ist-tot

www.spiegel.de/kultur/literatur/

0,1518,631166,00.html

http://de.wikipedia.org/wiki/

Ralf_Dahrendorf

www.baden-wuerttemberg.de/

sixcms/media.php/598/

50j_brosch_festakt.pdf

www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/

2096427_0_9223_-zum-tod-von-ralf-

dahrendorf-ein-deutscher-lord-und-

liberaler.html#

Susanne Rometsch

Im Tagesspiegel vom 6. September 1995hält Ralf Dahrendorf ein leidenschaftli-ches Plädoyer für unparteiliche und un-abhängige Zeitungen und berichtet überdie Zeit im Mai 1945, als die sowjetischenPanzer durch die Straßen rollten und dieFreiheit langsam begann, ihre Stimme zuerheben.„Es war die Stunde Null gekommen, wiesie mit Recht später genannt wurde. Aberdie zarte Stimme der Freiheit blieb klarund fest, und sie kam näher, ihre Kraftwuchs. Ein neuer Ton kam in unser Le-ben. Was würde er uns bringen? Wir ent-deckten die Hoffnung. Es konnte, ja mußtebesser werden. Wir begannen, ganz lang-sam noch, zu begreifen, daß es an unsselbst lag, ob alles besser wird. Ein Fen-ster hatte sich geöffnet, nein, viel mehr,ein Tor - wie das Lagertor, durch das derVollstreckungskommissar des KZs meinenFreund Eduard Grosse und mich EndeJanuar in die ganz und gar relative Frei-heit des sich auflösenden Nazi-Deutsch-land gestoßen hatte. Der Vergleich mit

dem Geschick meines Vaters stimmt eher,mit den Zuchthaustoren, durch die diepolitischen Gefangenen in die Freiheit lie-fen.Also Freiheit. Die Stimme setzte sich all-mählich durch. Sie wurde auch im Wort-sinn zur Stimme.“Dahrendorf sinniert weiter über den Be-ginn der Pressefreiheit. Aber „Zunächstschien es vielen, daß Meinungsfreiheitnicht nur Partei, sondern auch Partei-presse heißen müsse.....In Nachkriegs-deutschland waren es vor allem die Ame-rikaner, die eine parteifreie Presse geför-dert haben.Im Laufe der Zeit wurde vor allem einesdeutlich: es würde keine tonangebenden„nationalen“ Zeitungen geben, kein „LeMonde“ und keine „Times“. Vielmehrblieb und bleibt die regionale Bindung dergroßen Zeitungen stark und für viele Men-schen ist die Regionalzeitung die einzigeInformationsquelle. In meiner deutschenWohngegend erlebe ich das u.a. beim„Südkurier“ und der „Schwäbischen Zei-

tung“, die allesamt in diesen Monatenauch ihren 50. Geburtstag feiern. Deutsch-land hat in diesem Sinne keine große Pres-se mit Weltwirkung.Aber die Zeitungen müssen sich öffnen,wenn sie den Ton angeben wollen. Esmuss spannend zugehen, aufregend sein,auch exzentrisch, oft mit einem SchußHumor, aber auch mit deutlichen, manch-mal überdeutlichen Worten.Längst ist die Stimme der Freiheit nichtmehr zart und fern in Deutschland. Sieist zu einer mächtigen Stimme ange-schwollen...die Mitteilungen wurden kür-zer, informationsärmer und sensations-reicher, die Zeitungen zum Teil der neu-en Welt der Medien und Medien zu Wirt-schaftsunternehmen von wachsender Be-deutung. Aber die Zeitung bleibt weiter-hin von allen Medien das wichtigste, wennes um die Freiheit geht.... Sie ist ja einedoppelte Freiheit, die der Information unddie der Meinung.“

www.tagesspiegel.de/storage/med/pdf/2578_dahrendorfdritte.pdf

Dahrendorf: Die zarte Pflanze der Freiheit

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Universität

Prof. Wolfgang Seibel

Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Die Heidelberger Akademie der Wissen-schaften hat den Konstanzer Politik- undVerwaltungswissenschaftler Prof. Wolf-gang Seibel zum ordentlichen Mitgliedgewählt. Der Rektor der Universität Kon-stanz Prof. Gerhart v. Graevenitz gratu-liert dem renommierten Wissenschaftlerzur Aufnahme in die traditionsreiche Aka-demie: “Ein großartiger Erfolg! WolfgangSeibel zeichnet sich durch hervorragendewissenschaftliche Leistungen aus, er ge-staltet darüber hinaus die öffentliche Dis-kussion zu seinen Forschungsthemen ineiner sehr aktiven und engagierten Formmit. Bestes Beispiel dafür ist die aktuelleDiskussion um den Bologna-Prozess. Ichgratuliere Wolfgang Seibel herzlich per-

sönlich und auch im Namen der Univer-sität Konstanz.”

Die Heidelberger Akademie der Wissen-schaften, die im Juli 2009 ihr 100-jähri-ges Jubiläum feierte, wurde 1909 in derTradition der 1763 durch Kurfürst Carl

Theodor gegründeten KurpfälzischenAkademie als badische Akademie derWissenschaften konstituiert. DemGründungsgedanken, die herausragendenWissenschaftler des Landes zum fächer-übergreifenden Gespräch und gemeinsa-mer Grundlagenforschung zusammenzu-führen, ist die Heidelberger Akademie treugeblieben. Die Akademie versteht sich alsGelehrtengesellschaft und moderne außer-universitäre Forschungseinrichtung zu-gleich. Sie veranstaltet wissenschaftlicheTagungen sowie öffentliche Vortragsrei-hen und fördert den wissenschaftlichenNachwuchs.

Universität KonstanzPressemitteilung Nr. 116, 20.07.2009

KonText 25 I November 2009 31

Berndt Keller geht nach 22 Jahren alsProfessor für Arbeitspolitik in den Ruhe-stand. Über seine Motivation Professorzu werden, die übertriebene Jagd nachDrittmitteln und seine Minderheiten-position am Fachbereich diskutierte er mitden Powalter-Redakteuren InesBurckhardt und Jan Marcus. Hier einAuszug des Interviews.

Was bereuen Sie im Rückblick auf IhreZeit am Fachbereich?Wir haben mit der stärkeren Strukturie-rung des Curriculums zu lange gewartet.Bis in die frühen 90er Jahren war dasCurriculum viel zu unstrukturiert. Es gabzu viele Wahlfreiheiten. 1993 fanden wirdann endlich einen sinnvollen Mittelwegzwischen den extremen Polen Über- undUnstrukturiertheit mit der bestenPrüfungs- und Studienordnung, die wir jehatten.

Und heute?Die jetzigen Prüfungs- und Studien-ordnungen sind zu stark reglementiert.

Warum sind Sie Professor geworden?Anders als den Studierenden heute stan-

Berndt Keller

Zu viel Reglementierung im Studium

den uns Anfang der 1970er Jahre alleMöglichkeiten offen. Der Professoren-Beruf schien mir der Reizvollste: Profes-soren hatten einen hohen Grad an Auto-nomie, die Sozialwissenschaften wurdengerade ausgebaut und es war für michauch eine gute Möglichkeit, länger in dieUSA zu gehen. Außerdem war es politischeine bewegte Zeit: Die Themen lagen aufder Straße.

Haben Sie das Gefühl, die Gesellschaftverändert zu haben?Ich denke schon. Einerseits wirkt mannach außen durch Publikationen, Vorträ-ge und Kooperationspartner.Zum Beispiel arbeite ich eng mit einigenVerbänden und Instituten zusammen. Zubestimmten Themen kommen immer wie-der Anfragen, etwa aktuell zu Flexicurity,zu atypischen Beschäftigungsverhältnis-sen oder zur Arbeitspolitik in der EU.Andererseits richtet man viel in den Köp-fen der eigenen Studierenden an.

Zum Beispiel?Indem man aus einem Universum an Op-tionen einzelne Themen und Fragestellun-gen auswählt, ihnen eine bestimmte Struk-

tur gibt, Methoden und Verfahren zu ih-rer Behandlung vorschlägt und, last butnot least, auch Wertungen vornimmt.

Engagieren Sie sich gesellschaftlichoder politisch?Politisches Engagement lässt sich beimeinen Themen kaum vermeiden. Mirgeht es aber nicht darum, einer Partei denRücken zu stärken, sondern meine Positi-on zu bestimmten Fragen nach außen zuvertreten – auch wenn man dann das näch-ste Mal nicht mehr eingeladen oder ge-fragt wird. Man muss aufpassen, nichtdafür herzuhalten, einer bestehendenMeinung professorale Würden zu verlei-hen. Manche Journalisten oder Verbands-vertreter wollen nur ihre eigene Meinungbestätigt haben, etwa aktuell zu Fragenvon Mindestlöhnen oder zu Entwicklun-gen in der EU.

Welche Wünsche wollen Sie sich nachdiesem Semester erfüllen?Ich werde neben einigen Papers zweiMonographien fertig stellen, weiterhinmeinen eingegangenen Verpflichtungen inBeiräten und anderen Gremien nachge-hen sowie Betreuer im Rahmen eines aus-

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Universität

32 KonText 25 I November 2009

wärtigen Promotionskollegs, Gutachterund Mitherausgeber einer Zeitschrift blei-ben. Außerdem steht ein Antrag auf einForschungsprojekt an. Die Aktivitätensind nicht zu Ende, wenn man aussteigt.Das ist der Unterschied zwischen Profes-soren und den meisten anderen Berufen.Mein Vorbild ist da Gerhard Lehmbruch.

Das klingt ja so, als ob alles beim Altenbleiben würde. Wieso wollen Sie dannüberhaupt weg?Mich stören die vielen Verpflichtungen,die mit dem Professorenberuf einherge-hen, insbesondere die Selbstverwaltungmit der ganzen Gremienarbeit. Man kannmeinen Weg auch „Freiräume für Kreati-vität“ auf einer sehr individualistischenBasis nennen – ohne negative externe Ef-fekte.

Werden Sie die Lehre dann nicht ver-missen?Nein, in dieser Heftigkeit nicht: Der Um-fang der Lehre hat im Laufe der Jahrestark zugenommen, von sechs über achtauf jetzt neun Semesterwochenstunden,was im internationalen Vergleich unge-wöhnlich hoch ist. Unsere US-amerika-nischen Kollegen, die sonst gern als vor-bildhaft angeführt werden, lehren dieknappe Hälfte unseres Deputats. – Außer-dem habe ich, seit ich meinen erstenAssistentenvertrag Anfang der 1970erJahre bekam, regelmäßig zahlreiche Lehr-veranstaltungen durchgeführt.

Gibt Ihnen die Umwidmung Ihres Lehr-stuhls (*), nicht das Gefühl, ein Auslauf-modell zu sein?Jede Generation sollte ihre Chance haben,eigene Prioriäten zu setzen. Die generelleFrage aber bleibt: Ist es sinnvoll, den Fach-bereich auf IB (einschließlich Konflikt-forschung) und Management zu konzen-trieren? Ich bin mir da nicht sicher. IBwäre aus verschiedenen Gründen nichtmeine Priorität.Zudem ist der Fachbereich heute viel we-niger interdisziplinär zusammengesetztals früher, als er auch Ökonomen undSoziologen hatte. Heute ist der Fachbe-reich viel stärker politikwissenschaftlichausgerichtet. Ich persönlich würde einenLehrstuhl für Organisation einrichten. Derfehlt hier.

Wie sehen Sie die Einführung von BAund MA?Ich bin sehr skeptisch. Das BA-/MA-Mo-dell ist über uns gekommen wie die Nachtübers Land. Die Einführung war eine po-litische Entscheidung, sonst nichts. Es gabkeinen Wettbewerb der Systeme. Insbeson-dere die Jobaussichten nach dem BA-Abschluss sind völlig unklar und auch dieangestrebte Internationalisierung wirdkaum erreicht. In der langen Umstellungs-phase war es für uns zudem schwierig zuentscheiden, welche Gruppe von Studie-renden wir im jeweiligen Semester ent-täuschen mussten.

Was möchten Sie dem Fachbereich mitauf den Weg geben?Wie gesagt, eine Stelle für Organisations-forschung wäre sinnvoll. Die ausgepräg-te Methodenausbildung sollte unbedingtbeibehalten und um Wissenschaftstheorieerweitert werden. Dann empfehle ich ins-gesamt eine stärkere Orientierung auf ver-schiedene Politikfelder, was früher dieStärke des Fachbereichs auch in derAußenwahrnehmung war, aber nicht mehrist. Innerhalb des Fachbereichs täte mehrMulti- bzw. Interdisziplinarität gut. Siehat aus meiner Erfahrung eher Vor- alsNachteile. Außerdem ist die Verteilung derRessourcen am Fachbereich sehr ungleich.

Was meinen Sie damit?Werden einem beispielsweise Mitarbeiter-stellen zugeteilt, kann man natürlich vie-le Tätigkeiten delegieren. Dementspre-chend müssen sich eben auch die Aktivi-täten vor allem in der Selbstverwaltungverteilen. Die Ungleichheit an sich istnicht das Problem. Aber die Aufgabenkönnen dann nicht für alle dieselben sein,was nicht alle Kollegen einsehen wollen.

Würden Sie heutigen Studenten zu ei-ner Unikarriere raten?Ich kann das nicht mehr reinen Gewis-sens tun. Die Bürokratisierung der Uni istweit fortgeschritten, der Spielraum derProfessoren enger geworden. Heute gehtes hauptsächlich darum, wie manForschungsmittel besorgen kann, um sei-ne Drittmittelstatistik aufzubessern. Daswar früher anders. Außerdem sind dieUngewissheiten beträchtlich.

Was raten Sie den Studierenden für IhrStudium?Machen Sie auf jeden Fall einen Masternach dem Bachelor, in Konstanz oder an-derswo, es sei denn, Sie finden die Nadel,sprich den Traumjob, im Heuhaufen. Rea-lisieren Sie Ihre Interessen im fest-gezurrten Curriculum und belegen SieKurse, die nicht im Curriculum stehen.Das erweitert den Horizont. Währendmeines Studiums habe ich mich zum Bei-spiel viel mit Wissenschaftstheorie be-schäftigt oder später in den USA mitPhilosophy of Science.Natürlich können Sie sagen: „Jetzt redendie Invaliden vom Krieg“. Das Studiumwar zu meiner Zeit schließlich noch an-ders, nicht so durchgeplant. Aber nutzenSie, was die Uni Ihnen bietet!

Anm. d. Red.: (*) Kellers Lehrstuhl wirdab nächstem WS als „Politikwissenschaft,insbesondere Internationale Politik“ aus-geschrieben.

Auszug aus PoWalter 41, SS 2009,

http://www.konnet-ev.de/download/

powalter/powalter41.pdf

Wir danken dem PoWalter für dieses

ausgezeichnete Interview,

die KonText-Redaktion

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Universität

KonText 25 I November 2009 33

Die Befragung der Bachelorabsolventender Universität Konstanz ging in die-sem Jahr bereits in die dritte Runde.Vorliegender Bericht basiert auf einerim Frühjahr 2009 durchgeführten On-line-Befragung und kann durch die imZeitverlauf gestiegene Zahl derBachelorabsolventen auf eine anspre-chende Stichprobe von 339 Befragtenbei einer Rücklaufquote von 61 Prozentzugreifen.

Im vorliegenden Bericht werden Statisti-ken der studentischen Abteilung sowieBefragungsdaten zu den Bachelor-absolventen des jüngsten Jahrgangs derUniversität Konstanz analysiert (Ab-schlüsse im Wintersemester 2007/08 oderSommersemester 2008). Wie in den ver-gangenen Jahren setzt die Befragung ei-gene Akzente: einer stärker differenzier-ten Bewertung der Studieninhalte und -strukturen wurde mehr Platz eingeräumt.Stark gekürzt wurde dafür das Modul zumÜbergang in den Arbeitsmarkt. Aufgrunddes kurzen zeitlichen Abstands zwischenStudienabschluss und Befragungs-teilnahme (vier bis max. 15 Monate) hät-te lediglich eine Momentaufnahme gelie-fert werden können. Ausschlaggebend warzudem, dass die Universität Konstanz sichinzwischen an der bundesweiten Ab-solventenstudie des Internationalen Zen-trums für Hochschulforschung in Kassel(INCHER) beteiligt. Dort werden alleAbsolventen, also auch diejenigen vonauslaufenden Studiengängen (Magister/Diplom), Abgänger mit Promotion, mitMasterabschluss und Staatsexamen etwazwei Jahre nach Studienabschluss befragt;ein Schwerpunkt bildet dabei die Einmün-dung in den Arbeitsmarkt.

Die Universität Konstanz hat ihr Studien-angebot (außer Rechtswissenschaft undLehramt) inzwischen komplett umgestellt,die letzten Magister- und Diplompro-gramme laufen aus.

Der Absolventenjahrgang 2007/08 bildetdie Grundgesamtheit des folgenden Be-richts. Mit knapp einem Viertel stammendie meisten (23 %) der 575 Absolventen

Aktuelle Befragung:

Studium und Verbleib der Bachelorabsolventen 2007/08 der Uni Konstanz

aus dem Studiengang Politik-/Verwal-tungswissenschaft. An der Befragung nah-men davon 86 Absolventen teil.

Bei gut der Hälfte der Studienabgänger(52,7%) besitzt mindestens ein Elternteileinen Hochschulabschluss. Dies sind deut-lich weniger als in den beiden vorherigenUntersuchungen (jeweils 58,7%). Damitfällt die Akademikerquote an der Univer-sität auch im bundesweiten Vergleich indiesem Jahr eher niedrig aus: Nach denDaten des überregionalen KonstanzerStudierendensurveys kamen 2007 an deut-schen Universitäten 60 Prozent der Stu-dierenden aus einem Elternhaus mit min-destens einem Akademiker.

Für die gelungene Umsetzung des Bolo-gna-Prozesses ist die Studierbarkeit derBachelorstudiengänge innerhalb der vor-gesehenen Regelstudienzeit von sechsSemestern zentral. Nach der Prüfungs-statistik des Studienjahrs 2007/08 liegt diedurchschnittliche Fachstudiendauer mit6,8 Semestern um fast ein Semester dar-über. Im Studiengang Politik/Verwaltungliegt die Studiendauer bei 6,3 Jahren.Die aktuelle „Schwundquote“, also derAnteil der Studierenden, die ein begon-nenes Studium nicht beenden, liegt bei50 %, wobei in Politik/Verwaltung nachdem 4. Fachsemester ein besonders hoherRückgang der Studierendenzahlen beob-achtet wird.Im Zusammenhang mit der Studiendauerist interessant, ob die Studierenden nebendem Studium erwerbstätig sind oder sichganz ihrem Studium widmen können. Inder diesjährigen Befragung geben fastzwei Drittel der Absolventen (64,3%) min-destens eine studienbegleitende Erwerbs-tätigkeit an.

Der Bologna-Prozess zielt auf eine För-derung der internationalen Mobilität derStudierenden. Gerade die zeitliche Straf-fung des Bachelorstudiums könnte dieseMobilität jedoch behindern. Nicht zuletztdeshalb interessieren die Häufigkeit, Mo-tive und möglichen Hinderungsgründe derAuslandsaufenthalte. Von den Befragtenhat ein gutes Viertel (27,8%) ein Aus-

landssemester absolviert. Den höchstenAnteil verzeichnet die Politik- undVerwaltungswissenschaft, hier haben 74,4Prozent einen studienbezogenen Aus-landsaufenthalt absolviert.

Hinsichtlich der abgefragten Aspekte zurQualität der Lehre fällt die Bewertung –wie schon in den Vorjahren – ambivalentaus. Die Absolventen aus der Politik- undVerwaltungswissenschaft beurteilen ihrenStudiengang in fast allen Punkten über-durchschnittlich gut, die Verknüpfung mitForschungsfragen und die Struktur desStudienganges erhalten hier die bestenWerte aller Fächer. Allgemein – auch inder PV – nicht so gut beurteilt wird dieRelevanz der Lehrinhalte für die berufli-che Praxis. Und verbessert werden solltebesonders die Betreuung und Beratungdurch die Lehrenden, basierend vor allemauf der extrem schlechten Betreuungs-relation von 64:1.

In der Politik- und Verwaltungswissen-schaft beenden kaum Absolventen nachdem Bachelorabschluss ihre Studientätig-keit. 83,7 % der befragten Absolventen derPolitik/Verwaltung beabsichtigen ein wei-teres Studium und nennen die Verbesse-rung der Berufschancen als dominieren-den Grund. Die hohen Übergangsquotenin das Masterstudium sprechen gegen eineAnerkennung des Bachelors als berufs-qualifizierenden Regelabschluss. Aller-dings besteht bei Politik/Verwaltung eineüberdurchschnittlich hohe Abwande-rungsquote. Für die Wahl einer anderenHochschule sind in erster Linie inhaltli-che und fachliche Aspekte ausschlagge-bend, aber auch der Wunsch nach einerVeränderung im persönlichen Lebensum-feld gilt als Hauptmotiv. Dabei gelingt esder Universität Konstanz dann aber nicht,die besonders begabten Absolventen zubehalten.

Details und weitere Informationen:

Studie „Studium und Verbleib der

Bachelorabsolventen 2007/08 der

Universität Konstanz“, veröffentlicht

im Juli 2009: http://kops.ub.uni-

konstanz.de/volltexte/2009/8278

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Universität

34 KonText 25 I November 2009

Alumni-Beauftragte Gabriella Zimmermann

Gemeinsame Gesamtstrategie: Zugehörigkeit zur Uni vertiefen

Seit dem 1. Oktober 2008 bin ich alsAlumni/ae-Beauftragte an unsererExzellenzuniversität Konstanz tätig.Meine Aufgabe besteht darin, ein leben-diges Netzwerk zu pflegen, das den Zu-sammenhalt und die Zugehörigkeit zurUniversität (weiter)entwickelt und ver-tieft. Das Ziel ist kein Geringeres, alseine Kultur zu etablieren, die zu einer„lebenslangen Bindung an die Hoch-schule“ führt, also einer Identifikationmit der Hochschule, die bereits mit demEintritt in die Universität beginnt unddanach ein Leben lang anhält.

Dafür ist es wichtig, dass alle an einemStrang ziehen. Ich begann, Gespräche mitden Sektionen, Fachbereichen und Abtei-lungen zu führen. Wie kann unsere Zu-sammenarbeit aussehen? Lässt sich eineGesamtstrategie formulieren, unter der dieverschiedenen Aktivitäten zu bündelnsind? Welche Erwartungen, Vorstellungenund Ideen bestehen?

Aus diesen Gesprächen resultierten ersteProjekte mit dem Fachbereich der Wirt-schaftswissenschaft, dem InternationalOffice, dem Hochschulsport und der Pres-sestelle.

Glücklicherweise kam es auch schon baldzu einer personellen Aufstockung, beste-hend aus einer Sekretariatsstelle (25%),einer Aushilfe (30 Std./Monat) und einerwissenschaftlichen Hilfskraft (60Std./Monat). Zusammen begannen wir, das„Alumni/ae-Büro“ aufzubauen. Nachfol-gend ein kleiner Rückblick, was in denvergangenen Monaten erreicht wurde so-wie ein kurzer Ausblick auf Künftiges.

Alumni-Treffen in Berlin

Die erste größere Veranstaltung war einTreffen Konstanzer Alumnae und Alumniin Berlin. Gemeinsam luden die Univer-sität Konstanz und die Stadt Konstanz zueinem Regionaltreffen in die Landesver-tretung Baden-Württemberg nach Berlinein. Rund 200 in und um Berlin lebendeAlumni/ae wurden begrüßt vom Leiter derAbteilung für Politische Angelegenheitender Landesvertretung, MinisterialdirigentDr. Claus-Peter Clostermeyer, dem Rek-tor Gerhard von Graevenitz sowie demOberbürgermeister Horst Frank. VonGraevenitz und Frank gaben einen kur-zen Überblick über die neueren Entwick-lungen in der Stadt und auf dem Campus.Das musikalische Rahmenprogramm ge-staltete die Combo der Uni Big Band, de-ren Mitglieder ebenfalls extra nach Ber-lin gereist waren. Durch den Einbezugstudentischer Gruppen, wie hier der Com-bo der Uni Big Band, werden „Prä-Alumni/ae“, also Studentinnen und Stu-denten, in die diversen Veranstaltungeneinbezogen. Sie fungieren bei ihren Kom-militoninnen und Kommilitonen alsMultiplikatorInnen und tragen dazu bei,das Alumni/ae-Netzwerk frühzeitig unterden Studierenden bekannt zu machen. DieVeranstaltung war ein großer Erfolg. Erstum 2.00 Uhr nachts verließen die Letztendie Landesvertretung.

Zielgruppenspezifische Aktivitäten

Generell muss bei Veranstaltungen auchbedacht werden, dass sich je nach Lebens-phase und beruflicher Position derAlumni/ae auch die Interessen differen-zieren. Um das Ziel der „lebenslangenBindung an die Hochschule“ zu erreichen,müssen daher auch zielgruppenspezifischeAktivitäten angeboten werden, die sichbeispielsweise an dem Status, der aktuel-ler Lebensphase, Hobbys und Interessenorientieren.

Dieser Überlegung wurde in der folgen-den Veranstaltung Rechnung getragen,dem zweitägigen „Alumni/ae-Tennis-Event“ anlässig der Deutschen Hochschul-

meisterschaften (DHM) im Tennis im Mai2009. Die DHM finden im jährlichenWechsel in Hamburg und Konstanz statt,Austragungsort 2009 war Konstanz. Zu-sammen mit dem Hochschulsport wurdentennisspielende Alumni/ae zur Finalrundeder DHM nach Konstanz eingeladen. Ne-ben einem Sektempfang zur Finalrundestanden am folgenden Tag ein Frühstückmit dem Rektor in der Universität Kon-stanz auf dem Programm sowie ein„Alumni/ae-Tennis-Turnier“ auf demKonstanzer Uni-Sportgelände.

In einem „Kontaktseminar für Schülerin-nen und Schüler“ mit KonstanzerAlumnae und Alumni beantwortetenAbsolventInnen der Universität Konstanzdie Fragen von Schülerinnen und Schü-lern. Sie erläuterten, warum sich ihrerMeinung nach ein Studium an der Uni-versität Konstanz lohnt und wie ihr eige-ner Werdegang nach diesem Studium ver-lief.Zwei erfolgreiche Schriftstellerinnen,Alumnae unserer Uni, lasen in der Stu-diobühne der Universität aus ihren Wer-ken.Diese drei Veranstaltungen waren in den„Tag der offenen Tür“ eingebunden. Siewaren recht öffentlichkeitswirksam undführten ebenso wie das Regionaltreffen„Konstanzer in Berlin“ sowie das„Alumni/ae-Tennis-Event“ zu zahlreichenpositiven Rückmeldungen.

Netzwerk internationaler Alumni

Ein Schwerpunkt meiner Arbeit ist esauch, das Netzwerk internationalerAlumni/ae zu vergrößern und zu festigen.Die größte Gruppe unserer internationa-len Alumni/ae findet sich mit über 500Ehemaligen in China. In Shanghai gibtes bereits seit 2004 einen offiziellenAlumni/ae-Club. Zur Stärkung und Er-weiterung der deutsch-chinesischenAlumni/ae-Zusammenarbeit wurde beimDAAD erfolgreich ein Antrag für eineFachtagung in China gestellt. Das The-ma „Umgang mit der Wirtschaftkrise inDeutschland und China. Wirksamkeit derKonjunkturpakete und Perspektiven nach

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Universität

KonText 25 I November 2009 35

der Krise“ war von chinesischer Seite an-geregt worden. Die Agenda erstellten wirdann gemeinsam in einem partizipativenProzess. Die Fachtagung wird von einerTischmesse begleitet, an der Unter-nehmensvertreter aus der Bodenseeregionund aus Shanghai teilnehmen. Dieses fürSeptember 2010 geplante Projekt ist aufeine breite Kooperation ausgelegt. Internfindet eine Zusammenarbeit mit dem In-ternational Office und dem FachbereichWirtschaftswissenschaft statt, extern mitder Industrie- und Handelskammer Hoch-rhein Bodensee. Veranstaltungsort sindunsere chinesischen PartneruniversitätenJiao-Tong-University und Tongji-University in Shanghai.

Neugestaltetes Alumni-Portal

Abschließend noch ein paar Worte zumAlumni/ae-Portal, das zu einer lebendi-gen, virtuellen Online-Community ausge-baut wird. Gut platziert auf der Eingangs-seite der Universität öffnet sich das inzwi-schen neugestaltete Portal mit einemGrußwort des Rektors, Ulrich Rüdiger.Ihm übergab Gerhart von Graevenitz am30. September 2009 um Mitternacht dieAmtskette.

Schauen Sie rein ins neue Portal:

Unter dem Menüpunkt „Erinnerungen“finden Sie die Rubrik „So haben wir dieUni erlebt…“ Lesen Sie, was der Alumnusmit der Matrikelnummer 1 erzählt und wiees weiteren Alumnae und Alumni erging.Ich lade Sie auch ganz herzlich ein, IhreErinnerungen ebenfalls ins Portal zu stel-len. Wie haben Sie selbst die Uni erlebt,was ist Ihnen besonders in Erinnerunggeblieben?

Schicken Sie mir Ihren Beitrag, jedeErinnerung trägt dazu bei, das Alumni/ae-Portal bunter und interessanter zu ma-chen. Ich freue mich auf Ihre Rückmel-dung!

[email protected]

http://cms.uni-konstanz.de/alumni/

Als Betreuer für den Arbeitsaufenthaltkommt Herr Michael Schumacher öfter inKontakt mit dem Leben und Denken desPowalters...

Viele Zeitungen schreiben derzeit überdie Umstellung von Magister/ Diplomauf Bachelor und Master. Der einheit-liche Tenor der meisten dieser Artikelist, dass der Leistungsdruck durch denBologna-Prozess zugenommen und dasfreiwillige Engagement der Studieren-den abgenommen hat. Wie nehmen Siedie Situation wahr?

Generell kann man die Richtung dieserTendenz unterstreichen. Allerdings istdagegen zu halten, dass das persönlicheEngagement der Studierenden nichtnachlässt. Was nachlässt, ist die Verbun-denheit mit den Parteien.

Michael Schumacher

Das Miteinander ist wesentlich

Sie würden also auch sagen, dass dieStudierendenschaft unpolitischer ge-worden ist?

Ja, eindeutig. Ich weiß nicht, ob das nach-lassende Engagement auf den Leistungs-druck zurückzuführen ist. Das würde kei-nen Sinn machen, da ein Bachelor-Studi-um auch in acht bis zehn Semestern mög-lich ist. Früher gab es einige Langzeit-studenten, die Vieles neben dem Studiumgemacht haben, das sich im Lebenslaufgut verkaufen lässt. Die jungen Studen-ten glauben, dass ein langes Studium ihreChancen auf dem Arbeitsmarkt ver-schlechtert. Ich sehe das nicht so und ver-weise auch auf die Arbeitgeberkonferenzund persönliche Gespräche: politischesund ehrenamtliches Engagement wirktsich überhaupt nicht negativ auf die be-ruflichen Chancen aus.

Haben Sie Vorschläge, wie die Situati-on verbessert werden könnte?

Ich verweise in meiner Sprechstunde undin den Einführungsveranstaltungen ver-mehrt darauf hin, dass die Studiendauernicht das Entscheidende ist. Das MITEIN-ANDER Arbeiten erachte ich als wesent-liche Fähigkeit, die wir den Studierendenmitgeben wollen.

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Universität

36 KonText 25 I November 2009

Man hört immer wieder, der Konkur-renzdruck unter den Studierenden neh-me weiter zu. Pflichten Sie dem bei?

Im Vergleich zu meinem Studium kannich dies bejahen. Einen möglichen Grundsehe ich in der starren Vorgabe der Re-gelstudienzeiten. Früher hat es keine Rollegespielt, wann das Vordiplom absolviertwurde bzw. wann man dann definitiv fer-

tig wurde. Das Studium ist härter gewor-den. Auch die Konkurrenz unter den Stu-denten hat zugenommen.Jedoch erlebe ich es auch immer wieder,dass Studenten in meine Sprechstundekommen, weil sie sich um ihre Kommili-tonen sorgen. Ich finde es sehr auffällig,dass sich die Powalter umeinander küm-mern und sich füreinander einsetzen.

Auszug aus PoWalter 41, SS 2009www.konnet-ev.de/download/

powalter/powalter41.pdf

Wir danken dem PoWalter für diesesausgezeichnete Interview,

die KonText-Redaktion

Semesterapparat, Studiticket,Prüfungssekretariat, Kopierkarte,Mensakarte … alles ist neu, der Studi-engang voll unverständlicher Regelnund die Uni riesig?

Wir haben für alle Fragen rund ums Stu-dium aber auch ums Leben in Konstanzein offenes Ohr. Wie auch schon letztesJahr wird es wieder ein Helpdesk für alleStudienanfänger zu Beginn des Semestersgeben. Zum Helpdesk oder in die Fach-schaft könnt ihr mit allem, was euch aufdem Herzen liegt, gehen.

Zufluchtsstätte

Auch während des Semesters ist die Fach-schaft eine Zufluchtsstätte für(prüfungsgestresste) Seelen und eure In-teressenvertretung in den Gremien desFachbereichs. Und natürlich auch zumrelaxen, wo sonst an der Uni findet maneinen so tollen Kicker wie bei uns?

Neues von der Fachschaft Politik & Verwaltung

Zukunft des Studiengangs mitarbeiten,wie z.B. durch die Mitarbeit bei der Ver-wendung der Studiengebühren.

Richard Kirchberg

Unterstützung im Unialltag

Für den Unialltag versuchen wir, euch mitRat und Tat zur Seite zu stehen. Beispiels-weise durch unser umfangreiches Klausur-archiv und den großen Erfahrungsschatz,aus dem die Fachschaftsmitglieder berich-ten können.

Also Lust bekommen, euch für die Fach-schaft zu engagieren? Oder wollt ihr ein-fach nur wissen, wie’s bei uns abläuft oderhabt Fragen zum Studium? Dann kommtzu unseren Sitzungen oder während denPräsenzzeiten in D310 vorbei!

Wir freuen uns darauf, euch bald begrü-ßen zu dürfen!Larissa und Richardfür eure Fachschaft PV

Einmal pro Woche treffen wir uns in derFachschaftssitzung, in der wichtige Neu-igkeiten rund ums Studium besprochenwerden und in der wir die vielen Aktio-nen der Fachschaft planen und diskutie-ren.

Vielseitige Arbeit

Unsere Arbeit ist so vielseitig und umfang-reich, dass wir uns jedes Jahr auf  Neuan-kömmlinge, die sich uns mit frischen Ide-en und viel Tatendrang anschließen undmitwirken wollen, freuen. Zu den festenEvents (Institutionen) unserer Arbeit ge-hören die Erstsemesterhöfe, Begegnungenwie das Ersti-Café, Masterempfang undder Neujahrsbrunch sowie der Skiausflugim Januar und das Grillfest im Sommer.Letztes Jahr veranstalteten wir im Dezem-ber eine Uniparty unter dem Motto „Vor-urteile“, die regen Andrang hatte.Fachschaftsparties der Politik undVerwaltungsstudenten fanden in kleine-rem Rahmen im Dezember 08 und Juni09 statt. Ihr seht, dass Studium macht vorallem auch Spaß!

Interessenvertretung

Weiterhin vertritt die Fachschaft die In-teressen der Studierenden des Fachbe-reichs in den unterschiedlichsten Gremi-en. Wichtige Gremien, um die Interessender Studierenden zu vertreten, sind dieStudiengangskommission oder derPrüfungsausschuss für Bachelor- undMasterstudenten. Hierfür wählt Ihr dieGremienvertreter oder könnt euch wäh-len lassen! Zusammen wollen wir an derLarissa von Marschall

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Universität

KonText 25 I November 2009 37

1. Herr Palz, Sie sind Koordinator derMA- und Austauschprogramme amFachbereich Politik und Verwaltungs-wissenschaft. Seit wann haben Sie die-se Position inne und wie sind Sie dazugekommen?

Ich arbeite seit Anfang Mai 2009 am Fach-bereich. Ich kannte zwar bereits vor Be-ginn meiner Tätigkeit die Stadt Konstanzund die Region, hatte aber keinen persön-lichen Bezug zur Universität Konstanz.Ich arbeitete zuvor mehrere Jahre in Spa-nien und wollte gerne nach Deutschlandzurückkehren. Ich habe mich ganz klas-sisch auf dem Stellenmarkt einer großenTageszeitung informiert und bin so auf dieStellenausschreibung in Konstanz gesto-ßen. Man hat mich dann ziemlich schnellkontaktiert, und bereits zweieinhalb Mo-nate nach Absenden der Bewerbung habehier ich mit meiner Tätigkeit begonnen.

2. Welchen Bezug haben Sie zur Poli-tik- und Verwaltungswissenschaft?

Ich schließe gerade eine Promotion imBereich Umweltpolitik-/Umweltsoziologieab, habe also einen politikwissenschaft-lichen Hintergrund. Auch zur Verwal-tungswissenschaft habe ich einen Bezug,wenn auch anderer Natur. Ich habe zweiJahre lang in der Berliner Senatsverwal-tung gearbeitet und die Prozesse in gro-ßen und komplexen Verwaltungs-strukturen kennengelernt.

3. Wie war ihr persönlicher Werdegang,bevor sie sich entschieden, diese Positi-on anzunehmen?

Ich habe an der Humboldt-UniversitätBerlin die Fächer Spanisch, Französischund Geschichte auf Lehramt studiert.Nach dem Staatsexamen wollte ich nichtmit einem Referendariat beginnen undhabe stattdessen eine Tätigkeit beimHauptstadtkulturfonds, einer in der Ver-waltung des Regierenden Bürgermeistersvon Berlin angesiedelten Einrichtung,angetreten. Aufgrund der finanziellen

Werner Palz

Der neue Koordinator der MA- und Austauschprogramme

Lage des Landes Berlin konnte diese Stelleleider nicht verlängert werden. Ich ent-schloss mich daraufhin, noch einmal andie Uni zurückzukehren und habe in Bath(England) und Madrid einen Master inEuropean Studies studiert. Während desStudiums habe ich mich auf umweltpoli-tische Themen konzentriert. Ich bin dannin Madrid geblieben und habe, wie er-wähnt, als wissenschaftlicher Mitarbeitergearbeitet. Ich habe zum einen an einerPromotion gearbeitet und war zum ande-ren als Koordinator für einen internatio-nalen Master tätig. Die Promotion ist zwarnoch nicht vollständig abgeschlossen, ichdenke aber, dass ich sie in den erstenMonaten des Jahres 2010 abgeben werde.

4. Wie ist der heutige Stand der von Ih-nen zu betreuenden Programme undwelche konkreten Pläne und auch Ide-en haben Sie?

Ich betreue neben dem MasterprogrammPolitik- und Verwaltungswissenschaft diebeiden Double Degree-Programme, dieder Fachbereich mit Grenoble und Barce-lona unterhält, sowie das interdisziplinä-re Masterprogramm Osteuropastudien,das mehrere Fachbereiche gemeinsam tra-gen.Ich habe den Eindruck, dass das zuerstgenannte Programm, Politik- und Verwal-tungswissenschaft, im Großen und Gan-zen sehr gut läuft und von meinen Vor-gängern gut konzipiert wurde. Ich möch-te mich daher in den nächsten Monatenvor allem bemühen, dieses hohe Niveauzu halten.In Bezug auf die Double Degree-Program-me gibt es dagegen Änderungspläne. Bei-de Programme sind erst vor wenigen Jah-ren angelaufen. In die Kooperation mitBarcelona möchten wir gerne noch einendritten Partner aufnehmen, um für denStudiengang dann eine Förderung überdas Erasmus Mundus-Programm der EUzu beantragen. In Bezug auf die Koope-ration mit Grenoble, die durch dieDeutsch-Französische Hochschule einegroßzügige Förderung erhält, ist uns auf-gefallen, dass sich nur wenige französi-

sche Studierende für das Programm be-werben. Wir planen daher Strukturverän-derungen und wollen das Programm at-traktiver gestalten.Ähnliches gilt auch für den Master Ost-europawissenschaften. Hier könnten dieBewerberzahlen höher liegen, aus diesemGrund wird das Programm in verschiede-ne Richtungen weiter entwickelt. Vor we-nigen Monaten hat die Universität Kon-stanz ein Abkommen mit der RGGU Mos-kau abgeschlossen, auf dessen Basis zumWintersemester 2010/11 Studierenden dieOption angeboten werden soll, ein Doub-le Degree zu erhalten.

Werner PalzUniversität Konstanz Koordinator - Internationale Angelegen-heiten und Master-StudiengängeFachbereich Politik- und Verwaltungs-wissenschaft

78457 Konstanz

Tel. (+49) (0)7531 88-4150E-Mail: [email protected]/sektionen/polver/

Weitere Informationen über Werner Palzsind im Interview des Fachbereichs-Newsletter zu finden:www.polver.uni-konstanz.de/fileadmin/

polver/fachbereich/Newsletter/Newsletter%20NO%205.pdf

Susanne Rometsch

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38 KonText 25 I November 2009

Universität

Der Fachbereich veröffentlicht online aufder Fachbereichshomepage einen News-letter zu fachbereichsrelevanten Themen.Er enthält unter anderem Neuigkeiten ausdem FB, neue Mitarbeiter werden vorge-stellt, Veranstaltungen und andere wich-tige Termine angekündigt und über aktu-elle Forschungsprojekte und Publikatio-nen der Lehrstühle berichtet.

Die aktuelle Ausgabe 41 (Sommerseme-ster 2009) des Powalter ist im Internetauf der Homepage von KonNet(www.konnet-ev.de) oder unterwww.uni-konstanz.de/powalter/archiv/nr41/powalter41.pdf zu finden.Und alle Ausgaben sind in der Uni-Biblio-thek archiviert(Signatur: 7 pol 2/p65m-25/).

Aktuelles aus Fachbereich und Fachschaft

Newsletter des Fachbereichs und PoWalter

www.polver.uni-konstanz.de/fileadmin/polver/fachbereich/Newsletter/

Newsletter%20NO%205.pdf

Außerdem ist der Newsletter mit derKonNet-Homepage verlinkt, kann alsovon dort aus direkt aufgerufen werden.

Das Konstanzer Wissenschaftsforum dientder Universität Konstanz als Podium füreinen intensiven Austausch zwischen Ver-tretern und Institutionen der Wissenschaft,der Wirtschaft und der Politik. Dabei isteine interdisziplinäre Perspektive auf ak-tuelle Fragen und Probleme maßgebend.Neben externen Veranstaltungen bietet dasKonstanzer Wissenschaftsforum Gelegen-heit, universitätsinterne Diskussionen au-

Konstanzer Wissenschaftsforum

ßerhalb der bestehenden Gremien und In-stitutionen zu führen.

• Gegründet 2006 auf Initiative derUniversität

• Zusammenarbeit mit dem Ministeri-um für Wissenschaft, Forschung undKunst des Landes Baden-Württemberg

• Schwerpunkte:Zukunft der Wissenschaft und ihrer In-stitutionenInnovation und ÖffentlichkeitEurop. Perspektiven und StrategienPhilosophie der Wissenschaft

www.uni-konstanz.de/FuF/wiforum/kety2/kety_output/template/

index.php?i=3

Im Förder-Ranking 2009 der DeutschenForschungsgemeinschaft (DFG) hat dieUniversität Konstanz den größtenSprung aller aufgeführten Hochschulenund außeruniversitären Forschungs-einrichtungen gemacht. Sie ist von Platz34 des Berichtzeitraums 2002 bis 2004auf Platz 16 des aktuellen Bericht-zeitraums 2005 bis 2007 gelandet.

Das DFG-Förder-Ranking ist die Hitlisteder 40 erfolgreichsten deutschen Hoch-schulen und außeruniversitärenForschungseinrichtungen beim Ein-werben von Drittmitteln.Dabei wurde festgestellt, dass die Hoch-schulen in Deutschland zunehmend gutfür den nationalen und internationalenWettbewerb in Wissenschaft und For-schung gerüstet sind. Der Bericht gibtAuskunft, wie viele Fördergelder die deut-schen Hochschulen in den vergangenenJahren aus verschiedenen Quellen ein-warben und ermöglicht Aufschlüsse über

ihren Einsatz. Im Mittelpunkt stehen er-neut die Bewilligungen der DFG, die dieForschung mit inzwischen mehr als zweiMilliarden Euro pro Jahr unterstützt. Dar-über hinaus werden die Förderdaten zahl-reicher Ministerien des Bundes, weitererFörderorganisationen sowie der EU unddes European Research Council berück-sichtigt. Damit erfasst das neue DFG-Ranking nunmehr fast 90 Prozent allereingeworbenen Drittmittel.

Da die Universität Konstanz eine kleineHochschule ist, kann sie gemessen an grö-ßeren Einrichtungen wie der TU Aachen,der Universität Heidelberg oder der Uni-versitäten von München und Berlin in denabsoluten Zahlen nicht vorne liegen. Un-tersucht man diesen 16. Platz hinsichtlichihrer insgesamt 170 Professuren, erhältman ein anderes Bild. Dann nimmt dieUniversität Konstanz mit der Fördersum-me von 119,7 Millionen Euro Platz zweihinter der TU Aachen mit 257 Millionen

Universität Konstanz wirbt fleißig Drittmittel

Euro Fördermittel und 341 Professurenein.Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn mandie einzelnen Wissenschaftsbereiche un-ter die Lupe nimmt. In der von der DFGaufgestellten Rubrik Geistes- und Sozial-wissenschaften belegt die Universität Kon-stanz den vierten Platz hinter zweimalBerlin und Münster. Zieht man jedochauch hier wieder die Kopfzahl heran, dannnimmt sie mit ihren 105 Professorinnenund Professoren und 40 MillionenFördersumme in diesem Bereich die Spit-zenposition ein.

www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/Universitaet-wirbt-fleissig-Drittmittel;art372448,3937357

www.academics.de/wissenschaft/drittmittelspitzenreiter_ergebnisse_

des_dfg_foerder_rankings_36572.htmlwww.dfg.de/aktuelles_presse/

pressemitteilungen/2009/presse_2009_46.html

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Universität

KonText 25 I November 2009 39

Das Projekt „Im Gespräch“ informiertüber Wissenschafts- und Forschungs-themen der Universität Konstanz.

Aktuell standen die Fragen „Wie wichtigist freiwilliges Engagement für unsere Ge-sellschaft? Könnte sie auch ohne auskom-men?“ auf dem Programm. „Im Gespräch“hat bei Professor Markus Freitag, Inha-ber des Lehrstuhls für Vergleichende Po-litik im Fachbereich Politik- und Verwal-tungswissenschaft, und Leiter des For-schungszentrums „BürgerschaftlichesEngagement und Sozialkapital“ nachge-fragt.

Herr Professor Freitag, viele Vereineklagen, es gebe zu wenig Menschen, diebereit sind, sich bei ihnen zu engagie-ren. Können Sie eine solche Aussage mitIhren Forschungsergebnissen unter-mauern?

Ich denke, man muss unterscheiden.Glaubt man den Informationen vonVereinsseite, so gibt es sicherlich insge-samt gesehen eine Tendenz, dass sichimmer weniger Menschen in verantwor-tungsvolle Vereinsämter wählen lassen,also ehrenamtlich tätig sind. Mit Blick aufdie Zahlen der rein aktiven Vereinsmit-glieder können wir aber keine generelleAbnahme erkennen: Von 1970 bis heutehat es keine markanten Einbrüche gege-ben. Es gibt aber Schwankungsgrade hin-sichtlich der Mitgliederzahlen in den un-terschiedlichen Bereichen. So verlierendie Gewerkschaften eher, einzelne Sport-vereine dagegen gewinnen. Insgesamtgesehen sind in Deutschland je nachUmfrage aber zwischen 40 und bis 50 Pro-zent der Menschen aktive Vereinsmitglie-der.

Wissenschaft und Forschung im GesprächVereine: ohne freiwilliges Engagement geht nichts – mit Engagement geht alles

Können Sie erklären, warum es für Ver-eine trotzdem so schwierig ist, Leute zufinden, die sich in verantwortungsvolleÄmter wählen lassen wollen?

Wir haben leider nicht genügend zuver-lässige Informationen, um diese Frageausreichend zu beantworten. Generell be-mängeln die in Frage kommenden Kan-didaten für derlei Tätigkeiten aber dienicht vorhandene Zeit angesichts der Ein-gebundenheit in Familie und Beruf. Dassieht man auch daran, dass Frauen in sol-chen Ämtern weniger zu finden sind.Generell ist es so, dass die Menschen der-zeit eher im informellen freiwilligen Be-reich tätig und flexibler handhabbareMöglichkeiten des Engagements suchen,was vielleicht dem Zeitgeist geschuldet ist.

Was bringt die Menschen überhauptdazu, sich in Vereinen zu engagieren?

Die Beweggründe des Vereinsengage-ments werden in Deutschland erst seitzehn bis 15 Jahren systematisch mit fun-dierten Daten erforscht. Helfen wollen,miteinander etwas bewegen und der Spaßan der Tätigkeit – diese Gründe werdenimmer wieder genannt.

Gibt es, was das Engagement in Verei-nen anbelangt, einen Unterschied zwi-schen Stadt und Land?

Ja. Auf dem Land ist es wichtiger, dassman im Verein tätig ist, ein Ehrenamtübernimmt oder auch beispielsweise maleinen Kuchen backt, wenn der Fußball-oder Tennisclub ein Jubiläum zu feiernhat. Die soziale Kontrolle ist auf dem Landgrößer, und Bürgermeister sowie Gemein-deräte müssen in Vereinen aktiv sein, weildiese zu ihrer Wählerbasis gehören. In derStadt engagieren sich die Menschen we-niger in Vereinen. Dort gibt es ein größe-res Angebot an alternativer und individu-ell zu gestaltender Freizeit, zudem ist al-les anonymer.

Sie haben das Forschungszentrum„Bürgerschaftliches Engagement undSozialkapital“ im Rahmen derExzellenzinitiative mit der Unterstüt-zung der Schweizerischen Gemeinnüt-zigen Gesellschaft gegründet. Was ge-nau erforschen Sie?

Das Forschungszentrum „Bürgerschaftli-ches Engagement und Sozialkapital“ be-schäftigt sich mit dem Bestand, den Ur-sprüngen und den Konsequenzen desSozialkapitals. Konkret sollen die Rollenund Bezüge verschiedener Sozialkapital-formen wie etwa Vertrauen, freiwilligesEngagement und Vereinsaktivität auf denFeldern Demokratie, Sozialstaat, Religi-on und kultureller Vielfalt moderner Ge-sellschaften erforscht werden.

Die Schweizerische GemeinnützigeGesellschaft (SGG) wurde 1810 mit demallgemeinen Ziel gegründet, gemeinnüt-zige Aktivitäten und Wohltätigkeit in derSchweiz zu fördern, sowohl in geistigerwie in materieller Hinsicht. 1860schenkte die SGG der Eidgenossen-schaft die Rütliwiese und ist seitherderen Verwalterin mit einer eigenenRütlikommission. Die Rütliwiese liegtam südlichen Teil des Vierwaldstätter-see (Kanton Uri). Sie gilt als die Ge-burtsstätte der schweizerischen Eidge-nossenschaft.Am 1. August 1291 schworen laut Sagedie drei Abgesandten der Urkantone Uri(Walter Fürst), Schwyz (WernerStauffacher) und Unterwalden (Arnoldvon Melchtal) den ewigen Bund derWaldstätte.

In Ihrer Forschungsarbeit spielt dieSchweiz eine große Rolle…

Seit geraumer Zeit werden meine Projekt-vorhaben von der Schweizerischen Ge-meinnützigen Gesellschaft unterstützt, dienatürlich auch ein Interesse an der Erfor-schung des eidgenössischen Gemeinwohl-gedankens hat. Vor drei Jahren wurde indiesem Rahmen der erste Schweizer Frei-willigen-Monitor durchgeführt. Dabei

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Universität

wurden 7500 Menschen befragt. 26 Pro-zent der Schweizer, so das Ergebnis, wa-ren ehrenamtlich und freiwillig in Verei-nen tätig, 56 Prozent rein aktiv in Verei-nen engagiert. Im Rahmen des For-schungszentrums wiederholen wir dieseUmfrage in diesem Jahr, befragen nocheinmal 7500 Schweizerinnen und Schwei-zer, um noch verlässlichere Einblicke zuerhalten. Ein zweites Vorhaben sieht vor,die lokalen Strukturen freiwilligen Enga-gements auszuleuchten. Hierzu befragenwir die gesamten 2500 Gemeinden in derSchweiz.

Ketzerisch gefragt: Brauchen wir über-haupt noch Vereine?

Natürlich brauchen wir Vereine. Sie sindSchulen des Vertrauens. Demokratie-relevante Einstellungsmuster werden dorterlernt und im sozialen Leben umgesetzt.Vereine leisten überdies eine immenseIntegrationsarbeit. Sie versammeln Men-schen mit spezifischen Interessen, fördernGemeinsamkeiten und Freizeitaktivitäten,

nehmen soziale, kulturelle und öffentli-che Aufgaben wahr, entlasten mithin mar-kant die Kommune. Und: Die Vereinegeben etwas Dauerhaftes. Hier ist die Re-gelmäßigkeit des sozialen Austauschesgewährleistet.

Aus welchen Gründen beschäftigen Siesich mit freiwilligem Engagement?

Warum helfen Leute einander, warum ver-trauen sie einander? Warum vertrauenMenschen in unserer schnelllebigen ZeitMenschen, die sie nicht kennen? Warumengagieren sich Menschen generell unent-geltlich für Gemeinwohlbelange? DieBeantwortung dieser Fragen ist meinUrantrieb. Weiter beschäftigt mich imSchweizer Kontext die Frage, warum dieMenschen in manchen Kantonen mehrengagiert sind als in anderen. Offenbarist es so, dass die Volksrechte eine ent-scheidende Rolle spielen. In der Schweizgibt es Strukturen, in welchen sich dieMenschen vermehrt miteinander ausein-andersetzen müssen und austauschen kön-

nen - mehr direkte Demokratie bringtmehr Vereinsengagement.

Was empfehlen sie Vereinen in Deutsch-land, die über zu wenige Mitgliederbeziehungsweise Mitgliederschwundklagen?

Es zeigt sich, dass monetäre Anreize kei-ne entscheidende Rolle spielen. Die Ver-eine werden keine Mitglieder bekommen,wenn sie ihnen Geld anbieten. Fragt mandie Vereinsmitglieder, so wünschen diesesich eine stärkere Mitsprache in den Or-ganisationen, eine umfassendere fachlicheUnterstützung ihrer Tätigkeit sowie mehrInformationen über die Möglichkeiten ei-nes Engagements. Schließlich wird immerwieder auch eine stärkere Anerkennungs-kultur in den Medien oder in der Öffent-lichkeit gefordert. Das wäre für viele Be-lohnung genug.

www.uni-konstanz.de/news/imgespraech/index.php?cont=

imgespraech&subcont=freitag&lang=de

Der zukünftige Rektor der UniversitätKonstanz Prof. Dr. Ulrich Rüdiger hatsein neues Rektoratsteam zusammenge-stellt. Heute wurden die drei neuen Pro-rektoren vom Senat gewählt. In einem8-Punkte-Programm formuliert dasneue Rektorat die Pläne für die Zukunftder Universität Konstanz.

Das neue Rektorat hat sich formiert: DerSprachwissenschaftler Prof. CarstenEulitz wird der neue Prorektor für Lehre.Die Psychologin Prof. Sabine Sonnentagwird Prorektorin für Forschung. Eine wei-tere Wissenschaftlerin im Bunde, diePolitikwissenschaftlerin Prof. KatharinaHolzinger - Inhaberin des Lehrstuhls fürInternationale Politik und Konflikt-management am Fachbereich Politik- undVerwaltungswissenschaft -, wird Pro-rektorin für Internationales werden.

Anfang Oktober 2009 wird Rüdiger mit

Gewählt: Neues Uni-RektoratsteamBeschlossen: 8-Punkte-Programm für die Zukunft

dem neuen Team an den Start gehen. AlleProrektoren werden drei Jahre lang imAmt bleiben. Nicht allein neue Gesichterwerden sein Rektorat prägen, sondernauch eine Umwidmung der Ressorts. Statteinem Ressort für Allgemeine Vertretunghat Rüdiger ein Ressort Internationalesvorgesehen.

Gleich zwei Wissenschaftlerinnen werdenim neuen Rektorat vertreten sein. „Einebewusste und zufällige Entscheidung zu-gleich. Wir wollen den Anteil der Wissen-schaftlerinnen an der Universität weitererhöhen. Das gilt auch für denManagementbereich und die Führungspo-sitionen. Gleichzeitig hat es sich einfachergeben, dass gleich zwei Frauen genaudas richtige Rüstzeug für die Aufgaben imRektorat mitbringen sowie eine Top-qualifikation als Wissenschaftlerinnen“,so Rüdiger.

In einem 8-Punkte-Programm formuliertdas neue Rektorat, wo es zukünftigArbeitsschwerpunkte setzen möchte:Ganz oben steht die zweite Phase derExzellenzinitiative. „Hier steht vor allemdie dritte Förderlinie vorne an. Wir wer-den natürlich die beschlossenen Strategi-en weiter umsetzen. Es geht aber auchdarum, neue Ideen zu entwickeln, wie wirunser jetziges Exzellenzprogramm weiterausbauen und stärken können. Wir müs-sen sehr überlegt entscheiden, wo wir wis-senschaftliche Schwerpunkte stärken undwo auch neue ins Spiel kommen“, meintRüdiger. Ein zweites großes Thema ist derGenerationswechsel. Der, so Rüdiger, seiin der Amtszeit von Rektor Graevenitzweitgehend vollzogen worden. Jetzt gehees um einen zweiten grundlegendenSchritt, nämlich darum, die jungen Wis-senschaftlerinnen und Wissenschaftlerauch in Sprecherfunktionen der Forscher-gruppen, Sonderforschungsbereiche und

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Universität

KonText 25 I November 2009 41

Graduiertenschulen zu etablieren.

Ein Top-Thema bleiben die Bachelor- undMasterstudiengänge. Die Universität habedie Umstellung auf die neuen Studiengän-ge sehr schnell und entschlossen vollzo-gen. „Jetzt muss auf Hochtouren an denFeinheiten gearbeitet werden. DerBachelor muss zudem wirklich gelebtwerden. Was wir in diesem Bereich auchdringend brauchen ist eine forschungs-nahe Lehre und eine Offenheit gegenüberallen Spielarten, die der Bachelor den Stu-dierenden bietet. Und das ist eine Men-ge“, sagt Rüdiger.

Auch auf der Agenda des Rektorats: DieProblematik des doppelten Jahrgangs

2012 und der Einsatz der Studiengebüh-ren. Beides keine einfachen Aufgaben.Durch die Geschwisterregelung sind derUniversität rund ein Drittel der eingeplan-ten Gebühren weggebrochen. Eine Sum-me, die die Universität nicht ohne weite-res aus dem Ärmel schüttle. „Mit diesemGeld wollten wir eigentlich qualifizierteStellen im Bereich der Lehre einrichtenund unser Personal und damit die Betreu-ung der Studierenden weiter ausbauen“,sagt Rüdiger nachdenklich. Mit der Um-widmung eines Prorektorats AllgemeineVertretung zu Internationales möchte dasneue Rektorat die Internationalisierungder Universität stärken. „Die Formel: ‚In-ternationalisierung ist einfach alles aufEnglisch’ geht einfach nicht auf. Es

kommt vielmehr darauf an, dass unserenglischsprachiges Studienangebot ver-lässlich und in allen Fachbereichen zu fin-den ist. Wer aus dem Ausland kommt, derplant langfristig. Und genauso langfristigmüssen wir auch planen, damit alles passt.Die Wohnfrage bleibt ebenfalls aktuell.Wenn wir gezielt Studierende und Dokto-randen aus dem Ausland anwerben, dannmüssen wir auch Wohnraum anbietenkönnen“, so der zukünftige Rektor.

Weiterhin aktuell bleiben die baulicheEntwicklung und Sanierung.

Universität Konstanz, PressemitteilungNr. 94  vom 10.06.2009

Liebe Freunde und Ehemalige der Uni-versität Konstanz,

die Universität Konstanz ist seit 2007 einevon neun Exzellenzuniversitäten inDeutschland. Diese Auszeichnung gilt inerster Linie ihrer hervorragenden For-schungsleistung. Die Universität leitetdaraus auch die Verpflichtung ab, mög-lichst allen geeigneten Studierenden einexzellentes Studium an der UniversitätKonstanz zu ermöglichen, und zwar un-abhängig von der Herkunft und der finan-ziellen Situation der Studierenden.

Seit 2007 müssen die Studierenden inBaden-Württemberg Studiengebühren inHöhe von 500 • pro Semester bezahlen.Diese Einnahmen sind für die Universi-täten unverzichtbar, um die Qualität derLehre aufrechterhalten zu können. Fürviele Studierende stellt dieser Betrag je-doch eine große finanzielle Belastung dar;für manche ist er gar ein Grund, ganz aufein Studium zu verzichten. Der von derPolitik versprochene Aufbau einesStipendiensystems hat noch kaum begon-nen.

Die Universität Konstanz möchte hieraktiv werden und einen Stipendienfondseinrichten. Dieser Fonds bietet Privatper-sonen, und Unternehmen, insbesondereaber auch Ehemaligen die Gelegenheit,

Patenschaften für Studiengebühren

bedürftige Studierende, die sich durchüberdurchschnittliche Studienleistungenund gesellschaftliches Engagement aus-zeichnen, finanziell zu unterstützen.

Dafür bitte ich um Ihre Hilfe!Sie haben zwei Möglichkeiten, förderndtätig werden zu können: Entweder über-nehmen Sie für eine Studentin oder einenStudenten eine „Patenschaft“. In diesemFall finanzieren Sie über einen längerenZeitraum hinweg (mindestens ein Jahr)die vollen Studiengebühren in Höhe von500 • pro Semester. Oder Sie entrichteneine kleinere Spende in den Stipendien-fonds und beteiligen sich auf diese Weisean der Förderung von ausgewählten Stu-dierenden.

Ich bin der festen Überzeugung, dass vie-le Studierende dieser Universität eineUnterstützung benötigen und auch verdie-nen: Studierende, die motiviert sind, sichdurch großen Fleiß und gute Studien-leistungen auszeichnen, die aber durchihre finanzielle Lage daran gehindert wer-den, ihr ganzes Potenzial zu entfalten.

Es würde mich sehr freuen, wenn ich Siefür die Übernahme einer Patenschaft odereine Spende in den Stipendienfonds ge-winnen könnte!

Prof. Dr. Ulrich Rüdiger

Aufruf an alle ehemaligen Praktikanten!

Für die Einführung eines elektronischenDatenbanksystems für die Arbeits-aufenthaltsberichte braucht der Fachbe-reich unsere Unterstützung! Wenn mög-lichst viele Ehemalige ihre altenPraktikumsberichte in digitaler Form andas Hiwi-Büro von Michael Schuhmacher([email protected]) senden, ha-ben jüngere Semester künftig eine nochbessere Möglichkeit, nach ihrem Wunsch-arbeitgeber auf Zeit zu recherieren.

Vielen Dank für Eure Hilfe!

DatenbankArbeitsaufenthaltsberichte

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42 KonText 25 I November 2009

KonNet

Gestern wurde der ExzellenzuniversitätKonstanz im Rahmen des Landes-programms „Hochschule 2012“ erneutgrünes Licht für insgesamt 150 weitereStudienplätze gegeben.

Mit dem Programm „Hochschule 2012“baut die Landesregierung entsprechendder steigenden Nachfrage die Zahl derStudienanfängerplätze an den Hoch-schulen bis zum Jahr 2012 gezielt aus.Damit wird sichergestellt, dass dieStudienberechtigten in den nächsten Jah-ren, insbesondere die Studienberechtigtendes doppelten Abiturjahrgangs 2012, diegleichen Chancen zur Aufnahme einesStudiums haben wie die Schulabsolventenfrüherer Jahre. Außerdem trägt die Lan-desregierung dem wachsenden Bedarf anhoch qualifiziertem Nachwuchs am Ar-beitsmarkt Rechnung. Bis zum Jahr 2012 sollen deshalb 16.000zusätzliche Studienanfängerplätze ge-schaffen werden. Damit können also ab2012 jedes Jahr jeweils 16.000 zusätzli-che Studienbewerber aufgenommen wer-den.

Profitieren werden die Konstanzer Berei-che Molekulare Materialwissenschaft, Li-

teratur-Kunst-Medien, Physik, Volkswirt-schaftslehre, Personen- und Unter-nehmenssteuerrecht sowie Politik- undVerwaltungswissenschaft/Datenerhebung.Finanziert wird der Ausbau in einemKombinationsprogramm aus Bundes- undLandesmitteln.Zusammen mit dieser erneuten Ausbau-stufe werden im Programm „Hochschule2012“ an der Universität Konstanz damitinsgesamt 321 neue Studienplätze ge-schaffen.

20 der neuen Studienplätze bekommt derFachbereich Politik- und Verwaltungs-wissenschaft. Hier sollen die neuen Ka-pazitäten der Vertiefungsrichtung „Daten-erhebung und Surveymethoden“ zugutekommen, einer Spezialisierung im Rah-men des renommierten BA-StudiengangsPolitik- und Verwaltungswissenschaft.„Der Ausbau wird die im bundesweitenVergleich bereits überdurchschnittlicheMethodenkompetenz des Fachbereichs fürPolitik- und Verwaltungswissenschaftweiter stärken.Absolventen der Konstanzer Politik- undVerwaltungswissenschaften werden künf-tig systematisch in modernen Umfrage-techniken und Sampling-Methoden aus-gebildet.

Hochschulausbauprogramm des Landes

Universität Konstanz erhält weitere 150 neue StudienplätzeDafür eröffnen sich ihnen vielfältigeBerufsfelder in Meinungsforschungsinsti-tuten, in Stabsstellen in der Verwaltungund in der Privatwirtschaft und nicht zu-letzt in der universitären Forschung. Wirsind froh, dass das Land hier ein Zeichenzugunsten der modernen und praxisnahenSozialforschung gesetzt hat“, sagt Fachbe-reichssprecher Prof. Gerald Schneiderüber die neuen Möglichkeiten.

Im Wintersemester 2008/2009 gab es9.273 eingeschriebene Studierende, davon5.117 (55,2%) weiblich, 4.156 (44,8%)männlich.Im Fachbereich Politik-/Verwaltungs-wissenschaft waren es 301 männliche, 279weibliche Deutsche, d.h. 580 Deutsche,dazu 36 männliche Ausländer und 68weibliche Ausländer, also 104 Ausländerinsgesamt. Insgesamt sind es 337 männ-liche Studierende und 347 weibliche Stu-dierende, d.h. es gibt 684 Studierende imFB Politik/Verwaltung.

Universität KonstanzPressemitteilung Nr. 144, 07.10.2009

Statistik über dieStudierenden der Universität Konstanz

Studienjahr 2008/2009

Verabschiedung vonGerhart von Graevenitz als Rektor der

Universität Konstanz, hier bei derÜbergabe der Amtskette an seinen

Nachfolger Ulrich Rüdiger.Foto: Jörg-Peter Rau, Südkurier

Exakt um 0.00 Uhr am 1. Oktober 2009hat der Physikprofessor Ulrich Rüdiger dieLeitung der Universität Konstanz über-nommen. Er folgt Gerhart von Graevenitznach, der in Pension geht.Viel Lobendes wurde gesagt über denscheidenden Rektor – und in fast allenReden tauchte der Begriff „uneitel“ auf.Landes-Wissenschaftsminister Peter Fran-kenberg hob hervor, dass Graevenitz kei-nerlei professoralen Dünkel gepflegt habe:„Sie waren ein Glücksfall für diese Re-formuniversität“, die ihre herausragendeStellung in Deutschland auch der neun-einhalbjährigen Leitung durch Gerhartvon Graevenitz verdanke. Bernhard Koch,

Thurgauer Regierungsrat und Franken-bergs Amtskollege in Frauenfeld, erinner-te an die Brückenschläge, die Gerhart vonGraevenitz geschafft habe. OB HorstFrank hob hervor, die Uni-Gründung seidas beste gewesen, was Konstanz habepassieren können – und Gerhart vonGraevenitz habe aktiv zu dieser Standort-sicherung beigetragen und die Vernetzungvon Bürgergesellschaft, Wirtschaft undWissenschaft vorangebracht.

www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/Auch-die-Chemie-

stimmt;art372448,3962186

Gerhart von Graevenitz - Ulrich Rüdiger

Pünktliche Übergabe der Amtskette

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KonNet

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kürzung auf 2-3 Tage vielleicht wiedermehr Teilnehmer für das jährlicheVerwaltertreffen zu begeistern? Mit inter-essanten Besichtigungen – oder mit ge-nügend Zeit, um alte Freunde und Be-kannte zu besuchen. Offizieller Start wirddaher erst am Freitagabend sein, nachmit-tags steht für Interessierte und Frühan-kommende aber bereits ein Highlight aufdem Programm – etwa der Besuch derBMW Welt oder des Kernkraftwerks Isar.Das Programm ist zwar noch nicht end-gültig festgezurrt, neben der Mitglieder-versammlung am Samstag, Stadt-rundgang und Mittagssnack auf dem Vik-tualienmarkt darf jedoch ein Biergarten-besuch nicht fehlen. Den Abschluss solldann am Sonntag nach dem Brunch dasKunstareal München bilden, das weltbe-rühmte Sammlungen wie das MuseumBrandhorst oder die Pinakotheken behei-matet.Ökonomisch hat die bayerische Landes-hauptstadt mit ihren rund 1,35 MillionenEinwohnern als eines der wichtigstenWirtschafts- und Verwaltungszentren inDeutschland und eine derprosperierendsten Städte Europas eben-falls einiges zu bieten. Allein sechs DAX-Unternehmen haben in München ihrenHauptsitz - Allianz, BMW, Linde, MAN,Münchener Rück und Siemens – Platz 1in Deutschland. Und nicht nur wegen derzahlreichen Berichte über CSU und FCBist München die Top-Medienstadt: Fastein Viertel der hundert größten deutschenMedienunternehmen befinden sich in undum München, darunter führende Fernseh-sender wie die ProSiebenSat1 Gruppe undnamhafte Verlagshäuser wie Hubert BurdaMedia oder Süddeutscher Verlag. Die Po-litik steht dabei jedoch bekanntlich nichtim Schatten. Vielmehr sorgt das Wirkender CSU-geführten bayerischen Staatsre-gierung immer wieder für großes media-les Echo über die Landesgrenzen hinaus.Für das parteipolitische Gegengewichtsorgt die Kommunalpolitik: Schon seit1996 wird der Münchner Stadtrat von ei-ner Koalition aus SPD, Bündnis 90/DieGrünen und der Rosa Liste geführt. Anihrer Spitze steht das politische UrgesteinChristian Ude als Oberbürgermeister – der

Termin: Freitag 23. bis Sonntag 25. April– früher als gewohnt und mit veränder-tem Konzept

Wohin zieht es die kreative Klasse inDeutschland? Diese Frage untersuchtedie Frankfurter Allgemeine Sonntags-zeitung 2008 gemeinsam mit der Unter-nehmensberatung Roland BergerStrategy Consultants. Ausgangspunktwar die viel zitierte Theorie von Ri-chard Florida über die „creative class“,die für das ökonomische Wachstum ei-ner Region verantwortlich ist. KeineFrage: mit unserer bekannt kreativenProblemlösungskompetenz zählen wirVerwalter per Definition dazu. Schonmehr überraschen dürfte das Ergebnisdes Städte-Rankings: München belegtemit 12,5 von 15 möglichen Punkten fürTechnologie, Talent und Toleranz Platz1 als lebendigste Stadt in Deutschland.Höchste Zeit also, dass auch dieKonNet-Tagung einmal dort stattfindet– und dann natürlich ganz kreativ mitneuem Termin und Konzept.

Der Auslöser für die Veränderung: Ambislang üblichen Himmelfahrtsterminwird 2010 in München wegen des Kir-chentags die Hölle los sein. Aus der Notmachte der Verwalterstammtisch Mün-chen einfach einen kreativen Vorschlag:Wäre es nicht einen Versuch wert, mit ei-nem modulareren Programm und der Ver-

23. - 25. April 2010

KonNet-Verwaltertreffen 2010 findet in München statt

in dieser Funktion jeden September beimFassanstich des Münchener Oktoberfestesdem bayerischen Ministerpräsidenten dieerste Maß Bier reichen darf. Einen besse-ren Beleg für die große Toleranz und viel-fältigen Talente in der Stadt gibt es wohlkaum.

Um die Organisation desVerwaltertreffens kümmern sich

Martina Schwytz, Annette Walz undAndreas Haas

[email protected]

Stammtisch Hamburg

Am 26. November 2009 findet wiederein Treffen der Regionalgruppe Ham-burg statt.Details unter [email protected]

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KonNet

Tilman Holke

Vorstand für Finanzen und Controlling / Beisitzer mit dem Schwerpunkt Regionalgruppen

Der Behördenspiegel, die Zeitung mit ak-tuellen Informationen und Berichten ausallen Bereichen der Behörden, von derKommune bis zur Bundesverwaltung, er-reicht die wichtigsten Entscheidungsträ-ger auf Kommunal-, Landes- und Bundes-ebene und die politischen Mandatsträger.Ein Online-Portal, das Artikel mit weite-rem Hintergrundmaterial ergänzt, sowie

die beiden wöchentlichen Newsletter (E-Government/ITK; Sicherheit) sind weitereBestandteile. Im Wirtschaftsteil desBehördenspiegel werden aktuelle Themenaus dem Vergaberecht erörtert, gleichzei-tig Best Practice-Beispiele vorgestellt, undes wird über neue Produkte und Dienst-leistungen informiert. Der Behörden-spiegel ist die auflagenstärkste unabhän-

KonNet e.V. wurde am 19. August 1995in Frankfurt am Main gegründet. Einerder Gründungsmitglieder war JürgenBanzhaf.

Bei den ersten Wahlen wurde er gleichzum Kassenprüfer und 1999 als Schatz-meister in den Vorstand gewählt. Nachdem Zusammenschluss mit dem VEUKwurde er Vorstand mit dem SchwerpunktFinanzwesen & Controlling. Aber unab-

Jürgen Banzhaf – ein herzliches Dankeschön!

hängig vom Titel engagierte er sich im-mer intensiv für den Verein und hatte da-bei die Vereinsfinanzen fest im Griff undim Blick.

Er organisierte zuverlässig die Vereins-finanzen und den Beitragseinzug, erkonnte immer genau darlegen, wie dieMitgliedsbeiträge verwendet wurden, dieKassenprüfer waren mit seiner Arbeit sehrzufrieden. Aber auch in anderen Belan-

gen des Vereins war er immer involviertund ein wichtiger Ratgeber.

Jürgen war für KonNet Wegbereiter undWegbegleiter über 14 lange Jahre. Wirdanken Dir und wünschen Dir, lieber Jür-gen, für die Zukunft alles Gute und hof-fen, dich trotzdem weiterhin bei den Mit-gliederversammlungen treffen zu können.

Susanne Rometsch

Tilman Holke, geboren 1979, beendete imJahr 2005 sein Studium mit der Diplom-arbeit „Westeuropäische Regierungs-organisationen im Wandel“.Nach einem kurzen Aufenthalt in Bayernverschlug es ihn in die Schweiz, wo er erstin der internen Revision des Eidgenössi-schen Departements für Verteidigung, Be-völkerungsschutz und Sport (VBS) inBern tätig war, bevor er nach Luzernwechselte. Seit April 2007 ist er beimKanton Luzern Projektleiter für Neue Re-gionalpolitik (NRP), einem Regional-entwicklungsprogramm zur Förderung desländlichen Raums.

Bei KonNet kümmert er sich schwer-punktmäßig um die Betreuung derRegionalgruppen. Seit Mai 2009 fungierter außerdem als Vorstand für Finanzenund Controlling.

Der Behördenspiegel

Zeitung für den Öffentlichen Dienst

gige Zeitung für den Öffentlichen Dienstin Deutschland.

KonNet-Mitglieder können den Behör-denspiegel online über einen Link auf derHomepage (www.konnet-ev.de) kostenlosabonnieren..

www.behoerden-spiegel.de

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KonNet

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KonNet e.V.

Beitrittserklärung Politik-/ Verwaltungswissenschaft

Für Anfragen, Beitrittserklärungen und Änderungsmitteilungen halten wir auf unserer Websitewww.konnet-ev.de unter dem Link Mitgliedschaft die entsprechenden Online-Formulare bereit(http://konnet-ev.de/online-beitritt.html).Oder Sie schreiben eine E-Mail: [email protected].

Den Beitrag überweisen Sie bitte auf das Konto des VEUKKontoNr.: 46664 bei der Sparkasse Bodensee, BLZ 69050001

oder Sie erteilen eine Einzugsermächtigung.

Änderungsmitteilung

Bei einem Umzug teilen Sie uns bitte ihre veränderten Daten mit! Für Änderungen in den persönlichen Datenoder den Arbeitgeber betreffend verwenden Sie bitte das Online-Formular, bei einer Änderung der Bank-verbindung verwenden Sie bitte die untenstehende Einzugsermächtigung.

Meine Bankverbindung hat sich geändert / Ich erteile Einzugsermächtigung11/2009

Einzugsermächtigung

Von (Name und Anschrift des/der KontoinhaberIn):

An VEUK e.V. Sitz in 78457 Konstanz: Hiermit ermächtige ich Sie widerruflich, die von mir zu entrichtenden Zahlungen bei Fälligkeit zu Lasten meines Girokontos durch Lastschrift einzuziehen.

Jahresbeitrag (mindestens, gerne mehr!): Einzelperson 45 •, Paare 60 •, Studenten/Erwerbslose 15 •, Firmen 150 • Ich bin Mitglied der Universitätsgesellschaft (=halber Jahresbeitrag)

Grund: Mitgliedsbeitrag/Spende Betrag • :

Konto-Nr .: BLZ :

bei Bank/Sparkasse : ....

Wenn mein Girokonto die erforderliche Deckung nicht aufweist, besteht seitens des kontoführenden Geldinstituts keine

KonNet e.V. c/o VEUK-Geschäftsstelle, Universität Konstanz, Fach 226, 78457 KonstanzFax: 07531 / 88 - 2333

Ort, Datum: _____________________ Unterschrift : __________________________________

Verpflichtung zur Einlösung.

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KonNet / VEUK

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Anzeigen im KonText

Der KonText wird aus den Mitgliedsbeiträgen von KonNet finanziert. Es gibt jedoch auch immer wieder Mitglieder, die entdeckt haben, welches Leserpotential mit einer

Anzeige im KonText angesprochen werden kann und dass sich deshalb eine Schaltung durchaus lohnt. Durch die geringe Anzahl der Inserate erhält die einzelne Anzeige

einen sehr starken Aufmerksamkeits- und Präsenzwert!

Es profitieren sogar mehrere Seiten:

- der Inserent spricht potentielle Kunden an oder erinnert Leser, die bereits Kunden sind, an diese Geschäftsverbindung

- der Leser erfährt etwas über dieses Unternehmen

- KonNet kann die auf diese Weise erwirtschafteten Gelder in andere Projekte, die uns Mitgliedern oder den Studierenden zu Gute kommen, investieren

KonNet dankt deshalb seinen bisherigen Inserenten und bittet andere Mitglieder, sich Gedanken zu machen, ob sich ihr Unternehmen nicht ebenfalls im KonText präsentie-

ren möchte. Weitere Informationen sind über die Redaktion erhältlich ([email protected]).

Die Anzeigenpreise (alle Preise verstehen sich zzgl. MwSt.) wurden wie folgt festgelegt:

Bei 3 aufeinanderfolgenden Inseraten, die sofort gesamt vorschüssig bezahlt werden, erhält der Inserent 20 % Nachlass.

Inserent 1/1 Seite (100%) 1/2 Seite (60%) 1/4 Seite (40%)Mitglied (Privatanzeige) 51,00 • 31,00 • 20,00 •Mitglied mit eigenem Unternehmen(kommerzielle Anzeige) 102,00 • 61,00 • 41,00 •anerkannt gemeinnützige Untern./Org. 153,00 • 92,00 • 61,00 •sonstige Unternehmen/Organisationen 511,00 • 307,00 • 205,00 •

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