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    Die Schwerpunkte derZeitschrift «imago» wer-den jeweils im Dezemberfür das kommende Jahrbestimmt. Unsere Redak-torin Angie Hagmann –die diesen Sommer ihr10-Jahr-Jubiläum bei viso-parents feiert – beleuch-tet das Thema dann von verschiedenen Seiten.Diese Ausgabe ist demThema Schmerz gewid-met. Viele der von uns be-treuten Kinder und Ju-gendlichen können nichtsagen, ob und wo sieSchmerzen verspüren.Wir können das teilweisenur vermuten. Und so istes immens wichtig, dassdie Betreuungspersonendie Kinder und Jugend-lichen gut «lesen» ler-nen. Eine Schülerin derTagesschule zum Bei-spiel hatte die Ange-wohnheit, Erwachsene,die ihr zu nahe kamen,heftig zu kneifen. Daswar schmerzhaft und nurim Wissen auszuhalten,dass sie uns damit etwasmitteilen wollte. EinigeZeit später erhielt sie eine Medikamentenpum-

    pe, die ihr regelmässig ein Schmerzmittel verab-reicht. Das Kneifen hörteauf… Wie immer bei sokomplexen Themen kanndas «imago» nur einigeAspekte herausgreifen.Die Beiträge sollen Inte-resse wecken und zu ei-ner vertieften Auseinan-dersetzung einladen.

    Ein Thema, das nicht ge-plant war, ist natürlich Covid-19. Die Pandemiehatte sehr starke Auswir-kungen auf fast alle Ab-teilungen von visoparents.Eine kleine Rückschau solleinen Eindruck vermittelnvon den vielfältigen An-forderungen, die es zu be-wältigen gab. Niemand wünscht sicheine solche Belastungs-probe. Doch ist es für alleBeteiligten gut zu wissen,dass die Angebote von visoparents auch unterschwierigen Bedingungenverlässlich funktionieren.

    Carmelina Castellino,Direktorin

    Wie sich Schmerz zeigt

    Liebe Leserin, lieber Leser

    Fokus Dem Schmerz auf der Spur 4 Schmerz bei Menschen mit Mehrfachbehinderung 8 Mama bloggt: Beschützen, was mir lieb und teuer ist 12

    Corona-Pandemie Tagesschule im Lockdown: «Der Druck war enorm» 14 Kita-Alltag im Corona-Wirbel 16 Kinderhaus-Interview: Vier Jobs aufs Mal 17 Aus der Eltern- und Fachberatung 18

    Gut zu wissen Gesundheit fördern – in Bewegung bleiben 19 UNO-BRK: Prioritäten für den Zürcher Aktionsplan 20

    Tagesschule Zum Abschied von Katharina Lutz 21

    Verein Visoparents: Vom Verein zur Stiftung 22

    Aktuell Neu und Nützlich 24

    Agenda Veranstaltungen 27

    Kinder Diese Bienen stechen nicht 28

    Informationen für Gönner 30

    Pinnwand 31

    Impressum 32

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    che, Intensität und Art des Schmer-zes durch Medikamente und wei-tere lindernde Massnahmen.Schmerzen können aber auchohne erkennbare körperliche Ur-sache auftreten oder weiter beste-hen bleiben, lange nachdem dieUrsache behandelt wurde. Chro-nische Schmerzen haben ihreWarnfunktion verloren. Sie verän-dern das Zentralnervensystem; esbildet sich eine Art «Schmerzge-dächtnis», das schon bei kleinstenReizen Alarm schlägt.

    Während man Betroffene noch bisvor wenigen Jahren als Simulantenverunglimpfte, wird chronischerSchmerz inzwischen als eigenstän-diges Krankheitsbild anerkannt.Auch das Wissen über wirksameBehandlungsmöglichkeiten ist stark

    gewachsen. Entsprechende Mitar-beit und Ausdauer vorausgesetzt,können PatientInnen individuelleStrategien entwickeln, mit denensie chronische Schmerzen so inden Griff bekommen, dass sie ei-nen Grossteil der verlorenen Le-bensqualität zurückerlangen.

    Oft unterschätzt: Schmerzen bei KindernAllen Formen von anhaltendemSchmerz gemeinsam ist, dass er fürdie Betroffenen eine enorme körper-liche und emotionale Belastung be-deuten kann. Und dies in jedem Al-ter. Viele Menschen sind erstaunt,wenn sie hören, wie verbreitetSchmerzen auch bei Kindern undJugendlichen sind. Laut dem Deut-schen Kinderschmerzzentrum leidetjedes fünfte Kind mindestens einmal

    pro Woche unter Schmerzen – amhäufigsten sind Kopfschmerzen, ge-folgt von Bauch- und Rückenschmer-zen. Neben der Schmerzerfahrungals solcher zeigen sich negative Aus-wirkungen in unterschiedlichen Le-bensbereichen des Kindes: Fehlzei-ten in der Schule, Beeinträchtigun-gen in Freizeit und Familienlebensowie Angst oder Depression auf-grund der chronischen Schmerzen. Schmerzen bei Kindern wurdenlange unterschätzt. Bis in die acht-ziger Jahre des letzten Jahrhundertsging man davon aus, dass Neu-geborene noch kein ausgeprägtesSchmerzempfinden haben. Deshalbwurden selbst schwere operativeEingriffe ohne Narkose durchgeführt– mit der Folge, dass viele dieserKinder, sofern sie den Eingriff über-lebten, traumatisiert waren und

    «Alles, was von den Menschen ge-tan und gedacht wird, gilt der Be-friedigung gefühlter Bedürfnisse so-wie der Stillung von Schmerzen.»Diese Einschätzung von Albert Ein-stein verdeutlicht, welch grossenStellenwert Schmerz in unserem Le-ben einnimmt und wie gern wirihn daraus verbannen würden.Doch ohne Schmerz würden wirkaum lange überleben. Es gibtzwar Menschen, die können ihreHand auf eine heisse Herdplattelegen, ohne dass es ihnen wehtut.Der Grund für fehlende Schmerz-empfindlichkeit kann eine Gen-veränderung sein oder eine psy-chische Erkrankung, etwa das Bor-derline-Syndrom. Aber auch krank-hafte Überempfindlichkeit gegen-über Schmerz kommt vor. Ein be-kanntes Beispiel ist das Fibro-myalgie-Syndrom.

    SchmerzentstehungSchmerz wird meist definiert alsein unangenehmes, heftiges Sin-nes- und Gefühlserlebnis, das mittatsächlichen oder möglichen Ge-webeschäden verbunden ist. Kör-perlicher Schmerz entsteht durcheinen klassischen Reiz-Reaktions-Mechanismus. Wird der Körpermit einem schädlichen Reiz kon-frontiert, registrieren dies dieSchmerzrezeptoren, sogenannteNozizeptoren (lat. nocere = scha-den). Das sind freie Nervenendi-gungen sensibler Neuronen des

    Rückenmarks, die sich in allenschmerzempfindlichen Gewebendes Körpers befinden. Die meisten Schmerzen sind nozi-zeptiv. Ursachen können Verletzun-gen, Prellungen und Überdehnun-gen, Verbrennungen, Verätzungen,Entzündungen und vieles mehrsein. Die Schmerzinformation wirdüber das Rückenmark ins Gehirngeleitet. Ein eigentliches Schmerz-zentrum gibt es im Gehirn abernicht. Die Verarbeitung der Infor-mation findet vielmehr in einemNetzwerk von Hirnarealen statt.

    Schmerzerleben und ReaktionWie ein Mensch Schmerz empfin-det, wird durch ein komplexes Zu-sammenspiel von körperlichen, psy-chologischen und sozialen Faktorenbestimmt. Auch die Situation, in derder Schmerz auftritt, spielt eine nichtunwesentliche Rolle. Wohl jeder hatschon die Erfahrung gemacht, dassSchmerzen weniger intensiv odergar nicht wahrgenommen werden,wenn man abgelenkt wird oder sichintensiv auf etwas anderes konzen-triert.

    Die Stärke des auslösenden Reizessagt dabei nicht zwingend etwasdarüber aus, wie stark die Schmer-zen empfunden werden. Und dieReaktion der betroffenen Person istkein verlässlicher Hinweis auf dieIntensität des Schmerzes. Ein Kind,das nach einem Wespenstich laut

    schreit, hat nicht unbedingt mehrSchmerzen als eines, das beim sel-ben Ereignis nur leise wimmert.Jeder Mensch empfindet und ver-arbeitet Schmerz anders, und nurdie betroffene Person kann wissen,ob und welchen Schmerz sie spürt. Gesunde Säuglinge reagieren aufkörperliche Schmerzen und Un-wohlsein intuitiv mit Schreien. Beiälteren Kindern und Erwachsenenhängt die Reaktion auch davonab, wie in der nahen Familie undin der eigenen Kultur mit Schmerzumgegangen wird, Stichwort Rol-lenerwartungen.

    Akute und chronische SchmerzenBei der Schmerzbehandlung giltes zunächst, zwischen akutem undchronischem Schmerz zu unter-scheiden: Akuter Schmerz gehörtzum Schutzsystem des Körpers undhat in der Regel eine konkrete Ur-sache. Er ist ein Warnsignal, dasuns über drohenden oder bereitseingetretenen Schaden informiertund eine Reihe von Prozessen auslöst, darunter auch die Herstel-lung von körpereigenen Opioidenzur Schmerzbekämpfung. AkuterSchmerz trägt also dazu bei, diekörperliche Unversehrtheit zu be-wahren oder wieder herzustellen.«Es tut weh, weil es weh tunmuss», könnte man deshalb sa-gen. Die Behandlung von akutenSchmerzen erfolgt je nach Ursa-

    Dem Schmerz auf der SpurSchmerz ist von Geburt an ein Bestandteil unseres Lebens. Nicht immer ist er einfach zu erkennen und einzuordnen. Dies gilt noch mehr, wenn eine chronische Beeinträchtigung im Spiel ist. Um mitSchmerzen angemessen umzugehen, ist es wichtig, das Schmerzgeschehen zu verstehen.

    Jedes fünfte Kind leidet mindestens einmal pro Woche an Kopf-, Bauch- oder Rückenschmerzen.

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    gleichbaren Situationen beobachtetwird, lässt sich die Interpretationein Stück weit verifizieren. Wohl gibt es universelle Verhaltens-und Ausdrucksweisen für Schmerz:Weinen, Schreien, verzerrte Mimik,Verkrampfung, Zurückziehen. Wennaber die Schmerzempfindung ge-stört ist, die Wahrnehmungsverar-beitung stark verlangsamt oder wiebeschrieben emotionale Komponen-ten das Empfinden überlagern,brauchen wir ein strukturiertes Vor-gehen, um auch subtile Anzeichenvon Schmerzverhalten erkennen zukönnen. Oder um aggressives oder autoaggressives Verhalten auf einSchmerzgeschehen zurückführen zukönnen.An dieser Stelle gelangen wir an ei-nen besonders herausforderndenPunkt in der Begegnung mit Men-schen mit schwerer Mehrfachbehin-derung. Autoaggressives oder überdie Massen selbststimulierendesoder gar selbstverletzendes Verhal-ten, aber auch fremdaggressiveHandlungen erleben auch wir ander Tagesschule mit einem kleinenTeil unserer Kinder. Hier sind Ge-duld und Fingerspitzengefühl ge-fragt, um das Kind in dieser Situa-tion des Ausser-sich-Seins den Wegzurück zu sich finden zu lassen. Da-bei hilft uns, dass wir das Kind inseiner üblichen Ausdrucks- und Ver-haltensweise in verschiedenen, all-täglichen Situationen ständig erfas-sen und erkennen können, wennsich plötzlich etwas geändert hat.Dazu dienen folgende Instrumente:

    BeobachtungsprotokolleIm Rahmen des Projektes Förderpla-nung/Förderzyklus entstand für jedeSchülerin und jeden Schüler ein Be-obachtungsprotokoll. Dieses ist für

    alle im Intranet der Schule zugäng-lich. Lehrkräfte, TherapeutInnen undKlassenassistentInnen tragen regel-mässig ihre Beobachtungen zurSchülerin/zum Schüler ein. Dieses Instrument ist noch in der Pro-bephase. Die Erfahrung zeigt aberbereits jetzt, dass dadurch viele re-levante Beobachtungen zusammen-kommen, die das Bild des Kindesmit seinen Reaktionen und Verhal-tensweisen verdeutlichen. Es hilft,aussergewöhnliches Verhalten ra-scher und differenzierter zu erken-nen und darauf eventuell mit bereitsbewährten Routinen zu reagieren.

    VokabelsammlungDie Vokabelsammlung ist ein Instru-ment der Unterstützten Kommuni-kation. Sie dient dazu, bestimmteVerhaltensweisen des Kindes zu

    sammeln und einer vermuteten Aus-sage zuzuordnen, damit das Kindvon seinen Betreuungspersonen bes-ser verstanden wird. Auf dieseWeise kann mit der Zeit eine ge-zielte Kommunikation aufgebautwerden. Schülerin Petra zum Bei-spiel klopft mit der Hand auf denTisch und macht Anstalten aufzuste-hen. Wir deuten das so, dass siedie Situation am Tisch verlassenmöchte. In der Folge reichen wir ihrjedes Mal, wenn sie zu klopfen be-ginnt, sofort den Stock, damit sieaufstehen kann. Somit ist das Auf-den-Tisch-Klopfen ihre Vokabel für«Ich möchte aufstehen». In Bezug auf normal übliches Ver-halten hilft uns diese Vokabelsamm-lung – die sowohl von den Elternals auch von allen beteiligten Be-zugspersonen an der Schule ausge-

    Schmerz ist immer eine subjektiveErfahrung, er wird individuell erlebt.Er weist auf eine körperliche Stö-rung hin, die Aufmerksamkeit ver-langt. Und er drückt sich in verschie-denen Formen aus, um auf dieQuelle der Störung zu deuten, seies eine lokal begrenzte Stelle oderein diffuses ganzkörperliches Emp-finden. Stärke und Qualität desSchmerzes sind nicht messbar, siesind von der Wahrnehmung und derVorstellung des Individuums abhän-gig, von der Fähigkeit, den Schmerzeinzuordnen, ihm eine Bedeutungzu geben. Wer hat nicht schon Schmerzen ver-spürt und sich verunsichert gefragt:Wo genau tut es weh? Ist es etwasSchlimmes? Muss ich zur Ärztin?Wie beschreibe ich ihr denSchmerz? Und wer kennt nicht dieErfahrung, dass Schmerzen verblas-sen, verschwinden oder sich verstär-ken, je nach Situation, Einstellungund emotionalem Zustand? DassAngst den Schmerz verstärkt, ken-nen wir wohl alle.

    Dem Schmerz ausgeliefertWie viel schwieriger muss es fürMenschen mit mehrfachen Behinde-rungen sein, einem Schmerz ausge-setzt zu sein, ohne ihm durch aus-reichende sensorische, perzeptiveund kognitive Fähigkeiten eine Be-deutung geben zu können. Undohne ihn genügend verständlich

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    kommunizieren zu können. Dasssich so physischer Schmerz mit psy-chischer Belastung durch gestörteWahrnehmungsmechanismen undEmotionen wie Angst, Wut oderTrauer vermischen, liegt auf derHand. Hinzu kommt, dass Menschen mitmehrfachen Behinderungen in ihrerLebensgeschichte – zum Beispiel beiSpitalaufenthalten – oft schon in frü-her Kindheit schmerzverursachen-den, traumatisierenden, überwäl-tigenden Situationen ausgesetzt wur-den, in denen sie keine Möglichkeithatten, angemessen darauf zu rea-gieren, und ihr System somit keineKorrektur der archaischen, instinkt-geleiteten Reaktionen auf Bedro-hung finden konnte. Ein derart über-steigertes System braucht nicht viel,um wieder in den Zustand vonFlucht, Kampf und Erstarrung zukommen, was sich in Reaktionenwie Panik, Aggression oder Weg-treten («Abstellen») äussern kann.Gleichzeitig stellen wir immer wie-der fest, mit wie viel Stärke unsereSchülerInnen diese Erfahrungenmeistern. Wie sonst wäre es mög-lich, dass sie uns mit so viel Lebens-willen, Lebensfreude und Begeiste-rung begegnen, als willensstarke,fröhliche, feinfühlige, herzliche Per-sönlichkeiten? Ihre eigenständige,auf den ersten Blick wenig differen-zierte Art auf Schmerz zu reagie-ren, können wir jedenfalls nicht ein-

    fach ihren behinderungsbedingtenErfahrungen und der geistigen Be-hinderung oder der Wahrneh-mungsstörung zuschreiben, sondernwir müssen genau hinschauen.Schmerz ist für Menschen mit mehr-fachen Behinderungen wie be-schrieben meist ein allumfassenderZustand, der Leiden bereitet undnach Aufmerksamkeit und Beglei-tung ruft, damit sich der Zustandverändert und verbessert.

    Schmerz erkennen lernenWir können nie wissen, wie unsereSchülerInnen Schmerz wirklich emp-finden. Wir können auch nicht vonder Ursache des Schmerzes her aufdie vom Kind wahrgenommene In-tensität schliessen. Ein Stich löstbeim einen Kind vielleicht gar keineReaktion aus, beim andern entsetz-tes Schreien. Wir können lediglichden Ausdruck, das Verhalten beob-achten und interpretieren. An der Tagesschule stehen wir allevor der Herausforderung, die Aus-drucksweisen der Kinder richtig zuinterpretieren. Oft entstehen Diskus-sionen darüber, was ein bestimmtesVerhalten wohl bedeutet. Wir kön-nen die Eltern dazu befragen, dennsie kennen ihr Kind besser als wir.Für uns an der Schule ist es aberwichtig, zwischen Beobachtungund Interpretation zu unterscheiden.Indem ein bestimmtes Verhalten vonverschiedenen Personen in ver-

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    Schmerz bei Menschenmit Mehrfachbehinderung

    Für Menschen mit mehrfachen Behinderungen ist Schmerz meist ein allumfassender Zustand,der vom Umfeld erhöhte Aufmerksamkeit erfordert. Um Schmerzsignale zu erkennen undrichtig zu interpretieren, setzt die Tagesschule visoparents verschiedene Instrumente ein.

    Die Ursache von Unwohlsein oder Schmerzen kann oft nur vermutet werden.

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    Mehr erfahren

    Webseiten www.deutsches-kinder schmerz -zentrum.deInformative, gut verständliche Web-seite zum Thema, mit je einem ei-genen Bereich für Kinder und fürJugendliche sowie für Eltern undfür Fachpersonen.

    www.kindundspital.chIm Rahmen seiner Sensibilisierungs-kampagne «Gegen den Schmerzund die Angst» bietet der VereinKind + Spital wertvolle Informatio-nen und Produkte, die Kindern undJugendlichen, aber auch den Elternbeim Umgang mit Schmerz helfen.www.kindundspital.ch (Projekte)

    Bücher«Über den Schmerzen…»Ein hervorragendes Buch für Kinderab etwa 12 Jahren und ihre Eltern,die Strategien zum Umgang mitstarken Schmerzen suchen. Die Au-torin, Michelle Zimmermann, ist Ex-pertin aus Erfahrung: Sie lebt seitGeburt mit einer äusserst schmerz-haften Hauterkrankung. (160 S.,Lokwort Verlag, 2019)

    Schmerzen bei Menschen mitschweren und mehrfachen BehinderungenDieses Buch aus der Reihe «Lebenpur» vermittelt Grundwissen zurVielseitigkeit des Schmerzes und Lösungsansätze zum Erkennen undBewältigen von Schmerzen. Bespro-chen werden medizinische Möglich-keiten, der Einfluss von Ernährungund Kommunikation sowie sonder-pädagogische und theologische As-pekte. (280 S., BVKM, 2009) https://verlag.bvkm.de

    Die Überweisung in die Schmerz-sprechstunde findet in der Regeldurch den Kinderarzt statt. Elternkönnen sich aber auch direkt beimKinderspital melden. Nach einerersten telefonischen Kontaktauf-nahme wird ein Termin für ein Erstgespräch vereinbart und die Familie erhält Fragebögen zurSchmerzproblematik. Diese solltenvor dem ersten Termin retourniertwerden. Weitere Informationen:www.kispi.uzh.ch/schmerz

    Erklärvideo für Kinder:«Den Schmerz verstehen –und was zu tun ist» Etwa 5 von100 Kindernund Jugend-lichen leidenan dauerhaf-ten oder wie-derkehrendenSchmerzen.Obwohl eineorganische Ursache oft fehlt, istSchmerz ihr ständiger Begleiter.Damit sie den Schmerz in den Griffbekommen, benötigen auch jungePatienten gut verständliche Infor-mationen darüber, was Schmerzist und wie er entsteht. Das Deut-sche Kinderschmerzzentrum ander Vestischen Kinder- und Jugend-klinik Datteln der Universität Wit-ten/Herdecke hat einen zehn-minütigen Animationsfilm speziellfür Kinder und Jugendliche produ-ziert. Der Film kann auf Youtubeangeschaut werden; neben demOriginal in Schriftdeutsch gibt esauch eine Fassung in Schweizer-deutsch:https://youtu.be/91eFbxxC6nY

    ihre Entwicklung nachhaltig geschä-digt war. Heute weiss man, dassFöten bereits ab etwa der 20. Le-benswoche Schmerzen empfinden.Die Kindermedizin unternimmtgrosse Anstrengungen, um KindernSchmerzen so weit als möglich zuersparen. Im Schmerzkonzept desKinderspitals Luzern zum Beispielheisst es: «(…) Es ist eine Frage derMenschlichkeit, Schmerzen mög-lichst gut zu behandeln. Schmerzenlindern ist unerlässlich (divinum estsedare dolorem), auch wenn mansich nicht an Diagnose und Therapieorientiert. Nicht oder ungenügendbehandelte Schmerzen werden zen-tral gespeichert und können lang-fristig psychische und somatischeAuswirkungen haben, unabhängigdavon ob sie erinnert werden kön-nen oder nicht.»

    Anders als ältere Kinder und Er-wachsene können Säuglinge undKleinkinder noch nicht differenziertausdrücken, wo und welcheSchmerzen sie haben. Für dieseAltersgruppe wurden besondereInstrumente entwickelt, die es er-möglichen, die Schmerzen zu«messen» und insbesondere denBedarf an respektive die Wirksam-keit von Schmerzmitteln abzu-schätzen, zum Beispiel die KUSS-Skala (siehe Kasten).

    Bei Kindern über vier Jahren wer-den Abbildungen mit unterschied-lichen Gesichtsausdrücken von«entspannt» bis «schmerzverzerrt»eingesetzt. Die Kinder zeigen aufdas Gesicht, das am ehesten aufsie selbst und ihren Schmerz zu-trifft.

    Schmerzen bei Kindern mit BehinderungBei Kindern und später auch beiErwachsenen, die aufgrund einergeistigen oder mehrfachen Behin-derung nicht verbal kommunizie-ren können, bleibt die Schmerz-erkennung und -zuordnung unddamit auch die adäquate Behand-lung eine grosse Herausforderung.Laut dem Kinderschmerzzentrumzeigen wissenschaftliche Untersu-chungen eine schmerztherapeuti-sche Unterversorgung von Kindernmit einer schweren psychomotori-schen Beeinträchtigung. BetroffeneKinder und Jugendliche erhaltendemnach postoperativ wenigerund weniger starke Schmerzmedi-kamente, je stärker die Behinde-rung ist. Eine angemessene Be-handlung chronischer Schmerzenbei Kindern und Jugendlichen mitschwerer psychomotorischer Behin-derung erfordert folglich • Wissen um die bio-psycho-

    sozialen Ursachen von Schmerz • SchmerztherapeutInnen mit

    Kenntnissen der Besonder- heiten dieser Kinder sowie• eine intersektionale Zusammen-

    arbeit aller Akteure: Therapeu-tInnen, Betreuende und Eltern.

    Wie die Tagesschule visoparents mitSchmerzen ihrer mehrfachbehinder-ten Schülerinnen und Schülern um-geht, lesen Sie ab Seite 8.

    Angie Hagmann

    Quellen: Zernikow B., Hechler, T.: Schmerz-therapie bei Kindern und Jugendli-chen. Deutsches Ärzteblattt 2008;105(28-29): 511-22www.kispi-wiki.ch: Schmerzkonzept Kinderspital Luzern, 6.2018

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    bei, Ressourcen aufzubauen, mitdenen es schmerzhafte Phasenbesser bewältigen kann. BekannteKonzepte dazu sind SensorischeIntegrationstherapie, Basale Stimu-lation, Snoezzelen.

    Mit Esstherapie schmerzhafte Verdauungsstörungen vermeidenEssen ist für viele unserer Kindereine grosse Herausforderung.Schwierigkeiten der Mundmotorikund des Schluckvorgangs könnenVerdauungsstörungen zur Folge ha-ben, die schmerzhafte Beschwer-den hervorrufen. Deshalb ist es fürunsere Schule so wichtig, die Be-ratung einer spezifisch dafür qua-lifizierten Logopädin in Anspruchnehmen zu können.

    Regelmässige fach- medizinische KontrollenSeit einiger Zeit finden die regel-mässigen kinderorthopädischenKontrollen – die meisten im Kinder-spital Zürich – in Anwesenheit derzuständigen TherapeutInnen statt.Dies ist ein grosser Gewinn, weil sofachmedizinisches Wissen mit denErfahrungen aus der Therapie zu-sammengeführt werden kann. DieSituation des Kindes mit möglichenaktuellen oder drohenden Schmerz-quellen kann so noch besser erfasstwerden. Daneben finden je nachBedarf andere medizinische Kon-trollen statt, die von den Eltern or-ganisiert werden. Insbesondere seidie zahnmedizinische Kontrolle er-wähnt, muss doch der Gefahr vonZahnschmerzen wegen den häufi-gen Schwierigkeiten mit der Zahn-hygiene vorgebeugt werden.

    Ruth Hasler, Margit Riedel, Ergotherapeutinnen;

    Alexander Liebers, Physiotherapeut

    füllt wird – das Verhalten des Kindesgenau zu beobachten und zu über-prüfen, ob es sich wiederholt. So istes möglich, einem Verhalten eineBedeutung zuzuordnen. Es kann sein, dass ein bestimmtesbekanntes Verhalten erfahrungsge-mäss immer auf Schmerz hinweist.Dies wird dann auch in der Voka-belsammlung aufgenommen. DieSammlung sensibilisiert uns für Ver-haltensweisen des Kindes und somitauch für plötzliche Verhaltensände-rungen.

    Verlaufsprotokolle der Ergo- und PhysiotherapieIn den Verlaufsprotokollen halten wirfest, was in den Therapiestundengemacht wurde und wie das Kinddarauf reagierte. Gerade bei derArbeit mit dem Körper, mit Bewe-gung, mit der Wahrnehmung kann

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    sich Schmerz zeigen. Manchmaldeutlich, manchmal, indem ein Kindbei einer bestimmten Bewegung an-ders reagiert als sonst, die Atmungverändert, die Gesichtsfarbe, denMuskeltonus, die Mimik.Im interdisziplinären Austausch undim oben erwähnten Beobachtungs-protokoll können wir darauf hinwei-sen, wenn zum Beispiel ein Kindbei einer bestimmten Bewegung ge-schont werden soll. Es kommt auchvor, dass in der Therapie Schmerzerlebt wird, aller Vorsicht und the-rapeutischen Erfahrung zum Trotz.Dann kann es sein, dass das betrof-fene Kind beispielsweise eine deut-lich verspätete Schmerzreaktionzeigt, die von starken Emotionen be-gleitet wird.

    Schmerz vorbeugen und lindern

    Spastiken, Deformitäten und Fehlhaltungen Viele Schmerzen betreffen den Bewegungsapparat. Deshalb leistetvor allem die Physiotherapie ei-nen enorm wichtigen Beitrag zur Schmerzprophylaxe und zurSchmerzminderung. Indem sie mitihren therapeutischen Mitteln ver-sucht, die Entwicklung hin zu Spas-tik (erhöhte Eigenspannung der Skelettmuskulatur) sowie zu Verfor-mungen der Wirbelsäule und derExtremitäten zu verzögern, redu-ziert sie das Auftreten von Schmer-zen. Richtige und gut angepassteHilfsmittel wie Korsetts und Orthe-sen ermöglichen eine konstanteKorrektur und können auch je nachZielsetzung die Mobilität erwei-tern. Eltern und Angehörigen dieNotwendigkeit von Korsetts undOrthesen zu vermitteln, ist oft an-

    spruchsvoll, denn diese Hilfsmittelwerden manchmal als Zwang undals Bewegungseinschränkung emp-funden. Wir machen jedoch immerwieder die Erfahrung, dass die Ak-zeptanz der Kinder diesen Hilfs-mitteln gegenüber sehr hoch ist, jasogar, dass Kinder nach der erstenAnprobe irgendwie befreit und er-leichtert wirken. Schmerzen durch Fehlhaltungen ent-stehen meist erst nach Jahren, häu-fig sogar erst nach Jahrzehnten,denn der Körper versucht sich immerwieder der Fehlhaltung anzupassen,bis zum Punkt, an dem keine weitereAnpassung mehr möglich ist. Das Ergebnis können kaum aushaltbareSchmerzen sein, die oft nur noch mit radikalen operativen Ein-griffen – und nicht immer zufrieden-stellend – gelindert werden können.Dies ist einer der Gründe, weshalbbei Fehlhaltungen heute sehr frühund sehr viel operiert wird: um einersolchen Entwicklung vorzubeugen.

    Sich im Körper wohl fühlenEntspannung und Wohlbefindenwirken in Bezug auf Schmerzensowohl lindernd als auch vorbeu-gend. Um dies zu erreichen, müs-sen wir die Reaktionen des Kindesauf sensorische Reize und seineWahrnehmungsfähigkeiten ken-nen. Nicht alle empfinden Schau-kelbewegungen oder Berührungenals angenehm. Richtig dosiert, sodass ein bestimmter Reiz vom Kindintegriert, eingeordnet werdenkann, löst er vielfach Freude,Wachheit, aber auch Entspannungund Wohlbefinden aus.Wenn es uns gelingt, das Kindmöglichst viele solcher Entspan-nungs- und Wohlfühlmomente er-leben zu lassen, helfen wir ihm da-

    FokusFokus

    Als sehr junger Physio konnteich in einem neuen Job nebenKindern auch mehrfachbehin-derte Erwachsene behandeln.Dazu gehörte auch Klient R.Er hatte verschiedene Proble-matiken und unter anderemeine Halbseitenlähmung. Einesolche führt häufig zu funktio-nellen Einschränkungen der«schwächeren Seite», so auchbei R.: Sein «schwächererArm» zeigte eine gebeugteSchonhaltung. Auch bei nähe-rer Untersuchung war es nichtmöglich, den Arm weiter alsbis zum Rechten Winkel im El-lenbogen zu strecken. Sobaldich den Arm manuell weiter zustrecken versuchte, reagierteR. mit lautem Schreien und wil-dem Gestikulieren – seine Art,Schmerz auszudrücken.

    Folglich bestand in der Reduk-tion dieses Streckdefizits einetherapeutische Zielsetzung, dieüber die nächsten Wochen undMonate verfolgt wurde. Die Re-aktion war immer dieselbe unddas Bewegungsausmass verän-derte sich nur geringfügig.

    Nach etwa sechs Monaten warich eines Tages bei einem an-deren Klienten auf der Wohn-gruppe. R. hatte dort Einzelför-derung und wollte mit seinerBezugsperson gerade zu ei-nem Spaziergang aufbrechen.Zufällig konnte ich aus dem Au-genwinkel beobachten, dass R.bei einer Aktivität mit der Be-

    zugsperson den fraglichen Armganz ohne Schmerz und Probleme beinahe vollständigstreckte. Kurzzeitig war ichsprachlos, glaubte schon anein Wunder.Im Austausch mit R. und seinerBezugsperson stellte sich dannheraus, dass R. mich offenbarzu seiner eigenen Freude sehrgeschickt und mit grosser Aus-dauer an der Nase herumge-führt hatte. Nachdem derSpass aufgeflogen war, wardas Streckdefizit nie mehr einThema, und meinen erst kürz-lich geschriebenen Berichtmusste ich revidieren. Was ichin diesem Fall sehr gerne ge-macht habe.

    Aus dem Beispiel habe ich ge-lernt, dass neben der Theorieund dem achtsamen Kennen-lernen der KlientInnen der Aus-tausch über therapierelevanteProblemstellungen, Handlun-gen und Fragestellungen auchmit Bezugspersonen unheim-lich wichtig ist. Konkret: Kommunikation Ich bin sicher,dass ein frühzeitiger Aus-tausch über das Problem desStreckdefizits bereits viel eherzur Auflösung dieses «Spas-ses» geführt hätte. Beobach-tung im Alltag Heute ist auchdie Alltagsbeobachtung einwichtiger Punkt in meiner Be-funderhebung. Denn über dengesamten Alltag hätte R. die-ses Verhalten wohl kaum auf-rechterhalten können. (AL)

    Richtig angepasste Orthesen werdenvon den Kindern meist gut akzeptiert.

    Ein Fallbeispiel aus der Physiotherapie

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    Ohren glücklichMax schreit. Dummerweise schreitMax aus einer ganzen Reihe vonGründen. Er will nicht, was ich will,er will etwas, aber ich hab’ nichtverstanden, was, er hat Hunger, er ist müde, er hat schlechte Lau-ne, zu heiss. Oder eben: er hatSchmerzen. Oft fragen wir uns, ober vielleicht Verdauungsproblemeoder eben auch Magenschmerzenhat oder Kopfschmerzen? Manch-mal sagt Max über seinen Sprach-computer «Ohren glücklich», aller-dings sagt er das nur, wenn erschlecht drauf ist. Mit Glück hatdas also wenig zu tun. Mit Schmer-zen? Vielleicht. Oder sind es Zahn-schmerzen? Menschen mit Herz-fehlern müssen extra gut auf ihreMundhygiene achten, damit keineBakterien den Weg zum Herzenfinden. Max knirscht auch richtigintensiv und oft mit den Zähnen.Aber wie um alles in der Welt seheich seinen Zähnen an, ob da viel-leicht was schmerzt? Ich weiss esnicht. Und oft bringt mich das zurVerzweiflung, weil ich meinem Kindhelfen möchte, ihm Schmerzen aufjeden Fall ersparen will.

    Stoff für mütterliche AlbträumeUnd jetzt Corona. Vielleicht keineernsthafte Bedrohung für uns, viel-leicht aber auch das nächste Ticket für einen lan-gen Spitalaufenthalt.In einer unsicherenSituation? Mit einemKind, das nicht spre-chen und nur einge-schränkt verstehenkann? Definitiv derStoff, aus dem müt-terliche Albträumesind. So bleibt nur

    eins: beschützen, was mir lieb undteuer ist. Auch wenn es für uns be-deutete, dass wir keine Freunde tref-fen, nur für den Spaziergang mitdem Hund aus dem Haus gehenwürden. Meine Kinder trugen es mitFassung, auch wenn sie ihre Freun-de mehrere Wochen nicht sehenkonnten. Und ich? Ich überlegte,wie ich unsere Tage strukturieren,den Kindern nebst ganz viel Ethikauch noch Mathe und Deutsch bei-bringen konnte. Wie wir aus derunverhofften gemeinsamen Zeit dasBeste machen konnten und hoffent-lich gesund bleiben würden. Dennmit Sicherheit würden die seeli-schen Schmerzen, sollte einer vonuns länger ernsthaft krank sein,mehr Trauma hinterlassen, als einpaar Wochen zu Hause festsitzenund Schule am Esstisch abhalten.

    Marianne Wüthrich

    Corona hat nun auch Einzug ge-halten in diese, meine Kolumne. Alsich, kaum waren entsprechendeVerhaltensregeln im Umlauf, aufUmarmungen und Händeschüttelnverzichtete, erntete ich die eine

    oder andere hochgezogene Augen-braue. Es war ein Leichtes zu sa-gen, wir haben mit Max einen Ri-sikofaktor mehr, sein Herz ist zwargeflickt, seine Lungen funktionierengut, eigentlich ist er fit. Tom fragtedann auch sofort «Mama, stirbtMax, wenn er Corona bekommt?»Ich hatte darauf keine wirklich

    schlüssige Antwort, denn das ist jagenau das Problem, wir wissennicht, was dieses Virus mit ihm ma-chen würde. Max ist zäh wie eineKatze. Er hat als Baby grosse Ope-rationen und diverse kleinere Ein-

    griffe durchgestanden. Anfangshiess es oft, sein Immunsystem seivermutlich schlechter als unseres.Und ja, wir waren wegen Infektenim Kinderspital im Isolierzimmer, miteinem Winzling, der schrie, bis ervor Erschöpfung auf meinem Armeinschlief, während ich jeweils amliebsten auf den Flur gestanden

    wäre und einfach mal meinen Frustrausgeschrien hätte, weil mir keinersagen konnte, was Max fehlt undwie lange das so bleiben würde.Kein Ende in Sicht. Auch Jahre später habe ich keinBedürfnis nach Isolierzimmer oderQuarantäne im Spital. Wie auchwürde ich das meinem zwischen-zeitlich mobilen, aktiven Teenagererklären? Und er würde mir auchnach all den Jahren nicht sagen,wo ihn was in welchem Ausmassschmerzt, wie er sich fühlt.

    Anderes SchmerzempfindenMax hat uns als Kleinkind immerwieder vor Rätsel gestellt. Irgend-wann hatten wir raus, dass es sichbei Fieber anbietet, in seine Ohrenzu schauen, da er in regelmässigenAbständen Mittelohrentzündungenhatte. Der Arzt meinte, er fasse sichdoch sicher wiederholt an die Oh-ren, er müsse ziemliche Schmerzenhaben. Ich konnte nur verneinen.Es gab nur den Indikator Fieber.Sonst nichts. Max’ Schmerzempfin-den ist mit unserem nicht zu verglei-chen. Er kann mit aller Kraft seinenEllenbogen oder sein Knie gegenden Tisch oder die Wand schmet-tern. Blaue Flecken zeugen davon.Seine Nerven sind weniger dichtausgebildet, seine Schmerzgrenzedeutlich höher als unsere. Und seineKommunikation nicht existent.

    Die AutorinMarianne Wüthrich ist Vize-präsidentin von visoparentsschweiz. Im «imago» schreibtsie über ihren Alltag mit Max und den Zwillingen Tomund Leo. Max ist infolge desCharge-Syndroms mehrfachbehindert und Autist.

    Beschützen,was mir lieb und teuer ist

    Mama bloggt Voll das wilde Leben

    Homeschooling kreativ: Max hilft beim Nähen.

    Max’s Start ins Leben war schmerzhaft.

    Auch bei Max und den Zwillingen war während Wochen Schule am Esstisch angesagt. Bei Mama weckt das Virus Erinnerungen an frühere Erfahrungen mit Schmerzen, Infektenund Isolierzimmer im Spital. Ein Grund mehr, vorsichtig zu sein.

    Tipp: Coronavirus – ein Buch für KinderDas Coronavirus hat auch den All-tag von Kindern durcheinander-gewirbelt und vieles auf den Kopfgestellt. Aus den Medien prasselnweiterhin fast täglich Meldungenund beängstigende Bilder auf sieein. Doch was ist das neuartige Co-ronavirus eigentlich? Was passiert,wenn jemand an Covid-19 er-krankt? Und wie kann ich mich undmeine Familie vor einer Ansteckungschützen? Was passiert als Nächs-tes? Der englische Verlag NosyCrow hat zusammen mit Prof. Gra-ham Medley von der London Schoolof Hygiene & Tropical Medicine so-wie Lehrpersonen und Kinderpsy-chologInnen ein Informationsbuchfür Kinder ab 5 Jahren entwickelt,das viele Fragen beantwortet, dieuns alle noch lange beschäftigenwerden. Toll sind die Illustrationenvon Axel Scheffler: witzig, aber den-noch sachlich und selbstverständlich«inklusiv».

    Kostenloser DownloadDamit möglichst viele Kinder undFamilien Zugang zu diesen verläss-lichen Informationen erhalten, stelltder Verlag das Buch als kostenfreienDownload zur Verfügung. www.beltz.de

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    Wie hat die Schule Kontakt gehal-ten mit den Familien, die auf dieNotbetreuung verzichtet haben?Die Lehrpersonen waren via Klas-senhandy in regem Austausch mitallen Eltern, ebenso die Therapeut-Innen. Zudem haben wir alle be-nötigten Hilfsmittel nach Hause lie-fern lassen. Auch eine «Ideenkiste»für die Förderung zu Hause habenwir bereitgestellt und wöchentlichallen Familien gemailt.

    Die SchülerInnen der Tagesschulehaben wie alle Kinder in derSchweiz das Recht auf Unterricht.Konntet ihr den Unterricht in ir-gendeiner Form aufrechterhalten?Nein, das war fast nicht möglich.Die Eltern waren so gefordert mitdem Alltag, dass heilpädagogi-sche Förderung nur punktuell mög-lich war. Zum Teil haben die Elternaber Ideen aus der Ideenkiste um-gesetzt. Auch am Familienzielkonnten sie weiter arbeiten.

    Wie beurteilen Sie die Informationder Behörden über das Virus imHinblick auf Risikogruppen wie dieSchülerInnen der Tagesschule?

    Sie wurden eigentlich immer ver-gessen. Ich musste mit der Konsi-liarärztin, dem Kantonsarzt unddem Volksschulamt immer eine ei-gene Lösung finden, die für unstragbar war. Die Anweisung, dassRisikoschüler im Homeschoolingunterrichtet werden müssen, ist beiuns nicht umsetzbar. Eine ver-gleichbare Situation hat die Tages-schule in ihrer bald sechzigjähri-gen Geschichte noch nie erlebt.

    Habt Ihr ausser von den erwähn-ten Stellen noch von anderer SeiteUnterstützung bekommen bei fach-lichen und praktischen Fragen? Zum Glück waren wir schon vordem Ausbruch in den Endzügenunseres Pandemiekonzepts. Davon konnten wirvieles nutzen. DasVolksschulamt undauch unsere Kon-siliarärztin habenuns gut beraten.Die SchülerInnenhaben alle gut aufdie Gesichtsmas-ken reagiert, bisjetzt jedenfalls.

    Und was ist mit anderen Sonder-schulen und Einrichtungen fürmehrfach behinderte Menschen,findet ein Austausch über die Er-fahrungen statt? Für einen Austausch mit anderenSchulen bleibt keine Zeit. Zudemsind wir mit unseren SchülerInnenin der Risikogruppe in einer sehrspezifischen Situation.

    Wie geht es Ihnen und dem Teamheute? Gut. Ich sehne mich aber nach ei-ner klaren Trennung zwischen Ar-beit und Privatleben. Das ist zurzeitweiterhin fast nicht möglich unddas nagt. Auch die direkten Be-gegnungen mit den Mitarbeiten-den fehlen mir. Ich kann wenigergut einschätzen, wo sie stehen.Doch ich verlasse mich wie immerdarauf, dass sie zu mir kommen,wenn etwas ist.

    Wie blicken Sie in die Zukunft?Mein positives Denken und dasVertrauen der Mitarbeitenden undder Eltern an mich und an uns alsSchule geben mir Zuversicht. Natürlich hoffe ich, dass wir wei-terhin alle gesund bleiben. In derSchule tun wir unser Bestes undsind froh, dass uns alle dabei un-terstützen.

    Interview: Angie Hagmann

    imago: Wie hat die Tagesschulevom Lockdown erfahren?Brigitte Baumgartner: Etwa dreiStunden nach der Medienkonfe-renz des Bundesrates haben wirvom Volksschulamt des Kantons Zürich die offizielle Weisung zurSchliessung erhalten. Wir solltenaber weiterhin eine Betreuung anbieten, unter Einhaltung allerSchutzmassnahmen. Doch für wenund wie das mit SchülerInnen zubewerkstelligen ist, die zur Risiko-gruppe gehören, wurde nicht klarkommuniziert.

    Habt Ihr erwartet, dass so etwaspassieren würde?Es hat sich zugespitzt. In den bei-den Wochen vor dem Lockdownam 16. März haben wir ständigdie Hygienemassnahmen verstärktund neue Weisungen herausgege-ben. Kurz vor dem Lockdown habeich zudem das im Juni geplanteLager abgesagt.

    Was war Ihr erster Gedanke, alsSie von der Schliessung hörten?Zuerst war ich erleichtert. In denWochen vor dem Lockdown warich enorm angespannt und hatteschlaflose Nächte. Ich hoffte undhoffe inständig, dass sich vomTeam und von unseren SchülerIn-nen niemand anstecken wird. Die-ser Druck war enorm.

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    Wie haben die Lehrpersonen undTherapeutInnen reagiert?Schwierig war vor allem die Un-gewissheit, wie lange der Zustanddauern wird und was noch alleskommt. Auch nach der Teilöffnungder Schule am 11. Mai ist dieseUngewissheit immer noch da,denn niemand weiss, wie sich diePandemie entwickeln wird. Wäh-rend der Schliessung waren alleim Team aber top motiviert. Wirnutzten den neuen Alltag, um ei-nige Themen anzupacken, für dievorher die Zeit gefehlt hatte.

    Was war die grösste Herausfor-derung für Sie als Schulleiterin?Den Überblick zu behalten überall die vielen Infos, Vorgaben undBedürfnisse und meine eigene pri-vate Situation, also die Betreuungder eigenen Kinder. Für das Teamwar wohl am schwierigsten, keineSchülerInnen mehr an der Schulezu haben. Ein leeres Schulhaus istnicht das, was sich meine Mitar-beiterInnen wünschen.

    Eine grosse Herausforderung warauch die Organisation der Betreu-ung. Wir haben dann ab der drit-ten Lockdown-Woche und über dieFrühlingsferien Betreuung im Voll-schutz (Kittel, Brille, Maske, Hand-schuhe) angeboten. Im Schulhauswurde jedes Kind von einer Lehr-

    person in einem anderen Zimmerin Obhut genommen. Bei Hochri-siko-SchülerInnen fand die Betreu-ung durch die Lehrperson teilweisezu Hause statt. Das war für allesehr ungewohnt und nicht einfach. So, wie jetzt auch die Halböffnungder Schule. Die Kinder kommennun einzeln im Taxi zur Schule. DerUnterricht findet in ihrem gewohn-ten Klassenzimmer statt, wobei je-weils zwei Mitarbeitende zweiSchülerInnen unterrichten. Es geltenstrenge Vorgaben bezüglich Hy-giene und Krankheit. Die Mitarbei-tenden tragen immer Masken undbei der Pflege und beim Essen zu-sätzlich Handschuhe. Es gibt keineKlassendurchmischungen.

    Wie haben die Eltern auf dieSchulschliessung reagiert?Sie waren schockiert und konntenes nicht glauben. Doch viele habensich mit der Zeit arrangiert und ver-sucht, das Beste daraus zu ma-chen. Es waren aber alle sehr be-lastet, denn die Eltern arbeitetenja teilweise ebenfalls im Home-office.Wie hoch die Belastung für die El-tern war, zeigt sich auch daran,dass 18 von 19 SchülerInnen seitder Teilöffnung wieder in dieSchule kommen. Die Betreuung inder Lockdown-Zeit haben siebenFamilien genutzt.

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    Corona-Pandemie

    «Der Druck war enorm»Tagesschule im Lockdown

    In den unzähligen Medienberichten über die Folgen der Schulschliessung waren heil-pädagogische Schulen nie ein Thema. Dabei sind sie von den Massnahmen stärker betroffen als Regelschulen. Brigitte Baumgartner, Leiterin der Tagesschule visoparents für schwer mehrfachbehinderte SchülerInnen, über eine turbulente Zeit.

    Immer erreichbar: Schulleiterin Brigitte Baumgartner in ihrem Büro zuhause.

    Brigitte Baumgartner Schwarz(41) leitet die Tagesschule visoparents für schwer mehr-fachbehinderte SchülerInnenin Zürich-Oerlikon seit 2014.Sie hat Sonderpädagogikstudiert und ist Mutter zweierKleinkinder.

    Corona-Pandemie

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    KHI sehr geschätzt. Die Informatio-nen kamen so schnell, wie das vonden Vorgaben her möglich war, ge-rade mit dem Whatsapp-Chat, aus-serdem eher grosszügig, verglichenmit anderen Krippen. Bei allen Kon-takten habe ich ein grosses Enga-gement der Mitarbeitenden und derLeitung gespürt. Was sie geleistethaben bzw. leisten, ist für uns Elternmanchmal nicht offensichtlich, etwadas tägliche Reinigen, die Organi-sation zusätzlicher Gruppenräumeoder das Engagement für die Rück-erstattung der Kosten an uns Eltern.Durch die vielen Kontakte gingendie Mitarbeitenden auch gesund-heitliche Risiken ein. Deshalb an die-ser Stelle einen ganz herzlichenDank an alle! Speziell erwähnenmöchte ich die «Bärenpost», auf dieich jeden Montag gewartet habe.Wir haben viele der Tipps, Spieleund Vorlagen genutzt und hattentolle Momente damit. Gerade dieersten Ausgaben waren wertvoll,weil sie mir den Weg gezeigt ha-ben, wie ich meine Kinder sinnvollbeschäftigen und sie dabei auchweiterbringen kann. Zu Beginn desLockdowns stand ich etwas da wieder Esel am Berg. Eltern ohne Infra-struktur und finanzielle Mittel beka-men die «Bärenpost» sogar mit Ma-terial zugeschickt, wow!

    Wie beurteilen Sie die Informationder Behörden für Familien?

    Ich habe mich bei vielen Leuten um-gehört, und generell war die Unsi-cherheit, was wo gilt, für viele ver-wirrend. Davon zeugen auch derhöchst unterschiedliche Umgang derKrippen mit den Corona-Vorgabenoder die Unklarheiten betreffendRückerstattung der Elternbeiträge.

    Welche Erkenntnisse ziehen Sie ausIhren bisherigen Erfahrungen mit derPandemie?Der Lockdown hat uns alle gefor-dert, und mir persönlich ist der Spa-gat zwischen Kindern, Haushalt undGeschäft alles andere als leicht ge-fallen. Es gibt aber auch Positiveswie das viele Basteln oder dass dieKinder nun viel konstruktiver mitei-nander umgehen, denn sie hattenja nur sich.

    Ihr Wunsch für die Zukunft? Die Corona-Zeit hat in der Gesell-schaft einerseits viel Solidarität ge-weckt und andererseits das Bewusst-sein für die Bedeutung von Pflege-und Erziehungsarbeit erhöht. Ichwünsche mir, dass diese positivenEntwicklungen erhalten und auch inkonkrete Massnahmen umgesetztwerden.

    Welche Folgen hatte der Lockdownfür Sie als berufstätige Mutter?Der gewohnte Alltag fiel quasi kom-plett weg. Alles war anders, vonder Kinderbetreuung über abge-sagte Sitzungen und unterbrocheneProjekte bis zur Organisation desHaushalts mit Homeoffice. Dabeihatten wir Glück, dass ein Gross-elternpaar die Kinder weiterhin be-treuen und zwischendurch aushelfenkonnte.

    Was hat Sie am meisten beschäftigt? Gesundheitliche Fragen waren sehrpräsent, aber für mich persönlichwar es vor allem herausfordernd,in dieser Situation allen gerecht zuwerden. Man möchte für die Kinderda sein, gleichzeitig sollte man dasGeschäft am Laufen halten. Man istständig zusammen, die sozialenKontakte, aber auch die Rückzugs-orte fallen weg.

    Wie haben Ihre Kinder reagiert?Teilweise haben sie die Zeit ohneTermine und Gehetze sicherlich ge-nossen, auch zwei Monate ohneKrankheit und mit ruhigem Schlafwaren erholsam. Irgendwann wur-de der Mangel an Gspänli, Spiel-plätzen und Abwechslung aberdeutlich spürbar.

    Fühlten Sie sich vom KinderhausImago ausreichend unterstützt? Persönlich habe ich die Arbeit des

    Vier Jobs aufs MalIm Kinderhaus-Interview kommt heute eine Mama zu Wort.Stefanie Huber (37) wohnt mit ihrer Familie in Dübendorf.Von Beruf ist sie Expertin für Umweltfragen. Die beiden Kinder (1 ½- und 3-jährig) besuchen an zwei Tagen pro Woche das Kinderhaus Imago, seit sie einige Monate alt sind.

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    hatte dabei oberste Priorität. Werzur Risikogruppe gehörte, erledigteseine Aufgaben fortan im Home-office – bei Arbeit mit Kindern nichteinfach. Timon Selinger hielt in Baarabwechselnd mit Andrina Ruprechtdie Stellung vor Ort. Gefragt, wasder neue Alltag für ihn bedeutete,sagt er: «Sehr wenig Schlaf, sehrviel Organisation, sehr viel Arbeitauch übers Wochenende, sehr vielElternarbeit und dazu noch die Or-ganisation der eigenen Familie mitdrei kleinen Kindern.»

    Anspruchsvolles HomeofficeAlle Hände voll zu tun hatte auchEsther Blöchliger. Die Mutter vonvier kleinen Kindern und Co-Leiterindes Kinderhauses Imago Dübendorfarbeitete risikobedingt die ganzeZeit über im Homeoffice. Wie siediese Funktion von zuhause auswahrnehmen konnte, musste sie zu-erst herausfinden. «Letztlich ist dasnur möglich dank den gut einge-

    spielten Teams vor Ort.» Ihre eigeneArbeitsbelastung empfand sie alssehr anforderungsreich. «Ich merkte,dass mir die Zeit für mich selberfehlte. Auch wenn es nur ein Ar-beitsweg alleine war oder gemein-same Momente mit dem Team.» Esgab aber auch viel Positives. «Zusehen, wie jede und jeder einzelneim Team sich einsetzt für ein gutesGanzes, ohne Murren und mit un-glaublich viel Engagement… dassind tolle Momente.»

    Finanzierung als HerausforderungEin eigenes Kapitel neben demganz neuen Alltag war die Finan-zierungsfrage. Aus wirtschaftlichenGründen mussten die Kitas die El-ternbeiträge weiter in Rechnungstellen, auch wenn die Kinder mehr-heitlich von den Eltern betreut wur-den. «Schwierig war, dass niemandsagen konnte, ob die Situation Wo-chen dauern würde oder Monate»,sagt Sonja Kiechl, Gesamtleiterinder Kinderhäuser Imago. Die unter-schiedlichen Informationen undGangarten der beiden Standort-Kantone (Zürich und Zug) machtendie Sache nicht einfacher.Inzwischen steht fest, dass den El-tern Beiträge für nicht bezogeneLeistungen zu 100 Prozent zurück-erstattet werden können. Der Bundzahlt einen Drittel, den Rest über-nehmen Kantone und Gemeinden.Die Erleichterung über diese Soli-darität ist natürlich gross. (AH)

    Andrina Ruprecht weiss noch ge-nau, was ihr durch den Kopf ging,als sie vom Lockdown hörte. «Ammeisten erschreckte mich, wieschnell ein ganzes Land, ja, dieganze Welt stillgelegt werdenkann.» Die junge Frau ist gemein-sam mit Timon Selinger für dasKinderhaus Imago in in Baar ver-antwortlich, eine integrative Kitamit 40 Plätzen. Um einiges grösserist die Kita Imago in Dübendorf.Rund 70 Kinder mit und ohne Be-hinderung werden dort pro Wo-che betreut.

    Alles anders Dass ein so grosser Betrieb schonin normalen Zeiten anspruchsvoll zuorganisieren und zu führen ist, liegtauf der Hand. Nun mussten sämtli-che Abläufe analysiert und so an-gepasst werden, dass die Schutz-vorgaben des Bundes eingehaltenwerden konnten. Die Gesundheitder Kinder und der Mitarbeitenden

    Kita-Alltag im Corona-WirbelAnders als die Sonderschulen waren die Kitas im Lockdown ein häufiges Thema in der Öffentlichkeit. Von den Teams der Kinderhäuser Imago in Dübendorf und Baar verlangte der neue Alltag viel Flexibilität, Kommunikation und Kreativität.

    «Abstand halten, Hände waschen…»: Strikte Hygiene überall in der Kita.

    «Alles wird gut», signalisiert der Regenbogen am Gartentor.

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    Gut zu wissen

    Für manche Familie mit einem be-hinderten Kind bedeutet der Alltagmit Corona eine zusätzliche Belas-tung. Die Situation ist bei jeder be-troffenen Familie wieder anders,und vielerorts müssen die Schutz-massnahmen weiterhin eingehaltenwerden. Dementsprechend war dieBeratungsstelle in den letzten Wochen mit ganz unterschiedlichenThemen konfrontiert.

    Verlust von TagesstrukturenBei Kindern im Autismus-Spektrumging es oft darum, dass die in vie-len kleinen Schritten über lange Zeiterarbeiteten Tagesstrukturen und Ri-tuale, die den Kindern Sicherheitund Klarheit gegeben haben, voneinem Tag auf den andern fast kom-plett über den Haufen geworfenwurden. Dann mussten neue Struk-turen festgelegt werden, und dieFamilie musste versuchen, sich da-ran zu gewöhnen – die Eltern imWissen, dass in ein paar Wochenmöglicherweise alles wieder an-ders sein würde. Manche Eltern fragten nach Mög-lichkeiten, ihre Kinder zu beschäf-tigen. Hier konnte ich neben eige-nen Ideen auch Links empfehlen,beispielsweise zur Homepage vonautismus.ch, die hilfreiche Doku-mente anbieten.

    Immer wieder gelangten Angehö-rige an mich, die einfach mal ihreSorgen teilen wollten, ohne Freunde

    oder Familie zu «belasten». AuchEntlastungsmöglichkeiten wurdenvermehrt nachgefragt und Möglich-keiten, diese nach dem Lockdownaufzugleisen.

    Beratung neu auch onlineAuch die Form der Beratungen än-derte sich. Die Kontakte fandenbzw. finden nun mehrheitlich perMail, WhatsApp, Telefon und neuper Facetime statt. An dieses neueMedium, Facetime, musste ich michgenauso wie die ratsuchenden Fa-milien zuerst gewöhnen. Facetime gibt auch in der Zeit von«Physical Distancing» die Möglich-keit, relativ nah dabei zu sein, undnonverbale Zeichen wie Gestik undMimik entfallen nicht komplett. For-mulare kann ich gemeinsam mitden KlientInnen ausfüllen, ohnephysisch anwesend sein zu müssen.Briefe und Unterlagen von Behör-den können ebenfalls gemeinsamgelesen und bearbeitet werden.

    Das Beste draus machenAls Mutter und Beraterin hat michsehr beeindruckt, wie Eltern mit die-ser schwierigen Situation umgehen.Etwa jene Mutter mit fünf Kindern,eines davon mehrfachbehindert,die zur Schulschliessung meinte:«Ich kann es nicht ändern, also ma-che ich das Beste daraus. Wir sindgesund und das zählt.»

    Yala Mona

    Aus der Eltern- und Fachberatung

    Die Covid-19-Pandemie hat Familien vor viele neue Aufgabenund Herausforderungen gestellt. Das zeigen auch die Fragen,mit denen Eltern an unsere Beratungsstelle gelangten.

    Corona-Pandemie

    visoparents bietet Eltern eineganzheitliche Beratung und Be-gleitung in allen Fragen zu Kin-dern und Ju-gendlichenmit Seh- undMehrfachbe-hinderung.Themen:• Umgang

    mit Be- hörden• Finanzierungsmöglichkeiten • Invalidenversicherung• Übergänge, Anschluss- lösungen (z.B. Wechsel ins Schul- oder Wohnheim, Eintritt ins Erwerbsleben)• Kontakte zu Selbsthilfe- gruppen• Individuelle Entlastung• Allgemeine Erziehungsfragen• Erziehungsfragen blinde/ seh- und mehrfach behin- derte Kinder, Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten

    Alle Kinder und ihre Familienhaben das Recht auf Förderungund optimale Unterstützung.Die Beratungskosten werdenvon visoparents schweiz über-nommen oder von den Elternoder Institutionen bezahlt, jenach Situation der Familie.Nehmen Sie Kontakt auf.Yala Mona ist gerne für Sie da.

    Telefon 043 355 10 85 [email protected]

    Yala Mona

    Angebot für Eltern

    Wenn der Alltag Kopf steht

    für seine Gesundheit zu tun. Damitdies leichter fällt, hat Procap Sportkreative Ideen gesammelt, wie manauch zu Hause aktiv sein kann, wieman seine sozialen Kontakte auf-rechterhält und wie man die eigenepsychische Gesundheit stärkt. Aufder Webseite von Procap Sport unter www.procap.ch/sport unter«Home-Fit-Praxisbeispiele» findensich zu diesem Zweck viele Vi-deos mit Bewegungsübungen oder

    Tänzen, aber auch Unterlagen zurgesunden Ernährung oder für Akti-vitäten, die gut sind für «Herz undSeele». Procap möchte diese Pra-xisbeispiele weiter ausbauen undnimmt Fragen, Bedürfnisse, Tippsund neue Ideen gern per Mail entgegen:[email protected]

    Das Verbot von Gruppenaktivitäten,Distanzregeln und das Arbeiten zuHause führten in den letzten Wo-chen bei vielen Menschen mit Be-hinderungen dazu, dass die Bewe-gung zu kurz kam. Es fehlten dievielen kleinen Wege des Alltags,etwa zur Arbeit, in der Freizeit oderder Gang zum Einkaufen. DieSportvereine mussten ihre Aktivitä-ten einstellen, womit für viele Be-troffene auch die regelmässigen so-zialen Kontakte ausserhalb dergewohnten Strukturen wegfielen.Und nicht zuletzt können Isolationdurch Besuchseinschränkungen inden Institutionen, das Ungewisseder Situation und Ängste vor einemunsichtbaren Krankheitserreger aufsGemüt schlagen und so auf Dauerdie psychische Gesundheit gefähr-den. Dass dabei jeder Mensch an-ders reagiert, ist klar.Menschen mit Behinderungen, diezu einer sogenannten Risikogruppezählen, und/oder Betroffene, dieeine kognitive Beeinträchtigung ha-ben und in Institutionen leben, müs-sen weiterhin mehr oder wenigergrosse Einschränkungen in Kaufnehmen. Aber auch unabhängig von Coronaist es wichtig, dass man auch untererschwerten Bedingungen in derLage und motiviert ist, aktiv etwas

    Gesundheit fördern –in Bewegung bleibenGesundheit muss gefördert und geschützt werden. Diesgilt noch mehr, wenn die gewohnten Alltagsaktivitäteneingeschränkt werden oder wegfallen. Eine Ideensamm-lung von Procap Sport hilft, auch unter erschwerten Bedingungen aktiv zu bleiben.

    «10 plus 1» Impulse für ein gutes Lebensgefühl Die «10 plus 1» Impulse bieten Anregungen und Ideen, die eingutes Lebensgefühl fördern und die für das Thema «Gesund seinmit Behinderung» sensibilisieren.1. Mit Freunden in Kontakt bleiben – Freunde sind wertvoll 2. Darüber reden – vieles beginnt im Gespräch 3. Aktiv bleiben – Bewegung tut auch der Seele gut 4. Neues lernen – Lernen heisst entdecken 5. Kreativ sein – Kreativität ist in uns allen 6. Sich beteiligen – Menschen brauchen eine Gemeinschaft 7. Niemand ist perfekt – sich selbst annehmen 8. Sich entspannen – in der Ruhe liegt die Kraft 9. Sich nicht aufgeben – Krisen gehören zum Leben

    10. Um Hilfe fragen – Hilfe annehmen ist eine Stärke, keine Schwäche 11. Bewusst essen – ausgewogen essen gibt Energie

    Die detaillierte Zusammenstellung dieser Impulse und weitere nütz-liche Informationen rund ums Thema Gesundheit finden Sie unterwww.procap.ch (Home-Fit-Praxisbeispiele – Psychische Gesundheit)

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    Im August 2001, genau in der Zeit,als die Tagesschule wegen Um- undAnbau für ein halbes Jahr nach Er-lenbach verlegt wurde, trat Katha-rina Lutz ihre Stelle als bereits er-fahrene Heilpädagogin im Tages-schul-Team an. Sie lebte sich damalsschnell ein im turbulenten Schulall-tag, der ja vorwiegend geprägt war

    durch Improvisieren, Einrichten undEinleben. Und wie es der Zufall will,tritt sie nach 19 Jahren wieder ineine Phase des Um- und Anbaus ausder Tagesschule aus. Arbeitseinstiegund Arbeitsabschluss schliessen sichalso passgenau zu einem Kreis. Katharina Lutz absolvierte ihre Aus-bildung als Heilpädagogin im Vor-arlberg, dort, wo sie als Ausland-schweizerin aufwuchs. Eines ihrerberuflichen Vorbilder, wie sie mireinmal erzählte, war Maria Sum-

    mer, eine preisgekrönte Heilpäda-gogin, Gründerin der Sprachheil-stätte Rankweil in Österreich unddes Vereins ‹Bereitschaft›, einer Or-ganisation zur Unterstützung derFörderung von Kindern mit Beein-trächtigung.

    «Jedes Kind ist ein neues Wunder»hiess die Gedenksendung, die derORF Maria Summer nach ihrem Tod2007 widmete.

    «Wir dürfen und konnen nicht überdie Kinder verfügen.Wir dürfen unser Gesetz nicht übersie stülpen.Wir dürfen sie nicht nach unserenWünschen und äusseren Bedürfnis-sen zurechtbiegen.Wir müssen sie in ihrer Einmaligkeitannehmen und fördern.»

    Diese und weitere Aussagen MariaSummers scheinen auch die innereEinstellung zu spiegeln, mit der Ka-tharina Lutz als Lehrerin den Schü-lerinnen und Schülern mit Mehrfach-behinderung begegnete.Sie stellte ihre eigene Person nie insZentrum. Leise, mit Geduld und tie-fem Einfühlungsvermögen stellte siesich den Aufgaben, vor allem auchden Kindern mit schwierigem, he-rausforderndem Verhalten. Wie Ka-tharina selber einmal äusserte, ver-spürte sie gerade diese Heraus-forderung als ganz besonderen Reizin ihrem Berufsleben. Mit den Schü-lerinnen und Schülern, gleich wel-che Beeinträchtigungen sie mit sich

    brachten, baute sie stets eine guteKommunikation auf, so dass ihr Ge-genüber sich in positiver Eigenwahr-nehmung erleben konnte.Ihre Kommunikation erwies sichauch auf der Erwachsenenebene mitden Eltern oder im Arbeitsteam oftals ausgleichend. Negativem stelltesie umgehend Positives gegenüber,aus Verzweiflung konnte Hoffnungwachsen, aus Ärger wurde Freude.In diesem Sinn wirkte sie im Schul-haus wie ein sanfter Engel.Ihr Unterricht war geprägt durchLieder, Musik mit der Gitarre,Klangschalen und pentatonischenInstrumenten. Ebenso kam ihreLiebe zum Gestalterischen zum Tra-gen. 2008 spezialisierte sie sichzusätzlich als Low-Vision-Trainerin.Seither machte sie Abklärungen inallen Klassen und hat uns in geziel-ter Sehrestförderung mit entspre-chendem Material beraten.Durch ihre sanftmütige, liebenswerteund pädagogisch geschickte Artfühlte sich die Zusammenarbeit ver-traut, sicher und tragend an. IhreBeweglichkeit, Ruhe und Geduldsind bewundernswert!Wir danken Katharina Lutz herzlichfür ihr grosses Engagement undwünschen ihr das Beste für denneuen Lebensabschnitt, viel Freudein der Familie mit ihren beidenGrosskindern und hoffentlich auchetwas mehr Zeit für Kreatives wiealte Möbel restaurieren, Singen undWanderungen in den Bergen.

    Im Namen der Schulleitung und desTagesschul-Teams: Verena Scheiwiler

    In seinen Legislaturzielen 2019-23hält der Regierungsrat des KantonsZürich fest, dass zur Umsetzung derUN-BRK ein Aktionsplan erarbeitetwerden soll. Damit die Partizipationvon Menschen mit Behinderung si-chergestellt ist, schlossen das Kan-tonale Sozialamt und die Behinder-tenkonferenz Kanton Zürich (BKZ)eine Vereinbarung zur Zusammen-arbeit ab.Das Mitwirkungsmodell «Partizipa-tion Kanton Zürich» der BKZ ge-währleistet, dass sich Personen mitunterschiedlicher Behinderung aktivin den Umsetzungsprozess einbrin-gen können. Aktuell engagierensich 61 Einzelpersonen und Dele-gierte von Behindertenorganisatio-nen. Sie haben die «Top-Prioritäten»gemeinsam erarbeitet.

    Kinder mit BehinderungGrundlage für die Rechte von Kin-der und Jugendlichen mit Behinde-rung ist namentlich Artikel 7 derUNO-BRK. Weiter verpflichtetauch die Kinderrechtskonventionder UNO Bund und Kantone zuMassnahmen. In den «Top-Priori-täten» erscheint Artikel 7 wie folgt: «Kinder mit Behinderung habendas Recht, gleichberechtigt mit an-deren Kindern alle Menschen-rechte und Grundfreiheiten genies-sen zu können, ihre Meinung in

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    allen sie berührenden Angelegen-heiten gleichberechtigt mit ande-ren Kindern frei zu äussern unddass ihre Meinung angemessenund dem Alter des Kindes entspre-chend berücksichtigt wird.»

    Hindernisse Im Hinblick auf die Umsetzung wur-den folgende Hindernisse definiert:Das Recht auf frühe Förderung istfür Kinder mit erhöhtem Unterstüt-zungs- bzw. medizinischem Betreu-ungsbedarf im Alltag nicht sicher-gestellt; es fehlt an Krippen- undBetreuungsplätzen mit dem entspre-chendem Fachpersonal und der ent-sprechenden Infrastruktur. Hinsichtlich der Äusserung und Be-rücksichtigung der Meinung von Kin-dern mit Behinderung verlangt Arti-kel 7 Abs. 3 UNO-BRK, dass dieKinder eine behinderungsgerechtesowie altersgemässe Unterstützung

    erhalten, damit sie dieses Recht ver-wirklichen können. Diese Unterstüt-zung (Hilfsmittel, Gebärdenspracheu.a.) und damit auch die Mitspracheund Anhörung ist in manchen Be-reichen nicht für alle Kinder mit Be-hinderung gewährleistet.

    Handlungsbedarf und EmpfehlungenHandlungsbedarf besteht insbeson-dere in den Bereichen Bildung (Art.24 – frühe Förderung, Schule, Be-rufswahl, Berufsbildung u.a.); Ge-sundheit (Art. 25, 16, 7 – Kinder-und jugendmedizinische Versor-gung, Übergang Pädiatrie-Erwach-senenmedizin, Schutz vor Gewaltund Missbrauch u.a.); Justiz, (Art.13 – z.B. bei Sorgerechtsfällen oderMassnahmen des Kinderschutzes).

    Als «übergeordnete» Massnahmewird vorgeschlagen, dass der Kan-ton ein Modell für Good Practicezur Sicherstellung aller Kinderrechtenach den Anforderungen der UNO-BRK und der UNO-KRK entwickelt.Dieses Modell stellt er zur Anwen-dung in seinem Einflussbereich so-wie weiteren Verantwortlichen undInteressierten (Gemeinden, Privaten)zur Verfügung.

    Angie Hagmann, Mitglied der Steuergruppe

    «Partizipation Kanton Zürich»

    TagesschuleGut zu wissen

    Prioritäten fürden Zürcher Aktionsplan

    UNO-Behindertenrechtskonvention

    Unter Federführung der Behinderten-Konferenz Kanton Zürich (BKZ) haben rund 60 Einzelpersonen und Delegierte von Behindertenorganisationen Prioritäten zur Umsetzung der UNO-Behindertenrechtskonvention im Kanton Zürich erarbeitet. Diese sollen nun in den Aktionsplan des Kantons einfliessen.

    Die Prioritäten wurden in verschiede-nen Workshops erarbeitet.

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    : BKZ

    «Jedes Kind ist ein neues Wunder»Zum Abschied von Katharina Lutz

    Beinahe zwei Jahrzehnte wirkte Katharina Lutz an der Tagesschule visoparents als Heilpädagogin und Low-Vision-Trainerin für schwer mehrfachbehinderte SchülerInnen. Nun geht sie in Pension.

    Vertrauen als Basis: Katharina Lutz miteiner Schülerin.

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    für die Entwicklung, Förderung, Bil-dung, Betreuung und eine best-mögliche vor-, ausser-, schulischeund/oder berufliche Integrationvon blinden, seh- und mehrfachbehinderten Kinder verwendet.

    Ändert sich der Stiftungszweck ge-genüber dem Vereinszweck, undwie leicht könnte dieser nachträg-lich geändert werden?Nein, der Stiftungszweck ent-spricht dem bisherigen Vereins-zweck. Bei einer Stiftung handeltes sich um ein relativ starres Kon-strukt, das heisst, ein einmal be-stimmter Zweck kann nicht ohneweiteres geändert werden. EineÄnderung des Stiftungszwecks istnur unter strengen formellen Vo-raussetzungen möglich und nur mit Genehmigung der eidge-nössischen Stiftungsaufsicht. EineZweckänderung allein gestützt aufeinen Entscheid des Stiftungsratesist ausgeschlossen.

    Ändert sich etwas am Betreuungs-und Schulangebot für die Kinder?Nein, das bisherige Betreuungsan-gebot bleibt unverändert bestehen.

    Bleiben die bisherigen Freizeit-angebote und Elterntreffen wieSchoggigiessen, Kinderzoo etc.bestehen?Ja, das bisherige Freizeitangebotsoll aufrechterhalten und nachMöglichkeit erweitert werden.

    Wie sieht es mit dem Angebot derBeratung und Unterstützung der El-tern aus?Die Dienstleistungen in den Berei-chen Beratung, Unterstützung undinsbesondere Entlastung der Elternkönnen mittels des vielseitigen Be-

    treuungsangebotes weiter-hin unverändert angebotenund nach Möglichkeit er-weitert werden.

    Werden Eltern weiterhinüber die Tätigkeit der Stiftunginformiert?Ja, die Stiftung visoparents er-stellt wie bisher jährlich einen Jah-resbericht, welcher auf der Home-page für jedermann einsehbar ist.

    Kann die Stiftung weiterhin mit För-derbeiträgen und Spenden unter-stützt werden?Selbstverständlich kann die Stif-tung weiterhin mit Förderbeiträgenund Spenden unterstützt werden.Die bisherige Entrichtung der Mit-gliederbeiträge entfällt. Fernerwandelt sich visoparents schweizvon einem Verein in eine Stiftung,um auf diese Weise einfacher undeffizienter Fundraising betreibenzu können.

    Warum ist das so?Gegenüber einem Verein geniessteine Stiftung höhere Akzeptanzund Glaubwürdigkeit, vor allembei Unterstützungsanträgen bei Be-hörden und Vergabestiftungen.Das begründet sich einerseits da-durch, dass Stiftungen von der Stif-tungsaufsicht beaufsichtigt werdenund nicht von einer Generalver-sammlung. Zum anderen erweckteine steuerbefreite Stiftung auchohne ZEWO-Zertifizierung mehrVertrauen, als ein steuerbefreiterVerein ohne Zertifizierung und un-terstreicht die Gemeinnützigkeit dadurch auch stärker.

    Mitglieder eines Vereins können mitAnträgen Einfluss nehmen auf die

    Willensbildung und bestimmen auchdie Zusammensetzung der strategi-schen Leitung, also des Vorstands.Wer bestimmt künftig über die Zu-sammensetzung des Stiftungsrats?Der Stiftungsrat konstituiert sichselbst. Da der aktuelle Stiftungsrataber aus den bisherigen Vor-standsmitgliedern besteht und zudiesen auch Eltern betroffener Kin-der gehören, wird das Interessebetroffener Familien gewahrt. Fer-ner ist und wird der Stiftungsratauch weiterhin offen sein für dieAnliegen betroffener Eltern.

    Wie geht es jetzt weiter? Noch im Juni wurde die Stiftungoffiziell gegründet und im Handels-register eingetragen. Auch der Ver-mögensübertrag vom Verein in dieStiftung geschah noch im Juni. Dieoffizielle Auflösung des Vereins er-folgt dann an einer ausserordent-lichen Generalversammlung im August, dann hoffentlich wiederphysisch. Es wäre schön, wenn wirden Übergang von visoparentsvom Verein in die Stiftung mit einerwürdigen Feier mit allen Mitglie-dern beschliessen könnten.

    Verein

    Vor 57 Jahren wurde visoparentsschweiz von engagierten Eltern als«Schweizerische Vereinigung derEltern blinder und sehschwacherKinder» gegründet. Was in einembescheidenen Wohnzimmer in Zü-rich seinen Anfang fand, konnteüber Jahrzehnte weiterentwickeltund ausgebaut werden. So bietetvisoparents schweiz heute einemassgeschneiderte Palette an qua-litativ hochstehenden Dienstleistun-gen in den Bereichen Entwicklung,Förderung, Bildung, Therapie, Be-treuung, Erziehung und Entlastungan. In diesem Zusammenhang be-treibt visoparents schweiz unter an-derem eine Tagesschule für seh-und mehrfach behinderte Kinderin Zürich-Oerlikon sowie zwei Kin-dertagesstätten für Kinder ohneund Kinder mit einer geistigen Be-hinderung, mit Mehrfachbehin-derung oder mit Verhaltensauf-fälligkeiten in Dübendorf/ZH undBaar/ZG.Um auch in Zukunft dieses ausge-zeichnete Angebot an Dienstleis-tungen erbringen zu können undden hohen Anforderungen der El-tern, der Gesellschaft, Politik undWirtschaft gerecht zu werden,muss auch visoparents schweiz mitder Zeit gehen. Daher schlug derVorstand vor, visoparents schweizvon einem Verein in eine Stiftungumzuwandeln. An der General-

    versammlung vom 13. Mai 2020,die Corona-bedingt auf schriftli-chem Weg durchgeführt werdenmusste, stimmte die Mehrheit derteilnehmenden Mitglieder dem An-trag des Vorstands zu.

    Was ändert sich? Was bleibt?Festzuhalten ist, dass das Wohlder Kinder sowie die Entwicklung,Förderung, Bildung, Betreuung undeine bestmögliche vor-, ausser-,schulische und/oder berufliche In-tegration von blinden, seh- undmehrfach behinderten Kindern anerster Stelle steht. Die neue Rechts-form bringt jedoch naturgemässeinige Änderungen mit sich.Nachfolgend häufige Fragen unddie Antworten des Vorstands:

    Welches sind die Vorteile einerStiftung gegenüber einem Vereinfür visoparents?In den letzten Jahrzehnten hat sichvisoparents von einer Selbsthilfe-organisation zu einem grösserenDienstleister mit rund 100 Mitar-beitenden und Hunderten von El-tern als Kunden entwickelt. Einesolche Entwicklung bedingt auchdie Anpassung der Rechtsform,denn eine Stiftung kann gegenübereinem Verein besser und zeitnaherauf Veränderungen in relevantengesellschaftspolitischen und wirt-schaftlichen Themen reagieren.

    Ebenso können bei Bedarf notwen-dige strategische Entscheide jeder-zeit gefällt werden.

    Welche Auswirkungen hat die Um-wandlung des Vereins in eine Stif-tung auf die Organisation?Die Umwandlung in eine Stiftunghat insofern Auswirkungen auf dieOrganisation, als dass ein Stif-tungsrat aus dem bisherigen Vor-stand des Vereins bestellt wird. Zu-dem erfolgt die Kontrolle undAufsicht über die Zweckerreichungnicht länger durch die Generalver-sammlung, sondern durch die eid-genössische Stiftungsaufsicht.

    Ändert sich etwas für die Ange-stellten?Nein, weder an den Arbeitsver-hältnissen noch an den entspre-chenden Arbeitsbedingungen wer-den Änderungen vorgenommen.Die bestehenden Arbeitsverträgewerden von der Stiftung unverän-dert übernommen.

    Was geschieht mit dem Vermögendes Vereins?Das gesamte Vereinsvermögenwird auf die Stiftung übertragen.

    Wem kommt das Vermögen derStiftung zugute?Denselben Personen wie bisher.Dementsprechend wird das Geld

    Vom Verein zur StiftungAn der diesjährigen Generalversammlung folgten die Mitglieder dem Antrag des Vorstands,den Verein visoparents schweiz in eine Stiftung umzuwandeln. Was bedeutet dies für dieOrganisation, und welches sind die Gründe? Die wichtigsten Antworten.

    Das Angebot bleibt unverändert.

    Neue Rechtsform für visoparents

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    Arztes hiess. Über seine geistigenund seelischen Schädigungen wur-den die Eltern nicht informiert.

    Margrith Lin erzählt die Lebensge-schichte ihres Bruders und gleich-zeitig ihre eigene Geschichte alsSchwester dieses Bruders. Und sieerzählt von den Erfahrungen mit Be-hörden, Institutionen und dem Wan-del im Umgang mit behindertenMenschen in den letzten siebzigJahren. Dabei erzählt Margrith Linimmer aus der Doppelperspektiveals Betroffene und als Fachfrau, hatsie doch als Heilpädagogin undPsychologin gearbeitet.256 Seiten, ca. Fr. 36.00. Limmat,Zürich 2020

    …und plötzlich ist ALLES anders…! Die berührende und ehrliche Art,mit der Karin Gächter-Meile dieLebensgeschichte ihrer Tochter Ta-bea erzählt, reisst mit und rührtgleichzeitig zu Tränen. Scho-nungslos offen werden die Heraus-forderungen und Fakten des all-täglichen Lebens, der Kampf mitstaatlichen Einrichtungen, die einLeben mit einem mehrfach behin-

    Aktuell Aktuell

    Verlust zu gross, um gut bewältigtzu werden. Mit diesem Buch lernenKinder, besser mit Traurigkeit umzu-gehen. Und Erwachsene lernen,besser mit der Traurigkeit der Kinderumzugehen. Und schliesslich wirdauch gemeinsam wieder gelacht.Zum toll illustrierten Buch mit vie-len Anregungen gehört auch einPoster und der gleichnamige Songvon Ayse Bosse als kostenloserDownload. – Ayse Bosse, AndreasKlammpt: Weil du mir so fehlst. Ab4 Jahren. 64 S., ca. Fr. 27.00. Carl-sen, Hamburg 2016

    Alle behindert! Dieses Buch macht Schluss mit demverschwiemelten Einteilen in «Einge-schränkt» hier und «Normal» dort.Es geht um uns alle: Anna hat dasDownsyndrom, Mareike ist hochbe-gabt. Julien ist der grösste Angeberim weiten Erdenrund, Max ist Spas-tiker. Und während Sofie mit demRolli zur Eisdiele saust, gönnt Va-nessa sich nur einen Gurkenstick,denn sie ist vom Schönheitswahn ge-trieben. 25 bekannte Beeinträchti-gungen inklusive ihrer eigenen kön-nen die LeserInnen hier näherkennenlernen. Auf jeder Seite wirdein Kind mit Auffälligkeiten vorge-

    stellt, indem es einfache Fragen be-antwortet. Durch dieses gleichblei-bende Muster erinnert das Buch anein Poesialbum. Die Fragen und Ant-worten geben auch Auskunft darü-ber, wie man mit dieser oder jenerBeeinträchtigung am besten umgeht– was soll man tun, was lieber seinlassen? –, was daran besonders gutist und was besonders doof. AmSchluss des Buches kann die Leserinoder der Leser zu seiner eigenen Behinderung Fragen beantworten,denn wie schon der Titel sagt: Jedeund jeder hat seine Behinderung. Horst Klein, Monika Osberghaus:Alle behindert! Ab 5 Jahren. 40 S.,ca. Fr. 24.00, Klett Kinderbuch, Leipzig 2019

    Medien für Erwachsene

    Ein Bruder lebenslänglich 1952 erkrankte der Bruder vonMargrith Lin an einer tuberkulösenMeningitis, er war zweieinhalbJahre alt. Bereits totgesagt, über-lebte er seine schwere Krankheit,nach zwei Jahren Spital- und Kur-aufenthalt kehrte der Bruder wiedernach Hause zurück: «körperlich ge-heilt dank neuzeitlichen Heilmit-teln», wie es im Austrittsbericht des

    Ferien

    Aktion «Endlich Ferien!»2020 wird zum Jahr der Ferien inder Schweiz. Doch die kostengüns-tigen Zimmer gehen schnell weg,und die Hochsaison-Preise sind fürviele nicht erschwinglich. Damitauch Familien mit Kindern oder Er-wachsenen mit einer Behinderungoder einer chronischen Krankheitbestmöglich Erholung und einen Ku-lissenwechsel nach dem Corona-Stress geniessen können, haben dieStiftungen Claire & George undDenk an mich die Aktion «EndlichFerien!» ins Leben gerufen: Betrof-fene Familien werden organisato-risch und finanziell unterstützt, indemein Beitrag an die Übernachtungübernommen wird, Betreuung, Hilfs-mittel oder ein gemeinsamer Fami-lienausflug organisiert und mitfinan-ziert werden. Das Angebot richtetsich an Familien, in denen ein Fa-

    milienmitglied (Kind oder Erwach-sener) aufgrund einer Beeinträchti-gung nur in Begleitung verreisenkann. Die Ferien müssen 2020 statt-finden. Das einfach buchbare An-gebot inklusive Pflege- und Entlas-tungsservices je nach Bedarf sollauch für die Hoteliers eine positiveErfahrung sein und Inklusion fördern. Claire & George ist eine Non-ProfitStiftung und vermittelt barrierefreieFerien und Reisen in der Schweiz.Sie arbeitet bereits mit zahlreichenHotels, Appartements, Ferienwoh-nungen, Jugendherbergen und Cam-ping-Bungalows zusammen. Mitdem Angebot Hotelspitex kooperiertClaire & George mit Kinderspitexund den lokalen Spitexorganisatio-nen. Weiter vermittelt die StiftungHilfsmittel und Entlastungsdienste.Neu bietet Claire & George auchbarrierefreie Tagesausflüge und be-gleitete Touren an.claireundgeorge.ch

    Medien für Kinder

    Im Himmel gibt es LuftballonsNora ist 8 Jahre, 5 Monate, 3 Wo-chen und 4 Tage alt. Seit das mitMia passiert ist, nimmt sie es genaumit den Zahlen, um nur ja nichts zuvergessen. Und seither hat sie eineFrage, die ihr niemand beantwortet:Ist Mia jetzt tatsächlich im Himmel?Erst als sie ihren Nachbarn kennen-lernt, dessen Frau so schön malte,wie es nur ein Engel kann, findetsie einen Menschen, der keineAngst vor grossen Fragen hat. Noramerkt, dass sie alleine sein kann,aber nicht muss, und dass die Ant-worten auf die wirklich wichtigenFragen oft bereits in jedem selbststecken. – Melanie Gerber: Im Him-mel gibt es Luftballons. Lesealter 8-10 Jahre. 112 S., ca. Fr. 20.00.Baeschlin, Ziegelbrücke 2020

    Weil du mir so fehlst Jedes Kind darf traurig sein. Kindersind traurig, wenn ihnen etwas ver-loren geht, wenn etwas zu Endegeht, wenn ein lieber Freund oderVerwandter plötzlich nicht mehr daist. Aber manchmal sind Trauer und

    Betroffene Familien werden bei der Ferienplanung unterstützt.

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    derten Kind bringtund jeden Tag aufsNeue gemeistertwerden müssen,aufs Papier ge-bracht. Das heisstnicht, dass Perso-nen und Hilfsorga-nisationen per sekritisiert werden.Tabeas Geschichtezeigt schlicht und

    einfach die Überforderung man-cher Institutionen und soll Men-schen und Familien, die mit einerBehinderung konfrontiert werden,den Weg durch den Bürokratie-und Therapiedschungel erleich-tern. – Karin Gächter-Meile: …und plötzlich ist alles anders. 500S., ca. Fr. 25.00. Merlin’s Book-shop, Birlenbach 2019

    1001 Ideen für den Alltag mit autistischen Kindern und JugendlichenÜber 1001 innovative wie auchbewährte Tipps unterstützen Eltern,Lehrkräfte und ErzieherInnen imAlltag mit autistischen Kindern undJugendlichen. Praktisch, alltagsnahund auf die unterschiedlichen Entwicklungsstufen, Lernstile und Fähigkeiten ausgerichtet, werden kreative und einfach anwendbare

    Ideen aufgezeigt– eine Fundgrubefür alle, die mitmit autistischenKindern und Ju-gendlichen lebenund arbeiten.Ellen Notbohm,Veronica Zysk:1001 Ideen fürden Alltag mitautistischen Kin-

    dern und Jugendlichen. 280 S.,ca. Fr. 43.00, inklusive E-Book-Version. Lambertus, Freiburg 2019

    Psychosoziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichenmit BehinderungDie Inklusion von Kindern und Ju-gendlichen mit Behinderung stellteine besondere Herausforderungfür das Bildungssystem dar. Die Si-cherung des emotionalen und so-zialen Wohlbefindens wird dabeioft zu wenig beachtet. Der Autorbeschreibt die Auswirkungen kogni-tiver, sprachlicher und motorischerBehinderungen, Hör- und Sehbehin-derungen und autistischer Störun-gen auf die psychosoziale Entwick-lung. Sein besonderes Augenmerkgilt der Wechselwirkung der psy-

    chosozialen Fähigkeiten mit der Ent-wicklung kommunikativer Fähigkei-ten und der exekutiven Funktionen.Forschungsbefunde zur sozialenTeilhabe, zur subjektiven Lebens-qualität sowie zur Häufigkeit psy-chischer Störungen bei Kindern undJugendlichen mit Behinderung wer-den für jeden Bereich differenzierterläutert und zahlreiche Möglich-keiten zur Prävention und Interven-tion vorgestellt. Fachkräfte erhaltendas notwendige Wissen, um Kinder

    und Jugendliche mit Behinderungzu unterstützen, in ihrem sozialenUmfeld dazuzugehören statt nur dabei zu sein. – Klaus Sarimski.254 S., ca. Fr. 40.00. Hogrefe,Stuttgart 2019

    Hilfsmittel

    Mobilität erhalten mit dem Alinker Das Alinker-Laufrad wurde von derNiederländerin Barbara Alink ent-wickelt für Menschen, die nochnicht so eingeschränkt sind, dasssie auf einen Rollator oder einenRollstuhl zurückgreifen müssen. Der Alinker ist ein nicht-motorisier-tes, dreirädriges Laufrad ohne Pe-dalen, mit verstellbarem Sattel undLenker. Von der Form und dem De-sign her erinnert es mehr an einSportgerät. Mit den grossen Vor-derreifen lassen sich auch Hinder-nisse und Trottoirkanten gut über-winden. Für einen einfachenTransport kann man das Laufradzusammenklappen. Mit nur 12 kgist es sehr leicht und kann z.B.auch in den ÖV mitgenommenwerden. Der Preis beträgt aktuellca. Fr. 2000.00. Ein Modell fürKinder ist in Entwicklung. WeitereInfos und Anfragen:www.thealinker.ch

    Aktuell Veranstaltungen

    visoparents schweiz

    Ausflüge für FamilienDie Ausflüge von viso-parents schweiz sindeine ideale Gelegen-heit, um Abwechslungund Farbe in den All-tag zu bringen, sich auszutauschen und andere Fa-milien mit einem behinderten Kind kennenzulernen.Nächste Anlässe: 5. Juli, Baumwipfelpfad Neckertal;27. Juli (prov.), Lama Kennenlern-Spass.Auskunft und Anmeldung: Tel. 043 355 10 [email protected]

    Weiterbildung / andere Veranstalter

    Workshop «Transfer bei Menschen mit Mehrfachbehinderung»12. September, 9 – 12.15 Uhr, Tagesschule visoparentsschweiz, Regensbergstrasse 121, 8050 Zürich. – Esist anspruchsvoll, einen Menschen mit einer schwerenkörperlichen Behinderung bei Transfers, zum Beispielvom Bett in den Rollstuhl oder vom Boden auf einenStuhl, zu unterstützen. In diesem Workshop lernen dieTeilnehmenden Transfermöglichkeiten kennen, die denRücken entlasten, und sie erhalten Ideen, wie sie dieFähigkeiten der zu transferierenden Person beimTransfer miteinbeziehen können.Angesprochen sind Personen, die Kinder und Erwachsenemit einer komplexen Mehrfachbehinderung betreuen(Lebensalter ab 2 Jahren, kognitives Entwicklungsalterbis ca. 3 Jahre). – Anmeldung (bis 15. August):hfh.ch (Weiterbildung – Kurse)

    Workshop «Guten Appetit»: Essen und Trinkenmit Menschen mit einer Mehrfachbehinderung»26. September, Tagesschule visoparents schweiz (sieheWorkshop «Transfer») – Im Workshop wird die Essens-situation aus verschiedensten Blickwinkeln betrachtet.Themen sind Essplatzgestaltung, Nahrungskonsistenz,

    Kau- und Schluckmechanismus, Zusammenhang zwischenKörperhaltung und Essen/Trinken, Hilfsmittel für die Ess-situation, mögliche Hilfestellungen, Verdauung und Me-dikamentenverabreichung. Zielpublikum siehe Workshop«Transfer». – Anmeldung (bis 15. August):hfh.ch (Weiterbildung – Kurse)

    Medizinische Versorgung von Menschen mit Behinderungen27. Oktober, Curaviva Impulstag, 13.45 – 16.45 Uhr,Hotel Astoria, Olten – Eine gute Gesundheit stellt einewichtige Voraussetzung für die Lebensqualität und fürdie Teilhabe an der Gesellschaft dar. Behindertenorga-nisationen stellen gravierende Lücken in der medizinischenund auch psychiatrischen Versorgung von Menschenmit einer Behinderung fest. Eine gute Zusammenarbeitzwischen dem medizinischen und pflegerischen oderbetreuerisch tätigen Personal ist wichtig, damit eineadäquate Versorgung möglich wird. Am Impulstag kom-men Fachpersonen aus Forschung, Medizin sowie derinstitutionellen Praxis zu Wort.curaviva.ch (Dienstleistungen – Veranstaltungen)

    Jugendliche zwischen Traumberuf und Realität:Neue Ansätze in der BerufswahlvorbereitungSamstag, 7. November, Interkantonale Hochschule fürHeilpädagogik HfH, Zürich – Jugendliche mit Lern-schwierigkeiten und Verhaltenspro-blemen haben oft unrealistische Be-rufswünsche, wenig Selbstvertrauenund Motivationsprobleme. Über-gänge bergen Risiken, eröffnen aberauch Chancen. In neueren Ansätzenzur Berufswahlvorbereitung stehendie betroffenen Jugendlichen stärkerim Zentrum und damit die Frage,wie Lehrpersonen und schulische HeilpädagogInnensie dazu befähigen können, die anstehenden Berufs-wahlentscheide möglichst selbstbestimmt in Angriff zunehmen. Die Tagung zeigt aktuelle Forschungsergebnisseund Ansätze aus der Praxis.hfh.ch (Weiterbildung – Tagungen)

    Agenda

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    5. Aus dem Drachenpapier dieFlügel ausschneiden. Dazu faltenwir ein kleines Stück Drachenpa-pier und schneiden es so, dass aufbeiden Seiten des Bruchs ein Flü-gel entsteht. Wir brauchen je ein-mal grössere Flügel aus gelbemPapier und einmal etwas kleinereaus weissem Papier. Nun legenwir die Flügel übereinander, raffensie etwas zusammen und bindensie mit den Enden des Garns zwi-schen den Streifen auf dem Rückender Biene fest. Die Flügel zurechtzupfen und etwas aufstellen – Undfertig ist unsere Biene! Sie kann alsTischdekoration, in Blumengeste-cke oder an einem Faden am Fens-ter oder in Pflanzen aufgehängtwerden. Mehrere Bienen fallen na-türlich mehr auf und können auchzu einem lustigen Mobile zusam-mengestellt werden.

    Die leuchtend gelbe Farbedes Eis und die schwarzenStreifen sind auch für Seh -behinderte gut sichtbar.

    Da die schwarzen Streifenaus Garn sind, können sie ertas-

    tet werden. Auch das Gesicht undder Stachel sind gut fühlbar, sodassauch Kinder und Erwachsene miteiner Sehbehinderung die Formenertasten und sich ein Bild von derBiene machen können.

    Sonja Kiechl, Leiterin Kinderhaus Imago

    An schönen Sommertagen summtund brummt es in der Luft wiedervon herumfliegenden Insekten wieSchmetterlingen, Käfern und Wes-pen. Auch die Bienen sind unter-wegs, um Nektar und Pollen fürsich und ihren Nachwuchs zu sam-meln. Den blühenden Klee in derWiese mögen sie gerne, darumaufgepasst beim Barfusslaufen.Davon mal abgesehen, ist dieBiene auch für Kinder ein äusserstfaszinierendes Tier – und eindankbares Thema, um ihr Interesseam Schutz der Bienen und andererbedrohter Tier- und Pflanzenartenzu wecken. Filme, Bücher und Aus-stellungen laden zu Entdeckungs-reichen ein:

    Filmtipp «More than HoneySeit einigen Jahren gibt ein weltwei-tes mysteriöses Bienensterben denForschern Rätsel auf. Was auf demSpiel steht, macht der Dokumentar-film des Schweizer Regisseurs Mar-kus Imhoof deutlich. SpektakuläreAufnahmen ermöglichen Einblickein eine Welt, die man nicht soschnell vergessen wird. Dabei gehtes um mehr als Blüte und Honig, esgeht um das Leben, um Menschenund Bienen, um Fleiss und Gier, umSuperorganismen und Schwarmin-telligenz. Ein Muss für Familien mitälteren Kindern und alle, denen dieZukunft unseres Planeten nichtgleichgültig ist. Den Film kann manbei iTunes beziehen, auf der Web-seite gibt es Hintergrundmaterialund ein Schuldossier. www.morethanhoney.ch

    Buchtipp für Kinder (und Eltern):Bei den BienenAuf der Obstwiese summt undbrummt es: Die Bienen habenNektar und Pollen gesammeltund fliegen nun heim, um darausHonig zu machen. Ein Blick hinterdie Klappfensterchen dieses liebe-voll illustrierten Buches von AnneMöller zeigt, was im Bienenstockpassiert: Wie die Wabenzellengebaut werden, wie eine Bieneaus einem Ei zum fertigen Insektheranwächst, wie die Arbeitstei-lung im Bienenstaat funktioniertund wie der Honig entsteht, den wir so gerne essen. Ein tolles Sach-buch für Kinder ab ca. 5 Jahren. Bibliographisches Institut Mann-heim, 18 Seiten, ca. Fr. 25.–

    Ausflugtipp für Familien:Bienenlehrpfadwww.bienenlehrpfad.chEine schöne Idee für nachhaltigenHonig und eine nachhaltigereWelt: www.bee-family.com

    Sie liefert uns Honig und Wachs,bestäubt unsere Nutzpflanzen undist der Inbegriff des Fleisses – dieBiene. Für viele Menschen ist dieBiene auch ein Symbol für Früh-ling und Sommer und somit ein be-liebtes Sujet für Dekorationen. Ganz allgemein verwende ich fürBastelarbeiten gerne Material ausdem Alltag – Recycling im Kleinen,sozusagen. Für die Bienen kam mirdie Idee, die Plastikhülsen der Kin-der-Überraschungseier zu verwen-den. In den meisten Familien bekom-men die Kinder diese ab und zugeschenkt. Anstatt die gelben Plas-tikformen einfach in den Abfall zuwerfen, bilden sie hier die Grund-lage für den Körper der Biene.

    Das braucht es:• Gelbes Plastikei• Schwarzes Garn• Bastelleim und Universalkleber• Schwarzer Pfeifenputzer

    • Schwarzer Moosgummi• Korkzapfen• Schwarze Guachefarbe• Kleine Äuglein• Weisses und gelbes Drachen-

    papier

    Und so gehts:1. Mit dem schwarzen Garn wi-ckeln wir zwei oder drei Streifenum das gelbe Plastikei. Am An-fang und am Ende ein Stück Garnstehen lassen.2. Den Korkzapfen in 3 bis 5 mmbreite Scheiben schneiden und aufbeiden Seiten mit schwarzer Farbebemalen. Wenn die Farbe trocken

    ist, stupfen wir mit einer Nadeloder Aale zwei Löcher für die Füh-ler in die schmale Seite. Je ein ca.1 bis1,5 cm langes Stück des Pfei-fenputzers in die Löcher leimen. 3. Die Äuglein auf die Korkschei-ben leimen oder Augen aufmalen.Nun kann das Gesichtchen derBiene auf eine Seite des Eis ange-leimt werden.4. Aus dem Moosgummi schnei-den wir einen kleinen Kreis imDurchmesser von einem Einfranken-stück. Diesen einmal bis zur Mittedes Kreises einschneiden. Dann ste-cken wir ein Stück Pfeifenputzer vonca. 1cm Länge in die Mitte ein. DieEnden des Kreises leimen wir 5mmübereinander, so dass ein kleinesHütchen entsteht. Das Hütchen er-gibt den Stachel und wird auf dieandere Seite des Eis aufgeleimt.Wenn ein Moosgummi mit Glitterverwendet wird, sehen die Bienennoch toller aus.

    Kinder Kinder

    Bienen: ein aktuelles Thema

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    Diese Bienenstechen nicht

    Im Kinderhaus Imago findet im Sommer ein grosses Honigfest statt. Klar, dass auch die Bastelarbeit dieses imago beim Thema anknüpft. Unser freches Bienchen ist einfachherzustellen, hübsch anzuschauen und vielseitig als Dekoration verwendbar.

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    Pinnwand

    Unvergessliche Begegnungen

    mit Zwergzieg