OC6*Z*4 - division one · :xöå \\ §í® íq §¿³³ íq( #»å \å ':T:®:ö #\ÒJ OC6*Z*4...

1

Transcript of OC6*Z*4 - division one · :xöå \\ §í® íq §¿³³ íq( #»å \å ':T:®:ö #\ÒJ OC6*Z*4...

Page 1: OC6*Z*4 - division one · :xöå \\ §í® íq §¿³³ íq( #»å \å ':T:®:ö #\ÒJ OC6*Z*4 §±¹±±F ±- å-R±¹xF9 /8" )- /8 . D8) .9)9< - 8 )< %E?- 8 ..2?. +< ). 8 .

6 Nr. 300 | Samstag/Sonntag, 29./30. Dezember 2018STUTTGARTER ZEITUNGPOLITIK

E in kleines Dorf im Norden Syriensist am Freitag zum Brennpunkteiner Entwicklung geworden, die

für den weiteren Verlauf des fast acht Jahrealten Konfliktes vorentscheidend seinkönnte. Wie Videos syrischer Regierungs­anhänger zeigten, hissten Soldaten die Fah­ne Präsident Baschar al­Assads auf den Dä­chern der Ortschaft Arima an der Schnell­straße M4, rund 20 Kilometer südwestlichder Stadt Manbisch. Die Fahnen signali­sierten die Rückeroberung der Gegend umManbidsch. Der Vormarsch von AssadsTruppen erfolgte auf Einladung der Kur­denmiliz YPG, die eine Invasion des nahenNachbarn Türkei befürchtet.

„Wir laden die syrischen Regierungs­truppen ein, die Kontrolle über die Gebietezu übernehmen, die wir ihnen entzogen ha­ben, insbesondere von Manbidsch, und die­se Gebiete gegen eine türkische Invasion zuverteidigen“, hieß in einer Erklärung derkurdischen Volksverteidigungseinheiten(YPG), welche das Zweckbündnis mit demsyrischen Militär dokumentierte. Der syri­sche Armeesprecher sagte nach dem Ein­marsch in Manbidsch, das Militär werde„den Terrorismus zerschlagen und alle In­vasoren und Okkupanten besiegen“.

Schon bald könnte Assad auch andere Ge­biete im Osten Syriens wieder unter seineHerrschaft bringen. Manbidsch, das nur 30Kilometer südlich der türkischen Grenzeliegt, ist schon länger ein Zankapfel imkomplizierten Geflecht der Interessen vonKurden, Assad­Regierung, Türkei, USAund Russland in Syrien. Vor zwei Jahrenhatten die kurdischen YPG­Kämpfer dieStadt mit Unterstützung der USA vom Isla­mischen Staat erobert. Die Türkei fordertevon den USA den Rückzug der Kurdenmi­liz, die sie als Ableger der Terrororganisa­tion PKK betrachtet. Nachdem die Ameri­kaner kürzlich den Abzug der US­Truppenaus Syrien ankündigten, drohte die türki­sche Regierung mit einem Einmarsch in

Manbidsch und in anderen kurdischen Ge­bieten in Ost­Syrien. Der türkische Präsi­dent Erdogan äußerte sich am Freitag vorJournalisten zu den Entwicklungen inNordsyrien: „Unser Ziel ist es, der YPG eineLektion zu erteilen und wir sind gewillt,dies zu tun.“

Die türkische Armee verstärkte ihreTruppenpräsenz an der Grenze, von Anka­ra unterstützte syrische Rebellengruppenschickten Kämpfer nach Manbidsch. Nörd­lich der Stadt zogen Ankara­treue Milizenihre Kämpfer für einen Angriff zusammen.Diese Offensive will die YPG verhindern,indem sie Assads Soldaten zu Hilfe ruft. Re­gierungstreue syrische Kommentatorenmeldeten auf Twitter, an dem VorstoßRichtung Manbidsch seien zwei Eliteein­heiten – die Republikanische Garde und dieso genannte Tiger­Brigade – beteiligt. Dassbei Manbidsch die berüchtigtsten Truppenaus Assads Armee aufgeboten werden, solloffenbar die Warnung an die Türkei unter­streichen, bloß keine Schlacht um die Stadtzu riskieren.

Bis zum Freitagmittag hatten die Regie­rungssoldaten die Außenbezirke von Man­

bidsch erreicht. Möglicherweise wartetensie auf den Abzug der Amerikaner aus derStadt. Assad könnte künftig auch andereGebiete im Osten Syriens von den Kurdenübernehmen, die mit dem Abzug der USAihren Beschützer verlieren. Die vom türki­schen Präsidenten Recep Tayyip Erdoganangekündigte Militärintervention Ankarasgegen die YPG­Selbstverwaltung im OstenSyriens wird damit unwahrscheinlicher,denn die syrische Regierung kann sich aufdie Unterstützung Russlands verlassen.Moskau plant für die kommenden Wochenein Spitzentreffen von Präsident WladimirPutin, Erdogan und dem iranischen Staats­chef Hasan Ruhani, um über die Lage in Sy­rien zu sprechen.

Unter Assads Herrschaft wird die YPG ihrAutonomiegebiet im Osten Syriens wohlkaum aufrechterhalten können. Der syri­sche Präsident strebt die Wiederrichtungeiner starken Zentralregierung an – wäh­rend die Kurden ohne die Rückendeckungder USA in einer schwachen Verhandlungs­

position sind. Auch außenpolitisch endetdas Jahr für Assad mit guten Nachrichten.Seine jahrelange Isolation in der arabi­schen Welt geht zu Ende. Staaten, die bis­her regierungsfeindliche Rebellen in Sy­rien unterstützten und Assads Sturz an­strebten, bemühen sich um einen Neuan­fang. Nachdem Assad kürzlich den sudane­sischen Staatschef Umar al­Baschir in Da­maskus begrüßen konnte, gaben jetzt dieVereinigten Arabischen Emirate die Wie­dereröffnung ihrer Botschaft in der syri­schen Hauptstadt bekannt.

Auch Bahrain erklärte, seine Botschaftin Damaskus sei in Betrieb. In Tunesienlandete unterdessen der erste Linienflugeiner syrischen Fluggesellschaft seit Jah­ren. Der russische Nahost­BeauftragteMikhail Bognadow sieht Assad bereits aufdem Weg zur Wiederwahl als Präsident. As­sad sei ziemlich populär bei den Wählern,sagte Bogdanow der NachrichtenagenturBloomberg. Selbst die türkische Regierung,die lange zu den unerbittlichsten Feindendes syrischen Präsidenten gehörte, hat sichinzwischen mit dem Gedanken an AssadsVerbleib im Amt angefreundet.

Syrische Armee marschiert in Manbidsch einKrieg Die Kurden bittenDamaskus um Beistand gegendie Türkei. Von Thomas Seibert

Mitglieder der kurdischen Sicherheitskräfteposieren inManbidsch. Foto: AP

Unicef

Gewalt gegen Kindernimmt weiter zuDas UN­Kinderhilfswerk Unicef hat einenunzureichenden Schutz für Kinder in Kon­fliktgebieten weltweit angeprangert. 2018habe sich ein „schockierender“ Trend fort­gesetzt, teilte die Organisation mit. In vie­len Ländern hätten Kinder ein „extremesAusmaß an Gewalt“ erlitten, sagte der Lei­ter der Unicef­Nothilfeprogramme, Manu­el Fontaine. „Und die Weltgemeinschafthat sie weiterhin im Stich gelassen.“ Allzulange schon würden in bewaffneten Kon­flikten nahezu ungestraft immer schlim­mere Gräueltaten begangen, so der Exper­te. Kinder seien direkt angegriffen, alsmenschliche Schutzschilde missbraucht,getötet, verstümmelt oder für den Kampfrekrutiert worden, so das UN­Hilfswerk.Vergewaltigung, Zwangsverheiratungenund Entführungen gehörten inzwischen zuden „Standardtaktiken“ in Konflikten wiein Syrien oder im Jemen.

Allein in Syrien wurden nach UN­Anga­ben zwischen Januar und September nach­weislich 870 Mädchen und Jungen getötet– der höchste Wert in diesem Zeitraum seitBeginn des dortigen Konflikts im Jahr 2011.Im Jemen seien im vergangenen Jahr 1427Kinder getötet oder verletzt worden. Nochhöher fiel die Zahl in Afghanistan aus, wo inden ersten neun Monaten des Jahres rund5000 getötete oder verletzte Heranwach­sende gezählt worden seien. KNA

IN SYRIEN TREFFEN VIELE INTERESSEN AUFEINANDER

Afrin

dünnbesiedelte

Gebiete

IRAKSYRIEN

JORDANIEN

TÜRKEI

LIBANON

Mitt

elm

eer

Homs

Palmyra

Idlib Aleppo Al-Rakka

Damaskus

Manbidsch

Quelle: ISW, reliefweb, OCHAStand der Gebiete 13. Dezember

100 km

IS

IS

Kurdenwurden bisher durch Truppen der USA unterstützt

Rebellen

Konfliktparteien in Syrien

Regierungunterstützt durch Truppen von Russland,Iran

Gebiet kontrolliert von:

Türkei/Rebellen

StZ-Grafik: loc

DieTürkei fordert von denUSAdenRückzug derKurdenmilizen

Assadwill in Syrien eine starkeZentralregierung einrichten

Mauerbau

Trump droht mitGrenzschließungUS­Präsident Donald Trump hat mit einerSchließung der Grenze zu Mexiko gedroht,sollte ihm weiterhin das Geld für den Baueiner Mauer verwehrt werden. „Wir wer­den gezwungen sein, die Südgrenze kom­plett zu schließen, wenn uns die destrukti­ven Demokraten nicht das Geld für dieVollendung der Mauer geben“, erklärteTrump auf dem KurznachrichtendienstTwitter. Im Streit über den US­Haushaltlehnen die Demokraten Trumps Milliar­denforderung für den Bau einer Mauer ander Grenze zu Mexiko strikt ab. AP