Nur Stämme werden überleben - Bernhard Springer

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MEINE PLATTE einem Indianer ein guter Film. Nur „Winnetou III“ habe ich mir nie angeschaut, denn Winnetou durfte nicht sterben. Indian Massaker: Spiel mir das Lied vom Tod ! ! Karl May war in den 60er Jahren der kleinste gemeinsame Nenner zwischen Altnazis und Apo und Deutschland ein ver- eintes Land von Indianerfreun- den. Dabei wirkten die Indianer der DEFA-Western (konnten wir im Norden über DDR2 empfan- gen) um Gojko Mitíc viel au- thentischer. Außerdem nahmen sie die Perspektive des unter- drückten Volkes ein, auch wenn das hauptsächlich im Kalten Krieg an den Erzfeind USA ge- richtet war und die Indianerhel- den die internationale Solidari- tät predigten. Damit trat auch gleichzeitig das Massaker an un- schuldigen Zivilisten als neues Motiv in den Mittelpunkt, zu dem mir als Soundtrack Ennio Morricones „The Man With The Harmonica“ immer am mei- sten geeignet erschien. Auch wenn es in Sergio Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“ (1968) nicht um Indianer ging, so ver- körperte Charles Bronson trotz- dem den neuen Indianer und die Spaghettiwestern bereiteten auf die drastischen Welten der US-Indianerwestern wie „Sol- dier Blue“ (1969) vor. The Lamento: Bitter Tears ! ! Anfang der 70er Jahre hörte ich im NDR, als dort noch Hen- ning Venske und Wibke Bruhns den Jugendfunk moderierten, ei- nen Beitrag von Claus Biegert über „Red Power“ und damit zum ersten Mal über den Wider- stand von A.I.M., der Emanzipa- tionsbewegung der Native Ame- ricans, wie ab jetzt die Indianer korrekt hießen. Wenig später gingen die Bilder von der Beset- zung von „Wounded Knee“ (1973) um die Welt. Noch etwas später sollen in den Redaktions- räumen von „Akwesane Notes“ mehr Schwaben als Irokesen gesichtet worden sein, worauf- hin die Indianer in die Wälder ab- tauchten. Die Begleitmusik der beginnenden Emanzipationsbe- wegung war bestimmt von dem Motiv des Klageliedes der Miss- handelten und Entrechteten und kam von Don Fardo („Indian Re- servation“, 1967), Redbone („We Were All Wounded At Wounded Knee“, 1969) oder Buffy Saint-Marie („Soldier Blue“, 1969). Aber den passen- den Sound zu den Plastic-India- nern von „Akwesane Notes“ lie- ferte Johnny Cash, der sich vor seinem großen Alters-Co- meback ständig selbst neu er- fand. Als er 1963 in Greenwich Village den Native Protestsänger Peter LaFarge kennenlernte, be- sann er sich auf seine Familien- wurzeln als Cherokee und nahm mit ihm zusammen 1964 die LP Bitter Tears auf, eine grandiose Kuriosität des Zeitgeistes. The Return of Plastic- Indianer: Kill All The White Men ! ! Anfang der 80er Jahre mach- ten wir im Münchner Westend eine Galerie auf, fühlten uns als Teil der Punk-Bewegung ein- Main Theme: Winnetou ! ! Bei meinem ersten Kinobe- such sah ich als Schuljunge Ha- rald Reinls „Der Schatz im Sil- bersee“. Wie besoffen taumelte ich danach an der Hand meines Vaters in das grelle Licht der Straße. An diesem Tag blieb ich nicht mehr ansprechbar, so sehr war ich von der Wucht der lau- fenden Bilder und den Emotio- nen des Gesehenen übermannt. Mit Schuld daran waren natür- lich auch die Winnetou Melo- dien von Martin Böttcher. Deren Sehnsuchtspathos funk- tioniert heute immer noch präch- tig. Danach war jeder Film mit Nur Stämme werden überleben Der Soundtrack zu einer Ausstellung Jeden Samstag gab Opa seinen Lottoschein in dem Tabakladen einen Häuserblock wei- ter ab, gönnte sich eine billige Zigarre und spendierte uns für einen Groschen eine Heinerle-Wundertüte. Noch im Laden rissen wir die Tüte auf und da lag er zwischen dem süßen, knallbunten Puffreis: der Plastik-Indianer. Am liebsten waren mir die rotbraunen, grimmig-naturalistischen Reiter, tausendmal lieber als die teuren Elastolin-Indianer, die mehr an kostümierte und grell bemalte Arno-Breker-Figuren erinnern. So wurde im Ta- bakladen die Leidenschaft für die Rothäute geboren. Für den Soundtrack zum Film über den Mythos vom „Plastic-Indianer“ wären folgende Titel unabdingbar. ! Die Herren pflegen in halbwegs korrekten Anzügen, Sneakers, mit zu kurzen Kra- watten und einer hübschen Sammlung Blechorden am Revers auf die Bühne zu kom- men. Dazu tragen sie ein Gschau auf, das mitunter val- entinesk, manchmal à la Lau- rel und Hardy und sonst sehr Heurigen-ernst herüber kommt. Aber Achtung, diese sieben in der K&K-Hauptstadt Wien am Kaffeeautomaten der dortigen Musikhochschule zusammen gekommenen Österreicher und beherrschen ihre Materie: angewandte Blechmusik. Oder auch Brass, wie ein Teil des Namens dieser Truppe schon verrät. Die Herren machen in Metall. Also keine Zupfinstru- mente, Felle zum Draufhauen, E wie Elektronisch, sondern Blechblasinstrumente. Ein Gen- re, geprägt von Militärmarsch- kapellen, Zapfenstreich und ähnlichen Ins-Metall-Trötern, when the saints come mar- ching in. Mnozil Brass sind an- ders, allein schon, weil sie vor nichts zurückschrecken und damit sich auch nicht festlegen lassen. Und spielen können sie, anscheinend in jeder Le- benslage. Darüber kann das Clowneske nicht hinübertäu- schen. Die höheren Weihen der E-Musik (E wie Ernst) ha- ben sie ja nun mittlerweile an- geblich auch genommen, als Akteure der vorgeblich ersten Operette des 21. Jahrhunderts, mit der sie gerade erst den schwer kulturbeflissenen Ruhr- pott bedient haben – natürlich ohne Ernst, denn so heißt nun mal keiner der Mitglieder die- ser Metallwerkerunion. Weil sie (culture bash!) wohl stän- dig einen Bogen um die bier- ernste Stadt München machen, kann man sie sich als Hiesiger nur zu Gemüte führen, wenn man auf ihre Konzerte in die Diapora reist, London, Royal Albert Hall (15.10), Bad Rei- chenhall (16.11.) oder Neu- markt/Oberpfalz (18.11.) etwa. Oder sich dem Blechwahnsinn via DVD namens „Seven“ (Vertrieb: rough trade) annä- hern. Der auf dieser Scheibe (besonders Schmankerl: japa- nische Untertitel) vertonfilmte Rundumschlag macht keinen Halt vor hehrer Volksmusik, Queen, Mariachi, Schlager, The Rat Pack, den Blues und der Klassik sowieso. Neben dem Blech werden dabei auch a-cappella die Stimmbänder strapaziert. Dissonanz? Gibt es nicht, auch wenn es wahrlich schräg bis hin zur abgehobe- nen Horizontalen wird, das aber mit Choreographie (Re- gie: Bernd Jescheck, einer, der immerhin schon mal in Mün- chen war). „Du muast scho an saubern Ton spuin kenna“ meint einer der Blechbearbei- ter zur Grundvoraussetzung, und dann den Bogen über mehr als vier Takte raus haben. Reine Notenblattabspieler sind ihnen zwider, aber die Mnozils können sich solche Töne auch leisten ... Mnozil, den ersten Teil des Namens haben sie übrigens von dem Wiener Beisln übernommen, in wel- chem sie am Anfang ihrer Kar- riere so unakademisch drauf losspielen konnten (das ging am Kaffeeautomaten schlecht), der damalige Wirt hat ihnen dazu extra große Portionen Schnitzel spendiert. Ist ihnen gut bekommen. Mike Schelhorn " TONFILM TONFILM Mnozil Brass: Seven 94 IN 21 / 2005

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MEINE PLATTE

einem Indianer ein guter Film.Nur „Winnetou III“ habe ich mirnie angeschaut, denn Winnetoudurfte nicht sterben.

Indian Massaker: Spiel

mir das Lied vom Tod

!! Karl May war in den 60erJahren der kleinste gemeinsameNenner zwischen Altnazis undApo und Deutschland ein ver-eintes Land von Indianerfreun-den. Dabei wirkten die Indianerder DEFA-Western (konnten wirim Norden über DDR2 empfan-gen) um Gojko Mitíc viel au-thentischer. Außerdem nahmensie die Perspektive des unter-

drückten Volkes ein, auch wenndas hauptsächlich im KaltenKrieg an den Erzfeind USA ge-richtet war und die Indianerhel-den die internationale Solidari-tät predigten. Damit trat auchgleichzeitig das Massaker an un-schuldigen Zivilisten als neuesMotiv in den Mittelpunkt, zudem mir als Soundtrack EnnioMorricones „The Man WithThe Harmonica“ immer am mei-sten geeignet erschien. Auchwenn es in Sergio Leones „Spielmir das Lied vom Tod“ (1968)nicht um Indianer ging, so ver-körperte Charles Bronson trotz-dem den neuen Indianer und die

Spaghettiwestern bereitetenauf die drastischen Welten derUS-Indianerwestern wie „Sol-dier Blue“ (1969) vor.

The Lamento:

Bitter Tears

!! Anfang der 70er Jahre hörteich im NDR, als dort noch Hen-ning Venske und Wibke Bruhnsden Jugendfunk moderierten, ei-nen Beitrag von Claus Biegertüber „Red Power“ und damitzum ersten Mal über den Wider-stand von A.I.M., der Emanzipa-tionsbewegung der Native Ame-ricans, wie ab jetzt die Indianerkorrekt hießen. Wenig spätergingen die Bilder von der Beset-zung von „Wounded Knee“(1973) um die Welt. Noch etwasspäter sollen in den Redaktions-räumen von „Akwesane Notes“mehr Schwaben als Irokesengesichtet worden sein, worauf-hin die Indianer in die Wälder ab-tauchten. Die Begleitmusik derbeginnenden Emanzipationsbe-wegung war bestimmt von demMotiv des Klageliedes der Miss-handelten und Entrechteten undkam von Don Fardo („Indian Re-servation“, 1967), Redbone(„We Were All Wounded AtWounded Knee“, 1969) oderBuffy Saint-Marie („SoldierBlue“, 1969). Aber den passen-den Sound zu den Plastic-India-nern von „Akwesane Notes“ lie-ferte Johnny Cash, der sichvor seinem großen Alters-Co-meback ständig selbst neu er-fand. Als er 1963 in Greenwich

Village den Native ProtestsängerPeter LaFarge kennenlernte, be-sann er sich auf seine Familien-wurzeln als Cherokee und nahmmit ihm zusammen 1964 die LPBitter Tears auf, eine grandioseKuriosität des Zeitgeistes.

The Return of Plastic-

Indianer: Kill All The

White Men

!! Anfang der 80er Jahre mach-ten wir im Münchner Westendeine Galerie auf, fühlten uns alsTeil der Punk-Bewegung ein-

Main Theme: Winnetou

!! Bei meinem ersten Kinobe-such sah ich als Schuljunge Ha-rald Reinls „Der Schatz im Sil-bersee“. Wie besoffen taumelteich danach an der Hand meinesVaters in das grelle Licht derStraße. An diesem Tag blieb ichnicht mehr ansprechbar, so sehrwar ich von der Wucht der lau-fenden Bilder und den Emotio-nen des Gesehenen übermannt.Mit Schuld daran waren natür-lich auch die Winnetou Melo-dien von Martin Böttcher.Deren Sehnsuchtspathos funk-tioniert heute immer noch präch-tig. Danach war jeder Film mit

Nur Stämme werden überlebenDer Soundtrack zu einer Ausstellung

Jeden Samstag gab Opa seinen Lottoschein in dem Tabakladen einen Häuserblock wei-ter ab, gönnte sich eine billige Zigarre und spendierte uns für einen Groschen eineHeinerle-Wundertüte. Noch im Laden rissen wir die Tüte auf und da lag er zwischen demsüßen, knallbunten Puffreis: der Plastik-Indianer. Am liebsten waren mir die rotbraunen,grimmig-naturalistischen Reiter, tausendmal lieber als die teuren Elastolin-Indianer, diemehr an kostümierte und grell bemalte Arno-Breker-Figuren erinnern. So wurde im Ta-bakladen die Leidenschaft für die Rothäute geboren. Für den Soundtrack zum Filmüber den Mythos vom „Plastic-Indianer“ wären folgende Titel unabdingbar.

!! Die Herren pflegen inhalbwegs korrekten Anzügen,Sneakers, mit zu kurzen Kra-watten und einer hübschenSammlung Blechorden amRevers auf die Bühne zu kom-men. Dazu tragen sie einGschau auf, das mitunter val-entinesk, manchmal à la Lau-rel und Hardy und sonst sehrHeurigen-ernst herüber kommt.Aber Achtung, diese sieben inder K&K-Hauptstadt Wien amKaffeeautomaten der dortigenMusikhochschule zusammengekommenen Österreicherund beherrschen ihre Materie:angewandte Blechmusik. Oderauch Brass, wie ein Teil desNamens dieser Truppe schonverrät. Die Herren machen inMetall. Also keine Zupfinstru-

mente, Felle zum Draufhauen,E wie Elektronisch, sondernBlechblasinstrumente. Ein Gen-re, geprägt von Militärmarsch-kapellen, Zapfenstreich undähnlichen Ins-Metall-Trötern,when the saints come mar-ching in. Mnozil Brass sind an-ders, allein schon, weil sie vornichts zurückschrecken unddamit sich auch nicht festlegenlassen. Und spielen könnensie, anscheinend in jeder Le-benslage. Darüber kann dasClowneske nicht hinübertäu-schen. Die höheren Weihender E-Musik (E wie Ernst) ha-ben sie ja nun mittlerweile an-geblich auch genommen, alsAkteure der vorgeblich erstenOperette des 21. Jahrhunderts,mit der sie gerade erst den

schwer kulturbeflissenen Ruhr-pott bedient haben – natürlichohne Ernst, denn so heißt nunmal keiner der Mitglieder die-ser Metallwerkerunion. Weilsie (culture bash!) wohl stän-dig einen Bogen um die bier-ernste Stadt München machen,kann man sie sich als Hiesiger

nur zu Gemüte führen, wennman auf ihre Konzerte in dieDiapora reist, London, RoyalAlbert Hall (15.10), Bad Rei-chenhall (16.11.) oder Neu-markt/Oberpfalz (18.11.) etwa.Oder sich dem Blechwahnsinnvia DVD namens „Seven“(Vertrieb: rough trade) annä-hern. Der auf dieser Scheibe(besonders Schmankerl: japa-nische Untertitel) vertonfilmteRundumschlag macht keinenHalt vor hehrer Volksmusik,Queen, Mariachi, Schlager,The Rat Pack, den Blues undder Klassik sowieso. Nebendem Blech werden dabei aucha-cappella die Stimmbänderstrapaziert. Dissonanz? Gibt esnicht, auch wenn es wahrlichschräg bis hin zur abgehobe-nen Horizontalen wird, dasaber mit Choreographie (Re-

gie: Bernd Jescheck, einer, derimmerhin schon mal in Mün-chen war). „Du muast scho ansaubern Ton spuin kenna“meint einer der Blechbearbei-ter zur Grundvoraussetzung,und dann den Bogen übermehr als vier Takte raus haben.Reine Notenblattabspieler sindihnen zwider, aber die Mnozilskönnen sich solche Töne auchleisten ... Mnozil, den erstenTeil des Namens haben sieübrigens von dem WienerBeisln übernommen, in wel-chem sie am Anfang ihrer Kar-riere so unakademisch drauflosspielen konnten (das gingam Kaffeeautomaten schlecht),der damalige Wirt hat ihnendazu extra große PortionenSchnitzel spendiert. Ist ihnengut bekommen.

Mike Schelhorn

"" T O N F I L MT O N F I L M

Mnozil Brass: Seven

94 IN 21 / 2005

schließlich der zwingenden Ak-tionen wie „Fanzine heraus-bringen“. Bei der grafischenGestaltung fiel mir wieder meinliebstes Spielzeug aus der Kin-derzeit ein und damit war auchder Titel geboren: Plastic-India-ner. Den dazugehörigen Sound-track des Deutsch-Punx gab esbeim Upstart im „Optimal“ in derHans-Sachs-Straße. Die Schei-ben sind inzwischen Raritäten,die Copy-Art-Produkte wie„Zloff“ bis „Va Bene“ ein Fallfür die Wissenschaft, aber aufden zwei Samplern DeutschPunk BRD von Indigo kannman beim Wiederhören mitSlime, Betoncombo oder Strom-sperre immer noch die wutge-ladene Energie spüren, die dieSzene damals speiste. DieHymne des Plastic-Indianerspar excellence aber ist „Kill AllThe White Man“ (1992) vonNOFX, die sich als würdigeVertreter der Spätpunkära eta-blierten. Auf dem SoundtrackPlastic-Indianer Volume II wür-de dann noch ihr „Don’t CallMe White“ (1994) folgen.

The Encounter:

Wardrums

!! Nachdem alle fiktionalenHandlungsfelder erschöpft wa-ren, bereitete sich der Plastic-Indianer Anfang der 90er Jahredarauf vor, mit den OriginalenKontakt aufzunehmen. In macht-vollen Landschaften begegneteer dann kiffenden und reggae-verzückten Kids des Havasupai-Stammes am Boden des Grand

Canyons oder wurde zu einem Initiationsritual bei den Jicarilla-Apaches eingeladen. Außerdemklärte ihn der indianische Schau-spieler Gary Farmer („PowwowHighway“) auf, dass der größ-te Plastic-Indianer des Konti-nents Gerry F. Cooper mit sei-nem Buch „The Last Of TheMohicans“ gewesen sei. Dennschließlich seien er, aber auchGraham Green („Clearcut“) undviele andere Stammesmitglie-der im Grenzgebiet zwischen

Kanada und USA äußerst quick-lebendige Mohicans. Als Sound-track zum Encounter brachtePlastic-Indianer keine dieserHopi-Flute-Cassetten oder Pow-Wow-CDs mit, sondern emp-fiehlt ein besonderes Pracht-stück, auf dem „CeremonialAnd War Dances“ der Ameri-cans nur einen Teil des Reper-toires ausmachen: Music!The Berlin Phonogramm-Archiv 1900-2000. Die vierCDs sind eine einzigartigeSammlung von Musik aller Kon-tinente und Völker einschließ-lich aufwendigem musikethno-logischen Booklet. Außerdemgefällt es Plastic-Indianer beson-

ders, wenn er die Gesänge vonsorbischen Spinnerinnen odersardischen Hirten aus Europanicht von Initiationsgesängenaus Ozeanien oder denen derBeduinen aus Afrika unterschei-den kann.

The End of The Line:

You’ll Never Walk Alone

!! Rote Teufel, die in den frü-hen Western als Kanonenfutterherhalten mussten, Edle Wilde,die als Projektionsflächen für Ni-belungentreue oder Ökobewe-gung dienten, American Natives,die mit Casinogeldern eigeneFilme machen, der Plastic-Indi-aner hat alle diese Projektionendes Fremden und Wilden aufsich vereint und feiert jetzt dieEntdeckung des Anderen in sichSelbst mit den Überlebendenseines Stammes. Vielleicht legter dazu „You'll Never Walk Alone“(gibt es in Coverversionen für je-den Geschmackgeschmack) aufund zelebriert den Schlachtrufaller Plastic-Indianer: Nur Stäm-me werden überleben.

Bernhard Springer

Der Autor ist bildender Künstlerim Bereich Malerei und Film undgleichzeitig Filmsemiotiker undAutor. Ab dem 25.10. wird von ihmdie Bilderausstellung „Plastic-In-dianer“, organisiert von der Gale-rie Marion Müller, in der PasingerFabrik gezeigt, die am Sonntag,30.10., mit einer Abschlussveran-staltung beendet wird, ab 19.30Uhr mit Lesungen und Vorführun-gen von Michael Farin, Detlef Bo-the, Claus Biegert u.a.

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MotörheadAm 24. Oktober im Zenith

Eins ist schon mal sicher: Motörhead sind die ultimati-ve harte Rock’n’Roll-Band! Seit 30 Jahren fahren Lem-my und seine Mannen mit durchgedrücktem Gaspedalauf der Überholspur, und sie haben nicht in einem einzi-gen Jahr Ermüdungserscheinungen gezeigt. Man mages kaum, aber Lemmy wird an Heiligabend diesesJahres seinen 60. Geburtstag feiern. Die Hälfte seineswilden Lebens hat er mit Motörhead on the road ver-bracht. Es gibt wohl keine Großstadt auf diesem Pla-neten, in der er noch nicht die Bars leer getrunken unddie örtlichen Dezibelrekorde gebrochen hat. Nicht umsonst gilt die in den Achtzigernlauteste Band der Welt auch heute noch zu den kompromisslosesten Vertretern desharten Rocksektors. Herzlichen Glückwunsch zum 30. Geburtstag, Motörhead!

FREIKARTEN FÜR in-münchen-LESER!Schicken Sie einen Brief mit dem Kennwort „Motörhead“, bis Mittwoch, 19. Oktober, an

IN MÜNCHEN, Hohenstaufenstr. 1, 80801 München, und legen Sie einen unfrankierten,

aber adressierten Rückumschlag bei. Unter den Einsendern verlosen wir 5 x 2 Freikarten.