Partizipation von Praxispartnern: Wer repr äsentiert...

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Jahr

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Partizipation von Praxispartnern: Partizipation von Praxispartnern:

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Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Brandenburg Berlin

gefördert vom

Präsentation beim Workshop Partizipationsforschung und Partizipations-

verfahren in der sozialwissenschaftlichen Klimafolgenforschung

Müncheberg, 26.4.2012

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Ziele und Methodik von INKA BB

� Initiierung und Unterstützung der pro-aktiven Klimaanpassung in den Bereichen Landnutzung und Wassermanagement

Aktionsforschung und Transdisziplinarität

� Trennung zwischen Wissensproduktion und Anwendung soll überwunden werden (Gibbons et al. 2004)

� daher: Einbindung der Praxisakteure in den Forschungsprozess

� Forschung will direkt in die Praxis eingreifen und die Wirklichkeit verändern bzw. mitgestalten (Knierim/Hirte 2011)

� Partizipation als Praxisintegration (Walk 2007)

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Andere Sichtweise

� Theoretische Ausgangspunkte:� Klimaanpassung als politischer Prozess � Gerechtigkeitsaspekte, demokratische Legitimation von Entscheidungen (Brunnengräber et al. 2008)

� Akteursgruppen sind nicht homogen, sondern von Macht- und Ungleichheitsstrukturen geprägt

� Folgen für die Wissensproduktion

� Transdisziplinarität als Demokratisierung der Wissensproduktion

� Fragen:� Wer produziert das Wissen?

� Wer ist bei der Wissensproduktion (noch immer) ausgeschlossen?

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Fragestellung

� Welche Akteure haben überhaupt die Möglichkeit, an Anpassungsprozessen zu partizipieren?

� Wer nimmt diese Möglichkeit tatsächlich in Anspruch?

� Welche Interessen werden dabei verfolgt?

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Landwirtschaft in Brandenburg

� 5566 landwirtschaftliche Betriebe, davon 690 Ökobetriebe (≈ 12,5 %)

� Zweitgrößte Öko-Anbaufläche (≈ 10,5 %)

� Durchschnittliche Flächenausstattung je Betrieb: 237 ha

� „asymmetrische Flächenverteilung“

� „eklatante Strukturunterschiede“ zwischen kleinen (Nebenerwerbs-) Betrieben und Großbetrieben (als juristische Personen)

� Ca. 36.500 Beschäftigte in der Landwirtschaft

Quellen: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Hirte 2001, Klüter 2011, Vogel 2011

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Landwirtschaftliche Teilprojekte in INKA BB

� Integrierter Landbau (3 Teilprojekte)� Sortenprüfungen,

� Bodenbearbeitung, Multi-Cropping,

� effiziente Bewässerung

� Ökologischer Landbau (1 Teilprojekt)

� Tierhaltung und Nutzung grundwasserbeeinflusster Böden (2 Teilprojekte)� Anpassung von Weidenutzungssystemen (Mutterkuhhaltung)

� nachhaltige Grünlandbewirtschaftung von z.B. Mooren

Foto: Ralf Bloch, ZALF

Foto: Eva Foos, HU Berlin

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Größenstruktur der landwirtschaftlichen Betriebe

INKA BB (N=35)

Durchschnitt: 1154 ha

Brandenburg (N=5566)

Durchschnitt: 238 ha

BRD (N=299.100)

Durchschnitt: 56 ha

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

9%

73%

95%

9%13%

2%

26%

8%1%

57%

6%1%

unter 200 ha 200 bis unter 500 ha

500 bis unter 1000 ha 1000 ha und mehr

Größenklassen

Pro

ze

nt

de

r B

etr

ieb

e

Quellen:

Landwirtschaftliche

Teilprojekte;

Eig. Erhebung;

Amt für Statistik Berlin-

Brandenburg;

Statistisches Bundesamt

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INKA BB

(N=36)

Land Brandenburg

(2010)

(N=5566)

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

2%

24%

24%

18%

72%

58%

Einzelunternehmen Personengemeinschaften, -gesellschaften

Juristische Personen

Anteil der Betriebe an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche

Größenstruktur im Vergleich: Flächenanteile der Rechtsformen

Quellen:

Landwirtschaftliche

Teilprojekte;

Eig. Erhebung;

Amt für Statistik

Berlin-Brandenburg

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Betriebsleiter: Ausbildung und Geschlecht

0,0%

15,4%

2,6%

43,6%

27,7%24,8%

14,3%

33,2%

0%5%

10%15%20%25%30%35%40%45%50%

keine Ausbildung Lehre und

Landwirtschaftsschule

Meister und höhere

Schulen

Studium

INKA BB

(n=24)

BB (2010)

19,9%1100 von 5566Betriebsleiterinnen in Brandenburg

2,6%1 von 39Betriebsleiterinnen in INKA BB

19,9%1100 von 5566Betriebsleiterinnen in Brandenburg

2,6%1 von 39Betriebsleiterinnen in INKA BB

Quellen:

Landwirtschaftliche

Teilprojekte;

Amt für Statistik

Berlin-Brandenburg

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Zusammenfassung: Zusammensetzung der Praxispartner

� Größenstruktur: Dominanz großer und sehr großer Betriebe sowie juristischer Personen

� Unterrepräsentation kleiner Betriebe sowie Einzelunternehmen

� Ökologischer Landbau angemessen repräsentiert

� Überdurchschnittlich hoher Ausbildungsgrad der Betriebsleiter

� Deutliche Unterrepräsentation von Frauen

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Wie kamen die Kontakte zu Praxispartnern zustande?

Kontakt über Dritte

(Verbände)

n=7

21%

Betrieb w urde

angefragt auf Basis

bereits bestehender

Kontakte

n=13

40%Betrieb ging aus eigener

Initiative auf INKA BB zu

n=6

18%

direkte Ansprache der

Betriebe durch

Wissenschaftler

n=7

21%

Quelle:

Landwirtschaftliche

Teilprojekte

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Ökonomische Implikationen der Partizipation

Betrieb bringt

Eigenmittel ein und

kriegt Geld

n=11

33%

Betrieb bringt

Eigenmittel ein und

kriegt kein Geld

n=13

40%

Betrieb bringt keine

Eigenmittel ein

n=9

27%

Quelle:

Landwirtschaftliche

Teilprojekte

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Zusammenfassung: Auswahl der Praxispartner und Motivation zur Partizipation

� Bereits bestehende Netzwerke sind von großer Bedeutung für die Auswahl der Praxispartner

� Partizipation ist in der Regel mit Mehraufwand bzw. Ressourcen verbunden (Geld, Fläche, Arbeitskraft)

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Thesen

� Technologien sind nicht neutral, sondern kontextabhängig � Wissensproduktion ist (auch) abhängig von Betriebsstruktur sowie Status, Interesse etc. der Beteiligten (vgl. Weltagrarbericht)

� Übertragbarkeit von Anpassungsstrategien ist nicht zwangsläufig gegeben

� Bewertung der großen Bedeutung bereits bestehender Netzwerke� Erfolgversprechend hinsichtlich Akzeptanz, Kommunikation, Umsetzung und Verstetigung

� Aber: gezielte Berücksichtigung anderer (Interessens-)Gruppen könnte einen Einfluss auf die Problemstellung und Lösungsentwicklung haben

� Ökonomische Kosten können von Partizipation ausschließen �(finanzielle) Unterstützung der Praxispartner sollte stärker als Möglichkeit in Betracht gezogen werden

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Offene Fragen

a) Auswahl der Praxispartner: Welche Kriterien sind sinnvoll?� Rein „fachlich“? � Statistische Repräsentation?� Förderung der stärksten und innovativsten Betriebe?� Förderung der schwächsten und marginalisierten Betriebe?

� Inwiefern ist der in INKA BB verfolgte Ansatz, starke und an Innovationen interessierte Betriebe zu beteiligen, mit einem transformatorischen Anspruch vereinbar?

b) Bereitschaft zur Partizipation: � Wer ist überhaupt bereit zu partizipieren? Wovon hängt das Interesse ab?

� Wie kann die Motivation zur Teilnahme an transdisziplinären Projekten gefördert werden?

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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

Kontakt:

[email protected]

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Literatur:Brunnengräber, Achim, Kristina Dietz, Bernd Hirschl, Heike Walk, und Melanie Weber. 2008. Das Klima neu denken. Eine

sozial-ökologische Perspektive auf die lokale, nationale und internationale Klimapolitik. Münster: Westfälisches Dampfboot.

Gibbons, Michael, Helga Nowotny, und Camille Limoges. 1994. The New Production of Knowledge: The Dynamics of Science and Research in Contemporary Societies. London: Sage.

Hirte, Katrin. 2001. Verkannte Konflikte. Wie ist es zu den heutigen Betriebsstrukturen in den Neuen Bundesländern gekommen? In Der Kritische Agrarbericht 2001, Hrsg. AgrarBündnis e.V., 75-84. Rheda-Wiedenbrück: ABL Bauernblatt Verlag.

Klüter, Helmut. 2011. Zur Entwicklung der Landwirtschaft in Brandenburg. In Umbrüche auf märkischem Sand. Brandenburgs Landwirtschaft im Wandel der Zeit - Entwicklungen, Risiken, Perspektiven, Hrsg. Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag, 55-64. München: oekom.

Knierim, Andrea, und Katrin Hirte. 2011. Aktionsforschung - ein Weg zum Design institutioneller Neuerungen zur regionalen Anpassung an den Klimawandel. In Anpassung an den Klimawandel - regional umsetzen! Ansätze zur Climate Adaption Governance unter der Lupe, Hrsg. Birte Frommer, Frank Buchholz und Hans R. Böhm, 156-174. München: oekom.

Nowotny, Helga. 1999. The Need for Socially Robust Knowledge. TA-Datenbank-Nachrichten 3/4 (8): 12-16.Vogel, Axel. 2011. Der Brandenburger Weg. Brandenburgs Landwirtschaft - Entwicklungen, Fehlentwicklungen,

Perspektiven. In Umbrüche auf märkischem Sand. Brandenburgs Landwirtschaft im Wandel der Zeit - Entwicklungen, Risiken, Perspektiven, Hrsg. Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag, 8-16. München: oekom.

Walk, Heike. 2007. Partizipation in der Sozial-ökologischen Forschung - Ergebnisse der Querschnittsarbeitsgruppe Partizipation. In Partizipation und Nachhaltigkeit. Vom Leitbild zur Umsetzung, Hrsg. Helga Jonuschat et al., 13-27. München: oekom.

Statistiken:Amt für Statistik Berlin-Brandenburg: Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2010. http://www.statistik-berlin.deLandwirtschaftliche Teilprojekte: Erhebung und Übermittlung der Daten durch Ralf Bloch, Janna Sayer, Anja Nährig, Evelyn

Wallor, Hilde KlaussStatistisches Bundesamt: Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2010. http://www.destatis.de