Oberflächen
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OberflächenDie Existenz von Ober- und Grenzflächen hat sowohl
thermodynamische als auch kinetische Konsequenzen.
Thermodynamisch gesehen bringt die Unterbrechung der Kontinuität
einer Phase eigene Energiebeiträge hervor: Oberflächen- und
Grenzflächenenergie.
An einem Kristall ist leicht einzusehen, daß dieser Energiebeitrag
positiv ist: Die Oberflächenatome spüren jenseits der Oberfläche nicht
mehr die stabilisierende Wirkung des Gitters, ihre Energie wird höher
liegen als diejenige der im Kristallineren befindlichen Atome.
Daher muß zur Vergrößerung der Oberfläche Energie aufgebracht
werden.
Diese Beiträge sind bisher in der Behandlung der Thermodynamik
einfacher Systeme vernachlässigt worden. Die abgeleiteten
Beziehungen gelten daher nur für den Fall, daß der Anteil des
oberflächennahen Materials gegenüber dem Volumenmaterial sehr klein
ist.
Disperse System und Systeme mit sehr kleinen Abmessungen sind
damit häufig nicht mehr beschreibbar.
In den einfacheren Fällen (Kristalle, einfache Flüssigkeiten) sind
Grenzflächen thermodynamisch instabil, das System neigt dazu, die
kleinstmögliche Oberfläche einzunehmen. Daher findet man beim
Sintern von Pulvern auch immer eine Vergröberung der Korngröße.
Kinetisch gesehen können Ober- und Grenzflächen in vielfältiger Weise
den Reaktionsmechanismus beeinflussen und katalytisch wirksam
werden.
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So ist auf Oberflächen fester Partikel häufig der Stofftransport erheblich
schneller als im Volumen.
Auf Oberflächen adsorbierte Moleküle können ganz andere Reaktivität
zeigen als entsprechende gasförmige Moleküle.
Dieses Verhalten ist Grundlage der heterogenen Katalyse.
Ein ganz eigenes Gebiet wird durch die Kolloidchemie gebildet. Diese
beschäftigt sich ausschließlich mit heterogenen Systemen. Diese
können klassisch sein (Dispersionsfarben, Klebstoffe usw), bieten aber
auch eine Vielzahl von Möglichkeiten für neue, bisher völlig unbekannte
Systeme (Nanopartikel, Sol-Gel-Chemie, Mesophasen,
Flüssigkristalle...).
OberflächenspannungSystematisch gesehen wird die Oberflächenspannung durch das
entsprechend formulierte totale Differential von G definiert:
GdG∂T∂
-------
A P,Td
G∂P∂
-------
A T,Pd
G∂A∂
-------
P T,Ad+ +=
Den Koeffizienten für dA nennt man Oberflächen- oder
Grenzflächenspannung:
γ G∂A∂
-------
P T,=
In dieser Notation gibt die Grenzflächenspannung an, wieviel reversible
Arbeit geleistet werden muß, um die Grenzfläche um den Betrag dA zu
vergrößern. Die Einheit von γ ist daher J/m2 = N/m.
Flüssigkeiten mit hoher Oberflächenspannung sind Hg (0.472 N/m) und
Wasser (0.073 N/m) , organische Flüssigkeiten weisen geringere Werte
auf (Benzol 0.029 N/m).
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Offenbar ist die Größe der Oberflächenspannung von der inneren
Struktur der Flüssigkeit abhängig. Da ihr Wert positiv ist, neigen alle
Flüssigkeiten dazu, als Tropfen Kugelgestalt anzunehmen.
Die Oberflächenspannung läßt sich erniedrigen, wenn die Struktur der
Oberfläche selbst verändert wird. Das ist die Grundlage der Funktion
von Seifen.
Die Oberflächenspannung hat eine wichtige Konsequenz für einen
kleinen Flüssigkeitstropfen: da die Freie Enthalpie bei Verkleinerung der
Oberfläche sinkt, wirkt eine Kraft auf die Oberfläche des Tropfens, die
einem zusätzlichen Druck entspricht. Dem wirkt die begrenzte
Kompressibilität des Tropfens entgegen. Der im Gleichgewicht wirkende
zusätzliche Druck erhöht den Dampfdruck des Tröpfchens.
Eine Flüssigkeit zeigt verteilt in feinen Tröpfchen einen höheren
Dampfdruck als in kompakter Form.
Die Druckabhängigkeit des Dampfdrucks ist leicht zu verstehen.
Bei einer Druckänderung dP auf die Flüssigkeit ändern sich das
chemische Potential von Flüssigkeit und Gasphase jeweils um Vm(l)dP
( P =Gesamtdruck= Dampfdruck + Zusatzdruck) bzw. Vg(l)dP
(P=Dampfdruck). Unter Benutzung der Zustandsgleichung des idealen
Gases ergibt sich
Die Gleichung wird für das Gas integriert von P*, dem Dampfdruck ohne
Zusatzdruck, bis zum neuen Dampfruck P und für die Flüssigkeit vom
alten Gesamtdruck (P*) bis zum neuen Gesamtdruck (P~P*+∆P). Mit
druckunabhängigem Molvolumen der flüssigen Phase liefert die
Integration
RTPd
P------ V
ml( ) Pd=
RTlnP
P∗------ V
ml( ) P∆=
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Dieses Ergebnis läßt sich umformen zu
P P∗e
Vm l( ) P∆RT
---------------------
=
Welcher Druck durch die Oberflächenspannung ausgeübt wird, läßt sich
leicht am Kräftegleichgewicht einer Luftblase in einer Flüssigkeit
berechnen. Für die Veränderung der Oberfläche bei Änderung des
Blasenradius gilt:
dA = 4π(r+dr)2 - 4πr2 = 8πrdr
Damit muß nun eine reversible Arbeit dw verbunden sein:
dW = γ8πrdr
Die wirkende Kraft ist dann
F = γ8πr
Im Kräftegleichgewicht gilt dann
4πr2 Pin = 4πr2 Pex + γ8πr
oder
Pin = Pex + 2γ / r
Der zusätzliche Druck durch Oberflächenspannung ist daher 2γ / r und
somit der Dampfdruck eines Tröpfchens
Kelvin-Gleichung
Laplace-Gleichung
P P∗e
Vm l( )2γrRT
---------------------
=
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Einsetzen der Zahlenwerte für Wasser liefert:
r / nm P/P*
---------------------------
1000 1.0011
100 1.0106
10 1.1115
5 1.235
1 2.88
Offenbar tritt das Phänomen der Dampfdruckerhöhung erst bei sehr
kleinen Radien auf, bei denen an sich auch schon Quanteneffekte
auftreten können.
Trotzdem führen die (wenn auch kleinen) Unterschiede im Dampfdruck
zu wichtigen Konsequenzen.
Keimbildung: ein kondensierender Dampf (Regenwolke) erzeugt
spontan kleinste Cluster der Flüssigkeit; diese haben erhöhten
Dampfdruck, lösen sich daher wieder auf.
Kondensation ist nur möglich, wenn spontan sehr große Cluster
entstehen (unwahrscheinlich) oder wenn Kondensationskeime (Staub,
Fremdstoffe) vorliegen.
Ohne Kondensationkeime kann Übersättigung, Unterkühlung
stattfinden. Anwendung : Nebelkammer in der Kernphysik.
Ostwaldreifung: liegen Tröpfchen (allgemein: Partikel) unterschiedlicher
Größe nebeneinander vor, dann weisen diese größenabhängigen
Dampfdruck auf.
Insgesamt trachtet das System danach, seine Oberfläche zu
verkleinern: es tritt Teilchenwachstum ein.
Dabei verdampfen die kleinen Teilchen schneller als die großen: die
großen Teilchen wachsen auf Kosten der kleineren.
Echt monodisperse Systeme zeigen daher kein Größenwachstum !
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Wegen der entgegengesetzten Krümmung ist der Dampfdruck einer
Flüssigkeit im Inneren einer Blase niedriger als gewöhnlich. Gegenüber
der Situation in einem Tröpfchen ist nur ein Vorzeichenwechsel nötig:
P P*e
2γVm
l( )−
rRT=
Daraus lät sich das Phänomen der Überhitzung einer Flüssigkeit
verstehen: beim Erreichen der Siedetemperatur entstehen kleinste
Dampfblasen, die jedoch wieder kollabieren, da der Dampfdruck
erniedrigt ist. Auch Sieden ist nur durch unwahrscheinliche spontane
Bildung großer Blasen oder durch Fremdbekeimung möglich
(Siedesteine, Blasenkammer).
Kapillarwirkung
Die Oberflächenspanung mit resultierendem Zusatzdruck auf eine
Flüssigkeit bewirkt auch die sogenannten Kapillarkräfte. Darunter wird
verstanden, daß das Eintauchen einer Kapillaren in eine Flüssigkeit, die
diese benetzt, dazu führt, daß der Flüssigkeitsspiegel innerhalb der
Kapillaren höher liegt als außerhalb.
Durch die Benetzung liegt innerhalb der Kapillaren eine gekrümmte
Flüssigkeitsoberfläche vor. Wenn man annimmt, daß diese etwa
halbkugelförmige Form einnimmt, ist der Druck direkt am Meniskus um
2γ/r kleiner als der allgemeine Umgebungsduck.
Außerhalb der Kapillaren herrscht der Umgebungsdruck, so daß effektiv
Flüssigkeit in die Kapillare gedrängt wird, bis daß der hydrostatische
Druck der Flüssigkeitssäule im Gleichgewicht ist mit der Druckdifferenz
2γ/r.
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Daraus folgt:2γr
ρgh= bzw. h2γ
ρgr=
Für Wasser bedeutet dieser Zusammenhang, daß es in einer Kapillaren
mit dem Radius 0.2 mm um 7.3 cm emporsteigt.
Der Effekt ist groß genug, um als Meßmethode für die Bestimmung der
Oberflächenspannung dienen zu können.
Nicht benetzende Flüssigkeiten (z.B. Hg auf Glas) zeigen
erwartungsgemäß den gegenteiligen Effekt: Kapillardepression.
Unvollständige Benetzung wird allgemein durch die Größe des
Kontaktwinkels charakterisiert. Dazu wird das Dreiphasen-
Gleichgewicht Substrat/Flüssigkeit/Gasphase betrachtet.
Gas (g)Flüssigkeit (l)
Festkörper (s)
Θ
γlg
γsg
γsl
An der Dreiphasengrenze greifen drei Kräfte an, die aus den drei
vorliegenden Grenzflächenspannungen resultieren. Im Gleichgewicht
muß die Summe der Kräfte gleich Null sein:
γsg
γsl
γlg
Θcos+=
Die Oberflächenspannung der Flüssigkeit ist unabhängig meßbar,
während die Oberflächenspannung des Festkörpers und die
Grenzflächenspannung zwischen Flüssigkeit und Festkörper im
allgemeinen nicht bekannt sind.
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Daher wird häufig noch eine Benetzungsspannung als Differenz
definiert:σ
Bγ
sgγ
sl− γ
lgΘcos= =
Die Benetzungsspannung ist daher direkt durch Messung des
Kontaktwinkels zugänglich. Sie kann positiv oder auch negativ sein:
Θ < 90o: Benetzungsspannung ist positiv, der Festkörper wird durch die
Flüssigkeit benetzt.
Θ > 90o: Benetzungsspannung ist negativ, der Festkörper wird durch die
Flüssigkeit nicht oder unvollständig benetzt.
Θ = 180o: absolute Unbenetzbarkeit
Θ = 0o: vollständige Benetzung, die Flüssigkeit breitet sich als Film aus
(Spreitung), efindet keine Tropfenbildung statt.
Benetzbarkeit ist für viele Prozesse Voraussetzung: Waschen, Kleben,
Löten u.a.
Kontaktwinkel werden direkt in speziellen Mikroskopen vermessen.
Typische Werte:
Flüssigkeit Festkörper Kontaktwinkel Θ (o)
Wasser Wolle 160
Wasser Nickel 27
Wasser Glas 0
Quecksilber Glas 140
Quecksilber Stahl 154
Benzol Glas 6
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Oberflächenaktive Substanzen
Oberflächenaktive Substanzen reichern sich an der Grenzfläche
zwischen zwei Phasen an und nehmen dort Einfluß auf die
Grenzflächenspannung.
Es soll nun eine Beziehung zwischen der Oberflächenanreicherung und
der Veränderung der Oberflächenspannung hergestellt werden.
Dazu werden zwei Phasen α und β betrachtet, die eine ebene
Grenzfläche σ ausbilden. Die Freie Grenzflächenenthalpie ist dann
definiert als die Differenz zwischen der Freien Enthalpie dieses Systems
und der Summe der Freien Enthalpien der Einzelphasen:
G σ( ) G G α( ) G β( )+[ ]−=
Die Freien Enthalpien der (isolierten) Einzelphasen ergeben sich, wenn
ihre Zusammensetzungen als homogen bis an die Grenzflächen
angenommen werden.
Analog wird die Stoffmengendifferenz an der Grenzfläche für eine der
Komponenten J definiert:
nJ σ( ) nJ nJ α( ) nJ β( )+[ ]−=
Wird dabei auf die Grenzfläche bezogen, erhält man den
Oberflächenüberschuß als Stoffmenge pro Flächeneinheit:
ΓJ
nJ
σ( )
σ=
ΓJ und nJ(σ) können sowohl positiv als auch negativ sein.
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Um die gewünschte Beziehung herzustellen, wird zunächst das totale
Differential für G formuliert:
Gd S Td− V Pd γ σd µJ
nJd
J
∑+ + +=
Anwendung auf die Definitionsgleichung für die Freie
Oberflächenenthalpie liefert (die Grenzfläche besitzt kein Volumen):
G σ( )d S σ( ) Td− γ σd µJ
nJ σ( )d
J
∑+ +=
Im Gleichgewicht sind die chemischen Potentiale jeder Komponente in
beiden Phasen und an der Grenzfläche gleich, so daß die
entsprechenden Zuordnungen in der Gleichung entfallen können:
µJ
α( ) µJ
β( ) µJ
σ( )= =
Integration bei konstanter Temperatur liefert
G σ( ) γσ µJnJ σ( )
J
∑+=
Daraus läßt sich wiederum ein totales Differential formulieren:
Gd σ( ) γ σd σ γd µJ
ndJ
σ( )J
∑ nJ
σ( ) µdJ
J
∑+ + +=
Im Vergleich mit dem eingangs notierten totalen Differential (bei
konstanter Temperatur) muß demnach gelten:
σ γd nJ σ( ) µdJ
J
∑+ 0= bzw. γd ΓJ
µdJ
J
∑−=
Gibbs-Gleichung der Oberflächenspannung
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Wenn die Grenzfläche eben ist, reichert sich nur die oberflächenaktive
Substanz an:
γd ΓS
µdS
−=
Die Veränderung des chemischen Potentials wiederum ist bekannt (im
Gleichgewicht ist das chemische Potential an der Grenzfläche gleich
dem in den Phasen); für verdünnte Lösungen:
µS
d RT ln cd=
und somit
γd RTΓS
cd
c−=
bzw.γ∂c∂
T
RTΓS
c−=
Daraus kann direkt abgelesen werden:
Wenn sich eine Substanz an der Grenzfläche anreichert, dann reduziert
sie die Grenzflächenspannung.
Wenn sie sich abreichert, dann erhöht sie die Grenzflächenspannung.
Aus der Konzentrationsabhängigkeit der Grenzflächenspannung kann
umgekehrt der Oberflächenüberschuß abgelesen werden.
OberflächenfilmeStatt einer Lösung mit Oberflächenüberschuß lassen sich häufig auch
Oberflächenfilme erzeugen. Sind diese nur eine Moleküllage dick,
spricht man von Langmuir-Blodgett-Schichten. Sie lassen sich durch
direkten Auftrag auf Flüssigkeitsoberflächen herstellen.
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Im Gegensatz zu den Anreicherungen oberflächenaktiver Substanzen an
der Oberflächebefindet sich ein Langmuir-Blodgett- Film nicht mit der
Flüssigkeit im Gleichgewicht.
Daher auch die Bezeichnung: schwerlösliche, unlösliche Monoschicht.
Erzeugungsvorgang: Spreitung
Manche Systeme spreiten spontan (z.B. Öl auf Wasser), andere
benötigen Spreitungshilfsmittel (leicht flüchtige Lösungsmittel).
Gespreitete, monomolekulare Schichten sind seit langem bekannt aus
der Beobachtung, daß mit Öl Wasserflächen geglättet werden können.
Franklin schätzte aus diesem Effekt (1 Teelöffel Öl auf 2000 m2 Wasser)
die Filmdicke zu 2.4 nm ab - etwa eine Moleküllage. Der Effekt wurde
früher zur Erleichterung der Landung von Wasserflugzeugen oder
Raumkapseln genutzt.
Triebkraft der Spreitung ist die Minimierung der Grenzflächenspannung.
Spreitungsdruck:
πS = γ1 - (γ2 + σ12)
γ1 : Oberflächenspannung der Substratflüssigkeit
γ2 : Oberflächenspannung der spreitenden Flüssigkeit
σ12 :Grenzflächenspannung zwischen Substrat und Oberflächenfilm
Spreitung tritt ein, wenn πS>0. Typisch ist daher die Spreitung von
Oberflächen mit geringer Oberflächenspannung (org. Flüssigkeiten) auf
Flüssigkeiten mit hoher Oberflächenspannung (Wasser, Quecksilber).
Ist die filmbildende Substanz partiell löslich in de Substratflüssigkeit,
dann tritt Desorption in die Volumenphase ein und somit Übergang in
die Gleichgewichts-Lösungen oberflächenaktiver Substanzen.
Quantitative Untersuchungen von Oberflächenfilmen und
Anreicherungsschichten sind mit der Langmuir-Pockels-Filmwaage
möglich. Sie beruht auf der Charakterisierung der zweidimensionalen
Kompression der Oberflächenfilme.
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Zur Ausbildung einer Monoschicht mit reproduzierbarem
Kompressionsverhalten muß die Molekülstruktur bipolar sein
(Verankerung der Schicht in der Oberfläche).
Wenn durch Kompression die größtmögliche Packungsdichte erreicht
ist, kann Filmkollaps eintreten: polymolekulare Schichten mit nicht
reproduzierbaren Strukturen.
Aus der Fläche des Film und der Menge der eingesetzten Moleküle läßt
sich der mittlere Platzbedarf A pro Molekül ermitteln. Die MEßkurven
heißen daher π/A-Isothermen.
Die Oberflächenschichten können auch auf ihr Fließverhalten und ihre
elektrische Ladung hin direkt untersucht werden.
Oberflächenfilme können sich bezüglich ihres Kompressionsverhaltens
Gas-analog, Flüssigkeits-analog oder Festkörper-analog verhalten.
Anwendungen von Oberflächenfilmen:
Monoschichten können durch Eintauchen geeigneter Substrate auf
diese überführt werden. Wird dieser Vorgang wiederholt, lassen sich
gezielt polymolekulare Aufbauschichten reproduzierbarer Struktur
erzeugen.
Es lassen sich auch Filmstapel aus unterschiedlichen Materialien
aufbauen. Ebenso können die Filme selbst Mischfilme sein, z.B. solche
mit eingelagerten Farbstoffen.
Mit solchen Methoden sind hochgradig anisotrope Strukturen
zugänglich, die z.B. als Modelle für biochemische, photochemische und
elektrooptische Prozesse dienen können.
Filmdruckmesser
Trog mit z.B. Wasser
Monoschicht
Schubbarriere
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Kolloidale Systeme
Unter kolloidalen Systemen versteht man disperse Systeme kleinster
Teilchen, die nicht mehr spontane Phasentrennung durchführen.
Beispiel sind Nebel, Rauch, Emulsionen, Schäume, Milch.
Dispersionen fester Partikel in Flüssigkeiten (Kieselsäure) oder in
Feststoffen (Rubinglas) werden auch Sol gennannt.
Die Eigenschaften kolloidaler Systeme werden wesentlich durch die
Natur der vorliegenden Grenzflächen bestimmt.
1. Sterische Stabilisierung besteht darin, daß auf der Oberfläche der zu
dispergierenden Teilchen große Moleküle angeheftet sind (Polymere,
Amphipile), die die zur Aggregation nötige Annäherung der Partikel
durch sterischen Ausschluß verhindern.
Die kinetische Stabilisierung instabiler kolloidaler Systeme gegen
Aggregation kann im wesentlichen über zwei Mechanismen erfolgen:
Flokkulation bezeichnet die Zusammenballung dispergierter Teilchen zu
größeren Einheiten (Aggregation). Dabei wird die Grenzfläche
tatsächlich verkleinert.
Unter Sedimentation wird die Trennung der Bestandteile im Schwerefeld
verstanden. Dieser Effekt ist naturgemäß für Dispersionen relativ großer
Teilchen wichtig. Sedimentation verkleinert nicht zwangsläufig die
Grenzfläche.
Hydropile (lyophile) Kolloide sind thermodynamisch stabil, sie quellen
(Gelatine, Polyacrylsäure ...)
Hydrophobe (lyophobe) kolloidale Systeme sind thermodynamisch
instabil (z.B. dispergierte Pigmente). Wenn hier von "stabilen"
Dispersionen oder Suspensionen gesprochen wird, ist damit kinetische
Stabilität gemeint.
Zwei Effekte können die Metatstabilität überwinden: Sedimentation und
Aggregation / Flokkulation.
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2. Elektrostatische Stabilisierung erfolgt durch das Vorliegen von
elektrischen Oberflächenladungen gleicher Polarität auf allen Teilchen,
die die Annäherung der Teilchen verhindern.
Dieser Mechanismus kann nur wirksam werden, wenn die Ionenstärke
der Lösung nicht zu groß ist, da sonst die Ladungen durch
Abschirmung unwirksam werden ("Aussalzen").
Die elektrischen Ladungen können durch Adsorption geladener
Teilchen oder durch Hydrolyse der Partikel selbst entstehen.
Häufig kann die Aufladung in Abhängigkeit vom pH-Wert der
Hintergrundlösung sowohl negativ als auch positiv sein. Liegt gerade
keine Ladung vor, spricht man vom isoelektrischen Punkt.
Beide Mechanismen können prinzipiell keine Stabilisierung gegen
Sedimentation bieten, die folglich durch Erhöhung der Viskosität oder
durch Rühren verhindert werden muß. Als Faustregel kann gelten, daß
Partikel , die größer als ein Mikrometer sind, nicht mehr
sedimentationsstabil dispergiert werden können.
Allerdings können wirklich flokkulationsstabile koloidale Systeme durch
Aufrühren wieder hergestellt werden, da ja die Grenzfläche durch
Sedimentation nicht verkleinert worden ist.
Sedimentationstabilität wird durch die Brown'sche Molekularbewegung
vermittelt. Darunter ist die unter dem normalen Lichtmikroskop
erkenntliche ungeordnete Bewegung suspendierter Partikel zu
verstehen.
Sie kommt dadurch zustande, daß die Partikel auf molekularer Ebene
beständig Stößen ausgesetzt sind, die aus der Wärmebewegung der
Moleküle herrühren.
Wenn die Partkel klein genug sind, führt der Impulsübertrag zu der
beobachtbaren ungeordneten Bewegung, die dem gerichteten
Schwerefeld entgegenwirkt. Die mikroskopische Beobachtung solcher
Bewegung ist daher ein direkter Nachweis der Flokkulationsstabilität.
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Kolloidale Systeme mit Partikeln im Durchmesserbereich oberhalb von
100 nm (abhängig vom Brechungsindex) erscheinen trüb bis milchig
(Streuung auffallenden oder durchfallenden Lichts).
Unterhalb von 50 nm (abhängig von Brechungsindex und
Konzentration) könne die Systeme auch transparent erscheinen
("wasserklar"). Trotzdem bleiben die dispergierten Partikel optische
Inhomogenitäten, an denen Licht getreut werden kann. Mit
entsprechend intensiven Lichtquellen (Lasern) können daher auch
"transparente" Systeme untersucht werden.
Laserbeugungsmethoden gehören daher mittlerweile zu den
wichtigsten Methoden, um die Partikelgröße und
Partikelgrößenverteilung in kolloidalen Systemen zu bestimmen.
Ein andere wichtige Gruppe von Verfahren befaßt sich damit, das
Oberflächenpotential (Zeta-Potential) geladener kolloidaler Partikel zu
bestimmen. Geschieht das in Abhängigkeit vom pH-Wert, läßt sich der
isoelektrische Punkt bestimmen. Geeignete Methoden sind die
Elektrophorese (Beweglichkeit im elektrischen Feld) sowie
elektroakustische Methoden (Bewegung der geladenen Partikel in
elektromagnetischen Hochfrequenzfeldern führt zu akustischen
Signalen).
DLVO- TheorieDie elektrostatische Stabilisierung von kolloidalen Systemen kann auch
quantitativ verstanden werden. Dazu betrachtet man die kolloidalen
Partikel zusammen mit der elektrisch geladenen, unbeweglichen Hülle
adsorbierter Ionen. Das elektrische Potential auf der Oberfläche dieses
Gebildes wird elektrokinetisches oder Zeta-Potential genannt.
Das so geladene Teilchen ist dann weiterhin von einer diffusen,
beweglichen Hülle aus Gegenionen umgeben, ähnlich der Situation bei
einem einzelnen Ion. Die innere und äußere Schicht auf dem Partikel
heißen zusammen elektrische Doppelschicht.
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Die Derjaguin-Landau-Verwey-Overbeck (DLVO) Theorie betrachtet nun
die Anziehungskräfte zwischen den suspendierten Partikeln (v.d.Waals-
Kräfte) zusammen mit der gegenseitigen Abstoßung durch die
elektrische Doppelschicht.
Echtes Gleichgewicht wird erreicht, wenn die Doppelschicht
überwunden wird und die Partikel sich vereinigen können. Dazu ist aber
eine hohe Aktivierungsenergie aufzubringen.
Kinetisch stabil (metastabil) ist dagegen auch eine Situation, bei der
sich v.d.Waals-Wechselwirkung und elektrostatische Abstoßung ein
zweites Minimum der potentiellen Energie bilden.
Die Dicke der Doppelschicht wird durch die Ionenstärke der tragenden
Lösung bestimmt. Kleine Ionenstärken ermöglichen eine ausgedehnte
Doppelschicht und damit hohe kinetische Stabilität des Kolloids.
Höhere Ionenstärken lassen die Dicke der Doppelschicht schrumpfen,
so daß das zweite Minimum möglich wird.
Noch höhere Ionnestärken lassen die Stabilisierung gänzlich
zusammenbrechen.
Abstand
potenzielle
Energiedicke Doppelschicht
dünne Doppelschicht
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Der vollständige Zusammenbruch der Stablisierung wird gewöhnlich als
Koagulation bezeichnet und ist irreversibel.
Die Vorgänge im metastabilen Gebiet des zweiten Minimums werden
gelegentlich im Unterschied zur Koagulation als Flockung bezeichnet.
Solche Flockung kann häufig durch kräftiges Schütteln wieder
rückgängig gemacht werden.
Entsprechend der Abhängigkeit der Dicke der Doppelschicht von der
Ionenstärke sind hochgeladene Ionen wie Al3+ besonders wirksame
Flockungsmittel.
Beispiel: Alaun zur Förderung der Blutgerinnung.
Die Doppelschicht kann auch durch thermische Bewegung der Ionen
zerstört werden, so daß Sole beim Erhitzen ausflocken können (Ricotta-
Käse).
Am isoelektrischen Punkt schließlich ist überhaupt keine
elektrostatische Stabilisierung des Kolloids mehr möglich; hier kann
ebenfalls schnell Koagulation eintreten.
Die tatsächlichen Ladungsverhältnisse auf der Oberfläche kolloidaler
Partikel hängen empfindlich davon ab, in welchem Zustand sich die
Oberfläche befindet.
Beispiel Sulfide: ZnS-Partikel können auf der Oberfläche partiell oder
vollständig oxidiert sein. Die Oberflächenladung entspricht dann eher
der von ZnO als der von ZnS -Partikeln: der isoelektrische Punkt liegt im
neutralen bis basischen Bereich.
Nach Reinigung der Oberfläche von den Oxiden (Waschen in Säure)
stellt sich das Adsorptionsgleichgewicht der eigentlichen ZnS-
Oberfläche ein: isoelektrischer Punkt zwischen pH=1 und pH=2.
Solches Verhalten kann auch gezielt genutzt werden, um durch
Anbringen von Oberflächenschichten das kolloidchemische Verhalten
zu steuern.
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Solche Oberflächenschichten können gleichzeitig noch
Schutzfunktionen ausüben (z.B. werden TiO2-Pigmente stets mit einem
Schutzüberzug aus AlOOH und SiO2 versehen) oder die
Absorptionscharakteristik verändern (z.B. Fe2O3).
Die dargestellten lyophoben Systeme benötigen für ihre kinetische
Stabilität Hilfsmittel wie die elektrostatische oder die sterische
Stabilisierung, die durch geeignete Modifikation der Oberfläche oder
Zusätze erzielt werden kann. Ohne diese Hilfsmittel erfolgt irreversible
Koagulation.
Lyophile (hydrophile) Kolloide, die spontan durch Quellen mit einem
Lösungsmittel entstehen (s.o) sind thermodynamisch stabil und damit
im Prinzip beliebig lange haltbar. Wenn das gesamte Lösungsmittel
aufgebraucht worden ist, spricht man auch von einem Gel.
Lyotrope Mesophasen
Seifen und andere amphiphile Substanzen neigen dazu, im
Gleichgewicht bestimmte kolloidale Strukturen in Lösung auszubilden.
In sehr geringer Konzentration liegen die einzelnen Moleküle als echte
Lösung vor.
Ab einer gewissen Schwelle, der kritischen Mizellenkonzentration (cmc),
lagern sich die Moleküle zu charakteristischen Verbänden zusammen,
die im einfachsten Fall Kugelgestalt besitzen. In diesen Mizellen weisen
die hydrophoben Gruppen nach innen, während die hydrophile Gruppen
nach außen weisen, zum Lösungsmittel hin.
Der Prozeß ist mit einer positiven Entropieänderung verbunden, da die
Solvathüllen um die großen Einzel moleküle verschwinden und durch
die kleinere Solvathülle um die Mizelle ersetzt werden. Der Effekt ist
größer als der durch die Zusammenlagerung der Einzelmoleküle.
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Adsorption an Oberflächen
Das Phänomen des Anhaftens von Substanzen an Oberflächen wird als
Adsorption bezeichnet. Vom Standpunkt der Oberfläche aus läßt sich
ein Bedeckungsgrad θ definieren:
θAnzahl derbesetzten Adsorptionsstellen
Anzahl dervorhandenenAdsorptionsstellen=
Oftmals ist über die Art und Anzahl der Adsorptionsstellen nichts
Genaues bekannt, so daß der Bedeckungsgrad durch das Volumen des
Adsorbats ausgedrückt wird:
θVAdsorbat
VMonolage
=
Bei Bedeckung der Oberfläche mit einer Monolage des Adsorbats ist die
Oberfläche dicht mit dem Adsorbat bepackt; die Adsorbatteilchen
beanspruchen das kleinstmögliche Volumen.
Unter der Adsorptionsgeschwindigkeit wird der Quotient dθ/dt
verstanden.
Bedeckungen und Adsorptionsgeschwindigkeiten werden u.a. bestimmt
durch
> Strömungsmethoden (die adsorbierende Probe entfernt Material aus
der Strömung)
> Gravimetrie (Gewichtszunahme des Substrats durch Adsorption wird
bestimmt)
> Schockdesorption (Adsorbierte Substanz wird wieder desorbiert und
z.B. als Druckerhöhung registriert)
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Direkte Untersuchung der Zusammensetzung und Struktur des
Adsorbat-Oberflächenkomplexes ist möglich durch
> XPS oder ESCA (Photoelektronenspektroskopie durch
Röntgenanregung), Zusammensetzung der obersten Atomlagen eines
Präparates
> SIMS (Sekundärionen-Massenspektroskopie), zusätzliche
Tiefeninformation durch gezieltes "Absputtern" von Oberflächenlagen
mit Ionenstrahlen und massenspektroskopische Analyse der Trümmer
> Auger-Elektronenspektroskopie (Emission eines Sekundärelektrons
nach Ionisierung eines tiefliegenden Orbitals)
> LEES (low energy electron diffraction), Elektronenbeugung an der
Oberfläche durch Verwendung energiearmer Elektronen
> STM (Rastertunnelmikroskopie), Bestimmung der
Oberflächentopographie mit atomarer Auflösung durch Abtasten mit
einer atomar feinen Metallspitze und Registrierung des Tunnelstroms
zwischen Probe und Spitze
>AFM (Atomic Force Microscopy), Bestimmung der Topographie mit
sehr hoher Auflösung durch Registrierung der Kraft zwischen der
Oberfläche und einer sehr feinen Spitze.
Physisorption und Chemisorption
Zwei grundlegend unterschiedliche Mechanismen können Triebkraft der
Adsorption sein.
Die Physisorption ist eher unspezifisch und entsteht durch die
(anziehende) v.d.Waals-Wechselwirkung zwischen Adsorbat und
Oberfläche.
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Diese Wechselwirkung ist stets vorhanden, aber schwach.
Entsprechend finden sich typische Adsorptionsenthalpien der
Physisorption von etwa -20 kJ/mol.
Solche Enthalpieänderungen reichen nicht zum Bindungsbruch aus, die
adsorbierten Moleküle oder Atome bleiben im wesentlichen unversehrt.
Der ganze Vorgang ist verwandt mit der Kondensation; entsprechend
kann auch mehr als eine Monolage adsorbiert werden.
Chemisorption findet statt, wenn spezifische chemische
Wechselwirkung (Bindungsknüpfung) zwischen Oberfläche und
Adsorbat erfolgt.
Die beobachteten Adsorptionsenthalpien liegen daher in der
Größenordnung von Bindungsenthalpien (typisch 200 kJ/mol). Die
adsorbierten Moleküle können daher durch Chemisorption ganz oder
teilweise zerstört oder umarrangiert werden (z.B. Dissoziation von
Wasserstoff auf bestimmten Metalloberflächen).
Das Vorliegen spezifischer chemischer Wechselwirkung zwischen
Substrat und Adsorbat beschränkt die Chemissorption auf maximal eine
Monolage.
Die Struktur der Oberfläche bei Adsorption von weniger als einer
Monolage hängt von der Wechselwirkung der adsorbierten Teilchen
selbst ab. Es kann anziehende oder abstoßende Wechselwirkung
auftreten; entsprechend bilden sich regelmäßige oder unregelmäßige
Strukturen der Adsorbatschicht aus.
Solche Strukturen können mit moderner Meßtechnik (vor allem STM)
direkt sichtbar gemacht werden und spielen eine entscheidende Rolle
für die Funktion heterogener Katalysatoren.
Die Oberflächenplätze des Substrates können ihrerseits
unterschiedliche Eigenschaften aufweisen (reguläre Plätze, Defekte,
Versetzungen, Kanten usw.) und somit zusätzlich Anlaß zur
Strukturbildung liefern.
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Adsorptionsisothermen
Oberflächen werden bei Kontakt mit einem Gas oder einer Lösung im
Gleichgewicht mit einer bestimmten Menge Adsorbat belegt.
Die einfache Beschreibung dieses Vorganges nach Langmuir geht von
folgenden Vereinfachungen aus:
> Die Adsorption führt höchstens zu einer Monolage
> Die Oberfläche ist einheitlich, die Bindungsstellen sind gleichwertig
> Keine laterale Wechselwirkung zwischen den Adsorbatmolekülen
Formal kann das durch folgende Reaktion auf der Oberfläche
beschrieben werden (hier für Adsorption aus einem Gas):
A g( ) M Oberfläche( )+ AM Oberfläche( )↔
Für dieses Gleichgewicht lautet das MWG wie folgt:
K
aAM Oberfläche( )
f A( )
P∅ aM Oberfläche( )
=x
AM Oberfläche( )
P A( )
P∅ xM Oberfläche( )
≈
Durch Einsetzen der Definition des Molenbruches erfolgt der Übergang
zu Haftstellenzahlen und der Zahl der besetzten Haftstellen:
K
NAM Oberfläche( ) N
0
N0
P A( )
P∅ N
M Oberfläche( )
NAM Oberfläche( )
P A( )
P∅ N
M Oberfläche( )
= =
Die Anzahl der noch freien Oberflächenplätze kann als Differenz
zwischen der Gesamtzahl und der belegten Anzahl ausgedrückt werden:
Prof. Dr. M. Bredol PC III 72
K
NAM Oberfläche( )
P A( )
P∅ N
0N
AM Oberfläche( )−( )=
Hieraus erhält man durch einfache Umstellung
P A( )
P∅ KN0 NAM Oberfläche( ) 1
P A( )
P∅ K+
=
Für den Bedeckungsgrad folgt somit
θN
AM Oberfläche( )
N0
P A( )
P∅ K
1P A( )
P∅ K+
= =
Dieser Zusamenhang wird als Langmuir'sche Adsorptionsisotherme
bzeichnet; er stellt aber nur eine spezielle Formulierung des
Massenwirkungsgesetzes dar.
Für Adsorption aus Lösungen läßt sich eine analoge Beziehung
aufstellen; der Partialdruck muß dazu nur durch den Molenbruch der
gelösten, adsorbierten Substanz oder durch das Verhältnis aus
Konzentration und Konzentrationseinheit ersetzt werden.
Da die Langmuir'sche Adsorptionsisotherme ein chemisches
Gleichgewicht beschreibt, können auch chemische Veränderungen des
Adsorbats durch den Adsorptionsvorgang leicht beschrieben werden.
So dissoziiert molekularer Wasserstoff bei der Adsorption auf Pt, Pd
und einigen anderen Metallen; der Adsorptionsvorgang lautet dann
H2(g) + 2 M(Oberfläche) <-----> 2 MH(Oberfläche)
Prof. Dr. M. Bredol PC III 73
Führt man die Rechnung für dieses Gleichgewicht durch, erhält man für
den Bedeckungsgrad
θN
AM Oberfläche( )
N0
P A( )
P∅ K
1P A( )
P∅ K+
= =
Aus dem Kehrwert des Bedeckungsgrades läßt sich eine linearisierte
Form der Langmuir'schen Adsorptionsisothermen gewinnen:
1
NAM Oberfläche( )
P∅
P A( ) KN0
1
N0+=
Aus der Messung von adsorbierter Stoffmenge und
Gleichgewichtsdruck lassen sich so die Konstanten K und N0
entnehmen.
Alternativ läßt sich die Definition des Bedeckungsgrades über das
Adsorbatvolumen nutzen:
1
VAdsorbat
P∅
P A( ) KVMono
1
VMono+=
Da es sich bei K umeine thermodynamische Gleichgewichtskonstante
handelt, kann die Adsorptionsenthalpie aus ihrer
Temperaturabhängigkeit bestimmt werden. Aus der
Gleichgewichtsthermodynamik ist bekannt:
ln Kd
Td
H∅
R∆
RT2
=
Prof. Dr. M. Bredol PC III 74
Im allgemeinen ist die Adsorptionsenthalpie vom Bedeckungsgrad
abhängig. Daher bestimmt man die Adsorptionsenthalpie zweckmäßig
durch Ermittelung des Druckes bei konstantem Bedeckungsgrad,
jedoch unterschiedlicher Temperatur.
In solchen Fällen spricht man von isosterer Adsorptionsenthalpie:
lnK∂T∂
θ
H∅
Ad∆
RT2
=
Für die Langmuir-Isotherme ist die Ermittlung besonders einfach. Man
schreibt sie in der Form KP/Pø = θ / (1− θ). Für konstanten
Bedeckungsgrad gilt: ln(K) + ln(P/Pø) = const. Oder
ln P P∅
⁄( )∂T∂
θ
lnK∂T∂
−θ
H∅
Ad∆
RT2
−= =
Wenn konstanter Bedeckungsgrad eingehalten wird (z.B. konstantes
Adsorbatvolumen), reicht daher die Auftragung des logarithmierten
Gleichgewichtsdrucks über der reziproken Temperatur, um die isostere
Adsorptionsenthalpie zu ermitteln.
und damit
ln P P∅
⁄( )∂1 T⁄( )∂
θ
H∅
Ad∆
R=
Die Freie Standardadsorptionsenthalpie ∆adGø kann direkt aus der
Gleichgewichtskonstanten der Langmuir-Isothermen entnommen
werden; daher ist auch die Standardadsorptionsentropie bestimmbar.