Papsturkunden in Reggio...

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J2J4(J (1:t? Aus den Nachrichten der K. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen Philo]cg.-hislor. Klasse. 1897. Heft 2. Papsturlüin den in Reggio neu' Emilia. Von P. Kehr. Votgelct in der Situngvöb l. Jürii 1897. Nach dem Abschluß der Arbeiten ; von denen der letzte Bericht meldet, haben Herr Dr. M. Klinkenborg und Herr Dr. 15. Sebia- parcili sie zunächst in Moden und Nonantola fortgesetzt: Riet- über und über seine Arbeiten in Mntu g , Verona-,» BrscM ind Bergamo wird Dr. Klinkenborg seiner Zeit Bericht erstatten. Unterdessen hat sich Dr. $chiapareii.nüh Reggio gewandt und die dortigen Archive durchforscht. Ihm hat hierbei besonders Herr D A n g e 1 o M e ren ti, Professor am biwhoflichen Seminar, ur Seite gcstandefi und ih den Zutritt' > utritt zu den erschiedenen Sammlungen m erittelt' Wir sind diesem Herrn wie dem Di fetoi ds Stäa+arehi's Herrxi Ä 1 b e L o Ca t elan!, dem 0Ar- chivar des Kapitels Monsignor D. 1' ran c es c o & r e g r!, deih bischöflichen Generalvicar Monsigiior . Iuig;i . 0 am a ni, dem Archivar von S. Piospero Canonico 0-lud e tt i, dem Director der Comunlbibliöthek Herfn PW. An. G. Per F i und der FrauGrfin L &o adia Pal az zizu hdzlieheni Danke verpflieliL tet: sie haben die oft gerühmte ita1ienish& 0-astTrndhaftoü Neuem bewiesen. - Ueber, Reggio -hat &thrhaiin keinerki Naöbrichtn gegeben; Weniges bieten Schum (N Archiv 1'145) und Brcßlau (N Archiv III 108) Reichhaltiger sind die Angaben Ka]tenbrunuers (Wiener SB. XCtV 639) und v. Pflugk -Harttungs (Iter S. 78 und S. .775).-. An sie kann sich dieser ergänzende Bericht in der Hauptsache anschließen. 1 Docurnent H I l II I II 011110111111 L.__ 0000005626335 ____

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J2J4(J (1:t?

Aus den Nachrichten der K. Gesellschaft der Wissenschaften zu GöttingenPhilo]cg.-hislor. Klasse. 1897. Heft 2.

Papsturlüin den in Reggio neu' Emilia.

Von

P. Kehr.

Votgelct in der Situngvöb l. Jürii 1897.

Nach dem Abschluß der Arbeiten ; von denen der letzte Berichtmeldet, haben Herr Dr. M. Klinkenborg und Herr Dr. 15. Sebia-parcili sie zunächst in Moden und Nonantola fortgesetzt: Riet-über und über seine Arbeiten in Mntug , Verona-,» BrscM indBergamo wird Dr. Klinkenborg seiner Zeit Bericht erstatten.Unterdessen hat sich Dr. $chiapareii.nüh Reggio gewandt unddie dortigen Archive durchforscht. Ihm hat hierbei besondersHerr D A n g e 1 o M e ren ti, Professor am biwhoflichen Seminar,ur Seite gcstandefi und ih den Zutritt' >utritt ‚ zu den erschiedenen

Sammlungenmerittelt' Wir sind diesem Herrn wie dem Difetoi ds Stäa+arehi's Herrxi Ä 1 b e L o Ca t elan!, dem0Ar-chivar des Kapitels Monsignor D. 1' ran c es c o & r e g r!, deihbischöflichen Generalvicar Monsigiior . Iuig;i .0 am a ni, demArchivar von S. Piospero Canonico 0-lud e tt i, dem Directorder Comunlbibliöthek Herfn PW. An. G. Per F i und derFrauGrfin L &o adia Pal az zizu hdzlieheni Danke verpflieliLtet: sie haben die oft gerühmte ita1ienish& 0-astTrndhaftoüNeuem bewiesen.

- Ueber, Reggio -hat &thrhaiin keinerki Naöbrichtn gegeben;Weniges bieten Schum (N Archiv 1'145) und Brcßlau (N ArchivIII 108) Reichhaltiger sind die Angaben Ka]tenbrunuers (WienerSB. XCtV 639) und v. Pflugk -Harttungs (Iter S. 78 und S. .775).-.An sie kann sich dieser ergänzende Bericht in der Hauptsacheanschließen.

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Docurnent

H I l II I II 011110111111L.__ 0000005626335 ____

24 P. Kehr,

Archivio di stato1).

Das Staatsarchiv ist eine junge Schöpfung; es besteht seitdem 1.. Juli 1892 und setzt sich zusammen aus dein alten, oft be-nutzten Archivio delle opere pie mit den Urkunden deraufgehobenen Klöster und Congregationen; besonders von S. Prosperobeginnend mit 767, und aus dem Archivio comunale. Füruns kam nur das erstere in Betracht; die in ihm vorhandenenPapsturkunden haben Kaltenbrunner und v. Fflugk-Harttung ver-zeichnet. Doch haben sich außer diesen noch zwei Bullen ge-funden, ein Ineditum Paschalis H. sine dat. für den Abt Pacificusvon S. Prospero in einer Copie saec. X11 1) und das Orig. vonCölestin III. 1195 1 14 J-L. 17183.

Arehivio vescovilo.

Zu den von v. Pfiugk - Harttung verzeichneten Urkunden istnachzutragen Urban IH. 1186 XII 2 in Copie saec. XVII, die nacheine Notariatscopie von 1424 (Filza 178: Monastero di S. Apol-lonio e S. Leonardo di Canossa) gemacht ist. Die Bulle ist ge-richtet an den Abt Hermann von Canossa; Herr Prof. l\iereatiwird sie demnächst veröffentlichen 3)

Archivio capitolare.

Außer den von v. Pflugk- llarttung angeführten Urkundenfand sich noch das Orig. von Celestin III. 1192 VIII 8 für dasKloster Marola (cd. Taecoli Mein. stor. die Reggio II 268) undin einer Copie saec. XVI Johann XflI. 967 IV 23 J-L. 3716 fürQuedlinburg.

Archivio de[ capitolo di S. Prospero').

Dieses meines Wissens bisher von deutschen Gelehrten nochnicht besuchte, übrigens nicht unwichtige Archiv (seine Urkundenbeginnen mit 1042) enthält

1) Vgl. Herrn Catelanis Bericht (Relazione solle pratiche fatte per ottenereIn conversione dell' arehivio provinciale in archivio di stato) in den Atti del consiglio provinciale di Reggio nell'Emilia 1892-1893,

2) Da eure ecclesiarum. Die merkwürdige Urkunde wird Herr Prof. Mer-taU publizieren.

3) Qnotiens a nobi g petitur.4) Hier liegt auch eine Cope sace. XVII von St. 3895.

Papsturkunden in Reggio neu 'Emilia. 225

Originale:Alexander III.........J-L. 11659)Lucius III. 1183 VIII 13 J-L. 14907.Cölestin III. 1191 V 28 J.L. _2).

Cölestin III. 1191 VI 10 J.L. 16719.Copien:

Cölestin III. 1193 IV 23 J-L, - 3) Copic saec. XIII.Außerdem Copien saec. XII—XVffl, meist mehrfach, von den

vier oben angeführten Originalen.

Archivio Vonturi.

Ueber den verstorbenen Herrn G. B. V en tu r i, der man-cherlei Urkunden gesammelt hat, hat Holder - Egger (N. ArchivXVII 476) Mittheilung gemacht. Er citirt aus dieser Sammlungeine Bulle Gregors VII. 4) und eine Urkunde Sicards von Cremona.Außerdem befinden sich in dieser Sammlung neben vielen Privat-urkunden meist für Campiola und für das Kloster Marola auch einDiplom Friedrichs .11. für Marola von 1239 August Cremona (Copiesaec. X111) und eine Urkunde des Erzbischof Gerard von Ravennavon 1184 VII 15. Diese Sammlung ist jetzt im Besitz der Tochterdes verstorbenen Herrn Venturi, der Frau Gräfin Palazzi, dieHerrn Sehiaparelli gestattete, jene bisher nur im Auszug bekannteUrkunde Gregors VII.. zu copieren. Ich lasse sie hier abdruckenund erörtere dann zugleich ihre diplomatische und historische Be-deutung.

1) Die Urkunde hat durch Feuchtigkeit sehr gelitten; von der Datirung istnur noch zu erkennen Kai.

2) Effeetum iusta postulantibus. Wird von Herrn Prof. Mercati publiziertwerden.

3) Sicut bene meminimus. Auch diese Urkunde will Herr Prof. Mercati ver-öffentlichen.

4) Zuerst gab von ihr Nachricht G. D. Venturi selbst den Deputarioni distoria patria per ]e provincie Modenesi e Parmensi 1 1883 November 26, vgl. Attie mesnorie delle R. deputazioni Serie III vol. III parte 1 v XXII (Modena 1885).Danach auch bei Angeln F'erretti, Canossa, Studi e ricerche cd. 2 (1884) S. 99und bei Naborre Campanini, Guida di Canossa (1894) S. 186. (Mittheilung vonDr. Schiaparelli.)

'226 i',.. Kehr,

G-regor Vii. nimmt das Kloster . . unter dem Abt Benedietin seinen Schutz, bestätigt ihm generaliter die Besitzungen und ver-leiht ihm das Wahlrecht und die EI xemtion von der bischöflichen Gewalt.

J3ondcno 1077 Februar 11.

Orig. Reggio nett' Emilia Arehivio Veiituri-Palazzi..

Die Urkunde ist auf starkem Pergament geschrieben, vondem leide, das obere rechte Viertel fehlt (und damit auch derName des Klosters für dos die Urkunde ausgestellt ist) ; auchsonst hat es sehr durch Feuchtigkeit gelitten, Seine Breite schwanktzwischen 0,465 m und 0,485 m, die Länge beträgt 0,65 tu. Sieentbehrt der Linien und 'der Pida; die jetzt nicht mehr vorhan-dene Bulle war durch drei .[Jjcher im Pergament befest4it.

Der Text ist in der jüngern Ciwiale geschrieben, wie wir sie‚(zus den Originalen Gregors VII kennen ‚ und zwar von, dem-selben Schreiber, der alsIngrossator unter andern auch in J-L.5044 'und 5160 begegnet. 1n der stattlichen Rota von 9,5 cmDurchmesser steht von derselben Hand, die die andern sichernOriginale Gregors VII. signirte, die Devise des Papstes Mise-rationes --.tnq domine - super omniaopera tua. BeneValete und Komma weisen dieselben Formen auf, die Z. 13. auchin J-L. 4940 (1075 März 7) sich zeigen. Rechts von der Rota,unter dem BY und dem Komma steht in Minus/rel geschrieben

•die Datierung.. Diese Hand ist mir bisher . nicht bekannt ' ge-worden. ‚':

Der Verlust des obern rechten Viertels gestattet leider nichtmit Sicherheit zu sagen, wer der Empfänger war; eine Ergänzungder-Lücken ist ü&erhaupt nur in den forme/haften Theilen derUrkunde möglich. Wir entnehmen sie der Urkunde Gngors VII.

für 'das Kloster S. Maria de Buttrio (J-.L. 5268). Dorsualan-gaben sollen nuch &hiapareili nicht vorhanden sein. Macht dies,wie gesagt, jede Hypothese über de? Empfänger ungewiß, so solldoch erwähnt :werden, daß Meyer von Enonau in den JahAii-chom des. deutschen Reichs unter. Heinrich 1V und V. Rd. II8.. 911, der in den .Nachträgen die Notiz Holder-Egge s benutzt Fiat,an' die Canusina eeclesia selber denkt, d. h. an das Kloster desh. Apolionius, dessen Mönch Donizo war.

Datiert ist die Urkunde durch den Cardinalprebtdr (Jono,den wir als stellvertretenden Dalar bisher nur aus J-L. 5018 vom31. Januar 1077 und aus J-L. 5044 vom 10. August 1077 mirS. Michele in Pisa; Orig. in Pisa) kannten. Jetzt kommt alsdritter Beleg unsre Urkunde vom 11. Februar 1077 hinzu.

Papsturkunden in Reggio neu' Emilia, 227

EineVcrglcichung der beiden von Gono' datierten Originalevon .Reggio und Pisaergibt ferner nicht, wie man erwarten: sollte,Identität der Hand des Datars sondern deren Verschiedenheit.Dieses ist eines der Beispiele welche beweisen, da!) (rote häufigerDatierung durch den Kanzleichef selbst seine oder seines Ver-treters. eigenhändige Belheiligung nicht mehr unbedingtes Erfor-dernis war.-

'GREG-ORJ.VVS seruus: sernorum dei. Dilecto in {Christ]o fihioBenedic[to .....................

suis. quc] successoribus ibidemregulariter promouendis in perpetuuin. Licet offlci nostri b) [sit,quanturn per misericordiam dci possumus, omuium ecelesiarum uti-litatibus prouidere earumque statu] 1 apostolico o) munimine confir-inando fam exterins a perturbatipne defendere quam interius tran-quilhita[tis üestte et recti ordinis stabilitate fuicire, precipuctarnen hiis nostre soI1i.citu]diuis studium et apostolicac tuitionispresidia circumferre debernus, quae pia denotione quorum[cu]nque[fldelium in huius sactae et apostolicae sedis proprietatem o pi-1ttae ac traditae tahto familiarius amplectendae] 1 sunt, quantoin±cr rnernbra uniuersalis matris ecclesiae singularius ac uagisproprie pre ceteris [locurn eoha.erentiae sortiuntur .

...... .efaturn monasterjun), cui tu nostris in abba-tern conseeratus] 1 manibus preesse dinosccris, postulante quidemid comitissa Mathildi in Christo nostra, sc[

................] 1 animae suae et pa-ren'tum suorum beato Pctro et eins apostolicae sedi in propriwnIns obtulit tradid[it atque pereiniter concessit-] unciam auri persoluendam RomacRomane pontiflei aut eins certo legato iiifra octo di[es .•.....................]J presentiauctoritatis nostrac decreto indulgemus concedimus atqu firma-mus Prirnuni quidem ut [in ea qiiae nune est monastica profes-sone et conversatione siib taU stabilitate et firmamento] 1 deinccpspermaneat, ut mdli unquam potestati sectilari nel ecclesi&sticaeid mutäre aut prohib{ere liceat. Deinde statuentes nullum irnp-ratorem uel iegüm ducum niarchionnin comitum a.ntistitum] 1 nul-hirn quacunque dignitate preditum uel quetquam alinm andere de

• ' a) so 'Or,Ii) Sö1i. glaubte offidn nostre zw e,*enszci.e npos(]ia etSöh.d-) ZsTachJ_L, 480.9 geht: die Are,tg'a 47RO wdt& 'et post douni non a]i'undnisi ab apostohca seile soatin,n ]efensioiii.s expeetant. Aber dann bliebediepromuljatio kein Bau'ni. Oder fehlt eine Zeile?

228 P. Kehr,

his quae eidem uenerabiJi I[oco a quibuslibet hominibus de proprioiure iarn donata sunt uel in futurum deo miserante]

1 collata fuerint,

sub cuiuslibet ca•usae occasionisue specie minuere uel aufcrre ets[ive suis usibus applicare nel allis quasi püs de causis pro suaeavarieiae exeusacione] 1 coneedere. Sed cuncta quae ibi sen abipsis bei illius fundatoribus sen a quibuslibet horni[nibus oblatasunt uel offerri contigerit, tam a te quam ab eis qui in tuo officiolocoquc] 1 suecesserint perenni tempore iflibata et sine inquietudinealiqua nolurnus ac decernimus [possideri, fratrum quidern ibi deofamulantium pro eorum sustentatione ac gabernatione]

1 eoneessae)

modisquc omnibus profutura. Item constituimus ut obeunte abbatenon alias ibi quacdnque obrept[ionis astutia ordinetur, nisi quemfratres eiusdem eoenobii communi consensu secundum timorem] 1 deiet regulam sancti Benedicti elegerint ordinandum quidern et con-secrandum ab episcopo, in cuius diocesi m{onästerium est situin

]( Dc ectero nullam sibi amplius inmonasteri irntesta-tem concedentes siue abbatem ad sinodum eo[nuocandi seu mcinaste-rinm uel inhabitantes fratres excornrnicandi aut interdicendi], 1 ucrumsi quid indignum et reprehensibile de eis certe cognouerit, benigneeos de sua emenda[tione commoneat. Quod si eum audire uolue-rint, causam ad audientiam sedis apostolicae referat.]

1 Consecra-

tiones etiam ecelesiarum et ordinationes monachorum siue clerieo.rum spe fato cenob[io pertinentium ab episeopis, in] quorum dio-cesi [sunt, aceipiant, ita tarnen si episeopi canonice ordinati]

1 fuc-

rint et ordinationem gratis facere uo]uerint. Sin autern aliqu.idhorurn obstiterit aut [episeo]pus pro culpa sua a Romano pontificeexcornmunicatus fuerit, abbas curn lieentia et auctori-Itate aposto-lica ad qualemeunquc catholicum episeopum ei placuerit tam prosua quam fratrum et ecelesiarum a[d] se pertinentium eonsecra-tione licenter pergat, ita tarnen ut conseerationem ab co nonnisigratis aceipiat. Deniquc ineoneussa et semper inreuoeahii con-firmatione statuirnus, ut sepe fa[t]urn monasteriurn et abbates einsuel monachi ab omni sceularis seruitii sint infestatione 1 sccuriomniqne grauamine mundane oppressionis remoti in sanetae reh-gionis obseruation[e] seduli atque quieti, nulhi alii nisi:Romanae etapostohieae sedi, euius iuris est, aliqua teneantur oecasione sah-iee[ti], cui etiam per singubos annos, sicut supra seriptum est, Ro-inanam unciam auri in pensione infra oeto dies ante uel post ka-Jendas mali ad presentiam Romani 1 pontificis ueb eins certi !egati

e) a auf Rasur, die sich nach auf zwei weitere Buchstaben erstreckte; dieFonnet weicht hier von &r üblichen Fassung ab, vgl. aber J-L, 5268,

Papsturkunden in lteggio neu' Emilia. 229

Rome persoluere debeant aut ubi papa recipi iusserit. Haec igituromnia quae huius nostri precepti decretique pagina continet, tamtibi quam

1 cunctis qui in co quo es ordine locoque suceesserint

uel eis quorum interesse potuerit, imperpetuum seruanda decerni-mus. Si quis uero regum imperatorwn ducum marchionum co-mitum 1 sacerdotum clericorum iudicum ac secu]arium personarumhanc constitutionis nostrae paginain aguoscens contra eam/) teme-rario ausu uenire temptauerit, potestatis honorisque sui digni-Itat&careat reumque se diuino iudicio [eixistere de perpetrata iniquitatecognoscat et nisi uel g) ea quae ab Hic sunt male ablata restituerituel digna penitentia illicite acta de-fleuerit, a sacratissimo corporeac sanguine dci domini redemptori.s nostri Jesu Christi alie[nus]fiat atque in eterno examine distriete ultionis subiaceat. Cunctisautem 1 eidem loco insta .seruantibus sit pax domini nostri JesuChristi, quatenus et hic fructum bone actionis percipiant et apuddistrictum iudieem premia aeternae pacis inueniant.

R. BV.Datum [in Lan]gubardia in uilla Bundena per manus Cononis car-dinalis presbyteri sanctQ Romane ecclesi9 tum eaneellarii officiemagentis j [a]nno d[ominie] incarnationis millesimo LXX: VI., pon-tificatus uero domni GREGOR11 VII papQ IflI, III id feb.,indio. XV.

B. dep.

f) taut Seit.g) die Stelle ist sehr undeutlich; Seit. glaubte tu selten U[tUeri]nS.

Ich habe nicht die Absicht, hier eine tiefer eindringende Un-tersuchung zur Geschichte Gregors VII. vorzulegen. Aber ichglaube mich nicht der Pflicht entziehen zu dürfen, die Veröffent-lichung dieser Urkunde mit einigen orientirenden Bemerkungen zubegleiten, indem ich auf ihre Bedeutung für die Geschichte desJahres 1077 hinweise. Um gleich das Ergebnis vorwegzunehmen:sie gibt uns nicht nur an sich eine wichtige Aufklärung über diedunkle Geschichte der Zeit unmittelbar nach Canossa, sondern sieergänzt auch diese so gewonnene Kenntnis nicht unerheblich, in-dem sie uns noch eine andere Urkunde richtig beurtheilen undvcrwerthen lehrt.

Wie man weiß, fanden die schicksalsschweren Ereignisse von

230 P. Kelir,

Canossa in den Tagenvorn 25-28. Januar 1077 statt; an -letztermTag kehrte König Heinrich IV. nach Reggio zurück; am 17. Fe-bruar ist er dann in Piacenza nachweisbar, von wo er sich. nachVerona begab. Was aber that G:regor? » Leider ist -gerade ausdem nachfolgenden Monat, dem . Februar, nur sehr wenig über dieThätigkeit des Papstes bekannt", klagt Meyer von Knonau (Jahr-bücher des deutschen Reichs unter Heinrich TV. und V. Ed. IIS..773). In der That besaßen wir bisher aus dieser Zeit nur eineübrigens nur abschriftlicii erhaltene Urkunde vom 31. Januar 1077(J-L. 5018, gedr. v. Pflugk- Harttung Acta Bd 1 49 Nr. 51) mitder Datierung

- Datum in Longobardia per nw-nus Cononis eo.t-dinalis pres-biteri sanctae <sedi-s> i?onanae ?eclesiae et tune eaneeiiarii offi--eiunz supientis, anno dorninicac inearnationi.s miliesimo LXXVII, -pontifleat-us uero do,ni Gregorii VII papae quarto, pridic kai. februa-rii, indietione XV.Die Angabe in Longobardia ist wohl unvollständig: es fehlt

der. Ort, den der Kopist wohl aus Versehen oder vielleicht weiler den fremden Namen nicht lesen konnte, ausließ; doch kannkein Zweifel sein, daß entweder an Canossa oder an eines derCastelle in der Nähe, etwa an Biandllo, worüber nachher, gedachtwerden muß. -

Es gibt dann noch eine Nachricht, die neuerdings fast allge-mein als unglaubwürdig abgelehnt worden ist. Donizo, der Bio-graph der großen. Gräfin Mathilde (II v. 125 sq.), erzählt, daß derKönig am 6. Tag nach Canossa, d. i. am 3. Februar, noch einmalmit Gregor und Mathilde in Bianello zusammengetroffen und ihmeinen Tag in Mantua vorgeschlagen habe. Die Absicht des Königssei gewesen, sich dabei des Papstes zu bemächtigen; aber Mathilde,die den bösen Plan rechtzeitig erfahren, habe den Anschlag imletzten Augenblicke verhindert: Bianllo - )

ist eines der Quattro ca-

stdlli -am Fuße des Gebirges, etwa 12 Kilometer südwestlich vonReggio.. Diese Erzählung hat Giesebrecht (Gesch: der KaiserzeitBd. 111 S. 423. 1144) in seiner eklektischen Weise -halb angehomen,halb verworfen; er läßt mit einigen &denken freilich wenigstensdie äußern Angaben, die -Thatsache einer Zusammeiikuiift in Bia-nel]o gelten. - Dagegen meint nach dem Vorgange rädicalerer Kri-tiker Meyer von Knonan Bd. II S. 766 Anrn,, daß es wohl am piak-tischsten sei, :die Behauptung Donizos völlig zu verwerfn. „Dennes ist nicht einzusehen, •wie Gregor VII. und -Mathilde, welche dieauch nach dem 28. Januar fortdauernde Unversöhnlichkeit-, diehaßerfüllte Gesinnung der Lombardischen Bischöfe - kennen mußten

Papsturkunden in Reggio ccli' Emilla. 231

und bei der Nachbarschaft von Reggio die geradezu noch gestei-gerte zornige Stimmung der dort Versammelten wohl vernehmenkonnten, es für gerathen gehalten hätten, schon sechs Tage nach-her den sichern Zufluchtsort zu verlassen, sich in die Nähe vonReggio zu begeben, wo allerdings Nachstellungen weit eher zubefürchten gewesen wären". Auch die .Jaff6'schen Regesten habenvon der Erzählung des Mönches von Canossa keine Notiz genom-men. So viel ich sehe, ist unter den Neuern nur HoMer - Egger(N. Archiv Ed. XIX 553 Anm. 3) mit Entschiedenheit für Donizeeingetreten.

Unsre Urkunde ergibt nun, daß Gregor am 11. Februar in dervilla Bundena sich aufgehalten hat, einem Ort, den Holder-EggerN. Archiv XVII 475 Anm.) nicht mit Sicherheit deuten zu könnenbekannte; er erinnerte an ein Bondeno bei Ferrara und an einenOrt gleichen Namens bei Gonzaga. Aber es ist offenbar der letz-tere gemeint, in den Urkunden der Mathilde bald bloß Bondeno,bald Bondeno Arduini, bald Bondeno de Roncore genannt, vondem wir jetzt durch A. Overmanns Buch (Gräfin Mathilde vonTuseien 1895 passim) Genaueres wissen: hier ist auch die großeGräfin gestorben.

Aus einem angeblichen Original im Kapitelarchiv zu Tortonahat jüngst v. Pflugk-Hamttung Acta Ed. .11 137 Nr. 170 eine Ur-kunde Gregors vii:. für das Kloster S. Maria de Buttrio (J-L.5268) wiederholt, die er aber aus verschiedenen Gründen verworfenhat; er bezeichnet sie sogar als „absolute Fälschung, für die keineoder nur eine ungenügende Vorlage Gregors VII.. zu Hülfe ge-nommen wurde". In der That weist die Urkunde manche Beson-derheiten auf. Die Arenga Licet officii nostri war bisher nur nochin einer zweiten Urkunde Gregors J-L. 4899 (gedr. v. Pflugk-Harttung Acta Ed. II 124 Nr. 160) nachweisbar, übrigens miterheblichen Varianten. Weiter erschienen dem Herausgeber dieBestimmungen des Textes unhaltbar; er glaubte darin innereWidersprüche und spätere Verhältnisse zu entdecken. Auch diezweimalige Wiederholung der Abgabe nach Rom erweist sich[als]so ungewöhnlich wie die Formel, in der sie gegeben « . Vor allemaber sind die Datumangaben viiffig in . Tinordnnng. -Die Formellautet nämlich: Datum in castro Bibiandllo C) manum Petri sancteRomane ceciesic cancellarii, VIII. idus februarii, inclictione III, in-carnationis dorninice anno iniliesimo octogesimo quarto, pontificatusautem d.omni &regorii VII pape Xliii.

In der That unmögliche Angaben In Bianeio (denn dies istBibianeilum) ist Gregor VH. überhaupt nur in der ersten kläffte

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232 P. Kehr,

des Jahres 1077 gewesen ; in diesem Jahre aber läuft die IndictioXV und das Pontificatsjahr IV; während 1084 Indietio VII undPontifieatsjahr XI—X1I entsprechen.

Trotz dieser schweren Gebrechen, zu denen noch die bedenk-lieben, auf Benutzung jüngerer Papstprivilegien weisenden äußernMerkmale der die originalen Merkmale wiedergebenden oder wie-dergeben wollenden Kopie hinzukommen, ist v. Pflugk-Harttungskritisches Verdiet unberechtigt. Sein Irrtum ist ein neues Beispielvoreiliger Verwerfung auf anomale innere Merkmale hin. UnsreUrkunde von Reggio rettet sie. Denn diese stimmt fast wörtlichmit jener angeblichen Fälschung überein; dieselbe Arenga, fastdie gleichen Bestimmungen über das Verhältnis des Klosters zuRom und zum Diözesanbischof, selbst die zweimalige Wiederholungder Abgabe an Rom kehren in dem Privileg von Reggio wieder.An eine Fälschung, wenigstens an eine absolute Fälschung" desPrivilegs von Tortona ist unter solchen Umständen natürlich nichtmehr zu denken; der größte Theil desselben wird vielmehr durchdie Uebereinstimmung mit der Urkunde von Reggio verbürgt undgesichert. Diese Uebereinstimmung ist so groß, daß mit demTortoneser Privileg die Lücken des Reginer ergänzt und dieschlechten Stellen der Urkunde von Tortona mit unserm Privilegverbessert werden können. Sie geht so weit, daß kaum ein Zweifeldarüber sein kann, daß beide Urkunden ziemlich gleichzeitig aus-gestellt sein müssen. Dann aber erscheint auch die Datierungin einem andern Licht. Sie ist wie gesagt völlige zerrüttet; dieJahresmerkmale sind sämtlich falsch %die Stellung der Elementeirregulär, auch der Titel des Datars bedenklich; immer aber sindeinige echte Elemente in ihr noch deutlich: nichts ist gegen dieTages- und Ortsangabe Viii. idus februarii in castro Bihianefloeinzuwenden, vorausgesetzt, daß man sie auf das Jahr 1077bezieht.

Wir haben so für das Itinerar Gregors VII. im Februar 1077zwei neue Stationen gewonnen: Bianello Februar 8 und BondenoFebruar 11. Und verfolgt man diesen Weg auf der Karte, soist eine Bewegung Gregors in die Lombardei und zwar in derRichtung auf Mantua evident. Schon einen Tag später konnte

1) Mau könnte an eine Vertauschung des Pontificatsjahrs mit der Jndietiondenken (also a. III und md. XLIII), aber dies wurde auf 1076 führen. Ich binnoch nicht im Stande, alle diese Zweifel zu lösen, wie dies erst möglich seinwird, wenn alle Urkunden Gregors VII. gesimmelt und kritisch gesichtet vor-liegen werden.

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Papsturkunden in Rcggio neu' Emilia. 233

der Papst in Mantua sein. Nicht mehr also wird man sagendürfen, daß Gregor sich in jenen kritischen Tagen nicht unter„die lombardischen Stiere" gewagt habe. Und da Niemand glaubenwird, daß er einen Vergnügungsritt nach dem Po gemacht habe,so wird Donizos Bericht, soweit es sich um die äußern Ereignissehandelt, hinfort nicht mehr verworfen werden dürfen: weder ander Zusammenkunft in Bianello am 3. Februar, noch an dem zuMitte des Monats geplanten, aber zuletzt noch vereitelten Tag inMantua wird ein Zweifel mehr erlaubt sein.

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