Oie Mõglichkeiten der architektonischen Gestaltung mit … · Oie Mõglichkeiten der...
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Oie Mõglichkeiten der architektonischen Gestaltung mit den neuen Techniken des Mauerwerksbaues F. Hart, Institut fUr Hochbaukonstruktion und Baustoffkunde, T echnische Universitat, MUnchen
Kurzfassung
Mit dem Vordringen des modernen Skelettbaus seit 1890 war die zweitausendjahrige Entwicklung des Ziegelbaus an einem Endpunkt angelangt. In den Jahren vor und unmittelbar nach dem letzten Krieg gewann der Mauerziegel einen weiten, neuen Anwendungsbereich gerade im Skelettbau aIs Ausfachl1ng und Verkleidung ; mit dem Durchbruch des internationalen "Funktionalismus" und der raschen Verbreitung des "curtain wall" schien die groBe Rolle des Ziegels in der Architektur endgültig ausgespielt. Der unerwartet heftige Wandel in der Architekturauffassung, der Ende der fünfziger Jallfe einsetzte, der Durchbruch zu einer ausdrucksbetonten Baugestaltung, brachte für den Mauerziegel einen neuen Aufschwung. Entscheidende Anregungen gingen hier aus von der Architektengeneration, die auf Mies van der Rohe in den USA folgte, von Skandinavien und von England. Anhand einiger ausgewahlter Bauten wird gezeigt, welch reiche und gegenüber der reinen Betonarchitektur erheblich verfeinerte A usdrucks moglichkei ten gera de die Verwendung des Ziegelmauerwerks zu dieser neuen Entwicklung beigetragen hat und wie zu der traditioneUen Alternative tragendes Mauerwerk Skelettausfachung eine Reihe von neuen, differenzierten Strukturen hinzugeko mmen sind, wobei die neuen Mauerwerkstechniken in den verschiedenen Landern wesentliche Impulse geliefert haben.
Architectural Design Possibilities With New Methods of Masonry Construction With the advance of the modern framed structure since 1890, the 2000-year development of brick building came to an end. In the years before and immediately after the last war masonry brick found a new and wide field of application particularly in structural framework as an inftlling material and as cladding ; w ith the breakthrough of the international movement of "Functionalism" and the rapid adoption of the curtain wall, it appeared that bricks had fmally ceased to play a major role in architecture. The tremendous and unforeseen change in architectural thinking which began to manifest itself towards the end of the '50s, and the breakthrough to a form of design which laid emphasis on expression, gave fresh impetus to masonry brick. It received its most powerful stimulus from the generation of architects who succeeded Mies van der Rohe in the USA, and from Scandinavia and England. A number of selected buildings are used to demonstrate the wealth of expressive form, and, co mpared with purely architectural concrete, the extremely subtle possibilities the use of brick masonry construction has in fact contributed to this new development. These examples also serve to show how the traditional alternative loadbearing brickwork/skeletal framework has been augmented by a series of new andentirely distinctforms of structures which have been essentially inspired by the new building techniques developed in the various countries.
Les possibilités d'une réalisation esthétique de l'architecture à l'aide des nouvelles techniques de construction en maçonnerie
Depuis 1890, avec la progression des méthodes de construction à ossature, l' évolution de la construction en terre cuite, vieille de deux mille ans, avait atteint un point fmal. Cependant, au cours des almées avant et immédiatel11ent apres la derniere guerre, la brique a acquis, précisément dans la construction à ossature, un vaste nouveau domaine d'application co ml11e matériau de remplissage et de parement. Le grand rôle que jouait la terre cuite dans l' architecture sembla déftnitivement révolu lorsque le «fonctionnalisl11e» international s' afftrma et que le mur rideau se propagea rapidement. Le changement de conception en architecture, d' une violence inattendue, et, vers la ftn des almées cinquante, un début de réalis me de caractere expressif dans le bâtiment, ont conduit la brique à un nouvel essor. Les suggestions d'importance décisive sont venues de la génération d' architectes qui a sui vi Mies van der Rohe aux Etats-Unis, des Pays Scandinaves et d 'Angleterre. A ]' aide de quelques constructions sélectiormées, l' auteur montre co mbien l' emploi de la maçonnerie en briq ues a précisél11ent contribué à ce nouveau développement, quelles vastes possibilités d' expression beaucoup plus fmes, elle offre par rapport à l' architecture uniquel11ent en béton, et co mment une série de nouvelles structures différenciées se sont ajoutées à l' alterna tive traditionnelle: maçonnerie portanteremplissage d' ossature; dans ces cas les nouvelles techniques de maçonnerie des différents pays ont fourni des impulsions su bstantielles.
Das Monadnock Building in Chicago (1891) stellt in der zweitausendjahrigen Geschichte des Ziegelbaues einen Endpunkt dar. Gleichzeitig sind in unmittelbarer Nachbarschaft die berühlnten ersten Hochhauser in Stahlskelettkonstruktion entstanden - man kann sich vorstellen, daB ein fortschrittlich gesÍlmter Zeitgenosse diesen ungeheuren m assiven Ziegelbau mit seinen 1,80 m dicken Mauern in dem kraftvoll vortretenden SockelgeschoB aIs hoffnungslos veraltet empfinden l11uBte. Flir die heutige Situation in der internationalen Architektur ist es bezeichnend, daB gerade das Monadnock Building inzwischen von allen Bauten der "Chicago School" den hochsten Denk-
maIswert gewOlmen hat, daB es uns starker anspricht aIs die berLihmten Hochhausarchitekturen von Sullivan; ja daB wir keinen grundlegenden Unterschied in der architektonischen Auffassung zwischen diesem Ziegelbau und der eleganten Skelettstruktur etwa des Reliance Building mehr empfinden. Übrigens sind viele von den frLihen amerikanischen Hochhausern mit Ziegelmauerwerk ausgefacht oder mit Terrakotta verkleidet. Noch um 1910 entstanden in Chikago StahIskelettbauten mit Ziegelverkleidung, die den Pioniergeist der besten amerikanischen Architekturtradition mit der zei tlosen Kraft eines echten Ziegelbaues verbinden.
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Auch der erste Stahlbetonskelettbau von architektonischem Anspruch, das berühmte Eigenhaus von A. Perret, Rue Franklin in Paris (1905), zeigt die Gerippestruktur durch einen Farbwechsel iIUlerhalb einer durchgehenden keramischen Verkleidung. Bei der groBen Erneuerung der norddeutschen Backsteintradition nach 1920 in den Geschaftshausbauten in Hamburg (Chilehaus, Ballinhaus, Sprinkenhof usw.) oder bei den Hochhausern von Hertlein in Berlin-Siemensstadt tritt das Klinkermauerwerk aIs die notwendige, angemessen gediegene Umkleidung einer echten Skelettkonstruktion auf.
Allgem ein hat sich die Stahlbeton- und Stahlskelettbauweise in Deutschland erst etwa von 1950 ab durchgesetzt mit dem W iederaufleben der Bautatigkeit nach dem Krieg. D er Massivbau wurde stark zurückgedrangt - praktisch auf den Bereich des W ohnungsbaus. D iesen Verlust an Terrain konnte die deutsche Ziegelindustrie ausgleichen durch ein erweitertes und verbessertes Angebot von neuen Ziegelforl11en und -qualitaten mit der Neufassung der DIN 105 im Jahre 1956. Darüber hinaus hat der Mauerziegel ein breites Anwendungsgebiet im Gerippebau hinzugewonnen. Ein wachsendes Interesse fUr die sogenannten Zierverbande, die sich fi.ir die Skelettausfachung besonders eignen, machte sich bemerkbar, und wenn man die deutschen GroBbauten der fiinfziger Jahre i.iberblickt, so haben sich die mit Sichtmauerwerk ausgefachten oder verkleideten, was die Erhaltung wie auch die Qualirat betrifft, am besten bewahrt -ich erinnere hier nur an die Kali-Chemie in HalUlover oder die Lotterieverwaltung in Mi.inster.
Gleichzeitig mit del11 Wiederaufleben der Bautatigkeit in Europa setzte in den USA eine Entwicklung ein, die fi.ir den Ziegelbau sehr gefahrlich , ja ti:idlich zu werden drohte: das unerwartet rasante internationale Vordringen der vorgehangten GlasMetall-Fassade, des "curtain wall", gegen Ende der fünfziger Jahre. Sein stiirmischer Siegeszug kam aber sehr bald ins Stokken : es stellte sich heraus, da13 das Sprossen- oder Tafelwerk aus Metall und Glas doch sehr spri:ide, diffizil und dazu sehr kostspielig is t und nur wenig Mi:iglichkeiten der Verfeinerung bietet, so daB sich rasch eine gewisse Ermi.idung geltend machte. Auf der Suche nach weniger aufwendigen, im farbigen und plastischen Effekt ergiebigeren und variationsreicheren Li:isungen versuchte man das konstruktive Prinzip des "curtain wall" abzuwandeln und auszuweichen auf den " screen" , auf vorgehangte dekorative, netzartig durchbrochene Elem ente aus Metall oder auf Fassadenelel11ente in Kunststein oder in Naturstein - Ziegel und sonstiges keramisches Material spielten dabei zunachst keine Rolle.
Die genannten Experimente waren fr i.ihe Syl11ptol11e eines grundsatzlichen, in solcher Entschiedenheit seit langem nicht mehr erlebten W andels in der ArchitekturauHassung. Die ki.ihle, objektive und streng konstruktive Haltung des internationalen "Funktionalismus", der sich mit dem Schaffen von Mies van der Rohe durchgesetzt hatte, w urde nun abgeli:ist von einer subjektiven, ausdrucksbetonten, auf starke koloristische und plastische Effekte zielenden Baugestaltung, die sich vorzugsweise der unbeschrankten plastischen Formungsm i:iglichkeit des Betons bedient und die ich persi:inlich deshalb lieber mit "Betonisl11us" bezeichne aIs mit dem unscharfen, vielfach miBverstandenen Begriff "Brutalismus". Jedeufalls hat von del11 jahen Ul11schwung in der Baukunst am meisten die Betonindustrie profitiert: der Beton w urde nicht nur in Europa und Japan zum dominierenden Material in der auBeren Erscheinung der Bauten, sondern er macht auch in den U SA der traditionellen Stahlskelettkonstruktion bis in die Rekordhi:ihen der jiingsten W olkenkratzergeneration hinein eine zunehmend ernste Konkurrenz.
In dieser Bewegung, die ihren H i:ihepunkt wohl schon i.iberschritten hat, spielt nun der Mauerziegel, wie schon i:ifter in der Baugeschichte, welUl ziegelfeindliche Stri:imungen in der
Architektur durchgebrochen waren - so z. B. inderfranzi:isischen Hochgotik, in der italienischen Hochrenaissance oder der kritischen Phase des " N euen Bauens" um 1900 - eine wichtige, ausgleichende und weiterfiihrende Rolle. Der jüngste Aufschwung des echten Ziegelbaus ki.indigt sich schon an zu einer Zeit, aIs der "curtain wall" noch uneingeschrank t zu herrschen schien, in den Vereinigten Staaten, wo der Ziegel aIs architektonisches Gestaltungsmittel ziemlich in den Hintergrund gedrangt war - namlich in dem Schaffen von Eero Saarinen, der von all den Exponenten der " miesless architectme" der erste und bedeutendste war. Seine "curtain walls" sind noch straffer, noch m ehr in Glas aufgeli:is t aIs die vom Lever Building oder vom Seagram Building ; aber er hat sie in einen sehr wirkungsvollen Kontrast gesetzt zu dem Mauerwerk der fensterlosen Stirnscheiben aus stark farbig glasierten Ziegeln (GM-Center in Detroit) oder aus rustikalen Bruchsteinen (IBM-Center). N och entschiedener hatSaarinen denZiegel in seinealtenRechte eingesetzt bei dem kleinen Rundbau der Hochschulkapelle des MIT wo die Farbigkeit des Mauerwerks zusammen mit der raffinierten Lichtfiihrung eine geradezu m agische Eindringlichkeit gewinnt.
D ie MIT-Kapelle steht in unmittelbarer N ahe des beriihmten Studentenheil11s (Dormitory) von Alvar Aalto (1949), das m an wohl zu den bedeutendsten Ziegelbauten unseres Jahrhunderts rechnen darf und das einiges von den Errungenschaften der heutigen Ziegelarchitektur vorwegnimmt : die gerundeten AuBenmauern, die vorkragenden Mauerwerkski:irper fi.ir die Treppen.
W elUl ich versuche, einen knappen Überblick zu geben i.iber die ji.ingsten Leistungen und Fortschritte und über aktuelle Entwicklungstendenzen auf diesel11 Gebiet, so m i:ichte ich -anknüpfend bei Aalto - m it Skandinavien begilUlen.
D ie Entwicklung des "N euen Bauens" in den nordischen Landern zeichnet sich aus durch eine besondere Kontinuitat ; Gunnar Asplund meisterte den Ü bergang von einem gepflegten Spatklassizisl11us zu einer im strengsten Sinne funktionellen, sachlichen Architektur. Er hatte das Erbe von Ragnar Ostberg übernol11men, dem Erbauer des Stockholl11er Stadthauses, des letzten 1T1Onumentalen, massiven Ziegelbaues des Abendlandes. Asplunds bedeutendster Schüler und sein eigentlicher Nachfolger wiederum ist Aalto. Von Aaltos Ziegelbauten sei hier nur noch die Pensionskasse in Helsinki erwahnt, wo er für die Verkleidung des Stahlbetonskeletts eine verblüffend neue und überzeugende formale Li:isung fand, deren Auswirkungen in der englischen Architektur von heute, von alIem in den Hochschulbauten, ganz unverkennbar sind. Der langjahrige Mitarbeiter von Asplund, Sigurd Lewerentz, hat dem Ziegelmauerwerk ebenfalIs neue, ungemein starke Wirkungen abgewonnen im Sakralbau. Seine Kirchenbauten und -raume in Bj i:irkhagen und in Klippan sind von einer für unsere Zeit ganz ungew ohnten echten Feierlichkeit, zugleich aber in der Struktur des Mauerwerks, in der Deckenkonstruktion mit den Stahltragern und in der Behandlung der iiber eine groBe Spannweite freitragenden Mauerscheibe aufregend aktuell.
Von den jiingeren schwedischen Architekten hat Peter Celsing in seinen Kirchenbauten, vor alIem in ValIingby, ahnliche Wirkungen erreicht. Wie Lewerentz verwendet er kleinformatige Klinker oder Hartbrandsteine, die in ihrer reichen Farbigkeit gesteigert sind durch sehr dicke Lager- und StoBfugen aus helIel11 Kalkmi:irtel - beinahe schon aIs Kalkbeton m it eingelegten Ziegeln anzusprechen - , eine T echnik, die schon die alten Byzantiner verwendet haben. Man sieht - alIe wirklich bedeutenden und richtungweisenden Ziegelbauten rufen baugeschichtlich Assoziationen hervor. Wichtige Beitrage zm Belebung und Erneuerung des Ziegelbaues liefert Klas Anshelm : die N eubauten der Technischen Hochschule in Lund
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mit ihren schnittigen Pultdachem und vor alIem das Verwaltungsgebaude der Südkraftwerke in Malmo. Mit diesem Bauwerk hat Anshelm durch streng durchgeführte und geprüfte alternative Planungen und Kostenaufstellungen den Nachweis erbracht, daB auch heute noch bei entsprechender Entwurfsbearbeitung der massive Mauerwerksbau mit dem gebrauchlichen Stahlbetonskelett wirtschaftlich konkurrieren kann.
Besonders hervorgetan unter den skandinavischen Landem hat sich in den letzten Jahren Danemark - was die Qualiút der Architektur insgesamt betrifft und vor alIem auch in der pflege des Ziegelbaus. Danemark hatte ia schon in den zwanziger und dreiBiger Jahren bedeutende Ziegelbauten aufzuweisen; ich erinnere nur an die groBen W ohnblocke in Kopenhagen, die Grundtvigskirche und vor alIem den groBartigen Baukomplex der Universitat Aarhus von den Architekten Fisker und Mêiller. Der Dane Jom Utzon hat mit den Kingo-Hausern einen starken Impuls gegeben - nicht nur für die pflege des Sichtmauerwerks im Siedlungsbau, sondem gleichzeitig für die Rehabilitierung und Neubelebung des Ziegeldaches.
Der Erweiterungsbau zu der Flaschenabfüllerei der CarlsbergBrauerei in Kopenhagen (Architekt Markmann) ist ein instruktives Beispiel dafür, welche Moglichkeiten die fortgeschrittene Technik des Ziegelmauerwerks dem Architekten heute bietet. Dieser gewaltige, hochgestufte Mauerwerkskêirper, der an ein Bogenstauwerk erinnert, hat die Aufgabe, die industrielle Anlage zu dem schonen alten Park hin abzuschirmen und ihr gleichzeitig eine repdisentative Schauseite zu geben. Die Aufgliederung der Baumasse, die geschmeidige Modellierung der einzelnen Korper, der dekorative Effekt des Mauerverbandes aus Stromschichten, die gebirgsartige Formation des Terrassenaufbaues - alIes funktionell motiviert und aktiviert fUr die Lichtführung, Raumausnutzung usw.; das sind charakteristische Mittel der Ziegelarchitektur von heute.
Besonders positiv wirken sich die technischen, maBstablichen und atmospharischen Qualitaten des Ziegelmauerwerkes in der englischen Architektur aus. England hat schon von der Romerzeit her eine starke Tradition des Backsteinbaus. Die groBartigen frühen Industriebauten, die Fabriken, Brauereien und Dockbauten gehoren zu den wichtigsten Baudenkmalern vom Anfang unseres industriellen Zeitalters. DaB sie vor einigen Jahren von Architekten wiederentdeckt, ins BewuBtsein der bffentlichkeit gerückt und dadurch zum Teil auch vor dem Abbruch oder Verfall gerettet wurden, ist in unserem Zusammenhang sehr bedeutsam.
Ich mochte zunachst einige neuere Hochschulbauten nennen, in denen der Ziegelbau dank einer besonders intensiven Detaildurcharbeitung und dank einer rigoros durchgehaltenen Einheit des MateriaIs besonders starke Wirkung gewinnt: das Bibliotheksgebaude der iuristischen Fakultat in Oxford, das Caius College in Cambridge und die groBe Studentenwohnanlage "The Lawns" in Hull. Man braucht hier nur einige Details ins Auge zu fassen, die normalerweise heute in Beton oder in Kunststein ausgeführt werden, etwa die Loggienbrüstungen in Hull oder die Freitreppe aus Klinkern in Cambridge, und sie zu vergleichen etwa mit der Betontreppe der Freudenberg-Schule in Zlirich, um die überlegene Farbschonheit und Alterungsbestandigkeit des Ziegels wieder einmal drastisch bestatigt zu finden.
Die aufsehenerregenden progressiven Arbeiten von James Stirling - das Maschineninstitut in Leicester oder das Bibliotheksgebaude in Cambridge - gewinnen eine besondere Note durch die Gegenüberstellung von groBzügiger Industrieverglasung mit der roten Keramikverkleidung der geschlossenen Mauerflachen.
Noch wertvoller aber und, wie ich glaube, zukunftsreicher sind die vielfaltigen Anwendungen des Ziegelmauerwerks in den
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besten englischen W ohnsiedlungen der letzten Jahre. AIs Beispiel sei hier eine Wohnanlage von A. Gowan angeführt, bei der die Aufgliederung der Baumasse, der freie Rhythmus der Fensterêiffnungen mit der maBsúblichen Kraft und dem farbigen Reiz der glatten Ziegelflachen zu einem sehr schonen Einklang gebracht isto Es ist unverkennbár, daB die besten englischen Architekten in dem Bemühen, flir die Behausung der breiten Bevolkerungsschichten iene vielbeschworene humane und zugleich urbane Atmosphare zu schaffen, sich haben inspirieren lassen von den Reihenhaussiedlungen der englischen Industriebezirke aus der "frühkapitalistischen" Ara, die bis vor kurzem noch als die schlimmsten Elendsquartiere verrufen waren, die aber heute schon einen hohen Altertumsreiz haben und ~lle auslandischen Architektenbesucher in Entzücken versetzen. In der unmittelbaren Nachbarschaft solcher alter Hauserzeilen tritt die Qualitat und das Verdienst der neuen englischen Ziegelwohnbauten am deutlichsten zutage.
vielfach erscheint, vor allem bei grêiBeren mehrgeschossigen W ohnanlagen, das Ziegelmauerwerk in wirkungsvollen farbigen Kontrast gesetzt zu den Betonbandern der Fensterstürze, BaIkonbrüstungen oder vorkragenden Deckenplatten. AIs charaktcristisches Beispiel einer besonders starken farbigcn und pIastischen Belebung der Baumasse in dieser Richtung zeige ich eine Partie aus der W ohnanlage Lillington Street, London. Ich personlich halte allerdings die Lêisungen, bei denen die tragenden Horizontalglieder in die Ziegelverblendung einbezogen sind, bei denen also keine Betonstreifen oder -konsolen in Erscheinung treten, im allgemeinen flir noch liberzeugender und kraftvoller.
Z weifellos ha ben die englischen V orstêiBe zu einer neuen Ziegelarchitektur im W ohnungsbau auch in Deutschland einen starken EinfluB ausgeübt. Ich nenne hier die W ohnblocke der neuen Stadt Wulfen (Architekt Marshell) oder die Reihenhaussiedlung in Berlin (Architekt Garski), die vor einigen Jahren mit dem "Deutschen Ziegelpreis" ausgezeichnet wurde.
Fragen wir uns nun - das ist ia mein Thema und das Ziel unserer Tagung -, inwieweit die hier angedeutetenneuenMoglichkeiten der architektonischen Gestaltung das Ergebnis von neuen Techniken des Mauerwerkbaues sind, oder wieweit umgekehrt die neuen Gestaltungstendenzen eine neue Mauerwerkstechnik herbeigeführt oder gefordert haben. Die Wirkungen und Einflüsse sind zweifellos wechselseitig. Entscheidend scheint mir zu sein, daB die frühere Alternative - auf der einen Seite das tragende, durch alle Geschosse durchgehende Mauerwerk des Massivbaus, auf der anderen Seite das mehr oder weniger deutlich gezeigte oder spürbare Traggerippe aus Stahlbeton oder Stahl mit einer leichten, nicht tragenden Ausfachung -, daB diese Alternative hcute nicht mehr zwingend ist und daB in der gestalterischen wie in der strukturellen Auffassung das Baugefüge eher aIs ein System von senkrechten und waagrechten Scheiben gesehen und durchgebildet wird. Die waagrechten Teile in c1em Scheibengefüge, also die Betondecken, die Stürze oder Kragtrager, kann man zum Vorschein bringen oder aber unter der durchgehenden Ziegelverblendung zurücktreten lassen - den Betonsturz über einer breiten Fensteroffnung, die Konsolen unter einem Ziegelerker vermiBt man heute nicht mehr, ahnlich wie man auch im Skelettbau das Traggerippe auBen nicht mehr unbedingt zu zeigen braucht.
Es ist kein Zufall, daB diese nellen Ziegelstrukturen in England besonders gepflegt werden : in den angelsachsischen Landern hat man an dem kleinformatigen Vollziegel festgehalten und speziell die Technik des zweischaligen oder mehrschaligen Mauerwerks mit Luftschichten weiterentwickelt, welche der geschilderten Kombination mit sichtbaren oder unsichtbaren Betontraggliedern besonders entgegenkommt, zumal allch von den MauerschaIen, wenn erforderlich, die innere in Beton ausgeführt sein kalill. Der Trend zur vorgefertigten Scheibe aus
Ziegelmauerwerk liegt auf der gleichen Linie, und so kann auch die Vorfertigung zur Bereicherung der Gestaltungsmoglichkeiten beitragen. Im einzelnen kann ich die konstruktiven Spielarten der neuen Mauerwerkstechnik hier nicht behandeln. Ich mochte vielmehr der Erwartung Ausdruck geben, daB die hoffentlich recht zahlreich hier anwesenden Architekten aus den bautechnischen Errungenschaften und wissenschaftlichen Erkenntnissen, die uns im Laufe der Tagung vorgeführt werden, Anregungen für eine zeitnahe und lebendige Gestaltllng von echten Ziegelbauten gewinnen. Zum SchluB m ochte ich zum Allsgangspunkt zurlickkehren und auf amerikanische Beispiele von neuer Ziegelarchitektur hinweisen, die mir wichtig erscheinen. Der bekannte Architekt Paul Rudolph, dessen aufsehenerregender Neubau für die Architekturfakultat von YaIe - eine typisch " betonistische" Kraftleistung - sich aIs FehIschIag erwies, greift mit seinem Neuball flir die physikalischen Wissenschaften in der T exas
Christian University auf Anregungcn zurlick, die Ph. Johnson bei seinem Institutsbau der MaschinenfakllItat von YaIe schon vor 12 Jahren gegeben hatte. Besonders eindrucksvoll ist das groBe fensterlose Laboratoriul11sgebaude der Cornell-Universi tat - eine im besten Sinn brutalistische Architektur, eine gewaltige Plastik aus Mauerziegeln. Am bezeichnendsten für den nellen Trend in der internationalen Architektur erscheint mir der N euball des Manufacturers Hanover Trust, am unteren Ende von Manhattan in New York gelegen. In seiner strengen Flachigkeit llnd in seiner groBzligigen Vertikalgliederung erümert er an die groBen Backsteinbauten der Vergangenheit - von den assyrischen PaIasten liber die norddeutsche Backsteingotik bis zum Stockholmer Stadthaus -, und hier erscheint wieder das Motiv des gewaltig vortretenden Sockels, eine deutliche Reminiszenz an die Anfange des amerikanischen Hochhauses - eben an das Monadnock Building, das ich eingangs gezeigt habe.
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