Offener Brief - Stellungnahme

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1 Hooligan$ Gegen Satzbau Offener Brief Eine Stellungnahme Berlin, 11.11.2014

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Hooligans Gegen Satzbau Berlin, 11.11.2014

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Hooligan$ Gegen Satzbau

Offener Brief

Eine Stellungnahme

Berlin, 11.11.2014

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Zum Hintergrund Die „Hooligans Gegen Satzbau“, bestehend aus zwei Privatpersonen, gibt es nun seit 12 Tagen. In diesen 12 Tagen ist viel passiert: Medienberichte, unzählige Tweets und Posts, über 10.000 Fans und eine unglaub-liche Reichweite von bis zu knapp 200.000 Usern auf Facebook.

Aus dem Scharmützel frech von ein paar Nazi-Postings die Rechtschreibung zu korrigieren, ist etwas sehr Großes geworden. So mancher hat sich und uns die Frage gestellt, was das alles soll und was dahinter steckt.

Hiermit beziehen wir Stellung:

Liebe Hooligan$, wir halten euch nicht durchweg alle für Neo-Nazis, auch nicht für dumm oder grundsätzlich stumpfe Schlä-ger, was auch immer man von eurer Randsportart halten mag. Auch wir finden es wichtig, sich mit Themen wie Extremismus – zu welchen wir auch den Salafismus zäh-len – auseinanderzusetzen.

Was ist Salafismus?

Der Salafismus ist eine Richtung innerhalb des Is-lams, die strikt an dessen Gründungszeit ausgerichtet ist. Laut Einschätzung von Experten, u. a. dem Bun-desamt für Verfassungsschutz, ist er die gegenwärtig dynamischste islamistische Bewegung in Deutschland. Es gibt geschätzt 5000 Salafisten in Deutschland.

Im Vergleich: In Deutschland existieren knapp 165.000 Zeugen Jehovas und 60.000 Satanisten.  

Ihr als Hooligans wollt nun also gegen diese 5000 Sa-lafisten aktiv werden.

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Dass allein der Begriff „Hooligan“ in diesem Zusam-menhang vollkommen deplatziert ist, sollte auch euch bewusst sein.

Ein Bei$piel

Ein Rechtsanwalt, welcher in seiner Freizeit gern 3. Halbzeit spielt, wird sein Schlussplädoyer sicher-lich nicht damit eröffnen, dass er etwas sagt wie:

„Ich bin Hooligan und fordere Freispruch.“

Er weiß ganz genau, dass diese Offenbarung ihm nicht zum Ziel verhelfen wird. Wem sie aber zum Ziel ver-hilft, sind die, die inzwischen euer einstiges An-liegen geschickt für ihre Zwecke ausnutzen. Die Fäden habt ihr „Hooligans“ schon lange nicht mehr in der Hand, sondern andere.

Ihr fragt euch wer - und wie das?

Jeden Tag werden wir an etwas erinnert, was vor etwa 70 Jahren stattfand. Damals waren die Menschen un-zufrieden. Sie fingen an sich zu beschweren. Auf einmal war da jemand, der diesen Unmut zu instrumen-talisieren wusste und einen Feind präsentierte, bis im gesellschaftlichen Konsens feststand, dass dieser Feind eliminiert gehörte. Völlig selbstverständlich, ohne zu hinterfragen und mit allen Mitteln.

Wa$ hat da$ mit dem Hier und Heute zu tun?

Heute sind die Menschen wieder unzufrieden und be-schweren sich. Wieder ist da jemand, der sagt, es drohe Gefahr. Wieder herrscht Einigkeit und wieder ist da dieser nahezu selbstverständliche Konsens. Sa-lafisten stellen ein gutes Feindbild dar, da sie in einhelliger Meinung gefährlich sind. Und schon mar-schiert die Masse.

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Doch unter we$$en Fahne?

Aus „den Salafisten“ wurden „die Muslime“ und aus „den Muslimen“ sind mittlerweile „die Flüchtlinge“ und oftmals bereits „die Ausländer“ geworden. Warum? Meinungen werden souffliert und Ängste gezielt ge-schürt.

Hier ein kleiner Auszug:

- Die Antifa ruft zu Massenvergewaltigung deutscher Frauen zur Durchmischung der Rassen auf!

- Weihnachtsbäume in Schaufenstern sind aus Rücksicht den Muslimen gegenüber dieses Jahr verboten!

- Die gleichgeschaltete Systempresse wird von Zionis-ten gelenkt!

- Altersheime werden geräumt, um Flüchtlingsheime zu eröffnen – die Senioren stehen auf der Straße!

- Flüchtlinge erhalten mehr als 1000 € vom Staat mo-natlich einfach so geschenkt!

- In Köln wurde kein Alkohol konsumiert und keinerlei rechte Parolen gerufen!

Die Liste ist lang und endlos und uns schaudert es, wenn wir sehen, welche Kreise diese Schauergeschich-ten ziehen!

Und da sind sie wieder:

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Hallo Neo-Nazi$,

noch geht eure Strategie auf. Doch wer weiß wie lange noch. Viele Hooligan- und Ultra-Gruppierungen kehren euch bereits jetzt den Rücken, weil sie euer perfides Spiel durchschauen.

Wer bleibt sind die Mitläufer, die Unzufriedenen, die „Sich-vom-Leben-benachteiligt-Fühlenden“ – die graue Masse, die das Gefühl hat, endlich ihre Stimme erhe-ben zu können.

An all euch Mitläufer:

Warum wir mit unserer Seite gerade euch ansprechen? Weil ihr es seid, die unüberlegt braunes Gedankengut wieder- und weitergeben!

Ihr projiziert euren Lebensfrust auf etwas, von dem ihr zu großen Teilen gar nicht betroffen seid, klei-det dieses in Phrasen und hofft so Gehör zu finden. Diese Phrasen aber, die euch von braunen und oftmals sehr schlauen Köpfen injiziert wurden, brechen euch hier das Genick. Weil ihr sie weder sprachlich noch sachlich fundiert wiedergebt und auch nicht gewillt oder fähig seid, dies zu erkennen.

Anstattdessen redet ihr von Stolz, von Heimatliebe und Ehre, wollt eure Kinder und Frauen schützen, ver-flucht den Staat, auf welchen ihr angeblich so stolz seid, habt Angst um euer Hab und Gut und beruft euch auf die Dichter und Denker unseres Landes. Und an all dem sind die Salafisten schuld?

Um Salafi$mu$ geht e$ doch $chon lange nicht mehr.

Aber was soll das Ganze dann?

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Wir wollen, dass ihr anfangt euch selbst zu reflek-tieren. Dazu ist es notwendig, sich verschiedene Mei-nungen anzuhören, zu lesen und zu hinterfragen, um sich eine eigene zu bilden.

Wenn ihr dann eure Erkenntnisse der Welt kundtut, zum Beispiel indem ihr sie öffentlich auf facebook oder Twitter postet, dann lest euch die Dinge noch einmal durch, bevor ihr sie jedem zugänglich macht!

Überlegt euch, wie eure Sätze und eure Wortwahl auf andere wirken! Die Dinge, die ihr reproduziert, wer-den von anderen ebenfalls genutzt, um sich eine Mei-nung zu bilden. Und wenn es nur wir sind, die über eure Sätze lachen, weil ihr euren Stolz auf Land, Sprache und Kultur Deutschlands in fürchterlich wir-re Worte kleidet, die diesem Stolz nicht annähernd gerecht werden. Nein, gar nicht gerecht werden!

Letztendlich ist es egal, welche Bildung ein Mensch besitzt. Wir alle sind nicht perfekt, wir machen Feh-ler und dessen sind wir uns bewusst. Vielleicht haben wir kein Abitur, keinen Abschluss, vielleicht sind wir bekiffte Hippies, Ober- oder Unterschicht, viel-leicht aber auch nur der ganz gemeine Pöbel. Es ist egal!

Wir sind bereit zu lernen! Lernen wir als Allerers-tes aus der Geschichte für die Zukunft. Wissen ist Macht und wissen, wo etwas steht, ebenso. Schlau sein heißt, seine Fehler zu erkennen und zu korrigieren. Wir wissen, wo etwas steht und wir wissen, wo ihr derzeit steht: neben Neo-Nazis, unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit.

Wir stehen auf der anderen Seite und haben uns gut überlegt, was wir sagen möchten:

Gemeinsam sind wir schlau!Eure #HoGeSa – Hooligans gegen Satzbau