Oratorium
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Oratorium
Texte zur Musik
Vorlesung SS 2010
Hunold (Menantes) Hamburg 1704
Brockes, Hamburg 1712
Brockes: Der für die Sünden….[Soliloquium der Tochter Zion anläßlich Jesu Verspottung]
Evangelist: [….] Und endlich führeten sie ihn/Daß sie ihn creutzigten/ zur Schädelstätte hin
Aria Mit dem Chor der gläubigen SeelenTochter Zion. Eilt/ ihr angefochtnen Seelen/Geht aus Achsaphs Mörder=Hölen/Kommt! Chor. Wohin? T.Z. nach Golgatha/Nehmt des Glaubens Tauben=Flügel/Fliegt! Chor. Wohin? T.Z. zum Schädel=Hügel/Eure Wohlfahrt blühet da.Kommt! Chor. Wohin? T.Z. nach Golgatha.
J.S.Bach: Johannespassion, Nr. 24 (Text dieser Nummer: Brockes)
Aria BassoEilt ihr angefochtnen Seele,Geht aus euren Marterhöhlen
Chor: Wohin?Nach Golgatha.Nehmet an des Glaubens Flügel,Flieht
Chor: Wohin?Zum Kreuzeshügel,Eure Wohlfahrt blüht allda.
Lübecker Abendmusik: Einführung ins Land Canaan durch Josua (1712)
Rez. Caleb:Ob Moses gleich hat über uns regiert/So hat er uns doch nicht In das gelobte Land geführt:Und dieser Ruhm bleibt Josua allein.
Rez. Die gläubige Seele:Durch des Gesetzes Werck kann niemand selig seyn: aDenn keiner hält die göttlichen Gebot. bWenn mir der Tod bDie matten Augen bricht/ xSo folg ich/ süßer Jesu/ Dir; cDu bist des Himmels rechte Thür/ cUnd keiner kommt / als nur durch Dich/ hinein. a
Lübecker Abendmusik: Der Irrdische Simson (1713)
Bleiche Sorgen/ bange Klagen/
Ängstlich Fürchten/ Hencker=Plagen
Warten auff uns jederzeit.
Unsre Bande
Gleichen im Gelobten Lande
Selbst Egyptens Dienstbarkeit. Da capo
Lübecker Abendmusik: Der feurige Untergang Sodoms (1721)
Fallet ihr Berge, stürtzet ihr Hügel!
Erde thu den Rachen auff,
Daß mein Lauff
Renn mit gantz verhängetem Zügel,
Zu verändern meine Pein,
Höllen ein.
Lübecker Abendmusik: Der feurige Untergang Sodoms (1721)
Arie des AbrahamRauschet durch den bunten Klee/Ihr Crystallne Anmuths=Quellen!Daß die WellenAn dem Ufer eurer See/ Zitternd auff und nieder schwellen. Rauschet...
(Rez.)Erwünschte Blumen=Pracht!Du grün=gefärbtes Kleid der feuchten
Erden/Wilt Du mir zum Oracul werden/Wie groß die MachtDes Himmels/ Der dich zeugt/ zu
schätzen; So muß dein schöner Schmuck mich so
vielmehr ergetzen.
Hier kann ich ja auff bunten Blättern lesenMit Zieffern von Saphier/ mit Lettern von
Smaragd/ Dein Schöpffer sey mein Schöpffer auch
gewesen. Die Weisse/ die auff den Narcissen blühet/Die Röthe/ die auff Rosen glühet/Zeig’t Gottes Liebes=Gluth/ sein reines
Wesen an/So man bewundern zwar/ doch nicht
begreiffen kan. Wohlan! So schicke dichAus diesem schönen Buch/ aus der Natur
zu fassen:Gott habe MichUnd alles/ was Wir sehen/ werden lassen.Usw.
Ramler: Der Tod Jesu (Anfang)
(„Choral“) Du dessen Augen flossenSo bald sie Zion sahnZur Frevelthat entschlossenSich seinem Falle nahn,Wo ist das THal, die Höhle,Die, Jesu, dich verbirgt?Verfolger seiner Seele,Habt ihr ihn schon erwürgt?
Ramler: Der Tod Jesu (Anfang)(Chor) Sein Odem ist schwach; -Seine Tage sind abgekürzet;Seine Seele ist voll Jammer;Sein Leben ist nahe bei der Hölle.
(Rez. accomp.) Gethsemane!Wen hören deine Palmen hierSo bange, so verlassen klagen?Wer ächzet hier die Seel‘ in tausend Ängsten aus?....Ist das mein Jesus? – Bester aller Menschenkinder,Du zagst? Du zitterst, gleich dem Sünder,Dem die Gerechtigkeit das Todesurtheil fällt? – Ach seht! er sinket hin, der fromme Held.Usw.
Ramler/Graun: Duett Sopran/Tenor
I. Feinde, die ihr mich betrübt,Wisset, daß mein Herz euch liebt;Euch verzeih'n ist meine Rache.
II. Die ihr mich im Unglück schmäht,Hört mein ernstliches Gebet:Daß euch Gott beglückter mache!
I/II. Solche Tugend lernt ein Christ
[…]
Klopstock: Messias
»Sei mir gegrüßt, begnadigter Seraph, Du Friedensbote!Da uns die Stimme Deiner erhabenen Sendung erschallte,Hub sich mein Geist in Jubel empor. Du theurer Messias,Könnt' ich Dich auch holdselig in jener menschlichen
SchönheitWie der Seraph hier sehn! ach, in jener Gestalt der
Erbarmung,Die Du korest, in ihr mein gefallnes Geschlecht zu
versöhnen.Zeige mir, Seraph, die Spur, wo mein Erlöser gewandelt,Mein Erlöser und Freund, ich will ihn nur ferne begleiten!
Klopstock/Romberg: Messias(Aria) Ruhstatt jenes Gebets, wo unser Mittler sein AntlitzAufhub, schwur, er wollte die Kinder Adam's erlösen,Dürfte der erste der Sünder mit Freudenthränen Dich anschaun!(Rez.) Ach, ich war ja vordem Dein erstgeborner Bewohner,Mütterlich Land, o Erde! wie sehn' ich nach Dir mich hinunter!Deine vom Donnerworte des Fluchs zerstörten GefildeWären mir in des Messias Gesellschaft, den jenes TodesLeib umhüllet, welchen ich dort in dem Staube zurückließ,Lieblicher als Dein Gefilde, nach himmlischen Auen erschaffen,O Paradies, verlorner Himmel!«
Swieten/Haydn: Die Jahreszeiten (1801)
Alle: Juhe! Juhe! Der Wein ist da,Die Tonnen sind gefüllt,Nun laßt uns fröhlich sein, Und juhe, juhe, juh!Aus vollem Halse schrein.Männer: Laßt uns trinken!Trinket Brüder!Laßt uns fröhlich sein.Alle: Juhe, juh! Es lebe der Wein!Männer: Es lebe das Land, wo er
uns reift!Es lebe das Faß, das ihn
verwahrt!Es lebe der Krug, woraus er fließt!
Männer: Kommt, ihr Brüder,Füllt die Kannen,Leert die Becher!Laßt uns fröhlich sein!Alle: Heida! Laßt uns fröhlich
sein.Und juhe, juhe, juh!Aus vollem Halse schrein!Weiber: Nun tönen die PfeifenUnd wirbelt die TrommelHier kreischet die Fiedel,Da schnarret die Leier,Und dudelt der Bock.
[Bock= Dudelsack]
Franziska (Fanny) von Hoffnaas,
Gattin von Josef Gabriel Rheinberger
F.v. Hoffnaas/ J.G.Rheinberger: Der Stern von Bethlehem, 1. Satz: „Erwartung“
Die Erde schweigt.Es leuchten die Sterne,Sie grüßen klarAus himmlischer Ferne.Geheimnisvolldurch Palmen es rauschet,in sehnender Wachtdie Erde lauschet.Über Strom und Meer,Über Tal und HöhenMit ahnendem ZugDie Lüfte wehen.
Ob auch verblühtDie Blümlein liegen,Es möchte ihr DuftDie Starre besiegen.Unsichtbar schwebtDurch die nächtliche StundeNach so banger ZeitLichttröstende Kunde! Von oben kommt‘sWie tauender Regen,Tu‘, Erde, dich aufDem himmlischen Segen.
A. Schönberg: Die Jakobsleiter 1917 (Schluß)
Gabriel: Nahst du wieder dem Licht? (Alles gleichzeitig)
Die Flügel zu heilen, die das Dunkel verbrannt?Weiß jedoch geht du stets von hier fort! [sic]Ich kenne deine Leiden und deine zukünftigen Sünden. Kehrst du wieder, so lasse die Klage hinter dirWenn du nicht mehr klagst, bist du nah.Dann ist dein Ich gelöscht -Die Seele (singt auf vorgeschriebene Laute)Hohe Frauenstimmen: Eratme dir Mut und KraftZur schweren PrüfungDie Sünden verblassenSchmerzen befleckenTilge die Sinne… Tilg den Verstand – Löse dich auf!Sprechstimmen: Ein Regenbogen auf ihrem Kleid!Ist Zeichen der Schuld, weil der Gnade […]Bewegung!Erdenjammer!Er muß noch lange wandern!Großes symphonisches ZwischenspielHohe Frauenstimmen und die Seele (singen vorgeschriebene Laute)
Paul Hindemith/Gottfried Benn: Das Unaufhörliche 1931 (Schlußchor)
Die Welten sinken und die Welten steigen
Aus einer Schöpfung stumm und namenlos
Die Götter fügen sich, die Chöre schweigen -:
Ewig im Wandel und im Wandel groß.
Théodore Géricault : Das Floß der Medusa
Henze/Schnabel: Das Floß der Medusa (1968), Fuge der Überlebenden
Die Lebenden: Wir haben kein Gesetz und sterben,
weil Königreiche kein Gewissen haben.Jean-Charles: Dann gebt euch eines, das uns
leben läßt!Die Lebenden: Wir machen ein Gesetz, enterben,
die uns in unsern Untergang gerissen haben. Jean-Charles: Und ruft es aus, daß es die
Königreiche hören. Die Lebenden: Wir sind das Gesetz und werden
nie mehr schweigen.