oft teuer und außerhalb der Saison fahren sie zum Teil ... · ein Zimmer zu teilen war gar nicht...

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Als ich im Sommer 2016 in der Oldenburger Uni-Mensa zu Mittag aß, erzählte mir meine Freundin und Kommilitonin, dass sie bald ins Auslandssemester gehe. Sie erzählte ein wenig von dem Studiengang „Outdoor Education and Nordic Friluftsliv“ und ich war ganz gespannt. Ich hatte schon häufiger Gutes über Norwegen gehört: eine tolle Landschaft, ein gutes Gesundheits- und Bildungssystem und auch Friluftliv war ein Begriff, der schon ein paar mal in meinem Freundeskreis gefallen war. Während ich im Praktikum saß und mir meine Freundin über Whats App von ihren Exkursionen vorschwärmte, entschloss ich mich, Norwegen endlich auch einen Besuch abzustatten und Erasmus etc. zu beantragen. Wenn man einmal anfängt sich ein wenig zu informieren, dann ist es doch ganz leicht mit den vielen Checklisten und den freundlichen HelfeInnen vom ISO und von der Partneruniversität. Noch einen Englisch-Sprachtest, den ich aus dem Urlaub heraus online machen konnte und die Zusage war mir quasi sicher. Es braucht schon ein bisschen Eigenverantwortung, sich um jede Bescheinigung und dann auch noch Unterkunft und Anfahrt zu kümmern sowie das benötigte Equipment. Aber es ging dann ganz gut bei mir, besonders, nachdem ich mich mit meiner Freundin ausgetauscht hatte und ihr hin und wieder noch ein paar Detailfragen stellte. So hatte ich alles zusammen und reiste mit einem Riesen-Koffer und 2 Reiserucksäcken nach Sogndal. Mit dem Bus. Es war zwar nicht günstiger als mit dem Flieger, doch die CO² Emissionen machen mir immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich fliege. Und für einen so langen Aufenthalt kann man auch mal eine lange Reise auf sich nehmen. [Ausblick vom Berg Skå la, Wanderung etwa 2h mit dem Auto entfernt von Sogndal] Norwegen war natürlich wunderschön. So viel frisches Wasser, das überall von den Bergen runterfließt. Und die Berge! Die Fjords, die Gletscher... Sogndal war bei meiner Ankunft recht menschenleer, aber die Orientierungswoche und meine Zimmergenossin sorgten schon für genug sozialen Austausch. Von den 3 oder 4 Studentenunterkünften lebte ich in Stedjeåsen, was zwar etwas weiter von der Uni ist, nämlich etwa 10-15 min zu Fuß, aber dafür super gemütlich und den tollsten Ausblick hat. Es hatte mehr WG-Flair als Studentenwohnheim wie die anderen, was aber auch daran liegen kann, dass ich mich so gut mit meinen Mitbewohnerinnen verstanden habe. Sich ein Zimmer zu teilen war gar nicht so schlimm, aber von anderen habe ich gehört, dass sie Schwierigkeiten hatten, wenn 2 aus dem gleichen Kurs zusammen wohnten.

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Als ich im Sommer 2016 in der Oldenburger Uni-Mensa zu Mittag aß, erzählte mir meine Freundin und Kommilitonin, dass sie bald ins Auslandssemester gehe. Sie erzählte ein wenig von dem Studiengang „Outdoor Education and Nordic Friluftsliv“ und ich war ganz gespannt. Ich hatte schon häufiger Gutes über Norwegen gehört: eine tolle Landschaft, ein gutes Gesundheits- und Bildungssystem und auch Friluftliv war ein Begriff, der schon ein paar mal in meinem Freundeskreis gefallen war. Während ich im Praktikum saß und mir meine Freundin über Whats App von ihren Exkursionen vorschwärmte, entschloss ich mich, Norwegen endlich auch einen Besuch abzustatten und Erasmus etc. zu beantragen. Wenn man einmal anfängt sich ein wenig zu informieren, dann ist es doch ganz leicht mit den vielen Checklisten und den freundlichen HelfeInnen vom ISO und von der Partneruniversität. Noch einen Englisch-Sprachtest, den ich aus dem Urlaub heraus online machen konnte und die Zusage war mir quasi sicher. Es braucht schon ein bisschen Eigenverantwortung, sich um jede Bescheinigung und dann auch noch Unterkunft und Anfahrt zu kümmern sowie das benötigte Equipment. Aber es ging dann ganz gut bei mir, besonders, nachdem ich mich mit meiner Freundin ausgetauscht hatte und ihr hin und wieder noch ein paar Detailfragen stellte. So hatte ich alles zusammen und reiste mit einem Riesen-Koffer und 2 Reiserucksäcken nach Sogndal. Mit dem Bus. Es war zwar nicht günstiger als mit dem Flieger, doch die CO² Emissionen machen mir immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich fliege. Und für einen so langen Aufenthalt kann man auch mal eine lange Reise auf sich nehmen.

[Ausblick vom Berg Skåla, Wanderung etwa 2h mit dem Auto entfernt von Sogndal]

Norwegen war natürlich wunderschön. So viel frisches Wasser, das überall von den Bergen runterfließt. Und die Berge! Die Fjords, die Gletscher... Sogndal war bei meiner Ankunft recht menschenleer, aber die Orientierungswoche und meine Zimmergenossin sorgten schon für genug sozialen Austausch. Von den 3 oder 4 Studentenunterkünften lebte ich in Stedjeåsen, was zwar etwas weiter von der Uni ist, nämlich etwa 10-15 min zu Fuß, aber dafür super gemütlich und den tollsten Ausblick hat. Es hatte mehr WG-Flair als Studentenwohnheim wie die anderen, was aber auch daran liegen kann, dass ich mich so gut mit meinen Mitbewohnerinnen verstanden habe. Sich ein Zimmer zu teilen war gar nicht so schlimm, aber von anderen habe ich gehört, dass sie Schwierigkeiten hatten, wenn 2 aus dem gleichen Kurs zusammen wohnten.

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[Ausblick aus meinem Wohnzimmer Stedjeåsen 11]

Es ging los mit einem gemütlichen Intro-Trip mit Base-Camp und Nature Knowledge zur Gletscher-geformten Landschaft, etwas erste Hilfe praktisch angewandt in Rollenspielen und Navigation mit Kompass und Karte war auch schon im Intro-Trip Thema. Feuermachen wurde auch gelernt und die Ausrüstung konnte sich nun im ersten Test beweisen. Für wenige war schnell klar, dass sie sich noch etwas dazukaufen mussten, die meisten waren gut ausgerüstet. Der Lehrer bot ein paar Dinge zum Verleih an und der Outlet-Store in Sogndal war auch recht preisgünstig. Wir verstanden uns gutuntereinander und unser Lehrer Vegard war der Beste.Es folgten Exkursionen im 2-Wochen-Takt für immer 3-4 Tage: viel Wandern, Zelten, Feuer, Regen,Navigation über markierte Wege und querbeet, Kayaken, Gletscher, Friluftsliv. Wir lernten vielpraktisches Wissen und Fähigkeiten. Besonders schlägt mein Herz, wenn ich ans Kayaken denke,wofür wir für 4 Tage nach Solund an die Küste gefahren waren und uns technischen Fähigkeitenund Risk Management widmeten. Die Lehr- und Führungsstile unserer Lehrer waren teilsunterschiedlich und machten fast immer Sinn. Kochen taten wir in 3er bis 4er-Gruppen auf unserenGaskochern, wobei zum Glück meistens auch auf VegetarierInnen und VeganerInnen geachtetwurde. Nach den Exkursionen wurde gewaschen, ausgeruht und gefeiert. Ich war häufig inspiriertund motiviert, vom Lehrer angeschnittene Themen näher zu recherchieren und hatte keineSchwierigkeiten, Themen für meinen akademischen Blog zu finden. 4 Blogeinträge sollten wirfertigstellen zum Ende des Semesters und es sind viele unterschiedliche und sehr interessanteThemen zusammengekommen. Meine Einträge waren übers barfuß Wandern, Feuer machen,Navigieren und Erste Hilfe bei einem umgeknickten Fuß. Die 3 Hausarbeiten, die wir schreibenmussten handelten von Authentischem Lernen, Outdoor Erholung in Norwegen und in unserenHeimatländern und Führungsstile und -tools als Outdoor Guide. Die Themen waren sehr spannendund wir hatten meist empfohlene Lektüre. Das Thema zur Outdoor Erholung allerdings erforderteviele Stunden Internetrecherche, da ich mich zum einen fast gar nicht auskannte und zum anderenauch so gefesselt von den ganzen Artikeln, Gesetzestexten und Internetauftritten vonOrganisationen und Vereinen war. Für jede Hausarbeit bekamen wir recht ausführliches Feedback,das wir dann vor der finalen Einreichung nochumsetzen konnten. Überhaupt gefiel mir vieles amStudieren in Sogndal. Wir hatten nicht sehr viele Unterrichtsstunden, aber immer genug Input, dassdie die wollten, zu Hause weiter studieren konnten, und die denen es reichte, ihre Freizeit genießenkonnten. Jede Stunde gab es eine 10-minütige Pause, in der wir uns bewegen und frische Luftschnappen konnten. Studieren auf Englisch war anfangs noch etwas schleppend. Aber dadurch, dasswir so viel Praxis hatten und auch in der Freizeit immer englisch sprachen, wurde es leichter undich bin mit meinen akademischen Texten auf Englisch recht zufrieden. Einige Unterrichtsstundenfanden draußen statt, einige drinnen. Es gab auch mal Frontalunterricht, aber selten.Neben dem Studium ging ich einige Male Wandern, ins Café, traf mich mit Freunden und war einenMonat im Fitnessstudio inkl. Kletter- und Boulderwand sowie Sauna angemeldet. Im Sommer lohntes sich, ein Mountainbike da zu haben oder ein Auto, denn die Busse fahren nicht überall hin, sind

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oft teuer und außerhalb der Saison fahren sie zum Teil auch gar nicht mehr. Ein paar mal lieh ichmir ein Fahrrad von meinen Mitbewohnerinnen aus, um zum Kletterfels zu fahren und eineFreundin zu besuchen. Ich hatte auch viel Besuch von meinem Freund, meiner Schwester und vonmeiner Mutter, sodass es nie Langeweile gab und ich zum Erkunden von Norwegen auf jeden Fallnochmal in Zukunft hin muss. Im Winter allerdings lohnt es sich, seine Ski- oderSnowboardausrüstung dabei zu haben, denn das Sogndal SkiCenter ist nicht weit zum Trampenoder mit dem Bus und in 2017 hatten wir schon Ende November ordentlich Schnee. Mit einemeigenen Auto lässt es sich natürlich auch im Sommer schon mal nach Jotunheimen Skitouren. Unddass wir dieses Jahr so viel und so früh Schnee hatten, ist ganz und gar nicht die Regel. Empfehlenkann ich auch das Gletschermuseum in Fjærland, das leider Ende Herbst dann auch schon zu hat.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich eine großartige Zeit in und um Sogndal hatte und esjederzeit wieder machen und jedem und jeder emppfehlen möchte. Ich habe unheimlich viel gelerntohne mich zu quälen sowohl theoretisches Wissen erlangt als auch technische Fähigkeiten. Es gabnatürlich auch Schwierigkeiten in der Gruppe, was bei einem 20-Personen-Haufen kein Wunder istund ich hätte mir oft eine stärkere Thematisierung der Gruppendynamik gewünscht.Die Grundstimmung war definitiv positiv und es haben dich einige Freunde gefunden, von denenich weiß, dass sie sich wiedersehen werden. Irgendwo.

[Kayaken um Færøyna mit dem besten Kayaktrainer Eivind, September 2017]