Ohne Noten - gemeinsam-lernen-online.de · noten verdient. Was soll also schlecht an guten Noten...

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Vierteljahres- zeitschrift 3/2019 5. Jahrgang ZEITSCHRIFT FÜR SCHULE, PÄDAGOGIK UND GESELLSCHAFT 100 Jahre gemeinsames Lernen Interview Leistungsbeurteilung und Gerechtigkeit Analysen Zerstören Ziffern- zensuren Kreativität? Erfahrungen Montessori-Zentrum, Jenaplanschule und Bremer Grundschulen Praxis Lernbegleitung ohne Noten im Mathematikunterricht Ohne Noten Deutschland: € 12,80, Österreich: € 13,90, Schweiz: sFr 16,90 Copyright Wochenschau Verlag, Frankfurt/M.

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Vierteljahres-zeitschrift

3/2019 5. Jahrgang

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Eschborner Landstr. 42-50, 60489 Frankfurt/M. Tel.: 07154 / 1327-30, Fax: 07154 / 1327-13

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Elmar Philipp

MULTIPROFESSIONELLE TEAMS auf den Punkt gebracht

Die bildungspolitischen Megatrends Ganztag und Inklu-

sion führen dazu, dass in Schulen deutlich mehr Pro-

fessionen zusammenwirken als zuvor. Diese berufl iche

Vielfalt stellt nicht nur hohe Anforderungen an die Team-

fähigkeit des Einzelnen, sondern ist auch eine Heraus-

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multiprofessioneller Gruppen verlangt nach einem Füh-

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ISBN 978-3-95414-132-6,

56 Seiten, ¤ 9,80; zur Fortsetzung: ¤ 7,80

E-Book ISBN 978-3-95414-133-3 (PDF), ¤ 9,80

Der Autor

Dr. Elmar Philipp ist freiberuflicher Berater,

Fachbuchautor und Fortbildner mit den Schwer-

punkten Teamentwicklung, Change Manage-

ment und Leitbildarbeit.

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InterviewLeistungsbeurteilung

und Gerechtigkeit

AnalysenZerstören Ziffern-

zensuren Kreativität?

ErfahrungenMontessori-Zentrum, Jenaplanschule und

Bremer Grundschulen

PraxisLernbegleitung ohne Noten

im Mathematikunterricht

Ohne Noten

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Was ist schlecht an guten Noten?

Unsere Alltagssprache ist unmissverständlich. Wer etwas besonders gut kann, hat sich Best-noten verdient. Was soll also schlecht an guten Noten sein? Wofür hat man Prädikate, wenn nicht zur Markierung von qualitativen Unterschieden? Niemand möchte für sein teures Geld mangelhafte Produkte oder minderwertige Dienstleistungen. Ein Gütesiegel mit Noten ist ver-braucherfreundlich und sichert Qualität. Aber können wir solche Benotungsskalen, die wir alle aus der Schule kennen, dort wirklich so unbedenklich zur Bewertung von schulischen Leistungen einsetzen? Der Soziologe Georg Simmel hat hierzu in seinen Straßburger Pädagogikvorlesungen ganz lapidar angemerkt, dass die Produkt- oder Ausführungsqualität bei Schülerarbeiten im Unterschied zur Berufsarbeit im Regelfall für andere keine Bedeutung hat. Objektiv wäre es egal, ob in einer Prüfung zwei oder zwanzig Fehler gemacht werden. Die entsprechende Information sei nur subjektiv für die Lernenden wertvoll, weil diese für ein verständiges Weiterlernen auf differenzierte Rückmeldungen angewiesen sind.

Nun wissen wir aber auch, dass Noten in Form gewichteter Durchschnittswerte sehr wohl eine gesellschaftliche Bedeutung haben. Denn sie eröffnen oder verschließen an den für die Schullaufbahn und die weitere Bildungskarriere bedeutsamen Übergängen individuelle An-schlussperspektiven. Diese berechtigende Funktion erhalten sie dadurch, dass Schulen politisch dazu verpflichtet sind, eine rechtssichere Vorauswahl für die Zuteilung der Schülerinnen und Schüler an Bildungsgänge unterschiedlicher Wertigkeit zu gewährleisten. In der schulischen Praxis belastet genau diese an die Schulstruktur gekoppelte Verteilungsaufgabe das pädagogi-sche Arbeitsbündnis. Weil sowohl die Lehrkräfte als auch die Lernenden darum wissen, dass Zifferno-ten als Steuerungsmittel für Bildungslaufbahnen hoch relevant sind, bemessen sie den Lernerfolg an den Zahlenwerten der Notenskala. Schlecht daran ist nicht, dass gute Noten sachlich ange-messene Leistungen auszeichnen, sondern dass sie Schülerinnen und Schüler mit Berechtigungen ausstatten, die diese aufgrund ihrer Fähigkeiten gar nicht benötigen würden, wenn Kompetenzen als Aufnahmevoraussetzungen maßgeblich wären. Für diejenigen, die im herkömmlichen System keine Chancen auf gute Noten haben, stellen sie ohnehin keinen pädagogischen Anreizwert dar, während sie die Lehrkräfte davon abhalten, ihre Schülerinnen und Schüler koalliant beim Kompe-tenzerwerb zu fordern und zu fördern.

Prof. Dr. Hermann Veith

_ Hermann Veith ist Universitätsprofessor für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Sozialisa-tionsforschung an der Georg-August-Universität Göttingen. Er leitet das Göttinger Netzwerk Leh-rerfortbildung. Außerdem ist er Mitglied der Vorjury des Deutschen Schulprei-ses sowie Beiratsmitglied im „Förderprogramm Demokratisch Handeln“.

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GEMEINSAM LERNEN

4 GEMEINSAM LERNEN I N H A LT

Thema Lehren, was man selbst (nie) gelernt hatLehrer*innen erfahren im Studium häufig die gleichen Bewertungspraktiken wie in der Schule. Deshalb: Schule anders denken heißt, Ausbildung anders denken.

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Thema Werde, wer du bist!Bei der Montessori-Pädagogik wird nicht auf Konkurrenz und Wettbewerb gesetzt. Schulnoten untergraben die Leistungsbereit-schaft. Es geht um Vertrauen in die jungen Menschen, die selbstwertgestärkt aus diesem Prozess hervorgehen.

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ThemaZerstören Ziffernnoten die Kreativität?Schule muss sich so entwickeln, dass sie der Potenzialentfaltung aller dient. Das be-deutet: Ersetzen der Ziffernzensuren durch Verfahren personalisierten, potenzialorien-tierten Feedbacks.

ThemaLeistungsbeurteilung und die Frage der GerechtigkeitNoten produzieren psychisches Leid, Angst und Ungerechtigkeit. Jede fünfte Lehrkraft hat sich noch nie über gemeinsame Bewer-tungsstandards unterhalten. Gibt es eine Notenkrise?

Thema Kompetenzorientierte LeistungsrückmeldungNoten oder verbale Beurteilungen? Bei der kompetenzorientierten Leistungsrückmel-dung hilft die in Bremen entwickelte „Py-ramide“, auch als Gesprächsgrundlage für Eltern-Lehrkraft-Kind-Gespräche.

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Thema Leistungsbeurteilung an der Jenaplan-Schule JenaAn der Jenaplan-Schule in Jena wird bis ein-schließlich dem 6. Schuljahr ohne Noten ge-lernt. Wie die Praxis der verbalen Beurteilung aussieht, zeigt anschaulich ein Zeugnisbrief.

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5 I N H A LT GEMEINSAM LERNEN

Thema Ohne Noten

Moderation: Silvia-Iris Beutel, Elke Blum

EVA ESPERMÜLLER-JUG im Expertengespräch mit HANS ANAND PANt und SILVIA-IRIS BEUtEL Leistungsbeurteilung zwischen Kompetenzfest-stellung und der Frage der Gerechtigkeit 8

OLAF-AxEL BUROW Zerstören Ziffernzensuren Kreativität? Warum im digitalen Zeitalter der Abschied von den Schulnoten ansteht 16

CAtHARINA GRAW und OLIVIA KURtZ Lehren, was man selbst (nie) gelernt hat? Ein Dialog 22

NIKOLA SCHROtH Kompetenzorientierte Leistungsrückmeldung. Lösungsideen aus den Bremer Grundschulen 28

DIANA DIMItROV und ANJA WALBRöHL Werde, wer du bist! Leistungsrückmeldung am Montessori-Zentrum Hofheim/ts. 32

HEIKE SCHMIDt-HEINECK Leistungsbeurteilung an der Jenaplan-Schule Jena 38

PAtRICK GERECKE Lernbegleitung ohne Noten an der IGS Süd in Frankfurt am Main. Ein Praxisbeispiel aus dem Schulalltag in Mathematik 42

BEITRAG

REINHARD KAHLAndere Noten. Andere töne. Geschichten! 48

INtERVIEW mit BIANCA KÜHNREICH und FRANZISKA KALUZAKinderrechteschule planen und umsetzen 54

Rezensionen 58

Schatzkiste 64

Impressum 66

BeitragKinderrechteschule planen und umsetzenFragen an Bianca Kühnreich und Franziska KaluzaDie Hemsberg Grundschule in Bensheim Süd- Hessen auf dem Weg zur Kinderrechteschule.

48

BeitragAndere Noten. Andere Töne. Geschichten!Ziffernnoten und Musiknoten: darüber lässt sich trefflich assoziieren. Selbst in der Päda-gogik spielt Resonanz eine wichtige Rolle. Die Musiknoten haben Zwischentöne.

54

Thema Lernbegleitung ohne NotenDie IGS Süd in Frankfurt am Main ist eine staatliche Schule, die auf Noten noch nicht verzichten darf. Aber: im Schulalltag spielen Noten keine Rolle. Wie das geht, zeigt ein Beispiel im Fach Mathematik.

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Editorial

Ihr Peter Kalb

Editorial

Schule ohne Noten zu entwickeln und dabei das individuelle Lernen der Schüler*innen in einer auf Beteiligung und Ei-genverantwortung setzenden differenzierten Lernorganisation zu ermöglichen, scheint mehr denn je notwendig. Es ist ein Beitrag zum „gemeinsamen Lernen“, wenn der soziale Vergleich und die damit verbundene Auslese reduziert werden. An die Stelle von No-ten treten dann Instrumente und solche Verfahren, die Diagnostik und Verständigung näher an die Inhalte und Vorgehensweisen im Unterricht und beim Lernen koppeln und damit mehr aussagen als beispielsweise die Note „befriedigend“. Vor allem aber können sie dazu beitragen, dass die Schüler*innen ihre Lernvorhaben und Lernwege selbst planen und sie mit vorgegebenen und eigenen Kompetenzerwartungen abgleichen können. In notenfreien For-men der Leistungsbeurteilung rücken der regelmäßige Dialog von Lernenden und Lehrenden über Stärken und Schwächen sowie über vorhandene Potenziale in den Blick.

Damit gehen etliche Fragen einher: Begünstigen die aktuellen Herausforderungen an Inklusion, Individualisierung und Standar-disierung in der pädagogischen Praxis Veränderungen im Umgang mit Lernen und Leistung? Welche Freiräume benötigen und unter-stützen Schulen, um die Leistungsbeurteilung weiterzuentwickeln? Welche Konzepte erweisen sich als erfolgreich, um systematisch und jahrgangsstufenübergreifend Leistungsbeurteilung inklusiv, förderlich und partizipativ zu gestalten? Und schließlich: Befähigt eine „Schule ohne Noten“ Schüler*innen dazu, ihre Lernfortschritte und Leistungen besser einschätzen zu können? Ist sie ein wirk-samer und die Effektivität des Lernens steigernder Beitrag zur Schulentwicklung?

Heft 3/2019 der Gemeinsam Lernen geht diesen Fragen nach, greift aktuelle wissenschaftliche Debatten hierzu auf, nimmt die (Vor-)Prägungen von Lehrer*innen in den Fokus und stellt Praxisbeispiele vor, die Schulen auf ihrem Weg zur Notenfreiheit inspirieren kön-nen. Es werden mögliche und notwendige Konzepte vorgestellt und ebenso Erwartungen an kollegiale Verständigung und Schü-lerbeteiligung angesprochen. Die Beiträge sollen Mut machen, die vermeintlich sichere Praxis der Notengebung zu hinterfragen und sich auf neue Wege der Begleitung und Beurteilung von Lernen und Leistung zu begeben.

Silvia-Iris Beutel und Elke Blum

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Z E I T S C H R I F T F Ü R S C H U L E , P Ä D A G O G I K U N D G E S E L L S C H A F T

GEMEINSAM LERNEN ist Plattform für Debatten und Pra-xisberichte zur Schule für alle. Sie bietet fundierte und sachliche Argumente für eine bessere, leis-tungsfähigere und demokratischere Schule.

GEMEINSAM LERNEN ist die pädagogische Fachzeit-schrift für engagierte Pädagogen, Schulleitungen, Eltern, Politik, Wissenschaft und alle Akteure im Bil-dungsbereich. Sie sollte in keiner Bibliothek fehlen.

In GEMEINSAM LERNEN fi nden Sie das gebündelte Wis-sen der Profession – angesehene Pädagogen und Wissenschaftler sind in Redaktion und Beirat enga-giert. Herausgegeben wird GEMEINSAM LERNEN vom Debus Pädagogik Verlag.

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