Offen 10/11 - 2014

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Fachzeitschrift der Offenen Kinder- und Jugendarbeit

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Bewegungsräume zurückerobern! NRW-Kampagne will Initiativen bekannter machen

Ein breiter Gehweg, ein ruhiger Straßenabschnitt, eine Wiese, ein Innenhof oder ein Garagenvorplatz: Sobald eine freie Fläche zur Verfü-gung steht, nehmen Kinder sie in Besitz und machen sie zum Spiel-raum. Fernsehen, Computer oder Playstation verlieren ihren Reiz, wenn draußen etwas los ist, Bälle fliegen oder die Straßenkreide ausgepackt wird.

Viele Kommunen in Nordrhein-Westfalen haben bereits angefangen, sichere Spiel- und Bewegungs-räume für ihre Kinder zu schaffen und zurückzuerobern. Der Arbeits-kreis Verkehrssicherheit des Landes NRW unterstützt und verstärkt dieses Engagement nun mit der Kampagne "Mehr Freiraum für Kinder. Ein Gewinn für alle!"

Ziel der Kampagne ist es, die Bedeutung des Themas hervorzuheben und Kommunen darin zu unterstützen, Kinderinteressen bei allen Pla-nungsmaßnahmen zu berücksichtigen. Dafür möchte der Arbeitskreis gute Initiativen - insbesondere über seine Homepage - bekannter ma-chen und einfache Maßnahmen vorstellen.

Weitere Infos auf http://www.mehr-freiraum-fuer-kinder.de/

Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr, 1.10.2014

Taschengeld und Gelderziehung Expertisen-Klassiker in Neuerscheinung

Taschengeld ist ein wichtiges Mittel, damit Kinder frühzeitig erste eige-ne Erfahrungen beim Thema Geld sammeln. Deshalb sollten Taschen-geldzahlungen zum ganz normalen Alltag in den Familien gehören. Obwohl Kindern und Jugendlichen heute ein stetig wachsendes Geld-vermögen zugeschrieben wird, ist es hauptsächlich das Taschengeld, durch das sie den regelmäßigen Umgang mit Geld üben und den eige-nen Konsum finanzieren.

Bei der Durchsicht der vorliegenden Empfehlungen zum Taschengeld wurde deutlich, dass sich Ratgeber meist nur an Eltern richten. Emp-fehlungen für pädagogisches Fachpersonal sind dagegen wenig ver-breitet. Diese Personen spielen jedoch für die Gelderziehung eine wichtige Rolle, sowohl in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als auch im Kontakt mit den Eltern.

In der aktuellen Expertise "Taschengeld und Gelderziehung" des Deut-schen Jugendinstituts, erstellt von Alexandra Langmeyer und Ursu-la Winklhofer, wird das Thema Taschengeld grundlegend erörtert und der Umgang von Kindern und Jugendlichen mit Geld anhand empiri-scher Befunde und aktueller Publikationen analysiert.

Erkenntnisse und Empfehlungen zur ökonomischen Sozialisation, Gelderziehung innerhalb und außerhalb der Familie sowie Überschul-dung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen runden die Publikati-on ab.

Einen kostenlosen Download der empfehlenswerten 70-seitigen Publi-kation (1,5 MB) gibt es auf der Webseite des DJI unter: http://tinyurl.com/q9gt3sb

Der Wille zum Überrollen KJP 2015 in den Landtag eingebracht

Mit - gegenüber 2014 - unverändertem Gesamt- und Förderbereiche-Budget (im Fachjargon als "Überrollung" bezeichnet) brachte am 25. September Ute Schäfer, Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW den Entwurf des Kinder- und Jugendförderplanes 2015 in den Landtags-Ausschuss für Familie, Kinder und Jugend mit folgenden Worten ein:

"Die in der Finanzplanung vorgesehenen 100 Mio. € für den Kinder- und Ju-gendförderplan werden erneut planmäßig bereit-gestellt. Dies ist ein richti-ges und gutes Signal für die Kinder und Jugendli-chen in Nordrhein-Westfalen und auch für die Träger der Kinder- und Jugendarbeit in unserem Land. Denn das bedeutet: Auch in 2015 stellen wir 100 Mio. € für die außer-

schulische Bildung und für die Prävention zur Verfügung. Das ist gut angelegtes Geld, das wir in die Zukunft unseres Landes investieren. Wir sichern damit zusätzlich die Infrastruktur der Kinder- und Jugendhil-fe und bewahren aber auch den notwendigen Spielraum für inhaltliche Impulse.

Damit bleibt der Kinder- und Jugendförderplan unser zentrales Instru-ment der Jugendpolitik. Gemeinsam mit den Trägern der Jugendarbeit arbeiten wir insgesamt weiter daran, der Jugendpolitik in unserem Land ein eigenständiges und unverwechselbares Profil zu verschaffen. Denn die Lebensphase Jugend muss wieder mehr die notwendige und ver-diente gesellschaftliche Bedeutung und Beachtung finden.

Wir wollen dafür den Weg einer "Einmischenden Jugendpolitik" gehen. Wir sehen hier alle politischen Akteure in der Pflicht, sich als "Anwälte der Jugendlichen" zu verstehen. Und wir wollen auch tatsächlich Einmi-schung ermöglichen und zulassen. (…)

Wir meinen es ernst mit dem "Einmischen".

Ich beobachte auch in den anderen Ministerien schon den ein oder anderen Prozess, in dem Jugendbeteiligung jetzt mitgedacht wird (MAIS: "Initiative gegen Kinderarbeit", MKULNV: "Nachhaltigkeitsstra-tegie"). Das ist für mich eine ganz erfreuliche Entwicklung."

Landtagsprotokoll vom 25.9.2014

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Steuerbefreiungen … … für nebenberufliche Tätigkeiten nach § 3 Nr. 26 EStG

Aktuell hat die Oberfinanzdirektion Frankfurt/M. ihren Erlass zu den Steuerbefreiungen für nebenberufliche Tätigkeiten (nach § 3 Nr. 26 EStG) neu herausgegeben.

Die bisher begünstigten Tätigkeiten der ÜbungsleiterInnen, Ausbilde-rInnen und ErzieherInnen haben miteinander gemeinsam, dass bei ihrer Ausübung durch persönliche Kontakte Einfluss auf andere Men-schen genommen wird, um auf diese Weise deren Fähigkeiten zu entwickeln und zu fördern. Nach der Gesetzesbegründung zum Steuer-bereinigungsgesetz gilt dies auch für den neu eingeführten Begriff des Betreuers. Gemeinsamer Nenner dieser Tätigkeiten ist daher die päda-gogische Ausrichtung.

Betroffen von der Neuregelung sind insbesondere Personen, die be-treuend im Jugend- und Sportbereich gemeinnütziger Vereine tätig werden. Daher kommt u. a. nun auch der Übungsleiterfreibetrag (z.Z. 2.400 €.) für die Beaufsichtigung und Betreuung von Jugendlichen durch Jugendleiter, Ferienbetreuer, Schulwegbegleiter etc. in Betracht.

Bei einer Tätigkeit für juristische Personen des öffentlichen Rechts ist es unschädlich, wenn sie für einen Betrieb gewerblicher Art ausgeführt wird, da Betriebe gewerblicher Art auch gemeinnützigen Zwecken dienen können (z.B. Krankenhaus oder Kindergarten). Ziel des § 3 Nr. 26 EStG ist es, Bürger, die im gemeinnützigen, mildtätigen oder kirchlichen Bereich nebenberuflich tätig sind, von steuerlichen Ver-pflichtungen freizustellen. Mithin ist bei einer Tätigkeit für einen Betrieb gewerblicher Art darauf abzustellen, ob dieser einen entsprechend begünstigten Zweck verfolgt oder nicht.

Eine Förderung gemeinnütziger, mildtätiger und kirchlicher Zwecke ist grundsätzlich nur dann gegeben, wenn die Tätigkeit der Allgemeinheit zugutekommt. Bei nebenberuflicher Lehrtätigkeit ist diese Vorausset-zung auch dann erfüllt, wenn eine Aus- oder Fortbildung zwar nur einem abgeschlossenen Personenkreis zugutekommt, die Aus- oder Fortbildung selbst aber im Interesse der Allgemeinheit liegt.

OFD Frankfurt/M., 12.8.2014

5-säuliges Gesamtkonzept "Gemeinsam gegen sexuelle Gewalt"

Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Schutz vor sexueller Gewalt. Betroffene sollen schnelle Hilfe und Unterstützung erhalten. Diese Rechte können in Zukunft besser verwirklicht werden, wenn wir unser Wissen teilen und unsere Kräfte bündeln.

Dazu hat Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig Ende Septem-ber ein Gesamtkonzept gegen sexuelle Gewalt von Kindern und Ju-gendlichen vorgestellt. Das Gesamtkonzept baut auf den Forderungen des Runden Tisches auf: "Wir müssen aufhören, in Zuständigkeiten oder Professionen zu denken. Jeder und jede im eigenen Verantwor-tungsbereich, aber alle gemeinsam, müssen beim Schutz vor sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zusammen arbeiten. Deshalb ist ein Gesamtkonzept richtig und wichtig", so Manuela Schwesig.

Johannes-Wilhelm Rörig, Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs: "Ich bin froh, dass die Große Koalition keinen Schlussstrich gezogen hat, sondern sich mit neuem Schwung für den besseren Schutz der Mädchen und Jungen vor sexueller Gewalt und bessere Hilfen und Beratungsangebote einsetzt. Nach vielen Ent-täuschungen, seit Ende des Runden Tisches "Sexueller Kindesmiss-brauch", können Betroffene jetzt endlich wieder Vertrauen schöpfen.

Mit der noch in diesem Jahr stattfindenden Einrichtung eines Betroffe-nenrats bei meinem Amt, werden Betroffene jetzt an wichtigen Vorha-ben unmittelbar beteiligt. Auch über die von Bundesministerin Schwesig angebotene Unterstützung beim zügigen Start der unabhängigen Auf-arbeitung von sexuellem Missbrauch, freue ich mich. Damit wird eine weitere zentrale Forderung der Betroffenen vorangebracht."

Das Konzept stützt sich auf fünf Säulen:

Strafrecht und Strafverfolgung: Die durch den Justizminister vorge-schlagenen Änderungen im Sexualstrafrecht sind ein wichtiger Schritt. Die Verjährungsfristen werden deutlich verlängert. Der Ge-setzesentwurf schließt Strafbarkeitslücken, vor allem in digitalen Medien, und stellt klar, dass Kinder vor der Ausbeutung durch Nacktaufnahmen besser geschützt werden müssen. Damit werden auch die Ermittlungsmöglichkeiten gegen Darstellungen von Kin-desmissbrauch verbessert.

Schutz und Begleitung im Strafverfahren: Der Referentenentwurf zur 3. Opferrechtsreform aus dem Bundesministerium der Justiz regelt einen Anspruch auf psychosoziale Prozessbegleitung. Damit können die Belastungen von Mädchen und Jungen im Strafverfahren erheb-lich verringert werden. Darüber hinaus soll es eine engere Koopera-tion von Ermittlungsbehörden und Jugendämtern geben. Dies soll in einer Ergänzung des Kinderschutzgesetzes gesetzlich festgeschrie-ben werden.

Recht auf Schutz vor sexueller Gewalt: Gute Prävention und Inter-vention gelingt nur durch die Stärkung der Rechte von Kindern. Da-zu soll es für Kinder einen uneingeschränkten Beratungsanspruch der Kinder- und Jugendhilfe geben, auch ohne Kenntnis der Eltern - als klares Signal zugunsten der Kinderrechte. Die Einführung von Schutzkonzepten in Schulen und anderen Einrichtungen und in der Behindertenhilfe soll weiter konsequent umgesetzt werden. Dazu wird das Bundesfamilienministerium zwei große Initiativen weiterfüh-ren und vertiefen; durch eine engere Verschränkung der Bundesini-tiative "Trau Dich!" und der Kampagne des Unabhängigen Beauf-tragten "Kein Raum für Missbrauch" aber auch durch weitere Län-derkooperationen.

Beratung, Hilfen und Therapien für Betroffene: Um die Beratungs-kompetenzen in der spezialisierten Fachberatung zukünftig besser zu nutzen, und damit die Beratungsstrukturen für Betroffene zu ver-bessern, wird es eine Koordinierungsstelle auf Bundesebene geben.

Daneben wird das Ergänzende Hilfesystem des Bundes gemeinsam mit den Ländern weiter ausgebaut - Betroffene werden dabei mit einbezogen. Unabhängig davon ist es wichtig, die Zugänge in das Regelsystem für Betroffene sexueller Gewalt zu verbessern. Zudem sind auch die Täter mehr in den Blick zu nehmen, damit es gar nicht erst zu sexueller Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen kommt.

Schutz in den digitalen Medien: Unter dem Dach des Zentrums für Kinderschutz im Internet (I-KiZ) soll ein Netzwerk eingerichtet wer-den, um Grauzonen von Missbrauchsdarstellungen im Netz, wie et-wa Posendarstellungen, mit denen Kinder sexuell ausgebeutet wer-den, national und international besser zu bekämpfen. Gemeinsam mit den Internet-Beschwerdestellen und Anbietern verabreden wir ein gemeinsames Vorgehen, damit unzulässige Inhalte auch in den Grauzonen schneller gelöscht werden können. Damit sich Kinder, Jugendliche und ihre Eltern besser der Risiken beim Umgang mit digitalen Medien bewusst sind, soll mit einer gesetzlichen Informa-tionsverpflichtung sichergestellt werden, dass sie umfassend in-formiert und aufgeklärt werden.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 22.9.2014

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Fundierte Vorschläge ausarbeiten 15. Kinder- und Jugendbericht

Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ma-nuela Schwesig, hat Ende Oktober im Namen der Bundesregierung 12 Sachverständige beauftragt, den 15. Kinder- und Jugendbericht zu erstellen. Das Thema lautet: "Zwischen Freiräumen, Familie, Ganz-tagsschule und virtuellen Welten - Persönlichkeitsentwicklung und Bildungsanspruch im Jugendalter".

"Junge Menschen sollen mehr Anerkennung und Unterstützung erfah-ren", erklärte Manuela Schwesig. "Mir geht es darum, die Lebensphase 'Jugend' in den Blick zu nehmen und fundierte Vorschläge auszuarbei-ten, wie die Rahmenbedingungen für die Persönlichkeitsentwicklung, Bildung und Förderung junger Menschen verbessert werden können", so die Bundesfamilienministerin.

In der Kommission ist das Fachwissen von WissenschaftlerInnen unter-schiedlicher Disziplinen sowie von erfahrenen Persönlichkeiten aus der Praxis versammelt. Ihr gehören u.a. an:

Prof. Dr. Nicolle Pfaff, Universität Duisburg-Essen

Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, Direktor des Deutschen Jugend-instituts, München

Prof. Klaus Schäfer, Staatssekretär a. D., Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, NRW

Prof. Dr. Angela Tillmann, Fachhochschule Köln

"Wir wollen ein aktuelles Lagebild über die Situation von Jugendlichen in Deutschland zeichnen", so Schwesig. "Deswegen wird sich der 15. Kinder- und Jugendbericht auf die wesentlichen Einflussfaktoren, die den Alltag Jugendlicher heute prägen, fokussieren. Angefangen bei Freunden und der Familie, der Schule aber auch dem Internet, in dem sich heute alle Jugendlichen bewegen."

Der Bericht wird Bundestag und Bundesrat zusammen mit der Stel-lungnahme der Bundesregierung Anfang 2017 vorgelegt.

BM für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 28.10.2014

Studie belegt: Eltern sind besorgt … … über die Mediennutzung ihrer Kinder

Kinder und Jugendliche verbringen einen Großteil ihrer Freizeit mit Computer und Smartphone. Wie sehr die Jugendzeit zur Medienzeit geworden ist, zeigt eine aktuelle Studie der Techniker-Krankenkasse (TK) zur Mediennutzung. Befragt wurden im Juli 2014 1.000 Eltern von 12- bis 17-jährigen Kindern und Jugendlichen.

Das sind die wichtigsten Ergebnisse:

50% der Jugendlichen surft nach Ansicht ihrer Eltern zu viel.

Nur sechs von zehn Eltern haben mit ihrem Kind ein Limit für den Onlinekonsum abgesprochen.

In 30% der Familien gibt es zudem keine Absprachen, auf welchen Seiten das Kind im Netz unterwegs sein darf.

Je älter die Eltern, desto weniger setzen sie sich damit auseinander, was ihr Nachwuchs im Netz macht.

Kinder, deren Eltern den Onlinezugang auch technisch limitieren, bewegen sich in der Freizeit mehr.

Durchschnittlich jeder siebte Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren in Deutschland leidet unter Kopfschmerzen. Die Ext-

remsurfer sind mit 26% mehr als doppelt so häufig betroffen.

Wenn es Jugendlichen schwerfällt, den digitalen Begleiter auch mal aus der Hand zu legen, wenn online im-mer häufiger »off life« bedeutet und Eltern das Gefühl haben, dass andere Hobbys, die bisher mit Leidenschaft betrieben wurden, uninteressant werden, könnte aus exzessivem Kon-sum auch Sucht werden. Fast jeder achte Elternteil gab an, dass das Kind bereits erste Anzeichen von Online-abhängigkeit erkennen lässt. Beson-ders betroffen sind die 14- und 15-Jährigen. Hier zeigt jeder sechste Jugendliche suchtähnliches Verhalten.

Die TK-Studie zur Medienkompetenz von Jugendlichen findet sich hier: http://tinyurl.com/l3lfo5y

Homepage der Techniker Krankenkasse, 4.9.2014

"Strafen schrecken nicht ab!" Jugendkriminalität: Verlauf und Erklärungen

Erstmals befasst sich eine deutsche Langzeitstudie mit den Verläufen von Gewaltkriminalität im Jugendalter. Zwölf Jahre lang haben die Uni-versitäten Münster und Bielefeld in der Langzeitstudie »Kriminalität in der modernen Stadt« jährlich 3.400 Duisburger Jugendliche anonym befragt. Zu Beginn der Befragung waren die Jugendlichen durchschnitt-lich 13 Jahre alt. Bis zum 20. Lebensjahr wurden dieselben Jugendli-chen jährlich befragt, danach jedes 2. Jahr bis zum 24. Lebensjahr.

Die Untersuchung gibt einen einzigartigen und profunden Überblick über den Einfluss von Wertorientierungen, Erziehungsstilen, Freundes-gruppen, Gewaltmedien, Migrationshintergrund, Präventionsmöglichkei-ten und über die Wirkung strafrechtlicher Sanktionen. Die Wissen-schaftler bekamen auch Einblicke in das Dunkelfeld der Kriminalität, indem die jungen Menschen über Straftaten berichteten, die in keiner offiziellen Statistik auftauchen.

Die meisten Jugendlichen begehen demnach bis zu ihrem 18. Lebens-jahr mindestens eine leichte oder mittelschwere Straftat – zumeist Ladendiebstahl. Bei den meisten erledigen sich solche Episoden noch im Jugendalter ohne Eingriff von Polizei oder Justiz. Problematisch ist allenfalls eine kleine Gruppe von Intensivtätern, die mindestens fünf Gewaltdelikte pro Jahr begehen, im 14. bis 15. Lebensjahr etwa 6%. Aber auch bei Intensivtätern geht die Zahl der Delikte deutlich zurück, wenn auch zum Teil erst zum Ende des Jugendalters.

Weiterhin belegt die Studie, dass Jugendliche aus Migrantenfamilien nicht häufiger an Gewaltdelikten beteiligt sind als deutsche Jugendli-che. Und je besser die Einbindung in das Bildungssystem gelingt, desto mehr verliert die Gewalt an Attraktivität. Die Forscher stellten zudem fest, dass der Konsum von Gewaltfilmen zu einer höheren Befürwor-tung von Gewalt und damit einer erhöhten Neigung führen kann, Ge-walttaten zu begehen.

Schließlich weist die Studie nach, dass Strafen nicht abschrecken. Haftstrafen können im Gegenteil den Kontakt zu gewaltbereiten Grup-pen fördern und soziale Bindungen schwächen.

Das Untersuchungsdesign, ausführliche Ergebnisse sowie weitere Informationen der Duisburger Verlaufsstudie finden Sie unter www.krimstadt.de.

jugendhilfereport 4/2014

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Baden-Württemberg macht's vor Statistik der Angebote der Kinder - und Jugendarbeit

Ähnlich wie es der Qualitätsverbund in NRW beabsichtigt hatte (aber aufgrund datenschützender Einwände letztlich - nach fast 6-jähriger Entwicklungsarbeit - nicht realisiert hat), will nun das Land Baden-Württemberg die wichtigsten Dimensionen der Kinder- und Jugendar-beit statistisch abbilden und so ein vollständiges Bild ihrer Leistungsfä-higkeit und Einsatzbereitschaft zeichnen. Jugendarbeit wird hierbei besonders hinsichtlich ihrer strukturellen, konzeptionellen und inhaltli-chen Ausrichtung betrachtet.

Für das Berichtsjahr 2015 wird zum ersten Mal die neue amtli-che Statistik zur Kinder- und Jugendarbeit durchgeführt, die die so genannte Maßnahmen-statistik ablöst und zu einer deutlichen Verbesserung der

Datenlage für den Bereich der Kinder- und Jugendarbeit führen soll. Die neue Erhebung erfasst in zweijährigem Turnus Angebote der Kinder- und Jugendarbeit mit einer öffentlichen Förderung. Die neue Statistik wurde in enger Zusammenarbeit mit Jugendverbänden, Jugendämtern, Politik und Forschung entwickelt.

Befragt werden alle öffentlichen und freien anerkannten Träger der Jugendhilfe, die in der Jugendarbeit nach § 11 SGB VIII tätig sind, und deren Maßnahmen mit öffentlichen Mitteln pauschal oder maßnahmen-bezogen gefördert werden oder die als Träger selbst eine öffentliche Förderung erhalten.

Welche Angebote der Kinder- und Jugendarbeit berücksichtigt werden, fasst folgende Tabelle zusammen:

Erste Ergebnisse werden für Ende 2016 erwartet. Die Ergebnisse der Statistik werden auf Landes- und Kreisebene im Internetauftritt des Statistischen Landesamtes und im Rahmen von Pressemitteilungen veröffentlicht. Es wird aber auf Anfrage und unter Beachtung der Vor-schriften zur Geheimhaltung auch möglich sein, Auswertungen auf Ebene der Gemeinden zu erhalten. Über das Forschungsdatenzentrum der Statistischen Ämter werden die Daten in anonymisierter Form auch der Wissenschaft zur Verfügung stehen.

Präventionsarbeit in Kommunen Neues Fachmagazin dokumentiert

Im August ist das »Fachmagazin 2014« zum Landesmodellvorhaben »Kein Kind zurücklassen! Kommunen in NRW beugen vor« erschienen.

Im Mittelpunkt der Publikation stehen die 18 teilnehmenden Modell-kommunen, die seit 2012 kommunale Präventionsketten auf- und aus-bauen. Ob

eine Reportage über das Screeningverfahren für Neugeborene in Moers,

ein Beitrag über das Netzwerk für Familien in Dormagen oder

ein Interview aus Gladbeck zum Thema »Vernetzung von (Offener) Kinder- und Jugendarbeit«

das Fachmagazin zeigt entlang der Präventionskette, was »Kein Kind zurücklassen!« in den Kommunen leistet und welche konkrete Unter-stützung Kinder, Jugendliche und Familien erfahren.

Neben der Vorstellung von Formaten, in denen die Kommunen ge-meinsam gelingende Präventionsansätze entwickeln, werden auch erste Ergebnisse der Evaluation präsentiert. Familienministerin Ute Schäfer zieht in einem Interview ihre persönliche Zwischenbilanz nach zwei Jahren »Kein Kind zurücklassen!« und gibt einen Ausblick auf die weitere Arbeit im Rahmen des Modellvorhabens.

Einen kostenlosen Download der 80-seitigen Publikation (1,5 MB) gibt es auf der Webseite des DJI unter: http://tinyurl.com/o34sbaa.

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Cool bleiben, Boxen und Freunde finden Wie ein Weltmeister für Soziales kämpft

Für Adnan Serin ist die OT D-Hof (Aachen) eine Art "zu Hause", das er zunächst, selbst noch jugendlich, als Besucher kennen gelernt hat. Seit inzwischen über 8 Jahren bietet der ehemalige Profiboxer und Box-Weltmeister selber Box-Training für Jugendliche im D-Hof an.

Andrej Faninger hat die OT über die Box-Angebote von Adnan Serin kennen gelernt und bietet seit über zwei Jahren vor allem das Box-Training für die Teenies an. Die Angebote für Jugendliche führt er ebenfalls eigenständig durch.

Sowohl Adnan Serin wie auch Andrej Faninger kennen den Stadtteil Driescher Hof wie ihre eigene Westentasche - und beide sind im Stadt-teil ziemlich bekannt. Und sie sind beliebt im Stadtteil. Wie wichtig ihm neben dem Boxkurs im Kellergeschoss der OT auch der soziale Kon-takt ist, steht Andrej Faninger auf dem Gesicht geschrieben, als er berichtet, wie gut es tut, wenn ein Kind aus seinem Boxtraining mit dem Vater oder der Mutter extra quer über die Straße kommt, um ihn zu begrüßen und den Eltern vorzustellen.

Adnan Serin bekräftigt die Bedeutung, die es auch für ihn hat, nicht nur das Training mit den Teenies und Jugendlichen durchzuführen, son-dern auch persönlich mit Eltern im Kontakt zu sein. Er leistet dann auch schon mal Überzeugungsarbeit, dass es für Kinder bessere Beschäfti-gungen gibt als "Glotze" und Playstation. "Sich körperlich auszupowern, körperlich was zu tun, tut auch dem Geist gut!"

Für beide Trainer bedeutet ihre Arbeit in der OT etwas ganz Beson-deres: Sie wollen den Teenies und Jugendlichen der OT D-Hof - neben dem Sport und ihrer Begeisterung fürs Boxen - auch noch andere Werte mit

auf den Weg geben. Beide Trainer sehen die Teenies und Jugendli-chen, die zu ihren Trainingsstunden kommen, als "ganze" Menschen, die im Leben klar kommen sollen, die möglichst nicht auf die schiefe Bahn geraten sollen.

Für sie sind Ehrenkodex und Regeln, wie sie für das Boxtraining gelten, wichtige Grundlagen, um auch im weiteren Leben zu Recht zu kom-men. Das macht für sie auch einen ganz entscheidenden Unterschied im Vergleich zum Boxtraining in einem Sportverein aus. Im D-Hof

können Kinder und Jugendliche im Boxtraining deutlich mehr lernen: Disziplin ist dabei ein Begriff, der im Gespräch immer wieder

vorkommt. Teenies können beim Boxtraining einen sehr positi-ven Sinn von Disziplin lernen. Diese Erfahrung lässt sich dann

auch auf andere Alltagssituationen übertragen. Und sie beobachten, dass sich durch das Boxtraining "Freunde" finden, dass Teenies oder Jugendliche aus dem gesamten Stadtgebiet, die sich vorher gar nicht kannten, nun auch freie Zeit außerhalb der OT miteinander verbringen - eben Freunde werden. Und nicht zuletzt: Beide Trainer haben immer ein offenes Ohr für Teenies und Jugendliche, die mit ihren Problemen zu ihnen kommen.

Das Boxen war auch integraler Bestandteil eines Projektes aus den Jahren 2013 und 2014 "Mut statt Wut / Bleib Cool - mach mit!", über das wir demnächst mehr berichten werden.

Agnes Zilligen

"Mädchen wollen hoch hinaus!" Kölner Aktion anlässlich des 3. UN-Weltmädchentages

Im Rahmen des 3. UN-Welt-Mädchentages am 10. Oktober 2014 haben sich Mädchen und Fachkräfte aus Kölner Jugend-zentren auf dem Roncalliplatz (vor dem Dom) versammelt, um

auf die Lebenslagen von Mädchen und jungen Frauen weltweit, deutschlandweit und in ihrer Stadt aufmerksam zu machen. Sie schrie-ben auf Kärtchen das, was sie sich für sich und andere Mädchen wün-schen und schicken die Wünsche dann mit dem Luftballon in die Welt hinaus. All das stand unter dem Motto ,,Mädchen wollen hoch hinaus!"

Trotz aller verbrieften Rechte ist noch viel zu tun, um strukturelle Be-nachteiligung abzubauen, notwendige Bedarfe aufzuzeigen und die gleichberechtigte Teilhabe von Mädchen in allen Bereichen zu veran-kern. Gewalt, (Cyber-)Mobbing, rassistische Übergriffe, genitale Ver-stümmelung und Zwangsheirat widerfahren auch Mädchen und junge Frauen hier in Deutschland. Der UN-Welt-Mädchentag verfolgt das Ziel Jugendpolitik auf allen Ebenen unter diesen Aspekten zu hinterfragen und auf schwierige Situation von Mädchen in vielen Ländern der Welt aufmerksam zu machen.

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Mit Topf und Pfanne … … soziale Kompetenz erweitern

Schon oft haben wir über vielfältige Formen des Be-kochens (des Beköstigens, der Erstellung von Kochbü-chern, des Informierens über gesundheitliche Aspekte, des Sensibilisierens für Umweltfragen und Ähnliches mehr) aus einzelnen Mitgliedseinrichtungen berichtet. In folgendem Interview erklärt Margret Hees vom SKM Köln, nach welchen "Rezepten" in Kölner OTs einrich-tungsübergreifend Kulinarisches zelebriert wird und wie vor 5 Jahren das innovative Konzept entstanden ist.

Frau Hees, erinnern Sie sich noch an Ihre Vision beim Start?

Ausgangssituation war, dass in den Köl-ner Kinder-und Jugendeinrichtungen das gemeinsame Kochen und Essen schon immer einen großen Stellenwert einnahm. Ruth Hartmann vom Jugendamt hatte die Idee zu einem Kochduell mit Beteili-gung verschiedener Jugendeinrichtungen. Mit dieser Grundidee fand im Oktober 2007 ein Gespräch zwischen ihr, Birgit Rößle von der HIT-Stiftung und mir statt, um die Idee in die Umsetzung zu bringen.

Unsere Vision war, mithilfe des Kochduells eine Esskultur in unsere Jugendeinrichtun-gen zu bringen, die Mobilität und soziale Kompetenz der Jugendlichen zu erhöhen. Jugendliche sollten sich stadtweit begegnen, sich gegenseitig einladen und miteinander essen. Dies sollte jugendgerecht und mit einem hohen Maß an Verbindlichkeit ge-schehen.

Was hat Sie an der Idee besonders fasziniert?

Fasziniert haben mich die einrichtungsüber-greifende und trägerübergreifende Koopera-tion und die Begeisterung, die das Kochduell bei den Jugendlichen ausgelöst hat. Begeis-tert hat mich, welche Ideen die Jugendlichen entwickelt haben, den Rahmen zu schaffen, in dem ihre Gäste bewirtet wurden, wie ernsthaft, zielgerichtet, diszipliniert und mit großer Freude am gemeinsamen Tun die Aufgaben erfüllt wurden. Die Atmosphäre bei den gemeinsamen Essen war immer sehr einladend und entspannt. Die Gäste wurden verwöhnt und hervorragend bewirtet. So mancher prominente Gast verriet, wie wohl er sich bei den Jugendlichen gefühlt hat. Fasziniert hat mich auch, wie moti vierend der Duell-Gedanke auf die Jugendlichen gewirkt hat. Sie wollten und konnten sich messen und wollten gewinnen.

Was waren die Meilensteine in den letzten fünf Jahren?

Der Erfolg des HIT-Kochduells hat an den Grenzen Kölns nicht haltgemacht. Mittlerweile gibt es das HIT-Kochduell nach Kölner Vor-bild in München, Frankfurt und im Rhein-Sieg-Kreis. Es gab gemeinsame Begegnungen in München, bei denen

die Kollegen aus den verschiedenen Städten sich zum Austausch und Kennenlernen trafen und von ihren Erfahrungen profitierten. Gemeinsam mit Birgit Rößle und den Koordinatoren des Kochduells trafen wir Kölner uns einmal jährlich zum Rückblick und zur Planung des kommenden Jahres. Monika Görl, eine der Mitarbeiterinnen der ersten Stunde, und ich waren ins Kuratorium der HIT-Stiftung eingeladen und durften dort das Konzept und die Erfahrungen des HIT-Kochduells darstellen. Der Erfolg des Projektes wird auch dadurch deutlich, dass die HIT-Stiftung nun schon das siebte Kochduell fördert.

An welches Erlebnis erinnern Sie sich besonders gern?

Gern erinnere ich mich an die Abende, an denen ich zum Essen einge-laden war: im Take Five Bilderstöckchen, in der Alten Feuerwache und in der OT VITA. Mit den Jugendlichen aus dem Take Five Bilder-stöckchen durfte ich sogar den ersten Preis für den SKM Köln miterle-ben: ein viergängiges Menü im Restaurant des Maritim-Hotels. Gern erinnere ich mich an die Abschlussveranstaltungen im SKM, zu denen alle Jugendlichen, Prominenten und Freunde des HIT-Kochduells ein-geladen waren und bei denen ein Rückblick auf das vergangene Duell stattfand. Der sonst nüchtern eingerichtete Große Saal des SKM wurde dann in einen schön gestalteten Raum verwandelt, der mit vielen Ele-menten des Kochens geschmückt war. Das Programm und die kulinari-

sche Bewirtung der Jugendlichen be-eindruckten stets alle Anwesenden. Höhepunkt war dann immer die Preis-verleihung, die von der HIT-Stiftung und von Kölner Hotels wie dem Radis-son Blue, dem Renaissance-Hotel und dem Dorint-Hotel vorgenommen wurde.

Was hat sich von Ihrer Vision er-füllt? Wo steckt noch Potenzial?

Das Kochduell ist ein fester Bestandteil der mobilen Jugendarbeit in Köln ge-worden mit dem Ziel der Mobilität, der Partizipation, der Begegnung und des gemeinsamen Tuns von Jugendlichen in unserer Stadt. Es baut Brücken und verbindet Menschen, unabhängig, woher sie kommen, wer sie sind und was sie tun. Viele Elemente des Koch-duells haben die Esskultur in den Ein-richtungen, die teilgenommen haben, tatsächlich verbessert. Aber auch übergreifend hat das Projekt Impulse

für die Kultur in unseren Jugendeinrich-tungen gegeben. Gemeinsames Planen, Einkaufen, Kochen und gemütliches Essen in schöner Atmosphäre wird von den Jugendlichen zunehmend ge-wünscht und ist fast schon Standard. Es kommt immer wieder vor, dass zu be-sonderen Anlässen auch Eltern zum Essen eingeladen und verwöhnt wer-den. Ich hoffe, dass es uns noch lange möglich ist, das Kochduell weiterzu-führen und damit Impulse zu geben.

Das Interview führte Anke Patt.

Das "HIT-Kochduell für Kölner Kinder und Jugendliche" ist ein eigenständiges Projekt, ausgerichtet vom SKM Köln, finanziert durch die HIT-Stiftung. Beim Kochduell bekochen sich zehn Kölner Jugendeinrichtungen ein Jahr lang gegenseitig. Die Altersspanne der Teilnehme-rInnen liegt zwischen 10 und 18 Jahren. Vom Einkauf bis zur Zubereitung eines Drei-Gänge-Menüs mit an-sprechender Tischgestaltung ist hier alles gefragt. Bewertet wird die Dekoration, die Gastfreundlichkeit und natürlich als primärer Punkt: das Essen selbst. Für jeden Abend stehen den teilnehmenden Einrichtungen 80 Euro zur Verfügung. Die Kochabende bleiben nicht unbeobachtet: Zu jedem Duell-Abend wird ein Promi eingeladen, meist bedeutende Personen aus den Stadt-teilen. Jeder Abend wird von einer Jury, die auch für die Organisation des Kochduells verantwortlich ist, bewer-tet. Im Juli eines jeden Jahres, vor den Sommerferien, wird dann das Sieger-Team in der Abschlussveranstal-tung gekürt. Fokus des Projektes ist, den Jugendlichen Wissen über gesunde Ernährung zu vermitteln, aber auch ihre soziale Kompetenz - als Teammitglied, als Gast und als Gastgeber - zu stärken.

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"Cafe Leichtsinn-bewegt-sich-Tour" Inklusive Stadtranderholung

Auf Tour waren in diesem Sommer sieben Jugendliche, eine hauptamt-liche Fachkraft und ein FSJler aus dem Cafe Leichtsinn in Bergisch Gladbach. Junge Menschen mit und ohne Behinderungen erlebten eine GPS-Tour, erkletterten Hochseilgärten, trainierten Bogenschießen, durchschwommen den Fühlinger See und gestalteten malerisch ihre Erlebnisse. Dass Behinderungen oder Beeinträchtigungen körperlicher, geistiger oder seelischer Art kein Hindernis darstellen müssen, zeigte sich im respektvollen und gemeinschaftlichen Miteinander der Gruppe. Die Zielsetzung, junge Menschen erstmalig für das Cafe als Einrichtung der Offenen Jugendarbeit zu interessieren und nach Möglichkeit zu gewinnen, spielte eine wichtige Rolle. Und es zeigte sich, dass es durch eine sorgfältige und durchdachte Planung u.a. auch in enger Zusammenarbeit und Kooperation mit den Eltern durchaus möglich ist, Jugendlichen den Zugang zu Erlebnissen zu ermöglichen, von denen sie nie zu träumen gewagt haben.

Wer weitere Informationen zum Cafe Leichtsinn möchte oder Kontakt und Austausch zu einer Inklusiven Offenen Kinder- und Jugendeinrich-tung sucht, wird fündig unter www.cafe-leichtsinn.de.

"Man muss mit der Zeit gehen." Jugendzentrum Fischeln wurde 30 Jahre alt

Doppel-Jubiläum im Jugendzentrum Fischeln (Krefeld): Der gemisch-te Chor D’accord, der hier sein Probenlokal hat, swingt zum 30. ein fröhliches "Happy Birthday" in den gut gefüll-ten Saal. Bei der Mädchen-Tanzgruppe da-nach aber bebt die Bühne unter dem furiosen Zumba-Boogie-Woogie, den die Mädels auf die Bretter legen. An die hundert Menschen sind bei der Jubelfeier zugegen: Fischelner Politik, Kirchen, Verwaltung, Geschäftswelt, Bürgervereine, Karneval, Schützen, Pfadfin-der, Schulen, alles ist vertreten.

Seit 30 Jahren ist das Fischelner Jugend-zentrum im Stadtteil verwurzelt. Jürgen

Weiland war von Anfang an dabei: Im Alter von 24 Jahren übernahm er die

Leitung der Jugendeinrichtung. Heute

ist der 54-Jährige einer von zwei hauptamtlichen Mitarbeitern. "Die Arbeit im Jugendzentrum hat sich immer wieder verändert, man muss mit der Zeit gehen und sich immer wieder neuen Herausforderungen, wie zum Beispiel dem Umgang mit elektronischen Medien stellen", erzählt Weiland. Aber auch die Klassiker der Kinder- und Jugendarbeit seien auch nach dreißig Jahren immer noch gefragt. "Wir fahren an zwei Tagen pro Woche auf die Spielplätze, bieten Ferienfreizeiten und Sonderaktionen an, wie zum Beispiel unsere Teilnahme am Rosenmon-tagszug in selbst entworfenen Kostümen."

Gefeiert wird auch Rosemarie Küpper, die als Vorsitzende des Träger-vereins von Anfang an dabei war. Küpper blickt nachdenklich auf die "schnelllebige Zeit" zurück und dankt allen, die daran mitgearbeitet haben, das Jugendzentrum zu einer geachteten Bildungseinrichtung zu machen.

Facebookeintrag der Einrichtung vom 19.10.2014

Kurz und knapp Erfolgsbericht und Würdigung

Das MitarbeiterInnen-Team des juze RÖSRATH meldet (in seinen NEWS X/2014):

"Das waren tolle Herbstferien ... Rechnen wir in Summen und addieren: knapp 1.000 (TAUSEND) Kinder und Jugendliche haben in 12 Tagen Herbstferienprogramm viel erlebt und vollbracht.

Wir sagen mit einer kleinen Collage 'DANKE!'"

Die Fotos weisen auf folgende Ereignisse hin:

Bau des Kraft- und Fitnessraumes,

Kreative Textilgestaltung,

Graffitiprojekt zum Thema Stencils,

Bau der Dirtline (Bike-Park) hinter dem JUZE und

das Zirkusprojekt (10. Jubiläum)

Weitere Details auf www.juze-roesrath.de

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Aus der Praxis

10 - 11 / 2014

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Wenn's gut abgeht 3. groove kitchen Spezial

Zum vollen Erfolg entwickelte sich das 3. groove kitchen spezial mit den Schwerpunkten Gesang und der Aufnahme von Gesang im kinder-jugend-& kulturhaus der St. Nepomuk Gemeinde in Finnentrop. In dem restlos ausgebuchten Kurs verwandelten die 26 TeilnehmerInnen das Pfarrzentrum und das kjkhaus in ein riesiges Probenhaus. Aus allen Räumen schallten Klänge, ob zum Handy, zur Gitarre oder zum Klavier. Den ganzen Tag wurden fleißig die aktuellen Lieblingssongs einstudiert und fachlich von der Sängerin Marlene Burkhardt, die den Workshoptag auch mit Atemübungen und Stimmbildung für alle be-gann, und dem Singer-/ Songwriter Mark Hochstein begleitet, der den Part der Aufnahmen im Musikraum, der sich kurzerhand zum Tonstudio gewandelt hatte, übernahm.

Zwischendurch wurde in gemütlicher Runde zusammen gekocht, ge-gessen, geklönt und Neuigkeiten ausgetauscht. Am Ende des Tages bekamen alle TeilnehmerInnen eine CD mit ihren Aufnahmen zum Mitnehmen mit nach Hause. Alles in allem wieder eine gelungene Aktion, die gerne im nächsten Herbst wieder stattfinden darf. Doch davor ist im Frühjahr 2015 wieder die "große" groove kitchen in Zu-sammenarbeit mit den KollegInnen der k.o.t. Drolshagen terminiert, wo die Gesangstalente sich in verschiedenen Bandkonstellationen ausprobieren kön-nen.

"Groove" beschreibt ein - eigentlich mit Worten unbeschreib-liches - Element in der Musik: es "groovt" wenn es in einem Musikstück "irgendwie" abgeht, wenn die Band gut zusammen spielt, wenn es die Zu-schauerInnen mit-nimmt, kurz gesagt: wenn es sich gut anfühlt. Wikipedia versucht es so: "'Im Groove sein' ist einerseits Ausdruck für Übereinstimmung im Han-deln mehrerer Menschen, z.B. dem Zusammenspiel mehrerer Musiker, andererseits die Bezeichnung für ein Glücksgefühl, das durch psycho-motorische Stimulation wie beim Tanzen ausgelöst wird, aber auch einfach die Wahrnehmung des Flusses eines Musikstücks."

Das Einrichtungskonzept der groove kitchen besteht aus mehreren Modulen:

1."Groove-Kitchen Workshoptag" jeweils im Frühjahr in der k.o.t. Drolshagen in Zusammenarbeit mit dem Regionalteam. Das dürfte für alle musikbegeisterten Jugendlichen interessant sein: Einen ganzen

Tag lang Workshops zu verschiedenen Musikthemen besuchen, dabei aktiv mitmachen, neue Kniffe und Tricks kennen lernen, Gleichgesinnte treffen und im musikalischen Element leben! Es gibt vormittags Work-shops zu den Themen Gesang, Gitarre, Percussion (Cajon), Songwri-ting, Bass, Tontechnik und Recording. Je nach Interesse können die Teilnehmer bis zu zwei verschiedene Kurse besuchen. Nachmittags formieren sich die TeilnehmerInnen selbständig zu Projekten und Livebands und stellen ein Programm für das Livekonzert am Abend zusammen. Zu diesem ist dann die breite Öffentlichkeit eingeladen und die TeilnehmerInnen werden Ihr Gelerntes live auf einer großen Bühne präsentieren.

2. "groove kitchen Spezial" mit dem Schwerpunkt Gesang und der Aufnahme von Gesang jeweils im Herbst im kinder-jugend-& kulturhaus in Finnentrop mit gemeinsamen warm up , Tipps und Tricks zur richti-gen Körperhaltung beim Singen und zur Atmung. Danach Proben der gewünschten Songs, dabei individuelles Vocalcoaching und anschlie-ßende Aufnahme im Tonstudio. Am Ende des Tages können die Auf-nahmen auf CD mitgenommen werden.

3. "groove kitchen on tour", Sonderaktionen wie z.B. ein Ausflug zu einer Tontechnikschule und eines Tonstudios; Ausflüge zu externen Workshops.

4. "groove kitchen live" in Zusammenarbeit mit dem Regionalteam: Vermittlung von interessierten SängerInnen aus dem Kreis der groove kitchen für örtliche Feste im Sozialraum wie Flohmärkte, Stadt- und Gemeindefeste etc.

M. Hunold, 27.10.14

Der (interne) Link des Monats www.der-treff-weckhoven.de

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Impressum

Herausgeberin:

Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Offene Kinder- und Jugendarbeit Nordrhein-Westfalen (LAG Kath. OKJA NRW)

Am Kielshof 2 51105 Köln

0221 - 899 933-0

0221 - 899 933-20

E-Mail: [email protected]

Aktuelle Infos, Arbeitshilfen, (geldwerte) Impulse, wichtige Links, Hin-weise auf aktuelle Buchveröffentlichungen usw. finden Sie auf unserer Homepage: www.lag-kath-okja-nrw.de

Redaktion:

Norbert Hubweber (verantw. i.S.d.P.), Anke Oskamp, Doris Reiß

Fotonachweis: (soweit nicht aus dem Artikel ersichtlich)

Titel Don Bosco-Club, Köln Seite 2 MFKJKS/C. Moritz

Ückendorfer Jugendtreff (Gelsenkirchen)

Redaktionsschluss:

28. Oktober 2014

nächste Ausgabe: Dezember 2014

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Die Herausgabe dieser Zeitschrift ist gefördert aus dem Kinder- und Ju-gendförderplan des Landes NRW.